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Gudrun Biffl
Der Einfluss der gegenwärtigen Krise auf den österreichischen Arbeitsmarkt und Konsequenzen für die
österreichische Migrationspolitik
Ko-Referat zum Themenbereich II: Wirtschaftskrise-Arbeitsmarkt-Migration des 1. Dialogforums - Summer School des Departments für Migration und Globalisierung der DUK
Gmunden, 6. August 2009
Donau-Universität KremsDepartment Migration und Globalisierung
2 6. 8. 2009
Die Krise und der Arbeitsmarkt
Die österreichische Wirtschaft, die bis in den Herbst 2008 sehr erfolgreich war, ist im Laufe des Jahres 2009 zunehmend von der internationalen Krise erfasst worden (BIP real für 2009 ca -4% nach +1,8% 2008)
Die internationale Krise trifft Österreich stärker als erwartet – vom Wachstumsmotor MOEL zum Krisenturbo?
Die Transmission auf den Arbeitsmarkt ist unerwartet stark.
Unselbständig Beschäftigte Juni 2009: -62.300/-1,8% unter dem Vorjahresnivau, Arbeitslosigkeit: +57.000/+ 33% gg.Vj
Diese Daten unterschätzen aber noch den tatsächlichen Beschäftigungseffekt der Krise:
Kurzarbeit: 1.7.2009 51.700 Arbeitskräfte, 317 Betriebe - Aus heutiger Sicht (bm:ask) im August weitere 1.900
Arbeitslose in Schulungsmaßnahmen Aufbau einer Stillen Reserve im Haushalt.
3 6. 8. 2009
Entwicklung des Wirtschaftswachstums (BIP real, Vg gg Vj in %)
-6,0
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0,0
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1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
in%
EU-27 Austria Germany UK USAQ: EUROSTAT
4 6. 8. 2009
Anstieg der Arbeitslosigkeit
Die Krise trifft Männer stärker als Frauen (+40.600/+46%;
+16.300/+20%) MigrantInnen/AusländerInnen stärker als Einheimische
(+12.100/+41%; +44.800/+31%) Jugendliche stärker als Personen im Haupterwerbsalter
(+10.300/+39%) insbes. mit Migrationshintergrund Unqualifizierte stärker als Hochqualifizierte Flexible Beschäftigungsformen (insbes. Leiharbeit)
stärker als Kernbelegschaften mit unbefristetem Beschäftigungsverhältnis.
Die Krise trifft Industrieregionen stärker als Verwaltungszentren Exportorientierte Branchen (Gütererzeugung,
Transport, unternehmensorientierte Dienste) stärker als Infrastrukturbereiche (Gesundheit, Bildung, Soziales
Einverdienerhaushalte mit Kindern (häufig mit Migrationshintergrund) stärker als Doppelverdiener HH (Geschlechterrollen - gegenderter Arbeitsmarkt)
5 6. 8. 2009
Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschlecht in Österreich (Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
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Österreich-Insgesamt Männer FrauenQ: BALIweb.
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Entwicklung der Arbeitslosigkeit von In- und AusländerInnen in Österreich (Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
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Österreich-Insgesamt Inländer AusländerQ: BALIweb.
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Veränderung gegenüber dem Vorjahr - bis Juni 2009)
Entwicklung von Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Arbeitskräfteangebot in Österreich (Veränderung gegenüber dem Vorjahr, absolut)
-80.000
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-20.000
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20.000
40.000
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120.000
Pers
onen
Arbeitslose UnsBesch ArbeitskräfteangebotQ:BALIweb.
8 6. 8. 2009
Maßnahmen zur Krisenbewältigung auf dem
Arbeitsmarkt Kurzarbeit – mit Möglichkeit des Übergangs in
Arbeitsstiftungen? Arbeitsmarktpolitische Massnahmen -
Integrationsoffensive für Personen mit Migrationshintergrund, Fachkräfteausbildung und Jugendbeschäftigungsprogramm
Nachfrageorientierte Konjunkturpolitik: Konjunkturpaket und Vorziehen von Bauvorhaben (Förderung energiesparender Häusersanierung)
Steuerreform zur Stabilisierung der Konsumnachfrage
Etwas längerfristig wirkende Angebotspolitik: Ausweitung der Ausgaben für Bildung und F&E
In Diskussion: Anhebung der Arbeitslosenunterstützung zur Verhinderung von Armut? Wirkt langfristig, Einfrieren der Rollenmuster?
Langfristige Nachfrageförderung?
9 6. 8. 2009
Was kommt nach der Krise?Weichenstellungen zum
Strukturwandel? Welche Migrationspolitik? Im Zusammenhang
damit Grundsicherung und Familienpolitik
(Nachhaltigkeit) Bildungspolitik:Erstausbildung und
Erwachsenenbildung (Ganztagsschule? Und LLL brauchen Ausbau der schulischen (auch baulichen) Infrastruktur
Ganztägige Kinderbetreuung und ihre Professionalisierung?
Pflege und Betreuung auf neuen organisatorischen Beinen?
Weichenstellungen für Änderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zur Sicherung der Standorte?
Sicherung der sozialen Dienste über kleinräumige Organisation schafft nachhaltig Arbeitsplätze (produktive DL) und verringert Landflucht
10 6. 8. 2009
Massnahmen in der Migrationspolitik
Kurzfristig: Angebotsreduktion über das
Hinausschieben des Falls der Übergangsregelungen für Personen aus den Neuen EU-MS (Gegensatz zu Irland, wo Zugang zum Wohlfahrtsystem erschwert wird)
Langfristig:Restriktive Zuwanderungspolitik
gegenüber Drittstaatsangehörigen – Punktesystem nach kanadischem Vorbild? oder Quotierung (adaptiertes Schlüsselkraftverfahren)
Förderung der Mobilität von EU-StaatsbürgerInnen (und präferenzielle Behandlung der EU-Nachbarschaft?)
11 6. 8. 2009
Maßnahmen in der Integrationspolitik
Bildungs- und Qualifizierungspolitik: Erstausbildung und Erwachsenenbildung (Probleme zweiten Generation MigrantInnen lösen), Anerkennung von im Ausland erworbenen Skills (formell/informell), Übergang/Schnittstelle zum Arbeitsmarkt koordinieren
Regionale Entwicklungspolitik: MigrantInnen sind räumlich dort konzentriert, wo Arbeitsplätze sind oder waren (Anwerbung)
Wirtschaftliche Umstrukturierung kennt Gewinner und Verlierer, betrifft Menschen und Regionen
12 6. 8. 2009
Integrationsmaßnahmen räumlich bündeln
Es bedarf spezifischer Integrations-Maßnahmen, die sich auf die Wohngebiete konzentrieren, in denen Zugewanderte überwiegend leben
Revitalisierung von Wohngebieten Hand in Hand mit Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und Anreizen für Betriebsansiedlungen, damit Arbeitsplätze geschaffen werden (Beispiel ‚ZUS‘ in Frankreich)
um den Bildungsgrad ebenso wie die Sprachkompetenz in Deutsch von Kindern und Erwachsenen anzuheben, (mehrsprachiges) Förderprogramm, auch für Einheimische.
Vorschlag: Mehrsprachige Kindergärten und Volksschulen in Gebiete mit starker Konzentration von MigrantInnen
13 6. 8. 2009
Ethnisches Unternehmertum fördern
Seit den späten 1980er Jahren werden MigrantInnen zunehmend unternehmerisch tätig.
Das mag mit dem Wandel der Zuwanderung zusammenhängen, weg von einer von der Nachfrage am Arbeitsmarkt getragenen hin zu einer angebotsorientierten, die sich zusehends einer migrationspolitischen Schwerpunktsetzung und Kontrollierbarkeit entzieht.
MigrantInnen aus dem Nahen Osten haben die höchste Selbständigenquote, gefolgt von Menschen aus den alten EU-EFTA Ländern, aus Amerika/Ozeanien, sowie Afrika – sie alle sind häufiger selbständig als Einheimische.
Die geringsten Selbständigenquoten weisen Personen aus dem früheren Jugoslawien und aus der Türkei auf –Qualifikations- und/oder Informationsproblem?.
14 6. 8. 2009
Migrationsspezifische Maßnahmen in der Gesundheits- und
Arbeitsmarktpolitik
Kombination von Bildungsmaßnahmen über die Bedeutung des Lebensstils für die eigene Gesundheit mit
Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zur Reduzierung arbeitsbedingter Belastungen und Krankheiten
Betriebliches Gesundheits-/ Krankenstandsmanagement : ethnisch-kulturelle Diversität der Beschäftigten im betrieblichen Gesundheitsmanagement berücksichtigen
15 6. 8. 2009
16 6. 8. 2009
Danke für die Aufmerksamkeit!