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9 K A P I T E L Die Geldpolitik – Eine Prof. Dr. Ansgar Belke Makroökonomik II Wintersemester 2009/10 Folie 1 Eine Zusammenfassung

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K A P I T E L

Die Geldpolitik –

Eine

Prof. Dr. Ansgar Belke Makroökonomik II Wintersemester 2009/10 Folie 1

Eine

Zusammenfassung

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g Die Geldpolitik –

Eine Zusammenfassung

9.1 Die optimale Inflationsrate

9.2 Moderne Konzepte der

Geldpolitik

9.3 Geldpolitik in der Praxis - Die

Strategie der EZB

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itik Strategie der EZB

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gDie optimale Inflationsrate9-1

Tabelle 9.1 Inflation in den OECD-Staaten, 1981-2005

1981 1985 1990 1995 2000 2005

OECD-Durchschnitt (%)* 10,5 6,6 6,2 5,2 2,5 2,1

Anzahl der Staaten mit einer Inflation unter 5%** 2 10 15 21 24 27

*Durchschnitt der Inflationsraten nach dem BIP-Deflator, gewichtet mit dem relativen Anteil

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� Tabelle 9.1 zeigt, dass die Inflation in den reichen Ländern seit den 80er Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist. Ergebnis der Globalisierung oder Erfolg der Zentralbanken?

� Haben die Zentralbanken damit ihr Ziel erreicht? Oder sollten sie eine Inflationsrate von 0% anstreben? Die Antwort hängt von Kosten und Nutzen der Inflation ab.

des BIP nach Kaufkraftparität.**Von insgesamt 30 Staaten.

Quelle: O. Blanchard/ G. Illing „Makroökonomie“; S. 770

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gDie Kosten der Inflation

� Schuhsohleneffekte:Mittelfristig lässt eine höhere Inflationsrate den Nominalzins und damit die Opportunitätskosten der Geldhaltung steigen. Dies hat zur Folge, dass die Wirtschaftssubjekte ihre Geldhaltung

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itik dass die Wirtschaftssubjekte ihre Geldhaltung

einschränken. Sie gehen häufiger zur Bank – ihre Schuhsohlen werden stärker abgenutzt. Bei niedrigerer Inflation könnte man auf solche Bankbesuche verzichten und stattdessen produktivere Dinge tun, etwa mehr arbeiten oder auch mehr Freizeit genießen.

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gDie Kosten der Inflation

� Steuerverzerrungen:Beispiel 1: Die Steuern auf Kapitalgewinne werden auf die Nominalzinsen erhoben. Weil der Nominalzins mit der Inflation ansteigt, ist die Steuer umso höher, je höher die Inflation ist.

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itik Beispiel 2: Verschiedene Einkommensstufen werden

mit unterschiedlichen Grenzsteuersätzen besteuert. Die Einkommensstufen werden aber nicht automatisch an die Inflation angepasst. Mit steigendem Nominaleinkommen rutschen die Steuerpflichtigen somit zwangsläufig in höhere Steuerstufen, selbst wenn ihr reales Einkommen konstant bleibt (schleichende Steuerprogression).

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gDie Kosten der Inflation

� Geldillusion:Die dritte Art von Kosten der Inflation ergibt sich aus der Tatsache, dass den Wirtschaftssubjekten bei der Unterscheidung zwischen nominalen und realen Veränderungen

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itik zwischen nominalen und realen Veränderungen

offenbar systematische Fehler unterlaufen. Eine Vielzahl von Rechnungen, die bei Preisstabilität ganz einfach wären, werden komplizierter, sobald es Inflation gibt. Dies legt nahe, dass Inflation zu falschen Entscheidungen von Haushalten und Unternehmen führen kann.

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gFokus: Geldillusion

� Ausgangssituation:Adam, Ben und Carl haben jeder eine Erbschaft von 200.000 € gemacht. Alle drei haben diese zum Kauf eines Hauses verwendet, welches sie ein Jahr nach dem Kauf wieder verkaufen.

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dem Kauf wieder verkaufen. Die wirtschaftliche Lage war jedoch in jedem Fall ganz unterschiedlich:

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gFokus: Geldillusion

� In der Zeit, als Adam sein Haus besaß, kam es zu einer Deflation von 25% - die Preise aller Güter und Dienstleistungen gingen um 25% zurück. Ein Jahr nach dem Erwerb des Hauses verkaufte Adam das Haus für 154.000 € (um 23% weniger, als er es gekauft hatte).

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154.000 € (um 23% weniger, als er es gekauft hatte).� In der Zeit, in der Ben das Haus besaß, gab es weder

Inflation noch Deflation – die Preise aller Güter und Dienstleistungen veränderten sich während dieses Jahres nicht signifikant. Ein Jahr nach dem Erwerb des Hauses verkaufte Ben das Haus für 198.000 € (um 1% weniger, als er es gekauft hatte).

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gFokus: Geldillusion

� Während der Zeit, in der Carl das Haus besaß, gab es eine Inflation in Höhe von 25% - die Preise aller Güter und Dienstleistungen stiegen während des Jahres um 25% an. Ein Jahr nach dem Erwerb des Hauses verkaufte Carl das Haus für 246.000€ (das sind 23%

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verkaufte Carl das Haus für 246.000€ (das sind 23% mehr, als er es gekauft hatte).

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gFokus: Geldillusion

Rang Adam (%) Ben (%) Carl (%)

1. 37 15 48

� Ergebnis einer wissenschaftlichen Befragung, bei der die drei Personen nach dem Erfolg der Haustransaktion angeordnet werden sollten:

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itik 1. 37 15 48

2. 10 74 16

3. 53 11 36

Quelle: O. Blanchard/ G. Illing „Makroökonomie“; S. 773

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gDie Kosten der Inflation

� Volatilität der Inflation:Diese Kosten der Inflation ergeben sich aus der Tatsache, dass eine höhere Inflation im Normalfall auch mit höherer Volatilität der Inflation einhergeht. Höhere Volatilität

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itik Inflation einhergeht. Höhere Volatilität

bedeutet wiederum, dass Finanzanlagen, wie etwa Wertpapiere mit fest vereinbarten Nominalzahlungen, in der Zukunft riskanter werden.

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gDie Vorteile der Inflation

� Seignorage (die Einnahmen aus Geldschöpfung) stellt eine Alternative zur öffentlichen Kreditaufnahme oder zur Besteuerung dar.

� Volkswirtschaften, die relativ hohe durchschnittliche Inflationsraten aufweisen,

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itik durchschnittliche Inflationsraten aufweisen,

besitzen einen größeren Spielraum für geld-politische Maßnahmen zur Rezessions-bekämpfung, weil der Realzinssatz negative Werte annehmen kann.

� Bei positiven Inflationsraten sind Reallohn-senkungen leichter durchzusetzen als bei Preisstabilität.

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g Die optimale Inflationsrate: Die

aktuelle Diskussion

� Befürworter einer positiven Inflationsrate heben hervor, dass deren Vorteile die Nachteile überkompensieren:�Vermeidung der Kosten der Inflation durch

Indexierung des Steuersystems und Ausgabe

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itik Indexierung des Steuersystems und Ausgabe

indexierter Wertpapiere�Wegfall der Kosten einer weiteren Reduzierung der

Inflation (vorübergehender Anstieg der Arbeitslosigkeit, Kosten der Disinflation)

�Vermeidung der Gefahr, dass Stabilisierungspolitik an ihre Grenzen stößt, weil der Nominalzins nicht unter die Schranke von Null sinken kann

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g Die optimale Inflationsrate: Die

aktuelle Diskussion

� Befürworter einer Inflationsrate von Nullbetonen, dass dies Preisstabilität bedeutet:�Vereinfachung von Entscheidungen der

Konsumenten und Produzenten�Eliminierung der Gefahr der Geldillusion

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�Eliminierung der Gefahr der Geldillusion� beste Möglichkeit zur Lösung des Zeitinkonsistenz-

problems (einfach formuliertes und glaubwürdiges Ziel)

� Momentan streben die meisten Zentralbanker wohl eine geringe aber positive Inflationsrate an, das heißt, Inflationsraten um 2%.

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g Moderne Konzepte der

Geldpolitik

9-2

� bis in die 1990er Jahre: Geldmengen-wachstum im Zentrum der Geldpolitik�Festlegung eines Ziels für die Wachstumsrate der

Geldmenge�Änderung der Wachstumsrate bei konjunkturellen

Schwankungen der Produktion möglich

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itik Schwankungen der Produktion möglich

� seit 1990: Durchsetzung ganz neuer Konzepte der Geldpolitik�Verfolgung eines expliziten Inflationsziels�Konzentration auf die Zinssteuerung� untergeordnete Rolle der Wachstumsrate der

Geldmenge

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g Ziele für das Geldmengenwachstum und

Bandbreiten

� Wahl einer optimalen Inflationsrate bestimmt die Wachstumsrate der Geldmenge für die mittlere Frist:

� Bekanntgabe eines Wertes oder einer Bandbreite für das Geldmengenwachstum an die Öffentlich-

ym gg += ** π

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für das Geldmengenwachstum an die Öffentlich-keit zur Verdeutlichung der angestrebten Inflationsrate

� kurzfristig Abweichungen der Geldmengen-wachstumsrate von der Zielvorgabe möglich zur Stabilisierung der Wirtschaft

� Auf diese Weise haben bisher viele Länder Geldpolitik betrieben (z.B. die Bundesbank).

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g Geldmengenwachstum und Inflation:

Eine andere Sichtweise

� Die Orientierung der Geldpolitik am Wachstum der Geldmenge basiert auf der Annahme, dass zwischen Inflation und Geldmengenwachstum auf mittlere Frist ein enger Zusammenhang besteht.

� In der Realität ist dieser Zusammenhang aber

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� In der Realität ist dieser Zusammenhang aber keineswegs besonders eng.

� Die Beziehung gilt zwar prinzipiell, ist aber nicht so eng, dass die Zentralbank durch die Festlegung auf eine bestimmte Wachstumsrate der Geldmenge die von ihr angestrebte Inflationsrate auch erreichen kann.

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g Das Wachstum von M1 und die

Inflation

M1-Wachstum und Inflation: Gleitende Durchschnitte über 8 Quartale, 1982 - 2008

Es besteht kein enger Zusammenhang

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itik Zusammenhang

zwischen dem Wachs-tum von M1 und der Inflation, nicht einmal in der mittleren Frist.

Quelle: O. Blanchard/ G. Illing „Makroökonomie“; S. 778

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g Von M1 zu M2, M3 und anderen

Geldmengenaggregaten

� Der Zusammenhang zwischen M1-Wachstum und Inflation ist deshalb nicht enger, da die Geldnach-frage nicht stabil ist.

� Zahlreiche Finanzanlagen sind sehr liquide , was sie als Alternativen zur Geldhaltung attraktiv

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sie als Alternativen zur Geldhaltung attraktiv macht. Diese Anlagen sind jedoch nicht in M1 enthalten.

� Wenn Individuen ihre Geldhaltung reduzieren und statt dessen verstärkt andere liquide Vermögens-anlagen halten, impliziert dies einen Rückgang der Geldnachfrage.

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g Von M1 zu M2, M3 und anderen

Geldmengenaggregaten

� Maßzahlen, die nicht nur Geld, sondern auch andere liquide Vermögensanlagen beinhalten, werden als Geldmengenaggregate bezeichnet. Sie haben die Namen M1, M2, M3 usw.

� Im Euroraum umfasst M2 neben M1 (Bargeld und Sichteinlagen) auch Termineinlagen (bis 2 Jahre)

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itik Sichteinlagen) auch Termineinlagen (bis 2 Jahre)

sowie Spareinlagen (bis zu 3 Monaten Kündigungsfrist).

� Die von der EZB favorisierte Abgrenzung M3schließt neben M2 auch noch Geldmarktfonds-anteile, Schuldverschreibungen (bis 2 Jahre) einschließlich Geldmarktpapieren und Repogeschäfte ein.

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g Von M1 zu M2, M3 und anderen

Geldmengenaggregaten

Geldmengenaggregate im Euro-Währungsgebiet, September 2008, Mrd. €

M3 9226,7

M2 7856,9

M1 3879,6

Bargeld- Täglich

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Quelle: Monatsbericht der EZB, Dezember 2008, Tabelle 2.3, S. 13

Bargeld-umlauf

662,9

Täglich fällige Einlagen

3216,7

Terminein-lagen mit Laufzeiten bis zu 2 Jahren

2455,4

Sparein-lagen mit bis zu 3-monatiger Kündi-gungsfrist

1521,9

Repo-geschäfte

344,5

Geldmarkt-fondanteile

732,6

Schuldver-schreibun-gen von bis zu 2 Jah-ren (ein-schl. Geld-marktpa-pieren)

292,7

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g Von M1 zu M2, M3 und anderen

Geldmengenaggregaten

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1) Stand am Ende des letzten Monats für den Daten vorliegen. Differenzen in den Summen ergeben sich aufgrund von Rundungen.

Quelle: Monatsbericht der EZB, Dezember 2009, Tabelle 1, S. 25

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g Von M1 zu M2, M3 und anderen

Geldmengenaggregaten

� Die Zentralbank könnte M3 als Geldmengen-aggregat zur Lösung des Problems verwenden.

� M3 müsste stabiler als M1 sein, wenn ein Großteil der Nachfrageverschiebungen zwischen M1 und anderen Anlagen, die in M3 enthalten sind, stattfindet.

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itik enthalten sind, stattfindet.

� Allerdings� ist die Beziehung zwischen dem Wachstum von

M3 und der Inflationsrate auch nicht perfekt.� kann die Notenbank M3 schlechter kontrollieren

als M1.

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g Das Wachstum von M3 und die

Inflation

M3-Wachstum und Inflation, gleitende Durchschnitte über 8 Quartale, 1982 - 2008

Der Zusammenhang zwischen dem Wachs-tum von M3 und der

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itik tum von M3 und der

Inflation ist enger als der Zusammenhang zwischen dem Wachs-tum von M1 und der Inflation; er ist aber immer noch nicht perfekt.

Quelle: O. Blanchard/ G. Illing „Makroökonomie“; S. 781

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gDas Wachstum von M3

Das Wachstum von M3: Tatsächliche Wachstums-rate in Deutschland und Zielkorridor für das M3-Wachstum der Bundesbank 1995 - 1998.

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Das tatsächliche Wachstum von M3 lag oft außerhalb des von der Deutschen Bundesbank angekündigten Zielkorri-dors.

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gDas Wachstum von M3

Das Wachstum von M3: Tatsächliche Wachstums-rate im Euroraum und Referenzwert der EZB für das M3-Wachstum 1998 -2008.

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itik Das tatsächliche Wachstum

von M3 lag meist über dem Referenzwert der EZB.

Quelle: O. Blanchard/ G. Illing „Makroökonomie“; S. 783

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g Zinssteuerung vs.

Geldmengensteuerung

Zinssteuerung vs. Geldmengensteuerung

Bei Finanzmarktschocks kann eine Zinssteuerung die Produktion stabilisieren, während eine Geld-

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itik während eine Geld-

mengensteuerung zu starken Produktions-schwankungen führen würde.

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g Zinssteuerung vs.

Geldmengensteuerung

� Schwankungen der Geldnachfrage verschieben die LM-Kurve bei konstantem Geldangebot nach links oben und rechts unten.

� Das führt zu starken Schwankungen des Zinssatzes und der Produktion.

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Zinssatzes und der Produktion.� Poole (1970): Schwankungen vermeidbar, wenn

die Notenbank den Zinssatz anstatt der Geldmenge fixiert (Zinssteuerung).

� Bei Ungleichgewichten passt sich die Geldmenge an, nicht der Zinssatz, so dass die LM-Kurve sich immer wieder in die Ausgangslage zurück-verschiebt. Beispiel: EZB und Subprime-Krise.

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gInflationsziele und Zinsregeln

� In vielen Ländern haben die Zentralbanken das Erreichen einer niedrigen Inflationsrate als ihr wichtigstes (und manchmal auch ihr einziges) Ziel definiert, sowohl in der kurzen als auch in der mittleren Frist. Dies ist als

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als auch in der mittleren Frist. Dies ist als Inflationsziel bekannt.

� In der mittleren Frist: Verbesserung gegenüber dem Versuch, eine konstante Wachstumsrate der Geldmenge einzuhalten, da Erreichung einer bestimmten Inflationsrate vorrangiges Ziel der Geldpolitik.

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gInflationsziele und Zinsregeln

� In der kurzen Frist: Stabilisierung der Produktion um ihr natürliches Niveau durch die Geldpolitik�Kann die Notenbank in jeder Periode ihr

Inflationsziel π* erreichen, gilt über die

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Inflationsziel π erreichen, gilt über die Phillipskurve:

�mit ut = un wäre die Produktion immer auf dem natürlichen Niveau

�Einschränkungen:• Zentralbank kann nicht immer ohne Anpassungshärten

die angestrebte Inflationsrate erreichen• Phillipskurve gilt nicht exakt (Inflation steigt trotz )

( ) ntnt uuuu =⇔−−= αππ **

nuu =

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gDie Taylor-Regel

� John B. Taylor argumentierte, dass die Zentralbank die Wahl des Zinssatzes und nicht die Wachstumsrate der nominalen Geldmenge in den Mittelpunkt stellen sollte, weil es der Zinssatz ist, der die Ausgaben direkt beeinflusst.

( ) ( )nttt uubaii −−−+= ** ππ

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: Die

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itik

� Wenn die Inflationsrate gleich dem Inflationsziel und die Arbeitslosenquote gleich der natürlichen Arbeitslosenquote ist, sollte die Zentralbank den Zinssatz it gleich dem Zinsziel i* setzen; a,b>0.

� Anhebung des Zinssatzes� Senkung des Zinssatzes

( ) ( )nttt uubaii −−−+= ππ*ππ =t

nt uu =** iitt >⇒> ππ** iitt <⇒< ππ

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gDie Taylor-Regel

� Der Koeffizient a spiegelt wider, wie stark die Zentral-bank auf die Entwicklung der Inflation reagiert. Je größer a ist, desto stärker lässt die Zentralbank den Zinssatz als Reaktion auf Inflation ansteigen, desto stärker wird das Wachstum der Volkswirtschaft damit abgebremst und desto schneller kehrt die Inflation zum

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itik abgebremst und desto schneller kehrt die Inflation zum

Inflationsziel zurück.� Die Bedingung a>1 wird auch als „Taylor-Prinzip“

bezeichnet. Die entscheidende Größe für die Ausgaben ist der Real-, nicht der Nominalzinssatz. Bei steigender Inflation muss die Zentralbank den Realzinssatz erhöhen, um Nachfrage und Produktion zu dämpfen. Dazu muss der Nominalzinssatz stärker steigen als die Inflation.

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gDie Taylor-Regel

� Wenn die Arbeitslosenquote höher ist als die natürliche Arbeitslosenquote ut > un, sollte die Zentralbank den nominalen Zinssatz it senken.

� ut < un => it > i* Anhebung des Zinssatzes

( ) ( )nttt uubaii −−−+= ** ππ

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t n t

� Der Koeffizient b spiegelt wider, wie stark die Zentralbank auf Entwicklungen der realen Wirtschaft reagiert. Je größer b, desto mehr ist die Zentralbank bereit, vom Inflationsziel abzuweichen, um die Arbeitslosenquote möglichst nahe an der natürlichen Quote zu halten.

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gDie Taylor-Regel

� Die Taylor-Regel ist keine Regel, die mechanisch befolgt werden soll, sondern ein Referenzpunkt der Geldpolitik.

� Veränderungen des Nominalzinssatzes zusätzlich zur Stimulierung der Nachfrage oder zur

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zur Stimulierung der Nachfrage oder zur Überwindung von Wechselkurskrisen möglich

� Zentrale Einsicht der Taylor-Regel: Die Zentralbank sollte nicht nur die aktuelle Inflationsrate berücksichtigen, sondern auch die aktuelle Arbeitslosenquote und Abweichungen von der natürlichen Rate.

� Aber: Wo liegt der gleichgewichtige Realzins?

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gDie Taylor-Regel

� Die Taylor-Regel beschreibt das Verhalten der Fedsowie der Bundesbank über den Zeitraum der letzten 15 bis 20 Jahre recht gut, obwohl beide Zentralbanken sicherlich nicht bewusst der Taylor-Regel gefolgt sind.

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� Weiterentwicklung der Regel: Soll der Nominal-zinssatz auch auf die erwartete Inflation reagieren?

� Soll eine Notenbank sich streng an eine explizite Regel halten oder die Regel eher informell nutzen und die Freiheit haben, von der Regel abzuweichen? (Debatte über "Rules vs. Discretion")

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g Geldpolitik in der Praxis -

Die Strategie der EZB

� Die geldpolitische Zielsetzung der EZB ist im Maastrichter Vertrag geregelt. Dieser verpflichtet die EZB auf das “vorrangige Ziel, die Preisstabilität zu gewährleisten” .

� Weitere Ziele darf die EZB nur verfolgen, wenn diese die Preisstabilität nicht beeinträchtigen.

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itik diese die Preisstabilität nicht beeinträchtigen.

� Diese untergeordneten Zielsetzungen formuliert der Maastrichter Vertrag vage als die Unterstützung der allgemeinen Wirtschaftspolitikder Gemeinschaft.

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gDer Aufbau der EZB

� Die Europäische Zentralbank in Frankfurt bildet zusammen mit den nationalen Zentralbanken der momentan 16 Mitgliedsländer des Euroraumes das so genannte “Eurosystem” .

� Zentrales Beschlussorgan der EZB ist der EZB-Rat , der in der Regel zweimal im Monat tagt. In diesem

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itik der in der Regel zweimal im Monat tagt. In diesem

Gremium treffen sich:�Das Direktorium der EZB, das aus dem

Präsidenten, dem Vizepräsidenten sowie (vier) weiteren Mitgliedern besteht.

�Die Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Mitgliedsländer.

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gDer Aufbau der EZB

� Die EZB ist eine der unabhängigsten Noten-banken der Welt. Damit dies sichergestellt werden kann, gilt:�Andere Organe der EU dürfen der EZB keine

Weisungen erteilen.

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Weisungen erteilen.�Die EZB darf keinem anderen staatlichen Organ

Kredite zur Finanzierung von Defiziten gewähren.�Mitglieder des Direktoriums werden für 8 Jahre

nominiert, die Präsidenten der nationalen Notenbanken für mindestens 5 Jahre, wobei keine Verlängerungsmöglichkeiten zur Sicherstellung der persönlichen Unabhängigkeit vorgesehen sind.

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gDer Aufbau der EZB

� Beschlussfassungen im EZB-Rat erfordern die einfache Mehrheit. De facto wurden die Entscheidungen aber bisher immer einstimmig getroffen. Ausnahme: Dezember 2007.

� Jedes Mitglied im Rat hat eine Stimme.

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� Verfahren bei einer Erweiterung des Euroraums:� nicht mehr als 15 nationale Notenbankpräsidenten

stimmberechtigt� Rotation des Stimmrechts� Vertreter von Ländern mit stärkerer Wirtschaftskraft und

größerem Finanzsektor erhalten häufigeres Stimmrecht� Anwendung, sobald mindestens 18 Länder dem

Eurosystem beigetreten sind

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g Die geldpolitische Strategie

der EZB

� Preisstabilität ist dann erreicht, wenn "der harmonisierte und über die Mitgliedsländer der Währungsunion aggregierte Verbraucher-preisindex (HVPI) mittelfristig einen jährlichen Anstieg von weniger als 2%, aber nahe 2% aufweist".

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itik aufweist".

� Zur Erreichung des Ziels: Zwei-Säulen-Konzept� wirtschaftliche Analyse zur Feststellung kurz- bis

mittelfristiger Risiken für die Preisstabilität (mittelfristige Inflationsprognose)

� monetäre Analyse zur Beurteilung mittel- bis langfristiger Inflationstrends (Geldmengenentwicklung, Referenzwert für das Wachstum von M3 [4,5%])

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g Das geldpolitische Instrumentarium

der EZB

� Zinssteuerung als wesentliches Instrument zur Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken; die EZB …

� bestimmt über Offenmarktgeschäfte und ständige Fazilitäten den Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld verschaffen können,

� steuert dadurch weitgehend den Tagesgeldzins im

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itik � steuert dadurch weitgehend den Tagesgeldzins im

Interbankenmarkt und so indirekt das gesamte Zinsniveau,

� beeinflusst unmittelbar die wirtschaftliche Aktivität über den Zinskanal und den Wechselkurskanal und

� nimmt Einfluss auf die Inflationserwartungen durch hohes Maß an Transparenz und Kommunikation ihrer Geldpolitik an die Öffentlichkeit (Terminkurse!).

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gOffenmarktgeschäfte

� Die EZB führt wöchentlich Offenmarktgeschäftedurch. Im Rahmen von Tendergeschäftenversteigert sie Liquidität an die Geschäftsbanken.

� Die EZB nutzt zur Versteigerung zwei verschiedene Auktionsverfahren:

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itik Auktionsverfahren:

�Bei einem Mengentender legt sie den Zinssatz (den so genannten Hauptrefinanzierungssatz) vorab fest; die Geschäftsbanken geben die zu diesem Zins von ihnen gewünschte Liquiditätsnachfrage an. Zuteilungsquoten stellen sicher, dass bei einer Überbietung nicht mehr Liquidität bereitgestellt wird, als von der Zentralbank gewünscht.

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gOffenmarktgeschäfte

� Bei einem Zinstender geben die Banken in ihren Geboten sowohl Zinssatz als auch nachgefragte Menge an. Die EZB legt einen Mindestbietungssatz fest, unter dem sie keine Liquidität bereitstellt. Nach Eingang der Gebote bestimmt die EZB den marginalen Zinssatz, zu dem sie Liquidität bereitstellt. Die Zuteilung auf die

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itik dem sie Liquidität bereitstellt. Die Zuteilung auf die

einzelnen Bieter erfolgt dabei nach dem so genannten amerikanischen Verfahren : Alle Banken, die einen höheren Zins geboten haben, erhalten eine volle Zuteilung. Alle Banken, die den marginalen Zins bieten, werden mit einer bestimmten Zuteilungsquote bedient. Alle anderen gehen leer aus; sie müssen sich Liquidität auf dem Tagesgeldmarkt verschaffen.

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gOffenmarktgeschäfte

Der Hauptrefinanzierungssatz (der niedrigste Zins, zu dem die EZB den Geschäftsbanken Liquidität zuteilt) kann über dem Mindestbietungssatz liegen. Der Zins am Tagesgeldmarkt bewegt sich im Zinskorridor zwischen Spitzenrefinanzierungssatz und Einlagensatz.

Mindestbietungssatz Spitzenrefinanzierungssatz Einlagensatz Tagesgeldsatz

Zinspolitik der EZB, Jan. 2003 – Dez. 2009

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Mindestbietungssatz Spitzenrefinanzierungssatz Einlagensatz Tagesgeldsatz

Quelle: Bundesbank, eigene Berechnungen

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gDie Strategie der EZB

Zwischenbilanz:� 01.01.1999: EZB nimmt ihre Arbeit auf� kein "Track Record" aus der Vergangenheit� musste rasch Glaubwürdigkeit aufbauen

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� bisher recht erfolgreiche Politik:� Inflation sowie Inflationserwartungen sind im

Euroraum niedrig geblieben, wenn auch größer als der angestrebte Wert von nahe 2%, aber unter 2%

� Kritiker: zu starke Ausrichtung am Ziel der Preisstabilität vs. Leitzins geringer als Taylor-Zins.

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g Chronologie einer Krise:

Das Verhalten der EZB

� 3. Juli 2008: Anhebung des Hauptrefinanzierungs-satzes (HRFS) auf 4,25%

� 8. Oktober 2008: Senkung des HRFS auf 3,75%; Mengentender werden mit voller Zuteilung durch-geführt; Zinskorridor wird auf ± 50 Basispunkteverringert

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verringert� 15. Oktober 2008: Das Verzeichnis der für Kredit-

geschäfte des Eurosystems zugelassenen Sicher-heiten wird ausgeweitet

� 6. November 2008: Senkung des HRFS auf 3,25%� 4. Dezember 2008: Senkung des HRFS auf 2,50%

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g Chronologie einer Krise:

Das Verhalten der EZB

� 15. Januar 2009: Senkung des HRFS auf 2,00%� 5. März 2009: Senkung des HRFS auf 1,50%� 2. April 2009: Senkung des HRFS auf 1,25%� 7. Mai 2009: Senkung des HRFS auf 1,00%;

Durchführung von Tendern mit einjähriger Laufzeit;

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Durchführung von Tendern mit einjähriger Laufzeit; Ankauf von auf Euro lautenden Schuldver-schreibungen des Eurogebietes

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gDie EZB-Bilanz im Laufe der Krise

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•Quelle: http://www.nzz.ch, Die Krise hat der EZB große Risiken beschert, 6.10.2009

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gDie EZB-Bilanz im Laufe der Krise

� Enorme Verlängerung der Bilanz� Entwicklung hin zu längerfristigen Refinanzierungs-

geschäften� Banken nehmen in großem Maße die Einlagefazilität

in Anspruch

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� Für die Zukunft besteht die Herausforderung darin, die enorme Liquidität wieder abzuschöpfen.

� Ein Auslaufen der einjährigen Refinanzierungs-geschäfte ist bereits beschlossen.

� Anhebungen des HRFS sind in den nächsten Monaten zunächst nicht zu erwarten.