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Sir John Eliot Gardiner 3 Baroque … Classique 4 Johann Sebastian Bach Johannespassion Freitag 29. März 2013 18:00

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Page 1: Johann Sebastian Bach · PDF fileSir John Eliot Gardiner 3 Baroque Classique 4 Johann Sebastian Bach Johannespassion Andrew Tortise Tenor (Evangelist, Arien) Dietrich Henschel Bariton

Sir John Eliot Gardiner 3Baroque … Classique 4

Johann Sebastian BachJohannespassion

Freitag29. März 201318:00

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Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben

Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stoff taschen tücher des Hauses

Franz Sauer aus.

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schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen

Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um

Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen

so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können

Sie spätestens in der Pause einnehmen.

Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen wir Ihnen

gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal störungsfrei (auch

für andere Konzertbesucher) und ohne Verzögerung verlassen können.

Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass ihr Bild

möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt wird oder auf

Fotos in Medienveröffentlichungen erscheint.

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Sir John Eliot Gardiner 3Baroque … Classique 4

Johann Sebastian Bach

Johannespassion

Andrew Tortise Tenor (Evangelist, Arien)

Dietrich Henschel Bariton (Christus)

Peter Harvey Bass (Pilatus und Arien)

Hannah Morrison Sopran

Meg Bragle Alt

Monteverdi Choir

English Baroque Soloists

Sir John Eliot Gardiner Dirigent

Freitag29. März 2013 18:00

Keine Pause

Ende gegen 20:15

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.

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PROGRAMM

Johann Sebastian Bach 1685 – 1750

Johannespassion BWV 245 (1724)

Oratorium für Soli, Chor und Orchester

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DER TEXT DER JOHANNESPASSION

Erster Teil

1. Coro Herr, unser Herrscher, dessen RuhmIn allen Landen herrlich ist! Zeig uns durch deine Passion, Dass du, der wahre Gottessohn, Zu aller Zeit, Auch in der größten Niedrigkeit, Verherrlicht worden bist!

2a. Recitat ivo

EvangelistJesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, wusste den Ort auch, denn Jesus versammlete sich oft daselbst mit seinen Jüngern. Da nun Judas zu sich hatte genommen die Schar und der Hohenpriester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Als nun Jesus wusste alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen:

JesusWen suchet ihr?

EvangelistSie antworteten ihm:

2b. Coro

Jesum von Nazareth.

2c. Recitativo EvangelistJesus spricht zu ihnen:

JesusIch bin’s.

EvangelistJudas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s, wichen sie zurücke und fielen zu Boden. Da fragete er sie abermal:

JesusWen suchet ihr?

EvangelistSie aber sprachen:

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2d. Coro

Jesum von Nazareth.

2e. Recitativo

EvangelistJesus antwortete:

JesusIch hab’s euch gesagt, dass ich’s sei, suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!

3. Choral

O gro ße Lieb, o Lieb ohn’ alle Maße,Die dich gebracht auf diese MarterstraßeIch lebte mit der Welt in Lust und Freuden,Und du musst leiden.

4. Recitativo

Evan gelistAuf dass das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro:

JesusStecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

5. Choral

Dein Will ge scheh, Herr Gott, zugleichAuf Erden wie im Himmelreich.Gib uns Geduld in Leidenszeit,Gehorsam sein in Lieb und Leid;Wehr und steur allem Fleisch und Blut,Das wider deinen Willen tut!

6. Recitativo

Evangeli stDie Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Jüden nahmen Jesum und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas, der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, der den Jüden riet, es wäre gut, dass ein Mensch würde umbracht für das Volk.

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7. Aria (Alt)

Von den Stricken meiner SündenMich zu entbinden,Wird mein Heil gebunden. Mich von allen Lasterbeulen Völlig zu heilen, Lässt er sich verwunden.

8. Recitativo

EvangelistSimon P etrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger.

9. Aria (Sopran)

Ich folge dir gl eichfalls mit freudigen SchrittenUnd lasse dich nicht,Mein Leben, mein Licht. Befördre den Lauf Und höre nicht auf, Selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten.

10. Recitativo

EvangelistDerselbig e Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hinein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen für der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro:

Ancilla (Sopran)Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer?

EvangelistEr sprach:

Petrus Ich bin’s nicht.

EvangelistEs stunden aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlfeu’r gemacht (denn es war kalt) und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm:

JesusIch habe frei, öffentlich geredet für der Welt. Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Jüden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgnen geredt. Was fragest du mich darum? Frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe! Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe.

EvangelistAls er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabeistunden, Jesu einen Backenstreich und sprach:

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Servus Solltest du dem Hohenpriester also antworten?

EvangelistJesus aber antwortete:

JesusHab ich übel geredt, so beweise es, dass es böse sei, hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich?

11. Choral

Wer hat dich so geschlagen,Mein Heil, und di ch mit PlagenSo übel zugericht’?Du bist ja nicht ein SünderWie wir und unsre Kinder,Von Missetaten weißt du nicht.

Ich, ich und meine Sünden,Die sich wie Körnlein findenDes Sandes an dem Meer,Die haben dir erregetDas Elend, das dich schläget,Und das betrübte Marterheer.

12a. Recitativo

EvangelistUnd Hannas sandte ihn gebunden zu de m Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm:

12b. Coro

Bist du nicht seiner Jünger einer?

12c. Recitativo EvangelistEr leugnete aber und sprach:

PetrusI ch bin’s nicht.

EvangelistSpricht des Hohenpriesters Knecht’ einer, ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte:

ServusSahe ich dich nicht im Garten bei ihm?

EvangelistDa verleugnete Petrus abermal, und alsobald krähete der Hahn. Da gedachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bitterlich.

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13. Aria (Tenor)

Ach, mein Sinn,Wo willt du endlich hin,Wo soll i ch mich erquicken?Bleib ich hier,Oder wünsch ich mirBerg und Hügel auf den Rücken?Bei der Welt ist gar kein Rat,Und im HerzenStehn die SchmerzenMeiner Missetat,Weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.

14. Choral

Petrus, der nicht denkt zurück,Seinen Gott verneinet,Der doch auf ein’ ernsten BlickBitterlichen weinet.Jesu, blicke mich auch an,Wenn ich nicht will büßen;Wenn ich Böses hab getan,Rühre mein Gewissen!

Zweiter Teil

15. Choral

Christus, der uns selig macht,Kein Bös’ hat begangen,Der ward für uns in der NachtAls ein Dieb gefangen,Geführt für gottlose LeutUnd fälschlich verklaget,Verlacht, verhöhnt und verspeit,Wie denn die Schrift saget.

16a. Recitativo

EvangelistDa führeten sie Jesum von Kaiphas vor das Richthaus, u nd es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf dass sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach:

PilatusWas bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?

EvangelistSie antworteten und sprachen zu ihm:

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16b. Coro

Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet.

1 6c. Recitativo

EvangelistDa sprach Pilatus zu ihnen:

PilatusSo nehmet ihr ihn hin und r ichtet ihn nach eurem Gesetze!

EvangelistDa sprachen die Jüden zu ihm:

16d. Coro

Wir dürfen niemand töten.

16e. Recitativo

EvangelistAuf dass erfüllet würde da s Wort Jesu, welches er sagte, da er deut ete, welches Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm:

PilatusBist du der Jüden König?

EvangelistJesus antwortete:

JesusRedest du das von dir selbst, oder haben’s dir andere von mir gesagt.

EvangelistPilatus antwortete:

PilatusBin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet; was hast du getan?

EvangelistJesus antwortete:

JesusMein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, dass ich den Jüden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen.

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17. Choral

Ach großer König, groß zu allen Zeiten,Wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten?Keins Mensch en Herze mag indes ausdenken,Was dir zu schenken.

Ich kann’s mit meinen Sinnen nicht erreichen,Womit doch dein Erbarmen zu vergleichen.Wie kann ich dir denn deine LiebestatenIm Werk erstatten?

18a. Recitativo

EvangelistDa sprach Pilatus zu ihm:

PilatusSo bist du dennoch ein König?

EvangelistJesus a ntwortete:

JesusDu sagst’s, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.

EvangelistSpricht Pilatus zu ihm:

PilatusWas ist Wahrheit?

EvangelistUnd da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen:

PilatusIch finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, dass ich euch einen losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch der Jüden König losgebe?

EvangelistDa schrieen sie wieder allesamt und sprachen:

18b. Coro

Nicht diesen, sondern Barrabam!

18c. Recitativo

EvangelistBarrabas aber war ein Mörder. Da nahm Pilatu s Jesum und geißelte ihn.

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19. Arioso (Bass) Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,Mit bittrer Lust und halb beklemmtem HerzenDein höc hstes Gut in Jesu Schmerzen,Wie dir auf Dornen, so ihn stechen,Die Himmelsschlüsselblumen blühn!Du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechenDrum sieh ohn Unterlass auf ihn!

20. Aria (Tenor)

Erwäge, wie sein blutgefärbter RückenIn allen StückenDem Himmel gleiche geht, Daran, nachdem die Wasserwoge n Von unsrer Sündflut sich verzogen, Der allerschönste Regenbogen Als Gottes Gnadenzeichen steht!

21a. Recitativo

EvangelistUnd die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und satzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Pu rpurkleid an und sprachen:

21b. Coro

Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!

21c. Recitativo

EvangelistUnd gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder herau s und sprach zu ihnen:

PilatusSehet, ich führe ih n heraus zu euch, dass ihr erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde.

EvangelistAlso ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid. Und er sprach zu ihnen:

PilatusSehet, welch ein Mensch!

EvangelistDa ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen:

21d. Coro

Kreuzige, kreuzige!

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21e. Recitativo

EvangelistPilatus sprach zu ihnen:

PilatusNehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm!

E vangelistDie Jüden antworteten ihm:

21f. Coro

Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.

21g. Recitativo

E vangelistDa Pilatus das Wort hörete, fürchtet’ er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu:

PilatusVon wannen bist du?

EvangelistAber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm:

PilatusRedest du nicht mit mir? Weißest du nicht, dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben?

EvangelistJesus antwortete:

JesusDu hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet hat, der hat’s größ’re Sünde.

EvangelistVon dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe.

22. Choral

Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,Muss uns die Freiheit kommen;Dein Kerker ist der Gnadenthron,Die Freistatt aller Frommen;Denn gingst du nicht die Knechtschaft ein,Müsst unsre Knechtschaft ewig sein.

23a. Recitativo

EvangelistDie Jüden aber schrieen und sprachen:

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23b. Coro

Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sic h zum Könige machet, der ist wider den Kaiser.

23c. Recitativo

Eva ngelistDa Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus und satzte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet: Hochpflas ter, auf Ebräisch aber: Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in Ostern um die sechste Stunde, und er spricht zu den Jüden:

PilatusSehet, das ist euer König!

EvangelistSie schrieen aber:

23d. Coro

Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!

23e. Recitativo

Spricht Pilatus zu ihnen:

PilatusSoll ich euren König kreuzigen?

EvangelistDie Hohenpriester ant worteten:

23f. Coro

Wir haben keinen König denn den Kaiser.

23g. Recitativo

EvangelistDa überantwortete er ihn, dass er gekreuziget würde. Sie nahmen aber Jesum und füh reten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus z ur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Ebräisch: Golgatha.

24. Aria (Bass) e Coro

Eilt, ihr angefochtnen Seelen,Geht aus euren Marterhöhlen,Eilt – Wohin? – nach Golgatha! Nehmet an des Glaubens Flügel, Flieht – Wohin? – zum Kreu zeshügel, Eure Wohlfahrt blüht allda!

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25a. Recitativo

EvangelistAllda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitten inne. Pilatus aber schrieb eine Überschrift und satzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: »Jesus von Nazareth, der Jüden König«. Diese Überschrift lasen viel Jüden, denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf ebräische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Jüden zu Pilato:

25b. Coro

Schreibe nicht: der Jüden König, sondern dass er gesaget habe: Ich bin der Jüden König.

25c. Recitativo

EvangelistPilatus antwortet:

PilatusWas ich geschrieben habe, da s habe ich geschrieben.

26. Choral

In meines Herzens GrundeDein Nam und Kreuz alleinFunkelt all Zeit und Stunde,Drauf kann ich fröhlich sein.Erschein mir in dem BildeZu Trost in meiner Not,Wie du, Herr Chris t, so mildeDich hast geblut’ zu Tod!

27a. Recitativo

EvangelistDie Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewürket durch und durch. Da sprachen sie untereinander:

27b. Coro

Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll.

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27c. Recitativo

EvangelistAuf dass erfüllet würde die Schrift, die da saget: »Sie haben meine Kleider unte r sich geteilet und haben über meinen Rock das Los geworfen.«Solches taten die Krieg esknechte. Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sahe und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter:

JesusWeib, siehe, das ist dein Sohn!

EvangelistDarnach spricht er zu dem Jünger:

JesusSiehe, das ist deine Mutter!

28. Choral

Er nahm alles wohl in achtIn der letzten Stunde,Seine Mutter noch bedacht,Setzt ihr ein’ Vormunde.O Mensch, mache Richtigkeit,Gott und Menschen liebe,Stirb darauf ohn alles Leid,U nd dich nicht betrübe!

29. Recitativo

EvangelistUnd von Stund an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, dass die Schrift erfüllet würde, spricht er:

JesusMich dürstet! EvangelistDa stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isopen, und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er:

JesusEs ist vollbracht!

30. Aria (Alt)

Es ist vollbracht!O Trost vor die gekränkten Seelen!Die TrauernachtLässt nun die letzte Stunde zählen.Der Held aus Juda siegt mit MachtUnd schließt den Kampf.Es ist vollbracht!

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31. Re citativo

EvangelistUnd neiget das Haupt und verschied.

32. Aria (Bass) e Coro

Mein teurer Heiland, lass dich fragen,Jesu, der du warest tot,Da du nunmehr ans Kreuz geschlagenUnd selbst gesagt: Es ist vollbracht,Lebest nun ohn Ende,Bin ich vom Sterben frei gem acht?In der letzten TodesnotNirgend mich hinwendeKann ich durch deine Pein und SterbenDas Himmelreich ererben?Ist aller Welt Erlösung da?Als zu dir, der mich versühnt,O du lieber Herre!Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen;Gib mir nur, was du verdient,Doch neigest du das HauptUnd sprichst stillschweigend: ja.Mehr ich nicht begehre!

33. Recitativo

EvangelistUnd siehe da, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen.

34. Arioso (Tenor)

Mein Herz, in dem die ganze WeltBei Jesu Leiden gleichfalls leidet,Die Sonne sich in Trauer kleidet,Der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,Die Erde bebt, die Gräber spalten,Weil sie den Schöpfe r sehn erkalten,Was willst du deines Ortes tun?

35. Aria (Sopran)

Zerfließe, mein Herze, in Fluten der ZährenDem Höchsten zu Ehren! Erzähle der Welt und dem Himmel die Not: Dein Jesus ist tot!

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36. Recitativo

EvangelistDie Jüden aber, dieweil es der Rüsttag wa r, dass nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie Pilatum, dass ihre Beine gebrochen un d sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer eröffnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, und derselbige weiß, dass er die Wahrheit saget, auf dass ihr gläubet. Denn solches ist geschehen, auf dass die Schrift erfüllet würde: »Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen«. Und abermal spricht eine andere Schrift: »Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben«.

37. Choral

O hilf, Christe, Gottes Sohn,Durch dein bitter Leiden,Dass wir dir stets untertanAll Untugend meiden,Deinen Tod und sein UrsachFruchtbarlich bedenken,Dafür, wiewohl arm und schwach,Dir Dankopfer schenken!

38. Rec itativo

EvangelistDarnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war (doch heimlich aus Furcht vor den Jüden), dass er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen untereinander, bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien, wie die Jüden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garten, und im Garten ein neu Grab, in welches niemand je geleget war. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Jüden, dieweil das Grab nahe war.

39. Coro

Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,Die ich nun weiter nicht beweine,Ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh! Das Grab, so euch bestimmet ist Und ferner keine Not umschließt, Macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu.

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40. Choral

Ach Herr, lass dein lieb EngeleinAm letzten End die Seele meinIn Abrahams Schoß tragen,Den Leib in seim SchlafkämmerleinGar sanft ohn einge Qual und PeinRuhn bis am jüngsten Tage!Alsdenn vom Tod erwecke mich,Dass meine Augen s ehen dichIn aller Freud, o Gottes Sohn,Mein Heiland und Genadenthron!Herr Jesu Christ, erhöre mich,Ich will dich preisen ewiglich!

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ZUM WERK DES HEUTIGEN KONZERTS

An neuer Wirkungsstätte

Anfang Mai des Jahres 1723 ernannte der Leipziger Stadtrat

Johann Sebastian Bach zum neuen Thomaskantor. Dies war der

Zeitung sogar eine Meldung wert: »Zu Mittage kamen 4 Wagen

mit Hausrat beladen von Cöthen allhier an, so dem gewesenen

dasigen fürstlichen Capell-Meister, als nach Leipzig vocierten

Cantori Figurali, zugehöreten; um 2 Uhr kam er selbst nebst sei-

ner Familie auf 2 Kutschen an, und bezog die in der Thomas-

Schule neu renovierte Wohnung.« Dabei war der ehemalige

Köthener Hofkapellmeister Bach gar nicht die erste Wahl der

Leipziger gewesen: zuvor hatten der zu seiner Zeit ungleich

berühmtere Georg Philipp Telemann und der Komponist Chris-

toph Graupner abgesagt. Auch Bach selbst wollte es »anfänglich

gar nicht anständig sein […], aus einem Capellmeister ein Cantor

zu werden«. Aber ihn bewogen auch gute Gründe zur Annahme

der neuen Position. In Köthen hatte sich nach der Heirat von

Fürst Leopold Bachs Position als Kapellmeister verschlechtert.

Zudem lockte Leipzig als bedeutende und mächtige Handels-

metropole und Universitätsstadt für Bachs Kinder. In seiner Posi-

tion als Thomaskantor war Bach zudem Director Musices, also

Musikdirektor Leipzigs, was seinem Streben nach beruflichem

Aufstieg entgegenkam. Und nicht zuletzt schien mit der Stelle

eine Aufbesserung des Gehalts verbunden, vor allem durch die

sogenannten Akzidentien. Damit bezeichnete man die Extra-

Einkünfte aus Kompositionen für höhergestellte Auftraggeber,

etwa Musiken für Beerdigungen, Hochzeiten oder Geburtstage.

Diese erwiesen sich jedoch bald neben Bachs festen Einkom-

men von jährlich 100 Talern – inkl. »Holz- und Lichtgeld« sowie

16 Scheffeln Getreide und jeweils 2 Kannen Wein zu Festtagen

– als äußerst unzuverlässige Einnahmequelle. Genoss Bach als

Kapellmeister in Köthen große Freiheiten in der Berufsausübung,

musste er sich als Thomaskantor und Musikdirektor den stren-

gen Maßgaben des städtischen Verwaltungsapparates fügen. Da

Bach ein streitbarer Geist war – noch dazu in musikalischen Fra-

gen unbeugsam – führte dies in der Zukunft zu nicht unerhebli-

chen Konflikten mit der nach Bachs Meinung »wunderlichen und

der Music wenig ergebenen Obrigkeit« in Leipzig.

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Neues Werk: Bachs Passio secundum Johannem

Bei Dienstantritt im Jahr 1723 war von diesen Streitereien aller-

dings noch nichts zu spüren. Der 37-jährige Wahl-Leipziger Bach

begann nun mit hoher Motivation am ersten Kantatenjahrgang

zu arbeiten, komponierte zum Weihnachtsfest das Magnificat

BWV 243a und bereitete für den Vespergottesdienst in der Leipzi-

ger Nikolaikirche im kommenden Jahr sein erstes musikalisches

Großprojekt vor: die Aufführung der Passio secundum Johannem

– besser bekannt als Johannespassion BWV 245 –, die dort am

7. April 1724 ihre Uraufführung erlebte. Bach hatte dazu sogar

»Werbezettel« mit den Texten der Arien drucken und verteilen

lassen. Irrtümlicherweise war auf den ersten Drucken die Tho-

mas- und nicht die Nikolaikirche genannt, weshalb Bach vor

den Rat zitiert wurde. Man gestattete ihm, auf Ratskosten neue

Prospekte in Auftrag geben zu können. Der Vorgang zeigt, wie

engagiert der Thomaskantor sein Passionsprojekt vorantrieb,

eventuell auch aus der Überlegung heraus, Einnahmen aus der

Aufführung zu erzielen.

An Reaktionen auf die ambitionierte Passionsmusik ist zwar

nichts bekannt, Bach wird mit seinem neuen Werk aber für Auf-

sehen gesorgt haben. Denn während es andernorts, etwa in

Hamburg, schon seit längerem üblich war, Passionsoratorien

vor Publikum aufzuführen – freilich nicht innerhalb des Got-

tesdienstes, sondern im Rahmen eines öffentlichen Konzerts –,

galt dies für Leipzig bis zu diesem Zeitpunkt nicht. So ließ sich

auch ein Hamburger Erfolg wie der des Passionsoratoriums mit

dem sprechenden Namen Der für die Sünden der Welt gemarterte

und sterbende Jesus, verfasst vom Ratsherrn Barthold Heinrich

Brockes und vertont von zahlreichen Komponisten der Zeit wie

Telemann, Keiser oder Händel, nicht so ohne weiteres auf Leip-

zig übertragen. Es gab wohl vereinzelte Aufführungen wie eine

Telemann-Passion im Jahr 1707 in der Neukirche sowie zaghafte

Versuche von Bachs Amtsvorgänger Johann Kuhnau in Richtung

konzertierende Passion, dies jedoch ohne nennenswerte Erfolge

oder größere Nachwirkungen auf die Leipziger Verhältnisse. So

setzte die dortige Obrigkeit weiterhin auf Tradition und bewachte

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die Einhaltung bewährter theologischer und kirchlicher Grund-

sätze. Ihr Konservatismus verpflichtete den neuen Thomaskantor

Johann Sebastian Bach gemäß § 7 seines Anstellungsvertrages

dazu, dass seine Kirchenmusik »nicht opernhafftig heraus-

komme, sondern die Zuhörer vielmehr zur Andacht aufmuntere«.

Bach akzeptierte dies auf seine Weise: er stützt sich textlich auf

die Passionsgeschichte, wie sie im 18. und 19. Kapitel des Johan-

nesevangeliums geschildert wird und fügt dazu passende Cho-

räle ein. Damit hat er die traditionellen Leipziger Vorgaben erfüllt.

Als modernes Element der Passion integriert er eine überschau-

bare Anzahl an Arien, die sich auf die freie religiöse Lyrik seiner

Zeit stützen. In der Tat greift Bach auch auf Brockes’ gereimte

Dichtung zurück, die ja bereits zum damals »angesagtesten«

Passionsoratiumstext aufgestiegen war. Die Brockes-Passion

war auch deshalb so erfolgreich, weil sie das Bedürfnis der Zeit

nach individueller Versenkung in die biblischen Inhalte auf-

griff. Johann Mattheson, der wegen seiner »stacheligten Feder«

gefürchtete, aber auch angesehene Musiktheoretiker seiner Zeit,

stellte deshalb auch fest, dass die Musik die »Gemütsneigungen

der Zuhörer rege machen und auf gewisse Weise in Bewegung

bringen will […] zur Liebe, zum Mitleid, zur Freude, zur Traurig-

keit«. Und im Hinblick auf die Kirchenmusik forderte er sogar:

»Hier allein, nämlich bei dem Gottesdienst sind gar heftige,

ernstliche, dauerhafte und höchstangelegentliche Gemütsbewe-

gungen nötig.« Bach folgte ihm in dieser Hinsicht, sein Selbst-

verständis als universeller Musiker ließ ihn allerdings nach weit

Höherem streben: schon die Johannespassion, sozusagen im

Vorfeld der geistlichen Großwerke Bachs wie Matthäuspas-

sion und h-Moll-Messe, meldet einen neuartigen ästhetischen

Anspruch an. Dieser emanzipiert das Werk von der rein litur-

gisch-gottesdienstlichen Funktion und avisiert quasi konzertante

Aufführungsmöglichkeiten auch außerhalb des Kirchenraumes.

Dem entspricht die enorm aufgewertetete rhetorische Ausgestal-

tung der Rezitative und Arien, resultierend in einer plastischen

Intensität der vertonten Texte, der polyphon geschärfte harmoni-

sche Satz und das enorm individualisierte und eigenständig her-

ausgebildete Orchester. Bei alledem verschmilzt Bach in seinem

Werk traditionelle und moderne Elemente sowie kirchliche und

weltliche Einflüsse mit funktional Gebundenem und autonom

Komponiertem. Bewundernswert dabei ist der von Bach an den

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Tag gelegte radikale Kunstwille, der an Originalität (z. B. bei der

Gestaltung der Turba-Chöre) und Tiefsinn (etwa bei der rhetori-

schen Textauslegung in den Arien) nichts vermissen lässt.

Textliche Grundlagen

Als Bach sich an die Johannespassion begab, verfügte er noch

über wenig Erfahrung in der Gestaltung solcher großformatigen

Werke. Umso erstaunlicher ist das Ergebnis, das die Johannes-

passion gleichrangig neben die einige Jahre später vollendete

Matthäuspassion treten lässt. Dennoch gibt es Unterschiede:

so führt die Johannespassion das Passionsgeschehen in Teilen

dramatisch packender und konzentrierter vor. Dies liegt an der

Textvorlage des Johannesevangeliums, das die Vorgeschichte

ausblendet und sich auf fünf Stationen fokussiert: Gefangen-

nahme im Garten Gethsemane – Jesus vor den Hohepriestern

– Prozess vor dem Statthalter Pilatus – Kreuzigung auf Golgatha

– Grablegung. Zudem hat Bach noch kompositorisch ergiebige

Abschnitte aus dem Matthäusevangelium aufgenommen: die

Schilderung des Weinens Petri nach der dreimaligen Verleug-

nung (Kap. 26,75) und das Zerreißen des Vorhangs im Tempel

(Kap. 27,51 – 52). Nach der zweiten Szene (Verleugnung) endete

Teil 1 der Johannespassion, ihm folgte bei den damaligen Auf-

führungen die Predigt. Im Anschluss wurde der zweite Teil der

Passion dargeboten.

Auf der von Bach errichteten »imaginären Bühne« agieren der

Erzähler (Evangelist), die in indirekter Rede sprechenden Perso-

nen (Jesus, Petrus, Pilatus) sowie Gruppen (Volk, Kriegsknechte,

Hohepriester), die dem Hörer das Geschehen mit erschütternder

Eindringlichkeit vor Ohren führen. Umrankt werden diese Sze-

nen von den betrachtenden Elementen, die den dramatischen

Fluss für einen Moment anhalten bzw. durchbrechen: gemeint

sind hier die affektreichen Arien und die sich an die Gemeinde

wendenden Choräle. Im Unterschied beispielsweise zur Brockes-

Passion, die den Bibeltext vollständig durch freie Nachdichtun-

gen ersetzt, hält sich Bach wortwörtlich an den Evangelienbe-

richt und folgt damit der Tradition der oratorischen Passion des

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17. Jahrhunderts. Die Ariosi/Arien als Schauplatz lyrischer Ver-

senkung wurden von einem unbekannten Librettisten (vielleicht

Bach selbst?) mehrheitlich älteren Passionsdichtungen direkt

entnommen und entsprechend bearbeitet. Neben Brockes’ Lib-

retto konnte man als weitere Quellen das Gedicht Der weinende

Petrus von Christian Weise und die Johannespassion von Chris-

tian Heinrich Postel ausfindig machen.

Bach stellt in seiner Johannespassion nicht die einzelnen Lei-

densstationen von Jesus in den Mittelpunkt, sondern konzent-

riert sich auf ein zentrales Ereignis: den Prozess vor Statthalter

Pontius Pilatus. Christus wird als gedemütigter Schmerzens-

mann, aber auch als Gottessohn und König dargestellt. Beson-

dere Realistik herrscht in den Turba-Chören (Turba lat. = Volk,

Getümmel) vor, die mit ihren »Übeltäter«- oder »Kreuzige«-

Schreien die Gerichtsszene dramatisch aufheizen. Hier besteht

ein großer Unterschied zur überwiegend besinnlich-betrachten-

den Schilderung der Passion Christi in Bachs Matthäuspassion.

Im Vergleich zu dieser hob auch Robert Schumann hervor, die

Johannespassion sei »um vieles kühner, gewaltiger, poetischer«.

»Wie gedrängt, wie durchaus genial, namentlich in den Chören,

und von welcher Kunst!« rühmte er das Werk.

Johannespassion – Höhepunkte

Wer meint, Bach bräuchte bildkräftige Vorlagen für seine text-

ausdeutende kompositorische Fantasie, irrt. Die schlichten, ja

formelhaften Worte des Eingangschores der Johannespassion

»Herr, unser Herrscher« inspirieren ihn auch so zu einem klang-

gewaltigen Tongemälde. Von der grundsätzlichen Aussage des

Johannesevangeliums her betont dieses sowohl den Anspruch

Christi auf sein Königreich als auch Gottes Willen, ihn den Opfer-

tod erleiden zu lassen. Bachs Musik fängt diese beiden Aspekte

auf beeindruckende Weise ein. So artikuliert der Chor seine

emphatischen Herrscher-Rufe über einer instrumentalen Beglei-

tung, die in ihrer gedrückten g-Moll-Stimmung Trauer über

die Passion Christi ausdrückt. In der gesamten Anlage des Ein-

gangschores sieht der Bach-Forscher Martin Geck die göttliche

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Trinität abgebildet: so stehen die sich in reibenden Dissonan-

zen vorwärtsschiebenden Oberstimmen der Holzbläser (Flöten,

Oboen) für den Leidensweg Christi. Sie werden auf eine gleich-

mäßig wogende Sechzehntelbewegung der Streicher gebettet;

von Geck als »Wehen des heiligen Geistes« interpretiert. Weiter

meint er, beides ruhe auf dem Fundament der »unerschütterli-

chen Ruhe Gottvaters«, symbolisiert im Orgelpunkt der Bässe.

Wie bereits angedeutet, wertet Bach die sprachliche Gestaltung

in den Rezitativen enorm auf. Durch das Gestische seiner Rezi-

tation wird nicht nur der Ausdruck der normalen menschlichen

Rede erhöht, sondern auch eine ungekannte Nähe des Evangelis-

ten zu den berichteten Ereignissen hergestellt. Der Tradition fol-

gend, überträgt er den Evangelistenpart einem Tenor, Jesu Worte

werden vom Bass vorgetragen und, anders als in der Matthäus-

passion, nicht von einem Streicherensemble unterstützt, son-

dern von einer reinen Secco-Besetzung begleitet (Orgel, Basso

continuo). Von den Möglichkeiten textauslegender Klangsprache

macht Bach reichlich Gebrauch: etwa, wenn er das täuschende

Verhalten des Judas mithilfe der rhetorischen Figur der »Parrhe-

sia« (Regellosigkeit) beschreibt, die für das Schlechte, Falsche

und Traurige steht. Im weiteren Verlauf umschreiben Figuren wie

die der »Anabasis« (aufsteigend), »Katabasis« (absteigend), des

»Tritonus« (übermäßige Quarte = diabolo in musica), abwärts

gerichtete Intervallsprünge und tonleiterfremde (verminderte,

übermäßige) Intervalle Vorgänge wie den Schwertstreich des

Petrus (Abhauen des Ohres), das Bekenntnis Jesu zum bitteren

»Kelch« oder das schmerzhafte Tragen der Dornenkrone. Bei

besonders assoziationsreichen Schlüsselwörtern weitet sich der

Sprechgesang zum schmerzlichen Melisma: so bei der Schilde-

rung des in Tränen ausbrechenden Petrus (Nr. 12c kurz vor Ende

von Teil 1) und Christi Geißelung (Nr. 18c).

Die in der Johannespassion verwendeten freien Texte sind aus

literaturwissenschaftlicher Sicht keine hochqualifizierte Dich-

tung, vielmehr wirkt für uns heute ihre zeitgebundene, »blu-

mige« Metaphorik doch eher befremdlich. Trotzdem hinterlassen

Bachs Arien und Ariosi einen starken Eindruck. Die von affektrei-

chen Bildern und religiösen Symbolen gespickten Texte stellten

für den Komponisten eine wahre Fundgrube komponierbaren

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Materials dar und Bach stellte sich dieser Aufgabe mit hoher

Motivation. Dass Bach eine umfangreiche theologische Biblio-

thek besaß, die auf eine bibelkundliche Bildung des Komponis-

ten schließen lässt, ist dabei sicherlich interessant zu erwähnen.

Dieses Wissen, vereint mit seiner eigenen religiösen Überzeu-

gung, befähigte den Komponisten, durch Aufgreifen und damit

Hervorheben assoziationsreicher Schlüsselwörter den unter der

Oberfläche der freien Dichtung verborgen liegenden biblischen

Kontext aufzudecken. Damit begegnen wir einerseits den theo-

logischen Fragestellungen und Überzeugungen der damaligen

Zeit und andererseits Bachs ganz persönlicher Interpretation

eines religiösen Textes. Die insgesamt acht Arien der Johannes-

passion werden mit ganz unterschiedlichen Charakteren aus-

gestattet. Die erste Alt-Arie »Von den Stricken meiner Sünden«

verknüpft das Motiv der Gefangennahme Jesu mit den Sünden

der Menschen. Das Moment des Bindens und Gebundenseins

erscheint dabei nicht nur in der Singstimme, sondern auch in

den beiden Instrumentalstimmen. Leichtfüßigkeit und die Idee

des »Nachfolgens« drückt die Arie Nr. 9 »Ich folge dir gleichfalls

mit freudigen Schritten« aus, hier erreicht durch Aussparung eines

Akkords auf dem ersten Taktteil. Den Seelenzustand von Unrast

und Aufgewühltheit demonstriert dagegen die Tenor-Arie »Ach,

mein Sinn«, die mit dem Mittel der »Exclamatio« (Intervallsprünge

aufwärts) arbeitet. Eine weitere zentrale Arie der Passion ist das

Stück »Es ist vollbracht«, in der das Alt-Solo Jesu letzte Worte auf-

greift und kommentiert. Die Gambe begleitet als instrumentales

Symbol des Todes diese Totenklage, deren stille Trauer für einen

Moment lang durch den unvermittelt kämpferisch einsetzenden

Mittelteil »Der Held aus Juda siegt mit Macht« aufgebrochen wird.

In den Gesamtablauf integriert sind elf Choräle (als Anspielung

auf die Jünger Jesu?), in denen sich das »Wir« der christlichen

Gemeinde ausspricht. Bach legt bei der schlicht vierstimmig

ausgesetzten Harmonisierung der tradierten Melodien größte

Sorgfalt an den Tag, so dass die angebrachten Durchgangs- und

Wechselnoten die textliche Botschaft unterstreichen. Der Blick

auf die Chorpartien schließt die gebärdenreichen Turba-Chöre

mit ein. Sie bilden Bachs wichtigstes Mittel, um die dramatische

Handlung vorwärtszutreiben. Der Fanatismus der Menge äußert

sich in dem chromatisch heulenden Satz »Wäre dieser nicht

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der Übeltäter« und mit besonderer Intensität in den »Kreuzige«-

Rufen: dem Abbild einer wild durcheinander schreienden Masse.

Möglicherweise wird auch in der geradezu rüpelhaft anmuten-

den Szene der um Jesu Rock streitenden Kriegsknechte in der

Bass-Begleitung das Klappern ihrer Würfelbecher vernehmbar

(Nr. 27b).

Bach beschließt seine Johannespassion mit dem Grabeschor

»Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine«, der in seiner ruhigen und lied-

haften Schlichtheit einen denkbar großen Kontrast zum macht-

vollen Eingangschor »Herr, unser Herrscher« darstellt. Den end-

gültigen Abschluss bildet dann die Choralstrophe »Ach Herr, lass

dein lieb’ Engelein«. Bachs Johannespassion hat mehrere Umar-

beitungen erfahren, so dass Fassungen aus den Jahren 1724,

1725, 1732 und 1748/49 vorliegen. Das Werk blieb ein »work in pro-

gress«, auch hat es keine so spektakuläre Wiederentdeckung im

19. Jahrhundert gegeben wie bei der durch Mendelssohn bewirk-

ten Aufführung der Matthäuspassion im Jahr 1829. Im heutigen

Konzertleben gelten beide Werke als großartige Monumente der

Musikgeschichte.

Tilla Clüsserath

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BIOGRAPHIEN

Andrew Tortise

Der englische Tenor Andrew Tortise

erhielt seine erste musikalische Aus-

bildung als Chorknabe an der Wells

Cathedral, ehe er sein Gesangsstu-

dium am Trinity College in Cambridge

absolvierte. Sein Operndebüt gab er

2004 als Apoll in Händels Semele am

Pariser Théâtre des Champs-Elysées.

Es folgten Einladungen zu den Salzbur-

ger Festspielen, wo er als Marzio aus

Mozarts Mitridate zu erleben war. Wei-

tere Einladungen führten ihn an die Opéra National de Lyon, ans

Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, die Nederlandse Opera

Amsterdam, die Welsh National Opera und zum Glyndebourne

Festival. Im Juni 2013 feiert Andrew Tortise in der Neuinszenie-

rung von Brittens Gloriana durch Richard Jones seinen Einstand

am Londoner Royal Opera House Covent Garden. Zu den jüngs-

ten Konzertengagements von Andrew Tortise zählen Brittens Les

Illuminations mit dem Salzburger Mozarteum Orchester unter Ivor

Bolton, Haydns »Paukenmesse« unter Bernard Labadie, Bachs

Matthäuspassion mit dem Gabrieli Consort und ein Bach-Scar-

latti-Programm mit dem Ensemble Al Ayre Español. Regelmäßig

arbeitet Andrew Tortise mit Dirigenten wie John Eliot Gardiner,

Richard Egarr, Hervé Niquet und Marc Minkowski zusammen. Mit

dem Combattimento Consort Amsterdam und De Nederlandse

Bachvereniging war Andrew Tortise beim Aldeburgh Festival zu

erleben. In der Kölner Philharmonie gibt er heute sein Debüt.

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Dietrich Henschel

Das Repertoire des Baritons Dietrich

Henschel reicht von den barocken

Anfängen der Oper bis zur Avantgarde.

Die wichtigsten Partien seines ersten

und einzigen Festengagements an der

Oper in Kiel waren neben den Klassi-

kern Papageno und Figaro in Mozarts

Le Nozze di Figaro die Rollen Pelleas in

Debussys Oper Pelleas et Mélisande,

Monteverdis L’Orfeo und Henzes Prinz

von Homburg. Seine internationale Kar-

riere startete Dietrich Henschel mit Busonis Doktor Faust in Lyon

und wiederum mit Henzes Prinz von Homburg an der Deutschen

Oper Berlin. Es folgten Auftritte an den bedeutenden europäi-

schen Opernhäusern in Rollen aus nahezu allen Bereichen der

Opernliteratur. In jüngster Zeit war Dietrich Henschel in den Titel-

rollen von George Enescus Œdipe und Manfred Trojahns Orest zu

hören. Neben dem Operngesang spielt auch der Lied- und Ora-

toriengesang für Dietrich Henschels eine bedeutende Rolle. Mit

dem emotionalen und literarischen Gehalt von Liedern setzt sich

Dietrich Henschel verstärkt in theatralischen und multimedialen

Projekten auseinander. Sein bisher größtes interdisziplinäres

Projekt ist das Irrsal-Tryptichon. Der Film, der das Spannungs-

feld Liebe-Schuld-Sühne in den Orchesterliedern Hugo Wolfs

beleuchtet, wird im Rahmen eines Live-Konzertes im September

2013 uraufgeführt. Einen besonderen Stellenwert im Bereich Ora-

torium nimmt für Dietrich Henschel die Musik Johann Sebastian

Bachs ein. Zahlreiche Aufnahmen produzierte der Bariton mit

den bedeutenden Dirigenten der Barockmusik von John Eliot

Gardiner bis Phillipe Herreweghe und Nikolaus Harnoncourt. Bei

uns war Dietrich Henschel zuletzt im Februar 2007 zu Gast.

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Peter Harvey

Der Bariton Peter Harvey begann seine

Ausbildung zunächst am Magdalen

College in Oxford mit den Fächern Fran-

zösisch und Deutsch. Bereits während

des späteren Musikstudiums an der

Guildhall School gewann Peter Harvey

internationale Gesangswettbewerbe.

Seine über 100 CD-Einspielungen

umfassen eine Zeitspanne von acht

Jahrhunderten, wobei der Schwerpunkt

seines Schaffens im Bereich des Spät-

barocks liegt. Zusammen mit den English Baroque Soloists und

dem Monteverdi Choir unter John Eliot Gardiner wirkte Peter

Harvey bei der Bach Cantata Pilgrimage mit. Darüber hinaus ist

Peter Harvey langjähriger Solist des Gabrieli Consorts, mit dem

er zahlreiche Werke auf CD einspielte, darunter Bachs Matthäus-

passion, Händels Solomon, Monteverdis Marienvesper und der

mit einem Grammy ausgezeichneten Einspielung von Haydns

Schöpfung. Regelmäßig arbeitet Peter Harvey mit Orchestern

und Ensembles zusammen wie dem Purcell-Quartett, The Six-

teen, dem BBC Symphony Orchestra und französischsprachigen

Ensembles wie La Chapelle Royale und dem Collegium Vocale

Ghent unter Philippe Herreweghe. Mit dem Orchestra of the Age

of Enlightenment unter Ivan Fischer und Gustav Leonhardt führte

Peter Harvey Bachs Johannespassion in London, Seoul und Tokio

auf. Zunehmend wendet sich Peter Harvey auch dem Liedgesang

zu. Schuberts Winterreise führte er mit Roger Vignoles bei Festi-

vals in England und Spanien auf. Bei uns war er zuletzt Anfang

März 2012 zu hören.

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Hannah Morrison

Die aus einer schottisch-isländischen

Familie stammende Sopranistin Han-

nah Morrison wuchs in Holland auf,

wo sie am Maastrichter Konservato-

rium Gesang und Klavier studierte. Im

Anschluss wechselte sie an die Hoch-

schule für Musik und Tanz Köln, wo sie

ihre Ausbildung bei Barbara Schlick mit

dem Konzertexamen abschloss. Meis-

terkurse besuchte Hannah Morrison bei

Mathias Goerne, Christoph Eschenbach,

Roger Vignoles, Sir Thomas Allen und Dame Kiri Te Kanawa. Im

Liedbereich feierte die Sopranistin erste Erfolge u. a. beim Oxford

Festival und in der Londoner Wigmore Hall. Begleitet wurde sie

dabei von dem Pianisten Eugene Asti, mit dem sie 2009 Lieder

und Duette von Felix Mendelssohn Bartholdy aufnahm. Hanna

Morrison konzertiert regelmäßig mit Les Arts Florissants unter

Paul Agnew und William Christie. In dieser Besetzung gibt sie in

den kommenden Monaten Konzerte in Madrid, Paris und Lon-

don. 2012 sang Hannah Morrison Solo-Kantaten von Bach unter

Christoph Spering, sie gastierte bei den Innsbrucker Festwochen

für Alte Musik mit L’ Arpeggiata unter Christina Pluhar, arbeitete

mit Das Kleine Konzert unter Hermann Max zusammen und kon-

zertierte mit dem Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki.

In dieser Spielzeit ist Hannah Morrison in verschiedenen Projek-

ten mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists

unter Sir John Eliot Gardiner zu erleben. Außerdem debütiert sie

bei den Salzburger Festspielen mit Händels Alexander’s Feast in

der Mozart-Fassung und in Leipzig mit Schumanns Das Paradies

und die Peri. In der Kölner Philharmonie ist sie heute zum ersten

Mal zu hören.

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Meg Bragle

Internationale Kritiker loben die expres-

sive Virtuosität der amerikanischen

Mezzosopranistin Meg Bragle. Sie stu-

dierte Violine und Gesang an der Uni-

versity of Michigan und konzentriert

sich in ihrem Repertoire vor allem auf

die Musik von Händel, Bach, Vivaldi

und Purcell. Darüber hinaus umfasst ihr

Schaffen auch Opernpartien wie Dido

aus Purcells Dido and Aeneas, Amastre

in Händels Serse, Speranza in Monte-

verdis L’Orfeo oder Elpina in Vivaldis La fida ninfa. Meg Bragle

arbeitet regelmäßig mit Orchestern wie dem Orpheus Chamber

Orchestra, The Orchestra of St. Luke’s, dem Orchestre Révoluti-

onnaire et Romantique, dem Tafelmusik Baroque Orchestra und

dem Orchestra of the Age of Enlightenment zusammen. Eine

enge Zusammenarbeit verbindet sie darüber hinaus mit John

Eliot Gardiner und seinen Ensembles, dem Monteverdi Choir und

The English Baroque Soloists. Mit Gardiner gastiert Meg Bragle

in jüngster Zeit in den großen Konzerthäusern von London bis

Paris sowie bei renommierten Festivals wie dem Aldeburgh Fes-

tival und dem Leipziger Bachfest. 2012 interpretierte Meg Bragle

Bach-Kantaten mit dem Symphonieorchester des Bayerischen

Rundfunks, sang Scarlattis Stabat Mater mit Les Violons du Roy

unter Bernard Labadie und gestaltete Pergolesis Stabat Mater mit

den Voices of Music in San Francisco. Auf CD veröffentlichte Meg

Bragle zuletzt Händels Dixit Dominus mit dem Ensemble Apollo’s

Fire. Bei uns ist sie heute zum ersten Mal zu hören.

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Monteverdi Choir

Der 1964 von John Eliot Gardiner gegründete Monteverdi Choir

gilt seit seinem Bestehen als einer der besten Chöre weltweit und

ist bekannt für die Vielseitigkeit seines Repertoires. Der Chor hat

eine Reihe vielbeachteter Tourneen unternommen. Dazu zählen

etwa die Aufführungen sämtlicher geistlicher Kantaten Johann

Sebastian Bachs im Jahr 2000 anlässlich des 250. Todestages

des Komponisten. Die Konzerte wurden für das eigene Label Soli

Deo Gloria aufgenommen. Ein anderes groß angelegtes Projekt

führte den Chor im Jahr 2004 mit spanischer Vokal-Polyphonie

über mehrere Stationen nach Santiago de Compostela. In den

vergangenen zwei Jahren sang der Monteverdi Choir mehrere

Aufführungen von Beethovens neunter Sinfonie mit dem London

Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir John Eliot Gardi-

ner. In der Spielzeit 2011/2012 führte der Chor zusammen mit dem

Orchestre Révolutionnaire et Romantique Werke von Brahms,

Bruckner und Strawinsky auf. Zudem arbeitete der Chor auf

Konzertreisen und bei Aufnahmen (englische A-cappella-Musik

der Renaissance und Kantaten von Johann Sebastian Bach) mit

den English Baroque Soloists zusammen. Erstmals konzertierte

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der Monteverdi Choir auch mit dem Mahler Chamber Orchestra

(Schumanns Manfred) und dem Orchestre National de France

(Berlioz’ Grande Messe des Morts). Zurzeit hat der Chor eine fünf-

jährige Residenz an der Opéra Comique in Paris, wo er in Auf-

führungen von Le Freyschütz (Weber/Berlioz), L’Etoile (Chabrier)

and Carmen (Bizet) zu erleben war. Der Monteverdi Choir bietet

jungen Chor- und Solosängern hervorragende Möglichkeiten, in

Solopartien wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Viele ehemalige

Chormitglieder haben es später zu glänzenden Solokarrieren

gebracht. Seit 2007 hat der Chor mit dem Monteverdi Apprentice

Scheme auch ein eigenes Ausbildungsprogramm. In der Kölner

Philharmonie war der Monteverdi Choir erst gestern zuhören.

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TenorAndrew Tortise (Solist – Evangelist, Arien)Andrew BusherPeter Davoren (Servus Solo)Graham NealNick PritchardGareth TresederNicholas Robertson

BassAlex AshworthChristopher Borrett (Petrus Solo)Sam EvansRupert ReidLawrence WallingtonNicholas Mogg

Die Besetzung des Monteverdi Choir

SopranHannah Morrison (Solistin)Zoe BrownSusanna FairbairnKaty HillAlison HillEmilia HughesGwendolen MartinKatie ThomasEmma Walshe (Ancilla Solo)Charlotte Ashley

AltMeg Bragle (Solistin)Esther BrazilHeather CairncrossJeremy KenyonRory McCleeryRaffaele Pe

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English Baroque Soloists

Das 1978 von John Eliot Gardiner gegründete Kammerorches-

ter English Baroque Soloists gehört zu den renommiertesten

Ensembles der historisch informierten Aufführungspraxis. Kon-

zerte führen die Musikerinnen und Musiker durch ganz Europa,

Amerika, Asien und Australien. Die English Baroque Soloists

spielten an der Mailänder Scala und im Amphitheater von Pom-

peji, in der Berliner Philharmonie und am Pariser Théâtre du

Châtelet, im New Yorker Lincoln Center und am Sydney Opera

House, im Amsterdamer Concertgebouw und im Markusdom

zu Venedig. Die in den 90er Jahren entstandenen Einspielungen

der sieben großen Mozart-Opern aus der Reifezeit des Kompo-

nisten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Aufsehen

erregte auch das Projekt der Bach Cantata Pilgrimage, das John

Eliot Gardiner, der Monteverdi Choir und die English Baroque

Soloists zum 250. Todestag von Johann Sebastian Bach im Jahr

2000 durchführten: eine Pilgerfahrt mit Aufführungen aller 198

Bach-Kantaten in mehr als sechzig europäischen Kirchen. Im

vergangenen Jahr ging das Orchester mit Auferstehungskanta-

ten von Bach auf Tournee und eröffnete mit einer Aufführung von

Haydns Schöpfung die Salzburger Festspiele. In dieser Spielzeit

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stehen Auftritte mit Bachs Johannes-Passion, der h-Moll-Messe

sowie den Himmelfahrts- und Osteroratorien auf dem Programm.

Anschließend präsentieren die English Baroque Soloists Hän-

dels Alexander’s Feast in der Mozart-Fassung bei den Salzbur-

ger Pfingstfestspielen. Zu den jüngsten Veröffentlichungen des

Orchesters gehören Einspielungen der Brandenburgischen Kon-

zerte sowie der Mozart-Sinfonien KV  539 und KV  551. Gestern

erst waren die English Baroque Soloists bei uns zu Gast.

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FlöteRachel BeckettChristine Garratt

OboeMichael NiesemannJosep Domenech

FagottJane Gower

OrgelHoward Moody

CembaloJames Johnstone

LauteManuel Minguillon Nieto

Die Besetzung der English Baroque Soloists

Violine IKati DebretzeniIona DaviesCatherine Martin (Doubling on D’amore)Henrietta Wayne (Doubling on D’amore)Roy MowattSarah Bealby-Wright

Violine II Anne SchumannJean PatersonHakan WikstromHildburg Williams

Viola Annette IsserlisLisa Cochrane Maria Ramirez

VioloncelloPiroska BaranyayCatherine RimerRuth Alford

Viola da gambaSusanne Heinrich

KontrabassValerie Botwright

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Sir John Eliot Gardiner

Sir John Eliot Gardiner wurde 1943

in Fontmell Magna (Dorset) in Eng-

land geboren und studierte zunächst

Geschichtswissenschaft und arabische

Philologie, bevor er ein Musikstudium

bei Thurstan Dart am King’s College in

London sowie bei Nadia Boulanger in

Paris absolvierte. Daneben studierte er

Dirigieren bei George Hurst. Noch wäh-

rend seiner Studienjahre in Cambridge

gründete er den Monteverdi Choir, den

er auch 1966 bei seinem Dirigierdebüt in der Wigmore Hall in

London leitete. 1969 debütierte er an der English National Opera.

Im Jahr 1978 gründete er mit den English Baroque Soloists ein auf

die historische Aufführungspraxis spezialisiertes Kammerorches-

ter. Von 1980/81 bis 1990 war er künstlerischer Leiter der Göttinger

Händel-Festspiele, daneben wirkte er von 1980 bis 1983 als Chef-

dirigent des CBC Vancouver Orchestra sowie daran anschließend

bis 1988 als Musikdirektor des Orchesters der Opéra de Lyon. Von

1991 bis 1994 war er Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters.

Neben den von ihm gegründeten Ensembles, zu denen seit 1989

auch das von ihm ins Leben gerufene Orchestre Révolutionnaire

et Romantique zählt, das sich auf Originalinstrumenten vor allem

der Musik des 19. Jahrhunderts widmet, leitet Sir John Eliot Gar-

diner als Gastdirigent regelmäßig so namhafte Sinfonieorchester

wie das London Symphony Orchestra, das Königliche Concert-

gebouworchester Amsterdam, das Symphonieorchester des Bay-

erischen Rundfunks und die Tschechische Philharmonie.

In den letzten Jahren leitete er als Operndirigent Neuproduk-

tionen von L’Etoile, Carmen, Pelléas et Mélisande und Berlioz’ Le

Freyschütz (die bearbeitete Version von Webers Der Freischütz)

an der Opéra Comique in Paris. Am Royal Opera House Covent

Garden dirigierte er im April dieses Jahres Verdis Rigoletto. Im

Juli schloss er die vergangene Saison mit Aufführungen von Ber-

lioz’ Grande Messe des morts beim Festival de Saint-Denis mit

dem Orchestre National de France und dem Monteverdi Choir

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ab. Mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists

eröffnete er mit einer Aufführung von Haydns Die Schöpfung die

Salzburger Festspiele. Für 2013 sind Aufführungen von Berlioz’

La Damnation de Faust in Europa und Buenos Aires sowie Bachs

Weihnachtsoratorium am Opera House in Sydney und am Arts

Centre in Melbourne geplant.

Bisher hat Sir John Eliot Gardiner mehr als 250 Einspielungen

vorgelegt, die mit zahlreichen Preisen, darunter etliche Gramo-

phone Awards, ausgezeichnet wurden. Zuletzt wurden die Live-

Einspielungen sämtlicher Kirchenkantaten Johann Sebastian

Bachs mit dem Gramophone’s Special Achievement Award

ausgezeichnet.

Sir John Eliot Gardiner erhielt zahlreiche weitere Preise und Aus-

zeichnungen, so u. a. die Ehrendoktowürde der Universität von

Lyon (1987), die Auszeichnungen zum Commander of the Order of

the British Empire (1990), zum Honorary Fellow des King’s College

und der Royal Academy of Music (1992), zum Commandeur dans

l’Ordre des Arts et des Lettres (1996) sowie 1998 die Ernennung

zum Sir. Im April 2008 erhielt er den Bach-Preis der Royal Aca-

demy of Music und der Kohn Foundation. Seit 2010 ist er auch

Chevalier de la Légion d’Honneur. In der Kölner Philharmonie

dirigierte Sir John Eliot Gardiner gestern erst das Konzert und

bereits am 28. April wird er erneut bei uns zu Gast sein, um dann

mit dem London Symphony Orchestra Werke von Igor Strawinsky

aufzuführen.

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KÖLNMUSIK-VORSCHAU

April

SA0620:00

Mariza GesangJosé Manuel Neto portugiesische GitarrePedro Joia GitarreNando Araujo BassgitarreHugo »Vicky« Marques Percussion

Fado tradicional – World Tour 2013

Mariza, die »Königin des Fado«, ist eine Ikone, die den heutigen Fado repräsen-tiert wie keine andere. 2011 erschien ihr lang ersehntes neues Album »Fado Traditional«, mit dem sie zu ihren musi-kalischen Wurzeln zurückkehrt und mit dem sie nun auch in Köln für Begeiste-rung sorgen wird.

SO0716:00

Daniela Koch FlöteOliver Triendl Klavier

Nominiert von Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien

Werke von Mozart, Schubert, Enescu, Hindemith und Prokofjew

Gefördert durch die Europäische Kommission

15:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll

Rising Stars – die Stars von morgen 6

MI1020:00

Filmforum

An Evening with Danny Kaye and the New York PhilharmonicUSA 1981

Der brillante und berühmte Komiker, Schauspieler und Sänger Danny Kaye stellte 1981 am Pult der New Yorker Philharmoniker verschiedene Dirigen-tenpersönlichkeiten und -typen auf amüsante Weise dar. Die zugunsten der Pensionskasse des Orchesters entstan-dene Produktion begeistert seit nun-mehr dreißig Jahren das Publikum!

Karten an der Kinokasse

KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln

MI1020:00

Anne-Sophie Mutter Violine

London Philharmonic OrchestraYannick Nézet-Séguin Dirigent

Modest Mussorgsky / Nikolaj Rimskij-KorsakowVorspiel (Morgendämmerung an der Moskwa)aus: Chowanschtschina

Peter Iljitsch TschaikowskyKonzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35

Dmitrij SchostakowitschSinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47

Internationale Orchester 4

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SO1411:00

DrumblebeeKonzert für Kinder ab 5

Quatuor BeatDan Tanson Konzeption und RegieEla Baumann ChoreographieEmilie Cottam KostümeStéphane Choner Licht

»Drumblebee« ist ein virtuoser Hum-melfl ug, in dem Bewegung und Rhyth-mus, tiefgreifende Musikalität und begeisternde Choreographie zu einem inszenierten Percussion-Konzert ganz ohne Worte verschmelzen.

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.

Eine Koproduktion der KölnMusik, der Philharmonie Luxembourg, des Lucerne Festival und der Grazer Spielstätten

Kinder-Abo 4

SO 1415:00

Filmforum

Der Lieblingsfi lm von ... Christian Gerhaher

Short CutsUSA 1993, 187 min.Regie: Robert Altman

Der Alltag einer Gruppe von Menschen in Los Angeles ist in Robert Altmans Meisterwerk auf wundersame Weise miteinander verknüpft. Es geht u. a. um Beziehungsprobleme, einen tödlichen Autounfall, Telefonsex und um den Fund einer Wasserleiche.

Karten an der Kinokasse

KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln

SO1416:00

Lorenzo Coppola Klarinette

Freiburger BarockorchesterGottfried von der Goltz Violine und Leitung

Joseph HaydnSinfonie D-Dur Hob. I:86 Sinfonie D-Dur Hob. I:104 7. Londoner, »Salomon«

Wolfgang Amadeus MozartKonzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622

Johann Peter SalomonRomance

Sonntags um vier 5

FR1920:00

Vilde Frang Violine

WDR Sinfonieorchester KölnJukka-Pekka Saraste Dirigent

Arnold SchönbergKammersinfonie Nr. 2 es-Moll op. 38

Erich Wolfgang KorngoldKonzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35

Ludwig van BeethovenSinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Deutschlandfunk gemeinsam mit KölnMusik

Deutschlandfunk Extra 3

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bach counterpoints

Johann Sebastian Bach und die

Orgel der Kölner Philharmonie

aus einer zeitgenössischen Per-

spektive: Zusammen mit zwei

Aufführungsspezialisten für neue

Musik und dem Organisten

Thierry Mechler spiegelt Kom-

ponist und Posaunist Mike Svo-

boda ausgewählte Bach-Werke

in Bearbeitungen wider.

Donnerstag 18. April 201320:00

Thierry MechlerOrgel

Stefan Hussong Akkordeon

Marcus WeissSaxophon

Mike Svoboda Posaune, Drehorgel,

Leitung

Foto: Michael Fritschi, Fotowerk Basel

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SO28April20:00

Fanny Ardant Sprecherin

Jennifer Johnston Mezzosopran (Jokaste, Mutter und Frau des Oedipus) Stuart Skelton Tenor (Oedipus, König von Theben) Gidon Saks Bassbariton (Kreon, Jokastes Bruder)

Monteverdi Choir

London Symphony Orchestra Sir John Eliot Gardiner Dirigent

Igor Strawinsky Apollon musagète (1927/28, rev. 1947)Ballett in zwei Bildern für Streichorchester

Oedipus Rex (1926 – 27, rev. 1948)Opern-Oratorium in zwei Akten nach Sophokles für Solisten, Sprecher, Männerchor und Orchester. Text von Jean Cocteau

Aufführung der gesungenen Texte in lateinischer und der Erzähltexte in französischer Sprache

Charlotte Rampling musste ihre Mitwirkung bei diesem Konzert leider absagen.

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.

Sir John Eliot Gardiner 4

MI19

Juni20:00

Concerto Köln

Johann Sebastian Bach Brandenburgisches Konzert Nr. 1 F-Dur BWV 1046für zwei Hörner, drei Oboen, Fagott, Violino piccolo, Streicher und Basso continuo

Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049für zwei Blockfl öten, Violine, Streicher und Basso continuo

Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048für drei Violinen, drei Violen, drei Violoncelli und Basso continuo

Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050für Flöte, Violine, Solo-Cembalo, Streicher und Basso continuo

Brandenburgisches Konzert Nr. 6 B-Dur BWV 1051für zwei Violinen, zwei Viole da gamba, Violoncello, Violone und Basso continuo

Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047für Trompete, Blockfl öte, Oboe, Violine, Streicher und Basso continuo

Baroque … Classique 5

IHRE NÄCHSTEN ABONNEMENT-KONZERTE

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Christian Gerhaher und Gerold

Huber, ein Team seit Studien-

tagen, setzen Maßstäbe in der

Liedinterpretation, ihre Aufnah-

men sind immer wieder preis-

gekrönt. Das Liedduo ist auf

den Bühnen der internationalen

Liedzentren zu erleben: in der

Londoner Wigmore Hall, in der

New Yorker Carnegie Hall, im

Concertgebouw Amsterdam,

im Konzerthaus und Musikver-

ein Wien, in der Berliner – und

nicht zuletzt in der Kölner

Philharmonie.

Sonntag 21. April 2013 20:00

Robert Schumann

Zwölf Gedichte

von Justinus Kerner op. 35

Sechs Gedichte

von Nikolaus Lenau und

Requiem op. 90

für Singstimme und Klavier

Heinz Holliger

Elis, Drei Nachtstücke für Klavier

Lunea, 23 Sätze

von Nikolaus Lenau

für Singstimme und Klavier

Christian Gerhaher Bariton

Gerold Huber Klavier

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Redaktion: Sebastian Loelgen

Corporate Design: hauser lacour

kommunikationsgestaltung GmbH

Textnachweis: Der Text von Tilla Clüsserath

ist ein Original beitrag für dieses Heft.

Fotonachweise: Rolf Franke S. 29; Massimo

Giannelli S. 31 und S. 34; Henschel S. 27;

Andres Landino S. 26; Fernanda Monteiro

S. 30

Gesamtherstellung:

adHOC Printproduktion GmbH

Kulturpartner der Kölner Philharmonie

Philharmonie-Hotline 0221 280 280

koelner- philharmonie.de

Informationen & Tickets zu allen Konzerten

in der Kölner Philharmonie!

Herausgeber: KölnMusik GmbH

Louwrens Langevoort

Intendant der Kölner Philharmonie

und Geschäftsführer der

KölnMusik GmbH

Postfach 102163, 50461 Köln

koelner- philharmonie.de

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Fanny Ardant Sprecherin

Jennifer Johnston Mezzosopran

Stuart Skelton Tenor

Gidon Saks Bassbariton

Monteverdi Choir

London Symphony Orchestra Sir John Eliot Gardiner Dirigent

Fo

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Igor StrawinskyApollon musagèteBallett in zwei Bildern für Streichorchester

Oedipus RexOpern-Oratorium in zwei Akten nach Sophokles für Solisten, Sprecher, Männerchor und Orchester

Sonntag 28.04.2013 20:00

Neumarkt-Galerie50667 Köln(in der MayerschenBuchhandlung)

Roncalliplatz, 50667 Kölndirekt neben dem Kölner Dom(im Gebäude des Römisch-Germanischen Museums)

Philharmonie-Hotline0221 280 280

koelner-philharmonie.de

Gefördert durch das

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