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Bundesregierung / Klaus Lehnartz IZVODI IZ TEKSTOVA I SLIKA Izložbu Instituta za savremenu istoriju, Nemačkog radija kulture i Savezne zadužbine za suočavanje predstavlja Ministarstvo inostranih poslova Savezne Republike Nemačke Diktatura i demokratija u eri ekstrema. Odblesci istorije Evrope u 20. veku

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Page 1: IZVODI IZ TEKSTOVA I SLIKA - · PDF filevlastite partije i sovjetskih elita koje su pro ... Staljinistički Sovjetski Savez Potpisivanje mirovnog ugovora sa Nemačkom 28. juna 1919

Bundesregierung / Klaus Lehnartz

IZVODI IZ TEKSTOVA I SLIKA

Izložbu

Instituta za savremenu

istoriju, Nemačkog

radija kulture i Savezne

zadužbine za suočavanje

predstavlja Ministarstvo

inostranih poslova

Savezne Republike

Nemačke

Diktatura i demokratija

u eri ekstrema. Odblesci

istorije Evrope u 20. veku

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Im April 1917 traten die USA in den Krieg ein, nachdem Deutsch-land den uneingeschränkten U-Boot-Krieg im Atlantik wieder aufgenommen hatte. Dieser hatte bereits 1915 das Leben von US-Bürgern gefordert. Die schier unerschöpflichen Ressour-cen der USA sollten für die Westmächte kriegsentscheidend werden. US-Präsident Woodrow Wilson rechtfertigte den Krieg als ideologische Entscheidungsschlacht für Demokratie und Freiheit. Nachdem der Zar gestürzt worden war, schien sich ab März 1917 auch Russland diesem Freiheitskampf an-zuschließen. Doch schon im November wurde die liberale Übergangsregierung von den kommunistischen Bolschewiki in einem Staatsstreich entmachtet. Trotz sofort eingeleiteter, weitreichender sozialer Reformen und des Versprechens auf einen raschen Friedensschluss sprach sich bei den Wahlen

zur National versammlung im November 1917 nur ein Viertel der Wähler für die Bolschewiki aus. Diese lösten daraufhin die Nationalversammlung auf und errichteten unter Lenins Führung eine kommunistische Diktatur. Nun entbrannte ein vierjähriger blutiger Bürgerkrieg, den die Bolschewiki trotz Inter vention der Westmächte für sich entscheiden konnten. Ihre Hoffnung jedoch, der Funke der Revolution würde in den Westen überspringen, sollte sich trotz erster Anzeichen nicht erfüllen.Das Erscheinen der USA auf der politischen Bühne Europas und die zur Oktoberrevolution verklärte Machtübernahme der Kommunisten in Russland wurden zum epochalen Einschnitt, der den späteren Systemgegensatz im Kalten Krieg bereits im Keim in sich trug.

Der Beginn eines neuen Zeitalters

Lenin spricht auf dem Swerdlow-Platz in Moskau zu Rotarmisten vor deren Abmarsch an die Bür-gerkriegsfront. Rechts von der Tribüne steht Leo Trotzki, der später auf Anweisung von Stalin aus dem Foto herausretuschiert wurde.

Foto, 1920: bpk

Nachdem bei der Versenkung der Passa-gierschiffe „Lusitania“ und „Arabic“ 1915 zahlreiche US-Bürger ihr Leben verloren hatten, schränkte das Deutsche Reich auf Druck Washingtons den U-Boot-Krieg zu-nächst ein. Dessen Wiederaufnahme führ-te im April 1917 zum Kriegseintritt der USA. Das Foto zeigt deutsche U-Boote im Jahr 1914.

Foto: picture-alliance / akg-images

Im Juni 1917 gehen im Hafen von St. Nazaire in Frankreich die ersten US-Truppen an Land. Ab sofort standen der Entente neue, schier unerschöpfliche militärische Ressourcen zur Seite.

Foto: picture-alliance / ASSOCIATED PRESS

US-Präsident Woodrow Wilson verkündete am 8. Januar 1918 ein 14-Punkte-Programm, mit dem er eine Friedensordnung zu schaffen hoffte. Es sah u. a. die Gewährleis-tung des Selbstbestimmungsrechts der Völker und die Gründung eines Völker bundes vor.

Foto: bpk

Ein Ende des Kriegs hatten die Bolschewiki ver-sprochen. Am 15. Dezember 1917 trat der Waffen-stillstand in Kraft, den die Soldaten beider Seiten mit Erleichterung aufnahmen. Die Hoffnung Moskaus auf einen gerechten Frieden sollte sich nicht erfüllen. Mit dem Frieden von Brest- Litowsk vom 3. März 1918 verlor Russland ein Viertel sei - nes europäischen Territoriums.

Foto: picture-alliance / ZB

Der Russische Bürgerkrieg wurde auf allen Sei-ten mit Brutalität geführt. Das Foto zeigt Rot-armisten bei einer Parade vor dem Abmarsch an die Front.

Foto: picture-alliance / akg-images

Mit einem Platzpatronenschuss aus der Bugkanone gab der Panzerkreuzer „Aurora“ am 7. November 1917 in Petrograd das Signal für den Putsch der Bolsche -wiki. Nach russischem Kalender war es der 25. Okto - ber, so dass das Ereignis als Oktoberrevolution in die Geschichte eingegangen ist.

Foto: picture-alliance / akg-images

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Geschichte zum Hören 4

Im Sommer 1918 war die Niederlage Deutschlands unaus-weichlich. Daran hatte auch der Frieden mit Russland im März nichts geändert. Um die Friedensbedingungen zu ver-bessern, betrieb die Militärführung den Übergang zur par-lamentarischen Monarchie. Als die Kriegsmarine im Okto-ber noch einmal auslaufen sollte, meuterten die Matrosen. Das war das Sig nal zur Revolution, die am 9. November Ber-lin erreichte. Noch am selben Tag wurde die Republik aus-gerufen, Wilhelm II. musste abdanken. Der SPD-Vorsitzen-de Friedrich Ebert wurde Reichskanzler. So unterzeichneten am 11. Novem ber nicht jene den Waffenstillstand, die den Krieg verantwortet und geführt hatten, sondern die Demo-kraten. Die Sozial demokratie hatte sich im Streit über den Krieg entzweit. Die SPD setzte sich 1918 für die parlamenta-

rische Demokratie ein und erteilte der Räte diktatur, die die am 1. Januar 1919 gegründete KPD forderte, eine Absage. Im Februar trat die verfassungsgebende Nationalversammlung in Weimar zusammen. Der Tagungsort gab der ersten deut-schen Demokratie ihren Namen. Von Beginn an wurde sie heftig attackiert: Die sozialdemokratisch geführte Regierung setzte das Militär gegen linksradikale Putschversuche und Massenstreiks ein. In dessen Windschatten probten rechts-radikale Kampfverbände die Konterrevolution. Ihnen galt die unverhohlene Sympathie der Nationalisten und Konservati-ven, die der Verfassung die Stimme verweigert hatten. Als es im März 1920 zum reaktio nären Kapp-Lüttwitz-Putsch kam, konnten sich die Demokraten nur mit Mühe behaupten.

Teile der politischen Linken lehnten die parla-mentarische Demokratie ab. Der Spartakus-aufstand im Januar 1919 war einer von meh reren Putschversuchen, mit denen in Deutsch land das Rätesystem durchgesetzt werden sollte.

Foto: picture-alliance / akg-images

Die Revolution erreicht Berlin. Matrosen und Zivilisten demonstrieren am 9. November 1918 auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor.

Foto: picture-alliance / ZB

Der Rat der Volksbeauftragten hielt nach der Re-volution bis zu den ersten freien und allgemeinen Wahlen in Deutschland im Januar 1919 die oberste Regierungsgewalt inne. Die Aufnahme zeigt v. l. n. r.: Emil Barth, Otto Landsberg, Friedrich Ebert, Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Philipp Scheidemann.

Foto: picture-alliance / akg-images

Blick auf die Abgeordneten der Nationalver-sam mlung in Weimar. Deren Präsident Eduard David verkündet am 11. Februar 1919 die Wahl des Volksbeauftragten Friedrich Ebert zum Reichs präsidenten. Ebert sitzt in der vorderen Bank ganz rechts, neben ihm Gustav Noske.

Foto: picture-alliance / dpa

Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft am 9. November 1918, um 14:00 Uhr von einem Balkon des Reichstages die Republik aus (Foto evtl. nachgestellt).

Foto: bpk 30.002.959

Nachdem der rechtsextreme Kapp-Lüttwitz-Putsch an einem Gene ral streik scheiterte, versuchten Reichspräsident und Reichs-regierung die Ordnung wiederherzustellen, konnten aber den Ausbruchs eines Arbeiteraufstandes im Ruhrgebiet und eine Verschärfung der politischen Spannungen nicht verhindern.

Faksimile: picture-alliance / akg-images

Das höchste Kommando des deutschen Heeres: General von Hindenburg, Kaiser Wilhelm II. und General Ludendorff im Januar 1917 im Großen Hauptquartier im oberschlesischen Pleß.

Foto: picture-alliance / landov

Standrechtliche Erschießung revolutionärer Ma tro sen bei den Märzkämpfen 1919 in Berlin. Um sich der lokalen Bildung von Räterepu-bliken und linker Massenstreiks zu erweh-ren, setzte die sozialdemokratische Regierung Truppen ein, deren Offiziere und Mannschaf-ten der Demo kratie meist mit Verachtung ge-genüberstanden. Die Brutalität der regulären Truppen sowie rechter Freikorps vertiefte die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung.

Foto: picture-alliance / ZB

Revolutionärer Umbruch in Deutschland

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Geschichte zum Hören 5

In Europa herrschte seit November 1918 Waffenstillstand. Doch die vertragliche Ausgestaltung des Friedens sollte bis August 1920 dauern. Die in verschiedenen Pariser Vororten unterzeich-neten Verträge veränderten die europäische Landkarte. Nach 123 Jahren erlangte Polen wieder die ersehnte nationale Un-abhängigkeit; die baltischen Republiken, die Tschechoslowakei und Jugoslawien wurden als neue Staaten anerkannt. Demge-genüber wurde die Habsburgermonarchie aufgelöst, Ungarn verlor ein Drittel seines Territoriums. Das Osmanische Reich wurde zerschlagen. Deutschland musste nach dem Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 seine Kolonien und knapp ein Fünf-tel des Staatsgebiets abtreten. Sein Heer wurde auf 100 000 Berufs soldaten beschränkt. Zudem wurden dem Reich hohe

Reparations zahlungen auferlegt, war ihm und seinen Verbün-deten doch die alleinige Kriegsschuld zugesprochen worden. Der harte Friedensschluss sorgte in den unterlegenen Ländern, allen voran in Deutschland, für Empörung. Die Parteien der Weimarer Demokratie, die als Konkursverwalter des Kaiser-reichs den Vertrag unterzeichnen mussten, wurden als „Novem-berverbrecher“ und „Vaterlandsverräter“ beschimpft. Mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags ging die Anerkennung der Satzung des Völker bundes einher. Doch die 1920 gegrün-dete Organisation, der Deutschland 1926 beitrat, erfüllte ihre friedens stiftende Funktion nicht. Weder konnten die europä-ische Großmacht politik verhindert noch die ethnischen Konflikte in den neu entstandenen Nationalitätenstaaten gelöst werden.

Die zerbrechliche Friedensordnung

Die Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Deutschland am 28. Juni 1919 im Schloss von Versailles.

Foto: picture-alliance / Everett Collection

Am Tag nach der Unabhängigkeits-erklärung der Tschechoslowakei am 28. Oktober 1918 feiern Prager Bürge-rinnen und Bürger die erste Republik.

Foto: picture-alliance / CTK

Undatierte Luftaufnahme vom Gesamtkomplex des Völkerbund-palais in Genf / Schweiz, der zwischen 1929 und 1936 erbaut wor-den ist.

Foto: picture-alliance / dpa

Von 1915 bis 1919 stand der „Eiserne Hindenburg“ süd-lich der Sieges säule auf dem Königsplatz in Berlin. 1919 protestieren Berliner vor dem nationalistischen Denkmal gegen die Bedingungen des Versailler Vertrags.

Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Der Erste Weltkrieg in Europa und seine Folgen.

Grafik: picture-alliance / dpa-infografik / Andreas Brühl

Kemal Atatürk mit seinem Stab, Aufnahme aus den Jahren 1921 / 22. Nachdem das Osmanische Reich mit dem Friedensvertrag von Sèvres 1920 nicht nur seine arabischen Territorien, sondern auch Teile des ana-tolischen Kernlandes abtreten musste, organisierte Atatürk den militä-rischen Widerstand gegen die Besetzung der Westtürkei durch Griechen-land. Nachdem 1923 im Vertrag von Lausanne die Grenzen der heutigen Türkei anerkannt wurden, wurde am 29. Oktober die Türkische Republik ausgerufen.

Foto: picture-alliance / akg-images

Ein Propagandaplakat von Mai 1919 beklagt die deutschen Gebietsverluste, die sich bei den Frie-densverhandlungen in Versailles abzeichneten.

Plakat: BArch, Plak 002-007-073 / Grafiker: o. Ang.

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Geschichte zum Hören 6

Nach über sechs Jahren an der Spitze einer Militärdiktatur in Spanien trat Primo de Rivera Ende Januar 1930 zurück. In einer Karikatur des Londoner Evening Star vom 30. Januar blicken Mussolini, Stalin, Kemal Atatürk, der albanische König Zog, Józef Piłsudski und der jugoslawische König Alexander I. vom „Hohen Ross der Diktatur“ auf den gestürzten Diktator. Entsprechend der zeitgenössischen Wahrnehmung machte der Karikaturist zwischen Diktaturen und autoritären Regimen keinen Unterschied.

Abbildung: British Cartoon Archive

Demokratie auf dem Rückzug

Nach dem Ende der Räterepublik hält Admiral Horthy am 16. November 1919 mit seinen Truppen Einzug in Budapest. 1920 wird Ungarn wieder Königreich, an dessen Spitze von 1920 bis 1944 Miklós Horthy als Reichsverweser stand. Horthy etablierte ein autoritäres, antisemitisches Regime, das sich in den 1930er Jahren offen an das natio nal-sozialistische Deutschland anlehnte.

Foto: picture-alliance / akg-images

1925 zum Präsidenten Albaniens gewählt, krönte sich Ahmet Zogu 1928 selbst zum König des Bal-kan l andes, in dem politische Opposition rigoros verfolgt wurde. Mit italienischem Geld versuchte Zogu das Land zu modernisieren, das dabei immer stärker in die Abhängigkeit Mussolinis geriet.

Foto, April 1939: picture-alliance / dpa

Béla Kun vor dem Parlament in Budapest, am 21. März 1919, dem Tag der Proklamation der Unga rischen Rätere-publik. Es war die zweite kommunistische Machtübernah-me nach der Oktoberrevolution. Im Juni verkündete Kun die Diktatur des Proletariats, verstaatlichte alle Unter-nehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern, die Banken sowie Mietshäuser und kollektivierte die Landwirtschaft. Die Rä-terepublik brach am 1. August 1919 zusammen, als rumä-nische Truppen Budapest besetzten.

Foto: picture-alliance / akg-images

Marschall Józef Piłsudski (l.) und General Gustaw Orlicz-Dreszer vor dem Treffen mit dem polni-schen Präsidenten Stanislaw Wojciechowski auf der Ponia towski-Brücke in Warschau während des Mai putsches (12. bis 15. Mai 1926).

Foto: picture-alliance / PAP

König Alexander I. von Jugoslawien wird am 9. Okto-ber 1934 in Marseille von Nationalisten ermordet. Alexander war seit 1914 Regent für seinen Vater Peter I. von Serbien. 1921 wurde er König der Serben, Kroaten und Slowenen. 1929 benannte er das König-reich in Jugoslawien um und errichtete mit der Auf-lösung des Parlaments eine Diktatur.

Foto: picture-alliance / dpa / C3398_Pixfeatures

Der kroatische Politiker und Schriftsteller Stjepan Radić, Mitbegründer und Führer der Kroatischen Bauernpartei, die sich für die nationale Unabhängigkeit Kroatiens einsetzte. Radić und vier weitere Abgeord-nete seiner Fraktion wurden am 20. Juni 1928 im jugoslawischen Parlament von einem serbischen Abgeordneten ange-schossen. Er und zwei der Parlamentarier erlagen ihren schweren Verletzungen.

Foto, 1928: BArch, Bild 183-2000-0518-506 / o.Ang.

In der Folge des Ersten Weltkriegs stieg nicht nur die Zahl der Staaten in Europa. Der Krieg schien auch der Demokratie zum Durchbruch verholfen zu haben, waren doch die meisten die-ser Staaten zunächst demokratisch verfasst. Doch die jungen Demokratien litten nicht nur unter der Nachkriegsnot, son-dern auch an einem Mangel an Demokratieerfahrung und schwachen demokratischen Institutionen. Dies beförderte die Minderheitenkonflikte vor allem in Ostmittel- und Südost - eu ro pa. Diskriminierung gehörte zum Alltag. In der Tschecho-slowakei waren über ein Fünftel der Einwohner Deutsche. In Polen bildeten Ukrainer, Deutsche und polnische Juden starke Bevölkerungsanteile. Aufgrund der politischen Insta-bilität gelangte Marschall Józef Piłsudski 1926 mit einem Mili-tärputsch an die Macht. In Jugoslawien hatten die Konflikte

zwischen orthodoxen Serben und katholischen Kroaten eine solche Sprengkraft, dass König Alexander I. eine vom Mili-tär gestützte Diktatur errichtete, nachdem ein serbischer Ab-geordneter drei kroatische Mandatsträger erschossen hatte. In Ungarn bildete Miklós Horthy nach der blutigen Nieder-schlagung der Rätediktatur unter Béla Kun ein autoritäres Regime, das die Privilegien des Adels und Großgrundbesit-zes wahrte und das Wahlrecht stark einschränkte. Zugleich grassierte dort der Antisemitismus. Die Gebietsverluste, die Ungarn durch den Vertrag von Trianon zu akzeptieren hatte, wurden zum nationalen Trauma stilisiert. Auch in den wie-der entstandenen baltischen Staaten sollte die Demokratie nicht von Dauer sein. So wurden Litauen ab 1926, Estland und Lettland ab 1934 autoritär regiert.

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Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg versuchten die Bol schewiki, die zerstörte Volkswirtschaft wiederzubele-ben. 1921 / 22 kostete eine Hungersnot rund fünf Millionen Menschen das Leben. Um die Macht der Partei zu sichern, er-laubte Lenin zeitweilig privatwirtschaftliche Anreize. Stalin, der nach Lenins Tod 1924 schrittweise seine Alleinherrschaft durchsetzte, verkündete den Aufbau des „Sozialismus in einem Land“. Gleichzeitig dirigierte er über die Kommunistische Inter nationale die kommunistischen Parteien in aller Welt. Deren Politik war seit Mitte der 1920er Jahre Moskau unterge-ordnet. Mit diktatorischer Gewalt und einem Zwangsarbeiter-heer betrieb Stalin die Industrialisierung des rückständi-gen Agrarlands. Im Zuge der Zwangskollektivierung wurden ab 1929 vor allem Kulaken (Bauern) verschleppt und in das

beständig wachsende Lagersystem, den späteren Archipel Gulag, verbracht. Die Folgen nahm Stalin billigend in Kauf: Etwa sechs Millionen Menschen starben während der Hunger-katastrophe 1932 / 33. Ab Herbst 1936 entfesselte Stalin den „großen Terror“. Er umfasste „ethnische Säuberungen“ und richtete sich im Besonderen gegen die eigene Partei und die sowjetischen Eliten, die ebenso willkürlich wie gnadenlos ver - folgt wurden. Mit Ideologie und Terror sollten der „neue Mensch“ geschaffen und der Übergang zu Sozialismus und schließ-lich Kommunismus erzwungen werden. Die russische Men-schenrechtsorganisation MEMORIAL geht davon aus, dass bis Stalins Tod 1953 mindestens fünf Millionen Menschen aus poli-tischen Gründen verhaftet und über sechs Millionen deportiert worden sind.

Stalinistische Sowjetunion

Architektonische Machtfantasie: Preisgekrönter Entwurf für einen Sowjetpalast, der am Standort der eigens dafür abgerissenen Erlöserkirche in Moskau errich-tet werden sollte. Die in den 1930er Jahren aufgenommenen und durch den Krieg unterbrochenen Bauarbeiten wurden 1957 von Chruschtschow eingestellt.

Zeichnung: picture-alliance / akg-images

Sowjetische Strafgefangene werden zum Bau eines Kanals eingesetzt.

Foto, um 1932: picture-alliance / akg-images

1932 / 33 starben bei einer Hungersnot allein in der Ukraine über drei Millionen Menschen. Sie war die Folge der Zwangskollektivierung, die mit einem Kampf gegen selbständige Bauern einherging, und von Ernteaus-fällen. Von Moskau wurde die Hungerkatastrophe mindestens billigend in Kauf genommen, um die Sowjetmacht in der Ukraine durchzusetzen.

Foto: picture-alliance / dpa / ITAR-TASS

Sowjetisches Propagandaplakat zur Zwangs kollektivierung Ende der 1920er / Anfang der 1930er Jahre mit der Aufschrift: „Das Popenpack ist der Kulaken Stütze. Mit den Kolchosen werden wir das Kulakentum gänzlich aus rotten“.

Abbildung: VG Bildkunst, Bonn 2013 / Foto: bpk

Am 4. Dezember 1937 übermittelt Stalin dem Chef des sowjetischen Generalstabs Iljitsch Jegorow Namen von dessen Un-tergebenen, deren Parteiausschluss und Verhaftung das Politbüro fordere. Auf dem Schreiben, das an Stalin zurück-zugeben war, notierte Jego row: „… von der Erde ausradie ren als gemeinste Schweine hunde und Teufelspack“. Tat-sächlich waren alle Mitarbeiter längst verhaftet, ein Schicksal, das Jegorow im April des Folgejahres teilen sollte.

Faksimile: picture-alliance / akg-images

Josef Stalin mit den Altbolschewiki Nikolai Iwanowitsch Bucharin, Grigori Konstantinowitsch Ordschonikidse und Jan Ernestowitsch Rudsutak (v. l. n. r.) bei einer Kundgebung in Moskau 1929. Bucharin und Rudsutak wurden 1938 im Großen Terror ermordet. Ordscho-nikidse starb 1937 unter ungeklärten Umständen im Kreml.

Foto: picture-alliance / IMAGNO / Austrian Archives

Der Massenmörder und spätere Geheimdienst-chef Lawrenti Berija posiert mit Stalins Tochter Svetlana 1935 für die Kamera. Am Tisch im Hinter grund Stalin.

Foto: picture-alliance / ITAR-TASS

Hunger und Elend der Bevölkerung durch den Bürgerkrieg: Halb verhungerte Kinder von Flüchtlingsfamilien starren in die Kamera.

Foto, Oktober 1920: bpk

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Faschismus in ItalienEigentlich zählte Italien zu den Gewinnern des Ersten Welt-kriegs. Doch die Nationalisten empörten sich über einen „verstümmelten Sieg“. Zwar waren Italien große Landstriche nördlich und nordöstlich des parlamentarisch regierten König reichs zugesprochen worden. Doch war man 1915 mit weitreichenderen Zielen in den Krieg eingetreten. Die ersten Nachkriegsjahre waren von sozialen Unruhen, von Streiks, Fabrikbesetzungen und Landnahmen geprägt. Das Bürger-tum fürchtete das Schreckgespenst des Bolschewismus, ge-gen das die faschistische Bewegung zum Kreuzzug aufrief. Die brutalen Übergriffe ihrer paramilitärischen Verbände, gegen die die Regierung nicht einschritt, kosteten Tausenden von Sozialisten das Leben. Im Oktober 1922 inszenierte der

Faschisten führer Benito Mussolini einen „Marsch auf Rom“. Angesichts dieser Drohkulisse berief der italienische König den „Duce“ zum Minister präsidenten. Mussolini bildete zu-nächst eine Koalitions regierung, die von den alten Eliten aus Militär, Wirtschaft und Bürokratie Unterstützung erhielt. 1925 erfolgte dann der Übergang zu einer offenen Diktatur. Diese gründete auf dem Machtmonopol der faschistischen Par-tei, der Abschaffung der Gewaltenteilung, der permanenten Massen mobilisierung und der Ausschaltung der politischen Gegner durch die faschistische Geheimpolizei. Im Gegensatz zur Herrschaft des NS-Systems war die Macht Mussolinis aller dings durch die Autorität des Königs und der Katholischen Kirche sowie die Unabhängigkeit des Militärs beschränkt.

Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und Mussolini unterzeichnen am 11. Februar 1929 die Lateranverträge, mit denen der italienische Staat die politische und territori-ale Souveränität des Vatikans garantierte.

Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture

Ende der 1920er Jahre hatten die italieni-schen Faschisten jede Opposition in Italien zerschlagen. In seiner Fotomontage „Das Gesicht des Faschismus“ von Juli 1928 ver-anschaulicht der deutsche Fotomontage-künstler John Heartfield den brutalen Ge-waltcharakter des Faschismus.

Abbildung: The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2013 / Foto: bpk

Benito Mussolini bei einer Parade der Fasci giovanili di combattimento, in der junge Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren militärisch gedrillt und weltan schau-lich indoktriniert wurden. Die Verherrlichung von Ge - walt und militaristische Masseninszenierungen präg-ten die Selbstdarstellung des Regimes. Rom, 1935.

Foto: picture-alliance / Delius / Leemage

Am 3. Oktober 1935 überfiel Italien das Königreich Äthio pien, das es im Mai 1936 nach einem brutal geführten Krieg, der sich insbesondere auch gegen die äthiopische Zivilbevölkerung gerichtet hatte, annek-tierte. Italienische Truppen werden 1935 in Neapel nach Abessinien verladen.

Foto: picture-alliance / dpa

Der in den Jahren 1938 bis 1943 erbaute „Palast der italienischen Zivilisation“ in Rom ist ein prominentes Beispiel für die neoklassizistische Architekur des itali-enischen Faschismus.

Foto, aus dem Jahr 1962: picture-alliance / akg-images / Wal-ter Limot

Großbauten sollten Italiens neue Macht repräsentieren. Mussolini ließ sich dabei gerne zum Baumeister des neuen Italiens stilisieren. Zeitschriftencover aus dem Jahr 1935.

Abbildung: picture-alliance / Bianchetti / maxppp

Faschistische „Schwarzhemden“ überqueren am 28. Oktober 1922 bei ihrem „Marsch auf Rom“ die unweit der italienischen Hauptstadt gelegene Ponte Salario.

Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

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Geschichte zum Hören 9

Herausforderung WeltwirtschaftskriseAm 24. Oktober 1929 ereignete sich in New York der folgen-reichste Börsenkrach der Geschichte. Der „Schwarze Donners-tag“ markierte den Beginn der Weltwirtschaftskrise. Banken wurden zahlungsunfähig, US-Kredite überstürzt aus Europa abgezogen. In den Industrieländern brach die Wirtschaft ein und binnen weniger Jahre stieg die Arbeitslosen quote auf durchschnittlich 25 Prozent. Das war das Ende der Gol - denen Zwanziger, ein auf Pump finanzierter Nachkriegsauf-schwung. In fast allen Teilen Europas kam es zu politischer Instabilität und Radikalisierung. In dieser Situation bewie-sen die parlamen tarischen Demokratien in Großbritannien und Frank reich Stärke. In Großbritannien litten vor allem die alten Indus trie regionen unter der Krise, die Zahl der Arbeits-losen stieg auf nahezu drei Millionen. Mit Hungermärschen

trugen die Menschen ihren Protest auf die Straßen. Doch trotz aller innenpolitischer und ökonomischer Konflikte blieben die politischen Lager und die Sozialpartner in der Krise koope-rationsfähig. Der Verzicht der Regierung auf einen radikalen Sozial abbau dämmte Radikalisierungstendenzen ein. Im stark agrarisch geprägten Frankreich wirkte sich die Krise weniger hart aus. Aber auch hier wurden bald eine Million Arbeitslose gezählt. Rechtsextreme Ligen forderten die Republik heraus. Die von der Volksfrontregierung 1936 durchgeführten sozialen Re-formen führten zwar kurzfristig zu einer politischen Befriedung unter der Arbeiterschaft. Im bürgerlichen Lager aber entwickel-ten sie eine politische Sprengkraft, die schließlich zum Scheitern der Volksfront führte. Erst unter der bürgerlichen Regierung Daladier stabilisierte sich 1938 die Dritte Republik wieder.

Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 in den USA: Schließung der Banken und der Börse in New York am Donnerstag, dem 24.Oktober 1929.

Foto: bpk

Demonstranten aus Lancashire passieren auf einem Hungermarsch Gerrards Cross in Buckinghamshire, 1932.

Foto: dpa / empics

Der britische Premierminister Ramsay MacDonald (Mitte, mit ge-senktem Kopf) auf dem Weg ins Unterhaus. Der Labourpolitiker hatte kurz zuvor, am 24. August 1931, gegen den Widerstand seiner eigenen Partei eine „Nationale Regierung“ unter Einbeziehung der Konservativen und Liberalen gebildet, um den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Großbritannien Herr zu werden.

Foto: picture-alliance / akg-images

Nach der Absetzung des mit der politischen Rechten sympathi-sierenden Pariser Polizeipräfekten Jean Chiappe durch die Regie rung Daladier rief die extreme Rechte am 6. Februar 1934 zum Marsch auf das Parlament auf. Polizei und Militär schlu-gen den Aufruhr nieder, den linke Kreise als faschistischen Putsch deuteten. 15 Tote und bis zu 2000 Verletzte lautete die Bilanz der Straßen schlachten. Ministerpräsident Daladier sah sich einen Tag später zum Rücktritt gezwungen.

Foto, Place de la Concorde am 6. Februar 1934: picture-alliance / AFP

Der Sozialist und Schriftsteller Leon Blum (l.) und der Chef der französischen KP Maurice Thorez 1936 nach Bildung der Volksfrontregierung, die von den Kommu-nisten, die sich nicht an der Regierung be-teiligten, unterstützt wurde.

Foto: picture-alliance / akg-images

US-Präsident F. D. Roosevelt bei dem Besuch eines Lagers des Civilian Conser vation Corps in Virginia im August 1933, das als Teil der Beschäf-tigungsmaßnahmen des New Deal eingerichtet worden war. Mit den im Rahmen des Programms vorgenommenen Wirtschafts- und Sozialrefor - men gelang es der US-Regierung, die soziale Not im Lande zu mildern und die Wirtschaft wieder zu beleben.

Foto: picture-alliance / akg-images

Der britische Faschistenführer und Führer der „Black shirts“ (Schwarzhemden), Oswald Mosley (r.), mit Anhängern seiner „British Union of Fascists“ am 4. Oktober 1936. Die durch den italienischen Faschismus und die deutschen Nationalsozialisten inspirierte Bewegung fand in Großbritannien trotz Massenarbeitslosigkeit kaum Widerhall.

Foto: picture-alliance / dpa

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Geschichte zum Hören 10

Das Scheitern der deutschen Demokratie

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre schien Deutschland auf einem guten Weg. Hatten 1923 noch Hyperinflation so-wie linke und rechte Aufstandsversuche das Land erschüt-tert, sugge rierten die Jahre 1924 bis 1928 eine Rückkehr zur Norma lität. Doch als Ende des Jahrzehnts die Welt-wirtschaftskrise Europa erreichte, waren die Schwächen der deutschen Demokratie offensichtlich. Der bürgerliche Libera lismus war erodiert, die Konservativen brachten der Republik keine Loyali tät entgegen und die große Mehrheit der Arbeit geber heizte die sozialen Konflikte immer mehr an. Am 27. März 1930 scheiterte die letzte parlamentari-sche Regierung unter einer von der SPD geführten großen Koa li tion. An ihre Stelle traten Präsidial system und Not-

verordnungs regime. Das bis 1933 auf über sechs Millionen anschwellende Heer der Arbeitslosen und die von der SPD tolerierte radikale Deflations- und Sparpolitik der Regie-rung Brüning (Zentrum) bescherten Kommunisten und Na-tionalsozialisten großen Zulauf. Nach den Reichstagswahlen im Juli 1932 hatten die NSDAP (37,4 %) und die KPD (14,5 %) eine antidemokratische Mehrheit im Parlament. Die fast all-täglichen Straßenschlachten zwischen Nationalsozialisten, Kommunisten und der Polizei sorgten für Bürgerkriegsstim-mung. Hitler provozierte diese Zustände und präsentierte sich zugleich als Retter vor der drohenden „roten Gefahr“. Sei-ne Strategie ging am 30. Januar 1933 auf. Reichspräsident Hindenburg ernannte ihn zum Reichskanzler.

Reichstagswahl in Berlin am 31. Juli 1932. Wahlhelfer mit den Plakaten ihrer Parteien.

Foto: bpk

Plakat der Sozialdemokraten zu den Reichstagswahlen im September 1930.

Abbildung: Bundesarchiv, Plak002-020-052, Grafiker Klein

Nach dem Zusammenbruch des damals zweitgrößten deut-schen Geldinstituts Darmstädter und Nationalbank (Danat- Bank) stehen am 13. Juli 1931 Hunderte Kunden vor dem Ber-liner Postscheckamt, um ihr Guthaben abzuheben.

Foto: picture-alliance / dpa

Aufmarsch der NSDAP am 18. Januar 1931 aus Anlass des 60. Jah restags der Gründung des Deutschen Reiches auf dem Kornmarkt vor dem Reichenturm in Bautzen.

Foto: picture-alliance / ZB

Der Kommandeur der Berliner Schutzpolizei Magnus Heimannsberg wird am 20. Juli 1932 von Angehörigen der Reichswehr festgenom-men. Vorausgegangen war ein Staatsstreich, mit dem Reichskanzler von Papen und Reichspräsident von Hindenburg die amtierende Koali tionsregierung in Preußen unter dem Sozialdemokraten Otto Braun absetzten und durch einen Reichskommissar ersetzten. Der so-genannte „Preußenschlag“ schwächte die Demokraten am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme.

Foto: bpk

Der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann (l.) und der Chef des Roten Frontkämpferbundes Willy Leow im Jahre 1927. Leow wurde 1938 unter Stalin in der Sowjetunion, Thälmann 1944 unter Hitler im KZ Buchenwald ermordet.

Foto: bpk

Adolf Hitler steht am Abend seiner Vereidigung zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 am Fenster der Reichskanzlei in der Wilhelmstraße in Berlin vor einer jubelnden Menschenmenge.

Foto: picture-alliance / ZB

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Geschichte zum Hören 11

Die Nationalsozialisten an der MachtDie Erwartung der Konservativen, Hitler durch die Übernah-me von Regierungsverantwortung zu zähmen, erfüllte sich nicht. Der rasante Aufbau der totalitären Diktatur vollzog sich bereits 1933. Nach dem Reichstagsbrand in der Nacht zum 28. Februar machten Polizei und SA Jagd auf die politische Opposition; die KPD wurde zerschlagen. Allein 1933 wurden mehr als 100 000 Menschen verhaftet und häufig in die neu errichteten Konzentrationslager verbracht. Aus den nur noch begrenzt freien Wahlen vom 5. März ging die NSDAP zwar gestärkt, aber ohne eigene Mehrheit hervor (43,9 %). Dennoch gelang den braunen Machthabern die rasche „Gleichschal-tung der Länder“ und die Eroberung der Rathäuser. Gegen das Ermächtigungsgesetz, mit dem sich der Reichstag am

23. März selbst entmachtete, stimmte nur die SPD. Die Ab-geordneten der bereits zuvor verbotenen KPD konnten ihr Mandat nicht mehr ausüben. Nachdem die SPD am 22. Juni ebenfalls verboten wurde, lösten sich die bürgerlichen Partei-en selbst auf. Zuvor waren die Gewerkschaften zerschlagen und am 10. Mai die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gegründet worden, die mit bald rund 25 Millionen Mitgliedern größte NS-Massenorganisation. Nach dem Tod Hindenburgs am 2. August 1934 übernahm Hitler auch das Reichspräsiden-tenamt. Im „Röhm-Putsch“ entledigte er sich durch politisch motivierten Mord seiner innerparteilichen Gegner und ließ die Reichswehr auf sich vereidigen. Damit war der „Führer-staat“ gefestigt, der kaum noch Widerstand zuließ.

Adolf Hitler begründet am 23. März 1933 vor dem Reichstag in der Krolloper das Ermäch-tigungsgesetz. Die Entmachtung des Parlaments brauchte eine Zweidrittelmehrheit. Ein-zig die SPD stimmte mit Nein. Ihr Vorsitzender Otto Wels rief den Nationalsozialisten ent-gegen: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“

Foto: bpk

Blick auf das Reichstagsgebäude am 28. Februar 1933, dem Morgen nach dem Brand. Mit dem An-schlag begründeten die Nationalsozialisten die Verfolgung ihrer politischen Gegner, insbesondere der Kommunisten. Bis heute ist umstritten, ob der Nieder länder Marinus van der Lubbe ein Einzel- täter oder von den Nationalsozialisten angestiftet worden war.

Foto: bpk

Zwei Tage vor der Abstimmung über das Ermächtigungs-gesetz erweist Hitler beim „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 dem bürgerlichen Lager publikumswirksam seine Referenz, als er sich vor Reichspräsident von Hindenburg verneigt.

Foto: BArch, Bild 183-S38324 / o. Ang.

Gleichgeschaltete Juristen grüßen mit dem Hitlergruß.

Foto: picture-alliance / akg-images

Nachdem die Gewerkschaften am 1. Mai 1933 den Tag der Arbeit erstmals als staatlichen Feiertag gemeinsam mit der NSDAP aufwändig feiern konnten, erfolgte am Tag darauf ihre Zerschlagung. Das Bild zeigt die Besetzung des Gewerkschaftshauses am Engelufer in Berlin durch die SA.

Foto: bpk

Nach dem Tod von Reichspräsident von Hindenburg im August 1934 beanspruchte Hitler auch das Amt des Staats-oberhaupts für sich. Zugleich wurden die Reichswehr und die Beamtenschaft auf Hitler persönlich ver eidigt.

Foto: bpk

Im KZ Oranienburg im Norden von Berlin werden im August 1933 die sozialdemokratischen Politi-ker und Journalisten (v. l.) Alfred Braun, Friedrich Ebert (jr.), Hans Flesch, Heinrich Giesecke, Ernst Heilmann und Kurt Magnus eingeliefert.

Foto: BArch, Bild 183-R88978 / o.Ang.

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Geschichte zum Hören

12Deutsche Militärparade auf dem Prager Wenzelsplatz am 5. April 1939. Drei Wochen zuvor war die Wehrmacht in Tschechien einmar-schiert, nachdem in der Slowakei auf Druck Hitlers ein deutscher Vasallenstaat ausgerufen worden war.

Foto: picture-alliance / Judaica- Sammlung Richter

„Und auf Hitlers Friedensangebote folgen ,alsbald‘ seine Friedenstauben“. Fotomontage von John Heartfield auf der Titelseite der im Prager Exil herausgegebenen und vom kommunistischen Verleger Willi Münzenberg 1921 in Berlin gegründeten „Arbeiter Illustrierte Zeitung“, Ausgabe Nr. 15 vom 5. April 1936.

Abbildung: The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2013 / Foto: bpk

Adolf Hitler (M.) traf am 29. September 1938 mit (v. l. n. r.) dem britischen Premierminister Arthur Neville Chamberlain, dem französischen Ministerpräsident Edouard Daladier, dem italie-nischen Diktator Benito Mussolini und seinem Außenminister Graf Galeazzo Ciano in München zusammen. Die Regierungs-chefs unterzeichneten ein Abkommen über die Abtretung des sudetendeutschen Gebiets an das Deutsche Reich. Die davon betroffene Tschechoslowakei saß nicht mit am Tisch.

Foto: picture-alliance / dpa

Das Ruinenfeld der baskischen Stadt Guernica y Luno, die am 26. April 1937 von der deutschen Legion Condor dem Erdboden gleichgemacht worden war.

Foto: bpk 30.018.101

Hitlers Hoffotograf Heinrich Hoffman hält den freundschaftlichen Händedruck zwischen Stalin und dem deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop fest, nachdem sich die beiden Diktatu-ren am 23. / 24. August 1939 über die Aufteilung Polens und des Baltikums verständigt hatten.

Foto: BArch, Bild 183-H27337, Fotograf: o. Ang.

Deutsche Truppen ziehen unter Verletzung des Versailler und des Locarno-Vertrags am 7. März 1936 über die Rheinbrücke in Mainz ein. Zivilisten grüßen sie mit dem Hitlergruß.

Foto: picture-alliance / akg-images

Einwohner Wiens stehen, die Hand zum „Deutschen Gruß“ gehoben, vor einem Hitler- Porträt während der Verlesung der Proklamation des „Führers“ zum Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich über alle Rundfunksender am 12. März 1938.

Foto: picture-alliance / akg-images

Von Beginn an wollte Hitler das Versailler Vertragssystem überwinden und im Osten einen Eroberungskrieg um neuen „Lebensraum“ führen. 1934 trat das Deutsche Reich aus dem Völkerbund aus und führte 1935 unter Bruch des Versailler Vertrags die allgemeine Wehrpflicht ein. Ein Jahr später rück-te die Reichswehr unter Bruch internationaler Verträge in das entmilitarisierte Rheinland vor. Paris und London reagierten auf diese Entwicklung nur mit schwachem Protest – für Hitler eine Ermutigung. Als General Franco 1936 in Spanien gegen die demokratisch gewählte Regierung putschte, hielten sich nur die Demokratien an die vereinbarte Nichteinmischungspoli-tik. Hitler und Mussolini schlugen sich im Spanischen Bürger-krieg dagegen offen auf die Seite der Faschisten und begrün-

deten dabei die „Achse Berlin-Rom“. Auch auf den „Anschluss“ Öster reichs im März 1938 reagierte die westliche Staatenwelt nur verhalten. Appeasement (Beschwichtigung) lautete die Devise. Als die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens im Münchner Abkommen vom September 1938 die Einverlei-bung des Sudetengebiets in das Deutsche Reich gestatteten und damit die Tschechoslowakei fallen ließen, glaubten sie den Frieden in Europa gerettet zu haben. Die Sowjetunion sah sich isoliert und suchte das Bündnis mit dem ideologischen Erzfeind. Auf den 23. August 1939 ist der Hitler-Stalin-Pakt datiert, mit dem Berlin und Moskau die gemeinsame Auslöschung Polens und der baltischen Staaten besiegelten. Die Annäherung der Diktatoren ebnete den Weg in den Krieg.

Kurs auf einen neuen Krieg

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Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. Als Reaktion erklärten Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg. Wie zuvor vereinbart, besetzte die Sowjetunion zunächst Ostpolen und dann das Baltikum. 1940 besetzte die Wehrmacht Dänemark und Norwegen, über-rannte Frankreich und marschierte am 14. Juni 1940 in Paris ein. Am 22. Juni streckte Frankreich die Waffen und muss-te die Zweiteilung des Landes hinnehmen. Der nordwestliche Teil Frankreichs unterstand dem deutschen Militärbefehls-haber. In der unbesetzten Zone regierte die Vichy-Regierung unter Marschall Philippe Pétain in deutscher Abhängigkeit, bis deutsche Truppen 1942 auch hier einmarschierten. Die für die Besatzungspolitik geltenden Völkerrechtsregeln wurden schon bald verletzt, wie etwa bei Geiselerschießungen infolge

von Attentaten des französischen Widerstands. Die Verschlep-pung von Zwangsarbeitern nach Deutschland führte zu einer Radikalisierung der Partisanen- und Widerstandsbewegung. 20 000 Franzosen verloren in der Résistance ihr Leben.Ende 1941 erreichte der Krieg seine globale Ausdehnung, nach - dem Japan am 7. Dezember mit der Bombardierung Pearl Har bors die USA angegriffen hatte. Wenige Tage später übermittelten Berlin und Rom, die mit Tokio 1940 den Drei-mächte pakt geschlossen hatten, ihre Kriegserklärung nach Washington. Deutsche Truppen kämpften seit 1941 in Nord-afrika und rückten nach dem Überfall auf die Sowjetunion zunächst scheinbar unaufhaltsam nach Osten vor. Auch auf dem pazifischen Kriegsschauplatz schien der japanische Vor-marsch kaum zu stoppen zu sein.

Der Zweite Weltkrieg

Beim Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 reißen Wehrmachtssoldaten einen Schlagbaum an der Grenze nieder. Drei Tage später erklärten Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.

Foto: BArch, Bild 183-51909-0003 / Hans Sönnke

Deutsche Fallschirmjäger bei den Kämpfen um den Hafen Narvik in Norwegen. Am 9. April hatte das Deutsche Reich das neu trale Däne-mark besetzt und mit der Invasion Norwegens begonnen, das am 10. Juni 1940 vor der deut-schen Übermacht kapitulierte.

Foto, April / Mai 1940: bpk

Die St. Paul´s Kathedrale während des großen Feuersturms nach einem deutschen Bombenangriff auf London in der Nacht zum 30. Dezember 1940. Zwischen September 1940 und Mai 1941 kostete der Luftkrieg gegen englische Städte rund 43 000 Menschenleben.

Foto: picture-alliance / DoD

Das französische Dorf Oradour-sur-Glane wurde als vermeintliche Vergeltung für die Ent-führung eines SS-Offi-ziers am 10. Juni 1944 von Verbänden der SS völlig zerstört, 642 Men-schen wurden ermordet. Die Leichen wurden zur Identifizierung der Opfer in eine Reihe gelegt.

Foto: picture-alliance / dpa

Siegesparade nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Paris am 14. Juni 1940.

Foto: picture-alliance / ZB

Zwischen dem 26. Mai und dem 4. Juni 1940 gelang den Briten bei Dünkirchen die Evakuierung von 338 226 alliierten Soldaten, davon etwa 110 000 Franzo-sen.

Foto: picture-alliance / Mary Evans/Robert Hunt Collection

Rotterdams Innenstadt nach dem deutschen Luft-angriff vom 14. Mai 1940. Vier Tage zuvor hatte die deutsche Westoffensive mit dem Einmarsch in die neutralen Benelux-Staaten begonnen. Die Nieder-lande kapitulierten am 15., Belgien am 28. Mai 1940.

Foto: picture-alliance / dpa

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Geschichte zum Hören 14

Schon der deutsche Polenfeldzug 1939 hatte Züge eines ras sen– ideologischen Vernichtungskriegs. Zunächst der Gewalt politik Hitlers wie Stalins ausgeliefert, verloren über sechs Millionen Polen während der deutschen Besatzung ihr Leben. Die Hälfte waren Juden, die im Holocaust ermordet wurden. Der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zielte von Beginn an auf die Eroberung neuen Lebensraumes für die deutsche „Herren-rasse“ und die wirtschaftliche Ausbeutung der ostmitteleuro-päischen „Untermenschen“ durch Zwangsarbeit. 27 Milli onen Tote, darunter 18 Millionen Zivilisten, sollte die Sowjetunion zählen, bis sie den Angriff nicht nur zurückschlagen, sondern im Frühjahr 1945 bis Berlin vorrücken konnte. Der Hunger war eine der schärfsten Waffen im deutschen Vernichtungskrieg. Mehr als drei Millionen sowjetische Sol-

daten starben in deutschen Kriegsgefangenen lagern an Unterernährung. Fast eine Million Menschen gaben die Deutschen allein bei der 900- tägigen Blockade Leningrads dem Hungertod preis. Daneben wurden nicht nur Polit-kommissare der Roten Armee bei der Gefangennahme standrechtlich erschossen, sondern auch ungezählte Zivilis-ten im Rahmen von Vergeltungsaktionen. Als der Krieg im Osten nach der Schlacht um Stalingrad verloren war, prakti-zierte die deutsche Wehrmacht beim Rückzug eine Politik der „verbrannten Erde“. Die Niederschlagung des Warschauer Aufstands und die Zerstörung der Stadt durch SS und Wehr-macht im August 1944 – welche die Rote Armee geschehen ließ – wurden zum mörderischen Endpunkt des Vernich-tungskriegs im Osten.

Vernichtungskrieg im Osten

Das Foto des sowjetischen Kriegsfotografen Jewgeni Chaldej zeigt eine alte Frau in der nieder-gebrannten sowjetischen Stadt Murmansk. Nachdem es der deutschen Wehrmacht nicht gelun-gen war, die Stadt und ihren eisfreien Hafen einzunehmen, war Murmansk nach Stalingrad das Ziel der schwersten deutschen Luftangriffe in der Sowjetunion.

Foto: picture-alliance / ZB

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion passiert eine deutsche Militäreinheit im Juni 1941 die Grenze zur Sowjetunion.

Foto: picture-alliance / akg-images.

Erschießung von polnischen Zivilisten durch deutsche Soldaten im September / Oktober 1939.

Foto: picture-alliance / akg-images

Sowjetische Kriegsgefangene in einem Sammellager bei Sewastopol im Sommer 1942. Von den über fünf Millionen sowjetischen Soldaten, die in deutsche Gefangenschaft gerie-ten, starben über drei Millionen an den unmenschlichen Lebensbedin-gungen in den deutschen Kriegs-gefangenenlagern.

Foto: picture-alliance / ZB

Deutsche Soldaten erschießen gefangene Sowjets.

Datum und Ort der Aufnahme unbe-kannt. Foto: picture-alliance / Judai-ca-Sammlung Richter

Von September 1941 bis Januar 1944 dauerte die Blockade Lenin-grads durch deutsche Truppen. Transport eines Toten auf einem behelfsmäßigen Schlitten, 1941.

Foto: picture-alliance / akg-images

Jubelnde Sowjetsoldaten nach der Kapitulation der deutschen 6. Armee in Stalingrad.

Foto, um Januar / Februar 1943: picture-alliance / akg-images

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Seit Hitlers Machtübernahme waren Antisemitismus und Rassismus Staatsdoktrin. Deutsche Juden wurden mit Berufs-verboten belegt, als Geschäftsinhaber mit Boykottaufrufen drangsaliert und öffentlich geschmäht. Die Nürnberger Rassen - gesetze von 1935 weiteten die Entrechtung aus. Am 9. Novem-ber 1938 schlug die Judenfeindlichkeit in eine erste Gewalt-orgie um. Während der Novemberpogrome steckten SS- und SA-Angehörige Synagogen in Brand, plünderten Geschäfte und Wohnungen. Zehntausende Juden wurden in KZs ver-schleppt und misshandelt, viele Hundert getötet. Kurz darauf forcierte die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ die „Zwangsarisierung“ jüdischen Eigentums. Etwa 250 000 jüdischen Deutschen gelang in den 1930er Jahren die Emigration. Doch 190 000 wollten oder konn-

ten ihre Heimat bis Ende 1939 nicht verlassen. Mit der Beset-zung Polens begann der Holocaust als europäisches Gesche-hen. Polnische Juden wurden in Ghettos zusammengetrieben, Tausende willkürlich erschossen. Der deutsche Einmarsch in die Sowjetunion markierte den Auftakt zum systematischen Völkermord. Während Einsatzgruppen der Polizei und der SS mit Unterstützung der Wehrmacht mit der Ermordung von Hunderttausenden Juden begannen, bereitete die SS den in-dustriellen Massenmord vor. Auf der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 wurde der Staatsapparat offiziell in die „End-lösung der Judenfrage“ eingebunden. In den Vernichtungsla-gern Belzec, Sobibor, Treblinka sowie in Auschwitz-Birkenau wurde das beispiellose Mordprogramm umgesetzt. Mindestens sechs Milli onen europäische Juden wurden ermordet.

Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden

Haupttor des Lagers Auschwitz-Birkenau. Aufnahme nach 1945. In Auschwitz-Birkenau wur-den eine Millionen Juden, mindestens 70 000 Polen, 21 000 Sinti und Roma und 15 000 sowje-tische Kriegsgefangene ermordet.

Foto: bpk

Am 1. April 1933 erfolgte der Boykott jüdischer Geschäfte und Ein-richtungen in ganz Deutschland. Mit der Verkündung des Vierjahres-plans 1936 und den Novemberpogromen verschärften sich die seit 1933 durchgeführten „Arisierungsmaßnahmen“, von denen der Staat, aber auch zahlreiche Bürger profitierten.

Foto: März / April 1933: BArch, Bild 102-14469, Fotograf: Georg Pahl

„Ist die Judenfrage gelöst?“ frag-te 1938 die Dezemberausgabe des natio nalsozialistischen Wochen-blatts „Der Stürmer“ und ließ keine Zweifel, dass die Novem ber po gro-me gegen die deutschen Juden nur ein Anfang waren: „Der Kampf geht weiter“, lautete die Drohung.

Faksimile: picture-alliance / akg-images

Der Aufstand im Warschauer Ghetto wurde am 16. Mai 1943 niedergeschlagen. Hinter dem klei-nen Jungen mit den erhobenen Händen steht mit dem Maschinengewehr SS-Rottenführer Josef Blösche, der wegen seiner wahllosen Erschießun-gen von Juden und seiner Beteiligung an Depor-tationen besonders gefürchtet war.

Foto: BArch, Bild 183-41636-0002 / o.Ang.

Arbeitsfähige Juden sollten vor ihrer Ver-nichtung als Sklaven für die deutsche Kriegswirtschaft arbeiten. Selektion von Neuan kömmlingen an der Rampe im Vernichtungslager Auschwitz.

Foto, 1944: picture-alliance / IMAGNO / Austrian Archives

Umringt von gaffenden Passanten werden im Rahmen der Novemberpogrome 1938 in Wien jüdische Bürger gezwungen, auf den Knien die Straße zu scheuern. Der Antisemitismus war Teil des Alltags geworden.

Foto: picture-alliance / dpa

Deutsche Polizeieinheiten bei der Ermordung polnischer Juden im Ghetto von Lódz.

Foto, 1942: bpk

Auf Initiative der Militärverwaltungen und der Sicherheitspolizei wurden aus allen Teilen Europas Juden in die Ver-nichtungslager deportiert. Die Aufnah-me zeigt Angehörige der SS und der französischen Polizei beim Abtrans-port französischer Juden im Jahr 1942.

Foto: picture-alliance / akg-images

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In Deutschland leisteten nur wenige Widerstand gegen das NS-Regime. Der von Sozialdemokraten und Kommunisten erhoffte Arbeiteraufstand gegen Hitler blieb aus. Bald waren ihre 1933 gebildeten illegalen Gruppen zerschlagen. Hitlers Er-folge brachten ihm die fast ungeteilte Zustimmung der „deut-schen Volksgemeinschaft“. Neuer Widerstand formierte sich erst mit dem drohenden Krieg. Eine Offiziersverschwörung, die Hitlers Kriegsvorbereitung 1938 stoppen wollte, scheiterte nach dessen Triumph auf der Münchner Konferenz. Durch Zu-fall entging der Diktator am 8. November 1939 dem Bomben-anschlag von Georg Elser. Vergebens warnte die „Rote Kapelle“ Moskau vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Im Reich blieben die Wider ständigen isoliert. Anders in den von Deutschland besetzten Ländern: Zwar gehörte auch dort

Kollaboration zum Alltag; fast überall entwickelte sich jedoch eine Widerstandsbewegung, die die Besatzer mit zivilem Un-gehorsam und bald mit Waffen herausforderte. Der Wider-stand der Dänen und der Holländer gegen die Deportation ih-rer jüdischen Landsleute, die Partisanen in Frankreich, Italien, Jugoslawien, Griechen land oder der Sowjetunion, der Wider-stand in der ČSR, vor allem aber der Kampf der polnischen Heimat armee und der Bewohner des Warschauer Ghettos wurden Teil der europäischen Freiheitsgeschichte. Dazu zählt auch das gescheiterte Attentat gegen Hitler vom 20. Juli 1944, das den Krieg hätte beenden können. Es bedurfte des Bünd-nisses so ungleicher Partner wie der Sowjetunion im Osten und den USA und Großbritannien im Westen, um das natio-nalsozialistische Deutschland von außen niederzuringen.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Das am 8. November 2011 in Berlin enthüllte Denkmal für Georg Elser. Weil Hitler am 8. November 1939 eine Ver-sammlung im Münchner Bürgerbräukeller vorzeitig verlässt, entgeht er einer Bombe, die Georg Elser dort gelegt hatte. Der Tischler wollte mit dem Anschlag eine weitere Eskalati-on des Kriegs verhindern. Kurz vor Kriegsende wurde er im KZ Dachau hingerichtet.

Foto: picture-alliance / dpa / Sebastian Kahnert

Ein französischer Partisan legt einen Sprengsatz an einem Bahngleis.

Foto, vermutlich 1944: bpk

Fünf Tage vor dem gescheiterten Atten-tat auf Hitler vom 20. Juli 1944 im sogenannten Führerhauptquartier in der „Wolfsschanze“ bei Rastenburg: Oberst Claus Graf von Stauffenberg, Konter admiral von Puttkamer, General Bodenschatz, Hitler, Generalfeldmar-schall Keitel (mit Mappe; v. l. n. r.).

Foto: bpk / Heinrich Hoffmann

US-Truppen bei der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944. Am ersten Tag der „Operation Overlord“ gingen 170 000 alliierte Soldaten an der französischen Küste an Land.

Foto: picture-alliance / United Archives

Am 25. April 1945 trafen bei Torgau an der Elbe erstmals sowjetische und ame-rikanische Truppen aufeinander. Das Foto wurde am Tag nach der Begegnung nachgestellt.

Foto: picture-alliance / akg-images

Der schwedische Diplomat Raoul Wallen-berg (Aufnahme von Anfang der 1940er Jahre in Budapest) rettete tausenden unga-rischen Juden das Leben. Nach dem Krieg in die Sowjetunion verschleppt, starb er dort unter bis heute ungeklärten Umständen in NKWD-Haft.

Foto: picture-alliance / dpa / PRESSENS Bild

Soldaten der polnischen Heimatarmee beim Barrikadenkampf während des Warschauer Aufstandes im Sommer 1944.

Foto: picture-alliance / associated press / PAP

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Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Deutschland. 45 Millionen Tote in Europa lautete seine Schreckensbilanz. Ab 15. August ruhten auch im Pazifik die Waffen, nachdem die USA Hiro shima und Nagasaki mit Atombomben zerstört hatten. In dem in vier Besatzungszonen aufgeteilten Deutschland über-nahmen die Siegermächte die Regierungsgewalt. Ihr Ziel war die dauerhafte Sicherheit vor Deutschland, das durch Demili-tarisierung und Dezentralisierung sowie durch die Denazifizie-rung und Demokratisierung seiner Bevölkerung erreicht wer-den sollte. Hatten die Alliierten bereits im Februar 1945 auf der Konferenz von Jalta das Nachkriegseuropa in Einflusssphären aufgeteilt und weite Teile Ostmitteleuropas der Sowjet union zugesprochen, vereinbarten sie auf der Potsdamer Konferenz im Juli 1945, in Ostmitteleuropa einheitliche Nationalstaaten

zu schaffen. Das nördliche Ostpreußen wurde Teil der Sowjet-union, während Polen mit einem Federstrich nach Westen bis an die Flüsse Oder und Neiße verschoben wurde. Das Potsda-mer Abkommen sah die „Überführung“ der deutschen Bevöl-kerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn in „ord-nungsgemäßer und humaner Weise“ vor. Für die 12,5 Millionen Deutschen, die ab 1944 von Evakuierung, Flucht und schließlich Vertreibung betroffen waren, sah die Realität anders aus. Alsbald traten machtpolitische und ideologische Differen-zen zwischen dem demokratisch verfassten Westen und der kommunistischen Sowjetunion zutage. Die beginnende Ost-West-Konfrontation förderte die Integration Westeuropas, die ab den 1950er Jahren auch die westdeutsche Bundes-republik einschloss.

Kriegsende und Neuordnung

Häftlinge des KZ Dachau begrüßen ihre Befreier, nachdem die US-Armee am 29. April 1945 bis Dachau vorgerückt war.

Foto: bpk

Der zerstörte Reichstag in Berlin, 1946. Nachdem Deutschland das Bombar-dement feindlicher Städte zum Teil der Kriegsführung erhoben hatte, antwor-teten die Alliierten mit einem systemati-schen Bombenkrieg gegen das Reich, der noch in den letzten Kriegsmonaten zur sinnlosen Zerstörung vieler Städte führte. Deutschland glich nach dem Krieg einer Trümmerwüste. 2,35 Millionen Woh-nungen in den Westzonen und 640 000 in der SBZ lagen in Schutt und Asche. 7,5 Millionen Menschen waren obdachlos, lebten in Bunkern, Kellern und Baracken.

Foto: picture-alliance / akg-images

Auf der Potsdamer Konferenz verhandeln die Siegermächte vom 17. Juli bis 2. August 1945 über die Zukunft Deutschlands und Europas.

Foto: picture-alliance / ZB / Jewgeni Chaldej

Das Foto zeigt das Tor zum ehemaligen Konzentra-tionslager Buchenwald, das von 1945 bis 1950 als eines von zehn sogenannten sowjetischen Spezial-lagern fungierte. Die Lager, die zunächst zur Inter-nierung von Nationalsozialisten eingerichtet worden waren, wurden Teil des stalinistischen Terrors zur Durchsetzung der kommunistischen Diktatur. Von den rund 180 000 Insassen starb ein Drittel an den menschenunwürdigen Haftbedingungen.

Foto, 1952: picture-alliance / akg-images

In Güterzügen werden am 16. Mai 1946 vom Bahn-hof Modrany Deutsche aus Prag abtransportiert. Ihr Ziel ist die von Amerikanern besetzte Zone im Westen.

Foto: picture-alliance / dpa / CTK Foto

Moskau, im Oktober 1945: Auf einem Blatt Papier teilen Churchill und Stalin Europa in Einflusssphären auf. Danach sollten Rumänien und Bulgarien der Vormacht der Sowjets und Griechenland den Briten zugeordnet werden, während man sich den Einfluss in Ungarn und Jugoslawien zu teilen gedachte.

Faksimile: Public Record Office, London

Die Blockade West-Berlins durch die Sowjets in den Jahren 1948 / 49 nach Einführung der DM im Westteil der Stadt machte den Bruch zwischen den eins-tigen Alliierten unübersehbar. Die USA und Großbritannien sicherten mit einer Luftbrücke die Versorung ihrer Stadt-hälfte und legten so den Grundstein für die Westbindung der Menschen in ihren Besatzungszonen.

Foto: picture-alliance / Everett Collection

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Geschichte zum Hören 18

1947 wurde die Kluft zwischen dem Westen und der Sowjet - union unübersehbar. US-Präsident Truman sicherte allen „freien Völkern“ im Kampf gegen den „Totalitarismus“ Unter-stützung zu. Zugleich kündigte Washington den Marshallplan an, der den Wiederaufbau in Europa fördern sollte. Anders als nach dem Ersten Weltkrieg zogen sich die USA nicht aus Euro pa zurück. Hatte Stalin bis dahin in Ostmitteleuropa noch Ansätze politischer Vielfalt aufrechterhalten, erfolgte ab 1948 die Sowjetisierung seines Herrschafts bereichs. Die kommu-nistische Parteiherrschaft und die Planwirtschaft wurden rigoros durchgesetzt, jeder Anschein von Opposition und nicht zuletzt die Kirchen verfolgt. Bewaff neter Widerstand, der nach 1945 im Baltikum, in Polen, Rumänien und in der Ukraine auf flackerte, wurde brutal niedergeschlagen. Schauprozesse

schufen eine Atmosphäre permanenten Terrors. In Europa hatte sich ein Eiserner Vorhang gesenkt, der nicht nur den Kontinent, sondern auch Deutschland und Berlin teilte. Die beiden deutschen Teilstaaten wurden seit ihrer Gründung 1949 in das jeweilige politische und ökonomische System in-tegriert. Während die DDR von Anbeginn eine Diktatur war, legiti mierte sich die Bundesrepublik in freien Wahlen. Es ent-stand, wie fast überall in West europa, eine parlamentarische Demokratie, die durch den Wirtschaftsaufschwung und den Aufbau des Sozial systems immer breitere Zustimmung fand. Anders als in der Zwischen kriegszeit verlagerte sich die poli-tische Auseinandersetzung von der Straße ins Parlament, in dem die politischen Lager koalitionsfähig wurden.

Demokratie im Westen, Diktatur im Osten

Sowjetischer Personenkult: Um eine überlebensgroße Statue von Stalin haben die Sängerin-nen und Sänger des Stalin-Lenin-Chors bei einer Festveranstaltung zum 30. Jahrestag der Oktoberrevolution Aufstellung genommen, die im November 1947 in Moskau gefeiert wurde.

Foto: picture-alliance / ZB / Jewgeni Chaldej

Bilder, die sich gleichen: Kundgebungen in Ost-Berlin (1952), Prag (1949) und Budapest (1950). Die Sowjeti-sierung Ostmitteleuropas war Ende der 1940er Jah-re weitgehend abgeschlossen.

Alle Fotos: picture-alliance / akg-images,

Schauprozess gegen den vorma-ligen kommunistischen Spitzen-funktionär und ungarischen Außen - minister László Rajk im Septem-ber 1949 in Budapest. Nachdem tatsächliche und vermeintliche po-litische Gegner gegen die kommu-nistische Umgestaltung Ostmittel-europas verhaftet, verstummt oder ins Exil gegangen waren, wurde der Prozess zum Auftakt einer Säu-berungswelle, die unter Anleitung Moskaus alle kommunistischen Parteien des Ostblocks erfasste und gleichschaltete.

Foto: picture-alliance / akg-images

Etwa 300 Studierende aus acht euro-päischen Ländern zerstören Anfang Au gust 1950 die Grenzschranken z wischen St. Germannshof (deutsche Seite) und Weissenburg (französische Seite) und fordern in einer Proklama-tion in deutscher, englischer und fran-zösischer Sprache die Bildung eines europä ischen Parlaments und einer europäischen Regierung.

Foto: picture-alliance / dpaÜber 2,7 Millionen Ostdeutsche stimmten zwischen1949 und 1961 mit den Füßen ab und flohen in den freien Westen. Die Aufnahme zeigt ein Flüchtlingslager in einer Werk-halle in Berlin- Tempelhof im März 1953.

Foto: picture-alliance / dpa-Zentralbild

Konstituierende Sitzung des 1. Deutschen Bundes-tages am 7. September 1949. Das Parlament wähl-te am 15. Septem ber Konrad Adenauer zum ersten deut-schen Bundeskanzler.

Foto: picture-alliance / akg-images

Anders als im Ostblock waren die Wahlen westlich des Eisernen Vorhangs frei und ge-heim. Die Aufnahme zeigt, wie ein findiger Seifenhersteller den ersten Wahlkampf für eigene – werbliche – Zwecke ausgenutzt hat.

Foto: picture-alliance / dpa

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Am 29. August 1949 zündete die Sowjetunion ihre erste Atom-bombe und zog mit den USA als Nuklearmacht gleich. Es war der Beginn einer Rüstungsspirale, die dem Kalten Krieg zwischen Ost und West eine neue Dimension verlieh. Mit dem Ausbruch des Koreakriegs im Sommer 1950 drohte der Ost-West- Konflikt erstmals in einen heißen Krieg umzuschlagen. In der Folge entschlossen sich die Westmächte zu einer Wieder bewaffnung Westdeutschlands, die 1955 im Rahmen der NATO erfolgte. Die DDR trat 1956 dem Warschauer Pakt bei. Deutschland war ein Brennpunkt des Kalten Kriegs geworden. Mit dem Schlagwort der „friedlichen Koexistenz“ zwischen Kapitalismus und Sozia-lismus signalisierte Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow 1956 die Anerkennung des Status quo. Dennoch versuchte

auch er, die Westmächte aus dem geteilten Berlin zu verdrän-gen. Als die DDR durch den Flüchtlingsstrom über West-Berlin aus zubluten drohte, entschied Moskau auf Drängen der SED, das letzte Schlupfloch in den freien Westen abzuriegeln. Der Mauerbau vom 13. August 1961 rettete die SED-Diktatur und zementierte die deutsche Teilung. Doch kaum war ein Konflik-therd des Kalten Kriegs auf Kosten der Ostdeutschen befriedet, brachte die Stationierung sowjetischer Mittelstrecken raketen auf Kuba im Oktober 1962 die Welt an den Abgrund eines Atom-kriegs. In der Folgezeit reifte in beiden Blöcken die Erkenntnis, dass nur die wechselseitige Anerkennung des Status quo, be-gleitet von einem Entspannungsprozess, ein nukleares Inferno verhindern würde.

Kalter Krieg in der geteilten Welt

US-Atombombentest in Nevada, 1953. In den 1950er Jahren begann der atomare Rüstungswettlauf der Supermächte.

Foto: picture-alliance / akg-images

US-Marines im Koreakrieg. In der Folge des Zweiten Weltkriegs war Korea in eine sowjetische und eine amerikanische Besatzungszone aufgeteilt worden, aus denen 1948 zwei Staaten hervorgegangen waren. 1950 entbrannte zwischen dem kommunistischen Norden und dem Süden der Halbinsel ein Krieg, der sich zu einem blutigen Stellvertreterkrieg zwischen den beiden politischen Ordnungssyste-men entwickelte und 1953 mit einem Waffenstillstand endete.

Foto, Dezember 1950: picture-alliance / akg-images

Aufnahme in das westliche Verteidigungsbündnis. V. l. n. r.: Der französische Ministerpräsident Pierre Mendes France, der amerikanische Außenminister John Foster Dulles, sein britischer Amtskollege Sir Anthony Eden und Bundeskanz- ler Konrad Adenauer stellen sich am 20. Okto ber 1954 im Pariser Palais de Chaillot zu Beginn der Außen minis ter - konferenz der Westmächte über die Wiederbewaffnung Westdeutschlands für eine Pressekonferenz auf.

Foto: picture-alliance / dpa

Fröhliche Mienen beim Gipfeltref-fen von Nikita Chruschtschow (l.) und John F. Kennedy (r.) am 3. Juni 1961 in Wien. In einem gemeinsa-men Kommuniqué versicherten die beiden Staatschefs „in allen Fra-gen, die für beide Länder und für die ganze Welt von Interesse sind, Kontakt zu halten“.

Foto: picture-alliance / dpa

Parade der Nationalen Volksarmee am 1. Mai 1956 in Ost-Berlin. Der Aufbau einer Armee war der DDR bereits im April 1952 von Moskau aufgetragen worden. Bei einem Be-fehlsempfang bei Stalin hatte DDR-Präsident Wilhelm Pieck damals notiert: “Volksarmee schaffen ohne Geschrei“.

Foto: BArch, Bild 183-37800-0078 / o.Ang.

In der Nacht zum 13. August 1961 wurden alle Zugänge nach West-Berlin mit Stachel draht und bewaffneten Posten abgeriegelt. In den folgenden Tagen und Wochen wurde unter Aufsicht von DDR- Polizei und Volks-armee mit dem Bau der eigentlichen Mauer begonnen, die die Stadt 28 Jahre teilen sollte.

Foto: Bundesregie-rung / Wolf

Ende Oktober 1961 kam es am Checkpoint Charlie in der Berliner Friedrichstra-ße zur Konfrontation zwi-schen Amerikanern und Sowjets, als DDR-Grenzer Angehörigen der westli-chen Alliierten den ihnen nach Besatzungsrecht zu-stehenden Zugang nach Ost-Berlin verweigerten. Kurze Zeit stand die Welt am Rande eines Krieges.

Foto: picture-alliance / dpa / upi

Nachdem die US-Luftaufklärung im Oktober 1962 sowjetische Atom raketen auf Kuba identifizierte, verhängten die USA eine See-blockade gegen die Insel, um weitere Raketenstationierungen zu verhindern. Zugleich forderte Washington den Abzug der bereits vor-handenen Raketen. Selten waren die Supermächte näher an einem Atomkrieg als in jenen Tagen.

Foto: picture-alliance / dpa

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Auf dem XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 rech-nete Chruschtschow mit Stalins Verbrechen ab. Kurzzeitig keimte Hoffnung auf einen Wandel des Kommunismus. In Polen brachten im Herbst 1956 Massendemonstrationen Władysław Gomułka an die Macht. Er beendete die Zwangs-kollektivierung, öffnete der Kirche Freiräume und dämmte die Staatssicherheit ein. Während in Polen die führende Rolle der Partei unangetastet blieb, kam es zeitgleich in Ungarn zu einer bürgerlich-demokratischen Revolution, in deren Ver-lauf der Reformkommunist Imre Nagy als Ministerpräsi-dent einer Mehrparteien regierung Ungarns Austritt aus dem Warschauer Pakt erklärte. Moskaus Antwort war die mili-tärische Intervention. In der DDR, in der schon am 17. Juni 1953 ein Volksaufstand von sowjetischen Panzern nieder-

geschlagen worden war, nutzte Walter Ulbricht die Stunde, um mit seinen Kritikern abzurechnen. Er stand auch auf Seiten des Kremls, als Panzer des Warschauer Paktes 1968 in der ČSSR den „Prager Frühling“ niederwalzten. Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich in Polen eine immer macht-vollere Opposition, die 1980 die Zulassung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność erkämpfte, die bald zehn Millio-nen Mitglieder zählte. Unter dem Druck Moskaus verhängte Ministerpräsident General Wojciech Jaruzelski Ende 1981 das Kriegsrecht und verbot die Gewerkschaft. Auch wenn im Zuge der Entstalinisierung nach und nach die offene Gewalt und die Atmosphäre des Terrors in den kommunistischen Dikta-turen endete, wurden tatsächliche oder vermeintliche Oppo-sitionelle bis zuletzt verfolgt, zersetzt und inhaftiert.

Aufstände im Ostblock

Am 24. Oktober 1956, einen Tag nach Beginn des Ungarn-Aufstands, stürzten aufgebrachte Bürger vor dem Ungarischen Nationaltheater die Statue des verhassten Diktators Stalin.

Foto: picture-alliance / associated press / Arpad Hazafi

Am 17. Juni 1953 eskalieren Ost-Berliner Arbeiterproteste zu einem Volksaufstand, der die gesamte DDR erfasst. In über 700 Städten und Gemeinden gingen eine Million Menschen gegen die SED-Diktatur auf die Straße. Es bedurfte sowjetischer Panzer, um das SED-Regime zu retten. Es war der erste große Aufstand gegen eine kommu-nistische Diktatur in der Nach-kriegszeit.

Foto: BArch, Gesamtdeutsches Institut, Fotograf: o.Ang.

Präsidium des XX. Parteita-ges der KPdSU, der vom 14. bis 26. Februar 1956 tagte. Am 25. Februar hielt Chruschtschow eine Geheimrede, in der er mit Stalins Verbrechen abrechnete und im Ostblock die Entstalini-sierung einleitete.

Foto: picture-alliance / akg-images

Triumph der polnischen Opposition. Mit dem Danziger Abkom-men erkannte die polnische Regierung am 31. August 1980 die unabhängige Gewerkschaft Solidarność an. Das Foto zeigt Lech Wałęsa mit demonstrierenden Arbeitern der Danziger Leninwerft.

Foto, August 1980: BStA / Harald Schmitt, Nr. 80 0846 002FV

Ende Juni 1956 kam es in Posen zu einem Streik und zu Massen-protesten, die von der Armee blutig niederge-schlagen wurden. Das Foto zeigt eine Frau, die am 29. Juni 1956 auf dem Messegelände zu den aufständischen Arbeitern spricht. Rechts im Bild ist eine Fahne, die mit dem Blut eines erschossenen Kindes getränkt ist.

Foto: picture-alliance / UPI.

Sowjetische Panzer werden von aufgebrachten Prager Bürgern umringt. In der Nacht zum 21. August 1968 waren Truppen des Warschauer Pakts in der ČSSR einmarschiert, um Alexander Dubčeks Versuch nie-derzuwalzen, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu verwirklichen.

Foto: picture-alliance / dpa

Der kommunistische Regimekritiker Robert Havemann kurz vor seinem Tod mit dem oppositionellen evangelischen Pfar-rer Rainer Eppelmann in Grünheide bei Berlin, 1982. Nach-dem die SED Anfang der 1950er Jahre jegliche organisierte Opposition zerschlagen hatte, war Dissidenz in der DDR bis in die 1970er Jahre von innerkommunistischer Oppositi-on geprägt. Nach derem offenkundigen Scheitern formier-te sich der Widerspruch im letzten Jahrzehnt des Regimes immer mehr in unabhängigen Friedens-, Umwelt- und Bür-gerrechtsgruppen, die häufig unter dem Dach der evangeli-schen Kirche Schutz fanden.

Foto: BStA, Harald Schmitt, Nr. 82_0319_001FV

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„You’ve never had it so good!” Was der britische Premier Harold Macmillan seinen Landsleuten 1957 ins Stammbuch schrieb, galt für weite Teile Westeuropas. Das „Wirtschaftswunder“ sorgte seit den 1950er Jahren für wachsenden Wohlstand, Vollbeschäftigung und steigende Löhne. Konsumgesellschaft und Sozialstaat wurden zu Stabilitätsankern nicht nur der westdeutschen Demokratie. Beide politische Lager warben um Zustimmung, indem sie bessere Lebensverhältnisse ver-sprachen. Doch im Ostblock blieben Versorgungskrisen all-gegenwärtig. „So wie ihr heute arbeitet, werdet ihr morgen leben“, hieß das letztlich unerfüllte Zukunftsversprechen. Trotz aller Defizite gab das sowjetische Wirtschaftssystem noch lange gleichermaßen Anlass für Erwartungen und Befürch-tungen. Als die UdSSR 1957 den ersten Satelliten in den Welt-

raum schoss, war der Westen angesichts des technischen und militärischen Potenzials Moskaus geschockt. Während in den 1970er Jahren die Ölkrise das Ende des unbegrenzten Wachstums markierte und im Westen die Arbeitslosenzahlen anstiegen, sorgten die hoch entwickelten Sozialsysteme für gesellschaftliche Stabilität. Im Ostblock hatte am Vorabend der globalen Wirtschaftskrise ein fataler Kurswechsel stattge-funden. Immer mehr Ressourcen landeten im Wohnungsbau und im Konsum. Die sozialen Errungenschaften, mit denen um die Zustimmung der Bevölkerung gebuhlt wurde, waren mit westlichen Krediten finanziert. Die wachsende Überschul-dung und eine immer marodere Wirtschaft verschärften die ökonomische Situation, die die kommunistischen Regime in den 1980er Jahren in den Abgrund führte.

Ökonomischer Systemwettstreit

Mit dem eigenen Auto nach Italien. Nicht nur für den Fahrer des VW-Käfers ging es seit Ende der 1950er Jahre merklich aufwärts.

Foto: picture-alliance / Marc Suski

Ludwig Erhard, Bundesminister für Wirtschaft und Verkörperung des deutschen Wirtschaftswunders (r.), im Gespräch mit dem britischen Premierminis-ter Harold Macmillan (l.) während einer Schifffahrt auf dem Rhein. In der Bildmitte: Walter Hallstein, Staatssekretär im Auswärtigen Amt.

Foto: Bundesregierung / Steiner

Protestkundgebung der IG Metall während eines Tarifkonflikts am 8. Dezem-ber 1971 in Stuttgart. Der durchschnittliche Jahresarbeitslohn hatte sich zwi-schen 1960 und 1970 mehr als verdoppelt.

Foto: picture-alliance / Rainer Kruse

Zwischen der SED-Propaganda und der ökonomischen Realität in der DDR klaffte im Verlauf der Jahrzehnte eine immer tiefere Lücke. Straßen-ansicht aus Stralsund.

Foto, März 1981: BStA, Harald Schmitt, Nr. 2612

Blick in die Produkti-onshalle des VEB Fern-sehgerätewerk Staßfurt, 1973. Spätestens 1980 verfügte statistisch ge-sehen jeder DDR-Haus-halt über ein TV-Gerät, mit dem die meisten DDR-Bürger allabend-lich mit dem Westfern-sehen aus dem DDR-All-tag „emigrierten“.

Foto: picture-alliance /ZB / Klaus Morgenstern

Der Ölpreisschock 1973 hatte nicht nur eine wirtschaftli-che Rezession zur Folge. In den 1970er Jahren ging auch der Glaube an ein immerwährendes Wachstum verlo-ren. Mit Sonntagsfahrverboten und Geschwindigkeitsbe-grenzungen versuchte die Bundesregierung vergeblich, den Benzinverbrauch nennenswert zu senken.

Foto, 25. November 1973: picture-alliance / dpa

Nach seinem Amtsantritt als SED-Chef 1971 versprach Erich Honecker der Bevölkerung eine „Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebens niveaus“. Ein ambi-tioniertes Wohnungsbauprogramm, der Ausbau der Familienförderung und die Einführung der 40-Stun-den-Woche sollten um Zustimmung der Bevölkerung zur DDR werben. Während sich diese Hoffnung bald zerschlagen sollte, stieg die Verschuldung der DDR im westlichen Ausland beständig an.

Foto: picture-alliance / zb

Eine Intershop-Filiale in Ost-Berlin am Bahnhof Fried-richstraße, 1977. In den 1980er Jahren gab es in der DDR fast 400 solcher Geschäfte, in de-nen jene DDR-Bürger den be-ständigen Versorgungsmän-geln entkommen konnten, die über Westgeld verfügten.

Foto: BStA, Harald Schmitt, Nr. 31

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Den wachsenden Wohlstand im Westen begleitete ein weitrei-chender gesellschaftlicher und kultureller Wandel. Der Wunsch nach individueller Freiheit und Selbstentfaltung wurde lauter. Mit Rock’n’Roll, langen Haaren und Jeans hosen forderte die Nachkriegsjugend die alten Autoritäten heraus. Im Verlauf der 1960er Jahre politisierte sich die Jugend bewegung. 1968 gin-gen vielerorts Studierende auf die Straße, in Frankreich und Italien zeitweilig zusammen mit den Arbeitern. Der Protest rich-tete sich gegen den US-amerikanischen Krieg in Vietnam und gegen verkrustete Strukturen in Politik, Wirtschaft und Gesell-schaft. Viele Demonstranten träumten von der großen Revolte. In der Bundesrepublik begann man, intensiver als je zuvor nach der NS-Vergangenheit zu fragen. Das Establishment reagierte

auf die Demonstrationen geschockt und zunächst mit Polizei-gewalt. Eine radikalisierte linke Minderheit sah einen neuen Faschismus aufziehen. In Italien und Westdeutschland gingen in den 1970er Jahren kleine Gruppen in den Untergrund, um „das System“ mit Terror zu überwinden. Letztlich gelang es den politischen Systemen des Westens, die aufbegehrende Jugend zu integrieren. Der kulturelle Wandel des Westens machte am Eisernen Vorhang nicht halt. Zudem hatten die jungen Mittel- und Osteuropäer mit dem Prager Frühling ihr eigenes „1968“. Den politischen Regimen im Osten fehlte jedoch die Kraft, um die immer individualistischere und selbstbewusstere Jugend in das System einzubinden. Dadurch vertiefte sich dort die Kluft zwischen den Herrschenden und den Beherrschten beständig.

Liberalisierungsprozesse in Westeuropa

Provokation von Mitgliedern des Sozialistischen Hochschulbundes bei der Übergabe des Rektorenamtes an der Universität Hamburg am 9. November 1967. Die Studentenbewegung der 1960er Jahre stellte die alten Autoritäten infrage und forderte vehement Reformen ein.

Foto: picture-alliance / dpa

Im Mai 1968 kam es in Frankreich zu einer Streikwelle sowie zu Massenkundgebungen gegen die Regierung de Gaulle, die in Stra-ßenschlachten zwischen Studierenden und der Polizei gipfelten.

Foto: picture-alliance / dpa

Konfrontation zwischen Demonstranten und der Polizei am 12. April 1968, nachdem der Studenten-führer Rudi Dutschke am Vortag von einem in neo-nazistischen Kreisen ver-kehrenden Hilfsarbeiter angeschossen und schwer verletzt worden war.

Foto: BStA, Klaus Mehner, 68_0412_POL_OsterDemo_12

Demonstration gegen den § 218 in Hamburg am „Internatio- nalen Frauentag“, 1980. Seit Ende der 1960er Jahre geriet das traditionelle Leitbild der Hausfrauen ehe in die Kritik. Frauen forderten vehement und mit wachsendem Erfolg Gleich- berechtigung und Selbstbestim-mung.

Foto: picture-alliance / keystone

Auf dem Gründungsparteitag der Grünen gedenken die Delegierten am 12. Januar 1980 Rudi Dutschkes, der am 24. Dezem-ber 1979 an den Spätfolgen des gegen ihn gerichteten Attentats gestorben war. Mit der neuen Partei schufen sich die Rebellen der späten 1960er Jahre eine neue Plattform für ihre gegen die Herrschaft der etablierten Parteien gerichtete Politik.

Foto: picture-alliance / dpa

Die Niederschlagung des Prager Früh-lings im August 1968 erschüttert bei vielen Menschen den Glauben an einen demokratischen Sozialismus. In der DDR bekunden viele spontan ihre Solidarität mit den von Dubček einge-leiteten Reformen.

Quelle: BStU, MfS, Ast 102/83 HA Bd.1, S.34

Der christdemokratische Spitzenpolitiker Aldo Moro war am 16. März 1978 von den Roten Brigaden in Italien entführt und nach 55 Tagen Geiselhaft tot aufgefunden worden. Die Roten Brigaden in Italien und die Rote Armee Fraktion (RAF) in der Bundesrepublik Deutschland verantworteten in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche Banküberfälle, Anschläge und Morde, mit denen sie die politischen Systeme ihrer Länder überwinden wollten.

Foto: picture-alliance / dpa

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Nach der Kubakrise 1962 setzten die USA und die UdSSR auf Entspannung. Auch in der Bundesrepublik wuchs die Über-zeugung, dass die deutsche Frage nur im europäischen Rah-men lösbar sei. Die faktische Anerkennung der Oder- Neiße-Grenze in Gewaltverzichtsverträgen mit der UdSSR und Polen durch die Regierung Brandt und das Berliner Viermäch-te-Abkommen bereiteten den 1972 unterzeichneten Grundla-genvertrag vor. Nach mehr als zwei Jahrzehnten der Sprach-losigkeit regelten die beiden deutschen Staaten mit diesem Vertrag ihr Nebeneinander. Ost-Berlin revanchierte sich für die De-facto-Anerkennung mit Erleichterungen beim inner-deutschen Reiseverkehr sowie bei Familienzusammenfüh-rungen. In dem Maß, in dem Bonn auf „Wandel durch Annähe-rung“ setzte, sah Ost-Berlin eine „Aggression auf Filzlatschen“

und rückte vom bis dahin proklamierten Ziel der deutschen Einheit ab. 1975 erreichte die Entspannungspolitik in Euro-pa mit der KSZE-Schlussakte von Helsinki ihren Höhe punkt. Die Unterzeichnerstaaten verpflichteten sich zu vertrauens-bildenden Maßnahmen im militärischen Bereich, zur Wah-rung der Menschenrechte und Grundfreiheiten und einer en-geren Kooperation. In den Ostblockstaaten nahmen mutige Menschen die Akte beim Wort und forderten die zugesagten Freiheitsrechte ein. Ein erstes unüberhörbares Signal setzte zwei Jahre später die Charta 77 in der Tschechoslowakei. Deren Initiatoren, allen voran Václav Havel, führten 1989 die Samtene Revolution gegen das Regime an. So beförderte der KSZE-Prozess, mit dem die kommunistischen Regime den Status quo festschreiben wollten, letztlich deren Untergang.

Entspannungspolitik

Bundeskanzler Helmut Schmidt im Gespräch mit SED-Chef Erich Honecker (l.) am Rande der Konfe-renz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) am 30. Juli 1975.

Foto: Bundesregierung / Reineke

Bundeskanzler Willy Brandt kniet am 7. Dezem ber 1970 vor dem Mahnmal im einstigen jüdischen Ghetto in Warschau. Im Magazin „Der Spiegel“ schreibt Hermann Schreiber später: „Wenn dieser […] für das Verbrechen nicht mitverantwortliche, damals nicht dabeige wesene Mann […] dort nieder-kniet – dann kniet er da also nicht um seinet-willen. Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um eine Vergebung, derer er selber nicht bedarf. Dann kniet er da für Deutschland.“ Das Foto wurde zur Ikone der neuen Bonner Ostpolitik und der Aussöhnung mit Polen.

Foto: Bundesregierung / Reineke

Noch vor Unterzeichnung der Schluss akte von Helsinki forder-te Martin Böttger am 1. Mai 1975 in Karl-Marx-Stadt die Vewirk-lichung der Menschenrechte in der DDR ein. Böttger zählte 1985 zu den Mit begründern der Initiative Frieden und Menschenrechte.

Foto: BStU Chemnitz AOP 2183 / 77

Andrang am Grenzübergang Oberbaumbrücke (Kreuzberg / Friedrichshain) nach Inkrafttreten der zeitweiligen Regelung über den Besuchsverkehr zwi-schen der DDR und West-Berlin am 29. März 1972. Nach Jahren der Sprachlosigkeit regeln ab 1971 eine Reihe von innerdeutschen Verträgen das Nebenein- ander der beiden deutschen Staaten und lindern so die Folgen der Teilung.

Foto: BArch, Bild 183-L0521-0013 / Klaus Franke

1982 forderten Bürger mit dem „Weißen Kreis“ auf dem Platz der Kosmonauten in Jena die Bewilligung ihrer Ausreise in den Westen.

Foto: BStU, MfS HA XX/Fo/211-Bild 54

Leonid Breschnew (l.) und Richard Nixon (r.) nach der Unterzeichnung des Rüstungskon-trollabkommens SALT 1 am 26. Mai 1972 in Moskau. Die Zeremonie im Katharinensaal des Kreml war Höhepunkt des ersten offizi-ellen Besuchs eines US-Präsidenten in der Sowjetunion.

Foto: picture-alliance / dpa

Bei einem Geheimtreffen am 27. Juli 1978 im böhmischen Riesen gebirge verfassen Vertreter der tschechoslowakischen und polnischen Opposition zwei gemeinsame Erklärungen. Im Bild v.l.n.r.: Marta Kubišová und Václav Havel aus der ČSSR sowie die Polen Jacek Kuroň (stehend), Adam Michnik, Antoni Macierewicz und Jan Lityński (von hinten).

Foto:Jiří Bednář / Libri prohibiti, Praha

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Der russische Präsident Boris Jelzin (r.) stellt den sowjetischen Präsiden-ten Michail Gorbatschow auf einer Dringlichkeitssitzung des russischen Parlaments am 23. August 1991 zur Rede, nachdem zwei Tage zuvor ein Putsch kommunistischer Verschwö-rer gescheitert war.

Foto: BStA, Harald Schmitt, Nr. 91 0822 001

Ein historischer Moment: Österreichs Außenminister Alois Mock (l.) und sein ungarischer Amts-kollege Gyula Horn durchtrennten am 27. Juni 1989 symbolisch den Eisernen Vorhang.

Foto: picture-alliance / dpa

Die 1970er und 1980er Jahre waren von einem Trend zur Demokratie geprägt, der zunächst die autoritären Regime Portugals, Spaniens und Griechenlands erfasste, am Eiser-nen Vorhang dann jedoch haltzumachen schien. Anfang der 1980er Jahre sorgten ein neuer Rüstungswettlauf und der sow jetische Afghanistankrieg für Verhärtungen zwischen den Blöcken und innerhalb des kommunistischen Macht-bereichs. Ab 1986 versuchte KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow, den Systemzusammenbruch mit Reformen zu verhindern. Bei den Regierenden in der DDR und ČSSR stießen Glasnost und Perestroika auf Ablehnung. Während dessen er-möglichten sie in Polen die Wiederzulassung der Solidarność und den Sieg der Opposition in den ersten halbfreien Wah-len im August 1989. In Ungarn ebneten kommunistische

Reformer, getrieben von der Opposition, den Weg in die De-mokratie. Die Öffnung der ungarisch-öster reichischen Grenze im September, mit der der „Eiserne Vorhang“ fiel, verschärfte die finale Krise der DDR, in der die Massenflucht und immer mächti gere Demonstrationen die SED-Führung im Herbst in die Knie zwangen. Der Mauerfall vom 9. November 1989 wurde zum Symbol der fried lichen Revo lutionen gegen die kommunistischen Diktaturen in Euro pa, die in Rumänien und im Baltikum von Gewalt überschattet wurden. Tragisch verlief der Zerfall Jugosla wiens, der in einen blutigen Bürger-krieg mündete. Im August 1991 versuchten kommunistische Putschisten in Moskau, die Uhr zurückzudrehen. Sie scheiter-ten am Widerstand der Bevölkerung, die im Dezember das Ende der UdSSR feierte.

Friedliche Revolutionen

Der Kulturpalast in Warschau, der Stein gewor-dene Stalinismus in Polen, war im Juni 1987 Kulisse einer Messe während der dritten Polen-reise von Papst Johannes Paul II. Das Foto sym-bolisiert den Einfluss der katholischen Kirche auf Polen in den 1970er und 1980er Jahren.

Foto: picture-alliance / dpa / Polska Agencja Interpress

Am 23. August 1989, dem 50. Jahrestag der Unter zeichnung des Hitler-Stalin-Paktes, forderten Esten, Letten und Litauer mit einer 600 Kilo meter langen Menschenkette die staatliche Unabhängig keit.

Foto: picture-alliance / dpa

Nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceauşescu am 22. Dezember 1989 herrschten in Rumänien bürgerkriegs-ähnliche Zustände. Die Aufnahme vom 24. Dezember zeigt den Kampf gegen Heckenschützen des kommunistischen Geheimdienstes Securitate.

Foto: picture-alliance / dpa

Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow (r.) und US-Präsident Ronald Reagan bei ihrem ersten Gipfeltreffen am 21. No-vember 1985 in Genf. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre sorgten Abrüstungsverhandlungen für wachsendes Vertrauen zwischen den Blöcken.

Foto: picture-alliance / dpa

Menschenmenge am 10. November 1989 vor und auf der Berliner Mauer vor dem Branden- burger Tor.

Foto: Bundesregierung / Lehnartz

Am Runden Tisch in Warschau, Aufnahme vom 5. April 1989. Zwischen dem 6. Februar und 5. April verhandelten die Opposition und die Regierung den friedlichen Übergang Polens von der kommunistischen Diktatur zur Demokratie.

Foto: picture-alliance / dpaDie Samtene Revolution. Großdemonstra-tion auf dem Prager Wenzelsplatz, Ende November 1989.

Foto: BStA / Harald Schmitt, Nr. 3

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Die friedlichen Revolutionen in Mittel- und Osteuropa eb-neten den Weg zur Überwindung der europäischen Tei-lung. Bereits am 3. Oktober 1990 war Deutschlands Einheit im Einver nehmen mit seinen Nachbarn wiederhergestellt. Bald folgten Schritte hin zu einer europäischen Integration. Der Vereinbarung über eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion folgte 1992 der Vertrag von Maastricht, auf-grund dessen sich die Europäischen Gemeinschaften mittels einer gemein samen Außen- und Sicherheitspolitik sowie einer Koopera tion im Bereich Justiz und Inneres zu einer Europä-ischen Union entwickelten. Als Symbol für das Zusammen-wachsen wurde ab 2002 der Euro als einheitliches Zahlungs-mittel in zunächst zwölf europäischen Staaten eingeführt. In den 1990er Jahren drängten die postkommunistischen

Staaten auf einen raschen Beitritt zur EU. Diese Forderung entsprach in jenen Ländern einem breiten gesellschaftlichen Konsens. Die Menschen erhofften sich davon eine Teilhabe so-wohl an der europäischen Kultur der Freiheit und Demokratie als auch am westlichen Wohlstand. Darüber hinaus galten die Anforderungen für den EU-Beitritt vielen als unverzicht-barer Reformmotor, damit die demokratische Transformati-on der eigenen Länder nicht ins Stocken geriete. Schließlich wurde der Beitritt zur EU wie auch zur NATO als Garant für die wiedergewonnene nationale Souveränität betrachtet. Am 1. Mai 2004 erfolgte die Aufnahme von acht ehemals kommu-nistisch beherrschten Staaten in die EU. Noch nie zuvor war Europa geeinter, demokratischer und zukunftsfroher als zu diesem Zeitpunkt.

Umbruch, Aufbruch, Neuanfang

Sitzung des Europäischen Parlaments im Januar 2007 in Straßburg.

Foto: Bundesregierung / Kühler

Bundespräsident Joachim Gauck (l.) und der polnische Präsident Bronisław Komorowski eröffnen am 2. August 2012 in Kostrzyn, Polen, das Musik-festival „Haltestelle Woodstock“.

Foto: Bundesregierung / Bergmann

Fluchtpunkt Europa: Bootsflüchtlinge aus Nordafrika erreichen die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa.

Foto, April 2011. picture-alliance / dpa / ANSA / Ettore Ferrari.

Karte der EU-Mitglieds-staaten und deren Beitrittsjahr.

Abbildung: picture-allian-ce / dpa-Grafik

„Festung Europa“?: Die Grenzsicherung zwischen Griechenland und der Türkei. Seit 1963 strebt die Türkei – bislang vergeblich – den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft an.

Foto: picture-alliance / dpa / ANA-MPA / Nikos Arvanitidis

Die Fahnen alter und neuer EU-Mit-glieder wehen am 30. April 2004 vor dem Rathaus in der Altstadt von Prag. In ganz Europa feierten Millionen Men-schen die Ost-Erweiterung der EU. Von Malta bis Tallinn bejubelten sie das Ende der jahrzehntelangen Teilung des Kontinents.

Foto: picture-alliance / dpa / CTK

Feierlichkeiten vor dem Brandenburger Tor in Berlin in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990. 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Deutschen wieder in einem souveränen Staat vereint.

Foto: Bundesregierung / Reineke

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Geschichte zum Hören

In dem vom Krieg verwüsteten Kontinent gewann die Vision ei-nes geeinten Europas an Strahlkraft, das seinen Bürgerinnen und Bürgern Frieden, Stabilität und Wohlstand garan tieren würde. Die Erfahrung zweier Weltkriege und die neue Bedrohung durch den kommunistischen Block gaben ehemaligen Todfeinden die Kraft, seit den 1950er Jahren zunächst einen gemeinsamen Markt in Westeuropa zu schaffen. Eine wesentliche Vorausset-zung dafür war die französisch- deutsche Aussöhnung, die bewies, dass Feindbilder überwunden werden können. Die friedlichen Revolutionen gegen die kommunistischen Diktaturen verliehen der europäischen Idee neue visionäre Kraft, die mit der EU-Ost-erweiterung 2004 einen weiteren Höhepunkt erreichte. Das euro-päische Bewusstsein blieb gleichwohl hinter dem rasanten poli-tischen und ökonomischen Integrationsprozess zurück, der die

EU über Nacht zum weltweit wichtigsten Binnenmarkt gemacht hatte. Nur mit Mühe fand die Europäische Union in die Rolle als Friedens macht, nachdem es ihr in den 1990er Jahren nicht ge-lungen war, den Bürgerkrieg und die „ethnischen Säuberungen“ im ehemaligen Jugoslawien zu beenden. Und noch fehlt es ihr an Konzepten, um der wachsenden Europaskepsis zu begegnen, die von der aktuellen schweren Finanzkrise befeuert wird und neu-em Nationalismus und Protektionismus Vorschub leistet. Die Streiflichter, die diese Ausstellung auf die letzten 100 Jah-re der Geschichte Europas wirft, sollen verdeutlichen, dass es zu einem geeinten und sozialen Europa keine Alternative gibt und dass – gemessen an den Abgründen der europäischen Ge-schichte des 20. Jahrhunderts – alle Probleme der Gegenwart lösbar sind und gelöst werden müssen.

Europa als Herausforderung

Europa bauen. Was hier symbolisch erfolgt, bedarf in der europäischen Rea lität beständig neuer Legitimation. Zwischen 2005 und 2011 sank die Zahl derjenigen Befragten, die in Deutschland die Aussage „Europa ist unsere Zukunft“ bejahen, von 62 auf 41 Prozent.

Foto: European Union, 2013

Am 1. Juli 2013 wurde Kroatien der 28. Mitgliedstaat der Europäischen Union. Am Vorabend des Beitriffts feiern junge Kroaten die Aufnahme ihres Landes in die Staatengemein-schaft.

Foto: picture-alliance / PIXSELL / Anto Magzan

Protest gegen die harten Spar auf la gen zur Bewältigung der Finanz krise in Griechen-land. Nicht nur in den Krisenländern wird in der anhaltenden Wirtschaftskrise die euro-päische Idee immer häufiger infrage gestellt.

Foto, Juni 2013: picture-alliance / dpa / ANA / MPA / Orestis Panagiotou

11 541 rote Stühle erinnern am 6. April 2012 in Sarajewo an die Opfer der vier-jährigen Belagerung der Stadt durch serbische Truppen, die 20 Jahre zuvor ihren Anfang genommen hatte.

Foto: picture-alliance / PIXSELL

Deutsche KFOR-Soldaten beim Kampf-einsatz im Juni 1999 in Prizren im Kosovo.

Foto: picture-alliance / dpa / AFP / epa

Bundeskanzler Konrad Adenauer (l.) und Frankreichs Präsident Charles de Gaulle nach der Unter-zeichnung des „Elysée-Vertrags“ über die deutsch-französische Zusammenarbeit am 22. Januar 1963. Die Aussöhnung der eins-tigen Kriegsgegner war eine we-sentliche Voraussetzung für den europäischen Integrationsprozess.

Foto: Bundesregierung, Schwahn

DIE HERAUSGEBER

Das 1949 gegründete Institut für Zeitgeschichte mit Sitz in München und Berlin ist das einzige historische Institut in der Bundesrepublik, das die gesamte deutsche Zeitgeschichte seit dem Ersten Weltkrieg mit starkem internationalen Akzent er-forscht. www.ifz-muenchen.de

Deutschlandradio Kultur ist ein themen- und facettenreiches Kulturprogramm mit Schwerpunkt Kultur und Musik. Dazu gehören zahlreiche künstlerische Eigenpro-duktionen. Das Programm bietet Hörspiele, Kinderfunk, aktuelle Berichte aus der Kulturszene, tägliche Livekonzerte und aktuelle Politik. www.dradio.de

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur trägt mit ihrer Projektför-derung sowie vielfältigen eigenen Angeboten zur umfassenden Auseinanderset-zung mit den Ursachen, der Geschichte und den Folgen der kommunistischen Dik-taturen in Deutschland und Europa bei. www.bundesstiftung-aufarbeitung.de

PROJEKTLEITUNG UND GESTALTUNG

Kurator der Ausstellung ist DR. ULRICH MÄHLERT, Bundesstiftung zur Aufarbei-tung der SED-Diktatur, der zugleich für die Bildrecherche verantwortlich war. Die Ausstellungsgestaltung übernahm der Leipziger Historiker unnd Grafiker DR. THOMAS KLEMM, der bereits mehrere zeithistorische Ausstellungen der Bundesstiftung Aufarbeitung gestaltet hat. www.thomasklemm.com

DIE AUTOREN

PROF. DR. ANDREAS WIRSCHING ist Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2012 erschien von ihm „Der Preis der Freiheit. Geschichte Euro-pas in unserer Zeit“.

DR. PETRA WEBER ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Sozialismus, der Weimarer Repu blik und der beiden deutschen Staaten.

DANKSAGUNG

Die Herausgeber danken der Agentur dpa Picture-Alliance GmbH und dort Henning Schröder sowie Sebastian Knecht, die das Vorhaben durch entgegen-kommende Konditionen und engagierte Recherchen in ihren zahlreichen euro-päischen Partnerarchiven möglich gemacht haben. Die Herausgeber konnten zudem die Bestände der Bildagentur bpk der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, des Bundesarchivs und des Bundespresse amtes uneingeschränkt für das Pro-jekt nutzen und sind Hanns-Peter Frentz (bpk), Dr. Oliver Sander (BArch.) und Arvid Brunnemann (BPA) für diese Unterstützung sehr verbunden. Dem Deut-schen Rundfunkarchiv ist es zu verdanken, dass die Ausstellung mit Audiodoku-menten ergänzt werden konnte. Der besondere Dank der Heraus geber gilt der DAIMLER AG, die das Ausstellungsprojekt mit einer Spende unterstützt hat. Dem Deutschen Rundfunkarchiv ist es zu verdanken, dass die Ausstellung mit Audio-dokumenten ergänzt werden konnte. Last but not least sind die Herausgeber den Professoren Dr. Manfred Wilke, Dr. Wolfgang Benz, Dr. Peter Steinbach und Dr. Krzysztof Ruchniewicz sowie Dr. Jens Schöne dankbar, die das Konzept und / oder die Texte der Ausstellung durchgesehen und kritisch kommentiert haben.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

Die Literatur zur deutschen und europäischen Zeitgeschichte ist unüberschaubar. Nachfolgende Leseempfehlungen laden dazu ein, sich vertiefend mit dem Thema der Ausstellung zu befassen: „Das Zeitalter der Extreme“ ist eine Begriffsprägung des 2012 verstorbenen britischen Historikers Eric Hobsbawm und zugleich Titel seiner 1995 erschienen „Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts“, die auch heute noch lesens wert ist (zuletzt dtv 1998). Der niederländische Journalist Geert Mak macht sich mit „In Europa“ auf „eine Reise durch das 20. Jahrhundert“ (Pantheon 2007), die Vergangenheit und Gegenwart auf beispielhafte Weise verknüpft. Wer sich näher mit der „Zeit der Weltkriege 1914–1945“ beschäftigen will, dem sei Heinrich August Winklers „Geschichte des Westens“ (C. H. Beck 2011) empfohlen. Die „Ge-schichte Europas“ nach 1945 hat der britische Historiker Tony Judt ( Fischer 2009) vermessen, die Zeit seit 1990 der Ko-Autor der Ausstellung Andreas Wirsching in „Der Preis der Freiheit“ (C. H. Beck 2012).

Allen historisch Interessierten sei die Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de / geschichte empfohlen, auf der sich zahlreiche Aufsätze und Materialien sowie Publikationen zur europäischen Geschichte finden, die kostenlos zum Download zur Verfügung stehen oder gegen eine geringe Schutzgebühr be-stellt werden können.

Ausführliche Informationen zur Ausstellung „Diktatur und Demokratie im Zeit-alter der Extreme. Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert“ sowie zu deren Bestellmöglichkeit finden sich unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de / ausstellung2014.

BITTE BEACHTEN

Alle Fotos, Audiodokumente und Texte sowie die Gestaltung der Ausstellung sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Zustimmmung der Rechteinha-ber reproduziert, verändert oder anderweitig verbreitet werden. Die Rechteinhaber der Fotos werden jeweils in den Bildlegenden benannt.Sie haben Fragen zur oder Kritik an der Ausstellung? Oder haben wir – trotz all unserer Sorgfalt bei der Recherche und Lizenzierung der in der Ausstellung ver-wendeten Fotos – Ihre Urheber- und / oder Verwertungsrechte nicht berücksich-tigt? Bitte wenden Sie sich an [email protected]

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Am 28. Juni 1914 wurde der Thronfolger Österreich- Ungarns in Sarajewo erschossen. Das Attentat löste eine diplo matische Eskalation und militärische Eigendynamik aus. Deutschland, das zur Weltmacht aufsteigen wollte, trug dafür eine hohe und mitentscheidende Verantwortung. Dies war der Beginn des Ersten Weltkriegs, in dem Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien sowie das Osmanische Reich gegen fast alle Staa-ten Europas und später auch die USA kämpften. Die europä-ische Arbeiterbewegung, die zuvor noch vor dem drohenden Krieg gewarnt hatte, konnte das Geschehen nicht maßgeblich beeinflussen. Deutschland strebte nach der Vorherrschaft in Kontinental eu-ro pa und plante vor allem im Osten umfangreiche Annexi onen. Aber auch die anderen europäischen Großmächte verbanden

mit dem Krieg imperiale Machtinteressen. Als die West front be-reits 1914 in einem Stellungskrieg erstarrte, der zur menschen-mordenden Materialschlacht wurde, folgte auf die anfängliche Kriegsbegeisterung Ernüchterung auf allen Seiten. 1916 star-ben allein in der Verdun- und Somme-Offensive über einein-halb Millionen Menschen. Der Erste Weltkrieg war der erste industrielle Krieg in Europa, in dem Menschen mit Maschinen-gewehren, Panzern, Flugzeugen und U-Booten, mit Flammen-werfern und Giftgas massenhaft vernichtet wurden. Rund neun Millionen Soldaten verloren ihr Leben. Noch nie hatte bis dahin ein Krieg in Europa so viele zivile Opfer gefordert: Ihre Zahl wird auf sechs Millionen geschätzt. Die Gewalterfahrung des Krieges sollte die Menschen nachhaltig prägen und sich als schwere Belastung für das Nachkriegseuropa erweisen.

Mit dem deutschen Einmarsch im neutralen Belgien begann am 4. August 1914 der Krieg. In den ersten Wochen der Besatzungsherr-schaft ermordeten die deutschen Truppen tausende belgische Zivilisten. Auf dem Foto marschieren deutsche Marineinfanteristen in Brüssel ein.

Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Deutsche Infanterie auf dem Weg in die Schützengrabenstellungen bei Verdun Anfang 1916. Die Schlacht dauerte vom 21. Februar bis 20. Dezember 1916 und wur-de aufgrund der monatelangen brutalen Kämpfe zum Symbol für die tragische Ergebnislosigkeit des Stellungskriegs.

Foto: picture-alliance / ZB

Die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts

Mobilmachung im August 1914 in Deutschland: Soldaten winken in eupho - ri schem Glauben an einen schnellen Sieg aus den Fenstern eines Zugs.

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R34635, Fotograf: o. Ang.

Soldaten in einem deutschen Schützengraben nahe Ivangorod im besetzten Polen, 1915. Zu den Kriegszielen des Deutschen Reichs zählte im Osten die Herrschaft über Polen sowie über Teile des Baltikums.

Foto: picture-alliance / dpa

Der französische Sozialistenführer und Pazi- fist Jean Jaurès, der sich im Sommer 1914 entschieden für Frieden und einen Aus-gleich mit Deutschland ausgesprochen hat-te, wurde am 31. Juli 1914 in Paris von einem französischen Nationalisten ermordet. Die SPD stimmte den Kriegskrediten zu, weil sie im russischen Zarenreich den eigentlichen Aggre ssor sah. Die französische und britische Arbeiterbewegung hingegen betrachtete den Krieg als einen Verteidigungskrieg gegen den deutschen militärischen Despotismus.

Foto: picture-alliance / akg-images

Giftgas hatte im Ersten Welt krieg keine kriegsent-scheidende Bedeutung. Der Schrecken, den der mas-senhafte Giftgaseinsatz auf die Soldaten hatte, sollte bei den Über lebenden jedoch noch lange fortwirken. Das Foto zeigt britische Soldaten am Maschi nengewehr.

Foto: picture-alliance / Mary Evans Picture Library / Robert Hunt Collection

Unmittelbar nach seinem tödlichen Schuss auf den Thron-folger Österreich-Ungarns Erzherzog Franz Ferdinand wird der 20jährige serbische Nationalist Gavrilo Princip fest-genommen. Seine Tat am 28. Juni 1914 wurde zum Aus-gangspunkt des Ersten Weltkriegs.

Foto: bpk 30.008.629

Die europäischen Kriegsparteien des Ersten Weltkriegs.

Grafik: picture-alliance / dpa-infografik / Andreas Brühl

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Page 3: IZVODI IZ TEKSTOVA I SLIKA - · PDF filevlastite partije i sovjetskih elita koje su pro ... Staljinistički Sovjetski Savez Potpisivanje mirovnog ugovora sa Nemačkom 28. juna 1919

28. juna 1914. u Sarajevu je iz pištolja ubijen pre­stolonaslednik Austrougarske. Ovaj atentat je po­krenuo diplomatsku eskalaciju i vojnu auto­dina­miku. U svom nastojanju da se uzdigne u svetsku silu, Nemačka je snosila veliku i saodlučujuću od­govornost. Ishod je bio početak Prvog svetskog rata, tokom koga su se Nemačka, Austrougarska, Bugarska i Otomansko Carstvo borili protiv skoro svih država Evrope a kasnije i SAD. Evropski rad­nički pokret koji je prethodno upozoravao na preteći rat, nije mogao značajnije da utiče na do­gađaje.Nemačka je stremila ka dominaciji u kontinen­talnoj Evropi i planirala je da sprovede aneksije širokih prostranstava, pre svega na istoku. Ali i ostale evropske velesile su sa ratom poveziva­le imperijalne interese. Kada se Zapadni front 1914. zaglibio u pozicionom ratu koji se pretvorio

u materijalnu bitku uništavanja ljudskih živo­ta, posle početnog oduševljenja ratom, na svim stranama je usledilo otrežnjenje. 1916. godine, samo u ofanzivama kod Verdena i na Somi, pogi­nulo je milion ipo ljudi. Prvi svetski rat je bio prvi industrijski rat u Evropi, u kome su mitraljezima, tenkovima, avionima, podmornicama, bacačima plamena i otrovnim gasom masovno uništavani ljudi. Gotovo devet miliona vojnika je izgubilo živo te. Do tog trenutka, nije postojao ni jedan rat u Evropi koji je odneo toliki broj civilnih žrtava: njihov broj se procenjuje na šest miliona. Iskustvo ratnog nasilja će trajno ostaviti trag na ljudima i ispostaviće se kao teško opterećenje za poslerat­nu Evropu.

U aprilu 1917, SAD su se priključile ratu, nakon što je Nemačka ponovo otpočela neograničeni pod mornički rat u Atlantskom okeanu. Taj rat je još 1915. odnosio živote građana SAD. Naizgled neiscrpni resursi SAD će biti presudni za rat u korist zapad nih sila. Američki predsednik Vudro Vilson je pravdao rat kao odlučujuću bitku za demo ­ kra tiju i slobodu. Nakon pada cara 1917. godine, činilo se da se i Rusija priključuje ovoj borbi za slobo du. Ali još u novembru su komunistički boljševici putem državnog puča obezvlastili liberalnu pre laznu vlast. I pored pokrenutih da­lekosežnih so cijal nih reformi i obećanja da će se ubrzo zak ljučiti mir, na izborima za Narodnu skupštinu u novembru 1917. samo četvrtina birača se izjasnila za boljševike. Oni su potom raspustili Narodnu skupštinu i pod vođstvom Lenjina uspostavili ko mu nističku dik taturu. Tada

je izbio krvav čet vorogodišnji gra đanski rat, koji su boljševici upr kos interven ciji zapadnih sila uspeli da reše u svoju korist. Međutim njihova nada da će se iskra revolucije preneti i na Zapad, uprkos prvim naznakama ipak se nije ostvarila. Pojavljivanje SAD na političkoj sceni Evrope i pre ­ uzimanje vlasti od strane komunista u Rusiji, pre­obraženo u Oktobarsku revoluciju, prerasli su u epohalni rez, koji je u sebi u začetku već nosio klicu kasnije suprotstavljenosti sistema unutar Hladnog rata.

U leto 1918. poraz Nemačke postao je neizbežan. Ni zaklju čeni mir sa Rusijom u martu nije pro­menio tu činjenicu. Da bi poboljšala uslove za zaključenje mira, vojna vlast je pokrenula prelazak ka parlamentarnoj monarhiji. Kada je potom ratna mornarica u oktobru još jednom trebalo da isplovi, došlo je do pobune mornara. To je bio signal za revoluciju, koja je 9. no vembra stigla do Berlina. Još istog dana je proglašena republika. Nemački car Vilhelm II je bio prinuđen da abdicira. Predsednik socijaldemokratske stranke Nemačke, Fridrih Ebert, je postao rajhskancelar. Na taj način, 11. novembra nisu potpisali primirje oni koji su snosili odgovornost za rat i koji su ga vodili, već demokrate. U sporu oko rata, socijaldemo­kratija se rascepila. Socijaldemokratska stranka Nemačke se 1918. zalagala za parlamentarnu

de mo kratiju i okrenula leđa sovjetskoj diktaturi, koju je zahtevala komunistička partija Nemačke, osnovana 1. januara 1919. U februaru se u Vajmaru sastala ustavotvorna nacionalna skupština. Po mestu odr žavanja skupštine, ime je dobila i prva nemačka demo kratija. Ona je od početka bila izložena žustrim napadima: Vlada na čelu sa so­cijal demokratama je angažovala vojsku da spreči pokušaje puča od strane levičarskih radikala i ma sovne štrajkove. Iza njihovoj leđa su borbene je dinice desničarskih radikala uvežbavale kontra­revo luciju. Njih su otvoreno sim pa tisali nacionalisti i kon zervativne snage, koji nisu glasali za ustav. Kada je u martu 1920. došlo do reakcionarnog puča pod vođstvom Kapa i Litvica, demokrate su samo uz velike napore uspele da pobede.

„Prakatastrofa“ u 20. veku

Početak nove ere

Revolucionarni prevrat u Nemačkoj

Nemačka pešadija na putu ka rovovskim položajima kod Verdena početkom 1916. Bitka je trajala od 21. februara do 20. decembra 1916.i po brutalnim borbama koje su trajale mesecima postala je simbol tragične jalovosti pozicionog rata.Slika: picture­alliance / ZB

Lenjin se na trgu Sverdlova u Moskvi obraća pripadnicima Crvene armije pre odlaska na front u građanskom ratu. Desno od pozornice se nalazi Lav Trocki, koji je kasnije prema Staljinovom zahtevu retuširanjem uklonjen sa fotografije. Slika, 1920: bpk

Revolucija stiže do Berlina. Mornari i civili demonstriraju 9. novembra 1918. na Pariskom trgu ispred Brandenburške kapije.Slika: picture­alliance / ZB

Page 4: IZVODI IZ TEKSTOVA I SLIKA - · PDF filevlastite partije i sovjetskih elita koje su pro ... Staljinistički Sovjetski Savez Potpisivanje mirovnog ugovora sa Nemačkom 28. juna 1919

Od novembra 1918, u Evropi je oružje ćutalo. Ali uređenje mira putem ugovora je moralo da sačeka do avgusta 1920. Ugovori potpisani u različitim delovima predgrađa Pariza promenili su mapu Evrope. Posle 123 godine, Poljska je povratila prižel j kivanu nacionalnu nezavisnost. Pribaltičke republike, Čeho slovačka i Jugoslavija su priznate kao nove države. Naspram toga, raspala se Habsburška Monarhija, Mađarska je izgubila trećinu teritorije. Razbijeno je Otomansko Carstvo. Nemačka je na osnovu Ugovora iz Versaja od 28.juna 1919. morala da se odrekne svojih kolonija i skoro jedne petine svoje državne teritorije. Nemačka kopnena vojska je svedena na 100.000 profesionalnih vojnika.Pored toga, Rajh je zadužen i za velike ratne reparacije, obzirom da je njemu i njegovim saveznicima pripisana isključiva kri vica za rat. Oštri uslovi zaključenja mira su u

poraženim zemljama, a naročito u Nemačkoj, izazvali nezadovoljstvo. Stranke Vajmarske Re­publike, koje su poput stečajnih uprav ni ka ispred Carstva bile prinuđene da potpišu taj ugovor, kritikovane su kao „novembarski zločinci“ ili „iz­dajice otadžbine“. Paralelno sa potpisivanjem Versajskog ugovora odvijalo se i priznavanje sta­ tuta Lige naroda. Ali ova organizacija osno­va na 1920, kojoj se Nemačka priključila 1926, nije ispunila svoju mirovnu funkciju. Niti je bilo moguće sprečiti politiku velesila u Evropi, niti je bilo moguće sprečiti etničke sukobe u novo na­stalim multinacionalnim državama.

Usled Prvog svetskog rata, nije se povećao samo broj država u Evropi. Činilo se da je taj rat pomo­gao i demokratiji da se izbori za svoje mesto, po­što je većina tih država najpre imala demokratsko uređenje. Ali mlade demokratije nisu samo trpele teret uslova posleratne nemaštine, već je nedosta­jalo i iskustvo sa demokratijom, a demokratske institucije su bile slabe. Te okolnosti su podsticale konflikte sa manjinama, naročito u istočnoj sred­njoj i u jugoistočnoj Evropi. Diskriminacija je spa­dala u svakodnevne pojave. U Čehoslovačkoj su preko jedne petine stanovnika bili Nemci. U Polj­skoj su Ukrajinci, Nemci i poljski Jevreji činili velike delove stanovništva. Usled političke nestabilnosti, maršal Jozef Pilsudski je 1926. došao na vlast uz pomoć vojnog puča. U Jugoslaviji su sukobi izme­đu pravoslavnih Srba i katoličkih Hrvata bili toliko eksplozivni, da je kralj Aleksandar I zaveo dikta­

turu uz podršku vojske, nakon što je jedan srpski poslanik pištoljem ubio tri hrvatska mandatara. U Mađarskoj je Mikloš Horti nakon krvavog razbi­janja Mađarske sovjetske diktature pod vođstvom Bele Kuna, ustanovio autoritativan režim, koji je čuvao privilegije plemstva i veleposeda i drastično ograničavao izborno pravo.Ujedno je u toj zemlji harao i antisemitizam. Gu­bici teritorije, koje je Mađarska morala da prihvati prema Trijanskom ugovoru, stilizovani su u nacio­nalnu traumu. Ni u ponovo uspostavljenim pribal­tičkim državama, demokratija nije bila dugovečna. U tom smislu su se na čelu Litvanije od 1926, a od 1934. i na čelu Estonije i Letonije nalazile autoritar­ne vlasti.

Nakon pobede u ruskom građanskom ratu, bol­jševici su po kušali ponovo da ožive razorenu na­cionalnu ekonomiju. 1921 / 22 godine, opšta glad je odnela oko pet miliona ljudskih života. Da bi osigurao moć Partije, Lenjin je povremeno do­zvoljavao privatne ekonomske impulse. Staljin, koji je nakon Lenjinove smrti 1924. korak po korak nametao svoju isključivu vlast, proklamovao je iz­gradnju „socijalizma u jednoj zemlji“. Istovremeno je preko Komunističke internacionale dirigovao svim komunističkim partijama u svetu. Njihova politika je od sredine dvadesetih godina prošlog veka bila podređena Moskvi. Uz pomoć diktator­ske sile i čitave vojske prinudnih radnika, Staljin je sprovodio industrijalizaciju u ovoj zaostaloj poljo­privrednoj zemlji. U okviru prinudne kolektivizacije, od 1929. su pre svega kulaci (seljaci) odvođeni u

jedan sistem logora, kasniji Arhipelag gulag, koji je stalno rastao. Staljin je prihvatao i odobravao po­sledice: skoro šest miliona ljudi je umrlo za glado­mora 1932 / 33. Od jeseni 1936, Staljin je ra zuzdao „veliku čistku“. Ta čistka se odnosila i na „etnička čiš ćenja“, a u prvom redu je bila usmerena protiv vlastite partije i sovjetskih elita koje su pro­ganjene – koliko samovoljno toliko i bespoštedno. Uz pomoć ideologije i zastrašivanja trebalo je stvoriti „novog čoveka“ i iznuditi konačno prelazak sa socija lizma na komunizam. Ruska organizacija za ljudska prava MEMORIAL veruje da je do Staljinove smrti 1953. godine iz političkih razloga uhapšeno najmanje pet miliona ljudi, dok je više od šest miliona deportovano.

Krhki mirovni poredak

Povlačenje demokratije

Staljinistički Sovjetski Savez

Potpisivanje mirovnog ugovora sa Nemačkom 28. juna 1919. u dvorcu Versaj. Slika: picture­alliance / Everett Collection

Maršal Jozef Pilsudski (I) i general Gustav Orlič- Drešer pred susret sa predsednikom Poljske, Stanislavom Vojčehovskim na Poniatovskom mostu u Varšavi za vreme majskog puča (12. do 15. maja 1926.). Slika: picture­alliance / PAP

Arhitektonska fantazija moći: nagra-đen nacrt za jednu sovjetsku palatu, koja je trebalo da bude sagrađena na mestu Hrama Hrista Spasitelja u Moskvi koji je u te svrhe bio srušen. Građevinske radove koji su otpočeli tokom tridesetih godina i prekinuti zbog rata, 1957. godine obustavio je Hruščov. Crtež: picture­alliance / akg­images

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Italija je zapravo spadala u red pobednika u Prvom svetskom ratu. Ali nacionalisti su se žestili zbog „oskrnavljene pobede“. I mada su široki po tezi prostranstava na severu i severozapadu zemlje dodeljeni ovoj kraljevini kojom je vladao par­lament, ona je ipak stupila u rat 1915. godine sa dalekosežnim ciljevima. Prve poratne godine bile su obeležene socijalnim nemirima, štrajkovima, zauzimanjima fabrika i naseljavanjem zemlje. Gra đanstvo se bojalo sablasti boljševizma, protiv koga je fašistički pokret pozivao na krstaški po­hod. Brutalni napadi paravojnih grupacija, pro­tiv kojih vlada nije intervenisala, odneli su hiljade života socijalista. U oktobru 1922, vođa fašista Benito Musolini inscenirao je „marš na Rim“. U svetlu ove preteće kulise, italijanski kralj je „du­čea“ proglasio za predsednika vlade.

Musolini je najpre formirao koalicionu vladu, koja je imala podršku starih elita iz redova vojske, pri­vrede i birokratije. 1925. godine je potom usledio prelazak ka otvorenoj diktaturi. Ona se zasnivala na monopolu vlasti fašističke partije, ukidanju podele vlasti, stalnom mobilisanju masa i „isklju­čivanju“ političkih protivnika od strane fašističke tajne policije. Za razliku od vladavine nacionalso­cijalističkog sistema, Musolinijeva moć je, među­tim, bila ograničena autoritetima kralja i katoličke crkve kao i nezavisnošću vojske.

24. oktobra 1929, u Njujorku se dogodio slom ber­ze sa naj većim posledicama u istoriji. „Crni četvr­tak“ je obeležio po četak svetske ekonomske kri­ze. Banke su gubile platežnu spo sob nost, krediti SAD su prenagljeno povlačeni iz Evrope. Privreda u industrijskim zemljama je kolabirala i u roku od nekoliko godina, stopa nezaposlenosti je porasla na prosečnih 25 posto. To je bio kraj zlatnih dva­desetih godina, posleratnog ekonomskog rasta finansiranog zajmovima. U gotovo svim delovima Evrope nastupila je politička nestabilnost i došlo je do radikalizacije. U ovoj situaciji su parlamen­tarne demokratije u Velikoj Britaniji i Francuskoj dokazale snagu. U Velikoj Britaniji su pre svega stari industrijski regioni trpeli pod teretom krize, broj nezaposlenih se popeo na skoro tri miliona. U vidu marševa gladi, ljudi su svoj protest iznosili na ulice. Međutim, i pored svih unutrašnje­politič­

kih i ekonomskih sukoba, politički tabori i socijalni part neri su i u krizi zadržali sposobnost da sarađu­ju. Odri canje vlade od radikalnih mera smanjenja socijalnih davanja obuzdalo je tendencije ka radi­kalizaciji. U Francuskoj, koja je bila izrazito agrarna zemlja, kriza nije pokazivala toliku oštrinu. Ali i u toj zemlji je ubrzo evidentirano milion neza poslenih. Desničarsko ekstremističke lige su izazivale Repu­bli ku. Mada su pod vladom Narodnog fronta 1936. godine spro vedene socijalne reforme dovele krat­koročno do političkog smirivanja u redovima rad­nika, one su ipak u građanskom taboru izazvale političku eksplozivnost, koja je konačno dovela do neuspeha Narodnog fronta. Tek pod građanskom vladom Daladijea, 1938. godine ponovo je došlo do stabilizacije Treće Francuske Republike.

U drugoj polovini dvadesetih godina 20. veka, čini­lo se da se Nemačka nalazi na dobrom putu. Dok su još 1923. hiperinflacija ali i pokušaji pobuna od strane levičara i desničara po tresali zemlju, period između 1924. i 1928. je sugerisao povra tak u nor­malu. Međutim, kada je krajem te decenije svetska ekonomska kriza stigla do Evrope, slabosti nemač­ke demokratije su postale očigledne. Građanski li­beralizam je erodirao, konzervativci nisu ukazivali lojalnost republici, a velika većina poslodavaca sve je više podgrevala socijalne sukobe. 27. marta 1930. pretrpela je neuspeh poslednja parlamen­tarna vlada velike koalicije na čelu sa socijaldemo­kratskom strankom, SPD. Na njeno mesto su došli predsednički sistem i režim vanrednih naredbi. Armija nezaposlenih, koja je do 1933. narasla na preko šest miliona, ali i radikalna politika deflacije

i štednje pod Briningovom vladom (srednji centar), koju je SPD tolerisala, obezbedili su veliki priliv pristalica komunistima i nacionalsocijalistima. Na kon izbora za nacionalni parlament Rajhstag u julu 1932., NSDAP (sa 37,4 %) i KPD (14,5 %) imale su antidemokratsku većinu glasova u parlamen­tu. Gotovo svakodnevne ulične borbe između nacionalsocijalista, komunista i policije stvorile su atmosferu nalik na građanski rat. Hitler je pro­vocirao to stanje i prezentovao se ujedno i kao spasilac od preteće „crvene opasnosti“. Njegova strategija se 30. januara 1933. pokazala kao uspeš­na. Predsednik Rajha Hindenburg ga je proglasio za rajhskancelara.

Fašizam u Italiji

Svetska ekonomska kriza kao izazov

Neuspeh nemačke demokratije

Fašistički „crnokošuljaši“ 28. okto-bra 1922. prilikom njihovog „marša na Rim“ prelaze most Ponte Salario u blizini glavnog grada Italije. Slika: picture­alliance / Mary Evans Picture Library

Početak svetske ekonomske krize 1929. u SAD: zatvaranje banaka i berze u Njujorku na četvrtak, 24. oktobra 1929. Slika: bpk

Izbori za Nemački parlament Rajhstag u Berlinu 31. jula 1932. Pomoćnici u predizbornoj kampanji sa plakatima svojih stranaka. Slika: bpk

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Nije se ostvarilo očekivanje konzervativnih snaga, da će se Hitler ukrotiti ako preuzme odgovornosti za vođenje vlasti. Munjevito uspostavljanje totali­tarne diktature je sprovedeno još 1933. Posle požara u zgradi Rajhstaga, u noći na 28. februar, policija i specijalne jedinice SA su krenule u lov na političku opoziciju; KPD je razbijena. Samo 1933. godine, više od 100.000 ljudi je uhapšeno i mnogi od njih su deportovani u novoizgrađene koncentracione logore. Sa izbora, koji su samo još u ograničenoj meri bili slobodni, od 5. mar­ta, NSDAP je izašla jača, ali bez apsolutne većine glasova (43,9 %). Međutim uprkos tome, „smeđim vlastodršcima“ pošlo je za rukom da brzo namet­nu jednoumlje („glajhšaltovanje“) u pokrajinama i osvoje gradske skupštine. Protiv Zakona o pu­nomoći, kojim se nacionalni parlament 23. marta

sam odrekao vlasti, glasala je samo SPD. Poslani­ci KPD, koja je već pre toga zabranjena, više nisu mogli da upražnjavaju svoje mandate. Nakon što je i SPD zabranjena 22. juna, građanske stranke su se same raspale. Pre toga su razbijeni sindikati, a 10. maja osnovan je Nemački radni front (DAF), koji je uskoro sa gotovo 25 miliona članova postao najveća masovna organizacija NS. Posle Hinden­burgove smrti, 2. avgusta 1934, Hitler je preuzeo i funkciju predsednika Rajha. U okviru „Removog puča“, putem politički motivisanog ubistva se re­šio unutarstranačkih protivnika i naložio da vojska položi zakletvu na njega. Na taj način je učvršćena „država firera“, koja gotovo da nije više dopuštala nikakav otpor.

Od samog početka, Hitler je hteo da prevaziđe režim Versajskog ugovora i da povede osavjački rat na istoku u cilju zauzimanja novog „životnog prostora“. 1934. godine, Nemački Rajh je istupio iz Lige naroda, a 1935. je kršenjem Versajskog ugo­vora uvedena opšta vojna obaveza. Godinu dana kasnije, Rajhsver je kršenjem međunarodnih ugo­vora ušla u demilitarizovanu Rajnsku oblast. Pariz i London su na ovakav razvoj događaja reagovali samo sa slabim protestom – što je ohrabrilo Hi­tlera. Kada je general Franko 1936. u Španiji izveo puč protiv demokratski izabrane vlade, ostale su samo još demokratije, koje su se držale do­govorene politike nemešanja. Hitler i Musolini su u Španskom građanskom ratu za razliku od toga otvoreno stali na stranu fašista i time uspostavili „osovinu Berlin – Rim“. Uzdržana reakcija zapad­

nih država usledila je i nakon pripajanja Austrije (Nemačkoj), u martu 1938. Deviza je glasila: smiriti situaciju („appeasement“). Kada su vlade Francu­ske i Velike Britanije u Minhenskom sporazumu iz septembra 1938. dopustile Nemačkom Rajhu i da pripoji Sudetsku oblast i time okrenuli leđa Češ­koj, verovale su da su spasile mir u Evropi. Sovjet­ski Savez se zatekao u izolaciji i tražio je savez sa najvećim ideološkim neprijateljem. Pakt između Hitlera i Staljina datiran je sa 23. avgustom 1939, kojim su Berlin i Moskva zapečatili brisanje Poljske i pribaltičkih država. Uzajamno približavanje ovih diktatora je utrlo put ka ratu.

Prvog septembra 1939. godine, nemački Vermaht iznenada je napao Poljsku. Reagujući na ovaj čin, Velika Britanija i Fran cuska su Nemačkoj objavile rat. Shodno prethodnom dogovoru, Sovjetski Sa­vez je najpre okupirao istočnu Poljsku a potom Baltik. 1940. godine, Vermaht je zauzeo Dansku i Nor vešku, pregazio Fran cusku i 14. juna 1940. umarširao u Pariz. Francuska je 22.juna položila oružje i morala da se pomiri sa podelom zemlje na dva dela. Severozapadni deo Francuske je bio stavljen pod komandu nemačkog komandanta oku paci onih snaga. Vlast u neokupiranoj zoni je imala vlada iz Višija pod maršalom FIlipom Pe­tenom koja je bila zavisna od Nemačke, sve dok 1942. godine nemačke trupe nisu ušle i u taj deo. Ubrzo su prekršena i pravila međunarodnog pra­va koja se odnose na okupacionu politiku, kao na primer u slučaju streljanja talaca kao odgovor na atentate od strane francuskih snaga otpora. Odvo­

đenje radnika na prinudni rad u Nemačku dovelo je do radikalizacije partizanskih i pokreta otpora. U okviru pokreta otpora „Résistance“, 20.000 Fran­cuza je izgubilo živote.Krajem 1941. godine, rat je dosegao svoj globalni domet, nakon što je Japan 7. decembra bombar­dovanjem Perl Harbora napao SAD. Nekoliko dana kasnije, Berlin i Rim, koji su 1940. sa Tokijom za­ključili Trojni pakt između te tri sile, izjavili su rat Vašingtonu. Nemačke trupe su se od 1941. borile u Severnoj Africi i nakon napada na Sovjetski Sa­vez su najpre naizgled nezadrživo napredovale ka istoku. I na ratištu na Pacifiku se činilo da je napre­dovanje Japanaca gotovo nezaustavljivo.

Nacionalsocijalisti na vlasti

Na tragu novog rata

Drugi svetski rat

Adolf Hitler 23. marta 1933. pred Rajhstagom (nemačkim parlamen-tom) u operi Krol obrazlaže tzv. Zakon o punomoći. Za razvlašći-vanje parlamenta bila je potrebna dvotrećinska većina. Njen predsed-nik, Oto Vels, dobacio je nacional-socijalistima: „Sloboda i život mogu da nam se oduzmu, ali ne i čast!“Slika: bpk

Nemačke trupe kršenjem Versajskog i Lokarnskog ugovora 7. marta 1936. preko mosta na Rajni ulaze u Majnc. Civili ih pozdravljaju hitlerovskim pozdravom.Slika: picture­alliance / akg­images

Prilikom ulaska nemačkih trupa u Poljsku, 1. septembra 1939, vojnici Vermahta ruše rampu na granici. Tri dana kasnije, Velika Britanija i Fran-cuska Nemačkom Rajhu objavljuju rat. Počeo je Drugi svetski rat.Slika: BArch, slika 183­51909­0003 / Hans Sönnke

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Još je pohod Nemačke na Poljsku 1939. imao obeležja rasno­ ideološkog rata za unišetnje. Naj­pre izloženi politici nasilja Hitlera pa Staljina, više od šest miliona Poljaka izgubilo je život za vreme nemačke okupacije. Polovina njih su bili Jevreji, koji su ubijeni u holokaustu. Napad na Sovjetski Savez 22. juna 1941. od samog početka je imao za cilj osvajanje novog životnog prostora nemačke „plemenite rase“ i ekonomsku eksploataciju „pod­ljudi“ iz istočne srednje Evrope putem prinudnog rada.27 miliona mrtvih, od toga 18 miliona civila, će biti popisano u Sovjetskom Savezu, sve dok ova zemlja ne samo da nije uspela da odbije napad, već i da u proleće 1945. napreduje do Berlina. Glad je bila jedno od najoštrijeg oružja u nemačkom ratu za uništenje. Preko tri miliona sovjetskih voj­

nika je umrlo u logorima za ratne zarobljlenike u Nemačkoj usled neuhranjenosti. Samo prilikom blokade Lenjingrada, koja je trajala 900 dana, Nemci su gotovo milion ljudi izložili smrti od gladi. Pri tom nisu samo politički komesari Crvene ar­mije u slučaju zarobljivanja streljani po pravilima prekog suda, već i bezbroj civila u okviru akcija odmazde. Kada je rat na istoku izgubljen nakon bitke za Staljingrad, nemački Vermaht je prilikom povlačenja sprovodio politiku „spaljene zemlje“. Gušenje Varšavskog ustanka i razaranje grada od strane SS i Nemačkih oružanih snaga u avgustu 1944. godine – koje je dopustila Crvena armija – po stali su ubitačna konačna tačka stavljena na rat uništenja na istoku.

Od Hitlerovog preuzimanja vlasti, antisemitizam i rasizam su činili državnu doktrinu. Nemačkim Jevrejima je izricana zabrana obavljanja posla, kao vlasnici radnji su maltretirani povicima za bojkot i javno su ponižavani. Nirnberškim rasnim zakonima iz 1935. godine je prošireno ovakvo obes ­pravljivanje. 9. novembra 1938, neprijateljstvo prema Jevrejima se pret vorilo u prvu orgiju na­silja. Tokom novembarskih pogroma, pripadnici SS i SA palili su sinagoge, pljačkali radnje i stanove. Na desetine hiljada Jevreja odvedeno je u koncen­tracione logore i mučeno, više stotina je ubijeno. Ubrzo posle toga je „Uredba o isključivanju Jevreja iz nemačkog privrednog života“ forsirala „prinud­nu arijanizaciju“ jevrejske svojine. Nekih 250.000 jevrejskih Nemaca je tokom 30­ih godina dvadese­tog veka uspelo da emigrira. Ali 190.000 do kraja

1939. godine ili nije htelo ili nije moglo da napusti svoju domovinu. Sa okupacijom Poljske, holoka­ust je pokrenut kao zbivanje na nivou Evrope. Polj­ski Jevreji su saterivani u getoe, na hiljade njih je samovoljno streljano. Ulazak Nemačke u Sovjetski Savez je obeležio početak sistematskog genocida. I dok su an gažo vane grupe policije i SS uz podršku Vermahta počele sa ubijanjem na stotine hiljada Jevreja, SS je pripremala in dustrijsko masovno ubistvo. Na Vanzeskoj konferenciji 20. januara 1942. godine, državni apa rat je zvanično uključen u „konačno rešenje Jevrejskog pitanja“. U logo­rima za uništenje Belzec, Sobibor, Treblinka i u Aušvic­Birkenauu, sproveden je program ubijanja bez premca. Ubijeno je najmanje šest miliona evropskih Jevreja.

Mali je broj onih koji su u Nemačkoj pružali otpor protiv reži ma nacionalsocijalizma. Izostala je i pobuna radnika protiv Hitlera, kojoj su se nadale socijaldemokrate i komunisti. Veoma brzo su nji­hove grupe, ilegalno formirane 1933. godine, bile razorene. Hitlerovi uspesi su mu doneli gotovo ne­podeljenu podršku „zajednice nemačkog naroda“. Novi otpor se formirao tek kada je počeo da preti rat. Zavera oficira, koja je 1938. htela da zaustavi Hitlerove ratne pripreme, propala je nakon njego­vog trijumfa na Minhenskoj konferenciji. Diktator je igrom slučaja 8. novembra umakao atentatu eksplozivom od strane Georga Elzera. Uzalud je i „Crvena kapela“ upozoravala Moskvu da će Ne­mačka iznenada napasti Sovjetski Savez. U Rajhu su otporaši ostali izolovani. Ali drugačija je bila situacija u onim zemljama koje je Nemačka oku­pirala: Mada je i tamo kolaboracija spadala u sva­kodnevnu pojavu; ipak se skoro svuda obrazovao i

pokret otpora, koji je okupatore izazivao civilnom neposlušnošću a ubrzo i oružjem. Otpor Danaca i Holanđana protiv deportacije njihovih jevrejskih zemljaka, partizani u Francuskoj, Italiji, Jugoslaviji, Grčkoj ili Sovjetskom Savezu, otpor u Čehoslovač­koj Republici, a pre svega borba poljske Domovin­ske armije i stanovnika Varšavskog geta postali su delovi istorije evropske slobode. U njih se ubraja i neuspeli atentat na Hitlera 20. jula 1944, koji je mogao da okonča rat. Bio je potreban savez tako nejednakih partnera poput Sovjetskog Saveza na istoku i SAD i Velike Britanije na zapadu, kako bi se nacionalsocijalistička Nemačka spolja ophrvala.

Rat za uništenje na istoku

Progon i ubijanja evropskih Jevreja

Otpor nacionalsocijalizmu

Fotografija sovjetskog ratnog foto-grafa Jevgenija Čaldeja prikazuje staricu u spaljenom sovjetskom gradu Murmansk. Pošto nemački Vermaht (nemačka vojska) nije uspeo da zauzme ovaj grad i njegovu luku bez leda, Murmansk je posle Staljingrada postao cilj najtežih nemačkih vazdušnih napada u Sovjetskom Savezu.Slika: picture­alliance / ZB

Glavna kapija logora Aušvic- Birkenau. Snimak posle 1945. U Aušvic-Birkenauu ubijeno je milion Jevreja, najmanje 70.000 Poljaka, 21.000 Sintija i Roma i 15.000 sovjetskih ratnih zarobljenika. Slika: bpk

Spomenik Georgu Elzeru, otkriven 8. novembra 2011. u Ber linu. Pošto Hitler 8. novembra 1939. prevre-meno napušta skup u Minhenskoj pivnici „Birgerbrojkeler“, uspeva da izbegne eksplozivnu napravu koju je tamo postavio Georg Elzer. Stolar Elzer je ovim atentatom želeo da spreči dalju eskalaciju rata. Nepo-sredno pred kraj rata, ubijen je u kon centracionom logoru u Dahauu.Slika: picture­alliance / dpa / Sebastian Kahnert

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8. maja 1945. se završio Drugi svetski rat u Ne­mačkoj. 45 mili ona mrtvih u Evropi – tako je glasio njegov užasni bilans. Od 15. avgusta je utihnulo i oružje na Pacifiku, nakon što su SAD atomskim bombama uništile Hirošimu i Nagasaki. U Ne mač­koj, podeljenoj na četiri okupacione zone, vlast su pre uzele sile pobednice. Njihov cilj je bio postiza­nje trajne bezbednosti od Nemačke, a nju je valjalo ostvariti putem demilitarizacije i decentralizacije ali i denacifikacije i demokratizacije njenog sta­novništva. I dok su saveznici još u februaru 1945. na konferenciji na Jalti podelili posleratnu Evropu na uticajne sfere, pri čemu su velike delove istoč­ne srednje Evrope dodelili Sovjetskom Savezu, na konferenciji u Potsdamu u julu 1945. postigle su dogovor da se stvore jedinstvene nacionalne drža­ve u istočnoj srednjoj Evropi. Severni deo istoč­ne Pruske pripojen je Sovjetskom Savezu, dok je

Poljska jednim potezom pera pomerena na zapad sve do reka Odre i Nise. Potsdamski sporazum je predviđao „izmeštanje“ nemačkog stanovništva iz Poljske, Čehoslovačke i Mađarske na „propisan i human način“. Za 12,5 miliona Nemaca, koji su od 1944. godine bili pogođeni evakuacijama, bekstvi­ma i konačno progonom, real nost je, ipak, izgleda­la drugačije.Ubrzo su nastupila razilaženja oko političke moći i ideologije između demokratski uređenog Zapada i komunističkog Sov jetskog Saveza. Otpočinjanje sukoba između Istoka i Zapada podstaklo je inte­graciju Zapadne Evrope, koja je od 50­ih godina dvadesetog veka uključivala i zapadnu Saveznu Repu bliku Nemačku.

1947. godine, jaz između Zapada i Sovjetskog Sa­veza postao je očigledan. Predsednik SAD Truman je obećavao svim „slo bodnim narodima“ podršku u borbi protiv „totalitarizma“. Istovremeno je Va­šington najavio Maršalov plan, koji je trebao da podspeši obnovu u Evropi. Za razliku od Prvog svetskog rata, SAD se sada nisu povukle iz Evrope. I dok je Staljin do tada u istočnoj srednjoj Evropi održavao naznake političke raznovrsnosti, od 1948. je usledila sovjetizacija u njegovoj zoni vla­davine. Vladavina komunističke partije i planska priv reda sprovođene su rigorozno, dok je svaki vid opozicije, u koji se ubrajaju i crkve, proganjan. Oružani otpor koji se posle 1945. rasplamsao na Baltiku, u Poljskoj, Rumuniji i u Ukrajini, brutalno je ugušen. Namešteni procesi su stvarali atmos feru stalne strahovlade. U Evropi se spustila gvozdena

zavesa, koja nije podelila samo kontinent, već i Nemačku i Berlin. Od svog osnivanja, 1949. godine, ove dve državne jedinice integrisane su u odgova­rajuće političke i ekonomske sisteme. Dok je NDR od samog početka bila diktatura, Sa­vezna Repu blika Nemačka se legitimisala slobod­nim izborima. U njoj je nastala, kao gotovo svuda u Zapadnoj Evropi, parlamentarna demokratija, koja je usled ekonomske konjunkture i izgradnje socijalnog sistema nailazila na sve širu podršku. Za razliku od međuratnog perioda, sada se politička rasprava sa ulice premeštala u parlament, unutar kojeg su politički tabori postali sposobni da formi­raju koalicije.

29. avgusta 1949, Sovjetski Savez je aktivirao prvu atomsku bombu i sustigao SAD kao nuklearnu silu. To je bio početak spirale naoružanja, koja je hladnom ratu između Istoka i Za pada davala novu dimenziju. Sa izbijanjem rata u Koreji na leto 1950, konflikt između Istoka i Zapada po prvi put je pre­tio da se pretvori u vreli rat. Usled toga, zapadne sile su se odlučile da se Zapadna Nemačka ponovo naoruža, što se odvijalo 1955. u okviru NATO. NDR se 1956. priključila Varšavskom paktu. Nemačka je postala žarište Hladnog rata. Pod geslom „mirolju­bive koegzistencije“ između kapitalizma i socija­lizma, Staljinov sledbenik Nikita Hruščov je 1956. signalizovao pri z navanje statusa kvo. Ali ipak je i on pokušavao da potisne zapadne sile iz podelje­nog Berlina. I kada je NDR pretila da iskrvari zbog odliva struje izbeglica preko Zapadnog Berlina, Moskva se na urgencije Jedinstvene socijalističke

partije Ne mačke, SED, odlučila da zape ati posled­nji skriveni prolaz u slobodni Zapad. Izgradnja Ber­linskog zida 13. avgusta 1961. je spasla diktaturu SED i za ce mentirala podelu Nemačke.Ali tek što je smireno jedno žarište konflikta Hlad­nog rata na račun Istočnih Nemaca, stacionliranje sovjetskih raketa sred njeg dometa na Kubi u okto­bru 1962. dovelo je svet na rub ambisa nuklearnog rata. U periodu posle toga, u oba bloka je sazrela spoznaja, da bi samo uzajamno priznavanje statu­sa kvo, praćeno procesom smanjenja tenzija, spre­čilo nuklearni inferno.

Kraj rata i novi poredak

Demokratija na Zapadu, diktatura na Istoku

Hladni rat u podeljenom svetu

Zatvorenici koncentracionog logora Dahau pozdravljaju svoje oslo-bodioce, nakon što je američka vojska 29. aprila 1945. napredovala do Dahaua. Slika: bpk

Sovjetski kult ličnosti: članovi Hora Staljina i Lenjina prilikom proslave 30. godišnjice Okto -barske revolu-cije, koja je slavljena u novembru 1947, zauzeli su pozicije oko Sta-ljinovog kipa nadprirodne veličine. Slika: picture­alliance / ZB / Jewgeni Chaldej

Nuklearne probe SAD u Nevadi, 1953. Tokom pedesetih godina dvadesetog veka počela je trka u naoružanju nuklearnim oružjem između supersila.Slika: picture­alliance / akg­images

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Na XX. kongresu KP Sovjetskog Saveza u Febru­aru 1956, Hruš čov se obračunao sa Staljinovim zločinima. Kratkoročno se probudila nada, da će se komunizam promeniti. U Polj skoj su masovne demonstracije na jesen 1956. dovele na vlast Vla­dislava Gomulku. On je okončao prinudnu kolek­tivizaciju, priz nao crkvi izvesne slobode i obuzdao državnu bezbednost. I dok je u Poljskoj vodeća uloga Partije ostala netaknuta, u isto vreme je u Mađarskoj došlo do građansko­demokratske re­volucije, u okviru koje je reformski komunista Imre Nađ kao predsednik višestranačke vlade izjavio da Mađarska istupa iz Varšavskog pakta. Od­govor Moskve je bila vojna intervencija. U NDR­u, gde je još 17. juna 1953. pobuna naroda ugušena pomoću sovjetskih tenkova, Valter Ulbriht je isko­ristio trenu tak da se obračuna sa svojim kritičari­ma. On je stajao na strani Kremlja i kada su tenkovi

Varšavskog pakta 1968. u Čehoslovačkoj pregazili „Praško proleće“. Od sredine sedamdesetih go­dina dvadesetog veka, u Poljskoj je počela da se razvija opozicija koja je postajala sve moćnija. Ona je 1980. uspela da se izbori da bude registrovana kao sindikalna organizacija Solidarnost, a uskoro je brojala deset miliona članova.Pod pritiskom Moskve, predsednik vlade, gene­ral Vojek Jaruzelski krajem 1981. gdine proglasio je ratno pravo i zabranio ovaj sindikat. Iako su u okviru destaljinizacije postepeno otvoreno nasi­lje i atmosfera čistki u komunističkim diktatura­ma nestajale, stvarni opozicionari ili oni za koje se pretpos tavljalo da su opozicionari, do kraja su proganjani, razbijani i zatvarani.

„Nikada vam nije bilo ovako dobro!“ Ono što je britanski premijer, Harlod MakMilan upisao svo­jim zemljacima 1957. u knjigu utisaka, važilo je za velike delove Zapadne Evrope. „Ekonomsko čudo“ je od pedesetih godina dvadesetog veka obezbeđivalo rast blagostanja, punu zaposlenost i rast plata. Potrošačko društvo i socijalna država usidrili su stabilnost, i to ne samo kada je reč o de­mokratiji Zapadne Nemačke. Oba politička tabora su se borila za pristalice, tako što su obećavala bolje uslove života. Ali u Istočnom bloku su krize oko snabdevanja ostale sveprisutne. „Kako danas radimo, tako ćemo sutra živeti“, glasilo je obeća­nje okrenuto budućnosti koje je na kraju ostalo neispunjeno. Uprkos svim nedostacima, sovjetski ekonomski sistem je još dugo u podjednakoj meri davao povod i za iščekivanja i za bojazan. I kada je

Sovjetski Savez 1957 poslao prvi satelit u svemir, Zapad je bio šokiran tehničkim i vojnim potencija­lom Moskve. Dok je tokom sedamdesetih godina naftna kriza obeležila kraj neograničenog rasta, a na Zapadu je počeo da raste broj nezaposlenih, visoko razvijeni socijalni sistemi su obezbeđivali stabilnost. U Istočnom bloku se u predvečerje glo­balne ekonomske krize odigrala fatalna promena usmerenja. Sve više resursa se usmeravalo u iz­gradnju stanova i potrošnju. Socijalna dostignuća, koja su služila za dodvoravanje stanovništvu radi sticanja njegove naklonosti, bila su finansirana za­padnim kreditima. Rast prezaduženosti i sve truli­ja ekonomija zaoštravale su ekonomsku situaciju, koja je komunističke režime tokom osamdesetih godina gurnula u ponor.

Rast blagostanja na Zapadu pratile su daleko­sežne društvene i kulturne promene. Sve se glas­nije ispoljavala želja za indivi dualnim razvojem i razvijanjem sopstvenih sposobnosti. Ro ken rol muzikom, dugim kosama i farmerkama, poratna om ladina je izazivala stare autoritete. Tokom šez­desetih godina, omladinski pokret se politizovao. 1968, u mnogim mestima su studenti izlazili na ulice, u Francuskoj i Italiji povremeno su izlazili za­jedno i sa radnicima. Protest je bio usmeren protiv rata SAD u Vijetnamu i protiv okorelih struktura u politici, privredi i društvu. Mnogi demonstranti su sanjali o velikoj pobuni. U SR Nemačkoj su inten­zivnije nego ikada ranije počela da se po stavljaju pitanja o nacionalsocijalističkoj prošlosti. Establiš­ment je na demonstracije reagovao šokirano i najpre poli cij­skom silom. Jedna radikalizovana le­vičarska manjina je tvrdila kako je na pomolu novi

fašizam. U Italiji i Zapadnoj Nemačkoj sedamde­setih godina su male grupe odlazile u podzemlje, kako bi terorom nadjačale „sistem“. Na kraju je političkim sistemima Zapada pošlo za rukom da integrišu pobunjenu omladinu. Kulturne promene Zapada nisu se zaustavljale pred gvozde nom zavesom. Uz to su mladi Evro­pljani srednje i istočne Evro pe u Praškom proleću doživeli svoju sopstvenu „1968. godinu“. Međutim, politički režimi na Istoku nisu imali snagu da uklju­če u sistem omladinu, koja se u sve većoj meri indi­vidualizovala i koja je postajala sve samouverenija. Na taj način, na Istoku se stalno produbljivao jaz iz­među onih koji vladaju i onih nad kojima se vlada.

Pobune u Istočnom bloku

Ekonomska trka između dva sistema

Procesi liberalizacije u zapadnoj Evropi

24. oktobra 1956, dan uoči ustanka u Mađarskoj, revoltirani građani ruše statuu omraženog diktatora Staljina ispred Mađarskog narodnog pozorišta. Slika: picture­alliance / associated press / Arpad Hazafi

Svojim kolima u Italiju. Stvari su se od kraja pedesetih godina vidno poboljšavale, i to ne samo za vozača ove „VW Bube“.Slika: picture­alliance / Marc Suski

Provokacija članova Socijalističkog saveza visokih škola prilikom primo-predaje rektorske službe na Uni-verzitetu u Hamburgu 9. novembra 1967. Studentski pokret šezdesetih godina dovodio je u pitanje stare autoritete i žustro zahtevao reforme.Slika: picture­alliance / dpa

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Posle kubanske krize, 1962. godine, SAD i Sovjetski Savez su krenuli ka smanjenju međusobnih ten­zija. I u Zapadnoj Ne mačkoj je raslo uverenje da je nemačko pitanje rešivo samo u okviru Evrope. Faktičko priznanje granice na Odri i Nisi u ugovo­rima o odricanju od sile zaključenim sa SSSR­om i Poljskom od strane Brantove vlade kao i Berlin­ski sporazum između četiri sile, bili su priprema za Ugovor o osnovama odnosa između dve Nemačke iz 1972. godine. Nakon preko dve decenije nemo­sti, dve nemačke države su tim ugovorom uredile svoju koegzistenciju.Istočni Berlin se za defakto priznanje revanširao olakšicama u putnom saobraćaju između dve Ne­mačke ali i po pitanju spajanja porodica. U meri, u kojoj se Bon uzdao u „promene putem pribli­žavanja“, Istočni Berlin je u tome video „pritajenu agresiju“ i izmicao se pred do tada proklavoma­

nim ciljem jedinstva dve Nemačke. 1975. je politi­ka popuštanja zategnu tosti u Evropi sa Završnim aktom KEBS­a iz Helsinkija dostigla svoj vrhunac. Zemlje potpisnice su se obavezale na mere koj ima se podstiče poverenje u vojnoj oblasti, na pošto­vanje ljudskih prava i osnovnih sloboda i na tesnu saradnju. U državama Istočnog bloka, hrabri ljudi su pozivajući se na tekst ovog akta zahtevali ispu­njenje obećanih prava slobode. Prvi jasan sig nal je dve godine kasnije uputila Povelja 77 u Čehoslo­vačkoj. Njeni inicijatori, a na njihovom čelu Vaclav Havel, 1989. godine su poveli „Somotsku revoluci­ju“ protiv režima. I tako je proces KEBS­a, kojim su komunistički režimi želeli da zacementiraju status kvo, na kraju podstakao njihov pad.

Sedamdesete i osamdesete godine bile su obe­ležene trendom ka demokratiji, koji je najpre za­hvatio autoritativne režime Portugala, Španije i Grčke, ali se potom činilo da se zaustavio pred gvozdenom zavesom. Početkom osamdesetih godina, nova trka u naoružanju i rat Sovjetskog Saveza u Avganistanu doveli su do zaoštravanja odnosa između dva bloka i u okviru komunističke sfere vlasti. Od 1986. godine, generalni sekretar KP Sovjetskog Saveza, Mihail Gorbačov, pokušao je reformama da spreči kolaps sistema. Kod pred­stavnika vlasti u NDR i Čehoslovackoj, „glasnost“ i „perestrojka“ su nailazili na negodovanje.U međuvremenu su vlasti u Poljskoj omogućile ponovnu registraciju Solidarnosti i pobedu opozi­cije na prvim polu­slobodnim izborima u avgustu 1989. U Mađarskoj su komunistički reformatori, podsticani od strane opozicije, utirali put ka de­

mokratiji. Otvaranje mađarsko­austrijske granice u septembru, kojim je pala „gvozdena zavesa“, za­oštrilo je završnu krizu u NDR, u kojoj su masovna bekstva i sve impozantnije demonstracije u jesen bacile vođstvo Istočnonemačke SED na kolena.Pad zida od 9. novembra 1989. postao je simbol mirnih revolucija protiv komunističkih diktatura u Evropi, na koje je senku bacilo nasilje u Rumuniji i na Baltiku. Tragično je protekao raspad Jugosla­vije, koji se pretvorio u krvavi građanski rat. U av­gustu 1991, komunistički pučisti u Moskvi pokušali su da vrate vreme unazad. Sapleli su se o otpor stanovništva, koje je u decembru slavilo kraj So­vjetskog Saveza.

Mirne revolucije u srednjoj i istočnoj Evropi utirale su put ka prevladavanju Evropske podele. Još je 3. oktobra 1990. ponovo uspostavljeno jedinstvo Nemačke, uz saglasnost susednih ze malja.Uskoro su usledili i koraci u pravcu integracije Evrope. Nakon sporazuma o zajedničkoj ekonom­skoj i monetarnoj uniji, 1992. sledio je ugovor iz Mastrihta, na osnovu koga su se Evropske zajedni­ce razvijale uz pomoć zajedničke spoljne i bezbed­nosne politike kao i saradnje u oblastima pravo­suđa i unutrašnjih poslova i pretvarale u Evropsku uniju. Kao simbol ovog sra stanja, od 2002. godine uveden je evro kao jedinstveno sredst vo plaćanja, najpre u dvanaest evropskih država. To kom deve­desetih godina, postkomunističke države su hrlile ka brzom prijemu u EU. Taj zahtev bio je u skladu sa širokim društvenim konsenzusom u tim zemljama.

Ljudi su se nadali, da će na taj način učestvovati i u evropskoj kulturi slobode i demokratije i u zapad­nom blagostanju. Pored toga, zahtevi vezani za pristup EU za mnoge su predstavljali neizostavan motor za sprovođenje reformi, kako demokratska tranzicija sopstvenih zemalja ne bi posustajala.Konačno se na pristup EU kao i NATO gledalo kao na garanta za ponovo dobijen nacionalni suvere­nitet. 1. maja 2004. iz vršen je prijem osam država u EU, koje su svojevremeno bile pod komunističkom vlašću. Nikada ranije Evropa nije bila ujedinjenija, demokratičnija i nije nikada bila spokojnija u po­gledu budućnosti nego u tom trenutku.

Politika detanta

Mirne revolucije

Preokret, buđenje, novi početak

Kancelar SRN, Helmut Šmit u razgo-voru sa šefom SED, Erihom Honeke-rom (levo) na marginama Konferen-cije o bezbednosti i saradnji u Evropi (KEBS) 30. jula 1975. Slika: Bundesregierung / Reineke

storijski trenutak: Austrijski minis-tar spoljnih poslova Aloiz Mok (levo) i njegov kolega po funkciji Đula Horn 27. juna 1989. simbolično raskidaju gvozdenu zavesu.Slika: picture­alliance / dpa

Sednica Evropskog parlamenta u januaru 2007. Slika: Bundesregierung / Kühler

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U kontinentu opustošenom ratom, vizija o ujedi­njenoj Evropi, koja bi njenim građanima garanto­vala mir, stabilnost i blagostanje, ponovo je dobila snažniji sjaj. Iskustvo iz dva svetska rata i nova pretnja od strane komunističkog bloka, nekadaš­njim smrtnim neprijateljima je dala snagu, da po­čev od pedesetih godina dva desetog veka najpre stvore zajedničko tržište u Zapadnoj Ev ropi. Bitan uslov za to bilo je pomirenje između Francuske i Ne mačke, koje je dokazalo da je moguće promeni­ti slike o nepri jatelju. Mirne revolucije protiv komu­nističkih diktatura donele su evrops koj ideji novu vizionarsku snagu, koja je proširenjem EU prema istoku 2004. godine dostigla sledeći vrhunac. Ev­ropska svest je međutim zaostajala za brzim po­litičkim i ekonomskim procesom integracija, koji je EU preko noći pretvorio u najvažnije unutrašnje tržište na svetu. Samo uz napore je Evropska unija

uspela da dostigne ulogu mirovne sile, pošto joj devedesetih godina nije pošlo za rukom da okon­ča građanski rat i „etnička čišćenja“ u bivšoj Jugo­slaviji.A i dalje nema dovoljan stepen nadležnosti, kako bi se oduprela sve većem evro­skepticizmu, koji se podgreva aktuelnom teškom finansijskom krizom i pogoduje razvijanju novog nacionalizma i protek­cionizma.Odblesci koje ova izložba prikuplja iz proteklih 100 godina is to ri je Evrope treba da predoče da ne postoji alternativa ujedinjenoj i socijalnoj Evropi i da – u poređenju sa ponorima evropske istorije u 20. veku – svi problemi sadašnjice jesu rešivi i mo­raju da se rešavaju.

IZDAVAČI

1949. godine osnovani Institut za savremenu istoriju sa sedištima u Minhenu i Berlinu je jedini istorijski institut u Saveznoj Republici Nemač­koj koji proučava celokupnu savremenu istoriju Nemačke od Prvog svet­skog rata naovamo, stavljajući snažan akcenat na međunarodni aspekat. www.ifz­muenchen.de | Nemački radio kulture je kulturni program bogat temama i sadržajima, sa te žištima na kulturi i muzici. Ovaj program nudi brojne umetničke auto pro dukcije – radiodrame, dokumentacije, koncerte uživo, radio za decu, aktu el ne informacije iz oblasti kulture i aktuelne političke sadržaje. www.deutschlandradiokultur.de | Savezna zadužbina za suočavanje sa diktaturom SED svojom delatnošću u cilju razvijanja projekata i brojnim vlastitim ponudama doprinosi širokom razračunavanju sa uzrocima, istorijom i posledicama komunističkih dikta­tura u Nemačkoj i u Evropi. www.bundesstiftung­aufarbeitung.de

AUTORI

Prof. Dr Andreas Viršing e direktor Instituta za savremenu istoriju Minhen­ Berlin i predaje novu i noviju istoriju na univerzitetu Ludvig Maksimilijan u Minhenu. 2012. godine objavljena je njegova knjiga „Cena slobode. Istorija Evrope u naše doba“ („Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit“). | Dr Petra Veber e naučni saradnik u Institutu za savremenu istoriju. Težišta u njenom istraživačkom radu su istorija socijalizma, Vajmarske Republike i dveju nemačkih država.

VOĐENJE PROJEKTA I POSTAVKA

Kurator izložbe je Dr Ulrih Melert, iz Savezne zadužbine za suočavanje sa diktaturom SED, koji je ujedno bio i odgovoran za pretraživanje fondova slika. | Postavku Izložbe je uredio lajpciški istoričar i grafičar Dr Tomas Klem, koji je postavio već nekoliko izložbi Savezne zadužbine za suočava­nje sa prošlošću o savremenoj istoriji. www.thomasklemm.com

DALJE INFORMACIJE

Literatura o savremenoj istoriji Nemačke i Evrope je nepregledna. Sledeće preporuke literature podstiču na produbljeno bavljenje temom izložbe. „Era ekstreme“ je izraz koji je uveo britanski istoričar Erik Hobsbaum koji je preminuo 2012. godine, a to je ujedno i naslov njegovog 1995. objavlje­nog izdanja „Istorija sveta dvadesetog veka“, koje i danas zavređuje pažnju čitalaca (poslednje izdanje: Eric Hobsbawm „Welt geschichte des 20. Jahrhunderts“ 1998, dtv). Holandski novinar Gert Mak sa delom „U Evropi“ kreće na „put kroz 20. vek“ (Geert Mak „In Europa: eine Reise durch das 20. Jahr hundert “ Pantheon 2007), kojim se na primeran način povezuju prošlost i sadašnjost. Ako neko želi podrobnije da se bavi „periodom

svetskih ratova 1914–1945“, preporučuje mu se „Istorija Zapada“ (Heinrich August Winkler „Geschichte des Westens“, C. H. Beck, 2011.) Hajnriha Avgu­sta Vinklera. „Istoriju Evrope“ nakon 1945. premerio je britanski istoričar Toni Džad (Tony Judt „Geschichte Europas“, Fischer 2009), a doba od 1990 naovamo, koautor izložbe Andreas Viršing u „Ceni slobode“ (Andreas Wirsching „Der Preis der Freiheit“, C. H. Beck 2012).

Svim osobama zainteresovanim za istoriju preporučuje se internet stra ­ nica Savezne centrale za političko obrazovanje www.bpb.de / geschichte na kojoj se nalaze brojni radovi i materijali kao i publikacije o istoriji Evrope, koje mogu besplatno da se preuzmu ili koje mogu da se poruče po neznatnoj zaštitnoj naknadi.

Podrobne informacije o izložbi „Diktatura i demokratija u eri ekstre­ma. Odblesci istorije Evrope u dvadesetom veku“ kao i o mogućnostima njenog naručivanja možete da pronađete na adresi www.bundesstiftung­aufarbeitung.de / ausstellung2014.

ZAHVALNOST

Izdavači se zahvaljuju Agenciji dpa Picture­Alliance GmbH, a u njoj Heningu Šre deru i Sebastijanu Knehtu, koji su ovaj projekat omogućili predusretlji­vim us tupanjem posebnih uslova i angažovanim istraživanjima u brojnim evropskim partnerskim arhivama. Pored toga, izdavači su imali priliku da bez ograničenja koriste fondove Agencije slika bpk Zadužbine Pruske kulturne imovine, Saveznog arhiva i Saveznog ureda za štampu za potre­be ovog projekta, i za ovu podršku su veoma zahvalni Hans Peteru Frencu (bpk), dr Oliveru Zanderu ( BArch.) i Arvidu Brunemanu (BPA). Nemačkom radiodifuznom arhivu (DRA) može da se zahvali, što je bilo moguće dopu­niti izložbu audio­ dokumentacijom.

Posebna zahnvalnost izdavača upućena je DAIMLER AG, koji je dona­cijom podržao projekat izložbe.

I na kraju, ali ne i poslednje po važnosti, izdavači su zahvalni pro­fesorima dr Manfredu Vilkeu, dr Volfgangu Bencu, dr Peteru Štajnbahu i dr Krištofu Ruhnijeviču kao i dr Jensu Šeneu, što su tekstove izložbe pregledali i kritički komentarisali.

MOLIMO DA OBRATITE PAŽNJU

Sve fotografije, audio dokumenti i tekstovi kao i postavka izložbe zaštićeni su u pogledu autorskih prava i bez saglasnosti imalaca ovih prava ne sme­ju da se reprodukuju, menjaju ili šire na neki drugi način. Lica imaoci prava nad fotografijama se imenuju u odgovarajućim legendama uz slike.

Imate li pitanja ili želite da uputite kritiku u vezi sa izložbom? Ili uprkos svoj temeljnosti prilikom istraživanja i licenciranja dokumenata koji se koriste u izložbi – nismo ispoštovali Vaša autorska prava i / ili prava korišćenja? U tom slučaju Vas molimo da se obratite dr Ulrihu Melertu na adresi: ausstellung2014@bundesstiftung­aufarbeitung.de

Evropa kao izazov

IMPRESUM

Izgraditi Evropu. Ono što se ovde sprovodi simbolički, u stvarnosti stalno zahteva novu legitimaciju. U periodu od 2005. do 2011. broj osoba koje su se složile sa iskazom „Evropa je naša budućnost“ u Ne-mačkoj opao je sa 62 na 41 posto.Slika: European Union, 2013

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Svi audio-prilozi kojima Vas “Deutschlandradio Kultur” u okviru svoje izložbe poziva na zvučno putovanje kroz 20. vek naći ćete pod www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/ausstellung2014-audio

Pratite Fondaciju Savezne Republike Nemačke za suočavanje sa istorijom diktature Socijalističke jedinstvene partije Nemačke (državna partija bivše Nemačke Demokratske Republike – SED) na fejsbuku, www.facebook.com / BundesstiftungAufarbeitung

Geschichte zum Hören

www.auswaertiges-amt.de

www.deutschland.de

www.100-jahre-erster-weltkrieg.eu