fragmente zur geschichte eines eichets in oberbayern

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t"ragmente zur GesdJichte eines Eichets in Oberbayern 239 Literatur A.ustr.u, U., 1970: Erholungsplanung in Baden-Wiirttemberg aus forstli&er Sicht. Landesforst- verwahung Baden-Wiirttemberg und Arbeitsgruppe Landespflege der Forstwiss. Fakult~it der Univ. Freiburg. -- AM,~tER, U.; DEIor~, B.; Povv, W.; STRAr3AL, E.; ZEVF, E., 1974: Entwick- lung des Planungsmodells SIARSSY. S&riftenreihe des Bundesministers f/3r Raumordnung, Bauwesen und Stiidrebau, Nr. 03.018. -- BEwrs, D., 1974: AttraktivitS.t yon Erholungsland- schaften - Ein Beitrag zur Quantifizierung der Erholungsfunktion. -- KreMs-rrDT, H., 1967: Zur Bewertung der Landsdaal~ fiir die Erholung. Beitriige zur Landespflege, Sonderh. 1. Stutt- gart: Eugen Ulmer. -- S(:AMONI, A.; HOFM,XNN, G., 1969: Verfahren zur Darstellung des Er- holungswertes yon Waldgebieten. Archly fiir Forstwesen 18, 283-300. -- Sr.t~E~T, P., 1972: Der Bestandesaufbau einiger Waldgesells&aften in der Siidkordillere (Argentinien). Forstw. Cbl. 91, 278-291. -- Tiros'r, E., 1973: Die Donau, Lebenslauf eines Stromes. Miinchen: DTV Nr. 845, 506-522. -- Raumordnungsbericht 1972 der Bundesregierung, hrsg. v. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Anscbritt des I&rfassers: Privatdozent Dr. U. A.,aXtER, 741 Reutlingen, Staatli&es Forstamt Fragmente zur Geschichte eines Eichets in Oberbayern Von J. N. K{SSTLER Vorbemerkung Wenn ein Waldbauer yon Bayern und Eichen h/3rt, so denkt er spontan an den Spessart, an den Stcigerwald, an andere frS.nkische Waldgebiete. Erst auf Anstol; wird er ziSgernd zustim- men, dal~ sogar siidlich der Donau bea&tliche Ei&en wadlsen. Das Musterbeispicl eines Eichen- bestandes ist in der Nahe yon Freilassing zu finden. Bei der langjS.hrigen Verbundenheit des Jubilars und Freundes, HUBERT FaEII~ERR VO,XPrcrf.~A~qN, mit Oberbayern, bei seinem Holz- gespiir und der Hinneigung zum Wandern auf historisdaen Waldsteigen, ist es wohl nicht abweglg, ihm ein ,Eichet exzellenter Ausformung ~ vorzustellen. -- Seit 25 Jahren habe i& mich immer wieder um diesen Bestand bemiiht, auf den ich zuerst yon A. KASENBACHEa (jetzt Forstdirektor in Traunstein) aufmerksam gemacht worden bin. 1951 hat dann F. SIN~E8 (jetzt Oberforstdirektor in Miinchen) im Waldbauseminar ein Referat gehalten, das mid~ ver- anlai~t hat, im Landesarchiv zu Salzburg nach geschichtli&en Unterlagen iiber Eichen zu su&en. Der Hilfe des Ar&ivdirektors, Hofrat Dr. A. KcrIN, und einem giitigen Zufall war es zu verdanken, dal~ eine bis in die letzten Finessen gehende Bestandsges&ichte entde&t wurde. Dr. K. KRIso hat dann die Unterlagen ausgewertet und die greifbaren Angaben aus der Salzburger Handschritt in Miinchner SchreibmaschinenschriR (ibertragen. Schlietglich fielen aus den Forsteinrichtungen 1952 und !,962 noch Unterlagen an.- Zeimot aus der Bewiiltigung anderer Arbeiten und Verpflichtungen haben dazu gefiihrt, dab alles bis jetzt liegengeblieben ist. Das Forstamt Traunstein (Forstdirektor KASEN~^CHER) hat 1974 eine neue Kluppierung des Sternbestandes durchfiihren lassen. -- Herzlich sei allen gedankt, die mitgeholfen haben, unserem Jubilar nun einen Jubetbestand vorstellen zu k/Snnen. 1. Ein Eichenbestand 1974 Wer auf der Bundesstral~e 20 yon Freilassing in Richtung Laufen fiihrt, der durch- quert etwa drei Kilometer yon der Stadtmitte Freilassing entfernt den 70 ha grof~en Staatswalddistrikt Eichet (friiher Distrikt VII, XV, FA Teisendorf, jetzt Distrikt XXI FA Traunstein). Zwischen der Bundesstraf~e 20 und der Salzach stocken in der Abt. 3 Ei&elgarten sehr unterschiedliche Best~inde, aus denen fiir die folgenden Aus- Forstw. Cb]. 94 (1975), 239-248 @ 1975 Verlag Paul Parey. Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ

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Page 1: Fragmente zur Geschichte eines eichets in Oberbayern

t"ragmente zur GesdJichte eines Eichets in Oberbayern 239

Li te ra tu r

A.ustr.u, U., 1970: Erholungsplanung in Baden-Wiirttemberg aus forstli&er Sicht. Landesforst- verwahung Baden-Wiirttemberg und Arbeitsgruppe Landespflege der Forstwiss. Fakult~it der Univ. Freiburg. - - AM,~tER, U.; DEIor~, B.; Povv, W.; STRAr3AL, E.; ZEVF, E., 1974: Entwick- lung des Planungsmodells SIARSSY. S&riftenreihe des Bundesministers f/3r Raumordnung, Bauwesen und Stiidrebau, Nr. 03.018. - - BEwrs, D., 1974: AttraktivitS.t yon Erholungsland- schaften - Ein Beitrag zur Quantifizierung der Erholungsfunktion. - - KreMs-rrDT, H., 1967: Zur Bewertung der Landsdaal~ fiir die Erholung. Beitriige zur Landespflege, Sonderh. 1. Stutt- gart: Eugen Ulmer. - - S(:AMONI, A.; HOFM,XNN, G., 1969: Verfahren zur Darstellung des Er- holungswertes yon Waldgebieten. Archly fiir Forstwesen 18, 283-300. - - Sr.t~E~T, P., 1972: Der Bestandesaufbau einiger Waldgesells&aften in der Siidkordillere (Argentinien). Forstw. Cbl. 91, 278-291. - - Tiros'r, E., 1973: Die Donau, Lebenslauf eines Stromes. Miinchen: DTV Nr. 845, 506-522. - - Raumordnungsbericht 1972 der Bundesregierung, hrsg. v. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.

Anscbritt des I&rfassers: Privatdozent Dr. U. A.,aXtER, 741 Reutlingen, Staatli&es Forstamt

Fragmente zur Geschichte eines Eichets in Oberbayern

Von J. N. K{SSTLER

V o r b e m e r k u n g

Wenn ein Waldbauer yon Bayern und Eichen h/3rt, so denkt er spontan an den Spessart, an den Stcigerwald, an andere frS.nkische Waldgebiete. Erst auf Anstol; wird er ziSgernd zustim- men, dal~ sogar siidlich der Donau bea&tliche Ei&en wadlsen. Das Musterbeispicl eines Eichen- bestandes ist in der Nahe yon Freilassing zu finden. Bei der langjS.hrigen Verbundenheit des Jubilars und Freundes, HUBERT FaEII~ERR VO,X Prcrf.~A~qN, mit Oberbayern, bei seinem Holz- gespiir und der Hinneigung zum Wandern auf historisdaen Waldsteigen, ist es wohl nicht abweglg, ihm ein ,Eichet exzellenter Ausformung ~ vorzustellen. - - Seit 25 Jahren habe i& mich immer wieder um diesen Bestand bemiiht, auf den ich zuerst yon A. KASENBACHEa (jetzt Forstdirektor in Traunstein) aufmerksam gemacht worden bin. 1951 hat dann F. SIN~E8 (jetzt Oberforstdirektor in Miinchen) im Waldbauseminar ein Referat gehalten, das mid~ ver- anlai~t hat, im Landesarchiv zu Salzburg nach geschichtli&en Unterlagen iiber Eichen zu su&en. Der Hilfe des Ar&ivdirektors, Hofrat Dr. A. KcrIN, und einem giitigen Zufall war es zu verdanken, dal~ eine bis in die letzten Finessen gehende Bestandsges&ichte entde&t wurde. Dr. K. KRIso hat dann die Unterlagen ausgewertet und die greifbaren Angaben aus der Salzburger Handschritt in Miinchner SchreibmaschinenschriR (ibertragen. Schlietglich fielen aus den Forsteinrichtungen 1952 und !,962 noch Unterlagen a n . - Zeimot aus der Bewiiltigung anderer Arbeiten und Verpflichtungen haben dazu gefiihrt, dab alles bis jetzt liegengeblieben ist. Das Forstamt Traunstein (Forstdirektor KASEN~^CHER) hat 1974 eine neue Kluppierung des Sternbestandes durchfiihren lassen. - - Herzlich sei allen gedankt, die mitgeholfen haben, unserem Jubilar nun einen Jubetbestand vorstellen zu k/Snnen.

1. Ein Eichenbestand 1974

Wer auf der Bundesstral~e 20 yon Freilassing in Richtung Laufen fiihrt, der durch- quert e twa drei Ki lometer yon der S tad tmi t te Freilassing entfernt den 70 ha grof~en Staatswalddis t r ikt Eichet (friiher Dis t r ik t V I I , XV, FA Teisendorf , jetzt Dis t r ik t X X I FA Traunstein) . Zwischen der Bundesstraf~e 20 und der Salzach stocken in der Abt. 3 Ei&elgarten sehr unterschiedliche Best~inde, aus denen fiir die folgenden Aus-

Forstw. Cb]. 94 (1975), 239-248 @ 1975 Verlag Paul Parey. Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ

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240 ]. N. K6stler

ftihrungen ein Alteichenbestand (Stieleichen) in der Gr6ge von 2,385 ha herausge- schnitten worden ist.

Alteichenbestand besagt, dai~ in dieser Teilfliio% die Eiche die eindeutig ftihrende Baumart ist. Im Ertragstafelvergleich zeigen sida dafiir fo]gende Werte:

I. EkL J[ittner 1955 185 J. 82 Ei 33,6 m Mittelh. 65,0 cm Bhdm Eichet 1974 182 J. 85 Ei 32,4 m Mittelh. 64,0 cm Bhdm

Da im Eichet mit den Misdabaumarten der Vorrat 1974 460 Efm o. Ri betr~igt, er- kl~rt sich die Vorratsspanne zwischen dem Ertragstafelwert yon 394 fm zu 332 fm im Eidaet. Die Wuchsleistung des Mischbestandes yon 332 fm Ei&e mit 128 fm Mischbaumarten iibertrifl~ si&erlich die des Eichenreinbestandes. Auf eine Eiche tref- fen fast f~inf Misdibaumarten (rechnerisch 2,3 Bu, 1,9 Hainbu, 0,5 weitere Baum- arten Esche, Linde, Bergahorn, Kirsche, Tanne). Der Bestodiungsaufbau entspricht also ziemlich genau der Richtzahl SCH~DELINS fiir Altbest~inde mit dem Verh~iltnis 1 :5 zwischen Elite und dienenden Begleitbaumarten, deren absolute Zahlen f:ir 2,385 ha sind: 466 Buchen, 394 Hainbuchen, 50 Eschen, 26 Linden, 8 Ahorn, 4 Kir- schen, 2 Tannen. Dazu kommen dann nod: unter 10 cm Brhdm: 154 Buchen, 164 Hainbuchen, 60 Eschen, 14 Linden; es treffen also auf eine Eiche noch fast zwei

Abb. 1. 185j~ihriger Bestand yon Stieleichen im FA Traunstein (Distrikt Eichet)

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Fragmente zur Gesr eines Ei&ets in Oberbayern

Tabelle 1

B a u m z a h l e n je ha

241

B h d m c m 1 8 - - 3 0 3 0 - - 5 0 ~ 5 0 - - 7 0 70 u . m . Sa

Eiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - 13 61 11

Nebenbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 I8 5 1

davon Bu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 12 5 1 Hbu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 3 - - - - Li . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3 - - - -

Sonstige (Esdl Ah Kirs& Ta) . . . . . 32 1 - - - -

Sa Mis'chbaumarten . . . . . . . . . . . . . 314 19 5 1 Understand ~ . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Sa Gesamtbestand . . . . . . . . . . . . . . 314 32 66 I2

i 103 Bu, 96 Hbu, 6 Li, 3 Sonsdge (EsdL Ah, Kitsch, Ta) unzer 10 cm Bhdm.

85

306

157 139

10

33

339 2O8

547

424 +208

632

Unterst~nder. Der Bestockungsaufbau ist als ideal zu beurteilen, wenn berii&sichtigt wird, dai~ yon den 203 Eichen nur 32 einen Brusth/Shendurchmesser unter 50 cm haben, aber 145 einen solchen von 50 bis 70 cm und 26 einen soichen yon 70 bis 92 cm. Das Maximum der Buche liegt zwischen 10 und 30 cm, das der Hainbuche zwischen 10 und 26 cm. H e k t a r w e r t e fiir Baumzahlen und Vorr~ite sind in Tab. 1 und Tab. 2 zusammengestetl t . Fiir die Baumzahlen wurden getrennt: Eichen (Elite- bestand), Buchen, Hainbuchen, Linden ats 8kologis&en Nebenbestand und die zu- fS.11ig angekommenen sonstigen (Esche, Ahorn, Kirsc.-he und Tanne). Das Verhii lmis dieser drei Gruppen iiber 10 cm Bhdm ist: 85 Eichen, 306 Bu Hbu Li, 33 So, Sa 424. Auf 85 Eichen je ha t reffen mit den schwachen B~ium&en unter 10 cm 547 Begleiter, d. s. je Eiche 6,4. Von den Beglei tbaumarten haben sich auf der ganzen Aufnahme- fl~iche nur 27 Bu&en iiber 50 cm Bhdm in das Kronendach der Eichen hineingescho- ben (knapp 10 ~ der oberen Kronenschicht), was waldbaulich m6gl i&erweise wegen der ktinftigen Yerji ingung erwiinscht sein kSnnte.

Schai~form und Berindung fast aller Ei&en ist hervorragend, wie die Abb. 1 zeigt. Man wird also bereit sein, eine hohe H o l z g i i t e zu vermuten. Es ist ungekKirt, warum n o & Anfang der f i infziger Jah re das S tammholz der Eichen aus dem Eichet als ger ingwert ig beurtei l t wurde. Inzwis&en ist ein gri indl i&er Wande l eingetreten dadurch, dag die Furnierf~ihigkeit der starken Stammstiicke erkannt worden ist, was

Tabelle 2

VorKite je ha E l m o. Ri

B h d m c m 1 0 - - 3 0 3 0 - - 5 0 5 0 - - 7 0 ,i 70 70 u. m . i u.m. sa

Ei . . . . . . . . . . . . . . . - - 29 234 69 332 fm Bu Hbu Li . . . . . . . 69 24 24 3 120 Sonstige . . . . . . . . . . 7 I 8

Sa . . . . . . . . . . . . . . . 76 54 258 72 460 fm

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242 ]. N. K6stler

sich in Preisen bis DM 800,--/fm 1974 niedergeschlagen hat. Das Either bietet also nidlt nur jedem Waldfreund einen begeisternden Anblidi, sondern der Forstbetriebs- wirt wird eine interessante Studie {iber eine kleine Eichenbetriebsklasse anstellen k(Sn- hen. Vom Stamrnholz eines zweihundertj~ihrigen Bestandes werden bei entsprechen- der Pflege etwa 150 fm Furnierholz erwartet werden k~Snnen. Die Abb. 2 zeigt zwei Furnierbl~itter na& verschiedener Oberfl~ichenbehandlung.

Abb. 2. Aufgezogene Fur- niere einer Starkeiche im Distrikt Eichet mit versdfie- dener Oberfl~enbehand- lung (links: gekalkt auf helle, rechts: auf ,rustikale" T6nung). Die Tafeln sind dankenswerterweise yon der Fa. M/Sbelhaus A. Fliegl, Neu6tting, zur Verfl.igung gestellt worden.

2. Die Begriindung des Bestandes

Die Kl~irung der Frage nach der Entstehung des ausgezeichneten Bestandes war be- sonders lohnend, well in der Gegend die Fama ging, die guten Eichen seien bosnische. Zust~indig fiir den Waldteil Eichet (70 ha) war bis zur Grenzregelung zwischen Salz- burg und Bayern 1810 (1813 Vertrag von Ried) die F/.irsterzbisch6fliche Hofkam- met, das Pfleg- und Landgericht Stufene&. die Hochfiirstliche Oberwaldmeisterei Nonntal und der Waldmeister an der Suhr mit .,Forstjungen".

Die Geschichte des Eichenanbaues beginnt mit einem Bericht des Hofkammerrats YON ENK vom 26. Mai 1786. vo,x ENK hatte den NSchsten Auftrag erhalten, sich n a ~ Salzburghofen zu begeben und in der dort gelegenen Waldung mit damaligen Maisen, welches man das Salzburghofer Eichet nennet, zu einer Eidlenanlage ,,einen schicklichen Terrain" auszusuchen und zu pri]fen. Bei der Untersu&ung war der hochf~irstliche Hofj~.ger und Meisterj~iger an der Suhr, FRANZ KOBEt, anwesend. Un- ter Hinweis auf die offenbar ziemlich verkommenen Waldteile (auch hochfiirstliche Freien) und die Sch~iden einer erst 1776 durch Kammeralbefehl ,auf Wohlverhalten ~ bewilligten Weide yon 40 Pferden und 50 Rindern hat yon ENK einen kartenm~ffig festgehaltenen Vorschlag fiir die Anlage eines ,Eichengartens" gemacht. Die Stand- ortsfrage wurde dabei sorgf~iltig gepriiit, so dat.~ ein ,,zweckm~il~iges Fortkommen der anzulegenden Eichenplantage anzumuten" ist. ,,Da das Gel~inde yon St~Sdfen befreit, umgepfl/.igt und geziiunt werden muir, halten H6chstdieselbe zur Ausrichtung und

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Fragmente zur Geschichte eines Eichets in Oberbayern 243

Beschleunigung dieser Arbei t das Milit~r am geschicktesten und glauben, dat~ 20 oder au& mehr Mann hierzu angestellt werden sollen und da das Ganze bloi~ aus einer landesv~terlichen Vorsicht zur Erhal tung des unumg~inglichen Eichenvorrats ziele, so wollen HiS&stdieselbe, dag gegenw~irtige Eichenanlage auf Kammeralkos ten be- trieben und auch yon hier aus erforderliche Leitung erhalte." 1786 wurde ein Kosten- voranschlag fi~r Zaun und Bodenbearbeitung (ohne Saat) aufgestell t mit 217 Gulden 381/4 Kreuzer. Er setzt sich zusammen:

Wenn nun yon jedem Sagbloch dem geringsten Werr ha& angere&net, vor Hauen und Absd~neiden und die Bl/Scher so herzurichten, wie diese[be auf die Miihie gebra&t werden, 4 kr angesetzt, so betr~igt dis Summe 6 1! + +- kr S&neidelohn a jeden I.aden I kr 10 fl 56 kr lpf Fuhrlohn yon jedem Bloch zur Mi]ble 5 kr 7 fl 30 kr Fuhrlohn yon der Mfihle bis zum Eichclgraben ebensoviel 7 fl 30 kr 210 Lerchene 10s&uhige Stedien oder Wipfei, wie diesclbe in der hochf/.irst- lichen Zimmerhiitte in Salzburg wwhanden, nach alldor~igem Ans&lag das Stti& a 16kr 56 ~!~- § kr Fuhrlohn vor die Ste'dien yon der hoehf~rstlichen Zimmerhtitte bis auf den ,Nay" (Platz) 10fl 30kr Vor das Ste'dien s&Iagen und spitzen 14 i'!-! -~ kr Vor das Einblanken ebensoviel 14 fl + -i- kr Jeder Laden mug mit 6 N~igeln angenagelt werden, so kommt eine Summe von N:igeln heraus 3150; yon der gleichcrl Gattung NXge[ wird das Hundert per 16 kr bezahlt, betragt also summa 8 fl 24 kr Tagschi&ten vor das St6&e und Wurzea ausgraben. Wenn 20 Soidaten an- gestel!t werden, und wird denselben mit Beilassung ihrer Gage des Tages t2 kr bezahlt, betragen die 20 Mann des Tages 4 ft. Wenn nun diese bei der- gleidlen Arbeit 12 Tage zu tun haben, so kommt eine Summe heraus yon 48 fl + ~- kr Der Korporal beziehet des Tags wie gew6hnlich 24 kr, mithin ob 12 Tage 4 fl 48 kr Der Koch des Tags 12 kr, betr~gt ob 12 Tagc 2fl 24kr Start des Umreil'~ens mit Pfl/.igen w~re meiqe ohnmal~geblid~e Meinung, daf~ es yon der obigen Mannschat~ umgehauen wiirde, und diirRe dur& diese Umhauung die Arbeit mit denen 20 Mann um 6 Tage verl[ingert werden, folgli~ kommt zu der obigen Summe no& an Tagsdlichten 27 fl 36 kr Das Umackern, wenn man es in geringstem Wert ans&lagt, di.ir~e nicht eine geringere Summe als etwan 28 bis 30 fl ausma&en, wo danno& der ngmli&e ,,Blav= im Herbst vor der Ansaate ebenfalls umgehauen werden mi.it.~te. Wird dieser abet schon umgehauen, sc~ verfauilet der Waasen bis dorthin vollens, und wird der Eichl Anbau ohne diesen ,.Blay" mehr umzubauen unternommen werden k6nnen.

Die ungiinstige Wit terung yon 1787 machte eine Verschiebung der Saat auf das n~.chste Jahr notwendig. Im Fr[ihjahr wurden 2,9 ha eingezgunt und bes~.t. Zu dieser Fl~che gehiSren die 2,4 ha des oben bes&riebenen Eichets. Durch Altersna&zkihlung sind die sorgf~.Itigen Kar tenskizzen best[itigt. Die Kosten betrugen:

Bodenbearbeitung + Zaun 83 fl 12kr Kauf yon 290 Lii-Pfosten (3,5 m lang) + Fra&t + 552 L~den (Hauer-. Schnitt-, Fuhrlohn) + 4000 Ganzniigel (3312 verbraucht) 89 fl 45 kr Saat yon 6920 1 Eiche!n ~- Kosten [iir Eicheln i09 fl 49 kr

In den Akten des Landesar&ivs sind die Betr~ge bis ins Letzte aufgegliedert , z. B. wurden 20 Stockhauen und K r a m p e n yon der ho&fiirstl ichen Landschafl:sverwaltung ausgeborgt; Auslagen beim Schmied 1 fl 48 kr. Eicheln ffir die Saat wurden aus der Umgebung, in der die sch~3nsten Eichen an den Bauerngri inden standen, angekaufl~, z.B. yon MATHIAS I-'{ABERPOINTEIk 16 Metzen 5. 40 kr, und zwar insgesamt 112 Metzen, was 69201 entspricht oder 5500 kg oder beilgufig 110 Z~r., so daf~ auf 2 ,9ha je H e k t a r 38 Ztr. eingebracht wurden, also gemessen an den heutigen Spessarmormen eine sehr groi.~e Menge.

Aus den Archival ien k/Snnte nach den Namen yon Often , Transpcr ts t recken und Geh/Sftenamen versucht werden, die Sammlungsstellen jiir die einheimiscJaen Eicheln

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244 I. N. K6stler

zu ermitteln. Jedenfalls war es so, dat~ zun~idast in den hochfiirstlichen Freien, dann in fiirstli&en Waldrevieren, schliei.~lich in Geh~Slzen yon Untertanen Eicheln gesammelt wurden. Es w~ire zu untersuchen, ob die Wuchspotenz zwischen den verschiedenen Standorten und Kronenausformungen Unterschiede zeigt. Jedenfalls heif~t es, daiS die hier gesammelten Eicheln tiber Winter mit Sand bede&t und sodann unter die Erde gebracht werden; also die Pflege des einheimischen Saatgutes mui~ sich bew~hrt haben.

1797 wird vermerkt, dafls die 1788 anges~.ten Eichen und die yon 1795 den besten und sch6nsten Wuchs haben. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Bodenvorberei- tung geschenkt. Der Eidaelwuchs erhalte einen ,aui~erordentlichen Vorschub", wenn das Erdreich ein Jahr vorher umgebaut und abgefault ist. ~ber die Entwi&lung der Saat yon 1788 werden in den ersten Jahren Nachbesserungcn erw~ihnt und vor allem Reparatur und Neubau des Zaunes. Am 9. April 1800 wird das Pflegegericht Stau- feneck wegen Diensmachl~issigkeit gemahnt: ,Euch in Zukunflc keines dergleichen Sau- stalls schuldig zu machen. = - - Die tetzte Anweisung for das Eichet vom 25. Mai 1800 betr i~ Zaunerneuerung mit Fichtens[iulen, die einen halben S'chuh tier und einen Schuh ringsum die S~ule in und auger der Erde und einen hatben S&uh tiber der Erde mit Schotter iibersch/.ittet und umfal~t werden sol}en.

Zwis&en 1788 und 1795 wurden an Eichenfl~.chen im Distrikt angebaut:

1788 8 Tagbau 434 Klafter 1791 i/._, Tagbau mit bosnischen Eicheln 1795 31/. ~ Tagbau 122 Klafter Summe 12i/.., Tagbau, beil~iufig 5V2 ha,

also keine groge Fliiche im Verh~iltnis zu dem ftir damalige Zeiten wohl betr~icht- lichen Aufwand. Als Vorteil wurcle geriihmt, dai~ der Einfang yon Zeit zu Zeit ver- grSf~ert werden kSnne, wenn die neue Eichenanlage einen erwiinschten Fortgang ge- winne, das Schwarzholz hingegen keinen oder do& einen schlechten. In einem Bericht yon 1799 heii~t es dann, der Eichelgarten solle belassen werden, wie er derzeit ist. 1798 war yon dreizehn bis vierzehn Tagbau geschrieben worden.

Often ist noch die Frage nach den bosniscben Eicheln. Hochftirstliche Gnaden haben 1791 gn~idigst befohlen, mit der vorgeschlagenen Eichenplantage den Anfang zu ma&en und zu diesem Ende den yon den Grenzen Bosniens angekommenen Eichel- vorrat yon 9 Metzen sogleich an mehreren Orten anbauen zu lassen. - - Es sind 2 Metzen dieser Eicheln dem Oberwaldmeister SCHEIDL behandigt worden, der sie nach dem Rat und dem Unterricht des Oberstwaldkommiss~rs YON EI~K anzubauen hatte. Der Grund war umzupfl/.igen, der Kiefernsamen darein zu sgen, der Boden zu eggen, dann ,,die Eicheln in verhalmism'igiger Distanz zur BefSrderung ihrer Wurzelaus- dehnung stedien lassen soil." Andere Metzen der bosnischen Eicheln wurden nach Hellbrunn, Goiserbergl und Hallein verteilt.

Die Saatfl;iche fiir die bosnischen Eicheln war nur 0,17 ha grot.~, im Siidwesten der Fl~iche yon 1788. Die 2 Ztr. Eicheln bedeuteten also eine Saatmenge yon ungef~ihr 12 Ztr./ha; sp~.ter wurden noch 8 Ztr. einheimische Eicheln zur Erg~inzung beige- stellt. Der erste Bericht tiber die bosnischen Eicheln war ungiinstig. Oberwaldmeister SCI~EIDL berichtete am 2. August 1791, dat~ die aut~erordentliche ,,Dr~.ken ~ den Eichenwuchs immer zur(i&gehalten. Man kann rechnen, dab die H~ilfte sicher zum Vorschein gekommen ist, die Hiilfte abet ausgeblieben ist; Ursache ist die Reise yon einem Vierteljahr und der dabei unzureichende Schutz. Ein Zurii&bleiben der bos- nischen Eichen wird auch in sp~iteren Berichten (1797) noch erwRhnt. Der kleine Be- stand ist vor etwa 40 Jahren genutzt worden, so daf~ bosnische Alteichen nicht mehr vorhanden sind. Nicht ganz auszuschliei~en ist die M6glichkeit, daf~ unter den heute 40- his 100j~ihrigen Eichen einige Nac+lkommen sich finden, was nur eine penible

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Fragmente zur Geschicbte eines Eid2ets in Oberbayern 245

Untersuchung vielleicht kl~iren k~Snnte. Jedenfalls ist die bosnische Fama auf ein kleines Restchen zusammengeschrump~.

3. S tandor te

Die klimatischen Verhiiltnisse des Bestandes diirfren etwa denen Salzburgs ent- spre&en: Bei einer H6henlage yon 420 m liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei knapp 8 ~ also wesentlich h6her als die der Spitzenstandorte des Spessarts, abet nied- riger als die der besser vergleichbaren Stieleichenbest~inde des Bienwaldes. Die Jahres- spanne der Monatstemperaturen mit iiber 20 ~ weist auf eine gewisse kontinentale Kli- matSnung. Die Zahl der Tage mit einer mittleren Tagestemperatur von iiber 10 ~ C betr~igt 165, also auch ein Weiser fiir g~instige W~irmeverhF.Itnisse. Die Jahresnieder- schl~.ge di~rften bei 1200 bis 1300 mm liegen, mit einem Anteil yon 65 0/0 in den fiinf Monaten yon Mai bis September. Die hohe Sommerw~rme und die hohen Sommernie- derschliige schaffen flit die Stieleichen gLinstigste Lebensbedingungen auf den ihr zu- sagenden B6den.

Au'ch die Bodenverhiiltnisse sind in unserem .Eichet" denkbar giinstig. Geologisch war das Salzburger Becken nach der Eiszeit yon einem grogen See angefi~llt, der tells zugeschLittet, tells durch den Salzachdurchbruda entw~issert worden ist. Auf den blaugrauen Lettenschichten haben rich Staublehmschichten abgeiagert, tells ~iolischer, tells fluvioglazialer HerkunfL L3berschwemmungen der Salzach und ihrer Nebenarme haben ein iibriges zur Verbesserung des N!ihrstoffgehaltes beigetragen. Der Muster- bestand jedenfalls sto&t auf einem ausgezeichneten braunen Waldboden, der durdl die Laubbestockung ganz offensichtlich die GesamtSkologie des Bestandes optimal erscheinen l~t~t. Dies best~itigt auch eine pflanzensoziologische Aufnahme der unter dem dichten Bestand sp~rlichen Bodenvegetation.

Die giinstigen Verh~iltnisse des Boderls gelten fi.ir die feinkiSrnigen Ablagerungen auch des n~Srdlidnen Eichet. Die fiir alle Auelandschaften charakterisrischen Kieslager sind vorhanden, die nur zum Tell schwach bedeckt sind. Jedenfalls ist an der ur- spriingli~en Laubwaldbestockung nicht zu zweifeln, in die vielleicht yon Natur aus gelegentlJch als Folge des Flut~transportes einige Fichten, Tannen, Kiefern, Liirchen si& angesiedelt haben. Die Salzburger Waldmeister haben jedenfalls f~ir die Eichen- plantage das beste StLick des Reliefs herausgesucht.

4. Pflegemaflnahmen

Durch gute Standortswahl, durch gute Bodenvorbereitung und durch eine gute Be- standsbegri.indung war 1791 eine wohl tadellose Eichenkultur vorhanden. Jung- wuchspflege wurde ihr zuteil durch Einz~iunung, tiber die eingehende Aufzeichnun- gender Pf~ihle, L~.den und N~igel erhalten sind und dutch Erg~.nzung yon Fehlstel- len. Dann fehlen bis zur Gegenwart n~ihere Angaben tiber Pflegemai~nahmen und Nutzungen. Bei der Beftirwortung des weiteren Eichenanbaues (1799) wird auf Vor- nutzungen hingewiesen: ,Seinerzeit k~Snnte man yon den Eichen, die keinen guten Wuchs bekommen, die Salbriicke, wohi nicht ganz, doch grof~enteils mit eichenen BrLickendielen belegen. ~ Da die Unterabteilungen und Unterfl~ichen wiederholt ge- ~.ndert worden find, ist die Zuschreibung der Nutzung auf eine jetzt ausgeschiedene Teilfl~iche nicht m6glich. Die Pflegeeingriffe h~itten zeitweise, etwa im Alter zwischen 50 und 100 Jahren, die Kronenpflege der Eichen st~irker fSrdern k/Snnen. Aber das heutige Verh~iltnis yon 1 : 6 zwischen Eliteeichen und dienenden Mischbaumarten ist

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jedenfalls ein beachtli&er Erfolg. Die bedeutendste Pflegemai~nahme war der Unter- bau des Eichenbestandes mit Buchen und Hainbuchen. Nach miindlicher Mitteilung des inzwischen verstorbenen Forsteinrichtungsreferenten yon SCUEI.LIN6 war um 1900 ein jiingerer Unterbau vorhat~den; er ist ungef~ihr in der Lebensmitte des Bestandes erfolgt; jedenfalls ist er ausgezeidanet gelungen.

5. Eines Eichets waldbauliche Lehren

Die Zielsetzung des Fiirsterzbischofs und seiner ttichtigen Forstbeamten, einen ertrag- reichen Eichenbestand zu begrtinden, ist bestens erreicht worden. Niemand konnte damais an Furniere denken und niemand konnte voraussehen, da~ ftir die Eiohen- st?imme 180 Jahre sp~iter betr~ichtlid~e Geldbetriige erzielt w{irden. Ihr Denken war ricbtig, als sie unter Ausnutzung der Standortsgegebenheiten einer langlebigen, wert- vollen einheimis&en Baumart den Vorzug vor den rasch wachsenden Nadelbiiumen Fichte und Kiefer gegeben haben.

Abb. 3. Nematusbefall einer etwa 40j~.hrigen Fichtengruppe von 1952. Khnliche Befallsbilder sind h~.ufig und waren es wohl schon im 18. Jahrh.

Die Fichte hat im 18. Jahrhundert im Distrikt Eichet schon einen erhebli&cn An- teil eingenommen, unter anderen Fliichen war auch die Fl~iche unseres Musterbestan- des vorher mit Fichte bestockt. Aber es wurde schon damals festgestellt, dat~ die Fichte fast alle 40 Jahre an einer merkwiirdigen auffallenden ,Trocknis" eingeht. Vermutlich hat es sich um einen h~ufig wiederkehrenden Befall yon Nematus gehan- delt. 1788 war ,,ein weitausgedehnter Mait~' vorhanden, der wegen dem fast alle 40 Jahre gew/Shnlichen Ausdorren des Fichtenhotzes vor 8 bis 10 Jahren entstanden ist" (gesdi~tzt 40 Tagbau). Vorhandene Fichtenst~cke waren hatb verfault und sollten so hoch wie m~Sglich verkaut~ werden. Eine wohl organisierte Verwaltung hat daf~ir gesorgt, daft Fichten saint Nematus bis heute auf den Laubwaldstandort er- halten worden sind.

Anbauversuche mit der Kiefer haben schon im 18. Jahrhundert zu Sch~iden ge- fiihrt, die mit dem Begriff ,Trocknis ~ nicht klar genug charakterisiert worden sind.

Mit dem pradltvollen Eichenbestand ist eine recht bedenkliche Erscheinung ver- bunden. Der klargezielte Anbau der Eiche zwischen 1788 und 1795 ist leider nicht

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fortgesetzt worden. Wenn auch in jiingeren Best~inden Eichen vorhanden sind, so fehlt die klare r~umliche Ordnung der Folgebestiinde und es fehlt die klare Zielset- zung f~ir den Aufbau der Best~.nde. Die for die Fichten in keiner Weise geeigneten Standorte sind ihr immer wieder zugeteilt worden; neuerdings werden nun Dougla- sien, Liirchen und Japanl~ir&en als Nachfolger der wertvollen Ei&en verwendet. Der Seltenheitswert yon Standort und Ei&enbesm&ung hat zu keiner Waldbauplanung ftir den ganzen Distrikt gefiihrt.

Der d0.stere Aspekt m/3ge erhellt werden dadurch, dat~ das 21/2 ha grol~e Muster- eichet iiberzeugender Wegweiser fiir Erhaltung und Pflege der edlen Ei&e noch einige Jahrzehnte bleiben m6ge. Vielleidat fi~hrt dann ein giitiges Geschick die Wald- bauplaner zur Einsicht, wie sie vor bald 200 Jahren der letzte Salzburger Fiirsterz- bis&of HIrRO,~Yx, US GRAF COLOREDO bereits hatte.

Zusammenfassung

l~3berraschenderweise ist ein in Wuchsleistung und Ausformung musterhafter Bestand von Stieleichen in der N~.he yon Freilassing Oberbayern (FA Traunstein) zu finden. t. Der 182 Jahre alte Eichenbestand stimmt in Baumzahl, Mittelh6he und mittlerem Durchmesser mit der L Ertragsklasse yon J/27TNrR 1955 ungef~.hr iiberein. Der Holz- vorrat ist etwas geringer, abet dafiir ist der Bestand mit 128 fm Mischbaumarten (547 Buchen, Hainbuchen, Linden und sonstigen Baumarten) angereichert. Der Be- stockungsaufbau und die Mischung kann ebenso wie Scha~form und Berindung als ideal bezeichnet werden. Die starken Stammsti~cke haben Furnierqualit~.t. 2. r.Jber die Begriindung des Bestandes im Jahr 1788 iiegen eingehende Angaben in Archiva- lien des Landesarchivs Salzburg vor. Der Bestand ist durch Saat yon der Salzbur- gischen Oberwaldmeisterei begr0ndet worden. Vorbestand war ein Fichtenbestand, der an Tro&nis eingegangen war. Die ausges~iten Eichetn wurden yon besten Ei&en aus Bauernh~51zern gesammelt. Lange Zeit stand der Bestand im Ruf, mit bosnischen Ei&eln begriindet worden zu sein, was aber nur fiir eine ganz kleine Fl~;.che zutref- fend war. Dieser in der Wuchsleistung miifiige Bestand ist bereits vor etwa 40 Jahren genutzt worden. 3. Der Standort ist f/dr die Stieleiche hervorragend geeignet wegen der hohen Sommerw~rme und der hohen Sommerniederschl~ige sowie wegen der tief- griindigen Staublehmschichten, die auf blaugrauen Lettenschichten lagern. 4. Pflege- maf~nahmen. In der Jugend wurde der Bestand offenbar sorgf~iltig geschiitzt, vor allem durch Zaunbau. Sp~itere Pflegeeingriffe k~Snnen wegen der immer wieder er- folgten Abgrenzungen der Unterabteilungen nicht ermittelt werden. Jedenfalls ist aber etwa in der Mitre des Bestandsalters der Eichenbestand rnit Buchen, Hainbuchen und Linden unterbaut worden, und zwar mit gro~em Erfolg, wie das heutige Ver- h~Imis von 1 : 6 zwis&en Eliteeichen und dienenden Mischbaumarten zeigt. 5. Die Zielsetzung des Fiirsterzbischofs und seiner tiichtigen Forstbeamten, einen ertrag- reichen Eichenbestand zu begri3nden, ist bestens erreicht worden. Leider ist trotz der ausgezeichneten Erfahrungen mit der Eiche und den miserablen mit der Fichte und Kiefer der Eichenanbau nicht fortgesetzt worden. Es ist zu hoffen, da~ die jetzt vor- handenen Reste yon Eichenbest~.nden noch einige Zeit geschont und erhalten werden.

Summary

Fragments of an oak stand in upper Bavaria

Surprisingly, near Freilassing in upper Bavaria a stand of pendulate oak is found, which is considered a model stand regarding growth production and stem form.

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1. As to the number of trees, average height and diameter, this 182-year-old oak stand is in approximate agreement with the stand quality (I) according to J/2TTNER (1955). The volume of timber growing is somewhat lower, but the stand is enriched bv 128 fm of admixed tree species (547 beeches, hornbeams, lime trees, and various other tree species). Growing stock structure, mixture, shape of stem, and coverage with bark are also considered ideal. The strong butt sections show veneer quality. 2. The documents of the Landesarchiv Salzburg contain detailed information on the founding of this stand in the year 1788. The commissioner of forests and woods of Salzburg founded the stand by seeding. The previous stand consisted of spruce, which perished due to aridity. The acorns were collected from the best oaks of farm forests. For a long time the stand was reputed to be established with acorns from Bosnia; this, however, was only true for a very small area. This stand, which was average in growth production, was already utilized some 40 years ago. 3. The site is very well suited for pendulate oak because of high temperatures and heavy precipiation during the summer as well as deep dusty strata of clay which layer on bluish grey strata of red clay. 4. Tending operations. During juvenile growth, the stand was evidently well protected, mainly by fences. Subsequent tending interventions are not to be found, as the subcompartments were repeatedly demarcated. By the middle of the stand age, however, the stand of oaks was successfully subplanted with beeches, hornbeams, and lime trees, as is shown by the present ratio of 1 : 6 between ~lite oaks and subordinate admixed tree species. 5. The F~irsterzbischof and his efficient forest officers succeeded well in establishing a prosperous stand of oaks. Despite the excellent experience with oak and the bad experience gained with spruce and pine, no efforts were made towards continuing the cultivation of oak. it is hoped that the preservation and conservation of the present residual stands of oak still continue for some time.

Anschrifl des Verfassers: Prof. Dr. J. N. Ki3STLER, D-8243 Ramsau