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Seite 1 von 21 Gelenke und Knochen - Bruchrisiko (Sendungen im MDR und NDR) Stand vom 18. Jänner 2010 INHALTSVERZEICHNIS Allgemeines 1 Osteoporose Definition 1 Witwenbuckel 2 Diagnosemethoden 2 Osteoporose Behandlung 2 Wirbel- und Schenkelhalsbruch 3 Zementeinlage 3 Metallplatten 4 Osteoporose Prophylaxe 4 Bewegung 5 Licht 5 Homocystein 5 Softdrinks 5 Arthrose 7 Strahlen gegen Gelenksschmerz 9 Blutegel gegen Gelenksschmerz 9 Ernährungstipps 10 NACHTRÄGE: Hüftprothese 11 Spinalkanalstenose 11 Osteoporose 12 Kreuzbandriss 14 Osteoporose Früherkennung (NDR) 15 Handgelenk gebrochen was tun ? (NDR) 16 Knochenschwund (MDR) 16 Allgemeines Unser Knochengerüst gibt uns Schutz und Stabilität. Die Röhrenknochen der Arme und Beine sind so geformt, dass sie Zug und Biegung am besten widerstehen können. Platte Knochen wie das Brustbein schützen die inneren Organe. Diese Funktionen sind gestört, wenn der Mensch an Osteoporose erkrankt. Osteoporose Definition Osteoporose - wenn das Gleichgewicht zwischen Knochauf- und -abbau nicht mehr stimmt. Besonders gefährlich ist ein Sturz, wenn Osteoporose, also Knochenschwund vorliegt. Bei einer Osteoporose (im Volksmund "Knochenschwund") versteht man eine Abnahme der Knochenmasse, die das natürliche alters- und geschlechtsspezifische Maß überschreitet. Entweder wird zu wenig Knochen neu gebildet, oder der Knochen wird vermehrt abgebaut. Als Folge wird er porös und brüchig.

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Gelenke und Knochen - Bruchrisiko (Sendungen im MDR und NDR)

Stand vom 18. Jänner 2010

INHALTSVERZEICHNIS

Allgemeines 1 Osteoporose Definition 1 Witwenbuckel 2 Diagnosemethoden 2 Osteoporose Behandlung 2 Wirbel- und Schenkelhalsbruch 3 Zementeinlage 3 Metallplatten 4 Osteoporose Prophylaxe 4 Bewegung 5 Licht 5 Homocystein 5 Softdrinks 5 Arthrose 7 Strahlen gegen Gelenksschmerz 9 Blutegel gegen Gelenksschmerz 9 Ernährungstipps 10 NACHTRÄGE: Hüftprothese 11 Spinalkanalstenose 11 Osteoporose 12 Kreuzbandriss 14 Osteoporose Früherkennung (NDR) 15 Handgelenk gebrochen – was tun ? (NDR) 16 Knochenschwund (MDR) 16

Allgemeines

Unser Knochengerüst gibt uns Schutz und Stabilität. Die Röhrenknochen der Arme und Beine sind so geformt, dass sie Zug und Biegung am besten widerstehen können. Platte Knochen wie das Brustbein schützen die inneren Organe. Diese Funktionen sind gestört, wenn der Mensch an Osteoporose erkrankt.

Osteoporose Definition

Osteoporose - wenn das Gleichgewicht zwischen Knochauf- und -abbau nicht mehr stimmt.

Besonders gefährlich ist ein Sturz, wenn Osteoporose, also Knochenschwund vorliegt. Bei einer Osteoporose (im Volksmund "Knochenschwund") versteht man eine Abnahme der Knochenmasse, die das natürliche alters- und geschlechtsspezifische Maß überschreitet. Entweder wird zu wenig Knochen neu gebildet, oder der Knochen wird vermehrt abgebaut. Als Folge wird er porös und brüchig.

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Der schleichende Abbau der Knochenmasse kann schon bei alltäglichen Aktivitäten zu einem Bruch führen. Nach einem ersten erlittenen Bruch steigt dann die Gefahr erneuter Frakturen mit jedem Bruch weiter an. Man schätzt, dass jährlich über 100.000 Brüche auf Knochenschwund zurückzuführen sind. Das Risiko, einen solchen Bruch zu erleiden, verdoppelt sich mit jedem Lebensjahrzehnt über 65 Jahre. Der Sinn einer Knochendichtemessung als Vorsorge ist bei Medizinern bislang umstritten.

Auch Blasenschwäche erhöht das Sturzrisiko enorm. Besonders nachts, wenn die Brille nicht zur Hand ist und es schnell gehen muss. Die Stress- oder auch Belastungsinkontinenz ist die häufigste Inkontinenzerkrankung.

Anti-Sturz-Training Das Anti-Sturz-Training beginnt schon im Alltag. Um im Alter nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen, gibt es einfache Trainingsmöglichkeiten. So sollte man so lange man kann im STEHEN Hose und Strümpfe anziehen. Ist man etwas unsicher, dann kann man sich dabei auch mit dem Rücken an die Wand lehnen. Schuhe lassen sich einfacher auf dem Treppenabsatz anziehen.

Auch einfache Gleichgewichtsübungen können hier helfen: Balancieren auf einem am Boden liegenden Schal oder das Üben des Einbeinstands.mm

Erst wenn ein Patient sich ohne erkennbaren Grund einen Knochen bricht, oder andere Befunde stark auf eine Osteoporose hindeuten, wird eine Knochendichtemessung als Diagnose-Instrument eingesetzt und von der Krankenkasse bezahlt. In allen anderen Fällen muss der Patient selbst bezahlen. Er sollte sich dabei aber vorher bei einem Arzt erkundigen, ob eine Knochendichtemessung sinnvoll ist. Zurzeit kostet eine Knochendichte-messung rund 30 bis 60 Euro.

Die Knochen befinden sich im ständigen Um- und Abbau. Knochenbildende Zellen (Osteoblasten) und knochenabbauende Zellen (Osteoklasten) sind sozusagen die Bautrupps. Der Abrisstrupp arbei-tet sehr schnell. Innerhalb von zwei bis drei Wochen vernichten die Osteoklasten Knochengewebe. Die Osteoblasten benötigen dagegen mindestens drei Monate, um die Knochendefekte wieder aufzufüllen.

Bei der Osteoporose ist die Aktivität der Osteoklasten erhöht. Das führt dazu, dass die von den Osteoblasten gebildete Grundsubstanz (Fette und Kollagene) unverhältnismäßig stark abgebaut wird. Der Knochen wird spröde und besitzt nur noch wenig Elastizität. Er kann starkem Druck wie bei einem Sturz nicht mehr standhalten. Die Wahrscheinlichkeit, an Osteoporose zu erkranken, liegt bei Frauen nach den Wechseljahren bei etwa sieben Prozent im Alter von 55 Jahren und bei 19 Prozent im Alter von 80 Jahren.

Medizinisch wird zwischen primärer und sekundärer Osteoporose unterschieden. Zu den primären Formen gehören die Erkrankung nach den Wechseljahren (durch Absinken des Hormonspiegels von Östrogen, welches den Knochenaufbau anregt) und die senile Form des Altersknochenschwunds (mit Schenkelhalsbrüchen). Auch unbekannte Ursachen sind möglich.

Knochendichtemessung gibt Aufschluss über mögliche Osteoporose.

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Bei der sekundären Form spielen Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus, Schilddrüsen-überfunktion), Medikamente (Glukokortikoide), entzündliche Erkrankungen (rheumatoide Arthritis) oder chronische Organerkrankungen (Nierenversagen) eine Rolle. Auch Inaktivität baut den Knochen ab, denn ein entscheidender Wachstumsreiz ist der Druck, der auf dem Körper lastet. Mit jedem Schritt, den wir machen, regen wir das Knochenwachstum an.

Stichwort: "Witwenbuckel" Das charakteristische Aussehen eines Patienten mit Osteoporose wird durch eine zunehmende Krümmung der Brustwirbelsäule nach hinten ("Witwenbuckel") und eine erhebliche Abnahme der Körpergröße (über vier, bisweilen sogar über zehn Zentimeter) bestimmt. Durch die Rumpfverkürzung kann der untere Rippenbogen den Beckenkamm schmerzhaft berühren, der Bauch ist vorgewölbt ("Osteoporose-Bäuchlein") und die Extremitäten haben eine relative Überlänge. Es treten typische Hautfalten vom Rücken zu den Flanken auf, das "Tannenbaumphänomen". Der Körperschwerpunkt ist nach vorne verlagert. Der Gang wirkt kleinschrittig und unsicher.

Welche Diagnosemethoden gibt es? Allen Personen, bei denen anhand ihres Risikoprofils eine hohe Rate an Knochenbrüchen zu erwarten ist, wird zunächst eine Basisdiagnostik empfohlen. Nach den aktuellen Osteoporose-Leitlinien des Dachverbandes Osteologie e. V. entscheiden darüber Alter und Geschlecht sowie bestimmte Risiko-faktoren. Diese sind ein oder mehrere Wirbelkörperfrakturen, Kortisonbehandlung über einen Zeitraum von drei oder mehr Monaten, Rauchen, Schilddrüsenüberfunktion, Osteoporose eines Elternteils, Untergewicht, mehrfache Stürze oder die Einnahme bestimmter sturzfördernder Medikamente.

Ab einem Alter von 70 Jahren für Frauen und ab 80 Jahren für Männer beträgt das Risiko für eine osteoporotische Fraktur generell 20 Prozent. Insgesamt muss sich mindestens ein Risiko von 20 Prozent ergeben, in den nächsten zehn Jahren einen Wirbelkörper - und/oder Schenkelhalsbruch zu erleiden, um eine Diagnostik zu rechtfertigen. Diese umfasst neben der Anamnese, der klinischen Untersuchung und gegebenenfalls Röntgenuntersuchungen auch die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) an der Lendenwirbelsäule und einem Oberschenkelknochen.

Eine Kostenerstattung der Knochendichtemessung (DXA) durch die gesetzliche Krankenversicherung erfolgt nur bei vorausgegangener osteoporoseverdächtiger Fraktur. Es gibt aber auch alternative Messmethoden mit Hilfe von Ultraschall oder einer Computertomographie, die in Ausnahme-situationen zum Einsatz kommen können, wenn beispielsweise nur unter erschwerten Bedingungen eine DXA-Messung durchgeführt werden kann. Je nach Ergebnis der Knochendichtemessung kann auch noch eine Blutuntersuchung folgen.

Behandlung von Osteoporose

Bei einer leichten Osteoporose ist zusätzlich zur gezielten körperlichen Aktivität die Einnahme von Kalzium und Vitamin D3-Präparaten sinnvoll. Das Vitamin D3 bzw. ein aus ihm gebildetes Vitamin-D-Hormon fördert die Aufnahme von Calcium über den Darm sowie auch den Einbau des Mineralstoffs in die Knochen. Bei ausgeprägtem Befund reicht dies nicht mehr aus: Es muss zusätzlich mit speziellen Präparaten, wie z.B. Bisphosphonaten behandelt werden. Damit werden gezielt die Zellen gebremst (Osteoklasten), die den Knochenabbau hervorrufen.

Vier Wirkstoffe sind besonders weit verbreitet: Alendronsäure, Risendronsäure, Etidronsäure und Ibandronsäure. Wie der Name sagt, sind alle Substanzen vom chemischen Charakter her Säuren. Das erklärt bereits einen Teil der Besonderheiten, die bei der Einnahme zu beachten sind. Säuren können die Schleimhäute reizen und zu Entzündungen und Geschwüren in Speiseröhre, Magen und Darm führen. Besonders diejenigen Patienten, die gleichzeitig Schmerz- und Rheumamittel aus der Gruppe der "Nichtsteroidalen Antirheumatika" einnehmen (Diclofenac, Ibuprofen etc.) sollten schon bei leichten Beschwerden wie Sodbrennen und Magenschmerzen ihren Arzt informieren.

Da der Körper diese Arzneistoffe nur schwer aufnimmt, sollten Patienten Bisphosphomate-Präparate am besten direkt nach dem Aufstehen, etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit einem großen Glas Leitungswasser in aufrechter Körperhaltung einnehmen. Die Bisphosphonate sind "Einzel-kämpfer" und brauchen Zeit, um ihre Wirkung entfalten zu können. Besonders calciumhaltige Arznei-mittel behindern die Aufnahme der Wirkstoffe in den Blutkreislauf. Das können säurehemmende Mittel sein, oder auch die bei Osteoporose dringend zu empfehlenden Calciumergänzungsmittel. Am besten ist es also, das Bisphosphonat morgens direkt nach dem Aufstehen und die Calciumtabletten abends zum Abendessen einzunehmen.

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Wenn Wirbel und Schenkelhals brechen Ein Knochenbruch ist dann osteoporoseverdächtig, wenn er bei einem Sturz aus dem Stand oder geringer Höhe entstanden ist. Ist ein Wirbelkörper gebrochen, ist diese Diagnose sehr wahrscheinlich.

Bei Osteoporose zeigen sich im Röntgenbild typische Deformierungen, die keil- oder fischwirbelartig aussehen können. Diese Veränderungen können zu erheblichen akuten oder chronischen Schmerzen führen. Die häufigste osteoporosebedingte Fraktur ist die der Wirbelkörper. Besonders gefährlich ist ein Bruch am oberen Ende des Oberschenkelknochens, am sogenannten Schenkelhals, weil dies schwere Folgen haben kann.

Knochenbruch könnte ein Indiz für Osteoporose sein.

Die ohnehin oft schon geschwächten älteren Menschen sind dabei gleich doppelt belastet. Zum einen sind sie in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, zum anderen ist bei ihnen wegen der Ruhigstellung die Fließgeschwindigkeit des Blutes herabgesetzt, sodass eine Thrombose, im schlimmsten Fall auch eine Lungenembolie, entstehen kann. Auch das Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken, ist bei ihnen sehr viel höher als bei mobilen Kranken. Die veränderte Kreislaufsituation kann auch zu Fehlregulationen mit Blutdruckschwankungen und Schwindel führen. So erhöht sich die Sturzgefahr, wenn die Kranken zu laufen beginnen. Die Bettlägerigkeit lässt auch Muskeln innerhalb kurzer Zeit abbauen und zwar um bis zu 15 Prozent pro Woche. Ältere kommen so schwerer wieder auf die Beine - es entsteht ein Teufelskreis, der die Gefahr für einen weiteren Sturz mit Knochenbruch erhöht.

Zement gibt Wirbeln Stabilität Um den Patienten vor allem eine schnelle Schmerzfreiheit, aber auch Stabilität und damit Mobilität zu geben, wurde die sogenannte Kyphoplastie entwickelt. Bei diesem Verfahren werden unter örtlicher Betäubung zwei Nadeln vom Rücken aus in den Wirbelkörper eingebracht und flüssiger Knochenzement eingespritzt. Nach etwa zehn Minuten ist dieser so hart wie gesunder Knochen und stabilisiert dann den Wirbelkörper. Damit kein Zement austritt und Nerven oder Rückenmark geschädigt werden können, ist dem Zement ein Kontrastmittel beigemischt. Damit kann der Chirurg die Zementverteilung unter Röntgenkontrolle während des Eingriffs gut erkennen und steuern. Neurologische Ausfälle sind selten.

Trotzdem bleibt wie bei jeder Operation am Rücken ein Restrisiko. Deshalb empfiehlt der Dachverband Osteologie e. V. in seinen Osteoporose-Leitlinien erst eine dreiwöchige konservative Schmerztherapie gegebenenfalls mit wirbelkörperaufrichtenden Rückenstützen (Orthesen). Eine instabile, aber schmerzfreie Wirbelkörperfraktur sollte zusätzlich mit Reha-Maßnahmen und nicht primär mit einer Kyphoplastik behandelt werden.

Metallplatten stützen Hände und Arme Häufig kommt es bei der Osteoporose auch zu Brüchen an der Hand oder am Oberarmkopf durch Abstützen mit den Armen bei einem Sturz. Bei Brüchen dieser Art können winkelstabile Implantate auch dem porösen Knochen Halt geben. Dabei bedeutet Winkelstabilität, dass die längs des Knochens angelegte Metallplatte und die quer dazu in den Knochen hineinreichenden Schrauben eine stabile Verbindung miteinander eingehen. Anders als bei herkömmlichen Implantaten wird die Platte nicht direkt an den Knochen gepresst. Das kommt seiner Durchblutung und damit auch der Heilung zugute. Dank dieser Verfahren können Patienten mit Knochenbrüchen das Krankenbett in der Regel kurz nach der OP wieder verlassen.

Prophylaxe

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Die Kunst des Stolperns Im Alter sicher auf den Beinen zu sein, ist keine Selbstverständlichkeit. Besondere Bedeutung kommt deshalb dem Training von Kraft und Balance zu. "Der menschliche Gang ist einer der unsichersten Fortbewegungsvorgänge, die es unter Lebewesen in der Natur gibt", sagt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA). Mit dem Alter steigt das Sturzrisiko stark an. 40 Prozent der Menschen über 75 Jahre stürzen mindestens einmal im Jahr, 60 Prozent davon erneut innerhalb eines Jahres. Von 100 Stürzen enden fünf mit einem Knochenbruch. Danach erlangt nur noch jeder zweite Betroffene seine vorherige Beweglichkeit zurück. Osteoporosekranke sind besonders gefährdet.

Arbeitsmediziner haben Menschen mit Hochgeschwindigkeitskameras beobachtet und die Physik des Gehens und des Stolperns erforscht. Gut untersucht ist bisher nur das Ausrutschen. Dagegen sind Stolpern, Umknicken und Fehltreten wenig erforscht, obwohl sie rund die Hälfte aller Sturzunfälle ausmachen.

Die Fachleute kommen zu dem Ergebnis, dass schon kleine Unebenheiten im Fußboden schwere Folgen nach sich ziehen können. Zu den Risikofaktoren gehören das Schuhwerk, die Beleuchtung und die individuellen Voraussetzungen der Betroffenen. Die verschiedenen Analysen lassen auch Schlüsse auf die Sturzprävention zu.

Ergebnis: Mehrteilig angelegte Programme sind am sinnvollsten. Dabei spielt nicht nur die Anpassung der Wohnung (Beseitigung von Stolperfallen wie unbefestigte oder rutschige Teppiche, frei liegende Kabel, Türschwellen) eine große Rolle. Häufig sind auch Kreislaufstörungen, die durch Medikamente (Beruhigungs- oder Schlafmittel) hervorgerufen werden, die Ursache für einen Sturz. Mit zunehmendem Alter lassen die Sehkraft, die Muskelkraft und die Koordination nach. Daher sollte regelmäßig die Sehleistung überprüft werden.

Sturzvorbeugende Übungen mindern Sturzgefahr

Bewegungsübungen mindern die Sturzgefahr Besondere Bedeutung scheint das Training von Kraft und Balance zu haben. Krafttraining und gezielte Übungen oder Gangschulung stärken die Muskelkraft selbst in hohem Alter und verbessern das Gleichgewicht. Hüftprotektoren sollen ebenfalls das Frakturrisiko vermindern, sind aber in der Wirksamkeit umstritten. Hüftprotektoren sind eine Art größere Unterhose, die über oder anstelle der Unterwäsche getragen werden. Nach dem Sturzhelmprinzip sollen sie eine Verteilung der Sturzenergie auf eine größere Fläche bewirken oder teilweise die Sturzenergie aufnehmen.

Grundlegende Maßnahmen zum Schutz vor Knochenbrüchen sind die Vermeidung von Untergewicht und Rauchen, eine regelmäßige körperliche Aktivität mit ausreichender Belastung des Bewegungsapparates sowie eine durchschnittlich 30-minütige Sonnenlichtbestrahlung pro Tag von Armen und Gesicht zur Vermeidung eines Vitamin-D-Mangels. Ist dies nicht gewährleistet, wird eine tägliche Zufuhr von Vitamin D notwendig.

Mit Licht den Knochenschwund bekämpfen Voraussetzung für die körpereigene Produktion von Vitamin D ist eine Mindestmenge der im Sonnenlicht enthaltenen energiereichen ultravioletten Strahlung. Die Kraft der Wintersonne reicht jedoch nicht aus.

Die im Körper wirksamste Form des Vitamin D ist wissenschaftlich betrachtet kein Vitamin, sondern ein Hormon. Es spielt eine entscheidende Rolle beim Einbau von Kalzium in die Knochen und sorgt so für deren Stabilität.

Doch wie viel Sonne muss auf wie viel Zentimeter Haut einwirken, damit die Vitamin-D-Produktion in einem optimalen Umfang angeregt wird ? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik

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für Dermatologie am Universitätsklinikum Dresden nach. Unter ärztlicher Kontrolle werden Test-personen der Mittagssonne ausgesetzt. Die dabei ermittelten wissenschaftlichen Daten bilden die Basis für künftige Empfehlungen zur richtigen Dosierung der UV-Strahlen der Sonne. Ziel ist es, der Bevölkerung in Deutschland das richtige Maß an Sonnenbestrahlung zu empfehlen, das im Span-nungsfeld zwischen der notwendigen UV-Strahlung zur Bildung des gesundheitsfördernden Vitamins D und den gesundheitlichen Risiken durch zu hohe Dosen an UV-Strahlung steht. Zu viel Sonne erhöht das Hautkrebsrisiko erheblich. In den nächsten Wochen wollen die Ärzte und Wissenschaftler der Universitäts-Hautklinik Dresden die Frühlings- und Sommersonne nutzen, um im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Strahlenschutz zu erforschen, wo das gesunde Maß an natürlicher UV-Strahlung zu finden ist.

Gefahr Homocystein Die Aminosäure Homocystein entsteht beim Abbau von Eiweißen im Körper. In den vergangenen Jahren beschäftigte Homocystein die Forscher überwiegend wegen seiner fördernden Wirkung auf die Arteriosklerose. Möglicherweise kann auch eine Osteoporose durch diese Substanz negativ beeinflusst werden. In wissenschaftlichen Experimenten haben erhöhte Konzentrationen von Homo-cystein in menschlichen Zellkulturen zu einer starken Stimulation der knochenabbauenden Zellen geführt.

Ein Mangel an dem Vitamin Folsäure ist eine häufige Ursache des erhöhten Homocysteinspiegels. Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 können den Homocystein-Spiegel senken. Die Aufnahme der empfohlenen Mengen ist jedoch nicht leicht zu erreichen, da sich zu viele Menschen nicht ausreichend mit frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten ernähren. Nach Daten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt der Bedarf etwa 1,5- bis 2,5-fach höher, als derzeit durchschnittlich aufgenommen wird.

Homocystein ist zwar ein Osteoporose-Risikofaktor, aber die Studienlage ist derzeit noch zu unsicher, um Messungen von Homocystein, Folsäure oder Vitamin B12 generell zu empfehlen.

Weiche Knochen durch Softdrinks? Jugendliche, die regelmäßig koffeinhaltige Erfrischungsgetränke konsumieren, haben weniger stabile Knochen als Altersgenossen. Das fanden Wissenschaftler des unabhängigen Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund heraus. Neben der Auswertung der Ernährungsprotokolle wurde auch die Knochendichte gemessen. Insgesamt scheint der Verzehr verschiedener Arten von Erfrischungs-getränken einen negativen Einfluss auf die Knochenentwicklung zu haben. "Je mehr derartiger Limo-naden Jugendliche zu sich nehmen, desto geringer der Mineralgehalt ihrer Knochen", brachte Studienleiter Thomas Remer das Hauptergebnis auf den Punkt.

Lieber Milch als Cola

Dieser Zusammenhang kommt offensichtlich in erster Linie indirekt durch eine insgesamt eiweißärmere Kost zustande. Wer viele zuckerhaltige Limonaden trinkt, bevorzugt eine kohlenhydratreichere und proteinärmere Kost. Möglicherweise hat aber das Koffein in diesen Getränken eine direkte Wirkung auf den Knochenstoffwechsel von Kindern. Auch könnte der Zusatzstoff Phosphat zu einer negativen Knochenbilanz beitragen. Die so unausgewogene Ernährung mit weniger kalziumreicher Kost macht sich im Knochen bemerkbar. Viel Kalzium ist aber gerade in der Pubertät wichtig, weil sich in dieser Zeit die Knochenmasse am stärksten entwickelt. Wer frühzeitig ein stabiles Skelett aufbaut, kann Osteoporose im Alter vorbeugen.

Kalzium erhält nachweißlich die Knochenstärke und kann das Frakturrisiko vermindern. Unter den kalziumreichen Lebensmitteln steht unter anderem Käse an der Spitze. Schmackhafte und gesunde Kalziumquellen sind die folgenden beiden Gerichte, die als Snack hervorragend kombiniert werden können.

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Arthrose (Degeneratives Gelenksrheuma)

Manchmal sind es auch die Schmerzen, die einen aus dem Gleichgewicht bringen. Viele werden von Arthrosebeschwerden geplagt. Mit Arthrose wird eine Gruppe von so genannten degenerativen rheu-matischen Erkrankungen bezeichnet. Dabei kommt es zur Abnutzung und zu einem Knorpelverschleiß an den Gelenken und der Wirbelsäule. Der Knorpelüberzug der Gelenke wird allmählich zerstört. Fehlt der Knorpel, reiben die Knochen im Gelenk direkt aufeinander und werden ebenfalls angegriffen. Am Ende des Prozesses steht eine Verformung (Deformierung) des Gelenkes.

Auch wenn es zunächst schmerzt - Bewegung tut den von Arthrose betroffenen Gelenken gut. Denn durch die Bewegung der Gelenke wird die Bildung von Gelenkflüssigkeit erst möglich. Ohne diese "Schmiere" kann der Knorpel nicht ernährt werden. Zudem wird durch Bewegung Versteifungen und damit einem Funktionsverlust der Gelenke entgegengewirkt.

Mit einer kleinen Pendelübung zu Hause kann man das "Schmieren" des Gelenks ohne großen Aufwand unterstützen und Schmerzen lindern: Stellen Sie sich auf eine Fußbank. Pendeln Sie mit einem Bein locker hin und her. Die Wirkung wird noch verstärkt, wenn Sie das Bein mit einem leichten Gewicht beschweren. Hierzu reicht schon ein dicker Winterschuh.

Arthrose: Was kann den Gelenkverschleiß stoppen?

In Deutschland leiden mehr als die Hälfte aller 65-Jährigen unter Arthrose. Doch nicht nur die Senioren werden durch den schmerzhaften Gelenkverschleiß in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, auch immer mehr junge Menschen sind betroffen.

Begünstigen Risikofaktoren wie Übergewicht, Alter, erbliche Vorbelastung oder permanente Überlastung den Gelenkverschleiß, spricht man von einer primären Form der Erkrankung. Sind Unfälle mit Gelenkschäden, Fehlstellungen oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Rheuma verantwortlich, handelt es sich um eine sekundäre Arthrose.

Knorpel übernimmt Stoßdämpferfunktion im Gelenk Gemein ist beiden Formen, dass sich mit dem fortschreitenden Abrieb des Gelenkknorpels am Rand der Gelenke überschüssige Knochenspitzen bilden. Knorpel wirkt im gesunden Gelenk wie ein Gummipuffer und übernimmt die Stoßdämpferfunktion beim Bewegen. Die Gelenkflüssigkeit im Spalt zwischen den Knorpelflächen versorgt den Knorpel mit Nährstoffen. Bei zu wenig Bewegung, extremer Beanspruchung oder altersbedingt trocknet der Knorpel im Laufe der Jahre aus, rubbelt sich wie ein Radiergummi ab und führt zu einer Gelenkentzündung. Die dabei freigesetzten Stoffe zersetzen den Knorpel noch weiter, die Beweglichkeit des Gelenkes nimmt immer weiter ab.

Doch je weniger ein Gelenk bewegt wird, desto schlechter wird der Knorpel durch die Gelenkflüssigkeit ernährt und desto schneller schreitet die Arthrose fort. Am häufigsten betroffen sind

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tragende Gelenke wie Knie- und Hüfte, aber auch die Fingergelenke. Zu Beginn sind leichte, belastungsabhängige Schmerzen typisch oder Schmerzen nach längerer Ruhe, zum Beispiel am Morgen beim Aufstehen. Anzeichen einer Arthrose sind auch Steifheit in den Gelenken und das Auftreten von Schmerzen bei stoßartigen Belastungen. Fließende Bewegungen wie beim Radfahren oder Schwimmen sind häufig noch schmerzfrei möglich. Im weiteren Verlauf können auch dabei Schmerzen auftreten.

Welche Therapien gibt es? Heilen lässt sich die Arthrose nicht, denn Knorpelgewebe bildet sich nicht neu und kann auch nicht durch künstliches Gewebe ersetzt werden. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf zu verzögern.

Gewichtsreduktion, Bewegung ohne Belastung, Sport- und Bewegungstherapie beugen einer Verschlechterung der Arthrose vor, rät die Deutsche Rheuma-Liga. Ein sanftes Training (Radfahren, Schwimmen) stärkt die Muskeln, die die Gelenke stabilisieren. Die Produktion von Gelenkflüssigkeit wird angeregt. Sie schmiert und versorgt den Gelenkknorpel mit Nährstoffen und fördert Heilungs-prozesse. Weitere Möglichkeiten der Entlastung sind orthopädische Hilfen: Handstock, Pufferabsätze oder Innenranderhöhungen der Schuhe. Hilfreich kann auch das sogenannte Taping sein. Dabei wird das Gelenk durch einen festen Verband gestützt, der während der Bewegung durch das Auslösen von Berührungsreizen die Schmerzwahrnehmung im Gehirn dämpft.

Reguläre Kassenleistung bei Arthrose ist Akupunktur. Sie kann vor allem bei der Kniearthrose zu einer Verbesserung des Beschwerdebildes, zu Schmerzlinderung und zu mehr Beweglichkeit führen, so-dass Patienten zum Beispiel wieder besser Treppen steigen können. Patienten mit einer fortgeschrit-tenen Arthrose hilft Akupunktur dagegen meist nicht, denn Verschleißerscheinungen des Knorpels können nicht rückgängig gemacht werden. Auch Massagen oder Wärme- und Kältetherapien können zur Schmerzlinderung beitragen.

Kritisch sehen Experten dagegen die freiverkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel, die versprechen, die Knorpelzerstörung aufzuhalten: Glukosamin und Chondroitinsulfat sind Stoffe, die im Körper am Knorpelaufbau beteiligt sind. Beide werden als knorpelschützende Präparate angeboten, doch eine unabhängige US-Studie an 1.600 Patienten mit Kniegelenkarthrose hat gezeigt, dass Glukosamin und Chondroitinsulfat bei dieser Erkrankung unwirksam sind. Auch pflanzliche Produkte aus Teufelskralle oder Weidenrinde, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken sollen, verbessern die Situation im Gelenk nicht wirklich. Gleiches gilt für hochdosierte Vitamin E-Präparate und Wirkstoffe aus der Grünlippmuschel.

Medikamentöse Behandlung und Knorpelaufbau

Hyaluronsäure-Injektionen in das betroffene Gelenk sollen den Zerstörungsprozess des Knorpels bremsen. Die künstliche Gelenkflüssigkeit versorgt den angegriffenen Knorpel mit zusätzlichen Nährstoffen, schmiert das Gelenk und hat einen schmerzlindernden Effekt. Alle sechs Monate wird der

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Wirkstoff ins Gelenk gespritzt. Dieses Verfahren zeigt nur bei der Hälfte der Patienten Wirkung. Unerwünschte Nebenwirkungen wie Infektionen oder Allergien können nicht ausgeschlossen werden.

Etabliert hingegen ist die Linderung von akuten Gelenkschmerzen und Entzündungen mit Schmerzmedikamenten. Hierbei kommen vor allem die nichtsteroidalen Antirheumatika (zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac) zum Einsatz. So können Gelenkersatzoperationen herausgezögert wer-den, denn auch Kunstgelenke nutzen sich ab. Experten schätzen zum Beispiel die durchschnittliche Haltbarkeit einer Hüftprothesen auf zehn bis zwanzig Jahre, bevor das Gelenk in einem Zweiteingriff erneut ausgetauscht werden muss.

Radiosynoviorthese – Strahlen gegen Gelenksschmerz

Ob kleiner Finger oder großer Zeh: Gelenke sollen wie geschmiert arbeiten. Der notwendige Schmier-stoff wird von der Gelenkschleimhaut gebildet: die Gelenkflüssigkeit. Entzündet sich die Schleim-haut, tut jede Bewegung weh. Dies ist zum Beispiel bei Rheumapatienten der Fall, die zudem aufpas-sen müssen, dass die Entzündung nicht ihr Gelenk zerstört. Helfen Medikamente nicht mehr oder bringt eine Operation keinen Erfolg, wenden Ärzte immer öfter radioaktive Strahlen an.

Behandlung dauert wenige Minuten Mit der sogenannten Radiosynoviorthese versuchen sie, die Entzündung zu stoppen und die Gelenks-schleimhaut wiederherzustellen. Dazu dürfen die Gelenke nicht verschlissen, sondern nur entzündet sein. Die Behandlung dauert wenige Minuten: Der radioaktive Stoff, das Nuklid, wird unter Röntgen-kontrolle, durch ein Kontrastmittel sichtbar, genau in den Gelenkspalt gespritzt. Es verteilt sich an der stark wuchernden, schmerzenden Gelenkschleimhaut. Kleine Zellen (Makrophagen) in und an der Schleimhaut halten die radioaktiven Teilchen für Feinde und fressen sie auf. Dadurch sterben die Fresszellen, die Entzündung klingt ab und die Schleimhaut kann sich erneuern.

Angst vor der Strahlung ist unbegründet: Die Nuklide haben eine geringe Reichweite und treffen nur die kranke Schleimhaut, nicht das gesunde Gewebe im Umfeld. Sie zerfallen schnell, und eine Radio-aktivität ist schon nach wenigen Tagen nicht mehr nachweisbar. Die Behandlung erfolgt ambulant. Danach muss das Gelenk 48 Stunden ganz ruhig gehalten werden, damit sich das Nuklid gut verteilen und wirken kann. Geduld ist auch danach nötig: Eine Besserung tritt erst nach einigen Wochen oder Monaten ein - nachdem sich die Schleimhaut erneuert hat. Dann sind die Schmerzen gelindert oder verschwinden sogar ganz.

Blutegel gegen Gelenkssschmerz

Die Egel saugen Blut aus dem menschlichen Körper und geben das heilende Sekret dann ab.

"Hirudo medicinalis" ist der lateinische Name des Süßwasseregels. Er ist etwa fünf bis zehn cm lang, hat fünf Augenpaare, zwei Mäuler mit je 240 spitzen Zähnen und ernährt sich von Blut. Die heilsame

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Wirkung der Blutegel war schon in der Antike bekannt. Auch im Europa des 19. Jahrhunderts erfreute sich die Egeltherapie großer Beliebtheit zur Behandlung zahlloser Erkrankungen. Seit einigen Jahren werden die Tiere zu Behandlungszwecken wieder vermehrt eingesetzt. Mehrere aktuelle Studien haben ihre heilenden und schmerzlindernden Wirkungen belegt.

Der Speichel der Tiere enthält bis zu 100 verschiedene Inhaltsstoffe, denen die Forscher gerinnungshemmende, schmerzstillende, durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Wir-kungen zuschreiben. Die genaue Zusammensetzung des Speichels ist aber noch nicht abschließend geklärt. Eingesetzt wird die Egeltherapie zur Behandlung von Schmerzen bei Rheuma und Arthrose sowie bei Migräne, Tinnitus-Beschwerden und Krampfadern. Neuerdings werden Blutegel mit großem Erfolg auch zur Behandlung der Beschwerden des sogenannten Tennisellenbogens eingesetzt. Nach Angaben der Experten setzt der schmerzstillende Effekt bereits kurze Zeit nach dem ersten Anlegen der Tiere ein und hält etwa drei Monate an.

Vollgesaugte Egel fallen von selbst ab Der Biss der Parasiten ist zunächst etwas unangenehm. Das stechende Gefühl lässt jedoch aufgrund schmerzstillender Substanzen im Speichel der Blutegel schnell nach. Vollgesaugte Blutegel fallen von selbst ab. Sie dürfen auf keinen Fall gewaltsam entfernt werden, denn dabei könnten die Tiere ge-quetscht werden, in die Wunde erbrechen und so Infektionen verursachen. Die Tiere hinterlassen eine V-förmige Bisswunde, die bis zu 24 Stunden nachbluten kann. Im Allgemeinen sind schwerwiegende Nebenwirkungen im Rahmen der Egeltherapie selten.

Therapeutisch verwendete Egel gelten als Arzneimittel und werden unter hygienischen Bedingungen speziell für den medizinischen Einsatz gezüchtet. Die Kosten für eine einstündige Behandlung liegen bei etwa 100 Euro. Wird diese stationär durchgeführt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel die Kosten der Behandlung. Eine Behandlung beim Heilpraktiker muss der Patient aber selbst tragen.

Ernährungstipps

Parmesan-Basilikum-Grissini

Zutaten für 24 Stück 500 g Mehl 1 Würfel Hefe 1 TL Zucker 1 TL Salz 6 EL Olivenöl 300 ml Wasser, lauwarm 2 EL Basilikumblätter, gehackt 50 g Parmesan, frisch gerieben

Zubereitung: Mehl, Salz, Zucker und Olivenöl in eine Schüssel geben. Hefe im Wasser auflösen, zu den restlichen Zutaten geben und mit den Knethaken des Handrührgerätes zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Den Teig an einen warmen Ort ca. 30 Minuten gehen lassen, bis er sein Volumen verdoppelt hat. Dann aus der Schüssel nehmen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche durchkneten. Parmesan und Basilikum zugeben und gut unterarbeiten. Den Teig in 24 Portionen teilen, jede Portion zu einem ca. 30 Zentimeter langen Strang rollen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen, nochmals 10 Minuten gehen lassen und bei ca. 170 Grad 15 Minuten goldgelb backen.

Schafskäsedip

Zutaten für 750 ml: 250 g Fetakäse 250 g Ricotta 2 EL Olivenöl 3 Knoblauchzehen, fein gehackt 1 TL Limettensaft Ein Viertel-TL Cayennepfeffer 200 g griechischer Joghurt

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2 EL Minze, frisch, gehackt 1 TL Oregano 30 g schwarze Oliven, entsteint und gewürfelt 1 Tomate, das Fleisch davon in Würfel geschnitten 2 TL geriebene Limettenschale

Zubereitung: Fetakäse, Ricotta, Olivenöl, Knoblauch, Limettensaft, Cayennepfeffer und die Hälfte des Joghurts im Mixer pürieren. Dann den restlichen Joghurt, die Kräuter, die Tomatenwürfel, die Oliven und die Limettenschale unterrühren.

Hüftprothese – Komplikationen beim Gelenkersatz

Rund fünf Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren leiden an einer Arthrose des Hüftgelenkes. Der schmerzhafte Gelenkverschleiß ist der häufigste Grund für den Einsatz künstlicher Hüftgelenke. Allein in Deutschland werden pro Jahr etwa 200.000 Hüftprothesen implantiert. Hüftoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit der höchsten Erfolgsquote. Dank moderner technischer Entwicklungen stehen verschiedene Prothesenmodelle zur Verfügung: Mit langem und mit kurzem Schaft, aus Metall oder Keramik, als Teilprothese oder als kleine Kappe, die auf den Hüftkopf gesetzt wird. Diese sogenannten Kappenprothesen sind jetzt in die Kritik geraten. Vor einigen Jahren noch als Neuerung angepriesen, entdecken Ärzte heute, dass das Verfahren noch nicht ausgereift ist. Beson-ders bei jüngeren Patienten wird diese Prothese gerne eingesetzt.

Welche Komplikationen gibt es? Bei dieser Methode wird der Kopf des Oberschenkelknochens mit einer Metallkappe überkront. Doch Experten kritisieren, dass das Verfahren nicht so knochenschonend ist wie gedacht. Der zu ersetzende Knochen ist nur fünf bis sechs Millimeter dünn. Die Implantate sind aber dicker, also muss man am Hüftkopf Knochen wegfräsen, um die Kappe aufzusetzen. Außerdem wird Knochen an der Hüftpfanne weggenommen, damit der Kopf hinein passt. Beim Entfernen des Knochens werden oft Blutgefäße verletzt, der Knochen stirbt ab. Daher kommt es nach dem Einsatz von Kappenprothesen häufiger zu Oberschenkelhalsbrüchen. Anhaltende starke Schmerzen und Knackgeräusche entste-hen, wenn die Kappenprothese zu groß ist. Dann passen Pfanne und Hüftkopf nicht richtig zusam-men, die Kappe kann verrutschen, eventuell bricht sogar der Hüftkopf unter der Prothese. Eine weitere Operation und der Einsatz einer normalen Vollprothese müssen dann Abhilfe schaffen.

Spinalkanalstenose – wenn der Wirbelkanal zu eng wird

Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit, jeder zweite Mensch in Deutschland wird mindestens einmal pro Jahr von Kreuzschmerzen geplagt. Meist liegen die Ursachen in schlechter Körperhaltung, mangelnder Bewegung oder einer schwachen Rückenmuskulatur. Auch Bandschei-benleiden können verantwortlich sein. In selteneren Fällen können ziehende Schmerzen im Rücken,

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die zunehmend ins Gesäß, in die Beine oder Arme ausstrahlen Anzeichen einer sogenannten Spinal-kanalstenose sein. Dann kommen später Kribbeln, Taubheitsgefühle und schließlich auch Lähmungs-erscheinungen und Inkontinenz dazu. Die Krankheit tritt oft im fortgeschrittenen Alter ab 60 Jahren auf und betrifft meist die Lendenwirbelsäule, seltener die Halswirbelsäule. Dabei verengen Knochen-wucherungen, -verschiebungen oder auch altersbedingte Abnutzungserscheinungen den Wirbelkanal und drücken auf die darin verlaufenden Nervenbahnen des Rückenmarks.

Therapie-Möglichkeiten Tabletten und schmerzlindernde Spritzen helfen nur vorübergehend und sind auf Dauer keine Lösung. Eine Computer- oder Kernspintomografie zeigt, ob eine knöcherne Verengung des Wirbelkanals die Nerven in Bedrängnis bringt oder ob ein Bandscheibenvorfall die Ursache für die Beschwerden ist. Zeigen die Aufnahmen eine Engstelle, beraten Neurologen, Neuroradiologen und Neurochirurgen, welche Therapie sinnvoll ist. Können Wärmeanwendungen und Krankengymnastik die Beschwerden nicht bessern, ist in der Regel eine Operation notwendig, bei der die Verengung beseitigt wird. Während der etwa einstündigen Operation in Vollnarkose liegt der Patient auf dem Bauch. Unter Röntgendurchleuchtung arbeitet der Neurochirurg unter dem Operationsmikroskop mit speziellen abgewinkelten Instrumenten, um die empfindlichen Nervenbahnen nicht zu gefährden. Vorsichtig entfernt er das überschüssige Gewebe an Bändern, Wirbelbögen oder Wirbeln, bis die Nervenbahnen wieder genug Platz haben. Die Stabilität der Wirbelsäule wird dadurch nicht beeinträchtigt, nicht selten sind die Beschwerden bereits kurz nach der Operation vollständig verschwunden.

Osteoporose – Therapien bei Wirbelbrüchen

In Deutschland leiden etwa sieben Millionen Menschen unter Osteoporose. Doch nur jeder fünfte Osteoporose-Patient wird optimal behandelt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass in der Altersgruppe der 50- bis 64-jährigen Frauen nur jede dritte Patientin eine angemessene Osteoporose-Medikation erhält. In der Altersgruppe der über 75-Jährigen sind es sogar nur 19 Prozent. Die Versorgung aller Osteoporose-Patienten kostet die Krankenkassen jedes Jahr mehr als drei Milliarden Euro. Dabei entstehen etwa zwei Drittel der Kosten durch die operative Versorgung, stationäre Behandlung und pflegerische Maßnahmen infolge osteoporotisch veränderter Knochen. Nur etwa 15 Prozent der Kosten entfallen dagegen auf die medikamentöse Versorgung und Prophylaxe der Erkrankung. Experten weisen darauf hin, dass die konsequente medikamentöse Therapie der Osteoporose nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern, sondern auch zu einer erheblichen Reduktion der Kosten führen würde.

Häufig betroffen: Wirbelkörper, Oberschenkelhals und Handgelenke Die Knochensubstanz befindet sich im ständigen Umbau. Dafür sind spezialisierte Zellen zuständig: Die sogenannten Osteoklasten bauen Knochen ab und die sogenannten Osteoblasten bilden neue Knochensubstanz. Normalerweise besteht in diesem System ein Gleichgewicht. Überwiegt jedoch der Knochenabbau, kommt es zum gefährlichen Knochenschwund. Mit der Abnahme der Knochen-substanz verändert sich die Architektur des Knochens, sodass er den normalen Anforderungen nicht mehr standhalten kann. Schon kleinste Krafteinwirkungen können dann Knochenbrüche verursachen. Am häufigsten betroffen sind die Wirbelkörper, der Oberschenkelhals sowie die Handgelenke.

Die Ursachen der Osteoporose sind vielfältig. Der häufigste Grund ist der Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen bei Frauen in und nach den Wechseljahren. Um das individuelle Osteoporose-risiko besser einschätzen zu können, empfehlen Ärzte Frauen ab 40 Jahren sowie Rauchern, Untergewichtigen und Rheumatikern alle zwei Jahre eine Knochendichtemesssung. Diese Untersuchung wird meist nicht von den Krankenkassen getragen und kostet etwa 50 Euro.

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Zwei Operationsmethoden etabliert

Um osteoporotisch bedingte Wirbelkörperfrakturen zu versorgen, haben sich zwei Operations-methoden etabliert: Bei der sogenannten Kyphoplastie wird der gebrochene Wirbelkörper mit Hilfe eines aufblasbaren Ballons wieder aufgerichtet. Um den Knochen zu stabilisieren, wird in den Hohlraum, den der Ballon im Knochen hinterlassen hat, ein spezieller Knochenzement gespritzt. Auch bei der sogenannten Vertebroplastie wird der gebrochene Wirbel durch das Einspritzen von Knochenzement aufgerichtet und stabilisiert, allerdings ohne dass der Wirbelkörper zuvor durch einen Ballon geweitet wurde. Die Eingriffe werden in Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung durch-geführt und dauern in der Regel nicht länger als 60 bis 90 Minuten. Bereits kurze Zeit nach der Operation kommt es in der Regel zu einer erheblichen Linderung der Schmerzen. Noch am Operationstag können die Patienten wieder aufstehen. Das Krankenhaus können sie in der Regel nach wenigen Tagen wieder verlassen.

Neue Studienergebnis sorgen für Diskussionen Eine aktuelle Studie aus den USA und Australien stellt das bisher erfolgreiche Vorgehen nun in Frage. Die Studie untersuchte bei 78 Patienten mit osteoporotisch bedingten Wirbelkörperbrüchen die Schmerzlinderung nach unterschiedlichen Behandlungen. Eine Gruppe der Patienten wurde dazu mit einer Vertebroplastie, also der Injektion von Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper, behandelt. Die andere Gruppe der Betroffenen erhielt eine Scheinbehandlung, bei der lediglich ein lokales Betäubungsmittel in die Knochenhaut des gebrochenen Wirbels gespritzt wurde. Ansonsten unterschieden sich die Prozeduren nicht. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass die Schmerzen in beiden Gruppen in gleichem Maße gelindert werden konnten.

Deutsche Experten zeigen sich verwundert über das Studienergebnis. Sie erklären die Ergebnisse zum einen mit der bekannten hohen Placebowirkung operativer Eingriffe und zum anderen mit der Verabreichung schmerzstillender Medikamente in die Knochenhaut. Als Fazit der Studie sollten Vor- und Nachteile, Risiken und Nebenwirkungen einer Therapieoption sowie deren Alternativen streng gegeneinander abgewogen werden. Gerade Wirbelkörperfrakturen haben eine hohe Spontan-heilungsrate, sodass eine operative Versorgung nicht immer zwingend notwendig sein muss. Unstrittig ist die Studienlage über die Wirksamkeit einer medikamentösen und bewegungstherapeutischen Prophylaxe zur Verhinderung osteoporotisch bedingter Knochenbrüche.

Therapiemöglichkeiten

Zur Basistherapie der Osteoporose zählen Kalziumpräparate, Vitamin D und sogenannte Bisphosphonate. Täglich müssen dem Körper etwa 1.000 Milligramm Kalzium zugeführt werden - am besten durch eine ausgewogene Ernährung oder aber in Form von Tabletten. Damit das Kalzium auch optimal in die Knochen eingebaut werden kann, benötigt der Körper Vitamin D.

Bisphosphonate wie Alendronat, Ibandronat und Risedronat hemmen den Knochenabbau und damit das Fortschreiten der Erkrankung. Dazu üben sie zwei Effekte auf den Knochen aus: Sie lagern sich an der Knochenoberfläche an und bilden eine Art mechanische Schutzhülle um den Knochen.

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Außerdem haben sie zusätzlich einen hemmenden Einfluss auf die Aktivität der knochenabbauenden Zellen. Da Bisphosphonate im Darm mit Kalzium unlösliche Komplexe bilden, werden sie nur schlecht aufgenommen. Die Einnahmevorschriften der Packungsbeilage müssen daher genau eingehalten werden. Trotzdem verursachen Bisphosphonate häufig sogenannte gastrointestinale Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Seit Oktober 2007 steht für Frauen, die nach den Wechseljahren an Osteoporose erkranken, mit dem Bisphosphonat Zoledronsäure eine Substanz zur Verfügung, die nur noch einmal jährlich intravenös verabreicht werden muss und deutlich besser verträglich ist.

Alternative Medikamente Bei einer Unverträglichkeit oder Unwirksamkeit der Bisphosphonate stehen alternative Medikamente zur Verfügung. Sogenannte selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren wie Raloxifen ahmen bei Frauen während und nach den Wechseljahren die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen am Knochen nach und stimulieren dadurch den Knochenaufbau.

Mit dem körpereigenen Hormon Calcitonin, das den Knochenabbau hemmt, steht eine weitere Therapieoption zur Verfügung. Zwar ist die Wirkung schwächer als die der Bisphosphonate und des Raloxifens, die zusätzlich schmerzstillende Wirkung ist jedoch vorteilhaft bei frischen, osteoporotisch bedingten Knochenbrüchen.

Mit Teriparatid, einem künstlich hergestellten Parathormon, steht ein sehr wirksames, aber teures Reservemedikament für schwere Krankheitsverläufe zur Verfügung. Einmal monatlich ins Unterhaut-fettgewebe injiziert, aktiviert es - wie das körpereigene Hormon aus der Nebenschilddrüse - die knochenaufbauenden Zellen.

Da alle Medikamente die Osteoporose nicht heilen, sondern lediglich ihr Fortschreiten hemmen, ist eine lebenslange Therapie erforderlich. Eine regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolges ist sinnvoll. Bei einer fortgeschrittenen Osteoporose mit bereits aufgetretenen Knochenbrüchen kann eine begleitende Schmerztherapie erforderlich sein. Eine weitere Säule der Osteoporose-Prophylaxe und -Therapie ist der Sport. Eine Mischung aus Muskelaufbau und Balance-Training stärkt die Knochen und schützt so vor Frakturen.

Kreuzbandriss – Ersetzen oder nicht ?

Meist passiert es bei einer starken Verdrehung des Knies, einer Überdehnung oder einem Sturz - für Betroffene fühlt sich ein Kreuzbandriss oft an wie ein Knall, der durch das Knie geht. Es fängt an zu vibrieren, zu zittern. Die gerissenen Kreuzbänder können das Knie nicht mehr stabilisieren. Orthopäden können diese Diagnose schon mit einfachen Bewegungstests stellen.

Bei gerissenen Kreuzbändern hilft oft eine Operationen. Dabei werden die gerissenen Bänder durch Sehnenstücke aus der Innenseite des Unterschenkels ersetzt. Erst seit kurzem ist es mit der sogenannten Doppel-Bündel-Technik möglich, auch zwei Kreuzbänder zu ersetzen. Das bedeutet mehr Stabilität im Knie und weniger Verschleiß. Gerade für Sportler ist das wichtig, damit sie wieder voll einsatzfähig sind.

Sehnen aus dem Oberschenkel als Ersatz

Zunächst werden die zerstörten Bänder aus dem Kniegelenk entfernt und die als Ersatz benötigte Sehne aus dem Oberschenkel entnommen und geteilt. Dann bohrt der Operateur insgesamt vier Kanäle ins Gelenk: zwei vom Oberschenkel, zwei vom Unterschenkel. Die aus der Sehne geformten neuen Kreuzbänder werden dann nacheinander durch die Löcher in das Gelenk gezogen und mit Schrauben an den jeweiligen Knochenstellen fixiert. Oft sind bei einem Kreuzbandriss auch die

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Kniescheibe und ein Meniskus in Mitleidenschaft gezogen - aber auch das lässt sich während der Operation beheben. Nach der Operation ist eine Rehabilitation über mehrere Wochen erforderlich.

Bei bereits stark abgenutzten Gelenken ist eine aufwändige Rekonstruktion der Kreuzbänder allerdings nicht mehr sinnvoll. In diesem Fall werden nur Risse in Kniescheibe und Meniskus operiert, für neue Stabilität im Gelenk muss der Patient gezielt trainieren und so die stabilisierende Muskulatur stärken.

Osteoporose – teure Früherkennung und falsche Behandlung ?

In Deutschland leiden etwa acht Millionen Menschen unter Osteoporose (Knochenschwund). Die Folgen sind Schmerzen und Knochenbrüche. Doch nur jeder fünfte Osteoporose-Patient wird optimal behandelt. Die Versorgung aller Osteoporose-Patienten kostet die Krankenkassen jedes Jahr etwa 5,4 Millionen Euro. Davon entfallen jedoch weniger als fünf Prozent auf Medikamente für die Verhinderung von Folgeerkrankungen. Der Großteil der Kosten entsteht durch operative Versorgungen, stationäre Behandlungen und pflegerische Maßnahmen von jährlich etwa 130.000 Oberschenkelhals- und 70.000 Wirbelkörperbrüchen. Experten weisen darauf hin, dass die konsequente medikamentöse Therapie der Osteoporose nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern, sondern auch zu einer erheblichen Reduktion der Kosten führen würde.

Diagnose und Therapie-Formen Die Standarduntersuchung zur Ermittlung des Osteoporoserisikos ist die sogenannte DXA-Methode. Dabei wird die Knochendichte der Lendenwirbel und der Beckenknochen bestimmt. Je niedriger sie ist, desto größer ist das Risiko für eine Fraktur. Die Kosten in Höhe von 50 Euro werden nur dann von den Krankenkassen übernommen, wenn sich durch einen bereits eingetretenen Knochenbruch der Verdacht auf einen Knochenschwund ergibt. Kostengünstigere Ultraschallmessungen sind ungenau und umstritten.

Zur Basistherapie der Osteoporose zählen Kalziumpräparate (etwa 1.500 mg täglich), Vitamin D und sogenannte Bisphosphonate. Häufig ist die tägliche Medikamenteneinnahme mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Magenreizungen verbunden. Für Frauen, die nach den Wechseljahren an Osteoporose erkranken, steht eine jährliche intravenöse Injektion des Bisphosphonats Zoledonsäure zur Verfügung.

Bereits eine knochengesunde Ernährung kann der Osteoporose vorbeugen: Grünkohl, Brokkoli, Nüsse und Mineralwasser sind reich an Kalzium. Vitamin D findet sich vor allem in Fisch (insbesondere in Makrelen und Lachs) und Pilzen. Eine zweite Säule der Osteoporose-Prophylaxe ist der Sport. Eine Mischung aus Muskelaufbau und Balance-Training schützen die Knochen vor Frakturen.

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Handgelenk gebrochen: schrauben oder gipsen ?

Meist geschieht es plötzlich - beim Sport, während der Hausarbeit oder auf Glatteis: Bei einem Sturz werden unwillkürlich Arme und Hände eingesetzt, um den Körper abzufangen. Doch häufig halten die Knochen am Handgelenk den hohen Belastungen nicht stand und brechen. Diese handgelenksnahen Speichenbrüche, von Medizinern auch distale Radiusfrakturen genannt, sind die häufigsten Knochenbrüche überhaupt. Anzeichen für diese Fraktur sind Schwellungen, deutliche Schmerzen oder auch eine Fehlstellung im Bereich des Handgelenkes oder Unterarms.

Der klassische Gipsverband reicht nur bei einfachen, wenig verschobenen Knochenbrüchen zur Behandlung aus. Doch gerade bei älteren Menschen treten durch Knochenschwäche (Osteoporose) häufig komplizierte Brüche mit mehreren Knochenstücken auf. Die Gefahr, dass die Funktion der Hand dabei auf Dauer eingeschränkt bleibt, ist groß. Eine Operation ist dann oft die bessere Alternative, um die Beweglichkeit und Belastbarkeit des Handgelenkes zu erhalten.

Verschiedene Operationsmethoden Abhängig von der Bruchform im Röntgenbild stehen dabei verschiedene Operationsmethoden zur Auswahl: In einem kleinen Eingriff können Knochenfragmente gerichtet, durch einen Draht zusammengehalten und mit einem zusätzlichen Gips ruhiggestellt werden. Ist der Knochenbruch nach etwa sechs Wochen verheilt, müssen Drähte wie auch Gips wieder entfernt werden.

Eine Titanplatte kann stärker verschobene Bruchstücke in Position bringen und bereits kurze Zeit nach der Operation auch ohne Gips die nötige Stabilität geben. Auch wenn die Metallplatte später nicht wieder entfernt werden muss, ist dieser Eingriff aufwendiger und birgt zudem ein größeres Risiko für Nerven- oder Sehnenverletzungen.

Unabhängig vom gewählten Verfahren gilt, dass Knochenbrüche bestmöglich gerichtet und die Muskulatur durch gezielte Krankengymnastik trainiert werden sollte. Denn sonst können Gelenkverschleiß (Arthrose) und deutliche Bewegungseinschränkungen die Langzeitfolgen sein.

Diagnose Knochenschwund

Unsere Knochen tragen uns buchstäblich durchs Leben. Sie sind gleichermaßen stabil und elastisch. Doch schon ab dem 40. Lebensjahr beginnt bei vielen Menschen ein schleichender Verfall der Knochen. Ihre Masse und Dichte nehmen ab. Verläuft dieser Prozess sehr schnell, spricht man von "Knochenschwund" - Osteoporose.

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Knochen leben. Sie haben einen Stoffwechsel. Ständig wird Knochenmasse auf- und abgebaut. Zuständig dafür sind zwei besondere Arten von Zellen: Osteoblasten bauen, Osteoklasten "klauen" Knochensubstanz. Beides ist nötig, um das Skelett beständig zu erneuern.

Auf- und Abbau geschehen nicht gleichmäßig. Bei jungen Menschen überwiegt der Aufbau, die Knochen werden immer härter und stabiler. Bei Menschen ab 40 Jahren nimmt kehrt sich dieser Prozess jedoch bereits um. Wie rasch das geschieht, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Schreitet dieser Alterungsprozess zu schnell voran, spricht man von Knochenschwund oder Osteoporose (griech. Osteo = Knochen, poros = löchrig.) In solchen Fällen führt eine sehr starke und rasche Verringerung der Knochendichte dazu, dass das Risiko von Brüchen – der Arzt spricht von Frakturen – deutlich zunimmt. Das kann so weit gehen, dass bereits eine ungeschickte Bewegung zu einem Knochenbruch führen kann.

Anders als nach einem Sportunfall beim jungen Menschen heilen osteoporosebedingte Frakturen schlecht ab. Wirbelbrüche können zu einer deformierten Wirbelsäule ("Witwenbuckel") führen. Das ist für die Betroffenen oft sehr schmerzhaft. Zwar kann bei diesem Problem eine als Ballonkyphoplastie bezeichnete Reparatur mit Knochenzement helfen, doch ist dies nicht in jedem Fall möglich und das Risiko neuerlicher Brüche bleibt. Noch problematischer ist der gefürchtete Bruch des Oberschenkelhalses, einer Schwachstelle am Übergang von der Hüfte zum Bein. Er heilt sehr schlecht ab. Die langen Liegezeiten schwächen, was nicht selten zu tödlichen Lungenentzündungen führt. Ein Fünftel der Patienten stirbt spätestens ein Jahr nach einem solchen einen solchen Bruch, noch mehr werden dadurch dauerhaft zum Pflegefall.

Wen es trifft

Typische Opfer von Knochenschwund sind Frauen jenseits der Wechseljahre, die Krankheit verschont aber auch Männer nicht. Die erbliche Veranlagung spielt eine Rolle, ebenso die Lebensgewohnheiten. Eine ausgewogene Ernährung und Sport stärken die Knochen. Entscheidend für deren Stabilität sind Kalzium und Vitamin D. Kalzium steckt vor allem in Milchprodukten, Vitamin D wird in der Haut gebildet, wenn Sonne darauf scheint. Sich im Freien aufzuhalten, ist darum ebenso aktiver Knochenschutz wie Sport, der die Knochen ganz ähnlich wie die Muskeln kräftigt, weil Stöße und Druck das Knochenwachstum anregen. Rauchen hingegen schädigt das Skelett ebenso wie bestimmte Medikamente. Insbesondere Kortison ist ein Kalziumräuber. Wer es anderer Krankheiten wegen braucht, ist darum besonders gefährdet.

Kranker Magen, schwache Knochen

Schon längere Zeit war Medizinern aufgefallen, dass Patienten mit unterschiedlichen Magenerkrankungen überdurchschnittlich häufig von Osteoporose betroffen sind. Doch warum das so ist, und welche Möglichkeiten der Behandlung sich daraus ergeben könnten, war bislang unklar.

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf fanden jetzt heraus, dass es die verminderte Produktion von Magensäure ist, die den Knochen zusetzt. Sie bewirkt, dass das mit der Nahrung aufgenommene Kalzium schlechter verwertet werden kann. Auf diese Weise entsteht ein Kalziummangel auch bei Personen, die eigentlich ausreichend davon zu sich nehmen. Die Bildung von Magensäure nimmt altersbedingt ab. Über 60 ist etwa jeder Dritte davon Betroffen. Noch bedeutsamer sind Medikamente, die gegen Sodbrennen oder Magensäure eingesetzt werden. Protonenpumpenhemmer, landläufig auch durchaus treffend "Säureblocker" genannt, bremsen gezielt die Produktion der Verdauungssäfte, um Magen oder Speiseröhre vor Verätzungen zu schützen. Nebenwirkung dieses an sich erwünschten Effekts ist die geringere Aufnahme von Kalzium. Wenn es an Magensäure mangelt, kann zum Schutz der Knochen ein Kalziumpräparat als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Wichtig ist jedoch die Wahl des richtigen Typs, da auch zur Verwertung von Kalzium in Tablettenform zum Teil Magensäure benötigt wird. Die besonders verbreiteten Mittel auf der Basis von Kalziumkarbonat sind darum in diesem Fall nicht ideal. Besser sind Kalziumcitrat und Kalziumglukonat. Aus diesen Verbindungen heraus kann das Kalzium auch bei verringerter Magensäureproduktion gut verwertet werden.

Messen und Therapieren

Knochendichtemessung

Der Mineralgehalt der Knochen lässt sich mit Hilfe von Röntgenstrahlen feststellen. Das lässt sich als Vorsorgeuntersuchung nutzen, deren Sinn jedoch umstritten ist. Die Knochendichtemessung ist darum nur dann eine Kassenleistung, wenn es bereits anderweitige Hinweise auf Knochenschwund gibt, also bereits ein Bruch ohne hinreichenden Anlass vorliegt. Wer glaubt, gefährdet zu sein, sollte mit seinem Arzt abwägen, ob eine Messung als Selbstzahlerleistung sinnvoll sein könnte, um frühzeitig behandeln

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zu können. Das hängt vom individuellen Risikoprofil ab. Beispielsweise weiß man, dass Frauen vor allem dann gefährdet sind, wenn ihre Regelblutung spät ein- und früh aussetzte. Kommen weitere Risikofaktoren wie familiäre Veranlagung hinzu, kann die Messung eine sinnvolle Investition sein.

Die Knochendichte lässt sich relativ einfach und sicher bestimmen.

Mit Kalzium gegen Knochenschwund

Osteoporose ist keine Krankheit, die man eindeutig hat oder nicht hat. So lange man sich nichts bricht, hat man auch mit instabilen Knochen keine Beschwerden. Trotzdem kann eine Behandlung sinnvoll und notwendig sein, um den Verfall der Knochen zu bremsen.

Milch und Milchprodukte sind ein guter Kalziumlieferant.

Die Basisbehandlung von Osteoporose besteht in der Gabe von Kalzium und Vitamin D, um den Knochenstoffwechsel zu optimieren. Daneben haben sich Medikamente bewährt – sogenannte Bisphosphonate – die eine weitere Schwächung der Knochen verzögern oder verhindern, in günstigen Fällen auch eine leichte Zunahme der Knochendichte erzielen können. Eine Festigkeit wie bei jungen Menschen, lässt sich jedoch nicht zurückgewinnen.

Neuer Wirkstoff gegen Osteoporose

Bislang sind der Standard zur Behandlung von Knochenschwund Medikamente mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Bisphosphonate. Sie bieten guten Schutz - jedoch nur, wenn sie auch vorschriftsmäßig genommen werden. Das machen aber zu wenige Patienten. Die Tabletten werden ein Jahr nach Verschreibung nur noch von 20 bis 40 Prozent der Kranken konsequent eingenommen. Dieser Mangel an Compliance – so der Fachbegriff für die "Mitarbeit" des Patienten - ist ein enormes Problem bei der Behandlung chronischer Krankheiten.

Abhilfe gegen diesen Missstand verspricht der neue Wirkstoff "Denosumab". Es handelt sich dabei um einen völlig neuen Therapieansatz mit Antikörpern. Die Idee wurde von einem Medizinerteam des Uniklinikums Dresden verfolgt, nachdem in jahrelanger Forschungsarbeit der Knochenstoffwechsel untersucht wurde. Der neue Wirkstoff greift in die biologischen Prozesse des Knochenumbaus ein. Und das funktioniert grob vereinfacht so: Knochen sind ein höchst aktives Gewebe, in dem Aufbau und Abbau von Knochensubstanz gleichzeitig stattfinden. Zwischen den aufbauenden und abbauenden Zellen, den Osteoblasten und Osteoklasten, besteht normalerweise ein Gleichgewicht. Gewinnen nun aber die Fresszellen die Oberhand, entsteht Osteoporose. Der neue Wirkstoff kann dies verhindern, denn er sorgt dafür, dass die Osteoklasten nicht ausreifen, den Knochen also nicht "fressen" können. Ein weiterer Knochenabbau wird dadurch gestoppt.

Ein großer Vorteil der neuen Therapie ist die Art der Medikamentenverabreichung: Der Wirkstoff muss nur zweimal im Jahr gespritzt werden. Die Entwickler der Therapie versprechen sich davon eine deutliche Verbesserung der Therapietreue. Nach Angaben des an der Entwicklung beteiligten Endokrinologen Prof. Lorenz lässt sich so das Risiko von Brüchen am Schenkelhals um 40 Prozent, dasjenige von Frakturen an der Wirbelsäule sogar um 68 Prozent verringern. Obendrein haben Tierversuche Hinweise geliefert, dass Denosumab quasi nebenbei auch noch das Gefäßsystem

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schützen könnte. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass weniger Kalzium aus den Knochen gelöst wird und sich so nicht an den Gefäßwänden ablagern und so zu deren Verkalkung beitragen kann.

Nach zwölfjähriger Entwicklungszeit soll der neue Wirkstoff voraussichtlich noch in diesem Jahr seine Zulassung bekommen. Den Krankenkassen wird die für den Patienten komfortablere Anwendung keine Entlastung bringen. Die Kosten für das neue Medikament werden erheblich über denen der heute verwendeten Bisphosphonate liegen.

Fitness-Kur für die Knochen: richtig ernähren und Sport

Nicht jedes Kalziumpräparat wirkt gleich gut.

"Hauptsache-Gesund"-Apotheker Friedemann Schmidt: Nahrungsergänzungsmittel für das Skelett: Der Körper verliert über Schweiß, Urin und Stuhl täglich 150 bis 300 mg Kalzium. Um die Speicher wieder aufzufüllen, reicht diese Menge alleine jedoch nicht aus. Von dem mit der Nahrung aufgenommenen Kalzium gelangt nur etwa ein Viertel in die Blutbahn. Benötigt werden darum täglich zwischen 1 und 2 g des Minerals. Viele Menschen schaffen das nur mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln.

Das Angebot entsprechender Präparate ist groß, die Qualität sehr unterschiedlich. Sehr preiswert sind verschiedene als Naturpärparate beworbene Zubereitungen aus Korallen, Austernschalen, Knochenmehl und ähnlichem. Sie weisen den Nachteil auf, relativ schlecht vom Körper verwertet werden zu können. Auch gelegentliche Verunreinigungen mit Schwermetallen sprechen gegen diese Variante.

Unter den chemisch reinen Kalziumverbindungen ist Kalziumcarbonat die billigste. Der Kalziumanteil ist hoch, es können als Nebenwirkung beim Gebrauch aber Verstopfungen und anderweitige Darmbeschwerden auftreten, denen durch reichliches Trinken begegnet werden kann. Besser verträglich sind Kalziumcitrat und Kalziumglukonat. Die Tabletten sind wegen des geringeren Gehaltes an reinem Kalzium zwar etwas größer, dafür verursachen sie viel weniger Nebenwirkungen.

Für die Einnahme aller Kalziummittel gelten folgende Regeln: Nicht mehr als 500mg Kalzium auf einmal einnehmen, sondern die Dosis auf den Tag

verteilen. Wenn man die letzte Dosis vor dem Schlafengehen nimmt, verhindert das nächtlichen Knochenverlust.

Kalziumcitrat kann nüchtern eingenommen werden. Andere Kalziumpräparate besser mit leichtem Essen einnehmen und dazu ein bisschen Milch oder sauren Fruchtsaft trinken. Allzu fettreiche Nahrung, Kaffee und Alkohol behindern die Kalziumaufnahme aus dem Darm.

Die Tabletten sollten nicht auf einmal mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Ein zeitlicher Abstand verhindert, dass mögliche Unverträglichkeiten auftreten können.

Bei Nebenwirkungen wie Durchfall oder Verstopfung sollte die Therapie nicht einfach abgebrochen, sondern der Wechsel auf ein anderes Produkt versuchen werden. Arzt oder Apotheker helfen bei der Auswahl.

Damit Kalzium im Darm verwertet werden kann, braucht der Körper Vitamin D. Er kann es selbst bilden, wenn die Haut ausreichend der Sonne ausgesetzt ist. Ist das nicht möglich oder wird starker Sonnenschutz verwendet, sollte auch Vitamin D in Tablettenform zugeführt werden. Dasselbe gilt für alte Menschen, deren Haut nicht mehr genug von dem Vitamin produzieren.

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Die Einnahme von Kalzium und Vitamin D ist die Basis jeder Behandlung von Knochenschwund. Ebenso kann sie jedoch auch zur Vorbeugung sinnvoll sein.

Vor allem Muskeltraining wirkt sich positiv auf die Knochen aus.

Sport schützt dreifach

Sport wirkt sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf die Knochen aus.

Belastung trainiert die Knochen und hält sie gesund. Kraftsport ist in dieser Hinsicht besser als Ausdauersportarten. Druck und Stöße bewirken leichte Verformungen am Knochen, die ein

kräftigendes Wachstum anregen.

Eine kräftige Rückenmuskulatur entlastet die Wirbelsäule. Das verleiht Stabilität, kann aber auch bereit bestehende Beschwerden lindern. Auch eine gut ausgebildete Bauchmuskulatur hilft bei Rückenproblemen.

Sport fördert die Koordination, man ist sicherer auf den Beinen und stürzt nicht so leicht. Auch das ist effektiver Knochenschutz.

Viele Menschen vertragen Milch und Milchprodukte nicht.

Unverträglicher Milchzucker – was tun?

Milch ist von Natur aus Kindernahrung. Säugetiere ziehen ihren Nachwuchs in der ersten Zeit damit groß. Erwachsene Tiere trinken keine Milch. In vielen Teilen der Welt, zum Beispiel in Asien, ist das auch bei den Menschen so. Die meisten Erwachsenen vertragen keine Milch. Dass die Mehrheit der erwachsenen Europäer und Amerikaner Milch problemlos verdauen kann, ist ein Sonderfall der Evolution. So sind Milch- und Milchprodukte hierzulande die bedeutendste Kalziumquelle. Aber es gibt auch bei uns Menschen, die keine Milch vertragen. Ihnen fehlt ein körpereigener Stoff, der notwendig ist, um Milchzucker aufzuspalten. Trinken sie trotzdem Milch, gärt der unverdaute Milchzucker im Verdauungstrakt und es kommt zu Verdauungsbeschwerden. Dies ist keine Krankheit, bedeutet aber eine empfindliche Einschränkung der hierzulande kulturell gewachsenen Ernährungsgewohnheiten. Und es schneidet die Betroffenen von einer besonders effektiven Kalziumquelle ab.

Gesunde Knochen benötigen etwa 1 bis 1,5 Gramm Kalzium pro Tag. Ein Glas Milch liefert 250 mg, 100 g Edamer oder Gouda sogar satte 800 mg. Außerdem fördert Milchzucker die Verwertbarkeit von Kalzium. Ohne Milchprodukte auf die notwendige Menge zu kommen, ist nicht ganz einfach. Darum liegt auch die Knochendichte bei Patienten mit Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) niedriger als im Durchschnitt. Wer von dem Problem betroffen ist, sollte sich deshalb Gedanken darüber machen, wie er seinen Knochen das nötige Kalzium zuführen kann.

Ratsam sind: Eine gezielte Bevorzugung kalziumreicher Lebensmittel. Nüsse liefern je nach Sorte 100 bis

250 mg Kalzium pro 100 g, Grünkohl knapp 200 g. Auch Brokkoli und Fenchel sind empfehlenswert. Daneben sollte man zu kalziumreichem Mineralwasser greifen. Manche Wässer enthalten mehr als 450 mg Kalzium pro Liter.

Page 21: Gelenke und Knochen - Bruchrisiko - forum … · Seite 1 von 21 Gelenke und Knochen - Bruchrisiko (Sendungen im MDR und NDR) Stand vom 18. Jänner 2010 INHALTSVERZEICHNIS Allgemeines

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Die meisten Menschen benötigen keine Nahrungsergänzungsmittel, Laktoseintoleranz sollte jedoch ein Grund sein, mit seinem Arzt darüber zu sprechen, ob nicht ein Kalziumpräparat sinnvoll ist.

Lassen Sie Ihre Knochendichte messen. Die Untersuchung ist keine Kassenleistung, so lange noch kein Bruch vorliegt, nichtsdestotrotz aber eine sinnvolle Bestimmung des gesundheitlichen Zustandes.

Oft vertragen Menschen mit Laktoseintoleranz bestimmte Milchprodukte wie Joghurt, Sauermilch oder Hartkäse. Daneben besteht die Möglichkeit, Laktase in Tablettenform zu sich zu nehmen. Laktase ist der Stoff, der zur Verdauung des Milchzuckers notwendig ist. Er kann eine Mahlzeit mit Milchprodukten verträglich machen, auch wenn man von Laktoseintoleranz betroffen ist.

Knochen und Immunsystem

Den Knochen sind nicht nur durch Osteoporose gefährdet, auch entzündliche Immunerkrankungen, wie Rheuma und andere Formen von Arthritis, lassen Knochen schwinden. Diesem Zusammenhang widmet sich die sogenannte Osteoimmunologie. Sie lässt vor allem Rheumatiker auf neue Behand-lungsmöglichkeiten hoffen.

Im Institut für Immunologie des Uniklinikums Jena erschließen die Wissenschaftler dieses neue Forschungsgebiet: Sie wollen den Zusammenhang zwischen Knochen und Immunsystem verstehen. Besonders interessiert sie, wodurch Knochen und Gelenke bei Krankheiten wie Rheuma oder Arthritis geschädigt werden.

Das Knochenmark ist der Sitz des Immunsystems. Hier reifen Zellen heran, die beim Kontakt des Körpers mit Krankheitserregern Antikörper produzieren. Diese Fähigkeit bleibt erhalten, nachdem der Erreger bereits vernichtet ist. Auf diese Weise hat das Immunsystem eine Art Gedächtnis, das in den Knochen sitzt. Auch die Schutzimpulse, die durch Impfungen vermittelt werden, sind auf diese Weise gespeichert. Doch das ist nicht die einzige Verbindung zwischen Immunsystem und Skelett.

Rheuma und Arthritis bestehen in chronischen Entzündungen, die eine fehlerhafte Überreaktion unserer Abwehrkräfte sind. Sie schädigen Knochen und Gelenke. Durch die Entzündungen kommt es zu einem massiven Abbau von Knochen. Das geschieht, indem es durch die Entzündung zur Bildung von Botenstoffen kommt, die die Tätigkeit der Osteoklasten anfeuert. Auf diese Weise werden diese für den Knochenabbau zuständigen Zellen zu einer Überaktivität angestachelt. Die Folge ist der Verlust von Knochensubstanz als indirekte Folge rheumatisch-entzündlicher Krankheiten. Prof. Thomas Kamradt vom Universitätsklinikum Jena hält es deshalb für enorm wichtig, dass sich betroffene Menschen so zeitig wie möglich beim Rheumatologen vorstellen. Denn die Möglichkeiten erfolgreich zu behandeln, seien begrenzt: "Die meisten Medikamente, die wir heute haben, wirken gegen die Entzündung. Gegen den Knochenabbau selbst lässt sich wenig ausrichten", bedauert der Immunologe. "Wir haben aber die Hoffnung, ganz neue therapeutische Ansätze finden zu können, wenn wir erst einmal die genauen Wechselbeziehungen zwischen Entzündung und Knochenabbau noch besser verstehen", so Prof. Thomas Kamradt.