herzlichendankfür ihren einsatz» · über eine notfallnummer rund um die uhr erreichbar. (uz)...

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Herzlichen Dank fürIhrenEinsatz» BernDieTierambulanzBern kämpftumsÜberleben - mussLucioPalmieri aufgeben? LucioPalmierisTierambulanzBem istinGeldnöten .Nachgutfünf Jahrendrohtdemtagein,tagaus rundumdieUhreinsatzbereiten PalmieridasAus .NunistdiePolitik aufdenfahrendenSympathie-Zug aufgesprungen :DieStadtBernsoll Palmierihelfen,fordertdieFDP BRUNOUTZ «FürIhrerascheHilfeamMontagabend möchteichmichauchimNamenmei- nesTigerkatersButzlisehrherzlichbe- danken .»«Wir,vorallemmeinHund,ha- bendieTierambulanzmittenimWald gebraucht.HerrPalmieriwarsehr schnellzurStelleundhatmeinenHund sofortinsTierspitalgefahren .. .Siesind einEngel .»DieListemitvergleichbaren DankeswortenimInternetgästebuchder Tierambulanz ist lang .EbensodieAuf- munterungen,weiterzumachen .Lucio PalmierikanndiemoralischeUnterstüt- zunggutgebrauchen,dennseinerTier- ambulanzgehtsfinanziellschlecht . «Nach15JahrenaufderNotfallstation desTierspitalshabe ich imApril2001die TierambulanzaufdieBeinegestellt .Seit- hersteheichdasganzeJahrüberrund umdieUhrfürEinsätzebereit,auch sonntags .»DasBedürfnisnachseinenHil- feleistungenseizujederTages-und Nachtzeitgross,sagtdergelernteTier- pfleger.DieNachteileseinerHilfsbereit- schaft :keinSchlafrhythmus,keinHobby, keineFreunde .«Weilichimmermitei- nemTelefonanrufrechnenmuss,kann ichmirnichteinmalleisten,auswärtses- senzugehen .»Weshalbtutersichdasan? «IchliebeTiereundbineinIdealist»,ant- wortetder45-jährigePalmieri . AuchvielGratis-Kundschaft SelbstverständlichverrechnetPal- nieriseineArbeit,schliesslichlebener unddieTierambulanzdavon .Mitden jährlichetwa80000Frankenbestreitet ZürichundBaselandersorganisiert EineTierambulanzbesitzenneben BernauchandereAgglomerationen, soetwaBaselundZürich .Jenesind aberandersorganisiert,Baselbe- sitztalsTrägerorganisationeineStif- tung,ZüricheinenVerein .InZürich entstandderVerein1999,nachdem diebereits1975voneinerEinzelper- songegründeteundgeführteTier- ambulanzinSchwierigkeitengera- tenwarundKonkursanmelden musste .ZudenNeugründerndes VereinsgehörtevorsiebenJahren derlangjährigeTagesschausprecher Leon Huber.GemässVereinspräsi- dentinMonicaLochererhältdie ZürcherTierambulanzkeineöffentli- chenGelder.SpendenundPatensi- LUCIOPALMIERI SeitfünfJahrenbetreibterdieTierambulanzBern,täglichundrundumdieUhr.zvs erseinenLebensunterhaltundberappt dieKostenfürdieInfrastrukturderTier- ambulanz .Oftarbeiteterabergratis .Et- wawennersichausgesetzterHundean- ninrrnt,streunendeKatzeneinfängt undzumKastrierenbringt .AuchWild- tierewieIgeloderFledermäusegehören zuPahnierisGratis-Kundschaft .Deshalb liegtnurwenigGeldaufdemTieram- bulanz-Konto .GenügendGeld,umsein reparaturanfälliges«300000-Kilometer- Auto»zuersetzenhätteerjedenfalls nicht,sagtPahnieri . AbnächsterWochekannertrotzdem miteiner«neuen»geländegängigenOc- casionzuseinenEinsätzenfahren .«Eine chertenebensodieExistenzwie derVerkaufderDienstleistungen . DazugehörederBetriebeineseige- nenTierheimesmitrund100Tie- ren .«EineTierambulanzmusszwin- gendübereinHeimverfügen»,sagt LochermitSeitenblickaufPalmieris TierambulanzinBern .PalmierisIn- frastrukturseiungenügend,dessen Arbeitaberuntadelig .DieZürcher TierambulanzbeschäftigeachtMitar- beiterinnenundMitarbeiter,darun- tereinendiplomiertenTierpfleger undzweiLehrlinge .Selbstverständ- lichwerdedasPersonalentlöhnt . AuchinZürichseidieTierambulanz übereineNotfallnummerrundum dieUhrerreichbar.(uz) ältereFrauhatdieBürgschaftfürdas Leasingübernommen .»SeitdenimFrüh- lingindenStadtbernerMedienpublik gemachtenGeldnöten - eineKundinhat- teinformiert - reitetLucioPalinieriauf einerSympathieWelle :E-Mails,Briefe undkleineGeldspendengingenbeiihm ein .UndimFlughafenBelpstellteAlpar- Direktor Charles RiesengareinSpenden- Kässeliauf .«Auf- deinFlugplatzlebenvie- leTiere,legendärwarunsereverstorbe- neFlugplatzkatze(Fritzli,»,sagtRie- sen .DerFlugplatzbietePalinieriregel- mässigfürHilfeleistungenauf.Auchsei- neKatzehabevondessenrascherHilfe profitierenkönnen .Riesen :«Fürmich undden Lions ClubBernwarklar,da müssenwirhelfen .»DerFlughafenliess einenWerbeflyerdrucken,undim nächstenFlughafenmagazinerhältPal- mierieineganzeSeitezurfreienGestal- tung .«WirmachendasausAchtungvor denTierenunddenselbstlosenLeistun- genderTierambulanz»,sagtRiesen . Politikmischtsichein AufPalmieriaufmerksamgeworden istauchdiePolitik .StadtpräsidentAle- xanderTschäppät(SF)versprachPalmieri imJuni,dieSachenachdenSommerferi- enindenGemeinderateinzubringen . MiteinerdringlichenInterpellationhat- tedieFDP-FraktiondortbereitsVorarbeit geleistet«WerrettetdieTierambulanz?», fragtendieFreisinnigenperInterpellati- onundwolltenwissen,obdieStadtdie DienstleistungenderTierambulanz übernehmenwürde,fallsPalmieriauf- r+IHREMEINUNG LeserbriefeWasdenkenSiezudiesem Thema?SchreibenSieeinenLeserbrief . UnsereAdressefindenSieaufSeite40 ." gehenmüsste.AlsAlternativewirddiefi- nanzielleUnterstützungdurchdieStadt zurDiskussiongestellt,allenfallsver- bundenmiteinemLeistungsvertrag . DerGemeinderatwirddenStadtrat nächsteWocheüberseineBeschlüssein- formieren .FürFDP-StadtratStephanHüg- liistaberklar,dassderGemeinderatder Tierambulanzhelfensoll .«AuchdieStadt profitiertvonPalmierisDienstleistungen . InFällen,indenenfrüherdieFlurpolizei gerufenwurde,hilftheuteoftPalmieri DessenArbeitseisinnvollundwerdevon derBevölkerungregenachgefragt .Den JungfreisinnigenChristianWasserfallen störtesnicht,dassseinVaterKurtWas- serfallen(FDP) - eristBerns«Säckelmeis- ter» - denstädtischenGeldbeutelöffnen soll .«WirFreisinnigentretenstetsfürs Sparenein .Hiergehtesaberumeinen bescheidenenBetrag,mitdemeinsinn- vollesundnützlichesAngeboterhalten werdenkann .»Obundallenfallswieder GemeinderatdieTierambulanzunter- stützenwill,wolltegesterndiezuständi- geGemeinderätinBarbaraHayoz(FDP) nichtverraten . WeitereInfos : www .tierambulanz-bern .c h . Spenden :TierambulanzBern,ValiantBank, K öniz .Konto -Nr.169 .828 .310 .03/630 0 . Postkontoder Bank :30-38112-0 .

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Page 1: HerzlichenDankfür Ihren Einsatz» · über eine Notfallnummer rund um die Uhr erreichbar. (uz) ältere Frau hat die Bürgschaft für das Leasing übernommen.» Seit den im Früh-ling

Herzlichen Dank für Ihren Einsatz»Bern DieTierambulanz Bern kämpft ums Überleben - muss Lucio Palmieri aufgeben?Lucio PalmierisTierambulanz Bemist in Geldnöten . Nach gut fünfJahren droht dem tagein, tagausrund um die Uhr einsatzbereitenPalmieri das Aus. Nun ist die Politikauf den fahrenden Sympathie-Zugaufgesprungen : Die Stadt Bern sollPalmieri helfen, fordert die FDP

BRUNO UTZ

«Für Ihre rasche Hilfe am Montagabendmöchte ich mich auch im Namen mei-nes Tigerkaters Butzli sehr herzlich be-danken .» «Wir, vor allem mein Hund, ha-ben die Tierambulanz mitten im Waldgebraucht. Herr Palmieri war sehrschnell zur Stelle und hat meinen Hundsofort ins Tierspital gefahren .. . Sie sindein Engel .» Die Liste mit vergleichbarenDankesworten im Internetgästebuch derTierambulanz ist lang. Ebenso die Auf-munterungen, weiterzumachen . LucioPalmieri kann die moralische Unterstüt-zung gut gebrauchen, denn seiner Tier-ambulanz gehts finanziell schlecht .

«Nach 15 Jahren auf der Notfallstationdes Tierspitals habe ich im April 2001 dieTierambulanz auf die Beine gestellt . Seit-her stehe ich das ganze Jahr über rundum die Uhr für Einsätze bereit, auchsonntags .» Das Bedürfnis nach seinen Hil-feleistungen sei zu jeder Tages- undNachtzeit gross, sagt der gelernte Tier-pfleger. Die Nachteile seiner Hilfsbereit-schaft : kein Schlafrhythmus, kein Hobby,keine Freunde . «Weil ich immer mit ei-nem Telefonanruf rechnen muss, kannich mir nicht einmal leisten, auswärts es-sen zu gehen .» Weshalb tut er sich das an?«Ich liebe Tiere und bin ein Idealist», ant-wortet der 45-jährige Palmieri .

Auch viel Gratis-KundschaftSelbstverständlich verrechnet Pal-

nieri seine Arbeit, schliesslich leben erund die Tierambulanz davon. Mit denjährlich etwa 80 000 Franken bestreitet

Zürich und Basel anders organisiertEineTierambulanz besitzen nebenBern auch andere Agglomerationen,so etwa Basel und Zürich . Jene sindaber anders organisiert, Basel be-sitzt alsTrägerorganisation eine Stif-tung, Zürich einen Verein . In Zürichentstand der Verein 1999, nachdemdie bereits 1975 von einer Einzelper-son gegründete und geführteTier-ambulanz in Schwierigkeiten gera-ten war und Konkurs anmeldenmusste . Zu den Neugründern desVereins gehörte vor sieben Jahrender langjährigeTagesschausprecherLeon Huber. GemässVereinspräsi-dentin Monica Locher erhält dieZürcherTierambulanz keine öffentli-chen Gelder. Spenden und Paten si-

LUCIO PALMIERI Seit fünf Jahren betreibt er die Tierambulanz Bern, täglich und rund um die Uhr. zvs

er seinen Lebensunterhalt und berapptdie Kosten für die Infrastruktur der Tier-ambulanz . Oft arbeitet er aber gratis . Et-wa wenn er sich ausgesetzter Hunde an-ninrrnt, streunende Katzen einfängtund zum Kastrieren bringt. Auch Wild-tiere wie Igel oder Fledermäuse gehörenzu Pahnieris Gratis-Kundschaft . Deshalbliegt nur wenig Geld auf dem Tieram-bulanz-Konto . Genügend Geld, um seinreparaturanfälliges «300000-Kilometer-Auto» zu ersetzen hätte er jedenfallsnicht, sagt Pahnieri .

Ab nächster Woche kann er trotzdemmit einer «neuen» geländegängigen Oc-casion zu seinen Einsätzen fahren . «Eine

cherten ebenso die Existenz wieder Verkauf der Dienstleistungen .Dazu gehöre der Betrieb eines eige-nenTierheimes mit rund 100 Tie-ren . «EineTierambulanz muss zwin-gend über ein Heim verfügen», sagtLocher mit Seitenblick auf PalmierisTierambulanz in Bern . Palmieris In-frastruktur sei ungenügend, dessenArbeit aber untadelig . Die ZürcherTierambulanz beschäftige acht Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter, darun-ter einen diplomiertenTierpflegerund zwei Lehrlinge . Selbstverständ-lich werde das Personal entlöhnt.Auch in Zürich sei dieTierambulanzüber eine Notfallnummer rund umdie Uhr erreichbar. (uz)

ältere Frau hat die Bürgschaft für dasLeasing übernommen.» Seit den im Früh-ling in den Stadtberner Medien publikgemachten Geldnöten - eine Kundin hat-te informiert - reitet Lucio Palinieri aufeiner SympathieWelle : E-Mails, Briefeund kleine Geldspenden gingen bei ihmein . Und im Flughafen Belp stellte Alpar-Direktor Charles Riesen gar ein Spenden-Kässeli auf. «Auf- dein Flugplatz leben vie-le Tiere, legendär war unsere verstorbe-ne Flugplatzkatze (Fritzli,», sagt Rie-sen . Der Flugplatz biete Palinieri regel-mässig für Hilfeleistungen auf. Auch sei-ne Katze habe von dessen rascher Hilfeprofitieren können . Riesen : «Für michund den Lions Club Bern war klar, damüssen wir helfen .» Der Flughafen liesseinen Werbeflyer drucken, und imnächsten Flughafenmagazin erhält Pal-mieri eine ganze Seite zur freien Gestal-tung . «Wir machen das aus Achtung vorden Tieren und den selbstlosen Leistun-gen der Tierambulanz», sagt Riesen .

Politik mischt sich einAuf Palmieri aufmerksam geworden

ist auch die Politik . Stadtpräsident Ale-xander Tschäppät (SF) versprach Palmieriim Juni, die Sache nach den Sommerferi-en in den Gemeinderat einzubringen .Mit einer dringlichen Interpellation hat-te die FDP-Fraktion dort bereits Vorarbeitgeleistet «Wer rettet die Tierambulanz?»,fragten die Freisinnigen per Interpellati-on und wollten wissen, ob die Stadt dieDienstleistungen der Tierambulanzübernehmen würde, falls Palmieri auf-

r+ IHRE MEINUNGLeserbriefe Was denken Sie zu diesemThema? Schreiben Sie einen Leserbrief .Unsere Adresse finden Sie auf Seite 40 . "

gehen müsste. Als Alternative wird die fi-nanzielle Unterstützung durch die Stadtzur Diskussion gestellt, allenfalls ver-bunden mit einem Leistungsvertrag .

Der Gemeinderat wird den Stadtratnächste Woche über seine Beschlüsse in-formieren . Für FDP-Stadtrat Stephan Hüg-li ist aber klar, dass der Gemeinderat derTierambulanz helfen soll . «Auch die Stadtprofitiert von Palmieris Dienstleistungen .In Fällen, in denen früher die Flurpolizeigerufen wurde, hilft heute oft Palmieri .»Dessen Arbeit sei sinnvoll und werde vonder Bevölkerung rege nachgefragt . DenJungfreisinnigen Christian Wasserfallenstört es nicht, dass sein Vater Kurt Was-serfallen (FDP) - er ist Berns «Säckelmeis-ter» - den städtischen Geldbeutel öffnensoll . «Wir Freisinnigen treten stets fürsSparen ein . Hier geht es aber um einenbescheidenen Betrag, mit dem ein sinn-volles und nützliches Angebot erhaltenwerden kann .» Ob und allenfalls wie derGemeinderat die Tierambulanz unter-stützen will, wollte gestern die zuständi-ge Gemeinderätin Barbara Hayoz (FDP)nicht verraten .

Weitere Infos : www.tierambulanz-bern .c h .Spenden :Tierambulanz Bern, Valiant Bank,K öniz .Konto -Nr.169 .828 .310 .03/630 0 .Postkonto der Bank : 30-38112-0 .

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STADT BERN

Berner Zeitung BZ,

Kein Herz für Tiere?

AUSGABE VOM 14. JUNI«FINANZPROBLEME. NOTFALLTIERAMBULANZ»Als ich diesen Artikel in der Mitt-wochausgabe las, konnte ich eskaum fassen. Da kommt ein Itali-ener und zeigt uns Bernern seinHerz für Tiere, indem er auf priva-ter Basis seit Jahren eine Tieram-bulanz betreibt. Ohne Gewinn-streben - nur einfach so, weil erTiere gern hat . Und jetzt soll dieseTierambulanz vor dem Aus ste-hen, weil Luciano Palmieri dieMittel ausgehen und es in Bernund Umgebung offenbar nieman-den geben soll, der ihm unter dieArme greift? Liebe Bernerinnenund Berner - das darf doch nichtwahr sein. Öffnet Euer Herz (undEuer Portemonnaie)! Auch Fir-men könnten sich mit ihrer «Por-tokasse» beteiligen, denn es gehtnicht um Riesenbeträge . Mit ins-

gesamt ein paar tausend Frankenjährlich könnte die Tierambulanzgerettet werden. Aber auch derRuf nach dem Staat dürfte hierausnahmsweise berechtigt sein,übernimmt Palmieri doch mitdem Bergen verletzter Tiere offen-sichtlich auch Aufgaben, diesonst bei der Polizei anfallen wür-den. Und zum Schluss sei nochdie Frage nach dem (wohlhaben-den) den) Tierschutzverein erlaubt .-Warum tut der nichts? Spenden : r

an: Tierambulanz Palmieri Bern, ÇPC 30-495411-8 .

FFRED ERNST Lucio Palmieri hilft mit seiner Ambulanz Tieren in Not -nun ist erGUMLIGEN selbst auf Hilfe angewiesen .

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oas innate

Die Tierambulanzist rund um die Uhreinsatzbereit .

Schnell zur Stelle : Lucio Palmieri hat schon unzähligen Tieren das Leben gerettet .

APPLAUS FUR: Lucio Palmieri, Tierretter

Allzeit bereitDie Ente im Teich des Berner Kursaal-Restau-rants kann nicht mehr laufen . Ein Bein istverletzt - ein komplizierter Bruch, wie die spä-tere Untersuchung im Tierspital zeigt . DieGäste rufen den Chef de Service, der sofortzum Telefon greift und Lucio Palmieri alar-

miert. Der Besitzerder Tierambulanzist - trotz vor-gerückter Stunde -schnell zur Stelle

und rettet der schwer verletzten Ente das Le-ben, indem er sie ins Tierspital bringt .

Lucio Palmieri, 40, ist 24 Stunden einsatz-bereit, sieben Tage in der Woche . Dank seinemunermüdlichen Engagement hat er im RaumBern unzähligen Tieren geholfen . Nicht nur inNotfällen. Palmieri wechselt Verbände, spritztInsulin, verabreicht Medikamente oder über-nimmt den Transport zum Tierarzt . «Viele

Leute haben kein Auto, und Taxifahrer wei-gern sich oft, Tiere zu transportieren», weissder frühere Pfleger des Berner Tierspitals ausErfahrung .

Nicht nur verzweifelte Tierbesitzer neh-men Palmieris Dienste in Anspruch . Auch dieStadtpolizei gehört zu seinen besten Kunden .Kein Wunder, ist der Tierretter viel auf Achse .Auf einen grünen Zweig kommt er trotzdemnicht, denn bei Findel- oder Wildtieren gibt eskeinen Besitzer, der das Einmann-Unterneh-men für die Hilfe entschädigt . Darum kann dieBerner Tierambulanz nur mit privaten Spen-den überleben .

Lucio Palmieri, UBS Bern, PC 30-35-9,Konto 0235-00577842.40M .

Kennen Sie jemanden, der Applaus verdient hat?Dann schreiben Sie uns . Geeigneten Geschichtengehen wir gerne nach .Redaktion Schweizer Familie, Werdstrasse 21, Postfach,8021 Zürich, redaktion@schweizer-familie .ch

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LUCIO PALMIERI UND SEINE TIERAMBULANZ

Einsatz

IHK Zr er

Ist ein Vierbeiner in Not,

r

Oberbottigen abgeben will. Viel

macht sich Lucio Palmieri

ist d as ab

»er nicht .

schleunigst mit seinerTierambulanz auf denWeg, um zu helfen . Seitvier Jahren steht er ansieben Tagen pro Wocherund um die Uhr für dieTiere im Einsatz .Manchmal ist auch Lucio Pal-mieri machtlos : Letzte Wochewurde in Belp eine Katze ange-fahren und blieb schwerverletztauf der Strasse liegen . EinBeckenbruch und eine gebro-chene Pfote diagnostiziert Pal-mieri, alarmiert von Passanten,die das Tier gefunden hatten .Der Besitzer kann schliesslichausfindig gemacht werden, erentscheidet sich aber gegeneine Operation - das Tier musseingeschläfert werden. «SolcheFälle gehen mir nahe, Operatio-nen an Tieren sind aber einesehr teure Sache», sagt Palmieri .

Lange Jahre im TierspitalSeine Liebe zu Tieren hat er be-reits als jugendlicher in Südita-lien entdeckt. «Meine Gross-mutter ging täglich in die Bäcke-rei und zum Metzger, um dieAbfälle der Betriebe zu sam-meln. Diese hat sie dann an diestreunenden Hunde und Katzenverfüttert», erzählt Palmieri . Sotummelten sich in seiner Um-gebung immer zahlreiche Tiere . 3Hier in der Schweiz hat Palmieri Éseine Tierliebe zum Beruf ge- <2Lmacht. Gelernt hat er sein Diesem Lamm hat Lucio Palmieri vor zehn Tagen in NiederbottigenHandwerk im Tierspital Bern, auf die Welt geholfen .wo er während zwölf Jahren an-gestellt war . Viel Erfahrung hat «Die Leute wissen, dass ihr Tierer vor allem während dieser Zeit bei mir in den besten Händenals Pfleger auf der Intensiv- ist, und vertrauen mir .»station gemacht. So kann erheute im Auftrag von Tierärzten Palmieri fühlt sich benutztSpritzen und Medikamente ver Dieses Vertrauen hat er sichabreichen, bei Unfällen die Erst- über die letzten vier Jahre hin-versorgung übernehmen und weg kontinuierlich aufbauenpräzise Diagnosen stellen .

müssen. «Als ich 2001 angefan-gen habe, ist ein ganzes Jahr

g lang praktisch nichts gelaufen .»An diesem Tag ist seine erste Die Aufträge kamen auch in derStation ein Mehrfamilienhaus Folge nur spärlich - und wurdenim Liebefeld. Kater Charly emp- von Palmieri oftmals unentgelt-fängt den bekannten Gast mit lich geleistet . «Wenn jemand eineinem kräftigen Miauen, erhe- herrenloses Tier findet und sichben vom weichen Sessel mag er der Besitzer nicht meldet, kannsich aber nicht . Charly ist nicht ich dem Finder keine Kosten be-verletzt . Seine Besitzer sind rechnen», erklärt der Nothelfer .mehrere Wochen in den Ferien Falls das Tier aber tot sei, müsseund haben Lucio Palmieri die jemand, und in den meisten Fäl-Pflege und Fütterung des Tieres le sei es dann halt er selber, fürwährend dieser Zeit anvertraut . die Entsorgung aufkommen .

Findige Tierbesitzer nutzenPalmieri deswegen nicht seltenaus. In Erinnerung hat er denFall eines Katzenbesitzers ; derdie Tierambulanz anrief, weil ervor seiner Türe eine Kiste mitjungen Kätzchen gefunden hat-te. Schliesslich stellte sich her-aus, dass diese Kätzchen sehrwohl dem Anrufer gehörten, ersie jedoch billig loswerden woll-te. Oder den Mann aus Muri, dersteif und fest behauptete, einHund sei ihm zugelaufen, in derWohnung des Mannes fand Pal-mieri jedoch eine Hundetür, einHundekistchen und einen Fres-snapf vor .

Über solches Verhalten kannsich der 43-jährige gebürtigeItaliener nur wundern: «Zwarmuss man etwas bezahlen,wenn man ein Tier-im Tierheim

Palmieri ortet TierquälereiIm Schnitt wird Palmieri proWoche zu fünf Notfällen geru-fen. «Bei rund achtzig Prozentder Unfälle handelt es sich umverletzte Katzen, die von einemAuto angefahren worden sind»,schätzt er. Am zweitmeistenkümmert er sich um verletzteWildtiere, so etwa Igel oderMäusebussarde . Glücklicher-weise selten ist Palmieri, der sel-ber drei Katzen und einen Hundhat, mit Tierquälerei konfron-tiert . Für Menschen, die ihre Tiermisshandeln, hat Palmieri nurVerachtung übrig. «Solche Men-schen sind krank», denkt er sichjeweils . Hinter den Vergiftungs-fällen, die sich seit Ostern in derStadt Bern überdurchschnitt-lich oft ereignet haben, vermu-tet er einen Tierquäler . Er selberweiss von drei Hunden, die aneiner Vergiftung gestorbensind .

Angewiesen auf SpendenDie zweite Station an diesemMorgen ist ein Privatzoo in Nie-derbottigen . Palmieri arbeitetdort an den Wochenenden alsTierbetreuer. Diesen Nebenjobkann er zurzeit aus finanziellenGründen nicht aufgeben. Umden Betrieb seiner Tierambu-lanz aufrechtzuerhalten, ist erauf Spenden angewiesen .«Weihnachten ist für Sammlun-gen immer die beste Zeit», weisser. Letzten Winter sei aber prak-tisch kein Geld hereingekom-men. «Viele Leute haben Geldfür die Tsunamiopfer gespen-det», vermutet er. In normalenJahren rechnet er mit 40000 bis50000 Franken an Spenden.

Reich wird Palmieri davonnicht, selten kommt er damitüberhaupt über die Runden .Deshalb hat er auch schon öf-ters den Bettel hinschmeissenwollen. «Ich bin seit Jahrennicht mehr in den Ferien ge-wesen, weil es einfach nichtreicht .» Trotzdem liebt er seineArbeit über alles und möchtegar nichts anderes tun. «Es gibtnichts Schöneres, als verletztenTieren zu helfen», sagts undmacht sich auf den Weg zumnächsten Vierbeiner in Not .

SABINE HIRSBRUNNER

Die Tierambulanz ist unter 0797060947 erreichbar . Der Dienst ist an 7Tagen pro Woche während 24 Stundenverfügbar : www.tierambulanz-bern .c h .

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Im Dienst der Tiere

Tierambulanz BernMit Herrn Lucio Palmieri sprach Rita Marlen Feisel

SHM: Herr Palmieri, in der Schweiz gibt esmehrere Tierambulanzen - Sie führen einein Bern. Worin besteht Ihre Tätigkeit?L . Palmieri : Ich bin da für Tiere, die plötzlichin Not geraten sind . Oft handelt es sich da-bei um durch einen Unfall verletzte Tiere -hier stehen Autounfälle oder Katzen, diesich in einem Kippfenster eingeklemmt ha-ben, an erster Stelle . Auch kümmere ichmich um ausgesetzte Tiere, die ich dann ein-fange und zur tierärztlichen Kontrolle oderdirekt ins Tierheim bringe . Ausserdem istmeine Ambulanz auch ein reines Tiertaxi,um z. B . ein Tier in die Arztpraxis oder einverstorbenes Tier ins Tierkrematorium zu fah-ren. Darüber hinaus hüte ich die Tiere beiAbwesenheit des Besitzers und versorgekranke Tiere auch beim Besitzer zu Hause .

Seit wann besteht Ihre Tierambulanz, undwie sind Sie auf die Idee gekommen, einesolche Institution ins Leben zu rufen?Die Tierambulanz Bern gibt es im kommen-den April seit drei Jahren . Als ich noch aufder Intensivstation der Tierklinik in Bern ar-beitete, sah ich, dass Besitzer/innen oft

64 Schweizer Hunde Magazin 1/04

überfordert waren, wenn es darum ging, ihrverletztes Tier anzufassen und zu transpor-tieren . Manchmal ist der Tierbesitzer auchganz einfach kräftemässig überfordert,wenn z. B . ein grosser Hund hospitalisiertwerden muss . Verletzte Tiere wehren sich oftauch heftig, kratzen oder beissen zu . Auchwissen die Besitzer/innen fast nie, welcheErste-Hilfe-Massnahmen sie an ihrem Tierselber durchführen könnten, bis sie beimTierarzt sind . Da gehen oft wertvolle Minu-ten verloren .

Wer beansprucht Ihre Dienstleistungen?Meine Kunden kommen querbeet aus allenBevölkerungsschichten . Es sind Personen,die selbst nicht mobil sind oder die ihr Tier,wenn es verletzt: oder tot ist, nicht berührenkönnen . Das gibt es noch mehr, als manmeint. Dann werde ich natürlich auch vonBehörden und Gemeinden hinzugezogen,wenn z. B . jemand, der ein Tier hat, ins Spi-tal oder in die Psychiatrie muss, bei Zwangs-räumungen, Inhaftierungen usw., wenn dieTiere dann versorgt oder ins Tierheim ge-bracht werden müssen . Auch bei tierquäle-

rischen Handlungen greife ich ein . Oft er-reichen mich auch Hinweise von Drittperso-nen, dass irgendwo ein krankes Tier liegt,das keinem zu gehören scheint . Meistenssind das Katzen, und da diese fast nie einenChip tragen, kann man deren Herkunft auchnicht zurückverfolgen .

'Was passiert dann hinterher mit solchen Tie-ren, und wer kommt für die Kosten auf?Da schneiden Sie ein leidiges Thema ah . Beischweren Verletzungen, bei denen keineAussicht auf Wiederherstellung der Ge-sundheit besteht, werden die Tiere einge-schläfert . Sind die Verletzungen nicht so gra-vierend, wird die Katze gesund gepflegtund anschliessend zur Weitervermittlung ins

I Tierheim gebracht. Oft melden-sich auchPersonen bei mir, die gerne einem solchenarmen Geschöpf einen Platz bieten möchten- das sind natürlich eher Glückssträhnen inmeiner täglichen Arbeit. Wenn die Besit-zer/innen nicht ausfindig gemacht werdenkönnen, bleiben natürlich die Kosten, zu-mindest für den Transport, an mir hängen .Deshalb bin ich auch sehr auf Spenden an-gewiesen, denn ohne freiwillige Geldzu-wendungen könnte ich diese Dienstleistunggar nicht aufrechterhalten .

Welche Tiere transportieren Sie? Gibt es einLimit z. B. in Bezug auf die Grösse oder dieTierart?Es handelt sich natürlich schon vorwiegendum Katzen, Hunde, Meerschweinchen, Vö-gel, Fische, Schildkröten, Igel und Schlan-gen . Falls der Geschäftsgang es zulässt, plc-

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Lucio Palmieri : Aus Liebe zum TierSchon seine Grossmutter fühlte sich stark mit den Tieren verbunden und fütterte viele streunende Katzen und Hunde .Da erstaunt es wenig, dass Lucio Palmieri diese Tierliebe geerbt hat und seit gut eineinhalb Jahren mit viel Geduld und

Herzblut die Tierambulanz Bern betreibt .

24 Stunden lang auf Abruf, sieben

der Ambulanzwagen wird selbstMal die Woche Nachtarbeit . So

unterhalten . Doch für den ehemali-sieht der strenge Alltag von Lucio

gen Tierpfleger des TierspitalsPalmieri aus . Tagsüber befreit er

Bern steht das Geld nicht im Vor-Tiere aus jeder Notlage, in der

dergrund: „Mir ist es wichtig, denNacht verteilt er Zeitungen, damit

Tieren helfen zu können . Die Finan-wenigstens ein Teil seines Einkom-

zen sind dabei sekundär ." Trotz-mens stabil ist. Denn Palmieri hat

dem hofft Palmieri, dass sich baldsich ein schweres Pflaster ausge-

eine Möglichkeit ergibt, mit demsucht. In Zürich und Basel hat sich

Tierschutz zusammenarbeiten zudie Institution einer Tierambulanz

können, was für ihn einer physi-schon lange durchgesetzt, nicht

schen und psychischen Entla-zuletzt dank guter und enger Zu-

stung gleichkäme. Zur Zeit sindsammenarbeit mit dem Tierschutz .

Verhandlungen im Gange, die ihnAn einer solchen Unterstützung

optimistisch stimmen . Bis jedochund Zusammenarbeit mangelt es in

feststeht, ob es eine Zusammenar-Bern aber derzeit noch . Als Lucio Lucio Palmiere betreibt mit viel Geduld und Herzblut die Tierambulanz Bern .

beit geben wird, tut Lucio PalmieriPalmieri vor gut eineinhalb Jahren

das, was er am besten kann : Tieredie Tierambulanz Bern ins Leben Herzblut verbunden, reich wird die Polizei nimmt seine Dienste ger- aus Notlagen befreien .rief, wurde er von vielen Seiten nur Lucio Palmieri nicht dabei . Er ver- ne kostenlos in Anspruch . Palmieri

Philippe Müllerbelächelt und nicht ganz für voll rechnet den Kunden die Fahrtko- hat schon mehrmals den Dialog mitgenommen. Auch machte sich der sten und stellt für seinen Einsatz den Behörden gesucht, mit dem be-gebürtige Italiener nicht bei allen vor Ort eine angemessene Rech- scheidenen Ziel, einen Teil seiner Damit sich die Tierambulanz Bern

Tierärzten sehr beliebt . Doch Pal- nung. Es kommt aber auch häufig Unkosten decken zu können . Dort weiterhin so gewissenhäft um

mieri liess sich nicht beirren, setzte vor, dass er seine Arbeit umsonst stiess er mit seinem Anliegen aber hilfsbedürftige Tiere kümmernseinen Weg beharrlich fort und verrichtet, gerade dann wenn er nur auf taube Ohren . Deshalb ist kann, ist sie auf IHRE Spende an-

schuf sich nach und nach einen gerufen wird, um einen Findling Lucio Palmieri vor allem auf seinen gewiesen. Die Tiere werden es 1h-

guten Namen . Bis heute hat er un- oder ein angefahrenes Tier aufzu- einzigen Sponsor swiss-way und nen danken .

zähligen Tieren das Leben ge- sammeln . In diesen Fällen kann die auf sich alleine gestellt . Die einzige

Spendekonten:rettet, sie aus ungemütlichen Situa- verantwortliche Person oft nicht Hilfe, die er daneben noch kriegt,

UBS Bem: 0235-00577842 .40 Mtionen befreit, sie während den Fe- ausfindig gemacht werden, und ist die seiner Frau und seiner Söh-

Postkonto UBS : 30-35-9rien betreut und mehrere von ih- Palmieri geht leer aus . Bei wilden ne. Die Visitenkarten und anderen

Notfallnumnen im Tierheim untergebracht . Tieren ist eine Verrechnung der PR-Massnahmen werden selber

Bern; 079

7067609 47rambulanz

Diese Arbeit ist mit viel Geduld und Spesen ohnehin unmöglich . Auch hergestellt und ausgearbeitet, und

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Aber auf diesen n ilte-einer Katzenhalte-

rin konnte Lind Wollte .der 40-jährige Tier-Pfleger [ucio Palmierinicht reagieren . DieTierambulanz Bernhilft fast immer gerne, .beinahe rund um dieUhr. In solchen Fällenjedoch - besagte Kat-ze hatte im Übrigen-.m Morgen schongefressen und solltenun das Sheba-M ittagessen an einemSonntag serviert be-kommen - setzt LncioPalmieri in SachenTierliebe GrenzenText Markus und Barbara TraberFotos Markus Traber

Während des Gesprächs mit demTierpfleger läutet das Natel : «LassenSie den Raben ruhig auf dem Balkonliegen. Er ist wohl etwas benommenvom Schlag, den er erlitten hat, als erin - die Fensterscheibe geflogen ist»,erklärt er. Dies ist ein für die Tier-ambulanz Bern typischer Einsatz .Palmieri gibt sogar die Telefonnum-mer eines Tierliebhabers an, der sei-nen zahmen Raben vor zwei Monaten

Schon über 100 000 km unterwegs

verloren hat. Es könnte ja sein . . .Nach dem Interview wird er sich denverwirrten Vogel ansehen und zu hel-fen versuchen .

Auf der Intensivstation für TiereLucio Palmieri hat 13 Jahre als

Tierpfleger im Berner Tierspital ge-arbeitet, meist auf der Intensivstati-on. Dort hat er seine Kenntnisse inder Tierpflege vertieft, Verbändegewechselt, Infusionen gesetzt, denUmgang mit Sauerstoff gelernt,gebrochene Beine eingeschient usw.Er bekam auch immer wieder dieNöte und Sorgen von Tierbesitzernmit, die sich wegen Bagatellfällenmeldeten oder dringend einen Ratbrauchten: Der Hund habe Durchfall,die Katze könne nicht mehr stehen,der Vogel lahme auf einem Flügel . . .Bei solchen Vorkommnissen Hilfe zuleisten, musste das Tierspital aller-dings ablehnen, weil es im Gegen-satz zu Basel und Zürich - in Bernkeine Tiernotfallstelle gab. Palmieribeschloss deshalb im April 2001, eineTierambulanz auf die Beine zu stel-len - und er hat diese nicht nur ini-tiiert, sondern betreibt sie gleichselbst .

Im Moment ist «Igeli-Zyt»Lucio Palmieris Schilderungen

von Erlebnissen mit Haus- und Wild-tieren bis zu Schlangen wirken le-bendig und detailgetreu, und manspürt dahinter sein unermüdlichesEngagement und seine Liebe zumTier. Die Menschen sind meist über-fordert, wenn es darum geht, einenverletzten Igel zu bergen und ihm zuhelfen. Da springt Tierretter Palmie-ri gern ein . Er berät und beruhigtaber auch die aufgeregten Leute,meist schon am Telefon . «Ich kommeso schnell wie möglich vorbei .

Page 8: HerzlichenDankfür Ihren Einsatz» · über eine Notfallnummer rund um die Uhr erreichbar. (uz) ältere Frau hat die Bürgschaft für das Leasing übernommen.» Seit den im Früh-ling

Berühren Sie das Tier nicht, ziehenSie Handschuhe an und schieben eshöchstens etwas auf die Seite .»

Der erfahrene Tierpfleger er-zählt z.B. von einer fünfjährigendeutschen Dogge, die beim Spielenmit anderen Hunden plötzlich imWald umgefallen sei . Die Besitzerinhabe sofort angerufen, aber er habebeim 60 kg schweren Tier leider nurnoch den Tod feststellen können . Esgebe keine andere Stelle, an die sichdie Frau hätte wenden können. Zu-dem wäre es einem Taxi gar nichtmöglich gewesen, zur Unfallstelle zufahren. Auch die Polizei, oft die ersteAnsprechstelle für solche Hilferufe,sei froh, Palmieris Dienste ' in An-spruch nehmen zu können, und ar-beite eng mit ihm zusammen . Er wer-de oft gerufen, um etwa einen streu-nenden Hund einzufangen oder einTier aus einem Autounfallwrack zubefreien .

Ein breites AngebotWer die Homepage der Tieram-

bulanz Bern besucht, erhält einenÜberblick über die vielseitigenDienstleistungen, die Lucio Palmierianbietet und für die sonst niemandzuständig oder verantwortlich istoder sein will .

- Taxifahrten mit Tieren (z.B . Hundoder Katze zum Tierarzt oder insTierspital bringen und wiederzurückfahren)

- Tierpflege im Hause des Besitzers(Verbände erneuern, Krallenschneiden)

- Befreiung von Tieren aus missli-chen Lagen (z.B . das eingeklemm-te «Büsi» befreien)

- Verabreichung von Medika-menten

- Betreuung von Tieren währendFerienabwesenheiten usw.

Meist müssen auch die Tierbesitzeroder Tierhalterinnen betreut wer-den. Vor allem ältere Menschen sindoft froh, wenn sie sich mit Lucio Pal-mieri über ihren Liebling - ihre Kat-ze, ihren Hund, ihr Meerschweinchenu.a.m . - austauschen können und er-zählen schliesslich ihr ganzes Leben .Die Tierpflege ist dann eherzweitrangig, im Vordergrund stehtder menschliche Kontakt, der sichüber das «Tierproblemchen» ergibt .

Und wieder läutet das NatelLucio Palmieri ist ein «Vielschaf-

fer» . Da die Tierambulanz Bern vonkeiner öffentlichen Stelle finanziellunterstützt wird und auf privateSpenden angewiesen ist, braucht ereinen Zusatzverdienst. Früh mor-gens (notabene auch am Sonntag)trägt er in Thun und OstermundigenZeitungen aus und arbeitet zudem anWochenenden im privaten TierparkOberbottigen. Am Tag des Interviewserzählt er, er sei um fünf Uhr mor-gens ins Bett gegangen und um achtwieder aufgestanden . Verrückte, an-strengende, doch nie langweilige Ta-ge - und das seit drei Jahren! Ferienhabe es keine mehr gegeben, Wo-chenenden zum Erholen auch nicht .Trotzdem beklagt sich Lucio Palmie-ri nicht. Er glaubt an die Notwendig-keit seiner Arbeit, die er als wichtigeAufgabe, ja fast als Mission ansieht .Er will 24 Stunden pro Tag für dieTiere da sein . Ein Kollege und Leutevom privaten Tierpark können ihnnotfalls ersetzen und helfen ihm, sei-ne vielfältigen Aufgaben zu erfüllen,nicht in Konkurrenz zu den Tierärz-ten, sondern als Zusatz- und Hilfe-

ambulanz-Bern begonnen hat, mitseinem Auto 100 000 Kilometer ge-fahren ist, zeigt eindrücklich, wienötig seine Einsätze sind. Unzähli-gen Tieren hat er mit Geschick undGeduld das Leben gerettet oder sieaus Notlagen befreit .

Was sagt die Familie?Seine zwei Kinder seien bereits

in einem Alter, wo sie nicht mehr sostark auf die Präsenz des Vaters an-gewiesen seien und seine Frau un-terstütze ihn, wo sie könne, dochein «geregeltes Familienleben» findekaum mehr statt, gibt er zu. Wennsich die Tierambulanz-Bern so ent-wickle, wie er sich das wünsche, kä-men sicher auch wieder ruhigere Ta-ge, an denen er seinem Hobby, demFotografieren, frönen könne . Mit Fo-tografieren habe er übrigens im Tier-spital angefangen. Er sei immer wie-der gerufen worden, um Operationenund seltene «Fälle» abzulichten .

Lucio Palmieri lebt für die Tiere .Sieben Tage in der Woche. Tiere sei-en die besseren Menschen, heisst es- für ihn sicher eine Behauptung, derer voll zustimmen kann .

Mit einem Herzen für Tiere

TIERAMBULANZ BERNNotruf: 079 706 09 47Spenden : UBS Bern PC 30-35-9Konto 0235-00577842.40 M Lucio Palmeriwww.tierambulanz-bern .ch

«Gesichtet in Bern» ist eine'`aN RBäR- r rie an Barbara

und Markus Traber . Die Autorin Lind derBerner ironhadour portrliier_ n .. en-sçheii, die ohne rnosses ut efun ihre tàgliehe l rneil vorri_hten oder nw erde

wöhnliehes leisten .

s sind ;i eist cl cr die

«Stillen» im Land, auf deren Einsatzniemand verzichten n e :I .ite

unrl den nwir dankbar sind .