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ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
Konjunktur IDie neoklassische SyntheseProf. Dr. Kai CarstensenLMU und Ifo Institut
ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München
Rückblick: klassische und neoklassiche Theorien
• Klassiker: Adam Smith, Jean B. Say, David Ricardo, John Stuart Mill– langfristige, eher makroökonomische Betrachtungsweise– Frage: Verteilung der gesamtwirtschaftlichen Überschüsse– Harmonieprinzip („unsichtbare Hand“)– kaum Platz für den Staat
• Neoklassiker: Léon Walras, Alfred Marshall, Irving Fisher, Vilfredo Pareto, Knut Wicksell, Arthur Pigou– Marginalismus (Grenznutzen, -ertrag etc)– mikroökonomische Betrachtungsweise, einzelwirtschaftliches
Optimierungskalkül– Frage: Allokation knapper Ressourcen– preisgeräumte Märkte: Preise und Löhne flexibel– Unterbeschäftigung ist nicht „vorgesehen“– Angebotsseite determiniert Produktion und Nachfrage (Saysches
Theorem)• Konjunktur nicht Gegenstand der Untersuchung
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Keynes und die Weltwirtschaftskrise
• Theorie der Gesamtnachfrage• Anlass: Weltwirtschaftskrise• Beginn der keynesianischen Konjunkturtheorie (Keynes,
1936)• Fragen:
– Wie schwanken die gesamtwirtschaftlichen Größen um ihren Wachstumspfad?
– Warum?– Speziell: Was führt zu Unterbeschäftigung?– Kann und soll der Staat stabilisierend eingreifen?
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Keynesianische Theorie
• Frage: Beschäftigungsproblem• makroökonomische Betrachtungsweise• kurzfristig feste Preise und Löhne• Nachfrage determiniert Angebot• Märkte inhärent instabil• Staatliche Stabilisierungspolitik sinnvoll/notwendig• Keynes ursprünglich: Ungleichgewichte• Neoklassische Synthese:
– Keynes + Neoklassik– Gleichgewichte auf unvollkommenen Märkten– IS/LM/AS/AD-Modell
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Übersicht IS/LM/AS/AD-Modell
• Gütermarkt bei kurzfristig festen Preisen– IS-Kurve (Investitionen = Sparen)
• Geldmarkt bei kurzfristig festen Preisen– LM-Kurve (Liquiditätsbedarf = Money/Geldangebot)
• Erweiterung: flexible Preise – Gesamtnachfrage (AD-Kurve)– Gesamtangebot (AS-Kurve, Phillips-Kurve)
• Mankiw, Makroökonomik, 5. Auflage, Teil IV
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1. Die IS-Kurve(a) Das Keynesianische Kreuz
• Geplante Ausgaben: E = C + I + G• Konsum: C = C(Y-T)• Investitionen: I = exogen• Staatsausgaben: G = exogen • Steuern: T = exogen
• marginale Konsumquote: MPC = dC/dY(Wie viele Cent eines zusätzlichen Euros an Einkommen werden für den Konsum eingeplant?)
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1. Die IS-Kurve(b) Gleichgewicht im Keynesianischen Kreuz
• Gleichgewicht:– tatsächliche Ausgaben (Produktion) = geplante Ausgaben
• Ungeplanter Lageraufbau– tatsächliche Ausgaben (Produktion) > geplante Ausgaben
• Ungeplanter Lagerabbau– tatsächliche Ausgaben (Produktion) < geplante Ausgaben
• Produktion – geplante Ausgaben = Lagerinvestitionen
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1. Die IS-Kurve(c) Staatsausgabenmultiplikator
• Was passiert, wenn der Staat seine exogenen Ausgaben um ΔG erhöht?– E1 = C(Y1-T) + I + G1– E2 = C(Y2-T) + I + G1 + ΔG – Wie groß ist das neue GG-Einkommen Y2 ?
• Schritt 1: ΔY1 = ΔG• Schritt 2: ΔY2 = MPC × ΔY1 = MPC × ΔG• Schritt 3: ΔY3 = MPC × ΔY2 = MPC² × ΔG• Schritt 4: ΔY4 = MPC × ΔY3 = MPC³ × ΔG etc.
• Insgesamt: ΔY = ΔG × (1 + MPC + MPC² + MPC³ + ...)• dY/dG = (1 + MPC + MPC² + MPC³ + ...) = 1/(1-MPC)• Bsp.: MPC = 0.9 → dY/dG = 1/(1-0.9) = 10 !!!
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1. Die IS-Kurve(c) Staatsausgabenmultiplikator
• Direkte Herleitung: totales Differential
0 0
( )( )
(1 )/ 1/(1 )
MPC
Y C Y T I GC Y TdY dY dT dI dG
Y
MPC dY dGMPC dY dG
dY dG MPC
= ==
= − + +
⎛ ⎞∂ −= − + +⎜ ⎟∂ ⎝ ⎠
= × +− =
= −
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1. Die IS-Kurve(d) Zinsabhängige Investitionen und Gütermarktgleichgewicht
• Zinssatz r ist Maß für die Investitionskosten– Kreditaufnahme zum Satz r– Alternativanlage in Staatspapiere zum Satz r
• geplante Ausgaben:– E = C(Y-T) + I(r) + G
• Warum „IS“-Kurve?– Sparen = Output – Konsum → S = Y – C – G – Investitionen = Output – Konsum → I = Y – C – G – Folglich gilt immer (ex post): I = S– Auf der IS-Kurve entspricht dagegen auch die geplante Ersparnis den
geplanten Investitionen (Gleichgewicht auf dem Gütermarkt).
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Staatsausgaben:Verschiebung der IS-Kurve
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2. Die LM-Kurve(a) Liquiditätspräferenztheorie
• Theorie zur kurzfristigen Bestimmung des Zinssatzes• Geldangebot
– nominales Geldangebot MS ist konstant und wird durch die Zentralbank kontrolliert
– Preisniveau ist konstant– reales Geldangebot=Realkasse (M/P)S konstant/exogen
• Geldnachfrage– Marktteilnehmer können zwischen Geld und risikolosen Wertpapieren
(Staatspapieren) wählen– Sie haben eine Präferenz für Liquidität– WP bringen Zinsertrag = Opportunitätskosten der Geldhaltung– (M/P)D = L(r)
• Gleichgewicht– Zinssatz zu dem Angebot = Nachfrage
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Zinssatz zu hoch: Überschussnachfrage nach Wertpapieren → Kurse steigen →Zinssatz sinkt
Unterschussnachfrage nach Wertpapieren → Kurse sinken→ Zinssatz steigt
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2. Die LM-Kurve(b) Verringerung des Geldangebots auf dem Markt für Realkasse
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2. Die LM-Kurve(c) Einkommen und Geldnachfrage
• Geldnachfrage nicht nur zins-, sondern auch einkommensabhängig– Je mehr Einkommen, desto mehr Ausgaben (Transaktionen)– Je mehr Ausgaben, desto mehr Transaktionskasse– (M/P)D = L(r,Y)
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2. Die LM-Kurve(d) Verringerung des Geldangebots und LM-Kurve
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3. Das kurzfristige Gleichgewicht(a) Modellgleichungen
• IS/LM-Modell:Y = C(Y-T) + I(r) + G IS-KurveM/P = L(Y,r) LM-Kurve
• Zwei endogene Größen: Y und r• Exogene Größen: T, G, M• Kurzfristig feste Größe: P
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3. Das kurzfristige Gleichgewicht(b) Erhöhung der Staatsausgaben
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4. Gesamtangebot und Gesamtnachfage (AS/AD)(a) Übersicht
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4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(b) Gesamtnachfrage im IS/LM-Modell
• IS/LM-Modell kann als Nachfragemodell bei gegebenen Preisen interpretiert werden.
• Preisänderungen lassen sich durch Verschiebung der LM-Kurve darstellen
• Wirkung einer allgemeinen Preissteigerung– Realkasse sinkt, Zinsen steigen, Investitionen gehen zurück,
Einkommen (=Nachfrage) sinkt– negativer Zusammenhang zwischen Preisniveau und Nachfrage
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4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(c) Wirkung von Geld- und Fiskalpolitik bei festen Preisen
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• Kurzfristig – sind die Preise fest– ist das Güterangebot vollkommen elastisch– bestimmt die Nachfrage Output und Beschäftigung– kann Unterbeschäftigung auftreten– „keynesianisches“ Modell:
Y = C(Y-T) + I(r) + G IS-KurveM/P = L(Y,r) LM-KurveP = P1 feste Preise
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(d) Gesamtmodell (AS/AD)
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• Langfristig– sind die Preise flexibel– determinieren die Angebotsbedingungen Output und
Beschäftigung („natürliches Outputniveau“)– kann Unterbeschäftigung nicht auftreten
Y = C(Y-T) + I(r) + G IS-KurveM/P = L(Y,r) LM-KurveY = Ynat natürliches Outputniveau
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(d) Gesamtmodell (AS/AD)
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• Langfristig: Y = Ynat (natürliches Outputniveau)
• Kurzfristig gibt es Abweichungen, weil (Preis-) Erwartungsirrtümer auftreten:Y = Ynat + α (P - Pe), α > 0
• Erklärungsmodelle– Lohnstarrheit– unvollkommene Information– Preisstarrheit
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(e) Modelle des Gesamtangebots
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• Nominallöhne passen sich oft nur zögerlich an– Tarifverträge (Laufzeit i.d.R. über 1 Jahr)– implizite Kontrakte– soziale Normen, Fairness
• hier: Modell der Nominallohnsetzung– Tarifparteien einigen sich auf angestrebten Reallohn ω– Um einen Nominallohn festlegen zu können, der dem
angestrebten Reallohn entspricht, bilden sie Preiserwartungen Pe
– Ergebnis: Nominallohn W = ω × Pe
– tatsächlicher Reallohn: W/P = ω × (Pe / P)
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(f) Lohnstarrheit
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• tatsächlicher Reallohn: W/P = ω × (Pe / P)– Pe = P: W/P = ω– Pe < P: W/P < ω– Pe > P: W/P > ω
• Arbeitsnachfrage: L = Ld (W/P)• Produktionsfunktion: Y = F(L)• kein Kapital, da kurzfristige Betrachtung!
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(f) Lohnstarrheit
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• Es gibt viele Konsumenten-Produzenten– jeder produziert ein Gut Yi und verkauft es zum Preis Pi– jeder konsumiert alle Güter, kennt aber die Preise der anderen
Güter nicht (genau)• Die Nachfrage nach Gut i wird durch den Relativpreis Pi/P
determiniert, wobei P das allgemeine Preisniveau ist• Yi = Yi,nat + a (Pi – Pe)• Steigt nun Pi, so weiß Produzent i nicht, ob es sich um
eine allgemeine Preissteigerung handelt oder um einenRelativpreisanstieg, da er P nicht beobachtet.– allgemeine Preissteigerung: keine Outputänderung– Relativpreisanstieg: höherer Arbeitseinsatz, höhere Produktion
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(g) Unvollkommene Information
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4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(g) Unvollkommene Information
• Da Produzent i nicht zwischen einer allgemeinen Preissteigerung und einem Relativpreisanstieg unterscheiden kann, wird er bei rationalerErwartungsbildung einen Mittelweg wählen:– einen Teil der Preissteigerung für Gut i führt er auf eine allgemeine
Preissteigerung zurück– den anderen Teil der Preissteigerung für Gut i führt er auf einen
Relativpreisanstieg zurück• Folglich wird er mehr produzieren: Yi steigt• Da alle Produzenten das gleiche Kalkül verwenden, steigt der Output
aller Güter und damit der Gesamtoutput – selbst wenn es nur eineallgemeine Preissteigerung gibt!
1 1 1,
enat
ei i nat in n n
i i i
Y Y P P
Y Y P Pα
−
⎛ ⎞= + −⎜ ⎟
⎝ ⎠∑ ∑ ∑
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• Gründe für Preisstarrheit– langfristige nominale Kontrakte– Abnehmer sollen nicht durch häufige Preisanpassungen verärgert
werden– Preisänderungen verursachen direkte Kosten (“menu costs”,
Drucken von Preislisten)
• Analyserahmen von Preisrigidität– nicht bei vollkommener Konkurrenz möglich– daher: monopolistische Marktstruktur (monopolistische
Konkurrenz, in der jeder Anbieter einen kleinenPreissetzungspielraum besitzt)
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(h) Preisstarrheit
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• repräsentatives Unternehmen setzt den Verkaufspreis alsFunktion– des allgemeinen Preisniveaus P (Kosten, Relativpreis)– des Gesamteinkommens Y (Grad der Nachfrage)– des (natürlichen) Produktionsoptimums Ynatp = P + a (Y - Ynat), a > 0
• zwei Arten von Unternehmen– Anteil (1-s) mit flexiblen Preisen: p = P + a (Y - Ynat)– Anteil s mit vorher fixierten Preisen: p = Pe + a (Ye – Ye
nat)• Annahme: Ye = Ye
nat• folglich: p = Pe (Preissetzung orientiert sich am erwarteten
Durchschnittspreis)
4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(h) Preisstarrheit
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4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(h) Preisstarrheit
• allgemeines Preisniveau:
• gesamtwirtschaftliche Produktion:
( ) ( )( ) ( )
( ) ( )
1
1
, 1
enat
enat
enat
P sP s P a Y Y
s aP P Y Y
s
sY Y P Ps a
α α
⎡ ⎤= + − + −⎣ ⎦−
= + −
= + − =−
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4. Gesamtangebot und Gesamtnachfrage (AS/AD)(i) Gesamtmodell: Geld- und Fiskalpolitik
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5. Kritik der neoklassischen Synthese
a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflationb) Lucas-Kritik: Erwartungsbildung und Wirtschaftspolitikc) Fehlende mikroökonomische Fundierungd) Inkonsistenz des AD/AS-Modellse) Inflation, Realzins und Zentralbankverhalten
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
• Der Ökonom Phillips fand 1958 einen negativen statistischen Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Lohnsteigerungsraten (heute: Inflationsraten).
• Dieser Zusammenhang lässt sich mit Hilfe der AS-Kurve formalisieren.
• Der Versuch, diesen Zusammenhang mit Hilfe der Wirtschaftspolitik auszunutzen („Lieber 1 Prozentpunkt mehr Inflation als 1 Prozentpunkt mehr Arbeitslosigkeit.“), ist aber gescheitert.
• Grund: Erwartungsbildung, Instabilität der Phillips-Kurve• 70er Jahre: kontraktive Angebotsschocks (Ölpreise),
Stagflation (= positiver Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Inflation
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
P
YYnat
AD1
AD2
AD3
AD4
AS1
AS4
AS3
AS2
A
B
C
D
E
Ist eine dauerhafte Erhöhung der Produktion über ihr natürlichesNiveau eine erreichbare Politik-option?
Möglich bei adaptiven ErwartungenPe = P-1 (blaue Punkte).
Bei rationalen Erwartungen reagierendie Anbieter dagegen voraus-schauend (rote Punkte).
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
• Phillips-Kurve: Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit u-unat oder Outputlücke Y-Ynat
• AS-Gleichung:
• Angebotsschock:
• Inflation:
• „Okuns Gesetz“:
• Phillips-Kurve:
( )( )
( )( )
( )
( )
1
1
11 1
1
nat
enat
enat
enat
enat
u u
enat
P P Y Y
P P Y Y v
P P P P Y Y v
Y Y v
u u v
α
α
α
α
β
π π
π π β
− −
− −
= + −
= + − +
− = − + − +
= + − +
= − − +
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
Phillips Kurve der USA
59
60 6350 6264
58
57
6556
5461
49
6667
68
69
48
52
53
55
51
-2
-1
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Arbeitslosenquote
Infla
tions
rate
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
Phillips Kurve der USA
80
81
847183
79
78
77
75
82706973
74
76
72
0
2
4
6
8
10
12
14
16
0 2 4 6 8 10 12
Arbeitslosenquote
Infla
tions
rate
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
Phillips Kurve der USA
96
97
0087
9907
95 94
02
93
91
9886
0304
0506 85
89
90
92
88
01
0
1
2
3
4
5
6
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Arbeitslosenquote
Infla
tions
rate
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
Phillips-Kurve für Deutschland
9695 97
98
69
70
7271
73 74
75
7677
78
79
80
81
82
8384
85
88
87
9089
91
9293
94
86
-1
0
1
2
3
4
5
6
7
8
0 2 4 6 8 10 12 14
Arbeitslosenquote
Infla
tions
rate
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(a) Empirie: Instabilität der Phillips-Kurve und Stagflation
Phillips Kurve für Deutschland
07
0605
04
03
01
0200
99
0.0
0.5
1.0
1.5
2.0
2.5
0 2 4 6 8 10 12 14
Arbeitslosenquote
Infla
tions
rate
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(b) Lucas-Kritik: Erwartungsbildung und Wirtschaftspolitik
• Warum ist es nicht gelungen, den statistischen Zusammenhang zwischen Arbeitslosenrate und Inflation wirtschaftspolitisch zu nutzen?
• Lucas: Weil die Wirtschaftssubjekte dann ihre Erwartungsbildung ändern. Wenn sie bemerken, dass die Wirtschaftspolitik sie immer wieder durch Überraschungsinflation „betrügt“, so werden sie ihre Erwartungen anpassen und vorausschauend eine höhere Inflation erwarten.
• Es können sich also nach wirtschaftspolitischen Eingriffen aggregierteZusammenhänge ändern, z.B. weil sich die Erwartungsbildung anpasst (Lucas-Kritik).
• Grundsätzlich: Wirtschaftspolitik ist weniger effektiv als das Modell nahe legt.
• Im Endeffekt „bekommt“ eine inflationäre Wirtschaftspolitik lediglich höhere Inflation, aber keine dauerhafte Reduktion der Arbeitslosigkeit. Zudem ist eine Umkehr schwierig: Die Inflationserwartungen werden erst dann wieder nach unten angepasst, wenn die Rückkehr zu einer stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik glaubhaft ist.
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5. Kritik der neoklassischen Synthese(c) Fehlende mikroökonomische Fundierung
• Viele Verhaltensgleichungen im keynesianischen Modell sind nicht aus einem mikroökonomischen Optimierungs-kalkül abgeleitet (z.B. Konsumfunktion, Investitions-funktion, Geldnachfrage, Preissetzungsverhalten).
• Dies erschwert die Interpretation und wirft die Frage auf, warum die Marktteilnehmer sich nicht „optimal“ verhalten, also z.B. Nutzeneinbußen hinnehmen.
• Selbst wenn die makroökonomischen Zusammenhänge statistisch relevant sind, ist ihre Stabilität bei Politikänderungen unklar. Insofern sind die Modell nicht geeignet, um Politikempfehlungen zu geben.
• Grundsätzlich ist es wünschenswert, Makromodelle direkt aus dem Verhalten der Haushalte und Firmen abzuleiten.
• Wichtig: Fundierung der nominalen Rigiditäten (Preise, Löhne), die für die Konjunktur extrem wichtig sind, vgl. Romer, Kap. 6.
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5. Kritik des neoklassischen Synthese(d) Inkonsistenz des AS/AD-Modells (Colander, 1995, JEP)
• AD-Kurve ist keine Nachfragekurve sondern eine Gleichgewichtskurve– IS/LM ist ein Modell mit Nachfrage und (elastischem) Angebot – AD wird aus IS/LM abgeleitet, das ohne Produktion nicht
funktioniert (Multiplikator)– AS ist eine andere Angebotskurve und daher inkonsistent mit AD
• Dynamik des Modells: Bei kontraktiven Nachfrageschocks müssten die Preise fallen – tun es empirisch aber fast nie
• Bei vertikaler AS-Kurve geht die Anpassung allein über den Geldmarkt – die Produzenten reagieren nicht auf fallende Preise (AS-Kurve)– dennoch geht im IS/LM-Modell die Produktion zurück
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5. Kritik des neoklassischen Synthese(e) Inflation, Realzins und Zentralbankverhalten (Romer, 2000, JEP)
• Das AS/AD-Modell beschreibt den Zusammenhang zwischen Preisen und Output – typischerweise von Interesse ist aber der Zusammenhang zwischen Inflation und Output.
• Im AS/AD-Modell gibt es keinen Realzins – nicht verwunderlich, da das zugrunde liegende IS/LM-Modell von festen Preisen ausging.
• Im AS/AD-Modell wird von einer exogenen Geldmenge ausgegangen. Empirisch ist sie eher endogen. Die Zentralbanken können das Angebot an Zentralbankgeld steuern, nicht aber die Nachfrage danach und die Geldschöpfung im Bankensektor. Faktisch steuern sie heute den kurzfristigen Zinssatz.