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INHALTSVERZEICHNIS 5
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung in die politische Demoskopie und Prognosetechnik 6
1.1
1.2
1.3
1.4
Umfragebasierte Wahlprojektionen
Probleme der politischen Prognoseforschung
Bewertung der Prognosequalität in der Forschung
Alternative Vorhersagemöglichkeiten
6
10
13
14
2. Beurteilung der Prognosegüte 16
3. Beginn und Geschichte der Wahlforschung 19
4. Analyse der Bundestags‐ und Europawahlen 33
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
4.9
4.10
4.11
4.12
Bundestagswahl am 02.02.1990: Im Zeichen der Wiedervereinigung
Europawahl am 12.06.1994: Die erste gemeinsame Wahl des Europäischen Parlaments
Bundestagswahl am 16.10.1994: Institute mit höherer Prognosegüte als die Börsen
Bundestagswahl am 27.09.1998: Gerhard Schröder beerbt Altkanzler Kohl
Europawahl am 13.06.1999: Neuorientierung beim Bundespresseamt
Bundestagswahl am 22.09.2002: Die Sternstunde der Wahlbörsen durch das Internet
Europawahl am 13.06.2004: Historische Niederlage der Sozialdemokratie
Bundestagswahl am 18.09.2005: Kanzlerin Merkel trotzt überschätzten Umfragewerten
Europawahl am 07.06.2009: Wiederholte Fehlprognosen bei den Forschungsinstituten
Bundestagswahl am 27.09.2009: Die Rückkehr der hohen Prognosegüte
Bundestagswahl am 22.09.2013: Umfrageinstitute überflügeln die Börsen
Europawahl am 25.05.2014: Hohe Prognosegüte auch bei Europawahlen möglich
33
35
38
40
45
47
51
53
58
60
64
68
5. Gesamtauswertung der Bundestags‐ und Europawahlen 71
6. Zusammenfassung und Ausblick 80
Anhang
I.
II.
III.
Ausführungen zum Handling der Daten
Wahlbeteiligung bei Bundestags‐ und Europawahlen
Umfragewerte zu den Bundestagswahlen 1953 bis 1987
83
84
86
Literaturverzeichnis
Personenverzeichnis
88
112
1 EINFÜHRUNG IN DIE POLITISCHE DEMOSKOPIE UND PROGNOSETECHNIK 6
1. Einführung in die politische Demoskopie und Prognosetechnik
1.1. Umfragebasierte Wahlprojektionen
Die Bedeutung der Umfrageforschung wächst stetig, selbst unsere Bunderegierung richtet ihre Politik
in manchen Situationen nach dem Mehrheitswillen des Volkes aus.1 Die Bedeutung der Demoskopie,
vor allem für die politischen Instanzen, wird ebenso in folgendem Zitat erkennbar:
„Die Aussage eines Politikers, er nähme Umfrageergebnisse nicht ernst, heißt also, dass er das nicht
ernst nimmt, was Menschen denken und fühlen.“ 2
Gerhard Schröder (SPD)
Auch für Helmut Kohl (CDU) spielte die umfragebasierte Meinungsforschung eine große Rolle. Für ihn
waren deren Ergebnisse stets eine Art Frühwarnsystem, das Hinweise darauf gab, wo noch
Überzeugungsarbeit geleistet werden musste. Aber die Politik müsse trotzdem gelegentlich
unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn sie von diesen überzeugt sei. Kohl führte hierzu die
Wiederbewaffnung Deutschlands oder die Abschaffung der Todesstrafe als Beispiele an.3
Damit sich die politischen Entscheidungsträger nicht an falschen oder verzerrten Meinungsbildern
der deutschen Bevölkerung orientieren, ist eine ausgiebige Kontrolle und Sicherung der Umfrage‐
qualität essentiell. In der Regel werden in den Befragungen ja nur die Antworten weniger tausend
Personen erhoben, aus denen die Meinung der deutschen Gesamtbevölkerung errechnet wird. Diese
Rechnung ist wenig transparent, und ihre Richtigkeit lässt sich nicht überprüfen, weil keine
Vollerhebung zum Vergleich durchgeführt werden kann. Das heißt, die Zahlen, an denen sich die
Politik unserer Bundesrepublik orientiert, könnten theoretisch falsch sein.
In diesem Buch möchte ich mich den Prognosen sowie Umfrageergebnissen vor großen Wahlen in
Deutschland widmen. Denn im Gegensatz zur Ermittlung der öffentlichen Meinung zu bestimmten
politischen Themen können hier die Schätzwerte durch einen Abgleich mit dem tatsächlichen
Wahlergebnis zumindest größtenteils verifiziert werden. Nach dem Auszählen der Stimmen lässt sich
beurteilen, inwiefern die Umfragewerte vor der Abstimmung die Realität abbildeten. Damit kann
folglich tendenziell zwischen guten und schlechten Umfragen bzw. Instituten differenziert werden.
Wenn ein Unternehmen regelmäßig die besten Vorhersagen veröffentlicht, liefert es gleichermaßen
wahrscheinlich ein hervorragendes Abbild der Volksmeinung zu anderen Themen.4
Innerhalb der deutschen Wahlforschung fand mit Ausnahme der Arbeiten von Antholz (2001), Groß
(2010) sowie Schnell & Noack (2014) bisher keine systematische Analyse und Bewertung von Wahl‐
1 Vgl. Becker & Elmer (2014), Becker & Hornig (2014), n‐tv (2014). 2 Vgl. Güllner (2008). 3 Vgl. Gallus & Lühe (1998), Kohl (2005), Noelle (1968). 4 Hierbei sei jedoch explizit anzuführen, dass der Umkehrschluss nicht unbedingt gegeben ist.
4 ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN 40
4.4. Bundestagswahl am 27.09.1998: Gerhard Schröder beerbt Altkanzler Kohl
Hintergrund
Bei den Sozialdemokraten kam es zum Putsch von Lafontaine gegen Scharping. Forsa erkannte
bereits am Tag darauf einen Zugewinn von etwa 6 Prozent für die SPD.183 Zwar war der Journalistin
Doris Köpf zufolge Scharping bei den sozialdemokratischen Frauen anfangs noch leicht beliebter,
doch der telegene Schröder sei klar auf der Überholspur gewesen. So nominierte das SPD‐Präsidium
letztendlich Schröder zum Kanzlerkandidaten, der Kohl sogleich zu einem Fernsehduell heraus‐
forderte. Dieser lehnte jedoch ab, hatte er doch seit 1990 nicht mehr an einer Elefantenrunde
teilgenommen. Der SPD‐Ministerpräsident Kurt Beck behauptete sogar, keiner der SPD‐Heraus‐
forderer habe gegen Kohl eine Chance. Er irrte sich damit gewaltig.184
Große Kritik hagelte es für einige Institute bezüglich der Umfragewerte zur Landtagswahl 1996 in
Baden‐Württemberg. Infratest und Allensbach sahen die Republikaner bei 4 bis 4,5 Prozent, obgleich
die Partei mit tatsächlichen 9,1 Prozent klar in den Landtag einzog. Bereits vier Jahre zuvor sah
Allensbach die Republikaner fast 5,5 Prozent unter dem tatsächlichen Wahlergebnis. Der Grund für
die Fehlschätzung 1996, wie später zumindest von Allensbach selbst eingeräumt wurde, lag in der
Nichtberücksichtigung von Projektionen.185 So offenbarte Köcher gegenüber der FAZ, dass Allensbach
intern der Partei mindestens 7 Prozent gegeben hatte.
Zur Wahl 1998 in Sachsen‐Anhalt trauten die Demoskopen der DVU einheitlich 5 bis 6 Prozent der
Stimmen zu und waren sich nicht sicher, ob die Partei die Sperrhürde überwinden könnte. Das
endgültige Wahlergebnis von 12,9 Prozent sorgte dann für eine sehr große Überraschung. Allerdings
landete die DVU bei der Bundestagswahl wieder nur bei 1,2 Prozent. Dennoch kritisierte Noelle‐
Neumann das Qualitätsbewusstsein ihrer Branche („Jeder Teppichboden wird sorgfältiger auf seine
Qualität geprüft“). Daraufhin antwortete Roth (Forschungsgruppe Wahlen), dass doch gerade am
Bodensee mit Nachkommastellen eine Genauigkeit suggeriert werde, die durch Umfragen gar nicht
zu erreichen sei. Weil bei einer Befragung von 1.000 Personen in den Rohdaten jede Person gleich
0,1 Prozent ausmacht, ließ DER SPIEGEL daraufhin durch Emnid die Daten von insgesamt 2.000
Befragten erheben.186
polis Gesellschaft für Politik‐ und Sozialforschung aus München
1990 erfolgte die Gründung des Instituts polis durch Walter Ruhland, der zuvor bei Infratest die
Wahlforschung verantwortet hatte. Seit dem Gründungsjahr setzt das Unternehmen überwiegend
die Meinungsforschung der Sozialdemokraten um.187 1997 führte polis für die SPD eine ausführliche
Panel‐Untersuchung durch, worauf die Partei ihren Wahlkampf fokussierte. Im selben Jahr wurde
Ruhland Geschäftsführer der Sinus München Gesellschaft für Sozialforschung und Marktforschung
mbH. Im 2007 fusionierten beide zu polis+sinus. Bekannte Auftraggeber waren das Magazin FOCUS
183 Vgl. Krumrey (1996). 184 Vgl. Der Spiegel (1999), Doris‐Köpf (1995). 185 Vgl. Der Spiegel (1996a). 186 Vgl. Der Spiegel (1998), Jakobs (1996), Zicht & Cantow (o. A.). 187 Vgl. Gallus (2002).
4 ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN 41
oder die Deutsche Presse‐Agentur. Ruhland führt heute noch die Geschäfte. Es besteht außerdem
eine Partnerschaft mit dem Berliner Feld‐Institut Usuma.188
Institut für empirische Sozialforschung IFES aus Potsdam
1996 verließ Liepelt, der „Papst der Meinungsforschung", infas. Zusammen mit zwölf namhaften
Unternehmen (u. a. der BasisResearch GmbH) und einem Startkapital von fast einer Million D‐Mark
gründete er das Institut für empirische Sozialforschung IFES AG. Ziel war es, den 17 Millionen‐Mark‐
Auftrag der ARD für die Wahlberichterstattung der nächsten fünf Jahre zu erhalten.189 Bei der TV‐
Premiere zu den niedersächsischen Kommunalwahlen 1996 auf N3 lieferte das Unternehmen jedoch
am Wahltermin falsche Hochrechnungen. Statt der tatsächlichen 38,5% für die SPD gab IFES mit der
letzten Hochrechnung 40,1% bekannt, obwohl doch gerade die Zahlen aus den Hochrechnungen für
eine hohe Prognosegüte bekannt waren. Harald Schmidt lästerte: „Kompliment für die Demoskopen.
[…] Sie haben immerhin den Wahltag richtig vorausgesagt“. Liepelt begründete den Fehler mit einer
zu kleinen Stichprobe. Lediglich 100 von 8.200 Bezirken wählte man für die Hochrechnung aus, für
die optimale Zahl von 170 Wahlbezirken mangelte es an Finanzkraft. Denn der Norddeutsche
Rundfunk hatte schließlich nur 250.000 D‐Mark bereitgestellt. Wenig später vergab die ARD die
Wahlberichterstattung an Infratest dimap.190
IFES wollte zu jener Zeit zudem 30.000 Haushalte in Deutschland unentgeltlich mit Computern
ausstatten, um diese mit der IFES‐Zentrale zu vernetzen und so günstig Daten zum Konsumverhalten
zu erhalten. Das Kapital hierfür sollte durch Gründung der Aktiengesellschaft beschafft werden. Die
Hälfte der Investition von 30 Millionen D‐Mark wollte die Investitionslandesbank Brandenburg (ILB)
übernehmen. Doch dies schlug fehl, weil laut deren Regularien geförderte Güter drei Jahre im Institut
bleiben mussten, aber IFES wollte die Geräte ja kostenlos an die Bevölkerung verteilen. Die Aktien‐
gesellschaft konnte nicht realisiert werden, wodurch der Unternehmensplan scheiterte. Liepelt
wurde infolgedessen vorgeworfen, zwischen 1999 und 2004 Kapitalanleger betrogen und Förder‐
mittel erschlichen zu haben. Schließlich musste das Institut Insolvenz anmelden.191
Wahlbörsen von Ecce Terram aus Oldenburg
Frank Simon gründete 1995 Ecce Terram als ein Unternehmen für digitale Medien sowie soziale
Netzwerke. Die Firma beteiligte sich unter anderem am ersten Internet‐Auftritt des Magazins DER
SPIEGEL und erreichte spätestens durch die Erstellung diverser Wahlbörsen einen gewissen Bekannt‐
heitsgrad. Heute gibt es Niederlassungen in Neuseeland bzw. in San Francisco, von wo Simon die
Geschäfte leitet.192
188 Vgl. Bergmann (2002), Bundeszentrale für politische Bildung (2002), Der Spiegel (1990), European Business Network (o. A.), Klingemann & Kaase (2001), polis+sinus (o.A.), Veen (1998). 189 Vgl. GoMoPa (2012), Metzner (2012). 190 Vgl. Focus (1996). 191 Vgl. Der Tagesspiegel (2005), GoMoPa (2012), Tiede & dpa (2011). 192 Vgl. Ecce Terram (o. A.).
4 ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN 42
Zur Bundestagwahl 1998 setzte Ecce Terram erstmals die Wahlstreet für den Auftraggeber DIE ZEIT
technisch um. Wie beim Börsenmarkt von GAI/Wirtschaftswoche ließ man auch Nicht‐Universitäts‐
angehörige zu. Insgesamt 9.482 Teilnehmer handelten mit einem Einsatz von höchstens zehn D‐
Mark.193 Im Wahljahr 2002 wurden vom Oldenburger Unternehmen sogar zum ersten Mal zwei
Börsen gleichzeitig angeboten, neben der etablierten Wahlstreet für Kunden wie das Handelsblatt,
DIE ZEIT oder DER TAGESSPIEGEL mit circa 2.600 Teilnehmern194 ebenfalls eine Wahlbörse für das
Magazin stern. Für beide Märkte, die jeweils drei Monate öffneten, wurden als Startgeld Beträge von
5 bis 50 Euro zugelassen. Die zwei Börsen hatten alles in allem ein vergleichbares Handels‐
volumen.195
Kommerziell setzte Ecce Terram zuletzt 2005 für den gemeinsamen Kunden T‐Online und Financial
Times eine Wahlbörse mit 1.521 Teilnehmern um. Dort handelten die Mitspieler jedoch
ausschließlich mit fiktivem Geld.196 Zur Bundestagswahl 2009 führte Ecce Terram die Wahlstreet für
die Universität München durch, wo Christian Ganser bzw. Jochen Groß das Projekt leiteten. Ohne die
großen Auftraggeber aus der Medienbranche, die zuvor für eine Teilnahme an der Börse warben,
konnten nun nur noch 724 Mitspieler akquiriert werden. Diese setzten mit einem Startkapital von 5
bis 50 Euro insgesamt 20.410 Euro um.197 Ferner waren die Teilnehmer der letzten Wahlstreet nicht
repräsentativ, sondern überdurchschnittlich oft männlich und hoch gebildet.
Wahlbörse der Universität Halle
Zu den Wahlen der deutschen Bundestage 1998 sowie 2002 kam es letztmalig zu einer Umsetzung
von Wahlbörsen mit der Software der University of Iowa. Die Universität Halle veranstaltete die
Märkte. 1998 gab es zudem Unterstützung durch Universitäten der Städte Essen, Dresden und Berlin.
113 Teilnehmer investierten insgesamt 6.100 D‐Mark.198 Im Vergleich zu 1994 erfuhr die IPSM‐Börse
damit deutlich weniger Resonanz, vermutlich durch die Konkurrenz in Form der ersten webbasierten
Märkte von Ecce Terram. Die Hallesche Wahlbörse öffnete zehn Wochen lang. Teilnehmen durften
auch Nichtangehörige einer Universität, als Startkapital wurden Beträge zwischen 5 und 25 Euro
akzeptiert.199
Prognosen und Wahlausgang
Kohl hatte lange Zeit einen Sympathiebonus, der sogar bis hinein in das SPD‐Lager wirkte. Helmut
Jung (Sample) sah den Dauerstreit bei den Sozialdemokraten als Grund für die Unentschlossenheit
der Wählerschaft und bei den Nichtwählern keine stillen Reserven mehr für die Regierung.200
193 Vgl. Berlemann (1999). 194 Vgl. Die Zeit (2002). 195 Vgl. Cantow et al. (2005). 196 Vgl. Groß (2010). 197 Vgl. Ecce Terram (2009), Ganser et al. (2010). 198 Vgl. Berlemann (1999). 199 Vgl. Heise (2002). 200 Vgl. Doris‐Köpf (1995), Großkinsky (1995).
4 ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN 43
Allensbach veröffentlichte vor allem für die Union vor der Wahl über einen längeren Zeitraum Werte,
die sich deutlich von den anderen Instituten unterschieden. Mitte August sank die CDU/CSU auf 33
Prozent, während der Rest 37 bis 38 Prozent publizierte. Allensbach lobte die SPD mit 43,8 Prozent
gar in den Himmel. In den folgenden Wochen holte dann die Union zulasten der Sozialdemokraten
stets leicht auf. Weil lediglich Allensbach diese Dynamik sah, bezweifelten Medien ihre Glaub‐
würdigkeit („Wo die Dynamik fehlt, muss man sie machen“).201
Letzte Umfragen/Marktprognosen vor der Bundestagswahl am 27.09.1998202
Institut/Markt CDU/CSU SPD Grüne FDP PDS Sonstige
IfD Allensbach 36 40,5% 6% 6,5% 5% 6% Universität Halle 37,4% 39% 7,5% 6,4% 4,9% 6,3% Infratest dimap 38% 40% 7% 6% 5% 5% Ecce Terram/Wahlstreet 36,3% 39% 7,8% 5,9% 5% 6,1% FGW 37,5% 39,5% 6% 5,5% 4,5% 7% Polis 38% 41% 7% 5% 4% 5% Emnid 39% 40% 7% 5% 4% 5% forsa 38% 42% 6% 5% 4% 5%
Wahlausgang 35,1% 40,9% 6,7% 6,2% 5,1% 5,8%
In den letzten Veröffentlichungen vor dem Urnengang wurde Rot‐Grün stets leicht vor Schwarz‐Gelb
gesehen. Überdies gab es nur wenige Unterschiede. Lediglich bei der PDS war man sich uneins.
Allensbach, Infratest dimap sowie die Wahlstreet sahen die PDS über der Sperrhürde, die übrigen
Institute bzw. Märkte knapp darunter. Die erste Hochrechnung veröffentlichte RTL ausnahmsweise
sogar vor 18 Uhr, verstieß damit aber gegen das Bundeswahlgesetz und erhielt später einen Verweis
des Bundeswahlleiters.203
Rangliste der Institute/Märkte zur Bundestagswahl am 27.09.1998
Platz Institut/Markt Fallzahl Zeitraum Prognosegüte
1 IfD Allensbach N.N. Bis 26.09.98 96,35 2 Universität Halle ‐ Bis 27.09.98 96,14 3 Infratest dimap N.N. Bis 26.09.98 94,35 4 Ecce Terram/Wahlstreet ‐ Bis 27.09.98 94,13 5 FGW N.N. Bis 18.09.98 89,41 6 Polis N.N. N.N. 88,72 7 Emnid N.N. Bis 25.09.98 87,92 8 forsa N.N. Bis 25.09.98 87,31
201 Vgl. Perger (1998). 202 Vgl. Berlemann (1999), Vogel (o. A.). 203 Vgl. Wied (2007).
5 GESAMTAUSWERTUNG DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN 71
5. Gesamtauswertung der Bundestags‐ und Europawahlen
Institutsspezifische Analysen
Forsa gab mit 1990, 1999 und 2013 insgesamt dreimal die beste Voraussage zu einer Europa‐ oder
Bundestagswahl ab. Ebenfalls drei Siege erreichte Ecce Terram, aber mit anderen Kooperationspart‐
nern. Zudem wurden zu den Bundestagswahlen 2002 sowie 2005 sogar jeweils zwei Märkte parallel
veranstaltet, was einen fairen Vergleich erschwert. Dennoch haben die aus den Börsen von Ecce
Terram extrahierten Prognosen in jedem zweiten Fall den Wahlausgang am besten vorhergesagt.
Rangliste der Umfrageinstitute und Börsenmärkte nach Prognosesiegen
Institut/Markt
BTW
90
EW94
BTW
94
BTW
98
EW99
BTW
02
EW04
BTW
05
EW09
BTW
09
BTW
13
EW14
Podest‐Plätze
forsa 1 6 9 8 1 10 4 7 5 3 1 9 (3/0/1) IfD Allensbach 7 3 3 1 6 11 2 9 6 4 4 11 (1/1/2) Ecce Terram/Wahlstreet 4 8 2 1 (1/1/0) Emnid 3 7 1 7 5 7 5 8 8 8 6 7 (1/0/1) Ecce Terram/stern 1 (1/0/0) Ipsos 9 1 (1/0/0) ProKons 4 1 5 5 5 (1/0/0) Ecce Terram/FTD 1 (1/0/0) EOS Gallup Europe 1 (1/0/0) BasisResearch 1 6 4 (1/0/0) FGW 6 4 4 5 3 3 6 3 2 6 3 2 (0/2/3) Infas 2 2 (0/2/0) Infratest dimap 5 5 3 2 5 7 6 3 9 8 4 (0/1/2) Prognosys 2 7 3 (0/1/1) Universität Dortmund/FAZ 2 (0/1/0) Universität Halle 2 9 (0/1/0) INSA 2 6 (0/1/0) Universität Bonn 2 (0/1/0) GMS 4 3 5 7 10 10 10 (0/0/1) Universität Frankfurt 4 (0/0/0) GESS Phone & Field 4 (0/0/0) Universität Leipzig 5 (0/0/0) Polis 6 (0/0/0) Neopoly/Yahoo 6 (0/0/0) INFO GmbH 7 (0/0/0) GAI/Wirtschaftswoche 7 (0/0/0) Universität Regensburg 8 (0/0/0) YouGov 8 (0/0/0) Universität Passau 10 (0/0/0) Betfair 11 (0/0/0) Universität München 11 (0/0/0)
Anzahl Prognosen 7 7 10 8 6 11 7 9 8 11 11 11
5 GESAMTAUSWERTUNG DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN 73
Parteispezifische Analysen
Der Unionswert wurde insgesamt 20mal über‐ sowie 11mal unterschätzt, der Großteil der
Vorhersagen war korrekt. Zu den Wahlen 2004/05 prognostizierten die Institute bzw. Märkte den
Stimmenanteil einheitlich zu hoch und zur Europawahl 1999 zu niedrig. Es gab zudem einige Institute,
welche die CDU/CSU häufiger über‐ als unterbewertet haben. Spitzenreiter dieser parteispezifischen
Fehlschätzungen ist GMS, die zwar 4mal einen korrekten, aber ebenso 3mal einen zu hohen Wert
vorhersagte. Dabei könnten die Fehlprognosen zu den Europawahlen 2004 bzw. 2014 jedoch auch
aufgrund der geringen Validität entstanden sein, denn das Institut befragte hinsichtlich der Wahlab‐
sicht bei der nächsten Bundestagswahl. Vor der Wahl 2005 hatte die Konkurrenz tendenziell ein zu
gutes Abschneiden der Union erwartet, so dass die Fehlschätzung von GMS dort zu relativieren ist.
Analyse der Prognosegüte zur CDU/CSU (chronologisch)
Institut/Markt
BTW
90
EW94
BTW
94
BTW
98
EW99
BTW
02
EW04
BTW
05
EW09
BTW
09
BTW
13
EW14
Gesamt (+/o/‐)
GMS o + + o o o + (3/4/0) forsa o + o o ‐ o o + o + o + (4/7/1) Emnid o o o + ‐ o + + ‐ o o + (4/6/2) Ecce Terram/FTD + (1/0/0) EOS Gallup Europe + (1/0/0) Ecce Terram/Wahlstreet o o + o (1/3/0) FGW o o o o ‐ o + + o o o o (2/9/1) IfD Allensbach o o o o ‐ o o + o o o + (2/9/1)
Infratest dimap o o o ‐ o o + o o o o (1/9/1) ProKons + o o ‐ o (1/3/1) Infas o o (0/2/0) Universität Halle o o (0/2/0) Betfair o (0/1/0) Ecce Terram/stern o (0/1/0) GAI/Wirtschaftswoche o (0/1/0) GESS Phone & Field o (0/1/0) INFO GmbH o (0/1/0) Neopoly/Yahoo o (0/1/0) Polis o (0/1/0) Universität Bonn o (0/1/0) Universität Dortmund/FAZ o (0/1/0) Universität Frankfurt o (0/1/0) Universität Leipzig o (0/1/0) Universität München o (0/1/0) Universität Passau o (0/1/0) Universität Regensburg o (0/1/0) YouGov o (0/1/0)
BasisResearch o o ‐ (0/2/1) Prognosys o ‐ o (0/2/1) INSA ‐ o (0/1/1) Ipsos ‐ o (0/1/1)
Gesamt o (+) o (+) ‐ o + + (‐) (+) (‐) (+) (20/*/11)
PERSONENVERZEICHNIS 111
Personenverzeichnis
Adenauer, Konrad 22‐24, 29
Albrecht, Ernst 36
Algan, Michel 21
Althaus, Dieter 65
Antholz, Birger 7, 13, 32
Berger, Manfred 27
Beck, Kurt 40, 58, 64
Betz, Egon 26
Binkert, Hermann 65‐66, 69
Bisky, Lothar 28
Black, Andrew 62
Bradley, Tom 20, 81
Brandt, Willy 24
Braun, Peter 65
Bush, George 14
Carstensen, Harry 49
de Stael, Anne 19
Dewey, Thomas 20
Dobrindt, Alexander 64
Dubakis, Michael 14
Erhard, Ludwig 22
Ernst, Lena‐Renate 24
Ernst, Wolfgang 24
Faas, Thorsten 55
Fädler, Günther 54
Filo, David 49
Friedrich, Walter 27‐28
Gallup, George 19‐22, 24, 52
Ganser, Christian 42
Gibowski, Wolfgang 27, 35
Gollowitsch, Peter 54
Groß, Jochen 7, 13, 42
Güllner, Manfred 26, 28, 36, 38, 45, 47, 49, 55,
57, 60, 62, 62, 64‐66, 79, 81
Gysi, Gregor 31, 47
Hartenstein, Wolfgang 26
Hilmer, Richard 25, 47, 49, 57‐58
Hofmann‐Göttig, Joachim 13
Holzscheck, Knut 29
Juncker, Jean‐Claude 68
Jung, Helmut 36, 43, 48, 61, 65
Jung, Matthias 10, 27, 51, 62, 81
Kebschull, Wilhelm 22
Kepplinger, Hans Mathias 47
Ketels, Andreas 22
Kiesinger, Kurt Georg 25, 30
Köcher, Renate 8, 24, 35, 41, 50‐51, 64‐65
Kohl, Helmut 6, 16, 23‐24, 27, 33, 35, 39‐42, 47
Köhler, Horst 7, 54
Köpf, Doris 41
Krämer, Walter 3
Krieg, Oliver 23, 69
Lackes, Richard 15, 61
Lafontaine, Oskar 33, 38, 40, 45, 54
Landon, Alfred 19
Liepelt, Klaus 9, 26, 38, 41
Liljeberg, Holger 61‐62, 64
Lippoldt, Erich 21
Löchner, Heinz 21
Löffler, Ute 36
Lorenz, Kerstin 54
Lucke, Bernd 64‐65
MacDonald, Flora 20, 56, 81
Maier‐Leibnitz, Heinz 23
McCain, John 62
McKinley, William 19
Merkel, Angela 5, 47, 53‐54, 56‐57, 62, 64, 69
Michael, Tobias 3, 65
Mierscheid, Jakob 14
Mohr, Walter 15, 49
Müller‐Peters, Horst 69
Neumann, Erich Peter 23
Noelle‐Neumann, Elisabeth 9, 23‐26, 29‐30, 34‐
35, 37, 39‐40, 49, 51
PERSONENVERZEICHNIS 112
Obama, Barack 16, 62
Raab, Stefan 55
Reck, Jochen 28
Reinhardt, Peter 62
Riffault, Helene 52
Romney, Mitt 16
Roosevelt, Franklin 19‐20
Roth, Dieter 27, 40, 57
Ruhland, Walter 40‐41
Schäfer, Hans 30
Scharping, Rudolf 38‐41
Schäuble, Wolfgang 33
Schmidt, Harald 41
Schmidt, Helmut 22, 24
Schmitt, Peter 21
Schmitt‐Beck, Rüdiger 11, 57
Schnell, Rainer 7, 13, 80
Schöppner, Klaus‐Peter 23, 55, 58, 60
Schröder, Gerhard 5‐7, 28, 33, 38, 40‐41, 45, 47,
49‐50, 53‐55, 57
Schroth, Yvonne 57
Schubert, Günther 26
Schulz, Martin 68
Shakespeare, Stephan 69
Silver, Nate 15‐16, 82
Simon, Frank 41
Simonis, Heide 49
Sontheimer, Kurt 82
Späth, Lothar 36
Steinbrück, Peer 28, 64
Steinmeier, Frank‐Walter 60, 62
Stoiber, Edmund 47‐48, 54
Strauß, Franz‐Josef 36, 47
Struck, Peter 58
Struck, Stephan 59
Stüve, Uwe 59
Tetlock, Philip 16
Truchot, Didier 65
Ulmer, Fritz 12‐13, 35, 80
Vogel, Bernhard 65
von Dohnanyi, Klaus 24
von Stackelberg, Karl‐Georg 20, 22, 30
von Thadden, Adolf 30
Waigel, Theo 35
Wickert, Günter 13, 25‐26, 30, 80
Wildenmann, Rudolf 27
Wray, Edward 62
Yang, Jerry 49
Ypsilanti, Andrea 58
Zahawi, Nadhim 69
zu Guttenberg, Karl‐Theodor 60
Truman, Harry 20