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Dokumentation Forschungspolitischer Dialog Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg 12. September 2007 Magnus-Haus Berlin Am Kupfergraben 7 10117 Berlin

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Dokumentation

Forschungspolitischer Dialog Potenziale und Perspektiven vonBioanalytik und In Vitro-Diagnostikin Berlin-Brandenburg

12. September 2007

Magnus-Haus Berlin

Am Kupfergraben 7

10117 Berlin

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

4 Programm

Forschungspolitischer DialogPotenziale und Perspektiven von

Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg

5 Editorial

Dr. Günter Peine | BioTOP Berlin-Brandenburg

6 Einführung

Prof. Dr. Rudolf Tauber | Charité – Universitätsmedizin Berlin

Dr. Günter Peine | BioTOP Berlin-Brandenburg

14 „Entwicklung innovativer Diagnostik“

als Handlungsfeld der Masterplanung

für die Hauptstadtregion

Senator Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner | Senatsverwaltung für

Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin

16 Volkswirtschaftliche Relevanz von

In Vitro-Diagnostik in Klinik und Prävention

Dr. Joachim Kartte | Roland Berger Strategy Consultants GmbH

Berlin

18 Internationaler Stand der Forschung, neue

Entwicklungen und Trends in der In Vitro-Diagnostik

Prof. Dr. Pranav Sinha | Institut für Medizinische und Chemische

Labordiagnostik | Landeskrankenhaus Klagenfurt

20 Diskussion: Plenum IBedeutung und

Internationale Entwicklungen

Moderation: Prof. Dr. Rudolf Tauber | Charité – Universitäts-

medizin Berlin

22 Integrated Biomarker-Konzepte –

worauf müssen Unternehmen vorbereitet sein?

Herbert Sucka | B.R.A.H.M.S AG | Hennigsdorf

24 Strategie international agierender

Diagnostika-Hersteller – welche Profile müssen

Kooperationspartner auf regionaler Ebene bieten?

Harald Borrmann | Roche Diagnostics GmbH | Mannheim

26 Anforderungen aus der Klinik und

medizinischer Bedarf

Prof. Dr. Mathias Müller | Kaiser-Franz-Josef-Spital | Wien

28 Potenziale in Wissenschaft und Industrie:

Die Wertschöpfungskette In Vitro-Diagnostik

in Berlin-Brandenburg

Dr. Günter Peine | BioTOP Berlin-Brandenburg

30 Biomarker – Screening und Identifizierung

Dr. Arno Krotzky | metanomics GmbH | Berlin

32 Biochip-basierte Analysesysteme

Dr. Holger Eickhoff | Scienion AG | Berlin

34 Patientennahe Diagnosesysteme –

Point-Of-Care-Diagnostik

Dr. habil. Axel Warsinke | Universität Potsdam

36 Diagnostische und präventive Labormedizin –

neue Konzepte der Organisation und Kooperation

Prof. Dr. Rudolf Tauber | Charité – Universitätsmedizin Berlin

38 Perspektiven für ein „Translationales Zentrum

für Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik

Berlin-Brandenburg“

Prof. Dr. Frank Bier | Fraunhofer-Institut für Biomedizinische

Technik | Potsdam

40 Schwerpunkte und nächste Maßnahmen für

die weitere Entwicklung des Handlungsfeldes

StS Dr. Wolfgang Krüger | Ministerium für Wirtschaft des Landes

Brandenburg

42 Ausblick und zusammenfassende Diskussion

Prof. Dr. Rudolf Tauber | Charité – Universitätsmedizin Berlin

44 Kontakte Referenten

45 Impressum

Inhaltsverzeichnis

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

09.00 Begrüßung und Einführung (Dr. Bruno Broich · TSB Technologiestiftung Berlin)

Plenum I: Bedeutung und Internationale Entwicklungen (Moderation: Prof. Dr. Rudolf Tauber)

09.15 Volkswirtschaftliche Relevanz von In Vitro-Diagnostik in Klinik und Prävention (Dr. Joachim Kartte · Roland Berger Strategy Consultants GmbH · Berlin)

09.35 Internationaler Stand der Forschung, neue Entwicklungen und Trends in der In Vitro-Diagnostik (Prof. Dr. Pranav Sinha · Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik · Landeskrankenhaus Klagenfurt)

10.05 Diskussion Plenum I 10.15 Kaffeepause10.45 „Entwicklung innovativer Diagnostik“ als Handlungs feld der Masterplanung für die Hauptstadtregion (Senator Prof. Dr. Jürgen Zöllner · Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung · Berlin)

Plenum II Anforderungen an die Diagnostik-Entwicklung (Moderation: Prof. Dr. Frank Bier)

11.05 Integrated Biomarker-Konzepte - worauf müssen Unternehmen vorbereitet sein? (Herbert Sucka · B·R·A·H·M·S AG · Hennigsdorf)

11.35 StrategieinternationalagierenderDiagnostika-Hersteller–welcheProfilemüssenKooperationspartner auf regionaler Ebene bieten? (Harald Borrmann · Roche Diagnostics GmbH · Mannheim)

12.05 Anforderungen aus der Klinik und medizinischer Bedarf (Prof. Dr. Mathias Müller · Kaiser Franz Josef Spital · Wien)

12.35 Diskussion Plenum II12.45 Mittagspause

Plenum III Standortbestimmung: In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg (Moderation: Prof. Dr. Ulf Göbel)

13.45 Potenziale in Wissenschaft und Industrie: Die Wertschöpfungskette In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg (Dr. Günter Peine · BioTOP Berlin-Brandenburg)

14.00 Biomarker–ScreeningundIdentifizierung(Dr. Arno Krotzky · metanomics GmbH Berlin)

14.15 Biochip-basierte Analysesysteme (Dr. Holger Eickhoff · Scienion AG Berlin)

14.30 Patientennahe Diagnosesysteme – Point-Of-Care-Diagnostik (Dr. habil. Axel Warsinke · Universität Potsdam)

14.45 Diagnostische und präventive Labormedizin – neue Konzepte der Organisation und Kooperation (Prof. Dr. Rudolf Tauber · Charité – Universitätsmedizin Berlin)

15.00 Diskussion Plenum III15.15 Kaffeepause

Plenum IV Zukünftige Entwicklungen in Berlin-Brandenburg (Moderation: Dr. Günter Peine)

15.45 Perspektiven für ein „Translationales Zentrum für Bio analytik und In Vitro-Diagnostik Berlin-Brandenburg“ (Prof. Dr. Frank Bier · Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik · Potsdam)

16.00 Schwerpunkte und nächste Maßnahmen für die weitere Entwicklung des Handlungsfeldes (StS Dr. Wolfgang Krüger · Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg)

16.20 Ausblick und zusammenfassende Diskussion (Prof. Dr. Rudolf Tauber · Charité – Universitätsmedizin Berlin)

16.45 Ende der Veranstaltung

Programm

Forschungspolitischer Dialog Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Editorial

Dr. Günter Peine BioTOP Berlin-Brandenburg

Frühzeitige, spezifische und verlässliche Diagnostik kann einen

erheblichen Beitrag zu Prävention und Therapie von Krank-

heiten leisten und ist daher angesichts der Herausforderun-

gen, vor denen unser Gesundheitssystem steht, kaum zu über-

schätzen.

Berlin-Brandenburg verfügt auf dem Gebiet „Bioanalytik und

In Vitro-Diagnostik“ über eine außerordentlich breit gefächer-

te Expertise in einer Vielzahl sehr leistungsfähiger Firmen und

Forschungseinrichtungen. Mit einer der dichtesten Klinikland-

schaften Deutschlands existiert zusätzlich ein großes Anwen-

derpotenzial.

Die „Entwicklung innovativer Diagnostika“ ist daher ein aus-

gewiesenes Handlungsfeld der technologiepolitischen Master-

planung der beiden Länder. Eine erfolgreiche Umsetzung dieser

Rahmenplanung wird gelingen, wenn Wissenschaft, Wirtschaft

und Politik sich dieser Aufgabe stellen und gemeinsam die

Entwicklung vorantreiben.

Um hier die richtigen Schwerpunkte für die Entwicklung der

Region in den nächsten Jahren zu setzen, haben wir im Rah-

men eines „Forschungspolitischen Dialogs“ sowohl die inter-

nationalen Entwicklungen, als auch die regionalen Potenziale

auf dem Feld der In Vitro-Diagnostik analysiert.

Die Veranstaltung wurde in der gemeinsamen Trägerschaft der

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und

der TSB Technologiestiftung Berlin / BioTOP Berlin-Brandenburg

durchgeführt. Sie konzentrierte sich vor allem darauf, wie noch

vorhandene Defizite in der Wertschöpfungskette beseitigt wer-

den können, damit die Anforderungen der klinischen Praxis bei

der Entwicklung marktrelevanter Produkte und Verfahren er-

füllt werden können.

Ein entscheidender Schritt in diese Richtung ist die Etablierung

des „Translationalen Zentrums für Bioanalytik und molekula-

re Diagnostik“. Dies wird die Forschungs- und Entwicklungs-

aktivitäten im Bereich der Tumor- und Herz-Kreislauf-Erkran-

kungen bündeln und hierfür als zentrale Infrastruktur eine

umfassende, höchsten Standards genügende Biobank zur Ver-

fügung stellen.

Die vorliegende Broschüre fasst die Präsentationen und Dis-

kussionsbeiträge des Forschungspolitischen Dialogs zusammen

und ermöglicht Ihnen einen informativen Kurzüberblick über

Themen, Trends und Potenziale der In Vitro-Diagnostik in Ber-

lin-Brandenburg.

Für weitergehende Fragen steht Ihnen BioTOP gerne zur Verfü-

gung.

Dr. Günter Peine

BioTOP Berlin-Brandenburg

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Neben der Medikamentenentwicklung und der regenerativen

Medizin bilden Bioanalytik und die Entwicklung darauf basie-

render diagnostischer Verfahren den dritten großen Bereich der

modernen Biotechnologie.

Die Bioanalytik umfasst dabei alle Methoden, die heute in Bio-

chemie und Molekularbiologie zur Untersuchung von biologisch

aktiven Substanzen angewendet werden. Dabei geht es neben

der Methodenentwicklung in weiten Bereichen um instrumen-

talanalytische Techniken, wie zum Beispiel chromatografische

und elektrophoretische Verfahren sowie insbesondere die Mas-

senspektroskopie.

Die In Vitro-Diagnostik entwickelt diese und weitere Methoden

fort zur Untersuchung von menschlichen Körperflüssigkeiten,

Zellen oder Gewebeteilen, die außerhalb des Körpers durchge-

führt wird, und setzt sie zur Früherkennung und zur Diagnos-

tik von Krankheiten sowie zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs

und des Therapieerfolgs ein. Zunehmende Bedeutung gewinnt

die In Vitro-Diagnostik entsprechend dem Wissensfortschritt

bei der Erkennung von Risikofaktoren und damit als Entschei-

dungsgrundlage für die Einleitung präventiver Maßnahmen.

Mit dem Einsatz von In Vitro-Diagnostika sind folgende gene-

relle Zielstellungen verbunden:

der rationale Einsatz von Arzneimitteln und Therapieverfahren,uudie Verkürzung von Krankenhausaufenthalten,uudie Verbesserung von Compliance und Patientenzufrieden-uuheit sowie

eine verbesserte Ökonomie im Gesundheitssystem.uu

Der In Vitro-Diagnostik kommt mit diesen Aufgaben und Zielen

eine zentrale Rolle in der ambulanten und stationären Kran-

kenversorgung sowie in der präventiven Medizin zu (Abb. 1).

Über die quantitative und qualitative Erfassung von diagnos-

tischen Parametern hinaus können mit den Methoden der

modernen Bioanalytik und der In Vitro-Diagnostik auch die

molekularen Grundlagen der Zell- und Gewebefunktionen –

metabolische Prozesse, Signalwege und Regulationsmechanis-

men – lebender Organismen analysiert werden. Vergleichende

Untersuchungen von Patienten und gesunden Probanden und

Untersuchungen tierischer Modelle erworbener und genetisch

bedingter Krankheiten ermöglichen die Aufklärung der Ursa-

chen von Krankheiten und schaffen hierdurch die Grundlagen

für die Entwicklung neuer Methoden der Diagnose und der Be-

handlung von Krankheiten (siehe Abbildung 1).

Forschung und Entwicklung in Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik. Entwicklungstrends – Zukünftige Themen und TechnologienDie Fortschritte der biomedizinischen Grundlagenforschung

und die Entwicklung neuer analytischer Technologien und Me-

thoden haben in den letzten Jahrzehnten zu einer außeror-

dentlichen Leistungssteigerung der In Vitro-Diagnostik in der

klinischen Praxis geführt. Beispiele sind die Entwicklung neu-

er diagnostischer Verfahren mit Hilfe monoklonaler Antikör-

per, die PCR-basierten diagnostischen Verfahren oder die Fort-

schritte in der massenspektrometrischen Analytik. Gleichwohl

fehlen weiterhin in der Praxis der stationären und ambulan-

ten Krankenversorgung wie auch in der präventiven Medizin für

eine Vielzahl von Krankheiten zuverlässige diagnostische Mar-

Einführung

Prof. Dr. Rudolf Tauber | Charité – Universitätsmedizin Berlin Dr. Günter Peine | BioTOP Berlin-Brandenburg

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

ker, welche die sichere und frühzeitige Diagnose einer Krank-

heit ermöglichen. Diese tragen zur Prognoseabschätzung und

zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs bzw. zur Therapiekontrolle

bei oder ermöglichen eine Erkennung von Krankheitsrisiken vor

Ausbruch einer Erkrankung und damit deren Prävention.

Die Sequenzierung des humanen Genoms, die Identifizierung

und Charakterisierung der primären und sekundären Genpro-

dukte wie des Proteoms und des Glycoms und die Erforschung

des Metaboloms führen gegenwärtig zur Identifizierung ei-

ner Fülle potenzieller neuer Biomarker in Geweben, Zellen und

Körperflüssigkeiten. Aus diesen Ergebnissen der Grundlagen-

forschung werden neue diagnostische Parameter auf den ver-

schiedenen biologischen Hierarchieebenen zugänglich, welche

die Ableitung neuer diagnostischer Strategien ermöglichen.

Folgenden Gebieten der Diagnostikentwicklung kommt gegen-

wärtig besondere Bedeutung zu:

Genom-basierte DiagnostikuuProteom-basierte DiagnostikuuGlycom-basierte DiagnostikuuMetabolom-basierte Diagnostikuu

Auch der rasche Fortschritt bei der Entwicklung von Methoden

und Technologien eröffnet neue Möglichkeiten für die In Vitro-

Diagnostik. Im Vordergrund stehen gegenwärtig die folgenden

Trends in der Technologieentwicklung:

Patientennahe Diagnosesysteme (Point-Of-Care), SelbsttestsuuBiochip-basierte Analysesysteme („Lab-on-the-chip“)uu3D Protein-Mikroarrays und durchflusszytometrische uuBestimmungen

MassenspektrometrieuuLaborautomationuuWebbasiertes Datenmanagement und drahtlose uuKommunikation

Softwareentwicklung und Parameteralgorithmenuu

Chip- oder Array-Technologien gewinnen zunehmend an Be-

deutung bei der Entwicklung neuer In Vitro-diagnostischer

Ansätze. Sie können für Genexpressionsanalysen und Geno-

typisierungen (Resequencing) wie auch für die Analyse von

Proteinen eingesetzt werden. Es gibt bereits vielversprechende

Ansätze für den Einsatz von Mikroarrays in der Proteinanalytik

und im Bereich der Antikörper-basierten In Vitro-Diagnostik,

so dass davon ausgegangen werden kann, dass die technologi-

sche Revolution der Miniaturisierung und hochparallelen Ver-

arbeitung von biologischen Daten fortschreiten wird.

Die Erweiterung des Spektrums diagnostischer Parameter ins-

besondere der molekulargenetischen Marker in Kombination

mit den Möglichkeiten der gleichzeitigen Erfassung einer Viel-

zahl von Parametern mit Hilfe der Array-Technologien eröffnet

Wege einer individualisierten Diagnostik, die auf die Beson-

derheiten jedes einzelnen Patienten abgestimmt ist. Sie ist von

besonderem Interesse zum einen für die Erfassung von Risiko-

faktoren in der präventiven Medizin, zum anderen als Grund-

lage für die Entwicklung der auf ein Individuum maßgeschnei-

derten Pharmakotherapie.

F&E auf dem Gebiet der Bioanalytik und der In Vitro-Diagnostik

werden auch durch den zunehmenden Bedarf an In Vitro-Dia-

gnostik in der präventiven und kurativen Medizin vorangetrie-

ben. Hierfür sind mehrere Faktoren verantwortlich:

DemografischeEntwicklung.uu Angesichts der demografischen

Entwicklung bei gleichzeitiger Zunahme von Risikofaktoren

wie ungesunde Ernährung treten Krankheitsbilder (z. B.

M. Alzheimer) in den Vordergrund, die bislang nur kleine-

re Bevölkerungsgruppen in höherem Lebensalter betroffen

haben.

Zunehmende Bedeutung der Prävention.uu Mit Hilfe moderner

Diagnostika können zunehmend Risikofaktoren für zahlrei-

che Krankheiten vor ihrem Ausbruch erkannt werden. Durch

geeignete Präventions- und frühzeitige Therapiemaßnahmen

kann der Ausbruch von Krankheiten verhindert oder ihr Ver-

lauf gemildert werden. Gleichzeitig tritt der Wunsch in den

Abbildung 1: Die zentrale Rolle der In Vitro-Diagnostik im Gesundheitswesen

Qu

elle

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Anteil an der Diagnosefindung

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Anamnese

Untersuchung

Histologie

Röntgen

Zytologie

Endoskopie

klinisches Labor

Bakteriologie

EKG

Serologie

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Vordergrund, sich durch verbesserte Vorsorge bis ins hohe

Alter fit und leistungsfähig zu halten.

Pathogenese vieler Erkrankungen wird zunehmend ver-uustanden – Kausale bzw. regenerative Therapie für viele Krankheiten wird möglich. Die molekulare Medizin klärt

zunehmend die Ursachen bislang nicht verstandener Krank-

heiten auf. Hieraus ergeben sich neue Ansatzpunkte für die

Therapie bislang nicht behandelbarer Krankheitsbilder. Neue

Medikamentengenerationen eröffnen die kausale bzw. kura-

tive Therapie der Krankheitsursachen.

Personalisierte Medizin.uu Die meisten Krankheiten sind mul-

tifaktoriell. Daher wirken bestimmte Medikamente nur bei

einem Teil der Patienten. Weiterhin ist die therapeutische

Wirksamkeit und das Auftreten von unerwünschten Neben-

wirkungen von genetischen Faktoren abhängig, welche die

Pharmakokinetik und -dynamik beeinflussen (Pharmakoge-

netik). Mit Hilfe der In Vitro-Diagnostik kann das geeignete

Präparat und die für jeden Patienten optimale Dosierung

gefunden und der Therapiefortschritt laufend überwacht

werden.

Kostendruck im Gesundheitswesen.uu Das Gesundheitsbudget

ist begrenzt. Zahlreiche Studien belegen, dass die In Vitro-

Diagnostik durch die mit ihrer Hilfe ermöglichte frühzeitige

Erkennung von Krankheiten und durch die Kontrolle des

Therapieerfolgs zu einer erheblichen Kostensenkung beiträgt.

Weiterhin ist es erforderlich, dass nur Medikamente ein-

gesetzt werden, die bei einem individuellen Patienten mit

hoher Wahrscheinlichkeit zur Heilung oder Linderung führen.

Moderne diagnostische und therapeutische Verfahren liefern

hier einen signifikanten Beitrag zur Kostenreduktion.

Wirtschaftliche BedeutungDer Markt für In Vitro-Diagnostik umfasst im Wesentlichen die

Segmente Point-Of-Care (POC, patientennahe Analysesysteme),

Immunoassays/Molekularbiologie, Hämatologie, Koagula tion,

klinische Chemie und Mikrobiologie (Frost&Sullivan, 2004).

Nach dieser Studie weist der weltweite Markt folgende Merk-

male auf:

Die Segmente Immunologie, klinische Chemie und Blut-uuzucker-Selbsttests machen 67 % des Marktes aus. Die am

schnellsten wachsenden Segmente sind POC und molekular-

biologische Diagnostik von Mikroorganismen.

Die Länder USA, Japan und Deutschland bilden 63 % des uuWeltmarktes, die am schnellsten wachsenden Märkte befin-

den sich in China, Taiwan und Korea.

Automatisierung, Miniaturisierung und Informationsma-uunagement werden zukünftig die wichtigsten Wachstumstrei-

ber sein.

Die Entwicklung „personalisierter Medizin“ und entspre-uuchender Diagnoseverfahren werden den Markt mittelfristig

erreichen.

Für den Weltmarkt prognostizierten Frost&Sullivan ein durch-

schnittliches jährliches Wachstum bis 2010 von 7,1 %, in Eu-

ropa von 7,9 %. Damit wird der Gesamtumsatz 2010 in Euro-

pa etwa 9,8 Mrd. USD betragen (siehe Abbildung 2), wobei die

höchsten Umsätze in der EU durch die Märkte in Deutschland,

Italien und Frankreich generiert werden. Deutschland ist in-

nerhalb der EU der größte Markt.

Der Point-Of-Care-Markt gehört bereits heute zu den bedeu-

tendsten Marktsegmenten und schließt die Bereiche Diabetes,

Koagulation, Fertilität, Hämatologie, Herz/Kreislauf und ande-

re ein. Der Bereich Diabetes bildet den größten Teilmarkt in-

nerhalb des Marktes für POC-Analysen in Europa. Etwa zwei

Drittel des Diabetes-Marktes bilden POC-Diagnosen, das ande-

re Drittel ergibt sich aus zentral durchgeführten Labor analysen.

Frost&Sullivan prognostizieren eine Entwicklung des Gesamt-

marktes Diabetes von derzeit 265 Mio. USD (2004) auf 362 Mio.

USD (2011).

Abbildung 2: Umsatzentwicklung IVD Markt (Europa) | 2000-2010

Qu

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Gesamtumsatz IVD MarktDurchschnittliches jährliches Wachstum 2003-2010: 7,9%

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Gemessen an den (GKV-)Gesamtausgaben von rund 144 Mrd.

Euro in Deutschland im Jahr 2003 umfasste der Einsatz von In

Vitro-Diagnostik in den Laborbereichen der ambulanten Ver-

sorgung sowie im Krankenhausbereich zusammen ein Volumen

von etwa 3,2 Mrd. Euro (siehe Abbildung 3).

Der Gesamtmarkt für Diagnostik in Deutschland (2003:

1,75 Mrd. Euro) wird mit rund einem Drittel des Umsatzes do-

miniert durch den Einsatz von Teststreifen als wichtigem Teil-

bereich der POC-Diagnostik (siehe Abbildung 4).

Die weitere Entwicklung der Märkte wird unter anderem ge-

prägt sein durch Indikationen im Bereich der Demenz- sowie

ernährungsbedingten Erkrankungen, die mit der demografi-

schen Entwicklung und einer ungesunden Lebensweise stärker

in den Vordergrund getreten sind.

Die In Vitro-Diagnostikindustrie besteht weltweit zum größten

Teil aus einer Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen.

Die Anzahl der Firmen, die weltweit Reagenzien, Diagnostika

und Diagnostikgeräte anbieten, wird hierbei vom Verband der

Diagnostika Industrie (VDGH) auf 400–500 geschätzt. Der Markt

wird jedoch von etwa 6–7 großen Anbietern dominiert, de-

ren Marktanteile am europäischen Gesamtmarkt 2003 sich wie

folgt aufgliedern:

Roche Diagnostics 14 %uuDade Behring 13 %uuAbbott Diagnostics 11 %uuBeckmann Coulter 10 %uuBayer Diagnostics 9 %uuBioMerieux 8 %uuJohnson&Johnson 6 %uuAndere 29 %uu

Der Fokus dieser Großunternehmen liegt dabei auf kompletten

Systemlösungen. Innovative, neue Technologien werden auf-

grund der hohen Kosten und des langen Entwicklungszeitrau-

mes meist nur von diesen großen Unternehmen entwickelt. Um

erfolgreich auf dem Markt bestehen zu können, müssen sich

daher kleine und mittlere Unternehmen meist frühzeitig einen

starken strategischen Produktions- und Vertriebs-Partner suchen.

Einige Nischenanbieter – darunter Bio-Rad Laboratories, Dia-

gnostic Products Corporation, Gen-Probe, Sysmex, TheraSense

und Cytyc – konnten sich in spezifischen Marktsegmenten wie

der Molekulardiagnostik, einigen Subsegmenten der Immun-

diagnostik, Selbsttests sowie den patientennahen Diagnostik-

Produkten am Markt etablieren und weltweit ein hohes Wachs-

tum erzielen (Ernst&Young, 2005).

Potenziale der Region Berlin-BrandenburgDie Biotechnologie in Berlin-Brandenburg hat sich seit Mit-

te der 90er Jahre rasant entwickelt und nimmt nunmehr in

Deutschland wissenschaftlich und wirtschaftlich eine Spitzen-

stellung ein. Die Bioregion ist mit mehr als 12.000 Arbeitsplät-

zen (3.500 bei KMU, 5.000 in der Wissenschaft, 4.000 in der

Pharmaindustrie und bei Dienstleistern) modellhaft für den

Erfolg der Hauptstadtregion im Wettbewerb der Wirtschafts-

regionen, für die Transformation zur wissensbasierten Öko-

nomie und für das Zusammenwachsen der Länder Berlin und

Brandenburg.

Der Bereich Diagnostik ist eines von acht besonders ausge-

wiesenen Handlungsfeldern der gemeinsamen Masterplanung

der Länder Berlin und Brandenburg in den Bereichen Bio-

technologie und Biomedizin. Aufbauend auf der leistungsfä-

higen Grundlagenforschung auf den Gebieten Biomarker und

Targetidentifizierung/-validierung tragen insbesondere die Bio-

analytik, die Strukturbiologie sowie die funktionelle Genom-

forschung zur Entwicklung der In Vitro-Diagnostik bei. Durch

die hochleistungsfähige, international ausstrahlende Univer-

sitätsmedizin ist die medizinische Forschung in der gesamten

Breite von der medizinischen Grundlagenforschung bis zur kli-

nischen Forschung hervorragend vertreten.

Im wissenschaftlichen Bereich verfügen eine Reihe von inter-

national herausragenden universitären und außeruniversitä-

ren Forschungseinrichtungen über ausgewiesene Expertisen bei

der Aufklärung molekularer Grundlagen für das Verständnis der

Abbildung 3: GKV-Ausgaben 2003: 144,5 Mrd. Euro (im Vorjahr 142,3 Mrd. Euro)

Qu

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Arzneimittel 24,196 (23,44) +0,25%

Zahnärzte/-ersatz 11,786 (11,492) +2,6%

Heil- und Hilfsmittel 9,257 (9,304) -0,2%

Sonstiges 13,165 (14,062) -6,4%

Verwaltung 8,039 (8,019) +3,0%

Krankengeld 6,968 (7,56) -7,4% davon Laboranteil 1,48 (1,47)

Krankenhaus 46,845 (46,152) +1,8%

davon Laboranteil 1,75 (1,72)

Ärztliche Bandlung 24,276 (22,309) +2,7%

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Pathogenese von Krankheiten, der Struktur-Funktionszusam-

menhänge von Biomolekülen, auf dem Gebiet der Technolo-

gieentwicklung sowie in der Entwicklung von praxistauglichen

Diagnostika-Tools. Darüber hinaus bestehen große Erfahrungen

in der Automatisierung, Parallelisierung und Miniaturisierung

und klinischen Erprobung von Analyse-/Diagnoseverfahren.

Forschungsinstitutionen mit Bezug zur Bioanalytik und Dia-

gnostikaforschung sind unter anderem:

Freie Universität BerlinuuHumboldt-Universität zu BerlinuuCharité - Universitätsmedizin BerlinuuTechnische Universität BerlinuuUniversität PotsdamuuMax-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) uuBerlin-Buch

Robert Koch-InstitutuuMax-Planck-Institut für InfektionsbiologieuuDeutsches Rheuma-Forschungszentrum BerlinuuMax-Planck-Institut für Molekulare GenetikuuKonrad-Zuse-Zentrum für InformationstechnikuuDeutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE)uu

sowie zur Technologieentwicklung:

Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technikuu

Die Charité - Universitätsmedizin Berlin nimmt in Forschung

und Entwicklung sowie zusammen mit den Vivantes- und He-

lios-Kliniken in der klinischen Anwendung einen besonderen

Stellenwert ein. F&E sind auf dem Gebiet der In Vitro-Diagnos-

tik in mehreren der CharitéCentren vertreten. Mit dem Charité-

Centrum 5 für diagnostische und präventive Labormedizin be-

sitzt die Charité ein Zentrum, das zusammen mit klinischer

Pharmakologie/Toxikologie (CharitéCentrum 4), mit Humange-

netik (CharitéCentrum 17), mit klinischer Immunologie (Chari-

téCentrum 12) und mit Neurologie (CharitéCentrum 15) das ge-

samte Spektrum der In Vitro-Diagnostik in Lehre, Forschung

und Krankenversorgung vertritt. Flankiert werden diese For-

schungsaktivitäten durch eine Reihe von Sonderforschungs-

bereichen, klinischen Forschergruppen und Forschergrup-

pen, deren Ergebnisse Grundlagen für die Weiterentwicklung

der Bioanalytik wie auch für die Forschung und Entwicklung

auf dem Gebiet der In Vitro-Diagnostik darstellen. Hierzu zäh-

len neben anderen beispielsweise der SFB 449 „Struktur und

Funktion membranständiger Rezeptoren“, der SFB Transregio

19 „Inflammatorische Kardiomyopathie“, der SFB 633 „Induk-

tion und Modulation T-zellvermittelter Immunreaktionen im

Gastrointestinaltrakt“ und der SFB 577 „Molekulare Grundla-

gen klinischer Variabilität monogen bedingter Krankheiten“.

Von großer Bedeutung für den Technologietransfer und die Ko-

operation mit der Wirtschaft sind unter anderem eine Reihe

von Netzwerken (z. B. BioHyTec, Nutrigenomik, Glykostruktur-

fabrik, Proteinstrukturfabrik, RNA-Netzwerk und Präsympto-

matische Tumordiagnostik) sowie weitere Forschungs- bzw.

Forschungs- und Anwendungsverbünde (InnoProfil „Integrier-

te Proteinchips für die Point-Of-Care-Diagnostik”, InnoProfil

„Glycoanalytik und Glycodesign“ und Wachstumskern „BioRe-

sponse“). Erst kürzlich ist es gelungen, mit Unterstützung des

Landes Brandenburg ein mit GA-Mitteln gefördertes Verbund-

Netzwerk im Bereich In Vitro-Diagnostik zu gründen (Diagnos-

tikNet-BB).

Die Region verfügt durch die deutschlandweit in dieser Dich-

te einmalige Kliniklandschaft über ein breitgefächertes Patien-

tenkollektiv (Stadt-/Landbevölkerung, breites Spektrum von

Patienten ausländischer Herkunft), das nahezu alle für die Ent-

wicklung marktrelevanter Diagnostika wichtigen Indikations-

gebiete abdeckt. In der Region Berlin-Brandenburg gibt es

seit Anfang der 90er Jahre Unternehmen, die Dienstleistungen

oder Produkte aus dem Bereich Bioanalytik und In Vitro-Dia-

gnostik anbieten. Die überwiegende Mehrzahl der Unterneh-

men hat sich jedoch erst gegen Ende der 90er Jahre gegründet.

Etwa 50 Biotech-Unternehmen zzgl. weiterer rund 50 Medizin-

technik-Unternehmen gehören derzeit zum Themenfeld. Dazu

zählen Anbieter von bioanalytischen und diagnostischen Test-

systemen, Gerätehersteller und Dienstleister.

Abbildung 4: In Vitro-Diagnostik-Markt Deutschland 2003 nach Produktsegmenten (bezogen auf Reagenzien gesamt)

Gesamtmarkt der Diagnostika-Industrie in Deutschland 2003 = 1,755 Mrd. Euro (+1,7% gegenüber 2002 = 1,725 Mrd. Euro) Qu

elle

: VD

GH

, 15.0

3.2

004

Teststreifen Klinische Chemie 545,0 Mio. Euro +6,1% (513,5)

Klinische Chemie 141,7 Mio. Euro -2,4% (145,2)

Hämatologie 211,5 Mio. Euro +0% (211,5)

Bakteriologie 80,7 Mio. Euro -1,3% (81,8)

Infektiöse Immunologie 161,6 Mio. Euro -1% (163,3)

Immunchemie incl. Genetic Testing 409,6 Mio. Euro -1% (410,5)

Geräte 204,7 Mio. Euro 11,7%

Reagenzien 1,55 Mrd. Euro 88,3%

Page 10: Forschungspolitischer Dialog Potenziale und Perspektiven ... · 15.45 Perspektiven für ein „Translationales Zentrum für Bio analytik und In Vitro-Diagnostik Berlin-Brandenburg“

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Der überwiegende Teil der in der Region entwickelten Testsys-

teme sind PCR-basierte oder immunchemische Nachweisme-

thoden. Beide Technologien gelten inzwischen als Stand der

Technik. Was diese Testsysteme jedoch auszeichnet, sind die

verwendeten Biomarker, auf denen diese Systeme beruhen.

Technologisch anspruchsvoll sind die Ansätze der Epigenomics

AG und der Metanomics GmbH. Beide Unternehmen entwickeln

völlig neue Technologien, bei denen sie über einen beträchtli-

chen Know-how Vorsprung verfügen.

Mit Bayer Schering Pharma, Menarini Diagnostics und der

B.R.A.H.M.S AG befinden sich auch etablierte und internatio-

nal agierende Unternehmen am Standort. Medizingeräte-Her-

steller wie Siemens und Philips sind als wichtige Kooperations-

partner eingebunden.

Abbildung 5 fasst das wirtschaftliche Umfeld sowie auch die

Vielzahl der in der Region vorhandenen Schnittstellen zur bild-

gebenden Diagnostik (In Vivo-Diagnostik) zusammen.

Die Wertschöpfungskette „In Vitro-Diagnostik“ ist in Berlin-

Brandenburg weitgehend geschlossen. Folgende Glieder der

Wertschöpfungskette sind in Berlin-Brandenburg leistungs-

fähig vorhanden und bereits teilweise gut vernetzt (zum Teil

auch in enger Kooperation und Synergien mit In Vivo-Diagnos-

tik-Forschung, vgl. Abbildung 6) :

Grundlagenforschunguu z. B. Genetik, Biochemie, Biophysik,

Physiologie, Informatik, Bioinformatik, Medizin

Klinische Forschunguu Schwerpunkte: Aufklärung der Ursachen

hereditärer und erworbener Krankheiten und der patho-

physiologischen/biochemischen Prozesse in Patienten und

Modellorganismen, Identifizierung und Charakterisierung

von Biomarkern auf der Ebene von Genom, Proteom, Glycom,

Metabolom

Klinisch-angewandte Forschunguu Untersuchung der klini-

schen Wertigkeit von Biomarkern für Diagnose, Prognose und

Prävention

Technologieforschung und Methodenentwicklung ein-uuschließlich BioinformatikKlinische Prüfungenuu neuer Diagnostika, neuer Analysensys-

teme, neuer Informationstechnologien

Klinische Anwendunguu

Ausbaufähige Bereiche der Wertschöpfungskette sind vor al-

lem Produktion und Vertrieb von Diagnostika und Analysen-

systemen sowie die Verfügbarkeit von Biobanken (siehe Abbil-

dung 6).

Das Handlungsfeld „Entwicklung innovativer Diagnostika“ im Rahmen des Masterplans „Biotechnologie und Biomedizin“Im Rahmen des Strategischen Dialogs zwischen Wirtschaft, Wis-

senschaft und Politik wird unter Federführung der Senatsver-

waltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen sowie der TSB

Technologiestiftung Berlin die Kohärente, zwischen dem Berli-

ner Senat, der TSB, der Investitionsbank Berlin, der Berlin Part-

ner GmbH und der IHK Berlin abgestimmte Innovationsstrate-

gie des Landes Berlin weiterentwickelt (Quadriga-Prozess). Auf

der Ebene der beiden Länder wird diese mit dem Landesinno-

vationskonzept des Landes Brandenburg abgestimmt.

Im Rahmen des Quadriga-Prozesses ist der Masterplan „Bio-

technologie und Biomedizin“ entwickelt worden, der Perspek-

tiven, Strategien und Maßnahmen für das gemeinsame Kom-

Abbildung 5: Wertschöpfungskette Molekulare Diagnostik in Berlin-Brandenburg

Grundlagen-forschung

Therapeut.Targets

Biomarker

MDCCharité

MP-MG/IBFMP

FU, HU

BayerSchering

B.R.A.H.M.SEpigenomics

Patho-logie/

keine Stan-dardisierung

Bio-Banken

FhG-IBMTUni Potsdam

MP-MGCharité

B.R.A.H.M.SKMU

In-VitroDiagnostik

In Vivo-Diagnostik

DHZBMDC

(ECRC)

BayerSchering

Tiermodelle

Charité

BayerSchering

Biotech/MedTech

KMU

Kontrast-mittel

PTBOpTecBB

ZIB

MedTech

PhilipsSiemens

Frey GmbH

Geräte/Software

Nat.Ethikrat

TU Berlin

GesellschaftenVW

Bewertung

KKS-CCharité

Vivantes

ParexelHelios

Research C.

klinischePrüfungen f.Diagnostika

klinische Anwendungen

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

petenzfeld formuliert und konkrete Handlungsfelder definiert.

In dieser Hinsicht ist der Masterplan auch Bestandteil der Mas-

terplanung für die Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg.

Das länderübergreifende Aktionszentrum BioTOP Berlin-Bran-

denburg koordiniert die Aktivitäten und Maßnahmen bei der

Umsetzung der Masterplanung zur Entwicklung des Kompe-

tenzfelds Biotechnologie/Biomedizin.

Die strategische Zielsetzung bei der Entwicklung des Hand-

lungsfelds „Entwicklung innovativer Diagnostika“ besteht da-

rin, die Wertschöpfungskette zu optimieren, noch vorhande-

ne Schwächen in der Wertschöpfungskette zu beseitigen, die in

der Region vorhandenen Expertisen u. a. in den Bereichen Ge-

nomforschung, Bioanalytik und molekulare Medizin zu bün-

deln und sie zu nutzen, um systematisch die Entwicklung und

Produktion innovativer Diagnostika voranzutreiben.

Zentrale Maßnahmen sind daher folgende:

Erarbeitung einer „Road Map“ für die Entwicklung innovati-uuver Diagnostika, die die erforderlichen konkreten Zielsetzun-

gen und Schritte beschreibt

Konzeption und Umsetzung eines „Translationalen Zentrums uufür Bioanalytik und molekulare Diagnostik“ unter besonderer

Abbildung 6: Umfeld/Schnittstellen in Berlin-Brandenburg

Integrative BiowissenschaftenPhysiologie

Pharmakologie

ApplicationsTechnologien

PrimärdatenStrukturdaten

Software(Bildverarbeitung,

Data Mining)

KoordinationszentrumKlinische Studien

(KKS)

Imaging Geräte :Optische Verfahren

PTB

Pharma (Kontrastmittel)Medizinische Chemie

RadiochemieMolekularbiologie

in VitroDiagnostischeTechnologienGenom-Daten

Molekulare Marker

Microassay Microarray

Lab-on-Chip

Molekulare Bildgebung Mensch

MRT | Spiral CTPET / CT

Optische Technologien

Mikro-Imaging Systeme Tier(Mikro-PET, Mikro-CT,

Optical Imaging)

Bayer ScheringKMU

ECRCBerlin Heart

BioHyTec | BioProfilInnoRegio Buch

RZPD | PSF | NGFN

Konrad Zuse-Zentrum CROs | Parexel

Philips | SiemensOptec BB

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Berücksichtigung chronischer, alters- und ernährungsbe-

dingter Krankheiten

Unterstüzung der im Bereich In Vitro-Diagnostik tätigen uuUnternehmen beim Markteintritt

Die kürzlich erfolgte Gründung des Berlin-Brandenburgischen

Netzwerks „DiagnostikNet-BB“, das Unternehmen, Forschungs-

einrichtungen und klinische Partner vereinigt, bildet eine aus-

gezeichnete Grundlage dafür, die vorhandenen Expertisen in

den verschiedenen Schwerpunktbereichen der Diagnostika-

Entwicklung zusammenzuführen und frühzeitig die Anwen-

der von In Vitro-Diagnostik in den Forschungs- und Entwick-

lungsprozess einzubeziehen. Damit ist ein wichtiger Schritt

zur Strukturierung des Handlungsfelds vollzogen worden, dem

sich der Forschungspolitische Dialog als nächster Schritt bei der

Umsetzung der Masterplanung anschließt.

Ziele des Forschungspolitischen DialogsDie in gemeinsamer Verantwortung von TSB und Senatswis-

senschaftsverwaltung durchgeführte Veranstaltungsreihe For-

schungspolitischer Dialog ist ein Baustein des Strategischen

Dialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu Hand-

lungs- und Politikfeldern mit besonderer Bedeutung für die

Entwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts.

Eine erfolgreiche Umsetzung dieser innovationspolitischen

Rahmenplanung und der darin verankerten Maßnahmen ist

grundsätzlich nur möglich, wenn Wissenschaft, Wirtschaft und

Politik konzertiert diesen Prozess vorantreiben bzw. unter-

stützen. Senator Prof. Dr. Jürgen Zöllner wird daher das Hand-

lungsfeld in seinen Grundzügen vorstellen.

Auf dieser Grundlage wollen wir im Rahmen des Forschungs-

politischen Dialogs folgende Aspekte analysieren:

Wohin geht die internationale Entwicklung in den nächsten uu5 bis 10 Jahren?

Welche Anforderungen sind an die Entwicklung von markt-uurelevanten Produkten zu stellen?

Über welche Potenziale, Assets und Strukturen verfügt die uuRegion?

Wie kann sich die Region vor diesem Hintergrund in den uunächsten Jahren entwickeln, auch in struktureller Hinsicht?

Die aktive Teilnahme des Staatssekretärs für Wirtschaft des Lan-

des Brandenburg, Dr. Wolfgang Krüger, hebt die gleichermaßen

hohe Bedeutung dieses Themenbereichs für die Life Science-

Industrie beider Länder hervor und bringt gleichzeitig den en-

gen Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Wissenschaft auf

politischer Ebene zum Ausdruck.

Quellen:

Frost & Sullivan (2004): Strategic Analysis of the European In Vitro Diagnostics Market

Ernst & Young (2005): Deutscher Biotechnologie-Report

G. Reger et al. (2007): Szenarioanalyse – Bioanalytik und in vitro Diagnostik in Berlin-

Brandenburg – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen, Shaker-Verlag, Aachen

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

„Entwicklung innovativer Diagnostik“ als Handlungsfeld der

Masterplanung für die Hauptstadtregion

Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner

Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung

des Landes Berlin

Das Land Berlin sieht den Bereich des Wissenstransfers sowie

der Kooperation zwischen der Wirtschaft und der Wissenschaft

als einen entscheidenden Schwerpunkt in der zukünftigen

Weiterentwicklung der Hauptstadt-Region. Diese Entwicklung

wird für ganz Deutschland von finanzieller und ökonomischer

Bedeutung sein und dem Wohlergehen der Menschen dienen.

Dieser Prozess kann nicht allein von der Politik bewältigt wer-

den und nicht allein von den Wissenschaftlern aus den Univer-

sitäten und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Wir alle müssen erkennen, dass Wissenschaft kein Selbstzweck

ist, sondern zur ökonomischen und persönlichen Weiterent-

wicklung der Gesellschaft die einzig richtige Perspektive ist.

Entscheidend bei diesem Prozess ist die Bereitschaft der Par-

teien, aufeinander zuzugehen. Wenn es zu einem Aufeinan-

der-Zugehen kommt, dann kann die Politik eine moderierende

Rolle übernehmen. Die Berliner Politik will diesen notwendi-

gen Weg nicht nur begleiten, sondern auch unterstützen.

Der Senat von Berlin will in diesem zentralen Bereich der Ge-

sundheitswirtschaft durch Dialog einen entscheidenden Schritt

weiter kommen. Dazu dient auch der Forschungspolitische Di-

alog. Zentrales Ziel dieses Dialogs ist es, die Region Berlin-

Brandenburg zu einem internationalen Kompetenzzentrum in

ausgewählten Technologiefeldern weiter zu entwickeln. Dazu

müssen wir die Leistungsfähigkeit dieses Standorts darstellen

und notwendige Struktur verbessernde Maßnahmen und Leit-

projekte für das Zusammenwirken zwischen Wissenschaft und

Wirtschaft herausarbeiten.

Schwerpunktsetzung und Infrastrukturmaßnahmen haben die

wirtschaftliche Entwicklung zweifelsohne positiv beeinflusst.

Die Region verfügt mit ihren Biotechnologie Parks über das

quantitativ und qualitativ beste Angebot für KMUs in Deutsch-

land. Berlin-Brandenburg verfügt mit mehr als 170 über die

meisten Biotech-Unternehmen in Deutschland mit insgesamt

mehr als 3.000 Arbeitsplätzen. Die Region soll weiter zu einem

weithin sichtbaren Gesundheitsstandort entwickelt werden.

In einem hierfür entwickelten Masterplan für die Entwicklung

weiterer Wachstumspotenziale werden Maßnahmen in ver-

schiedenen Handlungsfeldern vorgesehen, unter anderem die

Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Das Kompetenz-

feld Biochemie ist ein maßgeblicher, wenn nicht der entschei-

dende Faktor für die Gesundheitsregion.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Ein erster Erfolg auf diesem Weg ist die Etablierung eines Netz-

werks für Wirkstoff-Forschung, das Wirkstoffsubstanzen für

pharmakologisch relevante Targets identifiziert und durch prä-

klinische und klinische Studien zu pharmazeutischen Wirkstof-

fen qualifizieren soll. Ziel ist es, die Wertschöpfungskette abzu-

bilden und den Übergang von der Wissenschaft in Arzneimittel

zu befördern. Federführend bei dieser Initiative sind die Chari-

té, das FMP und BioTOP, unterstützt von weiteren Forschungs-

einrichtungen und Unternehmen.

Die Wachstumsrate des Forschungsetats wird im nächsten

Haushalt bei mehr als 10 % liegen, was deutlich den Durch-

schnitt des Gesamthaushalts übersteigt. Wenn man die zusätz-

liche Kofinanzierung berücksichtigt, werden damit während

dieser Legislaturperiode in diesen Bereich zusätzlich eine halbe

Milliarde Euro fließen.

Dieses Geld allein wird dennoch nicht reichen. Es wird nur Er-

folge geben, wenn die Wissenschaft sich zu einem stärkeren

Qualitätssprung in der Zusammenarbeit entschließt und wenn

es gelingt, Dialogveranstaltungen wie diese nicht als Einzeler-

eignisse im Raum stehen zu lassen, sondern konkrete Koope-

rationen zu bilden. Es sei mir der Hinweis gestattet, dass man

die Win-Win-Situation auf beiden Seiten innerlich akzeptie-

rend bejahen muss. Die Kooperationen müssen nachfrage-

orientiert von der Wirtschaft gelenkt werden. Dann wird es

auch Erfolge geben.

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Volkswirtschaftliche Relevanz von In Vitro-Diagnostik in

Klinik und Prävention

Dr. Joachim Kartte

Roland Berger Strategy Consultants GmbH

Berlin

Wert der DiagnostikWenn man über die volkswirtschaftlichen Potenziale der Bio-

Analytik und der In Vitro-Diagnostik spricht, muss man über

die Potenziale des Gesundheitsmarktes an sich sprechen. Bei-

des ist sehr eng verknüpft.

Gesundheit ist, ebenso wie die Diagnostik, nicht nur Kosten-

faktor. Einerseits können durch Diagnostik und Prävention Kos-

teneinsparungen erzielt werden. Eine aktuelle Studie des In-

stituts für Gesundheitsökonomie und Prävention1 zeigt, dass

durch Prävention eine Kosten einsparung in Höhe von 65 Mrd.

Euro im Jahr 2002 erzielt werden konnte. Zum anderen ist Dia-

gnostik in der Lage, Therapieeffizienz zu kontrollieren.

Diagnostik kann auch zur Lebensverlängerung beitragen. Die

Aus wertung einer großen deutschen gesetzlichen Krankenver-

sicherung hat ergeben, dass sich mit zunehmendem Alter die

Kosten für das letzte Lebensjahr reduzieren. Volkswirtschaft-

lich interessant ist weiterhin die Frage nach den Kosten der Le-

bensverlängerung, aber auch nach dem Nutzen für das Brutto-

inlandsprodukt (BIP). Wer länger arbeitet, kann mehr zum BIP

beitragen, das ist die einfache Grundformel. Und schließlich ist

der Wert der Lebensverlängerung ein eigener, der eine beson-

dere Betrachtung verdient.

Die ChancenGemäß der ökonomischen Zyklen von Kondratieff und Nefi-

odow befinden wir uns im Zeitalter der „Psychosozialen Ge-

sundheit“. Der Sektor „Gesundheit“ kann 12–15 % Anteil am

BIP erreichen.

Von den volkswirtschaftlichen Gesamtausgaben von 260 Mrd.

Euro für Gesundheit entfielen bereits 2003 etwa 49 Mrd. Euro

auf den zweiten Gesundheitsmarkt. Darunter verstehen wir den

Anteil, der außerhalb der PKV- und GKV-Leistungen selbst – also

aus eigener Tasche – finanziert wird.

1 Henke, Martin: Perspektiven der molekularen Diagnostik für Public Health und die Ge-sundheitswirtschaft (2007)

Davon werden 29 Mrd. Euro in der Statistik für Gesundheits-

ausgaben erfasst, ca. 20 Mrd. Euro entfallen auf weitere Kon-

sumbereiche mit Gesundheitsbezug, insbesondere auf Fitness,

Wellness, Bio-Lebensmittel oder Functional Food.

Man kann davon ausgehen, dass bis 2020 der gesamte Gesund-

heitsmarkt auf ein Markt volumen von 453 Mrd. Euro anwachsen

wird. Der zweite Gesundheitsmarkt wird also eine wesentliche

Säule auf dem Gesamtmarkt sein. Er wächst mit jährlich 6 %, der

Bereich Prävention dabei am stärksten.

Bereits heute ist jeder Erwachsene im Bundesdurchschnitt be-

reit, pro Jahr für 1.100 Euro zusätzlich „Gesundheit einzu-

kaufen“. Von 1.000 Befragten nannten 66 % Vorsorgeun-

tersuchungen als interessantes Feld. Doch noch fehlen die

passenden Angebote, um tatsächlich mehr für Gesundheit aus-

zugeben. Diese Zahl sollte in der Diagnostik als Chance gesehen

werden. Nicht der Anteil von 2,2 % der Diagnostik am GKV-Vo-

lumen ist entscheidend, sondern die genannte Bereitschaft zu

selbst finanzierten Leistungen. Hier muss man über Geschäfts-

modelle nachdenken, die außerhalb der GKV angesiedelt sind.

Segmentierung der Bevölkerung in KonsumgruppenZum Betrachten eines Marktes ist es sinnvoll, diesen in einzel-

ne Konsumentengruppen einzuteilen. Diese Einteilung haben

wir auf dem Gesundheitsmarkt wie folgt vorgenommen

(die Verhaltensweisen, die Werte und die Konsumtypen auf

diesem Markt sind kurz beschrieben):

Typ 1: Die selbstkritischen Interessierten uu kümmern sich um

ihre Gesundheit und geben dafür viel Geld aus.

Typ 2: Die rundum Aktiven uu leben ein ausgewogenes Verhält-

nis von Sport, Wellness und Vorsorge.

Typ 3: Die sorglosen Sportler uu leben sportlich und gesund-

heitsorientiert, ohne allzu viel darüber nachzudenken.

Typ 4: Die traditionellen Minimalisten uu sehen den Arzt als

Garant für ihre Gesundheit.

Typ 5: Die passiven Zauderer uu haben ein schlechtes Gewissen,

tun aber relativ wenig für ihre Gesundheit.

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AusblickDie entscheidenden Fragen lauten:

Wie kann man das vorhandene Nachfragepotenzial erschließen?uuWie kann man die Analytik und Diagnostik in innovative uuVersorgungsstrukturen einbetten?

Den Nukleus eines integrierten Innovationsnetzwerks bilden

die Unikliniken wie die Charité. In der ersten Ausbaustufe steht

die integrierte Versorgung. In deren Netz sind nieder gelassene

Ärzte und andere medizinische Versorgungszentren eingebun-

den, um Qualität und Effizienz zu steigern und natürlich kos-

tengünstiger anbieten zu können.

In der zweiten Ausbaustufe steht eine neue Form der Zusam-

men arbeit mit der Industrie. Gemeinsames Nachdenken mit

den Kliniken über Kooperationen in den Bereichen Forschung,

Entwicklung und Vermarktung ist notwendig. Verschiedene

Fachdisziplinen müssen darüber nachdenken, welche Lösun-

gen eine Uniklinik oder ein ganzes Netzwerk für eine integrier-

te Versorgung benötigt. Für die IT-Branche bedeutet dies zum

Beispiel die Entwicklung einer digitalisierten Uniklinik bzw. ei-

nes Versorgungsnetzwerks. Das Gleiche gilt auch für die Bio-

technologie, Medizintechnik und die Pharmaindustrie.

In einer nächsten Stufe sollten Krankenversicherer eingebun-

den werden. Mit dem Ende der Konvergenzphase und der ab-

nehmenden Bedeutung von Landes-Krankenhausplänen wer-

den die Krankenkassen die Fälle zukünftig verteilen. Das

zwingt die Krankenhäuser bereits heute darüber nachzuden-

ken, wie sich große Krankenversicherungsakteure als strategi-

sche Partner einbinden lassen, damit sie weiterhin an die gro-

ßen Fälle herankommen werden. Dem kommt entgegen, dass

sich die Krankenversicherer derzeit auf den Gesundheitsfonds

ausrichten. Dieser bringt eine größere Preistransparenz mit sich.

Die Versicherten werden „Krankenversicherungs-Hopping“ be-

treiben, wenn sie sehen, dass sie Geld sparen können. Daher

versuchen sich die Krankenkassen bereits jetzt von einander

abzuheben. Eine Möglich keit der Differenzierung ist der Aufbau

solcher Netzwerke. Es gilt, dem Leistungs erbringer bereits heu-

te einen Kooperationsvorschlag zu unterbreiten.

Schließlich gilt es, die Chancen des zweiten Gesundheitsmark-

tes zu erschließen, wie es beispielsweise das Universitätsklini-

kum Hamburg-Eppendorf (UKE) macht. Das dortige Institut für

Männermedizin bietet Manager-Check-ups an. Ferner sollten

weitere Akteure des zweiten Gesundheitsmarktes eingebun-

den werden. Beispiel dafür ist auch die Sporthochschule Köln,

die mit einem Mineralwasserproduzenten ein Gesundheitswas-

ser entwickelt.

Es gibt unendlich viele Ideen und Geschäftsmodelle. In vier bis

fünf Jahren wird jede medizinische Einrichtung einen Koope-

rationspartner haben. Es gilt jetzt, hierfür die richtigen Partner

zu finden, damit man später das Nachfragepotenzial abschöp-

fen kann, das die Bürger aus eigener Tasche zahlen wollen.

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Internationaler Stand der Forschung, neue Entwicklungen

und Trends in der In Vitro-Diagnostik

Prof. Dr. Pranav Sinha Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Landeskrankenhaus Klagenfurt

Labordiagnostik ist eine leise medizinische Disziplin und Wis-

senschaft, welche selten die Aufmerksamkeit der Medien fin-

det. Die breite Masse der Bevölkerung weiß nicht einmal, dass

es sie gibt. Und doch sind Analysen, wie etwa des Blutes, des

Harnes, anderer Körpersäfte oder Körperzellen, unabding-

bar notwendig. Mit ihnen können exakte Diagnosen im Krank-

heitsfall, für den medizinischen Therapieerfolg sowie Risikoab-

schätzungen bei Gesunden erstellt werden.

Einige Entwicklungen wie die automatisierte Sequenzierung

von Nukleinsäuren, also die Entschlüsselung der Erbinformati-

on, die PCR-Technologie1 sowie Nukleinsäure-Microarrays ha-

ben ihren Eingang in die klinische Diagnostik gefunden und

ermöglichen die Einsparung von Zeit und Kosten. Zudem ist das

gesamte Humangenom erst vor kurzem sequenziert worden,

was einen enormen Fortschritt darstellt. Ehemals langwieri-

ge und komplizierte Prozesse (z. B. die Suche nach genetischen

Markern durch Analyse der „candidate genes“, Linkage-Ana-

lysen, Single Nucleotide Polymorphisms, Mikrosatelliten-Ana-

lysen oder Haplotype-Analysen) können heute vergleichsweise

einfach erreicht werden. So ist z. B. die Diagnostik mono- und

polygener Erkrankungen oder Infektionsdiagnostik ohne mo-

derne PCR-Technologie (z. B. allelspezifische PCR, allelspezifi-

sche primer extension, Oligonucleotid-Ligation) nicht denkbar.

1 PCR; Polymerase Chain Reaktion Verfahren, mit dem verschiedene Abschnitte von Nu-kleinsäuren vervielfältigt werden können.

Proteom-Verfahren (zweidimensionale Elektrophorese in Kom-

bination mit empfindlichen Proteinfärbeverfahren z. B. mit

neuen Fluoreszenzfarbstoffen oder Silberfärbeverfahren, die

mit der Massenspektrometrie kompatibel sind) in Kombina-

tion mit Massenspektrometrie werden in zunehmendem Maß

im klinischen Alltag eingesetzt. Damit ist die Suche nach neu-

en Biomarkern oder krankheitsassoziierten Proteinen wesent-

lich vereinfacht.

Isotope Codes Affinity Tags (ICAT Methode) in Kombination mit

der Massenspektrometrie wird häufig als Ersatz für elektropho-

retische Verfahren eingesetzt.

Bei der ICAT-Technologie müssen die Proteine unterschied-

lich markiert werden. Dies kann über verschiedene Verfahren

durchgeführt werden:

In Vivo-Markierung mit stabilen Isotopen (O16/O18),uuIsotope-Tagging durch chemische Modifikation oderuuIn Vitro-Markierung von Proteinen durch eine enzymatische uuReaktion.

Anschließend werden die Proteine mit Enzymen verdaut, die

Peptide durch Verfahren wie HPLC aufgetrennt und massen-

spektrometrisch analysiert, um Biomarker zu identifizieren, die

mit Erkrankungen assoziiert sein können.

Eine weitere Anwendung in den Proteomics sind Protein-Mic-

roarrays (planare oder 3-dimensionale Microarrays). Die Ober-

fläche der planaren Microarrays oder 3D-Protein-Microarrays

(Polyacrylamid, Agarose oder Nitrocellulose) kann mit Poly-Ly-

sin, Aldehyd- oder Epoxy-Gruppen modifiziert werden, um so-

mit diverse Liganden immobilisieren zu können. Somit können

beispielsweise Antigene, Antikörper, Allergene immobilisiert

werden, um Protein-Protein-Interaktionen untersuchen zu

können. In klinischen Laboratorien ist diese 3D-Technik be-

reits angekommen. Protein Chips (AtheNA, Luminex, Ciphergen,

Randox) und andere Verfahren ermöglichen es, beispielsweise

30 bis 40 Zytokine (Wachstumsfaktoren) in einer einzigen Un-

tersuchung zu entdecken. Die Liste der Einsatzgebiete ist nahe-

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

zu unerschöpflich: Autoimmunerkrankungen, HLA-Typisierung,

Infektionsserologie, pharmazeutische Targets sind nur einige

Beispiele.

Interzelluläre Kommunikation und Signaltransduktion sind

ohne Protein-Kohlenhydrat-Wechselwirkungen nicht möglich.

Durch eine Reihe verschiedener Methoden (Oberflächen-Plas-

monresonanz, Quantum-Dots, Carbohydrate-Chips oder Lectin-

Arrays) können diese Wechselwirkungen untersucht werden.

Die Anwendungen dieser Methoden haben zur Entwicklung

neuer Medikamente (z. B. Acarbose, Tamiflu) geführt. In der

Entwicklung sind antibakterielle Vakzine z. B. gegen Strepto-

coccus pneumoniae oder Bacillus anthracis und seit neuestem

auch gegen Malaria und Leishmaniose.

Krankheitsassoziierte metabolische Veränderungen können mit

einer Kombination von GC-/LC-, CE-MS oder NMR-Spektroskopie

untersucht werden. Wie auch für genomische und proteomi-

sche Verfahren ist die Verfügbarkeit von Datenbanken (z.B. Me-

tabolom-Database) zwingend erforderlich.

Eine Herausforderung in der klinischen Praxis – neben der An-

wendung moderner genomischer, proteomischer, glykomischer

oder metabolomischer Verfahren - ist die schnelle und zuver-

lässige Verarbeitung von Proben unter Berücksichtigung von

Kosten und Patientensicherheit. Dies wird durch immer mehr

modulare Systeme, die ein komplettes Probenmanagement und

-handling erlauben, automatisch durchgeführt. Solche Systeme

ermöglichen es, aus wenigen Mikrolitern Probenmaterial bis zu

180 Einzelmethoden (klinisch-chemische sowie immunchemi-

sche Verfahren) auf einer analytischen Plattform durchzufüh-

ren. Die Antwortzeiten können erheblich reduziert werden und

betragen in vielen Laboratorien nur noch zwischen 45 Minuten

bis zu 2 Stunden.

Von zunehmender Bedeutung ist die „Patientennahe Diag-

nostik“ (Point-Of-Care). Heute ist die patientennahe Diagnos-

tik im Bereich der Anämie, des Diabetes mellitus, der kardialen

Marker (Troponine, natriuretische Peptide), der Hormone und

in vielen anderen Anwendungsbereichen durch die modernen

kleinen Analysesysteme möglich. Wichtig ist hierbei, dass die

Analysenergebnisse der patientennahen Diagnostik mit denen

des Zentrallabors übereinstimmen.

Nur der Vollständigkeit halber seien hier kurz noch eini-

ge Technologien genannt, die zukünftig Labormediziner er-

folgreich in der Diagnostik einsetzen könnten. Dazu zählen

die Radio Frequency ID, die Microfluids oder die Nanotechno-

logie. Zusätzlich muss die Informationstechnologie (neurona-

le Netzwerke, fuzzy logic) in der Labordiagnostik weiterentwi-

ckelt werden.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

In der Diskussion wurde insbesondere der volkswirtschaftliche

und medizinische Nutzen, der aus den vorgestellten Verfahren

und Entwicklungen erwachsen kann, thematisiert. So wurde

nach dem Nutzen für den Gesunden, der sich durch Vorsorge

vor Krankheit schützen möchte, ebenso wie für den Patien-

ten gefragt. Dr. Kartte führte dazu an, dass Krankenkassen ge-

nau überlegten, ob sie bestimmte Diagnoseverfahren in ihren

Leistungskatalog aufnehmen. Die Einführung neuer Verfahren

müsse auch betriebs- und volkswirtschaftlichen Notwendigkei-

ten gerecht werden. Über den wirtschaftlichen Überlegungen

dürfe aber, worauf Prof. Tauber hinwies, das Schicksal des ein-

zelnen Patienten und sein Anspruch auf optimale Behandlung

nicht aus dem Auge verloren werden.

Mehrfach wurde festgestellt, dass die in den Ausführungen von

Prof. Sinha geschilderten Entwicklungen und Verfahren in der

Region Berlin-Brandenburg hervorragend vertreten sind. Prof.

Tauber ergänzte, dass es in Berlin und in Brandenburg in Un-

ternehmen, Universitäten und anderen Forschungseinrichtun-

gen exzellente Beispiele gibt, wie diese Technologien für den

praktischen Einsatz weiter entwickelt werden.

Dazu merkte Dr. Broich an, dass der Forschungspolitische Dia-

log die Aufgabe hat, Kooperationen mit anderen Technologie-

feldern zu initiieren. Dazu gehören die Optik, die Mikrosystem-

technik sowie die Informations- und Kommunikationsstechnik.

Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der In Vitro-Diag-

nostik machen ein Zusammenwirken dieser unterschiedlichen

Technologiefelder erforderlich. Insbesondere müssten IT-Ver-

treter in die künftigen Entwicklungen einbezogen werden, um

sicherzustellen, dass die zu erwartende Fülle an Informationen

adäquat verarbeitet werden kann.

Die Überleitung komplizierter Technologien wie die der Mas-

senspektrometrie in die breite Anwendung in den Routine-

labors sei bereits auf dem Weg. Prof. Sinha nannte dazu

Beispiele insbesondere aus dem Gebiet der Analytik von Medi-

kamenten und ihrer Metabolite.

Zum Thema der volkswirtschaftlichen Kosten und Nutzen rich-

tete Prof. Henke an die forschenden Mediziner abschlie-

ßend die Forderung, die erkannten Hochrisikogruppen und

die Volkskrankheiten, die man glaube, therapieren zu kön-

nen, noch deutlicher darzustellen. Prof. Henke: „Wenn wir da-

bei einen Schritt weiter sind, kann ein Ökonom mit Überlegun-

gen beginnen, … und berechnen, was das Ganze kostet.“ Eine

Studie von Prof. Henke hat ergeben, dass die Betreuung von

Menschen, die gesund älter werden, ein großer Wachstumsfak-

tor ist. Dieses Präventionspotenzial, so Henke weiter, finanziert

den ersten Markt über den zweiten mit. Wenn man verdeut-

lichen könne, was an Lebensqualität geschaffen werden kann,

könnten Volkswirte mit Kosten von Krankheiten rechnen – di-

rekt und indirekt.

Diskussion: Plenum I

Bedeutung und Internationale Entwicklungen

Moderation: Prof. Dr. Rudolf Tauber

Charité – Universitätsmedizin Berlin

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Medizin ist im Vergleich zu anderen Branchen keine Substitu-

tionstechnologie, das heißt, alte Verfahren und Produkte wer-

den durch neue, innovative nicht komplett ersetzt. Dies hat

zur Folge, dass die Methoden- und Produktvielfalt ständig er-

weitert wird, wodurch sich die Komplexität von Handlungsal-

ternativen für die Leistungserbringer ständig erhöht. Das birgt

die Gefahr, dass klinische Prozesse innerhalb eines Systems da-

durch inhomogener und ineffizienter werden.

Labortests auf Basis von Biomarkern liefern dem Arzt schnell

wesentliche Informationen über den aktuellen Zustand des Pa-

tienten, so dass dieser seine medizinischen Entscheidungen

besser fundieren und den Patienten zielgerichteter versorgen

kann. Doch selbst wenn innovative neue Biomarker, die das

Potenzial hätten, bestehende traditionelle Diagnosemetho-

den zu ersetzen, für den Arzt verfügbar sind, führt das tradierte

Anforderungsverhalten von Klinikern oft dazu, dass „Alt“ und

„Neu“ häufig in redundanten Kombinationen nebeneinander

abgefordert werden. Als Konsequenz daraus wird der Anforde-

rungszettel für Laborleistungen immer länger, der insgesamt

betriebene diagnostische Aufwand im Vorfeld einer medizini-

schen Entscheidung steigt. Daher haben es Biomarkerinnova-

tionen zunehmend schwer, Eingang in die Erstattungskataloge

zu finden, da sie systemisch betrachtet für die Finanziers von

Gesundheit in der Regel einen zusätzlichen Mittelbedarf indu-

zieren.

Wieviel (Biomarker-) Information schließlich ein Arzt benötigt,

um eine korrekte medizinische Entscheidung zu treffen, hängt

von seiner individuellen Expertise und seinem Sicherheitsbe-

dürfnis, aber auch ganz entscheidend von den rechtlichen und

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die er in seinem Ge-

sundheitssystem vorfindet, ab. Aus dieser Tatsache erklären

sich die oft drastischen methodischen Unterschiede im ärztli-

chen Vorgehen.

Wie macht man Innovation zum Versorgungs standard?

Der Diagnostikmarkt hat sich in den letzen Jahren stark verändert Derzeit bilden sich zwei gegenläufige Tendenzen im Diagnos-

tikmarkt aus. Die eine ist die Tendenz zur Arrondierung. Reprä-

sentanten dieses Trends streben an, alles, was weitestgehend

mit Diagnose, also Informationsbeschaffung und -auswertung,

zu tun hat, zusammenzufassen. Beispiel hierfür ist die Firma

Siemens, die diesen Weg durch Ankauf von bisher nicht im Un-

ternehmensportfolio befindlichen Labordiagnostik-Firmen be-

schritten hat. Das Ziel scheint hier zu sein, ein Komplettan-

gebot „Diagnostik“ zu schaffen, das als geschlossenes System

den Akteuren einen essentiellen Wettbewerbsvorteil gegenüber

Teilsegmentanbietern ermöglichen soll. Eine andere Markt-

tendenz ist die technologische Anwendungssegmentierung.

Durch Zukauf entsprechender Firmen wird die Bündelung von

Know-how und Marktanteilen im Zusammenhang mit Schnell-

testverfahren, sowohl als Point-Of-Care-Anwendungen im re-

gulierten Gesundheitsmarkt als auch als OTC-Anwendungen im

Consumer-Gesundheitsmarkt angestrebt. Ein Vertreter dieser

Strategievariante ist die Firma Inverness.

Der Integrated Biomarker-AnsatzDer Integrated Biomarker-Ansatz geht davon aus, dass die un-

terschiedlichen Verfahren, welche Informationen als Basis für

medizinische Entscheidungen liefern, bisher nicht ausreichend

als integrierte Verfahren beschrieben und vernetzt sind und die

Zeit von der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die kli-

nische Routine zu lang ist.

Ziel eines internationalen Projektes in der Kardiologie, initi-

iert von der Lorenzini Foundation, Mailand u. a. in Zusammen-

arbeit mit der Charité (Abteilung Prof. Dietz), ist es, alle rele-

vanten Stakeholder der unterschiedlichen Gesundheitssysteme

zu vernetzen. Dadurch soll die Verbesserung des Versorgungs-

standards im Gesundheitswesen beschleunigt werden. Weiter-

hin soll die Integration von innovativen Markern in existieren-

de Diagnosealgorithmen optimiert und die Routine-Community

in der Anwendung der neuen Ansätze qualifiziert werden.

Integrated Biomarker-Konzepte –

worauf müssen Unternehmen vorbereitet sein?

Herbert Sucka

B.R.A.H.M.S AG, Hennigsdorf

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Das Integrated Biomarker-Projekt hat im Juni dieses Jahres un-

ter der wissenschaftlichen Koordinierung der Charité in Berlin

ein Symposium durchgeführt, an dem Vertreter unterschied-

licher Organisationen des internationalen Gesundheitswe-

sens teilnahmen. Repräsentiert waren unter anderem Zulas-

sungsbehörden (wie die FDA), wissenschaftlich tätige Kliniker

und Routineanwender, Labormediziner, HMOs, Industrie aus

den Bereichen Pharma, Diagnostik, Medizinprodukte, IT-Tech-

nologie und viele andere aus aller Welt. Die repräsentier-

ten Gruppen und Organisationen stehen mit teils sehr unter-

schiedlichen Aufgaben für das Wohlergehen von Patienten ein,

verfolgen aber trotz dieses gemeinsamen Interesses durch-

aus sehr unterschiedliche Ziele. Diese unterschiedlichen Ziele

in einen gemeinsamen, standardisierten Ansatz und Prozess zu

überführen, stellt die wesentliche Herausforderung des Projek-

tes dar. Dabei ist eine bessere Vernetzung zwischen der Scien-

tific- und Routine-Community im Sinne der Ausbildung ent-

sprechender Qualitätsmanagementsysteme auf Basis gezielter

Qualifikationsprogramme angestrebt. Die bisherigen Guide-

line-Aktivitäten in den diversen Gesundheitssystemen stel-

len in diesem Zusammenhang bisher nur einen ungenügenden

Ansatz dar, da die existierenden Guidelines in der Realität der

klinischen Routine nur unzureichend angewandt werden.

Das internationale Projekt „Intergrated Biomarkers in Cardiolo-

gy“ genießt eine hohe Bedeutung und Wertschätzung. In ihm

ist die Region Berlin-Brandenburg durch die Charité sowie die

Firma B.R.A.H.M.S AG als Mitglied des internationalen Adviso-

ry-Boards repräsentiert.

Herausforderungen für Neugründungen im Bereich diagnostische BiomarkerDie wesentlichen kritischen Erfolgsfaktoren für ein Start-up

Unternehmen sind:

Ausreichendes KapitaluuVernetzte ProzesseuuInternationale NetzwerkeuuKlarer FokusuuAngemessene Zeitpläneuu

Die meisten Neugründungen bleiben im Entwicklungsinteres-

se sowie im akademischen Interesse verhaftet und scheitern an

einer falschen Einschätzung des notwendigen Zeit- und Kapi-

talbedarfs bis zur Marktreife bzw. zur Routineanwendung ih-

res Produktes. Oft fehlen auch die für eine internationale Ver-

marktung notwendigen Netzwerke zu industriellen Partnern,

Zulassungsbehörden und anderen relevanten Repräsentanten

der Gesundheitssysteme.

Unabdingbare Voraussetzung für Neugründungen ist deshalb

ein realitätsnaher Businessplan. Dieser muss auf einem rea-

listischen Kapitalbedarf und Zeitplan basieren, in dem auf ein

Ziel hin fokussiert die zur Ausführung notwendigen Prozesse

im Sinne der Vernetzung interner und externer Abläufe ständig

überprüft und optimiert werden.

Für den Erfolg entscheidend ist die Fähigkeit, den Transfer von

klinischer Leistungsfähigkeit des eigenen Produktes in klini-

schen Anwendernutzen auf Basis von Bedürfnisforschung kor-

rekt vornehmen zu können. Die Technologie ist dabei oft nicht

der wesentliche Faktor. Vielmehr ist eine repräsentative End-

kundennähe anzustreben, welche die Kenntnisse von poten-

ziellen Businesspartnern und deren Strategien voraussetzt. Nur

wer diese Voraussetzungen angemessen berücksichtigt, be-

kommt die Chance vom „Cash-Burner“ zum „Cash-Gainer“ zu

mutieren.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Investitionen eines international agierenden Unternehmens

in Deutschland sind nicht selbstverständlich. Daher muss ein

Standort seine Attraktivität für Investoren beweisen. Kooperati-

onen sind in diesem Zusammenhang teilweise von wesentlich

höherem Wert als Übernahmen.

Roche konzentriert sich auf Diagnostik und TherapieBei uns ist die Biotechnologie für die Entwicklung neuer Tests

oder Wirkstoffe von essentieller Bedeutung. Entwicklungs-

Partner finden wir in Universitäts-Kliniken und auch in priva-

ten Laboratoriumsinstituten. Der medizinische und volkswirt-

schaftliche Nutzen von Laborparametern muss in einem sehr

frühen Projektstadium deutlich und mit Studien belegt werden

(zulassungsrelevant), woraus sich folgende Empfehlungen für

Partnerschaften und Kooperationen ableiten lassen:

Empfehlungen an den Kooperations–Partner (z. B. eine Universitätsklinik)

Die Rolle der Labormedizin muss in einer Universitätsklinik uuklar definiert sein. Dafür braucht es einen Businessplan.

Der Fokus sollte auf Lösungen liegen, welche die zukünftigen uuZiele des Labors in der Uniklinik sichern.

Die Lösungen müssen bestehende Grenzen überwinden uuund die Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen zum Ziel

haben. Vernetzung und Kommunikation in der Klinik und

darüber hinaus sind wichtig.

Chancen der Innovationskraft der Labormedizin sollten im uuklinischen Kontext (medizinischer Nutzen) wahrgenommen

werden, das bedeutet Change Management. Die Akzeptanz,

die in der Wertschöpfung zum Ausdruck kommen muss, dau-

ert in Deutschland teilweise sehr lang.

Zielsetzungen und BewertungskriterienNach Kooperation Suchende sollten einen Businessplan er-

stellen. Wer Marktgrößen und Marktteilnehmer genau analy-

siert, hat einen bedeutenden Vorteil bei seiner Suche. Folgen-

de Punkte sollte dieser Plan enthalten:

Was ist mein genaues, quantifizierbares Ziel?uuWie ist der Markt (Struktur und Größe)?uuWer sind meine Mitbewerber?uuWelche Anforderungen stellen meine Kunden an meine uuInstitution?

Mit wem kann bzw. muss ich kooperieren?uuWelche Gebiete will ich besetzen? (Fokussierung der Leis-uutungsangebote unter wirtschaftlichen und marketingtechni-

schen Gesichtspunkten)

Wie kann ich mich differenzieren, wo ist mein Alleinstel-uulungsmerkmal (Aushängeschild, Attraktivitätsfaktor)?

Wie viel Budget steht zur Verfügung? Über welche Prozesse uumonitore ich die Mittel?

Was sind meine (quantifizierbaren) „Erfolgskriterien“? uuWelche Kriterien definieren ein weiteres „Go“ bzw. den uu

„Step out“?

Strategie international agierender Diagnostika-Hersteller – welche

ProfilemüssenKooperationspartneraufregionalerEbenebieten?

Harald Borrmann

Roche Diagnostics GmbH, Mannheim

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Felder der Zusammenarbeit mit deutschen Universitätsklini-ken sind aus Sicht der Industrie:

Neue Biomarker: uuWeiterentwicklung der personalisierten Medizin ist nur

mit parallelen, integrierten Entwicklungen in der (Labor-)

Diagnostik möglich. Innovationen müssen schnell geschaffen

werden, das geht nur mit Kooperationen, auch international.

Algorithmen: uuDie individualisierte Therapieführung wird effizienter und

ökonomischer durch Entwicklung fundierter diagnostischer

Prozesse. Diagnostische Schemata sind integraler Bestandteil

klinischer Behandlungspfade. Das notwendige IT-Know-

how und das Verknüpfen von Informationen verschiedener

Datenbanken sind gefragt.

Cost-Benefit-Studien: uuGezielte „richtige“ Labordiagnostik führt zu einem ökonomi-

scheren Patientenmanagement. Der diesbezügliche Nutzen

eines Markers muss frühzeitig abgeklärt werden.

Ist Labormedizin ein Kosten- oder ein Wertschöpfungsfaktor für die Universitätsklinik? Wertschöpfung kann nur erreicht werden, wenn Exzellenz vor-

handen ist. Dazu gehören die medizinische Kompetenz und

die zukunftsorientierte Prozessorganisation mit einer bereichs-

übergreifenden Kombination einzelner Kompetenzen. Die Ant-

worten auf die Frage, ob die Labormedizin bei der Patienten-

versorgung zur Kernkompetenz einer Universitätsklinik gehört,

lauten kurzgefasst:

Nein, wenn „nur“ gute Labordiagnostik verlangt ist.uuJa, wenn Labordiagnostik die Universitätsklinik ökonomisch uuin ihrer Kompetenz stärken soll.

Ja, wenn Diagnostik im Rahmen der Forschung als integraler uuBestandteil einer individualisierten Medizin verstanden wird.

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Die Labormedizin ist eine an der Patientenversorgung unmit-

telbar beteiligte Disziplin. Der kommende Markt in diesem Be-

reich sind die Point-Of-Care-Anwendungen. Diese sind in der

Patientenversorgung auf dem flachen Land sinnvoll angesie-

delt, wo sie nahe am Patienten eingesetzt werden können.

Partner und Gegner in der LabormedizinDer Labormediziner sollte in den Beziehungskreis Arzt – Patient

mit einbezogen werden, so wie ein Röntgenologe auch. Er lie-

fert nicht nur Bilder an eine Station, sondern übermittelt auch

seine diagnostischen Überlegungen. Dabei setzen Labormedi-

ziner eine Vielzahl von verfügbaren Labortests der Industrie ein,

die in einer steigenden Verfügbarkeit verwendet werden – weit

über 1.000 sind es zur Zeit.

Die Ergebnisse dieser Tests, die bis zu 16.200 Zahlenwerte be-

inhalten, brauchen eine sinnvolle Integration der IT-Wissen-

schaft. Von Hand lassen sich diese Datenmengen nicht mehr

bewältigen. Im Behandlungsprozess sollte sich die Labormedi-

zin in die „Schiene“ Prä-Analytik – Post-Analytik einschließen.

Wenn der Labormediziner rechtzeitig weiß, welches die diag-

nostischen Strategien oder die Patientenfaktoren sind, schließt

man Fehldiagnosen weitgehend aus. Denn das Labor kann

eine falsche Diagnose stellen, wenn es den falschen Test an-

wendet. Es hat keinen Sinn, Tests durchzuführen und Ergeb-

nisse zu übermitteln, ohne hinterher auf den Einfluss von Tests

auf die Medikation der Patienten zu achten. Wir müssen fra-

gen: Hat die Tätigkeit der Labormedizin einen Einfluss auf den

Patienten?

In der Phase der Prä-Analytik sollten gemeinsam mit den Kli-

nikern die

Indikationsstellung für Labortests, uuDiagnostische Strategien – Guidelines,uuEinflussgrößen auf Ergebnisse, Patientenfaktoren und uuProbengewinnung uu

erstellt werden.

Heute wird Stufendiagnostik angeboten. Beispielsweise werden

heute beim Thromboembolismus rund 30 Tests durchgeführt.

In Österreich wurde ein Thrombophilie-Screening eingeführt.

Man fragt in drei Schritten nach der Geschichte des Thrombo-

embolismus. Zunächst fragt der behandelnde Arzt: Gibt es in

der Familie einen Thromboembolismus? Er untersucht den Pa-

tienten klinisch, dann wird ein diagnostischer Global-Gerin-

nungs-Test durchgeführt. Erst wenn man daraus einen Hinweis

gewinnt und in der Familie ein entsprechender Befund vorliegt,

werden die einzelnen Gerinnungsfaktoren getestet. Es wird

nicht alles angewendet, was das Labor kann.

Bevor man einen neuen Test einführt, muss man sich fragen,

welchen Test man dafür einsparen kann. Als wir Troponin ein-

geführt haben, haben wir gegen den Widerstand der Kardio-

logen eine Reihe von Tests wegfallen lassen. Daraus haben wir

gelernt: Man muss die Kliniker über die Benefits der neuen

Tests informieren, man muss sie erziehen. Sonst reiht man ei-

nen neuen Test an den nächsten und führt dann bis zu zehn

Tests durch. Das ist ineffizient. Man muss zunächst betrachten,

ob eine entsprechende technische Plattform existiert. Dann

fragt man nach der diagnostischen Performance. Anschließend

betrachtet man die Kosteneffektivität sowie die klinischen und

organisatorischen Einwirkungen.

Wenn alle diese Betrachtungen positiv ausfallen, soll man die-

sen Test einführen. Man braucht auf jeden Fall klinisch objekti-

ve Studien. Wir bekommen in der Regel Tests angeboten, ohne

den objektiven klinischen Hintergrund. An dieser Stelle müssen

Netzwerke eingreifen. Man braucht Studien, die aussagen, wie

verschiedene Marker aus der Sichtweise der verschiedenen Dis-

ziplinen zu verwerten sind. Kardiologen und Intensivmediziner

müssen über die Einführung eines Markers gemeinsam ent-

scheiden. Dessen Einführung bedeutet unter Umständen, dass

man einigen Abteilungen Kapazitäten, sprich Patienten, ent-

zieht. An diesem Punkt muss die betriebswirtschaftliche Sicht

der Klinikleitung in die Entscheidung ebenfalls einfließen.

Anforderungen aus der Klinik und medizinischer Bedarf

Prof. Dr. Mathias Müller

Kaiser-Franz-Josef-Spital, Wien

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Analytiklabor-ManagementDie Geschwindigkeit bei der Labordiagnose ist kein Problem.

Ergebnisse können innerhalb von 30 bis 60 Minuten vorliegen.

Ein Problem bei der Einführung neuer Tests ist die Vergleich-

barkeit von Laborergebnissen. Ergebnisse der Routine können

von den Referenzwerten der Lehrbücher abweichen. Da jeder

Test eines anderen Anbieters unterschiedliche Referenzwerte

verwendet, kann ein Patient bei einem auftretenden Wert ent-

weder gesund oder krank sein. Das bedeutet, dass die Analytik

harmonisiert werden muss.

Die EU hat verfügt, dass Messergebnisse auf einen gemeinsa-

men Standard gebracht werden müssen. Entweder müssen sich

die Routinemethoden dem Goldenen Standard nähern oder

es muss von Diagnostikherstellern publiziert werden, um wie-

viel die Messergebnisse von diesem Standard abweichen. Die-

se Harmonisierung wird eine bessere Vergleichbarkeit der Rou-

tine ergeben.

Post-AnalytikBei Interpretation und Befunden von Labordaten sollten die

Labormediziner den Ärzten sagen, ob ein Befund kritisch ist

oder nicht. So kann beispielsweise bei einer Probennahme der

Tageszeitpunkt der Blutabnahme eine Veränderung der vor-

handenen Werte bewirken. Daher muss der Labormediziner die

biologische Streuung eines Messwertes berücksichtigen, be-

rechnen und den Kliniker über diese Streuungen informieren.

Die Zukunft: Integration!Ein funktionierendes Gesundheitswesen braucht einen zentra-

len Zugriff auf die Patientendaten für alle Beteiligten, das gilt

nicht nur für die Labordaten. Die Kliniker sollten auf elektroni-

schem Wege eine diagnostische Frage stellen und auf gleichem

Weg das Ergebnis als Antwort zurückerhalten. Bei dieser Orga-

nisationsform nimmt das Labor eine zentrale Position und Ver-

antwortung in der Patientenführung ein.

In Wien wurde Mitte der 90er Jahre ein zentrales System

der elektronischen Patientenakte eingeführt und man er-

wartete dadurch Kostensenkungseffekte. Seither gibt es die

strukturierte Patientenakte mit den Bereichen:

klinische Informationen – ArztbriefuuTherapien – OP-BerichteuuDiagnostik – Befunde uu

Die Perspektiven in der Analytik und DiagnostikDie Zukunft der Analytik wird durch Individualisierung und

neue Technologien geprägt werden. Man wird individuell the-

rapieren können. Die Pharmakogenetik ist eine Zukunftsper-

spektive für das klinische Labor. Wir werden zu einer besse-

ren Kommunikation, zu einer besseren diagnostischen Strategie

kommen und Informationssysteme besser nützen. Laborme-

diziner haben dabei die Aufgabe, die Kliniker auf diese neuen

Perspektiven hinzuweisen.

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Die AusgangslageDie In Vitro-Diagnostik ist eines von drei biomedizinisch ori-

entierten Handlungsfeldern der gemeinsamen Berlin-Bran-

denburger Masterplanung. Die Ausgangssituation für die Ent-

wicklung dieses Handlungsfeldes ist hervorragend. Bereits in

den letzten zehn Jahren hat der Bereich Biotechnologie eine

sehr erfolgreiche Entwicklung in der Region erlebt und ist heu-

te ein Kompetenzfeld in der gemeinsamen Technologiepolitik.

Biotechnologie in der Region heißt heute: Konzentration auf

sechs Schwerpunktfelder, die Motor für diese Entwicklung sind.

In diesen Feldern haben sich zwölf Netzwerke etabliert, wel-

che die komplette Wertschöpfungskette der Life Science-Bran-

che in Berlin-Brandenburg abdecken. Heute ist die Region der

führende deutsche Life Science-Standort mit rund 12.000 Be-

schäftigten in Industrie und Wissenschaft.

Potenziale in Wissenschaft und Wirtschaft

Der Bereich ForschungDie Region ist vor allem durch eine leistungsfähige Grundla-

genforschung in der Biomarker- und Target-Identifizierung

und in deren Validierung gekennzeichnet. Darüber hinaus be-

sitzt sie die dichteste Kliniklandschaft Deutschlands, darun-

ter die Charité und Vivantes, aktive Netzwerke und bedeutende

Assets im Bereich der Technologieentwicklung. Allein im Land

Berlin gibt es rund 40 Institute, Klinika etc. und rund 30 KMU,

die hier an verschiedenen Standorten wie Buch oder Mitte,

Dahlem und Adlershof tätig sind. Im Land Brandenburg finden

sich in Potsdam und Hennigsdorf insgesamt 10 Forschungsein-

richtungen und 17 KMU.

Zu den bedeutenden Forschungseinrichtungen gehören die

Universität Potsdam mit einer weltweit anerkannten Biosenso-

rik-Kompetenz, die Max-Planck-Institute in Potsdam und Ber-

lin mit ihren unterschiedlichen Spezifika und das Robert Koch

Institut. Hervorgehoben seien auch das Max-Delbrück-Cent-

rum mit dem HTS Gene Mapping Center sowie das Fraunhofer-

In stitut in Golm und die Charité. Die Charité vertritt mit dem

CharitéCentrum 5 für diagnostische und präventive Laborme-

dizin in Zusammenarbeit mit verschiedenen Klinika und Ins-

tituten in anderen Charité-Centren das gesamte Spektrum der

In Vitro-Diagnostik in Lehre, Forschung und der Krankenver-

sorgung. Das ist das Asset auf der klinischen Seite und das ist

die potenzielle Anwenderseite für zukünftige Netzwerkbildung,

letztlich für jegliche F&E.

Zwei Forschungsverbünde sind relativ jung und entstammen

dem InnoProfile-Programm des BMBF. Hier sind Nachwuchs-

gruppen im Bereich der Point-Of-Care-Diagnostik und im Be-

reich der Glykobiotechnologie etabliert worden.

Der Bereich WirtschaftNeben den Global Playern Bayer-Schering Pharma AG und Ber-

lin-Chemie begründen ca. 50 Biotech-KMU, ergänzt durch 50

weitere Unternehmen aus der Medizintechnik das wirtschaftli-

che Potenzial der Region.

Der inhaltliche Fokus der Unternehmen liegt vor allem auf dem

Bereich der PCR-basierten und immunochemischen Analytik.

Etwa 37 % dieser Unternehmen sind Anbieter von Diagnostika-

Kits, 25 % sind Gerätehersteller, 22 % bieten Dienstleistungen

an und 16 % sind Zulieferer. Einige dieser Unternehmen haben

ein Lead-Potenzial, weil sie international wettbewerbsfähig

und mit besonderer Innovationskraft ausgestattet sind. Dazu

gehören: Epigenomics, spezialisiert auf die Analyse von DNA-

Methylierungsmustern, Metanomics als weltweit führendes Un-

ternehmen in der Identifizierung von metabolischen Markern,

Scienion als Entwickler von Chiptechnologie mit breitem An-

wendungsspektrum sowie die B.R.A.H.M.S AG als Marktführer

in der Schilddrüsendiagnostik.

Die WertschöpfungsketteWesentliche Elemente der Wertschöpfungskette „In Vitro-Dia-

gnostik“ sind die Grundlagenforschung, die klinisch-ange-

wandte Forschung, die Technologieentwicklung sowie der Be-

reich der klinischen Prüfung von Diagnostika im Rahmen von

klinischen Studien bis zur Zulassung der entsprechenden Pro-

dukte. Die Region ist in Wissenschaft und Wirtschaft in den

meisten der genannten Segmente prominent und gut vertreten.

Potenziale in Wissenschaft und Industrie:

Die Wertschöpfungskette In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg

Dr. Günter Peine

BioTOP Berlin-Brandenburg

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Wesentlich für die Durchführung klinischer Studien ist die Ver-

fügbarkeit von geeigneten Biobanken, die die Standards der

bereits bestehenden Asservatensammlungen der Pathologie

deutlich übertreffen. Hier besitzt die Region eindeutig ein De-

fizit.

Die Stärken-Schwächen-Analyse ergibt zusammenfassend folgendes Bild:

Stärken Nahezu geschlossene Wertschöpfungskette uuDie Akteure in den verschiedenen Segmenten sind vorhan-

den. Mit Qualität und Umfang seiner Forschungslandschaft

kann Berlin-Brandenburg international werben.

Außerordentlich hohe Forschungsdichte uuMit einer Vielzahl von Anknüpfungsmöglichkeiten.

Viele leistungsfähige Netzwerke uuDie regionalen Schwerpunkte in der F&E von Unternehmen

treffen in der Regel auch den allgemeinen Technologietrend.

Die Unternehmen forschen und entwickeln nicht im luft-

leeren Raum, sondern nehmen diese Trends auf und sind

leistungsfähig genug, diese zu bedienen.

SchwächenMeistens sehr kleine und zu wenig produzierende Unter-uunehmen

Sehr wenige davon sind international wettbewerbsfähig.

Mangelnder Dialog zwischen den Akteurenuu

Entwickler sprechen mit den Anwendern zu wenig und zu

spät.

Verfügbarkeit von BiobankenuuDie schwierige Erstattungspraxis in Deutschlanduu

hemmt das „In-den-Verkehr-Bringen“ solcher Produkte.

Wie gehen wir mit diesen Schwächen um? Ein Lösungsansatz zur Überwindung der Schwächen ist das seit

dem 1.8.2007 im Aufbau befindliche Netzwerk „Diagnostik-

Net-BB“. Dieses Netzwerk umfasst mittlerweile zwölf Partner

aus der Industrie und drei akademische Partner, darunter die

Charité.

Strategische Ziele des Netzwerks sind: Einbeziehung der klinischen Anwender bereits bei Beginn uuder F&E zur Sicherstellung der Marktrelevanz.

Aufbau einer Biobankplattform entsprechend der notwendi-uugen Standards für die klinische Prüfung von Diagnostika.

Entwicklung von Diagnostika-Systemlösungen. uuAufbau einer gemeinsamen Marketing- und Vertriebsstruktur uuzur besseren Markterschließung.

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Biomarker-ScreeningundIdentifizierungMetabolom ist der Begriff für all das, was man unter dem Be-

griff Stoffwechsel kennt. Alles, was im Körper als kleines Mo-

lekül „herumschwimmt“: Aminosäuren, Fettsäuren, Hormone,

also alles, was im Körper wirkt, bezeichnen wir zusammenge-

fasst als das Metabolom. Das sind geschätzt zwischen 50.000

und 100.000 verschiedene Verbindungen, die im Körper jeder-

zeit produziert, aufgenommen und wieder abgebaut werden.

Warum ist das Metabolom so wichtig? Es ist die unterste Ebene

und damit die Sammelebene der Verarbeitung der Information,

die im Genom vorhanden ist, zu einer tatsächlichen Funktion

im Körper. Die Metabolomebene ist ein Indikator für den bio-

logischen Status des Organismus. Metabolomanalysen gibt es

seit rund 500 Jahren. Aber in der Art und Weise, wie man sie

heute betreibt, sind sie sehr neu. Außerdem reflektieren sich

alle Änderungen, die über Lifestyle, Lifestyle-Krankheiten, Me-

dikamente, aber auch das Alter auf den Körper einwirken, auf

der Metabolomebene.

Gene führen grundsätzlich zu einem Enzym. Die Enzyme sind

die Maschinen im Körper und diese produzieren die Metabo-

liten, bauen sie auf oder ab. Wenn man eine Krankheit hat,

kann ein Gen oder ein Protein ausgeschaltet oder beeinflusst

werden. Bestimmte Metaboliten treten nicht mehr auf, wenn

das Enzym nicht mehr funktioniert. Dafür treten andere auf.

Man hat dann eine Multiparameterantwort im Körper. Einige

Sensoren gehen herauf, andere herunter. Wenn man sich dies

für jeden Einfluss vorstellt, für jedes Medikament, jede Krank-

heit usw., dann ergibt das eine unglaubliche Menge an Infor-

mationen, die dort gespeichert ist. Man müsste diese nur ab-

rufen, um zu wissen, wie es um einen Patienten steht.

Wir von Metanomics nehmen Proben von Mensch, Tier oder

Zellkulturen und analysieren sie. Wir haben hierfür etwa 80

Massenspektrometer, mit denen wir etwa 1.000 bis zu 10.000

Analyten in jeder Probe messen. Im Vergleich dazu: Bei her-

kömmlichen Bluttests der Labore erhält man rund 30 oder 40

Parameter. Wir interpretieren bis zu 10.000 aus einem Hun-

dertstel Milliliter. Dann müssen wir diese Daten validieren, d.h.

sicherstellen, dass sie richtig sind.

Das ist nur mit Hilfe von eigenen IT-Systemen möglich. Dann

interpretieren wir das Blutbild, betrachten, welche Stoffwech-

selprodukte sich geändert haben und speisen anschließend die

Ergebnisse in unsere MetaMaps oder MetaMap-Tox, die große

Informationsdatenbank der Metanomics. Wir erzeugen pro Tag

etwa 320.000 Messwerte.

Strategie und VisionAuf der einen Seite haben wir die Metanomics Technologie-

Plattform, auf der anderen Seite bauen wir, indem wir mit

Kliniken international zusammenarbeiten, eine sehr große

Datenbank auf, in der wir Stoffwechselveränderungen in Be-

ziehung bringen - mit Krankheiten und anderen Gesundheits-

parametern wie Stress, Ernährung und mit toxikologischen Be-

funden. Wir wollen in den nächsten Jahren ein persönliches

metabolisches Profil für Menschen erzeugen können. In viel-

leicht fünf oder zehn Jahren sollen Patienten sich dann selber

messen können. Über Chips und Datenbanken kann man ab-

fragen: Wie geht es mir? Auf der anderen Seite wollen wir für

klinische Diagnostik Multiparameter-Daten vorhalten, um sehr

früh Krankheitsverläufe oder auch die Mechanismen von Wirk-

stoffen prüfen zu können.

Zweitens: Wir entwickeln unsere Biomarker-Datenbank. Hier

werden wir in den nächsten Jahren investieren, um solche Da-

tenbanken und Proben zu generieren. Zusammen mit unse-

ren klinischen Partnern arbeiten wir an der Entwicklung lang-

fristiger diagnostischer Lösungen. Wenn man heute zum Arzt

geht, wird eine Blutprobe genommen, man wird untersucht

und dann bekommt man, vor dem Hintergrund dieser Unter-

suchung, eine Diagnose. Der Mediziner weiß heute meistens

nicht, wie der Patient gestern und schon gar nicht, wie er vor

zehn Jahren ausgesehen hat. Daher erhält man lediglich ein

ungenaues - weil auf den jetzigen Zeitpunkt beschränktes -

diagnostisches Ergebnis. Unsere Vision ist, dass wir mit hoch-

auflösender Diagnostik sehr patientennah analysieren, äu-

ßerst schnell die Daten validieren und in einer persönlichen

patientenfokussierten Datenbank zusammenführen, so dass

man longitudinale Entwicklungen multiparametrisch auswer-

ten kann.

Biomarker–ScreeningundIdentifizierung

Dr. Arno Krotzky

metanomics GmbH, Berlin

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Die Metanomics Health arbeitet in der Entwicklung von Stof-

fen oder von neuen Drugs mit Pharmaunternehmen zusam-

men. Dazu ist es erforderlich, die Risiken oder Seiten- und

Langzeiteffekte zu erkennen. Wir haben mehr als 100 Mode of

Actions (MoA) in einer toxikologischen Metabolom-Datenbank

am Tier getestet und metabolische Biomarker in dieser Daten-

bank hinterlegt, die es uns heute erlauben, mit über 95 %iger

Sicherheit unbekannte oder auch bekannte MoAs bekannten

Systemen zuzuordnen und Nebenwirkungen zu erkennen. Mit

MetaMap-Tox können wir beispielsweise ein Mapping von me-

tabolischen Profilen von neuen Verbindungen erstellen. Dies

ermöglicht die Identifikation von Substanzen mit dem gleichen

MoA. Man erkennt damit unabhängige Strukturen. Das heißt,

wir sind mit dieser Datenbank heute in der Lage, Risiken vor-

weg zu nehmen, die sonst möglicherweise über Jahre zunächst

einmal nicht so gut erkennbar wären.

Klinische Anwendungen und Aufbau der DatenbankWir suchen neue diagnostische und prognostische Biomarker in

mehreren Indikationsgebieten: Metabolische Erkrankungen wie

z. B. Diabetes oder Adipositas, Energien-Metabolismus, Herz-

Kreislauferkrankungen, CNS, in der Onkologie und bei Infekti-

onskrankheiten. Bei diesen ist die Charité für uns ein extrem

attraktiver, zuverlässiger und vor allen Dingen hochkompeten-

ter Partner. Wir suchen darüber hinaus auch Biomarker für sol-

che Befunde wie „Alter“. Es wurde beispielsweise lange Zeit

vernachlässigt, dass sich im Klimakterium bei Frauen physio-

logische Prozesse komplett umstellen. Auch physikalischer und

mentaler Stress ist ein wesentliches Thema. Er bildet sich wie

die Ernährungsweise am Hormonspiegel, aber auch in anderen

metabolischen Bereichen ab.

In der Diabeteserkennung können neue, frühzeitige Aussagen

getroffen werden: Der Standardmarker bei Diabetes Typ I und

II ist heute immer noch die Glukose-Messung. Zusammen mit

dem DifE, dem MPI und jetzt auch mit der Charité können wir

früher und besser vorhersagen, welche Patienten oder Proban-

den in Richtung Diabetes „wandern“. Es gibt Metaboliten, also

Stoffwechselpaare, die diese beiden Diabetes-Typen und neue

Diabetes-Gruppen sehr deutlich voneinander trennen.

Wir haben insgesamt 15 Parameter, die es ermöglichen, die Di-

abetiker, die Nicht-Diabetiker und die Risikogruppen sicher zu

unterscheiden. Das geschieht auf der Basis von zehn bis zwölf

Biomarkern.

MetabolischeProfilekönnenStressdifferenzierenEs gibt bis heute kein objektives Klassifizierungssystem für

Stress. Aber wir haben mittlerweile sehr gute Biomarker. Wir

haben das am Beispiel von Ratten in kaltem Wasser getestet

und sind heute in der Lage:

zu unterscheiden zwischen Weibchen und Männchen unter uuStress und

unterschiedliche Stresstypen – mental stress und physical uustress – sehr klar zu trennen und zu klassifizieren.

AussichtenWir sind beim Aufbau dieser Datenbank für Krankheit und

Früherkennung von Krankheit heute noch am Anfang und wer-

den erst in einigen Jahren mit den ersten Produkten auf dem

Markt sein. Sicher ist, dass Metanomics ohne kompetente kli-

nische Partner, ohne Zugang zu qualitativ sehr hochwertigen

Proben und klinischen Beschreibungen es nicht schaffen wird.

Deswegen sind wir besonders glücklich, dass wir in Berlin an-

sässig sind. Die Charité und einige andere Ressourcen stel-

len für uns einen unschätzbaren Wert in der Zusammenarbeit

dar. Aus unserer Erfahrung heraus können wir bestätigen: Es ist

wesentlich einfacher, professionelle Zusammenarbeit in Berlin

und in Deutschland zu organisieren als in den USA. Wenn Ber-

lin-Brandenburg sich als Lead-Region für Diagnostik etablie-

ren will, ist das ein unschätzbarer Vorteil. Wenn alle an einem

Strang ziehen, können die Schwächen der Region überwunden

werden und nicht nur akademische Projekte ins Leben gerufen,

sondern vor allen Dingen die Wertschöpfung gesteigert werden.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Biochip-basierte Analysesysteme

Dr. Holger Eickhoff

Scienion AG, Berlin

Scienion wurde im Jahr 2000 als Biochip-Unternehmung in

Berlin gegründet und hat von Beginn an Biochip-Produkte auf

den Markt gebracht. Allerdings stellte sich relativ bald heraus,

dass sich der Markt anders darstellte, als in den Marktstudien

beschrieben war. Auch aufgrund des seinerzeit einbrechenden

Kapitalmarkts hat das Unternehmen sein Portfolio umgestellt.

Wir entwickelten unsere Liquid Handling Technologien weiter

und brachten 2003 den ersten sciFLEXARRAYER auf den Markt

– ein innovatives Dispensiersystem, mit dem kleinste Flüssig-

keitsmengen hochpräzise dosiert werden können. Mittlerwei-

le ist daraus eine Produktfamilie von vier Modellen entstanden,

die auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse ausgerichtet ist.

Rund 85% der Scienion-Produkte – Chips, Hardware und Ser-

vices – gehen in den Export. Seit 2006 hat das Unternehmen

einen zweiten Standort in Dortmund.

Firmen mit D´x oder Plattformtechnologie sind wieder en vogueVor rund fünf Jahren waren Investoren aus dem VC-Bereich an

unseren Technologien nicht interessiert. Diese Einstellung hat

sich mittlerweile grundlegend geändert. Aktive Player wie Ro-

che haben auch Technologie getriebene Firmen mit sehr wenig

Umsatz übernommen. So wurde zum Beispiel NimbleGen Sys-

tems übernommen, die ausschließlich DNA-Chip-Technologie

betreibt. Das ist auch für Investoren ein lukratives Feld.

Warum haben wir in Berlin-Brandenburg von diesem inter-

nationalen Geldfluss nichts abbekommen, obwohl es hier

eine ganze Reihe interessanter Firmen und Aktivitäten in For-

schungseinrichtungen in diesem Umfeld gibt?

ScienionuuMicrodiscoveryuuInvitekuuBioTezuuSignature DiagnosticsuuTibmolbioluuCongenuuInventuuB.R.A.H.M.Suu

ImagenesuuEpigenomicsuuBST BiosensoruuAtlas BiolabsuuMax-Planck-Institut für Molekulare GenetikuuCharité (3 - 12x)uuMax-Planck-Institut für InfektionsbiologieuuFraunhofer-Institut für Biomedizinische TechnikuuAndere Institute der FraunhofergesellschaftuuDeutsches Ressourcenzentrum für GenomforschunguuTechnische Universität BerlinuuFreie Universität BerlinuuTechnische Fachhochschule Wildauuu

Man kann die hier aufgeführten Firmen als „Biochip Inseln“

bezeichnen. Denn eigentlich ist im „Unternehmen Berlin“ die

komplette Wertschöpfungskette vorhanden. Doch gemeinsa-

me Wertschöpfung findet nicht statt, weil die Interfaces fehlen.

Wer in dem Bereich der Biochips erfolgreich sein will, muss

immer in der Lage sein, diese auch zu produzieren – in gro-

ßen Stückzahlen, zu geringen Kosten. Natürlich muss man auch

Marketing und Sales beherrschen.

Bioinformatik ist in diesem Bereich ein zentrales Thema. Gera-

de unter den hier aufgeführten Unternehmen gibt es Firmen,

die über eine ausgezeichnete diagnostische Software verfügen,

wie zum Beispiel Microdiscovery. Das Unternehmen kann ein

Array auslesen und auf Knopfdruck erhält man eine CE-zertifi-

zierte Analyse. Das ist eine zu wenig bekannte Leistung.

Berlin und innovative Diagnostik – Quo vadis

Man muss aus der Vergangenheit lernen Es gibt in Berlin einige Projekte, die richtungsweisend wa-

ren und noch sind. So sind die Proteinstrukturfabrik und die

Nutrigenomforschung international führend, aber der Welt-

markt ging in diesen Feldern an Berlin vorbei. Beide Initiativen

waren relativ stark akademisch ausgerichtet. Man würde gut

daran tun, frühzeitig Marktkontakt zu suchen.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Berlin hat kein Geld, aber viel Innovation und KlinikMan muss Kompetenzen bündeln und eine klare Verteilung

definieren, wer in der Wertschöpfungskette welche Rolle ein-

nehmen kann. Das ist eine ganz wesentliche Hausaufgabe.

Marktsituation und AusblickDer Markt verlangt Geräte zur Produktion von Biosenso-

ren (Cantilever, Durchflusszellen oder Elektroden), Arrays (Glas,

Membranen, Wafer oder Nanotiterplatten) und verschiedenen

Test Strip Formaten (zum Beispiel Schwangerschaftstests).

An Content mangelt es dem Markt offensichtlich nicht. Unser

Unternehmen wird regelmäßig mit Content konfrontiert. Aller-

dings ist dieser selten validiert und an Patienten getestet.

Scienion sieht momentan einen D‘x Biochip Marktfokus in den

Applikationen:

Infektionsdiagnostik (HIV, HCV, HPV, Staphylokokken, ...)uuKomplexe genetische Erkrankungen uu(Krebs, Immundiagnostik)

Allergien auf vielen verschiedenen Plattformen. uuWichtig dabei ist: Die Technologie muss voll skalierbar und

günstig produzierbar sein.

Neben traditioneller D‘x sehen wir im Markt diagnostischen

Bedarf in Feldern wie:

Wellness und Kosmetik („personalized cream“)uuErnährung („personalized food“)uuVeterinärmedizin („anti allergic dogs“, Stammbäume)uuLandwirtschaft (was / wieviel ist „genmodifiziert“?) uu

Berlin hat den richtigen Content und den richtigen Mix, aber

mehr Austausch und Vernetzung zwischen den Playern sind

notwendig, und es muss eine engere Anbindung an klinische

Studien ermöglicht werden. Daher ist das GA Netzwerk „Diag-

nostik“ der erste, richtige Schritt in die richtige Richtung.

Ausgewählte M&A Deals 2007

Company Acquired Acquired By/Merged With Value

Bioenvision (NASDAQ:BIVN) Genzyme (NASDAQ:GENZ) USD 345M (cash)

Biopartners Holdings

(Switzerland)

Biotion S.A. (listed on Warsaw Stock Ex-

change; Poland)USD 78M (stock)

Biosite (NASDAQ:BSTE)Inverness Medical Innovations

(AMEX:IMA)USD 1.69B (cash)

BioVeris (NASDAQ:BIOV) Roche (SWX:RO) USD 600M (cash)

Cholestech (NASDAQ:CTEC) Inverness Medical Innovations (AMEX:IMA) USD 326M (stock)

454 Life Sciences (majority owned sub-

sidiary of CuraGen, (NASDAQ:CRGN)Roche (SWX:RO)

USD 154.9M (cash: USD 140M upfront,

USD 14.9M on exercise of stock options)

NimbleGen Systems Roche (SWX:RO) USD 272.5M (cash)

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Point-Of-Care-Diagnostik

Unter Point-Of-Care-Diagnostik versteht man die Untersu-

chung, die am Ort des Patienten oder in dessen Nähe durch-

geführt wird. Deren Ergebnis kann zu möglichen Veränderun-

gen bei der Betreuung des Patienten führen. Ein Test kann am

Krankenhausbett, in der Arztpraxis, der Apotheke oder ganz

einfach zu Hause geschehen, und der Patient kann direkt über

dessen Ergebnis informiert werden.

Was wird in der Point-Of-Care-Diagnostik untersucht? Hämatologie, HämostaseologieuuImmunhämatologie/TransfusionsmedizinuuMikrobiologieuuklinische ChemieuuMolekularbiologieuu

Wer untersucht in der Point-Of-Care-Diagnostik?Medizinisch technisches Personal, das gut ausgebildet uusein muss

PflegekräfteuuArzthelferuuPatienten (im Homecare Bereich)uu

Welche Anforderungen werden an die Point-Of-Care-Systeme gestellt?

Einfache Bedienung - das heißt, die Systeme müssen sehr uueinfach gestaltet sein und dürfen nur wenige Reagenzien

beinhalten

Keine Probenvorbereitung - am besten appliziert man Voll-uublut oder Urin

Geringe oder am besten keine Investitionen uuSchnelligkeituuAnalytische Qualität und ZuverlässigkeituuKeine besonderen Lagerbedingungen uuGeringe Vollkostenuu

Beispiele für POC-Systeme sind vor allem Teststreifen, bei-

spielsweise das Reflotron®Plus Gerät, mit dem man 17 klini-

sche Parameter im Vollblut messen kann. Es liefert innerhalb

von 2-3 Minuten Resultate und ist bequem bedienbar. Ein an-

deres Beispiel ist das CardioDetect System, ein Teststreifen, der

mit goldmarkierten Antikörpern arbeitet. Dieser in Berlin-Buch

entwickelte Test basiert auf dem neuen herzspezifischen Mar-

ker FABP und ermöglicht die Herzinfarktdiagnose bereits 20 Mi-

nuten nach einem eventuell eingetretenen Infarkt.

Eine Alternative zu herkömmlichen Teststreifen sind Biosenso-

ren. Deren Prinzip basiert darauf, dass man eine biologische

Erkennungssubstanz direkt in Verbindung mit einem Trans-

ducer bringt. Diese Systeme ermöglichen eine sehr schnel-

le Messung, sind sehr sensitiv und man kann sie stark minia-

turisieren, wenn man beispielsweise einen elektrochemischen

Transducer einsetzt.

In der Vergangenheit wurden eine ganze Reihe von Labor- und

POC-Analysatoren mit Biosensoren ausgestattet. So zum Bei-

spiel ein POC-Blutzucker-Biosensorgerät der ABT Advanced Bio-

analytical Technology aus Berlin/Radeberg. Mit einem Mehr-

weg-Biosensor können bis zu 1.000 Blutzucker-Analysen

durchgeführt werden. Oder auch das FreeStyle Blutzuckermess-

gerät von Abbott. Hier sind ebenfalls alle Inkubationsstufen auf

einem Teststreifen enthalten, der jedoch nach einer Messung

weggeworfen werden muss. Dieses Gerät arbeitet ebenfalls mit

Vollblut, und es benötigt lediglich ein Blutvolumen von 0,3 µl.

In unserer Arbeitsgruppe wurden in der Vergangenheit eine

ganze Reihe von Biosensoren entwickelt. Ein Beispiel ist ein

elektrochemischer Antikörper-Sensor zur Bestimmung von Hä-

moglobin A1c für die Langzeitdiabeteskontrolle. Mit diesem

Sensor ist es möglich, das Hämoglobin A1c im entsprechenden

Konzentrationsbereich zu bestimmen.

Molekulare Diagnostik

Ein anderer Schwerpunkt im POC-Bereich ist die molekulare Di-

agnostik. Hervorzuheben sind die Infektionskrankheiten (viral,

bakteriell), die molekular detektiert werden müssen und die

Pharmako-Genetik. Hier geht es darum, unterschiedliche Nuk-

leinsäuresequenzen von Patienten zu bestimmen und heraus-

Patientennahe Diagnosesysteme – Point-Of-Care-Diagnostik

Dr. habil. Axel Warsinke

Universität Potsdam

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

zufinden, wie Personen auf bestimmte Medikamente reagieren.

Das heißt, es geht darum, zu detektieren, welche Arzneimittel

metabolisierende Enzyme in einer Person vorhanden sind und

welche Ausstattung mit Rezeptoren bzw. mit Transportern vor-

handen ist. Eine gängige Methode dafür ist die Real-Time-PCR,

die im klinischen Labor durchgeführt wird. Dies ist eine sehr

sensitive Methode, mit der man unter fünf Moleküle pro Probe

nachweisen kann, allerdings ist der Zeitbedarf mit 90 Minuten

noch sehr hoch.

Microarrays für die Point-Of-Care-Diagnostik?

Es gibt viele öffentlich geförderte Projekte für Lab-on-Chip-

Systeme und viele Projekte mit dem Ziel der Point-Of-Care-

Diagnostik. Dennoch wird die Probenaufbereitung bisher zu

wenig berücksichtigt, außerdem werden die Produktionsas-

pekte vernachlässigt. Das bedeutet, wenn man ein System für

die POC-Diagnostik entwickelt, muss es auch in der Massen-

produktion herstellbar sein. Wir brauchen allerdings produkti-

onstaugliche Testsysteme mit integrierter Probenaufbereitung.

Diese Chips sollten die folgenden Arbeitschritte integrieren:

Probennahme, uuTransport der Probe, uuAufarbeitung der Probe, uuMessung unduuAuswertung.uu

Ein integrierter Biochip sollte die Mikrofluidik und Reagenzien

aufnehmen sowie einen Biosensor enthalten. Dieser Chip muss

in der Lage sein, die Probe aufzunehmen sowie die Probenauf-

bereitung und die Detektion zu übernehmen.

iPOC-Gruppe an der Universität Potsdam

Das Ziel dieser Forschergruppe ist es, eine Plattformtechnologie

für kleine, kostengünstige und einfach zu bedienende Prote-

inchips zu entwickeln. Dabei wird sich zunächst auf die paral-

lele Bestimmung von einem bis zehn Proteinen aus den Berei-

chen Herz-Kreislauf- und Diabetes-Erkrankungen beschränkt.

Wir achten allerdings schon bei der Entwicklung darauf, dass

wir langfristig mehr Proteine parallel bestimmen können. Inte-

ressant für eine schmerzfreie Blutentnahme wäre es, wenn wir

mit einem Probenvolumen unter 1 µl Blut, Serum oder Atem-

luftkondensat auskommen könnten.

Das System könnte so aussehen: In dem Chip sollen mehre-

re Proteine in Patientenproben parallel bestimmt werden. Bei

diesem Projekt arbeitet die Universität Potsdam mit mehreren

Kooperationspartnern, zum Beispiel mit Prof. Frank Bier vom

Fraunhofer IBMT, der Franz-Volhard-Klinik in Berlin und vier

Firmen aus der Region Berlin-Brandenburg zusammen.

Abschließend sei noch die Einbindung unserer Nachwuchs-

gruppe in das geplante Zentrum für Molekulare Bioanalytik und

Diagnostik erwähnt. Dieses Haus soll von mehreren Säulen ge-

tragen werden. Eine Säule könnte auch unsere Nachwuchs-

gruppe darstellen.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Bedeutung und Trends der In Vitro-DiagnostikDie In Vitro-Diagnostik (IVD) spielt eine zentrale Rolle in der

kurativen und präventiven Medizin. Aufgaben der IVD wer-

den von klinisch-theoretischen Fächern wahrgenommen, wo-

bei das Spektrum von der Pathologie bis zur Laboratoriums-

medizin reicht. Die IVD dient der Erkennung von Krankheiten

einschließlich deren Früherkennung sowie der Kontrolle des

Krankheitsverlaufs und des Therapieerfolgs. Zunehmende Be-

deutung gewinnt die IVD bei der Erkennung von Risikofaktoren

und damit als Entscheidungsgrundlage für die Einleitung prä-

ventiver Maßnahmen. Mit dem Einsatz der IVD sind folgende

generelle Zielstellungen verbunden:

der rationale Einsatz von Arzneimitteln und uuTherapieverfahren

die Verkürzung von Krankenhausaufenthaltenuudie Verbesserung von Compliance und uuPatientenzufriedenheit.

Der Einsatz der IVD ist für die Ökonomie des Gesundheitssys-

tems von hoher Bedeutung. Eine effiziente Diagnostik führt

unter anderem zu verkürzten Liegezeiten bei stationärer Be-

handlung, zu einem rationalen Einsatz von Therapieverfahren

und zur Vermeidung von Komplikationen. Moderne diagnos-

tische Verfahren liefern einen signifikanten Beitrag zur Steige-

rung der Effizienz im Gesundheitssystem und zur Kostenreduk-

tion.

Der Bedarf an Diagnostik nimmt zu. Hierzu tragen vier Fakto-

ren bei:

1. Die Aufklärung der molekularen Pathogenese von Erkran-

kungen, aber auch die Aufklärung der genetischen Grund-

lage von Infektionserregern. Hieraus ergeben sich neue

Biomarker und neue Nachweisverfahren und damit neue

Möglichkeiten der Diagnostik und der Prävention.

2. Die personalisierte Medizin. Die Pathogenese und der Ver-

lauf von Erkrankungen werden durch individuelle Kom-

ponenten bestimmt. Auch die Medikamentenwirkung ist

individuell unterschiedlich. Die neuen methodischen und

technologischen Entwicklungen eröffnen weitere Möglichkei-

ten einer individualisierten Diagnostik und Therapie.

3. Die demografischeEntwicklung führt zu einer Zunahme von

Erkrankungen, die es früher nicht gab, da wir nicht alt ge-

nug wurden, um daran zu erkranken. Ein Beispiel ist Morbus

Alzheimer. Es wird notwendig sein, für diese Erkrankungen

neue diagnostische Parameter anzubieten.

4. Der Kostendruck im Gesundheitssystem sorgt selbst für eine

Intensivierung der Diagnostik. Kürzere Liegezeiten setzen

eine effizientere Diagnostik voraus. Das bedeutet nicht un-

bedingt einen Zuwachs von einzelnen Analysen. Auch eine

besser koordinierte und schnellere Durchführung von Unter-

suchungen trägt zur Effizienzsteigerung bei.

In den zurückliegenden Jahren ist die Entwicklung der IVD un-

ter anderem durch eine höhere Spezialisierung gekennzeich-

net. Diese höhere Spezialisierung bietet häufig den Vorteil ei-

ner hohen Fachkompetenz auf Spezialgebieten, führt jedoch

zu einer Zersplitterung der Fächer. Diese Entwicklung läuft der

notwendigen Ausarbeitung und Anwendung diagnostischer

Pfade und der unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten gebo-

tenen Effizienzsteigerung entgegen. Es besteht somit die Not-

wendigkeit, fächerübergreifende Konzepte in der Diagnostik zu

erarbeiten. Ausgangspunkt hierfür ist eine Analyse der Stärken und Schwächen der bestehenden traditionellen Strukturen,

die dadurch gekennzeichnet sind, dass die meisten universi-

tären Einrichtungen heute fachbezogen und getrennt arbeiten.

Bei dieser Struktur sind die Fächer der IVD in Form unabhän-

giger Institute oder wissenschaftlicher Einrichtungen organi-

siert, die in Forschung, Lehre und Krankenversorgung getrennt

arbeiten. Diese Organisationsform hat die Vorteile einer ho-

hen dezentralen Autonomie, insbesondere die hohe Flexibilität

kleiner Organisationseinheiten und eine einfache Workflow-

Optimierung. Schwächen dieser traditionellen Strukturen sind

die begrenzte Interdisziplinarität und die schwierige Prozess-

optimierung und betriebswirtschaftliche Optimierung in ei-

nem Krankenhaus oder einem Klinikum. Die Einrichtung diag-

nostischer Pfade, die fächerübergreifend angelegt sein müssen,

stößt an die Grenzen der Fächer.

Diagnostische und präventive Labormedizin –

neue Konzepte der Organisation und Kooperation

Prof. Dr. Rudolf Tauber

Charité – Universitätsmedizin Berlin

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Insbesondere große Klinika haben zersplitterte Angebote sowie

eine uneinheitliche Logistik.

Dieses Ergebnis der Stärken-Schwächen-Analyse führte zur Su-

che nach Strukturalternativen, wobei vor allem zwei Struktur-

alternativen herausgearbeitet wurden: Erstens das Modell, bei

dem Institute der IVD unter dem Dach eines Zentrums mit einer

übergeordneten Zentrumsleitung zusammengeführt werden,

das Modell, das an der Charité verwirklicht wurde. Zweitens

das Modell, bei dem die Institute unter weitgehender Aufga-

be ihrer Eigenständigkeit in einem Department zusammenge-

fasst werden, das von einer Chairperson mit sehr weit reichen-

den Durchgriffsrechten geleitet wird. Der traditionellen Struktur

ist eine starke Autonomie um den Preis der Zersplitterung ei-

gen, der Departmentstruktur die Möglichkeiten der Prozessop-

timierung und der Effizienzsteigerung. Wie wurde dieses Span-

nungsfeld in der Charité gelöst?

Im Zuge der Bildung von 17 CharitéCentren, in denen die Klini-

ken und Institute der Charité zusammengefasst wurden, wur-

den die Fächer Virologie, Pathologie, Laboratoriumsmedizin,

Hygiene, Rechtsmedizin, Mikrobiologie und ein interdiszipli-

näres endokrinologische Speziallabor unter das Dach des Cha-

ritéCentrums für diagnostische und präventive Labormedizin

geführt. Zwei Fächer mit Aufgaben in der IVD, die klinische Im-

munologie und die Humangenetik, die anderen CharitéCentren

zugeordnet wurden, sollen durch eine gemeinsame Logistik mit

dem CharitéCentrum für diagnostische und präventive Labor-

medizin eng zusammenarbeiten. Analog allen CharitéCentren

besitzt das CharitéCentrum für diagnostische und präventive

Labormedizin eine übergeordnete Centrumsleitung aus einem

ärztlichen und einem kaufmännischen Leiter und einer Leiten-

den MTA. Die Mitglieder der Centrumsleitung werden von der

Centrumskonferenz, welche von den Instituten gewählt wird,

vorgeschlagen und vom Vorstand der Charité für fünf Jahre be-

stellt. Zu den Aufgaben der Centrumsleitung zählen die Leis-

tungs-, Kosten-, Budgetplanung, die Steuerung des Ressour-

ceneinsatzes, die Überwachung von Leistung und Budget, die

Ziel- und die Leistungsvereinbarungen mit dem Vorstand sowie

die Prozessoptimierung.

Sie legt die Leistungs- und Qualitätsziele gemeinsam mit den

Einrichtungen fest und steuert den Ressourceneinsatz inner-

halb des Centrums. Die Institute werden von den Direktorin-

nen/Direktoren in eigener Verantwortung im Rahmen von Ziel-

und Leistungsvereinbarungen geleitet. Sie haben in ihrem

Bereich die alleinige ärztliche Verantwortung für die Patienten-

versorgung und entscheiden allein über die Auswahl und Ein-

satz von ärztlichem, wissenschaftlichem und sonstigem zuge-

ordneten Personal.

Mit dieser Aufgabenverteilung wird ein Mittelweg zwischen Ei-

genständigkeit auf der einen Seite und den strukturellen Rah-

menbedingungen für eine organisatorische und betriebs-

wirtschaftliche Optimierung der Krankenversorgung auf der

anderen Seite beschritten.

Für die diagnostische und präventive Labormedizin resultiert

aus dieser Struktur eine Steigerung von Transparenz und Effi-

zienz, insbesondere in Form eines umfassenden Angebots von

Untersuchungsmethoden, durch eine einheitliche Logistik beim

Probentransport, durch eine gemeinsame Labor-EDV-Plattform

als einheitliches Portal für Untersuchungsanforderungen und

eine harmonisierte Befundübermittlung überwiegend elektro-

nisch in die elektronische Krankenakte und durch den Abbau

von Doppelangeboten.

Die Charité verfügt über ein Komplettangebot für das gesam-

te Spektrum der In Vitro-Diagnostik, von der Laboratoriumsme-

dizin über die Virologie und Mikrobiologie bis in die Pathologie

und in die Rechtsmedizin. Dies schließt nicht nur die Durch-

führung der Untersuchungen durch hochspezialisierte Experten

ein, sondern auch die konsiliarische Beratung. Dieses Angebot

steht auch anderen Krankenhäusern zur Verfügung. In der en-

gen Kooperation mit den Kliniken der Charité führen die Insti-

tute des CharitéCentrums für diagnostische und präventive La-

bormedizin weiterhin eine Vielzahl von Forschungsprojekten

mit dem Ziel der Entwicklung neuer leistungsfähiger Diagnos-

tikverfahren durch. Dies stellt eine Plattform für die Kooperati-

on mit regionalen und überregionalen Diagnostika-Unterneh-

men für die Durchführung von diagnostischen Studien dar.

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Diagnostik ist der Pharmamarkt der ZukunftFortschritt in der Medizin bedeutet heute „individualisier-

te Medizin“. Diese beruht vor allem auf Molekularer Diagnostik

und ermöglicht weit reichende Vorteile für den Patienten und

die Gesellschaft. Auch der Wirtschaft eröffnet dieser Fortschritt

Wege zu neuen Produkten, neuen Märkten und neuen Chancen

für neue Firmen.

Der große Vorteil der Molekularen Diagnostik für den Patienten

ist die Therapieoptimierung. Durch bessere Präventionsmög-

lichkeiten, kürzere Behandlungszeiten und eine erhöhte Hei-

lungsrate verbessert sich die Lebensqualität der Bevölkerung.

Aus gesundheitspolitischer Sicht betrachtet bringt die Mole-

kulare Diagnostik generell geringere Behandlungskosten. Man

wird kürzere Ausfallzeiten, eine Reduktion von Folgekosten –

beispielsweise in der Pflege – und geringere Spät- und Folge-

therapien beobachten können.

Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten werden neue

Märkte erschließbar. Diese sind geprägt durch gezieltere Me-

dikamente und neue Produkte, insbesondere Nischenproduk-

te, welche eine Chance für KMU darstellen. Diese neuen Pro-

dukte werden nicht immer teurer werden als herkömmliche.

Die Pharma-Landschaft wird sich durch eine Rückkehr von For-

schung und Entwicklung zurück nach Deutschland und auch in

unsere Region verändern.

Zukünftig wird es für den Patienten nicht nur einen Beipack-

zettel geben, er wird vielmehr zusätzlich ein Diagnostikum

oder die Überweisung an die Labormedizin in den Händen

halten. Der Bedarf für derartige Verfahren steigt. In Zukunft

wird es häufiger Anlass zu Diagnosen geben, allein die Verän-

derung der Alterspyramide ist nur ein Hinweis dafür. Die Wert-

schöpfungskette, in der die Diagnostik liegt, wird zu einer

Wertschöpfungsspirale, die über immer bessere Marker verfügt

und damit immer bessere Erfolge erzielt.

Das Zentrum für Molekulare Bioanalytik und DiagnostikNet-BBDie Region Berlin-Brandenburg ist für diesen Wandel gut auf-

gestellt, da alle Beteiligten, die diesen Wandel tragen, in der

Region vertreten sind. Ziel ist es, diese Kräfte unter dem ge-

meinsamen Dach eines Zentrums für Molekulare Bioanaly-

tik und DiagnostikNet-BB zu bündeln und darunter Synergien

zu fördern bzw. zu beschleunigen. Wie könnte so ein Zentrum

aussehen?

Stellt man sich das Netzwerk als Gebäude vor, so ist das Fun-

dament oder die Säulen, aus denen dieses bestehen soll, mit

breiten Potenzialen vorhanden.

Unter einem gemeinsamen Dach hat das Zentrum drei SäulenGrundlagen und neue Technologien uuklinische Studien uuAnwendungsentwicklung und Produktionstechnologien uu

Säule 1: GrundlagenEs wird erwartet, dass integrierte Diagnoseverfahren ste-

tig weiter entwickelt werden. Es gibt nicht nur Marker für die

Krebsdiag nose, sondern auch eine ganze Reihe von Markern für

Infektionskrankheiten. Genomische Marker betreffen nicht nur

das humane Genom, sondern auch Infektionsüberträger wie

Parasiten. Unsere gemeinsame Region verfügt über eine statt-

liche Anzahl von Forschungseinrichtungen, die auf diesem Ge-

biet hervorragende Arbeit leisten. Auch die technologischen

Grundlagen sind in der Region sehr gut und sehr breit aufge-

stellt. Dazu gehören die Mikrosystemtechnik, die Nanotechno-

logie, die Bioinformatik und die klassische Biotechnologie.

Säule 2: Die klinischen StudienAuch für die Diagnostik braucht man umfangreiche klini-

sche Studien, damit die eingesetzten Biomarker valide sind.

Ein wichtiger Standortfaktor für Diagnostikaentwickler ist der

leichte Zugang zu den Anbietern derartiger Studien, nämlich

den Kliniken. Berlin hat dafür beste Voraussetzungen, die ge-

nutzt werden können.

Perspektiven für ein „Translationales Zentrum für Bioanalytik und

In Vitro-Diagnostik Berlin-Brandenburg“

Prof. Dr. Frank Bier

Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, Potsdam

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Biobanken sind dabei eine wichtige Einrichtung, welche die

klinischen Studien beschleunigen bzw. die Diagnostik über-

haupt erst ermöglichen können. Die noch bestehende Lücke

– es gibt noch keine Biobank für die molekulare Diagnostik -

wird zur Zeit geschlossen. Auf der Datenebene hat die Charité

bereits, gemeinsam mit der Universität Graz, ein zukunftswei-

sendes Modell entwickelt: Die „Central Research Infrastrucutre

for molecular Pathology (CRIP)“. Es handelt sich dabei um eine

Datenbasis, in der Daten aus diesen Einrichtungen gesammelt

und anonymisiert von außen abgefragt werden können. Dieses

zunächst auf die Pathologien bezogene Modell lässt sich sehr

leicht auf andere Disziplinen erweitern.

Biobanken haben eine langfristige Sammelaufgabe. In Kryo-

banken sollte man aber Proben nicht einfach in eine Tief-

kühlatmosphäre geben und wieder auftauen. Für diese

Sammelaufgabe muss man Proben aufbereiten. Man muss ge-

währleisten, dass keine Feuchtigkeit, Staub oder sonstige Dinge

an die Proben und das Kühlsystem gelangen. Diesen Vorgang

muss man automatisieren, dazu braucht man Technologie.

Diese wird am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik

entwickelt. Derzeit wird ein Projekt zur Etablierung einer Kryo-

Forschungsbank an der Charité entworfen, hier ist das Diag-

nostik-Netzwerk schon einen Schritt vorangekommen.

Säule 3: Anwendungsentwicklung und Produktions-technologienEin Vorläufer des Netzwerks DiagnostikNet-BB ist der BioHyTec

e.V. Die große Breite der hier bereits bearbeiteten Projekte

zeigt auch, dass die Technologie nicht nur auf den Humanbe-

reich beschränkt, sondern auch in den Bereichen Lebensmit-

teltechnologie und Kosmetikaherstellung anwendbar ist.

Drei tragende Säulen eines neuen Zentrums sind vorhanden.

Weitere Partner können sich unter dem Dach des Zentrums

für Molekulare Bioanalytik und DiagnostikNet-BB einfinden

und damit diese drei Säulen verstärken. Der Bereich Technolo-

gie kann durch weitere Partner verstärkt werden. Die klinische

Säule ermöglicht indikationsbezogene Entwicklung von Pro-

dukten.

Die Anwendungssäule ermöglicht der Industrie und insbeson-

dere den KMU die unkomplizierte Zusammenarbeit mit Ent-

wicklungspartnern. Unterstützung von Forschungseinrichtun-

gen ist hier vorhanden. Die notwendige Standardisierung ist

eine Aufgabe, die nur das Netzwerk gemeinsam angehen kann.

Das Netzwerk DiagnostikNet-BB will das Zentrum etablieren

und mit konkreten Projekten starten.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Schwerpunkte und nächste Maßnahmen für die weitere Entwicklung

des Handlungsfeldes

StS Dr. Wolfgang Krüger

Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg

In der Region Berlin-Brandenburg werden die vorhandenen

Potenziale der Biotechnologie zur Anwendung gebracht. Doch

besteht kein Grund, sich auszuruhen. Das moderne Gesund-

heitswesen verlangt danach, wissenschaftliche Erkenntnisse in

den medizinischen Alltag zu bringen. Derzeit werden die ers-

ten Schritte der Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnis-

sen in Richtung anwendbare Diagnostik gemacht.

Brandenburg begrüßt und unterstützt das Netzwerk DiagnostikNet-BBDie Gestaltung von Zukunft braucht entsprechende Rahmen-

bedingungen. Die Politik hat sich dieser Aufgaben angenom-

men. Dazu gehört die Etablierung des Zentrums für Molekula-

re Bioanalytik und DiagnostikNet-BB. Dieses Projekt ist bereits

über den Masterplan Biotechnologie/Biomedizin im Rahmen

der Initiative Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg als auch

in der Branchenstrategie Biotechnologie des Landes Branden-

burg verankert. Mit diesem Zentrum soll der Grundpfeiler einer

wirtschaftlich relevanten und langfristig industriellen Perspek-

tive der Verflechtung von Therapie und Diagnostik geschaffen

werden. Ein derartiges Zentrum ist geeignet, durch das früh-

zeitige Zusammenwirken von Medizinern und Technologieent-

wicklern den Transfer neuer Technologien in die Praxis zügig

zu gewährleisten. Hier sollen die Biomarkerfindung, klinische

Studien und die Verwaltung klinischer Datenbanken organisa-

torisch gebündelt werden. Dieses ist sehr zu begrüßen, denn

neue und effiziente Formen des Technologietransfers zu entwi-

ckeln, ist sowohl das Ziel des brandenburgischen Innovations-

konzeptes 2006 als auch gemeinsamer technologiepolitischer

Aktivitäten der Länder Berlin und Brandenburg.

Politik und Verbände sind aufgefordert, diese Entwicklung zu

begleiten. Zum Beispiel durch Unterstützung der Zusammenar-

beit regionaler KMU mit Forschungs- und Entwicklungseinrich-

tungen. Die Landesregierung nimmt diese Herausforderung an.

Daher unterstützen wir DiagnostikNet-BB über das Instrument

der GA-Netzwerkförderung.

DiagnostikNet-BB wird die gesamte Wertschöpfungskette abbilden In diesem Netzwerk aus regionalen wissenschaftlichen Einrich-

tungen und Unternehmen sollen konkrete Entwicklungsprojek-

te initiiert und vermittelt werden. DiagnostikNet-BB wird sich

nicht nur um regionale Förderung kümmern, sondern sich auch

um Fördermöglichkeiten aus dem 7. Forschungsrahmenpro-

gramm der EU bemühen. Damit wird gleichzeitig ein Beitrag zur

Internationalisierung unserer Biotechnologie-Region geleistet.

Dabei kommt der Stärkung des Eigenkapitals von KMU eine be-

sondere Bedeutung zu. Denn nur mit ausreichendem Eigenka-

pital lassen sich F&E-Projekte erfolgreich akquirieren.

DiagnostikNet-BB wird in Zusammenarbeit mit der Charité den

Zugang zu klinischen Studien ermöglichen. Diese Kooperati-

on muss systematisch ausgebaut werden. Auch die Politik er-

wartet vom Netzwerk, dass daraus Projektverbünde erwachsen,

welche auch KMU den Eintritt in den nationalen und internati-

onalen Markt ermöglichen. Forschungs- und Wirtschaftsförde-

rung unterstützen genau diesen Prozess. Die Vision von einem

Zentrum für Molekulare Bioanalytik und Diagnostik ist reali-

sierbar. Mit einer kompletten Wertschöpfungskette wird die-

ses Zentrum sichtbar sein und zu einem Alleinstellungsmerk-

mal der Region werden. Der Nutzen für Mitglieder und Kunden

wird insbesondere darin bestehen, dass spezifische und ange-

passte Lösungen aus einer Hand angeboten werden. Für den

Erfolg ist wichtig: Öffentlichkeit und Stakeholder in diesen Pro-

zess rechtzeitig einbinden. Der Mehrwert für die Krankenver-

sorgung muss gesundheitsökonomisch bewertet werden. Dann

lassen sich auch bereits diskutierte Fragen beantworten. Solche

sind: „Was ist gesund?“, „Gibt es ein Recht auf Nichtwissen?“,

„Wie wird mit Informationen zu Prädispositionen umgegangen?“

und weitere bioethische Fragen.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Stärke des Netzwerks ist der Market-PullDie Initiative, Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Gebiet der

Molekularen Diagnostik zusammenzuführen, unterscheidet sich

von anderen Ansätzen. Hier steht das Anwendungsfeld im Vor-

dergrund, das sich unterschiedlicher Technologien bedient,

und nicht – wie sonst oft üblich – eine vorhandene Technolo-

gie, die nach neuen Anwendungen sucht. Dieser Market-Pull

ist eine Stärke, welche die Umsetzung von Ideen in Produk-

te und wirtschaftlichen Erfolg für die Region unterstützen wird.

Allerdings haben dieses auch schon andere bemerkt. Daher ist

es wichtig, den erreichten Vorsprung, den wir durch verschie-

dene Initiativen errungen haben, zu halten. Die zügige Umset-

zung des Konzepts Zentrum für Molekulare Bioanalytik und Di-

agnostikNet-BB ist daher der richtige Weg.

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

Ausblick und zusammenfassende Diskussion

Prof. Dr. Rudolf Tauber

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Die zusammenfassende Diskussion des Forschungspolitischen

Dialogs wurde durch den Moderator, Prof. Tauber, genutzt,

konkrete Ergebnisse zu formulieren und Handlungsempfehlun-

gen abzuleiten. Die Ergebnisse des Tages fasste Prof. Tauber zu-

sammen:

Vor zehn Jahren wurde in der Region mit der Entwicklung der

Biotechnologie/Biomedizin begonnen. Zu diesem Zeitpunkt war

noch nicht klar, welche Entwicklung die Biotechnologie neh-

men oder welche Chancen sich aus ihr ergeben würden. Ber-

lin und Brandenburg haben sich in diesem zukunftsweisenden

Markt eine hervorragende Position und einen Vorsprung erar-

beitet. Heute geht es darum, diesen Vorsprung zu halten und

auszubauen. Es gibt in der Region große Stärken, aber auch

einige Schwächen.

Zu den Stärken gehören:1. Die sehr gute Grundlagenforschung sowie klinische For-

schung mit einem großen Portfolio an Instituten und Kli-

niken, insbesondere der Charité, die Biomarker und neue

Technologien entwickeln, die Pathogenese von Krankheiten

erforschen und neue Biomarker in klinischen Studien evalu-

ieren.

2. Ein breites Spektrum von hoch innovativen Unternehmen. Drei, die im internationalen Bereich tätig sind, und eine

Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen, die ein

großes Entwicklungspotenzial darstellen.

3. Ein sehr gutes Umfeld für klinisch-diagnostische Studien, um neue Marker zu testen.

Zu den Schwächen gehören:1. Die Unterkapitalisierung bei sehr vielen Beteiligten, die

langwierige Anträge auf öffentliche Förderung zur Folge

haben.

2. Die unzureichende Vermarktung. Neue Entwicklungen und

Prototypen sind zwar vorhanden, aber sie können nicht ad-

äquat vermarktet werden.

3. Der Zugang zu klinischen Studien ist immer noch schwierig.

Prof. Rudolf Tauber stellte die Forderung auf, dass die Teilneh-

mer des Forschungspolitischen Dialogs konkrete Handlungs-

empfehlungen abgeben und darstellen mögen, welchen Bei-

trag sie zu dem kürzlich gegründeten DiagnostikNet-BB leisten

wollen.

Drei für die Entwicklung der Region als Standort der Biotech-

nologie wichtige Punkte standen im Vordergrund der Empfeh-

lungen.

1. Gemeinsam von Wirtschaft und Wissenschaft soll ein Antrag

auf Förderung einer Biobank erarbeitet werden. In einer Pi-

lotphase soll eine exemplarische ausbaufähige Kryo-Biobank

aufgebaut werden.

2. In Berlin und Brandenburg soll ein Zentrum für Bioanalytik

und Molekulare Diagnostik in zwei Stufen entwickelt werden.

3. Das kürzlich gegründete DiagnostikNet-BB ist für die Kom-

munikation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zuständig.

Abseits der formulierten Ergebnisse und Handlungsempfeh-

lungen zeigte die Diskussion sehr deutlich die entschlosse-

ne Haltung der Teilnehmer, gemeinsame Anstrengungen für die

Förderung der Perspektiven der Diagnostik in der Region Ber-

lin-Brandenburg zu unternehmen. Es wurde deutlich, dass

man mehr tun müsse, als die Kommunikation zwischen Kli-

nik und KMU zu fördern. Es gelte, die vorhandenen Bausteine

zu vernetzen und zu zeigen, dass die Region konkrete Projekte

umsetzen könne. Eine zentrale Idee des Diagnostik-Netzwerks

sei es, an ein oder zwei ausgewählten Applikationen für die

Diagnostik die Leistungsfähigkeit dieses Verbunds zu demons-

trieren. Ein Teilnehmer sagte: „In einem Jahr sollten wir etwas

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Forschungspolitischer Dialog „Potenziale und Perspektiven von Bioanalytik und In Vitro-Diagnostik in Berlin-Brandenburg “ · 12. September 2007· Magnus-Haus Berlin

in der Hand haben, was wir den Klinikern zur klinischen Tes-

tung übergeben können.“

Tue Gutes und rede darüber„Wir sind gut beraten, in die Politik zu kommunizieren, dass

regionale Entwicklung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten

nur vorangetrieben werden kann, wenn sie zu Produkten oder

Dienstleistungen führt, die Erlöse erbringen. Neue Verfahren

der Diagnostik müssen eingesetzt werden können. Also müssen

wir darauf einwirken, dass neue diagnostische Tools in der An-

wendung finanziert werden. Die derzeitige Ausgabenpolitik im

Gesundheitswesen ist ein restriktiver Entwicklungsfaktor.“ Mit

diesen Worten leitete Prof. Tauber den folgenden Diskussions-

block ein. Die Plenumsteilnehmer pflichteten seiner Auffassung

bei, dass in Richtung Politik Informationsarbeit geleistet wer-

den muss, damit der Einführung neuer diagnostischer Verfah-

ren weniger Hemmnisse im Weg stehen. Aus dem Plenum wur-

de die Bitte an Dr. Bindseil, den Leiter von BioTOP, gerichtet, er

möge eine Gesprächsebene mit der Gesundheitspolitik herbei-

führen, auf der man die Verknüpfung zwischen F&E und An-

wendung in der Praxis erläutern könne. Der BioTOP-Leiter ver-

sicherte, dass er einen solchen Dialog in Gang setzen wolle.

Welche Plattform bietet das Netzwerk?Abschließend wurden die Aufgaben und die Zielsetzung des

GA-Netzwerkes DiagnostikNet-BB e.V. diskutiert. Der im Au-

gust 2007 an den Start gegangene eingetragene Verein wird

derzeit von zwölf Unternehmen getragen. Der Netzwerkmana-

ger, Dr. Volker Rosenbaum, erläuterte, dass die Arbeit des Netz-

werks mit konkreten Projekten beginnen werde, die auf ein bis

zwei Indikationen fokussiert werden sollen. Ein erster Ansatz-

punkt seien Infektionserreger. Als weitere Punkte nannte Dr.

Rosenbaum Information und Lobbying. Er bekräftigte, dass die

Diskussion gezeigt habe, dass diese Tätigkeiten gefordert und

notwendig sind und schloss mit dem Appell: „Es sind weitere

Partner erwünscht.“

Prof. Tauber beschloss den Forschungspolitischen Dialog: „Der

Dialog mündete in Handlungsempfehlungen, er hat eine Ana-

lyse der In Vitro-Diagnostik in der Region gebracht. Und die

Politik hat mit ihrer Präsenz gezeigt, dass sie hinter diesen

Wachstumsplänen steht. Die nächsten Monate müssen genutzt

werden, um diese weiter zu entwickeln und umzusetzen.“

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Kontakte Referenten

Prof. Dr. Frank BierFraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik

Potsdam

www.ibmt.fraunhofer.de

Harald BorrmannRoche Diagnostics GmbH

Mannheim

www.roche.com

Dr. Bruno BroichTSB Technologiestiftung Berlin

www.technologiestiftung-berlin.de

Dr. Holger EickhoffScienion AG

Berlin

www.scienion.de

Prof. Dr. Dr. Ulf B. GöbelCharité-Universitätsmedizin Berlin

Institut für Mikrobiologie und Hygiene

www.charite.de/imh/team/goebel01d.htm

Dr. Joachim KartteRoland Berger Strategy Consultants GmbH

Berlin

www.rolandberger.com

Dr. Arno KrotzkyMetanomics GmbH

Berlin

www.metanomics.de

Staatssekretär Dr. Wolfgang KrügerMinisterium für Wirtschaft des Landes Brandenburg

www.wirtschaft.brandenburg.de

Prof. Dr. Mathias MüllerKaiser-Franz-Josef-Spital Wien

www.oequasta.at

Dr. Günter PeineBioTOP Berlin-Brandenburg

www.biotop.de

Prof. Dr. Frieder SchellerDr. habil. Axel Warsinke

Universität Potsdam

www.bio.uni-potsdam.de/professuren/analytische-biochemie/

personen

Prof. Dr. Pranav SinhaInstitut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik

Landeskrankenhaus Klagenfurt

www.kabeg.at/620.html

Herbert SuckaB.R.A.H.M.S AG

Hennigsdorf

www.brahms.de

Prof. Dr. Rudolf TauberCharité-Universitätsmedizin Berlin

Zentralinstitut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie

(CC 5)

www.medizin.fu-berlin.de/klinchem

Senator Prof. Dr. E. Jürgen ZöllnerSenatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Berlin

www.berlin.de/sen/bwf

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TSB Technologiestiftung BerlinFasanenstraße 85

10623 Berlin

Telefon +49 (0) 30 46 30 25 02

Telefax +49 (0) 30 46 30 24 44

[email protected]

www.technologiestiftung-berlin.de

In Zusammenarbeit mitSenatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Berlin

www.berlin.de/sen/bwf

RedaktionJörg Gruhl ALPHA MATRICS Public Relations

Annette Kleffel TSB Technologiestiftung Berlin

Dr. Günter Peine BioTOP Berlin-Brandenburg

Gestaltungfrau supiran gestaltet visuelle kommunikation

Ann-Katrin Supiran

www.supiran.de

FotosFOX/Sven George

Impressum

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Kontakt

TSB Technologiestiftung Berlin

Annette Kleffel

Fasanenstraße 85 · 10623 Berlin

Telefon +49 (0) 30 46 30 25 02

Telefax +49 (0) 30 46 30 24 44

[email protected]

www.technologiestiftung-berlin.de