in memoriam hiroshi akiyama 1931â2012; in memoriam hiroshi akiyama 1931â2012;

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Chirurg 2012 · 83:996 DOI 10.1007/s00104-012-2396-5 Online publiziert: 12. November 2012 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012 J.R. Siewert Universitätsklinikum Freiburg In memoriam   Hiroshi Akiyama  1931–2012 Prof. Hiroshi Akiyama, ein Wegbereiter der modernen Ösophaguschirurgie und großes Vorbild vieler deutscher Ösopha- guschirurgen, hat diese Welt verlassen. Er verstarb im Alter von 81 Jahren in sei- nem Toranomon Hospital an den Folgen eines multiplen Myeloms. Seit 1974 war er Chairman des Department of Surgery und seit 1988 auch Medical Director des Toranomon Hospital in Tokyo. Jeder Chi- rurg, der sich mit der Chirurgie des Öso- phaguskarzinoms befasst hat, kennt seine Publikationen, in denen er minutiös die Anatomie des Mediastinums, der Lymph- drainage des Ösophagus und die daraus abzuleitenden lymphogenen Metastasie- rungswege beschrieben hat. Er war ein vehementer Vertreter der sog. 3-Feld- Lymphadenektomie, d. h. der komplet- ten Ausräumung sowohl des abdominel- len wie des mediastinalen und des zer- vikalen Kompartments. Mit minutiöser Sorgfalt hat er die chirurgische Technik dieser Operation beschrieben und auch graphisch dargestellt. Fast alle deutschen Ösophaguschirurgen haben ihn in Tokyo besucht und seine präzise Operations- technik bewundert und sich von ihm sti- mulieren lassen. Ein anderer wesentlicher Beitrag war die Beschreibung der Lymphadenekto- mie entlang der Arterie gastrica sinistra, d. h. an der kleinen Kurvatur des Magens. Aus der Notwendigkeit der Entfernung auch dieser Lymphknoten heraus, hat er die Magenschlauchbildung beschrie- ben, die heute weltweit Standard ist. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass ohne die Arbeiten von Hiroshi Akiyama die Öso- phaguschirurgie nie zu der Standardisie- rung unserer Zeit gekommen wäre. Er hat damit einen ganz wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Mortalität dieses Eingrif- fes geleistet. Verdientermaßen haben ihn unzählige Ehrungen erreicht. So war er Honorary Fellow des Royal College of Surgeons of England, Honorary Fellow des Ameri- can College of Surgeons und verschiede- ner südamerikanischer und europäischer chirurgischer Gesellschaften. Noch im letzten Jahr hat ihm die Österreichische Gesellschaft für Chirurgie die Ehrenmit- gliedschaft verliehen. Leider konnte er diese Ehrung schon nicht mehr persön- lich entgegen nehmen, weil sein Gesund- heitszustand zu schlecht geworden war. Die chirurgische Gemeinschaft verliert mit ihm nicht nur eine besonders beliebte und geschätzte Persönlichkeit, sondern auch einen der wegweisenden Pioniere der Ösophaguschirurgie. Er hat sich in der Tat um die Ösophaguschirurgie ver- dient gemacht. Dafür werden wir ihm all- seits ein ehrendes Andenken bewahren. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. J.R. Siewert Korrespondenzadresse Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. J.R. Siewert Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 49, 79095 Freiburg [email protected] Nachrufe Hiroshi Akiyama. (Mit freundl. Genehmigung  Nakayama Institute of Cancer Research) 996 | Der Chirurg 11 · 2012

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Chirurg 2012 · 83:996DOI 10.1007/s00104-012-2396-5Online publiziert: 12. November 2012© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012

J.R. SiewertUniversitätsklinikum Freiburg

In memoriam  Hiroshi Akiyama 1931–2012

Prof. Hiroshi Akiyama, ein Wegbereiter der modernen Ösophaguschirurgie und großes Vorbild vieler deutscher Ösopha-guschirurgen, hat diese Welt verlassen. Er verstarb im Alter von 81 Jahren in sei-nem Toranomon Hospital an den Folgen eines multiplen Myeloms. Seit 1974 war er Chairman des Department of Surgery und seit 1988 auch Medical Director des Toranomon Hospital in Tokyo. Jeder Chi-rurg, der sich mit der Chirurgie des Öso-phaguskarzinoms befasst hat, kennt seine Publikationen, in denen er minutiös die Anatomie des Mediastinums, der Lymph-drainage des Ösophagus und die daraus abzuleitenden lymphogenen Metastasie-rungswege beschrieben hat. Er war ein

vehementer Vertreter der sog. 3-Feld-Lymphadenektomie, d. h. der komplet-ten Ausräumung sowohl des abdominel-len wie des mediastinalen und des zer-vikalen Kompartments. Mit minutiöser Sorgfalt hat er die chirurgische Technik dieser Operation beschrieben und auch graphisch dargestellt. Fast alle deutschen Ösophaguschirurgen haben ihn in Tokyo besucht und seine präzise Operations-technik bewundert und sich von ihm sti-mulieren lassen.

Ein anderer wesentlicher Beitrag war die Beschreibung der Lymphadenekto-mie entlang der Arterie gastrica sinistra, d. h. an der kleinen Kurvatur des Magens. Aus der Notwendigkeit der Entfernung auch dieser Lymphknoten heraus, hat er die Magenschlauchbildung beschrie-ben, die heute weltweit Standard ist. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass ohne die Arbeiten von Hiroshi Akiyama die Öso-phaguschirurgie nie zu der Standardisie-rung unserer Zeit gekommen wäre. Er hat damit einen ganz wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Mortalität dieses Eingrif-fes geleistet.

Verdientermaßen haben ihn unzählige Ehrungen erreicht. So war er Honorary Fellow des Royal College of Surgeons of England, Honorary Fellow des Ameri-can College of Surgeons und verschiede-ner südamerikanischer und europäischer chirurgischer Gesellschaften. Noch im letzten Jahr hat ihm die Österreichische Gesellschaft für Chirurgie die Ehrenmit-gliedschaft verliehen. Leider konnte er diese Ehrung schon nicht mehr persön-

lich entgegen nehmen, weil sein Gesund-heitszustand zu schlecht geworden war.

Die chirurgische Gemeinschaft verliert mit ihm nicht nur eine besonders beliebte und geschätzte Persönlichkeit, sondern auch einen der wegweisenden Pioniere der Ösophaguschirurgie. Er hat sich in der Tat um die Ösophaguschirurgie ver-dient gemacht. Dafür werden wir ihm all-seits ein ehrendes Andenken bewahren.

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. J.R. Siewert

Korrespondenzadresse

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. J.R. SiewertUniversitätsklinikum FreiburgHugstetter Str. 49, 79095 [email protected]

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Hiroshi Akiyama. (Mit freundl. Genehmigung Nakayama Institute of Cancer Research)

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