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H ABARI Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 20. Jahrgang Nr. 3/05 Fr. 5.– Die Turkana und ihr Schlachtritual Jetzt gilt der Kipunji-Affe als «entdeckt» Wildtierzählungen aus dem Himmel

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Die Turkana und ihr Schlachtritual Jetzt gilt der Kipunji-Affe als «entdeckt» Wildtierzählungen aus dem Himmel Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 20. Jahrgang Nr. 3/05 Fr. 5.– Inhaltsverzeichnis Editorial 2 HABARI 3/05 2 HABARI 3/05 D A M A L S HABARI 3/05 3 HABARI 3/05 3 4 HABARI 3/05 4 HABARI 3/05 HABARI 3/05 5 HABARI 3/05 5 6 HABARI 3/05 6 HABARI 3/05 Schlaue Parasiten HABARI 3/05 7 HABARI 3/05 7 V ON R OSMARIE W ALDNER

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HABARIZeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 20. Jahrgang Nr. 3/05 Fr. 5.–

Die Turkana und ihr SchlachtritualJetzt gilt der Kipunji-Affe als «entdeckt»

Wildtierzählungen aus dem Himmel

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2 HABARI 3/05

Habari-ImpressumAusgabe: 20. Jahrgang, Nr. 3/05, September 2005Auflage: 3000 ExemplareHerausgeber: Verein Freunde der Serengeti Schweiz (FSS)Sekretariat FSS: Silvia Arnet, Postfach, CH-8952 Schlieren. Tel.: ++41 044 730 75 77,

Fax: …78, Web: www.serengeti.ch, E-Mail: [email protected], PC: 84-3006-4Redaktion: Ruedi Suter, Pressebüro MediaSpace, Postfach, CH-4012 Basel,

Tel.: 061 321 01 16, E-Mail: [email protected]; Monica BornerTitelbild: Turkana-Frau am Lake Turkana in Nordkenia. Foto Ruedi SuterLeserbriefe: Bitte an die Redaktion. Kürzungen vorbehaltenAnzeigen: Schellenberg Media, André Bolliger, Beat Germann, Postfach 130,

CH-8330 Pfäffikon ZH, Tel. 044 953 11 80, Fax 044 953 11 54, ISDN 044 995 12 31Wissenschaftlicher Beirat: Die Zoologen Monica Borner, Zürich, und

Dr. Christian R. Schmidt, Frankfurt am Main.Layout: provista – concept • prepress • publishing • design, Urs Widmer, Lettenweg 118,

CH-4123 AllschwilDruck: Schellenberg Druck AG, CH-8330 Pfäffikon ZHHabari-Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen.Habari heisst «Nachricht» auf Kisuaheli. Es erscheint 4x im Jahr.

Editorial

«Affenschande»Die Menschenaffen rückten in den letzten Monaten wieder vermehrt ins Zentrum unsererWahrnehmung – aus sehr gegensätzlichen Gründen. Anfang September zeigte die in Kin-shasa tagende UNO-Konferenz über Menschenaffen, wie schwer bedroht unsere nächstenVerwandten sind. Weil wir Menschen uns immer mehr ausbreiten und weil die Gorillas,Schimpansen, Bonobos, Orang-Utans und Gibbons gewildert, gegessen oder als Handels-ware und Haustiere missbraucht werden. So ist laut WWF allein die Zahl der Orang-Utansauf Borneo seit 1990 um fast zwei Drittel auf etwa 55000 Tiere gesunken. Wie in afrikani-schen Ländern ist auch in Asien vor allem unser Bedarf an Holzmaterialien für den rapidenSchwund der geschützten Affenarten verantwortlich. Ohne die Transportwege der Holz-industrie hätten es Wilderer ungleich schwerer, den Tieren in den Urwäldern nachzustellen.Kommt hinzu, dass die Primaten zunehmend Seuchen zum Opfer fallen. So etwa die Goril-las im Dreieck Nigeria – Kamerun – Demokratische Republik Kongo, wo noch bestenfalls700 Tiere leben. Viele sterben an Ebola. Weshalb dies so ist, darüber wird gerätselt. Dochauch hier werden – wie bei den ähnlich heimgesuchten Schimpansen und Bonobos – Zu-sammenhänge mit der raschen Waldvernichtung vermutet.Ganz andere Meldungen berichteten von der Entschlüsselung des Genoms der Schimpan-sen durch ein internationales Wissenschafterteam. Sie untermauert bereits Bekanntes: DerUnterschied zwischen uns und unserem Mitwesen Schimpanse ist hauchdünn. Wir stehenihm sogar näher als der Gorilla. Vielleicht ist diese enge Verwandtschaft zum Menscheneine Erklärung dafür, dass Schimpansen selbst Schlingenfallen zu entschärfen versuchen,wie Forscher in Guinea eben verblüfft beobachten konnten.Schliesslich erreichte uns eine selten erfreuliche Nachricht: In Afrika wurde, man glaubt eskaum, nach 20 Jahren wieder einmal eine neue Affenart «entdeckt» – der Kipunji. Leiderwird der im tansanischen Wald lebende Hochland-Mangabe ebenfalls von der Holzfällereibedroht. Wir stellen ihn in dieser Ausgabe kurz vor. Verbunden mit der grossen Hoffnung,die Menschheit schaffe es noch rechtzeitig, ihre langarmigen Artverwandten zu retten. Wennnicht, wäre dies eine Affenschande – eine menschliche, versteht sich. Ruedi Suter

Inhaltsverzeichnis

Rückblick: Schlachtfest bei den Turkana vor 20 Jahren 3

Ausblick: Auf der Suche nach einem Impfstoff gegen die Malaria 7

Vogelblick: Tierzählungen aus dem Flugzeug 8

Tiefenblick: Auch der Meeresgrund bleibt nicht verschont 10

Einblick: Forscher «entdecken» in Tansania eine neue Affenart 10

Augenblicke: Im Feuer sterben zu viele Lebewesen 12

Lange Zeit ist es her, seit die basalt-schwarzen Menschen im kargenSchatten der Dornakazien das letzte

Mal Fleisch gegessen haben. Sie haben Hun-ger, einmal mehr, die Turkana in der Oasevon Parkati. Umgeben von Felsen quillt hier,mitten in der Steinwüste, im kleinen Oasen-wäldchen eine warme Quelle ans Tageslicht.Sie spendet allen Bewohnern, aber auch dendurchziehenden Nomaden und ihren Ka-melen, Ziegen, Rindern und Eseln frischeLebenskraft. Denn hart ist das Leben hier,einen Tagesmarsch entfernt vom jadefarbe-nen Wasserwunder, dem riesigen, in einergrossartigen Wüstenlandschaft eingebette-tenn Turkana-See im Norden Kenias. Nochnäher an der Oase aber liegt das berüchtig-te Suguta-Tal. Einer der heissesten Flecken

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der Erde, eine Gluthölle, die sich tagsüberregelmässig auf 60 Grad Celsius erhitzt. Wervon dort herkommt, dem scheint die Oasedas Paradies zu sein. Kein Wunder, dass umdiesen Flecken schon viele erbitterte Kämp-fe ausgetragen wurden.

Das verzweifelte Meckern der Ziegenhallt kläglich wider von den kahlen Fels-wänden der Umgebung. Die Tiere sind um-zingelt von den Turkana-Kriegern. Sie ah-nen, weshalb sich hier die Männer und dortdie Frauen mit ihren Kindern zum seltenenFest auf die von der Sonne gehärtete Erdesetzen. Sitale Aboto, der Häuptling, wipptprüfend den Speer. Er weiss mit Waffen um-zugehen, hat schon manches Mal dem Todeund den Ngoroko getrotzt, diesen marodie-renden, mit Schnellfeuergewehren ausgerüs-

D A M A L S

Erinnerungen an eine Rast vor 20 Jahren in einer Oase beim Lake Turkana.

WENN DER SPEERWENN DER SPEERDDAS LEBEN NIMMTAS LEBEN NIMMT

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4 HABARI 3/054 HABARI 3/05

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HABARI 3/05 5HABARI 3/05 5

teten Männern aus dem nördlichen Grenz-gebiet zu Uganda. 1981 überfielen sie auchParkati. Abotos Vater starb im Kugelhagel,seine Lieblingsfrau wurde von einem Dut-zend Gegnern vergewaltigt. Hilflos sassAboto oben zwischen den Felsen und muss-te sich alles mitansehen. Als sich die Ngo-roko satt und sicher fühlten, begann er sei-nen fürchterlichen Rachefeldzug. Von denFelsen aus nahm der Chief die Feinde in dasVisier seines Karabiners. Schuss um Schussund Tag für Tag schrumpfte die Zahl derBanditen. Vergeblich versuchten sie mitwachsender Verzweiflung den Schützen aus-zumachen und auszuschalten. Als AbotosKugeln den 18. Mann niederstreckten, zo-gen die Ngoroko ab. Krieg, Kampf und Todsind für die Turkana nichts Aussergewöhn-liches.

Der federnde Speer scheint in Ordnung.Der Stich kommt urplötzlich und heftig, diescharfe Eisenspitze dringt in die Tierkörper,kaum wahrnehmbar, knapp unterhalb desRückgrats, hinter der siebten Rippe. DieZiegen schreien auf, erstaunt und erschreckt,sie zucken, ringen nach Luft, röcheln, kni-cken ein und legen sich seltsam langsam in

den Staub. Tot. Fleisch für ein Essen. Kraftfür die Nomaden, hier im Lande der Wüstenund Vulkane. Als wärs ein Messer, greifenjunge Männer das Blatt ihres Speeres, schnei-den den Tierbauch auf, legen das Gedärmfrei und leeren die vollen Mägen aus. Grell-grün sucht sich der Brei seinen Weg im Sand,derweil der alte Eingeweide-Schauer mitwürdigem Antlitz seine Finger durch die fah-len Gedärme führt, sie betastet, sie beschaut.Des Häuptlings Mutter im fernen Manjattasei krank, und alsbald werde wunderbar vielRegen auf das ausgedorrte Land fallen, ver-heisst der Augur mit heiserer Stimme.

Am raren und mühsam gesammeltenHolz lodert schon das Feuer. Wie Zungenlecken die Flammen an den Tierleibern, sen-gen die Haare weg, die Kadaver dunkeln undstraffen sich, bis sie endlich, steif und gar,weggezerrt werden. Und wieder setzen dieSpeerspitzen an, um Geschlechtsteil undAfter auszuschneiden. Es sind die besten, denÄltesten zugedachten Bissen. Tiefer schnei-den die Blätter, immer tiefer in die kohl-schwarzen Häute. Darunter klafft, weiss wieSchnee, das Fleisch, und still und rot sam-melt sich das heisse Blut in den beiden aus-

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6 HABARI 3/056 HABARI 3/05

einander gefallenen Tierhälften. Die sehni-gen Hände der jungen Männer tauchen hin-ein, als wären es sakrale Schalen, rührenbedächtig die Bluttümpel, den begehrtenTrunk. Das Privileg der Zubereiter nutzend,beugen sich die Turkana über die Körper-schalen und trinken in grossen Zügen dasKraft spendende Blut. Es ist, wie Milch undFleisch, die wichtigste Nahrung des ostafri-kanischen Nomadenvolkes. Im Kreise war-ten geduldig die Angehörigen, selbstver-ständlich nach Geschlechtern getrennt. Hierdie Männer mit ihren niedergelegten Spee-ren, dort, im Schatten zwischen den Steinen,die Frauen und Kinder. Beide Ziegen wer-den zerlegt, werden verteilt, jeder Körper-teil, jedes Organ findet seinen vorbestimm-ten Esser, seine vorbestimmte Esserin, ge-nau so, wie es die ausgefeilten Essregeln die-ses Volkes gebieten. Die Turkana essen lang-sam, bedächtig, sie essen alles, und am Endeist rein nichts mehr übrig von den Ziegen-tieren. Ausser den blanken Knochen unddem Gefühl der Wärme und des Sattseins inden Bäuchen der Menschen – eine für unsEuropäer unvorstellbare Wohltat in diesemimmer wieder von Hungersnöten heim-gesuchten Winkel der Welt.Text + Fotos: Ruedi Suter

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VON ROSMARIE WALDNER

Alles ging sehr rasch. Die Ärztin setzte daseinfache Beatmungsgerät an Mund undNase des Knäbleins an. Sie pumpte verzwei-felt Luft in das kleine Geschöpf, eine Kran-kenschwester versuchte es gleichzeitig mitHerzmassage. Nach fünf Minuten gaben sieauf. «Herzversagen wegen schwerer Mala-

ria», sagte die Ärztin re-signiert. Unvergessen dasErlebnis, als ich im St.-Francis-Distrikt-Spital in

Ifakara im Südwesten von Tansania vor ei-nigen Jahren unerwartet Zeugin dieser Ma-lariatragödie wurde – eine von jährlich 2,7Millionen. Säuglinge und Kleinkinder sindam stärksten gefährdet; 90 Prozent derMalariatodesfälle werden in Schwarzafrikabeklagt. Im Westen Kenias zum Beispielwerden nach einer neusten Untersuchung 50Prozent der Schulkinder positiv auf Mala-ria getestet, nach grossen Regenfällen gar80 Prozent. An der tansanischen Küstedürfte es nicht viel besser sein.

Doch in Ifakara hat sich dies geändert.Die Häufigkeit einer Malariaattacke ist beiKleinkindern um das Zwanzigfache und dieSäuglingssterblichkeit um 30 Prozent gesun-ken. Zu verdanken ist dies dem Malariapro-gramm, das dort seit über einem Jahrzehntläuft und die Bevölkerung stark einbezogenhat. «Deshalb können wir den neuen Impf-versuch nicht in Ifakara durchführen», sagtMarcel Tanner, Leiter des SchweizerischenTropeninstituts in Basel.

Das Institut ist seit über 50 Jahren imKilombero-Tal tätig. Dort liegt Ifakara, unddort gibt es Abermillionen von Brutplätzenfür die die Malaria übertragende Anophe-lesmücken. Mit Insektizid imprägnierte, inDar es Salaam produzierte Moskitonetzehängen heute in vielen Häusern oder Hüt-

T R O P E N K R A N K H E I T

Neue Impfversuche in Tansania

«Die Malaria ha«Die Malaria hat unst unsBescheidenheit gelehrBescheidenheit gelehrt»t»Der Kampf gegen das Sumpffieber scheint noch langenicht gewonnen. Für neue Hoffnung sorgt aber ein Impf-stoff. Dieser wird zurzeit getestet: in Bagamoyo an dertansanischen Küste. Federführung hat das SchweizerischeTropeninstitut.

ten. Tritt trotzdem eine Erkrankung auf,sind prompte Diagnose und Behandlunggewährleistet. Deshalb musste das über eineMillion Franken teure Impfprojekt – gros-senteils bezahlt von der Bill & MelindaGates Stiftung – verlegt werden: nach Ba-gamoyo. Dieser heute verschlafen wirkendeehemalige Umschlagsplatz des Sklavenhan-dels liegt am Indischen Ozean gegenüber derInsel Sansibar.

Das frühere Missions- und heutige ein-fache Bezirksspital neben der Kirche istSchauplatz für den Impfversuch. Entspre-chend wird es modernisiert und ausgerüstet.350 dort geborene Säuglinge werden gegen-wärtig im Alter von zwei, vier und sechsMonaten im Zuge des üblichen Impfpro-gramms gegen Diphtherie, Kinderlähmung,Starrkrampf und Masern zusätzlich undgleichzeitig gegen die tropische Malaria ge-impft. Die Malaria tropica ist die gefähr-lichste Malariaform. Der verwendete Impf-stoff mit dem Kürzel RTS,S/AS02D hat sichin Vorversuchen in Gambia und Moçambi-que als befriedigend wirksam erwiesen. Erreduzierte bei ein- bis vierjährigen Kinderndie Infektionsrate um 45 Prozent. Malaria-attacken konnten um 30 Prozent und Fällevon Malaria tropica um 57 Prozent redu-ziert werden.

Um das Impfschema zu vereinfachen, dieKosten zu senken und die Akzeptanz zu er-höhen, soll die Malariaimpfung in die übli-che Impfprophylaxe integriert werden. Obdies möglich ist, wird nun in Bagamoyo er-probt. «Die Säuglinge verlieren den nochvon der Mutter geerbten Immunschutz ge-gen Malaria im Alter von zwei bis vier Mo-naten», erklärt Marcel Tanner. «Dann sindsie ungefähr bis zum Alter von zwei Jahrenhochgradig gefährdet. Eine durch Malariaverursachte akute Blutarmut oder zerebraleKomplikationen ertragen sie nicht.» Deshalb

müsse ein Impfschutz aufgebaut werden.Der Versuch soll auch klären, wie lange derSchutz anhält und ob er durch spätere natür-liche Ansteckung anhaltend stimuliert wird.

«Die Malaria hat uns Bescheidenheit ge-lehrt», sagt Tanner. «Sie mit einem Mittelzu besiegen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.Darum ist es unser Ziel, mit der Impfungwenigstens die Bürde der Malaria zu redu-zieren.» Moskitonetz, rasche Diagnose undMalariamedikamente werden vorläufignicht ausgedient haben. Wenn alles gut geht,ist frühestens im Jahr 2009 mit der Markt-fähigkeit von RTS,S/AS02D zu rechnen.Mehr als zwei bis drei Franken wird dieImpfung nicht kosten dürfen.

Schlaue Parasiten

Wie trickreich der Parasit der tropischenMalaria – er heisst Plasmodium falciparum– vorgeht, hat jetzt eine interessante Unter-suchung bestätigt. Nicht nur narrt der Parasitdie Impfstoffentwickler, indem er sein«Kleid» ständig ändert und damit für immu-nologische Attacken schwer zugänglichmacht. Er beeinflusst offenbar auch denStoffwechsel seiner Opfer, wie ein tansa-nisch-kanadisches Forschungsteam festge-stellt hat. Sie zählten mit einer Mückenfalle,wie viele Anophelesmücken von gesundenoder von malariainfizierten Schläfern ange-lockt wurden. Resultat: Die Mücken steuer-ten weit häufiger auf Malariakranke als aufGesunde zu, um diese zu stechen. Malaria-erreger gelangen durch das Blut in die Mü-cken, durchlaufen dort verschiedene Ent-wicklungsstadien und gelangen über denSpeichel der Mücken ins nächste Opfer.Offenbar ändert sich bei Infizierten laut Stu-die die Ausdünstung in irgendeiner Form, sodass mehr Mücken angezogen werden, dieden Parasiten weiterverbreiten können.

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VON PAQUITA HOECK

Der Pilot kontrolliert auf dem Radharhö-henmesser peinlich genau den Kurs und dieaktuelle Flughöhe über der Serengeti. Es isteng und lärmig in dem viersitzigen Klein-flugzeug. Pilotiert wird es von FSS-MitgliedMarkus Borner, dem Leiter des Afrika-Pro-gramms der Zoologischen GesellschaftFrankfurt und erfahrensten Piloten der ZGF.

In der Cessna arbeiten seit Stunden vierLeute unter höchster Konzentration: Zeitmessen, Tiere suchen, fotografieren, auf-schreiben – und bloss nicht den Blick vonden imaginären Landstreifen zu beiden Sei-ten des Flugzeugs abwenden! Der Teamgeiststimmt, die Tierzählung verspricht spannen-de Resultate. Aber nach einer Weile werdendie Augen trocken, und die Blase drückt.

Wildtiere zählen? Wozu? Manche mö-gen ein solches Unterfangen als sinnlos be-trachten, aber Zählungen und Überwachun-gen der Tiere – kurz Monitoring genannt –sind heute aus Forschung und Naturschutznicht mehr wegzudenken. Denn Monitoringliefert wichtige Einblicke in die Entwicklungvon Tier- und Pflanzenvorkommen, ja so-gar ganzer Ökosysteme wie zum Beispieldem der Serengeti, des grössten National-parks Tansanias. Für ein sinnvolles Mana-

M O N I T O R I N G

Wahrheitssuche am Serengeti-Himmel

Giraffen auf elf Uhr!

Bereits Serengeti-Förderer Bernhard Grzimek hat mitseinem Zebra-Flugzeug die Grosstiere aus der Luft beob-achtet, überwacht und gezählt. Unterdessen helfen neueTechniken, die Entwicklungen der Tierbestände noch exak-ter zu erfassen. Vorzugsweise aus der Vogelperspektive, instundenlangen Zickzack-Flügen

gement und den Schutz des Nationalparkssind solche Erkenntnisse von grosser Wich-tigkeit: Sie liefern Einblicke in die Strukturund das Funktionieren des Ökosystems. Undsie lassen Veränderungen erkennen – einewichtige Voraussetzung für die langfristigeErhaltung eines Schutzgebietes.

Schätzen oder zählen

Wissenschaftler verwenden beim Zählen vonWildtieren zwei verschiedene Methoden:Bestände werden geschätzt oder sie werdenexakt bestimmt. Natürlich spielen bei derWahl der Zählmethode Faktoren wie Habi-tat, Lebensweise und Körpergrösse der Arteine entscheidende Rolle. Die Riesenotter inPeru können individuell bestimmt und ge-zählt werden, bei Hunderttausenden vonGnus aber ist dies wenig sinnvoll.

Lange bevor sich der Begriff des Moni-torings etablierte, haben Bernhard und Mi-chael Grzimek in der Serengeti eine entspre-chende Technik entwickelt, indem sie dieBestände grosser Wildtiere zu erfassen be-gannen. Wie das? Die beiden überflogen inzuvor festgelegten Linien – sogenanntenTransekten – die grossen Ebenen und zähl-ten die Tiere links und rechts des Flugzeugs.Ihre Arbeit, die eindrucksvoll den Tierreich-

tum der ostafrikanischen Steppengebietedokumentierte, war der Grundstein für denAufbau vieler Grossschutzgebiete in Tansa-nia. Diese Methode ist noch heute in denGrundzügen erhalten, wenn auch der tech-nische Fortschritt einige wichtige Verbesse-rungen ermöglichte.

MetergenaueOrtsbestimmung

Bei niedriger Flughöhe werden die Gebietein einem Kleinflugzeug abgeflogen. Um fürdie Zählmannschaft ein gleich grosses Blick-feld zu gewährleisten, ist es wichtig, stetsdie gleiche Höhe über dem Boden einzuhal-ten. Während zu Grzimeks Zeiten die Ori-

Solitär oder in Gruppen lebende Tierewie Elefanten werden fotografiert undjedes einzelne Tier gezählt.

Antilopenbestände werden in 150 Meterbreiten Streifen rechts und links derFlugbahn erfasst und später hoch-gerechnet.

Die riesigen Gnuherden werden digitalfotografiert, die Bilder später amComputer ausgezählt und der Bestandhochgerechnet.

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entierung anhand grober Karten und per-sönlicher Geländekenntnis erfolgen musste,erleichtern heute Radar und Satellitennavi-gation (GPS) die Arbeit. Die GPS-Geräteempfangen Signale von verschiedenen Satel-liten und errechnen daraus ihre Position inLängen- und Breitengraden – metergenau.

Doch trotz modernster Technik sindTierzählungen aus dem Flugzeug eine kom-plizierte und zeitaufwändige Angelegenheit.Manchmal sind Gebiete, die untersucht wer-den sollen, einfach zu riesig, um sie syste-matisch abfliegen zu können. Oder eine Tier-art tritt in so grossen Herden auf, dass esutopisch wäre, alle Tiere einzeln erfassen zuwollen. Dem muss das Zählsystem Rech-nung tragen.

Elefanten und Büffel sind mächtige, inHerden lebende Tiere – und damit relativeinfach zu entdecken. Für die Bestimmungihrer Populationsgrössen ist die Totalzäh-lung die Methode der Wahl: Alle Individu-en werden gezählt. Mit dem Flugzeug wirddas Gebiet abgesucht, und sobald die Beob-achter ein Einzeltier oder eine Gruppe sich-ten, werden die Koordinaten vom GPS ab-gelesen und ein Foto der Tiergruppe geschos-sen. Anhand der Fotos können einzelne In-dividuen später exakt gezählt werden.

Um hingegen einen Überblick über dieweit verbreiteten Gazellen- und Antilopen-bestände in der Serengeti zu erlangen, wer-den nicht alle Tiere des gesamten Gebietesgezählt. Der Pilot fliegt parallele Transekteüber das Gebiet, wobei beidseits des Flug-zeugs definierte Streifen von 150 MeternBreite nach Tieren abgesucht werden. Diedarin vorkommenden Individuen werdenbestimmt, und das Resultat wird später aufdie Gesamtfläche hochgerechnet. Der Ge-samtbestand wird also geschätzt. Fachleutebezeichnen diese Methode als systemati-schen Erkundungsflug (SRF, Systematic Re-connaissance Flight).

Herausforderung Gnu

Werden dabei die entsprechenden Voraus-setzungen eingehalten und wird mathema-tisch exakt gearbeitet, dann kann eine sol-che Hochrechnung ein realitätsnahes Ergeb-nis liefern. Eine besondere Herausforderungstellt die Zählung der Gnus in der Serengetidar. Die Herden sind zu gewaltig, um in ih-rer Gesamtheit exakt gezählt oder auch nurfotografiert bzw. gefilmt zu werden. Statt-dessen nutzt man die Fotografie und dieVideokamera, um Teile einer Herde stich-probenartig zu erfassen. Wenn sich die Gnusin der Regenzeit in riesigen Herden im süd-lichen Teil der Serengeti aufhalten, wird das

Gelände systematisch in Streifen über denHerden abgeflogen, und eine am Flugzeug-boden montierte digitale Videokameramacht in regelmässigen Abständen jeweilsein Bild (sog. Aerial Point Sampling, APS).

Mit Hilfe der gleichzeitig registriertenFlughöhe kann für jedes Foto die Grösse desabgelichteten Gebietes bestimmt werden.Zudem können die Daten des GPS direktins Bild eingespeist werden. Später wird dieKamera an den Computer angeschlossen.Mit einer speziellen Standbildfunktion ho-len sich die Wissenschaftler die Tierherden

auf den Bildschirm. Doch ganz ohne «Hand-arbeit» geht es dann doch nicht: Ausgezähltwerden die Tiere schliesslich per Hand – amBildschirm, auf dem Ausdruck oder an ei-nem projizierten Dia. Der Computer ist(noch) schlicht zu «dumm», um zwischenverschiedenen Tierarten, Vegetation, Schat-ten oder hintereinander stehenden Tieren zuunterscheiden. Aus der Anzahl der Tiere aufdem Bild wird die Dichte ihres Vorkommenserrechnet und dann ihre Gesamtzahl hoch-gerechnet. Dies geschieht vorab in der nord-tansanischen Stadt Arusha.

Dort steht das tansanische Naturschutz-Forschungszentrum TAWIRI (TanzaniaWildlife Research Institute), und dort lau-fen die wichtigen Daten und Ergebnisse derFlugzählungen zusammen. TAWIRI unter-hält die sogenannte Conservation Informa-tion Monitoring Unit (CIMU), ein von derZGF unterstütztes Programm, das Informa-tionen über Wildtierbestände und Entwick-lungstendenzen in den tansanischen Schutz-gebieten sammelt und auswertet. So könnenspannende Fragen wie diese beantwortetwerden: Wie viele Individuen einer Art gibtes überhaupt in der Serengeti? Wie habensich die Bestände in den letzten Jahren ent-wickelt? Gab es Einbrüche in den Popula-tionen? Die Antworten und Resultate prä-sentiert das CIMU den Entscheidungsträ-gern: vom Parkchef bis zum Minister. Sowerden wichtige Informationen zugänglichgemacht, die letztendlich die Grundlage füreinen sinnvollen und langfristigen Natur-schutz darstellen.

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Büffel und Kuhreiher aus der Luft

Sensationelle Luftaufnahme:weisse Giraffe im Tarangire.

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TIEFSEE

Regenwälder amMeeresgrund zerstört

KUALA LUMPUR – Um die bedrohten Ökosys-teme der Tiefsee unverzüglich unter Schutzzu stellen, forderten vor wenigen Jahren über1100 führende Meereswissenschaftler aus 69Staaten an der Konferenz über BiologischeVielfalt CBD in Malaysia Sofortmassnahmen.Geändert hat sich seither kaum etwas. Heftigkritisiert wurden damals die Fangmethoden,bei denen die Ozeanböden mit Netzendurchpflügt werden, um so an die wertvollenSpeisefische zu gelangen. Die Meeresforscherhatten in Kuala Lumpur ein Moratorium ge-gen die Verwendung von Grundschleppnet-zen unterzeichnet, das an die UNO weiterge-geben werden soll. «Fischen mit Grund-schleppnetzen ist so, als würde man mit ei-nem Bulldozer in einen Teich fahren, um dieFische zu fangen», meinte der Fischereiexper-te Elliot Norse. «Die Methode ist tödlich effi-zient: Die Fische werden relativ einfach undschmerzlos gefangen, wenn es einem egal ist,das gesamte Leben am Meeresgrund völligkaputtzumachen», erklärt der Präsident desUS-Marine Conservation Biology Institute.Mit den Grundschleppnetzen wird derOzeanboden in ein bis zwei Kilometern Tiefequasi umgepflügt, da schwere Stahlgewichteüber den Grund des Meeresbodens gezogenwerden. Die Forscher kritisieren diese Metho-de auch deshalb, weil die Reproduktionszy-klen in der Tiefsee wesentlich länger dauern.Erst kürzlich haben Wissenschaftler in denTiefen der kalten Ozeane Korallenriffe ent-deckt, in denen «Korallenbäume» von bis zuzehn Meter Grösse wachsen. Manche dieserKorallen sollen bis zu 2000 Jahre alt sein.«Diese Gebiete sind die zukünftigen Quellender Humanmedizin, sie sind die bestenKlimastatistiker, die es gibt, und sie sind derLebensraum für viele kommerziell bedeuten-de Fischarten», fasst Norse den Wert der fra-gilen Habitate zusammen. Diese Korallenriffe

sind wie «Regenwälder der Tiefsee», ver-gleicht die Greenpeace-Meeresbiologin NinaThüllen. Die Umweltorganisation stellt sichentschieden gegen die hemmungslose Aus-beutung der Meere. «Da zahlreiche Fischbe-stände vor dem Zusammenbruch stehen,durchkämmen hochtechnisierte Fangflottendie Tiefen der Weltmeere auf der Jagd nachden letzten Fischbeständen», so Thüllen. DieSchleppnetze können so gross sein, dass biszu zwölf Jumbojets in ihnen Platz finden. Ineine Netzfüllung passen 600 Tonnen Fisch.Die Umweltorganisation kritisiert auch diegrossen Mengen an quasi nutzlosem Beifang:«Pro Kilogramm Seezunge werden beispiels-weise zehn Kilo Beifang mitgefischt», argu-mentiert Greenpeace.Die Forscher erklärten, die Tiefsee-Korallen-riffe seien erst vor kurzem entdeckt worden.Sie befinden sich etwa vor den Küsten vonJapan, Tasmanien, Neuseeland, Alaska, BritishColumbia, Kalifornien, Neuschottland, Maine,North Carolina, Florida, Kolumbien, Brasilien,Norwegen, Schweden, Grossbritannien, Irlandund Mauretanien. Aller Wahrscheinlichkeitnach gibt es wesentlich mehr Spezies vonKaltwasser-Korallen als von tropischen. DieWissenschaftler appellieren an die UNO-Mit-gliedsstaaten, auf hoher See sofort ein welt-weites Verbot der Fischerei mit Grundschlepp-netzen zu verhängen. Die Regierungen wur-den aufgefordert, ein wirksames Netzwerk ausMeeresschutzgebieten einzurichten. Es ist bisheute noch nicht so eingerichtet, dass ein effek-tiver Schutz garantiert wird.

AFFEN

Die «Entdeckung»des Affen Kipunji

ARUSHA – Die einheimischen Wanyakyusakennen ihn schon lang, den wolligen Affenmit dem bräunlichen Pelz, seinem auffälligenHaarkamm und Backenbart. Sie wissen, dasser in den Baumkronen der südtansanischen

Wälder des Mount Rungwe wie auch im be-nachbarten Kitula-Nationalpark lebt. Sie nen-nen den Affen, der auch schon im Ndundulu-Waldreservat in den Udzungwa-Bergen ge-sichtet wurde, Kipunji. Dieser fühlt sich beson-ders in den Bergwäldern bis zu 2500 MeternHöhe wohl. Er ist knapp 90 Zentimeter gross,hat einen ebenso langen Schwanz und wirdbis zu 16 Kilo schwer. Gesicht, Hände undFüsse sind schwarz, Bauch und Schwanz hin-gegen beige. Unverwechselbar ist sein Ruf, deran eine «Autohupe oder Hundegebell» erin-nern soll.Obwohl den Einheimischen längst bekannt,gilt Kipunji erst seit einigen Monaten als «ent-deckt». Denn vorher hatte die Wissenschaftkeine Ahnung von seinem Dasein. Nun abererklärte sie ihn in Publikationen mit Wort undBild als existent, und sie gab ihm den NamenLophocebus kipunji. Seit dem Frühjahr wird die«Entdeckung» des scheuen Kipunji in Maga-zinen wie Science und National Geographicgefeiert. Er sei mit den Meerkatzen verwandtund könne als Hochland-Mangabe bezeichnetwerden.Die Wissenschaftler freuen sich aber auch, weil– nach einer Pause von 20 Jahren – doch nocheine neue afrikanische Affenspezies «entdeckt»werden konnte. Kipunji wurde als erste Affen-art überhaupt zum ersten Mal durch afrikani-sche Forscher beschrieben – von Noah Mpun-ga und Sophy Machaga. Die beiden gehörtenzu einem Team, das im Auftrag der amerika-nischen Umweltorganisation WCS bereits2003 im Südwesten Tansanias nach dem Ki-punji suchten. Dies zusammen mit dem lei-tenden WCS-Biologen Tim Davensport undweiteren Kollegen. «Wir hoffen», erklärteMpunga, «dass diese Entdeckung die Notwen-digkeit eines verstärkten Schutzes des südli-chen Hochlands Tansanias klar macht und dieLandsleute motiviert, sich aktiv im Umwelt-schutz zu engagieren.» Das würde auch Ki-punji zugute kommen: Seine Art wird bereitsdurch Abholzungen und Wilderei massiv be-droht.

B U S C H T R O M M E L

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Kipunji-Affen

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KLIMA

Nebelwälder unter DruckKUALA LUMPUR – Zu den am meisten gefähr-deten Regionen der Erde gehören nach An-sicht zahlreicher Experten die Nebelwälder.Diese beherbergen laut World ConservationMonitoring Centre, einer Unterorganisationder UNO-Umweltorganisation UNEP, nichtnur Tausende seltener Tiere und Pflanzen. Siesind auch notwendig für die Trinkwasser-Ver-sorgung von Millionen von Menschen.Nach den Forschungsberichten, die sich aufSatellitendaten stützen, umfassen diese Wäl-der rund 400000 Quadratkilometer und ma-chen damit nur 2,5 Prozent der Gesamtflä-che aller tropischen Regenwälder aus. 60 Pro-zent der Nebelwälder befinden sich in Asien,etwa 25 Prozent in Lateinamerika und dierestlichen 15 Prozent in Afrika (in Tansaniaam Kilimanjaro, Meru, Ngorongoro). Die meis-ten der Nebelwälder sind in Höhenlagenzwischen 2 und 3000 Metern über demMeeresspiegel, obwohl es in Küstenregionenauch Nebelwälder in Höhenlagen von 500Metern gibt. Zu den typischen Nebelwäldernzählt etwa der La Tigra National Park inHonduras, der mehr als 40 Prozent der850000 Bewohner der Hauptstadt Teguci-galpa mit Trinkwasser versorgt. Die Nebel-wälder bilden aber auch Genpools für Nutz-pflanzen, da zahlreiche wildlebende Formenvon Nahrungspflanzen in diesen Habitatenheimisch sind.Die Nebelwälder sind durch Landwirtschaft,illegalen Holzeinschlag, Feuer, Strassenbauund die Einführung artfremder Spezies be-droht. Nach Angaben der Experten stellt aberdie Klimaänderung die grösste Bedrohung dar.«Einzigartig an diesen Wäldern ist die Tatsa-che, dass sie die Feuchtigkeit durch Konden-sation der Wolken halten können», erläutertStudienautor Philip Bubb von der UNEP. «Wenndie Temperaturen um nur ein Grad in den Nie-derungen steigen, bedeutet das einen Tem-peraturanstieg um zwei Grad in den Wäldern.Daraus resultiert das Aufsteigen der Wolkenund das Austrocknen des Waldes», zeichnetder Forscher das Bild. Viele der Wälder sinddaher rund um Berggipfel zu finden, da dortdie Temperaturen kühler sind. ZunehmendeHitze sorgt aber dafür, dass die Wolken hö-her steigen und dass damit auch die höchst-gelegenen Wälder austrocknen. wlr

RUBRIK

Nashorn und Tigersterben nicht allein

NAIROBI – Das Artensterben geht weiter: EinViertel aller Säugetiere stehen vor der Ausrot-tung. Bedroht sind mehr als 11000 Tierarten,über 5000 Pflanzen – und die Jäger- undSammlervölker.

Mit den alarmierenden Zahlen wartet dieUNO-Umweltorganisation UNEP in Nairobiauf. Nach einem Bericht ist knapp ein Viertelaller Säugetiere vom Aussterben akut bedroht.Innerhalb der kommenden 30 Jahre werdendiese Tiere vom Globus verschwunden sein,befürchtet die UNEP. Die Zerstörung der Ha-bitate und die globale Umweltverschmutzungsetzen den Tieren extrem zu, berichtete BBC-Online. Der Verlust der Biodiversität wirddurch die Zerstörung der Lebensräume derTiere und durch die Bioinvasion fremder Ar-ten noch gesteigert. Hinzu kommen verän-derte Lebensbedingungen durch globale Er-wärmung. Nach Schätzungen der UNEP sindmehr als 11000 Tier- und mehr als 5000 Pflan-zenarten vom Aussterben bedroht. Allein über1000 Säugetiere befinden sich auf der «rotenListe», jede achte Vogelart ist bedroht.Vor ihrem Untergang stehen auch die Jäger-und Sammlervölker dieser Welt. Ihre Kultu-

ren sterben mit dem Verschwinden des Wil-des. Unter den gefährdeten Tieren befindensich Arten wie der Sibirische Tiger, das Schwar-ze Nashorn, aber auch Tiere, die weniger be-kannt sind wie der philippinische Affenadlerund der asiatische Amur-Leopard. Der UN-Report stützt sich auf Aufzeichnungen dervergangenen drei Jahrzehnte. So soll die Zer-störung des Lebensraumes in diesem Zeitraummit gleichbleibender Intensität fortgeschrittensein. Insbesondere der Vormarsch dermenschlichen Siedlungen in Regenwälder,Feuchtbiotope und andere Wildnis-Gebietesowie die Folgen der Industrialisierung habendramatische Auswirkungen auf das Leben derTiere und Pflanzen. Nach Ansicht der UNEPhätten einige der Probleme einfach gelöstwerden können – wenn die Regierungen wieversprochen Verträge und Konventionen desUmweltgipfels in Rio de Janeiro 1992 umge-setzt hätten. pte/rs

Nebelszeneam Mount Meru,

NordtansaniaFoto

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Jämmerliches Sterbenim Flammen- und AschenmeerAuf vielen Reisen in Tansania und Kenia istmir immer wieder unangenehm, ja stossendaufgefallen, wie in weiten Steppengebietendas gelbe Gras gezielt und weitgehend un-kontrolliert abgebrannt wurde.Riesige Flächen lagen schwarz in der Land-schaft – ein Bild der Zerstörung und Vernich-tung vieler Lebewesen. Wurde wohl einmalwissenschaftlich untersucht, was bei solchenBränden alles stirbt und zu Grunde geht? MitBestimmtheit verbrennen dabei zahlreicheKleinsäuger und unter den Vögeln Bodenbrü-ter mitsamt ihren Jungen. Auch Schlangen,Echsen und Schildkröten verenden jämmer-lich, nicht zu reden von einer Vielzahl von In-sekten.Als Begründung für die Brände wird angege-ben, das Gras wachse schneller dank der Dün-gung durch die Asche. Das Abbrennen seiauch eine Waffe gegen die «Verbuschung» derSteppe oder das Überhandnehmen von Ze-cken. Doch nur ein Argument scheint mirwirklich sinnvoll: Das Abbrennen kleinerSchneisen verhindert das weitere Vordringenverheerender Grossfeuer.Alle anderen Argumente lasse ich nicht gel-ten. Sie erinnern mich an jene für die Dezi-mierung der Fischotter und Graureiher, dieden Fischern vor allem grössere Fangerträgeermöglichen sollen. Immer wieder glauben

wir Menschen, wir seien ausersehen, die Na-tur zu «verbessern». Wer hat wohl vor 10000und 20000 Jahren, als sich niemand derartum die Serengeti kümmerte, für den «Unter-halt» der Natur gesorgt? Wir wissen, dassbereits damals noch viel grössere Herden vonWildtieren diese einzigartige Landschaft be-wohnten. Sicher, auch Blitze lösen jedes JahrSteppenbrände aus, aber lassen wir es dochdamit bewenden – und pfuschen wir der Na-tur nicht ins Handwerk! Fritz Bucher, Zürich

L E S E R B R I E F E

Habari 2/05: «Vom Sterben einerEland-Antilope»Eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber es gibtein gutes deutsches Wort für das Tier, das imEditorial beschrieben wird: «Die Elenantilope».Und wenn das zu lang ist, geht zur Not auch«das Elen». Der deutsche Name ist von einerveralteten Form des Worts für «Elch» abgelei-tet – so, wie es die Buren ja recht allgemeintaten (siehe gemsbok, steenbok, rhebok u.a.).

Walter Leuthold, Zürich

Fairtrade-Produkte aus dem AmazonaswaldDer «Regenwaldladen» ist ein Projekt des deutschen Regenwald-Instituts und hatdas Ziel, die Waldbewohner Südamerikas in der Vermarktung von sog. Nichtholz-Waldprodukten zu unterstützen. Denn wenn sich das Sammeln und Verarbeitenvon Früchten, Nüssen oder Naturlatex zu Konfitüren, Ölen, Taschen und Regen-bekleidung auch finanziell lohnt, kann der Regenwald vor der Abholzung undUmwandlung in Sojaplantagen oder Viehweiden geschützt werden. John Künzli,ehemals Sekretär des Bruno-Manser-Fonds, hat nun eine Schweizer Geschäfts-stelle eröffnet und freut sich auf Ihren virtuellen Besuch im Online-Shopwww.regenwaldladen.ch. Der FSS erhält von Ihrem Einkauf 10 Prozent – fügen Sieeinfach beim Kauf die Anmerkung «FSS» ein!

Ein Marabu stelzt durchdie Serengeti-Asche

Foto: Ruedi Suter

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STREIFLICHT� Kenia «rauchfrei». Nicht nur Europa sollin Zukunft schrittweise rauchfrei werden, son-dern auch Ostafrika. Uganda hatte bereits voreinem Jahr Rauchen in der Öffentlichkeit ver-boten, dieses Gesetz aber nicht umgesetzt. Ke-nia will nun, so berichtet BBC-Online im Juni,drastische Massnahmen gegen das Raucheneinführen. Dazu gehören eine Erhöhung derTabaksteuer um 15 Prozent und das Rauchver-bot in öffentlichen Gebäuden. James Nyikal,Direktor des kenianischen Medical Service, er-klärte, dass jährlich mindestens 12000 Men-schen in der ostafrikanischen Republik an denFolgen des Rauchens sterben. Daher wird imgesamten Land in Bars, Kirchen und Sportsta-dien das Rauchen untersagt. Die Gesundheits-behörden sind nun an der Reihe, den zahlrei-chen Tabakbauern Vorschläge für den Anbauanderer Nutzpflanzen zu unterbreiten. «Es istdringlich, die Preise für Tabak so stark anzu-heben», argumentierte Nyikal. Im kommen-den Finanzjahr wird der Erlös aus der Tabak-steuer für eine Aufklärungskampagne gegen

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und LogoTelefonregister A5 blau oder grün 21Tagebuch/Notizbuch A5 blau oder grün 18Buch «Mit Liebe» von Jane Goodall 25

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das Rauchen verwendet. Von den rund 32Millionen Kenianern rauchen etwa fünf Millio-nen. Davon sterben jährlich 8000, weitere4000 sind Opfer des Passivrauchens. Auch dasNachbarland Tansania hatte angekündigt, dasRauchen auf öffentlichen Plätzen zu verbieten.Nicht berichtet wird, was die afrikanischeLandbevölkerung in ihren abzugslosen Hüttengegen den Rauch ihrer Koch- und Wärmefeuerunternehmen soll. �

� Mehr Hurrikans. Hurrikan Dennis, der imJuli auf Kuba, in Haiti, in Florida und auf denCayman-Inseln Tote und grosse Schäden for-derte, sei nur der böse Auftakt einer «stürmi-schen Saison», warnten Experten des BenfieldHazard Research Centre (BHRC) in London.Der Grund: Das Wasser des tropischen Atlan-tik, jene Region, in der die Wirbelstürme ge-boren werden, ist in diesem Jahr besonderswarm. Das deute auf ein Jahr mit vielen Hur-rikans hin, berichtet BBC-Online im Sommer.Dann kam «Katrina» und zerstörte New Or-leans und andere Küstenstädte. Damit habensich die Vorhersagen bewahrheitet: Die Regi-on erlebte ihren zweiten Extremsommer – mitToten und unheimlich grossen Schäden. �

� «Fliegende Wale». Die Ausrottung vielerTierarten führt gezwungenermassen zu selt-samen Ideen, die erst auf den zweiten BlickSinn zu machen scheinen. Ein Beispiel: Dut-zende amerikanische Grauwale sollen auf demLuftweg nach Osten geflogen werden und inder Irischen See am Solway Firth wieder ein-gesetzt werden. Damit soll die Spezies – sielebte bis vor 400 Jahren in den europäischenGewässern – wieder angesiedelt werden. Diesberichtete BBC-Online im Juli nach einem Ge-spräch mit zwei Forschern des Penrith Cam-pus an der University of Central Lancashire.Technisch, versichern sie, wäre es «kein Pro-blem», die bis zu 40 Tonnen schweren Mee-ressäuger von Kalifornien nach Europa zu flie-gen. Die Population des kalifornischen Grau-wals hat heute die Grösse von schätzungswei-se 26000 Tieren erreicht. «Damit ist der kriti-sche Punkt überschritten», meint der ExperteOwen Nevin. Innerhalb der kommenden zehnJahre könnten die ersten kalifornischen Grau-wale in der Irischen See ausgesetzt werden.Grauwale (Eschrichtius robustus) werden im-merhin bis zu 14 Meter gross. Ihre Eigenart:Sie leben sehr viel näher an den Küsten alsjede andere Walart. �

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