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Einleitung In der Physiotherapie existiert wissenschaftliche Forschung in umfangreicherem Ausmaß erst seit Ende der 70er Jahre [31], in Deutschland hat sie noch heute einen geringen Stellenwert [22]. Die KostentrȨger ebenso wie die verordnenden Ɛrzte fordern Be- weise fɒr die Wirksamkeit physiotherapeutischer Methoden [48]. Was kɆnnen Physiotherapeuten in der tȨglichen Praxis tun, um dem Ruf nach mehr Evidence-based Practice zu folgen? In der Hierarchie wissenschaftlicher Beweise stehen randomi- sierte klinische Studien (RCT) und systematische Reviews an oberster Stelle [5, 10, 23, 42, 43] und stellen im Prinzip den Gold- standard klinischer Forschung dar. Ursprɒnglich fɒr die Prɒfung einzelner Medikamente entwickelt, lassen sie sich aber nicht im- mer sinnvoll auf die oft komplexen Fragestellungen der Physio- therapie ɒbertragen [31]. Es ist einfach nachzuweisen, aber kli- nisch nicht bedeutsam, dass ein 1-achsiges Krafttraining zu vermehrter Kraft in den entsprechenden Muskeln fɒhrt [42]. Scherfer meint, es sei zwar sinnvoll, aber ungleich schwerer, da viele Variablen zu berɒcksichtigen sind, um den Beweis fɒr die langfristige Wirksamkeit einer standardisierten Physiotherapie bei Gonarthrose mittels RCT zu erbringen [42]. Neben den methodologischen Schwierigkeiten der RCT ɒbersteigen in der Finger-Boden-Abstand und Schober-Test – Genɒgen diese Tests wissenschaftlichen Kriterien? T. Horre Fingertip floor distance and Schober test – Do these tests meet scientific standards? Danksagung Ich danke meiner Tutorin Trisha Davies-Knorr fɒr die perfekte Betreuung der Arbeit. Korrespondenzadresse Thomas Horre · Wilhelmstraße 7 · 49078 Osnabrɒck · E-mail: [email protected] · www.t-horre.de Manuskript eingetroffen: 7.4.2003 · Manuskript akzeptiert: 18.5.2003 Bibliografie Manuelle Therapie 2004; 8: 55–65 # Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York DOI 10.1055/s-2004-813142 ISSN 1433-2671 Zusammenfassung In der Physiotherapie und Manuellen Therapie werden zuneh- mend Tests gefordert, die wissenschaftlichen Kriterien genɒgen. Der Finger-Boden-Abstand und der Schober-Test sind einfach durchzufɒhrende Tests mit guter ReliabilitȨt, anhand derer sich die Ergebnisse dokumentieren lassen und zu mehr Evidence- based Practise beitragen. Der Schober-Test misst selektiv die Bewegung der lumbalen Wir- belsȨule. Genaue Daten fɒr die lumbale Flexion liefert ein Gonio- meter, das ebenfalls gute Werte fɒr die ReliabilitȨt und die Vali- ditȨt aufweist. SchlɒsselwɆrter ReliabilitȨt · ValiditȨt · Finger-Boden-Abstand · Schober-Test · Sit-and-reach-Test · Inklinometertechnik Abstract In Physiotherapy and Manual therapy tests which meet scientific standards are increasingly required. Finger floor distance and Schober test are easily performed tests with high reliablitiy which can be used to document results an which can therefore contribute to more evidence based practice. The Schober test selectively measures the movement of the lum- bar vertebral column. A goniometer delivers exact lumbar flex- ion data and also shows high reliability and validity. Key words Reliability · validity · finger floor distance · Schober test · sit and reach test · inclinometer technique Originalarbeit 55 Heruntergeladen von: FH Campus Wien. Urheberrechtlich geschützt.

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Einleitung

In der Physiotherapie existiert wissenschaftliche Forschung inumfangreicherem Ausmaß erst seit Ende der 70er Jahre [31], inDeutschland hat sie noch heute einen geringen Stellenwert [22].Die Kostentr�ger ebenso wie die verordnenden �rzte fordern Be-weise f�r die Wirksamkeit physiotherapeutischer Methoden[48]. Was k�nnen Physiotherapeuten in der t�glichen Praxistun, um dem Ruf nach mehr Evidence-based Practice zu folgen?

In der Hierarchie wissenschaftlicher Beweise stehen randomi-sierte klinische Studien (RCT) und systematische Reviews an

oberster Stelle [5, 10, 23, 42, 43] und stellen im Prinzip den Gold-standard klinischer Forschung dar. Urspr�nglich f�r die Pr�fungeinzelner Medikamente entwickelt, lassen sie sich aber nicht im-mer sinnvoll auf die oft komplexen Fragestellungen der Physio-therapie �bertragen [31]. Es ist einfach nachzuweisen, aber kli-nisch nicht bedeutsam, dass ein 1-achsiges Krafttraining zuvermehrter Kraft in den entsprechenden Muskeln f�hrt [42].Scherfer meint, es sei zwar sinnvoll, aber ungleich schwerer, daviele Variablen zu ber�cksichtigen sind, um den Beweis f�r dielangfristige Wirksamkeit einer standardisierten Physiotherapiebei Gonarthrose mittels RCT zu erbringen [42]. Neben denmethodologischen Schwierigkeiten der RCT �bersteigen in der

Finger-Boden-Abstand und Schober-Test – Gen�gendiese Tests wissenschaftlichen Kriterien?T. Horre

Fingertip floor distance and Schober test – Do these tests meet scientificstandards?

DanksagungIch danke meiner Tutorin Trisha Davies-Knorr f�r die perfekte Betreuung der Arbeit.

KorrespondenzadresseThomas Horre · Wilhelmstraße 7 · 49078 Osnabr�ck · E-mail: [email protected] · www.t-horre.de

Manuskript eingetroffen: 7.4.2003 · Manuskript akzeptiert: 18.5.2003

BibliografieManuelle Therapie 2004; 8: 55–65 � Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DOI 10.1055/s-2004-813142ISSN 1433-2671

Zusammenfassung

In der Physiotherapie und Manuellen Therapie werden zuneh-mend Tests gefordert, die wissenschaftlichen Kriterien gen�gen.Der Finger-Boden-Abstand und der Schober-Test sind einfachdurchzuf�hrende Tests mit guter Reliabilit�t, anhand derer sichdie Ergebnisse dokumentieren lassen und zu mehr Evidence-based Practise beitragen.Der Schober-Test misst selektiv die Bewegung der lumbalen Wir-bels�ule. Genaue Daten f�r die lumbale Flexion liefert ein Gonio-meter, das ebenfalls gute Werte f�r die Reliabilit�t und die Vali-dit�t aufweist.

Schl�sselw�rterReliabilit�t · Validit�t · Finger-Boden-Abstand · Schober-Test ·Sit-and-reach-Test · Inklinometertechnik

Abstract

In Physiotherapy and Manual therapy tests which meet scientificstandards are increasingly required. Finger floor distance andSchober test are easily performed tests with high reliablitiywhich can be used to document results an which can thereforecontribute to more evidence based practice.The Schober test selectively measures the movement of the lum-bar vertebral column. A goniometer delivers exact lumbar flex-ion data and also shows high reliability and validity.

Key wordsReliability · validity · finger floor distance · Schober test · sit andreach test · inclinometer technique

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Regel auch der zeitliche und finanzielle Aufwand die M�glichkei-ten des in der Praxis arbeitenden Physiotherapeuten [48].

Weiter unten auf der Evidenz-Pyramide [42] stehen Fallstudieneinzelner Patienten, die eine wichtige Erg�nzung zu RCT oder so-gar deren Ersatz darstellen [31]. Auch Sackett et al. [38] erw�h-nen, dass Wirksamkeitsnachweise nicht auf RCT begrenzt seinm�ssen. Insbesondere wenn f�r spezifische Fragestellungenkeine RCT vorliegen, ist auf das n�chste rangniedere Verfahrenzur�ckzugreifen.

Hier k�nnen Physiotherapeuten in der t�glichen Praxis ihren Bei-trag zu mehr Evidence-based Practice leisten, indem sie die Un-tersuchung und Behandlung des individuellen Patienten doku-mentieren und eventuell eine Einzelfallanalyse entwickeln [43].Schewe [44] und Schomacher [47] stellen die Dokumentationund Standardisierung einzelner Tests und des Untersuchungs-ablaufs als essentielle Voraussetzung f�r die �berpr�fbarkeitphysiotherapeutischen Handelns dar. Auch in einer Informa-tionsbrosch�re der Chartered Society Of Physiotherapy (CSP)zum Thema „Outcome Measures“ wird die Wichtigkeit der �ber-pr�fung der Effektivit�t physiotherapeutischen Handelns postu-liert [52]. Dies kann unter anderem durch das Messen des Bewe-gungsausmaßes geschehen.

Outcome Measures dienen nicht prim�r der Diagnosenstellung,sondern eher dem Messen gew�hlter Parameter zur Verlaufs-kontrolle. Messen kann als eine Zuordnung von Zahlen oderKlassifizierung eines bestimmten Sachverhalts definiert werden[2]. In der Physiotherapie kann dies beispielsweise das Messenbestimmter Bewegungen mithilfe eines Winkelmessers sein.Outcome Measures k�nnen die Resultate medizinischer Inter-ventionen zeigen, wenn die verwendeten Tests genau genugsind und relevante Funktionen messen, die durch Physiotherapiever�nderbar sind [27]. Mit dem Messen verbundene Ziele dienennicht nur dem Beweis, dass Physiotherapie effektiv ist, sondernk�nnen auch als Verst�rker bzw. Motivation des Patienten gese-hen werden [52] und zur Planung bei schwierigen klinischenProblemen eingesetzt werden [2].

Im Maitland-Konzept wird – wenn m�glich – w�hrend der kli-nischen Untersuchung die Quantit�t der aktiven Bewegungengemessen [57]. Dies sollte m. E. schon im Basisunterricht an denPhysiotherapieschulen so unterrichtet werden. Als einfachesBeispiel ist der unten beschriebene Flexionstest im Stand zunennen.

Kool und de Bie [20] weisen auf den scheinbaren Widerspruchzwischen einer ganzheitlichen Sichtweise und dem Messen ein-zelner Parameter am Patienten hin, da dies die Gefahr mitbringt,den Patienten als Ganzes aus den Augen zu verlieren. Aber auchdas Fragen des ganzheitlich ausgerichteten Therapeuten nachdem allgemeinen Befinden des Patienten beinhaltet bereits eineQuantifizierung.

Die ICF (International Classification of Function and Disability;[58]) ben�tigt ebenfalls Messungen, um die Folgen von Krank-heiten zu klassifizieren bzw. in Relation zur Pers�nlichkeit desindividuellen Patienten zu setzen. Sowohl die verschiedenen Pa-rameter der K�rper- und Aktivit�tsebene als auch die der Partizi-

pation (Teilnahme) lassen sich mit verschiedenen Instrumenten(z.B. Frageb�gen) messen. Die Einteilung der ICF ber�cksichtigtdie sozialen und gesellschaftlichen Faktoren [46] und n�hertsich damit einer ganzheitlichen Sichtweise bzw. dem biopsycho-sozialen Modell an [13].

Damit ein klinischer Test wissenschaftlichen Kriterien gen�gt,m�ssen minimal die 3 Hauptg�tekriterien Objektivit�t, Reliabili-t�t und Validit�t erf�llt sein [4, 44].

Objektivit�t bedeutet, dass ein Test unabh�ngig von der die Mes-sung durchf�hrenden Person ist [44]. Verschiedene Untersucherkommen also unabh�ngig von ihrer pers�nlichen Meinung undmomentanen Stimmung zu gleichen Ergebnissen [20]. Die Ob-jektivit�t h�ngt stark davon ab, wie genau der Therapeut unddie zu untersuchende Person die Testanweisungen einhalten[2]. Obwohl mehrere Autoren die Objektivit�t als wichtiges Kri-terium beschreiben, stellt sie f�r mich pers�nlich einen eherschwammigen Begriff dar, der nichts zur Wissenschaftlichkeitbeitr�gt.

Die Reliabilit�t (Zuverl�ssigkeit) eines Tests ist perfekt, wenn dieErgebnisse mit denen eines Goldstandards �bereinstimmen. Istkein Goldstandard verf�gbar, kann die Reliabilit�t als hoch ein-gestuft werden, wenn wiederholte Messungen zu gleichen Re-sultaten f�hren [19]. Es wird zwischen der Intertester- und Intra-testerreliabilit�t unterschieden. Bei der Intertesterreliabilit�tgeht es um die �bereinstimmung der Messergebnisse mehrererUntersucher [41], bei der Intratesterreliabilit�t werden wieder-holte Messungen eines Untersuchers miteinander verglichen.

Ein Test hat eine gute Validit�t (G�ltigkeit), wenn er das misst,was er messen soll [20] und die Messergebnisse eine sinnvolleInterpretation zulassen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium eines Testinstruments ist seineSensitivit�t. Je sensitiver ein Test ist, desto kleinere Ver�nderun-gen (z.B. durch die Behandlung hervorgerufen) kann er aufsp�-ren. Sensitivit�t wird weiterhin als die F�higkeit eines Tests defi-niert, kranke Personen als solche zu diagnostizieren [20].

Kelemen et al. [17] haben verschiedene M�glichkeiten f�r Funk-tionsmessungen an der Wirbels�ule aufgelistet (Tab.1).

Tab. 1 M�glichkeiten zur Funktionsmessung an der Wirbels�ule (aus:[16])

Art der Messung Beispiel

Endpunktmessungen – Finger-Boden-Abstand– Schober Test

Radiologische Messungen Funktionsaufnahmen

Ger�te, die Winkelunterschiedein einer Ebene dokumentieren

– Goniometer– Kyphometer

Pantographie Mehrere Punkte einzelner Profilewerden mit photometrischenGer�ten abgeglichen

Optimetrische Messungen

Dynamische Messungen Verschieden Ultraschalltechniken

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In dieser Arbeit werden folgende Tests n�her beschrieben und ihrklinischer Nutzen anhand der Literatur beurteilt, bei denen eineBewegung des Rumpfes nach vorne als Hauptbewegung vor-kommt:– Finger-Boden-Abstand;– Schober-Test;– Sit-and-reach-Test;– Inklinometertechnik f�r die Flexion der LWS und des Beckens.

Finger-Boden-Abstand (Fingertip-to-floor test)Beim Finger-Boden-Abstand (FBA) wird das Ausmaß einerRumpfbeuge vorw�rts aus dem Stand mit einem Bandmaß ge-messen. Die Patientin steht ohne Schuhe die Beine h�ftbreit aus-einander und mit extendierten Knie (Abb.1). Sie wird aufgefor-dert, sich maximal nach vorne zu b�cken, wobei sie versuchensoll, mit den Fingerspitzen den Boden zu ber�hren. Gemessenwird die Distanz in cm zwischen einem Mittelfinger und dem Bo-den (Abb. 2; [8, 25]). Als Variante kann bei mobilen Patienten dieAusgangsposition im Stand auf einer Kiste gew�hlt werden, so-dass die Arme tiefer als die Fußsohlen gebracht werden k�nnen(Abb. 3). Dieser Test ist in vielen Variationen durchf�hrbar.

Merritt et al. [29] forderten die Patienten beim FBA auf, in derEndposition 15 Sekunden zu verharren. Beim anschließenden2. Versuch wurde gemessen. Hyytiaenen et al. [14] befestigtenauf der Vorderseite einer Kiste ein senkrecht stehendes Brett, andem der Patient mit den Handfl�chen hinunter gleitet.

Verschiedene Studien zeigten, dass der FBA eine gute Reliabilit�taufweist [12, 25, 33, 40, 41]. Frost et al. [11] ermittelten in einerVersuchsreihe mit 24 gesunden Probanden eine sehr gute Intra-testerreliabilit�t (r = 0,98), wenn die Messungen am gleichen Tagstattfanden. Die Intertesterreliabilit�t (Messungen an 1 Persondurch 3 Physiotherapeuten an verschiedenen Tagen) fiel mitr = 0,82 etwas weniger gut aus.

Gauvin et al. [12] stellten fest, dass unterschiedliche Untersuchermit einer Berufserfahrung zwischen 6 Monaten und 30 Jahren beider Durchf�hrung des FBA auch dann eine gute Reliabilit�t er-reichten, wenn sie das Testman�ver in ihrem klinischen Alltag bis-her nicht nutzen und keine standardisierten Instruktionenbez�glich der Art und Weise der Testausf�hrung und der Aus-gangsposition erhielten. 73 Patienten (47 m�nnliche, 26 weibli-che), die zum Zeitpunkt der Studie wegen lumbaler R�cken-schmerzen in physiotherapeutischer Behandlung waren, wurden2-mal vom gleichen Therapeuten und 1-mal von einem anderenTherapeuten untersucht. Die 6 zur Verf�gung stehenden Thera-peuten wurden nach dem Zufallsprinzip den einzelnen Patientenzugeordnet. Sie ermittelten eine Intratesterreliabilit�t von r = 0,98und eine Intertesterreliabilit�t von r = 0,95. Beide Werte stellen einhervorragendes Ergebnis dar.

Das Bedeutende an der Studie von Gauvin et al. [12] gegen�berder von Frost et al. [11] liegt in der Auswahl der Probanden bzw.Patienten. W�hrend bei Frost et al. [11] die Reliabilit�t nichtdurch den Faktor Schmerz beeinflusst ist, geben bei Gauvin etal. [12] 22 der 73 Teilnehmer Schmerz beim FBA an. Es konntegezeigt werden, dass Schmerzen beim Nach-vorne-Beugen zwardas Bewegungsausmaß, nicht jedoch die Intertesterreliabilit�t

beeinflussen. Die Autoren empfehlen den Test als ein einfaches,sicheres und reliables Messinstrument, das durch Schmerzender Patienten oder unerfahrene Untersucher nicht an Qualit�tverliert [11].

Merritt et al. [29] �berpr�ften ebenfalls die Inter- und Intrates-terreliabilit�t des FBA. Dabei wurden 25 Probanden an 3 Tageninnerhalb einer Woche jeweils von ein und demselben Thera-peuten getestet. Sie erhielten eine Korrelationsvarianz von48,6%. F�r die Intertesterreliabilit�t wurde der FBA an 25 ande-ren Probanden von jeweils 3 verschiedenen Therapeuten aus-gef�hrt, wobei sich eine Korrelationsvarianz von 61,0 % ergab.Diese Werte spiegeln keine gute Reliabilit�t des Tests wider.

Abb. 1 Ausgangs-stellung der Patien-tin.

Abb. 2 Messen derDistanz Mittelfinger– Boden.

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Hyytiaenen et al. [14] erzielten in einer Studie mit 3 erfahrenenPhysiotherapeuten und 30 m�nnlichen Probanden von 35–44Jahren einen Korrelationskoeffizienten von r = 0,93 f�r die Intra-testerreliabilit�t und von r = 0,96 f�r die Intratesterreliabilit�t.Trotz dieser hervorragenden Ergebnisse weisen die Autoren da-rauf hin, dass die Messbefunde von der Motivation und eventuel-len Schmerzen der Patienten abh�ngig sind.

Den Einfluss der Tageszeit auf den Test untersuchten Ensink et al.[8], indem sie die Patienten morgens zwischen 8.00 und 9.00Uhr, mittags zwischen 12.00 und 13.00 Uhr und abends zwi-schen 16.00 und 17.00 Uhr testeten. Der Durchschnittswert der29 Patienten betrug am Morgen 13,2 cm. Mittags war die Beweg-lichkeit mit durchschnittlich 10,3 cm gr�ßer, und die letzte Mes-sung am Abend zeigte mit 11,1 cm wieder einen kleineren Wert.Erkl�rungen f�r die ver�nderten Werte k�nnen eventuell in derzum Abend hin verringerten Diskush�he (bis zu 3 cm) gesehenwerden [1, 50]. Auch wenn die Differenzen nicht groß erschei-nen, kommen die Autoren doch zu dem Schluss, dass der Testnur dann als reliabel eingestuft werden kann, wenn er immerzur gleichen Tageszeit durchgef�hrt wird [8].

Der FBA ist kein Test zur isolierten Messung der lumbalen Be-weglichkeit in Richtung Flexion, sondern vermittelt dem Unter-sucher einen Eindruck �ber die Gesamtbeweglichkeit der lumba-len und thorakalen Wirbels�ule, des Beckens, der H�ftgelenkeund der Arme [25, 41].

Kippers und Parker [18] f�hrten in einer Untersuchung den FBAan 16 M�nnern und 17 Frauen durch und verglichen dabei zu-s�tzlich das Verh�ltnis zwischen dem Anteil der LWS an der Ge-samtbewegung mit dem der H�fte. Dabei stellten sie fest, dassder FBA stark von der Beweglichkeit der H�fte abh�ngt, aber kei-ne signifikante Korrelation zwischen dem FBA und dem Bewe-gungsverm�gen der LWS besteht [18].

Esola et al. [9] untersuchten das Verh�ltnis der Beweglichkeitvon H�fte und LWS mit einem 3-dimensionalen optoelektri-schen System. Im Gesamtbewegungsausmaß konnte kein Unter-schied zwischen Patienten mit lumbalen R�ckenschmerzen undeiner Kontrollgruppe festgestellt werden. Die Gruppe mit denLBP-Patienten unterschied sich von der Kontrollgruppe, indemsie die Bewegung in der Anfangs- und Mittelphase der Vorw�rts-beugung st�rker aus der LWS als aus den H�ften generierte.

Die Validit�t des Tests bez�glich einer Aussage �ber die lumbaleBeweglichkeit ist denkbar schlecht. Wird der Test jedoch beilumbalem R�ckenschmerz als Instrument zur Verlaufskontrolleeingesetzt, ist er sehr n�tzlich. Sowohl Rainville et al. [37] alsauch Waddell et al. [56] konnten zeigen, dass Einschr�nkungenbeim FBA eher mit der Disability (Unverm�gen, gewisse Aktivit�-ten auszuf�hren; Beeintr�chtigung) der Patienten korrelieren alsdie isolierte lumbale Flexion. Zur Ermittlung der Disability be-nutzten Rainville et al. [37] die Million Visual Analogue Scale(MVAS) und Waddell et al. [56] die Roland Morris Scale. Die Au-toren schlussfolgerten, dass der FBA einen gr�ßeren Wert bez�g-lich der Pr�diktabilit�t von Disability hat als die isolierte lumbaleFlexion.

Thomas et al. [53] und Saur et al. [41] halten den pr�diktivenWert des FBA im Zusammenhang mit 19 anderen Tests f�r frag-w�rdig. Im Gegensatz dazu stehen die Untersuchungen von Kor-pi et al. [21], die den FBA als eingeschr�nkt bewerten, wenn derAbstand der Fingerspitzen zum Boden mehr als 10 cm betr�gt.Sie maßen mit radiologischen Funktionsaufnahmen die interver-tebralen Bewegungen zwischen L4 und L5 und zwischen L5 undS1 in der Sagittalebene zwischen endgradiger Flexion und Exten-sion an einer Gruppe von 194 Personen, die etwa 1 Jahr vor derUntersuchung unter R�ckenschmerzen litten. Bei den m�nn-lichen Testpersonen (n = 77) korrelierte eine Einschr�nkungbeim FBA mit intervertebralen Bewegungseinschr�nkungen, beiden weiblichen Testpersonen (n = 117) konnte keine Korrelationzwischen radiologisch ermittelter Restriktion und dem FBA fest-gestellt werden. Die Autoren schließen daraus eine geschlechts-spezifische Pathogenese von R�ckenschmerzen [21].

Perret et al. [35] untersuchten den FBA auf seine Validit�t, Relia-bilit�t und Verlaufssensitivit�t hin. F�r die Validit�t verglichensie bei 10 Patienten mit lumbalen R�ckenschmerzen den FBAmit radiologischen Aufnahmen und ermittelten einen hervor-ragenden Korrelationskoeffizienten von r = 0,96. Die Reliabilit�tdes FBA wurde an 32 Patienten mit lumbalen R�ckenschmerzen�berpr�ft. Den Test f�hrten 2-mal je 2 Therapeuten „blind“durch. Die statistische Analyse mittels des Intraclass Korrela-tionskoeffizienten ergab einen hervorragenden Wert vonr = 0,99.

In einer Untersuchung von 72 Patienten mit lumbalen R�cken-schmerzen wurden am Anfang und nach Absolvieren eines5-w�chigen intensiven Rehabilitationsprogramms der FBA undder Schober Test durchgef�hrt (Perret et al. [35]). Dabei erwiessich der FBA als einfacheres und sensitiveres Verlaufsinstrumentals der Schober-Test. Die Autoren schlussfolgerten, dass der FBAein exzellentes Messinstrument f�r Patienten mit lumbalen R�-ckenschmerzen ist. Der Test l�sst sich einfach durchf�hren und

Abb. 3 Ver�nderteAusgangsstellungbei mobilen Patien-ten.

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liefert relevante Informationen �ber die Beweglichkeit bei derRumpfbeuge aus dem Stand (Perret et al. [35]).

Schober-TestDie Durchf�hrung dieses Tests wurde von P. Schober erstmals1937 beschrieben [45].

Exkurs: Originalbeschreibung der Durchf�hrung des Tests vonP. Schober im Jahr 1937

Dieser Test erm�glicht die objektive Beurteilung der Bewe-gungsverminderung der LWS, dem 4. und sich zuletzt einstel-lenden Symptom bei Spondylosis lumbalis (Spondylosis defor-mans) nach Schmerz, St�tz- und Schonungsbed�rfnis derWirbels�ule und Muskelkontraktionen zu beiden Seiten derLWS.

Zum besseren Verst�ndnis des sehr einfachen Messverfahrenssind einige anatomische Vorkenntnisse erforderlich: Von den24 Wirbeln der menschlichen Wirbels�ule besitzt außer dem1. und letzten Wirbel jeder an seiner Ober- und Unterseite je 2Procc. articulares (kn�cherne Forts�tze) als gelenkige Verbin-dung. Bei der Vorw�rtsbewegung des Rumpfes m�ssen sichdie Dornforts�tze auseinander spreizen, sodass die Entfernungvon je 2 Dornforts�tzen bei der maximalen Rumpfbeugunggr�ßer wird. Der Normwert liegt bei ca. 6 – 9 cm f�r die gesam-te BWS und LWS. W�hrend in aufrechter Haltung die L�nge derDornfortsatzreihe der LWS nur die H�lfte der der BWS umfasst,betr�gt die L�ngenzunahme der LWS bei der maximalen Vor-w�rtsbeugung mehr als das Doppelte der BWS.

Die Feststellung der BWS-L�nge gestaltet sich leichter als beider LWS, da bei Letzterer die Dornforts�tze zu sehr �berdecktsind:– BWS: Ausgehend vom Dornfortsatz der Vertebra prominens

(7. Halswirbel) werden die 12 folgenden Forts�tze abgetas-tet und sowohl der 7. als auch 12. Halswirbel durch Strichemarkiert und anschließend der Abstand zwischen den mar-kierten Stellen abgemessen (unter Vernachl�ssigung derDorsalkyphose).

– LWS: Zur Konstruktion des gesuchten Punktes dient das ausden beiden Fossae lumbales laterales und der Rima ani ge-bildete gleichschenklige Lateraldreieck (Abb. 4, Punkte R, Mu. N), das das Kreuzbein und den oberen Teil des Steißbeinsumschreibt. Der Schnittpunkt der Basis des Dreiecks (Gera-de zwischen den beiden Fossae lumbales laterales) mit derR�ckenmittellinie entspricht dem Dornfortsatz des 5. Len-denwirbels. An diesem Punkt werden der Daumen undetwa eine Handbreit (10 cm) dar�ber der Zeigefinger auf-gelegt (Abb. 4, Punkte a u. b).

Bei der maximalen Rumpfbeuge des Patienten entfernt sichder auf die Dornfortsatzlinie aufgedr�ckte Zeigefinger deutlichvom Daumen, der sich bei der Bewegung nicht verschiebt(Abb. 4, punktierte Fingerzeichnung). Beim Gesunden betr�gtdiese Entfernung (Abb. 4, zwischen Punkt a u. c) durchschnitt-lich ca. 4 –6 cm (bzw. 3 – 4 Fingerbreiten). Ist sie geringer, be-deutet dies eine mehr oder weniger deutliche Verringerungder LWS-Beweglichkeit, je nach der Distanz, um die sich Dau-men und Zeigefinger voneinander verschoben haben.

Bei der aufrecht und mit etwa schulterbreit gespreizten Beinenstehenden Patientin werden der Mittelpunkt der Verbindungs-linie der rechten und linken Spina iliaca posterior superior (SIPS)als unterer Fixpunkt markiert (Abb. 5) und von dort ein weitererPunkt genau 10 cm oberhalb der 1. Markierung festgelegt. Die Pa-tientin erh�lt die Aufforderung, sich maximal nach vorne zu beu-gen. Mit einem Bandmaß wird die Entfernung (in mm) zwischenoberer und unterer Markierung gemessen. Da sich die Messungauf der konvexen Seite der Kr�mmung befindet, ist davon aus-zugehen, dass sich die Strecke bei der Rumpfbeuge vergr�ßert.Das Maß der lumbalen Flexion ergibt sich durch Subtrahierenvon 10 cm von der gemessenen Strecke [25].

Ensink et al. [8] nahmen eine L�ngenzunahme von durchschnitt-lich mehr als 5 cm und Thomas et al. [53] von mehr als 3,5 cm an,begr�nden diese Angaben jedoch beide nicht [8, 53].

Moll und Wright [30] verschoben den unteren Fixpunkt 5 cmnach kaudal, sodass sich eine Ausgangsstrecke von 15 cm ergibt.Dies wird als modifizierter Schober Test bezeichnet [8, 25, 32]. DerSinn der tieferen Markierung ist fraglich, da das Ziel des Testseine Beweglichkeitspr�fung der LWS ist, und sich die urspr�ng-liche Markierung schon unterhalb der LWS am Sakrum befindet.

Eine weitere Ver�nderung des Tests f�hrte zum modifiziertenmodifizierten Schober-Test [25]. Dabei wird wieder der urspr�ng-liche untere Fixpunkt auf H�he der SIPS gew�hlt, die obere Mar-kierung aber nicht 10 cm, sondern 15 cm kranial dieses Punktes

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Abb. 4 Originalabbildung zum Schober-Test 1937 [45].

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gesetzt (Abb. 6– 8). Das scheint sinnvoll, da die durchschnittlicheL�nge der LWS beim Erwachsenen etwa 15 cm betr�gt [25].

Merritt et al. [29] ermittelten bei der Durchf�hrung des modifi-zierten Schober-Tests in einer Gruppe mit 50 gesunden Proban-den (25 Frauen, 25 M�nner) im Alter von 18– 65 Jahren einenDurchschnittswert von 7,2 cm. Sie erzielten sowohl f�r die Inter-als auch f�r die Intratesterreliabilit�t gute Ergebnisse (CV = 4,9 %bzw. 5,4%). Als Konsequenz empfehlen die Autoren, den modifi-zierten Schober-Test mit in die Standarduntersuchung f�r denR�cken aufzunehmen. Sie folgern, die gute Reproduzierbarkeitdes Tests der Studie erm�gliche, dass Therapeuten �ber ihreMessergebnisse miteinander kommunizieren k�nnen [29].

Hyytiaenen et al. [14] �berpr�ften in der bereits zitierten Studieebenfalls den modifizierten Schober-Test auf seine Reliabilit�t.Sie geben die Intertesterreliabilit�t mit r = 0,87 und die Intrates-terreliabilit�t mit r = 0,88 an und bewerten den Test als leichtund schnell durchf�hrbar sowie mit guter Reproduzierbarkeit.Die Autoren unterstellen, dass sich die Intertesterergebnisse beigenauer bzw. einheitlicher Bestimmung der Fixpunkte noch ver-bessern ließen.

O’Haire und Gibbons [34] berichten �ber die Schwierigkeit beimAuffinden anatomischer Punkte. 10 fortgeschrittene Studentender Osteopathie (Senior students) sollten Aussagen �ber dieLage der SIPS machen. Dabei wurde ein mittlerer Kappa-Wertvon k = 0,55 errechnet. Laut Kool und Pescioli [19] ist dieserWert nur als m�ßig zu betrachten.

In einer Studie zur Intertesterreliabilit�t von 22 verschiedenenklinischen Tests bei 10 Patienten mit Spondylitis ankylosans er-wiesen sich der modifizierte Schober-Test (r = 0,78) und der FBA(r = 0,83) als gute Instrumente [36]. Als Untersucher nahmen 3Physiotherapeuten und 2 Rheumatologen teil.

Miller et al. [30] orientierten sich nicht an den SIPS, sondern anden 2 knapp oberhalb der SIPS befindlichen Venusgr�bchen. Beiihrer Untersuchung mit 50 normalen Probanden (21 M�nner, 29Frauen) fanden sie bei 50 % der untersuchten Personen Gr�b-chen, die zwischen 1,0 und 2,5 cm groß waren, also keine exakteBestimmung zuließen. Bei 26 % der Teilnehmer waren gar keine

Gr�bchen vorhanden. Das bedeutet, der Test ist nicht auf jedePerson anwendbar bzw. das Auffinden der unteren Markierungberuht auf Vermutungen. Trotzdem erreichten die Autoren eineIntertesterreliabilit�t von r = 0,71. Sie hypothetisieren, dass wei-tere Faktoren (z.B. unerfahrene Therapeuten, schlechte Standar-

Abb. 5 Markieren des unteren Fixpunktes.

Abb. 8 Messen der Distanz nach der Flexion.

Abb. 6 Markierung 15 cm kranial des Fixpunktes.

Abb. 7 Alle Markie-rungen eingezeich-net.

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disierung beim „Aufw�rmen“ vor dem Test, Schmerzen) dieMessergebnisse beeinflussen k�nnen [30].

Mit dem Schober-Test und dem modifizierten Schober-Test wirdin der Regel nicht die gesamte LWS gemessen. Gem�ß Miller etal. [30] lag die obere Markierung im Durchschnitt auf H�he desDiskus des Segments von L2/3. Wird davon ausgegangen, dassder Schober-Test ein Instrument zur Messung der LWS-Flexiondarstellt, ist seine diesbez�gliche Validit�t schlecht, da nicht diekomplette LWS mit ihren 6 Segmenten von T12 bis S1 gemessenwird.

Sit-and-reach-TestBei diesem Test sitzt die Patientin mit dem Becken, dem aufrech-tem R�cken und dem Kopf an eine Wand gelehnt (Abb. 9). DieKnie sind extendiert. Mit �bereinander gelegten H�nden soll sieversuchen, einen Punkt m�glichst weit vorne zu erreichen, wo-bei Kopf und R�cken an der Wand bleiben. Gemessen wird derAbstand zwischen Fingerspitzen und Fußsohlen, projiziert aufeine Transversalebene. Zum Abschluss beugt sich die Patientinlangsam maximal nach vorne (L�sen des Oberk�rpers von derWand; Abb.10). Reichen ihre Fingerspitzen �ber die Fußsohlenhinaus, wird dieses Maß zu dem zuerst gemessenen Wert ad-diert. Erreicht die Patient die Ebene ihrer Fußsohlen nicht, wird

der gemessene vom 1. Wert subtrahiert. Bei der Ausf�hrung istdarauf zu achten, dass die Knie extendiert bleiben. Jackson et al.[15] sowie Chung und Yuen [3] nutzten hierzu eine an die Fuß-sohlen gestellte Box.

Jackson et al. [15] f�hrten den Sit-and-reach-Test von 1980– 1990an 2747 Personen durch. Von den Testpersonen litten 54 % zeitwei-se unter lumbalen R�ckenschmerzen. Die Autoren geben eine In-tratesterreliabilit�t von r > 0,9 an, was einen sehr guten Wert wi-derspiegelt. Der Test konnte jedoch nicht zur Differenzierungzwischen Testpersonen mit und ohne lumbale R�ckenschmerzenbeitragen, weshalb er nicht als valider Test f�r das Erkennen vonlumbalen R�ckenschmerzen gelten kann [15].

Chung und Yuen [3] unterzogen in Hongkong 52 m�nnliche Stu-denten von 18 – 25 Jahren mehreren Tests. Sie ermittelten keinesignifikante Korrelation zwischen den Ergebnissen aus dem Sit-and-reach-Test und dem modifizierten Schober-Test, fanden abereine �bereinstimmung des Sit-and-reach-Tests mit der Flexibili-t�t der Mm. ischiocrurales. Daraus schlossen sie, dass der Sit-and-reach-Test nicht von der Beweglichkeit der LWS abh�ngtund folglich auch nicht valide bez�glich einer die LWS betreffen-den Fragestellung ist [3].

Jones et al. [16] f�hrten 1998 eine Studie mit einem f�r �ltereMenschen modifizierten Chair-sit-and-reach-Test an 76 M�nnernund Frauen mit einem Durchschnittsalter von 70,5 Jahren durch.Ihr Ziel war die �berpr�fung der Intertesterreliabilit�t und derValidit�t bez�glich der L�nge der ischiokruralen Muskeln. Beidem Test sitzt die Patientin aufrecht auf dem vorderen Teil derSitzfl�che eines ca. 43 cm hohen Stuhls, wobei eine FußsohleKontakt zum Boden hat. Sie wird aufgefordert, ihr anderes Beinnach vorne strecken, ohne die Ferse vom Boden abzuheben. DasSprunggelenk wird in 908 gehalten. In dieser Position soll die Pa-tientin mit aufeinander gelegten H�nden versuchen, sich m�g-lichst weit aus der H�fte nach vorne in Richtung der Fußspitzeihres gestreckten Beines zu beugen. Gemessen wird der Abstandzwischen Mittelfinger- und Fußspitze, auf eine Parallele zumBein projiziert. Die Autoren ermittelten eine sehr gute Intertes-terreliabilit�t von r = 0,96 f�r Frauen und r = 0,92 f�r M�nner.Die Kriteriumsvalidit�t hinsichtlich der Muskell�nge lag bei al-len Patienten r > 0,9 [16].

InklinometertechnikDie Beweglichkeit der LWS in der Sagittalebene l�sst sich mit ei-nem handels�blichen Goniometer in Grad messen. Maher et al.[25] beschreiben folgendes Vorgehen: Die Testperson steht bar-f�ßig mit entkleidetem Oberk�rper die F�ße etwa schulterbreitauseinander in aufrechter Haltung. Der Dornfortsatz von S2wird markiert, indem die Strecke zwischen den beiden SIPS ge-teilt wird. Die 2. Markierung zwischen T12 und L1 erfolgt durchNach-oben-Z�hlen von der 1. Markierung entlang der Dornfort-s�tze. Als weitere Orientierungshilfe kann der Beckenkamm(L4) dienen. Mit dem an einer vertikalen Wand geeichten (aufnull gestellten) Goniometer erfolgt die 1. Messung auf S2, die 2.Messung auf T12–L1. Dann wird die Patientin gebeten, sich ma-ximal nach vorne zu beugen und mit den Fingerspitzen m�g-lichst nah an ihre Zehen zu gelangen. In dieser Position werdeneine 3. Messung an T12–L1 und eine 4. Messung wieder an S2durchgef�hrt. Der Wert f�r die gesamte Flexion von LWS und Be-

Abb. 9 Sit-and-reach-Test.

Abb. 10 Die Patientin beugt sich langsam maximal nach vorne.

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cken ergibt sich, indem die Werte der 2. Messung von denen der3. Messung subtrahiert werden. Die Beweglichkeit des Beckenswird durch Subtraktion der Werte der 1. Messung von denender 4. Messung erzielt. Die Subtraktion des Wertes der Becken-bewegung von dem der Gesamtbeweglichkeit ergibt die lumbaleBeweglichkeit f�r die Flexion.

Newton und Waddell [33] ermittelten mit dieser Methode beiPatienten mit lumbalen R�ckenschmerzen und einer asympto-matischen Kontrollgruppe eine Intertesterreliabilit�t von r = 0,87f�r die lumbale Flexion, r = 0,89 f�r die Beckenflexion undr = 0,94 f�r die gesamte Flexion von Becken und LWS.

Merritt et al. [29] fanden in der bereits zitierten Studie ebenfallseine gute Inter- und Intratesterreliabilit�t f�r die Inklinometer-technik (CV = 10,6% bzw. 12,5%).

Mayer et al. [28] benutzten f�r ihre Studie zur Inklinometertech-nik bez�glich der LWS- und der Beckenbeweglichkeit in der Sagit-talebene ein elektronisches Goniometer, das Daten speichert. Zielder Studie war herauszufinden, welche m�glichen Fehlerquellenden Test negativ beeinflussen k�nnen. Dazu ermittelten die Auto-ren an 34 gesunden Probanden mit den bei Maher et al. [25] be-schriebenen Referenzpunkten die LWS-, die Becken- und die Ge-samtflexion. Die Tests wurden sowohl von ge�bten als auchunerfahrenen Therapeuten durchgef�hrt. Ein Großteil der gefun-denen potenziellen Fehlerquellen (Tab. 2, nach ihrer Schwere ge-ordnet) l�sst sich bei mit dem Test vertrauten Therapeuten ver-meiden.

Saur et al. [40, 41] f�hrten bei 54 an einer Rehabilitation f�r chro-nischen R�ckenschmerz teilnehmenden Patienten eine Reliabili-t�ts- und Validit�tsstudie zur Inklinometertechnik durch. Als Re-ferenzpunkte w�hlten sie die obere Kante des Kreuzbeins unddie unterer Kante des 12. Brustwirbels. In einem Versuchsgangwurden diese Referenzpunkte durch Palpation der Dornforts�tzevon T12 und S1 und in einem weiteren mit einem fluoroskopi-schen Verfahren ermittelt. Zus�tzlich erfolgte die Messung derBeweglichkeit anhand funktioneller R�ntgenaufnahmen. Die ra-diologischen Werte gelten als Referenzstandard. Die Messungenmit der Inklinometertechnik ergaben f�r die LWS-Flexion ein

durchschnittliches Bewegungsausmaß von 38,78 mit manuellerBestimmung der Referenzpunkte und 40,98 f�r die fluorosko-pisch ermittelten Punkte. Daraus folgt eine hervorragende Korre-lation von r = 0,95 beider Verfahren f�r die Messung der LWS-Flexion. In einer Untergruppe mit 48 Patienten wurde dieIntertesterreliabilit�t zwischen einem Arzt und einem Physio-therapeuten bestimmt. Der Durchschnittswert des Arztes lagbei 438, der des Physiotherapeuten bei 44,18. Die Intertesterrelia-bilit�t ist mit r = 0,88 als gut einzustufen. Der Vergleich der kli-nischen Messungen zwischen Goniometer und r�ntgenologi-schen Funktionsaufnahmen ergab r = 0,8 [40, 41].

Die Autoren [40, 41] folgerten, dass die Inklinometertechnik mitmanuellem Auffinden der Referenzpunkte ein genaues Instru-ment zur Bestimmung der lumbalen Flexion darstellt. Die Inkli-nometertechnik erlaubt unabh�ngig von H�ftbewegungen. einisoliertes Messen der lumbalen Flexion in Grad.

Dillard et al. [6] bewerteten die Intertesterreliabilit�t mit einemFl�ssigkeitsgoniometer mit r = 0,8. Sie f�hrten an 20 gesundenProbanden jeweils 2-mal den Test mit minimal 1 Woche Abstand(durchschnittlich 17 Tage) durch.

Mayer et al. [27] ermittelten die LWS-Flexion bei 9 weiblichenund 9 m�nnlichen gesunden Probanden durch 14 Therapeutenmit 3 verschiedenen Ger�ten (mechanisches und elektronischesGoniometer, Kyphometer). Die Intratesterreliabilit�t war f�r die3 unterschiedlichen Ger�te etwa gleich gut (r = 0,89). Die schwa-che Intertesterreliabilit�t (im Durchschnitt betrug die Abwei-chung zwischen 2 Untersuchern bei der Messung der endgradi-gen Flexion unabh�ngig mit welchem Ger�t 7,98) f�hren dieAutoren auf das schwierige Auffinden der Referenzpunkte(T12/L1, Sakrum) und auf das Anlegen der Messger�te zur�ck.Die Intertesterunterschiede sind umso gr�ßer, je fettleibiger deruntersuchte Proband bzw. je kleiner ausgepr�gt die Dornforts�t-ze sind [27]. Das Ergebnis der Studie zwingt zur vorsichtigen In-terpretation von Messergebnissen bez�glich der LWS-Flexion.Eine bessere Intertesterreliabilit�t l�sst sich eventuell mit ge�b-teren Therapeuten erreichen.

Lumbale R�ckenschmerzen und LWS-Beweglichkeit

Von den 4 vorgestellten Testinstrumenten sagen der FBA und derSit-and-reach-Test nichts �ber die isolierte Bewegung der LWSaus. Der Schober-Test in seinen Variationen und die Inklino-metertechnik bieten quantifizierbare Ergebnisse �ber die Be-weglichkeit der LWS in Flexion.

Rainville et al. [37] maßen in ihrer Untersuchung an 75 Patientenmit chronischen lumbalen R�ckenschmerzen sowohl die Ge-samtbeweglichkeit (LWS und Becken) als auch die isolierte LWS-Flexion vor und nach einem Therapieprogramm mittels Inklino-metertechnik. Zus�tzlich wurde am Anfang und am Ende derIntervention die Disability der Patienten mittels der MVAS be-stimmt. Beide Messungen der Flexion korrelieren stark mit derDisability. Vor dem Beginn der Therapie wurde der Korrelations-koeffizient mit r = 0,88, nach der Therapie mit r = 0,84 berechnet.Somit sind beide Tests gleichberechtigt nebeneinander anwend-

Tab. 2 Fehlerquellen bei der Inklinometertechnik (aus [27])

Kausaler Faktor Potenzielle Folgen

Fehler des Therapeuten – Auffinden von T12– Wackeln des Inklinometers auf T12– Wiederfinden von T12– Zu hohe (L5) Platzierung des

Goniometers auf dem Sakrum

Menschliche und Ger�tefehler Fehler beim Platzieren des Goniometersauf den Referenzpunkten (bei z. B.Adipositas, Kleinw�chsigkeit)

Sehr steife Patienten Kleine Bewegungsamplitude

Ger�tedefekte Ungenaues Goniometer

Pers�nlichkeit des Patienten – Motivation– Stimmung– Geschlecht

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bar. Die einfacher zu messende Gesamtbeweglichkeit korreliertenach dem Therapieprogramm sogar etwas st�rker mit der Dis-ability als die isolierte LWS-Flexion [37].

Newton und Waddell [33] berichten ebenfalls, dass die Gesamt-beweglichkeit von Becken und LWS st�rker als die isolierte LWS-Flexion mit der Disability der Patienten mit lumbalen R�cken-schmerzen korreliert.

Perret et al. [35] zeigten in einer Studie zur Verlaufssensitivit�tdes FBA bei Patienten mit lumbalen R�ckenschmerzen die �ber-legenheit des FBA gegen�ber dem Schober-Test. Die Autorenstellten fest, dass eine eingeschr�nkte Beweglichkeit der Wirbel-s�ule nicht mit der Disability von Patienten mit lumbalen R�-ckenschmerzen korreliert, eine eingeschr�nkte Beweglichkeit je-doch als negativer Parameter f�r eine erfolgreiche Rehabilitationangesehen werden kann.

Thomas et al. [53] unterzogen 344 Patienten mit chronischenlumbalen R�ckenschmerzen und 118 asymptomatische Proban-den verschiedenen Tests, um einen m�glichen Zusammenhangzwischen Bewegungseinschr�nkungen und lumbalen R�cken-schmerzen zu finden. Sie bewerteten den modifizierten Schober-Test als positiv, wenn sich die Distanz zwischen den Markierun-gen um weniger als 3,5 cm vergr�ßert. Daraus ergibt sich eineSensitivit�t von 25,3%. Von 100 Patienten mit lumbalen R�cken-schmerzen werden also ca. 25 mithilfe des modifiziertem Scho-ber-Tests als krank erkannt [53].

Eine bessere Sensitivit�t erhielten die Autoren f�r den FBA [53].Als positives Testergebnis betrachteten sie alle Werte, die gr�ßerals 17 cm sind. Die Sensitivit�t betr�gt 45,3%. Auch hier wirddeutlich, dass die Messung der Gesamtbeweglichkeit mit demFBA einen gr�ßeren – wenn auch nicht signifikanten – pr�dikti-ven Wert als die hier durch den modifizierten Schober-Test er-mittelte isolierte LWS-Flexion hat [53].

Sullivan et al. [51] ermittelten mit der Inklinometertechnik dasAusmaß der lumbalen Flexion bei 81 Patienten mit lumbalen R�-ckenschmerzen. Aufgrund von Normdaten sollten die Therapeu-ten beurteilen, ob bei den Testpatienten eine Bewegungsein-schr�nkung und damit ein Impairment vorliegt oder nicht.Anschließend wurden die anhand des Roland-Morris-Back-Pain-Questionnaire erhobenen Bewegungseinschr�nkungen zur Dis-ability in Relation gesetzt. Es fanden sich nur geringe Korrelatio-nen zwischen einer eingeschr�nkten lumbalen Flexion und einerentsprechenden Disability. Als Schlussfolgerung postulieren dieAutoren, dass die Messung der lumbalen Flexion keine Aus-sagekraft bez�glich der Disability bei Patienten mit lumbalen R�-ckenschmerzen hat und die Vergr�ßerung der lumbalen Flexionkein vorrangiges Ziel bei diesen Patienten darstellen kann [51].

Um zu erforschen, ob lumbale R�ckenschmerzen mit einer ein-geschr�nkten lumbalen Beweglichkeit korrelieren, unterzogenSchreiber et al. [49] 52 m�nnliche Personen (36 mit lumbalenR�ckenschmerzen und 16 asymptomatische) einer dreidimen-sionalen Messung mit dem CMS 50/4 unterzogen. Die Disabilityder Patienten wurde mit der visuellen Analogskala (VAS) unddem Oswestry-Low-Back-Pain-Disability-Questionnaire (ODQ) er-mittelt. Die durchschnittliche lumbale Flexion betrug bei dieser

Testklientel 448. Es waren keine Unterschiede in der Beweglich-keit zwischen Patienten und Probanden eruierbar, weshalb dieAutoren die Aussage unterst�tzen, dass eine eingeschr�nktelumbale Flexion kein Indikator f�r lumbale R�ckenschmerzenist [49].

Diskussion

Der FBA ist ein einfaches, kosteng�nstiges und schnell durch-zuf�hrendes Instrument zur Quantifizierung der Rumpfbeugeaus dem Stand. Mehrere Studien best�tigten dem Test eine gutebis sehr gute Inter- und Intratesterreliabilit�t [8, 11, 14, 25, 33,35, 37]. Daneben wurde deutlich, dass selbst unerfahrene und inder Methode unge�bte Therapeuten gute Ergebnisse erzielten[12]. Zwar ver�ndern Schmerzen beim Test das Bewegungsaus-maß, beeinflussen aber nicht die Reliabilit�t [12]. Da die Tageszeitden Test ver�ndern kann, sollte m�glichst immer zur gleichenZeit gemessen werden, um Vergleiche zu gestatten bzw. Ver�nde-rungen im Behandlungsverlauf objektiv darzustellen [8] und dieVerlaufssensitivit�t zu erh�hen. Die Tatsache, dass der FBA keineAussage �ber die isolierte LWS-Flexion zul�sst, muss kein Nach-teil sein, da eher das Gesamtbewegungsausmaß als die lumbaleFlexion mit der Disability korreliert [25, 33, 49, 51, 53].

Zur isolierten Messung der Flexion der LWS eignen sich der mo-difizierte Schober-Test und die Inklinometertechnik. Gute bissehr gute Werte der Inter- und Intratesterreliabilit�t wurden so-wohl f�r den modifizierten Schober-Test [14, 29, 30, 36] als auchf�r die Inklinometertechnik [6, 29, 33, 40, 41] ermittelt. Die Inkli-nometertechnik ist dem Schober-Test insofern �berlegen, als siedie Beweglichkeit in Grad und nicht in cm angibt und somit die�bliche Maßeinheit f�r Winkel benutzt. Als Nachteil kann even-tuell der h�here Anschaffungspreis eines Goniometers gegen-�ber dem beim Schober-Test verwendetem Maßband geltend ge-macht werden.

Es ist verwunderlich, dass die meisten Studien nicht den modifi-zierten modifizierten Schober-Test, sondern den modifiziertenSchober-Test w�hlten. Da es hierbei um das Messen der lumba-len Beweglichkeit geht, sollten die Markierungen die LWS kom-plett erfassen. Dies ist beim klassischen Schober Test nicht derFall, weil die obere Markierung aufgrund der durchschnittlichenL�nge der LWS von 15 cm in der Regel nicht oberhalb von L1 liegt[25]. Der modifizierte Schober Test �ndert daran nichts, da nurdie untere Markierung, die schon beim Standardtest unterhalbvon L5 liegt, weitere 5 cm nach distal verschoben wird. Nur dermodifizierte modifizierte Schober-Test erfasst die Bewegung dergesamten LWS, weil die obere Markierung nicht 10 cm, sondern15 cm oberhalb der 1. Markierung gesetzt wird. Aus diesemGrund w�ren weitere Studien mit dem modifizierten modifizier-ten Schober-Test w�nschenswert.

Ein weiteres Problem des Schober-Tests liegt im Anlegen desBandmaßes. Bei Patienten mit starker lumbaler Lordose ist esnicht immer einfach, das Bandmaß wie von Maher et al. [25] vor-gegeben an der Haut entlang anzulegen. Andere Autoren lassenin ihren Ver�ffentlichungen unerw�hnt, ob das Bandmaß derK�rperkontur folgen oder den direkten Weg nehmen soll.

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Bei der manualtherapeutischen Untersuchung werden passiveTests benutzt, um das passive Bewegungsverhalten benachbarterWirbel zu beurteilen [26]. Es scheint mir interessant, das palpa-torische Untersuchungsergebnis mit einer Messung zu verglei-chen. Daf�r k�nnte der Schober-Test dahingehend modifiziertwerden, die Distanzver�nderung zwischen 2 Wirbeln bzw. ihrenDornforts�tzen zu messen. Der Patient liegt dabei auf der Seiteund f�hrt die Bewegung passiv aus, und die Markierungen befin-den sich auf 2 benachbarten Dornforts�tzen.

Der Sit-and-reach-Test ist m. E. als Messinstrument f�r Patientenmit lumbalen R�ckenschmerzen �berfl�ssig, weil er nur Aus-sagen �ber die L�nge der Mm. ischiocrurales zul�sst [3]. Zur Be-stimmung der L�nge dieser Muskeln gibt es aber einfachere Ver-fahren [39]. Da im Vergleich zum FBA weniger Forschungen f�rden Sit-and-reach-Test existieren, l�sst sich sein m�glicherWert jedoch nicht abschließend beurteilen.

Aktive Tests werden in der Manuellen Therapie hinsichtlich ihrerBewegungsqualit�t und -quantit�t und m�glicherweise auftre-tender Schmerzen oder anderer Reaktionen beurteilt. Die vor-gestellten Tests – insbesondere der FBA – sind hervorragende In-strumente f�r die Messung der Quantit�t einer Bewegung. ImRahmen einer Behandlungsserie dienen sie der objektiven Ver-laufskontrolle und stellen Parameter dar, die ein st�ndiges An-passen der Dosierung der gew�hlten Behandlungstechnik imSinne einer Progression oder Regression erm�glichen.

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43 Schewe H. Physiotherapie in 14 B�nden. Bd. 3. Stuttgart: Thieme, 199644 Schober P. Lendenwirbels�ule und Kreuzschmerzen. M�nchener

Medizinische Wochenschrift 1937; 9: 336– 33845 Scholten-Peeters GGM, van der Stehen CWM, de Visser AC et al. Ist das

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46 Schomacher J. Systematische und dokumentierte Arbeitsweise in derManuellen Therapie. Manuelle Therapie 1998; 2: 95 –103

47 Schomacher J. Im Anfang war die Tat. Manuelle Therapie 2000; 3:93– 94

48 Schreiber TU, Anders C, Uhlemann C et al. Mobility of lumbar spinerecorded by three-dimensional motion analysis in patients with lowback pain and controls: Third Interdisciplinary World Congress onLow Back & Pelvic Pain. Wien, 1999

49 Staubesand J. Benninghoff – Anatomie. Bd. 1. 14. Aufl. M�nchen: Urban& Schwarzenberg, 1985

50 Sullivan MS, Shoaf LD, Riddle DL. The relationship of lumbar flexion todisability in patients with low back pain. Physical Therapy 2000; 3:240–250

51 The Chartered Society of Physiotherapy. Outcome measures. Informa-tion Paper PA 49. London, 2001

52 Thomas E, Silman AJ, Papageorgiou AC et al. Association betweenmeasures of spinal mobility and low back pain. Spine 1998; 3:343– 347

53 Troke M, Moore AP. The development of a new form of instrumentfixation for the OSI CA 6000 spine motion analyzer. Manual Therapy1995; 1: 43 – 46

54 Troke M, Moore AP, Cheek E. Intra-operator and inter-operator relia-bilty of the OSI CA 6000 spine motion analyzer with a new skin fixa-tion system. Manual Therapy 1996; 2: 92 – 98

55 Waddell G et al. Objective Clinical Evaluation of Physical Impairmentin Chronic Low Back Pain. Spine 1992; 17(6): 617– 628

56 Westerhuis P. Pers�nlicher Kommentar. Mai 200257 World Health Organisation (WHO). International Classification of

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