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1
Beispielbild
Hufrehe, wichtige Erkenntnisse der Fütterung,
Weidehygiene und Giftpflanzen
K. MännerInstitut für Tierernährung
Fachbereich VeterinärmedizinFreie Universität Berlin
5. Brandenburger Pferdetag, 29. Oktober 2011, Neustadt (Dosse)
Gliederung
1. Hufrehe
- Fütterung als Auslöser von Hufrehe
- Fütterungsempfehlungen von Pferden mit chronischer
Hufrehe
2
- Prophylaxe
2. Weidehygiene, -management
3. Giftpflanzen
Hufrehe – mögliche Ursachen
• Mechanisch- Überanstrengung
• Metabolisch- Equines Cushing Syndrom (ECS)
E i M b li h S d (EMS)
3
- Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
• Toxisch- Fehlgärungen u. a. Kohlenhydratüberfütterung
- Plötzlicher Futterwechsel
- Nachgeburtsverhaltungen
- Giftplanzen (z.B. Herbstzeitlose)
Hufrehe – Fütterungsbedingte Ursachen
4
http://files.tierphysiotherapie-homburg.de/200000073-57f3758ed3/hufrehe.jpg
Nahrungsspektrum
Pferde sind Steppentiere Vielseitiges, aber wechselndes saisonales Nahrungsspektrum
Selektives Grasen als Kompensationsmöglichkeit
Kontinuierliche Futteraufnahme (bis zu 18 Std. pro Tag)
- kleine Futtermengen pro Zeiteinheit
i t i K täti k it (Z t h i h d
5
- intensive Kautätigkeit (Zerquetschen zwischen den
Backenzähnen)
- hohe Speichelproduktion
Domestikation vor ca. 5 bis 6 Tsd. JahrenIntensive Nutzung = Veränderung der Nahrungsgrundlage
Aber: Verdauungstrakt ist funktionell gleich geblieben
Beispielbild
Verdauungskanal des Pferdes(modifiziert nach LEWIS, 1982)
Herbivorer Dickdarmverdauer
2
Beispielbild
108
Bakteriengehalte im Chymus: KBE je g
Mikrobielle Besiedlung im Verdauungskanal des Pferdes (nach Meyer, 1995)
108 3 - 6 x 109108
Protozoen103
Magen Dünndarm Dickdarm
Körpereigene Enzyme Mikrobielle Fermentation
108 3 6 x 10
Charakterisierung der NährstoffeNicht-Struktur-Kohlenhydrate(u. a. Zucker, Stärke)
Fettekurzkettige Fettsäuren(mikrobielle Fermentationsprodukte)
P t i
Struktur-Kohlenhydrate(Pflanzenfasern: Cellulose, Pekine, Arabinoxylane etc.)
Makronährstoffegrößtes Energiedepot
S th Abb
Energielieferant
Energiequelle für Darmbakterien (insbesondere im Dickdarm)
8
ProteinAminosäuren (essentiell, nicht essentiell)
Wasser
Vitamine (Futter, mikrobiell)fett-, wasserlöslich
MineralstoffeMengen-, Spurenelemente
Mikronährstoffe
Synthese-, Abbauprozesse(Muskulatur, Schleimhäute, Enzyme, Hormone etc.)
Steuerung und Aufrechterhaltung des Stoffwechsels und der Leistungsfähigkeit
Nicht essentielle Zusatzstoffe Wirksamkeit umstritten
Mikroflora im Dickdarm (nach Meyer und Coenen,2001)
Nutzbare mikrobielle Fermentationsprodukte Kurzkettige Fettsäuren: insbesondere Essig-, Propion-, Buttersäure
Funktionalität des DarmepithelsBeitrag zur energetischen Versorgung (bis 60 % des Gesamtbedarfs)
Wasserlösliche Vitaminewesentlicher Beitrag zur Bedarfsdeckung
9
Futtermg/kg TM
Dickdarm mg/kg TM
Vit. B1 1,1 17,8Vit. B2 0,4 12,2Vit. B6 < 0,2 6,2Niacin 3,0 119Biotin < 0,01 3,8
Mikroflora im Dickdarm (nach Meyer und Coenen, 2001)
Weitere FermentationsprodukteGasförmige Stoffe
CO2, H2, MethanMetaboliten mit nachteiligen Wirkungen
u. a. biogene Amine, Endotoxine, Nitrosamine
10
Mikrobielle Fermentation unverzichtbar Regulation des Wasser- und ElektrolythaushaltesEnergiebereitstellung für StoffwechselVitaminsynthese
Fütterungsziel:Stabilisierung der Dickdarmflora
Hufrehe
• Hufrehe (Laminitis)
- Entzündung der Huflederhaut
11
- Akute Hufrehe – Ausschuhen
- Chronische Hufrehe – Rotation des Hufbeins
Huf
12
http://www.hufschmied-hufbeschlag.de/Hufrehe-Dateien/image002.jpg
3
13
Hufrehe
14
http://www.equivetinfo.de/assets/images/autogen/a_HufreheRotation.jpg
Entstehung der Hufrehe
• Kohlenhydrate als Risikofaktoren für Hufrehe
1. Verhalten von Kohlenhydraten im Verdauungstrakt ist
unterschiedlich
15
- Kohlenhydrate werden verdaut und/oder
- im Darm mikrobiell umgesetzt (fermentiert)
Fütterungseinflüsse auf die Darmflora
• Kohlenhydratreiche Rationen
- Rückgang der Bakterienvielfalt
V h t P d kti Sä i b d
16
- Vermehrte Produktion von org. Säuren, insbesondere
Milchsäure
- Effekt = Entgleisung (Dysbiose) der Darmbakterien
Beispielbild
Veränderungen der Mikroflora im Dickdarm bei zunehmendem Kraftfutteranteil (KBE/g)
Heu : Kraftfutter Cellulolytische Bakterien Laktobazillen Streptokokken
100 : 0 1,9 x 108 4,3 x 104 3,2 x 105
70 : 30 6,0 x 106 4,6 x 107 7,1 x 107
50 : 50 6,2 x 105 3,8 x 108 4,0 x 108
Beispielbild
Fütterungseinflüsse auf die Milchsäurekonzentration im Magen- und Dünndarmchymus
35
40
45
50 Heu Kraftfutter (hohe Anteile) Kraftfutter (geringe Anteile)
ol/l)
0
5
10
15
20
25
30
Magen Duodenum Jejunum Ileum
Milc
hsäu
re (m
mo
4
Kohlenhydrate als Ursache der Hufrehe
• Ergebnisse aus der Literatur
- 7.5 -12.5 g Oligofructose/kg KM lösen bei Pferden
sicher eine Hufrehe aus
B i P i füh t h d tli h i M
19
- Bei Ponies führten schon deutlich geringeren Mengen
zu Veränderungen des fäkalen pH-Werts (3 g/kg KM)
- Stärke kann möglicherweise schon bei geringerer
Aufnahme zu zäkalen Azidosen führen (2.1 g/kg KM)
Milinovich et al. 2008
Unverdaute Stärke im Dünndarm: Einfluss der Stärkeaufnahme
rom
in d
en D
ickd
arm
kg
Kör
perm
asse
)
20
Julliand et al. 2006
Stärkeaufnahme (g/100 kg Körpermasse)Stär
keei
nstr
(g/1
00 k
Modelrechnung - Beispiel Pfd 600 kg Körpermasse
- Stärkegehalte und unbedenkliche Stärkeaufnahme
Stärkegehalt in Haferkörnern: ca. 400 g/kg
max. Stärkeaufnahme: 2,1g x 600 = 1260 g/Tier/Tag
entspricht 3,15 kg Haferkörner je Tier und Tag
21
Stärkegehalt in Maiskörnern: ca. 600 g/kg
max. Stärkeaufnahme: 2,1 g x 600 = 1260 g/Tier/Tag
entspricht 2,10 kg Maiskörner je Tier und Tag
Mit höherer Aufnahme an Hafer bzw. Mais steigt das
Risiko an Hufrehe zu erkranken
Verdaulichkeit im Dünndarm: Futtermittel unterscheiden sich
90 90
8075
60
70
80
90
Stärkeverdaulichkeit im Dünndarm (präzäkale sV)%
22
29
47
22
0
10
20
30
40
50
Hafer Maiskörner, heil Mais,geschrotet
Mais,aufgeschlossen
Maissilage Gerste,geschrotet
Gerste,gequetscht
Daten n. Meyer/Coenen
Kohlenhydratüberfütterung
Dysfermentation
Endotoxine
Enterotoxine
AmineAzidose
23
Stärke/leicht fermentierbare Kohlenhydrate Dysbiose
Dysfermentation
Folgen der Fermentationsstörungen im Dickdarm
• Gefäßaktive Substanzen, z.B. Histamin (Garner et al.,
2002)
• Andere vasoaktive Amine (Bailey et al., 2002; 2003;
Menzies-Gow et al. 2008)
24
• Endotoxine
• Unkontrollierte Aktivierung von gewebsabbauenden
Enzymen: Matrix- Metalloproteinasen (Pollitt, 1996)
5
Vasokonstriktion
• Individuelle Unterschiede in der Reaktion peripherer Gefäße
• Hauptsächliche vasokonstriktiv wirkende Faktoren:
Serotonin, Endothelin, Thromboxane (TX)
• Freisetzung von Mediatoren aus dem Darmtrakt vermutet
25
• Freisetzung von Mediatoren aus dem Darmtrakt vermutet,
Verdrängung von Serotonin aus den Thrombozyten
• Ponys bilden mehr vasokonstriktives TX im Vergleich zu
Pferden
Kohlenhydrate als Ursache der Hufrehe
• Kohlenhydrate als Risikofaktoren für Hufrehe
2. Insulinwirkung
- Kohlenhydrate führen zur Insulinausschüttung
26
- Dauerhafte Erhöhung der Insulinwerte hat negative
Effekte auf die Gesundheit
- „Erschöpfungsreaktion“, oft bei Übergewicht
(Glukosetoleranz ↓)
Ernährungsbedingte Erkrankungen
- Auftreten
mittelalte Pferde: 8 bis 18 Jahre
- SymptomeMangelnde Leistungsfähigkeit, Infektionsneigung,
Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
27
Fruchtbarkeitsprobleme, rezidivierende Hufrehe, Fettansatz
(Nacken, Schulter Kruppengegend, Präputium)
- Ursacheenergiereiche Fütterung und mangelnde Bewegung
Hemmung der Insulinaktivität, erhöhte Cortisolspiegel
Glukoneogenese, Hyperglykämie, Insulinresistenz, Vasospasmus
Equines Cushing Syndrom (ECS)
• Ursache- fehlender Rückkopplungsmechanismus
CRH (Hypothalamus) ACTH (Hypophyse) Cortisol
(Nebennierenrinde)
bei ausreichender Cortisol-Konzentration wird bei
gesunden Pferden ACTH reduziert
28
gesunden Pferden ACTH reduziert
bei Cushing-Pferden nicht (zumeist Adenome in der
Adenohypophyse)
• Folgen einer hohen Cortisol-Konzentration- gestörter Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsel
erhöhter Glukosespiel, Proteinabbau (Muskelschwund)
Insulinresistenz, Vasokonstriktion u. a. Hufrehe
Insulinresistenz
• Körperkondition und physische Aktivität
beeinflussen Insulinwirkung
• Glukose ist essenziell für die Zellen der
H fl d h t
29
Huflederhaut
• Nachlassende Insulinwirkung -> Energiemangel
der Zellen in der Huflederhaut
30http://upload.wikimedia.org/
6
Fruktane
• Fruktane, auch Fructosane: Polymerisat der Fruktose
- nicht-strukturbildend
- mikrobiell fermentierbar: β-glukosidisch verknüpft,
31
häufig endständige Glukose
- unterschiedliche Kettenlänge -> Fermentierbarkeit
Fruktangehalte im Aufwuchs
• Jahresverlauf (NRW)
32
Dahlhoff und Sommer, 2004
Fruktane
• Fruktane ähnliche Effekte wie Stärke (Longland und Cairns, 2000)
• In Gräsern ist Stärke von untergeordneter Bedeutung, ca.
10-15 % der Speicherkohlenhydrate
33
• Unter bestimmten klimatischen Bedingungen erreicht der
Fruktangehalt extrem hohe Werte (Cairns und Longland,1998)
Fruktangehalte in Gras und Grassilagen
34
Rutzmoser 2009
Risikofaktoren
• Deutsches, Welsches und Hybrid-Weidelgras enthalten viel
Fruktan
• Wiesenlieschgras, Rotschwingel und Wiesenfuchsschwanz
sind deutlich fruktanärmer
35
• Steigende Temperaturen gehen mit niedrigeren
Fruktangehalten einher, fallende führen zu einer
Fruktanspeicherung
Dahlhoff und Sommer, 2004
Gräser – fruktanreich (Beispiele)
Deutsches Weidelgras Welsches Weidelgras Hybrid-Weidelgras
36
7
Gräser – fruktanarm (Beispiele)
Rotschwingel Wiesenlieschgras Wiesenfuchsschwanz
37
Risikofaktoren für Fruktananreicherung
• Nächtliche Temperaturen um den Gefrierpunkt gefolgt von
warmen, sonnigen Tagen erzeugen hohe Fruktangehalte
im Gras
• Lichtintensität fördert die Fruktanproduktion der Pflanze
38
• Intensive Düngung und Nutzung der Weiden führen
hingegen zu einer Abnahme der Fruktangehalte im Gras
Dahlhoff und Sommer, 2004
Proteinversorgung als mögliche Ursache der Hufrehe
• Als alleiniger Auslöser ist Eiweißüberversorgung nicht
bekannt
• Kombination mit Kohlenhydraten – mehr Fermentation im
Dickdarm
39
Protein
Stärke,Fruktane
AmmoniakAmineToxine
Dickdarm
Σ ‐> Hufrehe
Endophyten als mögliche Ursache der Hufrehe
• Endophyteninfiziertes Gras- Pilze: Neotyphodium spp. und andere
Symbiose
Schutz vor Fraßfeinden
Nährstoffversorgung durch Gräser
40
- Insbesondere Rohrschwingel, Weidelgras
- Befallenes Gras ist makroskopisch unauffällig
- Symptome
u. a. Myoglobinurie, Leistungsschwäche,
Hufrehe, Aborte, Milchmangel, plötzliche
Todesfälle
http://www.caes.uga.edu/
Endophyten
• Endophyteninfiziertes Gras
- Pathogenetisch bedeutsam sind die enthaltenen Lolin- und
Ergotalkaloide (u. a. Lolitrem B, Ergovalin)
Aufwuchs, Heu, Grascobs
Wirkung über Serotonin Rezeptoren vermutet
41
- Wirkung über Serotonin-Rezeptoren vermutet
- Vasokonstriktion Permeabilitätsstörungen
Endophyten
• Endophyteninfiziertes Gras
- Festuca-Toxikose (Ergovalin)
- Ryegrass-staggers (Lolitrem B, tremorgenes
42
yeg ass stagge s ( o t e , t e o ge es
Neurotoxin)
- Pyrolizidinalkaloide
http://www.chemicalbook.com/
8
Maßnahmen zur Reduktion von Endophyten
- Limitierung der Weidelgräser bei Neu- und Nachsaaten
- Möglichst endophytenfreies Saatgut (schwierig)
- Vermeidung von Überweidung
43
- Heugabe vor Beweidung (insbesondere bei kühler
Witterung)
- Aushagern, sofern ausreichend Weidefläche verfügbar
ansonsten Limitierung der Weidezeit
Hufrehe: Fütterungsseitige Prophylaxekonzepte
• Fütterungsmanagement- Gabe von Kohlenhydraten und Protein limitieren
- Verhinderung von Zuständen, die zu Insulinresistenz führen / Übergewicht
reduzieren
• Weidemanagement
44
g
- stengelreicher/kurzgeschnittener Aufwuchs fruktanreich
- bei Ausbildung der Blüten ebenfalls erhöhtes Risiko
- Restriktion des Weidegangs im Frühjahr
vormittags ansteigende Konzentrationen an Fruktanen
allerdings erhöhtes Risiko auch nachmittags (Jahreszeit- und Temperaturabhängigkeit)
- Maßnahmen zur Verringerung mit Endophyten infiziertem Weidelgras
Maßnahmen zur Stabilisierung einer intakten Dickdarmflora
Struktur-(Raufutter-)reich fütternMindestens 1 bis 1,5 kg Trockenmasse je 100 kg Körpermasse und Tag
lange Freßzeiten (ca. 45 min./kg)viel Speichel gute Durchmischung im Magenoptimale praecaecale Verdaulichkeit k ti i li h A fl t St kt k hl h d t i Di kd
45
kontinuierliche Anflutung von Strukturkohlenhydraten in Dickdarm
Kraftfutter je Mahlzeit nicht über 0,3 - 0,5 kg je 100 kgAnsonsten wenig Speichel, geringe Durchmischung im Magen
Risiko: Magenulzera, Fehlgärungen
Kleinere und häufigere Mahlzeiten entsprechen dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten
Hufrehe: Futterzusätze in der Diskussion
• Insulinempfindlichkeit kann ggf. durch Chrom verbessert
werden
- Chrom (25 µg/kg KM) scheint die Insulinempfindlichkeit
der Zellen etwas zu steigern
46
• Mangan und Vanadium fraglich
• Antioxidantien: Vitamin C und E, Effektivität fraglich
• Rationskontrolle und gegebenenfalls Rationskorrektur
ist entscheidend
Energie- und Nährstoffbedarf
47
Erhaltungsbedarf Leistungsbedarf+
Gesamtbedarf
Bedarf für Erhaltung
Definition- Energiebedarf der zur Aufrechterhaltung einer ausgeglichenen Energiebilanz im thermoneutralen Bereich bei geringer Spontanaktivität nötig ist
Einflussfaktoren1. Körpermasse verschiedener Pferderassen (kg)
48
p ( g)
Shetlandpony 100 - 220 Vollblüter 450 - 550
Isländer, Welsh, Connemara 350 Deutsches Warmblut 550 - 650
Araber 450 Quarterhorse 500 - 650
Haflinger 450 - 500 Deutsches Kaltblut 600 - 800
Fjordpferd 480 - 500 Shirehorse 800 - 1000
9
Schätzung der Körpermasse (Beispiel)
49
Körpermasse (kg) = Brustumfang2 (cm) x Körperlänge*(cm)
11 900
Berechnung nach Frape, 1998:
* Abstand Buggelenk - Sitzbeinhöcker
Bedarf für Erhaltung - Einflussfaktoren
2. Körperfettgehalt (5,1 - 24,5%)Proteinreiches Gewebe höherer Erhaltungsbedarf als Fettgewebe
Rasse- bzw. individualtypischer Fett- und Muskelansatz
Fettgehalt: bei trainierten Sportpferden ca. 5 - 8%
bei untrainierten Pferden ca. 20%
50
Trainiertes Pferd um ca. 15% höherer Erhaltungsbedarf
Anstieg des Körperfettgehaltes um 10%
10 - 15% geringerer Bedarf
3. Temperament und SpontanbewegungHaltungsform (Boxen, Laufstall, Auslauf, Weide)
Individuelles Bewegungsbedürfnis Futterjournal, 2006
Bedarf für Erhaltung - Einflussfaktoren
4. UmgebungstemperaturThermoneutrale Zone(minimale Energieaufwendungen für Aufrechterhaltung der Körpertemperatur)- Winter: -15 bis +10 °C- Sommer: 5 bis 25 °C
51
Variationsfaktor Zu/Abschläge zum Bedarf
Kälte/Hitze bis zu 10% Mehrbedarf
Extreme Witterungsbedingungen bis zu 20% MehrbedarfWeidehaltung auf großer Fläche bis zu 50 % Mehrbedarf
Offenstall, Gruppenauslauf bis zu 10 % Mehrbedarf
Sehr guter Trainingszustand bis zu 15% MehrbedarfÜbergewicht bis zu 15 % Minderbedarf
Beispiele für Zu- und Abschläge
Bedarf für Erhaltung - Einflussfaktoren
5. Stoffwechseleffizienz“leichtfuttrig“, “futterdankbar“
Neigung zu Übergewicht, Adipositas, Insulinresistenz HufreheFutterneid, ruhiges TemperamentFettverteilung: Kamm und Bauchfett prädisponierend für Insulinresistenz und HufreheMö li h U h
52
Mögliche Ursache “Spargene“, effizientere mikrobielle Verdauung im Dickdarm ?
Fazit Erhaltungsbedarf variiert erheblich: 0,36 - 0,81 MJ DE/kg 0,75
Individueller Bedarf indirekt überprüfbar mittels Beurteilung des Ernährungszustandes (z. B. Body Condition Scoring System)
Beurteilung des Ernährungszustandes
A= Fettansatz am Mähnenkamm
B= Fettpolster am Widerrist
C= Wulstbildung im Lendenbereich
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D= Fettpolster am Schweifansatz
E= Fühlbarkeit der Rippen
F= Fettpolster hinter der Schulter
AAEP (Amerikanische Pferdetierärztevereinigung) bzw. BCS (Kienzle et al 2004):9 Bewertungspunkte Zielwert : ca. 5
Bingold, 2010
Empfehlungen zur täglichen Energie- und Proteinversorgung im Erhaltungsstoffwechsel (GfE 1994)
Lebendmasse (kg) DE (MJ)* vRp (g)**
100 19 95200 32 160300 43 216
54
300 43 216400 54 268500 64 318600 73 363700 82 408800 90 450
* 0,6 MJ DE/kg 0,75 ** 3 g /kg 0,75 g vRp : MJ DE: 5:1
10
Leistungsbedarf
Schätzbereiche (zusätzlich zum Erhaltungsbedarf)- Leichte Arbeit: + 25% - Mittlere Arbeit: + 25 - 50%
- Schwere Arbeit: + 50 - 100%
BeispieleLeicht:
55
- 3 Stunden Schritt - 1 Stunde Dressur oder 1 h LongierenMittel- 60 Minuten leichter, 30 Minuten mittlerer Trab- 1 Sunde SpringtrainingSchwer- 60 Minuten leichter, 30 Minuten mittlerer Trab
15 Minuten Galopp- Volltraining (Renn-, Military-Pferd)
Wertbestimmende Inhaltstoffe
PflanzengesellschaftNutzungsart(mähen, weiden)
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Düngung Boden, Klima
Vegetationsstadium
Energie- und RohnährstoffgehalteMengen- und Spurenelementgehalte
Einteilung der Pflanzen nach ihrem Futterwert
8 = sehr hoch (Deutsches Weidelgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Weißklee)
7 = hoch (W. Weidelgras, Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer, Rotklee)
6 = weniger hoch (Quecke, Zaunwicke, Vogelwicke, Spitzwegerich)
5 = über mittel (Rotschwingel, Jährige Rispe, Löwenzahn, Bärenklau, Schafgarbe)
4 itt l (W lli H i S f Wi k b l)
57
4 = mittel (Wolliges Honiggras, Sauerampfer, Wiesenkerbel)
3 = unter mittel (Weiche Trespe)
2 = gering (Kriechender Hahnenfuß)
1 = sehr gering (Scharfer Hahnenfuß)
0 = kein (Kratzdistel)
-1 = giftig
Vegetationsstadium und Futterwert
Wiese Luzerne
1. Schnitt 1. Schnitt 1. SchnittVor der Blüte
Mitte Blüte
Ende Blütejung Mitte
Blüte überständig
Trockensubstanz g/kg 150 180 200 150 180 220
Rohprotein g/kg DM 173 144 125 233 177 145
58
p g g
Rohfaser g/kg DM 200 272 310 273 289 318
DE (Pferd) MJ/kg DM 13.9 11.7 8.2 11.9 11.1 9.9
Ca g/kg DM 6.0 9.1 7.2 24 21 15
P g/kg DM 3.1 2.9 2.7 4.0 3.6 1.8
Mg g/kg DM 2.0 1.9 1.8 4.0 3.4 2.3
Na g/kg DM 0.7 0.7 0.5 0.6 0.6 0.8
Weideansaat
• Mischungsverhältnis von Gräsern zu
Kräutern/Leguminosen:
59
- 75-80 Prozent zu 25-20 Prozent
Weidemanagement
• Ansaatmischung, Empfehlung der Landwirtschaftskammer
Niedersachsen:
- 10 % Deutsches Weidelgras
- 47 % Wiesenschwingel (wenig trittfest, Endophytenrisiko)
60
- 17 % Wiesenlieschgras
- 10 % Wiesenrispe
- 10 % Rotschwingel
- 6 % Weißklee
11
Weidehygiene
• Pferdeweiden
- Pferde strapazieren die Grasnarbe
- Verbiss + Bewegung
61
Verbiss Bewegung
- Viele wertvolle Gräser werden dadurch allmählich
verdrängt
Weidehygiene
• Pferdeweiden
- Unkräuter
- anspruchslose Arten
62
anspruchslose Arten
- Narbe wird lückigFutterwert sinktFutterwert sinkt
Weidehygiene
• Die Weide ist die häufigste Infektionsquelle für Parasitosen
- Regelmäßiges Absammeln von Kot (alle 2-3 Tage)
- Niedrige Besatzdichte (ideal 2 Pferde/ha)
63
ed ge esat d c te ( dea e de/ a)
- Umtriebsweiden (regelmäßiger Koppelwechsel)
- Misch- oder Wechselbeweidung mit Wiederkäuern
- Zwischenmahd
- Kalkstickstoff im Frühjahr
Vorkommen von Giftpflanzen
Häufig trittempfindliche und konkurrenzschwache Arten
Gefährdung
- extensiv genutzte Standorte
- mäßig gepflegte, artenreiche Wiesen und Weiden
B Näh W ld d G äb d M ld
64
z. B. Nähe Waldrand, an Gräben und Mulden
- oftmals Randbereiche betroffen
- seltene bzw. gefährdete Pflanzenarten (Naturschutzgebiete)
Erkennung
- Beurteilung meistens nur vor Ort möglich
Graukresse (Berteroa incana)
65
Adlerfarn (Pteridium aquilinum)
2 - 3 kg/Tag > 1 MonatBlutiger Durchfall, Muskelzuckungen, Krämpfe)
66
12
Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre)
67
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobanaea regionale)
68
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
69 70
Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
71
Adonisröschen (Adonis vernalis)
72
13
Klappertopf (Rinanthus spec.)
73
Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
74
75
Eibe Buchsbaum Goldregen
76
Heckenkirsche Lebensbaum Rhododendron
77
Robinie 150 g letal
Eiche SeidelbastBuche
Bevorzugte Standorte von Giftpflanzen
• Gräben, Teichränder• Wasserschierling, gefleckter Schierling, Sumpfdotterblume
• Waldwiesen, Waldrand• Adlerfarn
• Feuchte Wiesen, Gräben• Sumpfschachtelhalm Hahnenfuß
78
Sumpfschachtelhalm, Hahnenfuß
• Wegränder• Kreuzkraut, Wolfsmilch
• warme und trockene Standorte• Adonisröschen
• Wiesen der Mittelgebirge bzw. Voralpen• Blauer Eisenhut, Weißer Germer, Herbstzeitlose
14
Graukresse
• Heu (> 25% Anteil)
79
- Reheähnliche Symptome
- Starke Ödeme an einzelnen oder allen Beinen
- Zum Teil hochgradige Lahmheit
Heulagerunng
80
Adlerfarn
• Antinutrituve Substanzen
Thiaminase, Prunasin
(cyanogenes Glycosid), Pteridin
(Saponin), Filicin im Wurzelstock
81
( p )
und in den Blattstielbasen,
Ptaquilosid (Norsesquiterpen)
• Oberirdische Teile auch nach
dem Trocknen giftig
Herbstzeitlose
• Über 20 Alkaloide, Hauptwirkstoffe Colchicin, Colchicein, Colchicosid, Demecolcin (u. a. Mitose- und Transporthemmer)
• Alkaloidgehalt stark schwankend (0.01-0.35%; Samen bis zu 1.2%, frische Blüten bis zu 1.5%, frische Blätter bis zu 0.35%, Knollen bis zu 0.3%
• Mit der Reife nimmt der Alkaloidgehalt zu
82
g
• Heu: Giftwirkung erhalten
• Symptome
Reizungen der Schleimhäute
initial erregend und dann lähmend
Kolik, blutiger Durchfall, Kreislaufversagen
Eibe
- sehr giftig- Alkaloidgemisch Taxin (Taxin A, B, C u. a.) - Alkaloidgehalte: 0.6-2%- 0.2-0.3 g Nadeln/kg Körpergewicht oder
100-200 g Nadeln/Pferd Symptome
83
- SymptomeErbrechen, Unruhe, Durchfall, Tachykardie, dann Bradykardie, Dyspnoe, Mydriasis, Ataxie, Nephritis Leberversagen, manchmal Abort, Atemlähmungplötzliche Todesfälle
Hahnenfuß
• Anemonin, Protoanemonin
(entsteht aus Ranunculin bei
Schädigung der Pflanze)
Reizung der Schleimhäute
84
nierentoxisch (beim Ausscheiden)
hepatotoxisch
• Im Heu nicht mehr toxisch
• Symptome
Unruhe, Durchfall, Kolik
15
Johanniskraut
• Hypericin (rot-fluoreszierendes Pigment), PseudohypericinEinlagerung in Haut
Fluoreszens ZellschädigungFlavonoide, ätherische Öle,
8585
Gerbstoffe, antibiotisch wirksame Verbindungen, Phenolcarbonsäuren
• Toxizität noch zu ca. 20% im Heu
• SymptomeLäsionen mit Tendenz zur Infektion, Inappetenz, Taumeln, Koma
Hundszunge
• Heliosupin, Echinatin, Cynoglossin, Consolidin und andere Pyrrolizidinalkaloide (0.6-2.1% in der Trockensubstanz)
• Toxizität bleibt auch im Heu erhalten
• SymptomeGewichtsverlust Anorexie Kolik
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Gewichtsverlust, Anorexie, Kolik, Obstipation oder blutiger Durchfall, Hämoglobinurie, Dyspnoe, Photosensibilität, Ikterus, später wegen Leberversagen hepatoenzephales Syndrom mit Unruhe, Taumeln, Ataxie, zielloses Wandern ("Walking Disease"), Zehenschleifen, Lecksucht, Blindheit, hepatisches Koma, Tod
Zusammenfassung
• Hufrehe
- Vernünftige Fütterung kann präventiv wirken
• Weidehygiene, -management
- Wichtiger Faktor zur Gesunderhaltung
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c t ge a to u Gesu de a tu g
• Giftpflanzen
- Die oft unterschätzte Gefahr
“Vernünftige“ Fütterung
Ausreichende Kautätigkeit und Einspeichelung
Kontinuierliche Versorgung der Dickdarmbakterien mit
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fermentierbaren Strukturkohlenhydraten
Ausgewogene Energie- und Nährstoffversorgung
Optimale Futter- und Wasserhygiene
Umsetzung
Raufutteranteil mindestens 1 bis 1,5 kg TM je 100 kg KM
Stroh max. 50% des Raufutteranteils
Kraftfutter so wenig wie möglich und immer nach Raufutter anbieten
Raufutter und Kraftfutter auf mindestens 3 Mahlzeiten aufteilen
(Raufutter eventuell ad libitum)
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(Raufutter eventuell ad libitum)
Sorgfältige Futtermittelauswahl, Lagerung und Wasserbereitstellung
(auf hygienische Qualität achten)
ausgewogene Energie- und Nährstoffversorgung
Auswahl geeigneter Mischfutterkomponenten
Rationskontrolle (Futteranalyse, BCS, Blutuntersuchung etc.)