head-up-displays für das kleinwagensegment

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HEAD-UP-DISPLAYS FüR DAS KLEINWAGENSEGMENT Johnson Controls wagte zur IAA einen neuerlichen Anlauf, die Vor- teile von Head-up-Displays auch für die kleineren Fahrzeugklassen zugänglich zu machen. Anders als klassische Head-up-Displays, die die Windschutzscheibe als Projek- tionsfläche nutzen, dient für die Lowcost-Version eine ausfahrbare Scheibe im Hauptsichtfeld des Fahrers. TECHNOLOGIE In ihrem Konzeptfahrzeug ie:3 zeigte Johnson Controls zur IAA eine Idee, wie ein Head-up-Display für kleinere Fahr- zeugklassen aussehen könnte. Die als selbstständiges Element konzipierte, kos- tenoptimierte Technologie projiziert die wichtigsten Fahrerinformationen auf einen transparenten Glasspiegel im Hauptsicht- feld des Fahrers. Möglich wird dies durch eine Glas- scheibe, die über der Instrumentenanzeige ausgefahren wird. Bei dieser Combiner- Head-up-Display genannten Technik han- delt es sich um eine eigenständige, auf das Kombiinstrument abgestimmte Ein- heit, die die Fahrerinformationen in Farb- darstellung über eine versenkbare Glas- fläche widergibt. Die Software priorisiert Fahrerinformationen gezielt und proji- ziert diese auf das Glas im Hauptsicht- feld des Fahrers. Was das System nun auch für Endkun- den im Kleinwagensegment erschwinglich macht, betrifft die Vorgaben zur System- zulassung von Head-up-Displays: Für her- kömmliche, in die Windschutzscheibe in- tegrierte Systeme muss zur Zulassung eine separate Kalibrierung der Technologie mit der Windschutzscheibe vorgenommen werden. Als eigenständiges System entfällt dieser Aufwand bei der Entwicklung von Johnson Controls. Zeit- und kostenintensive Justierungsarbeiten und eine Beschichtung der Windschutz- scheibe werden damit überflüssig. Teure Folgekosten zur Wiedereinrichtung eines Head-up-Displays spielen selbst im Falle eines erforderlichen Scheiben- austauschs bei Glasschaden keine Rolle mehr. ERGONOMISCHE VORTEILE Die Technologie der Head-up-Displays, die 2003 im damaligen BMW 5er erstmals in einem Serienfahrzeug realisiert worden war, soll vor allem die Sicherheit erhöhen. Grund: Der Fahrer muss den Blick nicht mehr von der Straße abwenden, um bei- spielsweise die Geschwindigkeitsanzeige zu beobachten. Während ein Durchschnittsfahrer für das Ablesen einer Information auf dem Kombiinstrument etwa 1 s benötigt – in dieser Zeit legt er bei 50 km/h 14 m zurück – halbiert das Head-up-Display diese Zeit. Vor allem ältere Verkehrsteil- nehmer, deren Augen sich beim Wechsel zwischen verschiedenen Entfernungen langsamer umstellen, gewinnen so an potenziellem Bremsweg. Dies gilt auch für die abgespeckte Ver- sion von Johnson Controls: Aufgrund der ergonomisch optimierten Position des Sys- tems kann der Fahrer die relevanten Dis- playinformationen wie etwa Geschwindig- keit, Verkehrszeichenerkennung oder Turn- by-Turn-Navigation deutlich schneller als bei herkömmlichen, außerhalb des Sicht- felds angebrachten Anzeigen wahrnehmen und verarbeiten. Einen ähnlichen Vorstoß wagte das Unternehmen übrigens bereits zur IAA 2007. Damals hieß das Combiner- Head-up-Display noch „Head-Medium- Display“ und sollte ab dem Modelljahr 2009 zum Einsatz kommen. Stefan Schlott SPECIAL TECHNIKTRENDS INTERIEUR 878 DOI: 10.1365/s35148-011-0201-2

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Head-up-displays für das Kleinwagensegment

Johnson Controls wagte zur IAA

einen neuerlichen Anlauf, die Vor-

teile von Head-up-Displays auch

für die kleineren Fahrzeugklassen

zugänglich zu machen. Anders als

klassische Head-up-Displays, die

die Windschutzscheibe als Projek-

tionsfläche nutzen, dient für die

Lowcost-Version eine ausfahrbare

Scheibe im Hauptsichtfeld des

Fahrers.

Technologie

In ihrem Konzeptfahrzeug ie:3 zeigte Johnson Controls zur IAA eine Idee, wie ein Head-up-Display für kleinere Fahr-zeugklassen aussehen könnte. Die als selbstständiges Element konzipierte, kos -tenoptimierte Technologie projiziert die wichtigsten Fahrerinformationen auf einen transparenten Glasspiegel im Hauptsicht-feld des Fahrers.

Möglich wird dies durch eine Glas-scheibe, die über der Instrumentenanzeige ausgefahren wird. Bei dieser Combiner-Head-up-Display genannten Technik han-delt es sich um eine eigenstän dige, auf das Kombiinstrument abgestimmte Ein-heit, die die Fahrerinformationen in Farb-darstellung über eine versenkbare Glas-fläche widergibt. Die Software prio risiert Fahrerinformationen gezielt und proji-ziert diese auf das Glas im Hauptsicht-feld des Fahrers.

Was das System nun auch für Endkun-den im Kleinwagensegment erschwinglich macht, betrifft die Vorgaben zur System-zulassung von Head-up-Displays: Für her-

kömmliche, in die Windschutzscheibe in -tegrierte Systeme muss zur Zulassung eine separate Kalibrierung der Technologie mit der Windschutzscheibe vorgenommen werden.

Als eigenständiges System entfällt dieser Aufwand bei der Entwicklung von Johnson Controls. Zeit- und kostenin tensive Justierungsarbeiten und eine Beschichtung der Windschutz-scheibe werden damit überflüssig. Teure Folge kosten zur Wiedereinrichtung eines Head-up-Displays spielen selbst im Falle eines erforderlichen Scheiben-austauschs bei Glasschaden keine Rolle mehr.

ergonomische VorTeile

Die Technologie der Head-up-Displays, die 2003 im damaligen BMW 5er erstmals in einem Serienfahrzeug realisiert worden war, soll vor allem die Sicherheit erhöhen. Grund: Der Fahrer muss den Blick nicht mehr von der Straße abwenden, um bei-spielsweise die Geschwindigkeitsanzeige zu beobachten.

Während ein Durchschnittsfahrer für das Ablesen einer Information auf dem Kombiinstrument etwa 1 s benötigt – in dieser Zeit legt er bei 50 km/h 14 m zurück – halbiert das Head-up-Display diese Zeit. Vor allem ältere Verkehrsteil-nehmer, deren Augen sich beim Wechsel zwischen verschiedenen Entfernungen langsamer umstellen, gewinnen so an potenziellem Bremsweg.

Dies gilt auch für die abgespeckte Ver-sion von Johnson Controls: Aufgrund der ergonomisch optimierten Position des Sys -tems kann der Fahrer die relevanten Dis-playinformationen wie etwa Geschwindig-keit, Verkehrszeichenerkennung oder Turn-by-Turn-Navigation deutlich schneller als bei herkömmlichen, außerhalb des Sicht-felds angebrachten Anzeigen wahrnehmen und verarbeiten. Einen ähnlichen Vorstoß wagte das Unternehmen übrigens bereits zur IAA 2007. Damals hieß das Combiner-Head-up-Display noch „Head-Medium-Display“ und sollte ab dem Modelljahr 2009 zum Einsatz kommen.

Stefan Schlott

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