farbenpracht auf pergament sbg katalog

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  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    1/32

    Buchmalerei des 15 Jahrhunderts in Mitteleuropa

    arbenpracht auf Perga ent

    Gotische Handschriften fr die Salzburger Erzbischfe

    an der Universittsbibliothek Salzburg

    Katalog zur Ausstellung der Universittsbibliothek

    un

    des Dommuseums

    im DomQuartier Salzburg vom

    14

    November 2 15 bis

    6

    Januar 2 16

    QJJATERNIO VERLAG LUZERN

  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    2/32

    In

    memory o Melvin R. Seiden

    Coverabbildung:

    Missule Dioecesis Salisburgensis: Kanonbild

    Kat.

    14,

    fol. 119v, Ausschnitt

    arbenpracht uf Pergament

    Gotische Handschriften fr die Salzburger Erzbischfe

    an der Universittsbibliothek Salzburg

    Beatrix Koll

    Mit einem Vorwort von Peter Keller

    Q ATERNIO

    VERL G LUZERN

  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    3/32

    Buchmalerei des 15. Jahrhunderts in Mitteleuropa

    Herausgegeben von Jeffrey F Hamburger

    Band

    12

    Katalogredaktion: Regine Taureck

    Kataloglayout un Satz: Quaternio Verlag Luzern

    Lithographie: Ferdinand Piffer, Graz

    Druck un Bindung: Eberl Print GmbH, Immenstadt

    ildnachweis

    Abbildungen zu den einfhrenden Texten: Abb.

    3:

    Hubert Auer Universitt

    Salzburg, Fachbereich Kunst-, Musik- un Tanzwissenschaft); Abb. 11: Herzog

    Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen,

    Museumsfotograf; Abb.

    14:

    Josef Kral Archiv der Erzdizese Salzburg); Abb.

    9:

    Mnchen, Bayerische Staatsbibliothek; alle anderen Abbildungen: Salzburg, Uni

    versittsbibliothek

    Abbildungen im K::tlalogteil: alle Fotos von Josef Kral Archiv der Erzdizes e

    Salzburg); auer Nr.

    3

    Nr.

    12:

    Salzburg, Universittsbibliothek

    Abb. Globus Umschlag): Hubert Auer

    2015 Quaternio Verlag Luzern

    ISBN 978-3-905924-40-4 Bibliotheksausgabe)

    ISBN

    978-3-905924-43-5 Gesamtausgabe,

    10

    Bnde im Schuber)

    nhaltsverzeichnis

    Geleitwort . . 6

    Ursula

    Schach Raber

    Vorwort ............ ........... . .

    .. ..

    . ... ......... .

    ..

    ... ...... .............. . ....... ..

    ..

    ......

    ..

    ... .......... 7

    Peter Keller

    Die Handschriftensammlung der Universittsbibliothek Salzburg . 8

    eatrix

    oll

    Illuminierte Handschriften aus der erzbischflichen Hofbibliothek

    eatrix

    oll

    Katalogteil

    Literaturverzeichnis

    13

    26

    60

    Danksagung

    ..

    .

    .. ..

    .

    .

    .

    ..

    .

    ..

    . ..

    .

    .

    ..

    .

    .

    ..

    ...

    ..

    .

    .

    .

    ..

    ...

    ...

    ...

    ...

    .

    ..

    .

    ..

    ... ... ..

    .

    ..

    ...

    ..

    .

    .. ... 63

  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    4/32

    Geleitwort

    er

    historisch bedeutende Altbestand

    an

    Handschriften, alten

    rucken und

    Graphiken macht die Universitt Salzburg zu einer Schatzkammer des kulturel

    len Erbes, die einzigartige Dokumente zu Wissenschaft, Geschichte

    und

    Kunst

    Salzburgs verwahrt. Mehr als 1000 Handschriften

    vom 8

    bis

    zum

    19. Jahrhun

    dert

    befinden sich in

    den

    Sondersammlungen der Universittsbibliothek, werden

    wissenschaftlich fr die Forschung aufbereitet

    und

    einer breiten, interessierten

    ffentlichkeit kontinuierlich in Form digitaler Faksimiles zugnglich gemacht.

    Nicht oft gibt

    es

    die Gelegenheit, jahrhundertealte Manuskripte

    im

    Original zu

    betrachten. Diese Ausstellung zur gotischen Buchmalerei, die

    auf

    die knstleri

    sche Gestaltung von Handschriften des 14 bis

    zum

    Anfang des 16 Jahrhunderts

    fokussiert, rckt nicht

    nur

    wichtige kunstgeschichtliche Zeugnisse des Sptmittel

    alters ins Blickfeld,

    sondern

    verweist auch

    auf

    eine Epoche medialen Umbruchs:

    In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit

    beweglichen Lettern

    und

    beschleunigte damit die bis dahin langwierige Textpro

    duktion. Nach wie vor wurden allerdings Handschriften und reprsentative

    ru-

    cke

    mit

    Illuminationen geschmckt, die Knstlerhnde in wochenlanger, biswei

    len sogar jahrelanger Arbeit anfertigten. Die Beschleunigung ist ein Phnomen

    unserer Zeit. Die Exponate

    der

    Ausstellung Farbenpracht

    auf

    Pe gament sind

    in ihrer Schnheit

    und

    Wirkung zeitlos

    und

    laden ein innezuhalten,

    um den

    Wert

    der Langsamkeit

    neu

    zu entdecken.

    Ausstellung und Katalog mchten Interesse wecken fr das Dokumentenerbe,

    das die Universitt Salzburg behtet,

    und

    dessen Erhaltung sie sich verpflichtet

    fhlt.

    Als Leiterin der Universittsbibliothek Salzburg freut es mich sehr, einen Teil

    dieser Schtze in Kooperation

    mit dem ommuseum

    einer interessierten ffent

    lichkeit prsentieren zu knnen.

    Ursula Schachl-Raber

    Leiterin Universittsbibliothek Salzburg

    Vorwort

    Gotische uchmalerei aus Salzburg m DomQuartier

    eter eller

    Die Frsterzbischfe von Salzburg hatten

    im

    Lauf der Jahrhunderte eine umfang

    reiche Bchersammlung zusammengetragen. Ende des 18 Jahrhunderts umfass

    te sie fast 20 000 Bnde,

    darunter

    mittelalterliche Handschriften, Wiegendrucke,

    klassische lateinische sowie christliche Literatur, theologische, juristische und

    medizinische Schriften. Seit 1682 waren diese Bcher

    im

    Bibliotheksraum im ers

    ten Stock des Neugebudes aufgestellt, den Frsterzbischof Max Gandolph

    Graf

    Kuenburg (1668-1687) hatte errichten lassen. Max Gandolph fhrte die Biblio

    theken seiner Vorgnger

    zusammen

    und

    stellte auch einen Bibliothekar an.

    Unter seinen Nachfolgern hatte die Bibliothek ein wechselhaftes Schicksal; der

    eine vermehrte, der andere vernachlssigte den Bestand und dessen Betreuung.

    Unter Frsterzbischof Hieronymus Colloredo (1772-1803/1812) wurde Pranz

    Michael Vierthaler Bibliothekar,

    der

    eine Beschreibung der Sammlung verffent

    lichte. Im Sinne der Aufklrung sollte die Bibliothek der Allgemeinheit zugng

    lieh gemacht

    und

    ein Lesesaal eingerichtet werden.

    och

    es kam nicht

    mehr

    dazu.

    1800 floh der Frsterzbischof vor

    dem

    Heer Napoleons. In

    den

    folgenden Jahren

    wurde Salzburg zeitweise von franzsischen

    und

    bayerischen Truppen besetzt,

    fiel

    an die Habsburger und die Wittelsbacher und 1816 endgltig an sterreich.

    In dieser Zeit wurde die Bchersammlung der Fr terzbischfe ebenso wie

    deren Gemldesammlung, Kunstkammer

    und

    Hofsilber fr eigene Zwecke der

    neuen

    Landesherren verwertet. Vierthalers Beschreibung erwies sich als Leitfa

    den fr die Identifizierung der bedeutendsten zu

    entnehmenden

    Exemplare. 1800

    wurden 34 Inkunabeln sowie 35 Handschriften,

    darunter

    das reich illuminierte

    Perikopenbuch aus

    dem 11

    Jahrhundert, das fnfbndige, prachtvolle Missale

    aus der Werkstatt Furtmeyrs und ein prunkvoller Koran aus der Trkenbeute

    von 1683, nach Paris geschafft. 1801

    entnahm

    General Claude-Jacques Lecourbe

    (1759-1815) zwei Handschriften und neun gedruckte Bc her fr private Zwecke.

    1806-1807 gingen 23 Handschriften,

    61

    Prachtbnde

    und

    etwa 330 Bcher nach

    Wien. Nach der Niederlage Napoleons 1814 gelangten die Salzburger Bcher aus

    Paris,

    darunter

    das Furtmeyr-Missale, nach Mnchen.

    Anders als im Falle der Kunstsammlungen verblieb jedoch ein betrchtlicher

    Teil der Bchersammlung der Frsterzbischfe

    in

    Salzburg. Mit der Universitts

    bibliothek stand eine ffentliche Institution bereit, die den Bestand auffangen und

    pflegen konnte. Auch nach

    dem

    Ende der Universitt 1810 blieb er vor

    Ort und

    ging nach der Wie dererrichtu ng der Universitt 1962 in deren Bibliothek ein.

    Die mittelalterlichen Handschriften wurden

    zusammen mit den

    jngeren B

    chern

    in

    der Max-Gandolph-Bibliothek aufbewahrt, zhlten also

    in den

    Augen

    des Barock zu

    den

    sehens- und erhaltenswerten Stcken der frsterzbischflichen

    Sammlungen.

    aher

    freuen wir uns, eine Ausstellung gotischer Buchmalerei aus

    Salzburg

    in

    den barocken Rumen des omQuartiers zeigen zu knnen.

  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    5/32

    Abb. 1: Portrtstich

    Christoph

    Besolds

    von 1618, in: Besold,

    Christoph,

    Politico-

    rum Libri duo, Frank-

    furt, 1628 Salzburg,

    Universittsbibliothek,

    R 97901 I

    8

    ie

    andschriftensammlung der Universittsbibliothek Salzburg

    Beatrix Koll

    Seit dem Mittelalter war Salzburg ein Zentrum fr die Ausbildung des geistlichen

    Nachwuchses und der adeligen Jugend im deutschen Sprachgebiet. Zwei Institu

    tionen prgten das Schulwesen:

    die Schule der Benediktinerabtei

    St.

    Peter

    und

    die

    Domschule, die mit wechselndem Niveau bis

    1617

    in Betrieb war.

    2

    Eine "kulturge

    schichtliche Grotat"

    3

    gelang dem Salzburger Frsterzbischof Paris Graf von Lodron

    (reg. 1619-1653) whrend des Dreiigjhrigen Krieges. Nach jahrelangen Verhand

    lungen erwirkte er 1622 in Zeiten finanzieller Entbehrungen vom Kaiser das Privi

    leg zur Grndung einer Volluniversitt Bildung erfordert Bcher. Mit der Gr ndung

    der Benediktineruniversitt, die gleichzeitig die bestehenden Bildungsinstitutionen

    in ihrer Fhrungsrolle ablste, wuchs der Bedarf an Literatur fr Wissenschaft

    und

    Lehre. Bereits 1619 hatte das Salzburger Domkapitel mit einer Stiftung von 500 Gul

    den den Grundstein zur Einrichtung einer Bibliothek gelegt,

    4

    doch erst seit 1623 sind

    die ersten Erwerbungen durch entsprechende Vermerke in Bchern nachweisbar.

    Am 28. Mai 1623 wurden zwei Drucke

    5

    aus dem Nachlass von Stephanus de Cosmis

    (1585-1623) erworben, der Doktor der 1heologie und erster Ruraldechant im Rah

    men der 1618 erfolgten Neustrukturierung des Salzburger Archidiakonats war.

    6

    Die

    lteste bislang bekannte Liste von Bcherankufen verfasste der Rektor der Universi

    tt, Matthus Wei (Amtszeit

    1626-1638);

    7

    unter den 31 aufgezhlt; n Werken befand

    sich keine Handschrift. Einen gewaltigen Zuwachs an Bchern von manchen als

    eigentliche Grndung der Universittsbibliothek bezeichnet

    8

    -

    brachte der Ankauf

    der umfangreichen Sammlung des Universalgelehrten Christoph Besold

    (1577-1638),

    Professor fr rmisches

    und

    ffentliches Recht an den Universitten Tbingen

    und

    Ingolstadt.

    Abb.

    1)

    Im Jahr

    1649

    gelang es dem damaligen Rektor Roman Mller (Amtszeit

    1638-

    1652),

    die

    Besoldisch . bibliothec um den Preis von 3150 Gulden

    9

    nach Salzburg zu

    bringen. Unter den 3820 Bnden, deren In

    halt das gesamte Wissensspektrum der da

    maligen Zeit widerspiegelt,

    0

    befanden sich

    auch sieben Handschriften - die ersten, die

    somit in der noch jungen Universittsbib

    liothek nachweisbar sind.

    Es

    handelt sich

    dabei um drei in lateinischer

    2

    und vier in

    deutscher Sprache geschriebene Codices.

    Der lteste davon, im zweiten Viertel des

    14.

    Jahrhunderts entstanden, enthlt frag

    mentarisch berliefert den ,Gregorius' des

    Hartmann von Aue und Freidanks ,Beschei

    denheit .13 Katholische Religion ist vertre

    ten in einer umfangreichen Sammlung von

    Mystikerschriften

    MI 476, 1441) und

    einer

    Kompilation theologischer Abhandlungen

    von Theophrastus Paracelsus (M II

    101,

    Ende 16. Jh.). Eine historiographische Sam

    melhandschrift mit Schwerpunkten zur Geschichte Nrnbergs befasst sich mit den

    Auscmandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten (M I

    286,

    nach

    1561).

    Alle Manuskripte sind durchwegs Gebrauchshandschriften und besitzen keinen nen

    nenswerten Buchschmuck.

    Acht Jahre nach dem Ankauf der Privatbibliothek Besolds musste Raum geschaf

    fen werden fr den angewachsenen Buchbestand. Im Jahr 1657 ging man daran, die

    vorhandenen Bnde systematisch zu ordnen, mit einer Signatur

    und

    dem Besitzver

    merk Collegii S. Caroli Salisb. 1657 zu versehen, ein Jahr spter lie Rektor Alphons

    Stadelmayr (Amtszeit 1652-1673) im zweiten Stock des Collegiums einen Biblio

    thekssaal errichten.

    4

    An Handschriften kamen in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhun

    derts

    und

    whrend des 18. Jahrhunderts vor allem Autographe Salzburger Professo

    ren

    und

    Mitschriften von Studenten in den Bestand.

    15

    Die Krisenjahre des Zweiten Koalitionskrieges

    (1798/99-1801/02)

    gegen das re

    publikanische Frankreich fhrten zu gravierenden Umwlzungen im Frsterzbistum

    Salzburg.

    6

    Nach dem Sieg der napoleonischen Truppen bei Marengo am

    14.

    Juni

    1800 und dem Vordringen von General Moreau bis zur bayerischenGrenze traf der

    damalige Frsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo (reg. 1772-1803/12) Vor

    kehrungen, aus dem Erzstift abzureisen. Der Flucht des Landesherrn am 10. Dezem

    ber 1800 folgte ein kurzes Intermezzo sterreichischer Einheiten, dann jedoch eine

    knapp vier Monate dauernde Inbesitznahme durch die franzsische Armee. Collore

    do entsagte

    1803

    der weltlichen Regierungsmacht Mit der Skularisierung des Erz

    bistums hatte auch die erzbischfliche Hofbibliothek keine lange Lebensdauer mehr.

    Die Jahre 1806/1807 waren fr die Universittsbibliothek von herausragender

    Be-

    deutung, da mehr

    als 20000

    Bcher aus der aufgehobenen Hofbibliothek der Salzbur

    ger Frsterzbischfe in ihren Besitz gelangten. Allerdings handelte

    es

    sich dabei nicht

    um den Gesamtbestand: Wertvolle Manuskripte

    und

    Drucke wurden bereits

    1801

    von

    F r a n ~ o i s M a r i e

    Neveu, dem fr Deutschland

    und

    sterreich zustndigen Regie

    rungskommissar fr die Wissenschaften

    und

    die Knste, fr die Bibliotheque Natio

    nale in Paris requiriert.

    17

    Diese Codices wurden whrend der Zugehrigkeit Salzburgs

    zu Bayern zurckgefordert

    und

    auch tatschlich rckerstattet, allerdings nicht an

    Salzburg, sondern an die Knigliche Bibliothek

    in

    Mnchen. Prachtwerke sptgoti

    scher Buchmalerei wie die Grillinger-Bibel (BSB Clm 15701)

    und

    ein fnfbndiges

    Missale

    (BSB

    Clm

    15708-15712),

    an dem die Illuminatoren Ulrich Schreier

    und

    Bert

    hold Furtmeyr gearbeitet hatten, befinden sich noch heute in der Bayerischen Staats

    bibliothek.

    Kurz vor ihrem Ende verzeichnete die

    1

    Lbischfliche Hofbibliothek noch einen

    Zuwachs, als ihr im Jahr 1804 der Bcherbestand der skularisierten Frstpropstei

    Berchtesgaden mit 13 Handschriften, 127 Wiegendrucken und 370 Frhdrucken (ge

    druckt bis einschlielich 1536) einverleibt wurde.

    8

    Im Zuge von Zentralisierungsbe

    strebungen musste schlielich 1806 eine groe Zahl von Handschriften aus dem ver

    bliebenen Bestand an die Wiener Hofbibliothek abgegeben werden.

    Als

    Folge der politisch unruhigen Zeiten mit raschem Herrschaftswechsel zu Be

    ginn des 19. Jahrhunderts standen einige Salzburger Klster

    und

    kirchliche Institu

    tionen sowie deren Bibliotheken vor der Auflsung. Die Universittsbibliothek konn

    te Teilbestnde aus folgenden Einrichtungen bernehmen:

    9

    um

    1806

    wenige, doch

    sehr wertvolle Handschriften aus dem Domkapitel, 1807 etwa 20 000 Bnde aus der

    9

  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    6/32

    10

    erzbischflichen Hofbibliothek, im Jahr 1809 acht Handschriften und zahlreiche Dru

    cke aus dem Theatinerkloster, nach 1810 fnf Handschriften, 38 Inkunabeln und etli

    che Drucke des

    16.

    und

    17.

    Jahrhunderts aus dem Augustiner-Eremitenkloster Mlln,

    schlielich 1853 ein groer Handschriften- und Inkunabelfonds

    20

    aus dem bereits

    1805 skularisierten Bistum Chiemsee.

    Domkapitel

    Aus der Bibliothek des Salzburger Domkapitels gelangten mehr als 240 Handschrif

    ten an die sterreichische Nationalbibliothek, knapp

    50

    Bnde an die Bayerische

    Staatsbibliothek in Mnchen, auerdem kleine Restbestnde an das Kloster St Peter/

    Salzburg und die Universittsbibliothek Salzburg.

    21

    In ihren Besitz sollen fnf Codi

    ces bergegangen sein, doch sind drei davon nachweislich nicht direkt aus der Dom

    kapitel-Bibliothek, sondern ber die erzbischfliche Hofbibliothek dorthin gelangt

    Die fr diesen Fonds charakteristische berstreichung des Buchrckens mit gelb

    grauer Farbe

    und

    die

    B.A.S.

    -Signatur

    Bibliotheca Aulica Salisburgensis)

    lassen sich

    bei folgenden Manuskripten nachweisen: M I 32 (Theologische Sammelhandschrift,

    2.

    Drittel 12. Jh.), M I 147 (Werke von Willhelm Peraldus und Bernhard von Clair

    vaux,

    2.

    Drittel14. Jh.) und M III 42 (Rechtshandschrift, Ende 14. Jh.). Lediglich eine

    Abschrift des Psalmenkommentars des Kirchenvaters Hieronymus aus dem Ende des

    8. Jahrhunderts (M III 18) scheint auf direktem Weg an die Universittsbibliothek ge

    kommen zu sein. hnlich kompliziert verhlt es sich mit den liturgischen Bchern,

    die in Johannes Holvelds Katalog der Dombibliothek

    22

    nicht erwhnt sind, weil sie

    wohl nicht Teil des Bibliotheksbestandes waren: Der ,Liber ordinari

    .1s

    M II 6 aus dem

    Ende des 12. Jahrhunderts und die im 14. Jahrhundert geschriebenen Codices M II

    161 (Rituale Romanum: Kat 4), M II 1 (Praefationes missae: Kat 5), M III 48 (lteres

    Radecker Missale: Kat

    6)

    und M II 237 (Salzburger Missale) sind mit einiger Gewiss

    heit im Skriptorium des Domstifts entstanden, drei davon (M II 1, M II 161, M II 237)

    wurden vermutlich bereits um 1400 an die Hofbibliothek gebracht.

    Augustiner- Eremitenkloster Mlln

    Seit 1465 Kollegiatstift, von 1604 bis 1818 Augustiner-Eremitenkloster - die kirchli

    che Einrichtung in Mlln hatte eine wechselhafte Geschichte. Nach der Aufhebung

    des Klosters wurde der Bibliotheksbestand auf das Benediktinerstift Michaelheuern

    und die Universittsbibliothek, damals Studienbibliothek, aufgeteilt Aufgrund der

    Entstehungszeit der Handschriften und Inkunabeln ist zu vermuten, dass sie bereit

    im Besitz des Kollegiatstifts waren

    23

    und in die Klosterbibliothek bernommen wur

    den. Whrend die inhaltliche Ausrichtung des Handschriftenbestandes eindeutig

    theologisch ist, teilen sich bei den Wiegendrucken Recht und Theologie die thema

    tischen Schwerpunkte. Auffllig viele Inkunabeln juristischen Inhalts sind mit Buch

    malerei aus den 70er und 80er Jahren des 15. Jahrhunderts, oft Augsburger Proveni

    enz, illuminiert.

    24

    Neben der Augsburg-Salzburger-Missalienwerkstatt muss

    es

    dort

    zumindest ein Atelier gegeben haben, das sich der massenhaften Ausstattung von

    Drucken des rmischen

    und

    kanonischen Rechts widmete. Exemplarisch lsst sich

    das an einer 1481 in Venedig gedruckten Ausgabe der Dekretalen Gregors IX. nach

    weisen: Die Inkunabel W III 250 ist geschmckt mit fnf Deckfarbenminiaturen auf

    punziertem Blattgoldhintergrund, die den Inhalt der Dekretalen illustrieren,

    und

    fnf

    Deckfarbeninitialen in rot grnen, plastisch ausgeformten Rahmen, wie sie fr die

    Augsburger Buchmalerei charakteristisch sind

    (Abb.

    2). Stilistisch ist die bei der ers

    ten Initiale ausgefhrte Randbordre in enger Nhe zu den Arbeiten der Werkstatt

    des Johannes Bmler zu sehen, die in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts angefer

    tigt wurden. Der am unteren Blattrand gemalte Engel mit ockerfarbenem Gewand,

    zweifarbigen Flgeln und einem Wappenschild in den Hnden

    25

    findet sich nicht nur

    in einem Salzburger Missale der sterreichischen Nationalbibliothek (Cod. 1778, fol.

    7r), sondern auch in zwei Wiegendrucken (W III llO, W III 1ll juristischen Inhalts

    aus dem Kloster Mlln. Augsburger Herkunft ist auerdem der mit Einzelstempeln

    verzierte Einband des Wiegendrucks W III 250; nach Kyri

    26

    ist diese Werkstatt von

    1473 bis 1494 nachweisbar.

    Bibliothek der Bischfe von Chiernsee

    Seit der Einrichtung des Suffraganbistums Chiernsee zu Beginn des

    13.

    Jahrhunderts

    nahmen dessen Bischfe eine Sonderstellung ein. Da sie zugleich Weihbischfe von

    Salzburg waren, residierten sie im Chiemseehof in der Hauptstadt

    27

    Mit der Beru

    fung Bernhards von Kraiburg (reg. 1467-1477) zum Bischofvon Chiernsee ist wohl

    die eigentliche Grndung der bischflichen Bibliothek in Verbindung zu bringen,

    denn mehr als 100 Bnde aus dem 15. Jahrhundert sind mit seinem Wappenstempel

    und/oder seiner Devise 0 NOYS ("Der Sinn") versehen.

    28

    Viele Codices aus Bern

    hards Besitz sind schlichte Gebrauchshandschriften mit den T hemenschwerpunkten

    Theologie, Recht und klassische sowie humanistische Literatur, doch der Bischof war

    auch Auftraggeber fr einen der produktivsten Buchknstler des

    15.

    Jahrhunderts -

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  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    7/32

    Ulrich Schreier. Aus seiner Werkstatt stammen die Deckfarben-

    und

    Fleuronne-Ini

    tialen im Wiegendruck W III 24 (Alphonsus de Spina, Fortalitium fidei, Straburg, ca.

    14 71)

    ebenso wie der mit Rosettenstempeln verzierte Einband. Schreier stattete noch

    weitere vier Bnde

    9

    der bischflichen Bchersammlung mit Illuminationen aus, im

    restlichen Bestand findet sich kein erwhnenswerter Buchschmuck Handschriften

    und Drucke, die vor oder nach Bernhard von Kraiburg an die chiemseeische Biblio

    thek gelangten, entsprechen ebenfalls eher dem Bild einer Gebrauchs- als dem einer

    Reprsentations-Bibliothek.

    Als

    Ergebnis der Napoleonischen Kriege wurde das Bistum Chiernsee

    1805

    auf

    gelst, ein Groteil des Bibliotheksbestandes ging an die Knigliche Bibliothek in

    Mnchen, der Rest wurde zwischen der sterreichischen Nationalbibliothek in Wien,

    dem Benediktinerstift Michaelheuern

    und

    der Universittsbibliothek Salzburg aufge

    teilt, die heute noch 69 Handschriften

    und

    mehr

    als 140

    Wiegendrucke aus dieser

    Sammlung besitzt.

    Illuminierte andschriften aus der erzbischflichen ofbibliothek

    Beatrix Koll

    Franz Michael Vierthaler hob 1799 in seinen ,Reisen durch Salzburg den

    innere[n]

    Werth der Hofbibliothek hervor

    und

    erwhnt kostbare Manuscripte, typographische

    onumente

    und

    andere seltene Bcher in Menge.

    30

    Trotz der massiven Einbuen an

    Handschriften und Drucken

    als

    Folge der Napoleonischen Kriege zhlt die verbliebe

    ne Bchersammlung, die 1807 an die Universittsbibliothek gelangte, zum schnsten

    und wertvollsten Besitz dieser Bildungseinrichtung.

    Anfang des 19. Jahrhunderts bestand die Hofbibliothek aus fnf verschiedenen

    Fonds:

    31

    1: Handbibliothek der Erzbischfe und des Kurfrsten Ferdinand III., Groherzog

    von Toskana; darin integriert Bcher der ehemaligen Domschule

    2: Alte Hofbibliothek

    3:

    Bibliothek des Collegium Virgilianum

    und

    der frstlichen Pagerie

    4:

    Bibliothek des Schlosses Herrnau

    5: Bibliothek der Frstpropstei Berchtesgaden

    Die ltesten Bestnde - Bcher aus den Handbibliotheken der Erzbischfe und der

    alten Hofbibliothek - waren ber die Jahrhunderte gewachsen und bedurften einer

    strukturierten Neuaufstellung. Der bibliophile Frsterzbischof Maximilian Gandolph

    Graf von Kuenburg (reg. 1668-1687) begann 1672 mit einem wahrhaft prachtvol

    len Bibliotheksbau Abb.

    3

    in der Neuen Residenz, der einem Inschriften-Chrono

    gramm zufolge 1682 vollendet wurde.

    Bibliothekar war unter seiner Amtsfhrung

    und

    der seines Nachfolgers Johann

    Ernst Graf von Thun (reg. 1687-1709) der Benediktinerpater Otto Aicher (1630-

    1705),

    der die Bnde mit der charakteristischen Bibliothekssignatur

    B.A.S. Biblio

    theca Aulica Salisburgensis)

    versehen

    und

    die Buchrcken mit gelblich-grauer Farbe

    berstreichen lie. Alle von Maximilian

    Gandolph neu angekauften Werke wur

    den einheitlich gebunden:

    en

    Einband

    aus hellem Pergament schmckte das gol

    dene Supralibros des Besitzers, der Buch

    schnitt war rot gefrbt. ltere Bcher aus

    den erzbischflichen Sammlungen konn

    ten durch bermalung des Buchrckens

    harmonisch in die neu geschaffene Biblio

    thek, die frstliche Macht reprsentieren

    sollte,

    3

    integriert werden.

    Ungefhr

    220

    Handschriften aus der

    Hofbibliothek, darunter

    85

    Codices aus

    dem Besitz von Salzburger Erzbischfen,

    befinden sich heute in der Universitts-

    Abb.

    :

    Max-Gandolph

    Bibliothek in der Neuen

    Residenz

    13

  • 7/23/2019 Farbenpracht Auf Pergament Sbg Katalog

    8/32

    Abb. 4: Historisierte

    Initiale und Randfigur,

    kirchenrechtliche Sam-

    melhandschrift, Nord-

    frankreich, 2. Drittel

    13. fh. Salzburg,

    Universittsbibliothek,

    M III

    24,

    fol. 3ra)

    14

    bibliothek. Seit Erzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy (reg. 1560-1586) fanden

    Supralibros als Besitzermarken Verwendung, lteren Vorbesitz kann man anhand

    gemalter Wappen

    und

    handschriftlicher Eintrge zuordnen. Inhaltliche Schwerpunk

    te der erzbischflichen Sammlungen bilden naturgem Theologie und (Kirchen-)

    Recht, doch zeigen sich Anstze thematischer Vielfalt - Medizin, Naturwissenschaf

    ten, Historiographie, antike Schriftsteller-, die auf ein allgemeines B i l d u n g s i n t e r e ~ s e

    hinweisen.

    33

    Der Wille zur Reprsentation lsst sich an einer beachtlichen Zahl von

    Handschriften mit qualitativ hochwertiger Buchmalerei internationaler Provenienz

    erkennen: Werksttten aus Oberitalien (Kat. l , England (Kat. 2), Frankreich (Abb. 4),

    Bhmen (Kat. 3), Ungar n (Kat. 11)

    und

    Deutschland (Kat. 13-16) vermitteln ein Bild

    knstlerischer Vielfalt

    und

    sind ein Spiegel der weit ber die Grenzen des Erzstifts

    hinausreichendenkulturellen Beziehungen des Salzburger Hofs.

    Ein Weltmann war der "letzte groe Salzburger Erzbischof des Mittelalters",

    34

    Pil

    grim II. von Puchheim (reg. 1366-1396): Priesterweihe in Venedig, Studium des Kir

    chenrechts in Avignon - damals Sitz der ppstlichen Kurie

    -,

    Politiker mit Kontakten

    zum Hof des rmisch-deutschen Knigs Wenzel

    IV.

    (reg. 1376-1400) in Prag

    und

    Mzen der Kunst. So wurde er in der Forschung stets in enger Verbindung mit dem

    anonymen Liederdichter Mnch von Salzburg

    35

    gesehen. Mit diesem Erzbischof ist

    auch der lteste namentliche Besitzeintrag in einer Handschrift aus der Hofbibliothek

    verbunden: Die im 13. Jahrhundert in Frankreich produzierte kirchenrechtliche Sam

    melbandschrift M IH 24 (Abb. 4) trgt auf dem Einband den Schriftzug Pilgrimus

    archiepiscopus Salzburgensis. In Avignon, wo Pilgrim zu dieser Zeit studierte, wurde

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