iqwig im dialog 2013: ,,bedeutung der zulassung für die nutzenbewertung“

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ZEFQ-SERVICE: KONGRESSBERICHT IQWiG im Dialog 2013: „Bedeutung der Zulassung für die Nutzenbewertung‘‘ Am 21.06.2013 fand in Köln mit ins- gesamt 160 Teilnehmern die sechste Veranstaltung der Reihe IQWiG im Dialog statt. Das Thema lautete dies- mal „Bedeutung der Zulassung für die Nutzenbewertung‘‘. Seit 2011 bewertet das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundes- ausschuss (G-BA) den Zusatznutzen neu zugelassener Arzneimittel. Diese frühe Nutzenbewertung von neuen Wirkstoffen wird zum Zeitpunkt des Marktzugangs in Deutschland durch- geführt und findet daher in der Regel kurz nach der Zulassung statt. Für die Bewertung legen die pharma- zeutischen Unternehmer in ihren Dossiers daher zumeist Studien vor, die auch für die Zulassung relevant waren, sei es für direkte Verglei- che oder für indirekte Vergleiche. Diese Zulassungsstudien bilden damit die zentrale Grundlage der frühen Nutzenbewertung. In vergangenen Nutzenbewertungen standen der pharmazeutische Unternehmer, der G-BA und das IQWiG wiederholt vor der Situation, dass die in der Fach- information beschriebene Zulassung die Ein- und Ausschlusskriterien der Zulassungsstudien nicht 1:1 abgebil- det hat. Die Nutzenbewertung erfolgt jedoch zwingend im Rahmen der Zu- lassung. Die Zulassungsstudien waren daher nur teilweise oder gar nicht für die Nutzenbewertung geeignet. Im Rahmen der Veranstaltung IQWiG im Dialog 2013 hat das Institut zu einer offenen Diskussion zum prak- tischen Umgang mit diesem Problem eingeladen. Nach einer Einführung durch Beate Wieseler berichteten am Vormittag Mitarbeiter des Ressorts „Medizini- sche Biometrie‘‘ und des Ressorts Arzneimittelbewertung‘‘ über Erfah- rungen und mögliche Lösungsansätze. Ulrich Grouven stellte zunächst in- ternationale Vorgehensweisen für das Thema „Übertragbarkeit von Studienergebnissen auf andere Popu- lationen‘‘ vor. Er stellte dabei fest, dass diese Methoden in der Regel nicht für die frühe Nutzenbewertung geeignet sind. Den zweiten Teil sei- nes Vortrags widmete er daher der Vorstellung eines Methodenvorschlags des IQWiG, wie man von einem Zu- satznutzen in einer Gesamtpopulation auf den Zusatznutzen in einer inte- ressierenden Teilpopulation schließen kann und stellte diesen zur Diskus- sion. Thomas Kaiser berichtete im Anschluss über konkrete Erfahrungen aus abgeschlossenen Nutzenbewer- tungen. Dabei wurde deutlich, dass die Unterschiede zwischen Zulassung und Zulassungsstudien teilweise von erheblicher inhaltlicher Bedeutung sind, und der Umgang der pharma- zeutischen Unternehmer mit diesem Problem sehr unterschiedlich ist. Der Nachmittag begann mit einem Vortrag von Karl Broich vom Bundes- institut für Arzneimittel und Medizin- produkte (BfArM), Bonn. Karl Broich legte dar, in welchen Situationen Unterschiede zwischen Zulassungsstu- dien und Fachinformation entstehen und welche Entscheidungskriterien die Zulassungsbehörden dabei heran- ziehen. Er plädierte für einen frühen Austausch zwischen HTA-Institutionen und Zulassungsbehörden, um etwaige Problemfelder frühzeitig identifizieren zu können. Torsten Strohmeyer (Glaxo SmithKline, München) berichtete über Erfahrungen aus Sicht eines phar- mazeutischen Unternehmers. Mittels systematischer Analyse abgeschlosse- ner Nutzenbewertungen identifizierte er unterschiedliche Problemfelder und präsentierte themenbezogene Lösungsansätze. Im Abschlussvortrag betonte Max Grüne vom G-BA (Berlin) nochmals den hohen Stellenwert der Zulassung für die Nutzenbewertung, sowohl für die Bewertung des IQWiG als auch für die Entscheidung des G-BA. Es gab sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag viel Zeit für eine offene Diskussion, an der sich Ver- treter von Industrie, Wissenschaft, BfArM und IQWiG beteiligten. Der Methodenvorschlag des IQWiG wurde begrüßt, auch wenn deutlich wurde, dass dieser nur einen Teilbereich des Problems adressiert. Einigkeit bestand darin, dass Diskrepanzen zwischen Zulassung und Zulassungsstudien vom pharmazeutischen Unternehmer im Dossier adressiert werden sollten. Unterschiedliche Meinungen wurden deutlich in Bezug darauf, welche Bedeutung die Überlegungen der Zulassungsbehörden im Zulassungsver- fahren für die frühe Nutzenbewertung haben. Die Folien der Vorträge von IQWiG im Dialog 2013 sind auf der Website des Instituts zu fin- den (https://www.iqwig.de/de/ veranstaltungen/iqwig im dialog/ iqwig im dialog 2013.3367.html). Thomas Kaiser 1 , Ralf Bender 2 1 Ressort „Arzneimittelbewer- tung‘‘, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswe- sen (IQWiG), Köln 2 Ressort „Medizinische Biome- trie‘‘, Institut für Qualität und Wirt- schaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln Korrespondenzadresse: Dr. med. Thomas Kaiser Institut für Qualität und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen - IQWiG -Ressortleiter Arzneimittelbewertung Dillenburger Straße 27 D-51105 Köln Tel.: +49 (0) 221 - 35685 — 251 Fax: +49 (0) 221 - 35685 — 851 eMail: [email protected] Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 421 http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2013.07.010

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Am 21.06.2013 fand in Köln mit ins-gesamt 160 Teilnehmern die sechsteVeranstaltung der Reihe IQWiG imDialog statt. Das Thema lautete dies-mal „Bedeutung der Zulassung für dieNutzenbewertung‘‘.Seit 2011 bewertet das IQWiG imAuftrag des Gemeinsamen Bundes-ausschuss (G-BA) den Zusatznutzenneu zugelassener Arzneimittel. Diesefrühe Nutzenbewertung von neuenWirkstoffen wird zum Zeitpunkt desMarktzugangs in Deutschland durch-geführt und findet daher in der Regelkurz nach der Zulassung statt. Fürdie Bewertung legen die pharma-zeutischen Unternehmer in ihrenDossiers daher zumeist Studien vor,die auch für die Zulassung relevantwaren, sei es für direkte Verglei-che oder für indirekte Vergleiche.Diese Zulassungsstudien bilden damitdie zentrale Grundlage der frühenNutzenbewertung. In vergangenenNutzenbewertungen standen derpharmazeutische Unternehmer, derG-BA und das IQWiG wiederholt vorder Situation, dass die in der Fach-information beschriebene Zulassungdie Ein- und Ausschlusskriterien derZulassungsstudien nicht 1:1 abgebil-det hat. Die Nutzenbewertung erfolgtjedoch zwingend im Rahmen der Zu-lassung. Die Zulassungsstudien warendaher nur teilweise oder gar nichtfür die Nutzenbewertung geeignet.Im Rahmen der Veranstaltung IQWiGim Dialog 2013 hat das Institut zueiner offenen Diskussion zum prak-tischen Umgang mit diesem Problemeingeladen.Nach einer Einführung durch BeateWieseler berichteten am VormittagMitarbeiter des Ressorts „Medizini-sche Biometrie‘‘ und des Ressorts„Arzneimittelbewertung‘‘ über Erfah-

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ystematischer Analyse abgeschlosse-er Nutzenbewertungen identifizierter unterschiedliche Problemfeldernd präsentierte themenbezogeneösungsansätze. Im Abschlussvortragetonte Max Grüne vom G-BA (Berlin)ochmals den hohen Stellenwert der

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s gab sowohl am Vormittag als auchm Nachmittag viel Zeit für eineffene Diskussion, an der sich Ver-reter von Industrie, Wissenschaft,fArM und IQWiG beteiligten. Derethodenvorschlag des IQWiG wurdeegrüßt, auch wenn deutlich wurde,ass dieser nur einen Teilbereich desroblems adressiert. Einigkeit bestandarin, dass Diskrepanzen zwischenulassung und Zulassungsstudien vomharmazeutischen Unternehmer imossier adressiert werden sollten.nterschiedliche Meinungen wurdeneutlich in Bezug darauf, welcheedeutung die Überlegungen derulassungsbehörden im Zulassungsver-ahren für die frühe Nutzenbewertungaben.

ie Folien der Vorträge vonQWiG im Dialog 2013 sind aufer Website des Instituts zu fin-en (https://www.iqwig.de/de/eranstaltungen/iqwig im dialog/qwig im dialog 2013.3367.html).

homas Kaiser1, Ralf Bender2

Ressort „Arzneimittelbewer-ung‘‘, Institut für Qualität undirtschaftlichkeit im Gesundheitswe-

en (IQWiG), KölnRessort „Medizinische Biome-

rie‘‘, Institut für Qualität und Wirt-chaftlichkeit im GesundheitswesenIQWiG), Köln

orrespondenzadresse:r. med. Thomas Kaiser

nstitut für Qualität und Wirtschaft-ichkeit im Gesundheitswesen - IQWiGRessortleiter Arzneimittelbewertungillenburger Straße 27-51105 Kölnel.: +49 (0) 221 - 35685 — 251ax: +49 (0) 221 - 35685 — 851

Mail: [email protected]

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