kfw-40-standard mit porenbeton: reihenweise energiesparend

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165 © 2007 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 11 (2007), Heft 3 Bericht Den zweiten Preis beim Passivhaus- Wettbewerb der Stadt Hamburg er- hielten die im Rahmen einer Solar- Bauausstellung von MS Architekten, Rosengarten, in Heimfeld realisierten Reihenhäuser (Bild 1). Sie wurden ausgezeichnet als architektonisch an- sprechende, kostengünstige und um- weltschonende Wohngebäude, die mit regenerativer Energie beheizt werden. Mit einem Jahresprimärener- giebedarf von nur 28 kWh/m 2 Wohn- fläche erreichen diese Stadthäuser ei- nen hohen energetischen Standard bei günstigen Baukosten. Dies be- weist, dass mit massiven Baustoffen wie Porenbeton, in diesem Fall mit Wärmedämmverbundsystem und in Verbindung mit einem Wärmeschutz- glas und kontrollierter Be- und Ent- lüftung mit Wärmerückgewinnung, wirtschaftlich und energiesparend ge- baut werden kann. Die Herausforderung für die Pla- ner war insbesondere, dass aus städte- baulichen Gründen keine optimale solare Ausrichtung und auch keine spezifischen Solar-Grundrisse mög- lich waren. Dennoch gelang es, die Häuser auch in Nord/West-Süd/Ost- Ausrichtung im KfW-40-Standard zu realisieren. Mit der Idee einer durch- gehenden Diagonale im Grundriss und südausgerichteten Eckfenstern konnte die passive Sonnenenergiege- winnung verbessert werden. Ange- nehmer Nebeneffekt: Durch die Wän- de, die teilweise auf einer Schrägach- se liegen, ergeben sich interessante Raumzuschnitte (Bilder 2 bis 4). Die- ser bauliche Kniff im Zusammen- hang mit der verdichteten Bauweise mit wenigen Außenwandflächen und der hochwärmedämmenden, dichten Gebäudehülle führten zu den ge- wünschten energetischen Einsparun- gen. Die Häuser erfüllen Kriterien wie gute Tagesbelichtung, Flexibilität und funktionale Außenbezüge. Die kleinen Grundstücke werden durch optisch geschützte Dachterrassen er- weitert, die den Nutzern Intimität trotz hoher Verdichtung ermögli- chen. Hier wurde im Abwägungspro- zess von einer Optimierung des A/V- Verhältnisses abgesehen zum Vorteil von klassischen architektonischen Qualitäten wie Tageslicht von zwei Richtungen, geschützte Außenräume und architektonische Plastizität. Die Materialien terrakottafarbe- ner Putz und unbehandeltes Lärchen- holz als Fassadenbekleidung (Bild 1) nehmen Bezug auf die Nachbarbe- bauungen im neuen Quartier, farbige Holztafeln zwischen den Fenstern auf der Eingangsseite dagegen setzen in- dividuelle Akzente (Bild 5). Das Dachgeschoss erhielt als Außenhaut eine horizontale Lärchenholzverscha- lung, darunter 20 cm Dämmung auf dem Porenbeton. Das Holz wird für die Außenschuppen und die Carports wieder aufgenommen. Sowohl die tragenden Außen- wände als auch die Innenwände wur- den aus Dünnbettmauerwerk mit Po- renbeton-Plansteinen errichtet. Die Architekten Johannes Martens und Professor Helga Sternkopf entschie- den sich für diesen Baustoff, da er über eine sehr gute Wärmedämmung verfügt und gut zu be- und verarbei- ten ist. Porenbeton-Mauerwerk ist luftdicht und wärmebrückenfrei. Dies wurde bei den Häusern in Heimfeld regelmäßig durch positive Bewertun- gen in den Protokollen des zertifizie- renden Detmolder Niedrigenergie-In- stituts bestätigt. Der KfW-40-Standard insgesamt wurde erreicht mit 17,5 cm dickem Dünnbettmauerwerk aus Porenbe- ton-Plansteinen plus 20 cm Wär- medämmverbundsystem (U-Wert Au- ßenwand 0,14 W/(m 2 K) als Außen- fassade und 30 bis 40 cm Wärme- dämmung im Dachbereich. Die Bodenplatte der nicht unterkellerten Häuser liegt auf einer 14 cm dicken Hartschaumplatte. Über der Boden- platte wurde 12 cm Wärmedämmung angeordnet. Die Fenster haben einen U w -Wert von ca. 1,0. Die Haustrenn- KfW-40-Standard mit Porenbeton: Reihenweise energiesparend Bild 1. Im KfW-40- Standard realisierte Stadthäuser in Ham- burg

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Page 1: KfW-40-Standard mit Porenbeton: Reihenweise energiesparend

165© 2007 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 11 (2007), Heft 3

Bericht

Den zweiten Preis beim Passivhaus-Wettbewerb der Stadt Hamburg er-hielten die im Rahmen einer Solar-Bauausstellung von MS Architekten,Rosengarten, in Heimfeld realisiertenReihenhäuser (Bild 1). Sie wurdenausgezeichnet als architektonisch an-sprechende, kostengünstige und um-weltschonende Wohngebäude, diemit regenerativer Energie beheiztwerden. Mit einem Jahresprimärener-giebedarf von nur 28 kWh/m2 Wohn-fläche erreichen diese Stadthäuser ei-nen hohen energetischen Standardbei günstigen Baukosten. Dies be-weist, dass mit massiven Baustoffenwie Porenbeton, in diesem Fall mitWärmedämmverbundsystem und inVerbindung mit einem Wärmeschutz-glas und kontrollierter Be- und Ent-lüftung mit Wärmerückgewinnung,wirtschaftlich und energiesparend ge-baut werden kann.

Die Herausforderung für die Pla-ner war insbesondere, dass aus städte-baulichen Gründen keine optimalesolare Ausrichtung und auch keinespezifischen Solar-Grundrisse mög-lich waren. Dennoch gelang es, die

Häuser auch in Nord/West-Süd/Ost-Ausrichtung im KfW-40-Standard zurealisieren. Mit der Idee einer durch-gehenden Diagonale im Grundrissund südausgerichteten Eckfensternkonnte die passive Sonnenenergiege-winnung verbessert werden. Ange-nehmer Nebeneffekt: Durch die Wän-de, die teilweise auf einer Schrägach-se liegen, ergeben sich interessanteRaumzuschnitte (Bilder 2 bis 4). Die-ser bauliche Kniff im Zusammen-hang mit der verdichteten Bauweisemit wenigen Außenwandflächen undder hochwärmedämmenden, dichtenGebäudehülle führten zu den ge-wünschten energetischen Einsparun-gen.

Die Häuser erfüllen Kriterienwie gute Tagesbelichtung, Flexibilitätund funktionale Außenbezüge. Diekleinen Grundstücke werden durchoptisch geschützte Dachterrassen er-weitert, die den Nutzern Intimitättrotz hoher Verdichtung ermögli-chen. Hier wurde im Abwägungspro-zess von einer Optimierung des A/V-Verhältnisses abgesehen zum Vorteilvon klassischen architektonischen

Qualitäten wie Tageslicht von zweiRichtungen, geschützte Außenräumeund architektonische Plastizität.

Die Materialien terrakottafarbe-ner Putz und unbehandeltes Lärchen-holz als Fassadenbekleidung (Bild 1)nehmen Bezug auf die Nachbarbe-bauungen im neuen Quartier, farbigeHolztafeln zwischen den Fenstern aufder Eingangsseite dagegen setzen in-dividuelle Akzente (Bild 5). DasDachgeschoss erhielt als Außenhauteine horizontale Lärchenholzverscha-lung, darunter 20 cm Dämmung aufdem Porenbeton. Das Holz wird fürdie Außenschuppen und die Carportswieder aufgenommen.

Sowohl die tragenden Außen-wände als auch die Innenwände wur-den aus Dünnbettmauerwerk mit Po-renbeton-Plansteinen errichtet. DieArchitekten Johannes Martens undProfessor Helga Sternkopf entschie-den sich für diesen Baustoff, da erüber eine sehr gute Wärmedämmungverfügt und gut zu be- und verarbei-ten ist. Porenbeton-Mauerwerk istluftdicht und wärmebrückenfrei. Dieswurde bei den Häusern in Heimfeldregelmäßig durch positive Bewertun-gen in den Protokollen des zertifizie-renden Detmolder Niedrigenergie-In-stituts bestätigt.

Der KfW-40-Standard insgesamtwurde erreicht mit 17,5 cm dickemDünnbettmauerwerk aus Porenbe-ton-Plansteinen plus 20 cm Wär-medämmverbundsystem (U-Wert Au-ßenwand 0,14 W/(m2K) als Außen-fassade und 30 bis 40 cm Wärme-dämmung im Dachbereich. DieBodenplatte der nicht unterkellertenHäuser liegt auf einer 14 cm dickenHartschaumplatte. Über der Boden-platte wurde 12 cm Wärmedämmungangeordnet. Die Fenster haben einenUw-Wert von ca. 1,0. Die Haustrenn-

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Bild 1. Im KfW-40-Standard realisierteStadthäuser in Ham-burg

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Bild 2. Grundrisse; a) Erdgeschoss, b) 1. Obergeschoss, c) 2. Obergeschoss

a) b) c)

Bild 3. Querschnitt

Bild 4. Rohbau Bild 5. Individuelle Akzente auf der Eingangsseite durchfarbige Holztafeln (Fotos: Bundesverband Porenbeton)

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wände wurden durch 2 × 17,5 cm Po-renbetonmauerwerk mit 5 cm Luft-zwischenraum und 4 cm Mineral-faserdämmung (73 T) ausgeführt, dieInnenwände aus 11,5 cm und 17,5 cmdickem Porenbetonmauerwerk. FürGeschossdecken und das Dach kamStahlbeton zum Einsatz. Eine Lüf-tungsanlage mit Wärmerückgewin-nung sorgt in Verbindung mit dersehr guten Wärmedämmung für denniedrigen Restenergiebedarf. Er wirddurch die gemeinschaftliche Holzpel-lets-Heizanlage gedeckt, die als rege-nerative Energiequelle praktischschadstoffneutral ist. Da der Primär-energiebedarf mit 28 kWh/m2 undJahr deutlich unter den von der Kre-ditanstalt für Wiederaufbau geforder-ten 40 kWh liegt, stehen den Bewoh-nern die entsprechenden Fördermit-tel zur Verfügung.

Die Reihenhäuser sind mit6,50 m überdurchschnittlich breitund weisen in der Grundversion ca.124 m2 Wohnfläche aus: Platz für ei-ne große Wohnküche, Wohnzimmer,drei weitere Zimmer sowie einenLuftraum (Bild 3). Wird die Deckeüber diesem Luftraum geschlossen,entsteht noch ein Zimmer, so dass jenach Ausbaustufe neben derWohnküche vier bis sechs Zimmerund damit 124 bis 137 m2 Wohn-fläche zur Verfügung stehen. EineVielzahl von Grundrissvarianten istmöglich, die Eigentümer – alle Häu-ser sind verkauft – konnten in diesemPunkt mitentscheiden und auch Ei-genleistungen einbringen. Das Dach-geschoss bietet eine Ausbau-Reservevon weiteren 20,61 m2. Die Bauzeitbetrug neun Monate.

Informationen zum BaustoffPorenbeton sind abrufbar im Internetunter www.bv-porenbeton.de. Infor-mationen über die Stadthäuser kön-nen angefordert werden bei denArchitekten unter der [email protected].

Bautafel

Architekt: MS ArchitektenMartens SternkopfRehwechsel 6b21224 Rosengarten

Bauträger: Lüllau Bauunternehmung GmbHQuarrendorfer Weg 1221442 Toppenstedt

Objekt: Reihenhaus-Anlage mit 6 Wohneinheiten als KfW-40-Haus

Bauweise: massiv, Porenbeton-Dünnbettmauerwerk

Aufbau Außenwand: 17,5 cm Porenbeton-Dünnbettmauerwerk und 20 cm WDVS, teilweise Lärchenholzschalung mit20 cm Dämmung zw. TJI-Trägern

Innenwände: Dicke 11,5 cm bzw. 17,5 cm; Porenbeton-Dünnbettmauerwerk

Haustrennwände: 2 x 17,5 cm Porenbeton-Dünnbettmauerwerkmit 5 cm Luftzwischenraum und 4 cm Mineral-faserdämmung 73 T

Geschossdecken: massiv, Beton

Dach: massiv, Beton bzw. TJI-Träger (DG),30 bis 40 cm Wärmedämmung

Bodenplatte: Beton auf 14 cm Wärmedämmung,darauf 12 cm Wärmedämmung

Fassade: farbiger Putz bzw. Lärchenschalung

U-Wert Außenwand: 0,14 W/(m2K)

U-Wert Fenster: Uw = ca. 1,0 W/(m2K) (je nach Fenstergröße)

Bauzeit: 9 Monate

Maße: Achsmaß 6,50 m, Tiefe 10,5 m bzw. 12 m

Decken- und Wandoberfläche: Farbe/Tapete

Fußboden: Parkett/Fliesen/Teppich

Wohnfläche: 136 m2

Zusätzliche Nutzfläche: Dachterrasse 17 m2, Kellerersatzräume 8,5 m2

Haustechnik: Nahwärme von blockweise betriebener Holz-pelletheizung, Lüftungsanlage mit Wärmerück-gewinnung

Jahresprimärenergiebedarf: 28 kWh/(m2a)

Transmissionswärmeverlust: 0,28 W/(m2K)

Extras/Besonderheiten: KfW-40-Haus, erhielt den 2. Preis beimPassivhaus-Wettbewerb 2005 der Stadt Hamburg,engere Wahl beim bundesweiten „Bauherrenpreis“des BDA/Dt. Städtetag/GdW

Baukosten: 151750 €, schlüsselfertig mit DG-Ausbau-Reservevon 20,61 m2 für Mittelhaus