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Maiswurzelbohrer – Biologie, Ergebnisse des Monitorings in Baden Württemberg,
Bekämpfungsmöglichkeiten
Maisanbau im Rheintal – Maiswurzelbohrer und weitere Herausforderungen, Freiburg i.Br., 28 .02.2018
Hansjörg Imgraben, Referat 33 / Pflanzenschutzdienst
Foto: BaufeldFoto: LTZ
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref.33 / Pflanzensc hutzdienst
Gliederung:
Maiswurzelbohrer– Biologie und Schäden – Ergebnisse der Überwachung mit Pheromonfallen– Modellberechnung der Käfer-Population bei
unterschiedlicher Maisanbauintensität– Bekämpfungsmöglichkeiten – Fruchtfolgeregelung im Rheintal
Maiswurzelbohrer: wirtschaftliche Schäden� Weltweit bedeutendster Maisschädling � Blattkäfer, verwandt mit Kartoffelkäfer; aus Mittelamerika – USA,
Einschleppung 1992 nach Europa � MWB ist ein Fruchtfolgeschädling:Schäden vor allem i n Regionen
mit einem Maisanteil von über 50 % Mais in der Fruc htfolge.
� Schäden im Mais durch Käfer und Larven (Wurzelfraß) von 10 - 30 % unter feuchten Bedingungen, wenn Wurzeln nachwachsen; Bei Frühsommertrockenheit Ernteverlust bis zu 90 % durchaus möglich.
� Käfer fressen an allen oberirdischen Pflanzen-teilen von Mais, nutzen blühende Unkräuter und z.B. Kürbisse, Sonnenblumen als Pollenquelle.
� Hohes Vermehrungspotiential, eine Generation
� Ausbreitung durch Käfer-Distanzflüge > 20 km bis ca. 80 km, ebensoWindverdriftung und Transport mit Fahrzeugen, PKW, LKW, Bahn
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref.33 / Pflanzensc hutzdienst
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref. 33 / Pflanzens chutzdienst
Westlicher MaiswurzelbohrerDiabrotica virgifera virgifera (Le Conte)
Weibchen Grundfarbe Gelb, mit schwarzem Kopfund drei schwarzen Streifen auf denFlügeldecken.
MännchenVerschwimmen der Streifen, Deckflügel erscheinen schwarz gefärbt äußere Flügelrand erscheint hellgelb
Käfer sind 5-8 mm groß
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref. 33 / Pflanzenschutzdienst
Westlicher Maiswurzelbohrer - Biologie � Zuerst erscheinen die
Männchen, einige Tage später die Weibchen
� Paarung 24 Stunden nach dem Schlupf
� Eiablage nach ca. zwei-wöchigem Reifungsfraß
� Weibchen kann mehrere Male insgesamt ca. 400-500 Eier ablegen (manchmal bis 1000)
� Eiablage in 5-20 cm Tiefe; Hauptsächlich in Maisfelder aber auch in benachbarten Kulturen
� 0,2% Prozent der Eier schlüpfen erst im übernächst-en Jahr (sind 2 Winter im Boden)
Größeca. 0,4
mm
� etwa 3,5 % der Eier werden in anderen Kulturen abgelegt!
Folie 6, 09.03.2018
Mais-Saat
3- 4-Blatt
April Mai JuliOktoberJuni
Frass an WurzelnLarvenSchlupf
Käfer-Schlupf
FlugendeVermehrung
Pheromonfalle
Entwicklungszyklus des WestlichenMaiswurzelbohrersDiabrotica virgifera virgifera LeConte
ca. 500 Eier/
Weibchen
3 Larvenstadien
7-9 Wochen
Käferflug über 8
Wochen
verändert nach Quelle: Arvalis
Puppe
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg Pflanzenschutzdiens t
7
Maiswurzelbohrer: Schäden durch Käfer
Durch Käferfrass an Narbenfäden
Befruchtungsstörungen
Foto: Baufeld
8 Hansjörg Imgraben, RP FR, Ref.33 / Pflanzenschutzdienst
Saugschäden an Körnern
Fensterfra ß an Blattunter- und Blatt oberseite
Quelle: Syngenta
Quelle: Syngenta
Maiswurzelbohrer: Schadbilder durch Käfer
Foto: Imgraben
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref. 33 / Pflanzens chutzdienst
Maiswurzelbohrerlarven - Lagerschaden
� Larven schlüpfen 2. Maihälfte, Larven (ca. 3 - 12 mm) fressen an den feinen Wurzelhärchen, das 2. u. 3. Larvenstadium miniert auch in den Wurzeln –> Leitungsgefäße werden unterbrochen –> Defizit bei Nähr-stoff- und Wasserversorgung -> auch Krankheitserreger dringen ein!
� - > Schäden an Stelzwurzeln – Umkippen/Lager – Gänsehals ist typisch� Larven können sich am besten an Mais entwickeln, aber auch eine
Vielzahl anderer Wirtspflanzen nutzen (u.a. Borstenhirse, Getreide)
Foto: Baufeld
03.11.2008, 10
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
08.06.2005 Imgraben, RP 10Foto: Imgraben
Bewertung des Wurzelschadens (Iowa-Skala, „alt“)
Befallszunahme
(1)Keine
Fraßschäden,oder minimale
Fraßspuren
(2)Fraßspuren
sichtbar,aber keine
gefressenenWurzel
(3)Einzelne Wurzel
bis zu 4cmabgefressen,
aber keinganzer Knoten
(4)Ein
Wurzelknoten(oder > 4cm)vollständig
abgefressen
(5)Zwei
Wurzelknotenvollständig
abgefressen
(6)Drei
und mehr Wurzelknoten
vollständigabgefressen
Bewertung > (3) wird als wirtschaftliche Schadenssc hwelle angesehen
Quelle: Petersen, Syngenta
Folie 12, 09.03.2018
Monitoring mit Pheromonfallen
Foto: Imgraben
Foto: Imgraben
Gesamt OG EM FR LÖ RW/KN
2015 9389 416 1945 6708 310
Fallen 150 59 75 34
MWB/ Falle
29,5 2,7 33 89,4 9,1
2016 18448 341 4447 13376 283 1 RW
Fallen 150 63 105 33 5
MWB/ Falle
51,8 2,3 70,6 127,4 8,6 0,2
10.10.2017 64432 6478 23723 30965 3265 2 KN
Fallen 370 150 60 96 33 31
MWB/ Falle
174,1 43,2 395,4 322,6 98,9 0,06
Monitoring Maiswurzelbohrer 2015, 2016 u. 2017: Anzahl gefangener Käfer und Ø Anzahl Käfer je Falle in den Landkreisen (Quelle: F. Maass RPF, persönliche Mitteilung)
*: einschl. Meldung 04.09.17
09.03.2018 Quelle: Eckerhard Hipp, ZG Raiffeisen, Maiswerk Heit ersheim
Situation im Kreis Breisgau – Hochschwarzwald (95 Fallen in Mais)
Fallen im Körnermais: 86
darin gefundene Käfer: 29.684
Käfer / Falle: 345,2
2017 2016
71
11.383
160,3
Fallen im Saatmais 9
darin gefundene Käfer: 1.281
142,3
2017 2016
20
748
37,4
Vergleiche der Fänge DiabroticaKörnermais 2017/16 und Saatmais 2017/16
2500 9561 18541 653180
10000
20000
30000
40000
50000
60000
70000
2014 2015 2016 2017
Anz
ahl g
efan
gene
r Käf
er
Diabrotica - Fallenfänge 2014 - 2017
Fallenstandorte 610 555 627 620
Fundorte 158 150 243 235
Quelle: Hüsgen, LTZ
Quarantänestatus Maiswurzelbohrer endete 2014keine Fruchtfolgeregelung
09.03.2018
Käferfunde 2017 2016in Baden-Württemberg
Diabrotica-Fänge - Vergleich 2016 mit 2017
Ortenaukreis 6.478 341 ~ 19 x
Kreis Emmendingen 23.723 4.447 ~ 5 x
Kreis Lörrach 3.265 283 ~11 x
Kreis Breisgau-Hochschwarzwald 30.965 13,376 ~ 2,3 x
Kreis Konstanz 2 0Kreis Rottweil 0 1
RP Karlsruhe 886 131 ~ 6,8 x
Gesamt 65.318 18.579 ~ 3,5 x
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref. 33 / Pflanzens chutzdienst
DiabroticaFallenfänge 2017 in B -W620 Fallenstandorte285 Fundorte
Fallen ohne Befallbis 10 Käferbis 100 Käferbis 1000 Käferüber 1000 Käfer
Karte LTZ
Foto: Imgraben
18 Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref.33 / Pflanzenschutzdienst0
MWB-Populationsmodellierung zur Betrachtung von 100 %, 75 %, 66 %-Anteil Mais in der Fruchtfolge Ziel: Bekämpfungsmaßnahmen auf Effektivität prüfen
(nach Krügener et al. JKI, 2011)
Annahmen:• Ausgangspopulation von 100 Käfern,
Pheromonfallennachweis• Eiabablage 486 pro Weibchen (Durchschnitt)
• Populationswachstumsrate: 7,75
• Annahme: Fläche 1 ha, Männchen und Weibchenfinden zur Begattung zusammen
• Etwa 1 Käfer pro Pflanze kann wirtschaftlicheSchäden im Folgejahr in Mais verursachen(EPPO, 1995).
� ca. 80.000 Pflanzen / ha
19Hansjörg Imgraben, RP FR,
Ref.33/Pflanzenschutz
Modellierung der Populationsdynamik von Diabrotica virgifera abhängig vom Mais-Anteil in der Fruchtfolge (Quelle: Krügener et. al. 2011, JKI)
Graphik zeigt nur den Anstieg bis 80.000 Käfer
☺☺☺☺
20Hansjörg Imgraben, RP FR,
Ref.33/Pflanzenschutz
Diabrotica -Populationsmodellierung bei 100 % , 75 % und 66 % Mais-Anteil
in der Fruchtfolge
1. Bei Monomais (100 %): kontinuierlicher Anstieg der Population. Es ist zu erwarten, dass die ökonomische Schadschwelle nach 4 Jahren erreicht wird. Auch bei einer Larvenbekämpfung bereits nach 7- 9 Jahren.
2. 75 % Mais: Populationszunahme, nach 7 Jahren ist zu erwarten dass die ökonomische Schadschwelle erreicht wird.
3. 66% Mais: langsamer Anstieg der Population – sie bleibt unter der Schadschwelle . Fruchtwechsel erst im 3. Jahr führt zu etwas höherer Käferzahl im Vergleich zum Frucht-wechsel bereits im 1. Jahr.
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Quelle: LRA B-H, R. Maurath
22Hansjörg Imgraben, RP Freiburg Ref.33 / Pflanzenschutzdienst
Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Maiswurzelbohrer
Ø Wirkungsgrade verschiedener Verfahren:
� Fruchtwechsel (kein Mais): ca. 98% (Krügener 2011, JKI)
� Käferbekämpfung: maximal Wirkung, opti. Witterung: 90%
- in Deutschland sind keine Insektizide zugelassen!
� Larvenbekämpfung: Insektizid-Bodengranulat: ca. 70 %
- in D außer Notfallzulassung in Saatmais keine Zulassung!
� Larvenbekämpfung: Insektizid-Saatgutbeize: ca. 60%,
- es sind keine Saatgutbehandlungsmittel zugelassen!
� Larvenbekämpfung mit Nematoden „Dianem“, flüssig 200 l
Ausbringbringung zur Saat mit 2 Mrd. Nematoden/ha.
Foto: Heimbach, JKI
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Maiswurzelbohrer: Folgen des Maisanbaus von mehr als 2 x Mais in 3 Jahren
Landwirte bauen im Rheingraben einen höheren Anteil Mais an als den von der Beratung empfohlenen Anteil von max. 66 % Mais: auch 75 % Mais und Mais in Monokultur. � Dies führt zu einer massenhaften Vermehrung
des Maiswurzelbohrers� Jahr 2016: 51 Käfer/Falle (Summe: 18.448 Reg. bez. Freiburg)� Jahr 2017: 3,5 mal so viel d.h. 174 Käfer/Falle Summe 64.432
Foto: Baufeld
Foto: Imgraben Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref.33 / Pflanzenschutzdienst
Maiswurzelbohrer - Wurzelschäden
Foto: LTZ
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2017: stark gestiegene MWB -Fangzahlen –> Erlass einer Allgemeinverfügung
- Bekämpfung durch Fruchtfolge -der Landratsämter FR, EM, LÖ, OG, RA
� Die Ertragsfähigkeit des Maisanbaus imOberrheingraben ist künftig gefährdet , auch bei Anbauern, die sich an die Fruchtfolge vonmaximal zwei Drittel Mais halten.
� Die starke Käfer-Vermehrung fördert zudem dieweitere Ausbreitung auch in noch befallsfreieGebiete oder wenig in befallene Regionen.
� Erlass einer Allgemeinverfügung undgeographische Abgrenzung des Fruchtfolge-gebiets / Gemarkungen im Rheintal erfolgte vom Landratsamt.
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref. 33 / Pflanzenschutzdienst
Um den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen, ordnet das Landratsamt
__________ auf der Grundlage von § 3 Abs. 1 Satz 3 des
Pflanzenschutzgesetzes (PflSchG) vom 06.02.2012, (BGBl. I S. 148,
1281) Folgendes an:
� Auf Maisanbauflächen ist eine Fruchtfolge von höchs tens
zweimal Maisanbau in drei Jahren (zwei Drittel) ein zuhalten.
� Als Beginn der Fruchtfolge gilt der 01.01.2017. Das bedeutet,
dass nach Maisanbau auf einer Fläche in den Jahren 2017 und
2018 im Jahr 2019 der Maisanbau auf dieser Fläche
auszusetzen ist.
� Diese Regelung gilt nicht für den Saatmais bei Anbau in Folge.
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Allgemeinverfügung der LRÄ LÖ, FR, OG, RA über Maß nahmen zur
Bekämpfung des Maiswurzelbohrers durch Fruchtfolger egelung (Dez. 2017)
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Allgemeinverfügung der LRÄ über Maßnahmen zur Bekä mpfung des
Maiswurzelbohrers durch Fruchtfolgeregelung (Dezemb er 2017)
� Die Allgemeinverfügung gilt in abgegrenzten Gemarkungen mit steigenden Käferzahlen und auch bei Mais in Monokultur sowie in angrenz-enden Gemarkungen.
� Die Nichteinhaltung dieser Fruchtfolgevorgabe - max. 2 x Maisanbau in 2017 bis 2019 - ist ein Verstoß gegen die gute fachliche Praxis.
� Verstöße sind CC-relevant und bußgeldbewehrt.� Es erfolgt eine stichprobenhafte Kontrolle durch
die Landratsämter.
verändert nach Quelle: LRA OG, V. Heitz
Allgemeinverf. Maiswurzelbohrer
Betroffene Gemarkungen
Graphik: Hartwig, LTZ
Fazit Maiswurzelbohrer-Bekämpfung:� Ohne Bekämpfung durch Fruchtfolge: Schäden an Mais durch
weiter steigende Käferzahlen, auch weitere Ausbreitung des MWB.
� Unterbrechen des Maisanbaus (Fruchtfolge) ist die bewährte und
beste Bekämpfungsmaßnahme gegen diesen Schädling!
� Am besten im selben Jahr gewannweise jeweils einheitlich keinen
Mais aussäen und eine andere Kultur (Getreide, Kartoffeln, Soja... )
anbauen.
� Es gibt keine gegen den Maiswurzelbohrer zugelassene Pflanzen-
schutzmittel u. keine Aussicht auf Zulassung in Mais durch das BVL;
Ein Nematodenpräparat steht zur Verfügung.
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref.33 / Pflanzenschutzdienst
� Auch ohne Pflanzenschutzmitteleinsatz konnte der
MWB mit einem Anteil von zweimal Mais in 3 Jahren
(66%) in der Fruchtfolge bisher in erträglichem
Ausmaß gehalten werden. Bei weiter steigenden und
hohen Käfer-Fangzahlen ist das eher fraglich.
Photo : ARVALIS - Institut du végétal
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Hansjörg Imgraben, RP Freiburg, Ref.33 / Pflanzensc hutzdienst Foto: Imgraben