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Seite 13: Gehaltsstudie der IG Metall – Frauen holen auf Leiharbeit und Werkverträge im ITK-Sektor Beunruhigender Trend Seite 6: Hewlett Packard – Konzern verweigert Informationen Seite 14: Innovationen – Zukunft geht anders IT-Magazin Nr. 3/2012 Das Branchenmagazin der IG Metall

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Page 1: IT-Magazin 03 2012 (17.9.) IT-MagazinIT-Mittelstand Gutes Geschäftsklima bringt mehr Arbeitsplätze ... abgeschlossenen Umfrage der IG Me-tall bei SAP Deutschland sind ernüch-ternd

Seite 13: Gehaltsstudie derIG Metall – Frauen holen auf

Leiharbeit und Werkverträge im ITK-Sektor

Beunruhigender Trend

Seite 6: Hewlett Packard –Konzern verweigert Informationen

Seite 14: Innovationen –Zukunft geht anders

IT-Magazin Nr. 3/2012

D a s B r a n c h e n m a g a z i n d e r I G M e t a l l

Page 2: IT-Magazin 03 2012 (17.9.) IT-MagazinIT-Mittelstand Gutes Geschäftsklima bringt mehr Arbeitsplätze ... abgeschlossenen Umfrage der IG Me-tall bei SAP Deutschland sind ernüch-ternd

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3IT-Magazin 3/2012

In eigener Sache

Viele Jahre galt der ITK-Sektor als Aushängeschild einer mo-dernen Arbeitswelt, die sich auszeichnet durch gute Ein-kommen und soziale Leistungen, innovative Jobs, betei -ligungsorientierte Arbeitsformen (Team- und Projektarbeit)sowie kontinuierliche Weiterbildung. Teilweise stimmt dasBild auch heute noch. Aber seit Jahren steckt die Branchein einem Erosionsprozess, der am Ende alles auf den Kopfstellen könnte.

Seit langem etwa lässt sich beobachten, wie Stamm -belegschaften systematisch abgebaut werden, um flexibleRandbelegschaften aufbauen und je nach Bedarf heuernoder feuern zu können. Viele ITK-Unternehmen tun dies, umKosten einzusparen. Aber es ist gar nicht ausgemacht, obsie letztlich nicht erheblich draufzahlen müssen.

Wenn sich (niedrigentlohnte) Leiharbeits- und Werkver-tragsverhältnisse weiter verbreiten, birgt das sozialenSprengstoff. Verschärft wird das Ganze, wenn sich die Ar-beitsverhältnisse durch virtuelle Netzwerke, Cloud Compu-ting und Crowd Sourcing noch weiter auffächern, so dassviele »Cloud Workers« so gut wie keine Chance mehr auf einen festen Job haben. Ein so entstehendes Hightech-Prekariat, mit dem die Arbeitgeber Druck auf die Stamm -beschäftigten ausüben, die Arbeitsordnung deregulierenund Lohndumping betreiben, schafft allenfalls kurzfristigKostenvorteile. Mittelfristig kann es die Motivation der Be-schäftigten ruckartig bremsen. Und langfristig nehmen sichdie Unternehmen damit die Chance, Innovationspotenzia-le aufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Mitdieser Strategie gefährden sie daher letztlich ihre Wettbe-werbsfähigkeit.

Ziel der IG Metall ist es, die Arbeitsbedingungen für alleBeschäftigten im ITK-Sektor zu verbessern. Daher kümmertsie sich auch um Leiharbeiter und Werkvertragler. Ein zen-traler Schaltknopf sind für die Gewerkschaft Tarifverträge.Diese können dazu genutzt werden, um Leiharbeit und Werk-verträge in den Unternehmen wieder auf Ausnahmen zu be-grenzen. Und sie helfen mit, in den Betrieben – wie aktuellbei Atos und SEN – unterschiedliche »Klassen« von Beschäf-tigten zu vermeiden.

Die Instrumente sind vorhanden, um ein wachsendesHightech-Prekariat zu verhindern. Jetzt kommt es darauf an,sie einzusetzen. Das ist das Ziel der IG Metall-Kampagne»Arbeit: sicher und fair – für Alle«.

Ihre Redaktion

Das IT-Magazin im Internet:www.igmetall-itk.dewww.igmetall.de/itk

SAP: Gleichberechtigung entwickelt sich schleppend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

Avaya: »Personalplanung« erstreckt sich in Personalabbau . . . . . . . . . . . . . 5

NSN: Arbeitsplätze in der Fläche gesichert . . . . 6

Leiharbeit und Werkverträge

Beunruhigender Trend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Gefahr von Lohndumping . . . . . . . . . . . . . . . . 11

IG Metall macht mobil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

IG Metall-Entgeltanalyse: Frauen holen auf . . 13

Innovationen: Zukunft geht besser . . . . . . . . . 14

Service, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Hightech-Prekariat

Seite 7Die IG Metall möchte den tariflichen Schutz und dieArbeitsbedingungen aller Atos-Beschäftigten ver-bessern. Für die ehemaligen SIS-Bereiche (heuteAIS) will sie die Tarifverträge weiterentwickeln. Undfür die früheren Atos Origin-Bereiche (heute AIT)strebt sie ebenfalls einen Tarifvertrag an.

AUS DEM INHALT

Seite 6Hewlett Packard will weltweit knapp 30 000 Arbeits-plätze abbauen. Aber detaillierte Informationen überseine Umbaupläne hält der Computerkonzern zurück.Dagegen klagt nun der Europäische Betriebsrat bei HP.

Titelfoto: PantherMedia

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IT-Mittelstand Gutes Geschäftsklima bringt mehr ArbeitsplätzeDas Geschäftsklima im IT-Mittelstandbleibt trotz der internationalen Finanz -krise gut. Dies wirkt sich positiv auf diePersonalplanung aus. Nach einer ak-tuellen Konjunkturumfrage des Bran-chenverbands Bitkom planen 63 Pro-zent der befragten Unternehmen, imlaufenden Jahr zusätzliche Beschäf -tigte einzustellen.

71 Prozent der kleinen und mittlerenITK-Unternehmen verzeichneten imzweiten Quartal 2012 gegenüber demVorjahreszeitraum steigende Umsät-ze. Am besten liefen die Geschäfte bei

den Anbietern von Software und IT-Services. Im Mittelpunkt vieler Aufträ-ge stehen unter anderem Cloud Com-puting, Business Intelligence oder dieEinbindung mobiler Endgeräte in dieIT-Umgebung von Organisationen.

Gestiegen ist auch die Investitions-bereitschaft. Drei von vier ITK-Unter-nehmen haben in Deutschland in ves -tiert; im Jahr zuvor waren es 70 Pro-zent. Sie wollen damit ihren Geschäfts-betrieb ausweiten sowie Forschungund Entwicklung stärken. »Im Ver-gleich zur Gesamtwirtschaft ist dieInvestitionsbereitschaft der ITK-Un-ternehmen überdurchschnittlichhoch«, sagt Heinz-Paul Bonn, Vize-

präsident von Bitkom. Eine große Zahlder Firmen befinde sich auf Wachs-tumskurs.

Arbeitsdruck im ITK-SektorSpitzenplatz beim »Burnout-Ranking«Beim ersten deutschen »Burnout-Ran-king« des manager magazins unter denDAX-Riesen nimmt SAP einen Spitzen-platz ein – hinter Allianz, Commerzbankund Deutsche Bank. Auch Infineon und-Siemens haben dabei kein Ruhmesblatter worben.

Viel zu lange haben die Unterneh-men die Erkrankung nicht ernst ge-nommen, kommentiert das Magazin.»Von einem Gesundheitsmanagement,dass etwa auch Risiken analysiert, amArbeitsplatz psychisch zu erkranken,sind viele Firmen noch weit entfernt.«

Betriebsräte können das bestäti-gen. So etwa kritisiert Ralf Kronig,SAP-Betriebsratsmitglied, dass derSoftwarekonzern seine Wettbewerbs-fähigkeit mit der Ge sund heit aller »er kaufe«. »Mit Hilfe von verkürztenTakten wird permanente Höchstlei-stung gefordert, tägliche Besprechun-gen und unrealistische Terminvorga-ben fördern den individuellen Leis -tungs druck«, so der Betriebsrat. »Aufder Strecke bleiben Regenerations-pausen, die Gesundheit und oftmalsdas Innovationspotenzial der Fach-kräfte, deren Motivation und Überzeu-gung, einer sinnstiftenden Tätigkeitnachzugehen.«

Bei 17 000 SAP-Beschäftigten inDeutschland gibt es 400 Langzeitkran-ke. Die Krankheitsrate ist in den letztenfünf Jahren um 100 Prozent gestiegen.Einen überproportionalen Zuwachsgibt es bei den psychischen Erkrankun-gen wie Burnout. Durch krankheitsbe-dingte Ausfallzeiten entstehen SAP –nach Angaben des Betriebsrats – über100 Millionen Euro Kosten.

IG Metall-Umfrage bei SAP Gleichberechtigung entwickeltsich eher schleppend Die Ergebnisse einer im Septemberabgeschlossenen Umfrage der IG Me-tall bei SAP Deutschland sind ernüch-ternd. Danach ist der Weg noch weit,

+ + ++ + +News

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GUTES GESCHÄFTSKLIMA IM ITK-MITTELSTANDBITKOM-Mittelstandsbarometer

Saldo der Umsatzerwartungen mittelständischer Anbieter im Quartal

Quelle: BITKOM

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5IT-Magazin 3/2012

+ + + + + ++ + + News

bis dort Frauen und Männer gleichge-stellt sind. So konnte sich die Hälfteder männlichen Beschäftigten in denletzten Jahren regelmäßig weiterbil-den, aber nur 40 Prozent der Frauen.Rund die Hälfte der befragten Frauenkritisiert, dass Mitarbeiterinnen nichtgleich behandelt werden, wenn es umdie Förderung für Fachkarrieren oderManagementpositionen geht.

44 Prozent der weiblichen Beschäftig-ten und 21 Prozent der Männer haltendas Gehaltssystem nicht für gerecht. Aufden Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mern lastet ein hoher Druck, Überstun-den zu leisten. Das erklärten 63 Prozentaller Befragten. Ein Drittel gibt an, Berufund Privatleben nur schwer miteinandervereinbaren zu können.

SAP will bis 2017 mindestens einViertel der Führungspositionen mitFrauen besetzen. Auch dafür mussdas Unternehmen noch viel tun, umdieses Ziel zu erreichen.

Nokia UlmMetallerinnen und Metaller vonNSN solidarisieren sichIG Metall-Betriebsräte und -Vertrau-ensleute von NSN solidarisieren sichmit den Beschäftigten des Nokia-Standorts Ulm, der Ende des Jahresgeschlossen werden soll. Dort sindbisher rund 730 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter für Forschung und Ent-wicklung beschäftigt. Ihre Arbeitsplät-ze gehören zu den weltweit rund10 000 Stellen, die Nokia bis Ende2013 vernichten will.

»Mit Entsetzen haben wir vernom-men, dass eure Firmenleitung euchaus einer rasanten Aufbauphase di-rekt in die Sandortschließung schi -cken will«, erklärte der NSN-Betriebs-rat aus Ulm. Die IG Metall-Vertrauens-körperleitung von NSN aus Münchenschrieb an die Nokia-Beschäftigten inUlm: »Dass die Kolleginnen und Kolle-gen, die jahrelang gute Arbeit gelei-stet haben, jetzt für die Fehler des Ma-nagements bezahlen sollen, ist füruns nicht akzeptabel.«

Die NSN-Belegschaften haben inden letzten Jahren selbst leidvoll er-fahren, was Arbeitsplatzabbau undStandortschließung bedeutet.

Tarifverhandlungen bei IBMKeine angemessene Entgelt -erhöhung in SichtTrotz rekordverdächtiger Gewinne imabgelaufenen Geschäftsjahr 2011 willIBM seine Beschäftigten am wirtschaft-lichen Erfolg von »Big Blue« nicht ver-nünftig teilhaben lassen.

Statt ein angemessenes Angebot fürdie aktuelle Tarifrunde auf den Tisch zulegen, war zunächst die Rede von einerNullrunde für die meisten Beschäftig-ten in Deutschland. Dabei haben dieseaufgrund der zunehmenden Arbeitsver-dichtung und dem gleichzeitig stattfin-denden stetigen Personalabbau denenormen Jahresüberschuss von einerMilliarde Dollar überhaupt erst möglichgemacht.

Kurzsichtig ist auch, dass IBM mit sei-ner Roadmap 2015 zwar auf weiter stei-gende Renditen setzt, aber mit seinemrigiden Sparkonzept den Beschäftigtendie Motivation nimmt, für wachsendeProduktivitätsgewinne zu sorgen.

Die IG Metall macht sich in der aktuel-len Tarifrunde bei IBM für eine deutlicheEntgelterhöhung für alle Beschäftigtenund faire Entgelttarifver träge stark. Siespricht sich gegen haustarifliche Öff-nungsklauseln und eine Verquickungvon betrieblichen Themen mit Gehalts-runden aus und fordert »Tariferhöhungstatt Nasenprämien!«.

IBM konnte sein Geschäftsergebnis2011 auf fast 16 Milliarden Dollar und

den Gewinn pro Aktie um 15 Prozentsteigern.

Avaya-Personalplanung »FY2012«Keine Rücksicht auf lokale Gegebenheiten»Weiß das Management noch, was estut?«, fragen sich die Vertrauensleuteder IG Metall bei Avaya. Anlass ist dieaktuelle Restrukturierung im Rahmender Personalplanung »FY2012«. Washier als »Personalplanung« ausgege-ben wird, schreiben sie in einem Flug-blatt, sei nichts weiter, als »wiedereinmal eine global beschlosseneMaßnahme, die den deutschen Ge -sellschaften übergestülpt worden ist,ohne Beachtung der lokalen Beson-derheiten«. Dahinter verberge sichPersonalabbau in reinster Form.

In Frankfurt sind von den Plänen derGeschäftsführung die Bereiche Tech -nischer Service, Dispatcher und SalesFactory betroffen; in Darmstadt derBereich Avaya Learning.

Die Vertrauensleute bei Avaya be -klagen, dass weniger Beschäftigtenmehr Arbeit aufgebürdet würde. »Wiewill man da wieder zu motivierten Mit-arbeitern kommen, die Avaya drin-gend notwendig hat?« Eine schlechte-re Kundenzufriedenheit und weitereUmsatzeinbrüche seien vorprogram-miert. Was die Vertrauensleute aberauch ärgert: »Die Chefs dürfen blei-ben.«

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Unternehmen

Seit Monaten ist bekannt, dass Hewlett Packard (HP) bis 2014 weltweit mehr als 27 000 Arbeitsplätze streichenwill. Aber noch immer rückt der Computerkonzern nicht mit detaillierten Plänen für den Umbau heraus. Damit verstößt er gegen Mitbestimmungsrechte und verhindert so, dass Alternativen zum Personalabbau entwickeltwerden können. Der Europäische Betriebsrat (EBR) klagt nun vor Gericht ein, dass er ausreichend informiert wird.

HEWLETT PACKARD

Konzern verweigert Informationen

Wochen- und monatelang haben die Beschäftigten vonNokia Siemens Networks (NSN) nicht nur für den Erhalt derDeutschland-Zentrale in München gekämpft, sondernebenso für den Verbleib des Unternehmens in der Fläche.Dadurch konnten auch in den Regionen viele Arbeitsplät-ze erhalten werden. Hunderte NSN-Beschäftigte hattensich zusammen mit der IG Metall im Frühjahr dafür einge-setzt, die bereits vom Unternehmen beschlossene Schlie-ßung des Standorts München zu verhindern. Dadurch ret-teten sie einen Großteil der dortigen Arbeitsplätze. DerErfolg machte anschließend auch den NSN-Beschäftigtenan den regionalen Standorten Mut, über Monate hinwegum ihre Arbeitsplätze zu kämpfen.

Die ursprünglichen Pläne der Unternehmensspitzesahen vor, alle Standorte außerhalb Münchens zu schlie-

ßen. Am Ende erreichten die Belegschaften und die IG Metall mit ihren Protesten, dass knapp 900 Stellen inder Fläche erhalten bleiben und lediglich 670 Arbeitsplät-ze abgebaut werden. Auch konnten in allen RegionenStandorte gesichert werden. Geblieben sind Hamburg imNorden, Leipzig und Berlin im Osten, Düsseldorf und Bonnim Westen, Mannheim im Südwesten und Augsburg imSüden. Für diejenigen Beschäftigten, die NSN verlassenmüssen, gibt es das Angebot, in eine Transfergesellschaftzu wechseln.

»Dank des Widerstands der Beschäftigten hat es NSNnicht geschafft, sich komplett aus den Regionen zu verab-schieden« resümiert Michael Leppek, Unternehmensbe-auftragter der IG Metall. »Dennoch schmerzt jeder verlore-ne Arbeitsplatz und jede Standortschließung.«

NOKIA SIEMENS NETWORKS: ARBEITSPLÄTZE IN DER FLÄCHE GESICHERT

Mindestens 8 000 Stellen will HP in den kommenden zwei Jah-ren in Europa streichen, hat die Konzern-Spitze im Mai verlau-ten lassen. Aber bis heute ist nicht bekannt, welche Länderund Standorte in welchem Ausmaß betroffen sind. SelbstDeutschland-Chef Volker Smid hielt sich auf einer Betriebsrä-teversammlung Ende August äußerst bedeckt. Er teilte ledig-lich mit, dass HP sich in keiner akuten Krise befände. Diedeutschen Standorte hätten auch kein Umsatz- sondern einKostenproblem. Aber die Antwort, wie dieses gelöst werdenkönnte, blieb er den anwesenden Betriebsräten schuldig.Deren Sorge ist, dass HP lediglich das Personal als wesent -lichen Kostenfaktor begreifen könnte.

Die europäischen Gewerkschaftsdachverbände UNI undIndustriAll, in dem auch die IG Metall Mitglied ist, haben des-halb Anfang September im Auftrag des Europäischen Be -triebsrats von HP Klage beim belgischen Arbeitsgericht inBrüssel eingereicht. Das Gremium sieht sich übergangen und

in seinen Informationsrechten verletzt. Selbst auf eindring -liches Nachfragen habe die Konzern-Spitze nur oberflächlichgeantwortet, berichtet Udo Verzagt, EBR-Vorsitzender bei HP.»Wir wissen nicht einmal, wie hoch die Kosten sind, die inEuropa eingespart werden sollen.« Außerdem habe HP denArbeitnehmervertretern verweigert, externen Sachverstandeinzubeziehen.

Mit seiner Klage will der EBR kurzfristig eine einstweiligeVerfügung erreichen, um zu verhindern, dass HP – ohne denBetriebsrat zu informieren – Organisationsveränderungenvor nimmt, die einem Stellenabbau vorangehen. Gleichzeitigwill er dem amerikanischen Management deutlich machen,dass es in Europa eine Mitbestimmungskultur gibt, an die sichauch HP halten muss. Zudem hat der EBR die Vereinbarungüber eine europäische Betriebsrätestruktur aufgekündigt. Er fordert, diese auf der Grundlage der erweiterten Informa -tions- und Beratungsrechte neu zu verhandeln, wie sie in derEU-Direktive von 2009 verankert sind.

Mit einem Protestbrief an die neue Konzern-Chefin vonHewlett Packard (HP), Meg Whitman, wollen Betriebsräte undBeschäftigte europaweit auf die Situation bei HP aufmerksammachen. Sie kritisieren darin die Pläne zum Personalabbauund verlangen, »einen langfristigen Zukunftsplan für HP zuentwickeln, der tatsächlich Aussicht auf Erfolg hat, weil wiruns alle dahinter versammeln und ihn unterstützen können!«

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Unternehmen

Die IG Metall hat bei Siemens Enterprise Communications (SEN) Ende Mai Eckpunkte durchgesetzt, die denBeschäftigten an allen SEN-Standorten gleiche tarifliche Standards sichern und sie dadurch besser schüt-zen. Damit erhalten sie überall und zum gleichen Zeitpunkt die von der IG Metall durchgesetzte Tarifer -höhung um 4,3 Prozent.

SIEMENS ENTERPRISE COMMUNICATIONS

Eckpunkte für einheitlichen Tarifvertrag

Bei der Übernahme von Siemens IT Solutions and Services(SIS) durch Atos Origin in die heutige Atos IT Solutions andServices (AIS) war es der IG Metall gelungen, die tariflicheBindung zu erhalten. Nun will sie den tarifvertraglichenSchutz ausweiten. Zum einen geht es darum, die Tarifver-träge im Interesse der Beschäftigten weiterzuentwickeln.Zum anderen macht sie sich dafür stark, dass auch für dieanderen Atos-Bereiche künftig Tarifverträge gelten, umdie Arbeitsbedingungen zu verbessern.

»Es geht nicht, dass die Beschäftigten in gemeinsamenTeams, aber zu unterschiedlichen Konditionen bei Atosarbeiten«, sagt Konrad Jablonski, IG Metall-Unternehmens-betreuer bei Atos. Denn während beispielsweise für die ehe-maligen SIS-Beschäftigten die 35,8-Stundenwoche tarifver-traglich vereinbart ist, gilt für den größten Teil der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer bei Atos Information Tech-nology (AIT, vormals Atos Origin) die 40-Stundenwoche.

Ein Tarifvertrag, der die Arbeitsbedingungen an allenAtos-Standorten verbessern könnte, wird aber nicht leichtzu erreichen sein. So drängt der Arbeitgeber bei AIS zumBeispiel darauf, dass dort ebenfalls künftig 40 Stundenpro Woche gearbeitet wird – selbstverständlich ohne Ent-geltausgleich. Das will die IG Metall nicht zulassen. Statteiner Nivellierung nach unten, setzt sie sich dafür ein,dass die Arbeitsbedingungen überall bei Atos tarifvertrag-

lich an höhere Niveaus angepasst werden. Ausgangs-punkt könnte der bei AIS bis Mitte 2014 geltende Tarifver-trag sein, der an den Tarif der Metall- und Elektroindustrieangebunden ist. Dadurch erhalten die AIS-Beschäftigtenautomatisch die von der IG Metall in den kommenden Tarif-runden durchgesetzten Entgelterhöhungen.

Zurzeit laufen erste Sondierungsgespräche mit derAtos-Geschäftsleitung. Die IG Metall strebt an, noch 2013zu einem Ergebnis zu gelangen. Ihr Ziel ist es, die Arbeits-bedingungen bei AIS über 2014 hinaus tarifvertraglich zusichern und durch einen gemeinsamen Tarifvertrag dieBeschäftigungsstandards auch der AIT-Kolleginnen und -Kollegen zu verbessern. Eine gemeinsame Tarifkommis -sion wurde bereits gebildet.

ATOS: SICHERHEIT DURCH TARIFVERTRAG FÜR ALLE

Deutschlandweit bekommen die SEN-Beschäftigten zum 1. Oktober die in der Tarifrunde 2012 von der IG Metall er -reichte Entgelterhöhung von 4,3 Prozent ausgezahlt. Dabeiwird durch einen »Verschiebe betrag« auch der schon ver -strichene Zeitraum ausgeglichen, weil in diesem Jahr dashöhere Entgelt um fünf Monate verzögert eingeführt wird.

Seit dem Ausscheiden der Unternehmenskommuni ka tions-Sparte aus dem Siemens-Konzern im Jahr 2006 und demJoint Venture mit The Gores Group 2008 drängte die IG Metall bei SEN auf einen einheitlichen Tarifvertrag für alledeutschen Standorte. Die jetzt vereinbarten Eckpunkteschaffen die Vorausetzung dafür, dass die Flächentarifverträ-ge der bayerischen Metall- und Elektroindustrie künftig füralle SEN-Beschäftigten gelten. Die Tariferhöhungen sollenzudem an allen SEN-Standorten zeitgleich umgesetzt wer-

den. Das Un ternehmen hat zugesagt, langfristig im Verbandder baye rischen Metall- und Elektroindustrie zu verbleiben.

SEN und IG Metall einigten sich auch darauf, dass Outsour-cing und ähnliche Maßnahmen vorerst ausgeschlossen wer-den. Weicht das Unternehmen von diesem Grundsatz ab,muss die Arbeitnehmerseite dem zustimmen. Ist absehbar,dass bei SEN Arbeitsplätze dauerhaft entfallen könnten,müssen beide Betriebsparteien unverzüglich Verhandlungendarüber aufnehmen, wie diese gesichert werden. Vorrang hatdabei, die betroffenen Beschäftigten auf anderen Arbeits-plätzen einzusetzen und sie entsprechend zu qualifizieren.

Ein Wermutstropfen für die IG Metall: Mit ihrem Ziel, ver-bindliche Regelungen zur Beschäftigungssicherung tarifver-traglich zu verankern, scheiterte sie am Widerstand derGores Group. Sie bleibt aber am Ball.

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LEIHARBEIT UND WERKVERTRÄGE IM ITK-SEKTOR

B e u n r u h i ge n d e r Leiharbeit und Werkverträge zählen im schnelllebigen ITK-Sektor schon langezum betrieblichen Alltag. IT-Spezialisten, Consultants und Freiberufler werdenauf der Basis von Werkverträgen beschäftigt oder über Leiharbeitsfirmen ent-sandt, um in ITK-Firmen Auftragsspitzen zu bewältigen, Projekte termingerechtabzuschließen, Produkte oder Teile von ihnen zu bearbeiten und um kreativeIdeen zu entwickeln.

In der Vergangenheit bewegten sich diese Arten von Beschäftigung in über-schaubaren Dimensionen. Aber immer öfter werden sie von den Arbeitgebernmissbraucht, um Kosten zu sparen, weniger produktive Tätigkeiten auszulagernund den Druck auf die Stammbeschäftigten zu erhöhen mit dem Ziel, deren Ein-kommen zu senken und die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern. In vielen Un-ternehmen ist ein erheblicher Anteil an Leiharbeit und Werkverträgen bereitsfest eingeplant, um Personal einzusparen und wirtschaftliche Risiken auszula-gern. Die Folge: zunehmend gespaltene Belegschaften, unsichere Beschäfti-gung, prekäre Einkommen und Jobeinstiege insbesondere für junge Leute. Einbeunruhigender Trend, der letztlich auch die Innovationsfähigkeit der Betriebebremst. Dagegen macht die IG Metall jetzt mobil.

Leiharbeit & Werkverträge

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Im ITK-Sektor sind Leiharbeit und Werkverträge seit vielenJahren gängige Organisationsformen im Arbeitsablauf. Aberihr Einsatz hat sich gewandelt: von der früheren Ausnahmezur heutigen Regel. Noch vor zehn Jahren sprangen Leihar-beitnehmer zumeist kurzfristig ein, um innerhalb eines ITK-Unternehmens Aufträge termin- und qualitätsgerecht nachVorgaben des Managements abzuwickeln; und Werkvertrag-ler brachten ihr Know-how, ihre spezielle Kompetenz und ih-re Kreativität von außen in das Unternehmen ein, um bei-spielsweise neue IT-Produkte mitzuentwickeln oder neue Pro-zesse in Gang zu bringen. Als Fachkräfte, insbesondere mitExpertenwissen, wurden sie in der Regel gut bezahlt. Das ver-einbarte »Werk« war zumeist klar sowohl inhaltlich als auchzeitlich umrissen. Es diente nicht dazu, Standardaufgabender Stammbeschäftigten auf Dauer auszulagern, um sie bil-liger wieder einkaufen zu können.

Mittlerweile sieht das vielfach anders aus. Leiharbeit undWerkverträge zählen heute oft bereits zum festen Bestand-teil der Personal- und Finanzpolitik eines Unternehmens. Siedienen Arbeitgebern nicht mehr nur als zeitlich begrenzte, son-dern als dauerhafte Flexibilisierungspuffer, die man schnellund ohne Kosten wieder los wird. Darin zeigt sich ein neuer,beunruhigender Trend.

Wachsendes AusmaßDie IT-Beratung und spezielle Ingenieurleistungen werden in-zwischen zu rund 65 Prozent über Werkverträge abgewi ckelt.Einfache Serviceleistungen und Reparaturaufträge zählenebenfalls zu Tätigkeiten, die zunehmend an Freelancer, Fremd-oder Verleih firmen vergeben werden. Der ITK-Sektor steht damit nicht allein. Auch in anderen Branchen, beispielswei-

se in der Automobilindus trie, werden Entwicklungs- und EDV-Arbeiten bereits großenteils – oft bis zu 50 Prozent – vonWerkvertragsunternehmen übernommen.

Viele ITK-Unternehmen kalkulieren heute in ihren Angebo-ten einen mehr oder weniger großen Anteil niedrig entlohn-ter atypischer Arbeit ein, um einen Kostenvorteil zu erzielen.Der besondere Nutzen von Leiharbeit und Werkverträgen: Sieermöglichen es ihnen, ihre Wertschöpfungsketten zu las tender Beschäftigten neu zu organisieren und effizienter zu ge-stalten. Dabei geht es ihnen unter anderem darum,

Kosten (insbesondere Personalkosten) durch konkurrie-rende Auftragnehmer, wegfallende Sozialabgaben undeine verringerte Stammbelegschaft einzusparen,

weniger produktive Tätigkeiten aus-zulagern und als niedrig entlohnteTätigkeiten wieder einzukaufen, sich auf die Kernkompetenzen zu kon-zentrieren und sich nur bei Bedarfneue Kompetenzen zu erschließen,ohne Personal vorhalten zu müssen,sich durch sachlich begrenzte undzeitlich befristete Verträge höchst-mögliche Flexibilität zu sichern,wirtschaftliche Risiken dem Werkver-trag-/Auftragnehmer (Fremdfirmaoder Freelancer) zu übertragen,die Stammbelegschaft unter Druck zusetzen und Leiharbeit sowie Werkver-träge als Hebel für Lohndumping zunutzen.

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Auftraggeber(Unternehmen)

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Werkvertrag

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PRINZIP VON WERKVERTRÄGEN

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Leiharbeit & Werkverträge

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Erfolge der IG Metall bei der Leiharbeit Bei der Leiharbeit gelang es der IG Metall im Frühjahr diesesJahres, groben Auswüchsen und der Gefahr von Lohndumpingeinen Riegel vorzuschieben. Mit den Zeitarbeitsverbändenschloss sie einen Tarifvertrag ab, mit dem sie ihrem Ziel, »glei-ches Geld für gleiche Arbeit«, ein großes Stück näher gerücktist. Er sichert Leiharbeitnehmern in der Metall- und Elektro -industrie über einen Branchenzuschlag deutlich mehr Geldzu. Außerdem müssen die Betriebe den entliehenen Beschäf-tigten spätestens nach 24 Monaten einen festen Arbeitsplatzanbieten.

Nun allerdings droht eine Zunahme von Werkverträgen,weil sich viele Arbeitgeber nach neuen Möglichkeiten umse-hen, um Kosten zu sparen. Für die Metallindustrie erklärtebeispielsweise der Präsident des Arbeitgeberverbandes Ge-samtmetall, Martin Kannegiesser: »Die Zeitarbeit wird deut-lich teurer. Einige werden versuchen, dem über Werkverträ-ge aus dem Weg zu gehen.«

AusweichmanöverAber einem Missbrauch zuvorzukommen, ist für die IG Metallnicht einfach. Denn Werkverträge sind sehr unterschiedlich.Viele sind unproblematisch. Aber oft handelt es sich umScheinwerkverträge, die nichts anderes sind, als illegale Ar-beitnehmerüberlassung. Sie sind auch wirtschaftlich riskant,weil dadurch Erfahrungswissen und Innovationskompetenzaus dem Unternehmen ausgelagert wird. Deshalb hat sichdie IG Metall vorgenommen, auch bei Werkverträgen wirksa-me Schutzregeln zu erreichen.

Die Gefahr besteht, dass auch ITK-Unternehmen nun ver-stärkt in die Grauzone »Werkverträge« – insbesondere inScheinverträge und Formen unzulässiger Arbeitnehmerüber-lassung – »flüchten«, um Kosten zu sparen, nachdem Leih-arbeit für sie weniger attraktiv geworden ist.

Bei Infineon etwa spielen Werkverträge seit mehr als 15 Jah-ren insbesondere in Entwicklungsbereichen (Software- undHardwareentwicklung) eine bedeutende Rolle. Anfangs wur-den sie in der Regel über kurzfristige Entwicklungsaufträgeabgeschlossen. Heute sind mehr Werkvertragsunternehmenund Freelancer über längere Zeiträume für das Unternehmenaktiv. In einzelnen Entwicklungsbereichen und insbesonderein konjunkturellen Hochphasen erreichen Werkvertragler Spit-zenwerte von bis zu 20 Prozent. Aber auch in kaufmännischenBereichen, etwa bei der Aufbereitung betriebswirtschaftlicherZahlen oder bei der Personalberatung, werden häufiger Leis -tungen auf werkvertraglicher Basis erbracht.

»Uns sind dabei die Hände gebunden«, sagt Sabine Wohlle-ben, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Infineon Cam-peon in München. »Werkverträge unterliegen nicht der Mitbe-stimmung. Daher werden wir vom Arbeitgeber nur auf Anforde-rung über Volumen, Budget, Anzahl und Namen vonBeschäftigten mit Werkvertrag informiert. Anstatt eine belast-

10 IT-Magazin 3/2012

Ein Werkvertrag beruht auf einem gegenseitigen Ver-tragsverhältnis zwischen einem Auftraggeber undeinem Auftragnehmer über die Erstellung eines im Ver-trag festgelegten Werks. Bezahlt wird das zum verein-barten Zeitpunkt und in vereinbarter Güte erreichteErgebnis (»Werk«), nicht der Aufwand, der dazu erfor-derlich ist, oder die geleistete Tätigkeit. Wie der Kaufvertrag regelt auch der Werkvertrag nach § 631 BGB einen Austausch von »Ware« gegen Geld. Beider »Ware« kann es sich auch um Produktions- oder Ser-viceleistungen, kreative Tätigkeiten oder einfache Hilfs-tätigkeiten handeln.

WERKVERTRÄGE

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bare Personalplanung aufzustellen, setzt der Arbeit geber Con-sultants ein. Welche Kosten er dadurch einspart, ist uns nichtbekannt.«

Bei SAP wächst ebenfalls die Zahl der Werkverträge. Nachersten Berechnungen des Betriebsrats dürfte der Anteil vonBeschäftigten mit Werkvertrag in Deutschland mittlerweilebei mehr als zehn Prozent der Belegschaft liegen. Dazu zäh-len auch Beschäftigte aus Bereichen, die der Softwarekonzernin den vergangenen Jahren ausgelagert hat – beispielswei-se das Catering, IT-Dienstleistungen, Gebäudereinigung undSicherheitsdienst –, deren Leistungen er aber nun wiederüber Werkverträge einkauft.

Auch bei Atos haben Werkverträge steigende Tendenz. Dieswurde besonders beim Übergang der IT-Sparte von Siemens(Siemens IT Solutions and Services GmbH – SIS) zu Atos –jetzt: Atos IT Solutions and Services (AIS) – sichtbar. Der gro-ße Anstieg in den letzten Jahren steht in direktem Zusam-menhang mit der Umstrukturierung von SIS und der Über-nahme durch Atos. Gegenwärtig sind bei AIS rund 1400 Werk-vertragler/Consultants im Einsatz. Allerdings gibt es dort auch600 offene, unbefristete Stellen. Ein großer Teil der Werkver-tragler arbeitete zuvor in Bereichen, die unmittelbar vor demVerkauf ausgelagert und verselbständigt wurden.

Gefahr von Lohndumping Die Folgen für die Beschäftigten sind gravierend. »Wir hörenunter der Hand von Knebelungsverträgen«, sagt SAP-Be-triebsrat Ralf Kronig. Die Gefahr von prekärer Beschäftigungwächst. Und sie betrifft nicht nur die Werkvertragler, dieständig damit konfrontiert sind, dass die Auftraggeber ver-suchen, deren Leistungen »unterwertig« einzukaufen und

das wirtschaftliche Risiko einzig auf sie abzuwälzen. Betrof-fen sind auch die Stammbeschäftigten, deren Tätigkeitenoutgesourced werden und/oder die durch werkvertragliche»Billigleistungen« vom Arbeitgeber unter Druck gesetzt wer-den, ständig mehr zu leisten und schlechtere Arbeitsbedin-gungen in Kauf zu nehmen.

Für den SAP-Betriebsrat steht das Thema »Werkverträge«daher momentan ganz oben auf der Tagesordnung. Zunächstgeht es darum, genaue Informationen des Arbeitgebers ein-zufordern. Auf einen entsprechenden Beschluss des Betriebs-rats-Ausschusses für personelle Einzelmaßnahmen hat der Ar-beitgeber bereits reagiert: Er verweigert vorerst den Aus-kunftsanspruch des Betriebsrats (nach § 80 Abs. 2 BetrVG).»Aber wir bleiben an dem Thema dran und werden versuchen,alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Miss-brauch zu verhindern und faire Arbeitsbedingungen für alle,die bei und für SAP arbeiten, zu erreichen,« so Ralf Kronig.

Die Gefahren für die Beschäftigten könnten noch heftigerausfallen, da die neuen Möglichkeiten von Cloud Computingund Crowd Sourcing befürchten lassen, den Trend zu atypi-schen Arbeitsformen noch zu forcieren. Der ITK-Sektor könn-te sich gar zum Vorreiter einer radikal veränderten Arbeits-welt entwickeln. In ihr könnten Beschäftigte zu virtuellenWerkvertraglern – »Cloud Workers« – umfunktioniert wer-den. Damit fallen Festanstellungen weg. Den Beschäftigtenwird jedoch »Freiheit« suggeriert. Die Unternehmen heuern– je nach Bedarf – ihre Arbeitskräfte über virtuelle Netzwer-ke an. In Zukunft werden Beschäftigte in einem weltweitenWettstreit gegeneinander konkurrieren. Und die Auftraggeberbeziehungsweise Arbeitgeber suchen sich die beste und bil-ligste Leistung heraus.

11IT-Magazin 3/2012

Leiharbeit/Arbeitnehmerüberlassung liegt vor, wennein Arbeitgeber (Verleiher) einem anderen Arbeitge-ber (Entleiher) gewerbsmäßig Arbeitnehmer/-innen(Leiharbeitnehmer) zur Arbeitsleistung nach den Wei-sungen des Entleihers überlässt.Ein Werkvertrag liegt vor, wenn ein Auftragnehmer(Werkunternehmer/Freelancer) sich gegenüber demAuftraggeber dazu verpflichtet, ein »Werk« zu erbrin-gen. Er schuldet damit ein bestimmtes Ergebnis zu ei-nem bestimmten Liefertermin. Ein Werkunternehmerbedient sich dabei eigener Arbeitnehmer – teilweiseaber auch Leiharbeitnehmer –, um seine Vertrags-pflichten zu erfüllen. Werkverträge dienen oft dazu,Aufgaben(teile) eines Unternehmens an ein anderesUnternehmen (Fremdfirma) auszulagern.Von einem (illegalen) Scheinwerkvertrag wird gespro-chen, wenn die Aufgaben zwar formal auf der Basis vonWerkverträgen an eine Fremdfirma ausgelagert wer-den, die eingesetzten Beschäftigten aber wie Leihar-beitnehmer/-innen nach Weisung des Auftraggebersarbeiten. Damit liegt rechtswidrige Leiharbeit vor.

LEIHARBEIT – WERKVERTRÄGE – SCHEINWERKVERTRÄGE

Leiharbeit & Werkverträge

Arbeiten werden von Auftragnehmern (Werkunter-nehmern/Freelancern) ausgeführt, die organisato-risch wie ein Arbeitnehmer oder Leiharbeiter in denBetrieb des Auftraggebers eingegliedert sind undnach dessen Weisungen arbeiten.Die Auftragnehmer erledigen im Rahmen einer dau-erhaften Geschäftsbeziehung schwerpunktmäßigKlein- und Kleinstaufträge, die jeweils binnen kurzerZeit erledigt werden können.Beschäftigte des Auftragnehmers/Werkunterneh-mens werden ohne unmittelbare Fremdaufsicht überden Betrieb des Auftraggebers verteilt eingesetzt.Betriebliche Aufgaben werden durch das Personalsowohl des Auftraggebers als auch des Auftragneh-mers erledigt.Beschäftigte von Fremdfirmen arbeiten über längereZeiträume in denselben Abteilungen auf dem Gelän-de des Auftraggebers.Der Auftragnehmer rechnet überwiegend auf Stun-denbasis ab, obwohl es die Möglichkeit gibt, pro-jektbezogen oder pauschal abzurechnen.

INDIZIEN FÜR ILLEGALE SCHEINWERKVERTRÄGE

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12 IT-Magazin 3/2012

IG Metall macht mobilAuch in anderen ITK-Unternehmen sind die Betriebsräteinzwischen alarmiert. Selbst Unternehmensberatungsun-ternehmen warnen bereits vor einem wachsenden Angebotunseriöser Werkverträge mit dem Ziel »Lohndumping perWerkvertrag«. Genau dagegen richtet sich auch die IG Metallmit ihrer Kampagne »Arbeit: sicher und fair! – für Alle«.Damit will die Gewerkschaft,

gleiche Rechte für die Stamm- und Randbelegschaft(Leiharbeitnehmer, Werkvertragler, befristet Beschäftig-te u.a.) sichern,verhindern, dass tarifvertraglich gesicherte Arbeitsbe-dingungen durch den Missbrauch von Werkverträgenunterlaufen werden und dass Werkvertragler unter denMindestbedingungen der Stammbelegschaft arbeitenmüssen,die Mitbestimmung der Betriebsräte erweitern, damitauch Freelancer und Beschäftigte von Werkvertragsunter-nehmen durch sie vertreten werden können.

Der IG Metall geht es darum, die missbräuchliche Nutzungvon Leiharbeit und Werkverträgen, die quer durch alle Be -

schäftigtengruppen und Qualifi-kationsniveaus stattfindet, zu -rückzudrängen. Christiane Ben-ner, ge schäftsführendes Vor-standsmitglied der IG Metall, machtdeutlich: »Auch Freelancer in der IT-Branche haben ein Recht darauf,gutes Geld für gute Arbeit zu be -kommen und nicht unsicheren Verhältnissen ausgesetzt zusein. Auch für diese Fairness steht die IG Metall.«

Die IG Metall unterstützt die Betriebs räte im ITK-Sektor vorallem darin, detaillierte Informationen vom Arbeitgeber ein-zufordern, in den Betrieben Bestandsaufnahmen anzusto-ßen, um sich ein eigenes Bild darüber zu machen, wofür undwie viele Kolleginnen und Kollegen über Werkverträge ein-gesetzt sind. Dazu stellt sie ihnen umfangreiches In -formations material zur Verfügung und bietet ihnen speziel-le Seminare an (siehe Seite 15). Zudem will sie den Miss-brauch von Werkverträgen stärker öffentlich ma chen und aufdie Politik Einfluss nehmen.3 Weitere Informationen: www.fokus-werkvertraege.de

. . . NACHGEFRAGT BEI DR. THOMAS KLEBE, JUSTITIAR BEIM IG METALL-VORSTAND

Wie groß ist die Gefahr, dassWerkverträge missbräuchlichgenutzt werden?Thomas Klebe: Nachdem die IG Metall für Leiharbeitnehmerbessere Arbeitsbedingungenerreicht hat, gibt es ernste Anzei-chen dafür, dass Werkverträgevon den Arbeitgebern verstärktals Ausweichstrategie eingesetztwerden, um Kosten einzusparen.Gibt es dazu Fakten?Klebe: Nach einer Umfrage der IG Metall unter 5000 Betriebsrä-ten gab 2011 bereits ein Drittel,von ihnen an, dass in ihremUnternehmen Werkverträge ein-gesetzt werden. Davon wieder-um war sich ein gutes Drittelsicher, dass Stammarbeitsplätzeabgebaut werden. Fest steht,dass sowohl Forschungs- undEntwicklungsleistungen als auchIT- und EDV-Leistungen zuneh-mend fremdvergeben werden,weil das für viele Unternehmenfinanziell attraktiv ist.Was befürchtet die IG Metalldurch steigende Fremdvergabe?Klebe: Die Spaltung der Beleg-

schaften schreitet voran. Immermehr Beschäftigte werden be -trieblich ausgegrenzt, von Quali -fizierungen abgekoppelt und teil-weise in prekäre Einkommens -situationen gedrängt. In aller Regelsind Dienstleister deutlich schlech-ter gestellt als die Beschäftigtendes Einsatzbetriebs. Für Werkver-tragler gelten zumeist keine Tarif-verträge, und sie werden nichtdurch Betriebsräte vertreten. Stu-dien belegen, dass die Vergütungoft rund ein Drittel unter den ent-sprechenden Tarifverträgen liegtund Überstunden häufig nichtbezahlt werden. Was folgt daraus für die Stamm -beschäftigten? Klebe: Für sie steigt der Druck,Abstriche bei den Arbeitsbedin-gungen und unsichere Beschäfti-gung hinnehmen zu müssen. Auchfür das Unternehmen ist die Fremd-vergabe häufig nicht vorteilhaft.Wo liegt das Problem? Klebe: Wenn Tätigkeiten an Werk-vertragler ausgelagert werden,kann dies die Wettbewerbsfähigkeiteines Unternehmens beeinträchti-

gen. Outsourcing führt häufigzum Verlust von wichtigen Kern-kompetenzen, betrieblichemKnow-how und Erfahrungswis-sen. Und es kann auch den Verlustvon Innovationsfähigkeit undKreativität der Beschäftigten zurFolge haben. Zudem sind oft hoheKosten damit verbunden, dassWerkvertragler angeheuert, ange-lernt und gemanaged werdenmüssen. Es ist daher nicht gleich-gültig, ob in einem Unternehmeneine Arbeitsleistung von denStammbeschäftigten erledigtoder ob sie ausgelagert und aufder Basis eines Werkvertragserbracht wird.

Thomas Klebe: »Für Stammbeschäftigte

wächst der Druck.«

Leiharbeit & Werkverträge

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13IT-Magazin 3/2012

Entgelt & Tarif

SONDERAUSWERTUNG DER ITK-ENTGELTANALYSE 2012 DER IG METALL

Frauen holen aufWeibliche Beschäftigte im ITK-Sektor verdienen immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen. Aberder Abstand verringert sich. Das belegt die neue IG Metall-Erhebung »Entgelt in der ITK-Branche 2012«.In einigen Einstiegs- und Spitzenpositionen toppen die Verdienste von Frauen sogar die der Männer.

ITK-GEHALTSENTWICKLUNG 2012 (Festgehälter Männer : Frauen Q4-2011)

Quelle: Gehaltsanalyse der IG Metall »Entgelt in der ITK-Branche 2012«

Nach wie vor besteht eine deutliche Lücke zwischen Frauen-und Männerverdiensten im ITK-Sektor. Dies trifft heute nochauf 89 Prozent der in der Studie erfassten Jobs zu. Positiv istallerdings: Sie verringert sich. Betrug die durchschnittlicheDifferenz zwischen den Entgelten der weiblichen und männ -lichen Beschäftigten in ITK-Unternehmen über alle Job -familien und Hierarchiestufen hinweg vor zwei Jahren nochrund neun Prozent, so hat sich die Kluft auf 3,3 Prozent ver-kleinert. Dabei bestehen in einzelnen Jobs (Beispiel: Call Cen-ter Agents), wenn man nur die Festgehälter berücksichtigt,noch Unterschiede von bis zu 22 Prozent (siehe Schaubild).

Viele ITK-Firmen scheinen inzwischen verstanden zu haben,dass sie den Frauenanteil erhöhen müssen. Das kann erklä-ren, warum in 11 Prozent der untersuchten Tätigkeiten Frauenin den Einstiegsgehaltsgruppen einiger der analysierten Job-

familien (Beispiele: Junior Berater/-in, Junior Techniker/-in,Sachbearbeiter/-in, Junior Entwickler/-in) bis zu 4,2 Prozentmehr als Männer verdienen. Ermutigende Signale gehenauch von der Tatsache aus, dass Frauen in Spitzenpositionenin verschiedenen ITK-Berufen willkommen sind. Die Untersu-chung zeigt, dass einzelne Mitarbeiterinnen in Jobs wie Lei-ter/-in Kundendienst, Senior Service Manager/-in, Call Cen-ter-Leiter/-in mit bis zu 16 Prozent die Gehälter ihrer männli-chen Kollegen toppen.

Ein weiterer positiver Befund der Analyse ist, dass derFrauenanteil bei den Ausbildungsverträgen in den IT-Beru-fen erstmals nach 2008 wieder ansteigt – 2011 sogar um13,8 Prozent (im Vorjahr: minus 3,9 Prozent). Die Ausbildungzur Fachinformatikerin und ITK-Systemkauffrau waren 2011bei jungen Frauen am stärksten nachgefragt.

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14 IT-Magazin 3/2012

Branchenentwicklung

INNOVATIONEN IM ITK-SEKTOR

Zukunft geht besserTrotz der internationalen Schuldenkrise befindet sich der ITK-Sektor im Stimmungshoch. Er profitiert aktuellvon innovativen Produkten und Lösungen wie Tablet PCs, Smartphones und Cloud Computing. Und dochschöpfen die Unternehmen ihr Innovationspotenzial bei weitem nicht aus. Zu diesem Ergebnis kommenneuere Studien der Hans-Böckler-Stiftung.

Aus der Sicht des Branchenverbands Bitkom zählt der ITK-Sektor zu den innovativsten Branchen in Deutschland:

ITK-Unternehmen geben rund sieben Prozent ihres Umsat-zes für Innovationsprojekte aus und liegen bei den Patent-anmeldungen deutlich vor anderen Branchen (beispiels-weise dem Automobil- und Energie-Sektor).In der Branche gibt es sehr kurze Innovationszyklen.Und als Querschnittstechnologien (Internet, Software,Smart Grids) sorgen IT- und Telekommunikationstechnolo-gien für Inno vationen in der gesamten Wirtschaft.

Dennoch erkennen die ITK-Unternehmen neue Trends viel zuspät. Oder zukunftsträchtige Ideen kommen nicht rechtzeitigzum Zuge. »Paradebeispiele« sind die Halbleiterindustrie,viele Telekommunikationsausrüster, Handy-Hersteller und IT-Dienstleister, namentlich Siemens-Com, BenQ und Quimonda.

Bis heute verschenkt die Branche ein beträchtliches Inno-vationspotenzial, weil sie insbesondere das Know-how derBeschäftigten zu wenig nutzt. Nur wenige ITK-Unternehmenkümmern sich systematisch darum, ihre Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter an Innovationsstrategien zu beteiligen, zufördern und dafür zu motivieren, ihr Wissen und ihre Erfah-rungen in innovative Veränderungsprozesse einzubringen.Nach wie vor, das zeigen neuere Studien der Hans-Böckler-Stiftung, unterschätzen die meisten Unternehmen das Inno-vationspotenzial der Beschäftigten.

So belegt eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts fürSystem- und Innovationsforschung, dass das Produkt- undReorganisationswissen in jedem zweiten Unternehmen nurbei einzelnen – und damit wenigen – Mitarbeitern vorhanden

ist. Ein wenig besser sieht es bei den technischen Prozess-und Dienstleistungsinnovationen aus. Doch nur ein Zehntelder für diese Studie befragten Unternehmen verfügte übergeeignete Strukturen, um die Innovationskompetenz derBeschäftigten im Betrieb auszuschöpfen. Ideenmanage-ment, neue Wissensplattformen für Beschäftigte, Innova -tionsbeauftragte sowie Strategie- und Innovationsteamshaben noch immer Seltenheitswert.

Erfahrungswissen der Belegschaft bleibt ungenutztFür Innovationen – kritisieren die Wissenschaftler – wird des-halb oft nur das Fach- und Expertenwissen weniger Beschäf-tigter genutzt. Das Erfahrungswissen der ganzen Belegschaftwird durch solche Strategien nicht mobilisiert. Dabei kanndie Studie nachweisen, dass der Erfolg von betrieblichenInnovationen – insbesondere solche, die den Umsatz mitneuen Dienst leis tungen, die Termintreue oder die Aus-schussquote betreffen, – eng mit einer beteiligungsorien-tierten Unternehmenspolitik verbunden ist, die die Innovati-onskompetenz der Mitarbeiter fördert.

Viele Firmen lassen auch Betriebsräte bei Innovationennoch immer weitgehend außen vor, wie ein anderes von derHans-Böckler-Stiftung gefördertes Forschungsprojekt zeigt.Lediglich ein Drittel der befragten Arbeitnehmervertreter/-innen prägt als »machtvolle Mitgestalter« das Innovations-geschehen im Betrieb stark mit. Deren Vorschläge werdenzumeist auch vom Management akzeptiert. Aber immerhinein gleich großer Anteil an Betriebsräten fühlt sich in Innova-tionsvorhaben nicht einbezogen.

Wenn sich Arbeitnehmervertreter/-innen bei diesemThema beteiligen, konzentrieren sie sich überwiegend aufdie »klassischen« Felder der Betriebsratspolitik: auf die Per-sonal- und Sozialpolitik sowie auf prozess- und arbeitsorga-nisatorische Innovationen. Bei Produkt- und Dienstleistungs-innovationen sowie Initiativen, um neue Märkte zu erschlie-ßen, ist ihr Engagement weniger ausgeprägt.

Zu Konflikten mit dem Management beziehungsweise demArbeitgeber kommt es vor allem dann relativ häufig, wennBetriebsräte mangelhaft informiert sind. Eine Studie desIMU-Instituts belegt, dass Arbeitnehmervertreter/-innenbeschäftigungswirksame Innovationserfolge vor allem dannerreichen können, wenn sie zwischen kooperativem und kon-fliktorientiertem Verhalten wechseln. Auch dringen sie mitihren Vorschlägen dann am besten durch, wenn sie innerhalbund außerhalb des Betriebs gut vernetzt sind.

EINBINDUNG VON BETRIEBSRÄTEN IN INNOVATIONSPROZESSE

(in Prozent)

16,6

32,6

29,8

9,4

11,6

nicht einbezogen

umfassend informiert

Ambinitionierte Mitgestaltereigene nicht wirksame Vorschläge des Betriebsrats

Machtvolle Mitgestaltereigene wirksame

Vorschläge des Betriebsrats

defizitär informiert

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Quelle: Ziegler et al. 2010

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15IT-Magazin 2/2012

Die Ansprechpartner der

IG Metall für die IT-Branche

3 Juan-Carlos Rio Antas,Telefon 069–66 93-25 24, [email protected] Martin Weiss,

Telefon 069–24 25 31-35,[email protected] Jörg Ferrando,

Telefon 069–66 93-22 92,[email protected]

Internet

3IT 50plus:Die Initiative will die Be schäfti gungs -situation und die Be schäfti gungs -fähigkeit älterer Arbeit neh me rinnenund Arbeitnehmer verbessern helfen. www.it-50plus.org3Weiterbilden – Ausbilden – Prüfen:

Darum geht es im Internetportal WAPder IG Metall für berufliche Bildung.Mit glieder der IG Metall können sichmit ihrer Mit glieds nummer anmel-den und danach auf Berufs infos undRechts tipps zu Quali fizierung zugreifen.www.igmetall-wap.de oder wap.igmetall.de

3 Aktuelles aus den Betrieben und derBranche, aus Wissenschaft und Politikwww.igmetall.de/itk3 Aktuelle Informationen der IG Metall

aus den Betrieben:www.dialog.igmetall.de (Siemens)www.nsn-dialog.dewww.infineon.igmetall.dewww.sapler.igm.dewww.vodafone.igm.dewww.avaya.igmetall.dewww.hp.igm.de3 Gruppen & Netze mit Infos

für Studierendewww.hochschulinformationsbuero.de3 Netzwerk der IG Metall für Beschäftigte in

IT- und in Engineering-Unternehmenwww.i-connection.info3 Netzwerk der IG Metall für Ingenieurinnen

und Ingenieurewww.engineering-igmetall.de

Weitere Links

3 Links zur Kampagne »Arbeit: sicher undfair!«:www.fokus-werkvertraege.dewww.gut-in-rente.de3 Jobnavigator:

www.igmetall.jobnavigator.org

Kontakte und InformationenKontakte und InformationenKontakte und Informationen

Impressum

IT-MagazinDas Branchenmagazin der IG Metall

Herausgeber: Berthold Huber, Detlef Wetzel,Bertin Eichler

Anschrift: IG Metall, Wilhelm-Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt am Main, Telefon 0 69–66 93-25 24, Fax 0 69–66 93 80 25 24, E-Mail: [email protected]: www.igmetall.de

Redaktion: Juan-Carlos Rio Antas, Hans-Joachim Weis

Text und Gestaltung: WAHLE & WOLF, 56479 Elsoff

Vertrieb: Thomas Köhler, Telefon 0 69–66 93-22 24, Fax 0 69–66 93-25 38, E-Mail: [email protected]: apm AG, Darmstadt

»Arbeit: sicher und fair!«Fokus WerkverträgeDas Themenheft zur IG Metall-Kampa-gne nimmt den aktuellen Trend in ein-zelnen Unternehmen in den Blick,Werkverträge anstelle von Leiharbeitzu nutzen, um Lohndumping zu betrei-ben. Es beleuchtet die Strategie derArbeitgeber, dadurch Kosten einspa-ren zu wollen und verweist auf die da-mit verbundenen Gefahren für die Be-schäftigten, aber auch für die Unter-nehmen selbst. Ergänzend dazu gibtdas Heft Betriebsräten und Beschäf-

tigten Hinweiseauf Handlungs-möglichkeiten.Dazu zählt, dieMitbestimmungs-rechte zu nutzen,aber auch offen-siv Kolleginnenund Kollegenaus Werkver-tragsfirmen an-

zusprechen und

sie dabei zu unterstützen, ihre Interes-sen wahrzunehmen.3 Das Themenheft zum Download

unter: www.fokus-werkvertraege.de

Seminarangebot zur Kampagnespeziell für ITK-Beschäftigte

Das neueSeminar-pro-gramm2012der

IG Metallbietet IT-Beschäftigten, Ingenieurenund technischen Experten gezieltSchulungsveranstaltungen an, die dieKampagne der IG Metall »Arbeit: si-cher und fair!« begleiten. Unter ande-rem Seminare zu den Themen »Werk-vertrag und Leiharbeit«, »ModerneManagementmethoden«, »PsychischeBelastungen«. 3 Ansprechpartner: Tom Kehrbaum,

Telefon 069-66 93-25 [email protected]

Zum 1. Oktober 2012 verändertsich das Erscheinungsbild der IG Metall-Webseitenwww.igmetall-itk.de www.igmetall.de/itkDie Seiten sind übersichtlicher undfreundlicher gestaltet. Sie gebenmehr Spielraum für gebündelte In-formationen aus der Branche undaus Betrieben. Und sie lassen sichweiterentwickeln zu einem Dialog-Medium.

Die Redaktion wünscht sich vieleITK-Beschäftigte als User, die dasInformationsangebot nutzen undsie mit Anregungen und Kritik un-terstützen. Es macht vor allemdann Sinn, wenn es hilft, die Ar-beits- und Einkommensbedingun-gen in den Betrieben zu verbes-sern und Arbeitsplätze in den Un-ternehmen zu sichern.

Klarer, überschaubarer, aktueller:Neue IG Metall-Seiten für ITK-Beschäftigte im Internet

Notiz zur Schnittmaske:

In der Ebenen-Palette die Bild-Ebene unter der

Schnittmaskenebene auswählen.

Bild über Platzieren in die Ebene einfügen.

Bild um 5° drehen. Notizebene löschen.

Die IG Metall – Ihr Partner für Bildung und Beratung

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Beitrittserklärung

Um unsere tarif- und betriebspolitischen Anforderungen erfüllen zu können und die Interessender Mitglieder möglichst genau zu kennen *, bitten wir noch um einige zusätzliche Angaben.

** Falls berufsbegleitendes Studium bzw. Leiharbeit/Werkvertrag: Wie heißt der Einsatzbetrieb?

Berufsausbildung

abgeschlossene Ausbildung Berufsgruppe

Fach-/Hochschulabschluss

ab

Arbeitnehmer/in gewerblich

Arbeitnehmer/in kaufmännisch

Arbeitnehmer/in technisch

Ingenieur/in

Leiharbeit/Werkvertrag**

Ausbildung

berufsbegleitendes Studium**

befristet beschäftigtbis

tätig in

Produktion/Fertigung

DV/IT

Forschung/Entwicklung

Verwaltung/Dienstleistungen

Materialwesen/Lager/Logistik

Vertrieb

* Das ermöglicht z.B. Mitgliedergruppen gezielt zu informieren. Weitere Informationen unter www.igmetall.de/beitreten

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Kostenstelle (sofern bekannt)Kurzzeichen (sofern bekannt) Stamm-Nummer (sofern bekannt) Staatsangehörigkeit

Industrie Handwerk

Dienstleistung

Branche

Übertritt von der Gewerkschaft

geworben durch (Name, Vorname)

Mitgliedsnummer Werber/in

Fehlende Angaben werdenvon der IG Metall ergänzt:Betriebsnummer

Mitglied seit

Tag Monat Jahr

Tag Monat Jahr

Tag Monat Jahr

Mitgliedsnummer

(wird von der IG Metall eingetragen)

Name

Vorname

Geburtsdatum

Beruf/Tätigkeit/Studium/Ausbildung (Beginn und Ende bitte unten eintragen)

Geschlecht

Straße Hausnummer

Beitrag (wird von der IG Metall eingetragen)Bruttoeinkommen in Euro

beschäftigt im Betrieb/PLZ/Ort

PLZLand Wohnort

Teilzeit

Vollzeit

Bankleitzahl

Kontoinhaber/in

Eintritt ab

Bank/Zweigstelle

Konto-Nummer

Ich bestätige die Angaben zu meiner Person, die ich der IG Metall zum Zwecke der Datenerfassung im Zusammenhang mit meinem Beitritt zur Verfügung stelle. Ich bin darüberinformiert, dass zur Erfüllung ihrer satzungsgemäßen Aufgaben und unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Vorschriften, personenbezogene Angaben durch die lG Metallund ihrer gewerkschaftlichen Vertrauensleute erhoben, verarbeitet und genutzt werden. Die Anpassung des Beitrags an die Einkommensentwicklung erfolgt u. a. durch gewerk-schaftliche Vertrauensleute im Betrieb. Dabei werden aus betriebsöffentlichen Daten, wie der Tätigkeit und der damit verbundenen Eingruppierung, das Tarifentgelt und derGewerkschaftsbeitrag ermittelt. Eine Weitergabe der Daten zu Marketingzwecken findet nicht statt.

Einzugsermächtigung:Hiermit ermächtige ich widerruflich die IG Metall, den jeweils von mir nach § 5 der Satzung zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag von 1% des monatlichen Bruttoverdienstes beiFälligkeit zu Lasten meines angegebenen Girokontos einzuziehen. Diese Einzugsermächtigung kann ich nur schriftlich mit einer Frist von sechs Wochen zum Quartalsende gegen-über der IG Metall widerrufen. Änderungen meiner Daten werde ich unverzüglich der IG Metall mitteilen.

Ort / Datum / Unterschrift

Telefon dienstlich privat E-Mail dienstlich privat

weibl. männl.

3 Die Beitrittserklärung ausfüllen, ausschneiden und beim Betriebsrat abgeben oder einsenden an:IG Metall, Wilhelm-Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt am Main oder per Fax 069–6693 2021

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‰Online Mitglied werden:

www.igmetall.de