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IX. Kapitel Der EinfluB der uberdosierung des Kochsalzes a d die Kochsalz- konzentration des Pansens beim Rinde und a d die Mikrofauna daselbst Durch Untersuchungen der Mikrofauna im Pansen der Wiederkauer (1933) wurde festgestellt, daB dieselbe bei Rindern mit Inanitions- erscheinungen (6kravelcc-Krankheit) von einer quantitativ und qua- litativ anderen Zusammensetzung ist als bei gesunden Kiihen. Ein Studium uber den EinfluB des Kochsalzuberschusses auf die Mikro- fauna im Pansen durfte deshalb fur die Klarlegung eines Zusammen- hanges zwischen einer durch Salzzufuhr bedingten Inanition beim Rinde und den Pansenprotozoen wertvoll sein. Schon bei dem Versuchstiere Nr. I zeigten die zur Orientierung vorgenommenen Untersuchungen der Pansenmikrofauna eine Reihe interessanter Resultate. In Proben, die aus dem Panseninhalt dieses Tieres kurz nach dessen Schlachtung entnommen wurden, lieBen sich folgende 16 Protozoenarten ermitteln: Butschlia neglecta, B. parva, Isotricha prostoma, Entodinium caudatum, En. longinucleatum, En. simplex, En. vorax bispinosum, Ano- plodinium denticulatum diacanthum, An. dent. tetracan- thum, An. dent. anisacanthum, Eudiplodinium maggii, Eu. neglectum bovis, Eu. neg. monolobum, Ostracodinium obtusum obtusum, Epidinium ecaudatum ecaudatum und Ep. ec. caudatum. Die Protozoenanzahl belief sich bei diesem Versuchstiere auf ungefahr 36000 pro ccm. An und fur sich unterschied sich diese Anzahl nicht so sehr von derjenigen bei gesunden Rindern. Vie1 wichtiger war der Befund, daB der Hauptanteil aus den kleinsten der oben- genannten Protozoenformen bestand. Hinzugefugt sei in diesem Zusammenhange, daB die Art in der Zusammensetzung der Mikrofauna bei diesem Tiere in groBen Zugen mit dem Bilde der Mikrofauna bei sog. nskravelc-kranken Kiihen uber- einstimmte, bei denen dieses Leiden spontan aufgetreten war.

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Page 1: IX. Kapitel: Der Einfluß der Überdosierung des Kochsalzes auf die Kochsalzkonzentration des Pansens beim Rinde und auf die Mikrofauna daselbst

IX. Kapitel

Der EinfluB der uberdosierung des Kochsalzes a d die Kochsalz- konzentration des Pansens beim Rinde und a d die Mikrofauna

daselbst

Durch Untersuchungen der Mikrofauna im Pansen der Wiederkauer (1933) wurde festgestellt, daB dieselbe bei Rindern mit Inanitions- erscheinungen (6kravel cc-Krankheit) von einer quantitativ und qua- litativ anderen Zusammensetzung ist als bei gesunden Kiihen. Ein Studium uber den EinfluB des Kochsalzuberschusses auf die Mikro- fauna im Pansen durfte deshalb fur die Klarlegung eines Zusammen- hanges zwischen einer durch Salzzufuhr bedingten Inanition beim Rinde und den Pansenprotozoen wertvoll sein.

Schon bei dem Versuchstiere Nr. I zeigten die zur Orientierung vorgenommenen Untersuchungen der Pansenmikrofauna eine Reihe interessanter Resultate. In Proben, die aus dem Panseninhalt dieses Tieres kurz nach dessen Schlachtung entnommen wurden, lieBen sich folgende 16 Protozoenarten ermitteln: Butschlia neglecta, B. parva, Isotr icha prostoma, Entodinium cauda tum, En. longinucleatum, En. simplex, En. vorax bispinosum, Ano- plodinium dent iculatum diacanthum, An. dent. te t racan- thum, An. dent. anisacanthum, Eudiplodinium maggii, Eu. neglectum bovis, Eu. neg. monolobum, Ostracodinium obtusum obtusum, Epidinium ecaudatum ecaudatum und Ep. ec. caudatum.

Die Protozoenanzahl belief sich bei diesem Versuchstiere auf ungefahr 36000 pro ccm. An und fur sich unterschied sich diese Anzahl nicht so sehr von derjenigen bei gesunden Rindern. Vie1 wichtiger war der Befund, daB der Hauptanteil aus den kleinsten der oben- genannten Protozoenformen bestand.

Hinzugefugt sei in diesem Zusammenhange, daB die Art in der Zusammensetzung der Mikrofauna bei diesem Tiere in groBen Zugen mit dem Bilde der Mikrofauna bei sog. nskravelc-kranken Kiihen uber- einstimmte, bei denen dieses Leiden spontan aufgetreten war.

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CHRON I SCHE KOCH SALZVERG IFTUNG u sw . 123

A. Untersuchungen uber die Kochsalzkonzentration im Pansen einschliel3lich des Reticulums beim Rfnde teils bei normaler Fiitterung und teils nach der Zufuhr gewisser Mengen

an Kochsalz

Im Hinblick auf die oben mitgeteilten Erfahrungen iiber den Ein- flu0 des Kochsalziiberschusses auf die Protozoenfauna beim Versuchs- tier I untersuchte ich die Kochsalzkonzentration in den beiden ersten Vormagen teils nach normaler Fiitterung und teils nach der Zufuhr gewisser Kochsalzquantitaten, da mir diese Feststellung in diesem Zusammenhange von Interesse zu sein schien. Die diesbeziigliche Unter- suchung geschah an erwachsenen, gesunden Rindern, die zur Schlachtung bestimmt waren.

Die hierzu notigen Proben wurden aus dem Netzmagen und aus drei verschiedenen Abschnitten des Pansens entnommen. Eine Probe wurde auBerdem aus dem Oesophagus entnommen (Oesophagusprobe) . Diese letztere Probe wurde aus dem Schlundkopf bei der Aufhangung des getoteten Tieres entnommen und diirfte aus dem Panseninhalt und vielleicht teilweise aus dem Netzmagen herstammen.

Tab. 28 Die Kochsalzkonzentration im Rumen und Reticulum beim Rinde bei normaler

Fiitterung

Nr. des Tieres

~- I 2

3 4 5 6 7 8 9 I 0

Dnrch- schnitt

R. dors.

%

0.9 0.09 0,06 0.04 0.05 0,06 0,05 0,06 0,07 Q,W

0,066

R. ventr. Bodenprobe:

%

0.11 0,II 0,IZ 0,06 0,08 0,IO 0 8 0 9

0,08 0,II 0.11

0,097

3esophagus- probe

%

0,13 0.12 0,IZ 0.10 0.11 0.11 0,IO 0, I0 0,II 0,IZ

0,112

Reticulum

%

Die Resultate der Untersuchungen iiber den normalen NaCl- Gehalt in den genannten Abschnitten des Digestionskanals finden sich in Tabelle 28. Diesen Ergebnissen gemaB diirfte die normale Koch- salzkonzentration im Pansen des Rindes o,o6 bis o,ro% betragen. Im Netzmagen scheint sie etwas hoher zu sein, ungefahr 0 ~ 3 % .

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124 LARS RAMBE

Tabelle 29 Die NaC1-Konzentration im Rumen und Reticulum beim Rinde nach der

Verabreichung von 50 g Kochsalz

Anzahl der Stunden

nach der Verab-

reichung

I 9

3 4 5 6

R. ventr. Oesophagus- (Bodenprobe) probe

I I 0,13 0,II 0.10 on09 0,08 0,os

0,IZ 0.11 0.10 0,09 0,08 0.09

Reticulum

% 0,13 0.11 0,II 0.09 0 9 0 9 0.10

Diagramm 8 5 0 g Kochsalz

Normulkon- zentration im Punsen

7 2 3 4 5 6 -t Siunden -c

Reticulum - - - - - Oesophagusprobe -. -. -. - R. ventr. (Bodenprobe) -. .-. .- R. ventr. ......... R. dors.

Diejenigen Schlachttiere, welche KochsalzzuschuB erhielten, wurden je nach der Hohe der Salzdosen, namlich von 50, 100, 200 und 300g, in vier Gruppen (I, 11, I11 und IV) eingeteilt. Der Versuch wurde in der Weise durchgefiihrt, daB zwei Tiere der Gruppe I je 50 g Kochsalz, in I Liter Wasser gelost, erhielten und genau I Stunde nach der Koch- salzeingabe geschlachtet wurden. Unmittelbar nach der Aufschlachtung wurden die Proben aus den oben genannten Teilen des Digestions- apparates entnommen und auf ihre Kochsalzkonzentration untersucht. Derselbe Versuch wurde an 12 anderen Tieren wiederholt, wobei jedoch je 2 derselben I, 2, 3, 4, 5 bzw. 6 Stunden nach der Verabfolgung des

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw.

Tabelle 30 Die NaC1-Konzentration im Rumen und Reticulum beim Rinde nach der

Verabreichung von 100 g Kochsalz

125

Anzahl der 1 R. dors. nach der

Verab- reichung

- . -

I 2

3 4 5 6 7 S 9

I0 I1 I2

R. ventr.

%

~

R. ventr. Bodenprobe:

Diagramm 9 ~ o o g Kochsalz

7 2 3 4 5 6 7

3esophagus- probe

01 / O

9 70 IT 72

Reticulum

01 10

0,29 0.24 0.21

0,13 0.12 0 , I Z 0 , I l

0.09 0,lO 0,09 0.11 0.08

~- --

Normalkon- tentration im Pansen

Kochsalzes geschlachtet wurden. Die Untersuchungen in den ubrigen drei .Gruppen geschah in entsprechender Weise, doch mit hoheren Kochsalzdosen, wie oben angegeben, nur wurde hier die Kochsalz- einwirkung bis auf eine Dauer von 12 Stunden mit Zeitzwischenraumen von je I Stunde gepruft. So erstreckte sich die Untersuchung auf 12 Tiere in der ersten Gruppe und auf je 24 in den ubrigen Gruppen, also insgesamt auf 84 Rinder. Die aus diesen Untersuchungen erhaltenen

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126 LARS RAMBE:

Tabelle 31 Die NaC1-Konzentration im Rumen und Reticulum beim Rinde nach der

Verabreichung von 200 g Kochsalz

Anzahl der Stunden

nach der reichung Vemb-

I 2

3 4 5 6 7 8 9 I0 I1 I2

%- I

Diagramm 10 aoog Kochsalz I ' 5 :

Oesophagus- probe

%

0,35 0,24 0.20

0,I9 0.21

0,14 0.13 0,12 0.12 0 , I Z 0,II 0.11

I Reticulum

%

0857 0.28

0,32 0,22 o,18 0,17 0,14 0,13 0 , I Z 0.12 0.11 0.11

g) Normalkon- mntration im Pansen

1 2 3 4 5 6 7 8 9 Y O Y ? 12 - Stunden __y.

Durchschnittszahlen finden sich in den Tabellen 29, 30, 31 und 32. Zwecks besseren Uberblicks werden die Ergebnisse auch graphisch in den Diagrammen 8, 9, 10 und 11 wiedergegeben. Aus den Resultaten geht hervor, da13 bei einer Kochsalzdosis von 5 o g die NaCl-Konzen- tration im Pansen nur bis zu 0,13% steigt. Drei Stunden nach der Salzzzufuhr liegt die NaC1-Konzentration wieder innerhalb der Grenzen

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 127

Tabelle 32 Die XaC1-Konzentration im Rumen und Reticulum beim Rinde nach der

Verabreichung von 300 g Kochsalz - Anzahl der

Stunden nach der

Verab- reichung

I 2

3 4 5 6 7 8 9

I 0 I1 I 2

R. dors.

%

R. ventr.

Y O

R. ventr. Oesophagus- Reticulum Bodenprobe)/ probe I

% / % I % I

I

Diagramm XI 300g Kochsalz

,-

0 I 5 s - stun

B - I

1.11

0,35 0.25 0,2I O,I8 0.18 0.14 0.13 0.13 0 , II 0,IO 0,W

Normalkon- untration im Pansen

72

normaler Werte. Eine Dosis von ~ o o g steigert den Kochsalzwert auf 0,24%, wobei die NaC1-Konzentration erst nach g Stunden auf den Normalwert absinkt. Die Kochsalzzufuhr von 200 g ergibt den Wert von 0,25% und dieselbe Zeitspanne fur den Ruckgang zur normalen

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128 LARS RAMBE

Konzentration. Bei einer Dosis von 300g Kochsalz stieg die Konzen- tration auf o , q % , wobei der Normalwert erst 11 Stunden nach der Kochsalzzufuhr wieder eintrat. Die NaC1-Werte im Netzmagen liegen im groBen ganzen etwas hoher.

Diesen Untersuchungen gemaB ist die NaC1-Konzentration im Pansen des Rindes nach der Eingabe der oben genannten Kochsalz- mengen wahrend einer Zeitdauer von 3-11 Stunden nach der Ver- abreichung erhoht. Es war nunmehr notig zu untersuchen, ob die fest- gestellte Erhohung der Kochsalzkonzentration tatsachlich die Mikro- fauna im Pansen beeinfluBte, oder ob die beim Versuchstiere I ge- machten Beobachtungen einem Zufall zuzuschreiben waren.

Um hieruber Klarheit zu schaffen, untersuchte Koffman auf meineri Vors'chlag wahrend einer Zeit von uber 7 Monaten mit mehr oder weniger regelmaoigen Pausen die Mikrofauna im Pansen bei meinen in der Tierarztlichen Hochschule stationierten Versuchstierenl.

B. Untersuchungen iiber den EinfluB des Kochsalziiberschusses auf die qualitative und quantitative Zusammensetzung der Mikro-

fauna im Pansen der Versuchstiere I11 und IV

Vor den diesbezuglichen Untersuchungen bei dem vorigen Ver- suchstiere hatte Kof fman bereits eine Reihe von Versuchen mit Koch- salzzusatz zum Panseninhalt in v i t r o und in v ivo (1938) aus- gefuhrt, um den EinfluS des Kochsalzes auf die Mikrofauna im Pansen naher zu studieren.

Die Versuche i n v i t r o zeigten, daB das Kochsalz die Entwicklung der Protozoen hemmt, und zwar ist diese Hemmung von der Starke der Salzkonzentration abhangig. Eine Salzkonzentration von O,I % hatte im Vergleich zur Kontrollserie (ohne Salzzusatz) keine merkbare Wirkung, wahrend o,a-proz. NaC1-Konzentration nach 7 Stunden das Bewegungsvermogen der Protozoen herabsetzte. Eine Konzentration von 03% totete gewisse Protozoen nach 5 Stunden und I-proz. Salz- konzentration vernichtete die meisten Protozoen schon nach I Stunde.

Die Schnelligkeit, mit der das Salz zur Wirkung kam, wechselte etwas je nach der Verschiedenheit der Widerstandskraft der Protozoen, der physiologischen Beschaffenheit der Probe und dergleichen, was aus einem Vergleich der von verschiedenen Kuhen entnommenen Proben hervorging.

Diese Untersuchungen wurden im Laboratorium der Chirurgischen Klinik (DireMor : Professor Forssell) der Tierhztlichen Hochschule zu Stockholm aus- geftihrt.

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 129

Versuche in v ivo bei einer Kuh, die wahrend einer Zeit von 33 Tagen 250 g Salz erhielt, zeigten, daB das Kochsalz ein Verschwinden gewisser Arten und eine Verminderung der Protozoenanzahl bis zu ungefahr der Halfte bereits nach kurzer Zeit verursachte. Nach dem Aufhoren der Kochsalzverabreichung begann die Anzahl der Protozoen langsam zu steigen, und nach einigen Monaten erreichte sie dieselbe Hohe wie vor Beginn der Salzgaben.

Von besonderem Interesse in diesem veranderten Bild der qualita- tiven und quantitativen Zusammensetzung der Mikrofauna war +jedoch das Verschwinden der grol3eren Protozoenformen und die Verminderung im Volumen bei den nach der Salzverabreichung im Pansen zuruck- gebliebenen Formen.

Die fragliche Kochsalzmenge bewirkte auBerdem eine Gewichts- abnahme bei der Kuh, Hautausschlag, struppige Beschaffenheit im Haarkleide sowie uberhaupt krschlechterung im Gesundheitszustande der Kuh.

Der auf die Mikrofauna beziigliche Teil der Untersuchungen bei den beiden Kiihen wurde gemeinsam mit Koffman nach folgendem Plan durchgefuhrt. Zunachst wurde die Zusammensetzung der Protozoen betreffs ihrer Arten und die'Anzahl der Protozoen bei diesen Rindern bestimmt, nachdem sie einige Monate eine konstante Futterung ohne SalzzuschuB erhalten hatten, um bei denselben das Bild der normalen Mikrofauna kennenzulernen . Von dem Zeitpunkte der Salzverabreichung wurden dann durch regelmaBig entnommene Proben aus dem Pansen- inhalt die durch die Salzgaben bedingten Veranderungen in der Mikro- fauna studiert.

I . Veranderungen in der Artzusammensetzungder Mikrofauna, der Anzahlder Individuen und in den Physiologischen Verhaltnissen bei Versuchstier I I I

Bei der am 11. Marz 1937 vorgenommenen ersten Probenentnahme wurden folgende 20 Protozoenarten im Pansen des Versuchstieres I11 wahrgenommen: Bi i tschl ia neglecta , B. p a r v a , I so t r i cha in- t e s t ina l i s , Is. p ros toma , Is. ruminan t ium, En tod in ium cau- d a t u m , En. loboso sp inosum, En. longinuclea tum, En. r o s t r a - t u m r o s t r a t u m , En. s implex , En . t r i a c u m d e x t r u m , Anoplodi- n i u m den t i cu la tum an i sacan thum, An. dent . d i acan thum, An. dent . t e t r a c a n t h u m , An. pos te r oves icu la tum bi lobosum, Eudip lodin ium maggii , Eu. medium medium, Eu. r o s t r a t u m , Ost racodin ium ob tusum ob tusum und Ep id in ium ecauda-

Skandinav. Archiv. Supplement Nr. 13. zum 78. Bd. 9

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130 LARS RAMBE:

tum'hamatum (s. Tab. 33). Die Anzahl der Protozoen in dieser Probe betrug 126500 pro ccm.', von denen 22400 auf groBe Formen2 ent- fielen (s. Tab. 34). Das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen war somit 4,6. Diese Zahl ist als normal zu betrachten, da man das Verhaltnis 4-8 bei normalen, gesunden Kuhen gefunden hat. Der pH-Wert der Probe zeigte 7,6 (s. Tab. 34), d. h. der Panseninhalt war schwach alkalisch. Da jedoch die optimale Wasserstoffionenkonzentra- tionszone zwischen 6,7 und 7,5 liegt, durfte der pH-Wert dieser Probe kaum eine Hemmung der Entwicklung der Protozoen bedingt haben. Die Probe war schleimig, die Ursache dieser Beschaffenheit ist unbekannt.

Bei der zweiten, 13 Tage spater entnommenen Probe wurden acht neue Arten festgestellt, namlich An o plo dinium den t i c ula t u m dent iculatum, Eudiplodinium affine, Eu. neglectum bovis, Eu. rostratum, Epidinium ecaudatum bicaudatum, Ep. ec. t r icaudatum, Ep. ec. quadricaudatum, Ep. ec. cattaneoi. Eine Art, Eudiplodinium medium medium war verschwunden, so daB die Anzahl der Arten bis zu 27 gestiegen war. Die Protozoenanzahl in dieser Probe zeigte eine Zunahme ungefahr um 7000. Die gesamte Anzahl war somit auf 133400 gestiegen, von denen 23200 auf groBe Formen entfielen. Das Verhaltnis entsprach somit der Ziffer 50, was gemaB den vorigen Angaben dem normalen Verhalten bei einer gesunden Kuh gleichkommt. Der pH-Wert sank um 0,8 bis zu 63. Die Wasser- stoffionenkonzentration lag innerhalb der fur die Entwicklung der Protozoen optimalen Zone. Die schleimige Beschaffenheit des Pansen- inhalts war verschwunden, derselbe zeigte also im Vergleich zu der vorigen physiologisch eine Verbesserung.

Die 19 Tage spater entnommene Probe wies nur eine unbedeutende Veranderung in der Artzusamhensetzung auf. Epidinium ecaudatum ecaudatum war hinzugekommen und Epidinium ecaudatum cat taneoi verschwunden, so daB die Anzahl der Arten dieselbe wie vorher war, namlich 27. Die Anzahl der Individuen zeigte aber eine sehr starke Zunahme. Dieselbe war auf nicht weniger als 250000 ge- stiegen, was der starken Entwicklung schon vorhandener Arten zu- zuschreiben sein diirfte. Die Anzahl der groBen Formen betrug 34600, so daB das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen 6,2 war, was also einer Verschlechterung im Vergleich zu der vorigen Probe entspricht. Vom Gesichtspunkte der Mikrofauna handelt es sich jedoch

Die Anzahl der Protozoen wird auch in der Fortsetzung pro ccm Pansen- inhalt angegeben.

8 Die Grenze zwischen kleinen und groBen Protozoen hat man bei 75 p festgesetzt; groDe Protozoen sind also solche, deren Lange diese Zahl tiber- steigt, und kleine besitzen eine geringere LBnge als die angegebene Zahl.

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 131

um eine bedeutende Verbesserung im Vergleich mit den Verhaltnissen zum Zeitpunkt der vorhergehenden Probenentnahme, da das Volumen der Protozoen infolge der Steigerung der absoluten Anzahl kleiner und groBer Formen stark zugenommen hatte. Der pH-Wert war 6,9, also um O,I gestiegen. Die Probe erwies sich auch jetzt frei von Schleim.

Sechzehn Tage spater wurde eine neue Probe entnommen. Nunmehr waren folgende Arten hinzugekommen: E n t o d i n i u m v o r a x vorax , En. v o r a x b isp inosum, Eudip lodin ium neglec tum mono- lobum und Ep id in ium e c a u d a t u m bulb i fe rum. Anoplodinium den t i cu la tum d iacan thum war jedoch nicht wiederzufinden. Die Anzahl der Arten war nunmehr auf 30 gestiegen. Die Anzahl der Indivi- duen in dieser Probe belief sich auf 163700, von denen 25400 groBe Formen waren. Das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen entsprach 5,4. Die Wasserstoffionenkonzentration zeigte eine unbedeu- tende Zunahme, der pH-Wert betrug namlich 6,8 und hielt sich demnach auch jetzt innerhalb der optimalen Zone. Die Probe hatte keine schlei- mige Beschaffenheit.

In der nachsten, 12 Tage spater entnommenen Probe fand sich Eudip lodin ium medium medium, eine schon in der ersten Probe ermittelte Art. Die Anzahl der Arten verblieb jedoch dieselbe wie in der vorhergehenden Probe, da E u plo d i n iu m neglect um m on olo bum, das in der vorigen Probe in sparlicher Anzahl auftrat, in dieser letzten Probe nicht wiedergefunden werden konnte. Die Anzahl der Protozoen sank weiter und betrug nunmehr 148300. Das Verhaltnis zwischen kleinen und grol3en Formen stieg auf 6,0, weshalb diese Probe vom Gesichts- punkte der Mikrofauna eine Verschlechterung zeigte. Eine bestimmte Ursache fur die beobachtete Verschlechterung der Mikrofauna lie13 sich durch die physiologischen Verhaltnisse nicht ermitteln. Der pH-Wert war derselbe wie in der vorhergehenden Probe (6,8), und auch diese Probe erwies sich frei von Schleim.

Siebzehn Tage spater wurde mit der Verabreichung von Kochsalz begonnen, und zwar betrug die tagliche Salzmenge 200 g. Nach 29 Tage langer Verabfolgung von Salz wurde eine neue Probe entnommen. In dieser waren folgende Arten nicht zu ermitteln: En tod in ium v o r a x vo rax , Anoplodinium den t i cu la tum t e t r a c a n t h u m , Eud i - p lodin ium neglec tum bovis , Eu. medium medium und Ep i - d in ium ecauda tum quadr icaudatum. Die bereits friiher in ver- schiedenen Fallen beobachteten Arten E u d i plodiniu m neglect um monolobum und Ep id in ium ecauda tum c a t t a n e o i waren von neuem hinzugekommen. Infolge dieser Veranderungen war die , Anzahl der Arten von 30 auf 27 gesunken. Die Anzahl der Individuen befand sich fortgesetzt im Sinken und belief sich auf 1~x600, von denen 17600

.

9'

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132 LARS RAMBE:

den grollen Formen angehorten. Das Verhaltnis 5,9 verblieb ungefahr dasselbe wie in der vorhergehenden Probe (6,0), weshalb die beobachtete Verminderung der Anzahl um ungefahr 27 ooo als eine Verschlechterung zu betrachten ist.

Der pH-Wert der Probe zeigte eine unbedeutende Steigerung, namlich von 6,8 auf 6,9. Die Probe enthielt keinen Schleim. Diese Probe wies also im Vergleich mit der vorigen, 46 Tage fruher entnommenen, ziemlich groBe Abweichungen sowohl in qualitativer als auch quantita- tiver Beziehung auf. Sie sind jedoch nicht so erheblich, wie man es vielleicht erwartet hatte. Moglicherweise hatte man groBere Unterschiede in der Zusammensetzung der Mikrofauna des Pansens gefunden, falls wahrend der Zeitspanne von 1x12 Monat Proben entnommen worden waren. Diese Unterschiede wurden vielleicht dank dem Anpassungs- vermogen der Protozoen ausgeglichen. Wir hatten der Artzusammen- setzung und der Anzahl der Individuen im Pansen dieser Kuh durch mehrere Probenentnahmen naturlich besser folgen konnen, solche lieBen sich aber nicht durchfiihren.

In der nachsten, 13 Tage spater entnommenen Probe fanden sich einige Arten, die in der vorhergehenden Probe nicht beobachtet wurden, namlich E n t o d i n i u m v o r a x v o r a x , An o p lo d i n iu m d e n t i c u 1 a t u m t e t r ac a n t h u m und E u d i plodi n i um neglect u m b ovis. Dagegen waren Anoplodinium den t i cu la tum an i sacan thum und E p i - d in ium e c a u d a t u m ca t t aneo i verschwunden. Die Anzahl der Arten war somit um I gestiegen und betrug 28. Eigentumlicher war jedoch die starke Steigerung der Protozoenanzahl, namlich um 69000 auf 190000. Gleichzeitig war aber die Anzahl der groBen Formen um 3500 gesunken, so daB sich das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen doppelt so groS wie in der vorhergehenden Robe stellte, indem es namlich 123 betrug. Ein Volumen, das 69000 kleine Formen enthalt, ist bedeu- tend kleiner als das Volumen von 3500 groBen Protozoen, weshalb die Zunahme der gesamten Anzahl von Protozoen die Verschlechterung nicht aufzuwiegen vermochte, die gleichzeitig durch die Verminderung der Anzahl der groBen Formen verursacht wurde. An der Probe war demnach eine Verschlechterung zu konstatieren. Die Wasserstoffionen- konzentration war dieselbe wie in der vorhergehenden Probe (6,9). Die Beschaffenheit der Probe war dieses Ma1 etwas schleimig.

Die nachste Probe wurde nach weiteren 43 Tagen entnommen. In dieser fie1 der starke Ruckgang in der Anzahl der Arten auf. Dieselbe war von 28 (bei der vorhergehenden Probenentnahme) auf nur 12 ge- sunken. Verschwunden waren die drei Isotrichaarten, En tod in ium r o s t r a t u m r o s t r a t u m , En. t r i acum d e x t r u m , En. v o r a x vorax , Anoplodinium den t i cu la tum den t i cu la tum, Eudip lodin ium

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 133

af f ine , Eu. neglectum monolobum, Eu. ro s t r a tum, Os t r a - codinium ob tusum ob tusum, Ep id in ium ecauda tum, ecau- d a t u m , Ep. ec. bu lb i fe rum, Ep. ec. c a u d a t u m , Ep. ec. bicau- d a t u m und Ep. ec. t r i cauda tum. Neue Formen waren nicht hinzu- gekommen. Den obigen Angaben gemail3 bestanden die meisten ver- schwundenen Arten aus grol3en Formen. Auch die Anzahl der Protozoen zeigte eine auffallig starke Abnahme, namlich von 190800 auf 3900, unter denen sich nur 400 groBe Formen befanden. Das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen sank von 12,5 (im vorigen Falle) auf 8,8 (bei dieser Probe). Diese Verbesserung des Verhaltnisses vermochte die katastrophale Verminderung sowohl der Anzahl der kleinen als auch derjenigen der groil3en Protozoen selbstverstandlich nicht zu kompen- sieren. Die Bedeutung der Protozoen im Pansen durfte zu diesem Zeit- punkt nicht groB gewesen sein. Es ware natiirlich von Interesse gewesen, die Veranderungen in der dazwischenliegenden Zeit von 42 Tagen zwischen der letzten und der vorigen Probenentnahme erforscht zu haben; bedauerlicherweise wurden jedoch wahrend dieser Zeit aus gewissen Grunden keine Proben entnommen. Der pH-Wert war um 0,2 Einheiten auf 7,1 gestiegen, was im Hinblick darauf, daB dieser Wert innerhalb der optimalen Zone liegt, die Erklarung der katastrophalen Verschlechterung der Verhiiltnisse in der Mikrofauna eher erschwert als erleichtert. Be- kanntlich verursacht aber das Kochsalz unter solchen Bedingungen keine hde rung in der Wasserstoffionenkonzentration, und von diesem Ge- sichtspunkte ist der genannte pH-Wert nichts AuBergewohnliches. Die Probe sah hell aus und hatte eine sehr dunnfliissige Beschaffenheit.

Diese interessanten Verhaltnisse in der Mikrofauna konnten leider nicht weiter verfolgt werden, da die Kuh 4 Tage nach der letzten Proben- entnahme verendete.

Nach Beginn der Sdzverabreichung lieB sich eine Verminderung des Volumens der Protozoen wahrnehmen. Bei gewissen groBen Formen war dieselbe so stark, daB man gezwungen war, dieselben als kleine Formen zu zahlen. Die Verminderung des Volumens der Protozoen im Panseninhalt bei diesem Versuchstier soll jedoch spater im Zusammen- hang mit den diesbezuglichen Verhaltnissen bei dem zweiten Versuchs- tiere besprochen werden.

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0 134 LARS RAMBE:

2. Die Veranderungen in der Artzusammensetzung der Mikrofauna und in der Anzahl der Individuen beim Versuchstier IV

Proben aus dem Panseninhalt von diesem Tiere wurden gewohnlich gleichzeitig mit den Proben von dem vorhergehenden Tiere entnommen. Die Probenentnahme vom Versuchstier IV wurde ungefahr 2 Monate nach dem Tode der vorigen Kuh fortgesetzt, und zwar wurden insgesamt 4 Proben wahrend dieser Zeit entnommen. Die Mikrofauna im Pansen dieses Tieres unterschied sich von derjenigen des vorigen Tieres sowohl betreffs der Artzusammensetzung als auch in der Anzahl der Individuen. Auch bezuglich der physiologischen Beschaffenheit des Panseninhalts zeigten die beiden Kuhe ziemlich bedeutende Abweichungen voneinander. Trotzdem ging die hemmende Einwirkung des Salzes auf die Entwick- lung der Protozoen auch bei dieser Versuchskuh deutlich hervor.

In der ersten Pansenprobe fanden sich folgende 23 Prozoenarten (s. Tab. 35): Butschlia parva, Isotr icha intestinalis, Is. pro- s toma, Is. ruminant ium, Entodinium bimastus, En. bursa, En. caudatum, En. furca dilobum, En. longinucleatum, En. minimum, En. rostratum rostratum, En. simplex, En. t r i a - cum dextrum, En. vorax vorax, En. vorax bispinosum, Anoplodinium dent iculatum t e t r acan thum, An. dent. den- t iculatum, An. posterovesiculatum bilobosum, Eudiplodi- nium affine, Eu. ro s t r a tum, Polyplastron multivesicula- t um, Ostracodinium obtusum obtusum und Ophryoscolex purkynjei. Die Anzahl der Protozoen bei dieser Kuh betrug 135000, von denen 15000 groBe Formen waren (s. Tab. 36). Das Verhaltnis, das sich hier auf 8 belief, wurde also auf eine schlechtere qualitative Zu- sammensetzung der Protozoen als bei dem andern Versuchstiere deuten. Die Wasserstoffionenkonzentration entsprach dem pH-Wert von 7,o und war somit fur die Entwicklung der Protozoen sehr giinstig. Der Pansen- inhalt besal3 schleimartige Beschaff enheit, ohne daB sich hierfur eine Erklarung geben 1aiBt. - In der nachsten, 13 Tage spater entnommenen Probe war die Anzahl der Protozoenarten um eine gestiegen. Eine hderung in der Artzusammensetzung bestand darin, daB Biitschlia neglecta, Eudi- plodinium neglectum dilobum zugekommen und eine Art, namlich An o p lo dini u m d e n t i cu 1 at urn t e t r ac a n t h urn verschwunden war. Die Anzahl der Protozoen zeigte in dieser Probe eine sehr starke Zu- nahme, namlich um 72000, und erreichte somit 207000, von denen 24100 aus groBen Formen bestanden; die Anzahl der letzteren war um 9100 gestiegen. Das Verhaltnis zwischen den kleinen und groBen Formen anderte sich dadurch von 8,o (in der vorhergehenden Probe) auf 7,6.

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG USW. 135

Die Reaktion der Probe zeigte ebenfalls keine groBere Veranderung, der pH-Wert betrug namlich 6,9. Die schleimige Beschaffenheit der Probe hatte sich erheblich vermindert.

Die 19 Tage spater entnommene, nachste Probe wies eine Ver- schlechterung auf. Die Anzahl der Arten war zwar dieselbe wie in der vorigen Probe (24), die gesamte Anzahl der Protozoen war aber ungefahr um 65000 gesunken. Die Anzahl der groBen Formen hatte sich um iiber 10000 vermindert, so daB sich das Verhaltnis zwischen kleinen undgroBen Formen auf 9,o belief, wahrend es im vorigen Falle 7,6 war. Einem Ein- flu0 der Reaktion konnte diese Verschlechterung nicht zugeschrieben werden, da der pH-Wert auch jetzt innerhalb der optimalen Zone lag. Die Probe hatte schleimigere Beschaffenheit als das vorige Mal.

In der 16 Tage spater entnommenen Probe lieB sich eine Zunahme in der Anzahl der Protozoenarten im Pansen um I nachweisen, nunmehr fand sich namlich das vorher nicht beobachtete Epidinium ecauda- tum caudatum. Die gesamte Anzahl der Protozoen zeigte eine Zu- nahme auf 181500 und die Anzahl der groBen Formen auf 16500. Die Probe wies also eine Verbesserung auf. Auch das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen hatte sich von 9,o auf 8,1 verbessert. Der pH-Wert war derselbe wie vorher. Die schleimige Beschaffenheit der Probe hatte sich vermindert.

In der nachsten, 12 Tage spater entnommenen Probe fand sich dieselbe Anzahl der Arten, doch lie0 sich eine hderung in der Zusammen- setzung wahrnehmen. Das in der vorigen Probe sparlich vorhandene Epidinium ecaudatum caudatum war nicht zu ermitteln, dagegen eine neue, vorher nicht beobachtete Art, namlich Entodinium loboso spinosum. Die Anzahl der Protozoen war sehr stark gesunken, sie betrug nunmehr 93 IOO und war die bei dieser Kuh bisher nachgewiesene niedrigste Frequenz. Auch die Anzahl der groBen Formen hatte sich stark vermindert und belief sich jetzt auf 10900. Das verbesserte Ver- htiltnis zwischen kleinen und groBen Formen, n m c h 7,s anstatt 8,1 vorher, vermochte natiirlich die starke Abnahme der kleinen wie groBen Formen nicht aufzuwiegen. Vielleicht lag die Ursache der geringen Anzahl der Protozoen in der stark schleimigen Beschaffenheit der Probe. Dieselbe war dickfliissig, fast von hiihnereiweil3ahnlicher Konsistenz. Bei einer derartigen Beschaff enheit der Probe ist es schwierig, eine homogene Verteilung der Protozoen in derselben zu erzielen, weshalb die 25hlungs- resultate fehlerhaft sein konnen. Zur ZWung muB das Material fixiert werden. Man entnimmt hierzu aus der ganzen Masse der Probe von ungefiihr einem halben Liter z. B. 10 ccm. In einer so kleinen Menge von Material kann man bei stark schleimiger Beschaffenheit derselben natiirlich nicht immer eine gleichmuige Verteilung der Protozoen bei

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136 LARS RAMBE:

der Fixierung erreichen. Der pH-Wert dieser Probe war bedeutend niedriger, er betrug 6,6.

Die hierauf folgende Probenentnahme geschah am 25.6., also un- gefahr einen Monat nach dem Beginn der Salzbehandlung. Die Anzahl der Arten war dabei nur von 25 auf 23 gesunken, und zwar infolge des Verschwindens von En tod in ium bur sa und Eudip lodin ium neg- lec tum dilobum. Durch eine verhaltnismaBig starke Abnahme der Anzahl der grof3eren Formen um ungefahr 4500 anderte sich das Ver- haltnis zwischen kleinen und groBen von 7,5 auf 13,o. Der hemmende EinfluB des Kochsalzes auf die Protozoenentwicklung trat in dieser Probe demnach in sehr deutlicher Weise hervor, besonders in Bezug auf die qualitative Zusammensetzung der Mikrofauna. Das Ergebnis dieser Probe scheint also zu bekraftigen, da13 die Salzverabreichung in gewissen Fallen eine Verschlechterung der Mikrofauna im Pansen des Rindes bedingen kann, und zwar nicht so sehr durch eine Verminderung der Anzahl der Arten oder Individuen als durch eine Verschlechterung des Verh&ltnisses zwischen kleinen und groBen Formen. Es geniigt also nicht, die Anzahl der Protozoen pro ccm anzugeben, sondern man soll auch die Verteilung zwischen den verschiedenen Formen beriick- sichtigen. Der pH-Wert dieser Probe belief sich auf 7,r. Die Beschaffen- heit der Probe war ungefahr ebenso schleimig wie bei der vorigen Probe.

Die Anzahl der Arten in der nachsten, nach 13 Tagen entnommenen Probe war um weitere 2 gesunken und betrug nunmehr 21. Verschwunden waren En tod in ium vorax v o r a x und En. furca di lobum. Vie1 wichtiger war jedoch der ungewohnlich starke Fall der Protozoenanzahl von 89100 auf 17300. Die Anzahl der gro13en Formen zeigte ebenfalls ein starkes Absinken, namlich von 6400 auf rgoo. Das Verhaltnis zwi- schen kleinen und groBen Formen hatte sich zwar von 13,o zu 8,r ver- bessert, es konnte aber die katastrophale Verminderung der Protozoen- menge natiirlich nicht aufwiegen. Da auch jetzt der pH-Wert innerhalb der optimalen Zone lag, stand die Reaktion der Probe mit der starken Verschlechterung der Mikrofauna nicht in ursachlichem Zusammenhang. Die Beschaffenheit der Probe war fortgesetzt stark schleimig.

Die 43 Tage spater vorgenommene Untersuchung des Panseninhalts eeigte eine Verminderung in der Anzahl der Arten von 21 auf 16. Ver- schwunden waren I so t r i cha in tes t ina l i s , Is. pros toma, E n t o - d in ium bimas tus , En. loboso sp inosum und En. t r i acum dex- t rum. Die Anzahl der Protozoen zeigte in dieser Probe eine Abnahme um iiber 6000 auf 11200, unter denen nur 500 groBere Formen waren. Der starke Abfall der Anzahl g rohr Formen bewirkte, daB das Ver- hatnis zwischen kleinen und grohn eine so hohe Ziffer wie 21,o er- reichte. Dieses Bild der Mikrofauna gleicht demjenigen bei Ktihen,

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 137

welche an der sog. sskravelakrankheit stark leiden. Der aus einer solchen Mikrofauna zu ziehende Nutzen mu0 bei diesem Versuchstiere ganz unbedeutend gewesen sein. Der pH-Wert des Panseninhalts zeigte eine Steigerung auf 73 und lag also auch jetzt innerhalb der normalen Gren- Zen. Die Probe war stark schleimig.

Nach 20 Tagen wurde eine neue Probe aus dem Panseninhalt ent- nommen. In derselben war die Anzahl der Arten hoher als vorher, da sich I so t r icha pros toma, En tod in ium vorax vo rax , En. loboso sp inosum und En. t r i a c u m dex t rum in sparlicher Anzahl fanden. Auch die Anzahl der Individuen war um 2700 gestiegen, darunter hatte die Anzahl der groBen Formen um 400 zugenommen. Das Verhdtnis zeigte eine Verbesserung von 21,o auf 14,4. Dieselbe vermochte jedoch den Gesundheitszustand der Kuh nicht nennenswert zu begiinstigen, da die gesamte Anzahl von 13900 zu gering war. Die Probe wies eine etwas weniger schleimige Beschaffenheit auf.

Die nachste, 15 Tage spater entnommene Probe zeigte in der Art- zusammensetzung eine Anderung insofern, als die in der vorigen Probe sparlich vorhandenen Arten I so t r ic h a p ro s toma , E n t odin ium loboso spinosum und En. t r i acum d e x t r u m verschwunden und eine geringe Anzahl von En tod in ium bimas tus , En. bu r sa sowie Epid in ium ecauda tum cauda tum hinzugekommen waren. Die An- zahl der Arten verblieb dagegen 20. Die Anzahl der Individuen stieg auf 20600, unter denen sich 2100 groBe Formen befanden. Das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen hatte sich somit zu dem Werte 8,8 verbessert. Der pH-Wert betrug 7.0. Die Probe hatte ungefahr dieselbe schleimige Beschaffenheit wie vorher.

In einer nach weiteren 14 Tagen entnommenen Probe fand sich dieselbe Artanzahl, in der Artzusammensetzung lieB sich aber eine un- bedeutende Veranderung feststellen, I so t r i cha pros toma und E n t o - d in ium t r i acum d e x t r u m waren namlich hinzugekommen, E n t o - d in ium bur sa und Ep id in ium ecauda tum c a u d a t u m jedoch ver- schwunden. Von Interesse ist der Umstand, daB gewisse Arten bei dieser Kuh nicht schnell, auf einmal verschwanden, sondern allmahlich, indem sie in manchen Proben in sparlicher Anzahl wiedergefunden wurden. Ein Ersatz gewisser Arten durch andere ohne nennenswerte hde rung der Artanzahl lie0 sich auch schon friiher konstatieren. Eine bestimmte Erklarung laBt sich hierfiir nicht geben, doch diirfte dieser Umstand dem Anpassungsvermogen der Protozoen an die neuen Verhdtnisse und der Widerstandskraft der Protozoen zuzuschreiben sein. Die gesamte Anzahl der Protozoen war fast dieselbe wie vorher, sie betrug namlich 20800. Die Anzahl der g rohn Formen war jedoch stark gefallen, nam- lich von 2100 auf 750, so daB sich das Verhaltnis zwischen kleinen und

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138 LARS RAMBE:

groBen Formen sehr verschlechtert hatte, - 21,7 gegeniiber 8,8 vorher. Der pH-Wert und die schleimige Beschaffenheit der Probe zeigten im Vergleich zu der vorhergehenden nur unbedeutende Abweichungen.

Die letzte Probe wurde von dieser Kuh am 22. 10. entnommen. Die Artanzahl war um weitere Arten gesunken und bestand nunmehr ins- gesamt aus 15 Arten. Verschwunden waren Isotricha prostoma, Is. ruminant ium, Entodinium vorax vorax, En. ro s t r a tum rostratum und En. tr iacum dextrum. In dieser Probe fanden sich ungewohnlich viele Flagellaten. Diese Protozoen begannen in den letzten Proben in immer groBerer Anzahl aufzutreten. GroBere Beachtung wurde ihnen nicht geschenkt, weil sie wegen ihrer geringen Dimension keine grollere Bedeutung fur das Wirtstier haben diirften. Die Anzahl der Individuen hatte sich bis zu 11800 vermindert, unter denen sich 700 groBe Formen befanden. Die Mikrofauna hatte sich somit wieder erheb- lich verschlechtert. wogegen sich das Verhaltnis infolge des Umstandes, daB die Anzahl groBer Formen nicht in derselben Proportion wie die Anzahl der kleinen gesunken war, etwas verbessert hatte. Das Ver- haltnis betrug jetzt 15,g. Der pH-Wert der Probe belief sich auf 6,6.

Ein Vergleich der Resultate dieser Untersuchungen iiber die Art- zusammensetzung und Anzahl der Individuen der Mikrofauna sowie die Beschaffenheit der Proben (siehe auch die Tabellen 33, 34, 35, 36) zeigt ziemlich grolle Unterschiede zwischen den Ergebnissen der beiden Versuchstiere. Gewisse Arten, wie Anoplo dium anisa ca n t h u m , Epidinium ecaudatum ecaudatum, Ep. ec. bulbiferum, Ep. ec. hamatum, Ep. ec. bicaudatum, Ep. ec. t r icaudatum und Ep. ec. quadricaudatum zeigten eine zahlreiche Frequenz bei Ver- suchstier 111, wahrend sie bei Versuchstier IV iiberhaupt nicht ermittelt wurden. Umgekehrt kamen Entodinium minimum, En. bimastus, En. bursa, En. furca dilobum, Eudiplodinium neglectum dilobum, Polyplastron multivesiculatum und Ophryoscolex purkynjei beim Versuchstier IV in groBer Menge vor, wahrend sie beim Versuchstiere I11 niemals beobachtet wurden.

Abgesehen hiervon, hat jedoch die Salzverabreichung bei beiden Tieren eine Verminderung der Anzahl der Arten herbeigefiihrt. Obwohl die Anzahl der Proben vom Versuchstier I11 nicht gleich groll war wie diejenige vom Versuchstier IV, so scheinen die Veranderungen ki Versuchstier I11 in der Regel doch gleichmalliger vorsich gegangen zu sein als bei Versuchstier IV. Beim letztgenannten Tiere wechselte die Verminderung der einen Art mif einer Steigerung der anderen ab, wobei

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 139

diejenige Art, welche bei der einen Probenentnahme verschwunden war, bei der andern sich wieder fand.

Die Anzahl der Individuen und ferner das Verhaltnis zwischen kleinen und grol3en Formen wiesen beiden bei den Versuchstieren eben- falls groBe Unterschiede auf. Beim Versuchstier I11 waren die diesbeziig- lichen Veranderungen gleichfalls ausgeglichener und das Verhdtnis kon- stanter als beim Versuchstier IV.

Die Salzgaben hemmten warend der ersten Monate die Entwick- lung der Protozoen beim Versuchstier IV starker als bei 111, und zwar besonders diejenige der groBen Formen. Im dritten Monat wurde jedoch die Widerstandskraft der Protozoen beim Versuchstier I11 fast ganz gebrochen, wahrend bei IV dieselbe nur eine gewisse Abschwachung erfahren hatte.

Hinsichtlich des pH-Wertes und der schleimigen Beschaffenheit der Probe erwies sich der Panseninhalt beim Versuchstier I11 konstanter als bei IV.

3. Die Verminderung des Volumens der Pansenprotozoen beim Rinde infolge der Kochsalzfutterung

In der vorher genannten Arbeit (1938) teilt Koffman (60) mit, daB eine Verabreichung von Salz eine Verminderung des Volumens der Protozoen verursacht. Diese Beobachtung wird durch die Untersuchun- gen der Mikrofauna im Pansen der beiden Versuchstiere bestltigt. Die Abnahme des Volumens war bei gewissen grol3en Protozoen so stark, daB dieselben - wie oben erwahnt - zu den kleinen Formen gezahlt werden muBten. Hierin diirfte groBenteils die Erklarung dafur liegen, daB das Verhaltnis zwischen kleinen und groBen Formen nach dem Beginn der Salzbehandlung in mehreren Proben stark stieg, wie z. B. bei Versuchstier I11 am 8. 7. (s. Tab. 34) und bei Versuchstier IV am 25.6., 20.8. und 8. 10. (s. Tab. 36) die Verminderung des Volumens infolge der Salzgaben trat bereits kurze Zeit nach Beginn der Salzbehand- lung ein. Die Abnahme des Volumens war zu diesem Zeitpunkt auch am starksten. Eine weitere Verminderung des Volumens schien dann durch die Widerstandskraft der Protozoen verhindert zu werden.

Dieses geht aus den Abb. 7-12 (Taf. 4 und 5) hervor, die fixierte Protozoen zu verschiedenen Zeiten entnommener Proben aus dem Pansen- inhalt vorstellen. Abb. 7 veranschaulicht Entodinium caudatum in seiner normalen GroBe (bei der angegebenen VergroBerung), vor Beginn der Salzbehandlung von Versuchstier 111 aus dem Panseninhalt ent- nommen. Abb. 8 zeigt das Volumen dieser Form in der ersten Probe nach Beginn der Salzzufuhr, d. h. nach taglicher Salzverabreichung

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140 LARS RAMBE:

wahrend ungefahr eines Monats, und Abb. 9 stellt dieselbe Art nach ungefahr weiteren 2 Monaten dar. Ein Vergleich der drei Bilder zeigt, daS der Unterschied des Volumens zwischen den beiden ersten Formen wesentlich groSer ist als zwischen den beiden letzteren. Die Verhdtnisse beispielsweise bei Eudiplodinium rostratum (Abb. 10-12) vom Versuchstiere IV sind ahnlich. Abb. 10 veranschaulicht dieses Protozoen vor der Salzverabreichung, Abb. 11 ungefahr einen Monat nach tag- lichem ZuschuS von 200 g Kochsalz und Abb. 12 nach ungefahr weiteren 3’1% Monaten. Auch bei diesem Versuchstiere war die Verminderung des Volumens der Protozoen am Anfang der Salzbehandlung am starksten. Die Abb. 13 und 14 (Taf. 6) zeigen die Verminderung des Volumens bei Entodinium longinucleatum, von Versuchstier I11 vor und nach Beginn der Salzverabreichung entnommen. Die ubrigen Bilder stellen Pansenprotozoen von fixiertem Material verschiedener Proben dar, die nur von Versuchstier IV entnommen wurden, da sich der Grad der Ver- minderung des Volumens im groBen ganzen bei beiden Versuchstieren ahnlich gestaltete. Die Abb. 15 und 16 (Taf. 6) zeigen Entodinium rostratum vor und nach Beginn der Salzbehandlung, die Abb. 17 und 18 (Taf. 7) eine andere kleine Form, Entodinium minimum, ebenfalls vor und nach Beginn der Salzverabreichung. Entodinium triacum dex t rum (Abb. rg und 20, Taf. 7), Entodinium bimastus (Abb. 21 und 22, Taf. 8), Entodinium longinucleatum (Abb. 23 und 24, Taf. 8) und Anoplodinium dent iculatum dent iculatum (Abb. 25

und 26, Taf. 9) sind andere kleine Formen aus dem Panseninhalt des Versuchs’tieres IV. Ein Vergleich zwischen deren GroSe vor und nach Beginn der Salzbehandlung zeigt deutlich, in welchem Umfange die Verminderung des Volumens bei diesen Protozoen stattgefunden hat. Die Abnahme des Volumens bei den kleinen Protozoen diirfte fur das Wirtstier natiirlicli von Bedeutung gewesen sein, wenngleich nicht in demselben MaSe wie die Verminderung des Volumens bei den groSen Formen, von denen einige in den ubrigen Bildern wiedergegeben sind. Von diesen veranschaulichen die Abb. 27 und 28 (Taf. 9) Ostra- codinium obtusum obtusum vor und nach Beginn der Salzverab- reichung, und die Abb. 29 und 30 (Taf. 10) Eudiplodinium affine.

Eine Verminderung der linearen Dimension bei einem Protozoen um ein Funftel fiihrt eine Abnahme des Volumens auf fast die Halfte herbei, was aus den Abbildungen hervorgeht. Die Bedeutung einer Ver- minderung des Protozoenvolumens auf die Hiilfte fur das Wirtstier diirfte einleuchten, falls die Protozoen schadliche Bakterien vernichten oder eine Nahrungsquelle fiir das Wirtstier bilden.

Der hemmende EinfluS des Kochsalzes auf die Entwicklung der Mikrofauna im Pansen des Rindes scheint durch diese Untersuchungen

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 141

bewiesen zu sein. Die Ergebnisse widerlegen nicht nur die Theorie, daD . die Protozoen schadlich seien, sondern sprechen auch fur die Bedeutung

der Pansenprotozoen fur das Rind. Die Resultate dieser Untersuchungen stutzen die Theorie, daB die Protozoen einen der Faktoren bilden, welche bei der Entstehung von Inanitionskrankheiten infolge zu groBer Gaben von Kochsalz zum Futter in Betracht kommen.

Zusammenfassung

Die quantitative und qualitative Zusammensetzung der Mikrofauna im Pansen wurde bei zwei Versuchskuhen studiert. Diese Tiere erhielten zunachst wahrend 2'i2 Monate eine konstante Futterung ohne beson- deren KochsalzzuschuB, danach taglich per 0s 200 g Kochsalz, in I Liter Wasser gelost.

Die Artzusammensetzung der Mikrofauna, die Anzahl der Indivi- duen und die physiologischen Verhaltnisse zeigten zwischen den beiden Versuchstieren wahrend der Versuchszeit Abweichungen, was aus den beigefugten Tabellen (33, 34, 35 und 36) hervorgeht.

Der hemmende EinfluB des Kochsalzes auf die Entwicklung der Protozoen machte sich bei jedem der beiden Versuchstiere deutlich geltend. Im allgemeinen waren die groBeren Protozoenarten gegen das Salz empfindlicher als die kleinen. So verschwanden beispielsweise unter den Holotrichaformen die groDen Isotrichaarten nach einer gewissen Zeit, wahrend die kleinen B u t s c hliarten wahrend der ganzen Versuchs- zeit stets zugegen waren. Von den Oligotrichaformen erwiesen sich ebenfalls die groBeren Formen, wie En tod in ium bur sa , En. v o r a x vo rax , Eudip lodin ium neglectum di lobum und Epid in ium e c a u d a t u m quadr i cauda tum empfmdlicher als die kleinen, wie E n t o d i n i u m cauda tum oder En tod in ium simplex. Aber sowohl die groBen als auch kleinen Arten, welche nach Beginn der Salzbehand- lung nicht verschwanden, fielen bedeutenden Veranderungen in h e m Volumen anheim. Sie zeigten infolge der Salzverabreichung eine Ver- kleinerung, die zuweilen so stark war, daB ihr Volumen die Hiilfte des Umfanges vor der Salzbehandlung betrug (s. Abb. 7-30, Taf. 4-10). Infolge des Kochsalzzuschusses nahm die Anzahl der kleinen Formen auf Kosten der groBen zu.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, daB die Anwensenheit einer Art nach der Salzbehandlung nicht deren Unemplindlichkeit fiir Koch- salz zu beweisen braucht, sondern es erwies sich im Gegenteil, daB die meisten 'Arten sehr emphdlich sind und oft mit einer Venninderung des Volumens reagieren. Es liegt auf der Hand, daB die Bedeutung der

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142 LARS RAMBE:

A r t e n

Holotricha Bii tschl ia neglecta ............ parva .............. I s o t r i c h a intestinalis ......... prostoma ........... ruminantium ....... Oligotricha E n t o d i n i u m caudatum .......... loboso spinosum ..... longinucleatum ..... rostratum rostratum simplex ............ triacum dextrum ... vorax bispinosum ... vorax vorax Anoplodin ium denticulatum dia-

canthum ......... denticulatum tetra-

canthum denticulatum anisa-

canthum ......... denticulatum denti-

culatum .......... posterovesiculatum

bilobosum ........ E u d i p l o d i n i u m affine .............. maggii ............. medium medium .... neglectum bovis .... neglectummonolobum rostratum .......... O s t r a c o d i n i u m obtusum obtusum ... E p i d i n i u m ecaudatum ecaudatum ecaudatumbulbiferum ecahdatum caudatum ecaudatum hamatum ecaudatum bicau-

datum ........... ecaudatum tricau-

datum ........... ecaudatum quadricau-

datum ........... ecaudatumcattaneoi .

........

.........

Tabelle 33 Die Artzusammensetzung der Mikrofauna im Rumen withrend der Versuchszeit

beim Versuchstier I11

Probe entnommen am 11. 3. 124. 3. 1 12. 4. 128. 4. I 10. 5. 125. 6. 1 8. 7. 120. 8.

+ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + - + + + + + + + - + + + + + + + -

3. + + + + + 4- + + + + + + + + + + + -t + + + + + + + + + + + + - + + + + + + + + 4- + -I- + + + 4- - - _ - + + + + + + + - + - + + + - - - - -

+ + 4- + + f 4- + - - - + + + + + + -

- - -

+ + 4- 4- + -

4- + 4- + -k + f

- + + + + + + - + + + + + + + + 4- - - - - t - - - + + + + - + + - - - + - + + - - + + + + + + - + + i- + + + -

- - + + + + + - - - - + + + + - + + 4- 4- 4- -k 4- - + + + + -k + + + - + + + + + + - - + + + + + + - - + + + + - - - - + - - - + - -

-

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CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 143

Tabelle 34 Die Anzahl der Protozoen und die physiologischen Verhhltnisse in Proben aus dem

Panseninhalt des Versuchstieres I11 - - Tag

- - 1937 11.3. 24. 3. 12. 4. 28. 4. 10. 5.

25. 6. 8. 7. 20. 8.

Gesamt- anzahl der Protozoen pro ccm

126500 133400 250100 163 700 148300

121600 190800 3 900

Lnzahl groBei Formen pro ccm

22 400 23 200 34 600 25 400 21 300

I 7 600 14100 400

Terhhltnis dei Lnzahlkleinei und groL7er

Formen

- pH-Wert

des Pansen- inhalts

7.6 6.8 699 6.8 6,s

69 6 9 7. I

Beschaffenheit der Pansenprobe

Schleimig Nicht schleimig

Etwas schleimig Diinnfliissig,

fast farblos

Protozoen fur ihr Wirtstier durch die Annahme des Volumens eine hderung erfahrt.

Der EinfluS der Salzbehandlung auf die quantitativen Verhaltnisse gab sich zunachst durch ein Sinken der Anzahl der Protozoen zu er- kennen. Wichtiger war jedoch eine Verschlechterung des Verhiiltnisses zwischen der Anzahl der kleinen und groSen Formen, indem dasselbe zugunsten der ersteren verschoben wurde, was teils dem Verschwinden der groBen Formen und teils der Verminderung ihres Volumens zu- geschrieben werden muB.

Das Verschwinden und die Verminderung des Volumens der Proto- zoen im Pansen gestaltete sich bei den beiden Versuchstieren verschieden- artig, was einerseits dem individuellen Anpassungsvermogen der Proto- zoen, ihrer verschiedenen Widerstandskraft und andererseits den ver- schiedenen physiologischen Verhiiltnissen im Pansen zuzuschreiben sein diirfte.

Aus diesen Versuchen ging ferner hervor, daS die Wasserstoffionen- konzentration durch die Salzbehandlung nicht nennenswert beeinfluBt wurde. Die Verminderung in der Anzahl der Protozoen und die Ver- schlechterung in der Zusammensetzung der Mikrofauna fand statt, ob- gleich die Reaktion des Panseninhalts innerhalb der fiir die Protozoen- entwicklung optimalen Grenzen, pH 6,5-7,5, lag.

Die Schleimbildung im Pansen stand ebenfalls in keiner Beziehung mit dem pH-Wert des Panseninhalts.

Durch diese Untersuchungen ist es als bewiesen zu betrachten, daB ein ttiglicher ZuschuB von Kochsalz wiihrend langer &it einen deutlichen

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144 LARS RAMBE

Tabelle 35 Die Artzusammensetzung der Mikrofauna im Rumen wahrend der Versuchszeit

beim Versuchstier IV

Probe entnommen am

Arten

Holotricha Butschlia neglecta .......... parva. ............ I so t r icha intestinalis ........ prostoma ......... ruminantium ......

Entodin ium bimastus ......... bursa ............ caudatum ........ furca dilobum .....

oligotricha

loboso spinosum ... longinucleatum .... minimum ......... rostratum rostratun: simplex .......... triacum dextrum . . vorax bispinosum . Anoplodinium denticulatum tetra-

canthum ....... denticulatum denti-

culatum ........ posterovesiculatum

bilobosum ...... Eudip lodin ium . affine ............ neglectum dilobum mstratum ........ Polyplas t ron .... multivesiculatum . , Ostracodinium obtusum obtusum ,

Epidin ium ecaudatum caudatun Ophryoscolex purkynjei ........

vorax vorax .......

r;, I w - -

- + + + +

+ + + + + + + + + + +

-

+ + + + + + +

-

-

+

r;, 4 N - -

+ + + + +

+ + + + + + + + + + +

-

-

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d- N e(

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B 6 - -

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r; m - -

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L

-

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-

A

+

6 6 - -

+ + - + + - - + + + + -I- + + + +

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6 4 - -

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Page 24: IX. Kapitel: Der Einfluß der Überdosierung des Kochsalzes auf die Kochsalzkonzentration des Pansens beim Rinde und auf die Mikrofauna daselbst

CHRONISCHE KOCHSALZVERGIFTUNG usw. 145

Tabelle 36 Die Anzahl der Protozoen und die physiologischen VerhBltnisse in Proben aus dem

Panseninhalt des Versuchstieres IV =

Tag

- - I937 11. 3. 24. 3. 12. 4. 28. 4. 10. 5.

25. 6. 8. 7. 20. 8 . 9. 9. 24. 9. 8. 10. 22. I 0

Gesamt- anzahl der Protozoen pro ccm

135 000 207000

181500 93 100

89100 17300

I3 900 20 600 20 800 I I800

142500

I1200

Lnzahl groDe1 Formen

pro ccm

I 5 000 24 100 14 200 16500 10900

6 400 I goo

500 900

750 700

2 I00

TerhBltnisdei hzahlkleinel und groBer

Formen

- pH-Wert

des Pansen- inhalts

Beschaffenheit der Pansenprobe

Schleimig

Etwas schleimig Stark ,,

Etwas ,, Schleimie Teilw. scGeimig Etwas ,,

und fur das Wirtstier vielleicht schadlichen EinfluB auf die Protozoen- fauna im Pansen entfaltet. Diese Untersuchungen sprechen weiter fiir die Richtigkeit der Theorie eines Zusammenhanges zwischen der Proto- zoenfauna im Pansen und gewissen Formen von Inanition beim Rinde.

SchluSdiskussion iiber den Einfiul3 der aglichen Kochsalz- uberdosierung beim Rinde

Die im VI. Kapitel aufgestellte Hypothese, daB ein wahrend lingerer Zeit mit der taglichen Fut te r ra t ion verabreichter KochsalzuberschuB beim Rinde moglicherweise Inanition verursachen kann, wurde durch die Resultate der vorliegenden Untersuchungen bestatigt. Der abgemagerte Zustand der Versuchs- tiere I und IV geht aus den Abbildungen in den Tafeln I und 2 hervor. Hiermit stimmt auch die nach der Salzperiode beim Versuchstier IV erhaltene Gewichtsziffer uberein. Das Gewicht dieses Tieres hatte sich niimlich um ungefiihr 75 kg vermindert. Auch der Jungbulle (Versuchs- tier I) zeigte nach einer ungefiihr Jahr dauernden Salzfutterung eine wesentliche Gewichtsabnahme im Verhiiltnis zu dem normalen Gewicht eines Jungbullen in diesem Alter. Bild I zeigt das Aussehen des Versuchstieres I zu Beginn der Salzbehandlung im Mai 1935 und Bild 2 dasselbe Tier ungefiihr ein Jahr spater, zum Zeitpunkt des Ab- schlusses des Versuchs. Das Bild 3 veranschaulicht eine der Versuchs- kiihe in der Tierarztlichen Hochschule kurz vor Beginn der Kochsalz-

Skandmav. Arcbiv. Supplement Nr. 13. zum 78. Bd. 10