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Chemie im Fokus
Bildung: Vorsprung beginnt im Kopf
INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDSFIRMEN DES VCI
chemiereport sp
ezia
l08/
201
4
Bildung für heute und morgen
Inhalt
Vorwort 3
NATURWISSENSCHAFTLICHE BILDUNG 4 Zukunft braucht kluge Köpfe 4
SCHULE 8 Erfolgsmodell „Schulpartnerschaft Chemie“ 8
Gigs für coole Chemie: Eine Projektauswahl 11
AUS- UND WEITERBILDUNG 16 Duale Berufsausbildung stärken 16
Chemie kann man lernen – nicht nur studieren: Beispiele aus der Praxis 18
HOCHSCHULE 22 Dem Nachwuchs eine Chance 22
Reaktionen beginnen im Kopf: Beispiele aus der Praxis 24
Gastkommentar: Ein Lob der Elite 26
Breite Forschungsfelder – Chemiedidaktik ist eine Integrationsinstanz 27
Humor macht Schule – Chemie neu gedacht 28
WIRTSCHAFT UND SCHULE 30 Lasst uns über Wirtschaft reden 30
Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland 33
IHRE ANSPRECHPARTNER 35
2
Dass Nobelpreisträger Albert Einstein ein schlech ter Schüler war, bevor er Karriere als Wissenschaftler machte, hält sich als weitverbreitete Legende. Wahr ist: Schon in der Grundschule war er einer der Besten, auch auf dem Gymnasium erzielte er hervorragende Leistungen in Mathematik und Physik, und bereits mit 16 Jahren begann er zu studieren. Ohne Lehrer, die seine Begabung förderten, wäre das kaum möglich gewesen. Der Werdegang unterstreicht, dass wissenschaftliche Höchstleistungen auf guter Bildung fußen, die so früh wie möglich einsetzen sollte.
Deutschland besitzt keine nennenswerten Rohstoffe. Deshalb sind kluge Köpfe unser wertvollster „Bodenschatz“. Investitionen in gute Bildung, exzellente Wissenschaft, kreative Forschung und fortschrittliche Technologien sind der beste Weg, der für eine exportorientierte Industrienation im globalen Wettbewerb langfristig Erfolg verspricht. Das setzt in erster Linie ein auch nach internationalen Maßstäben leistungsfähiges Bildungssystem voraus. Und zwar gerade in Biologie, Chemie, Physik, Mathematik, Informatik und Technik.
Gute Bildung ist nicht nur zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit wichtig. Sie ist auch eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung: Um Antworten auf die Herausforderungen einer globalen Gesellschaft zu finden, sind innovative Ideen auf hohem intellektuellem Niveau gefordert. Im Jahr 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Sie alle wollen genügend zu essen haben, sauberes Wasser trinken, ihren Alltag unter hygienischen Bedingungen verbringen, mobil sein und eine ausreichende Gesundheitsversorgung haben. Gleichzeitig er for dern der Klimawandel, die Regenerationsgrenzen der Ökosysteme und die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen einen sorgfältigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Lösungen für diese Herausforderungen finden nur exzellent ausgebildete Köpfe.
Doch das deutsche Bildungssystem liegt im internationalen Vergleich bestenfalls im Mittelfeld. Das belegt beispielsweise der aktuelle Innovationsindikator der Deutsche Telekom Stiftung. Mittelmäßige Ergebnisse für unsere Schulen und Hochschulen sind kein Anspruch, mit dem das Industrieland Deutschland auf Dauer leben kann. Die Bildungspolitik muss darauf zügig reagieren, wenn Deutschland nicht den Anschluss verpassen will.
Diese Publikation „Chemie im Fokus: Bildung: Vorsprung beginnt im Kopf“ zeigt, warum gut ausgebildete Menschen wichtig für die chemische Industrie, aber auch für Deutschland sind. Sie macht Vorschläge, wie eine gute Bildungspoli tik aussehen sollte und wie beispielsweise die Qua lität des naturwissenschaftlichen Unterrichts an Schulen gesteigert werden kann. Die chemische Industrie engagiert sich schon seit vielen Jahren mit einer Reihe von konkreten Programmen für eine bessere naturwissenschaftliche Bildung und für mehr Begeisterung von jungen Menschen für die Chemie. In dieser Broschüre finden sich hierfür vielfältige Beiträge des Fonds der Chemischen Industrie sowie der Landes und Fachverbände des VCI.
Verband der Chemischen Industrie e. V.
Vorwort
VORWORT
Gute Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft
3
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Naturwissenschaftliche Bildung
Der Rohstoff Wissen muss veredelt werden
Zukunft braucht kluge Köpfe
Innovationen sind Voraussetzung für eine florierende Wirtschaft, für mehr Arbeitsplätze und für die soziale Teil-habe in einem Land wie Deutschland, das kaum Bodenschätze, aber viel Wissen hat. Die Förderung der Res-source Wissen erfordert eine gute Bildung der Menschen hierzulande. Und besonders die Chemie-Industrie als Hightech-Branche braucht qualifizierte Mitarbeiter: vom Auszubildenden bis zum Forscher. Darum fördert Deutschlands drittgrößter Industriezweig über den Fonds der Chemischen Industrie seit mehr als sechs Jahr-zehnten vielfältige Bildungsprojekte an Schulen und Universitäten.
Ideen von heute sichern den Erfolg von morgen. Forschern ist es zum Beispiel gelungen, Rapspflanzen gentechnisch so zu optimieren, dass sie ungesättigte Omega-3-Fettsäuren herstellen können. Diese sind essenziell für die menschliche Ernährung.
Budget 2014: Mehr als 70 Prozent der finanziellen Mittel des Fonds fließen in die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Knapp 21 Prozent kommen über die „Schulpartnerschaft Chemie“ dem naturwissenschaftlichen Unterricht zugute. Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
FÖRDERSCHWERPUNKTE DES FONDS DER CHEMISCHEN INDUSTRIEin Millionen Euro
Naturwissenschaftler /Stipendien Schulförderung Forschung
9,1
2,4
1,0
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Naturwissenschaftliche Bildung
„Denk‘ ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ So wie Heinrich Heine 1844 geht es heute manchem Manager. Doch aus anderen Gründen. Denn er denkt an den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und das deutsche Bildungssystem, das im internationalen Vergleich sicher nicht in der Spitzengruppe steht.
Durchschnitt in der Bildung kann sich Deutschland nicht leisten, will es auch künftig zu den führenden Wirtschafts nationen der Welt zählen. Und für dieses Ziel sind Innovation und Fortschritt entscheidend. Schon 1956 hat der amerikanische WirtschaftsNobelpreisträger Robert M. Solow herausgefunden, dass das jährliche Wirtschaftswachstum vor allem auf technischen Fortschritt zurückzuführen ist. Als rohstoffarmes Land muss Deutschland deshalb seine wenigen Rohstoffe, die es einsetzen kann, heben und veredeln: Ideenreichtum, Kreativität, Neugierde, Wissen. Kurzum: Wir brauchen Menschen mit einem hohen Bildungsniveau, um Wachstum, Wohlstand und Erfolg zu erhalten und auszubauen.
„Doch der Wissens und Innovationsvorsprung der deutschen Wirtschaft – beispielsweise gegenüber China –
nimmt ab“, warnt Michael Hüther, Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft. Für diese Entwicklung gibt es zwei Gründe: zum einen den demografischen Wandel. 2025 werden nach Prognosen der Bundesagentur für Arbeit etwa 6,5 Millionen potenzielle Arbeitskräfte weniger als heute zur Verfügung stehen, und zum anderen den zunehmenden Fachkräftemangel in den mathematischnaturwissenschaftlichen Disziplinen, die unter dem Kürzel MINT zusammengefasst werden.
Es geht für den hiesigen Wirtschaftsstandort um Zu kunftsfragen allerersten Ranges. Um die Innovationsfähigkeit seiner Industrie zu erhalten, bedarf Deutschland vor allem naturwissenschaftlich interessierter, kompetenter Menschen. Von 100.000 Beschäftigten haben hierzulande etwa 1.940 einen MINTAbschluss. In Frankreich sind es mehr als 2.700, in Großbritannien 2.500, in Polen fast 2.100.
KINDER FRÜHZEITIG FÖRDERNWie schafft es die Gesellschaft, die Ressourcen Ideen
reich tum, Kreativität, Neugierde und Wissen zu fördern? Das beginnt schon im Kindergarten und in der Grundschule. Gerade in frühem Alter sind Kinder dafür zu begeistern, in Experimenten ihre Umwelt zu verstehen. Und natürlich spielt auch die Schulbildung in den MINTFächern eine maßgebliche Rolle. Denn in der Schule wird das Fundament für alle anschließenden Ausbildungs und Qualifizierungswege junger Menschen gelegt. So entfielen in Frankreich 2011 rund 30 Prozent der Pflichtstunden auf die mathematischnaturwissenschaftlichen Fächer, in Russland 37 und in England sogar 38 Prozent. In Deutschland dagegen nur rund 28 Prozent. Das ist zu wenig, um international mithalten zu können. Mit einem soliden naturwissenschaftlichtechnischen Schulwissen können junge Menschen eine perspektivreiche Ausbildung im MINTSegment beginnen oder ein MINTStudium absolvieren. Deshalb gilt es, die Talentförderung vom Kindergarten bis zur Ausbildung und zur Hochschule zu stärken und aufeinander abzustimmen.
Hinzu kommt ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt: Eine gute naturwissenschaftlichmathematische Schulbildung schafft die Voraussetzung für Technikakzeptanz, weil sie Zu gänge zu Wissenschaft und Technik er schließt. Dadurch ermöglicht sie Bürgern, sich ein rationales Urteil über Chancen und Risiken zu bilden. So kann man der skeptischen Einstellung von Teilen der Bevölkerung gegenüber neuen Technologien und Innovationen durch eine fundierte Ausbildung begegnen.
Ebenso gehört das Vermitteln ökonomischer Zusammen hänge zum Bildungs auftrag der Schule, damit Schüler die Prinzipien unserer Wirtschaftsordnung und damit die Grundlagen unseres wirtschaftlichen Wohlstandes verstehen.
INNOVATIONSMOTOR CHEMIEFür die Chemie geht es ebenfalls um ihre künftige
Wettbewerbsfähigkeit. Der Schlüssel hierfür sind bestens ausgebildete Fachkräfte aus den MINTDisziplinen, sei es aus beruflichen Ausbildungsgängen oder von den Hochschulen. Denn in kaum einer anderen Branche haben Innovationen einen so hohen Stellenwert: 5 Prozent ihres Umsatzes investiert die Chemie in die Forschung. Jeder zehnte Beschäftigte arbeitet in den Forschungslaboren der Branche.
Ein hohes Bildungsniveau und gute Fachkräfte sind auch für eine effiziente Produktion und Produkte mit hoher Qualität erforderlich. Neben Innovationen ist auch dies ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche.
Die Bedeutung von guter Bildung hat die Chemie früh erkannt – und gehandelt. Otto Bayer, einer der maßgeblichen Initiatoren des Fonds der Chemischen Industrie (FCI), des Förderwerks der Branche, sagte auf der Gründungsversammlung: „Die Forschung stellt die beste und höchstverzinsliche Kapitalanlage eines Volkes und die wichtigste Sicherung seiner Zukunft dar.“ Mit dem FCI engagiert sich die deutsche Chemie seit mehr als 60 Jahren für Bildung und Nachwuchssicherung.
Naturwissenschaften sind in Deutschlands Lehrplänen unterrepräsentiert. Quellen: OECD, VCI
ANTEIL DER MINT-FÄCHER IN DER SEKUNDARSTUFE 1Unterrichtszeit bezüglich der gesamten Pflichtstunden in Prozent, 2011
England
Russland
Polen
Frankreich
EU
OECD
Deutschland
Japan
38
37
31
30
29
28
28
26
Die Chemie braucht exzellent ausgebildete junge Talente, um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein.
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Naturwissenschaftliche Bildung
Ein (nach)denkwürdiges Dokument
„Die Forschung stellt die beste und höchstverzinsliche Kapitalanlage eines Volkes und die wichtigste Sicherung seiner Zukunft dar. Wir sind ein rohstoffarmes und zugleich auf den Export angewiesenes Land, das heute auf den Weltmärkten ohne irgendwelche Monopole und Patentschutz dasteht. Wenn Deutschland buchstäblich nicht verhungern will, dann müssen wir exportieren. Wirtschaftlich durchsetzen werden wir uns jedoch auf die Dauer nicht mit Massengütern oder einem Preisdumping auf niedrigster Lebensgrundlage. Als einzig befriedigen der Wert ist uns geblieben: Neues zu entdecken und zu erfinden, um auf diese Weise die großen schöpferischen Kräfte, die in unserem Volke ruhen, wirtschaftlich zu realisieren. Wie kein anderer hat der deutsche Chemieexport die große Chance, nicht rohstoff, sondern intelligentintensiv sein zu können. Es ist schmerzlich, heute sehen zu müssen, wie das große Kapital, das Deutschland noch in seinen Wissenschaftlern besitzt, brachliegt, und wie eine große Zahl von den in Deutschland erdachten Ideen mit einem Masseneinsatz von Geld und Intelligenz woanders zu Ende geführt und zur industriellen Auswertung gebracht wird.“
Auszug aus der Rede von Otto Bayer bei der Gründungsversammlung des Fonds der Chemischen Industrie am 24. Februar 1950. Auch heute noch haben diese Aussagen nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
Das Wichtigste in Kürze
A Innovationen sind der Erfolgsfaktor für eine Volks-wirtschaft. A Als rohstoffarme Nation braucht Deutschland bes-tens ausgebildete Menschen, vor allem im naturwis-senschaftlichen und technischen Bereich. A Die chemische Industrie ist einer der innovations-stärksten Industriezweige hierzulande. A Die Branche braucht in der Forschung und in der Produktion Top-Fachkräfte. A Seit über 60 Jahren kümmert sich der Fonds der Chemischen Industrie um naturwissenschaftliche Bil-dung und die Sicherung von Nachwuchskräften.
Knapp 13 Millionen Euro jährlich stellt die Branche über ihr Förderwerk bereit und unterstützt damit drei Säulen: A den Chemieunterricht an Grundschulen bis zum Gymnasium, A Nachwuchswissenschaftler sowie A die Grundlagenforschung in Chemie und chemienahen Disziplinen.
Gut zwei Drittel der Mittel werden für Stipendien an Doktoranden und Nachwuchshochschullehrer ausgegeben. Mehr als 2 Millionen Euro im Jahr wendet der Fonds im Rahmen seiner „Schulpartnerschaft Chemie“ auf, damit der Chemieunterricht an den Schulen besser und attraktiver wird.
Anstelle von Otto Bayer steht heute Andreas Kreimeyer dem Fonds der Chemischen Industrie vor. Er betont: „Inves titionen in junge Talente und damit in die Innovationskraft künftiger Generationen sind bestangelegtes Geld.“ Als innovationsstarkes Land mit solider industrieller Basis muss Deutschland alles daransetzen, seine Bildungsanstrengun gen zu steigern. Die Chemie trägt ihren Teil seit Jahrzehnten bei, denn sie versteht dieses Engagement als Teil ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.
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Naturwissenschaftliche Bildung
Der Fonds der Chemischen Industrie hat als Förderwerk der Branche seit 2001 rund 25,4 Millionen Euro investiert, um den Chemieunterricht an den Schulen anschaulicher und verständlicher zu machen. Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
CHEMIEUNTERRICHT INTENSIV GEFÖRDERTFörderbereiche der „Schulpartnerschaft Chemie“, Zeitraum 2001 bis 2013 in Millionen Euro
Fördersäule LEHRER Fördersäule SCHÜLER Fördersäule UNTERRICHT
3,8
5,016,6
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Schule
Fonds der Chemischen Industrie fördert experimentellen Unterricht
Erfolgsmodell „Schulpartnerschaft Chemie“
In den Tiefen der Ozeane oder auf der Erdkruste finden sich wichtige Bodenschätze. Den Rohstoff Bildung finden wir jedoch nebenan. Zum Beispiel in den Schulen. Mit seiner „Schulpartnerschaft Chemie“ hilft der Fonds der Chemischen Industrie, diesen Schatz frühzeitig zu heben und zu veredeln – von der Grundschule bis zum Gymnasium.
Anne SchröderHabbel freut sich: Eine weiße Rauchsäule steigt im Chemiesaal des Frankfurter LessingGymnasiums auf. „Unser Experiment hat funktioniert.“ Die Oberstudienrätin und Fachsprecherin Chemie am LessingGymnasium weiß: Die Attraktvität und die Qualität ihres Unterrichts hängen von den Versuchen ab, die sie für und gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern durchführt. Mithilfe des Fonds der Chemischen Industrie (FCI) und seiner „Schul partnerschaft Chemie“ konnte die engagierte Pä dagogin Geräte wie pHMeter, elektronische Waagen, Spezialgläser und Basischemikalien kaufen. Damit legte sie den Grundstock für einen spannenden Unterricht, der die Jugendlichen für die Chemie begeistert, aber auch Lust auf die angrenzen den Fächer Biologie, Physik und Mathematik macht.
So wie SchröderHabbel haben seit knapp 15 Jahren bundesweit bislang rund 3.700 Schulen (Stand: 12/2013) und deren Chemielehrer von der Förderung durch die „Schulpartnerschaft“ profitiert. Denn für einen attraktiven experi mentellen Unterricht fehlen oft die Gelder: Häufig müssen Chemielehrer mit wenigen Hundert Euro im Jahr auskommen. Hier schließt der Fonds eine Finanzierungslücke und hilft ganz konkret weiter – mit bis zu 5.000 Euro.
Bereits Jahre vor dem PISASchock hat die Chemieindus trie auf Defizite in der naturwissenschaftlichen Ausbildung an Schulen und das geringe Interesse der Schüler an diesen Fächern hingewiesen. Doch Kenntnisse und Fertigkeiten in Mathematik und Naturwissenschaften sind heute mehr denn je unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung. Und deshalb ist es wichtig, den Rohstoff Bildung frühzeitig zu heben. Denn in der Schule werden die Weichen für den beruflichen Lebenslauf von Jugendlichen gestellt – sei es für eine Berufsausbildung oder für ein Studium.
„Spitzenforschung wird es künftig nur geben, wenn der Grundstein hierfür bereits in der Schule gelegt wird“, prophezeit FondsGeschäftsführer Gerd Romanowski. „Deshalb setzt unsere ‚Schulpartnerschaft‘ hier an. Sie wendet sich an allgemeinbildende Schulen – von der Primar bis zur Oberstufe – und auch an berufliche Schulen, deren Chemielehrer und Schüler“, erläutert Romanowski weiter.
Mit ihrer 2001 initiierten „Schulpartnerschaft“ wollte die Branche dem Negativtrend in der naturwissenschaftlichen Bildung an den Schulen entgegenwirken und den Chemie unterricht verbessern. Über 25 Millionen Euro insgesamt hat der Fonds seit dem Start der Initiative, die ein ganzes Bündel an Fördermöglichkeiten anbietet, in die drei Säulen Unterricht, Lehrer und Schüler investiert.
CHEMIEUNTERRICHT: EXPERIMENTE SIND DAS A UND OSchwerpunkt der „Schulpartnerschaft“ ist die Förde
rung des experimentellen Unterrichts. „Gelungene Versuche sind das Salz in der Suppe. Sie machen Lust auf Lernen. Die Schüler können selbst aktiv sein und die Chemie mit all ihren faszinierenden Phänomenen erleben“, betont Chemiedidaktiker Professor Arnim Lühken, der an der Frankfurter GoetheUniversität das Schülerlabor leitet.
Maximal 5.000 Euro können allgemeinbildende Schulen in Deutschland sowie deutsche Schulen im Ausland erhalten, an denen Chemie unterrichtet wird. Mit Mitteln aus diesem Fördertopf ist es möglich, Geräte zum experimentellen Arbeiten, Chemikalien, Fachliteratur, Software oder MolekülModelle zu finanzieren. Seit 2001 gab es insgesamt 16,6 Millionen Euro für den experimentellen Unterricht.
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Schule
Ergänzend gibt der Fonds auch moderne Unterrichtsmaterialien heraus, die wichtige Sachgebiete und Querschnittsthemen der Chemie behandeln. Hierzu zählen beispielsweise „Pflanzenernährung – Wachstum – Ernte“, „Chemie – Schlüssel zur Energie von morgen“ oder „Biotechnologie: Kleinste Helfer – große Chancen“.
„Immer wieder fragen Lehrer auch nach Hintergrundinfor mationen zu Chemiethemen, die aktuell in den Medien diskutiert werden, etwa die Nanotechnologie“, sagt Romanowski. Denn die Berichterstattung in Zeitungen,
Funk und Fernsehen reiche nicht aus, um die Fragen der Schüler umfassend zu beantworten. Darum erhalten rund 18.000 Lehrer an Gymnasien, Gesamtschulen, Real und Berufsschulen den Infobrief „Schulpartnerschaft Chemie“. Wie sehr die kostenlosen Unterrichtsmaterialien und der Infobrief von den Lehrern geschätzt werden, hebt SchröderHabbel hervor: „Diese Pub likationen bieten niveauvolle Informationen sowie Anschauungsmaterial zu aktuellen unterrichtsrelevanten Themen rund um die Chemie.“
Mit Experimenten kann man die Neugierde kleiner Forscher wecken.
10
Schule
FORTBILDUNG FÜR LEHRER Eine weitere Fördersäule der „Schulpartnerschaft“ be
trifft die Lehrer. Deren Aus und Weiterbildung ist dem Fonds viel wert: rund 3,8 Millionen Euro seit 2001. Denn eine wichtige Voraussetzung für einen zeitgemäßen Chemieunterricht ist die Fortbildung der Pädagogen, damit sie ihren Schülern moderne Inhalte mithilfe neuer methodischer Ansätze im Unterricht vermitteln können. Gemeinsam mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker unterstützt der Fonds deshalb die Zentren für ChemielehrerFortbildung. Deren Programme umfassen Kurse für alle Schulformen und Klassenstufen im Fach Chemie sowie für den Sachunterricht in der Primarstufe. Erweitert wird dieses Angebot durch sogenannte Tandem veranstaltungen: Referenten aus der Industrie, etwa Forscher und Produktionsfachleute, oder aus der Hoch schulwissenschaft berichten über aktuelle Entwicklungen.
SCHÜLER: DEN EHRGEIZ WECKENFür viele Schüler sind Wettbewerbe ein großer Ansporn,
sich intensiv mit einem naturwissenschaftlichen Fach zu beschäftigen. Mit der dritten Säule der „Schulpartnerschaft“, die sich vor allem an die Schüler direkt wendet, werden deshalb verschiedene Wettbewerbe unterstützt sowie Preise gestiftet und vergeben. Schüler, die mit Erfolg an ChemieWettbewerben wie „Jugend forscht“ oder der ChemieOlympiade teilgenommen haben, erhalten Geld und Sachpreise. Auch eine Sommerakademie der gemein
nützigen GmbH Bildung und Begabung fördert der Fonds; hier können speziell ausgewählte Schüler noch mehr über die Chemie lernen.
FondsGelder unterstützen auch Partnerschaften zwischen Schulen und Hochschulen. Solche MentoringProjekte eignen sich besonders gut, um den Chemieunterricht zu ergänzen. Ob Schülerlaboratorien, Experimentierkurse oder ScienceCamps – die Schüler können bei solchen Projekten Forscher und Forschung hautnah erleben. Für die Fördersäule Schüler gab der Fonds seit 2001 etwa 5 Millionen Euro aus.
POSITIVE RESONANZIm Jahr 2012 hat der Fonds seine „Schulpartnerschaft
Chemie“ um weitere drei Jahre bis 2015 verlängert. Die positive Resonanz der Pädagogen aller Schulformen zeigt, dass die konsequente Ausrichtung der FondsFörderung Früchte trägt und spürbar dazu beiträgt, dass im Chemieunterricht wieder mehr experimentiert wird. „Die „Schulpartnerschaft“ arbeitet erfolgreich und hilft, dass junge Menschen eine bessere naturwissenschaftliche Bildung erhalten“, so die Meinung von Anne SchröderHabbel. Und für die Zukunft hofft sie, dass „wir auch in den kommenden Jahren auf die vielfältigen und exklusiven Angebote dieser Initiative zurückgreifen können, um weiterhin einen attraktiven, erfolgreichen naturwissenschaftlichen Unterricht gewährleisten zu können.“
Spannende Experimente sind im Chemie-unterricht das Salz in der Suppe.
Bildungspolitische Kernforderungen der Chemie: Schule
Die Schule sollte junge Menschen so ausbilden, dass sie in der Lage sind, einen Beruf zu erlernen oder ein Studium zu absolvieren. Eine Basis hierfür ist solides naturwissen-schaftliches Grundwissen. Deshalb fordert die Chemie, dass A man an allen Grundschulen naturwissenschaftlich-technisch orientierten Sachunterricht einführt. Das Ziel ist, Begeisterung der Kinder für Phänomene aus Natur und Technik zu wecken; A an den weiterführenden Schulen jede dritte Stunde auf die MINT-Fächer entfällt; A Deutsch, Mathematik, Englisch, zwei naturwissen-schaftliche Fächer, Geschichte und Gesellschafts-kunde/Politik obligatorische Unterrichtsfächer in der Sekundarstufe II sind; A man für alle Schulabschlüsse bundesweit verbindliche Qualitätsstandards einführt; A im Abitur mindestens ein naturwissenschaftliches Fach für alle Abiturienten verpflichtendes Prüfungsfach ist; A das Abitur zentral auf Landesebene durchgeführt wird, um die Qualität dieser Prüfung als Nachweis der Studierfähigkeit zu sichern; A die Vermittlung ökonomischer Grundkenntnisse sichergestellt wird.
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Schule
Kunst und Alchemie
Vor zwei Jahren begannen die Planungen des Museums Kunstpalast, Düsseldorf, mit dem VCILandesverband NordrheinWestfalen (NRW) für die Ausstellung „Kunst und Alchemie“. Hintergrund war die Idee des Museums, bei einer für 2014 vorgesehenen Ausstellung über den Tellerrand zu schauen und den Besuchern mehr zu bieten als eine klassische Kunstausstellung. Es entstand ein pädagogisches Programm des Museums, das erstmals auch Ko operationen mit Fachwissenschaftlern einschloss.Gefördert durch verschiedene Sponsoren, darunter auch den FCI, gewährt es den Besuchern nicht nur den künstlerischen Einblick in die Alchemie, sondern auch einen Blick in die Chemie von heute. Kinder und Jugendliche können sich im Rahmen eines Detektivspiels spielerisch mit der Ausstellung befassen. Sie finden im Museums atelier zur „Alchemie der Farbe“ einen Überblick über Farben und Pigmente. Damit können sie auch experimentieren. Das Museumsatelier ist dabei Anlaufpunkt eines fächerüber
greifenden Programms zu „Kunst und Chemie“, bei dem Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, einfache chemische Experimente zum Herstellen von Farben und zum Färben von Stoffen kennenzulernen. Sie werden dabei von einem Kunsthistoriker und einem Chemiker gemeinsam betreut. Ein weiteres Highlight ist der Audioguide, den Schülerinnen und Schüler des Gerresheimer Gymnasiums in einem fächerübergreifenden Projekt erstellt haben. Hier haben Kunst, Deutsch und Chemiekurse gemeinsam die Texte geschrieben und in einem Studio eingesprochen. Damit erhält der Besucher einen völlig neuen Blick auf die Exponate der Ausstellung. „Es hat selten beim VCINRW eine Bildungskooperation gege ben, die so langfristig und intensiv auf ein gemeinsames Projekt hingearbeitet hat. Es hat sich absolut gelohnt. Museum und Chemieverband haben dabei viel voneinander gelernt“, sagt VCINRWGeschäftsführer HansJürgen Mittelstaedt.
Faszinierend: die Ausstellung „Kunst und Alchemie“.
Gigs für coole ChemieVielfältig und zahlreich sind die Angebote des Fonds der Chemischen Industrie sowie der VCI-Landes- und -Fachverbände, damit die Chemie Schülers Liebling wird. Im folgenden Artikel wird eine Auswahl der Projekte vorgestellt.
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Schule
IdeenExpo – Naturwissenschaft und Technik erleben
Wie kann man junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik begeistern? Indem man ihnen zeigt, wie interessant beides sein kann. Wie? Durch spannende Exponate und Angebote, die zum Mitmachen und Ausprobieren einladen. Dies ist der Grundgedanke der IdeenExpo, die seit 2007 alle zwei Jahre in Hannover stattfindet.
GROSSEVENT MIT ERLEBNISCHARAKTERZunächst als rein niedersächsische Veranstaltung
geplant, kommen inzwischen Schüler aus ganz Deutschland, um an zehn Tagen Naturwissenschaft und Technik im wahrsten Sinne des Wortes zu „erleben“. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Zahlen: 2013 kamen 342.000 Besucher zur IdeenExpo – 32.000 mehr als 2011. Es konnten zu über 80 Prozent Jugendliche, bei denen konkret die Ausbildungs und Berufsphase ansteht, erreicht werden. Das waren fast 190.000 Schüler der Klassen 8 bis 13 aus ganz Deutschland sowie 25.000 Studenten aus über 50 Universitätsstädten. 90 Prozent der Besucher gaben an, dass sie die IdeenExpo gut beziehungsweise sehr gut fanden.
Die IdeenExpo entführt junge Besucher in die Welt der Naturwissenschaften.
Klebstoffe im Unterricht
Der Industrieverband Klebstoffe (IVK) unterstützt den Unterricht an allgemein und berufsbildenden Schulen mit umfangreichen Unterrichtsmaterialien. Gemeinsam mit dem Fonds der Chemischen Industrie beschreiben Experten der Klebstoffindustrie die grundlegenden chemischen und physikalischen Vorgänge beim Kleben, Kohäsion und Ad häsion, und stellen darauf aufbauend verschiedene Klebetechniken vor. Das 2001 entstandene Unterrichtsmaterial hat in vielen Tausend Schulen Verwendung im Chemie und Technikunterricht gefunden und wurde darüber hinaus im Rahmen der VCILehrerkongresse in den verschiedenen Bundesländern präsentiert.
Die erste Auflage ist nun vergriffen. Eine aktualisierte und erweiterte Fassung wird zurzeit erarbeitet. Sie wird einen Einblick in die innovativen Hochleistungsklebetechniken von heute sowie deren Anwendungen eröffnen und die Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft beschreiben.
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Schule
FORSCHA – Entdecke die Zukunft
Die dreitägige interaktive Erlebnis und MitmachMesse FORSCHA in München versteht sich als gemeinsame FreizeitErlebnisplattform für Kinder ab drei Jahren, Jugendliche, Studenten, Jobsuchende, Eltern und Pädagogen. Im innovativen Zusammenspiel von Bildung und Unterhaltung auf hohem Niveau entführt sie ihre Besucher in die spannende Welt von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – kurz MINT.
Junge Menschen sollen auf der FORSCHA ihre Be gabungen für Naturwissenschaft und Technik spielerisch und experimentell entdecken sowie Perspektiven für die Studien und Berufswahl erkennen. Mit interessanten Experimenten erfahren die Besucher, was die Welt bewegt. Päda gogen holen sich Inspiration für ihre tägliche Arbeit, Eltern erleben hautnah, was ihren Nachwuchs begeistert. Innovative Unternehmen, Bildungsinstitutionen und Vereine erlauben einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit und laden zum Ausprobieren ein. Im Zusammenspiel von anspruchsvoller Unterhaltung und Bildung reift vielleicht der eine oder andere Berufswunsch. Begeistern statt belehren ist das Motto.
Parallel zur FORSCHA findet immer die Prämierung des Wettbewerbs „Faszination Chemie“ für bayerische Realschulen statt. Mithilfe des Wettbewerbs und der MitmachMesse soll das Verständnis für die Bedeutung der Chemie im Alltag vermittelt, an die Arbeits und Denkweisen der Chemie herangeführt und damit gleichzeitig die Begeisterung für weitere MINTDisziplinen geweckt
Mit Inhalten begeistern: Schularbeit bei PlasticsEurope
Schularbeit beim Verband der Kunststofferzeuger, das sind drei zentrale Angebote: „Kuno“, das Schulbuch und die Probensammlung. „Kunos coole KunststoffKiste“ wurde speziell für Grundschüler konzipiert. In fünf praktischen Ver suchen tasten sie sich damit spielerisch in die Welt der Kunststoffe vor. „Kuno“ gibt es inzwischen an jeder zweiten deutschen Grundschule, Tendenz weiter steigend.
Der Schulbuchklassiker „Kunststoffe – Werkstoffe unserer Zeit“ für die Sekundarstufe I betrachtet Kunststoffe fächer übergreifend. Vier Kapitel vermitteln komprimiert Wissen und liefern Denkanstöße. Gerade ist die komplett überarbeitete 15. Auflage erschienen.
Passend zum Buch gibt es die KunststoffProbensammlung, mit der Schülerinnen und Schüler die im Buch vorgestellten Experimente selbst durchführen können.
Zu diesen drei Angeboten hinzu kommen Lehrerseminare, bei denen im Sinne von „train the trainers“ das Arbeiten mit Kuno & Co. geübt werden kann.
CHEMIE VON ANFANG AN DABEI Der VCI Nord und der Arbeitgeberverband Chemie
Nord sind seit der ersten Stunde dabei, um den jungen Besuchern die Vielfalt und Faszination der Chemie näherzubringen. 2013 ist es erstmals gelungen, auch den Sozialpartner IG BCE mit ins Boot zu holen. Zusammen mit nord deutschen Chemieunternehmen bieten sie an einem Gemeinschaftsstand ein buntes Programm aus Vorführungen, MitmachExperimenten, Workshops, Exponaten und Informationen rund um Ausbildung und Berufe in der chemischen Industrie. „Wir möchten den jungen Menschen zeigen, dass Chemie nicht nur aus Formeln besteht, sondern auch viel Spaß machen kann. Und sie sollen erfahren, dass die chemische Industrie eine aufregende, innovative Branche ist, die ihnen vielfältige Chancen bietet“, so Renate Klingenberg, stellvertretende Geschäftsführerin des VCI Nord. Das besondere Erfolgsrezept: Vermittlung auf Augenhöhe. Denn es sind vor allem Auszubildende, Schüler und Studen ten, die den Besuchern am Stand ihre Berufswelt präsentieren. Die nächste IdeenExpo findet vom 4. bis 12. Juli 2015 statt.
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Schule
55.000 Besucher kamen 2013 auf die FORSCHA.
werden. Besondere Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit. Die FORSCHA wurde deshalb auch von der UNESCO offiziell als Beitrag zur UNDekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ anerkannt.
GEGEN MINTFRUSTMehr als 400 Experimente können auf der FORSCHA
an rund 40 Forschungsstationen ausprobiert werden. Die Präsenz von drei Ministerien auf der FORSCHA zeigt deutlich, wie wichtig die Messe inzwischen auch für die Politik geworden ist.
Die Bayerischen Chemieverbände präsentieren sich jedes Jahr mit einem Stand auf der FORSCHA. Die bayerische ChemieIndustrie hat die Bedeutung einer kindgerechten, schon im frühen Alter einsetzenden Förderung erkannt. Diese Erkenntnis wird mit der Teilnahme an der FORSCHA konsequent umgesetzt. Der Stand lädt zum Mitmachen ein und zeigt die Vielschichtigkeit der Chemie auf. Mit der Möglichkeit, zu experimentieren und kreativ zu sein, lernen die Besucher unsere Mitgliedsfirmen kennen und erfahren so, welche Produkte unter Beteiligung der chemischen Industrie hergestellt und welche Leistungen und beruflichen Möglichkeiten von unserer Branche angeboten werden. Man kann Stifte selbst bauen und Geheimtinte kreieren, bei der Chemieschule Dr. Elhardt, München, den fast schon berühmten Slimy zusammenmixen und DNA aus Früchten extrahieren. PlasticsEurope lädt dazu ein, Experimente rund um das Thema „Kunststoff“ durchzuführen.
Kooperationen in der Lehrerfortbildung – ein Win-win-Modell für Teilnehmer und Akteure
Der Industrieverband Agrar (IVA) engagiert sich bereits seit den 90er Jahren mit Workshops, Vorträgen und Unterrichtsmaterial in der Lehrerfortbildung. Seit 2011 fanden in Kooperation mit den VCILandesverbänden elf Lehrerfortbildungsveranstaltungen mit über 300 Teilnehmern statt. Ziel ist, den sachlichen Dialog über die Chancen einer modernen Landwirtschaft mit Information und Aufklärung zu fördern. Lehrkräfte wirken nicht nur als Lehrende auf die Bürger von morgen, sondern auch als Multiplikatoren im Kollegium, gegenüber Eltern und in ihrem gesellschaftlichen Umfeld. Deshalb ist diese Zielgruppe für die Öffentlichkeitsarbeit der Chemieverbände und des IVA besonders wichtig.
Es lohnt sich, Lehrkräften nicht nur gute Publikationen und Unterrichtsmaterialien anzubieten, sondern sie auch auf landwirtschaftliche Betriebe und Versuchsstandorte einzuladen. Dort lässt sich ihnen praxisnah zeigen, was Pflanzenschutz und Düngung leisten und warum ein Verzicht darauf die Ernteerträge drastisch schmälern würde. Das ist nur möglich, wenn Partner aus Forschung, Beratung und Praxis den Dialog mit der Lehrerschaft aktiv unterstützen. Hier hat sich die Zusammenarbeit mit Pflanzenschutzbehörden und Landwirtschaftskammern, mit Hochschulen und ihren Forschungseinrichtungen in begeistern den Feldführungen und Vorträgen bewährt, wie die positiven Beurteilungen der Teilnehmer belegen.
Und so gewinnen alle: „Die Pflanzenschützer“, Behörden, Forschungseinrichtungen und IVA haben eine Plattform für den Dialog mit einer interessanten Zielgruppe, die Landesverbände des VCI eine „etwas andere“ Lehrerveranstaltung und die Lehrkräfte eine attraktive Fortbildung und nutzbare Informationen für den Unterricht.
Praxisnah sind die Seminare zur Lehrerfortbildung des Industrie- verbands Agrar gestaltet.
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Schule
Das Fehling-Lab
Seit 2001 gibt es an der Universität StuttgartVaihingen das FehlingLab: Mehr als 35.000 Grundschüler konnten dort seither zu Farben oder Gerüchen experimentieren. In diesem MitmachLabor konnten im gleichen Zeitraum zusätzlich rund 15.000 Lehrer an Fortbildungen teilnehmen.
Das FehlingLab ist benannt nach dem Chemiker Hermann Fehling. Es wurde von Anfang an gefördert durch die ChemieVerbände BadenWürttemberg und den Fonds der Chemischen Industrie. Zum Jubiläum vor vier Jahren gab es ein besonderes Geschenk der Industrie: eine 40.000EuroSpende für die Anschaffung des FehlingMobils.
Das Mobil transportiert Geräte und vorbereitete Ex perimentierboxen in die Schulen: Dort führen dann Schüler, die nicht nach Stuttgart kommen können, unter Anleitung der FehlingMitarbeiter Versuche durch. Immer sind die Versuche abgestimmt auf die Inhalte des Lehrplans – und verbunden mit einer Einführung für die Lehrer.
Für den Leiter des Labors, Marco Spurk, und den Initiator, Peter Menzel, wird damit eine Lücke geschlossen. Für die chemische Industrie ist das Projekt ein wichtiger Baustein in den Anstrengungen, mehr Interesse an Naturwissenschaften zu wecken. Unterm Strich: „Hier wird im frühen Stadium erfolgreiche Nachwuchssicherung für die Branche geleistet“, betont Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer der ChemieVerbände BadenWürttemberg.
Unterstützung und Vernetzung von Aktivitäten der naturwissenschaftlichen Bildung wird in BadenWürttemberg im „Dialog Schule – Chemie“ (DSC) gebündelt. Seit 1993 werden hier Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer, beispielsweise zum sicheren Experimentieren, angeboten. Auch Unterrichtsmaterialien gibt der DSC heraus. Das Ziel: Begeisterung für die Naturwissenschaften wecken – damit der Nachwuchs der ChemieBranche gesichert ist.
Das Fehling-Mobil enthält unterschiedliche Materialien, mit denen Mitarbeiter des Fehling-Labs vor Ort in den Schulen experimentieren können.
Die Ausbildungsbeteiligung der Branche ist überdurch-schnittlich hoch: Sie liegt bei mehr als 60 Prozent der Betriebe.
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Aus- und Weiterbildung
Nachwuchssicherung in der Chemie-Branche
Duale Berufsausbildung stärken
Mehr denn je sind die Unternehmen auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen. Im Wettbewerb um geeignete Auszubil-dende sehen sie sich aber zunehmend mit den Herausforderungen des demografischen Wandels konfrontiert.
Von der Schulbank an die Werkbank – kein einfacher Schritt, aber ein vielversprechender. Sich nach dem Schulabschluss für eine berufliche Ausbildung zu entscheiden, bringt neben dem ersten selbst verdienten Geld viele Vorteile für die persönliche und berufliche Entwicklung junger Menschen. Eine berufliche Ausbildung verbindet Praxiserfahrung mit persön licher Entfaltung. Sie bietet gerade jenen Jugendlichen Perspektiven, die sich durch besondere praktische Fertigkeiten und Engagement im Team auszeichnen. Dabei ist ein späteres Studium – zum Beispiel berufsbegleitend – keineswegs ausgeschlossen.
INTENSIVE NACHWUCHSFÖRDERUNGDer demografische Wandel macht vor den Werkstoren
nicht halt. Immer mehr Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt, und so mehren sich die Stimmen, die eine zunehmende Knappheit von Fachkräften beklagen – gerade im MINTSegment. Eines ist klar: Die ChemieBranche braucht kluge Chemiker, aber auch motivierte Chemikanten. Nur mit einer breiten Basis an Akademikern und qualifizierten Fachkräften werden die Unternehmen der ChemieBranche langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig sein.
„‚Ausbildungslücke’ – das war vor einigen Jahren noch das Schlagwort. Es gab zu wenig Stellen für zu viele Bewer ber. Mittlerweile hat sich die Situation umgekehrt. Zwar gibt es mehr Stellen. Aber es gibt immer weniger junge Menschen, die sich für eine Ausbildung entscheiden. Viele gehen an die Hochschulen. Manch einer redet schon vom ‚Akademisierungswahn’. Dabei wird nicht jeder Student an der Uni glücklich. Das zeigt die hohe Zahl der Studienabbrecher. Unsere duale Ausbildung ist eine attraktive Alternative, die im
An schluss interessante Karrierechancen bietet“, betont Margret Suckale, Präsidentin des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC).
Qualifizierter Nachwuchs ist Deutschlands Zukunft. Deshalb fördert die chemische Industrie traditionell den Nachwuchs an Schulen und Hochschulen. Als einer der wichtigsten Ausbilder der Bundesrepublik bietet sie anspruchsvolle Ausbildungsgänge mit attraktiven Karriereperspektiven – schließ lich ist gute Bildung eine nachhaltige Investition in den Industrie und Chemiestandort Deutschland.
UMFASSENDE FACHKRÄFTESTRATEGIE Es gilt heute mehr denn je, alle verfügbaren Fachkräfte
potenziale bestmöglich auszuschöpfen. Diese drängende Zukunftsaufgabe kann nur durch eine umfassende Strategie zur Fachkräftesicherung bewältigt werden. Das reicht von Angeboten, die lernschwache Jugendliche zur Ausbildungsreife führen, über kontinuierliche Qualitätsverbesserungen an Schulen und Hochschulen bis hin zur Gestaltung moderner Ausbildungsberufe, die den aktuellen Anforderungen des jeweiligen Beschäftigungssegments und den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht werden. Darüber hinaus gilt es, die berufliche Aus und Weiterbildung in den Unternehmen zu stärken sowie die finanzielle und personelle Ausstattung der Berufsschule als dualer Partner der Betriebe deutlich zu verbessern. „All dies trägt dazu bei, jungen Menschen eine gute Zukunftsperspektive zu geben und die Leistungsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland langfristig zu sichern“, erklärt Dirk Meyer, BAVCGeschäftsführer für Bildung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt.
Bildungspolitische Kernforderungen der Chemie: Ausbildung
A Es gilt, die Ausbildungsreife und fundierte Berufsori-entierung bei den Schulabgängern sicherzustellen. A Die Berufsschulen müssen als leistungsstarke Partner im dualen System die flächendeckende Unterrichtsversorgung gewährleisten können. Das gilt vor allem für das MINT-Segment. A Das Weiterbildungssystem sollte durch gezielte Bedarfsorientierung und flexible Angebote weiter optimiert werden. A Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akade-mischer Bildung ist weiter auszubauen.
TOP 20 DER AUSBILDUNGSBERUFE IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE Anzahl Auszubildende im Jahr 2011
Branchentypische Lehrberufe sind der Chemielaborant und der Chemikant mit einer Ausbildungsdauer von 3,5 Jahren sowie die Produktionsfachkraft Chemie mit einer Ausbildungsdauer von zwei Jahren. Was macht der Chemikant genau? Vor allem kontrolliert er die Anlagen, die zur Herstellung der Chemikalien benutzt werden. Chemikanten finden daher vorwiegend in Unternehmen der chemischpharmazeutischen Industrie Beschäftigung, wo sie an der Herstellung von Lacken, Farben, Kosmetika oder
Medikamenten beteiligt sind. Weitere Tätigkeiten: die Einhaltung hoher Standards bei Umweltschutz und Arbeitssicherheit, die Kontrolle der Messwerte und die Ab füllung der fertigen Erzeugnisse in geeignete Gefäße. Der angehende Chemikant sollte gute bis sehr gute Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächern mitbringen.
Quelle: BAVCAusbildungsstatistik 2011
Die chemische Industrie bietet eine Viel-zahl attraktiver Ausbildungsberufe an.
Chemikanten 4.425 Industriekaufleute 2.779 Chemielaboranten 2.470 Industriemechaniker 1.883 Mechatroniker 1.148 Elektroniker Automatisierungstechnik 1.061 Elektroniker Betriebstechnik 907 Kaufleute für Bürokommunikation 829 Pharmakanten 652 Verfahrensmechaniker KuK 606 Biologielaboranten 591 Anlagenmechaniker 549 Fachkräfte für Lagerlogistik 492 Bürokaufleute 319 Lacklaboranten 293 Maschinen- und Anlagenführer 271 Produktionsfachkräfte Chemie 270 Fachinformatiker 220 Industrieelektroniker 174 Werkzeugmechaniker 167
Hinweis: Dargestellt wird die Anzahl der erfassten Auszubildenden je Ausbildungsberuf. Zur besseren Lesbarkeit werden alle Berufsbezeichnungen im Plural oder in männlicher Schreibweise genannt.
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Aus- und Weiterbildung
Weiterbildung in Sachen Klebtechnik
Mit seiner Initiative „Komm kleben!“ wirkt der Industrieverband Klebstoffe dem demografisch bedingten Fachkräftemangel in Deutschland entgegen. „Komm kleben!“ spricht gezielt Schulabsolventen und Studenten an. Das Job und Ausbildungsportal www.kommkleben.de enthält neben Stellenangeboten und Hintergrundinfor mationen zur Klebstoffindustrie auch die Profile der in der Branche angebotenen Berufe. Das Internetportal soll Nachwuchskräfte für die spannenden Karrierechancen in der Klebstoffindustrie begeistern.
In Kooperation mit dem FraunhoferInstitut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung bietet der Industrieverband Klebstoffe zertifizierte, akkreditierte Weiterbildungskurse im Bereich der Klebtechnik an. Das Kursangebot ist mehrstufig aufgebaut; ausgebildet werden Klebpraktiker, Klebfachkräfte und ingenieure.
In den vergangenen 20 Jahren wurden deutlich mehr als 5.000 Menschen aus unterschiedlichen Industriezweigen fundiert im Bereich der Kleb-technik ausgebildet.
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Aus- und Weiterbildung
Ausbildungskampagne „Elementare Vielfalt“
Die chemische Industrie bekennt sich klar zur dualen Berufsausbildung als Kernelement nachhaltiger Personalpolitik. In den Unternehmen der Branche werden derzeit mehr als 20.000 junge Menschen in mehr als 50 verschiedenen Ausbildungsberufen auf das Arbeitsleben vorbereitet. Das Spektrum reicht von naturwissenschaftlichen, technischen und kaufmännischen Berufen bis hin zu Ausbildungsangeboten im gastronomischen und im ITBereich. Schulabgängern bietet die Chemie vor allem eines: sichere und attraktive Jobs mit Zukunft.
Mit der Ausbildungskampagne „Elementare Vielfalt“ leisten die ChemieArbeitgeberverbände einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchssicherung in der chemischen Industrie. Ein Gesamtpaket aus dem Internetportal www.elementare-vielfalt.de, begleitenden Informationsmaterialien und Marketingaktivitäten stärkt die Branche im Wettbewerb um die besten Köpfe. Übersichtlich aufbereitete Berufsinformationen
in zeitgemäßem Design sollen Jugendlichen ein realistisches Bild der Arbeitswelt Chemie vermitteln. Informative Berufeclips geben einen authentischen Einblick in die wichtigsten naturwissenschaftlichen und technischen Berufe der ChemieBranche. Eine bundesweite Ausbildungsbörse präsentiert die freien Ausbildungsplätze und dualen Studienangebote der ChemieBetriebe.
„Elementare Vielfalt“ entdeckenInfos zu den einzelnen Ausbildungsberufen und dualen Studienangeboten der ChemieBranche sowie freie Ausbildungsplätze vor Ort gibt es im Internet: A www.elementare-vielfalt.de A www.youtube.com/ElementareVielfalt A www.facebook.com/ElementareVielfalt
Chemie kann man lernen – nicht nur studierenAus- und Weiterbildung stehen in der chemischen Industrie hoch im Kurs. Die folgenden Beispiele zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten in der Branche sind.
Mit einem „Blick hinter die Kulissen“ wirbt der VCI-Landes-verband Hessen für Ausbildungsberufe in der Chemie.
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Aus- und Weiterbildung
„Ein Blick hinter die Kulissen“: Ein Ausbildungsbetrieb stellt sich und seine Ausbildung vor
Die neue Fortbildungsreihe „Ein Blick hinter die Kulissen“ im bildungspolitischen Veranstaltungskanon des VCILandesverbands Hessen unterstützt die Fachkräfte sicherung in den Unternehmen durch gezielte Nachwuchs gewinnung. Gastgeber und damit Veranstaltungsort ist ein Unterneh men, in dem Ausbildung hautnah erlebt werden kann. Eingeladen werden Lehrkräfte und Pädagogen, die in Schulen mit Berufsorientierung beauftragt sind. Dieser Personenkreis stellt häufig neben dem privaten Umfeld die Weichen für die Schüler, wenn es um die Findung geeigneter Ausbildungsberufe und Studienfächer geht.
Vorgestellt werden Berufe und Karriereperspektiven im Unternehmen, abgestimmt auf die Schulform der Teilnehmer und damit auf den für Schüler erreichbaren Schulabschluss. Aber auch branchenspezifische Besonderheiten wie das Ausbildungsportal „Elementare Vielfalt“ und das von den Sozialpartnern vereinbarte Programm „Start in den Beruf“ für unterstützungsbedürftige junge Menschen gehören zum Programm.
Ein Rundgang durch das Unternehmen beziehungsweise den Ausbildungsbereich mit Laboren, Technika und Werkstätten lädt ein, die Wirkungsstätte der Azubis haut nah zu erleben. Begleitend stehen Ausbilder und Auszubildende bereit, die Fragen der Teilnehmer zu Bewerbungen, Auswahlverfahren und AzubiAlltag zu beantworten. Mit ihren Erfahrungen schlagen sie die Brücke zur Schule.
Mit der Fortbildung wird der Dialog zwischen Unternehmen und mit Berufsorientierung beauftragten Personen in Schulen angestoßen und gefördert. Über persönliche Beziehungen werden sowohl der Bekanntheitsgrad des Unternehmens erhöht als auch die Attraktivität als potenzieller Arbeitgeber gesteigert. Wettbewerbsvorteile um Nachwuchskräfte können generiert werden.
Lackindustrie: Auf der Suche nach dem Nachwuchs
Lacklaboranten sind das Rückgrat der deutschen Lack und Druckfarbenherstellung. Sie arbeiten an der Entwicklung neuer Produkte, in der Qualitätssicherung und in der An wendungstechnik. Damit nehmen sie eine zentrale Stellung in der Produktion von Lacken und Farben ein. Entsprechend gut sind die Berufsaussichten.
Der Lacklaborant gehört zu den anspruchsvollen, eher unbekannten Ausbildungsberufen. Besonders kleinere Unternehmen haben seit Jahren Probleme mit der Gewinnung von geeigneten Auszubildenden. Der Verband der deutschen Lack und Druckfarbenindustrie hat deshalb im Jahr 2002 seine Ausbildungskampagne ins Leben gerufen. Sie basiert auf zwei Schwerpunkten: Zum einen wird mit Öffentlichkeitsarbeit auf die naturwissenschaftlichen Berufe in der Lack und Druckfarbenindustrie aufmerksam gemacht. Als zentrales Element richtet sich die Internetseite www.lacklaborant.de gezielt an Schulabgänger. Zum anderen wurde ein Handbuch erstellt, das den Unternehmen dabei helfen soll, vor Ort die geeigneten Werbemaßnahmen zu ergreifen. Die Erfolge lassen sich sehen: Mithilfe einer Stellenbörse im Internet konnten in den vergangenen Jahren über 1.000 Ausbildungsplätze in Lack und Druckfarbenfirmen besetzt werden.
Ein vielseitiger und anspruchsvoller Ausbildungsberuf: der Lacklaborant.
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Aus- und Weiterbildung
Lebenslanges Lernen ist heute ein Muss. Darum kommt der Weiterbil-dung eine zentrale Bedeutung zu.
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Aus- und Weiterbildung
Pharmaverband: Fortbildung steht im Mittelpunkt
Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung. Das sagte PhysikNobelpreisträger Max Planck. Und weil dies in einem sich ständig verändernden Markt wie der pharmazeutischen Industrie eine unumstößliche Wahrheit ist, hat sich der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) immer stark der Fort und Weiterbildung verpflichtet gefühlt. Denn diese ist wesentliche Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit und den dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen der Pharma und HealthcareBranche. Mit dem Spezialdienstleister Colloquium Pharmaceuticum hat der BPI deshalb einen Bildungspartner für diesen Bereich, der die Anforderungen kennt, die dieses Arbeitsfeld mit sich bringt.
Im Zentrum des Bildungskonzepts steht die Verbindung von „klassischen“ Bildungsformaten mit modernen Formen von ELearning im Sinne des sogenannten BlendedLearningKonzepts. Ein vielfältiger Produktmix ermöglicht eine individuelle Zusammenstellung des Weiterbildungsprogramms entsprechend den Vorkenntnissen der Mitarbeiter und künftig noch mehr Informationsservice und Chancen zum Netzwerken. Denn eines ist klar: Bildung – auch Fort und Weiterbildung – ist immer nur so gut wie das Wissen des Lehrenden über die Bedürfnisse des Lernenden. Und die kennt Colloquium Pharmaceuticum genau.
Vielfältige Förder-maßnahmen des Fonds: von der Breitenförderung in der Schule bis zur Spitzenförderung an den Hoch-schulen.
Fonds der Chemischen Industrie: Förderung mit Tradition
Dem Nachwuchs eine Chance
Deutschland steht vor einem brennenden Problem: der Sicherung qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses für Akademia und Industrie. Mit seinem vielfältigen Stipendienprogramm unterstützt der Fonds der Chemischen Industrie die Talentförderung in Deutschland.
„Der Fonds der Chemischen Industrie ist als Nachwuchsförderung einzigartig und vorbildhaft in der ganzen deutschen Industrie“, lobt Wolfgang A. Herrmann, langjähriger Präsident der Technischen Universität München (TUM), das jahrzehntelange Engagement des Förderwerks der Branche. Mit seiner Bewertung steht Herrmann nicht alleine da. In der wissenschaftlichen Community gilt die leistungsbezogene FondsFörderung von Wissenschaftlern als eines der effizientesten Fördersysteme in Deutschland. So erhielt der FCI 2013 für sein besonderes Engagement die LeibnizMedaille der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Auszeichnung wurde folgendermaßen begründet: „Das Wirken des Fonds der Chemischen Industrie ist ein hervorragendes Beispiel für PublicprivatePartnership zwischen Industrieforschung und akademischer Wissenschaft.“
Seit seiner Gründung 1950 unterstützt der Fonds neben der Grundlagenforschung auch hochbegabte Nachwuchs wissenschaftler. Eine solche Spitzenförderung an den Hochschulen ist heute aktueller und notwendiger denn je. Schließlich muss Deutschland in der Chemie auch als
Hochschulstandort international zur Weltspitze zählen – und das aus mehreren Gründen: A Erstens: Hochschule und Industrie profitieren voneinander. Die Unternehmen sind zum einen auf neue Erkenntnisse in der Grundlagenforschung an den Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten sowie auf gut ausgebildete Nachwuchswissenschaftler angewiesen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Zum anderen werden in den Hochschulen immer wieder auch Probleme aus der angewandten Forschung der Unternehmen aufgegriffen. Ein Drittel der Chemieunternehmen unterhält Kooperationen mit Wissenschaftlern in den Chemiefachbereichen der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. A Zweitens: Hinzu kommt der demografische Wandel. Schon jetzt gibt es Engpässe bei ChemieIngenieuren. Auch in Spezialgebieten wie der Elektrochemie oder (Öko) Toxikologie fehlen Fachkräfte. A Drittens: Die Hochschulen sind vor allem in der Lehre unter finanziert. Auch hierfür gibt es finanzielle Hilfen vom FCI. Im Jahr 2013 waren es rund 1,1 Millionen Euro.
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Hochschule
Dozentenpreis 3
HoechstDozentenpreis* 1
LiebigStipendien für Hochschullehrernachwuchs 12
Kekulé(Mobilitäts)Stipendien für Doktoranden 11
ChemiefondsStipendien für Doktoranden 65
HoechstDoktorandenstipendium* 1
LehramtskandidatenStipendien (1. Staatsexamen) 14
ANZAHL BEWILLIGTER FONDS-STIPENDIEN 2013
* Die finanziellen Mittel stellt die Aventis Foundation zur Verfügung; Auswahl und Vergabe erfolgen über den Fonds. Quelle: Fonds der Chemischen Industrie
Wichtigster Maßstab der Fonds-Förderung ist die Qualität.
STIPENDIEN FÜR TALENTIERTE FORSCHERSchwerpunkt der FondsArbeit ist die personenbezo
gene Förderung junger talentierter Wissenschaftler. Hinzu kommt die Förderung der Grundlagenforschung an den Hochschulen. Hierfür stehen 2014 gut 9 Millionen Euro zur Verfügung.
Der FCI vergibt Stipendien an Doktoranden, Lehramtskandidaten und angehende Hochschullehrer. Insgesamt etwa 100 pro Jahr. Wichtigster Maßstab bei der Auswahl ist die Exzellenz. „Eine hohe Qualität der Schul und Hochschulbildung ist wichtig. Und gerade hier müssen wir die Sicherung der Kontinuität der Bildungskette künftig viel stärker im Blick haben, damit die Nachwuchssicherung gelingt“, betont FondsGeschäftsführer Gerd Romanowski.
Ein großer Teil der FCIFörderung fließt in die Doktorandenstipendien: Schließlich promovieren über 90 Prozent der Chemieabsolventen, bevor sie ins Berufsleben eintreten. Katharina Landfester, Direktorin und Wissenschaftliches Mitglied am Mainzer MaxPlanckInstitut für Polymerforschung: „Die Stipendien des Fonds sind eine tolle Auszeichnung für junge Wissenschaftler und ermöglichen ihnen, ihre Forschungsideen zu verwirklichen.“
Ein Stipendium des Fonds bietet zudem einen hohen Anreiz, das Studium in kurzer Zeit mit Bestnoten abzuschließen; denn nur die besten 5 bis 10 Prozent eines Jahrgangs können gefördert werden.
Darüber hinaus unterstützt der Fonds angehende Hochschullehrer auf ihrem Weg zur Chemieprofessur. Dabei stellt er sowohl Stipendien für den persönlichen Lebensunterhalt als auch Sachmittel sowie Stipendien für Mitarbeiter zur Verfügung. Beides dient dem Aufbau der eigenen Nachwuchsgruppe, ist also ein Komplettpaket,
um diesen Karriereschritt erfolgreich zu absolvieren. Und diese Unterstützung wirkt: In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden mehr als zwei Drittel der Geförderten auf eine Professur berufen.
Zu den Stärken und Markenzeichen der Hochschulausbildung von Chemikern und ChemieIngenieuren in Deutschland zählt die Verknüpfung von fundierten theoretischen Kenntnissen mit gründlichen laborpraktischen Fähigkeiten. „Die Verknüpfung zwischen Theorie und Experiment stärkt die Fähigkeit zum eigenständigen wissen schaftlichen Arbeiten und fördert die Persönlichkeitsbildung“, betont TUMPräsident Herrmann.
Mit Blick auf die inzwischen abgeschlossene Einführung der Bachelor und Masterstudiengänge fördert der Fonds auch ChemieHochschullehrer, die sich gezielt für die Weiterentwicklung und Modernisierung der Lehre in ihrem Fach engagieren und mit Modellprojekten neue methodische und konzeptionelle Wege in der Hochschulausbildung gehen – zum Beispiel mit dem Thema „Chemie und Humor“ (siehe Seite 28), zwei Begriffen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen. „Die Studienangebote sind nur dann international attraktiv, wenn sie modern und anspruchsvoll zugleich sind“, betont Fonds Geschäftsführer Romanowski. Der Fonds wolle so helfen, dass die von den Hochschulen in Chemie oder chemienahen Fächern angebotenen Bachelor und Masterstudiengänge mit den Anforderungen der Berufspraxis an die Qualifikation der Hochschulabsolventen Schritt halten, ganz gleich, ob sie später in der Industrie oder in der Schule arbeiten.
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Hochschule
Stiftungsprofessur der Deutschen Bauchemie
2011 hat die Deutsche Bauchemie am Institut für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Berlin die Professur „Baustoffe und Bauchemie“ eingerichtet. Sie wird über fünf Jahre durch die Deutsche Bauchemie als Stiftungslehrstuhl gefördert. Das Fachgebiet Baustoffe und Bauchemie konzentriert sich im Wesentlichen auf die Ausbildung künftiger Bauingenieure, die als Bindeglied zwischen den Bereichen Bauingenieurwesen und Chemie fungieren. Hier besteht sowohl aktuell als auch in Zukunft ein erheblicher Bedarf an gut ausgebildeten Fachleuten. Darüber hinaus hat der Fonds der Chemischen Industrie ein Lehrprojekt dieser Stiftungsprofessur unterstützt.
WISSENSCHAFTSMEDAILLE AUSGELOBTDem erfolgreichen Branchennachwuchs gewidmet
sind die Wissenschaftsmedaille für Doktoranden und der Förderpreis für Diplomanden; der Verband zeichnet mit diesen Ehrungen alle zwei Jahre herausragende Leistungen engagierter Nachwuchswissenschaftler aus.
Reaktionen beginnen im KopfOhne Theorie keine Chemie. Wissenschaftliche Bildung und Forschung sind das Rückgrat der Zukunftsfähigkeit dieser Branche. Die folgende Auswahl zeigt das Engagement der Chemie-Wirtschaftsverbände.
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Hochschule
Bildungspolitische Kernforderungen der Chemie: Hochschule
A Die Qualität der Hochschulausbildung sowie der Abschlüsse Bachelor und Master muss weiterhin hoch, international wettbewerbsfähig und attraktiv für Studierende sein.
A An den hohen Qualitätsstandards in der Lehre ist festzuhalten. Die Hochschullehrer müssen künftig sowohl fundierte Fachkenntnisse und -kompetenzen als auch berufsbezogene außerfachliche Qualifika-tionen vermitteln.
A Die Qualität der Lehramtsstudiengänge muss besser werden. Das bedeutet: fundierte fachwissenschaftliche Ausbildung, die sich stärker als bisher an den Anforde-rungen von Lehrern im Schulalltag orientiert.
A Die Lehrpläne der Studiengänge müssen so abge-stimmt werden, dass die Mobilität der Studierenden gefördert wird und sie ihr Studium in der Regelstu-dienzeit abschließen können.
A Die Hochschulen brauchen mehr Autonomie. Das setzt mehr Wettbewerb um Studierende, Professoren und Finanzmittel voraus.
A Damit sich Berufstätige weiterqualifizieren können, müssen die Hochschulen modulare duale Studien-gänge entwickeln.
Fünf Jahre lang fördert die Deut-sche Bauchemie die Stiftungspro-fessur „Baustoffe und Bauchemie“.
LSR-Aktionstage an Universitäten
Die LifeScienceResearchUnternehmen (LSR) brauchen junge Naturwissenschaftler für die Entwicklung, das Marketing und den Verkauf ihrer Produkte. Die Fachabteilung LSR im Verband der DiagnosticaIndustrie (VDGH) hat dazu 2012 die LSRAktionstage an Universitäten ins Leben gerufen. Die Veranstaltungen rund um Berufsbilder der LSRBranche werden in Kooperationen mit Universitäten angeboten. Mehr als 100 Hochschulabsolventen und Doktoranden aus den Bereichen Biologie, Biochemie, Mikrobiologie, Chemie und Medizin hatten sich zuletzt in Hamburg und Köln für die Teilnahme an der kostenlosen Veranstaltung angemeldet. „Nach unserem PilotSeminar im vergangenen Jahr in München haben wir an dem Konzept gefeilt und das Angebot noch enger an die Bedürfnisse der jungen Forscher angepasst“, sagt der Vorsitzende der Fachabteilung LSR im VDGH, Ralf Hermann.
„Unsere Referenten sind Führungskräfte aus den LSRUnternehmen. Im Vordergrund stehen ihre eigenen Karrierewege und Entscheidungsprozesse. Dabei stellen sie Situationen aus ihrem Berufsalltag vor und beschreiben die Fähigkeiten, die sie für ihre Aufgaben brauchen“, so der Vorsitzende der Fachabteilung. Interaktive Module während des Seminars helfen, Alltagssituationen zu vermitteln und sich selbst besser kennenzulernen.
Gefragt: junge Naturwissenschaftler für Life-Science-Research-Unternehmen.
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Hochschule
Extra-Geld: Eine Million Euro für die Chemie-Lehre
2014 hat der Fonds der Chemischen Industrie (FCI) zum zweiten Mal zusätzliche Mittel in Höhe von 1 Million Euro für eine bessere Lehre im Chemiestudium an den Universitäten zur Verfügung gestellt. Damit soll die inhaltlichkonzeptionelle Modernisierung der Praktika unterstützt werden. FCIGeschäftsführer Gerd Romanowski: „Unsere Finanzspritze soll helfen, dass die experi mentelle Ausbildung von ChemieStudierenden mit den Anforderungen der Berufspraxis Schritt hält und aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft, Technik und Industrie aufgreift.“ Um die Gelder konnten sich die Chemiefachbereiche der Universitäten bewerben und damit Geräte für neue Versuche in Laborpraktika kaufen. Die Obergrenze der Förderung betrug 100.000 Euro je Fachbereich, vorausgesetzt, der Antrag überzeugte die Gutachter. Denn es werden nur echte Neuerungen in der experimentellen Chemikerausbildung gefördert. „Deutschland kann so seine hohen Qualitätsansprüche als ChemieStudienstandort weiter festigen und im internationalen Bildungswettbewerb an Attraktivität gewinnen“, ist Romanowski überzeugt.
Finanzspritze für moderne Praktika.
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Hochschule
GASTKOMMENTAR
Ein Lob der Elite
Zu den beunruhigenden Befunden der PISALeistungsvergleiche der letzten Jahre gehört nicht nur die hohe Zahl der Risikoschüler, die nicht über das Grundschulniveau hinausgelangen. Ebenso beunruhigend ist die schwindende Spitzengruppe der wirklich Leistungsstarken auf den höchsten Kompetenzstufen. Immerhin haben die Bildungspolitiker im vergangenen Jahr zum ersten Mal parteiübergreifend dafür plädiert, die Begabten stärker zu fördern und nicht nur auf die Leistungsschwachen zu starren. In der Unter richtswirklichkeit ist die Forderung jedoch noch nicht angekommen. Lehrer scheinen sich eher am unteren Ende und der Mitte der Leistungsskala zu orientieren als an der Spitze. Dabei erzielen Lehrer, die es noch wagen, hohe Anforderungen zu stellen, und nicht ständig die Zensurschere der vermeintlichen Überforderung in ihrem Kopf haben, be sonders gute Lernergebnisse.
Der schulpolitische Trend bewegt sich in Richtung Gleichmacherei, Unterschiede in Begabung und Leistung werden schlicht geleugnet. Die De batte um inklusive Beschulung hat diesem Denken zusätzlich Vorschub geleistet. Hinzu kommt ein alarmierendes Ergebnis des jüngsten Bildungsberichts: Die Gruppe der Risikoschüler hat kaum abgenommen, die der Schulabbrecher aber merklich. Offensichtlich kann man hierzulande einen Abschluss erwerben, wenn man in den basalen Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen über die unterste Kompetenzstufe nicht hinausgelangt, also nicht einmal am Alltag einer Schriftkultur teilnehmen kann. Mehr als die Titelzeile einer Zeitung können solche Schüler nicht lesen, selbst die simpelste Kalkulation ihres privaten Budgets überfordert sie.
Zugleich lässt sich in den letzten zwanzig Jahren ein sprunghafter Anstieg der Bestnoten selbst im Abitur belegen. Bildungszertifikate treffen inzwischen keine zuverlässigen Aussagen mehr über das tatsächliche
Können der Absolventen. Das hat zwei Folgen: Zum einen misstrauen Betriebe und Hochschulen den Zertifikaten, weil sie von der Bescheinigung über die Hochschulreife weder selbstständiges Denken noch Studier fähigkeit erwarten dürfen. Zum anderen aber fehlen die Noten für die wirklich außergewöhnlichen Leistungen der Hochbegabten. Je öfter Bestnoten ver
geben werden, desto seltener sagen sie etwas über überdurchschnittliche Leistungen aus. Der Eliteförderung kommt das nicht zugute, denn die Besten sind ja nicht mehr unterscheidbar von den sprunghaft vermehrten zu gut Bewerteten.
Trotz der Exzellenzinitiative, die den Elitebegriff für kurze Zeit wieder salonfähig gemacht hat, um ihn sogleich wieder verängstigt hinter dem Titel „Exzellenzuniversität“ zu verstecken, haben außergewöhnlich begabte Studenten in der Massenuniversität keinen leichten Stand. Häufig werden sie gar nicht oder zu spät entdeckt. Wohl dem, der ein Stipendium eines Verbandes, einer Stiftung oder eines Begabtenförderungswerks hat. Alle anderen sind darauf angewiesen, dass ein Pro
fessor in unüberschaubaren Studiengängen auf sie aufmerksam wird und sie klammheimlich ins Oberseminar einlädt oder zur Eigeninitiative anregt.
Wir können nicht einerseits beklagen, dass unsere wenigen nobelpreisverdächtigen Forscher zumeist an amerikanischen Universitäten lehren, und andererseits die Eliteförderung von der Schule an vernachlässigen. Gegenwärtig hat sich eine bedenkliche Tendenz durchgesetzt, Eliteförderung gegen Breitenförderung auszuspielen. Eliten können sich nur durch ein gutes Niveau in der Breite entwickeln, aber sie haben im Zweifel dieselben Rechte auf zusätzliche Förderung wie die Schwächsten.
Heike Schmoll, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Breite Forschungsfelder – Chemiedidaktik ist eine Integrationsinstanz
Welche Bedeutung die Chemiedidaktik in der Lehrerausbildung hat, beschreibt Didaktik-Experte Bernd Ralle in seinem Gastbeitrag.
Die Fachdidaktiken der verschiedenen Fächer stehen heute mehr denn je im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Lehrerbildung. Dies ist nicht zuletzt auch eine Folge von Forderun gen, die sich sowohl aus der Analyse der Lehrerbildung in den vergangenen beiden Jahrzehnten als auch aus der empirischen Lehrerbildungsforschung ergeben haben. So formulierten sowohl der Wissenschaftsrat als auch die Hochschulrektorenkonferenz wiederholt, dass die Fachdidaktik – neben den Fachwissenschaften und den Bildungswissenschaften – ein essenzieller Bestand teil der Lehrerbildung sein müsse und wissenschaftlich als forschungsfähige Disziplin einzurichten sei. Verschiedene empirische Erhebungen der Bildungsforschung haben ge zeigt, dass ein positives Zusammenwirken von fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen der Lehrperson eine wichtige Voraussetzung für gute Schülerleistungen ist.
Die Aufgaben der Chemiedidaktik in der wissenschaftlichen Lehre spiegeln sich in dem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16. Oktober 2008 wider, in dem „Länder gemeinsame inhaltliche Anforderungen für die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken“ in der Lehrerbildung formuliert sind. Fünf der zwölf dort aufgeführten Kompetenzen sind der fachdidaktischen Lehre zugeordnet.
CHEMIEDIDAKTIK IST PARTNERIN DER GRUNDLAGENFORSCHUNG
Die Forschungsfelder der Chemiedidaktik betreffen zum einen angewandte Aspekte und Fragestellungen, in denen konkrete Vermittlungsfragen von Chemie im Mittelpunkt stehen, wie theoriegeleitete konzeptionelle Entwicklungen von Unterrichtsmaterial, Experimenten und Medien. Zum anderen ist die Chemiedidaktik aber auch für viele rele vante Fragen in der Grundlagenforschung eine bedeutsame Partnerin geworden. So beschäftigt sie sich etwa aus chemiefachlicher Perspektive mit Wirksamkeitsstudien, Leistungsvergleichen, Interessen und Motivationsbedingungen von Schülern und Forschungen zu Kompetenzmodellen.
In der Forschung ist die Chemiedidaktik daher in hohem Maße auf Kooperation mit der Fachwissenschaft und mit bildungswissenschaftlichen Disziplinen angewiesen. So gibt es beispielsweise mit der pädagogischen Psychologie notwendigerweise große Überschneidungsbereiche, wenn etwa die Bedingungen des Lehrens und Lernens von Chemie so wohl in der Schule als auch in Lernumgebungen außerhalb der Schule verbessert werden sollen. Die Chemiedidaktik ist somit in der Chemielehrerbildung sowohl in der Lehre als auch in der Forschung eine wichtige Integrationsinstanz. Bernd Ralle, Professor für Chemie und ihre Didaktik,
Universität Dortmund ([email protected])
FACHDIDAKTIK ALS WISSENSCHAFT VOM FACHSPEZIFISCHEN LEHREN UND LERNEN
FORSCHUNGSBASIERTE AUFGABEN
Analyse und Reflexion von Zielen, Bedingungen,
Methoden, Prozessen und Ergebnissen fachbezogenen
Lehrens und Lernens
Fachdidaktische Grundlagenforschung
Theoriegeleitete Planung, Gestaltung, Durchführung und
Auswertung fachbezogener Lehr/Lernprozesse
Angewandte fachdidaktische Forschung
Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
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Mit humorvollen Bildern wie diesen lernen Schüler besser Chemie.
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Humor macht Schule – Chemie neu gedacht
„Chemiker? Ach! Macht nichts! Ich find’ sie trotzdem ganz sympathisch.“ So heißt es im „Fröhlichen Wörterbuch“ von Manfred Bartl über Chemiker. Mancher von ihnen reagiert auf diese Art Humor ein wenig sauer. Grund ge-nug zu analysieren, wie sich Chemie und Humor verbinden lassen. Karin Stachelscheid, Expertin für Chemie-didaktik, ist dieser Frage wissenschaftlich nachgegangen.
So wie die Chemie ist auch der Humor Bestandteil unseres Alltags und aus diesem nicht wegzudenken. Jumi Vogler be schreibt in ihrem Buch „Erfolg lacht!“ Humor als Erfolgsstrate gie für Privatleben, Beruf und Unternehmen. Warum also das Potenzial von Humor nicht auch für die erfolgreiche Gestaltung von Lernprozessen nutzen, gerade für das Unterrichtsfach Chemie? Lehrerinnen und Lehrer stimmen meist schon erfahrungsbedingt „aus dem Bauch“ heraus zu. Aufgabe chemiedidaktischer Forschung ist es, diese Vermutung theoriebasiert zu untersuchen.
Eine Sichtung der zahlreichen multidisziplinären Theorien und Studien der Humorforschung führt zu Hinweisen, dass Humor Aufmerksamkeit, Interesse und Lernleistung fördern kann. Um die Wirksamkeit von Humor für den
Chemieunterricht zu untersuchen, wurde zunächst das Konzept des Chemiespezifischen Humors (ChH) entwickelt. Zwei klassische Humortheorien bilden die theoretische Grundlage für die Konzeptentwicklung: A Erstens: Theorie des Pädagogischen Humors nach Dieter Kassner A Zweitens: Inkongruenztheorie nach Arthur Koestler.
Kassner betont die Planbarkeit von fachspezifischem, positivem Humor – für den Unterricht wichtige Elemente. Koestler hebt die kognitive Komponente von Humor hervor und verweist auf das Vorhandensein zweier Bezugs systeme, die inkongruent miteinander verknüpft sein müssen.
Das Wichtigste in Kürze
A Mit fachspezifischem Humor kann der Lern-erfolg in Chemie gesteigert werden. A Humor fördert Aufmerksamkeit, Interesse und Lernleistung.
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Das Konzept des Chemiespezifischen Humors geht von einem fachlichen Inhalt als Bezugssystem I (BS I) aus und sieht als zweites Bezugssystem (BS II) eine sinnvoll auf den Inhalt (BS I) bezogene Situation vor, um Nonsens auszuschließen. Die Humorkomponente liegt in der inkongruenten Verknüpfung beider Bezugssysteme. Mit Blick auf die Lernenden sollte idealerweise das BS II eine für sie relevante Alltagssituation darstellen. Auf dieser Grundlage werden zu verschiedenen Themen des Chemieunterrichts Abbildungen konzipiert, die in Lehr und Lernmaterialien integriert werden können. Für den Einsatz der Materialien ergeben sich unterschiedliche Ziele, da der fachliche Inhalt den Lernenden bekannt oder unbekannt sein kann. Bei Lernenden ohne Vorwissen können die Materialien zum Beispiel zur Erarbeitung, zum Einstieg oder zum Selbstlernen eingesetzt werden und bei vorhandenem Vorwissen etwa zur Wiederholung, zum Transfer oder zur Lernzielkontrolle.
LERNERFOLG WIRD GRÖSSERFür die erste Studie wurden sechs Materialien zum
Thema „Periodensystem der Elemente“ entwickelt, zwei zu den Alkalimetallen, zwei zu den Halogenen, eines zu den Edelgasen und eines zur Synthese von Natriumchlorid. Diese wurden als Selbstlernmaterialien im Chemieanfangsunterricht mehrerer Realschulen evaluiert. Die Kontrollklassen erhielten analoge Materialien mit klassischen chemiespezifischen Abbildungen ohne Humor. Die Ergebnisse zeigen einen signifikant höheren Lernerfolg der Experimentalklassen und belegen zudem ein signifikant höheres Attraktivitätsempfinden bei den ChHMaterialien. Damit wurden die vorab entsprechend formulierten Hypothesen bestätigt. Die Abbildung enthält als BS I die Synthese von Natriumchlorid (NaCl) und als BS II eine Hochzeitssituation. Die unpassende Verknüpfung liegt in der Tatsache, dass Elemente nicht heiraten. Aber auch die Reaktionsgleichung zeigt es, aus der Reaktion von Natrium mit Chlor entsteht NaCl. Hier erhält das ChHMaterial „Natriumchloridsynthese“ eine weitere wichtige Funktion im Unterricht. Es kann zum Anlass genommen werden, die verbreitete falsche Vorstellung zu diskutieren und zu klären, dass eben keine „NaClTeilchen“ entstehen, sondern ein Kristallgitter.
Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Konzept des Chemiespezifischen Humors auf andere Fächer wie Physik und Biologie übertragen lässt und daher auch
in einem weiteren Projekt anwendbar ist. Dieses ist fächerübergreifend ausgerichtet und nutzt Humor in der Gesundheitsförderung im Bereich Sonnenschutzverhalten. Hautkrebs ist die weltweit am häufigsten auftretende Krebs erkrankung, obwohl das Risiko zu erkranken durch richtiges Verhalten in Kindheit und Jugend deutlich reduziert werden kann. Gesundheitserziehung ist demzufolge gerade in diesem Alter besonders wichtig. Allerdings werden entsprechende Maßnahmen von Jugendlichen häufig nicht angenommen. Diese verhalten sich oft entgegen der „Erwachsenennorm“ und zeigen ein gesteigertes Risikoverhalten. Eine zielführende Gesundheitsförderung muss daher Freude bereiten und an der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ansetzen.Karin Stachelscheid, Professorin für Didaktik der Chemie,
Universität Duisburg-Essen ([email protected])
Zum Allgemeinwissen gehört auch öko-nomische Bildung. Die Grundlagen hierfür sollten bereits in der Schule gelegt werden.
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Wirtschaft und Schule
Ökonomisches Grundwissen ist notwendig
Lasst uns über Wirtschaft reden
„Über Geld spricht man nicht“ – heißt es in unserer Gesellschaft. Das gilt als nicht fein, fast als unanständig. Für das Privatleben mag man einem solchen Prinzip folgen. Doch in der sozialen Marktwirtschaft ist es wichtig, dass die Bürger über Finanzen und Wirtschaft sprechen. Mehr noch, dass sie die Grundlagen ökonomischen Handelns und unserer Wirtschaftsordnung tatsächlich verstehen. Deshalb plädiert die chemische Industrie dafür, dass die Schulen jungen Menschen auch ökonomischen Sachverstand beibringen.
„Wer die Quellen unseres Wohlstands verstehen, wer persönliche Chancen und Risiken einschätzen will, muss sich informieren“, forderte kürzlich Bundespräsident Joachim Gauck auf dem Deutschen Bankentag. Deshalb gehöre zum informierten Bürger auch eine ökonomische Grundbildung. Doch hier steht es in Deutschland nicht zum Besten, wie Studien belegen. So können zum Beispiel 52 Prozent der jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren den Begriff Inflationsrate nicht erklären. 70 Prozent scheitern an „Rendite“. Dabei muss ökonomisches Wissen zur Allgemeinbildung zählen – wie Deutsch, Englisch, Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaften.
Kinder kommen heute sehr früh mit Wirtschaft in Berührung: Sie kaufen ein, sehen Werbung im Fernsehen und nehmen Nachrichten zu Schuldenkrisen, Zinsniveaus und Energiepreisen wahr. Umso wichtiger ist, dass bereits in der Schule die Basis für das Verstehen ökonomischer Sachverhalte gelegt wird. Leider wird das Thema dort oft nur stiefmütterlich behandelt. Doch „ohne ein Grundwissen über wirtschaftliche Zusammenhänge lässt sich die Welt von heute kaum verstehen und ist eine Mitwirkung an gesellschaftlichen Veränderungsprozessen schwierig“, betont Experte Hans Kaminski vom Institut für Ökonomische Bildung in Oldenburg.
Wie funktioniert unsere Wirtschaftsordnung? Welche Rolle spielt der Gewinn? Warum sind Innovationen so wichtig für Unternehmen? Welche Auswirkungen hat die Globalisierung? Was heißt eigentlich Strukturwandel? Das sind Themen, die aus Sicht der chemischen Industrie in einem Unterrichtsfach Wirtschaft gut erläutert werden können. Das Ziel sollte dabei sein, ökonomisches Wissen zu fördern. Gleichzeitig sollten die Schülerinnen und Schüler in der Schule das Rüstzeug erhalten, um wirtschaftspolitische Diskussionen verfolgen und ein eigenes fundiertes Urteil bilden zu können. Die Chemie engagiert sich in Projekten, um die ökonomische Bildung zu verbessern, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.
Die Angebote und Fortbildungen der Chemieverbände Rheinland-Pfalz führen die Lehrer oft in Mitgliedsunternehmen.
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Einblick in die Wirtschaft
Wirtschaftswelt und Schulwelt lassen sich am besten durch einen Austausch verknüpfen. Den wünschen sich auch Lehrer und zeigen ein großes Interesse an Ideen, wie sie Wirtschaftsthemen besser in den Unterricht einbauen können. Auch Schüler hätten gerne mehr Wirtschaft in der Schule. Das ist das Ergebnis einer Meinungsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die Chemie ver bände RheinlandPfalz unterstützen daher die ökono mische Fortbildung der Lehrer.
PRAXISREIFE IDEEN FÜR DEN UNTERRICHTÖkonomie ist ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung.
Das war die übereinstimmende Meinung der Teilnehmer auf der Fachtagung „Ökonomische Bildung in der Sekundar stufe I“ im Jahr 2012. Vertreter aus Schulen, Wirtschaft und Politik, darunter die rheinlandpfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und Harald Schaub, Geschäftsführer in der Chemischen Fabrik Budenheim, diskutierten über den richtigen Weg hin zu mehr Wirtschaft an allgemeinbildenden Schulen.
Wie dieser Weg aussehen kann, zeigten die unterrichts tauglichen Konzepte in den Workshops. Auf einfache
Weise lassen sich Aufgaben stellen, die fachliches und wirtschaftliches Wissen kombinieren. Zum Beispiel hängt die Entscheidung für oder gegen einen Textilstoff nicht nur von seinen Eigenschaften ab, sondern auch von den Rohstoffpreisen. Leicht kann man daraus Fragen zur Kosten kalkulation (Mathematik), Vermarktung (Deutsch) oder Nachhaltigkeit (Biologie) ableiten. Was die Lehrer besonders begeisterte, war die Erkenntnis: Erst einmal inspiriert, kommen die Ideen von selbst.
DIE VIELFALT DER CHEMISCHEN INDUSTRIE ZEIGENAuch die zweitägige Lehrerfortbildung „EinBlick in die
Wirtschaft“ bietet Abwechslung, denn sie liefert einen Überblick über die Aufgaben verschiedener Abteilungen in Unternehmen. Vielen Lehrern fehlt eine konkrete Vorstellung davon, welche Aufgaben die Schüler in der Berufswelt erwarten. Wie die Berufspraxis funktioniert, erklären Referenten aus den Bereichen Controlling, Marketing oder Standortsicherheit. Als Mitarbeiter der Mitgliedsunternehmen stehen sie gleichzeitig als Botschafter ihrer Arbeitgeber für Fragen aller Art zur Verfügung. Die Lehrerfortbildungen finden mehrmals im Jahr statt.
Chemielehrkraft des Jahres: Kerstin Günther (r.) mit Jury-mitglied Almut Vogt, Leiterin Schülerlabor „Chemie zum Anfassen“ an der Hochschule Merseburg, und Dieter Hübl, Vorsitzender VCI-Landesver-band Nordost.
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ChemChamp – Chemielehrkraft des Jahres
Die Arbeit von Lehrern wird oftmals kritisch gesehen, ihr Beruf ist häufig mit negativen Assoziationen besetzt. Doch es gibt viele Pädagogen, die sich deutlich erkennbar über das dienstlich vorgegebene Maß hinaus bemühen. Um diesen engagierten Chemielehrern aus dem Verbandsgebiet Nordost zu danken, hat der VCILandesverband Nord ost im Schuljahr 2013/2014 erstmalig den Preis „ChemChamp – Chemielehrkraft des Jahres“ ausgelobt.
Eine unabhängige Jury ermittelte im Frühjahr 2014 den „ChemChamp“ und ehrte ihn im Rahmen der Mitgliederversammlung in Cottbus. Die Verleihung ist in erster Linie dazu bestimmt, die Persönlichkeit des Preisträgers zu würdigen. Die Auszeichnung ist zudem mit einem Preisgeld von 2.500 Euro verbunden.
Das Besondere am ChemChamp: Vorschläge können ausschließlich durch Mitgliedsunternehmen eingereicht werden. Das fördert die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft. Mitgliedsunternehmen der Nordostchemie können Lehrkräfte vorschlagen, deren persönliches Engagement sichtbar wird, beispielsweise durch
A ein spannendes, experimentell orientiertes Unterrichtsangebot, A Engagement außerhalb der Schule, etwa Besuche von Schülerlaboren oder Museen, A Kooperationen mit der Wirtschaft, zum Beispiel Exkursionen und Praktika, A das Einwerben von Fördermitteln, A Teilnahme an Wettbewerben, zum Beispiel „Chemkids“ und „Jugend forscht“, sowie A naturwissenschaftliche Freizeitangebote, beispielsweise ChemieArbeitsgruppen oder fächerübergreifende Projekte.
Insgesamt 14 Lehrer haben die Mitgliedsunternehmen der Nordostchemie im ersten Jahr vorgeschlagen. Das persönliche Engagement von Kerstin Günther, Oberschule Nünchritz, hat die Jury besonders überzeugt. Aufgrund der vielen, durchweg positiven Rückmeldungen soll der Preis in den kommenden Jahren erneut ausgelobt werden.
Die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes wird überall dort gelegt, wo Menschen lernen – angefangen von Kita und Schule bis ins hohe Alter. Die Förderung von Bildung ist deswegen für die Wissensfabrik ein zentrales Hand-lungsfeld.
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Mit der gebündelten Kraft von über 120 Unternehmen und unternehmensnahen Stiftungen will die „Wissensfabrik“ den Standort Deutschland zukunftsfähiger und die nächste Generation fit für den globalen Wettbewerb machen. Bundesweit engagiert sich die Wissensfabrik in Bildungsprojekten und setzt sich für Existenzgründer und Jung-unternehmer ein.
Mehr Wissen, mehr Können, mehr Zukunft – wer wünscht sich das nicht für seine Stadt, seine Region und damit für den Standort Deutschland. Dieses Ziel vor Augen gründeten die Leiter von neun Unternehmen, darunter BASF, KSB, Bosch, TRUMPF und Voith, im Jahr 2005 den Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e. V. Das Ziel: ein gemeinschaftliches gesellschaftliches Engagement für Bildung und Unternehmertum und damit für die nächste Generation.
Mittlerweile sind es über 120 Mitglieder, die sich in der Initiative für den Standort Deutschland einsetzen. Sie haben inzwischen mehr als 2.400 Bildungspartnerschaften mit Schulen oder Kitas geschlossen, die meist über mehrere Jahre bestehen. Mit der Gründerinitiative WECONOMY, dem Mentorenprogramm und dem Projekt „Student2Startup“ wurden insgesamt 160 Startups gefördert.
Alle Bildungsprojekte werden mit einem wissenschaftlichen Partner entwickelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Naturwissenschaften, Technik und ökonomischer Bildung.Die Projekte fördern entlang der Bildungskette und erreichen
Kinder in Kindergärten und Grundschulen sowie Jugendliche, junge Unternehmer und erfahrene Manager. Die Projekte der Wissensfabrik faszinieren Menschen von unter 6 bis über 66 Jahren.
Ein Projekt der ersten Stunde ist „NaWi – geht das?“. Ziel des Projekts ist es, Grundschüler für naturwissenschaftliche Themen zu begeistern. Entwickelt wurde NaWi von der Wissensfabrik in Kooperation mit dem Institut für Didaktik der Chemie an der GoetheUniversität Frankfurt. Der VCI unterstützt das Projekt über seinen Fonds der Chemischen Industrie finanziell. Kernstück von NaWi ist eine Materialkiste mit Gegenständen wie Teelichtern, Einmachgläsern und Pipetten für Experimente. Zusätzlich zu der Kiste erhalten die Lehrer eine Fortbildung und ein Handbuch. Das Ergebnis: Kinder, die beim Anzünden einer Haselnuss nicht nur die Brenndauer beobachten, sondern auch lernen, dass Fette entzündlich sind. Mit diesen und anderen Versuchen erleben sie die Themen Wasser, Luft und Lebensmittel ganz praktisch.
Die Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland: Lernen von unter 6 bis über 66
In Kitas, Schulen und Universitäten machen sich Mitgliedsunternehmen der Wissensfabrik dafür stark, die Lust am Lernen zu wecken und Kreativität, Erfindergeist sowie Teamfähigkeit zu fördern.
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ECHTE PARTNERSCHAFTEN„Heute ist es wichtiger denn je, Kindern schon früh
Zugang zu naturwissenschaftlichen Themen zu bieten. Mit NaWi – geht das? wird dies auf kreative und kindgerechte Art umgesetzt“, betont Johanna Coleman, Vorstandsvorsitzende der Wissensfabrik. Der Weg zum Projekterfolg ist nicht schwer: Ein Mitgliedsunternehmen der Wissensfabrik kann auf alle Projekte zugreifen. Die Unternehmen sparen so Entwicklungskosten und wissen, sie können sich nachhaltig in ihrer Region engagieren. Gemeinsam mit der Schule oder Kita vor Ort entscheiden sie, welches Projekt es sein soll. Die wissenschaftlichen Partner der Wissens fabrik schulen die Unternehmensvertreter, diese
wiede rum die Lehrer oder Erzieher. So entsteht eine echte Partnerschaft.
„Unser Ziel ist es, Wirtschaft und Schule als Lernorte miteinander zu verknüpfen. Die Zusammenarbeit der beiden Bildungspartner geschieht dabei immer auf Augenhöhe und ist von Kooperation geprägt“, hebt Coleman hervor. So setzen sich Schule und Wirtschaft gemeinsam für die Qualität der Bildung ein, oder Mentor und Mentee arbeiten gemeinsam an einer Erfolgsstrategie für das Startup. Es profitieren dabei immer alle Beteiligten von unter 6 bis über 66.
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Ansprechpartner
Ansprechpartner beim Fonds der Chemischen Industrie
Leiter des Bereichs Wissenschaft und Forschung Dr. Hans-Jürgen KlocknerE-Mail: [email protected]
„Schulpartnerschaft Chemie“Dr. Sabine BertramE-Mail: [email protected]
„Stipendienprogramm“Dr. Stefanie KieferE-Mail: [email protected]
ÖffentlichkeitsarbeitDipl.-Biol. Birgit KullmannE-Mail: [email protected]
Forschungs- und BildungspolitikDr. Gerd-Ludwig SchlechtriemenE-Mail: [email protected]
Pressearbeit BildungMonika von Zedlitz, M.A.E-Mail: [email protected]
Fonds der Chemischen Industrie (FCI)Internet: www.vci.de/fonds
Ansprechpartner in den Landesverbänden des Verbands der Chemischen Industrie e. V.
Landesverband Baden-WürttembergDr. Tobias Pacher E-Mail: [email protected]: www.chemie.com
Landesverband BayernDipl.-Päd. Kwam WaltonE-Mail: [email protected]. Markus BornE-Mail: [email protected]: www.die-bayerische-chemie.de
Landesverband HessenHeike BlaumE-Mail: [email protected]: www.vcihessen.de
Landesverband NordDr. Ina KüperE-Mail: [email protected] PriebeE-Mail: [email protected]: www.vci-nord.dewww.vci-nord.de/ideenexpo-2015
Landesverband NordostDr. Jana Scheunemann E-Mail: [email protected] Internet: www.nordostchemie.de
Landesverband Nordrhein-WestfalenDipl.-Päd. Uwe WäckersE-Mail: [email protected]: www.nrw.vci.de
Landesverband Rheinland-Pfalz e. V.Dr. med. Christine von LandenbergE-Mail: [email protected]: www.chemie-rp.de
Internetadressen
Bundesarbeitgeberverband Chemie: www.bavc.de Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie: www.bpi.de Deutsche Bauchemie: www.deutsche-bauchemie.de Ideenexpo Vorschau 2015: www.ideenexpo.de Industrieverband Agrar: www.iva.de Industrieverband Klebstoffe: www.klebstoffe.com Jobbörse: www.komm-kleben.de Jobbörse: www.lacklaborant.de Life-Science-Research: http://lsr.vdgh.de NEXT STEP: www.deutsche-bauchemie.de/nextstep PlasticsEurope Deutschland: www.plasticseurope.org Verband der Diagnostica-Industrie: www.vdgh.de Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie: www.lackindustrie.de Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland: www.wissensfabrik-deutschland.de
Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI)Mainzer Landstraße 5560329 Frankfurt am MainTelefon: +49 69 2556-0Telefax: +49 69 2556-1471
E-Mail: [email protected]: www.vci.de
FOTOS: BASF SE (4), Bayer AG (Titel, 17), BPI Service GmbH (21), Chemieverbände Baden-Württemberg (15), Corbis (9), Hans F. Daniel (30), Deutsches Lackinstitut (20), Fotolia.com: MAST (2), vege (6), fotomek (7), Kesu (10), Kadmy (12 oben), Alexander Raths (22), contrastwerkstatt (23), motorlka (25 oben), Fraunhofer IFAM/Dirk Mahler (18), IVA (14 oben), Geerd Jacobs (11), Merck KGaA, Darmstadt Deutschland (3), PlasticsEurope Deutschland (35), privat (26), Provadis (16, 19), Karin Stachelscheid (28), TU Berlin (24), TU Dortmund (25 unten), VCI-Landesverband Nord (12), VCI-Landesverband Nordost (32), VCI-Landesverband Rheinland-Pfalz (31), VDGH (25), Kwam Walton, Bayerische Chemieverbände (14 unten), Wissensfabrik (33, 34)AUFLAGE: 5.000 Exemplare STAND: November 2014Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft.
Getragen von: Wirtschaftsverband VCI, Gewerkschaft IG BCE und Arbeitgeberverband BAVC