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Informationsarchitektur im E-Commerce Leitfaden zur Erstellung von Struktur- und Navigationskonzepten für
Onlineshops im World Wide Web
Diplomarbeit
Vorgelegt von Felix Berger (Mat.-Nr. 5509)
Zur Erlangung des Grades Diplom-Dokumentar (FH)
am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam
Erstgutachter: Prof. Dr. Rolf Däßler
Zweitgutachter: Prof. Dr. Frank Heidmann
Stand: 23 Februar 2008
1
Inhalt
1 Einleitung............................................................................................................. 4
1.1 Motivation..................................................................................................... 4
1.2 Ziel ................................................................................................................ 4
1.3 Strategie ........................................................................................................ 5
1.4 Eingrenzung .................................................................................................. 6
2 E-Commerce ........................................................................................................ 6
2.1 Begriffsbestimmung...................................................................................... 7
2.1.1 Definitionen ........................................................................................... 7
2.1.2 Klassifizierung nach Akteuren............................................................... 8
2.1.3 Klassifizierung nach Leistung.............................................................. 10
2.1.4 Arbeitsdefinition .................................................................................. 12
2.2 Eigenschaften und Entwicklung von Onlineshops ..................................... 13
2.2.1 Technischer Hintergrund ..................................................................... 14
2.2.2 Funktionalität von Onlineshops ........................................................... 16
2.2.3 Vorteile für Nutzer............................................................................... 17
2.2.4 Bestehende Probleme........................................................................... 18
2.2.5 Wachstum und Akzeptanz ................................................................... 22
3 Produktfunktion und -sprache............................................................................ 23
4 Informationsarchitektur...................................................................................... 27
4.1 Begriffsbestimmung.................................................................................... 27
4.2 Aspekte ....................................................................................................... 29
4.3 Ziele ............................................................................................................ 31
4.4 Projektkontext ............................................................................................. 34
4.4.1 Teamzusammensetzung ....................................................................... 34
4.4.2 Projektverlauf....................................................................................... 37
4.4.3 User Centered Design .......................................................................... 40
4.4.4 Relevanz der Informationsarchitektur.................................................. 42
4.5 IA-Prozess................................................................................................... 44
4.5.1 IA-Phasen............................................................................................. 44
4.5.1.1 Analyse ......................................................................................... 46
4.5.1.2 Organisation..................................................................................49
4.5.1.3 Visualisierung ............................................................................... 63
2
4.5.1.4 Dokumentation.............................................................................. 72
4.5.2 Deliverables ......................................................................................... 73
4.5.3 Werkzeuge ........................................................................................... 76
4.5.4 Informationsquellen .............................................................................77
4.5.4.1 Literatur......................................................................................... 78
4.5.4.2 Online-Magazine und Communities............................................. 78
4.5.4.3 Blogs ............................................................................................. 79
5 Allgemeine Nutzerkonzepte............................................................................... 80
5.1 Mentale Modelle und Erwartungskonformität............................................ 80
5.2 Navigationsverhalten und Strategien der Suche ......................................... 83
5.3 Probleme von Hypertextstrukturen............................................................. 90
6 Zusammenfassung.............................................................................................. 92
7 Anwendungsbeispiel .......................................................................................... 93
7.1 Projektbeschreibung.................................................................................... 93
7.2 Analyse: Geschäftskontext.......................................................................... 94
7.3 Analyse: Inhalt ............................................................................................ 95
7.4 Analyse: Nutzer .......................................................................................... 96
7.5 Anforderungsliste........................................................................................ 97
7.6 Informationsschema und Struktur............................................................... 98
7.7 Klassifikation der Inhalte............................................................................ 98
7.8 Content- und Seiten-Typen .........................................................................98
7.9 Suche......................................................................................................... 100
7.10 Globale Struktur...................................................................................... 100
8 Fazit.................................................................................................................. 101
3
4
1 Einleitung
Das World Wide Web hat sich im Lauf seiner Entwicklung zu einem Medium
gewandelt, das in der breiten Bevölkerungsschicht angekommen ist. Mit der
steigenden Nutzung des World Wide Web ist auch die Zahl der Anwender
gewachsen, welche die Vorteile des Online-Versandhandels nutzen. Im Jahr 2006
wurden in Deuschland 28,6 Millionen Online-Kunden gezählt, die Tendenz steigt.
Die zunehmende Nutzung des Onlinehandels durch Anwender aller Alters- und
Bildungsschichten stellt Betreiber von Onlineshops vor die Herausforderung, ihr
Angebot in einer zunehmend nutzerfreundlichen Form zu präsentieren. Die
Informationsarchitekturen von Websites bilden das strukturelle Fundament einer
nutzerorientierten Gestaltung von Onlineshops.
1.1 Motivation
Die Gestaltung von Informationsarchitekturen unter Berücksichtigung der Ziele
von Anbietern und Nutzern ist ein komplexer Prozess, in welchem vielfältige
Faktoren zu berücksichtigen sind. Die Methodik und Phasen der Erarbeitung von
Informationsarchitekturen für Websites werden aufgrund ihrer Abhängigkeit vom
Projektkontext in Literatur- und zahlreichen Online-Quellen meist in sehr
abstrakter Form beschrieben; die Möglichkeiten des Vorgehens sind vielfältig.
Für Einsteiger, welche sich in die zentrale Methodik einarbeiten und über die
wichtigsten Arbeitsschritte zur Erarbeitung von Informationsarchitekturen
informiert werden möchten, gestaltet sich die Orientierung in den vielfältigen
Quellen entsprechend schwer.
1.2 Ziel
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Zusammenstellung einer übersichtlichen
Auswahl notwendiger Schritte für die Erarbeitung von Informationsarchitekturen
für Online-Shops. Zu diesem Zweck werden methodische Ansätze verschiedener
Quellen ausgewertet und - für die Realisierung von Onlineshops - wichtige
Konzepte zusammengeführt. Darüber hinaus sollen die besonderen
5
Anforderungen beschrieben werden, welche an die Planung nutzerfreundlicher
Frontend-Architekturen im Kontext des internetbasierten Versandhandels
entstehen.
1.3 Strategie
Die Arbeit beschreibt in Kapitel 2 einführend die Varianten des E-Commerce und
stellt die Position des Online-Versandhandels innerhalb verschiedener Modelle
zur Definition des E-Commerce dar. Darüber hinaus werden Funktionsweise,
Akzeptanz und Vorteile sowie bestehende Probleme des internetbasierten Handels
erläutert.
Um im Folgenden eine methodische Bewertung von Websites und ihrer
Funktionalität zu ermöglichen, werden in Kapitel 3 Modelle zur Beschreibung
von Produktfunktionalität vorgestellt.
Kapitel 4 bildet den Kern der Arbeit und behandelt den Bereich der
Informationsarchitektur. Eingangs werden verschiedene Interpretationen,
Definitionen und Aspekte des Begriffs Informationsarchitektur beschrieben. Es
folgt eine Definition der grundsätzlichen Ziele welche bei der Realisierung
angestrebt werden. Im Anschluss wird die Rolle der Informationsarchitektur im
Projektkontext der Erarbeitung von Websites beschrieben. Der Schwerpunkt des
Kapitels liegt in der überschaulichen Darstellung wichtiger Arbeitsschritte zur
Erarbeitung einer Informationsarchitektur. Die Arbeitsschritte werden, gemäß der
Chronologie zur Realisierung in den vier Phasen Analyse, Organisation,
Visualisierung und Dokumentation erläutert. Kapitel 4 schließt mit der
Darstellung relevanter Präsentationsmethoden, Werkzeuge und
Informationsquellen.
Kapitel 5 beschreibt Konzepte und Verhaltensweisen von Nutzern anhand
Mentaler Modelle, Strategien der Suche und der Probleme bei der Nutzung von
Hypertext.
6
Kapitel 6 liefert eine Zusammenfassung der wichtigsten Anforderungen, welche
bei der Konzeption nutzerfreundlicher Frontend-Architekturen von Onlineshops
zu berücksichtigen sind. Abschließend wird die erarbeitet Methodik in Kapitel 7
anhand eines vereinfachten Anwendungsbeispiels veranschaulicht.
1.4 Eingrenzung
Um die Durchführung der Arbeit im Rahmen des verfügbaren Zeitraums zu
ermöglichen, werden einige thematische Eingrenzungen vorgenommen.
Die angesprochenen Anwendungen betreffen den Bereich des internetbasierten
Versandhandels. Weitere mögliche Formen von E-Commerce-Anwendungen
werden nicht berücksichtigt.
Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit angestrebte Optimierung der
Nutzerfreundlichkeit bezieht sich auf den für Endnutzer sichtbaren Frontend-
Bereich. Aspekte des Backend-Bereichs und die damit verbundenen
administrativen Tätigkeiten, werden nicht berücksichtigt.
Bei der Auswahl und Detaillierung der Beschreibung von Arbeitsschritten,
Phasen, und Präsentationsmethoden von Teilergebnissen liegt der Schwerpunkt
im organisierenden, strukturierenden und visualisierenden Bereich. Sofern
Aspekte der aufgeführten Bereiche der Erarbeitung von administrativer
Funktionalität dienen, werden sie in weniger detaillierter Form behandelt.
Das Anwendungsbeispiel dient der Veranschaulichung der zusammengestellten
Arbeitsschritte und wird in vereinfachter Form durchgeführt.
2 E-Commerce
Das vorliegende Kapitel soll eine Einführung in die Thematik des E-Commerce
liefern. In diesem Sinne werden zunächst verschiedene
Interpretationsmöglichkeiten und Definitionen erläutert. Darüber hinaus wird der
7
Bereich Online-Shopping auf verschiedene Aspekte wie Funktionalität, Vorteile
und Akzeptanz untersucht.
2.1 Begriffsbestimmung
2.1.1 Definitionen
In Wissenschaft und Praxis existieren zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr
heterogene Interpretationen des Begriffs Electronic Commerce (elektronischer
Handel). Die vorhandenen Definitionen sind entsprechend zahlreich und
verschiedenartig. Folgende Beispiele verdeutlichen die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten einiger Definitionen:
Brockhaus (Electronic Commerce): Kw. E-Commerce, der Handel mit Waren und
Dienstleistungen über elektron. Kommunikationsmittel, v.a. das Internet; in Dtl.
bisher v.a. von Medien-, Handels-, Computer-, Touristik-, Versicherungs- und
Finanzdienstleistungsunternehmen genutzt. 1
Encyclopaedia Britannica (Electronic Commerce): electronic commerce, also
called E-COMMERCE, the maintaining of business relationships and the selling
of information, services and commodities by means of computer networks. 2
Wirtz, Bernd W. (Electronic Commerce): “Electronic Commerce umfasst die
Leistungsaustauschprozesse Anbahnung Aushandlung und Abschluss von
Handelstransaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten mittels elektronischer Netze.
Die Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie werden
genutzt, um Güter und Dienstleistungen zu verkaufen und gleichzeitig die Kosten
einer „physischen Präsenz“ zu vermeiden. Durch den Einsatz von Electronic
Commerce wird die Realisierung von Effizienzsteigerungen,
Kostensenkungspotenzialen und Bequemlichkeitsvorteilen während einer
(Handels-) Transaktion angestrebt” 3
1 Brockhaus 2006: S. 675 2 Britannica 2003: S. 436 3 Wirtz 2002: S. 58
8
Allen aufgeführten Definitionen sind einige zentrale Aspekte gemein. Die
Transaktion verschiedenartiger Leistungen, ein kommerzieller Hintergrund und
die Abwicklung über elektronische Netze sind wesentliche Eigenschaften, die alle
Varianten des Electronic Commerce besitzen. Die Form der, durch eine
Transaktion übertragenen Waren wird durch den Begriff des Electronic
Commerce nicht spezifiziert. Es kann sich hierbei um körperlose und körperliche
Produkte sowie um Dienstleistungen handeln. Auch die involvierten Akteure
werden nicht definiert. Eine Transaktion kann entsprechend zwischen
Privatpersonen, Unternehmern und staatlichen Institutionen in beliebiger
Ausrichtung stattfinden. Im folgenden Textverlauf wird Electronic Commerce mit
der aktuell gebräuchlichen Kurzform E-Commerce bezeichnet.
2.1.2 Klassifizierung nach Akteuren
Als Akteure werden im E-Commerce alle Teilnehmer bezeichnet, die Anbieter
oder Empfänger eines elektronisch basierten Transaktionsprozesses sein können. 4
Die Akteure lassen sich in drei Rollen unterteilen:
• Unternehmen (Business)
• Öffentliche Institutionen (Administration)
• Privatpersonen (Consumer)
Da in der Anfrager-Nachfrager-Konstellation für jede Gruppe von Akteuren die
Transaktion mit allen weiteren Gruppen, einschließlich der eigenen möglich ist,
resultieren neun Teilmärkte. 5
4 vgl. Tamm 2003: Kap. 1.2 5 vgl. Heidenreich 2006: S. 28
9
Nachfrager der Leistung
Consumer Business Administration
Con
sum
er
Consumer-to-Consumer
(C2C)
z.B. Internetauktion
Consumer-to-Business
(C2B)
z.B. Nachfrage nach
Produktmustern
Consumer-to-
Administration
(C2A)
z.B. Steuerabwicklung
von Privatpersonen
Bus
ines
s
Business-to-Consumer
(B2C)
z.B. Bestellung eines
Kunden bei einem
Internetbuchhändler
Business-to-Business
(B2B)
z.B. Bestellung eines
Unternehmens bei einem
Zulieferer durch
elektronischen
Datenaustausch
Business-to-
Administration
(B2A)
Business-to-
Administration
z.B. Steuerabwicklung
von Unternehmen
Anb
iete
r de
r Le
istu
ng
Adm
inis
trat
ion Administration-to-
Consumer
(A2C)
z.B. Abwicklung von
Sozialeistungen
Administration-to-
Business
(A2B)
z.B.
Beschaffungsmaßnahmen
staatlicher Stellen mit
Hilfe des Internets
Administration-to-
Administration
(A2A)
z.B. Transaktionen
zwischen Behörden
Tabelle 1: Teilmärkte des E-Commerce nach Akteuren 6
Die Ausrichtung von Transaktionen in Teilmärkten wird in der Benennung des
Teilmarktes beschrieben. Die erste Rolle stellt den Anbieter, die zweite Rolle den
Anfrager eines Transaktionsobjekts dar. Im Business to Consumer-Teilmarkt
stellt entsprechend ein Unternehmen die Händlerseite dar, welche ein
Transaktionsobjekt an eine Privatperson verkauft. Ein Beispiel hierfür ist der
klassische Online-Versandhandel durch Anbieter wie Amazon. Der Consumer to
Consumer-Markt beschreibt eine Transaktion von Privatpersonen hin zu weiteren
Privatpersonen. Ein Beispiel hierfür ist der Verkauf von Transaktionsobjekten
über Online-Auktionshäuser wie Ebay. Im Business to Business-Bereich finden
Transaktionen zwischen Unternehmen in Form von Zulieferbeziehungen statt.
Der B2B-Markt ist in der Regel - im Gegensatz zu den Bereichen B2C und C2C -
6 Heidenreich 2006: S. 28
10
durch langfristige Geschäftsbeziehungen zwischen Transaktionspartnern
gekennzeichnet.
Gemessen an den Umsätzen, sind die bedeutendsten Märkte der Business to
Business-Bereich, gefolgt vom Business to Consumer-Bereich. 7
2.1.3 Klassifizierung nach Leistung
Neben der Klassifizierung nach Akteuren lassen sich E-Commerce-Prozesse
durch ihre Leistungen (Inhalt, Kontext und Infrastruktur von Transaktionen)
unterscheiden. Folgende Klassifizierung bezieht sich bezüglich der
Transaktionsteilnehmer ausschließlich auf den Business to Consumer-Bereich.
Die weiteren acht Teilmärkte werden nicht berücksichtigt.
Wirtz klassifiziert Geschäftsmodelltypen des B2C-E-Commerce im 4C-Net-
Business-Modell. Das Modell identifiziert die vier Typen Content, Commerce,
Context und Connection. 8
Content
• Kompilierung (Packaging)
• Darstellung und
• Bereitstellung von Inhalten
• auf einer eigenen Plattform
Commerce
• Anbahnung
• Aushandlung und/oder
• Abwicklung von
Geschäftstransaktionen
Context
• Klassifikation und
• Systeatisierung von im
Internet verfügbaren
Informationen
Connection
• Herstellung der Möglichkeit
eines Informationsaustausches
in Netzwerken
7 vgl. Tamm 2003: Kap.1.2 8 vgl. Wirtz 2002: S.74
11
Tabelle 2: 4C-Net-Business-Modell 9
Im Leistungsangebot von E-Commerce-Unternehmen befinden sich oft
Mischformen der vier Modelltypen. In Reinform (sogenannte Pure Player) werden
sie selten angeboten.
Content
Im Geschäftsmodell Content werden Inhalte für Zielgruppen systematisch
aufbereitet und auf einer eigenen Internetplattform bereitgestellt. Die Inhalte
können kostenpflichtig oder über indirekte Finanzierung vertrieben werden. Sie
gliedern sich thematisch in die Bereiche Information, Unterhaltung und
Ausbildung. Beispiele sind hier die Onlineausgaben von Tageszeitungen
(Information), Mp3-Downloadportale (Unterhaltung) und virtuelle Universitäten
(Ausbildung).
Konkrete Beispiele für Unternehmen, die im Content-Bereich arbeiten sind
Spiegel Online oder das Portal Mp3.com.
Commerce
Das Modell Commerce beschreibt die Ergänzung bzw. Substitution traditioneller
Transaktionsphasen von Geschäften durch das Internet und gliedert sich in die
Geschäftsmodellvarianten Anbahnung (Attraction), Aushandlug
(Bargaining/Negotiation) und Abwicklung (Transaction).
Die Variante Attraction beinhaltet die Vermarktung, Bewirtschaftung und
Vermittlung von Werbeflächen (Banner) im Internet.
Bargaining/Negotiation bezeichnet die Aushandlung der Geschäftsbedingungen
von Transaktionen. Die wichtigsten Bedingungen stellen hier Preis und
Einkaufskonditionen dar. Die Bargaining/Negotiation-Variante wird neben
weiteren in die Gruppen Co-Shopping (Einkaufsgemeinschaften), Internetauktion
und Preisvergleicher unterteilt.
9 Tamm 2003: Kap. 1.3.1
12
Als Transaction wird die Abwicklung der Erfüllung online geschlossener
Kaufverträge bezeichnet. Die Transaction gliedert sich in Zahlungsabwicklung
(z.B. Kreditkartenunternehmen) sowie Lager- und Lieferlogistik
(Logistikunternehmen)
Zu Unternehmen, die im Bereich Commerce agieren zählen beispielsweise das
Online-Auktionshaus Ebay und das Versandhandelsportal Amazon.
Context
Das Modell Context bezeichnet die systematische Aufbereitung von Internet-
Inhalten. Zu den klassischen Context-Anbietern gehören die Betreiber von
Suchmaschinen und Webkatalogen. Im Modell Context liefert ein Unternehmer
dem Nutzer keine eigenen Informationen, sondern bietet ihm
Komplexitätsreduktion durch systematische Aufbereitung frei verfügbarer Web-
Inhalte und die Möglichkeit der Navigation.
Zu Unternehmen im Context-Bereich zählen neben anderen der
Suchmaschinenbetreiber Google und der Portalanbieter Yahoo.
Connection
Im Geschäftsmodell Connection bieten Unternehmen
Kommunikationsverbindungen an. Diese können technologischer, kommerzieller
und kommunikativer Art sein.
Im Bereich Connection arbeiten beispielsweise der Provider T-Online, der
Community-Betreiber AOL oder der Mailing Service-Anbieter GMX. 10
2.1.4 Arbeitsdefinition
Die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten des Begriffs E-Commerce machen
eine Eingrenzung relevanter Geschäftsmodelle notwendig. Wenn im Kontext
dieser Arbeit der Begriff E-Commerce verwendet wird, sei folgende
Arbeitsdefinition zugrunde gelegt: 10 vgl. Tamm 2003: Kap. 1.3.1
13
Electronic Commerce (E-Commerce) umfasse alle geschäftlichen
Transaktionsprozesse zwischen einem Unternehmen (Anbieter) und einer
Privatperson (Konsument), die im Rahmen des internetgestützten Versandhandels
anfallen. Es beschränke sich dabei nicht auf den eigentlichen Verkauf von
Produkten sondern umfasse darüber hinaus alle durch das Internet unterstützten
Teilbereiche einer Kunden-Lieferanten-Beziehung. Neben dem eigentlichen
Erwerb von Produkten umfasse E-Commerce somit auch Informations- und
Kommunikationsprozesse im Vorfeld des Kaufs und danach.
Im Bezug auf die vorangegangenen Klassifikationen von elektronischem Handel
bezieht sich die vorliegende Arbeit auf die Teilbereiche Business to Consumer
(Akteure) und Commerce (Leistung), mit Eingrenzung auf den Commerce-
Bereich Versandhandel. Websites, deren Zweck E-Commerce-Transaktionen in
diesem Verständnis sind, werden im Folgenden als Onlineshops bezeichnet.
Onlineshops besitzen mindestens die folgenden zentralen Funktionalitäten:
• Kostenfreier Zugang via Webbrowser
• Produktinformation
• Kontaktierung des Betreibers
• Registrierung
• Warenkorbfunktionalität
• Abwicklung von Bezahlungs- und Lieferoptionen
2.2 Eigenschaften und Entwicklung von Onlineshops
Onlineshops basieren auf dem Prinzip der elektronischen Abbildung, auch
Mediatisierung genannt, von Informationen und Marktteilnehmern und stellen
eine Virtualisierung des ökonomischen Orts des Aufeinandertreffens von Angebot
und Nachfrage dar. Idealerweise substituiert ein Onlineshop dabei jede Stufe des
traditionellen Handels. 11 In diesem Fall können Werbung, Produktinformation,
Auskunft, Bestellung, Transaktionsabwicklung und Support vollständig über das
11 vgl. Heidenreich 2006: S. 29
14
Medium Internet (WWW, E-Mail und Newsfeeds) abgewickelt werden.
Ergänzende Medienkanäle (sog. Medienbruch, beispielsweise ein
Beratungsgespräch per Telefon) sind entsprechend nicht notwendig. Der
deutlichste Unterschied zwischen traditionellem und virtuellem Handel besteht
hinsichtlich der Dimensionen Zeit und Ort. Dem an Standort und
Ladenschlusszeiten gebundenen traditionellen Handel steht die virtuelle Variante
ungebunden durch Zeit und Ort gegenüber. Um Onlineshops zu nutzen, ist
lediglich ein netzwerkfähiger Computer mit Internetzugang und installierter
gängiger Browsersoftware notwendig.
2.2.1 Technischer Hintergrund
Die technologische Basis von Onlineshops sind das Internet und die darauf
aufbauenden Dienste World Wide Web (WWW), E-Mail und Newsfeeds. Den
Shop bildet eine Website, welche Informationen zu Produktsortiment,
Transaktionskonditionen und Interaktionsmöglichkeiten liefert. Da die
Darstellung der Inhalte in den meisten Fällen über die statische Listenform hinaus
nach verschiedenen Kriterien interaktiv sortierbar erfolgen soll, sind Onlineshop-
Systeme in der Regel dynamischer Art. Das bedeutet, dass Inhalte (z.B.
Produktinformationen) in Datenbanken (z.B. MySQL) abgelegt werden und von
der Website entsprechend einer Interaktion durch den Nutzer abgerufen werden.
Als Skriptsprache zu diesem Zweck findet PHP in den Versionen 4 und 5 die
derzeit weiteste Verbreitung. Die Benutzeroberflächen werden je nach
Anwendung per (X)HTML oder Flash gestaltet. Flash-Sites finden traditionell
besonders im Handel mit Mode- und Lifestyleprodukten Verwendung. Im
Versandhandelsbereich existieren auf technischer Seite vier Methoden zur
Realisierung von Onlineshops:
• Vollständig eigenständige Programmierung / Spezialanwendung
• E-Commerce-Frameworks
• Shop-Erweiterung für Content Management Systeme
• Mietshop / Providerlösung
15
Die vollständige Programmierung eines eigenen Shop-Systems garantiert dem
Betreiber die bestmögliche individuelle Anpassung des Systems an seine
Bedürfnisse. Neben hohem Aufwand bei der Umsetzung, und eingeschränkter
Flexibilität (Schnittstellen zum Datenaustausch und Template Engines fehlen in
der Regel bei diesen Systemen) ist ein hohes Risiko potentieller Sicherheitslücken
im Code der Anwendung ein Nachteil dieser Methode.
Von kommerziellen Anbietern oder Open Source-Gemeinschaften programmierte
und vertriebene Content Management-Systeme mit integrierter E-Commerce-
Funktionalität werden als Frameworks bezeichnet. Frameworks haben meist
modularen Charakter, was bedeutet, dass durch Erweiterungen sogenannte
Module die Funktionalität ausgebaut werden kann. In der Regel verfügen
Frameworks über eine Standard-Benutzeroberfläche, die abhängig von der
verwendeten Template Engine durch verschiedene Typen von Designvorlagen
(Themes) ersetzt werden kann. Frameworks sind in hohem Maße
individualisierbar, erweiterbar und bieten - bedingt durch den
Entwicklungsaufwand professioneller und/oder großer Entwicklergemeinschaften
- Schutz vor Sicherheitslücken. Verbreitete Beispiele für Commerce-Frameworks
sind XT:Commerce oder Margento.
Shop-Erweiterungen (Module) für Content Management-Systeme (CMS) fügen
unterstützenden Systemen wie Typo3, Joomla oder Drupal zusätzliche Shop-
Eigenschaften wie beispielsweise Warenkorbfunktionalität hinzu. Das Ausmaß
von Sicherheit und Erweiterbarkeit dieses Modells divergiert zwischen
verschiedenen Modulen stark und ist zudem vom verwendeten CMS abhängig.
Ein weiteres Modell stellt die Anmietung sogenannter Providerlösungen bzw.
Mietshops dar. Viele Internetprovider vermieten in speziellen Angeboten den für
Websites benötigten Webspace einschließlich darauf vorinstallierter eigener oder
lizensierter Shop-Systeme. Der Umsetzungsaufwand ist in diesem Modell für den
Betreiber äußerst gering, da lediglich Konfigurations- und Wartungsarbeiten
anfallen. Die Individualisierbarkeit vieler Provider-eigenen Systeme ist jedoch
eingeschränkt, da Theming-Standards selten unterstützt werden und visuelle
Veränderungen so nur bedingt vorgenommen werden können.
16
2.2.2 Funktionalität von Onlineshops
Bei der Funktionalität von Onlineshops wird in erster Linie zwischen sogenannter
Frontend- und Backendfunktionalität unterschieden. Das Frontend bezeichnet den
für Endnutzer sichtbaren Teil einer Website. Es umfasst neben Registrierungs-
sowie Anmelde- und verschiedenen Browsingfunktionen (Navigation) die freie
Suche, Darstellung von Produktinformationen, den Warenkorb sowie Checkout-
und Kontaktmöglichkeiten. Der Warenkorb dient als Metapher für einen Website-
Bereich, der die Verwaltung von zum Erwerb vorgemerkten Inhalten ermöglicht.
Er integriert in der Regel die als Checkout oder Kasse bezeichnete Funktion der
Transaktionsabwicklung, mit welcher die Bezahlungs- und Lieferungsmodalitäten
einer Transaktion gewählt werden können. Der Administrationsbereich einer
Website wird als Backend bezeichnet. Die Benutzeroberflächen von Front- und
Backend unterscheiden sich sowohl bezüglich ihrer Funktionalität als auch meist
in ihrer Gestaltung. Zu administrativen Funktionen von Onlineshop-Systemen
zählt in erster Linie die Verwaltung von Produktinformationen,
Nutzerinformationen, -rollen und Newsfeeds sowie die Erstellung von
Newsletterbeiträgen. Die Aspekte Administration und Backend werden im
Verlauf dieser Arbeit nicht weitergehend ausgeführt.
In den vergangenen Jahren hat der Funktionsumfang vieler Onlineshops
zugenommen. Die signifikanteste Neuerung ist ein Trend zur Personalisierung.
Die Basis-Funktion der einfachen Darstellung eines verfügbaren
Produktsortiments wird in nahezu allen modernen Verkaufsplattformen um
Empfehlungen, sogenannten Recommendations in Form des Up-Selling und
Cross-Selling erweitert. 12 Ausgehend von Objekten, deren Produktinformation
ein Nutzer studiert, oder welche er bereits erworben hat, bezeichnet das Up-
Selling die zusätzliche Darstellung von Informationen über ähnliche,
höherwertige Produkte. Beim weiter verbreiteten Cross Selling werden dem
Nutzer ähnliche, nicht notwendigerweise bessere Produkte empfohlen. Das
Kriterium der Ähnlichkeit kann prinzipiell durch vier Faktorenbereiche abgeleitet
werden. Das (1) ausgewählte Produkt und der (2) aktuell angemeldete Nutzer 12 vgl. Wirtz 2002
17
bilden die relevantesten Faktoren. Bezieht sich eine Empfehlung auf den aktuellen
Nutzer, werden entweder seine persönlichen Stammdaten (z.B. Alter, Geschlecht)
oder Informationen über seine bereits getätigte Transaktionen die Datenbasis
bilden. Die (3) Intention des Nutzers (Zweck des Besuchs) und seine (4)
Kontextdaten (IP-Adresse) stellen zwei weitere Basen für die Bildung von
Recommendations dar. In vielen Bereichen des Online-Versandhandels hat sich
zusätzlich der Einsatz von Produktkonfiguratoren etabliert. Die
Produktkonfiguration stellt eine interaktive Variante der Bereitstellung von
Produktinformation dar und kann alternativ oder ergänzend zur herkömmlichen
Katalogfunktion eingesetzt werden. In diesem Sinne bezeichnet der Begriff des
Konfigurators ein technisches System, das es dem Benutzer ermöglicht, eine
Auswahl aus aufeinander abgestimmten Einzelkomponenten zu einem neuen
Konstrukt zu kombinieren. Typische Einsatzgebiete für Konfiguratoren sind der
Online-Versandhandel von Autos, Fahrrädern, Computern, Möbeln und
Bekleidung. 13
2.2.3 Vorteile für Nutzer
Im Vergleich mit Internet-unabhängigen Modellen des Handels (Kauf im Laden,
per Telefon oder Katalog) bietet der Online-Handel dem Konsumenten zahlreiche
Vorzüge. Den offensichtlichsten Vorteil stellt die Bequemlichkeit einer
Bestellung von zu Hause aus dar. Durch die Standortunabhängigkeit virtueller
Transaktionen stehen dem Kunden vielfach mehr Anbieter zur Auswahl,
Geschäfte können darüber hinaus auch mit ausländischen Anbietern zu beliebigen
Zeiten getätigt werden. Ladenschlusszeiten existieren nicht. Ein Wechsel
zwischen den Katalogen verschiedener Anbieter erfolgt in virtueller Form
ungleich schneller, was den Vergleich von Preisen und Konditionen vereinfacht.
Durch direkte Preisvergleiche oder die Nutzung von Preisvergleichswebsites
können Nutzer im Idealfall Anbieter ausfindig machen, die kostengünstiger als
der lokale Einzelhandel sind. Die Vielzahl virtueller Handelsplattformen macht es
zudem wahrscheinlich, dass aktuellere Produkte früher im online-Vertrieb
verfügbar sind als im herkömmlichen Handel.
13 vgl. Drews 2006: S. 16
18
2.2.4 Bestehende Probleme
Den genannten Vorteilen stehen auch verschiedene Nachteile gegenüber. Den
Schwerpunkt der folgenden Auswahl besonders häufiger Gründe für
Entscheidungen gegen Online-Käufe bilden alle Etappen der Suche, die vor der
eigentlichen Transaktion stattfinden.
Auffindbarkeit
Die Auffindbarkeit von Produkten zählt aktuell zu den relevantesten Problemen
von Onlineshops. Dieses Problem besteht über den Onlinehandel hinaus, bei
Websites aller Art. Die Qualität der Aufbereitung von Inhalten im Sinne
einfachen Auffindbarkeit wird mit dem Begriff Findability bezeichnet. Der
Bibliothekar und Informationsarchitekt Peter Morville definiert Findability wie
folgt: 14
a. “The quality of being locatable or navigable.”
b. “The degree to which a particular object is easy to discover or locate.”
c. “The degree to which a system or environment supports navitgation and
retrieval.”
Der Usability-Experte Jakob Nielsen veröffentlicht im Jahr 2006 eine Studie,
welche die Ursachen der häufigsten Probleme bei der Benutzbarkeit von Websites
benennt. Im ersten Abschnitt wird eine Verteilung der Problembereiche, die
Nutzern die Interaktion mit den getesteten Websites erschwerten, aufgeführt.
Nielsen benennt in diesem Rahmen die Problembereiche Informationsarchitektur,
Kategorienamen, Navigation und Links zusammenfassend als Probleme der
Findability. Hierbei sei angemerkt, dass die Studie mit dem Begriff der
Informationsarchitektur lediglich die Strukturierung von Inhalten bezeichnet und
die Aspekte Navigation, Kategorienamen und Suche gesondert behandelt werden.
Der zusammengefasste Findability-Bereich fällt mit 26% am größten aus,
berücksichtigt jedoch lediglich das Browsing als Methode zum Auffinden von
Informationen. Rechnet man den mit 11% größten Einzelbereich der
problematischen Suche-Funktionen hinzu, ergibt sich ein Wert von 37%. Dies
14 vgl. Morville 2006: S. 4
19
bedeutet, dass 37% der Benutzerprobleme im Web mit dem Auffinden der
richtigen Information zusammenhängen. 15
Abbildung 1: Usability-Probleme, die Nutzer einschränken 16
Der zweite Abschnitt behandelt die Verteilung von Problemen, die so
schwerwiegend ausfielen, dass Nutzer im Rahmen der Testsituation die gestellten
Ziele nicht erreichten. In diesen Fällen wurde eine Aufgabe entweder falsch
ausgeführt oder die getestete Website verlassen (Abbruch). Im Diagramm erfolgt
die Zusammenfassung von Einzelfaktoren zum Bereich Findability analog zum
Vorgehen des ersten Abschnitts. Die Probleme im Bereich der Suche übertreffen
das erste Ergebnis mit 15%. Auch der Findability-Bereich fällt mit 27% größer
aus. Das zusammengefasste Ergebnis zeigt, dass 46% der gravierenden Probleme,
an welchen Nutzer scheiterten, das Auffinden von Informationen betreffen. 17
Abbildung 2: Usability-Probleme, an welchen Nutzer scheitern 18
15 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 127 16 Nielsen; Loranger 2006: S. 129 17 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 130 18 Nielsen; Loranger 2006: S.131
20
Die spezielle Bedeutung des Faktors Findability liegt für Onlineshops in der
einfachen Tatsache, dass Produkte vom Kunden gefunden werden müssen, um
verkauft werden zu können. Die Zeitspanne, die ein suchender Nutzer einer
schlecht strukturierten Website erfolglos widmen wird ist bedingt durch die
Tatsache, dass er sich im World Wide Web konkurrierenden Anbietern ungleich
schneller als im realen Ladenverkauf zuwenden kann, erwartungsgemäß gering.
Von Nielsen durchgeführte Usability-Tests zeigten, dass Anwender bei der Suche
nach Informationen auf Websites im Durchschnitt eine Minute und 49 Sekunden
verbringen, bevor sie eine neue Site aufsuchen. 19 Aus diesem Grund ist die
Berücksichtigung der Erwartungen und Konzepte von Nutzern wichtig bei der
Klassifizierung und Benennung von Inhalten.
Produktinformation
Ein weiteres Problem und Grund für viele Entscheidungen gegen Onlinekäufe
sind Art und Umfang von Produktinformationen. 2007 gaben im Rahmen einer
von Paypal durchgeführten Studie 48,4% der Befragten als Grund für Nichtkauf
an, dass sie Waren gerne in den Händen halten, bevor sie sich für einen Kauf
entscheiden. Der Wert des mit mehr als 18% Vorsprung am schwersten
wiegenden Arguments der Studie hat im Vergleich zum Vorjahr um lediglich
1,8% abgenommen und besteht nahezu konstant. 20 Der im virtuellen Handel
unumgängliche Verzicht auf einen haptischen Eindruck von Produkten ist je nach
Produktform von unterschiedlicher Relevanz. Im Tonträgerbereich spielt
beispielsweise die Haptik einer Compact Disc eine eher geringe Rolle
(Sammlereditionen bilden die Ausnahme). Wichtiger sind in diesem Fall präzise
formale (beispielsweise Künstlernamen und Aufnahmedatum) und inhaltliche
Informationen (Rezensionen und Hörproben). Problematisch ist das Fehlen eines
haptischen Eindrucks besonders im Handel mit Bekleidungsartikeln. Zwar bieten
viele Onlinehändler inzwischen detaillierte, dreidimensionale
Produktabbildungen, Größenangaben und Tabellen zum
Konfektionsgrößenvergleich an. Die genaue Beschaffenheit von Materialien kann
jedoch nur erahnt werden und eine reale Anprobe nicht durch Tabellen
substituiert werden. Die Unmöglichkeit der Vermittlung von Haptik im
Internethandel verstärkt also die ohnehin vorhandene Notwendigkeit detaillierter 19 vgl. Nielsen; Loranger: S. 25 20 vgl. Paypal 2007: S. 45
21
Produktinformationen in vielen Fällen. Der Bereich der Produktinformation ist
nach Nielsens Studie bei der Benutzbarkeit von Websites ein bestehendes
Problem. In diesem Kontext ergaben Nutzertests, dass schwer verständliche oder
fehlende Informationen mit 19% als zweitgrößter Problembereich für das
Scheitern von Nutzern bei der Durchführung gestellter Aufgaben verantwortlich
waren. 21
Abbildung 3: Gründe für die Entscheidung gegen Käufe in Onlineshops 22
Kommunikation
Eine weitere Problematik betrifft über den Internethandel hinaus alle
Anwendungsszenarien von Websites. Die Kommunikation zwischen Kunde und
Händler ist im Rahmen eines persönlichen Beratungsgesprächs aufgrund des
direkten Feedbacks unkomplizierter und weniger potentiell missverständlich als
über die Produktinformation einer Website. Aus diesem Grund bieten viele
Onlineshops Hotlines an, welche Nutzern eine telefonische Kontaktaufnahme
ermöglichen. Hierfür muss der Kunde das Medium Internet verlassen, was einen
unerwünschten Medienbruch darstellt. Einige wenige Betreiber bieten zusätzlich
die Option der Kontaktaufnahme über Instant Messenging-Anwendungen wie
Skype an, wozu der Nutzer jedoch gegebenenfalls erst entsprechende Software
installieren muss. Im Jahr 2007 bewerteten von allen befragten deutschen
21 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 130 22 Paypal 2007: S. 45
22
Onlinekäufern 90,9% die Faktoren Beratung und Service als wichtig für den
Erfolg eines Onlineshops. 23
Transaktion
Neben den Problemen bei Produktsuche und -information existieren Bedenken
bezüglich der Abwicklungsprozesse beim Onlinekauf. Allgemeine
Sicherheitsbedenken wie beispielsweise die Angst vor Nichtlieferung und Betrug
geben 2007 noch 21,1% der deutschen Onlinekäufer als Grund für Nichtkauf an
(8,3% weniger als im Vorjahr). Zu lange Lieferzeiten bemängelten hingegen 2006
noch 22,4%, im folgenden Jahr schon 26,4% der Kunden. Zu hohe Portokosten
bemängeln 2007 nur noch 15,4% der Käufer. 24
2.2.5 Wachstum und Akzeptanz
Das kontinuierliche Wachstum der Nutzer- und Umsatzzahlen im Internethandel
erklärt die steigende Relevanz einfacher Benutzbarkeit von Onlineshops.
Mittlerweile wird der Vertriebsweg über das Internet von Konsumenten aller
Alters- und Gesellschaftsschichten beim Erwerb von Produkten und
Dienstleistungen genutzt. Eine Bewertung des Onlineshoppings als ergänzende
Option für besonders internetaffine Konsumenten wird der Entwicklung des
Markts nicht gerecht. Im Jahr 2006 wurden in Deutschland von privaten Käufern
Waren und Dienste im Wert von 46 Milliarden Euro über das Internet erworben.
Das entspricht, verglichen mit dem Umsatz des vorangegangenen Jahres (32
Milliarden Euro) einem Zuwachs von 44%. Der Bundesverband
Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM)
schätzt den voraussichtlichen Umsatz des deutschen Business to Consumer-
Handels im Jahr 2010 bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 33% auf
145 Milliarden Euro. Der deutsche Marktanteil am westeuropäischen
Internethandel fiel 2006 mit 30% am größten aus. 25
23 vgl. Paypal 2007: S. 45 24 vgl. Paypal 2007: S. 45 25 vgl. Bitkom 2007
23
Abbildung 4: Wachstum im B2C-Markt 26
Im gleichen Jahr betrug die Zahl der deutschen Onlinekäufer zwischen 14 und 69
Jahren 28,6 Millionen. Zwischen 2002 und 2006 ist die Gesamtzahl der Käufer
damit um 41%, die Zahl der weiblichen Käufer um 50% und die Zahl der über
50jährigen Käufer um 79% gewachsen. Die bevorzugten Produktkategorien
bildeten im Jahr 2006 Bücher (11,1 Millionen), Bekleidungsartikel (10,4
Millionen) und Veranstaltungstickets (9,4 Millionen). Der wachsende Absatz
elektronischer Produkte zeigt eine Tendenz zum vermehrten Onlinekauf von
Produkten höherer Preiskategorien. 27
3 Produktfunktion und -sprache
Die Rezeption von Websites durch ihre Nutzer wird von verschiedenen Faktoren,
beispielsweise der ästhetischen Wertigkeit der Site beeinflusst. Die Gewichtung
der Relevanz dieser Faktoren ist abhängig vom Anwendungskontext; den Zielen,
welche bei der Benutzung einer Website verfolgt werden. Eine Suchmaschine
wird beispielsweise nur marginal anhand ihrer ästhetischen Qualitäten bewertet,
sondern anhand der gelieferten Suchergebnisse. Um im Rahmen dieser Arbeit
einzelne Navigationselemente oder ganze Websites zu untersuchen, ist ein
Schema notwendig, welches die zu bewertenden Aspekte interaktiver
Anwendungen definiert. In der Praxis hat sich der Begriff der User Experience
26 Bitkom 2007 27 vgl. Heise 2007
24
zur Beschreibung der Gesamtheit nutzerzentrierter Produkteigenschaften etabliert.
Aktuell existiert eine Vielzahl von Modellen zur Beschreibung der User
Experience. Vom Verständnis ausgehend, dass Websites ebenso wie interaktive
Offline-Anwendungen Produkte darstellen, denen verschiedene, bewertbare
Produkteigenschaften inhärent sind, werden im Folgenden zwei Modelle der User
Experience dargestellt.
System Acceptibility (Nielsen)
Eines der ersten Modelle der Kategorisierung nutzerorientierter Aspekte in
interaktiven Anwendungen sind die Attributes of System Acceptibility des
Usability-Experten Jakob Nielsen aus dem Jahr 1993. Es weist Ähnlichkeit mit
dem Modell der Produktfunktion von Gros, dem sogenannten Offenbacher Ansatz
aus dem Jahr 1983 auf, welcher im Industrial Design Verwendung findet.
Abbildung 5: System Acceptibility nach Nielsen 28
Nielsens hierarchisches Modell konzentriert sich auf die Darstellung des Aspekts
Usability (Benutzbarkeit einer Anwendung). Diesem stellt er den Begriff der
Utility (Nutzen) entgegen. Usability und Utility werden von Nielsen in folgender
Weise spezifiziert. Der Nutzen bezeichnet, inwieweit eine Anwendung prinzipiell
28 Arndt 2006: S. 70
25
dazu geeignet ist, ein Ziel des Anwenders zu erfüllen. Die Benutzbarkeit hingegen
beschreibt den Aufwand, den ein Nutzer benötigt, um mit der Anwendung ein
verfolgtes Ziel zu erreichen. Ein guter Usability-Wert entspricht möglichst
geringem Aufwand. Im Unterschied zu Gros verzichtet Nielsen in seinem Modell
der User Experience auf die Erläuterung ästhetischer und symbolischer
Produktqualitäten.
User Experience (Arndt)
Henrik Arndt stellt im Jahr 2006 eine Variante der User Experience vor, die
einem aktuell weit verbreiteten Verständnis nutzerseitiger Produktfunktionalität
entspricht. Im Gegensatz zum Modell der System Acceptibility ist Arndt’s Modell
nicht hierarchisch strukturiert.
26
Abbildung 6: User Experience nach Arndt 29 Abb. 3.b: Aspekte der User Experience nach Arndt
Im Rahmen des Nutzungskontexts stehen sich hier die Aspekte Utility, Usability
und Joy of Use gegenüber. Arndt’s Verständnis von Usability und Utility
entspricht der Interpretation der Begriffe durch Nielsen. Der zusätzliche Aspekt
Joy of Use (Nutzungsfreude) beinhaltet Symbolfunktionen und formalästhetische
Funktionen im Sinne des Offenbacher Ansatzes. Die Funktionen des Joy of Use
sind im praktischen Sinne nutzlos und bezeichnen nicht die Freude als Folge
erfolgreicher praktischer Nutzung, sondern Freude als reinen Selbstzweck. Gut
umgesetzte Kriterien des Aspekts Joy of Use ergänzen die Gesamtqualität eines
Produkts beispielsweise durch ansprechende Visualisierungen oder eine positive
Haptik; für die Gewährleistung adäquater Funktionalität und einfacher Benutzung
29 Arndt 2006: S. 77 ff.
27
sind sie irrelevant. Die drei Hauptaspekte Utilty, Usability und Joy of Use werden
von Arndt jeweils in konkrete Kriterien aufgeschlüsselt (siehe Grafik).
Um die Nutzbarkeit Usability einer Website zu gewährleisten ist es beispielsweise
wichtig, dass alle Funktionen, Eingabemöglichkeiten und entsprechende
Ausgaben verständlich beschrieben werden. Dies kann über textliche
Beschreibung, typografische Auszeichnung (Unterstreichungen), grafische
Zeichen (Symbole) und auditive oder audiovisuelle Elemente (gesprochene oder
gefilmte Anleitungen) geschehen. Ist dieses Kriterium erfüllt, so spricht man von
vorhandener Selbstbeschreibungsfähigkeit.
Um bei der Gestaltung von Websites für ein bestmögliches Nutzererlebnis zu
sorgen, gilt es, die Kriterien aller drei Funktionsaspekte gleichermaßen zu
erfüllen. Hierbei ist zu beachten, dass die Aspekte Utility, Usability und Joy of
Use sich gegenseitig beeinflussen. Werden die Funktionalitäten einer Website
beispielsweise auf einen einzigen, durchführbaren Prozess reduziert, so wird dies
die Usability positiv beeinflussen, da dem Nutzer die Suche nach der adäquaten
Funktionalität zur Durchführung seines Ziels erspart bleibt. Die Reduktion der
Funktionalität wirkt sich andererseits negativ auf die Utility aus, da die Website
nur noch einem einzelnen Anwendungszweck dient. 30
4 Informationsarchitektur
Das folgende Kapitel widmet sich dem Begriff der Informationsarchitektur und
erläutert Interpretations- und Definitionsmöglichkeiten, Aspekte und Ziele sowie
Schritte, Methoden und Werkzeuge zur Erarbeitung von
Informationsarchitekturen.
4.1 Begriffsbestimmung
Der Begriff des Information Architect wird erstmals vom Architekten Saul
Wurman im Rahmen einer Konferenz des American Institute of Architecture
30 vgl. Arndt 2006: S. 77 ff.
28
(AIA) 1976 verwendet. Wurman erkennt das Potential der im Architekturbereich
verwendeten Gestaltungsprozesse für die Entwicklung von
Informationsdarstellungen und widmet sich der Thematik 1989 in seinem Buch
Information Anxiety. Die Aufgaben des Informationsarchitekten definiert er in
dem 1996 veröffentlichten Buch Information Architects in folgender Weise:
„I mean architect as in the creating of systemic, structural, and orderly
principles to make something work - the thoughtful making of either
artifact, or idea, of policy that informs because it is clear.“ 31
Wurman’s Definition beschreibt die Ziele der Arbeit eines
Informationsarchitekten, verzichtet jedoch auf eine Beschreibung konkreter
Einsatzgebiete. Der Begriff der Informationsarchitektur wird bis heute bei der
Strukturierung von Informationssystemen verschiedener Art verwendet. Diese
können beispielsweise die Betriebssysteme von Computern oder Mobiltelefonen,
Softwareprodukte oder GPS-Anwendungen sein. Im Rahmen des Ubiquitous
Computing, welches die Vernetzung einer Vielzahl von Kleinstcomputern in
Alltagsgegenständen in sogenannten Smart Homes bezeichnet, und bei der
Planung von effizienten Newsrooms findet der physikalische Raum als
Planungsfaktor zusätzlich Eingang in die Arbeit von Informationsarchitekten.
Das häufigste Einsatzgebiet dieser Disziplin stellen Anwendungen des World
Wide Web dar. Die Bibliothekare Peter Morville und Louis Rosenfeld befassen
sich in ihrem 1998 veröffentlichten Buch „Information Architecture for the World
Wide Web“ ausschließlich mit diesem Szenario. Der Schwerpunkt ihrer
Definition des Begriffs der Informationsarchitektur besteht, anders als bei
Wurman, welcher den Aspekt der Informationsdarstellung betont, in dem Prozess
der Strukturierung von Information: 32
1. “The structural design of shared information environments.”
2. “The combination of organization, labeling, search, and navigation
systems within web sites and intranets.”
31 Arndt 2006: S. 13 32 Morville; Rosenfeld 2006: S. 4
29
3. “The art and science of shaping information products and experiences to
support usability and findability.”
4. “An emerging discipline and community of practice focused on bringing
principles of design and architecture to the digital landscape.“
Unter Berücksichtigung der Grauzonen („grey areas“), welche bei der Zuordnung
von Zuständigkeitsbereichen in Webprojekten existieren, grenzen Morville und
Rosenfeld die Informationsarchitektur von drei weiteren Disziplinen ab. Die
Arbeit dieser verwandten Bereiche geschieht in Kooperation mit der Arbeit der
Informationsarchitektur, erstere und letztere beeinflussen sich gegenseitig.
„Graphic Design is NOT Information Architecture. Software development
is NOT Information Architecture. Usability Engineering is NOT
Information Architecture.” 33
Arbeitsdefinition
Das Verständnis von Informationsarchitektur im Kontext dieser Arbeit stützt sich
auf die vorangegangenen Definitionen durch Rosenfeld und Morville (2006) unter
Ausschluss der Berücksichtigung von Intranet-Anwendungen. In diesem Sinne
bezeichne Informationsarchitektur:
• Struktur und Semantik der Informationen von Websites
• Benennung von konkreten und abstrakten Bereichen von Websites
• Suchfunktionalität von Websites
• Navigationsfunktionalität von Websites
• Die Disziplin, welche sich mit Theorie und Praxis der vier genannten
Bereiche befasst
4.2 Aspekte
Informationsarchitekturen entstehen nach Morville und Rosenfeld auf abstrakter
Ebene aus Komponenten der vier Aspekte („Systems“) Organisation
33 Morville; Rosenfeld 2006: S. 9
30
(„Organisation Systems“), Navigation („Navigation Systems“) Suche („Search
Systems“) und Labeling („Labeling Systems“). 34 Die verschiedenen Aspekte
beeinflussen sich wechselseitig in ihrer Qualität; so ist die Nutzbarkeit eines
Navigationssystems beispielsweise bedingt durch die in ihm verwendeten
Bezeichnungen (Labels). Eine anwendungsunabhängig ideale Realisierungsform
von Komponenten existiert für keinen der Aspekte. Die speziellen Ziele der
Betreiber und Nutzer einer Website sind immer maßgebend für die Gestaltung.
Organisation
Organisation bezeichnet die Art, in welcher Informationen kategorisiert werden.
Eine Kategorisierung kann beispielsweise anhand der Chronologie, Herkunft,
Thematik oder Zielgruppe von Inhalten erfolgen.
Labeling
Die Art der repräsentativen Auszeichnung von Informationen wird als Labeling
bezeichnet. Eine Bezeichnung kann über textuelle und ikonische Labels erfolgen.
Auch die Erstellung von Richtlinien und Systematiken zur Bezeichnung von
Inhalten, beispielsweise in Form von Thesauri oder kontrollierter Vokabulare, ist
Teil des Labeling.
Navigation
Navigation bezeichnet die Arbeit an allen Komponenten einer Website, die der
Interaktion per Browsing dienen. Navigationssysteme beinhalten mindestens eine
konsistente Website-übergreifende Hauptnavigation sowie meist zusätzlich
Elemente zur lokalen Navigation (abhängig von Site-Bereichen) und zur
Kontextnavigation (abhängig von Inhalten). Hauptnavigationen orientieren sich
häufig an der Site-Struktur, bilden diese aber nicht notwendigerweise ab. Darüber
hinaus können je nach Anwendungsszenario beispielsweise personalisierte
(Recommendations) oder soziale Navigationselemente (Rankings) Einsatz finden.
Über den Zweck der Fortbewegung hinaus dienen Navigationselemente auch der
Orientierung in einer Website. Zu diesem Zweck haben sich unterstützende
Elemente in Form von Site Maps, Indizes sowie Path- und Location Breadcumbs
etabliert.
34 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 43
31
Suche
Bei der Konzeption der Suchfunktionalität von Websites werden an erster Stelle
zu indexierende Site-Bereiche sowie indexierungswürdige Aspekte von
Dokumenten (Thematik, Autor, Datum) bestimmt. Anschließend werden
Algorithmen der Suche gewählt und Eingabefelder für einfache und ggf.
erweiterte Suche konzipiert. Für die Präsentation der Suchergebnisse ist eine
Auswahl darzustellender Inhalte und die Darstellungsform (Sortierung, Inhalt,
Herkunft) notwendig.
4.3 Ziele
Die Arbeit an den Komponenten einer Informationsarchitektur orientiert sich an
der Beschaffenheit der Faktoren dreier Bereiche im Projektzusammenhang. Die
Zusammensetzung der Zielgruppe und damit einhergehende Nutzerkonzepte und -
bedürfnisse (Users), die Zusammensetzung und Eigenschaften der Inhalte
(Content) sowie der Geschäftskontext (Context); die speziellen Ziele des
Betreibers einer Website und die ihm zur Verfügung stehenden Mittel müssen
gleichermaßen Berücksichtigung im Architekturkonzept finden. 35
Abbildung 7: Faktorenbereiche Context, Content, Users 36
Das Ziel einer Informationsarchitektur besteht in erster Linie in der Aufgabe, die
Inhalte eines Websitebetreibers unter der Berücksichtigung seiner Absichten und
35 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 25 36 Morville; Rosenfeld 2006: S. 25
32
Mittel in einer, für die Zielgruppe einfach zu nutzenden Form zu organisieren und
aufzubereiten.
Da Informationsarchitekturen von Websites im Gegensatz zum Design zu großen
Teilen aus unsichtbaren Komponenten bestehen, ist es für Nutzer schwierig, sie
wahrzunehmen oder gar bewusst zu bewerten. Endnutzer, welche nicht über das
notwendige Wissen zur Gestaltung von Websites verfügen, nehmen von einer
guten Informationsarchitektur in der Regel keine Notiz. Wenn hingegen
Strukturen beispielsweise unnachvollziehbar aufgebaut oder Seitenelemente
unangemessen benannt sind, fällt dies den meisten Nutzern schnell auf, da die
Benutzbarkeit der Site schwierig ist und die Lösung von Aufgaben ihre bewusste
Zuwendung benötigt. Die wenigsten Nutzer werden in diesem Fall die schlechte
Informationsarchitektur kritisieren, sondern von einer schlecht gemachten
Website sprechen. 37
Das Ziel der Informationsarchitektur bezüglich der Optimierung der
Benutzbarkeit für den Endnutzer ist die Gewährleistung der Durchführbarkeit
gewisser Aktionen. Die so genanten Nievergeltschen Fragen sollten von einem
Nutzer idealerweise zu jedem Zeitpunktpunkt bei der Benutzung einer Website
korrekt zu beantworten sein: 38
• „Wo bin ich?“ („Where am I?“)
• „Was kann ich hier tun?“ („What can I do here?”)
• „Wie bin ich hierher gelangt?“ („How did I get here?”)
• „Wohin kann ich gelangen und wie kann ich dorthin gelangen?“ (“Where
can I go and how do I get there?”)
Um diese Fragen korrekt beantworten zu können, benötigen Nutzer spezifische
Informationen, welche eine Website der Situation entsprechend bereitstellen
muss. Für die Informationsarchitektur bedeutet dies, dass die Informationen einer
Website verständlich kategorisiert und bezeichnet werden müssen. Die
37 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 170 38 Arndt 2006: S. 187
33
Konzeption von Navigationssystemen sollte neben der Fortbewegung eine
konstante Möglichkeit der Orientierung berücksichtigen.
Websites, die diesen Zielen gerecht werden, sind in hohem Maße
nutzerfreundlich. Die daraus für den Betreiber resultierenden Vorteile gegenüber
schlecht nutzbaren Websites mit hoher Abbrecherquote formulieren Morville und
Rosenfeld in der IA Value Checklist. Die folgende Auswahl führt ausschließlich
die im Kontext der Thematik vorliegender Arbeit relevanten Punkte auf (Vorteile
für Intranet-Betreiber werden ausgespart): 39
• Wettbewerbsvorteil (provides a competitive advantage)
• Steigende Produktwahrnehmung bei Kunden (increases product
awareness)
• Steigende Verkaufszahlen (increases sales)
• Positiveres Benutzererlebnis beim Besuch der Website (makes using a site
a more enjoyable experience)
• Steigende Loyalität der Kunden (improves brand loyalty)
Der finanzielle Mehrwert bzw. das Risiko, welches die Investition in eine
nutzergerechte Informationsarchitektur für die Betreiber von Websites mit sich
bringt, kann über die Berechnung des Return on Investment (ROI) geschätzt
werden. Die Kennzahl wurde 1919 von Donaldson Brown definiert und entspricht
dem Begriff der Kapitalrendite. 40 Bei der Planung von Websites bedeutet die
dedizierte Gestaltung der Architektur zunächst einen finanziellen Kostenaufwand.
Der ROI-Wert stellt die investitionsbedingten zusätzlichen Einnahmen den
Investitionskosten gegenüber und wird in Prozentwerten definiert. Der sogenannte
einfache ROI lässt sich wie folgt ermitteln:
(Gewinn - Investitionskosten) / Investitionskosten = Einfacher ROI 41
Werden die durch Optimierung einer Informationsarchitektur bedingten
zusätzlichen Einnahmen beispielsweise auf 1.500.000€ geschätzt und betragen die
39 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 376 40 vgl. Brockhaus 2006: S. 266 41 Solution Matrix
34
Kosten für die Erstellung der Informationsarchitektur 500.000€, lässt sich ein
Wert von 200% ermitteln. Ein ROI von 200% bedeutet, dass die
investitionsbedingten Mehreinnahmen die Investitionskosten decken und der
Gewinnzuwachs darüber hinaus dem zweifachen Wert der Investitionskosten
entspricht:
(1.500.000 - 500.000) / 500.000 = 200%
Exakte Rentabilitätswerte lassen sich über den ROI aus folgendem Grund nicht
berechnen: Der reale Gewinnzuwachs, den das investitionsbedingte gesteigerte
Konsumverhalten von Kunden mit sich bringt, kann nicht präzise vorausgesagt
werden. In der Praxis wird dieser Wert darum anhand von vergleichenden
Usability-Tests geschätzt. Die Zahl erfolgreich abgeschlossener Kaufvorgänge in
Tests mit dem bestehenden Shop wird hierzu mit den Ergebnissen von Tests an
einem optimierten Prototyp verglichen. Der potentielle architekturbedingte
Mehrwert wird über die Differenz der Anzahl erfolgreicher Transaktionen
veranschlagt.
4.4 Projektkontext
Das Kapitel Projektkontext soll im Rahmen der folgenden Kapitel verschiedene
Aspekte der Rolle von Informationsarchitektur in Web-Projekten aufzeigen und
beschreiben. Hierzu werden die idealtypischen Teilnehmer und Abläufe von
Webprojekten erläutert.
4.4.1 Teamzusammensetzung
Bei der Erstellung von Websites existieren verschiedene Aufgabenbereiche. Die
folgende Auflistung von TeilnehmerInnen eines Teams stellt eine idealtypische
Rollenverteilung im Webprojekt dar. 42
Projektleiter
42 vgl. Jacobsen 2004: S. 39
35
Organisiert die Arbeit, den Kontakt mit dem Kunden und ist für Zeitplan und
Budget verantwortlich. Die Qualitätssicherung und Tests gehören auch zu seinen
Aufgaben.
Informationsarchitekt oder Konzepter
Strukturiert Informationen, legt die Site-Struktur fest und entwickelt mit dem Art
Director die Navigationsstruktur.
Art Director
Entwickelt den „Look“ der Site und erarbeitet mit anderen Designern alle
grafischen Elemente.
Produktionsdesigner
Entwickelt aus den Vorgaben des Art Directors die einzelnen grafischen
Elemente.
Texter
Schreibt Text für einzelne Seiten und entscheidet, was in welcher Tiefe behandelt
wird, wie es gegliedert wird und welche Informationen herausfallen.
HTML-Programmierer
Setzt die HTML-Seiten aus den Elementen zusammen, die seine Teamkollegen
entwickelt haben. Er schreibt die nötigen JavaScripts, verlinkt die Seiten und ist
für deren korrekte Funktion verantwortlich.
Backend-Programmierer
Schreibt die Programme, die die Seiten an Datenbanken anbinden, Eingaben der
Benutzer weiterverarbeiten oder aktuelle Inhalte für die HTML-Seiten liefern.
Je nach Umfang von Projekten können für einen Aufgabenbereich auch mehrere
Teilnehmer eingesetzt werden. In großen Projekten wird die Arbeit des
Informationsarchitekten in verschiedene Aufgabenbereiche unterteilt. Morville
und Rosenfeld entwerfen Möglichkeiten der Spezialisierung von
36
Informationsarchitekten in einem Vorschlag zur Aufgabenverteilung in besonders
großen Projekten: 43
Strategischer Architekt (Strategy Architect)
Organisiert die Arbeit des Informationsarchitektur-Bereichs und kommuniziert sie
mit weiteren Bereichen.
Thesaurusentwickler (Thesaurus Designer)
Entwirft Klassifikationsschemata, kontrollierte Vokabulare und Thesauri.
Vokabularmanager (Controlled Vocabulary Manager)
Betreut kontrollierte Vokabulare, erledigt Synonymkontrolle und die Verwaltung
von Schlagworten.
Indexierungsspezialist (Indexing Specialist)
Indexiert Inhalte mit den Metadaten kontrollierter Vokabulare.
Interaktionsdesigner (Interaction Designer)
Arbeitet im überlappenden Aufgabenbereich zwischen Informationsarchitektur
und Grafikdesign. Entwirft Navigationskonzepte und Seitenlayouts unter
Berücksichtigung der Nutzerfreundlichkeit.
IA Softwareanalyst (IA Software Analyst)
Kommuniziert die Arbeit des Informationsarchitektur-Teams mit der Arbeit der
Backend-Programmierer.
IA Usability Engineer (IA Usability Engineer)
Arbeitet in Usability-Bereichen, die direkt mit der Informationsarchitektur
zusammenhängen und koordiniert Tests von Architekturelementen.
Kartograph (Cartographer)
Überführt Informationen in Guides, Karten- und andere Navigationselemente.
43 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 352
37
Suchmaschinenanalyst (Search Analyst)
Analysiert, entwirft und optimiert interne Systeme der Suche.
4.4.2 Projektverlauf
Der Prozess der Produktion von Websites ist komplex und wird in verschiedenen
Quellen unterschiedlich beschrieben. Grundsätzlich lässt sich der Ablauf für den
Launch, d.h. die komplette Neuerstellung einer Website in vier Phasen
unterteilen: 44
• Planung
• Konzeption einschließlich Evaluation durch Tests
• Umsetzung
• Launch
Abbildung 8: Idealtypische Phasen der Erstellung von Websites 45
Planung
Im idealtypischen Fall umfasst die Planungsphase das Briefing und anschließend
das Angebot. Im Briefing tritt der Auftraggeber an den Auftragnehmer heran und
44 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 18 45 Heidmann DOS2 2007: S. 18
38
beschreibt Ziele, Zielgruppen, die von ihm angebotenen Leistungen (Inhalte und
Funktionen) sowie die ihm zur Verfügung stehenden Mittel und den
veranschlagten Zeitrahmen. 46
Im anschließenden Angebot teilt der Auftragnehmer seinem Kunden die
verfügbaren Leistungen mit. Der Umfang und die Art der Leistungen werden in
einer Machbarkeitsstudie anhand der im Briefing definierten Vorgaben ermittelt.
Das Angebot umfasst den Zeitplan, eine Kalkulation der Kostenverteilung, die
Kommunikationswege für den Verlauf des Projekts und juristische
Rahmenbedingungen (AGBs). 47
Konzeption
Im Fall einer Einigung beginnt das Projekt anschließend mit der Konzeption. Das
Konzept unterteilt sich in die Phasen Grobkonzept, Feinkonzept, technisches
Konzept und Designkonzept. In diesen Phasen findet die Arbeit von
Informationsarchitekten und Konzeptern statt. Die Teilergebnisse der Phasen
Fein-, Grob und Designkonzept werden im Verlauf der Konzeption begleitend
durch Tests mit potentiellen Nutzern der entsprechenden Zielgruppe evaluiert,
sofern das Projekt den etablierten Ansatz des User Centered Designs
berücksichtigt. Im Grobkonzept werden zunächst Analysearbeiten durchgeführt.
Die Analysen betreffen die Aspekte Inhalt (Content), Nutzer (User) und
Geschäftskontext (Context) und dienen der Ermittlung der verschiedenen
Anforderungen. In diesem Rahmen werden die Angebote konkurrierender
Anbieter, die Zielgruppe und die Zusammensetzung der Inhalte untersucht und
Alleinstellungsmerkmale des Angebots des Auftraggebers definiert. Im Fall eines
sogenannten Relaunchs, d.h. der Neugestaltung einer existierenden Website,
werden außerdem die Stärken und Schwächen der aktuellen Site bewertet. In der
Analyse werden die, für den weiteren Projektverlauf notwendigen Informationen
ermittelt und sichergestellt, dass Auftraggeber und Auftragnehmer die gleichen
Ziele verfolgen. 48, 49
46 vgl. Jacobsen 2004: S. 23 47 vgl. Jacobsen 2004: S. 31 48 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 18 49 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 232
39
Das Feinkonzept schließt an das Grobkonzept an und bildet die Phase, in welcher
Informationsarchitekten und Konzepter von der analytischen Arbeit zur
Produktion übergehen. Hier beginnt der Aufbau der Informationsarchitektur mit
der Klassifikation und Benennung (Labeling ) der Inhalte sowie der Erstellung
von Site-Struktur und Navigationsarchitektur. In Zusammenarbeit mit Backend-
Programmierern wird parallel das technische Konzept erarbeitet. Letzteres
beinhaltet die Auswahl von Content Management System (CMS) und
Entwicklungsumgebung sowie die Bestimmung sogenannter nichtfunktionaler
Anforderungen: Randbedingungen, Leistungsanforderungen und besondere
technischen Qualitäten (z.B. Speicher- und Übertragungsressourcen). 50
Im Designkonzept wird aufbauend auf die Arbeit des Feinkonzepts die visuelle
Präsentation der Website erarbeitet. Im Regelfall sind Informationsarchitekten bis
zu einschließlich dieser Phase am Konzept beteiligt und erstellen hier in
Zusammenarbeit mit Designern Gestaltungsraster der Website. Diese werden mit
allen weiteren Ergebnissen von Teilarbeiten der Informationsarchitektur (z.B. Site
Maps und Prozessflussdiagramme) in einem Informationsarchitektur-Styleguide
zusammengefasst, der bei der Entwicklung des Designkonzepts maßgebend ist.
Im weiteren Verlauf werden von Designern Bildkonzepte, Typografie, Farbklima
sowie Beispielseiten erarbeitet und in einem Design-Styleguide zusammengefasst. 51, 52
Umsetzung
Die abgenommene Konzeption endet mit der Fertigstellung des Design-
Styleguides und mündet nach abgeschlossenen Prototypen-Evaluationen in die
Umsetzungsphase. Aufbauend auf die Konzeptionsergebnisse beginnen
Programmierungsarbeit, die Erstellung von Grafiken und das Verfassen von
Textinhalten. 53
Betrieb
50 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 18 51 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 18 52 vgl. Jacobsen 2004: S. 153 53 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 18
40
Das Projekt endet in seiner letzten Phase mit dem Launch. Projektverlauf,
Ergebnisse und Funktionsweise der Website werden dokumentiert. Die
Dokumentation garantiert die Möglichkeit der Wartung und Bearbeitung von Site-
Elementen zu späteren Zeitpunkten. Anschließend wird die Site bei Betreibern
von Suchmaschinen angemeldet. Für den Betrieb ist weiterhin die laufende
Einstellung von Inhalten sowie Pflege und Wartung erforderlich. 54
4.4.3 User Centered Design
In den Phasen der Konzeption findet im Rahmen des User Centered Design-
Ansatzes die Evaluation von Ergebnissen statt. Grundsätzlich werden
Evaluationsverfahren nach analytischen und empirischen Methoden
unterschieden. 55
Analytische Verfahren
Die heuristische Evaluation und der sogenannte Cognitive Walkthrough stellen
analytische Verfahren dar. In der heuristischen Evaluation, auch
Expertenevaluationen genannt, prüfen Experten der Software-Ergonomie
Prototypen von Websites mit Hilfe von Guidelines und Checklisten. Dem
Bewertungsschema liegen ergonomisches Wissen und gesammelte
Erfahrungswerte zugrunde. 56 Das Potential heuristischer Evaluationsverfahren
und der erforderliche Aufwand wird verschieden bewertet. Nielsen vertritt die
Ansicht, dass drei bis fünf Personen bei entsprechender Qualifizierung in der
Disziplin der Software-Ergonomie und des anwendunsspezifischen Bereichs mehr
als 90% der Usability-Probleme einer Anwendung identifizieren können. Molich
behauptet, dass die Identifikation der annähernd vollständigen Menge von
Problemen mehr als fünfzig Evaluationen durch Experten bedarf. 57 Ein Beispiel
für Referenzmodelle der heuristischen Evaluation ist das vom Fraunhofer IAO
entwickelte WebSCORE-Modell, welches folgende drei Domänen in
Subdomänen unterteilt und anhand einer fünfstelligen Punkteskala bewertet: 58
54 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 18 55 vgl. Arndt 2006: S. 249 56 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 21 57 vgl. Arndt 2006: S. 250 58 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 27
41
• Content und Funktionalität
• Navigation und Interaktion
• Mediendesign und Präsentation
Am Cognitive Walkthrough werden ebenfalls Experten der Software-Ergonomie
beteiligt. Die Bewertung von Anwendungen erfolgt in diesem Fall über die
Simulation von Handlungsabläufen der Benutzer bei der Lösung vorgegebener,
typischer Aufgaben. Für jeden Handlungsschritt werden vier Aspekte beurteilt,
die eine erfolgreiche Bearbeitung potentiell behindern können: 59
• Der Nutzer versucht nicht, den richtigen Effekt zu erzielen.
• Der Nutzer erkennt nicht, dass die korrekte Aktion zur Verfügung steht.
• Der Nutzer stellt keine Verbindung zwischen der korrekten Aktion und
dem gewünschten Effekt her.
• Der Nutzer erhält keine Rückmeldung über seine (erfolgreiche) Aktion.
Empirische Verfahren
In empirischen Verfahren werden Tests von Personen der Zielgruppe, die über
kein Expertenwissen verfügen, durchgeführt. Zu diesem Zweck existiert eine
Vielzahl von Methoden, die in unterschiedlichen Phasen von Vorteil sind. Die
folgende Ausführung beschreibt die Methodik einiger ausgewählter Verfahren:
Architekturkomponenten wie die Klassifikation von Informationen, die
Benennung von Bereichen oder die Auswahl von Metadaten können in einfacher
Weise mit der Methode des Card Sorting getestet werden. Hierbei werden
Testpersonen gebeten, auf Karten notierte Begriffe entsprechend ihrer
Zusammengehörigkeit anzuordnen. Die Begriffe können je nach Kontext des
Versuchs vom Versuchsleiter vorgegeben oder im Vorfeld von den Probanden frei
gewählt werden. Anhand der Ordnungsprinzipien lassen sich Nutzerkonzepte der
Zusammengehörigkeit von Begriffen und Objekten erkennen. 60
59 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 22 60 vgl. Heidmann UE4 2006: S. 4
42
Mentale Modelle bezeichnen die Vorstellungen, welche Nutzern im Bezug auf
Funktionalität und Interaktionsabläufe von Anwendungen innewohnen. Diese
lassen sich über die Erstellung sogenannter Mental Models darstellen. Zu diesem
Zweck werden Nutzer gebeten, die Abläufe festgelegter Aktionen in freier Form
mit Papier und Bleistift zu skizzieren. Die Ergebnisse von Mental Models ähneln
meist (in vereinfachter Form) der Darstellung von Interaktionsabläufen in
Systemflussdiagrammen. Dem Informationsarchitekten können Mental Models
bei der Gestaltung von Navigationskonzepten und Funktionsabläufen hilfreiche
Hinweise über die Erwartungen der Nutzer liefern.
Die Blickbewegungsmessung (Eye-Tracking) ist eine Methode zum Test von
digitalen Prototypen, die eine objektive und detaillierte Auswertung von
Nutzerverhalten ermöglicht. Hierzu bekommt ein Proband Aufgaben gestellt, die
er am Prototyp durchführen soll. Unterdessen nimmt eine Kamera den
Blickverlauf, die Blickverweildauer sowie die Anzahl der sogenannten Fixationen
auf. Die Eye-Tracking-Software ermöglicht im Anschluss des Tests eine
Wiedergabe des Testverlaufs in Echtzeit und die Visualisierung des Blickverlaufs.
Auf diese Weise kann erkannt werden, welchen Bereichen der Website besondere
Aufmerksamkeit gewidmet wird und welche übersehen werden. 61
Aufgabenstellungen können in ähnlicher Weise an Papierprototypen durchgeführt
werden. Hierbei ist die Videoaufzeichnung des Tests und lautes Denken der
Versuchsperson notwendig, um seine Aktionen zu dokumentieren und im
Anschluss bewerten zu können. Der Vorteil von Papierprototypen ist ein geringer
Kostenaufwand und die Flexibilität bei der Umgestaltung. 62
Ergänzend zur Beobachtung des Nutzerverhaltens können Nutzer und
Projektteilnehmer in sogenannten Focus Groups Verständnisprobleme,
Lösungsansätze und subjektive Eindrücke frei formulieren. 63
4.4.4 Relevanz der Informationsarchitektur 61 vgl. Arndt 2006: S. 258 62 vgl. Heidmann UCD2 2006: S. 6 63 vgl. Heidmann UE2 2006: S.17
43
Die Informationsarchitektur einer Website bildet das Fundament, auf welchem die
Konzepte von Design und Technik in späteren Projektphasen aufgebaut werden.
Designkonzepte entstehen in Abhängigkeit von Navigationskonzepten, letztere in
Abhängigkeit von Strukturkonzepten. Die verschiedenen Konzepte einer Website
besitzen entsprechend eine unterschiedliche Flexibilität. Eine hohe Flexibilität
bedeutet in diesem Fall, dass ein Konzept modifiziert werden kann, ohne dass ein
weiteres Konzept dadurch beeinträchtigt wird. Morville und Rosenfeld
beschreiben die Flexibilität von Konzepten einer Website im Modell der
Information architecture layers über die Bildung sogenannter Fast- und Slow
layers: 64
Abbildung 9: Information architecture layers 65
Das Modell beschreibt die folgenden Eigenschaften der Layers. Slow layers sind
unflexibel, Fast layers können hingegen mit geringerem Aufwand modifiziert
werden. Faceted Classification Schemes, die Schemata der facettierten
Klassifikation von Inhalten bilden die Basis einer Informationsarchitektur. Die
Veränderung der Facetten einer Klassifikation erzwingt die Anpassung von
Navigationskonzept (Embedded Navigation System), technischem Konzept
(Enabling Technologies), kontrollierten Vokabularen, Suche-Konzepten
(Adaptive Finding Tools) sowie der Inhalte (Content), Dienste (Services) und der
Benutzeroberfläche (Interface).
64 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 348 65 Morville; Rosenfeld: S. 348
44
Die Durchführung begleitender Nutzbarkeitstest in frühen Konzeptionsphasen hat
den Vorteil, dass Teilergebnisse rechtzeitig korrigiert werden können und somit
das Risiko, an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbei zu arbeiten, klein gehalten
wird. Werden Tests erst an den Prototypen des Designkonzepts durchgeführt,
besteht die Gefahr, dass die Evaluation beispielsweise eine problematische
Klassifikation von Inhalten aufdeckt. Je später im Projektverlauf Konzepte der
Slow layers verändert werden müssen, desto höher ist der Kostenaufwand.
4.5 IA-Prozess
Das Kapitel IA-Prozess soll die konkreten Aspekte der Arbeit an
Informationsarchitekturen beschreiben. In diesem Sinne wird zunächst die Phase
der Erarbeitung von Informationsarchitekturen geschildert. Im Anschluss werden
zu erarbeitende Produkte, die dafür notwendigen Werkzeuge und abschließend
Informationsquellen beschrieben.
4.5.1 IA-Phasen
Im vorangegangenen Kapitel 4.4.2 wurden die Phasen der Produktion von
Websites und die beteiligten Akteure vorgestellt. Die Arbeitsschritte zur
Gestaltung von Informationsarchitekturelementen wurden dabei den
Projektphasen Fein-, Grob-, technisches- und Designkonzept zugeordnet. Darauf
aufbauend soll das vorliegende Kapitel den Prozess der Gestaltung von
Informationsarchitekturen dediziert untersuchen. In diesem Sinne wird erläutert,
welche Phasen notwendig sind, welchem Zweck sie dienen und zu welchem
Zeitpunkt sie durchgeführt werden sollten.
Die Methoden, welche in den jeweiligen Phasen der Erarbeitung von
Teilergebnissen dienen, sind wie die Darstellungsformen für Teilergebnisse stark
von Projektkontext, vom Budget des Auftraggebers und von den Präferenzen der
Auftragnehmer abhängig. Darüber hinaus existieren in diesem Rahmen zwar
einige Quasistandards, normierte Vorgehensweisen gibt es jedoch nicht. 66 Aus
66 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 233
45
diesem Grund wird eine Auswahl von Darstellungsformen im anschließenden
Kapitel gesondert beschrieben.
Die Beschreibung der Phasen bezieht sich auf die Projektsituation der
vollständigen Neuerstellung von Websites (Launch). Weitere mögliche
Projektsituationen im Bereich der Informationsarchitektur wie beispielsweise der
Relaunch einer existierenden Website oder die Optimierung der Suche-Funktion
machen jeweils eigene Abläufe notwendig und werden im Folgenden nicht
berücksichtigt.
Die verschiedenen Modelle zur Beschreibung der Gestaltungsprozesse von
Informationsarchitekturen unterscheiden sich in ihrem Detaillierungsgrad.
Morville und Rosenfeld beschreiben einen umfassenden, generalistischen Ansatz
des Vorgehens in ihrem Kapitel Process and Methodology. 67 Arndt beschreibt
einen praxisorientierteren, vereinfachten Ansatz. 68, 69, 70, 71 Beiden Modellen ist
die chronologische Beschreibung der drei grundsätzlichen Projektphasen Analyse,
Struktur / Organisation und Visualisierung gemein. Die drei zentralen Phasen
werden im Zuge der vorliegenden Arbeit durch die abschließende Phase der
Dokumentation ergänzt.
1. Analyse
2. Organisation
3. Visualisierung
4. Dokumentation
Im Folgenden werden die Arbeitsschritte dieser vier Phasen in der Chronologie
einer idealtypischen Abwicklung dargestellt. Die Zuordnung von Arbeitsschritten
und Projektphasen kann in seltenen Fällen unterschiedlich interpretiert werden, da
speziell zwischen den Bereichen Analyse und Struktur sowie zwischen Struktur
67 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 233 68 vgl. Arndt 2006: S. 115 69 vgl. Arndt 2006: S. 131 70 vgl. Arndt 2006: S. 187 71 vgl. Arndt 2006: S. 247
46
und Visualisierung Grauzonen existieren, in welchen die angesiedelten
Arbeitsschritte Eigenschaften zweier Projektphasen besitzen.
4.5.1.1 Analyse
Im Rahmen der Webkonzeptionsphasen ist die Analyse Bestandteil des
Feinkonzepts und bildet den ersten Schritt der Arbeit an der
Informationsarchitektur. Die Analyse dient der Ermittlung von Anforderungen,
die durch verschiedene Faktoren in einer Projektsituation an eine Anwendung
gestellt werden. Die Faktoren lassen sich in drei Bereichen zusammenfassen: Den
Geschäftskontext (Context), die vom Auftraggeber bereitgestellten Inhalte
(Content) und die anvisierten Nutzergruppen (User). Um zu Beginn einen
Überblick über die Ziele einer Anwendung zu erhalten, sollte die Analysearbeit
im Bereich des Geschäftskontexts starten. 72
Geschäftskontext (Context)
Die Analyse des Geschäftskontexts ist wichtig, um die Mittel und Ziele eines
Auftraggebers zu verstehen. Viele Informationen dieses Bereichs wie
beispielsweise das verfügbare Budget werden auf der übergreifenden
Projektebene bereits in der Planungsphase im Rahmen des Briefings eingeholt. In
der Analyse gilt es, diese Informationen durch Befragung der Auftraggeber und
der jeweils verantwortlichen Projekteilnehmer zu konkretisieren.
Auf strategischer Ebene sollte herausgefunden werden, worin die kurz- und
langfristigen Ziele der Website bestehen, welche Zielgruppen der Auftraggeber
ansprechen möchte, worin die geplanten Inhalte und Funktionalitäten bestehen
und ob Vorstellungen von (positiven und negativen) Vorbildern und den eigenen
Stärken und Schwächen im Wettbewerbskontext existieren. Welche Personen und
Parteien an der Entwicklung von Website und Inhalten in den Phasen der
Entwicklung und Wartung beteiligt und welche Personen Entscheidungsträger
(Stakeholder) sind, ist wichtig für die weitere Kommunikation im Projekt.
Außerdem sollte in Erfahrung gebracht werden, zu welchen Zeitpunkten welche
Resultate geplant sind und ob für den Entwicklungsprozess bereits konkrete
72 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 234
47
Hindernisse oder Schwierigkeiten erkannt wurden. Um die
Alleinstellungsmerkmale (unique selling proposition), d.h. spezifische Stärken
und Schwächen des eigenen Leistungsangebots zu bewerten, sollten die
konkurrierenden Anbieter und speziell deren Leistungen detailliert analysiert
werden. 73, 74
Im Content Management-Bereich gilt es, zu erfahren, ob bereits ein System zur
Verwaltung der Inhalte gewählt wurde, ob bereits kontrollierte Vokabulare
existieren, welche Methode zur Einstellung von Inhalten geplant ist, welche
Technologie dieser Vorgang verwendet, welche Autorenrollen für die Verwaltung
welcher Inhalte erwartet werden, und ob die Inhalte statischer oder dynamischer
Art sind. 75
Inhalt (Content)
Die Analyse der Inhalte bezüglich ihrer Beschreibungsfähigkeit ist notwendig, um
Kategorien für die Vergabe von Metadaten zu bilden. Darüber hinaus ermöglicht
sie die Prüfung der Durchführbarkeit strategischer Ziele durch den Abgleich
dieser mit den Beschreibungsmöglichkeiten der Inhalte.
Für die Durchführung der Analyse empfiehlt sich die Zusammenstellung einer
Auswahl repräsentativer Dokumente (beispielsweise Produktbeschreibungen,
Newsletter oder Artikel). Im Anschluss können diese auf die Eigenschaften
welche eine Kategorisierung ermöglichen, untersucht werden. Morville und
Rosenfeld empfehlen für den Beginn die Bildung dreier Hauptkategorien: 76
• Struktur (Structural Metadata)
Strukturelle Metadaten sind von formaler Natur. Sie beschreiben die
Position eines Objekts in der Struktur des Systems und gegebenenfalls die
Zugehörigkeit zu weiteren Bereichen.
• Beschreibung (Descriptive Metadata)
73 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 236 74 vgl. Jacobsen 2004: S. 24 75 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 237 76 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 243
48
Beschreibende Metadaten können sich auf formale Aspekte oder den
Inhalt eines Objekts beziehen. Beispiele für Kategorien zur formalen
Beschreibung sind der Dokumententyp (z.B. Katalogeintrag, Newseintrag
oder Hilfeseite), das Format (z.B. Text, Audio, Video oder
Softwareanwendung) oder die Zielgruppe. Die inhaltliche Beschreibung
kann über die Thematik, das Genre, behandelte Personen und viele weitere
Kategorien erfolgen.
• Administration (Administrative Metadata)
Administrative Metadaten sind formaler Art und beschreiben
Objekteigenschaften, die den Geschäftskontext betreffen. Beispielhafte
Kategorien sind Namen von Autoren und Rechteinhabern oder
Zeitangaben bezüglich Einstellung und anstehender Entfernung von
Objekten.
Nutzer (User)
Im dritten Schritt der Analyse werden Informationen über die Nutzer einer
Website erhoben. Zuvor wurde vom Auftraggeber im Rahmen des Briefings
bereits angegeben, an welche Zielgruppe sich sein Angebot richtet. Die
Nutzeranalyse dient der Erhebung folgender Informationen: 77
• „Welche Erwartungen stellt die Zielgruppe an das Informationsangebot?“
• „Welche Erwartungen stellt die Zielgruppe an die Funktionalität?“
• „Welche Szenarien der Nutzung sind zu erwarten?“
• „Welche konkurrierenden Websites nutzt die Zielgruppe?“
• „Wie qualifiziert ist die Zielgruppe im Umgang mit Websites und
Computern?“
• „Welche technischen Mittel nutzt die Zielgruppe (z.B. Internetzugang und
Bildschirmauflösung)?“
Um diese Fragen zu beantworten, werden in einem ersten Schritt konkrete
hypothetische Profile der verschiedenen Nutzertypen gebildet. Die Profile geben
Auskunft über soziodemographische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Beruf,
77 Jacobsen 2004: S. 55
49
Bildungsgrad und Konsumverhalten der Zielgruppe, deren Bedürfnisse die
Website erfüllen soll. 78
Nachdem durch die Entwicklung und Priorisierung von Profilen die wichtigsten
archetypischen Nutzer definiert wurden, können die vorerst geschätzten Angaben
zum Nutzungskontext und -verhalten dieser Anwender verifiziert werden. Zu
diesem Zweck empfiehlt es sich, den Profilen entsprechende Testpersonen für
eine direkte Befragung heranzuziehen. Auf diese Weise können eingangs
geschätzte Inhalte der Profile bestätigt oder korrigiert werden. Darüber hinaus
lassen sich die Vorstellungen der repräsentativen Nutzer bezüglich erwarteter
Inhalte, Funktionalität, Interaktionskonzepten und der Bezeichnung von Inhalten
erheben. 79
Die Bildung von Nutzungsszenarien bildet den Abschluss der Nutzeranalyse.
Unter Berücksichtigung des erhobenen Nutzungskontexts und der zu erwartenden
Ziele und Verhaltensweisen der Nutzer werden detaillierte Situationen formuliert,
die bei der Nutzung der Website erwartungsgemäß entstehen können. 80
Festlegung von Zielen und Funktionen
Nach Abschluss der Analysearbeit können die notwendigen Funktionen der
Website, die Ziele von Anwendern und die Ziele des Auftraggebers
zusammenfassend formuliert und gegenübergestellt werden. 81
4.5.1.2 Organisation
Organisationsschema
Vor Beginn der Strukturierung von Inhalten einer Website ist die Wahl der
Organisationsschemata wichtig. Ein Organisationsschema definiert die Aspekte,
nach welchen die Organisation von Inhalten erfolgen soll. Grundsätzlich wird
78 vgl. Heidmann DOS2 2007: S. 24 79 vgl. Jacobsen 2004: S. 57 80 vgl. Jacobsen 2004: S. 57 81 vgl. Jacobsen 2004: S. 58
50
zwischen objektiven (exact) und subjektiven oder mehrdeutigen (ambiguous)
Schemata der Organisation unterschieden. 82
Die objektive Organisation bezeichnet die Ordnung von Inhalten anhand
eindeutiger Eigenschaften. Sie kann alphabetisch anhand der Bezeichnung von
Objekten, chronologisch oder nach geographischen Faktoren, beispielsweise der
Herkunft von Objekten durchgeführt werden. Ein Beispiel für objektiv
organisierte Informationssysteme sind Telefonbücher. Bei der Planung von
Website-Strukturen finden objektive Methoden beispielsweise für alphabetische
Site-Indizes ergänzende Verwendung. Anwender müssen exakte Namen, Daten
oder Orte der Herkunft von Objekten kennen, um diese in objektiv geordneten
Systemen zu finden. 83
Subjektive oder mehrdeutige Schemata bieten die Möglichkeit, Informationen
anhand inhaltlicher Aspekte zu organisieren. Diese Methode ermöglicht
Anwendern das Auffinden von Objekten anhand inhaltlicher Kriterien ohne
Kenntnisse über exakte Eigenschaften vorauszusetzen. Eine mehrdeutige
Organisation von Inhalten kann durch eine der folgenden vier Aspekte erfolgen: 84
• Thematik des Inhalts
• Ziele des Nutzer
• Zielgruppe des Inhalts
• Metaphern
Die Ordnung der Informationen einer Website nach einem einzigen (objektiven
oder subjektiven) Schema hat den Vorteil, dass Nutzer das Organisationsprinzip
schnell verstehen. Die Möglichkeiten des Informationszugangs sind in solchen
Fällen allerdings eingeschränkt. Aktuell nutzen viele Websites Kombinationen
der aufgeführten Schemata. Ein sogenanntes hybrides Schema der Organisation
ermöglicht den Informationszugang über verschiedene Charakteristika der Inhalte
z.B. Thematik und alphabetischen Index. Sofern mehrere Organisationssysteme
Einsatz finden, ist es wichtig, dass diese in sich konsistent gehalten werden. Ein
82 vgl. Morville Rosenfeld 2006: S. 59 83 vgl. Morville Rosenfeld 2006: S. 59 84 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 63
51
aktionsorientierter Zugang (nach Zielen des Nutzers) sollte somit ausschließlich
durchführbare Ziele anbieten. Der Einsatz kombinierter Organisationsschemata
macht zudem bei der späteren Planung von Navigations- und Designkonzept die
Berücksichtigung expliziter Trennung beider Zugangsbereiche notwendig. 85
Abbildung 10: Inkonsistent kombinierte Schemata Thema und Zielgruppe 86
Abbildung 4.5.1.2.a zeigt ein Beispiel für inkonsistente Methoden der
Kombination. Die Organisation erfolgt hier nach zielgruppenspezifischen (Men,
Women) und gleichzeitig thematischen (Shoes) Aspekten. Diese Form der
Organisation ist nicht benutzerfreundlich, da sich die Inhalte der
zielgruppenorientierten und thematischen Bereiche einerseits überschneiden, die
Präsentationsform der Organisationsbereiche dem Anwender aber suggeriert, dass
die Bereiche voneinander abgegrenzte Inhalte repräsentieren.
Abbildung 4.5.1.2.b liefert ein Beispiel für die konzeptuelle und visuelle
Trennung von Organisationsbereichen. Der thematische Zugang erfolgt über die
aufgelisteten Kategorien im linken Bereich. Zusätzlich wird ein separierter,
anwendungsorientierter Zugang über potentielle Ziele von Nutzern im oberen
Bildschirmbereich angeboten. Diese Ziele werden durch die auf der Site
möglichen Tätigkeiten (Kaufen und Verkaufen) repräsentiert.
85 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: 66 86 Last.fm
52
Abbildung 11: Konsistent kombinierte Schemata Thema und Ziele 87
Die Verwendung von Organisationsmetaphern, beispielsweise in Form von
Räumen, deren Einrichtungselemente Site-Bereiche darstellen, fand in den
Anfangsjahren des World Wide Web weite Verbreitung. Heutzutage wird von der
Verwendung von Metaphern abgeraten, da Nutzer sich nur schlecht damit
zurechtfinden. 88, 89
Für die subjektive Organisation der Produktinformationen von Onlineshops
finden aktuell die Aspekte Thematik und Zielgruppe am häufigsten Verwendung.
Die Angemessenheit von Ordnungssystemen ist jedoch immer abhängig vom
individuellen Projektkontext. Bei der Wahl von Schemata zur Organisation sollten
die erhobenen Informationen der Nutzer- und Geschäftskontext-Analysen
berücksichtigt werden. Entscheidende Kriterien bei der Wahl von
Ordnungsschemata sind die Erwartungen der Zielgruppe. 90, 91
Struktur
87 Ebay 88 vgl. Jacobsen 2004: S. 88 89 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 66 90 vgl. Jacobsen 2004: S. 90 91 vgl. Jacobsen 2004: S. 89
53
Neben den Schemata der Organisation muss zu Beginn die Struktur der
Informationen gewählt werden. Strukturierung bedeutet die Ordnung der
Beziehungen zwischen Objektgruppen (Klassen) eines Informationssystems. 92
Grundsätzlich kann die Strukturierung von Inhalten in linearer, hierarchischer,
netzwerkartiger (Hypertext), sozial orientierter oder räumlicher Form erfolgen. 93
Lineare Strukturierung von Informationen erfolgt beispielsweise in Filmen. Die
Inhalte werden in sequentieller Anordnung dargeboten und können nur in dieser
Form rezipiert werden. Für den Einsatz in Websites sind lineare Strukturen
entsprechend ungeeignet. Netzwerkartige Strukturen bilden ein sehr
gegensäztliches Konzept; die Informationen solcher Strukturen können beliebig
angeordnet und verknüpft werden. Die hohe Flexibilität solcher Strukturen geht
mit dem potentiellen Nachteil hoher Komplexität einher. Je größer der Umfang
eines solchen Systems ist, desto schwieriger fällt Anwendern die Orientierung
und Navigation (siehe Kapitel 5.3). Aus diesem Grund sind netzwerkartige
Strukturen besonders für umfangreiche Websites nicht empfehlenswert. Soziale
Strukturierung bedeutet die Ordnung von Informationen durch Eingaben und
Verhaltensweisen der Anwender eines Systems. Sie Ist besonders für soziale
Netzwerke oder Anwendungen, die eine durch Nutzerbeteiligung generierte
Darstellungsform von Inhalten erfordern, sinnvoll. 94 Die räumliche
Strukturierung erfolgt in Form der Positionierung von Objekten auf n-
dimensionalen Karten. Diese Methode ist für experiementelle und geographisch
orientierte Anwendungen geeignet. 95
Hierarchien finden bei der Strukturierung von Websites weite Verbreitung. Der
Erfolg von hierarchischen Strukturen liegt in der einfachen Nachvollziehbarkeit
und dem hohen Bekanntheitsgrad der Methode. Die folgenden Ausführungen
erläutern wichtige Aspekte, Vorteile und Einschränkungen bei der Verwendung
von hierarchischen Strukturen.
92 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 69 93 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 77 94 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 77 95 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 69
54
Hierarchien
Hierarchische Strukturen können im sogenannten top-down-Ansatz, beginnend
mit der Definition der ranghöchsten Kategorie und schrittweisen Ausarbeitung
tieferer Ebenen konstruiert werden. Den umgekehrten Ansatz stellt das bottom-
up-Vorgehen dar, in welchem eingangs die ranguntersten elementaren Objekte
definiert und anschließend ranghöhere Ebenen gebildet werden. Um keine
Perspektive zu vernachlässigen, empfiehlt sich eine vergleichende Verwendung
beider Ansätze.
Bei der Bildung von Kategorien sollten diese in jedem Fall so exklusiv wie
möglich formuliert werden. Eine eindeutige Zuordnung von Objekten tieferer
Ragordnung zu einer einzelnen übergeordneten Kategorie stellt die
Monohierarchie dar. In der Praxis entsprechen Objekte jedoch oft mehreren
Oberkategorien. In einem solchen Fall wird eine Polyhierarchie gebildet.
Abbildung 4.5.1.2.c stellt die Zuordnungen von Objekten zu zusätzlichen
übergeordneten Kategorien in einer Polyhierarchie grün markiert dar. Im Bereich
von Onlineshops kann eine solche Situation entstehen, wenn beispielsweise ein
Autohändler ein Fahrzeug gleichermaßen in den Kategorien Sportwagen und
Cabriolets anbietet. Die Verwendung wenig exklusiver Kategorien hat für
Anwender oft Unschlüssigkeit beim Browsing nach bestimmten Objekten zur
Folge und sollte entsprechend vermieden werden. 96
Abbildung 12: Polyhierarchische Struktur 97
96 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 70 97 Arndt 2006
55
Stehen Struktur und Kategorien fest, kann die daraus resultierende Strukturbreite
und -tiefe der Website überprüft werden. Der Einsatz weniger Hauptkategorien
führt im Fall von umfangreichen Websites schnell zu sehr tiefen Strukturen. Die
Wahl einer ersten Kategorie ist in solchen Strukturen sehr einfach, bei der
Navigation durch die folgenden, darunter liegenden Bereiche fällt die
Orientierung ab einer Klicktiefe von fünf und mehr Ebenen jedoch schwer, da
Nutzer die tieferliegenden Bereiche noch nicht geöffneter hochrangiger
Kategorien nicht einsehen können. 98. Flache Strukturen haben den Nachteil, dass
eine Vielzahl von Kategorien der ersten Ebene überflogen und interpretiert
werden müssen. Ein falscher Einstieg in den oberen Kategorien wird jedoch vom
Anwender schnell erkannt und führt nicht zu tiefen Klickpfaden. 99
Bei der Definition einer optimalen Kategorienzahl pro Strukturebene wird oft die
sogenannte „Sieben, plus oder minus zwei“-Regel eingesetzt. 100 Diese besagt,
dass der Einsatz von wenigstens fünf und maximal neun Kategorien je Ebene die
für den Nutzer ideale Anzahl von Objekten zur unkomplizierten Wahrnehmung
darstellt. Sie beruht auf den Erkenntnissen der im Jahr 1956 an der Harvard
University veröffentlichten Publikation "The Magical Number Seven, Plus or
Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information" des
Kognitionspsychologen George A. Miller. Miller führt die Zahl auf die begrenzte
Kapazität des menschlichen Kurzzeitgedächtnisses zurück. 101 Die
Angemessenheit der „Sieben, plus oder minus zwei“-Regel ist umstritten.
Morville und Rosenfeld führen die optimale Wahrnehmbarkeit von Kategorien
auf die Gestaltung von Seiten und damit verbundene einfache oder schwierige
Durchsuchbarkeit zurück. 102 Bei entsprechend nutzerfreundlicher Gestaltung
einer Seite ist es besonders Anwendern mit Interneterfahrung möglich, auch
größere Mengen von Kategorien ohne Anstrengung zu überfliegen und korrekt zu
interpretieren. In jedem Fall sollte die Nutzbarkeit von Struktur und Kategorien
durch begleitende Nutzertests evaluiert werden.
98 vgl. Jacobsen 2004: S. 101 99 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 70 100 vgl. Jacobsen 2004: S. 100 101 vgl. Miller 1956 102 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 71
56
Klassifikation durch Facetten
In der Phase der Analyse wurden die Inhalte auf verschiedene Möglichkeiten zur
Beschreibung und Abgrenzung untersucht. Die Klassifikation besteht, aufbauend
auf den Erkenntnissen der Analyse in der Definition von Klassen zur Abgrenzung
von Inhalten verschiedener Art. Die Erwartungen von Nutzern sind entscheidend
für Auswahl und Benennung von Klassen.
Die einfachste Form der Strukturierung von Klassen besteht in der Bildung einer
einzigen umfassenden Monohierarchie. Im Fall umfangreicher Websites, die eine
Vielfalt an Inhalten und Produktvarianten bereitstellen sollen, führt diese
sogenannte präkoordinierte Form der Strukturierung von Inhalten oft zu extrem
großen Strukturen. 103
Umfangreiche Websites nutzen aus diesem Grund (über den Bereich von
Onlineshops hinaus) bei der Klassifikation der Inhalte häufig die auf der Colon
Classification von Shiyali Ramamrita Ranganathan basierende
Facettenklassifikation. 104 Facetten stellen multiple Hierarchien verschiedener,
voneinander unabhängiger Eigenschaftenbereiche dar, welche auf site-
übergreifender Ebene in eine formal hierarchische Struktur eingebettet werden.
Beispielhafte Eigenschaften zur Bildung von Facetten sind Genres,
Konfektionsgrößen, Formate oder Farben. Der Vorteil postkombinierter Facetten
gegenüber starrer präkombinierter Hierarchien liegt darin, dass Facetten beliebig
kombiniert werden und Strukturen somit einfach erweitert werden können.
Darüber hinaus bleiben umfangreiche postkombinierte Strukturen relativ flach
und damit überschaubar, während die Präkombination großer Strukturen bei
Verwendung der gleichen Klassen schnell zu tiefen und damit schwer
überschaubaren Hierarchien führt. 105
103 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 222 104 vgl. Steckel 2007 105 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 224
57
Abbildung 13: Einfache und multiple Hierarchien 106
Die Nutzung von Facetten ermöglicht es Nutzern auf einfache Weise, Inhalte
anhand diverser Kriterien zu lokalisieren, ohne dass hierfür tiefe Hierarchien
durchsucht werden müssten. Abbildung 4.5.1.2.d zeigt die Organisation von
Produkten durch die postkombinierten Facetten Style, Größe, Department und
Farbe. Im vorliegenden Beispiel wird für die Visualisierung die Technik des
Inverse Removal genutzt. Diese funktioniert eingangs in der Darstellung aller
Inhalte. Die Selektion von Kriterien einer Facette, beispielsweise der Größe L
bewirkt die Ausblendung aller Produkte, die nicht diesem Kriterium entsprechen.
Die umgekehrte Methode besteht im sogenannten Attribute-Adding. Hierbei wird
eingangs ein einziges Objekt angezeigt, das im Bezug auf die möglichen
Eigenschaften der Facetten neutral ist. Die Selektion eines Kriteriums bewirkt die
Modifizierung des Objekts bezüglich des gewählten Kriteriums. 107
106 Morville; Rosenfeld: S. 222 107 vgl. Arndt 2006: S. 164
58
Abbildung 14: Facetten (Style, Größe, Department, Farbe) 108
Prozessabläufe
Unter Zuhilfenahme der in der Nutzeranalyse erstellten Benutzerprofile und
Nutzungsszenarien und der Aufstellung notwendiger funktionaler Anforderungen
können die möglichen Interaktionsprozesse der Website modelliert werden.
Hierzu wird das zu erwartende Verhalten von Nutzern bei der Durchführung
bestimmter Ziele in Form von Etappen und Aktionen, ähnlich der Darstellung
mentaler Modelle, durch Nutzer (siehe Nutzeranalyse) skizziert.
Die Visualisierung der zu erwartenden Prozessabläufe ist hilfreich bei der
Überprüfung der Nutzerfreundlichkeit von Prozessen und bildet die Grundlage für
die folgende Konzeption der globalen Struktur und daraus resultierenden
Navigationswege.
Seiten- und Content-Typen
Da Websites über die Kerninhalte wie z.B. Produktinformationen hinaus
verschiedenartige Informationen enthalten, müssen diese definiert und
verschiedenen Darstellungsformen zugeordnet werden. In diesem Sinne können
Seiten- und Content-Typen beschrieben werden, die eingesetzt werden sollen, um
Inhalte zu präsentieren.
108 Ebay
59
Die verschiedenen Seiten-Typen können grundsätzlich anhand ihrer
Funktionalität in folgende drei Kategorien eingeteilt werden, Mischformen sind
darüber hinaus weit verbreitet: 109
• Navigations-Seiten (Navigational pages)
• Content-Seiten (Content pages)
• Funktionale Seiten (Functional pages)
Navigations-Seiten erfüllen einzig den Zweck, Anwender mittels
Zusammenstellungen von Navigationselementen auf Inhalte zu verweisen.
Beispiele hierfür sind Site Maps, Galerievorschau-Seiten oder Seiten zur
Präsentation von Suche-Ergebnissen. Auch die Startseiten (Homepages) der
meisten Websites erfüllen diesen Zweck. Content-Seiten präsentieren die vom
Betreiber vertriebenen Inhalte. Diese Inhalte stellen den Grund der Konsultation
der Website durch Anwender dar. Beispiele für Content-Seiten sind Seiten, die
Artikel oder Produktinformationen darstellen. Funktionale Seiten ermöglichen
den Anwendern die Durchführung diverser Aufgaben, wie beispielsweise die
Suche (im Fall dedizierter Suche-Seiten) oder das Ausfüllen von Formularen.
Bei der Beschreibung von Content-Typen werden die verfügbaren Informationen
den Zielen der Website entsprechend in logischen Einheiten gruppiert. Eine
Einheit kann beispielsweise der Content-Typ Produktinformation darstellen.
Diese Einheit wird aus Einzelinformationen wie dem Produktbeschreibungstext,
Produktfoto und Preis gebildet.
Globale Struktur
Im Rahmen der Erstellung einer globalen (website-übergreifenden) Struktur wird
die zuvor festgelegte Kategorisierung von Inhalten unter Berücksichtigung der
definierten Prozessabläufe in den Kontext der Website gesetzt. Zusätzlich erfolgt
die Integration und Ordnung weiterer Seiten, die nicht inhaltlicher Art (im Sinne
der durch die Website vertriebenen zentralen Informationen bzw. Produkte) sind.
Solche Bereiche stellen beispielsweise die Kontakt- und Hilfe-Bereiche oder das
109 vgl. Kalbach 2007: S. 105
60
Impressum dar. Die Darstellungsform der globalen Struktur erfolgt ähnlich der
Informationsdarstellung in Form von Site Maps. 110 Wie bei allen übrigen Etappen
der Strukturplanung sollte auch bei der Bildung der Hauptkategorien einer
Website der zuvor aufgeführte Grundsatz der Integrität von Kategorien
berücksichtigt werden.
Auszeichnungssysteme & Metadaten
Die repräsentative Bezeichnung von Informationen ist ein wichtiger Schritt bei
der Planung, welcher die Nutzerfreundlichkeit einer Website entscheidend
beeinflusst. Eine optimale Bezeichnung definiert repräsentierte Inhalte präzise
und in einer, für den Anwender unmissverständlichen Form. Um diesen Kriterien
gerecht zu werden, können die Ergebnisse der Nutzeranalyse und ergonomisches
Wissen in Form von Standards und Normen genutzt werden. Die Bezeichnung
von Informationen kann als strukturierender und - abhängig von der individuellen
Vorgehensweise (z.B. bei der Verwendung von Icons) - gleichzeitig
visualisierender Prozess interpretiert werden.
Bezeichnung ist sowohl für Content (in Form von Metadaten) als auch für Site-
Bereiche (z.B. Navigation) notwendig. Auf Content-Ebene betrifft die
Bezeichnung formale (z.B. Erstellungsdaten) und inhaltliche (z.B. Thematik)
Aspekte. Generell erfolgt die Bezeichnung in für den Anwender sichtbarer (z.B.
bei Navigationseinheiten) und unsichtbarer (ggf. bei Indexierungstermen) Form.
Die Elemente, welche der repräsentativen Bezeichnung bedürfen, lassen sich
grundsätzlich in folgenden Bereichen zusammenfassen: 111
• Kontext- Links (Contextual links)
• Titel (Headings)
• Navigationseinheiten (Navigation system choices)
• Indexierungsterme (Index terms)
Websites sind in den seltensten Fällen vollständig statischer Art; besonders
Onlineshops unterliegen in der Phase des laufenden Betriebs ständiger
110 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 296 111 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 86
61
Aktualisierung. Die vier genannten Bereiche unterscheiden sich in der Regel
durch ihre unterschiedliche Dynamik.
Grundsätzlich sind Navigationseinheiten weniger dynamisch als
Indexierungsterme. Das bedeutet, dass Navigationsbereiche weniger oft erweitert
oder modifiziert werden als die Gesamtheit der Indexierungsterme (diese wird
durch Einstellung neuer Inhalte ständig verändert). Eine Navigationseinheit,
welche den Zugang zum Kontaktbereich ermöglicht, wird normalerweise bei der
Planung der Website als Kontakt, Dialog oder über einen ähnlichen Begriff
ausgezeichnet; die Bezeichnung wird während des Betriebs nicht verändert.
Aus diesem Grund muss über die Wahl von Begriffen zur Bezeichnung statischer
Bereiche hinaus eine Methodik der Bezeichnung dynamischer Inhalte bestimmt
werden. Die Wahl adäquater Methoden ist abhängig von der Dynamik des
jeweiligen Bereichs und den Zielen des Betreibers. Nach Arndt können
grundsätzlich die folgenden Methoden der Bezeichnung gewählt werden: 112
• Autoren-Tagging (Author Tagging)
• Soziales Tagging (Social Tagging)
• Automatisches Tagging (Automatic Tagging)
• Kontrolliertes Vokabular
Im Autoren-Tagging und Social Tagging erfolgt nach Arndt die Auszeichnung
von Inhalten in der Regel in freier Formulierung (Free Tagging). Die Bestimmung
der Bezeichnungen findet im Autoren-Tagging durch die Autoren von Inhalten
und beim Social Tagging über die Nutzer der Inhalte statt. Die Gesamtheit der
über soziales Tagging definierten Auszeichnungen von Inhalten (Tags) eines
Systems und deren Beziehungen wird als sogenannte Folksonomy bezeichnet.
Die automatische Auszeichnung von Inhalten einer Website wird als
automatisches Tagging bezeichnet. Ein Beispiel für die automatisierte Vergabe
von Attributen ist die Auszeichnung von Produktinformationen mit den
entsprechenden Verkaufszahlen eines Produkts.
112 vgl. Arndt 2006: S. 172
62
Kontrollierte Vokabulare können eingesetzt werden um einen für die
Auszeichnungen von Inhalten verfügbaren Wortschatz einzugrenzen und zu
verwalten. Die Verwendung administrierter Wortschätze stellt eine dem Free
Tagging entgegengesetzte Vorgehensweise bei der Vergabe von Attributen dar.
Thesauri bieten einer auszeichnenden Partei als Vokabulare zur Kontrolle des
Wortschatzes alphabetisch sortierte Auflistungen zulässiger Begriffe. Freie
Auszeichnungsformen bergen das Risiko beliebiger Begriffswahl und daraus
resultierender semantischer Fehler. Die Verwendung von Thesauri liefert
Hilfestellungen bei der Auszeichnung durch:
• Einen eingegrenzten Gesamtwortschatz
• Angabe von Vorzugsbenennungen
• Erfassung von Synonymen und Kennzeichnung von Homonymen und
Polysemen
Kontrollierte Vokabulare werden in der Regel im Zuge des Autoren-Tagging und
des Automatic Tagging eingesetzt. Die Bildung von Folksonomies hat eine
Auszeichnung von Inhalten in der Sprache der Nutzer zum Ziel und verzichtet
entsprechend auf die Verwendung eines eingegrenzten Wortschatzes.
In der Planungsphase sollte die Notwendigkeit der Verwendung von
kontrollierten Vokabularen erwogen werden. Der Einsatz von Thesauri zu diesem
Zweck liefert zwar Vorteile bei der Auszeichnung der Inhalte im laufenden
Betrieb einer Website, macht aber die begleitende Pflege des Wortschatzes
notwendig. Bei der Entscheidung für die Verwendung kontrollierter Vokabulare
muss aus diesem Grund erwogen werden, wer einerseits nach der Fertigstellung
der Website mit der Auszeichnung der Inhalte und wer mit der laufenden Pflege
des Vokabulars beauftragt wird, und ob die Durchführung dieser Aufgaben mit
den Mitteln des Betreibers möglich ist. 113
Suche
113 vgl. Arndt 2006: S. 173
63
Im Rahmen des Anforderungskatalogs wurde spezifiziert, ob die Funktionalität
der Website die Möglichkeit der freien Suche umfassen soll. Ist diese Funktion
geplant, kann im abschießenden Schritt der Strukturplanung das Konzept der
Suche formuliert werden. Zu Beginn der Planung der Suchfunktionalität werden
im ersten Schritt die zu indexierenden Informationsbereiche festgelegt. Besonders
im Fall umfangreicher Websites werden überflüssige Sucheoptionen und -
ergebnisse durch die Eingrenzung durchsuchbarer Bereiche auf das zentrale
Informationsangebot vermieden. Zu diesem Zweck sollte festgelegt werden,
welche Seiten-Typen und welche Content-Typen indexiert werden.
Darüber hinaus sollten optionale Zonen der Suche festgelegt werden. Suche-
Zonen stellen eine Unterteilung des durchsuchbaren Inhalts nach verschieden
Aspekten dar. Die Suche kann vom Anwender somit beispielsweise nach
folgenden Faktoren spezifiziert werden: 114
• Content-Typ (z.B. Produktinformationen)
• Zielgruppe (z.B. Privatnutzer oder Kommerzielle Nutzer)
• Thematik (z.B. Fachbücher)
• Geographische Lage (z.B. Herkunft von Produkten)
4.5.1.3 Visualisierung
Navigationskonzept
Bei der Planung des Navigationskonzepts werden die notwendigen
Interaktionselemente einer Website erarbeitet. Diese Elemente dienen der
Fortbewegung zwischen Site-Bereichen und Inhalten und sollen darüber hinaus
die Orientierung des Anwenders unterstützen. Abhängig von Art, Funktionalität
und Umfang einer Website können verschiedene Navigationselemente eingesetzt
oder auch kombiniert werden. Grundsätzlich bedürfen umfangreiche Websites
vielseitigerer Navigationskonzepte als kleine Websites.
114 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 151
64
Die Unterscheidung von Navigationselementen erfolgt in der Regel anhand ihrer
funktionalen Eigenschaften; sie können in folgende Bereiche kategorisiert
werden: 115
• Struktur-Navigation (Structural navigation)
o Hauptnavigation (Main navigation)
o Lokale Navigation (Local navigation)
• Assoziativ-Navigation (Associative navigation)
o Kontext-Navigation (Contextual navigation)
o Adaptiv-Navigation (Adaptive navigation)
o Direkteinstieg (Quick links)
o Footer-Navigation (Footer Navigation)
• Funktions-Navigation (Utility navigation)
o Extra-Site-Navigation (Extra-site navigation)
o Toolbox-Navigation (Tooboxes)
o Verweisende Logos (Linked logos)
o Sprach- und Länderselektion (Language and country selectors)
o Seiten-interne Navigation (Internal page navigation)
Elemente der Struktur-Navigation verbinden Seiten anhand der Struktur der Site.
Sie ermöglichen die Fortbewegung durch die verschiedenen hierarchischen
Ebenen einer Website mittels Haupt- und Lokaler Navigation. Die
Hauptnavigation einer Website befindet sich meist in horizontal positionierter
Form am oberen Bildschirmende. Sie wird auch als globale Navigation (Global
Navigation) oder Primär-Navigation (Primary navigation) bezeichnet. Die
Hauptnavigation repräsentiert in der Regel die Seiten der obersten Strukturebene
einer Website. Sie dient über der Fortbewegung hinaus in besonderem Maße der
Orientierung von Nutzern. Aus diesem Grunde wird von
Hauptnavigationssystemen konsistente Nutzung auf allen Seiten einer Website
erwartet. Ein weiterer Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass die
Hauptnavigation für Anwender beim ersten Betreten einer Seite die Inhalte und
Leistungen des Betreibers repräsentiert und der Interpretation der Angemessenheit
für den Informationsbedarf dient („Finde ich hier, was ich suche?“). Die Links der
115 vgl. Kalbach 2007: S. 86
65
Hauptnavigation sollten stets den Erwartungen von Nutzern entsprechend auf
interne Seiten der Website verweisen. 116
Abbildung 15: Haupt- und lokale Navigation 117
Lokale Navigationselemente stellen eine Erweiterung der Hauptnavigation dar. In
diesem Sinne bieten sie Möglichkeiten der Navigation in der Struktur der Website
ausgehend vom aktuell besuchten Bereich der Hauptnavigation. Im Verbund mit
einer horizontalen Hauptnavigation sind die derzeit populärsten Formen der
Positionierung lokaler Navigationselemente die vertikale Anordnung von
Verweisen am linken Bildschirmrand und die dynamische Erweiterung von
Hauptmenüpunkten durch vertikal ausklappende Verweise wie in Abbildung
4.5.1.3.a dargestellt. 118
Elemente der assoziativen Navigation sind im Unterschied zur Struktur-
Navigation nicht zwingend an die Hierarchie einer Website gebunden. Sie
ermöglichen beispielsweise den Verweis auf Seiten der gleichen strukturellen
Ebene oder verweisen auf externe Websites. Drei verbreitete Kategorien der
assoziativen Navigation sind Kontext-Links, Direkteinstieg und Navigation im
Footer-Bereich von Seiten. 119
116 vgl. Kalbach 2007: S. 87 117 Zeit 118 vgl. Kalbach 2007: S. 89 119 vgl. Kalbach 2007: S. 91
66
Abbildung 16: Adaptive Navigation in form von Cross Selling-Angeboten 120
Kontext-Links werden innerhalb des Inhalts einer Seite angeboten und verweisen
auf inhaltlich verwandte Informationen. 121 Adaptive Navigationselemente treten,
ähnlich den Kontext-Links, in Abhängigkeit von aktuell besuchten Seiten in
Aktion. Während Kontext-Links statische Bestandteile des Contents,
beispielsweise eines Artikels, sind, werden adaptive Navigationselemente
dynamisch generiert. Abbildung 4.5.1.3.b zeigt eine sehr verbreitete Variante
adaptiver Navigation am Beispiel der Cross-Selling-Angebote von Amazon. 122
Optionen zum Direkteinstieg werden meist durch Pulldown-Menüs realisiert und
ermöglichen einen tieferen und spezifischeren Einstieg in Site-Bereiche als die
Hauptnavigation. 123
Abbildung 17: Pulldown-Menü als Direkteinstieg 124
120 Amazon 121 vgl. Kalbach 2007: S. 92 122 vgl. Kalbach 2007: S. 94 123 vgl. Kalbach 2007: S. 96 124 Princeton
67
Navigationselemente des sogenannten Footer-Bereichs, dem unteren Seitenende,
enthalten traditionellerweise Links zu weiterführenden Informationen, die nicht
zum zentralen Informationsangebot einer Website zählen. Diese beinhalten
beispielsweise das Impressum oder Copyright-Informationen. Der Footer-Bereich
wird darüber hinaus zunehmend für komplexere Navigatonsformen genutzt.
Abbildung 4.5.1.3.d zeigt den Footer-Bereich der Website der International
Herald Tribune, welcher neben konventionellen Navigationselementen wie dem
Verweis auf die Nutzungsbedingungen eine Site Map enthält. 125
Abbildung 18: Footer-Navigation mit integrierter Site Map126
Elemente der Funktions-Navigation dienen dem Verweis auf Funktionsbereiche
einer Website und sind in der Regel nicht von Struktur oder Seiteninhalten
abhängig. Funktionsbereiche einer Website sind beispielsweise Warenkörbe von
Webshops, die Suche-Funktion, An- und Abmeldungs- oder die Registrierungs-
Funktion. Bei der Funktions-Navigation können fünf Subgruppen von
Navigationselementen unterschieden werden. Die Extra-Site-Navigation dient
dem Verweis auf weitere Websites des Betreibers. Diese können, müssen aber
nicht notwendigerweise inhaltlich mit der eigentlichen Website verwandt sein und
werden in der Struktur-Navigation nicht berücksichtigt. Abbildung 4.5.1.3.e zeigt
Googles Extra-Site-Navigationselemente Web, Images, News, Shopping und
Mail. 127
125 vgl. Kalbach 2007: S. 97 126 Herald 127 vgl. Kalbach 2007: S. 99
68
Abbildung 19: Extra-Site-Navigation 128
Als Toolbox-Navigationselemente werden deutlich von anderen
Navigationselementen abgegrenzte Gruppierungen von Verweisen auf
Optionsbereiche einer Website bezeichnet. Die Optionsverweise sind meist
zielorientiert gekennzeichnet und führen auf Funktions-Seiten. Verbreitete
Toolbox-Elemente sind Verweise auf Kontaktformulare oder Checkout-Bereiche
von Onlineshops. Verweisende Logos finden weite Verbreitung und werden meist
in der linken oberen Bildschirmecke positioniert. Der Verweis sollte, gemäß den
Erwartungen der Anwender in jedem Fall auf die Startseite erfolgen. Im
Navigationsprozess erfüllen verweisende Logos die Funktion einer Reset-Taste.
In wenigen Fällen wird diese Funktion in hervorgehobener Form in die Haupt-
Navigation integriert. 129 Mehrsprachig konzipierte Websites benötigen eine
Option zur Konfiguration der Spracheinstellung. Zu diesem Zweck werden
Navigationselemente zur Sprache- und Länderselektion eingesetzt. Die
Länderselektion kann, abhängig vom Leistungsangebot von Betreibern, über den
Wechsel der Site-Sprache hinaus mit einem Verweis auf Sub-Sites mit
regionalspezifischen Inhalten verbunden sein. Sofern regionale Unterschiede im
Leistungsangebot bestehen, werden Sprach- und Länderselektion in der Regel als
zusammengefasste Funktion integriert. 130
Abbildung 20: Selektion der Sprache 131
128 Google 129 vgl. Kalbach 2007: S. 100 130 vgl. Kalbach 2007: S. 101 131 Last.fm
69
Seiten-interne Navigationselemente dienen der Navigation zwischen
verschiedenen Sektionen innerhalb einer Seite. Solche Elemente finden im Fall
besonders langer Seiten Verwendung. Ein bekanntes Beispiel sind Back to top-
Verweise, die am unteren Ende von Seiten positioniert werden. Darüber hinaus
kann Seiten-interne Navigation in Form von Inhaltsverzeichnissen eingesetzt
werden, die den Anwender an Kapitel innerhalb einer Seite verweisen. 132
Abhängig von den in der Strukturplanung definierten Zugangsmöglichkeiten
können die beschriebenen Navigationsformen für den Einsatz kombiniert werden.
Abschließend soll am Beispiel der sogenannten Breadcrumb-Navigation ein
verbreiteter Mechanismus erläutert werden, der die Kombination funktionaler
Eigenschaften mehrerer Bereiche darstellt. Breadcrumbs dienen Anwendern
sowohl zur Navigation, als auch in besonderem Maß zur Orientierung. Sie setzen
sich durch eine Verkettung mehrerer, meist horizontal im oberen
Bildschirmbereich positionierter, verweisender Navigationselemente zusammen.
Bei der Planung von Breadcrumb-Navigationen wird zwischen den Varianten
Location- und Path-Breadcrumbs unterschieden. 133
Die Darstellung von Location-Breadcrumbs erfolgt abhängig von der Site-
Struktur und der Position der, vom Anwender aktuell besuchten Seite innerhalb
der Struktur. Bei der Verkettung der Navigationselemente wird die ranghöchste
Ebene (Startseite) meist links dargestellt, weitere Elemente werden in fortlaufend
horizontaler Anordnung rechts davon positioniert. Jedes folgende Element
verweist auf Kategorien einer jeweils tieferen Ebene auf dem direkten Weg zur
Position der dargestellten Seite in der hierarchischen Struktur. Abbildung
4.5.1.3.g zeigt Location Breadcrumb-Verweise von der Startseite bis hin zur
Kategorie Free & Avant-Jazz auf Ebay.
Abbildung 21: Location Breakcrumbs 134
132 vgl. Kalbach 2007: S. 103 133 vgl. Kalbach 2007: S. 60 134 Ebay
70
Path Breadcrumbs funktionieren grundsätzlich nach dem gleichen Prinzip wie
Location Breadcrumbs. Der Unterschied zwischen beiden Ansätzen liegt in der
Methode der Auswahl von Zielen. Path Breadcrumbs bilden eine chronologische
Liste von Verweisen auf die zuletzt vom Anwender besuchten Seiten. Sie sind im
Unterschied zu Location Breadcrumbs nicht an die Struktur der Website
gebunden. Abbildung 4.5.1.3.h zeigt Location Breadcrumbs einer Klick-Historie
durch das Tonträgersortiment von Amazon. Die Darstellung erfolgt in diesem Fall
in vertikaler Anordnung und fällt detaillierter als in konventioneller Form aus.
Zusätzlich zu den Seiten-Verweisen werden die zuletzt eingegebenen
Suchbegriffe chronologisch dargestellt. 135
Abbildung 22: Path Breakcrumbs 136
Bei der Wahl und Kombination von Navigationsformen sollten die
Erwartungshaltungen von Nutzern berücksichtigt und verfügbares ergonomisches
Wissen herangezogen werden. Die europäische Norm EN ISO 14915-2
„Software-Ergonomie für Multimedia-Benutzerschnittstellen - Teil 2:
Multimedia-Navigation und Steuerung“ des CEN liefert gesammeltes
Hintergrundwissen für die benutzerfreundliche Erarbeitung von
Navigationskonzepten. 137
135 vgl. Kalbach 2007: S. 61 136 Amazon 137 vgl. EN ISO 14915-2 2003
71
Gestaltungsraster
Der Entwurf von Gestaltungsrastern dient der Überführung der erarbeiteten
Struktur- und Navigationskonzepte in ein visuelles Grundgerüst. In diesem Sinn
werden in Zusammenarbeit von Informationsarchitekten oder Konzeptern und
Designern Layouts für die benötigten Seitentypen und Inhalte gestaltet. Die
Vorteile der kollaborativen Durchführung dieser Arbeit liegen in der Möglichkeit
unmissverständlicher Kommunikation von Strukturkonzepten durch den
Informationsarchitekten oder Konzepter sowie in der gestalterischen Kompetenz
des Designers. 138
Gestaltungsraster stellen den Aufbau von Webseiten in einfacher, wenig
detaillierter Form dar und dienen primär der Positionierung und Gruppierung von
Navigationselementen und Inhalten. Weiterführende Designaspekte wie die
Farbstimmung oder grafische Elemente einer Website werden in dieser Phase
nicht berücksichtigt. Textbereiche werden in der Regel durch Blindtext ausgefüllt,
Bildelemente werden entsprechend durch Platzhalter ersetzt. Bei der Erarbeitung
von Gestaltungsrastern sollten die Erwartungen von Anwendern an die
Positionierung der Elemente von Websites berücksichtigt werden (siehe Kap.
5.1). 139
Gestaltungsraster können zur Durchführung heuristischer Evaluationen (siehe
Kap. 4.4.3) von Struktur und Navigationskonzept genutzt werden. Der Vorteil der
begleitenden Evaluation dieser frühen Produkte des Designkonzepts ist ihre
vergleichsweise unkomplizierte Modifizierbarkeit. Die Fertigstellung der
Gestaltungsraster endet mit zufrieden stellenden Ergebnissen der begleitenden
Evaluation und der Abnahme durch Projektmanagement und Auftraggeber.
Nach der Abnahme erfolgen durch die am Projekt beteiligten Designer alle
weiteren Schritte der Erarbeitung des Designkonzepts, welche hier nicht weiter
beschrieben werden. Das Designkonzept wird nach erfolgreicher Abnahme mit
der Dokumentation in Form eines Design-Styleguides und der Erstellung eines
Prototypen zur Evaluation abgeschlossen. Klickbare Prototypen können in HTML 138 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 309 139 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 308
72
bzw. Flash realisiert werden. Die Verwendung nicht klickbarer, statischer
Bilddateien stellt eine Alternative dar, welche jedoch weniger umfangreiche
Evaluationen ermöglicht.
4.5.1.4 Dokumentation
Die Dokumentation der erarbeiteten Ergebnisse schließt die Arbeit an der
Informationsarchitektur ab. Die Dokumentationsarbeit ist notwendig, um die
Integrität des Architekturkonzepts über zukünftige Wachstums- und
Modifikationsprozesse der Website hinaus zu sichern. Das Wachstum von
Websites ist oft mit strukturellen Erweiterungsmaßnahmen verbunden, welche in
der Betriebsphase ohne Konsultation des Informationsarchitekten korrekt im
Sinne des Architekturkonzepts durchführbar sein müssen.
Die Dokumentation erfolgt durch die Erstellung eines sogenannten
Informationsachitektur-Styleguides. Der Styleguide ist ein Dokument, das
beschreibt, in welcher Form die Website organisiert ist und aus welchen Gründen
die Organisation in dieser Form erfolgte.
Ein Styleguide sollte einführend die im Analyseprozess erhobenen Ziele des
Betreibers, Informationen über die angestrebte Zielgruppe und ihren
Informationsbedarf sowie über Charakteristika der Inhalte der Website darstellen.
Anschließend kann beschrieben werden, welche Inhalte die Site umfassen soll,
welche Parteien für die Pflege von Inhalten verantwortlich sind und in welchen
Zeiträumen Aktualisierungen der Inhalte vorgesehen sind. 140
Handlungsanweisungen für die Wartung der Website können in Form von
Standards, Richtlinien, Wartungsprozeduren und Pattern-Bibliotheken
beschrieben werden. 141
Standards
140 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 329 141 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 308
73
Für häufig anstehende Vorgänge bei der Wartung einer Website können
eindeutige Regeln der Vorgehensweise in Form von Standards formuliert werden.
Die Indexierung von Inhalten mittels Schlagwörtern kontrollierter Vokabulare vor
der Veröffentlichung ist ein Beispiel für potentiell notwendige Vorgänge, die als
Standards festgelegt werden können.
Richtlinien
Richtlinien unterstützen das Vorgehen bei der Wartung in abstrakteren Szenarien,
für welche keine konkrete Handlungsanweisung Angebote werden kann. Ein
Beispiel für Richtlinien sind Hinweise zur Vorgehensweise bei der Formulierung
von Seitentiteln.
Wartungsprozeduren
Regelmäßig anfallende Arbeiten können in Form eines Katalogs notwendiger
Wartungsprozeduren beschrieben werden. Wichtig ist in diesem Fall die
Beschreibung, wann eine Aufgabe anfällt, wer sie durchführt, und welche Schritte
zur Abwicklung notwendig sind.
Pattern-Bibliotheken
Die Zusammenstellung erarbeiteter Schemata in sogenannten Pattern-
Bibliotheken stellt diese für die potentielle Wiederverwertung bereit. So kann
beispielsweise im Fall einer späteren Erweiterung des Navigationskonzepts auf
erarbeitete Konzepte zurückgegriffen werden, wodurch eventuell redundanter
Aufwand der Neuentwicklung von Konzepten vermieden wird.
4.5.2 Deliverables
Die konkreten Teilergebnisse der Arbeit an einer Informationsarchitektur werden
als Deliverables bezeichnet. Während Meilensteine im Projektkontext
Etappenziele darstellen, bestehen Deliverables aus konkreten Ergebnissen in
Form von digitalen Dateien. Deliverables dienen der Visualisierung,
Kommunikation und Dokumentation der meist abstrakten Architekturkonzepte
und werden Projektmanagern zur Abnahme präsentiert.
74
Anzahl, Art und Umfang der zu erarbeitenden Deliverables sind im
Projektkontext abhängig vom Budget des Auftragnehmers, vom verfügbaren
Zeitrahmen, von Art und Umfang der zu entwickelnden Anwendung, und von den
methodischen Präferenzen des Auftragnehmers. Die folgenden Formen von
Deliverables, werden bei der Planung von Websites besonders häufig eingesetzt:
• Flowcharts
• Wireframes
Flowcharts
Das wichtigste Medium für die Kommunikation von Architekturkonzepten sind
die sogenannten Flowcharts. Sie werden auch als Blueprints, Flussdiagramme,
Sitemaps oder Struktogramme bezeichnet und dienen der Darstellung der Struktur
und Beziehungen von Seiten und anderen Inhaltskomponenten. Flowcharts
werden in der Regel in digitaler Form angefertigt. Im Unterschied zu
herkömmlichen Sitemaps, welche für Endnutzer auf Websites bereitgestellt
werden, sind Flowcharts meist komplexer aufgebaut und stellen verschiedene
Formen von Inhalten wie Seiten und weitere Content-Komponenten sowie uni-
und bidirektionale Verbindungen konkret dar. Die Beifügung einer Flowchart-
Legende stellt sicher, dass die abgebildeten Komponenten korrekt interpretiert
werden können. 142, 143, 144
142 vgl. Morville 1996 143 vgl. Jacobsen 2004: S. 92 144 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 296
75
Abbildung 23: Flowchart 145
Wireframes
Zur Visualisierung von Strukturen in Form von Gestaltungsrastern werden
Wireframes produziert. Wireframes stellen die Inhalte einer Website im
Gegensatz zu Flowcharts nicht abstrakt-hierarchisch, sondern anhand der für den
Anwender sichtbaren Positionierung auf dem Bildschirm dar. Die Herstellung von
Wireframes kann für Präsentionszwecke in Form digitaler Dateien oder zu
Testzwecken auch in Skizzenform auf Papier erfolgen. Der Vorteil skizzierter
Wireframes ist ein geringer mit Modifikationen verbundener Aufwand. 146
Wireframes können ganze Seiten oder Teilbereiche, beispielsweise zur
Darstellung von Content-Typen beschreiben. Zusätzlich zur Positionierung der
Elemente der Website sollten Wireframes beschreibende Meta-Angaben zum
jeweiligen Gestaltungsraster (Website-Name, Seiten-Typ, Datum, Versionierung)
145 Morville; Rosenfeld 2006: S. 301 146 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 307
76
und gegebenenfalls Kommentierungen uneindeutiger dargestellter Website-
Elementen liefern. 147
4.5.3 Werkzeuge
Im Folgenden soll eine Auswahl wichtiger Werkzeuge zur Erarbeitung von
Architekturkonzepten und Deliverables geliefert werden. Die Auflistung erfolgt
gegliedert nach Software und zusätzlichen Hilfsmitteln. Den Schwerpunkt bildet
Software, die der Visualisierung von Struktur- und Visualisierungskonzepten
dient. Kapitel 4.5.4 liefert Hinweise auf Quellen, die weitere Werkzeuge
beschreiben.
Software
Für die Erstellung von Diagrammen, Flowcharts und Wireframes findet das
proprietäre Programm Microsoft Visio derzeit weite Verbreitung. Visio ist
Bestandteil des Microsoft-Office-Systems, aber nicht Bestandteil von Office-
Paketen und daher separat zu beziehen. Die aktuelle Version ist Visio 2007. Die
Erzeugung von Diagrammen erfolgt im Drag and Drop-Mechanismus. Zum
Austausch von Elementen und Teilarbeiten können Vorlagen und Objekt-
Bibliotheken (sogenannte Stencils) im proprietären Microsoft-Format, als XML-
Dateien, oder als Bildformate importiert und exportiert werden. Darüber hinaus
können eigene Formen für Objekte gezeichnet werden. 148
Eine verbreitete, mit Microsoft Visio konkurrierende Software zur Visualisierung
ist OmniGraffle der Omni Group. OmniGraffle ist exklusiv an das Apple-
Betriebssystem Mac OSX gebunden. In seinen funktionalen Eigenschaften ähnelt
OmniGraffle dem Konkurrenzprodukt Visio stark. Der Austausch der jeweiligen
proprietären Dateiformate beider Anwendungen ist eingeschränkt. 149
Abgesehen von den erwähnten Standard-Anwendungen existieren viele weitere,
auch kostenfreie Softwareprodukte zur Erstellung von Diagrammen, wie
147 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 308 148 vgl. Microsoft Visio 149 vgl. OmniGraffle
77
beispielsweise das Java-basierte yEd 150 oder Dia, ein an Linux und Microsoft
Windows gebundenes Programm des GNOME-Projekts. 151 Die Visualisierung
von Konzepten kann zudem mit zahlreichen weitere Anwendungen wie etwa
Microsoft PowerPoint oder Adobe Illustrator durchgeführt werden.
Vorlagen und Objekt-Bibliotheken
Für die Arbeit mit Microsoft Visio und OmniGraffle können zahlreiche Vorlagen
(Templates) und Objektbibliotheken (Stencils) eingesetzt werden, welche von
Mitgliedern der Informationsarchitektur-Community angeboten werden. Einige
populäre Anbieter von Vorlagen und Objektbibliotheken sind:
• Jesse James Garret: Visual Vocabulary 152
http://www.jjg.net/ia/visvocab
• Henrik Olsen: GUUUI 153
http://www.guuui.com/issues/02_07.php
• Garrett Dimon: Templates & Stencils for Visio & Omnigraffle 154
http://v1.garrettdimon.com/resources/templates-stencils-for-visio-
omnigraffle
• Nick Finck: Visio Stencils for Information Architects 155
http://nickfinck.com/stencils.html
4.5.4 Informationsquellen
Das vorliegende Kapitel soll eine Auswahl einiger relevanter Informationsquellen
der Bereiche Informationsarchitektur, Findability und User Experience liefern.
Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; ihr inhaltlicher
Schwerpunkt liegt in den Aspekten der Methodik, Deliverables und Werkzeuge
zur Erstellung von Architekturkonzepten.
150 vgl. yEd 151 vgl. Dia 152 vgl. Garret 153 vgl. Olsen 2006 154 vgl. Dimon 155 vgl. Finck
78
4.5.4.1 Literatur
• Ambient Findability von Peter Morville (O’Reilly Media, 2006)
• Designing Web Navigation von James Kalbach (O’reilly Media, 2007)
• Information Architecture for the World Wide Web: Peter Morville &
Louis Rosenfeld (O’Reilly Media, 2006)
• Integrierte Informationsarchitektur von Henrik Arndt
(X.Media.Press/Springer, 2006)
• Software-Ergonomie für Multimedia-Benutzerschnittstellen - Teil
2: Multimedia-Navigation und Steuerung (ISO/FDIS 14915-2:2003) (CEN
- Europäisches Komitee für Normung, 2003)
4.5.4.2 Online-Magazine und Communities
A List Apart (http://alistapart.com)
Ein Online-Magazin mit Schwerpunkt in den Themenbereichen Webentwicklung,
Informationsarchitektur und User Experience. Die Beiträge befassen sich in der
Regel mit dem Einfluss aktueller technologischer Entwicklungen auf die Arbeit
an Web-Projekten. 156
Boxes and Arrows (http://www.boxesandarrows.com)
Das Online-Magazin Boxes and Arrows veröffentlicht Beiträge und Studien
professioneller Informationsarchitekten und Usability-Experten. Der Schwerpunkt
der Inhalte liegt in der Findung praktischer Lösungsansätze für die Erarbeitung
von Konzepten und Deliverables. 157
Information Architecture Institute (http://www.iainstitute.org)
Das Information Architecture Institute stellt nach eigenen Angaben eine
professionelle multinationale Non-Profit-Organisation dar. Das Portal ist in 9
Sprachen nutzbar und zählt zum aktuellen Zeitpunkt 1400 Mitglieder aus 80
Ländern. Der Schwerpunkt liegt in der Vernetzung von Informationsarchitekten
und der Informationsarbeit zur Aufklärung über das Berufsfeld. Darüber hinaus
156 vgl. A List Apart 157 vgl. Boxes and Arrows
79
werden Studien, Lehrmaterialien, Linklisten, Veranstaltungstermine und Tools
(beispielsweise in Form von Vorlagen für Deliverables) angeboten. 158
4.5.4.3 Blogs
Dan Brown (http://greenonions.com)
Das Blog von Dan Brown behandelt die Themenbereiche Informationsarchitektur,
User Experience und Linguistik. 159
Henrik Arndt (http://informationarchitecture.blogspot.com)
Der Autor des Buchs „Integrierte Informationsarchitektur“ schreibt in seinem
Blog über die Bereiche Informationsarchitektur und User Experience. 160
Information Architects Japan (http://informationarchitects.jp)
Die Agentur Information Architects Japan veröffentlicht in ihrem
englischsprachigen Blog Artikel mit den Schwerpunkten Informationsarchitektur
und Usability. 161
IA Voice (http://www.iavoice.com)
Das Blog IA Voice ist nach eigenen Angaben de erste europäische IA Podcast
Chanel. Den Schwerpunkt bilden Audio und Videobeiträge der Themenbereiche
Informationsarchitektur und User Experience. 162
Louis Rosenfeld (http://louisrosenfeld.com)
Der Bibliothekar Louis Rosenfeld berichtet über seine Arbeit im Bereich
Informationsarchitektur und User Experience und stellt Videobeiträge eigener
Konferenzbeiträge bereit. 163
Peter Morville (http://findability.org)
158 vgl. IA Institute 159 vgl. Brown 160 vgl. Arndt Blog 161 vgl. IA Japan 162 vgl. IA Voice 163 vgl. Rosenfeld
80
Das Blog des Bibliothekars Peter Morville befasst sich mit eigenen Studien im
Bereich Findability. 164
Wolf Noeding (http://ia-wolf.blogspot.com)
Das deutschsprachige Blog des Informationsarchitekten Wolf Noeding präsentiert
praxisorientierte Beiträge über Informationsarchitektur, Deliverables und
Methoden zur Erarbeitung von Architekturkonzepten. 165
5 Allgemeine Nutzerkonzepte
Der theoretische Teil der Arbeit endet mit der Erläuterung einiger nutzerseitiger
Konzepte. Die folgenden Ausführungen sollen allgegenwärtige Prinzipien bei der
Interaktion von Nutzern mit Websites erläutern. Die Berücksichtigung dieser,
allen Nutzern eigenen Konzepte reduziert die Wahrscheinlichkeit potentieller
Fehlplanungen (und damit verbundener Einschränkung der Nutzbarkeit) in den
Konzeptionsphasen.
5.1 Mentale Modelle und Erwartungskonformität
Der Begriff des Mentalen Modells wurde 1983 vom Psychologen Philip N.
Johnson-Laird geprägt. Mentale Modelle sind stark abstrahierte Abbilder der
Wirklichkeit, die von Nutzern anhand bisheriger Beobachtungen und Erfahrungen
geschaffen werden. Obwohl sie unvollständig, teils inkonsistent und
widersprüchlich sind, enthalten sie alle relevanten Informationen der Realität, um
daraus in entsprechenden Situationen sinnvolle Handlungen abzuleiten. Werden
Systeme nicht durch vorhandene Mentale Modelle eines Anwenders erklärt, so
können die entsprechenden Modelle modifiziert oder neue Modelle gebildet
werden. Je häufiger ein Modell durch Erfahrungswerte bestätigt wird, desto
weniger einfach fällt die Korrektur zu späteren Zeitpunkten. 166
164 vgl. Morville Blog 165 vgl. Noeding 166 vgl. Arndt 2006: S. 59
81
Mentale Modelle erklären unter anderem die Fähigkeit von Nutzern, mit
unbekannten Websites zu interagieren. Erfahrungen, welche zuvor auf
verschiedenen anderen Sites gesammelt wurden, bilden dabei die
Orientierungsgrundlage. Häufiger Kontakt mit Websites lässt Nutzer Mentale
Modelle der übergreifenden und anwendungsspezifischen (z.B. Shops oder
soziale Netzwerke) Eigenschaften von Websites bilden.
Je stärker Designkonzepte von den Erwartungen der Zielgruppe abweichen, desto
schwieriger gestaltet sich die Orientierung und entsprechend höher ist die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Nutzer resigniert. In Webprojekten sollten Mentale
Modelle der Zielgruppe bei der Konzeption von Struktur, Navigation und Design
berücksichtigt werden. 167
Mentale Modelle von Websites betreffen die Aspekte Organisation, Struktur,
Prozessverlauf, Benennung und Visualisierung. Im Bereich der Visualisierung
existieren nutzerseitige Erwartungen hinsichtlich der Positionierung und
Darstellungsform von Informationen.
In einer im Jahr 2004 von Michael Bernard und Ashwin Sheshadri am Software
Usability Research Laboratory des Department of Psychology der Wichita State
University durchgeführten Studie wurden 258 Probanden aus Nordamerika,
Europa, Indien und den Commonwealth-Staaten auf ihre Erwartungen zu
Elementen von E-Commerce-Websites getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass die
Mehrheit der globalen Internetnutzer relativ homogene Vorstellungen bezüglich
der Positionierung von E-Commerce-Elementen besitzt. 168
167 vgl. Arndt 2006: S. 60 168 vgl. Bernard; Sheshadri, 2004
82
Abbildung 24: Erwartete Position interner Links 169
Dunkle Bereiche markieren die Positionen, an welchen besonders viele
Testpersonen die Platzierung angefragten Elemente erwarten. Je heller Sektoren
gefärbt sind, desto seltener wird das Element dort vermutet. Es wurden die
Erwartungen zur Positionierung folgender Elementen getestet: Startseite-Link
(Back Links, Home Button), Werbungs-Elemente (Ads), Interne Links bzw.
Navigation (Internal Links), Externe Links (External Links), Warenkorb (Cart),
Hilfe-Link (Help).
Abbildung 25: Erwartete Position des Warenkorbs 170
Die Interpretation der Darstellungsform von Informationen wird ebenfalls durch
Mentale Modelle geprägt. Das folgende Beispiel verdeutlicht die daraus
resultierende Bedeutung für die Konzeption von Websites. Die Relevanz von
Information wird von Betreibern einer Website oft durch die kräftigere, hellere
und größere Darstellung der Objekte hervorgehoben. Jakob Nielsen weist darauf
169 Bernard; Sheshadri, 2004 170 Bernard; Sheshadri, 2004
83
hin, dass diese Darstellungsform sehr oft von Nutzern mit Werbung in
Verbindung gebracht wird. Werbungs-Elemente werden jedoch von
Internetnutzern beim Überfliegen einer Seite in der Regel bereits unbewusst
ausgeblendet. In diesem Fall kann der Einsatz der Darstellungsform von
Informationen beim Nutzer (bedingt durch dessen Erwartungen) eine andere als
die von der Konzeption angestrebte Interpretation bewirken. 171
Obgleich die Erwartungshaltungen der Nutzer von Websites oft relativ
homogener Art sind, werden sie stets zusätzlich durch den jeweiligen kulturellen
Kontext geprägt. Beispielhafte Faktoren sind hierbei die Leserichtung oder die
kulturell bedingte Interpretationsform von Farbe und Zeichen.
Erwartungskonformität stellt einen essentiellen Faktor für das Verständnis einer
Website durch den Nutzer dar. Die Berücksichtigung aller Erwartungen ist in der
Realität jedoch nicht umsetzbar, da nicht alle Mentalen Modelle der Zielgruppe
verlässlich erhoben werden können. Bei der Entwicklung innovativer Konzepte ist
die Erfüllung von Erwartungskonformität außerdem eine kontraproduktive
Strategie. In jedem Fall sollte bei der Entwicklung von Konzepten ein Verzicht
auf Erwartungskonformität (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt) durch
Nachvollziehbarkeit ausgeglichen werden.
5.2 Navigationsverhalten und Strategien der Suche
Die Art und Weise der Benutzung von Websites und speziell der Fortbewegung
bei der Suche nach Informationen unterliegen Strategien und Verhaltensmustern
von Nutzern, die zielgruppenübergreifend existieren.
Einstieg
Der Einstieg in das Informationsangebot einer Website kann über verschiedene
Wege erfolgen. Im günstigsten Fall weiß ein Nutzer von der Existenz der
betreffenden Website, entscheidet sich für ihr Angebot und kennt die
entsprechende Web-Adresse. In diesem Fall wird er die Website über die Eingabe
der entsprechenden URL aufsuchen und im Browser das Informationsangebot der 171 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 340
84
Startseite vorfinden. Dieses Szenario ist jedoch in der Praxis eher selten. Nutzer
können neben der Eingabe der URL auch über Hyperlinks fremder Websites oder
durch die Benutzung von Suchmaschinen auf die betreffende Website verwiesen
werden. In diesem Fall landet der Nutzer nicht zwangsläufig auf der Startseite.
Jakob Nielsen hat die Art und Weise, wie Anwender Websites nutzen durch
Usability-Tests untersucht und dokumentiert. Hierzu wurden Nutzern
verschiedene Aufgaben gestellt, wobei ihnen die Wahl der Websites für die
Durchführung der Aufgaben freigestellt wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass die
Websites in durchschnittlich 40% der Fälle über die Homepage betreten wurden.
In 60% der Fälle wurden die Nutzer auf Seiten, die sich innerhalb der Website-
Struktur befanden, verwiesen. 172
Durch die Tatsache, dass Websites besonders häufig über tiefe Links betreten
werden, entsteht die Notwendigkeit der Berücksichtigung konsistenter
Verwendung von Orientierungshilfen in allen Seiten: 173, 174
• Angabe des Standorts (Logo oder Firmenname)
• Angabe der Position in der Hierarchie (Location Breadcrumbs und
Hauptnavigation)
• Möglichkeit der Fortbewegung zur Startseite und anderen Bereichen
(Home-Link, Hauptnavigation, Suche-Feld)
Strategien der Suche
Das Verhalten von Nutzern bei der Suche nach Informationen im World Wide
Web fällt abhängig vom jeweiligen Informationsbedarf unterschiedlich aus. Pask
und Scott definierten im Jahr 1972 drei Strategien der Suche in
Hypertextstrukturen: 175
• Suchen (Searching): Anstreben des Erreichens eines expliziten Ziels.
172 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 25 173 vgl. Morville 2005: S. 10 174 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 25 175 vgl. McAleese 1999: S. 10
85
• Erkunden (Exploring): Untersuchen des Umfangs einer gegebenen
Information.
• Wandern (Wandering): Unstrukturiertes „Globe Trotting“.
Der Informationsbedarf kann beispielsweise in der konkreten Beantwortung einer
spezifischen Frage bzw. dem Auffinden eines vordefinierten Objekts bestehen.
Hat ein Anwender weniger konkrete Vorstellungen von der Art des gewünschten
Ergebnisses, wird er nach verschiedenen Informationen zu einer Thematik
suchen. Im Beispiel des Onlineshoppings entspräche dieser Ansatz beispielsweise
der Suche nach Produkten eines bestimmten Herstellers ohne konkrete Vorgaben
zu Modell und Farbe. Ein drittes Szenario besteht in der Suche nach umfassenden
Informationen zu einem Themenkomplex. In diesem Fall existiert zu Beginn der
Suche keine Eingrenzung der Themenbereiche. Ein Beispiel hierfür ist die Suche
nach Informationen, welche einen bestimmten Hersteller von Produkten betreffen.
Die relevanten Themenbereiche können beispielsweise dessen Angebot,
Herstellungsprozesse, Vertriebswege und weitere umfassen. 176
Unabhängig von der Art des Informationsbedarfs, der einer Suche zugrunde liegt,
beeinflussen die Ergebnisse von Teil-Etappen einer Suche die Vorstellungen des
Nutzers von seinem angestrebten Ergebnis. Der Informationsbedarf kann im
Laufe der Suche zunehmen, modifiziert werden oder abnehmen. Jede Suche nach
Information ist demnach ein iterativer Prozess. Marcia Bates entwickelte an der
Graduate School of Library and Information Science der University of Southern
California in Los Angeles das sogenannte Berry Picking Model zur Beschreibung
des iterativen Nutzerverhaltens beim Prozess der Informationssuche im World
Wide Web. 177, 178
176 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 33 177 vgl. Bates 1989 178 vgl. Morville 2005: S.60
86
Abbildung 26: Berry Picking Model 179
Bates’ Modell beschreibt den Prozess der Suche mit der Metapher des Sammelns
von Beeren. Das Ergebnis einer Suche entsteht als Summe zahlreicher
Iterationsschritte und Teilergebnisse. Die Schritte bestehen in einer beginnenden
Fragestellung, die sich am Informationsbedarf der Phase 0 orientiert (Query
variation 0). Durch die Interpretation der gefundenen Informationen (Documents)
und dem Abgleich (Thought) von Fragestellung und Erkenntnisstand wird die
Fragestellung umstrukturiert und geht über in Phase 1 (Query Variation 1).
Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis der Nutzer aus vielen
Teilergebnissen ein zufriedenstellendes Gesamtergebnis erreicht. Die zu Beginn
formulierte Fragestellung (Query variation) kann abhängig von den Ergebnissen
des Verlaufs der Suche beliebig modifiziert werden.
Browsing versus freie Suche
Grundsätzlich funktioniert der Vorgang der Suche nach Informationen innerhalb
einer Website über zwei Methoden:
• Freie Suche
Die Eingabe von freien Begriffen in das Suche-Feld.
• Browsing
Die Einsicht in Auflistungen von Informationsangeboten.
179 Morville; Rosenfeld 2006: S. 36
87
Die freie Suche ist hilfreich, wenn bereits konkrete Vorstellungen über ein
Ergebnis und entsprechende Schlagwörter zur Beschreibung existieren. Das
Browsing in den thematischen Kategorien einer Website kann hilfreich sein, wenn
die Vorstellungen der passenden Suchbegriffe unkonkret oder zu findende
Objekte noch nicht genau definiert sind. Die beiden Methoden sind abhängig vom
Nutzungsszenario und beide gleichermaßen wichtig für die Navigation. 180
Um das Navigationsverhalten von Nutzern im Sinne des Berry Picking Models
optimal zu unterstützen können freie Suche und Browsing integriert werden. Die
Auflistung von Suchergebnissen führt in jedem Fall automatisch zu einem
Browsing der Auswahl relevanter Objekte. Die Implementierung der
Kontextsuche-Funktion ermöglicht umgekehrt die Eingrenzung von
Ergebnismengen, die über das Browsing selektiert wurden, durch freie
Suchbegriffe. 181, 182
Abbildung 27: Integration von Browsing und freier Suche (Kontextsuche) 183
Browser-interne Navigationsfunktionen
Bei der Navigation innerhalb von Websites spielen auch die internen
Navigationsfunktionen von Webbrowsern eine wichtige Rolle. Die folgenden
Funktionen werden von den aktuellen Versionen aller derzeit populären Browser-
180 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 136 181 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 27 182 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S. 188 183 Ebay
88
Systeme (Internet Explorer 7, Internet Explorer 6, Firefox, Mozilla Suite, Safari
und Opera) 184 unterstützt und sollten bei der Konzeption von Websites
berücksichtigt werden.
Die Schaltflächen Zurück und Vorwärts des Webbrowsers ermöglichen es
Nutzern, ihren Pfad besuchter Seiten chronologisch zurückzuverfolgen. Diese
Funktion gewährleistet die Möglichkeit, auch nach langen Klick-Verläufen auf
fremden Websites wieder zur zuerst besuchten Seite zurückzufinden (siehe Lost
in Hypertext-Problem). Darüber hinaus bieten die Funktionen Zurück und
Vorwärts (eingeschränkte) Möglichkeiten der Navigation, die unabhängig von
Website-internen Navigationssystemen auf allen Websites in gleicher Weise
funktionieren und nicht erlernt werden müssen. Statistische Studien zeigen, dass
die Zurück-Schaltfläche (nach Hyperlinks auf neue Seiten) die am zweitmeisten
verwendete Funktion beim Surfen im World Wide Web ist. 185 Aus diesem Grund
sollten diese Funktionen für HTML-Websites keinesfalls vorsätzlich deaktiviert
werden. Flash-Websites unterstützten die Funktionen lange Zeit nicht. Inzwischen
ist die Implementierung der Zurück-Funktion auch für Flash möglich und sollte
entsprechend berücksichtigt werden. 186 Um Nutzern die Anwendung der
erweiterten Zurück-Funktion zu ermöglichen, welche den Klickverlauf in Form
der Titel der zuletzt besuchten Seiten anzeigt, sollten alle Seitentitel
interpretierbar formuliert werden und neben dem Namen der Website dedizierte
Angaben über die Thematik jeweiliger Seiten beinhalten. Abbildung 5.2.c zeigt
eine Auflistung nicht benutzerfreundlicher Seiteninformationen in der erweiterten
Zurück-Funktion des Browsers.
184 vgl. W3C 2008 185 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 62 186 vgl. Nielsen; Loranger 2006: S. 86
89
Abbildung 28: Titelvorschau in der erweiterten Zurück-Funktion 187
Die URLs interner Links von Websites liefern Nutzern Informationen über das
jeweilige Ziel. Die Vorschau-Funktion zeigt die URLs eines mit dem Cursor
anvisierten Ziels meist in der Bodenleiste des Browsers. Diese Information
ermöglicht es Nutzern, die Relevanz von Hyperlinks zu einzuschätzen, ohne diese
besuchen zu müssen. Die Vorschau einer URL Vorschau ist nur korrekt zu
interpretieren, wenn die Formatierung der URL natürlicher Sprache entspricht und
die Position eines Ziels innerhalb der Site-Struktur wiedergibt. Lange und
komplexe URLs können von den meisten aktuellen Content Management-
Systemen durch Alias-Pfade ersetzt werden. Von dieser Funktion sollte Gebrauch
gemacht werden, um Nutzern die Interpretation der Syntax von URLs zur
Orientierung zu ermöglichen.188, 189
187 Myspace 188 vgl. Morville; Rosenfeld 2006: S.119 189 vgl. Nielsen; Loranger 2006: 101
90
Abbildung 29: URL-Vorschau in der Bodenleiste des Browsers 190
5.3 Probleme von Hypertextstrukturen
Die Hypertext-Technologie ermöglicht die Benutzung des Mediums World Wide
Web in einer Form, die in früheren Informationsquellen Nutzern nicht möglich
war. Informationen können in formaler, hierarchischer Struktur, aber auch in
ausschließlich netzwerkartiger Anordnung durch beliebige, verweisende
Hyperlinks strukturiert werden. Umfangreiche Hypertextstrukturen stellen für
viele Internetnutzer ein Problem dar, da sie in solchen Strukturen schnell die
Orientierung verlieren. Diese Problematik besteht aus drei Phänomenen, welche
als Cognitive Overhead, Lost in Hypertext und Art Museum Problem bezeichnet
werden.
Der sogenannte Cognitive Overhead bezeichnet nach Jeff Conklin und Stephen
Ransom den großen kognitiven Aufwand, der für das Auffinden von
Informationen in Hypertextstrukturen notwendig ist. Nutzer müssen für jeden
Schritt der Informationssuche drei Aufgaben lösen. Diese werden von Kim und
Hirtle als Navigations-Aufgaben (navigational tasks), Informations-Aufgaben
(informational tasks) und Aufgaben-Management (task management) bezeichnet.
190 IA Institute
91
Sie bedeuten, dass ein Weg durch die Struktur zu wählen ist und angezeigte
Informationen und deren Beziehungen verstanden werden müssen. Navigational
und informational tasks müssen anschließend aufeinander abgestimmt werden. Je
größer eine Hypertextstruktur ausfällt, desto schwerer fällt es Nutzern, die
Ausmaße der Struktur zu erfassen und entsprechend schwierig gestaltet sich die
Suche nach relevanten Informationen. Nach Schneiderman entsteht dadurch bei
Nutzern das Gefühl, niemals zu einem Ende zu gelangen. 191
Als Lost in Hypertext wird ein Symptom des Cognitive Overload bezeichnet.
Wenn Nutzer einer großen Hypertextstruktur nicht in der Lage sind, ein
vollständiges Modell der Struktur zu bilden, resultiert als Folge
Orientierungslosigkeit. Diese nimmt mit zeitlich andauernder Nutzung der
Struktur kontinuierlich zu. 192, 193
Das dritte Phänomen ist das sogenannte Art Museum Problem. Dieses definiert
Carolyn Foss 1987 als ein Symptom des Cognitive Overhead, welches bei der
Suche in einer Hypertextstruktur die mit jedem Schritt der Informationsselektion
abnehmende Aufmerksamkeit eines Nutzers bezeichnet. 194 Der Grund hierfür
besteht darin, dass die Orientierung in der Struktur zahlreiche Selektionsschritte
erfordert und auch unrelevante Informationen ständig verarbeitet werden müssen.
In Folge wird nach einer langen Suche der gefundenen Information nur noch sehr
geringe Aufmerksamkeit gewidmet. 195
Um die aus der aufgeführten Hypertext-Problematik resultierenden
Nutzbarkeitsprobleme globaler netzwerkartiger Strukturen zu vermeiden, sollten
Websites nach Möglichkeit in formal hierarchischer Form strukturiert werden.
191 vgl. Arndt 2006: S. 154 192 vgl. McAleese 1999: S. XIII 193 vgl. Arndt 2006: S. 155 194 vgl. McAleese 1999: S. 13 195 vgl. Arndt 2006: S. 155
92
6 Zusammenfassung
Die Anforderungen an die Konzeption nutzerfreundlicher Frontend-Bereiche von
Onlineshops sollen im Folgenden zusammengefasst werden. Die Auflistung stellt
die wichtigsten Anforderungen in übersichtlicher Form dar:
• Vor Beginn der Organisationsarbeit sollten Geschäftskontext, Inhalte und
Nutzer gleichermaßen analysiert werden.
• Bei Verwendung verschiedener Informationsschemata sollte die Integrität
jedes Schemas berücksichtigt werden.
• Die globale Strukturierung sollte in hierarchischer Form erfolgen. Lineare
und netzwerkartige Strukturen sind für die Zwecke von Onlineshops nicht
geeignet, da sowohl der vielseitige Zugang zu Inhalten als auch
Orientierungsmöglichkeiten notwendig sind.
• Der Einsatz polyhierarchischer Strukturen sollte nach Möglichkeit
vermieden werden.
• Durch die Nutzung multipler Hierarchien (Facetten) zur Klassifikation
können tiefe hierarchische Strukturen vermieden werden.
• Besonders tiefe sowie breite und flache hierarchische Strukturen sollten
vermieden werden. Eine taillierte Hierarchie stellt den optimalen
Mittelweg dar.
• Die Begriffe zur Bezeichnung von Kategorien und Facetten sollte die
Sprache der Zielgruppe berücksichtigen.
• Die Begriffe zur textuellen Benennung von Site-Bereichen sollten den
Erwartungen von Nutzern entsprechen. Sofern Erwartungskonformität
nicht gewährleistet werden kann, sollte die Bezeichnung in
nachvollziehbarer Form erfolgen.
93
• Die angemessene Anzahl von Kategorien pro Ebene einer
Navigationseinheit ist von der Art der Kategorien und der
Präsentationsform der jeweiligen Seite abhängig. Im Normalfall
gewährleisten 5 bis maximal 9 Kategorien eine gute Nutzbarkeit.
• Die Orientierung in tiefen Navigationsstrukturen kann durch den Einsatz
von Location Breadcrumbs erleichtert werden.
• Die Integration freier Kontextsuche in lokale und / oder adaptive
Navigationssysteme unterstützt die kombinierte Suche-Strategie von
Browsing und freier Suche.
• Die Positionierung von Navigationssystemen, Content und weiteren
Website-Elementen sollte unter Berücksichtigung der Erwartungen von
Nutzern erfolgen.
7 Anwendungsbeispiel
Das folgende Anwendungsbeispiel soll die vorangegangenen Informationen in
einen veranschaulichen, praxisorientierten Kontext setzen. Das Beispiel dient der
Darstellung der Arbeitsphasen bei der Erstellung der Informationsarchitektur
eines Onlineshops. Um die Durchführbarkeit im gestellten Bearbeitungszeitraum
sicherzustellen erfolgt die Darstellung in stark vereinfachter Form; sie erhebt
keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Der Schwerpunkt der dargestellten
Projektphasen liegt in der Organisation und Klassifikation der Informationen. Die
Konzeptionsarbeit des Anwendungsbeispiels berücksichtigt ausschließlich den für
Nutzer sichtbaren Frontend-Bereich der Website.
7.1 Projektbeschreibung
Das folgende Projektbeispiel soll die Konzeption der Architektur eines
Onlineshops am Beispiel der Internetpräsenz eines fiktiven mittelständischen
94
Versandhändlers im Tonträger-Bereich darstellen. Die Website des Händlers soll
den Kunden das Produktsortiment in nutzerfreundlich navigierbarer Form
präsentieren und eine internetbasierte Transaktion zum Kauf ermöglichen.
7.2 Analyse: Geschäftskontext
Der Händler betreibt einen erfolgreichen Tonträgerhandel über ein Berliner
Ladengeschäft und möchte seine Produkte europaweit über das World Wide Web
anbieten. Das Sortiment umfasst Audio CDs sowie Vinylschallplatten und bedient
annähernd ausschließlich Genres der elektronischen Musik. Die angebotenen
Tonträger werden meist in relativ kleinen Auflagen unter 5000 Stück produziert
und durch kleine und mittlere Vertriebe oder den Eigenvertrieb kleiner Labels
bezogen. Durch diese Spezialisierung hat der Händler Stammkäufer im Berliner
Raum und darüber hinaus gewonnen. Da große Händler wie Amazon die Artikel
seines Sortiments nur in sehr seltenen Fällen führen, stellen sie keine Konkurrenz
dar. Andere deutsche, spezialisierte Händler stellen das wichtigste
Konkrurrenzangebot dar, da der aktuelle Kundenkreis sich in Deutschland
befindet und Portokosten bei Online-Bestellungen einen wichtigen Faktor bei der
Kaufentscheidung darstellen (siehe Kap. 2.2.4). Da das spezialisierte Angebot
eine Eingrenzung des potentiellen Käuferkreises mit sich bringt, ist es für den
Betreiber wichtig, bestehende Kundenbeziehungen aufrechtzuerhalten und neue
Interessenten zu gewinnen.
Eigenschaften
• Die angebotenen Medien sind Audio CDs und Vinylschallplatten.
• Das Sortiment wird durch kleine und mittelgroße Vertriebe, oder den
Eigenvertrieb kleiner Labels bezogen.
• Die Auflagen der angebotenen Tonträger rangieren in der Regel zwischen
Kleinstauflagen unter 50 Stück und Auflagen von 5000 Stück.
Ziele
• Der Ladenverkauf soll um den internetbasierten Vertrieb erweitert werden.
• Kunden aller europäischen Länder sollen das Angebot nutzen können.
95
• Das gesamte aktuell verfügbare Produktsortiment soll über die Website
dargestellt werden.
• Stammkunden sollen über den aktuellen Stand des Sortiments informiert
werden.
Alleinstellungsmerkmale
• Das Sortiment ist spezialisiert auf Genres der elektronischen Musik im
Independent-Bereich.
• Der Großteil des Sortiments wird von etablierten, großen Online-Händlern
nicht angeboten.
• Durch gute Verbindungen zu produzierenden Labels können Kleinst- und
Sonderauflagen, und seltene Restbestände angeboten werden.
Konkurrenz
• Große Internethändler wie Amazon oder WOM-World Of Music stellen
aufgrund ihres anders gearteten Sortiments geringe Konkurrenz dar.
• Die wichtigste Konkurrenz sind, auf ähnliche Angebote spezialisierte
Online-Händler mit Sitz in Deutschland.
7.3 Analyse: Inhalt
Produktinformationen stellen die zentralen Inhalte des Webshops dar. Tabelle
6.3.a führt die notwendigen Informationen zur Abbildung der vertriebenen
Produkte und die jeweiligen Formate auf.
Information Format
Titel Text
Interpret Text
Medium Text
Preis Text
Produktabbildung Bild
Produktbeschreibung Text
Pro
dukt
info
rmat
ion
Genre Text
96
Label Text
Veröffentlichungsdatum Datum
Einstellungsdatum Datum
Tabelle 3: Produktinformation
Neben Produktinformation sollen zusätzliche Informationen für die Nutzung der
Website geliefert werden. Die Zusatzinformationen umfassen beispielsweise das
vorgeschriebene Impressum, Informationen über Versandmodalitäten und
Portokosten, Bezahlungsmöglichkeiten und Informationen für Reklamationsfälle.
Information Format
Impressum Text
AGBs & Reklamations-Informationen Text
Bezahlungskonditionen Text
Versand- und Portoinformationen Text
Vorstellung des Geschäfte („About“) Text
Newsletter-Information Text
Zus
atzi
nfor
mat
ione
n
RSS-Feed-Informationen Text
Tabelle 4: Zusatzinformationen
7.4 Analyse: Nutzer
Die Zielgruppe des Webshops ist aufgrund des relativ speziellen Sortiments
verhältnismäßig eingeschränkt und kann über hypothetischen archetypische
Nutzer (Personas) spezifiziert werden. Primäre Ziele der Nutzer sind die freie
Suche und das Browsing nach den Aspekten Interpret und Hersteller (Label).
Persona
Lars Mustermann, 25 ist Student des Fachbereichs Soziologie an der Humboldt-
Universität. Er lebt alleinstehend in Berlin und arbeitet neben seinem Studium als
DJ in verschiedenen Berliner Clubs. Er besitzt eine umfangreiche Sammlung von
Vinylschallplatten und Tonträgern und gibt im Monat durchschnittlich 50 bis 100
Euro für dieses Hobby aus. Er nutzt das Internet für E-Mail-Korrespondenzen und
Einkäufe.
97
Maria Weber, 30 arbeitet als Systeminformatikerin in Potsdam. Sie lebt mit ihrem
Lebensgefährten in Potsdam und sammelt seit ungefähr 10 Jahren Tonträger. Da
ihre Freizeit durch den Beruf bedingt begrenzt ist, kauft sie häufig im Internet ein.
Sie nutzt das Internet täglich, sowohl für private als auch berufliche Zwecke.
Szenarien
Der Nutzer Lars Mustermann möchte herausfinden, welche Vinyl-
Veröffentlichungen des Labels Like-Records, noch über das Internet zu beziehen
sind. Er kennt den Ladenverkauf des Beispiel-Shops, weiß, dass er schon früher
Veröffentlichungen des Labels dort erworben hat und versucht über die Online-
Präsenz Informationen zu beziehen. Nach Aufrufen der Website, versucht er, eine
Auflistung aller verfügbaren Produkte des Herstellers Like Records aufzurufen.
Nutzerin Maria Weber hat über das Radio ein Stück der neuen Veröffentlichung
von Barbara Buchholz gehört und möchte die CD erwerben. Sie nutzt eine
Suchmaschine, wird auf die Produktseite der Beispielanwendung verwiesen, und
möchte den Kauf abwickeln.
7.5 Anforderungsliste
Die Website muss, um eine erfolgreiche Suche nach Produkten und anschließende
Transaktion zu ermöglichen folgenden Anforderungen gerecht werden:
• Zugang zu Inhalten über die Produkt-Aspekte Titel, Interpret, Label
• Möglichkeit der freien Suche und des Browsings
• Darstellung von Produktbeschreibungen
• Möglichkeit, Produkteinträge zum Kauf zu vermerken
• Website-interne Transaktionsabwicklung von zum Kauf vermerkten
Produkten
• Information über Portokosten und Lieferungsbedingungen
• Darstellung eines Impressums
• Darstellung von Informationen zur Newsletterfunktion
98
7.6 Informationsschema und Struktur
Im Fall der Beispielanwendung ist die Wahl eines thematisch orientierten
Informationsschemas für den Zugang zu Produktinformationen angebracht, da die
Suche erwartungsgemäß anhand inhaltlicher Aspekte der Produkte angestrebt
wird. Ein zielgruppenorientierter Zugang ist nicht notwendig, da die Website eine
relativ homogene Zielgruppe anspricht; eine Unterteilung der Zielgruppe
(beispielsweise in Großabnehmer und Endverbraucher) ist nicht notwendig. Die
globale Strukturierung erfolgt in formal hierarchischer Form.
7.7 Klassifikation der Inhalte
Zur Klassifikation der Inhalte werden die verschiedenen inhaltlichen Bereiche,
welche die Produkte charakterisieren, in Facetten unterteilt. Folgende Facetten
sollen genutzt werden:
• Genre
• Interpret
• Label
7.8 Content- und Seiten-Typen
Der Content der Beispielanwendung lässt sich in folgende Kategorien unterteilen:
• Produktinformationen
• Versand- und Portoinformation
• Geschäftsprofil („About“)
• Kontaktinformation
• Information zum Newsletter
• Rechtliche Informationen (AGBs)
• Herausgeberinformationen (Impressum)
99
Die Seiten werden nach ihrer Funktion in verschiedene Typen gegliedert. Auf
erster Ebene wird zwischen Seiten des Katalog- und Transaktionsbereichs und
Seiten, welche Zusatzinformationen liefern unterschieden. Der Bereich Katalog-
und Transaktion besteht aus Seiten der Funktionsbereiche Produktinformation,
Produktnavigation, Produktübersicht und Transaktion.
Seiten der Produktinformation stellen jeweils eine einzige Produktbeschreibung
dar. Produktnavigations-Seiten dienen der Navigation im Produktkatalog. Die vier
exklusiven Seiten Genre-Übersicht, Interpreten-Übersicht und Label-Übersicht
dienen dem Browsing, die Suche-Seite ermöglicht eine freie Suchworteingabe.
Die Navigations-Seiten verweisen auf Produktübersichts-Seiten. Letztere liefern
Verweise auf relevante Produktinformations-Seiten. Die Produktübersichts-Seiten
entsprechen Produktlisten, die aus jeweils vorangegangenen Strategie der Suche
resultieren.
• Produktinformations-Seiten
• Produktnavigations-Seiten
o Browsing
• Genre-Übersicht
• Interpreten-Übersicht
• Label-Übersicht
o Freie Suche
• Produktübersichts-Seiten (Produktlisten)
o Nach Genre
o Nach Interpreten
o Nach Labels
o Nach Ergebnissen der freien Suche
• Transaktions-Seiten
o Warenkorb
o Anmeldung
o Kasse (Transaktionsdurchführung)
100
Die Seiten, welche nicht den unmittelbaren Kaufprozess im Sinne von Suche
und Transaktion betreffen, werden im Rahmen des Beispiels als
Zusatzinformation kategorisiert. Der Bereich der Zusatzinformation besteht
aus drei exklusiven Seiten:
• Kontaktinformations-Seiten
• Seiten für rechtliche Informationen
• Geschäftsprofil („About“)
7.9 Suche
Die Ergebnisse der freien Suche sollen ausschließlich Produktinformationen
liefern. Die Präsentation eines Newsletterdokument in den Suchergebnissen
würde Nutzer im Kontext des Anwendungsbeispiels sehr wahrscheinlich
irritieren. Die Indexierung von Inhalten soll entsprechend einzig den Seiten-Typ
Produktinformations-Seiten betreffen. Die zu indexierenden Informationsbereiche
des Seitentyps umfassen:
• Titel
• Interpret
• Label
• Genre
7.10 Globale Struktur
Die Basis der globalen Struktur wurde über die Seiten und Content-Typen
definiert. Die Relationen aller Bereiche der Beispiel-Anwendung werden durch
folgendes Strukturdiagramm (Flowchart) dargestellt.
101
Abbildung 30: Globale Struktur der Anwendung in Form eines Flowchart-Diagramms
Abbildung 30 zeigt ein Flowchart-Diagramm zur Visualisierung der Globalen
Struktur des Anwendungsbeispiels. Das Diagramm wurde mit der Software
Microsoft Visio 2007 unter Verwendung der Objektbibliothek „Visual
Vocabulary“ von Jesse James Garrett und Garrett Dimons Visio-Site Map-
Template realisiert. 196, 197 Die verschiedenen exklusiven Seiten, Seiten-Gruppen,
Seiten-Typen und weitere Aspekte sind - wie in der Legende dargestellt, durch
entsprechende Auszeichnung in ihrer Funktion beschrieben. Eine detaillierte
Ansicht liefert die, dem Anhang vorliegender Arbeit beigefügte
Gesamtdarstellung.
8 Fazit
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Prozess der Erarbeitung von
Informationsarchitekturen für Frontends von Onlineshops zu untersuchen. Zu
diesem Zweck sollten die notwendigen Schritte, die Zusammenhänge der
erarbeiteten Teilergebnisse und Hinweise zur Art und Weise der Durchführung
196 Garrett 197 Dimon
102
zusammengestellt werden. Die Beschreibung der Aspekte sollte die Optimierung
der Nutzerfreundlichkeit der Anwendung sicherstellen. Zu diesem Zweck wurden
die Konzepte einer Auswahl relevanter Quellen zusammengetragen und
anschließend in einen Kontext eingebunden, welcher eine weitgehend
projektübergreifende Gültigkeit anstrebt und diese mit einer anschaulichen und
nachvollziehbaren Art der Beschreibung vereinen möchte. Die vorliegende Arbeit
kann entsprechend als Informationsquelle für den Einstieg in die Materie gut
genutzt werden. Die Beschreibung einer vollständig kontextübergreifend
anwendbaren Methodik zur Erarbeitung von Informationsarchitekturen ist ohne
abstrahierendes Vorgehen jedoch nicht möglich, da die Qualität von Websites in
hohem Maße von der Anpassung ihrer Informationsarchitektur auf den
individuellen Anwendungskontext ist.
103
Abkürzungsverzeichnis
AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen
IA Informationsarchitektur
u.U. unter Umständen
vgl. vergleiche mit
z.B. zum Beispiel
104
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112
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Usability-Probleme, die Nutzer einschränken ............................... 19
Abbildung 2: Usability-Probleme, an welchen Nutzer scheitern ......................... 19
Abbildung 3: Gründe für die Entscheidung gegen Käufe in Onlineshops ........... 21
Abbildung 4: Wachstum im B2C-Markt .............................................................. 23
Abbildung 5: System Acceptibility nach Nielsen ................................................ 24
Abbildung 6: User Experience nach Arndt .......................................................... 26
Abbildung 7: Faktorenbereiche Context, Content, Users .................................... 31
Abbildung 8: Idealtypische Phasen der Erstellung von Websites ....................... 37
Abbildung 9: Information architecture layers ...................................................... 43
Abbildung 10: Inkonsistent kombinierte Schemata Thema und Zielgruppe ....... 51
Abbildung 11: Konsistent kombinierte Schemata Thema und Ziele ................... 52
Abbildung 12: Polyhierarchische Struktur ........................................................... 54
Abbildung 13: Einfache und multiple Hierarchien .............................................. 57
Abbildung 14: Facetten (Style, Größe, Department, Farbe) ................................ 58
Abbildung 15: Haupt- und lokale Navigation ...................................................... 65
Abbildung 16: Adaptive Navigation in form von Cross Selling-Angeboten ....... 66
Abbildung 17: Pulldown-Menü als Direkteinstieg .............................................. 66
Abbildung 18: Footer-Navigation mit integrierter Site Map ................................ 67
Abbildung 19: Extra-Site-Navigation ..................................................................68
Abbildung 20: Selektion der Sprache ..................................................................68
Abbildung 21: Location Breakcrumbs ................................................................. 69
Abbildung 22: Path Breakcrumbs ........................................................................ 70
Abbildung 23: Flowchart ..................................................................................... 75
Abbildung 24: Erwartete Position interner Links ................................................ 82
Abbildung 25: Erwartete Position des Warenkorbs ............................................. 82
Abbildung 26: Berry Picking Model ....................................................................86
Abbildung 27: Integration von Browsing und freier Suche (Kontextsuche) ....... 87
Abbildung 28: Titelvorschau in der erweiterten Zurück-Funktion....................... 89
Abbildung 29: URL-Vorschau in der Bodenleiste des Browsers ........................ 90
Abbildung 30: Globale Struktur der Anwendung in Form eines Flowchart-
Diagramms.......................................................................................................... 101
113
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Teilmärkte des E-Commerce nach Akteuren ........................................ 9
Tabelle 2: 4C-Net-Business-Modell ....................................................................11
Tabelle 3: Produktinformation.............................................................................. 96
Tabelle 4: Zusatzinformationen ............................................................................ 96
114
Glossar
About-Seite Bereich einer Website, die Informationen über das
Profil und Mission von Betreibern liefert
Author tagging Verschlagwortung von Inhalten durch ihren
Verfasser
Automatic tagging Automatische Indexierung
Content Zentrales Informationsangebot
Flowchart Darstellungsmittel zur Visualisierung der Relationen
der Inhalte von Websites
Free tagging Freie Schlagwortvergabe
Footer Fußende einer Webseite
Launch Inbetriebnahme einer vollständig neu konzipierten
Website
Relaunch Inbetriebnahme einer umgestalteten / neu
konzipierten existierenden Webpräsenz
Site Map Hilfsmittel zur Navigation in Websites, das die
inhaltliche Struktur darstellt
Social tagging Verschlagwortung von Inhalten durch Nutzer der
Inhalte
Template Universell einsetzbare Vorlage in Form einer
digitalen Datei
Wireframe Darstellungsmittel zur Visualisierung von
Gestaltungsrastern für Websites
Unique selling proposition Alleinstellungsmerkmal eines Unternehmers
115
Anhang
Anhang I Anwendungsbeispiel: Globale Struktur
116
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig und ohne
Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel und Quellen angefertigt habe.
Zitierungen sind kenntlich gemacht. Diese Arbeit wurde bisher weder in gleicher,
noch in ähnlicher Form der Prüfungskommission vorgelegt.
________________________
Felix Berger, Berlin, 23 Februar 2008