fragmente zur chemie und physik der harze

2
92 CHEMISCHE UMSCHAU. Heft 7. Sojabohnenol-Soapstock bezw. dessen Seife lasst sich mit Chlorkalk, Natriumsuperoxyd uud bisweilen mit Perborat bleichen, das aus ihm mittelst Saure abgeschiedene Gemisch von neutralem Oel und Fettsbure mittelst Bichromat und Salzsaure , wenn die freien Fettsiiuren nicht zu stark vorherrschen. Ver- seift man Sojasoapstock und destilliert die Fettsauren, so erhalt man eine sehr hohe Ausbeute und ein fast rein weisses Destillat. Fragment0 zur Chemie und Physik der Harze. Von Dr. Hans Wolff. (Xitarbeiter des 6ff. chem. Lab. Dr. Zellner, Berlin). I. Wiissrige Sehellackliisimgen. Wenn ich hier etwas tiber wassrige Schel- lacklosungen berichten will, so meine ich nicht, was man sonst wohl darunter versteht - Losungen von Schellack in Losungen von Alkalien oder alkalisch reagierenden Ver- bindungen wie Borax, sondern Losungen von Schellack in Wasser. Die Bedingungen, unter denen es gelingt, kolloidale Schellacklosungen zu erhalten, konnte ich allerdings nicht so festlegen, dass ich ein Rezept geben konnte, nach dem man stets und mit Sicherheit solche Losungen herstellen kann - darin besteht eben das Fragmentarische dieser Mitteilungen. Aber ich glaube, dass auch das bisher Beobachtete ') nicht des Interesses entbehrt. Auf den Gedanken, dass es tiberhaupt moglich sei, rein wassrige Losungen von Schellack herzustellen, kam ich, als ich ein- ma1 eine sehr verdtlnnte Losung von Schel- lack i=1 Alkohol (2,5 in 100) langsam rnit Wasser versetzte, um den Schellack zu fallen. Nachdem ich etwa 2 Liter destill. Wasser zugesetzt hatte, ohne dass das Harz ausfiel, lag nattirlich der Gedanke nahe, auf diesem Wege zu kolloiden wiissrigen Schellacklos- ungen zu gelangen. War doch schon diese Losung mit ihren 5*/0 Alkohol fast eine solche. Uebrigens konnte ich bereits an die- ser zufallig erhaltenen Lbsung eine der auch spater stets auftretenden Erscheinungen be- obachten, niimlich die relativ starke Fiirbung der Losung. Das Busgangsmaterial war dunkler Orange-Schellack gewesen und die Farbe der kolloidelen Lasung rnit ihrem Ge- halt von 1,2O/oo an Schellack war nur wenig heller sls die 2,5 O/O ige alkoholische Lbsung. Bei seitlicher Beleuchtung trat das Tyndall- phiinomen mit iiusserster St&rke auf. Von dieser zufiilligen Beobachtung aus- gehend, wurden dann eine grbssere Reihe von Versuchen angestellt, bei der hauptsach- 3 Der Ausbruch des Krieges und Wehung zum Heeresdienst verhinderte die weitere Verfolgnng die- ser Probleme. lich die Konsentration der alkoholischen Los- ung, daneben auch die Geschwindigkeit der Wasserzugabe variiert wurde. Auch wurde einmal das Wasser zur alkoholischen Losung und dann wieder letztere ins Wasser gegossen. Mit dem Wasserzusatz wurde zunachst nur soweit gegangen, bis eine Konzentration an 20'10 Alkohol erreicht war. Diese Konzen- tration liegt weit unter der, bei der es im allgemeinen moglich ist, den Schellack geltrst zu erhalten. Bei etwa 100 Versuchen gelang es nun siebenmal, die Verdiinnung so weit zu treiben, ohne dass der Schellack ausfiel. Gemeinsam war diesen 7 Versuchs-Resultaten, dass die Konzentration der alkoholischen Losung unter ~O/O Schellack lag. In ihren Eigenschaften war den erhaltenen schwach-alkoholischen Losungen das gemein- Sam, dass beim Kochen der Schellack ausfiel. An abgenommenen Proben zeigten sich da- gegen in der Haltbarkeit der Losungen er- hebliche Unterschiede: Probe 1 beganii nach 3 Tagen Schellack flockig auszuscheiden, Probe 2, 5 und 7 nach 8 bis 10 Tagen, Probe 6 nach 4 Wochen und Probe 3 und 4 endlich blieben wiihrend der ganzen Versuchs- dauer (ca. 7 Wochen) unverhdert bestehen. Mit anderen Teilen der Proben wurden Versuche gemacht, durch Abdampfen des Alkohols bei niederen Temperaturen rein wiisserige Losungen zu erhalten. Bei Tem- peraturen iiber 50° wurde aus sgmtlichen Lbsungen der Schellack abgeschieden, wenn auch nach verschieden langer Zeit bezw. bei verschieden grossen Verlusten an Alkohol. Bei Temperaturen unter 50° geschah dies auch bei Probe 1, 2 und 5. Dagegen liessen sich bei Temperaturen unter 50° die Proben 3,4, 6 und 7 ohne Ausscheidungen abdampfen und zwar bis zu einer Eonsentration 1:20 (Schellack : Wasser). Beim Erkalten gelatinierten die Losungen. Wiihrend aber 'die Proben 6 und 7 nach wenigen Stunden Schellack in ganz feinen

Upload: dr-hans-woff

Post on 15-Jun-2016

213 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Fragmente zur Chemie und Physik der Harze

92 CHEMISCHE UMSCHAU. Heft 7.

Sojabohnenol-Soapstock bezw. dessen Seife lasst sich mit Chlorkalk, Natriumsuperoxyd uud bisweilen mit Perborat bleichen, das aus ihm mittelst Saure abgeschiedene Gemisch von neutralem Oel und Fettsbure mittelst

Bichromat und Salzsaure , wenn die freien Fettsiiuren nicht zu stark vorherrschen. Ver- seift man Sojasoapstock und destilliert die Fettsauren, so erhalt man eine sehr hohe Ausbeute und ein fast rein weisses Destillat.

Fragment0 zur Chemie und Physik der Harze. Von Dr. Hans Wolff. (Xitarbeiter des 6ff. chem. Lab. Dr. Zellner, Berlin).

I. Wiissrige Sehellackliisimgen. Wenn ich hier etwas tiber wassrige Schel-

lacklosungen berichten will, so meine ich nicht, was man sonst wohl darunter versteht - Losungen von Schellack in Losungen von Alkalien oder alkalisch reagierenden Ver- bindungen wie Borax, sondern Losungen von Schellack in Wasser.

Die Bedingungen, unter denen es gelingt, kolloidale Schellacklosungen zu erhalten, konnte ich allerdings nicht so festlegen, dass ich ein Rezept geben konnte, nach dem man stets und mit Sicherheit solche Losungen herstellen kann - darin besteht eben das Fragmentarische dieser Mitteilungen. Aber ich glaube, dass auch das bisher Beobachtete ') nicht des Interesses entbehrt.

Auf den Gedanken, dass es tiberhaupt moglich sei, rein wassrige Losungen von Schellack herzustellen, kam ich, als ich ein- ma1 eine sehr verdtlnnte Losung von Schel- lack i=1 Alkohol (2,5 in 100) langsam rnit Wasser versetzte, um den Schellack zu fallen. Nachdem ich etwa 2 Liter destill. Wasser zugesetzt hatte, ohne dass das Harz ausfiel, lag nattirlich der Gedanke nahe, auf diesem Wege zu kolloiden wiissrigen Schellacklos- ungen zu gelangen. War doch schon diese Losung mit ihren 5*/0 Alkohol fast eine solche. Uebrigens konnte ich bereits an die- ser zufallig erhaltenen Lbsung eine der auch spater stets auftretenden Erscheinungen be- obachten, niimlich die relativ starke Fiirbung der Losung. Das Busgangsmaterial war dunkler Orange-Schellack gewesen und die Farbe der kolloidelen Lasung rnit ihrem Ge- halt von 1 , 2 O / o o an Schellack war nur wenig heller sls die 2,5 O/O ige alkoholische Lbsung. Bei seitlicher Beleuchtung trat das Tyndall- phiinomen mit iiusserster St&rke auf.

Von dieser zufiilligen Beobachtung aus- gehend, wurden dann eine grbssere Reihe von Versuchen angestellt, bei der hauptsach-

3 Der Ausbruch des Krieges und W e h u n g zum Heeresdienst verhinderte die weitere Verfolgnng die- ser Probleme.

lich die Konsentration der alkoholischen Los- ung, daneben auch die Geschwindigkeit der Wasserzugabe variiert wurde. Auch wurde einmal das Wasser zur alkoholischen Losung und dann wieder letztere ins Wasser gegossen. Mit dem Wasserzusatz wurde zunachst nur soweit gegangen, bis eine Konzentration an 20'10 Alkohol erreicht war. Diese Konzen- tration liegt w e i t unter der, bei der es im allgemeinen moglich ist, den Schellack geltrst zu erhalten.

Bei etwa 100 Versuchen gelang es nun siebenmal, die Verdiinnung so weit zu treiben, ohne dass der Schellack ausfiel. Gemeinsam war diesen 7 Versuchs-Resultaten, dass die Konzentration der alkoholischen Losung unter ~ O / O Schellack lag.

In ihren Eigenschaften war den erhaltenen schwach-alkoholischen Losungen das gemein- Sam, dass beim Kochen der Schellack ausfiel. An abgenommenen Proben zeigten sich da- gegen in der Haltbarkeit der Losungen er- hebliche Unterschiede: Probe 1 beganii nach 3 Tagen Schellack flockig auszuscheiden, Probe 2, 5 und 7 nach 8 bis 10 Tagen, Probe 6 nach 4 Wochen und Probe 3 und 4 endlich blieben wiihrend der ganzen Versuchs- dauer (ca. 7 Wochen) unverhdert bestehen.

Mit anderen Teilen der Proben wurden Versuche gemacht, durch Abdampfen des Alkohols bei niederen Temperaturen rein wiisserige Losungen zu erhalten. Bei Tem- peraturen iiber 50° wurde aus sgmtlichen Lbsungen der Schellack abgeschieden, wenn auch nach verschieden langer Zeit bezw. bei verschieden grossen Verlusten an Alkohol.

Bei Temperaturen unter 50° geschah dies auch bei Probe 1, 2 und 5. Dagegen liessen sich bei Temperaturen unter 50° die Proben 3,4, 6 und 7 ohne Ausscheidungen abdampfen und zwar bis zu einer Eonsentration 1:20 (Schellack : Wasser).

Beim Erkalten gelatinierten die Losungen. Wiihrend aber 'die Proben 6 und 7 nach wenigen Stunden Schellack in ganz feinen

Page 2: Fragmente zur Chemie und Physik der Harze

Heft 7. CHEMISCHE UMSCHAU. 93

Anderson nnd Brown. Die Beschhdigkeit der Yerseifung von Oelen tlnd Fetten durch Halihrdrat fn versahiedenen LGsungsmitteln (SfsAtg. 43, 498

Sartikelchen auszuscheiden begannen, hielten sich die Massen aus Losungen 3 und 4 zwei Tage lang unverihdert. Die gelatineartigen Massen waren ziemlich tief rotgelb gefiirbt, wesentlich dunkler als das Ausgangsmaterial und zeigten einen griinlichen Ton bei seit- licher Beleuchtung , also einen deutlichen Dichroismus.

Nachdem sich die Massen 2 Tage lang unverandert gehalten hatten, wurden sie nach Mijglichkeit zerkleinert und bei einer Tempe- ratur von 30-40° weiter getrocknet. Dabei wurden die Massen trocken. Als sie soweit getrocknet waren, dass sie sich pulvern lies- sen, wurde eine Wasserbestimmung gemacht, die bei dem Prsparat aus Probe 3 - 7,5 "10, bei dem aus Praparat 4 - 5,3O/0 Wasser ergab. Die Proben hatten eine Fiirbung angenommen, die noch deutlich dunkler war, als die des Ausgangsmaterials, aber nicht mehr rotlich, wie die Gallerte, sondern mehr braungelb.

Versuche, das Pulver in Wasser zu losen') misslangen vollstandig. War dies auch nicht iiberraschend, da man von vorn herein damit rechnen musste, dass der koIloide ScheIlack ein sehr ,,hydrophobes" Kolloid sein wtirde, so war doch eine andere Eigenschaft ausser- ordentlich merkwiirdig. Das Pulver loste sich namlich nach Verlauf einer Woche in der Kiilte tiberhaupt nicht, in der Warme nur mehr spurenweise in Alkohol. Die Los- lichkeit in alkalischen Losungen war dagegen erhalten geblieben. Auch war der aus diesen Losungen mittels Sauren geflllte Schellack wieder leicht und vollstandig alkoholloslich. Ueberhaupt zeigte dieser wieder gefsllte Schellack vollstandig die Eigenschaften des Ausgangsproduktes , soweit die verhaltnis- massig geringe Menge des zur Verftigung stehenden Untersuchungsmaterials dies festzu- stellen gestattete.

Die auffallende Erscheinung , dass der kolloidale Schellack, bezw. das aus diesem durch vorsichtiges Trocknen erhaltene Prlipa- rat sich nach kurzer Zeit nicht mehr in Al- kohol lost, erinnert an die bekannte Tatsache, dass gebleichter Schellack beim Lagern an AlkohollUslichkeit einbtisst Jedenfalls wird

tion. Die Verseifungsgeschwindigkeit der verschiede- nen Glyceride war anniihernd gleich, dagegen war dss Lbsungsmittel von grossem Einfluss: in Am$-

I) Die Gallerten Iiessen sich dagegen mit SO-40a warmem Wasser beliebig verdiinnen.

man in Zukunft bei. dem Studium dieser so wenig geklarten und so wichtigen Frage nicht allein an chemische Veranderungen, son- dern auch an physikalische Zustandsanderun- gen denken mtissen.

Der so verschiedene Ausfall der Versuche und die Beobachtung, dass die am besten gelungenen Versuche zufiillig in Kolben an- gestellt waren, die relativ leicht Alkali an Wasser abgaben, gaben den Anstoss zu einer neuen Versuchsreihe. Ea war ja immerhin nicht ausser dem Bereich der Moglichkeit, dass etwa Spuren Ton Alkalien, Verbindungen rnit dem Schellack eingehend, als Schutzkol- loide wirkten. Von 6 Versuchen mit 3O/oigen alkoholischen Losungen von Schellack mit Zusatz von verschiedenen alkalisch reagieren- den Substanzen fiihrte einer zum Ziel, bei dem 100 cc der alkoholischen Losung vorsichtig in 400 cc einer 0,03 O/o igen Lijsung von Natron- wasserglas gegossen wurde. Der Erfolg war hier ahnlich dem der oben geschilderten Ver- suche 3 und 4.

Es sei noch bemerkt, dass in allen Fallen die kolloidale SchelIackIijsung durch kolloidale Losungen von Eisenoxyd , bezw. -hydroxyd und Thonerde ausgefiillt wurden, wobei die Fallungen rnit Eisenlbsungen eine violette bis blauviolette Farbung hatten. Die aus diesen Fallungen durch Behandeln rnit Salz- siiure erhaltenen Harze wurden, soweit die Beobachtung misglich war, n i c h t alkohol- unlbslich. (Diese letzteren Versuche wurden in Form mikrochemischer Versuche angestellt, da nur mehr sehr wenig Material zur Ver- fiigung stand).

Endlich sei noch eiwahnt, dass von drei Versuchen mit gebleichtern Schellack zwei Losungen erhalten wurden, von denen die eine nach kurzem Eindampfen unter 50 O den Schel- lack absonderte, die andere dagegen sich ahn- lich wie Losung 3 und 4 verhielt. Die ge- trocknete Masse, die in diesem Fall eine hellgelbe Flrbung aufwies, nahm nach einem Tag die weisse Fiirbung des Ausgangsproduk- tes an und war in Alkohol fast unloslich ge- worden. Die vorher durch Abdampfen erhal- tene gelatinose Masse hatte helle rotlichgelbe Filrbung ohne merkbaren Dichroismus.

BERICHTE. nach J. of Phys. Chem.). Die gefundenen Resultate I sDrechen fii einen bimolekularen Verlauf der Reak- A. Theorie.