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Herausforderung hochangereicherterwaffengrädiger HEU-Brennstoff im
Forschungsreaktor FRM-II
Wolfgang Liebert
Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften (ISR)Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien
Fachgespräch der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Berlin, 11. Juli 2016
Interdisziplinäre ArbeitsgruppeNaturwissenschaft, Technikund Sicherheit (IANUS),TU Darmstadt
1. HEU-Problematik und internationale Abreicherungsbemühungen
2. FRM-II und HEU – ein mehr als 20-jähriges Drama
3. Stand der internationalen Abreicherungsbemühungen
4. Stand der internationalen Entwicklung hochdichter Brennstoffe
5. Empfehlung der US National Academies of Sciences (NAS)
Panel-Report „Reducing the use of highly enriched uranium incivilian research reactors“, Feb. 2016
6. Gibt es Konversionsoptionen für den FRM-II ?
• hochangereichertes Uran (HEU) ist Spaltstoff für Atomwaffen• Uran-Bombe ist leichter machbar als Plutonium-Bombe• eine Reihe erfolgreicher oder versuchter Atomwaffen-
programme sind über den Uran-Pfad gegangen
HEU-Problematik
Natururan bestehtzu 0,7 % aus spaltbarem Uran-235zu 99,3 % aus nicht spaltbarem Uran-238
~ 3 - 4 % angereichertes Uran (LEU): Reaktorbrennstoff> 20 % angereichertes Uran (HEU): Waffenstoff (ca. 90 %)
Waffen-HEU: ca. 90 % Uran-235 (10-50 kg für eine Bombe)
• viele Forschungsreaktoren wurden zunächst mitwaffengrädigem HEU-Brennstoff ausgelegt
• Ziel waren möglichst hohe Neutronenflüsse• Folge: erhebliche HEU- und Reaktorexporte von USA+UdSSR
Länder mit Forschungsreaktoren
Quelle: IANUS-Bericht „Untersuchungen zu technischen Potenzialenfür die Umrüstung des Forschungsreaktors München II“ an BMBF, 2006
Kritische Massen für Uran
Quelle: IANUS
HEULEU
Kritische Massen für Uran
Quelle: IANUS
HEULEU
LEU = Low Enriched Uranium(U-235 Anteil < 20 %)
HEU = Highly Enriched Uranium(U-235 Anteil > 20 %)
Reaktorkonversion von HEU- auf LEU-Brennstoffdient der präventiven Vermeidung von Proliferationsgefahrendurch Etablierung von mehr Proliferationsresistenzim Bereich Forschungsreaktoren (in ca. 60 Ländern)
• „robust machen“ gegen Proliferationauf der technischen Ebene
• intrinsische technische Hürden stärken gegenüberextrinsisch-institutionell wirksamen Hürden(über Safeguards hinaus !)
• Fokus: Anlagendesign, Auslegungsmerkmale,Zugriffsmöglichkeiten auf sensitive Materialien(erkennen und nutzen von Alternativpfaden)
• proliferation resistant ≠ proliferation proof
Hochdichter versus hochangereicherterBrennstoff
Mehr Neutronenfluss durch Erzeugung vonmehr Neutronen pro Volumeneinheit
Eine Lösung: Möglichst hoher Anteil von spaltbarem U-235durch hohe Anreicherung → HEU
U-238
U-235
Hochdichter versus hochangereicherterBrennstoff
Mehr Neutronenfluss durch Erzeugung vonmehr Neutronen pro Volumeneinheit
Eine Lösung: Möglichst hoher Anteil von spaltbarem U-235durch hohe Anreicherung → HEU
Alternative: Möglichst hohe Urandichtebei niedriger Anreicherung → LEU
U-238
U-235
Konversionsbemühungen Forschungsreaktoren vonHEU- auf LEU-Brennstoff (< 20%) seit 1979/80:
• INFCE-Empfehlungen (Int. Nuclear Fuel Cycle Evaluation, 1978-80)
• US RERTR-Programm (Reduced Enrichment of Research and TestReactors, seit 1979)
• Abreicherungs/Konversions-Programme auch inWest-Europa, Japan, SA, Ost-Europa,..., Russland, (China),…
• Entwicklung hochdichter Brennstoffe für Forschungsreaktoren:von < 1g/cc zu bis zu 4,8 g/cc (Uran-Silizide U3Si ) in den 1980ern +
• Umrüstung/Konversion von Forschungsreaktoren ohne signifikante/n- Neutronenfluss-Verlust- zusätzliche Betriebskosten
• Normentwicklung: neue Forschungsreaktoren mit LEU auslegen !
HEU-Forschungsreaktoren und Brennstoffkonversion
Stand (Anfang 2000er): 284+ Forschungsreaktoren in 56+ Ländern
130+ mit HEU in ca. 40 Ländern
ca. 50 t HEU weltweit „unterwegs“
Konversionsbemühungen von HEU auf LEU seit 1979/80:
Ergebnis: 38 Reaktoren (> 1 MW) in 19 Ländern umgerüstet auf LEU
US RERTR hat knapp 100 Reaktoren auf der Konversions-„Liste“
1. HEU-Problematik und internationale Abreicherungsbemühungen
2. FRM-II und HEU – ein mehr als 20-jähriges Drama
3. Stand der internationalen Abreicherungsbemühungen
4. Stand der internationalen Entwicklung hochdichter Brennstoffe
5. Empfehlung der US National Academies of Sciences (NAS)
Panel-Report „Reducing the use of highly enriched uranium incivilian research reactors“, Feb. 2016
6. Gibt es Konversionsoptionen für den FRM-II ?
Ausnahmen: Libyen (1980), Jamaica(1982/83),Tschechien (1986, konv. 2006), Deutschland (1996)
Zusätzlich 9 Miniature Neutron Scources (MNSR) in China, Ghana, Iran,Pakistan, Nigeria, Syrien (nur je ca. 1 kg HEU-Inventar)Erste IAEO-Expertentreffen zur MNSR-Konversion mit Lieferer China (2006 u. 07)
HEU-Ausnahmen: Libyen (1980), Jamaica (1982/83)Tschechien (1986, konv.2006), Deutschland (1996)
Sonderfall FRM-II
Sonderfall FRM-II*
*FRM-II: Forschungs-Reaktor München II
Höchst fragwürdige Verwendung der hochdichten Konversions-Brennstoffe in hochangereicherter, waffengrädiger Form !
Forschungsreaktor München II (FRM-II) – Chronologie I
• Planung des FRM-II seit den 1980er Jahren (erst mit LEU, dann mit HEU)• kritische Stimmen innerhalb der Scientific Community: HEU-Verzicht!• nach Beginn des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens 1993 starke
öffentliche Kritik am HEU-Einsatz – auch in den Parlamenten (BY, BuTa)• nach Baubeginn 1996 verstummt die Kritik nicht• nach Regierungswechsel im Bund (1998): BMBF-Expertenkommission
diskutiert Jan. bis Juni 1999 Umrüstungsaussichten
Betrachtete Optionen:[Var. 1: deutliche Leistungserhöhung zur Kompensation]Var. 2: Umrüstung vor Inbetriebnahme mit verfügbaren/nah verfügb.
Uransilizid-Brennstoffen, nahe oder unter 20% Anreicherung(später weitere Verbesserung durch neue Brennstoffe)
Var. 3: Inbetriebnahme mit HEU-Brennstoff; Umrüstung später mitneuen Brennstoffen, mit LEU [oder 50% Anreicherung]
Nachträgliche Neutronenfluss-Berechnungen: IANUS
FRM-II Chronologie II
2001 Paraphierung Verwaltungsvereinbarung BMBF-BY:- Betriebsbeginn mit HEU- Umrüstung bis Ende 2010: Anreicherung < 50%
2003 Letzte Stellungnahme der Bundesaufsicht (BMU):- Betriebsgenehmigung zunächst mit HEU- Umrüstungsauflage bis 31.12.2010
Unterzeichnung der Verwaltungsvereinbarung BMBF-BY- Berücksichtigung des Standes von W&T (Abreicherung)
2004 Inbetriebnahme des FRM-II mit HEU (93% Uran-235)
Umrüstungsplanung in 3 Phasen à 2,5 Jahren:1. Brennstoffsuche2. Brennstoffentscheidung und Design d. Brennelements3. Herstellung Brennelement und Genehmigungsverfahren
Da neue, in Entwicklung befindliche Brennstoffe nicht rechtzeitig qualifiziertwerden können, wird die Umrüstungsfrist auf 31.12.2018 verschoben.
Verständigung über den Umrüstungsweg zw. Bund und BY bis Ende 2016
Fortschritte bei der Brennstoffentwicklunginsbes. Uran-Molybdän (UMo)
UMo-Dispersion UMo-Monolithic
1. HEU-Problematik und internationale Abreicherungsbemühungen
2. FRM-II und HEU – ein mehr als 20-jähriges Drama
3. Stand der internationalen Abreicherungsbemühungen
4. Stand der internationalen Entwicklung hochdichter Brennstoffe
5. Empfehlung der US National Academies of Sciences (NAS)
Panel-Report „Reducing the use of highly enriched uranium incivilian research reactors“, Feb. 2016
6. Gibt es Konversionsoptionen für den FRM-II ?
Neuere Entwicklung seit 11.9.2001
USA-Position:- „Create a global norm delegitimizing civil HEU possession and use“
Nov. 2003 US-DoE – russisches Minatom:globale Eliminierung von HEU und Selbstverpflichtung zur Konversion
Mai 2004 US-DoE: Global Threat Reduction Initiative (GTRI)- Int. Kooperation „The Global Research Reactor Security (GRRS)“- Beschleunigung des Konversionsprogramms: 5 in 2006, 1. Russ. Reaktor- US und russ. Brennstoff- Rücknahmeprogramme erneuert- HEU-Cleanout:
2003/04: 14 kg Rumän, 17 kg Bulg, 17 kg Lyb, 3 kg Usbek, 6 kg Tschech2005/06: 268 kg Polen, Kasach., Deutschl. (Rossendorf)
- Etat-Zahlen [in Mio US-$]: 70 (2004), 94 (2005), 97 (2006), ... , 102 (2008)Feb. 2005 Bratislava Nuclear Security Cooperation Initiative (Bush-Putin)
- Konversion aller HEU-Reaktoren in USA und Rußland bis 2013/14- Konversion von 7 US-Uni-Reaktoren bis 2010
Jul. 2006 The Global Initiative to Combat Nuclear Terrorism (Bush-Putin)- weitere GTRI-Stärkung
Risiko durch HEU für Forschungsreaktoren nicht gebanntEinschätzung um 2010:
Knapp 300 Forschungsreaktoren in knapp 60 Ländern- 132 mit HEU betrieben (30 davon größer 1 MW Leistung)- geschätzt 20 t HEU (zumeist in abgebr. Brennstoff) weltweit außerhalb
Kennwaffenstaaten unterwegs- 2002 – 2010: etwa 2,5 t HEU nach USA und Russland zurückgebracht- 27 Nicht-Kernwaffensaaten haben HEU ≥ 1 kg; 14 davon HEU > 10 kg
Potentieller Waffenstoff ist durch den HEU-Bestand jederzeit verfügbar!
HEU-Bedarfsmengen und Anreicherungsgrade werden von offiziellen Stellennicht mehr veröffentlicht!
US RERTR/GTRI-Konversionsliste (2005): 105/109 Forschungsreaktoren
Zeit der großen Hoffnung:48 bereits umgerüstet38 umrüstbar mit existierenden Brennstoffen22 benötigen neue Brennstoffe weiter erhöhter DichteZieldatum für Vervollständigung des Konversionsprogramm: 2014
Anzahl HEU-nutzender Forschungsreaktoren auf der US DoE-Listeund Zeithorizont für vollständige Konversion aller
Status des Forschungsreaktor-Konversionsprogramms 2014/15
kumulierte Anzahl konvertierter (oder geschlossener) Forschungsreaktoren,die HEU nutzten oder derzeit nutzen über die Zeit (aus US-Perspektive)
NAS-IAEA-Liste ziviler Forschungsreaktoren mit HEU-Brennstoff (2016)
Belgien 2Canada 2China 4Deutschland 1Frankreich 6Ghana 1Iran 1Israel 1Italien 1Japan 4Kasachstan 3Nigeria 1Nordkorea 2Pakistan 1Russland 32Syrien 1USA 8Weißrussland 3
Summe 74in 18 Ländern
Konversion schwer bei 10-11 Hochflussreaktoren(1 Belgien, 1 Deutschland, 1-2 Frankreich, 2 Russland, 5 USA)
NAS-IAEA-Liste des jährlichen HEU-Brennstoff-Bedarfs (2016)
7 Hochflussreaktorenhaben 80% des globalenzivilen Gesamtbedarfsan HEU
US ATR 120 kgUS HFIR 80 kgR MIR.M1 62 kgF ILL 55 kgD FRM-II 38 kgB BR2 29 kgUS MURR 24 kg
1. HEU-Problematik und internationale Abreicherungsbemühungen
2. FRM-II und HEU – ein mehr als 20-jähriges Drama
3. Stand der internationalen Abreicherungsbemühungen
4. Stand der internationalen Entwicklung hochdichter Brennstoffe
5. Empfehlung der US National Academies of Sciences (NAS)
Panel-Report „Reducing the use of highly enriched uranium incivilian research reactors“, Feb. 2016
6. Gibt es Konversionsoptionen für den FRM-II ?
Uran-Molybdän (UMo) Brennstoffe
Oben: UMo-Dispersionsbrennstoffplatte mit Brennstoffpartikeln (schwarz)in einer Al-Matrix (bis 8 g/cc)
Unten: monolithische UMo-Brennstoffplatte mit einer Brennstofffolie(bis 16 g/cc)
Neue hochdichte Uran-Molybdän (UMo) Brennstoffe
1996+ UMo-Dispersionsbrennstoff (8 g/cc) in USA1999+ auch in F, Arg, S-Korea, Russl.2002+ erhebl. Probleme bei Bestrahlungsexperimenten:
„pillowing“ (Brennstoffschwellen)2004+ detailliertere Erklärungsversuche: Spaltprodukte in
der UMo-Al-Interaktionsschicht2002+ monolithische UMo-Brennstoffe (16 g/cc) in USA2005+ Versuche zur Unterdrückung des Aufbaus der
Interaktionsschicht in UMo-Dipers.: zB Si-Beimischung2005++Vergrößerung der Datenbasis für monolithisches
UMo insbes. in USA aber auch in F2005 Beginn Bestrahlungsexp. mit UMo-Dispersion
(50% Anreicherung!) für FRM-II in Frankreich2007+ Wachsender Einsatzbereich f. UMo-Dispers. mit Si;
erfolgr. Herstellung u. Bestrahlung von monolith. UMoBrennstoffplatten
Ergebnisse von Bestrahlungsversuchen von U-7Mo Dispersionsbrennstoffen(Brennstoffschwellen bei gemäßigten Spaltdichten – unterdrückbar durch Si)
Bestrahlungsversuche von U-7Mo Dispersionsbrennstoffen bei höherenSpaltdichten und teilweise höherem Si-Beimischungen (4-6%)
Noch immer Probleme bei hohen Spaltdichten (bei Hochflussreaktoren!)
Einsatzbereich von UMo-Dispersionsbrennstoff und FRM-II
Lokale über Zyklusdauer gemittelte Spaltrate übermittlere Spaltdichte bei Zyklusende in den Brennstoffpartikeln- Experimentelle Daten: □ stabiles versus ◊ instabiles Verhalten- MCNP-Simulation für FRM-II: helle ∆ 8 g/cc, dunkle ∆ 4 g/cc
Quelle: IANUS-Bericht „Untersuchungen zu technischen Potenzialenfür die Umrüstung des Forschungsreaktors München II“ an BMBF, 2006
Zeitplan des französisch-europäischen Brennstoff-Qualifizierungsprogramms(HERACLES) für Uran-Molybdän Dispersionsbrennstoffe (bis Dichte 8g/cc)
Plan für das amerikanische Brennstoff-Qualifizierungsprogramm fürmonolithische Uran-Molybdän-Brennstoffe (bis Dichte 16 g/cc)
Einschätzung der Verfügbarkeit hochdichter Konversionsbrennstoffe(Uransilizide und UMo Dispersion und UMo monolithisch)durch das Panel der US National Academies of Sciences, März 2016
1. HEU-Problematik und internationale Abreicherungsbemühungen
2. FRM-II und HEU – ein mehr als 20-jähriges Drama
3. Stand der internationalen Abreicherungsbemühungen
4. Stand der internationalen Entwicklung hochdichter Brennstoffe
5. Empfehlung der US National Academies of Sciences (NAS)
Panel-Report „Reducing the use of highly enriched uranium incivilian research reactors“, Feb. 2016
6. Gibt es Konversionsoptionen für den FRM-II ?
Grobe Einschätzung der notwendigen Anreicherungen (bei Ziel marginaleLeistungsverluste) und der Zeiträume für die Umrüstung wesentlicherHochfluss-Reaktoren in USA (und Europa) [NAS-Panel 2016]
Grobe Einschätzung der notwendigen Anreicherungen (bei Ziel marginaleLeistungsverluste) und der Zeiträume für die Umrüstung wesentlicherHochfluss-Reaktoren in USA und Europa (NAS-Panel 2016)
Einige der Empfehlungen des NAS-Panels (2016)
Schneller Zwischenschritt bei den Abreichungsbemühungenfür Hochflussreaktoren auf < 45 %(erreichbar innerhalb von 5 Jahren mit existierenden Uran-Siliziden)
Verdünnung aller HEU-Vorräte für Forschungsreaktoranwendungenauf < 45 % Anreicherung
Intensive Fortsetzung der UMo-Brennstoffentwicklung (Dispersionund monolithisch) höchster Dichte
Zweiter Konversionsschritt auf LEU < 20%, sobald UMo-Brennstoffequalifiziert sind (etwa ±15 Jahre Zeitbedarf wahrscheinlich)
Vermeidung von waffengrädigen HEU-Lieferungen für den Fall einesZwischenschrittes bei der Abreicherung (auf 45% und weniger) in USAund EU innerhalb der nächsten 5 Jahre [NAS-Panel 2016]
1. HEU-Problematik und internationale Abreicherungsbemühungen
2. FRM-II und HEU – ein mehr als 20-jähriges Drama
3. Stand der internationalen Abreicherungsbemühungen
4. Stand der internationalen Entwicklung hochdichter Brennstoffe
5. Empfehlung der US National Academies of Sciences (NAS)
Panel-Report „Reducing the use of highly enriched uranium incivilian research reactors“, Feb. 2016
6. Gibt es Konversionsoptionen für den FRM-II ?
2004-2006 Pfadentscheidung bei Brennstoffwahl für FRM-II
TU München:- bislang offenbar vorrangig UMo-Dispersionsbrennstoff
(8 g/cc) bei 50% Anreicherung(keine Veränderungen ansonsten akzeptabel!)
IANUS (TU-Darmstadt):- Nutzung und Ausschöpfung der Potenziale monolithischer
UMo-Brennstoffe (16 g/cc):1. UMo-Dispersion wahrscheinlich untauglich2. Monolithisches UMo attraktiver für Umrüstung
auf möglichst niedrige Anreicherung (Ziel: 20%)3. Veränderung der Brennelement-Geometrie notwendig!
Ein-Brennelement-Reaktoren
High Flux Isotope Reactor HFIR), Oak Ridge, USA (BILD)High Flux Reactor (HFR), ILL Grenoble, Frankreich et al.Forschungsreaktor München II (FRM-II), Deutschland
Modifikationen der FRM-II Brennstoffplatten
Brennstoffzone (rot), Cladding (grau), Kühlwasser (blau)Reduktion der Cladding-Stärke in Mod. 4+5Volumenverhältnis von Kühlwasser zu Schwermetall H/HM
Quelle: IANUS-Bericht „Untersuchungen zu technischen Potenzialenfür die Umrüstung des Forschungsreaktors München II“ an BMBF, 2006
(Insbesondere muss bei Abreicherung mehr Brennstoff im ggf.verdickten/verlängerten Brennelement untergebracht werden!)
Modifikationsideen für Brennelement –Auslegungdes FRM-II mit monolithischem UMo
bei Erhalt der Zykluslänge von 52 Tagen
Variationen gegenüber gegenwärtigem HEU-Design hervorgehoben
Quelle: IANUS-Bericht „Untersuchungen zu technischen Potenzialenfür die Umrüstung des Forschungsreaktors München II“ an BMBF, 2006
Ergebnis von Optimierungsrechnungen fürzwei BE-Modifikationen mit monolithischem UMo
Ausgangspunkt: Modifikationen Mod.1 + Mod.3 (ohne Cladding-Variation)(Neutronenfluss in 10¹4 n/cm²s)
Quelle: IANUS-Bericht „Untersuchungen zu technischen Potenzialenfür die Umrüstung des Forschungsreaktors München II“ an BMBF, 2006
(„Monolithisch 2“ mit marginaler Leistungserhöhung auf 22 MW)
Erreichbarer thermischer Neutronenfluss für zweibeispielhafte BE-Modifikationen des FRM-II
Quelle: Promotionsarbeit A.Glaser (2005)
Systematische Studie zur Erhöhung der Anfangsreaktivität(und des thermischen Neutronenflusses)
Variation: Kühlkanal, Brennstoffzone, Hüllung (19,75 %, 70 cm Höhe)
Optimale Kühlkanaldicke zwischen 2,6 und 3,4 mm(Je weiter die Kühlkanäle, desto sensitiver reagiert die Anfangsreaktivität auf Erhöhung der Brennstoffzonendicke.)
aktuelle FRM-II Geometrie
cooling chanel cooling chanel
Ke
ff(i
ni)
Ke
ff(i
ni)
HEU LEU 1 LEU 2
Enrichment 93.0% 19.75%
80cm
0.80 mm
19.75%
84 cm
0.80 mm
Active Height 70 cm
Meat 0.60 mm
Cooling Channel 2.20 mm 3.0 mm
0.2 mm
3.0 mm
0.25Cladding 0.38 mm
Power 20 MW 20 MW 22 MW 20 MW 22 MW
Flux loss max reference -15.4% -7.0% -16.2% -7.9%
Flux loss CNS reference -13.7% -5.1% -14.7% -6.2%
Heat Flux 182 W/cm2 188 W/cm2 207 W/cm2 183 W/cm2 202 W/cm2
Zwei vorläufige Optionen für das FRM-II-Brennelementbasierend auf LEU-Brennstoff (Anreicherung 19,75 %)
LEU 1: ungewöhnlich dünnes Cladding mit 0,2 mm (z.B. Zr-Hüllung)LEU 2: sehr hohes Brennelement
Quelle: IANUS-Bericht „Untersuchungen zu technischen Potenzialenfür die Umrüstung des Forschungsreaktors München II“ an BMBF, 2006
Positives IANUS-Ergebnis:UMo-monolithisch LEU-Varianten für den FRM-II sind theoretisch denkbar
Aber heute: UMo-Verfügbarkeit noch ungewiss (2030? noch später?)
Nach langjähriger Ignorierung- von Abreicherungsmöglichkeiten unterhalb von 50%,- der Notwendigkeit des Studiums von Brennelement-Modifikationen,- der Betrachtung von monolithischem UMo-Brennstoff,schwenkt die TUM in den letzten Jahren darauf ein.
Sogar die tatsächlich heute verfügbaren Uransilizide kommenals „Backup“ in den Blick.
Quelle: Breitkreutz, Röhrmoser, Petry, RRFM Conf. 2013
Quelle: Breitkreutz, Röhrmoser, Petry, RRFM Conf. 2013
Röhrmoser (TUM) Veröffentlichung (RRFM-Konferenz 2015)
Uransilizid als „backup fuel“ für den FRM-II
Nun auch veränderte Brennelement-Geometrie:- verlängertes Brennelement- verdicktes Brennelement- dickere Brennstoffzone im Brennelement
[U-7Mo Dispersionsbrennstoff (8 gU/cc) bei 30% Anreicherung]
Uransilizid-Brennstoff (6 gU/cc) bei 35 % Anreicherung:- Neutronenflussverlust: 6%- an der Kalten Quelle: 4%(gewiss an oder unter der Marginalitätsgrenze)
Weiter abwarten (15 Jahre oder mehr) oder bald handeln?
Eine Überlegung (angeregt durch NAS):
Wäre nicht ein bereits qualifizierter Uransilizid-Brennstoff (4,8 gU/cc)(oder ggf. ein vielleicht bald verfügbares Uransilizid mit ~ 6 gU/cc)bei optimierter Brennelement-Geometrie denkbarbei Anreicherung << 45% und Flussverlusten < 10% ???
Sorgfältige neutronenphysikalische und thermohydraulischeModellrechnungen werden nötig, um solche Zwischenlösungen, diein wenigen Jahren realisierbar wären, näher zu bestimmen.
Dies wäre ein Zwischenschritt –bis eine endgültige LEU-Lösung (< 20% Anreicherung!!)mit Uran-Molybdän (UMo) monolithisch möglich wird (2030-2035?)
Weiter abwarten (15 Jahre oder mehr) oder bald handeln?
E N D E
Entwicklung des max. (therm.) Neutronenflusses in F-Reaktoren über die Zeit
Maximale Anforderungen bei US Hochflussreaktoren (Yacout 2015)
Maximale Anforderungen bei europ. Hochflussreaktoren (Yacout 2015)