hamza yusuf - wer sind die kuffar

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 Wer sind die Ungläubigen? Scheich Hamza Yusuf 1  Übersetzt von M. F. Bayraktar ©www.madrasah.de 1  Hamza Yusuf Hanson, 1960 geboren in Washington State und aufgewachsen in Nordkalifornien. Nachdem er im Jahr 1977 Muslim wurde, begann er eine Studienreise im Ausland, in den Arabischen Emiraten, Saudi Arabien, und auch in Nord – und Westafrika. Er bekam Lehrerlaubnisse in verschiedenen islamischen Wissenschaften von den dortigen sehr bekannten Gelehrten. Nach zehn Jahren Studium kehrte er in die Vereinigten Staaten Amerikas zurück und studierte Religionswissenschaften und Gesundheitswesen. Nach kurzer Zeit wurde er Internationaler Redner über verschiedene Themen des Islām und der Muslime und ist der erste amerikanische Dozent, der in der ältesten und bekanntesten Universität Marokkos lehren durfte, nämlich al-Qarawiyīn in Fes. Im Jahr 1996 gründete er in Kooperation Zaytuna Institute, welches einen internationalen Ruf für die Darstellung klassischen Islams im Westen bekommen hat. Er lebt momentan in Nordkalifornien mit seiner Frau und fünf Kindern.

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  • Wer sind die Unglubigen?

    Scheich Hamza Yusuf1

    bersetzt von M. F. Bayraktar

    www.madrasah.de

    1 Hamza Yusuf Hanson, 1960 geboren in Washington State und aufgewachsen in Nordkalifornien. Nachdem er im Jahr 1977 Muslim wurde, begann er eine Studienreise im Ausland, in den Arabischen Emiraten, Saudi Arabien, und auch in Nord und Westafrika. Er bekam Lehrerlaubnisse in verschiedenen islamischen Wissenschaften von den dortigen sehr bekannten Gelehrten. Nach zehn Jahren Studium kehrte er in die Vereinigten Staaten Amerikas zurck und studierte Religionswissenschaften und Gesundheitswesen. Nach kurzer Zeit wurde er Internationaler Redner ber verschiedene Themen des Islm und der Muslime und ist der erste amerikanische Dozent, der in der ltesten und bekanntesten Universitt Marokkos lehren durfte, nmlich al-Qarawiyn in Fes. Im Jahr 1996 grndete er in Kooperation Zaytuna Institute, welches einen internationalen Ruf fr die Darstellung klassischen Islams im Westen bekommen hat. Er lebt momentan in Nordkalifornien mit seiner Frau und fnf Kindern.

  • ufr kann man wahrscheinlich als Unglauben, Undankbarkeit oder arrogante

    Ablehnung der Wahrheit definieren; es hat andere vielfltige Bedeutungen im

    Qurn und der Sunnah. Der Qurn erwhnt, dass wenn der Mensch gestrt wird

    von der Wahrheit, er anfngt darber nachzudenken (fakkara) und beschliet (qaddara)

    welche Herangehensweise die allerbeste ist, um seine Ablehnung der Wahrheit zu

    rechtfertigen. Deswegen sind Unglaube und Klugheit miteinander verwandt. Aristoteles

    definierte Intelligenz als den Vermittler zwischen Dummheit und Klugheit oder List.

    Unglaube (kufr) ist eine Antwort auf die Wahrheit, welche die Verschleierung der Wahrheit

    beinhaltet. Linguistisch gesehen wurzelt das Wort kufr in kafara, welches wortwrtlich

    bedeutet: etwas verdecken. Ein Wort fr den Bauern in Arabisch ist kfir, weil ein Bauer die

    Samen mit Erde bedeckt. Kufr ist ebenfalls Verstecken , wie in kufr al-nimah (das

    Verstecken von Wohltaten). Kufr wird im Qurn als ein Gegenbegriff (Antonym) fr den

    Glauben (mn) benutzt, und Kfir (Unglubiger) wird mit Mumin (Glubigen) als eine

    Antwort auf die Zeichen Gottes nebeneinander gestellt. Es wird ebenfalls benutzt als das

    Gegenteil von Dankbarkeit (schukr).

    Das Wort kufr hat viele verschiedene Definitionen (add). Ibn Furk definiert kufr als:

    Ignoranz in Bezug auf Gott, in Bezug auf seine Eigenschaften. Eine Ablehnung und

    Verneinung dieser erachtet man ebenfalls innerhalb der Ignoranz.2 Diese Definition

    beinhaltet, dass ein Mensch, welcher Gott ablehnt oder Gott irgendetwas beigesellt, in

    Bezug auf Gott ignorant ist, und seine Ignoranz fhrt ihn zu der Ablehnung dessen, was

    hinsichtlich Gott wahr ist. Ibn Frak raimahullh zitiert Abl asan al-Aschar

    raimahullh, welcher Abl usayn a-li raimahullh zitiert:

    Kufr ist die Unwissenheit ber Gott, und es ist eine Eigenschaft, welche das

    Gegenteil von Wissen ber Gott ist. Es befindet sich im Herzen des Menschen

    und ist im Verstndnis, nicht in der Tat. Darber hinaus ist die Unwissenheit

    ber Gott ein Hass auf Gott, und eine aufgeblasene Haltung gegenber Gott, eine

    Verspottung Gottes und eine Verneinung.3

    Ab al-Baq definiert kufr als ein einziges Glaubenssystem, welches im Gegensatz zu dem

    zweifellos wahren heiligen Gesetz Muammad allallhu alayhi wa sallams steht. Er

    erklrt weiter:

    Die Menschen werden in zwei Gruppen kategorisiert: jene, welche den Weg

    Muammad allallhu alayhi wa sallams akzeptieren, und sie werden Glubige

    genannt (muminn) ; und jene, die ihn ablehnen, werden Unglubige genannt

    (kfirn). Aus dieser Perspektive heraus stellen die kfirn eine einzige Gruppe

    dar, auch wenn sie untereinander gespalten sind, und somit sind sie auch wie

    die Sekten der Muslime: sie haben verschiedene Glaubensansichten in der

    2 Ab Bakr b. Frak al-Ibahn, Kitb al-udd f al-ul (Beirut: Dr al-Gharb al-Islm, 1999), S. 110 3 Ibid.

    K

  • Religion des Islm. Kufr selbst kann in Wort und Tat sein. Ein Wort ist etwas, was

    kufr notwendig macht, das heit, eine Ablehnung von dem, worin die Muslime

    Konsens haben [ist kufr], ungeachtet ob es aus einem Glauben, einem

    Widerstand oder dem Hohn zeugt. Eine Tat, deren Resultat das Urteil des Kufr

    ist, wre eine, welche absichtliche oder andeutende Zeichen von

    Geringschtzung der Religion sind, wie z.B. die Niederwerfung vor einem Gtzen

    oder das Werfen des Qurns in eine Mlltonne.4

    Diese Definition ist gem dem allgemeinen modernen muslimischen Verstndnis ber kufr.

    Es ist simple, schwarz und wei, und geht davon aus, dass jeder die Botschaft vernommen,

    darber nachgedacht und eine letztliche Entscheidung gefllt hat. Die juristische Bedeutung

    von kufr ist eine Ablehnung von allem, was man notwendigerweise von der Religion

    Muammads allallhu alayhi wa sallam wissen muss [kufr ist] die Ablehnung der

    Existenz des Schpfers oder der prophetischen Mission Muammad allallhu alayhi wa

    sallams oder des Verbots der Unzucht und anderer vergleichbarer Taten. Diese Definition,

    von allen vier Rechtsschulen akzeptiert, definiert kufr als eine Ablehnung der essenziellen

    Bestandteile des Islams, welche allen bekannt sind, die damit vertraut sind. Logischerweise,

    wenn die Ablehnung eines essenziellen Teiles kufr ist, dann ist die Ablehnung von allem a

    priori kufr. Aus diesem Grund sahen die Muslime die Nichtmuslime als kuffr (Unglubige),

    da sie nmlich ein Teil des Islams ist.

    Es ist wichtig, den rechtlichen Status eine kfirs zu bestimmen, da ein Muslim weder von

    einem kfir erben, noch ihm irgendetwas vererben darf.5 Auerdem wird ein kfir weder

    gem dem islamischen Ritus begraben, noch beten Muslime fr ihn oder sie nach dem Tod.

    Viel absoluter: das Urteil von kufr ber jemanden bedeutet, dass er auf einen Status der

    Verdammnis im Jenseits degradiert wird. Das ungeheure Ausma dieses Urteils ber eine

    Person ist so gro, dass es rechtlich verboten ist zu sagen, jemand sei fr das Hllenfeuer

    bestimmt, solange nicht ein klarer Vers oder ein adth mit unterschiedlichen

    berlieferungen darauf hinweist. Dieses Verbot schliet ebenfalls ein, dass jemand nicht

    den inneren Zustand einer Person bei Gott erkennen kann, sondern nur das uere einer

    Person. Der Qurn sagt in klaren Worten, dass die innere Realitt des kufr einen Status der

    Verdammung mit sich bringt, und dieses (ultimative) Urteil ist alleine Allahs. (6:57) Die

    tiefgreifende Implikation dessen drfen Muslime nicht verlieren. Der Prophet Muammad

    allallhu alayhi wa sallam stellte dies klar als er sagte: Mir wurde befohlen nach dem

    ueren zu richten, und Gott alleine gebhrt (das Urteilen) ber die innere Realitt.

    Deswegen kann eine Person uerlich das Urteil des kufr auf sich haben, doch nur Gott

    alleine kennt seinen Zustand, und deswegen kann nur Gott alleine sein ultimatives Ende

    bestimmen.

    4 Ab al-Baq al-Kaffaw, al-Kullyt (Beirut: Muassasat al-Rislah, 1993), 764 5 Dies ist ein vielfltiges gesetzliches Urteil, welches auf einem authentischen adth fut. Dies bedeutet nicht, dass Muslime nicht die gesetzlichen Erbschaften von Nichtmuslimischen Verwandten annehmen drfen: sie drfen es. Doch sie knnen allgemein nicht ein Verteilungssystem in Erbgesetzen akzeptieren, auer den Willen der Person selbst, wie z.b. die Einteilung von Seiten des Staates bei nicht testamentarisch geregelten Ablufen. Doch jeder einzelne Fall sollte mit einem vertrauenswrdigen und gltigen Mufti abgesprochen werden.

  • Gem dem Qurn ist der kufr die Ablehnung der Zeichen Gottes und geht Hand in Hand

    mit einigen Eigenschaften, wie aufgeblhter Stolz (istikbr), Hohn (istihz), Ablehnung

    (takdhb), Undankbarkeit (kufrn), Grausamkeit (qaswah), Eifer (amiyyah), Unachtsamkeit

    und Unwissenheit (jahl), Stolz (fakhr), Lsternheit (baar) und Neid (asad). Viele dieser

    verwerflichen Eigenschaften findet man in Muslimen und sind nicht vorhanden in den

    Menschen anderer Religionen und Glaubensrichtungen. Einige Menschen mgen sich nicht

    als Muslime erachten und mgen nichts ber den Islm wissen, doch sie schreiben sich

    vielen moralischen Vorschriften des Islams zu und betrachten die Geschehen in dieser Welt

    metaphysisch, wie es Muslime sollten das heit, sie erachten die Geschehen als etwas, was

    durch Gottes Willen geschieht, mit einer Weisheit dahinter, welche den Menschen oftmals

    verdeckt ist. Auf der anderen Seite haben wir einige Muslime, die moralisch verkommen

    und metaphysisch blind sind, und sich dennoch als Muslime erachten. Die Frage, die sich fr

    viele Muslime stellt, insbesondere fr jene, die in den Lndern der Nichtmuslime leben, ist

    diese: Was geschieht mit den Menschen der anderen Religionen, wenn sie sterben? Das

    heit, wie werden Nichtmuslime, welche ein gutes Leben fhrten und andere gut

    behandelte, welche Almosen gaben und sich selbst aufopferten, kategorisiert? Bevor wir

    diese Frage beantworten knnen, ist es wichtig auf die Arten des kufr zu sehen, die im

    Qurn erwhnt werden.

  • Arten des Kufr im Qurn

    Der Qurn identifiziert verschiedene Arten des kufr und von diesen filterten die meisten

    Gelehrten vier allgemeine Typen [des kufr] und erachten eines dieser vier als ausreichend

    fr die Verdammnis: kufr inkr, kufr jud, kufr munada und kufr nifq.

    Die erste Art von Unglauben ist kufr inkr, in der Gott weder erkannt noch akzeptiert wird.

    Es beinhaltet die Ablehnung der Zeichen Gottes mit Herz und Zunge, und die Unfhigkeit

    die Einheit Gottes zu erkennen, wenn sie einem dargelegt werden. Dies ist die Art von kufr,

    auf welche sich der Vers im Qurn bezieht, wenn es heit:

    Wahrlich, denen, die unglubig sind, ist es gleich, ob du sie warnst oder

    nicht warnst: sie glauben nicht. Versiegelt hat Allah ihre Herzen und ihr

    Gehr; und ber ihren Augen liegt ein Schleier; ihnen wird eine gewaltige

    Strafe zuteil sein. (2:6-7)

    Das Siegel ber ihren Herzen wird in einem anderen Vers des Qurns genauer definiert:

    Als ihre Herzen sich abwandten und irregingen, lie Gott sie noch weiter

    in die Irre gehen.

    Die zweite Art von Unglauben ist kufr jud, in der Gott trotz Gewissheit weder anerkannt

    noch erkannt wird. Es resultiert aus der Erkenntnis des Herzens, dass das, was vorgelegt

    wird, die Wahrheit ist, aber die Zunge lehnt diese Wahrheit ab. Es wird erwhnt im Vers des

    Qurn: als aber Wahrheit zu ihnen kam, die sie schon kannten, da leugneten sie es.

    (kafar bhi) (2:89) Diese Art von kufr wird in verschiedenen Versen des Qurn

    beschrieben: Als unsere Zeichen deutlich sichtbar zu ihnen kamen, sagten sie: Das

    ist offensichtlich Zauberei. Und sie leugneten sie in frevelhafter und berheblicher

    Weise, obwohl sie selber davon berzeugt waren. Schau nur, wie das Ende derer war,

    die Unheil anrichteten! (27:13-14)

    Dieser Vers sagt deutlich, dass der kufr dieser Leute von der Ablehnung dessen kam, von

    dem sie berzeugt waren. Dies ist die Essenz des kufr jud und ist offensichtlich die

    widerwrtigste Form.

    Viele Muslime glauben, dass kufr jud die einzige universelle Form des kufr ist. Sie lesen

    einige bestimmte Verse, welche diesen bestimmten Aspekt des Unglaubens beschreibt, und

    schreiben ihn jedem auerhalb des Islm zu. Einige lesen die Verse: Diejenigen (einige

    Juden), denen Wir das Buch gegeben haben, kennen es, wie sie ihre eigenen Shne

    kennen; und dennoch verbergen einige von ihnen die Wahrheit, wo sie (sie) doch

    kennen. (2:146), und schlussfolgern daraus, dass sich alle Juden ber den Propheten

    Muammad allallhu alayhi wa sallam bewusst sind und trotz dessen ihn ablehnen.

    Gem den traditionellen Erluterungen des Qurn bezieht sich das Diejenigen auf

    bestimmte Rabbis, welche wissend waren ber die Beschreibung des Propheten in der Thora

    und ber sein Kommen auf der arabischen Halbinsel. Trotz ihres Wissens, versteckten die

    Rabbis dies vor dem gewhnlichen Juden. Der zweite Teil des Verses erklrt dies: und

    dennoch verbergen einige von ihnen die Wahrheit, wo sie (sie) doch kennen.

  • Tatschlich sagt Ibn Juzayy, dass diese Satzstellung eine beabsichtigte bertreibung ist, um

    den Punkt zu betonen, dass die Prophetie Muammads fr die Rabbis klar sein sollte und er

    sagt, dass der Qurn die Worte und das Beispiel des Rabbi Abdullah ibn Salm rayallhu

    anh wiederholt und betont, der, als er Muslim wurde, sagte: Wir Rabbis kennen seine

    Beschreibung in der Thora, wie wir unsere eigenen Shnen kennen.6

    Tatschlich erachten einige Rabbis den Propheten Muammad allallhu alayhi wa sallam

    als die Vollendung der jdischen Prophetien in der Thora. Kaufmann Kohler, ein Rabbi,

    Theologe und Prsident der Hebrew Union College in den frhen 1900s, schreibt:

    Der fhrenden Geistlichen des Judentums haben anerkannt [dass, der Islm die

    Prophetie Zacharias erfllt] und erklrt, dass beide Religionen, die christliche

    und die muhammedanische, Methoden gttlicher Vorhersehung sind,

    anvertraut mit der historischen Mission der Zusammenarbeit in dem aufbauen

    des messianischen Knigreichs, und somit der Vorbereitung auf den ultimativen

    Sieg des reinen Monotheismus in den Herzen und dem Leben aller Menschen

    und Nationen dieser Welt. Diese Ansichten, ausgesprochen von Jehuda ha Levi,

    Maimonides und Nahmanides, wurden von vielen Rabbis der spten Zeit

    wiederholt. Diese betonen dass beide, die christliche und die muslimische

    Nation, in den gleichen Gott und dessen Offenbarung an den Menschen glaubt,

    an die Einheit der menschlichen Rasse und an die Zukunft des Lebens; dass sie

    das Wissen ber Gott durch die heiligen Schriften, auf unserer Schrift basierend,

    verbreitet haben; dass sie gttlichen Befehle beibehalten haben, wie sie

    essenziell auch in unseren Dekalog enthalten sind. Sie lehrten praktisch den

    Menschen die noahitischen7 Lehren der Menschlichkeit auszuleben. Wegen

    dieser letzten Tatsache, erachteten die jdischen Autoritten des Mittelalters

    die Christen als halbe-bekehrte, whrend die Muhammedaner, die reinen

    Monotheisten, schon immer nher zum Judentum standen.8

    Dieses Verstndnis ist heute noch kaum vorhanden unter den Christen und sehr

    ungewhnlich unter den Juden. Der Qurn sagt:

    Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift; es sei denn auf die beste Art

    und Weise. Ausgenommen davon sind jene, die ungerecht sind. Und

    sprecht: Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt wurde und was zu

    euch herabgesandt wurde; und unser Gott und euer Gott ist Einer; und Ihm

    sind wir ergeben. Und somit haben Wir dir das Buch herniedergesandt,

    6 Ibn Juzayy al-Kalb, Tasl li ulm al-tanzl, (Beirut: Dr al-Qalam, n.d.), 2/100 7 Noahitische Gesetze sind jene, welche nicht-jdische Vlker einhalten mssen. Gem einigen Rabbis, mssen die Juden, welche von Gott als die Trger des Gesetzes erwhlt wurden, 613 heilige Vorschriften einhalten und den nicht-jdischen Vlkern nur sieben als Barmherzigkeit fr sie lehren. Diese sind: 1) Verbot der Blasphemie, 2)Verbot des Gtzendienstes, 3)Verbot des Mordes, 4) Verbot des Diebstahls, 5) Verbot des auerehelichen Geschlechtsverkehrs, Unzucht, Homosexualitt und Geschlechtsverkehr mit Tieren, 6) Verbot des Verzehrs von Blut oder Fleisch, das Tieren vom lebendigen Leib abgetrennt wurde und 7) die Pflicht Gerichtes zu etablieren und Richter festzulegen, damit den Menschen Gerechtigkeit wiederfhrt und sie Falsches anklagen knnen. Auch wenn die Achtung der Rechte der Eltern lobenswert ist, wird sie den nicht-jdischen Vlkern nicht auferlegt. 8 K. Kohler, Jewish Theology: Systematically and Historically Considered (New York: MacMillan, 1918) S. 427

  • und so glauben diejenigen daran, denen Wir das Buch gegeben haben; und

    unter diesen sind einige, die daran glauben. Es sind aber nur die

    Unglubigen, die Unsere Zeichen leugnen. (29:46-7)

    Dieser Vers ist besonders relevant, da er uns verrt, dass ein Grund fr die Offenbarung des

    Qurns es ist, dass die Vlker vorheriger Propheten davon lernen und ihn akzeptieren.

    Dieser Vers bezieht sich auf Juden und Christen, welche kommen um die Botschaft des

    Islm zu lernen und es als eine andere Botschaft des gleichen Gottes sehen, der die Thora

    und das Evangelium offenbarte. Der Qurn sagt:

    Gilt es ihnen denn nicht als Zeichen, dass die Kundigen unter den Kindern

    Israels ihn kennen? (26:197)

    Zwei jdische Gelehrte erkannten whrend der Lebzeiten Muammad allallhu alayhi wa

    sallams seine Botschaft als Wahrheit an: Abdullah b. Salm und Mukhayriq, welche beide

    gemeinsam mit dem Propheten in Uud kmpften.

    Die zweite Art des Unglaubens (kufr jud) kann auch weiter kategorisiert werden, nmlich

    manchmal als uneingeschrnkt (mulaq) und manchmal als eingeschrnkt (muqayyad).

    Uneingeschrnkte Ablehnung bedeutet die Ablehnung der gesamten Religion, die

    Offenbarung Gottes und den Gesandten Allahs. Die eingeschrnkte Form beschrnkt ihre

    Ablehnung auf einen oder mehrere Aspekte der Religion. Beispielweise akzeptiert jemand

    die Einheit Gottes, das Gebet und die anderen fnf Sulen des Islm, aber lehnt das Verbot

    der Sodomie ab; so einer ist im Zustand des kufr jud, weil er tatschlich wei, dass es

    eindeutig im Qurn und in den bekannten Adth verboten wurde, aber er folgt seiner

    Laune in der Akzeptanz dessen.

    In seinem didaktischen Gedicht, Jawharah al-Tawd, schreibt der Imm al-Laqqn, dass

    jene, welche etwas ablehnen von der Religion (jada), was jedem wohlbekannt ist, sie in

    den Zustand des Unglaubens eintreten (kafara). Scheich Bakr Rajab kommentiert dies:

    Jeder vernnftige, verantwortliche und erwachsene Muslim muss glauben, dass

    Gott den Muslimen als Pflicht erklrt hat in alles zu glauben, was absolut

    besttigt und notwendig ist. Dies schliet die Pflicht zum fnfmaligen Gebet, das

    Fasten und die anderen Sulen ein, und auch das Verbot der Unzucht, Ehebruch,

    Sodomie und Berauschendes. Wer daher irgendeines dieser klaren Befehle oder

    Verbote ablehnt, behauptend, es sei nicht bindend, oder wer etwas als erlaubt

    erklrt, was Gott als verboten erklrte, dieser hat den Islm rechtlich

    verlassen.9

    Die dritte Form des Unglaubens ist kufr munada, in der ein Mensch Gott mit Worten

    erkennt und anerkennt, aber im Status des Unglaubens verharrt aufgrund von Neid, Hass

    oder einer Angst vor dem Verlust des Reichtums oder des Ranges. Dies ist der Unglaube von

    Herakleios, dem byzantinischen Herrscher, und der des Ab Talb, dem Onkel des

    Propheten. Es unterscheidet sich vom kufr jud nur darin, dass die Person die darunter

    9 Scheich Bakr Rajab, Tawi hidyat al-murd il schar jawharat al-tawd (Beirut: Dr al-Khayr, 1994) S.122

  • leidet eigentlich die Wahrheit anerkennt, aber sich selbst nicht dazu bringen kann ein

    Muslim zu werden. Ob dieser Gruppe auf ewig in der Verdammnis verbleiben wird, ist Gott

    alleine berlassen. Manche Gelehrten behaupteten, dass Ab Talb nicht auf ewig im Feuer

    verbleiben wird.

    Die vierte und letzte Kategorie ist kufr nifq, in der jemand den Glauben zwar mit der Zunge

    besttigt, aber es in seinem Herzen ablehnt. Dies ist der Unglaube der Heuchler (munfiqn)

    und wird als die schlimmste Form des Unglaubens erachtet. Diese Menschen sind geschtzt

    und werden als Muslime erachtet; sie werden sogar gewaschen und begraben wie Muslime,

    und nur Gott alleine kennt ihre Realitt. Es ist nicht erlaubt fr eine Person anzunehmen,

    ob jemand ein Heuchler ist oder nicht. Das Verhalten jedoch ist ein Kriterium und die

    Heuchler haben unverwechselbare Zeichen in ihren Worten und Taten. Diese Art des

    Unglaubens kann in verschiedenen Graden existieren.

  • Ibn Qayyim al-Jawziyyahs Kategorisierung des Unglaubens

    Der produktive Gelehrte Imm Ibn Qayyim al-Jawziyyah hat nur zwei Grundarten des

    Unglaubens und teilt diese dann in Unterkategorien auf. Er achtet die oben erwhnten vier

    Arten als unterschiedlich in ihrem Grade, aber nicht in ihrer eigentlichen Art, und somit,

    gem seiner Beurteilung, landen all diese in der Verdammnis. Er nannte diese Art von

    Unglauben als kufr al-akbar (der grere) und die zweite Art als kufr al-asghar (der kleinere).

    In der Vergangenheit, wegen der Unwissenheit ber die zweite Kategorie,

    missinterpretierten einige Autoritten manche Verse des Qurn und die Adth des

    Propheten allallhu alayhi wa sallam und erklrten einige Muslime flschlich als

    Unglubige.

    Kufr al-Asghar. Es gibt verschiedene mgliche Formen dieses Unglaubens. Eine davon wird

    im Qurn beschrieben:

    Und wer nicht nach dem richtet, was Allah herabgesandt hat - das sind

    die Unglubigen. (kfirn) (5:44).

    Dieser Vers wurde offenbart, als eine Gruppe von Juden einen Ehebrecher zum Propheten

    allallhu alayhi wa sallam brachten, damit er ber den Mann urteile.10 Gott offenbarte

    seinem Propheten:

    Wie aber wollen sie dich zum Richter berufen, whrend sie doch die

    Thora in ihrem Besitz haben, worin Allahs Richtspruch ist? (5:43)

    Dieser auergewhnliche Vers lie dem Propheten allallhu alayhi wa sallam keine

    andere Mglichkeit als sie mit ihrem eigenen Buch zu verurteilen, nmlich gem der

    Thora.

    Daher befindet sich jeder, gem dem Qurn, der das Gesetz Gottes ablehnt, im Unglauben.

    Jedoch schrnkte Ibn Abbs die Anwendung dieses Verses ein, indem er sagte: Der

    Unglaube ist weniger als der absolute Unglaube und schliet einen nicht von der religisen

    Gemeinschaft aus.11, woher Ibn Qayyim auch sein Verstndnis vom kleineren Kufr nahm.

    Jemand, der nicht die Gesetze auslebt, wird nur aus der Religionsgemeinschaft

    ausgeschlossen, wenn er das Gesetz selbst oder die Pflicht zur Befolgung des Gesetzes

    ablehnt. Wenn er jedoch dem Gesetz Gottes aus Faulheit, Angst oder anderen Grnden der

    Schwche nicht folgeleisten kann, wird er nicht als ein Unglubiger erachtet.

    Somit sind die Herrscher in den Lndern des Islm, welche nicht die Scharah anwenden,

    keine Unglubigen, solange sie die Gesetze des heiligen Gesetzes nicht ffentlich ablehnen.

    Gem einem authentischen adth, muss die Autoritt eines Herrschers anerkannt und

    geehrt werden, solange er das Gebet verrichtet, nicht etwas befiehlt, was sich vom heiligen

    Gesetz selbst abtrennt, und er nicht eine andere Form von klarem Unglauben (kufr bw)

    10 Ab al-asan Al al-Wahid, Asbb Nuzl al-Qurn (Beirut: Dr al-Kutub al-Ilmiyyah, 1998) 11 Siehe Tafsr al-abar und Ibn Kathr

  • aufzeigt.12 Deswegen ist die Ermordung des Prsidenten Anwar Sadat im Jahre 1981

    aufgrund einer fatwa, die ihn als kfir bezeichnete, ein Beispiel fr das immense bel und

    der Ungerechtigkeit, die von einer solchen Ignoranz zeugen kann. Ich besuchte den

    tunesischen Mufti und Gelehrten, Scheich Schadhili Nayfar, kurz nach dieser Ermordung,

    und er sagte zu mir: Was diese Verbrecher taten war ein abscheuliches Verbrechen gegen

    den Islm und das heilige Gesetz.

    Einige adth erwhnen andere Taten, welche von dieser Art des kufr sind, die einen aber

    nicht aus der Religion ausschlieen. Gem einem authentischen adth des Propheten

    allallhu alayhi wa sallam, der von Muslim berliefert wird, sagte er: Zwei

    Eigenschaften in meiner Gemeinschaft (ummah) sind Formen des kufr, die sich in

    jemanden manifestieren: das Kritisieren der Abstammung des anderen und das

    Klagen ber den Toten.13 Ein anderer adth, berliefert von Imm al-Bukhr und

    Muslim, lautet: Wendet euch nicht dazu, wieder Unglubige (kuffr) zu werden,

    nachdem ich davon gegangen bin, indem ihr euch gegenseitig (im Brgerkrieg)

    ttete.14 Obwohl in diesem adth der Prophet allallhu alayhi wa sallam das Wort kuffr

    benutzt, sind sich die Kommentatoren einig, dass damit gemeint ist: verbt nicht die Taten

    der kuffr, indem ihr euch gegenseitig ttet. Die Verse in der 49. Sra des Qurn, welche

    die Verbindlichkeiten beschreibt, sollten sich Muslime gegenseitig bekmpfen, sind

    entscheidend fr die Bestimmung der Bedeutung hier. Das bedeutet, das Bekmpfen

    anderer Muslime schliet jemanden nicht sofort aus dem Islm aus. Diese Nuancen des kufr

    zu verstehen ist essenziell fr die Muslime heute, welcher viel zu schnell darin sind, ihre

    muslimischen Gefhrten des Unglaubens zu beschuldigen. Der adth, der am allerstrksten

    in unseren Herzen verankert sein sollte, ist der absolut authentische adth: Wenn ein

    Muslim einen anderen Muslim als Kfir bezeichnet, dann ist diese Aussage wahr in

    Bezug auf einen von beiden.15, woraus wir verstehen, dass die Bezeichnung einer Person

    als kfir selbst kufr ist, wenn diese Aussage nicht zutrifft.

    Kufr al-Akbar. Die zweite Kategorie ist gem Ibn al-Qayyim der grere Kufr (kufr al-

    akbar), was er in weitere fnf Unterkategorien aufteilt: Unglaube aufgrund Skepsis (kufr

    takdhb), Unglaube aufgrund Arroganz (kufr istikbr), Unglaube aufgrund Nachlssigkeit (kufr

    ir), Unglaube aufgrund Zweifel (kufr schakk) und Unglaube aufgrund Heuchelei (kufr

    nifq).

    Unglaube aufgrund Skepsis (kufr takdhb) ist eine Ablehnung des Glaubens an die Gesandten

    Gottes, aufgrund der Annahme, dass diese Lgen wrden. Ibn Qayyim sagt, dass die Anzahl

    der Unglubigen dieser Art unbedeutend ist, weil Gott seinen Gesandten mit Wundern und

    klaren Beweisen ihrer Aufrichtigkeit geholfen hat. Der Qurn sagt ber die Leute in der

    Zeit des Propheten allallhu alayhi wa sallam:

    12 a Muslim, Buch 20, Nr. 4573 & 4574 13 a Muslim, Buch 4, Nr. 2033 14 a Bukhr, Band 9, Buch 88, Nr. 6627 15 a Bukhr, Band 8, Buch 73, Nr. 125; a Muslim, Buch 1, Nr. 117

  • Wir wissen wohl, dass dich das betrbt, was sie sagen; denn wahrlich,

    nicht dich bezichtigen sie der Lge (yukadhibnaka), sondern es sind die

    Zeichen Allahs, welche die Ungerechten (yajadna) verwerfen. (6:33)

    Unglaube, der aus Arroganz zeugt (kufr istikbr wa ib) beinhaltet eine Ablehnung die

    Ablehnung der Quelle aufgrund Arroganz. Gem Ibn Qayyim ist die Mehrheit derer, die

    dem Propheten allallhu alayhi wa sallam in seinen Lebzeiten widersprach, von dieser Art.

    Diese Art von kufr ist ebenfalls der Unglaube des Pharaos, der sagte:

    Sollen wir an zwei uns gleichen Menschen glauben, wo ihr Volk uns doch

    dienstbar ist? (23:47)

    Ibls litt ebenfalls unter dieser Form des Kufr, der sich in seiner Ablehnung vor Adam

    niederzuwerfen zeigte. Der Qurn sagt:

    Er war arrogant (istakbara). (38:74)

    Unglaube der Nachlssigkeit oder Versumnis (kufr ir) ist eine trge Gleichgltigkeit

    bezglich Offenbarung und ein Versumnis die prophetischen Aussagen zu untersuchen.

    Dies steht im Bezug zu der Snde der Trgheit oder Gleichgltigkeit im Katholizismus. Es

    beinhaltet einen totalen Mangel an intellektuellem und spirituellem Interesse. Spirituelle

    Nachlssigkeit ist besonders tckisch, denn oftmals ist sie verschleiert mit einem Schleier

    sinnvoller weltlicher Aktivitten, wie die Ausbung der Medizin oder sogar

    Obdachlosenarbeit. Es ist nicht notwendigerweise eine Faulheit des Krpers oder Geistes,

    sondern eher der Seele. Das Kommen und Gehen dieser Welt bietet fr viele Leute oftmals

    eine Entschuldigung, um sich nicht mit den religisen Fragen der ultimativen

    Angelegenheit zu beschftigen, doch eine solche Haltung ist eine Form des Unglauben, eine

    Abkehr (ir) von Gott.

    Unglaube, der aus Zweifel (kufr schakk) zeugt, ist ein Mangel an Hingebung, in der jemand

    weder die Wahrheit des Propheten bezeugt noch ablehnt, sondern es eher vorzieht neutral

    zu verbleiben. In der heutigen Sprache wird diese Person als ein Agnostiker bezeichnet.

    Gem Ibn Qayyim ist dies gleich zu dem Unglauben der Nachlssigkeit (kufr ir), denn

    wrde der Zweifler eine serise Untersuchung anstellen, wrde sein Zweifel mit Glauben

    ersetzt werden. Somit wendet sich eine solche Person erneut ab von den Zeichen Gottes,

    und lehnt ab diese Zeichen ernsthaft zu beachten.

    Letztlich ist die letzte Unterkategorie des groen Kufr der Unglaube der aus Heuchelei zeugt

    (kufr nifq). Dies ist die schlimmste Form des Unglaubens und beinhaltet die schlimmste

    Bestrafung im Jenseits. Diese weiteren Klassifizierungen fgen noch einige Nuancen zu der

    vorherigen Klassifizierung hinzu. Beide sind sehr ntzlich um die Erscheinung des im

    Qurn erwhnten Unglaubens vollkommen zu begreifen.16

    16 Abd ar-Ramn b. Mall, ed. Masat narat al-nam (Jidda: Dr al-Wala, 1999), 2/5/455

  • Notwendige Bedingungen um ein Individuum zu verbannen

    (takfr)

    Whrend das ultimative Schicksal nur von Gott bestimmt werden kann, ist auf der anderen

    Seite die Bestimmung der Religion und somit der gesetzlichen Lage in dieser Welt

    fundamental, da offensichtliche Konsequenzen hinsichtlich Ehe, Geburt, Tod und Erbschaft

    davon abhngen. Was festlegt, ob ein Mensch ein kfir oder ein Glubiger ist, ist eine

    kritische Angelegenheit. Die Juristen des Islm entwickelten somit einen Kodex an

    Richtlinien, welche der Richter erst beachten muss, damit er ber eine Person das Urteil als

    kfir sprechen darf. Sechs Bedingungen mssen erfllt sein, damit man ber den Glauben

    einer Person urteilen darf: Absicht, Abwesenheit von Zwang, Wissensstand, Abwesenheit

    auersinnlicher Erluterungen, mentale Fhigkeit zur logischen Schlussfolgerung und

    Beweis des Glaubens.

    Absicht: Die Absichten der Menschen mssen verstanden werden, bevor ihre Taten oder

    Worte verurteilt werden knnen. Als beispielsweise tib den Propheten allallhu alayhi

    wa sallam verriet, indem er seine Plne den Quraysch verriet, wurde er gefangen

    genommen und die Gefhrten wollten ihn wegen Verrat exekutieren. Der Prophet allallhu

    alayhi wa sallam befragte seine Absichten, und als er erfuhr, dass tib Sorge hatte um

    seine Familie in Mekka, akzeptierte der Prophet allallhu alayhi wa sallam seine Erklrung

    und erachtete dies nicht als Verrat oder als eine Tat des Unglaubens.17 Der Qurn sagt:

    Und euch trifft keine Verfehlung in dem, wo ihr Fehler schon gemacht

    habt, sondern nur da, wo eure Herzen es beabsichtigten. (33:5)

    Abwesenheit von Zwang: Der Qurn sagt:

    Wer Allah verleugnet, nachdem er geglaubt hat - den allein

    ausgenommen, der (dazu) gezwungen wird, whrend sein Herz im Glauben

    Frieden findet -, auf jenen aber, die ihre Brust dem Unglauben ffnen,

    lastet Allahs Zorn; und ihnen wird eine strenge Strafe zuteil sein. (16:106)

    In anderen Worten ist es wichtig festzulegen, ob eine bestimmte Person, welche einst

    glaubte, gezwungen wurde in den Unglauben oder ob eine Person den Unglauben whlte,

    weil dies ihm bequemer war.

    Wissensstand: Diese Bedingung hat ein groes Gewicht im Lichte der heute

    weitverbreiteten Unwissenheit in unserer Gemeinschaft. Viele unwissende Menschen

    benutzen Schwre, die verboten sind; einige Umkreisen die Grber, einige Schlachten Tiere

    fr die Gottesfreunde und andere Binden Stoffstcke an Schreine. Alle diese Taten sind

    absolut verboten, doch sie beinhalten keinen Unglauben, auer es ist sichergestellt, dass die

    Person trotz ihres Wissens, dass dies verboten ist und Gtzendienst ausmacht, so etwas tut.

    Ein klarer Beweis fr dies ist im Qurn, in der Antwort Ms alayhissalm an die Juden,

    welche ihn danach fragten einen Gtzen zu machen wie die Gtzen der anderen Vlker:

    17a Bukhr, Band 4, Buch 52, Nr. 2809 & 2872

  • Moses! Mach uns einen (ebensolchen) Gott, wie die da Gtter haben! Er

    sagte: Ihr seid ein trichtes Volk. (7:138)

    Diese Bedeutung wird wundervoll in einem authentischen adth in Tirmidh wiederholt, in

    der einige Gefhrten des Propheten allallhu alayhi wa sallam ihn danach baten, einen

    Baum auszusuchen, an dem sie ihre Kleider festmachen konnten, bevor sie in die Schlacht

    zogen, wie es die Gtzendiener Mekkas taten. Er antwortete:

    Gepriesen sei Gott! Dies ist genau das, was die Kinder Isrls wollten: Mach

    uns einen Gott, wie die da Gtter haben! Bei dem, in dessen Hand meine Seele

    ruht, ihr werdet den Weg jener folgen, die vor euch gingen.18

    Der Prophet allallhu alayhi wa sallam bezeichnete sie nicht als Unglubige; eher erklrte

    er ihnen ihren Fehler und entschuldigte sie wegen ihrer Unwissenheit, da sie nmlich

    unbewusst waren ber den vollen Ausma ihres Wunsches.

    Einige Gelehrte, wie der Imm al-Qarf, erachteten Unwissenheit als eine Entschuldigung

    in detaillierten Themen des heiligen Gesetzes (fur), doch nicht Themen des Glaubens oder

    des Wissens.19 Die Ansicht Imm al-Qarfs kommentierend, sagt Imm diq al-Ghiryn

    raimahullh:

    Was Imm al-Qarf bezglich der Unentschuldbarkeit des Unwissens sagt, ist

    nicht korrekt, denn dies wrde zu unertrglichen Verantwortungen fr die

    Menschen fhren (taklf m la yuq). Es gibt viele berzeugende Beweise, welche

    dieser Ansicht widersprechen. Beispielsweise gibt es einen authentischen

    adth, dass ein Mann seinen Kindern befahl seinen Krper einzuschern, die

    Asche zu zermahlen und die Asche an einem windigen Tag auf dem Meer zu

    zerstreuen. Gem dem adth sagte er zu seinen Shnen: Ich schwre bei

    Gott, wenn mein Herr mich packt (qadara alayya), wird er mich bestrafen,

    wie er noch keinen vor mir bestrafte.

    Der Prophet allallhu alayhi wa sallam erzhlt: Sie taten dies und Gott sagte

    der Erde: Bringe hervor was du von ihm genommen hast., und da stand

    der Mann pltzlich vor seinem Herrn. Gott fragte ihn: Was veranlasste

    dich dergleichen zu tun?, und der Mann erklrte: Ich hatte so viel Angst

    vor dir mein Herr!, und deswegen, sagt der Prophet allallhu alayhi wa

    sallam, wurde ihm vergeben.

    18 Sunan al-Tirmidh, Band 2, Buch 1, Nr. 1446 19 Imm al-Qarf sagt in al-Furq: Wisse, dass die Unwissenheit keine Entschuldigung ist fr eine Aussage, die Unglauben beinhaltet. Der Grund hierfr ist die gesetzliche Maxim: Jede Unwissenheit, welche von Seiten eines unwissenden, vernnftigen und erwachsenen Muslims entfernt werden kann, kann nicht als ein Beweis fr ihn gelten. Gott sandte zu seiner Schpfung Gesandte, um diese Unwissenheit zu ersetzen. Des Weiteren verpflichtete Gott sie alle die Botschaft zu lernen und demnach zu handeln. Wer auch immer also das Lernen und die rechte Handlung vermeidet, und in einem Zustand der Unwissenheit verbleibt, sndigt zweifellos, weil er das Lernen unterlsst und weil er nicht gem den Lehren handeln kann. Wenn er lernt, aber versagt auszuleben, ist seine Snde nur, dass er nicht mit seinem Wissen handelt. Derjenige jedoch, der lernt und handelt, ist im Zustand der Gnade. Siehe Scheich Muammad al-Baqqr, Tartb al-furq wa ikhtirih (Casablanca: al-Awqf, 1996) 2/374

  • Dieser adth, der sich in den zwei authentischsten Sammlungen des adth

    befindet, entschleiert klaren Unglauben: Der Mann glaubte nicht, dass Gott

    allmchtig ist, ansonsten htte er nicht eine solch nrrische Tat begangen. Er

    zweifelte sogar die Wiederauferstehung an. Dies ist zweifellos Kufr. Er war

    unwissend, doch diese Unwissenheit wurde begleitet von aufrichtiger Angst und

    Furcht vor Gott, und so vergab ihm Gott.20

    Dieser adth weist daraufhin, dass das Verstndnis und die Absichten entscheidende

    Angelegenheiten sind darin, wie jemand am Tage des Gerichts beurteilt wird.

    In einem anderen authentischen adth wurde dem Propheten allallhu alayhi wa sallam

    ein Mann mit einer Flasche Wein vorgefhrt. Der Prophet allallhu alayhi wa sallam klrte

    diesen Mann ber das Verbot auf. Der Mann flsterte seinem Gefhrten etwas zu und

    bergab ihm die Flasche. Der Prophet allallhu alayhi wa sallam fragte, was der Mann

    gerade geflstert habe, und ihm wurde gesagt, dass er seinem Freund befohlen habe, die

    Flasche zu verkaufen. Da sprach der Prophet allallhu alayhi wa sallam: Der Eine,

    welche das Konsumieren verbat, verbat auch den Verkauf., und der Mann schttete

    den Wein aus.21 In seinem Tamhd schreibt Ibn Abd al-Barr, dass dieser adth ein Beweis

    ist, dass die Snden dessen, der Unwissend ist, verziehen sind, bis er fhig war zu lernen

    und er nachlssig daran ist, es zu lernen.22

    Abwesenheit auersinnlicher Erluterungen (tawl): Eine Person, deren Worte oder

    Taten auf Unglauben hinweisen, kann entschuldigt sein, wenn sein Unglaube aus einer

    falschen Interpretation zeugt, die im Versuch nach dem Finden der Wahrheit zustande

    gekommen ist. Dies ist anders als der Unglaube, welcher daraus resultiert, dass man seinen

    Neigungen und Gelsten folgt. Beispielswiese glaubte Imm Ibn Taymiyyah offensichtlich

    nach einigen seiner Schriften an die Vergnglichkeit des Hllenfeuers23, und dass die

    Bewohner dessen nicht lnger leiden wrden. Dies kann als ein kufr erklrt werden

    aufgrund der offensichtlichen Ablehnung klarer Verse, die uns sagen, dass die Unglubigen

    auf ewig im Hllenfeuer brennen werden (khlidna fh abadan) (4:169 und andere). Ibn

    Taymiyyah basierte seine eigenwillige Interpretation auf Versen, die nach einigen wenigen

    der Gefhrten des Propheten allallhu alayhi wa sallam Vorrang hatten, wie er es in seiner

    Argumentation darstellt. Jedoch lehnte er die Verse des Qurn nicht ab, welche ber die

    Ewigkeit der Hlle sprechen, sondern fhlte, dass man sie im Lichte der anderen Verse

    verstehen und ihre Allgemeinheit spezifizieren msse, und ihre offensichtlich

    unbeschrnkte Gltigkeit einschrnken msse.

    Obwohl Ibn Taymiyyahs Ansicht eine ist, die nicht als die Norm oder berhaupt gem der

    Mehrheit der Gelehrten als gltig gilt, verdammten ihn sehr wenige Gelehrten wegen dieser

    20 diq al-Ghiryn, F al-Aqdah wa al-minhj (Benghazi: Dr al-Kutub, 2002), S. 106. Die sechs Bedingungen wurden ebenfalls von dieser Sektion mit einigen Hinzufgungen genommen, es ist ein exzellentes Buch. 21 berliefert bei al-md in seinem Musnad 22 Ibn Abd al-Barr, al-Tamhd (al-Muammadiyyah: al-Matbaah al-Fadiliyah, 1988) 23 Siehe Ibn Taymiyyah, ar-Radd al man gla bi fani al-Jannah wa al-Nr wa Bayn al-Agwl f dhlik (Muammad b. Abdullah as-Samhar ed., Riad, Dr al-Balansiya, 1995) [Anm. d. .]

  • Interpretation (tawl) in diesem Thema, welches bedeutete, dass er die Verse nicht

    ablehnte, die uerlich seiner Schlussfolgerung widersprachen.

    Wegen dieser Bedingung erklren die meisten Gelehrten die Rationalisten (al-mutazilah)

    oder andere Sektenmitglieder, welche die Verse anders erlutern als die orthodoxen

    Gelehrten des Islm, nicht als Unglubige. Jedoch gibt es Grenzen, die festlegen, was

    akzeptabel und was inakzeptabel ist. Gem Imm al-Ghazal sollte eine Interpretation,

    sogar wenn sie weit hergeholt ist, nicht als kufr betrachtet werden, solange sie sich in den

    Parametern des Vernnftigen im Einklang mit der arabischen Sprache befindet. Ab al-

    Baq al-Kaffaw schrieb:

    Gott sagt: Wahrlich, Gott vergibt alle Snden. (39:53), und obwohl

    Unglaube eine unverzeihbare Snde ist, ist die bevorzugte Ansicht der Mehrheit

    der Ahl al-Sunnah, dass niemand, der sich gen Mekka im Gebet wendet und von

    den Erneuerern (mubtadia) und den auersinnlichen Deutern (muawwila) ist, als

    ein kfir bezeichnet werden sollte, solange ihre Interpretationen sich nicht auf

    die essenziellen Angelegenheiten des Glaubens (wie tawd24, Gebet und Verbot

    des Alkohols) beziehen, aufgrund der vorhandenen Verwirrung (schubhah) in

    dem Thema.25

    Mentale Fhigkeit zur logischen Schlussfolgerung: Der Prophet allallhu alayhi wa

    sallam sagte: Drei von meiner Gemeinschaft sind nicht verantwortlich: Der

    Schlafende bis er aufwacht, das Kind, bis es die Pubertt erreicht und der verwirrte

    Mensch, bis er wieder zur Vernunft kommt.26

    Beweis des Glaubens: Ein fester Beweis des Glaubens und dessen Bedingungen mssen

    etabliert sein, bevor ein Status der Ablehnung anerkannt werden kann (iqmatu al-ujjah

    alayh). Gem dem Scheich diq al-Ghiryn:

    Das Urteil des Unglaubens kann nicht gegeben werden ber eine Person, bis ein

    klarer Beweis des Glaubens und seiner/ihrer Ablehnung dessen bewiesen ist, in

    dem Falle der Mensch zur Reue aufgerufen wird. (Wenn sich jemand auerhalb

    des Islams befindet, ist seine Reue die Rckkehr zum Islm). Dies versteht man

    klar aus dem Vers des Qurn:

    Gesandte (die) als Verknder froher Botschaft und als Warner (kamen),

    damit die Menschen, nachdem sie aufgetreten waren, keinen Beweisgrund

    gegen Allah haben sollten (indem sie behaupten knnten, von nichts zu

    wissen). - Allah ist gewaltig und weise. (4:165)

    Und:

    Und Wir bestrafen nie, ohne zuvor einen Gesandten geschickt zu haben.

    (17:15)

    24 Einheit Gottes 25Al-Kaffaw, al-Kullyt, 765 26Sunan al-Tirmidh, Band 2, Buch 1, Nr. 1446

  • Ein Beweis ist gegeben durch die Einladung zum Islm, in der die Einheit Gottes

    und die Botschaft des Propheten Muammad allallhu alayhi wa sallam erklrt

    wird.27

    Im Falle einer Person, die etwas gesagt oder getan hat, das Unglaube mit sich fhrt, muss

    ein Gelehrter einem solchen Individuum aufzeigen, warum es Unglaube ist und warum die

    Reue notwendig fr die Wiederherstellung des Glaubens ist. Wenn diese Person zurckkehrt

    in das Lager der Orthodoxie, so wird er nicht mehr als ein kfir gesehen. Oder wenn er

    erklrt, dass seine Ansicht auf unterschiedliche Interpretationen basiert, die eine Gltigkeit

    haben, oder seine eigenen Quellen vorlegt, durch die er mit einer authentischen Methode

    zu seiner Schlussfolgerung kam, dann erachtet man diese Person nicht als Unglubigen. Es

    kann jedoch, je nach Situation, eine Ketzerei und Erneuerung im Glauben sein (bidah), was

    zwar ungltig ist, aber kein Unglauben.

    27 Al-Ghiryn, F al-Aqdah, 104

  • Der Zustand des Unglaubens und was er beinhaltet

    Gem dem Qurn ist Gtzendienst die grte Snde gegenber Gott.

    Wahrlich, Allah wird es nicht vergeben, dass Ihm Gtter zur Seite gestellt

    werden: doch Er vergibt, was geringer ist als dies, wem Er will. Und wer

    Allah Gtter zur Seite stellt, der ist in der Tat weit irregegangen. (4:116)

    Die Mehrheit der orthodoxen Gelehrten wendet diese Verse nicht fr jene an, die noch nie

    die wahre Botschaft ber Gott empfingen. Der Beweis hierfr ist der Vers des Qurn:

    Und Wir bestrafen nie, ohne zuvor einen Gesandten geschickt zu haben.

    (17:15)

    Dies kommentierend schreibt Ibn Juzayy al-Kalb:

    Eine Ansicht ber diesen Vers ist, dass es sich auf diese Welt bezieht und dass

    Gott kein Volk zerstren wird, solange nicht ein Gesandter zu ihnen kam, der sie

    warnte, wodurch sie dann keine Entschuldigung mehr hatten. Eine andere

    Ansicht ist, dass dieser Vers sich auf diese und die nchste Welt bezieht dass

    Gott kein Volk bestraft im Jenseits, auer es kam ein Gesandter zu ihnen in

    diesem Leben und sie lehnten ihn ab.28

    Die zweite Ansicht wird verstrkt durch einen anderen Vers des Qurn:

    Fast mchte sie bersten vor Wut. Sooft eine Schar hineingeworfen wird,

    werden ihre Wchter sie fragen: Ist denn kein Warner zu euch gekommen? Sie

    werden sagen: Doch, sicherlich, es kam ein Warner zu uns, aber wir leugneten

    es und sagten: Gott hat nichts herabgesandt; ihr befindet euch blo in einem

    groen Irrtum. (67:8-9)

    Die Gelehrten unterscheiden zwischen Gtzendienerei (schirk) und Unglaube (kufr). Jeder

    Schirk ist Kufr, aber nicht jeder Kufr ist Schirk. Beispielsweise ist die strkste Ansicht der

    Gelehrte, dass weder die Christen noch die Juden als Gtzendiener angesehen werden. Sie

    sind jedoch Unglubige, wenn sie ber die Botschaft des Propheten Muammad allallhu

    alayhi wa sallam gehrt haben und diese ablehnten. Der authentische adth in a

    Muslim ist eindeutig darber:

    Bei dem Einen, in dessen Hand die Seele Muhammads ist, keiner von

    dieser Gemeinschaft (ummah), ob Jude oder Christ, hrt von mir und stirbt

    dann ohne an mich geglaubt zu haben, ohne dann zu den Bewohnern des

    Hllenfeuers gezhlt zu werden.

    Zwei extrem wichtige Punkte werden von diesem adth entnommen. Der erste Punkt ist,

    dass der Prophet allallhu alayhi wa sallam sagt: von dieser Gemeinschaft, und er

    bezieht sich auf alle Menschen in dieser Welt von der Anfangszeit seiner Botschaft an. Diese

    28 Ibn Juzayy al-Kalbi, Tashl, 1/484

  • Gemeinschaft teilt sich in zwei Gruppen: eine ist die Gemeinschaft der Akzeptanz (ummah

    al-istijbah), welche jene mit einschliet, die seiner Einladung zur Ergebung in Gott gefolgt

    sind, und die anderen sind eine Gemeinschaft der Einladung (ummah al-dawah), welche jene

    einschliet, die eingeladen wurden, aber jetzt noch nicht geantwortet haben.

    Der zweite wichtige Punkt ist, dass das letzte Urteil ber eine Person bis zum Ende ihres

    Lebens nicht getroffen werden kann. In diesem adth sagt der Prophet: niemand der

    von mir hrt und dann stirbt, ohne an mich geglaubt zu haben, in anderen Worten: Wenn

    jemand die Botschaft hrt, hat er sein gesamtes Leben Zeit diese Botschaft zu akzeptieren

    oder abzulehnen. Dieses Verstndnis wird auch von einigen Qurn-Versen bestrkt:

    Wahrlich, diejenigen, die unglubig sind und in ihrem Unglauben sterben,

    auf denen lastet der Fluch Allahs und der Engel und der Menschen

    insgesamt. (2:161)

    Der Qurn drckt klar aus, dass jemand im Zustand des Unglaubens sterben muss, um der

    Verdammung anheim zu fallen. Ihr Unglaube ist nicht ein Unglaube an Gott, sondern eine

    Ablehnung eines Propheten, und der Unglaube im Islm wird als die Ablehnung Gottes,

    irgendeines Gesandten oder deren Botschaft definiert.

    Der Qurn sagt zu der Erklrung, dass Gtzendienst (schirk) die einzige unverzeihliche

    Snde ist, auch noch, dass Luqmn alayhissalm zu seinem Sohn sagte:

    O mein Sohn, setze Allah keine Gtter zur Seite; denn Gtzendienst ist

    wahrlich ein gewaltiges Unrecht (ulm). (31:13)

    Das Wort, welches hier die Snde des Gtzendienstes beschreibt, ist ein Verbalsubstantiv,

    welches auch die Bedeutung Unterdrckung trgt. In vielen Versen des Qurn werden die

    Unglubigen in der Hlle als Unterdrcker (limn) bezeichnet. Die Gelehrten stimmen

    darin berein, dass jeder, der nicht der Religion des Islm folgt Juden, Christen und

    Gtzendiener eingeschlossen rechtlich als Unglubiger gesehen wird. Da jedoch alle

    Menschen heute von der Gemeinschaft Muammad allallhu alayhi wa sallams gezhlt

    werden, und wie oben erwhnt in zwei Gruppen aufgeteilt werden, ist es eine Pflicht fr die

    Muslime jene zum Islm einzuladen, die zu der Gemeinschaft der Einladung gehren, und

    dies die gesamte Lebensspanne einer Person gem zu tun. Lasst uns nicht vergessen, dass

    Ab ufyn den Propheten allallhu alayhi wa sallam fr fast zwanzig Jahre bekmpfte,

    und dennoch hat der Prophet allallhu alayhi wa sallam nicht verzweifelt an der

    Mglichkeit, dass Ab ufyn den Glauben akzeptieren wrde. Der Prophet Noah

    alayhissalm rief die Menschen fast 1000 Jahre zu Gott und betete erst fr die Zerstrung

    (seines Volkes) als Gott ihm offenbarte, dass sie niemals glauben wrden:

    Und es wurde Noah offenbart: Keiner von deinem Volk wird (dir)

    glauben, auer jenen, die (dir) bereits geglaubt haben: sei darum nicht

    traurig ber ihr Tun. (11:36)

    Die Mehrheit der Gelehrten verbat die Verfluchung eines Individuums, ob Muslim oder

    nicht, denn nur Gott alleine kennt den letztlichen Status. Juristen legten fest, dass die Seele

  • eines Menschen unbekannt ist fr die anderen Menschen, und deswegen sollte niemals

    angenommen werden, dass diese oder jene Person bei Gott ein kfir ist. Beispielsweise,

    whrend seine Taten zu Gott widerwrtig waren, war der Mensch Umar b. al-Khab bei

    Gott geliebt, sogar als er sich vor Gtzen niederwarf, denn im ewigen Wissen Gottes war

    Umar rayallhu anh kein Gtzendiener, sondern der Kalif des Islm und ein Mrtyrer.

    Die Marokkaner haben ein Sprichwort: Schtze niemanden gering, denn er knnte ein

    Freund Gottes sein. Was auch immer wir in einem Menschen sehen, es muss nicht seinen

    eigentlichen Status bei Gott reflektieren. Der Prophet allallhu alayhi wa sallam sagte

    ber die Leute von Badr: Wer wei vielleicht sah Gott in die Herzen der Leute von Badr

    und sagte: Tut was ihr von diesem Tage an tun wollt denn ich habe euch vergeben.29

    Der Prophet allallhu alayhi wa sallam machte diese Aussage in Bezug auf den Mann, der

    auf der Seite der Leute von Badr gekmpft hatte und spter dann eine verrterische Tat

    verbte, welche der Prophet allallhu alayhi wa sallam ihm vergab.

    29 a al-Bukhr, Band 4, Buch 52, Nr. 2809 & 2872

  • Wer ist fr das ewige Hllenfeuer bestimmt?

    Der Qurn sagt eindeutig, dass die Unglubigen in der Hlle sind. Da es einen Konsens gibt,

    dass die Juden und Christen gesetzlich als Unglubige eingestuft werden (nicht unglubig

    an Gott und vorherige Propheten, sondern unglubig an den Propheten Muammad),

    nehmen viele Muslime dies als ein Grund, dass diese in der Hlle sein werden, da viele Verse

    des Qurn klar aussagen, dass die Unglubigen in der Hlle sind.

    Darber hinaus existieren Verse, welche darauf hinweisen, dass Christen, welche an die

    Trinitt glauben, ebenfalls in der Hlle sein werden. Der Qurn sagt:

    Wahrlich, unglubig sind diejenigen, die sagen: Gott ist der Messias, der

    Sohn der Maria, whrend der Messias doch selbst gesagt hat: O ihr

    Kinder Israels, betet zu Gott, meinem Herrn und eurem Herrn. Wer Gott

    Gtter zur Seite stellt, dem hat Gott das Paradies verwehrt, und das Feuer

    wird seine Herberge sein. Und die Frevler sollen keine Helfer finden.

    Unglubig sind diejenigen, die sagen: Gott ist einer von dreien. Es gibt

    keinen Gott auer einem einzigen Gott. Und wenn sie mit dem, was sie (da)

    sagen, nicht aufhren (haben sie nichts Gutes zu erwarten). Diejenigen von

    ihnen, die unglubig sind, wird (dereinst) eine schmerzhafte Strafe

    treffen. (5:72-73)

    Es gibt hier einige wichtige Punkte, die angemerkt werden sollten: Erst einmal ist der hier

    erwhnte Unglaube kein Unglaube an den Islm, sondern ein Unglaube an die eigene

    Religion. Das heit, jene welche sagten, Gott sei eine Trinitt, haben Blasphemie begangen.

    Die Vergangenheitsform wird in den Versen hier benutzt, und dies wird bestrkt in

    spteren Versen des Qurn, indem es heit:

    Sprich: O Leute der Schrift, bertreibt nicht zu Unrecht in eurem

    Glauben und folgt nicht den bsen Neigungen von Leuten, die schon

    vordem irregingen und viele irregefhrt haben und weit vom rechten Weg

    abgeirrt sind. (5:77)

    Jene, welche die Trinitt einfhrten, welche ein Gtzenkult ist, den man im alten gypten,

    in Babylon und Indien finden kann, waren diejenigen, die Gott gelstert haben und in den

    Status des Unglaubens eingingen. Der Qurn jedoch sagt, dass wenn man dies einmal wei,

    man Abscheu davor haben muss, dergleichen zu sagen, ansonsten wird man im Hllenfeuer

    brennen.

    In dem letzten Teil des oben zitierten Verses, wird durch die Anwendung der Prposition

    min ( ) (von) der Satz bemerkenswert: Wenn sie somit nicht aufhren mit dem, was sie

    sagen, wird eine schmerzhafte Strafe jene von ihnen treffen, die Gotteslsterer sind. Im

    Arabisch weist die Benutzung des min um jene von ihnen, die Gotteslsterer sind

    auszusagen, darauf hin, dass es diejenigen von ihnen sind, die im Feuer brennen werden,

    welche sich im Zustand des Kufr befinden. Dies kann man nur verstehen, wenn wir uns

    daran erinnern, was kufr gem den Theologen ist:

  • Eine Ablehnung des Glaubens basierend darauf, dass man wei, was man

    glauben sollte (marifah) und eine entschlossene Ablehnung dessen (irah),

    sogar wenn es sich nur auf einen kleinen Teil dessen bezieht, was der Prophet

    allallhu alayhi wa sallam uns brachte, [solange es] in klarer Form, ohne

    Mehrdeutigkeit, berliefert ist.30

    Dies verndert nicht den gesetzlichen Zustand derer, die an die Trinitt glauben. Sie sind

    weiterhin rechtlich als kfirn zu erachten.31 Jedoch hebt es die Beurteilung ihrer Absichten

    auf, denn viele von ihnen knnten sich ihres Zustandes der Gotteslsterung nicht bewusst

    sein. In allen drei Religionen, die sich auf Abraham berufen, wird Blasphemie welche

    respektloses Gerede ber Gott, seine Propheten und andere Heiligtmer ausmacht nur als

    Kufr erachtet, wenn es absichtlich geschieht. Hier ist der Knackpunkt. Wenn Christen

    einfach nur das Wiederholen, was ihnen von ihren Priestern und Kirchen wiederholt wurde,

    dann lstern sie Gott nicht absichtlich. Viele mgen tief in ihren Glauben hingegeben sein,

    und suchen bestrebt nach dem Wohlgefallen Gottes. Dies sind die Menschen, welche der

    Qurn anspricht, genauso wie der Qurn Menschen ohne Glauben anspricht, in der

    Hoffnung, dass sie die Botschaft vernehmen und glauben werden.

    Was ist dann das Schicksal jener, welche nicht an den Qurn und die Botschaft des

    Propheten Muammad glauben? Sind sie auf ewig fr das Hllenfeuer bestimmt? Imm

    Ghazl, bekannt als der Beweis des Islm (Hujjat al-Islm), der einer der grten

    Autoritten in der islamischen Theologie und der Grundlagen islamischen Rechts ist, hatte

    da eine andere Ansicht. Er schrieb ein kurzes Bchlein namens Fayal al-Tafriqah, worin er

    die Gefahren des Takfr anderer Muslime klarstellt, doch in diesem Buch behandelt er auch

    das Thema der Nichtmuslime und die groe Barmherzigkeit Gottes. Er bemerkt, dass

    obwohl es einen klaren authentischen adth gibt, dass nur einer von tausend Menschen

    das Paradies betreten wird, es nicht bedeutet, dass der Rest der Menschen in ewiger

    Verdammnis enden wird; im Gegenteil, sie werden eine Weile im Feuer verbleiben, bis sie

    gereinigt sind. Was dieser adth bedeutet, gem al-Ghazl, ist, dass nur einer von

    30 Scheich Abd ar-Ramn asan al-abannakah al-Maydn, al-Aqdah al-Islmiyyah wa Ususuh (Damaskus: Dr al-Qalam, 1997), 615 31 Zu wissen, dass der Islm die einzige noch briggebliebene Religion ist, die bei Allah Gltigkeit oder Akzeptanz besitzt, ist notwendigerweise Bestandteil unserer Religion, und irgendetwas anderes als das zu glauben, ist Unglaube (kufr), der einen auerhalb des Islams stellt, wie Imm an-Nawaw feststellt: Wer nicht daran glaubt, dass jemand, der einer anderen Religion als dem Islam folgt, ein Unglubiger (wie die Christen) ist oder daran zweifelt, dass eine solche Person ein Unglubiger ist oder ihre Glaubenslehre fr gltig hlt, ist selbst ein Unglubiger (kfir), auch wenn wer sich ffentlich zum Islam bekennt und an ihn glaubt. [Raua a-libn, Bd. 10, S. 70] Dies ist nicht allein der Standpunkt der schfitischen Rechtsschule, die an-Nawaw vertritt, sondern auch der berlieferte Standpunkt der anderen drei sunntischen Rechtsschulen, der anaftischen (Ibn Abidn, Radd al-Mukhtr, 3, 287), der mliktischen (ad-Dardr, asch-Schar a-aghr, 4, 435) und der anbaltischen (al-Baht, Kaschschf al-Qin, 6, 170). Wer sich in der Fiqh-Literatur auskennt, wird bemerken, dass jedes dieser Werke die erste Quelle fr Fatws oder offizielle rechtliche Meinungen in seiner Rechtsschule ist. Die Gelehrten des islamischen Rechts sind sich darber einig, da alle anderen Religionen durch den Islam aufgehoben sind, weil dies der Standpunkt des Islams selbst ist. Es bleibt dem aufrichtigen Muslim nur, sich dem zu fgen, in welchem Zusammenhang Ibn al-Arab gesagt hat: Hte dich davor, jemals etwas zu sagen, was nicht dem reinen Heiligen Gesetz entspricht. Wisse, dass die hchste Stufe der Vollendeten (rijl) das geheiligte Gesetz Muammads Allah segne ihn und gebe ihm Heil ist, und dass das nicht fr Auenstehende Bestimmte (Esoterische), das in Widerspruch zu dem fr Auenstehende Bestimmten (Exoterischen) steht, eine Tuschung ist. (al-Burhn, al-all as-sadd, S. 32) [arqah Notes, Scheich N a-Mm Keller, Anm. d. .]

  • tausend sndenlos ist. Dann sagt er, dass alle Muslime letztlich vollstndig aus dem Feuer

    befreit werden, und noch unglaublicher:

    Die gttliche Barmherzigkeit jedoch wird auch viele der vergangenen Nationen

    einschlieen, obwohl viele von ihnen dem Feuer berlassen werden entweder

    nur kurz, und zwar fr einen Moment oder fr eine Stunde, oder fr eine lange

    Zeit, weswegen auf sie die Bezeichnung: Bewohner des Hllenfeuers

    anwendbar ist. Ich wrde sogar so weit gehen und sagen, dass die meisten

    Christen unter den Europern und Trken in unserer Zeit von dieser

    Barmherzigkeit umfasst werden, wenn Gott, der Allerhabene, es wnscht. Ich

    meine speziell jene, welche in den entfernten Teilen Europas und Zentralasiens

    leben, und zu denen die Botschaft des Islm nicht gekommen ist (diese werden

    von der gttlichen Barmherzigkeit umfasst).

    Christen kann man in drei Gruppen teilen. Die einen sind jene, welche noch nie

    den Namen Muammads gehrt haben: sie sind fr ihren Unglauben

    entschuldigt. Die zweite Gruppe sind jene, welche seinen Namen, seine

    Beschreibung und Wunder vernommen haben. Diese Leute leben neben oder

    unter den Muslimen und pflegen den Umgang mit ihnen. Dies sind die

    unglubigen Leugner (kuffr mulidn). Die dritte Kategorie sind die Menschen,

    welche weder zu der einen, noch zu der anderen Gruppe gehren, sondern sich

    dazwischen befinden. Der Name Muammad hat wahrlich ihre Ohren erreicht,

    doch sie kennen seine wahre Beschreibung und seinen Charakter nicht. Anstelle

    dessen hren sie seit ihrer Kindheit, dass ein hinterhltiger Lgner namens

    Muammad behauptet habe, ein Prophet zu sein, genauso wie unsere Kinder

    hren, dass ein Lgner namens al-Muqanna behauptete, ein Prophet zu sein.

    Meiner Ansicht nach sind solche Menschen entschuldigt, genauso wie es jene in

    der ersten Gruppe sind, denn sie vernahmen zwar seinen Namen, doch sie

    hrten das Gegenteil seiner wahren Eigenschaften, und das Hren solcher Dinge

    wrde niemals in einem den Wunsch wecken, herauszufinden[, wer dies war].32

    Imm Ghazls Einblick zeugt von seinem tiefen Verstndnis des menschlichen Wesens und

    der Schleier, die auf dem Herzen des Menschen als Resultat seines Hintergrundes und

    sozialer Herkunft liegen. Er bemerkt in seinem Buch der Erretter aus dem Irrtum33, dass die

    meisten Menschen, Muslime eingeschlossen, einfach nur der Religion ihrer Eltern folgen. Er

    merkt an, dass eigentlich wenige Muslime die Tiefen irgendeines religisen Themas

    ergrnden, um sich davon zu berzeugen, ob dieser Glaube der Wahrheit entspricht oder

    nicht. Nachdem er seinen Glauben ber die Leute anderer Religionen erklrt hat, fasst er

    spter diesen Punkt mit auergewhnlicher Klarheit auf:

    Bezglich der anderen Vlker, so bedenke eine Person, welche dem Propheten

    allallhu alayhi wa sallam Lge unterstellt, nachdem er die makellosen und

    unleugbaren berlieferungen ber sein Aussehen, seine Eigenschaften und

    32 Ab mid al-Ghazl, Majmat rasil al-Ghazl (Beirut: Dr al-Kutub al-Ilmiyyah, 1994), S. 96 (All dies ndert nichts an unserer Verpflichtung der Daw arqah Notes) 33 Ibid.

  • seine Wunder, welche die Gesetze der Normalitt aufhoben, wie das Spalten des

    Mondes, das Gedenken Gottes der Kieselsteine in seiner Hand, das Sprudeln des

    Wassers aus seinen Fingern und der wunderhafte Qurn, der ihm offenbart

    wurde und der jeden herausforderte und an dem jeder scheiterte, gehrt hat.

    Wenn all diese Informationen an seine Ohren kamen, und er sie dennoch

    ablehnt, seinen Rcken zuwendet, sie nicht in Erwgung zieht oder nicht

    darber nachdenkt, und sich nicht darin eilt daran zu glauben, dann ist eine

    solche Person wahrhaftig ein Leugner (jid) und ein Lgner, und er ist wahrlich

    ein Unglubiger (kfir).

    Doch so eine Person passt nicht in die Beschreibung der meisten Europer und

    Zentralasiaten, welche weit entfernt von den muslimischen Lndern leben.

    Tatschlich wrde ich sogar behaupten, dass jene, welche diese Dinge ber den

    Propheten allallhu alayhi wa sallam vernommen htte, sicherlich den

    Wunsch in sich getragen htten, herauszufinden, welcher Wahrheitsgehalt sich

    hinter diesen Erzhlungen befindet. (Solch eine Person msste) eine religise

    Person sein, welche nicht das Weltliche ber das Jenseits stellt. Wenn er keinen

    Drang in sich htte, die Wahrheit zu finden, dann kann dies nur durch die

    Tatsache sein, dass er sorglos, dieser Welt zugeneigt und von Frmmigkeit und

    [dem Verstndnis ber] die Wichtigkeit der Religion beraubt ist, und dies ist

    Unglaube (kufr).

    Wenn jedoch eine Person den Wunsch hatte, die Wahrheit herauszufinden, diese

    Bemhung jedoch unterlie, so ist dieses Unterlassen ebenfalls Unglaube.

    Wahrlich, jeder, der an Gott und den letzten Tag glaubt, unabhngig davon zu

    welcher Religion er gehrt, wird unermdlich die Wahrheit erforschen nachdem

    er die Zeichen erscheinen sah, welche die empirischen Gesetze aufheben.

    (Wunder). Wenn jemand sich auf den Weg macht, um die Wahrheit

    herauszufinden, aber stirbt bevor er seine Nachforschungen vervollstndigen

    konnte, so ist ihm vergeben und er wird die groe Barmherzigkeit und Gnade

    Gottes ber sich haben. Habe eine weite Ansicht ber die Barmherzigkeit Gottes,

    des Erhabenen, und messe gttliche Angelegenheiten nicht mit den

    beschrnkten blichen Standards. Wisse ebenfalls, dass das Jenseits diesem

    Leben hnelt, denn der Qurn sagt: Und weder eure Erschaffung noch eure

    Erweckung ist etwas anderes als die einer einzigen Seele. (31:27)

    Die meisten Menschen genieen in dieser Welt eine verhltnismige Sicherheit

    und Gemtlichkeit oder einen Zustand, der ihr Leben geniebar macht; aus

    diesem Grund wrden die meisten Menschen, wenn man sie vor die Wahl

    zwischen Leben und Tod stellen wrde, sich fr das Leben entscheiden.

    Diejenigen, die zu einem bestimmten Grade leiden, so dass sie den Tod whlen

    wrden, sind selten. Jene, welche dem ewigen Feuer anheimfallen werden, sind

    ebenfalls wenige, denn die Eigenschaft der gttlichen Barmherzigkeit verndert

    sich nicht aufgrund der Vielfalt unserer Umstnde, und dieses Leben und das

    Jenseits sind zwei verschiedene Ausdrcke fr die Vielfalt unserer Umstnde.

  • Wre es nicht so, dann htte die Aussage des Propheten allallhu alayhi wa

    sallam keine Bedeutung, als er sprach: Das erste was Gott im ersten Buch

    schrieb, war: Ich bin Gott. Es gibt keine Gottheiten auer mir. Meine

    Barmherzigkeit hat Vorrang vor meinem Zorn. Wer also bezeugt, dass es keine

    Gtter auer Gott gibt, und dass Muammad sein Diener und Gesandter ist, fr

    diesen ist der Garten.34

    Es gibt keinen Zweifel darber, dass die Unglubigen im Feuer sind, doch Imm al-Ghazl

    erklrt, dass Unglaube eine aktive Ablehnung ist, und nicht ein passiver Zustand der

    Unwissenheit. Das heit, die Ablehnung muss nach einem klaren Verstndnis ber die

    abgelehnte Angelegenheit stattfinden. Darber hinaus ist es nicht nur begreifbar, sondern

    absolut notwendig fr jene, welche aufrichtig sind, dass sie die Wahrheit suchen.

    Imm as-Suyt raimahullh sagt in seiner Fatw ber den Vater und die Mutter des

    Propheten und ihrem Platz im Jenseits:

    Er (der Vater des Propheten) lebte in einer Zeit, in der die Unwissenheit die

    Welt vom Osten bis in den Westen umschlungen hatte; die Gelehrten vom Volke

    der Schrift waren in verschiedenen Lndern verteilt, wie die Levante, und nur

    wenige von ihnen kannten die heiligen Gesetze und konnten die gttliche

    Botschaft korrekt vermitteln. Weder waren die beiden (die Mutter und der Vater

    des Propheten) an lange Reisen gewohnt, mit der Ausnahme nach Madina, noch

    lebten beide lang. Ein lngeres Leben htte ihnen die Mglichkeit gegeben, die

    Wahrheit und die Angelegenheiten zu erforschen, doch tatschlich lebten beide

    ein sehr kurzes Leben. Imm al-fi al ad-Dn al-Ali schreibt in seinem

    Buch ad-Durrah as-Saniyyah, dass der Vater des Propheten allallhu alayhi wa

    sallam, Abdullah, erst 18 Jahre alt war, als mina schwanger wurde. Er reiste

    nach Madina um einige Datteln fr seine Familie zu bringen und starb whrend

    er dort bei seinen Cousins von Ban Najjr war.35

    Somit, gem dem Imm, lebten die Eltern des Propheten allallhu alayhi wa sallam nicht

    lange genug, um die dringlichen Angelegenheiten in Erwgung zu ziehen, und dieser Faktor

    muss hinsichtlich ihrer Personen und anderen Personen erwogen werden. Hinzukommt,

    dass ein sehr bekannter authentischer adth von einem Massenmrder erzhlt, welcher

    die Reue ersuchte und dem ein Gelehrter mitteilte, an diesen und jenen Ort zu gehen, an

    dem es gute Menschen gab, welche Gott anbetete. Der Mann machte sich auf die Reise, starb

    auf dem Weg dorthin jedoch. Die Engel der Barmherzigkeit wollten ihn fr sich

    beanspruchen, da er Reue empfunden hatte und sein Herz gefllt war mit Schmerz. Die

    Engel des Zornes aber behaupteten, dass der Mann noch nie etwas Gutes in seinem Leben

    getan hatte. Um diesen Streit zu schlichten, wurde zwei Engeln befohlen die Entfernung zu

    messen, ob er dem Ort des Unglaubens, den er verlassen hatte, nher war, oder dem Ort des

    Glaubens, der sein Endziel war. Gem dem adth krzte Gott die Entfernung zwischen

    dem Mann und dem Land des Glaubens, womit ihn die Engel der Barmherzigkeit

    34 Ibid, S. 97. 35 Imm Jall al-Dn as-Suyt, al-w li al-Fatw (Beirut: Dr al-Kitb al-Arab, n.d.) 2/409

  • mitnahmen. Dies ist ein klarer adth der uns zeigt, dass der Mensch auf der Reise zum

    Glauben sein kann, aber vor seinem Tod nicht sein Ziel erreicht, und dennoch durch die

    Barmherzigkeit Gottes befreit wird.36

    Gem Imm asch-Schfi ist es so, dass wenn eine Person eine andere Person ttet, bevor

    dieser der Islm eindeutig dargelegt wurde (uqimat alayh al-ujja)37, der Mrder das

    Blutgeld und die Shne (kaffrah) entrichten muss, doch das Vergeltungsrecht wird nicht

    angewandt, denn der Mann war gesetzlich zwar kein Muslim, aber im wesentlichen war er

    einer (f man al-muslim). Ibn Rifa kommentiert dies in seinem al-Kifyah:

    [Er wird als Muslim erachtet], denn er wurde mit der vererbten Natur (frah)

    geboren, und es gab keine uerlichen Anzeichen der Sturheit.38

    Mit anderen Worten sagt Ibn Rifa ebenfalls, dass Unglaube aktiv und nicht passiv ist. Des

    Weiteren schreibt Imm al-Nawaw in seinem Kommentar zu Imm Muslims

    Hadithsammlung ber die Kinder der Gtzendiener:

    Die bevorzugte und authentischste Gedankenschule in Bezug auf sie, zu der

    auch die meisten autoritren Gelehrten geneigt waren, ist, dass sie im Paradies

    sind, wie es Gott in seinem Wort gebietet: Wir strafen kein Volk bevor ein

    Gesandter zu ihnen kommt. Wenn also Gott einen Erwachsenen nicht bestraft,

    weil die Botschaft ihn nicht erreichte, so ist es offensichtlich, dass Kinder noch

    sicherer sind.39

    Imm as-Suyt kommentiert dies:

    Schliet dies alle Menschen in der vor-islamischen Epoche ein? Nein. Ich

    wrde sagen, es schliet nur jene ein, zu denen keine prophetische Botschaft

    kam. Diejenigen jedoch, die eine prophetische Botschaft bekommen haben und

    danach in ihrem Unglauben beharrten, sie sind wahrlich zweifellos die

    Bewohner des Feuers.40

    In ihrem ausfhrlichen Kommentar, Schar Jawharat at-Tawd, stimmen die zwei

    Theologen, Scheich Abd al-Karm Tatn und Scheich Muammad Adb al-Kln, Imm al-

    Ghazl in diesem Falle zu:

    In dem adth, in welchem der Prophet allallhu alayhi wa sallam sagt: Bei

    dem, in dessen Hand meine Seele liegt, ob Jude oder Christ, wer auch immer von

    mir von dieser Gemeinschaft hrt, und dann stirbt ohne an mich geglaubt zu

    36 Imm Yahy b. Scharaf al-Nawaw, Schar Riy a-lin, fi Salh al-Dn Ysuf (Riyad: Maktabat Dr al-Salm, 1998) 1/32 37 Dies bedeutet, dass die Beweise des Islm in einer unwiderlegbaren Art vorgelegt wurden. Das bedeutet also, nicht nur der Person zu sagen, sie solle Muslim werden. Man knnte denken, dass das alleinige Sehen des Propheten ein Beweis genug war, doch es dauerte mehrere Jahre bis einige seiner Gefhrten die Wahrheit einsahen. Ab Laab andererseits bemerkte es nicht, und somit war sein Schicksal als einer der Auenseiter besiegelt. 38 Al-Suyt, al-w li al-fatw, 2/408 39 Al-Nawaw, a Muslim bi Schar al-Nawaw (Kairo: Matbaah ijz, 1930) Band 16, S. 209 40 Al-Suyt, al-w li al-fatw, 2/408

  • haben, ist von den Bewohnern des Hllenfeuers. Gem den Gelehrten gibt es

    hier drei Faktoren:

    Eine Person hrt ber den Propheten allallhu alayhi wa sallam und dies

    schliet seine Botschaft und die Beweise seiner Gltigkeit ein.

    Eine Person lehnt den Glauben in das ab, was dem Propheten allallhu alayhi

    wa sallam gegeben wurde.

    Dann stirbt die Person in diesem Zustand.

    Somit ist eine Person, welche niemals vom Propheten allallhu alayhi wa

    sallam etwas vernahm, wie jemand, der sehr weit entfernt lebt an einem

    abgeschiedenen Ort, und dem niemals die Wahrhaftigkeit ber diese

    Behauptungen klar gemacht wurde, nicht verantwortlich und einige Gelehrte

    waren der Ansicht, dass wenn die Botschaft jemanden in einer vernderten,

    geflschten oder unattraktiven Form, gefllt mit Fehlern von jenen, die andere

    Irreleiten, erreicht, dann ist das Urteil ber eine solche Person wie als wre die

    Botschaft niemals angekommen, auer er ist fhig durch die Rauchschwaden

    der Lge zu sehen und wendet sich dann trotzdem ab.41

    Ibn Munkadir, einer der Lehrer von Imm Mlik und ein groer Gelehrter von den tbin42

    sagte:

    Ich schme mich vor Gott zu sagen, dass Seine Barmherzigkeit irgendeinen

    Snder enttuschen wird, und wrde es nicht die klaren Offenbarungen

    hinsichtlich der Polytheisten geben, htte ich sie nicht aus dem Vers: meine

    Barmherzigkeit umschliet alles, ausgeschlossen.

    Ebenfalls zitiert Imm al-Munw einen der Gelehrten, der sagte:

    Die gttliche Prsenz ist absolut, und Gott tut was auch immer er will. Niemand

    unter den Glubigen hat eine Garantie zur Sicherheit vor gttlicher Bestrafung

    fr seine/ihre Snden. Doch die Leute werden sich an Dinge wie die Aussage

    Gottes: Meine Barmherzigkeit hat Vorrang vor meinem Zorn., festhalten.43

    Beide, Scheich Muyiddn b. al-Arab und Ibn Taymiyyah, hatten heterodoxe Ansichten

    ber das Hllenfeuer in ihrem Versuch, zwischen gttlicher Barmherzigkeit und der

    unendlichen Strafe fr beschrnkte Snden zu schlichten. Der Hretiker Jahm b. afwn

    teilte diese Ansicht, und diese Ansicht ist blich unter jdischen Ethikern. Scheich

    Muyiddn b. al-Arab war der Ansicht, dass die Bewohner des Feuers dem Feuer gleich

    werden und somit keinen Schmerz mehr verspren, sondern das Feuer genieen werden.44

    41 Scheich Abd al-Karm al-Tatn und Scheich Muammad Adb al-Kln, Schar Jawharat al-Tawd (Damaskus: Dr al-Baschair, 1994) 1/146 42 Die zweite Generation der Muslime, welche die Gefhrten des Propheten, aber nicht den Propheten selbst getroffen haben. 43 Imm Muammad Abd al-Raf al-Munw, Fay al-Qadr (Beirut: Dr al-Islm, 1996) 4/610 44 Siehe al-Janab al-Gharb, Raschid Effendi Sektion, Sulaymaniyya Bibliothek, Mukhtasaru tadhkirt al-Qurtub

  • Es war Imm al-Ghazl, mge Gott ihn belohnen, der fhig war eine orthodoxe Lsung fr

    dieses dornige theologische Problem des Theodizee zu finden, indem er die Elemente der

    bewussten Ablehnung Gottes oder irgendeinen seiner Gesandten als eine Notwendigkeit

    und als ein an sich ausreichendes Teil fr die Verdammung einfhrte. Tatschlich werden

    gem Imm al-Ghazl viele Menschen das Hllenfeuer betreten fr die verschiedenen

    Snden, die sie in dieser Welt verbten, doch Gottes Barmherzigkeit wird Vorrang haben

    und die Mehrheit wird letztlich das Hllenfeuer verlassen.

    Der Qurn erwhnt jene, welche auf ewig im Hllenfeuer bleiben werden. Scheich asan

    al-abannakah al-Maydan sagt:

    Der Qurn ist eindeutig darin, dass die Unglubigen, welche keine

    Entschuldigung fr ihren Unglauben haben (ghairu al-madhr bi kufrihim), zu

    den Bewohnern der Hlle gehren und dort auf ewig in Strafe verbleiben

    werden. Des Weiteren wird Gott ihnen entweder ihren Unglauben (kufr) oder

    ihre Beigesellung (schirk) nicht verzeihen, whrend er aber jenen verzeihen

    wird, welche sndige Glubige waren, denn die Barmherzigkeit Gottes

    umschliet sie mit Vergebung und Entschuldigung aus gttlicher Gnade und

    Gte heraus, wenn Gott es wnscht.45

    Die wichtige Aussage hier ist welche keine Entschuldigung fr ihren Unglauben haben. Dies sind

    die Menschen, welche die Wahrheit aus Arroganz und nicht aus Unwissenheit absichtlich

    ablehnen, wie im Falle von Ibls. Jene, welche wahrlich unwissend waren, verbringen eine

    Zeit im Hllenfeuer, doch sie werden schlielich mit gttlicher Gnade beschenkt, wie Imm

    al-Ghazl darauf hinweist. Der Qurn bezieht sich auf den Unglauben, der mit bestimmten

    Eigenschaften einhergeht, welche das bse Wesen derer prsentiert, die absichtlich oder

    bewusst die Botschaft ablehnen.

    Der Prophet allallhu alayhi wa sallam beschrieb die Unglubigen in einem authentischen

    adth in a al-Bukhr als die Bewohner der Hlle, indem er sprach: Soll ich euch

    nicht ber die Bewohner der Hlle erzhlen?, und seine Gefhrten antworteten: Doch,

    wahrlich, erzhle uns!, worauf er allallhu alayhi wa sallam sprach: Jeder grausame,

    rohe, aufgeblasene, geizige und arrogante.46

    Hinzukommt ein berhmter adth, welcher der erste adth ist, der den Studenten des

    adth berliefert wird: Wer auch immer keine Barmherzigkeit hat, dem wird keine

    Barmherzigkeit entgegen gebracht.47, und in einem anderen authentischen adth wird

    einer Prostituierten vergeben, weil sie einem durstigen Hund Wasser brachte.48

    45 Al-Maydn, al-Aqdah al-Islmiyyah, S. 622 46 a Muslim (Beirut: Dr Iy al-Turth al-Arab, 2000) Band 4, Nr. 9021 47 a Muslim, Buch 30, Nr. 5737 48 Al-Nawaw, a Muslim, 14/242

  • Beziehungen zwischen Muslimen und den Angehrigen anderer

    Religionen

    Der Gott des Islm ist der Gott der Menschheit der Gott der Juden, Christen, Saber,

    Magier und Polytheisten. Er versorgt und erhlt sie alle mit Nachsicht und wrdevoll. Er

    erlaubt sogar jenen, die seine Existenz ablehnen, die Existenz, indem er ihnen Frist gewhrt

    da sie ja vielleicht doch zurckkehren. Er hat jene herausgefordert, die an ihn glauben und

    die ihn ehren, sich selbst mit den Eigenschaften Gottes zu bekleiden, mit denen er sich

    selbst beschrieben hat: Barmherzigkeit, Nachsicht, Mitleid, Vergebung, Geduld und Liebe.

    Unser Prophet allallhu alayhi wa sallam sprach: Keiner von euch glaubt wirklich, bis er

    nicht das fr seinen Bruder liebt, was er fr sich selbst liebt.

    Imm al-Nawaw sagt in seinem Kommentar:

    Darunter sollten wir als allererstes und hauptschlich eine universelle

    Bruderschaft verstehen, sodass es Muslime und Nichtmuslime (kfir) einschliet.

    Jemand sollte fr seinen Bruder, den Nichtmuslim, wnschen, dass er in die

    Ergebung zu seinem Herrn eintritt. Fr seinen Glaubensbruder sollte er sich

    wnschen, dass diese Ergebung fortwhrt. Deswegen ist es hchst angeraten

    und gttlich belohnt, fr einen Nichtmuslim um Rechtleitung zu beten. Der

    adth sollte so verstanden werden, dass damit der vollkommene Glaube

    abgelehnt wird, und nicht der Glaube an sich, wenn jemand fr seinen Bruder

    etwas nicht liebt, was er fr sich liebt. Das Wort Liebe hier bezieht sich auf den

    Wunsch, dass Gutes und Ntzliches anderen geschieht. Diese Liebe ist eine

    spirituelle und nicht eine irdische Liebe. Denn die Natur des Menschen ntigt

    den Menschen schlechtes und Schaden fr seine Feinde zu erwnschen und die

    zu diskriminieren, die anders sind als er selbst. Der Mensch muss sich aber

    gegen sein Wesen stellen und fr seine Brder beten und fr andere das

    erwnschen, was er fr sich selbst erwnscht. Mehr noch, wann auch immer der

    Mensch nicht etwas Gutes fr seinen Bruder erwnscht, dann ist dies, weil er

    Neid hat... Aufgrund dessen muss sich jemand gegen die Leidenschaften seines

    Egos stellen und Heilung fr diese Krankheit suchen und dies mit der der

    Akzeptanz der gttlichen Ordnung und Gebeten fr seine Feinde behandeln.49

    Nur wenn wir diesen Grad des Glaubens und der Frsorge erreichen, welche Imm al-

    Nawaw hier beschreibt, wird sich unsere Lage verndern. Wir sind in einer unterdrckten

    und niedrigen Lage, damit wir die Lektionen lernen, die wir zu lernen haben. Muslime

    vergessen, dass unser Prophet allallhu alayhi wa sallam in Mekka dreizehn Jahre lang

    verfolgt wurde, und er dennoch fr die Rechtleitung der Menschen betete. Er wurde auf

    dem Schlachtfeld in Uud beleidigt, und dennoch rief er zu seinem Herrn: Oh Herr,

    vergebe meinem Volk, denn sie wissen nicht was sie tun.50 Dies sollte unsere Antwort auf

    die Andersglubigen sein. Unser Anliegen sollte weder sein, wohin andere Menschen gehen,

    49Al-Nawaw, Schar Matn al-Arban al-Nawawiyyah (Damaskus: Maktabat Dr al-Fat, 1970), 123 50a Muslim, Buch 19, Nr. 4418

  • noch sollten wir fr andere etwas wnschen, was wir fr uns selbst nicht wnschen. Eher

    sollte unser Anliegen die Frage sein, die Gott uns allen stellen wird:

    Wohin nun gehst du?