hohe qualität mit ultradünnschicht-pulver

2
46 JOT 4.2013 Erfolgreiche Umstellung bei Fahrradhersteller Hohe Qualität mit Ultradünnschicht-Pulver Ultradünnschicht-(UDS)-Pulverlacke werden unter anderem zur Einsparung von Pulver eingesetzt. Die Vorteile zeigt das Beispiel des Fahrradherstellers Derby Cycle. Seit der Umstellung auf UDS-Pulverlacke hat die Oberflächenbeschichtung von Fahrradrahmen eine neue Qualität erreicht. D erby Cycle in Cloppenburg produ- ziert jährlich knapp 500 000 Räder verschiedener Bauart, die weltweit unter den Marken Kalkhoff, Focus, Raleigh, Univega und Rixe vertrieben werden. Die Spitze der Produktlinien bilden die trendigen, mit modernen Antrieben ausgerüsteten E-Bikes und Pedelecs. Aber auch Wettkampf-Rennmaschinen, Mountainbikes, qualitativ hochwertige Trekking-, City-, Offroad- und Kinder- räder für Alltag und Reise sind im Sorti- ment von Derby Cycle zu finden. Jedes Fahrrad spiegelt die Individu- alität des Besitzers wieder und so ist es nur logisch, dass bei Derby Cycle über 80 Standardfarben im Programm sind, die mit über 1000 Mustern und Sticker- anordnungen versehen werden können. „Unser Angebot ist auf die Bedürfnis- se der Kunden zugeschnitten. Da muss auch die Produktion flexibel gestaltet werden“, sagt Arne Sudhoff, Communi- cation Manager bei Derby Cycle. Ein wesentlicher Baustein dieser flexiblen Produktion stellt die Ober- flächentechnik dar. Die Fahrradrah- men werden mit Pulverlack grundiert, die Farbgebung erfolgt mittels Was- serlack und nach der Auringung der Dekore, also der Auleber, wird mit Acrylpulverlack die Schutzschicht voll- endet. Das Resultat sind extrem haltba- re Oberflächen in modischem Design. „Dieser Arbeitsablauf und Lackauau ist in der Branche einzigartig“, so Hei- ner Memering, Leiter Oberflächentech- nik bei Derby Cycle. Erfolgreiche Testläufe mit UDS-Pulver Schon der Schritt zur Grundierung mit Pulverlack war in der Branche ein Mei- lenstein, erfolgte dies üblicherweise doch mit Flüssiglack. Die Pulverlackgrundie- rung wurde bis 2007 mit Standardpul- verlack ausgeführt. Aufgrund der hohen Schichtstärken waren aber immer wie- der größere Nacharbeiten erforderlich. „Die aktuellen Fahrradgenerationen sind technisch anspruchsvolle Produk- te, bei denen verschiedene Baukompo- nenten sorgfältig ausgewählt und auf- einander abgestimmt sein müssen. Das führt dazu, dass an die Toleranzen und die Passgenauigkeiten immer größere Anforderungen gestellt werden“, so Me- mering. Um die Toleranzvorgaben ein- Der Fahrradhersteller Derby Cycle konnte durch die Umstellung auf Ultradünn- schichtpulver den Pulververbrauch im Beschichtungsprozess deutlich reduzieren PULVERBESCHICHTEN JOURNAL FÜR OBERFLÄCHENTECHNIK

Upload: duongkhanh

Post on 18-Mar-2017

215 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

46 JOT 4.2013

Erfolgreiche Umstellung bei Fahrradhersteller

Hohe Qualität mit Ultradünnschicht-PulverUltradünnschicht-(UDS)-Pulverlacke werden unter anderem zur Einsparung von Pulver eingesetzt.

Die Vorteile zeigt das Beispiel des Fahrradherstellers Derby Cycle. Seit der Umstellung auf

UDS-Pulverlacke hat die Ober�ächenbeschichtung von Fahrradrahmen eine neue Qualität erreicht.

Derby Cycle in Cloppenburg produ-ziert jährlich knapp 500 000 Räder

verschiedener Bauart, die weltweit unter den Marken Kalkho�, Focus, Raleigh, Univega und Rixe vertrieben werden. Die Spitze der Produktlinien bilden die trendigen, mit modernen Antrieben ausgerüsteten E-Bikes und Pedelecs. Aber auch Wettkampf-Rennmaschinen, Mountainbikes, qualitativ hochwertige Trekking-, City-, O�road- und Kinder-räder für Alltag und Reise sind im Sorti-ment von Derby Cycle zu �nden.

Jedes Fahrrad spiegelt die Individu-alität des Besitzers wieder und so ist es nur logisch, dass bei Derby Cycle über 80 Standardfarben im Programm sind, die mit über 1000 Mustern und Sticker-anordnungen versehen werden können.

„Unser Angebot ist auf die Bedürfnis-se der Kunden zugeschnitten. Da muss auch die Produktion flexibel gestaltet werden“, sagt Arne Sudho�, Communi-cation Manager bei Derby Cycle.

Ein wesentlicher Baustein dieser f lexiblen Produktion stellt die Ober-f lächentechnik dar. Die Fahrradrah-men werden mit Pulverlack grundiert, die Farbgebung erfolgt mittels Was-serlack und nach der Au�ringung der Dekore, also der Au�leber, wird mit Acrylpulverlack die Schutzschicht voll-endet. Das Resultat sind extrem haltba-re Ober�ächen in modischem Design. „Dieser Arbeitsablauf und Lackau�au ist in der Branche einzigartig“, so Hei-ner Memering, Leiter Ober�ächentech-nik bei Derby Cycle.

Erfolgreiche Testläufe mit UDS-PulverSchon der Schritt zur Grundierung mit Pulverlack war in der Branche ein Mei-lenstein, erfolgte dies üblicherweise doch mit Flüssiglack. Die Pulverlackgrundie-rung wurde bis 2007 mit Standardpul-verlack ausgeführt. Aufgrund der hohen Schichtstärken waren aber immer wie-der größere Nacharbeiten erforderlich. „Die aktuellen Fahrradgenerationen sind technisch anspruchsvolle Produk-te, bei denen verschiedene Baukompo-nenten sorgfältig ausgewählt und auf-einander abgestimmt sein müssen. Das führt dazu, dass an die Toleranzen und die Passgenauigkeiten immer größere Anforderungen gestellt werden“, so Me-mering. Um die Toleranzvorgaben ein-

Der Fahrradhersteller Derby Cycle konnte durch die Umstellung auf Ultradünn-schicht pulver den Pulververbrauch im Beschichtungsprozess deutlich reduzieren

PULVERBESCHICHTEN J O U R N A L F Ü R O B E R F L Ä C H E N T E C H N I K

47JOT 4.2013

zuhalten, mussten sämtliche Gewinde der Fahrradrahmen mit Kappen abge-stop� werden. Ein aufwendiger, zeitrau-bender und kostenintensiver Prozess.

Zu dieser Zeit wurde die neue Ge-neration Ultradünnschicht-Pulverlack der Karl Bubenhofer AG vorgestellt. Herbert Lohmann, Gebietsverkaufs-leiter von Kabe Pulverlack Deutsch-land GmbH, bot Derby Cycle an, das neue Pulver zu prüfen. „Das brauch-te schon Überzeugungsarbeit. Denn Derby Cycle hatte schon Pionierarbeit mit der Pulverlackgrundierung von Fahrradrahmen geleistet. Und UDS-Pulverlacke wurden bis dato noch nicht auf solchen Produkten eingesetzt“, so Lohmann.

Kurz darauf wurden mittels Hand-geräten verschiedene Farbtöne getestet, auf Verträglichkeit mit den Decklacken geprü� und den obligatorischen Salz-sprühtests unterzogen. Um den Einsatz wirklich beurteilen zu können, order-te Derby eine Nullserie des Pulvers und band diese auf der Automatikanlage in die Produktion ein. „Wir mussten ge-nau wissen, wie sich das neue Pulver in der Realität, das heißt im Produktions-prozess, verhalten würde“, erklärt Hei-ner Memering.

Pulver-Einsparung bis zu 35 ProzentBei Derby Cycle sind die Produktions-lose in Chargen von 60 bis 70 Au�rägen pro Tag aufgeteilt. Das neue Grundier-pulver wurde für speziell ausgesuch-te Aufträge eingesetzt, die durch die ganze Produktion verfolgt und genau-estens protokolliert wurden. Ein ers-tes positives Resultat kam von uner-warteter Stelle – aus der Abteilung des Federbaus. Dort stellte man fest, dass die Montage der Komponenten plötz-lich ganz �ott von Hand ging und keine Nacharbeiten mehr notwendig waren. Damit war der erste Beweis erbracht, dass mit dem neuen UDS-Pulverlack (Typ Poly�ex) die Passprobleme in den Gri� zu bekommen sind.

Weitere Versuche zeigten ebenso positive Ergebnisse beim Verlauf und im Verbrauch. „Meine Beschichter wun-derten sich, dass der Pulvervorrat ein-fach nicht zu Ende gehen wollte. Die Einstellungen wurden kontinuierlich

heruntergefahren und die Schichtstär-ken um 30 bis 40 µm reduziert. Unter dem Strich sparen wir so 35 Prozent an Pulver ein“, berichtet Heiner Memering.

Die Vorteile in der Anwendung liegen in der deutlichen Verbrauchs-reduktion. Gleichzeitig wird auch der Arbeitsaufwand massiv reduziert, da weniger Abdeckmaterialien notwen-dig sind. Zudem verkürzt sich die Be-schichtungszeit, es gibt keine Wulst-bildungen, es wird weniger Drucklu� verbraucht und die Gehänge müssen nicht so oft entlackt werden. Logos, Kennzeichnungen und Qualitätszei-chen bleiben deutlich sichtbar und die Abfallpulvermenge hat sich verringert.

Zügige UmstellungDie Umstellung auf das neue UDS-Pul-ver erfolgte bei Derby Cycle zügig. „Ich kann auf ein tolles, fachlich hoch qua-li�ziertes Team setzen, welches bei der Beschichtung immer die Augen o�en hat“, sagt Heiner Memering und er-gänzt: „Meine Leute sind stolz auf die Qualitätsprodukte aus unserem Unter-nehmen und arbeiten aktiv mit, diesen Standard zu halten und zu verbessern. Dazu gehört unter anderem die konti-nuierliche Überwachung des Beschich-tungsprozesses.“

Lässt sich das Resultat von Derby Cycle auch auf andere Anwender über-tragen? Herbert Lohmann ist davon

überzeugt: „Ich höre häu�g das Argu-ment, dass die Teile zu kompliziert sei-en, um den UDS-Pulverlack einzuset-zen. Derby Cycle zeigt, dass UDS ge-nau dafür die richtige Lösung ist, denn Fahrradrahmen gehören mit zu den komplexesten Teilen, die den Beschich-tungsprozess durchlaufen. Das sehr gu-te Eindringvermögen an Tretlager, Sat-telrohr und Lenkerkopf, die sehr gute Deckkra� und der reduzierte faraday-sche E�ekt sind der Beweis, dass UDS-Pulverlack alle Anforderungen erfüllt.“

Arne Sudho� zieht aus Sicht von Derby Cycle ein positives Fazit: „Mit den E-Bikes der Marken Kalkho� und Raleigh bieten wir bereits heute in Zei-ten des Klimawandels und des Trends zur Nachhaltigkeit ein funktionieren-des und alltagstaugliches E-Mobilitäts-system an.“ Unter diesem Aspekt ist der Einsatz des UDS-Pulverlacks für die Grundierung ein wesentlicher Baustein für einen energiesparenden und res-sourcenschonenden Fertigungsprozess. Denn es ist nachhaltiger und ressour-censparender, 30 bis 40 Prozent weni-ger Pulver zu produzieren, zu transpor-tieren, zu versprühen, zu entlacken und zu entsorgen.

Kontakt:Karl Bubenhofer AG, CH-Gossau Tel. +41 (0) 71 387 43 73, [email protected], www.kabe-farben.ch;Kabe Pulverlack Deutschland GmbH, Tel. 07255 99 161, [email protected]

Herbert Lohmann (links) Gebietsverkaufsleiter bei Kabe Pulverlack Deutschland, und Heiner Memering, Leiter Ober�ächentechnik bei Derby Cycle, begutachten die Beschichtungsresultate mit Ultradünnschichtpulver