jagd eines sperbers(nisus communis) auf ein eichhörnchen

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Karl M ti IIe r: Jagd eines Sperbers etc. 245 Ursach en des Aassterbens etc. ziehen, die ich bald in einer grSsse- ren Arbeit ver~iffentlichen werde. Jagd eines Sperbers (Nisus communis) auf ein Eichh~rnehen. Beobachtet von Karl Miiller, Es war an einem rauhen Tage, der scharfe ~ordost trieb periodisch leiehtes SehneegewSlk vor sieh her, welches die Laft abwechselnd mit dUnneren oder dickeren Flocken erf'tillte, als ieh, ohne eine besfimmte Beobachtang anstellen zu wollen, das yon Alsfeld ungefithr t000 Sehritte entfernt, an der Schwalm liegende kleine Eflenw~tldchen besachte. Dort angekommen entdeckte ich sogleich auf dem Aste einer diekst;,tmmigen Erle ein Eichh(irnchen (Scim.us vulga~is.) Kanm hatte ich reich, um es zn belausehen, hinter einen Busch zartickgezogen, als es mit einem ptStzlieh zur Seite gerichteten sehreekhaften Sprang eincn andern Ast erfasste und eilig hinter demselben sich verbarg. Wie ein Pfeil sauste dieht an ihm her ein Sperber (Nisus co,~munis.) Unmittelbar darauf erschien das Eichhi~mchen wieder diesseits des Astes und guckte mit zur Seite gehaltenem KSpfchen hintiber, wo der Sperber im Fluge sich jiih umwandtc und einen zweiten Stoss nach ihm aasFtihrte. Durch eine flinke Seitenbewegung with es aus und wartete dann wieder in ~iusserster Spannung einen neaen Angriff des Feindes ab. Die Gefahr hatte seine Kraft und Gewandtheit zu einer bewuudernswiirdigen HShe gesteigert. Alle Muskeln und Sehnen waren gespannt -- das sah ich an den Stellungen, Sprtingen und Wendungen, das hih~e ich an dem lauten Klappern, unter welchem es seine seharfen Fingernttgel in die Rinde der Aeste and des Stammes einschlug. Sein reehtzeitiges h usweichen wurde stets dureh den Umstand begtinstigt, dass dcr Sperber nach ausgefiihrtem Stoss immer erst eine kleine Strecke dahin fliegen, ich mi~chte sagen, sich ausstossen musste, ehe er zu einem neuen Andrang sich umwenden und rtisten konnte. Das Eich- hSrnchen behielt ihn fest im Ange und bot ibm nur den vorge- beugten Kopf als Ziel des Stosses dar, diesen aber brauchte es nut dieht vor dem ansttirmenden Rtiuber zurtickzuziehen, flirt dessert Plan zu vereiteln. Jetzt aber erhob sich der Sperber, sehwebte einigemal nm den Baum hel~m, scharf naeh dem tiefer sitzenden EichhSrnchen blickend und immer engere Kreise ziehend

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Page 1: Jagd eines Sperbers(Nisus communis) auf ein Eichhörnchen

Karl M ti IIe r: Jagd eines Sperbers etc. 245

Ursach en des Aassterbens etc. ziehen, die ich bald in einer grSsse- ren Arbeit ver~iffentlichen werde.

Jagd eines Sperbers ( N i s u s c o m m u n i s ) auf ein Eichh~rnehen.

Beobachtet von Karl Miiller,

Es war an einem rauhen Tage, der scharfe ~ordost trieb periodisch leiehtes SehneegewSlk vor sieh her, welches die Laft abwechselnd mit dUnneren oder dickeren Flocken erf'tillte, als ieh, ohne eine besfimmte Beobachtang anstellen zu wollen, das yon Alsfeld ungefithr t000 Sehritte entfernt, an der Schwalm liegende kleine Eflenw~tldchen besachte. Dort angekommen entdeckte ich sogleich auf dem Aste einer diekst;,tmmigen Erle ein Eichh(irnchen (Scim.us vulga~is.) Kanm hatte ich reich, um es zn belausehen, hinter einen Busch zartickgezogen, als es mit einem ptStzlieh zur Seite gerichteten sehreekhaften Sprang eincn andern Ast erfasste und eilig hinter demselben sich verbarg. Wie ein Pfeil sauste dieht an ihm her ein Sperber (Nisus co,~munis.) Unmittelbar darauf erschien das Eichhi~mchen wieder diesseits des Astes und guckte mit zur Seite gehaltenem KSpfchen hintiber, wo der Sperber im Fluge sich jiih umwandtc und einen zweiten Stoss nach ihm aasFtihrte. Durch eine flinke Seitenbewegung with es aus und wartete dann wieder in ~iusserster Spannung einen neaen Angriff des Feindes ab. Die Gefahr hatte seine Kraft und Gewandtheit zu einer bewuudernswiirdigen HShe gesteigert. Alle Muskeln und Sehnen waren gespannt - - das sah ich an den Stellungen, Sprtingen und Wendungen, das hih~e ich an dem lauten Klappern, unter welchem es seine seharfen Fingernttgel in die Rinde der Aeste and des Stammes einschlug. Sein reehtzeitiges h usweichen wurde stets dureh den Umstand begtinstigt, dass dcr Sperber nach ausgefiihrtem Stoss immer erst eine kleine Strecke dahin fliegen, ich mi~chte sagen, sich ausstossen musste, ehe er zu einem neuen Andrang sich umwenden und rtisten konnte. Das Eich- hSrnchen behielt ihn fest im Ange und bot ibm nur den vorge- beugten Kopf als Ziel des Stosses dar, diesen aber brauchte es nut dieht vor dem ansttirmenden Rtiuber zurtickzuziehen, flirt dessert Plan zu vereiteln. Jetzt aber erhob sich der Sperber, sehwebte einigemal nm den Baum hel~m, scharf naeh dem tiefer sitzenden EichhSrnchen blickend und immer engere Kreise ziehend

Page 2: Jagd eines Sperbers(Nisus communis) auf ein Eichhörnchen

246 Zur itlterea Literatur.

Das ~ingstlieh nach oben sehende EiehhSrnehen aber folgte jeder seiner Bewegungen and richtete seine eigne Stellung darnach ein, bald nur das Hintertheil mit der Fahne zur Seite schleudernd, bald mit kleinem Ruck sich nach irgend einer gebotenen Richtung fortschiebend, bald im Sprung eine gedeckte Stellung suchend. Die Angriffe des Sperbers warden immer unsieherer, langsamer and unbeholfener, je mehr sie aus tier N~he unternommen warden. Zuweilen klammerte sich der fehlstossende Sperber an der Rinde des Stammes an oder er setzte sieh spahend auf einen Ast nieder, ja er stttrzte fliegend yon Ast zu Ast um das EiehhSrnchen herum und veranlasste dasselbe nun, immer tiefer am Stamm hinabzu- klettern und sogar bis zu den Baumwurzeln zu flUchten. Da kam ein Augenblick der gr~ssten Gefahr fur das EiehhiJrnchen; der Sperber Uben-aschte es dureh eine Wendung um den Stature und wollte es eben mit seinen F~ingen greifen, aber ein glUcklicher, in der Verzweiflung doppelt kr~iftig ausgeflihrter Satz nach oben entflihrte ihm das fast schon berUhrte Opfer. Im n~ichsten Augen- blick sah ich den kiihnen Springer schon wieder am oberen Ende des Stammes unter dem Sehutze der deckenden Aeste. Hiermit hatte die spannende, maine volle Theilnahme fesselnde Jagd ihr Ende erreicht. Der Sperber flog durch das W~ldehen dahin und versehwand hinter einer Gruppe junger Fiehten.

Sogleieh niiherte ieh reich dem Baum, auf welchem das EiehhSrnchen sass. Schnell athmend and noch immer angstvoll besorgt kauerte es hinter einem Knorren regungslos nieder. Mich selbst floh es erst, als ieh es durch einen Wurf aufgescheucht hatte. Sofol~ nahm es die Riehtung nach dam Dunkel der Fich- tenb~iume nnd entzog aich dort giinzlich meinen Blicken.

Zur '21teren Li teratur .

lqachdem - - namentlich dareh die Engliinder - - in neuester Zeit selbst die geringfllgigsten Daten tiber Alca (Plautus) impe,- his, theils an den ehemaligen Fundpl~itzen, theils aus der Literatur, hervorgesucht werden, dtlrfte nachstehende bTotiz nicht ganz ohne Interesse sein.

Im , , M u s e u m W o r m i a n a m " (Lugd. Botav. apud Joh. Elsevirium, ~655) p. 301 findet sich der Vogel - - flir die dama- lige Zeit reeht gut - - abgebildet. Auf der vorhergehenden Seite wird bei ,,A~er maqellanic,~ seu Pinguinus Clusii" dreier vorhan-