experimentelle untersuchungen über die beeinflussbarkeit der sauerstoffsättigung des arteriellen...

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2. JULI 1926 KLINISCHE "WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 27 i227 trocken. Im hinteren Abschnitt des Trommelfelles finder sich eine groBe scharfrandige Liicke. Das H6rvermSgen hat sich nicht ge- Xndert, subjektive Erscheinungen bestehen nicht. Die Facialis- lXhmung geschwunden. Ein 4. FM1 sol1 ein 13eispiel sein f~r ein Vorgehen, das zwar auch zu einem guten Ende fiihrte, obwohl die t3ehandlung nicht den oben vertretenen Gesichtspunkten entsprach, und das wit deswegen nicht wieder einschlagen warden. Heinz W~, 6 Jahre alt, Stflrzt am 25. III. 1925 8 m herunter, danach keine Bewugtlosigkeit, abet Erbrechen, Blutung aus der Nase und dem linken Ohr. 3 Wochen lung Behandlung zu Hause, dann Oberweisung in die chirurgische Poliklinik. Am 14. IV. 1925 zuerst ohren~rztlich untersucht: Befund : Aus dem linken Geh6rgang reiehtiche eitrige Absonderung, Tiefe des Geh6rganges v611ig ver- schwollen, Trommelfell nicht zu flbersehen, keine Taubheit. R6ntgen: Bruchlinie an der Grenze yon Pars squamosa und pyramidalis weft nach hinten oben reichend. Anscheinend Bruch des Tegmen tympani antri und der oberen Geh6rgangswand. ZelI- zeichnung verwaschen. Keine Zeichen einer Komplikation, auch in tier Folgezeit nieht; deswegen poliklinische Behandlung ohne ~-nderung des Ohrbefundes. Am 6. VII. 1925 wegen einer reichlichen Granulationsbildung im Geh6rgang und geringer Druck- empfindlichkeit des Warzenfortsatzes Aufnahme ill die Xlinik. Auch die genauere Untersuchung ergab keinen weiteren wesent- lichen Befund. Der Geh6rgang erwies sich Ms v611ig verlegt, versch~rite Fltistersprache wurde am Ohr, Umgangssprache un- gefXhr 4 m weft gehSrt. Das R~ntgenbild zeigte jetzt die Bruch- linien kanm noch wahrnehmbar, die Zeichnung des Warzenfort- satzes war abet g~nzlich verwaschen. Daher am 8. VII. 1925 Opera- tion. Nach DurchmeiBeln der Corticalis zeigen sich im Warzen- fortsatz mehrere bewegliche Knochentrtimmer, die einen Tell der hinteren Geh6rgangswand bilden. Zwischen den Knochensti~cken liegen Granulationen, aber nut wenig freier Eiter. Nur dutch Aus- ffihrung der TotalaufmeiBelung lassen sich die Trammer entfernen und die Yighle abersichflich gestaltea. Dabei wird die Dura der mittleren Sch~delgrube auf eine kleine S~recke freigelegt. Am nXchsten Tage ist der Verband gXnzlich durchfeuchtet, es flieBt also Liquor aus der Wundh6hle. Dieser Liquorabflul3 war ungef~hr 8 Tage sehr stark, nahm dann allm~hlich ab, aber erst nach 4 Wochen war er v6tlig versiegt. W~hrend der ganzen Zeit trat keine Temperatursteigerung und kein Zeichen einer meningitischen Infektion auf. 8 Wochen nach der Operation konnte der Kranke in poliklinische Behandlung entlassen werden. Jetzt, nach io Monaten, Zustand unver~ndert gut. Da bei der Operation eine Verletzung durch Instrumente auszu- schliegen ist, so kann der LiqnorabfluB nur dadurch zustande ge- kommen sein, dab ein alter, durch die Verletzung entstandener DurariB, der nur lose, vielleicht durch ein eingespieBtes Knochen- sttick -- verschlossen war, infolge der Ausr~umung der Trimmer wieder ge6ffnet wurde. Unser 1-Iandelu, im besonderen die sp~te Operation, war unter diesen Verh~ltnissen sicher nicht richtig. Es war auch von vornherein der Geh6rgang so verengt, dab man keinerlei Einblick in die Tiefe gewinnen konnte. Der ausgedehnten Zertrtimmerung des Geh6r- ganges entsprach auch der Befund im Warzenfortsatz. DaB der Ausgang trotzdem g~nstig war, zeigt zwar, dab auch bei schweren Zertrtimmerungen die Infektion verhMtnism~gig harmlos sein kann. Trotzdem kann ich unser Handeln nicht far zweckm~LBig halten. In einem zweiten solchen FMle warden wit friiher operieren und nicht den Kranken der dauernden Gefahr einer schwe- ten Verwicklung aussetzen. Nochmals znsammenfassend m6chte ich also sagen: Nicht infizierte nnd nicht entztindete Brtiche sind in Ruhe zu lassen, wenn nicht eine Splitterung im t3ereich des Warzenfortsatzes unter Mitbeteiligung des Geh6rganges den Einblick in das Mittelohr und damit die otoskopische Beurteilung verhindert. Im allgemeinen ist damit nur zu rechnen, wenn die Gewalt in der N~he des Sehl~fenbeines direkt einwirkt. Entztindete Briiche mit freiem Geh6rgang sind genau wie andere Mittelohrentztindungen zu beurteilen und zu behandeln. Nur muB die Forderung betont werden, dab alle Hilfsmittel einer genauen klinischen Beobachtung zur A~lwendung kommen. Ebenso sind die Operationsmethoden dieselben wie bei anderen Mittelohrentztindungen. Keineswegs ist immer eine TotalaufmeiBelung notwendig, das v611ige Freilegen aller Sprfinge unn6tig. EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN UBER DIE BEEINFLUSSBARKEIT DER SAUERSTOFFS~I, TTI- GUNG DES ARTERIELLEN BLUTES UND DES HERZ- MINUTENVOLUMENS DURCH ANDERUNGEN DER ATEMGROSSE UND DER ATEMFREQUENZ. Won Dr. FRA~Z KlSCH, Wien und Marienbad. Aus der I. medizin. Universit~itsklinik in Wien (Vorstand: ProL K. F. WENCKEBACH). Uber die Wirkung, welche willktirlich herbeigefiihrte Anderungen der Atemtiefe und der Atemfrequenz auf die Sauerstoffs~ittigung des Arter~enblutes auszufiben vermSgen, liegen nur vereinzelte Beobachtungen vor. HALDANE, MEA- KII~S und PRISTLEY (Journ. of physiol., Bd. 52. 1919) sahen bei vollkommen lungengesunden ,,Neurasthenikern" unter dem EinfluB frequenter und oberfl~ichlicher Atmung eine ,,Blauf~irbung" der Lippen auftreten, welche auch auf Saner- stoffinhalation hin noeh anhielt. Weitere Untersuchungen an Gesunden ergaben, dab der Oxyh~imoglobingehalt des Arterienblutes bei frequenter und oberfl~ichlieher Respiration unter die Werte der Norm absank, dab also ein Zustand ein- trat, welcher als Hypo~iimie zu bezeichnen ist. In Anbe- tracht dessen, dab eine mangelhafte S~tttigung des arteriellen I-i~imoglobins mit Sauerstoff vornehmlich aui eine unzu- reichende Sauerstoffspannung der alveolaren Luft zurtick- zuffihren ist, muBte es wundernehmen, dab HALDANE und seine Mitarbeiter -- trotzdem das Zustandekommen einer ungeniigenden Sauerstoffs~ittigung des arteriellen H~imo- globins (Hypox~imie) bei frequenter und oberfl~ichlicher Atmung sichergestellt werden konnte -- hierbei keine Ande- rung des Sauerstoffverhaltens der Luft auch in distal~t ge- legenen Lungenpartien fanden. Zur Erkl~irung dieses immer- hin befremdlichen Umstandes muB die yon IZXlTIt (HALDANE : ,,Respiration" 1923) erbrachte Beobachtung herangezogen werden, derzufolge sieh die Lunge wiihrend der Inspiration nieht ill allen ihren Teilen gleichzeitig und gleichm~iBig ent- faltet, sondern dab -- ,,wie beim Auseinanderfalten eines Damenf~ehers" -- ein Nacheinander ira inspiratorischen Offnen der einzelnen Lungenpartien erfolgt. So kommt es, dab bei erheblicher Steigernng der Atemfrequenz eine un- gleichm~Bige Ventilation der verschiedenen Lungenteile auf- tritt, da die schnelle Aufeinanderfolge der Atemztige gegebe- nenfalls die ausreichende Durehliiftung der jeweils sparer sich entfaltenden Lungenpartien verz6gern oder behindern kann. Dies hat zur Folge, dab das gerade dutch die schlechter ven- tilierten Lungenpartien str6mende Venenblut nicht aus- reichend mit Sauerstoff ges~ttigt (arterialisiert) werden kann, w~hrend das durch die gerade besser ventilierten Lungen- partien str6mende Venenblut nicht allein ausreichend, son- dern evtl. sogar iiberm~Big arterialisiert zu werden vermag. Nun ist aber das arterielle Blur normalerweise bereits zu 95 bis 98~o mit Sauerstoif ges~ttigt, so dab selbst eine l)ber- arterialisierung eines Teiles kaum einen sinnf~illigen EinfluB auI die perzentuelle Sanerstoffs~ttigung des gesamten Arte- rienblutes zu nehmen imstande sein wird, wogegen der Urn- stand, dab ein Tell des Arterienblutes -- n~mlich jener, der durch die schlecht ventilierten Lnngenteile str6mte -- martgelhaft arterialisiert ist, ftir die perzentuelle Sauerstoff- s~ttigung des arteriellen Gesamtblutes bedeutungsvoI1 sein muB und dieselbe auf einen niedrigeren Wert herabdriickt. Mit der weiteren Beobachtung HALDANES, dab unter dem EinfluB einer Vergr6Berung des Atemvolumens (bis auf etwa das Fiinffache des Normalen) durch Verafmung kohlen- s~iurehaltiger Luftgemisehe keine wesentliehe Anderung des Herzminutenvolumens herbeigefiihrt werde, und dab erst anf eine sehr erhebliche Anreicherung der Inspirationsluft mit Kohlens~ure -- wie HENDERSON ermittelte -- eine nennenswerte Vergr6Berung des Herzminntenvolumens be- wirkt werden k6nne, ist --- abgesehen yon den verschiedenen Studien fiber den EinfluB des ,,Atemanhaltens" auf die arterielle Sauerstoffs~ttigung -- das uns hier interessierende Tatsaehenmaterial so gut wie ersch6pft. So gingen wir daran,

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2. J U L I 1926 K L I N I S C H E " W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 27 i 2 2 7

trocken. Im hinteren Abschni t t des Trommelfelles finder sich eine groBe scharfrandige Liicke. Das H6rvermSgen ha t sich nicht ge- Xndert, subjektive Erscheinungen bestehen nicht. Die Facialis- lXhmung geschwunden.

Ein 4. FM1 sol1 ein 13eispiel sein f~r ein Vorgehen, das zwar auch zu einem guten Ende fiihrte, obwohl die t3ehandlung nicht den oben ver t re tenen Gesichtspunkten entsprach, und das wit deswegen nicht wieder einschlagen warden.

Heinz W~, 6 Jahre alt, Stflrzt am 25. III . 1925 8 m herunter, danach keine Bewugtlosigkeit, abet Erbrechen, Blutung aus der Nase und dem linken Ohr. 3 Wochen lung Behandlung zu Hause, dann Oberweisung in die chirurgische Poliklinik. Am 14. IV. 1925 zuerst ohren~rztlich untersucht : Befund : Aus dem linken Geh6rgang reiehtiche eitrige Absonderung, Tiefe des Geh6rganges v611ig ver- schwollen, Trommelfell nicht zu flbersehen, keine Taubheit . R6ntgen: Bruchlinie an der Grenze yon Pars squamosa und pyramidalis weft nach hinten oben reichend. Anscheinend Bruch des Tegmen tympani antr i und der oberen Geh6rgangswand. ZelI- zeichnung verwaschen. Keine Zeichen einer Komplikation, auch in tier Folgezeit n ieht ; deswegen poliklinische Behandlung ohne ~-nderung des Ohrbefundes. Am 6. VII. 1925 wegen einer reichlichen Granulat ionsbildung im Geh6rgang und geringer Druck- empfindlichkeit des Warzenfortsatzes Aufnahme ill die Xlinik. Auch die genauere Untersuchung ergab keinen weiteren wesent- lichen Befund. Der Geh6rgang erwies sich Ms v611ig verlegt, versch~rite Fltistersprache wurde am Ohr, Umgangssprache un- gefXhr 4 m weft gehSrt. Das R~ntgenbild zeigte je tz t die Bruch- linien kanm noch wahrnehmbar , die Zeichnung des Warzenfort- satzes war abet g~nzlich verwaschen. Daher am 8. VII . 1925 Opera- tion. Nach DurchmeiBeln der Corticalis zeigen sich im Warzen- fortsatz mehrere bewegliche Knochentr t immer, die einen Tell der hinteren Geh6rgangswand bilden. Zwischen den Knochensti~cken liegen Granulationen, aber nu t wenig freier Eiter. Nur dutch Aus- ffihrung der TotalaufmeiBelung lassen sich die Trammer entfernen und die Yighle abersichflich gestaltea. Dabei wird die Dura der mit t leren Sch~delgrube auf eine kleine S~recke freigelegt. Am nXchsten Tage ist der Verband gXnzlich durchfeuchtet , es flieBt also Liquor aus der Wundh6hle. Dieser Liquorabflul3 war ungef~hr 8 Tage sehr stark, nahm dann allm~hlich ab, aber erst nach 4 Wochen war er v6tlig versiegt. W~hrend der ganzen Zeit t r a t keine Temperatursteigerung und kein Zeichen einer meningitischen Infektion auf. 8 Wochen nach der Operation konnte der Kranke in poliklinische Behandlung entlassen werden. Jetzt , nach io Monaten, Zustand unver~nder t gut.

Da bei der Operation eine Verletzung durch Ins t rumente auszu- schliegen ist, so kann der LiqnorabfluB nur dadurch zustande ge- kommen sein, dab ein alter, durch die Verletzung ents tandener DurariB, der nur lose, vielleicht durch ein eingespieBtes Knochen- sttick -- verschlossen war, infolge der Ausr~umung der T r i m m e r wieder ge6ffnet wurde.

Unser 1-Iandelu, im besonderen die sp~te Operation, war unter diesen Verh~ltnissen sicher nicht richtig. Es war auch von vornherein der Geh6rgang so verengt, dab man keinerlei Einblick in die Tiefe gewinnen konnte. Der ausgedehnten Zertr t immerung des Geh6r- ganges entsprach auch der Befund im Warzenfortsatz. DaB der Ausgang t rotzdem g~nstig war, zeigt zwar, dab auch bei schweren Zertr t immerungen die Infektion verhMtnism~gig harmlos sein kann. Trotzdem kann ich unser Handeln n icht far zweckm~LBig halten. In einem zweiten solchen FMle warden wit friiher operieren und nicht den Kranken der dauernden Gefahr einer schwe- ten Verwicklung aussetzen.

N o c h m a l s z n s a m m e n f a s s e n d m 6 c h t e ich also sagen : N i c h t inf iz ier te n n d n i c h t en t z t i nde t e Br t iche s ind in R u h e zu lassen, w e n n n i c h t e ine S p l i t t e r u n g im t3ereich des W a r z e n f o r t s a t z e s u n t e r Mi tbe t e i l i gung des Geh6rganges den E i n b l i c k in das M i t t e l o h r u n d d a m i t die o toskop i sche B e u r t e i l u n g v e r h i n d e r t . I m a l lgemeinen i s t d a m i t n u r zu r echnen , w e n n die Gewal t in de r N~he des Seh l~fenbe ines d i r e k t e inwirk t .

E n t z t i n d e t e Br i i che m i t f re iem G e h 6 r g a n g s ind genau wie a n d e r e M i t t e l o h r e n t z t i n d u n g e n zu beu r t e i l en u n d zu b e h a n d e l n . N u r muB die F o r d e r u n g b e t o n t werden, d a b alle H i l f smi t t e l e iner g e n a u e n k l in i schen B e o b a c h t u n g zu r A~lwendung k o m m e n .

E b e n s o s ind die O p e r a t i o n s m e t h o d e n d iese lben wie bei a n d e r e n M i t t e l o h r e n t z t i n d u n g e n . Keineswegs i s t i m m e r eine To ta l au fme iBe lung no twend ig , das v611ige Fre i legen al ler Sprf inge unn6 t ig .

EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN UBER DIE BEEINFLUSSBARKEIT DER SAUERSTOFFS~I, TTI- GUNG DES ARTERIELLEN BLUTES UND DES HERZ- MINUTENVOLUMENS DURCH ANDERUNGEN DER

ATEMGROSSE UND DER ATEMFREQUENZ. Won

Dr . FRA~Z KlSCH, W i e n u n d M a r i e n b a d . Aus der I. medizin. Universit~itsklinik in Wien (Vorstand: ProL K. F. WENCKEBACH).

U b e r die W i r k u n g , welche wil lkt i r l ich he rbe ige f i ih r t e A n d e r u n g e n der A t e m t i e f e u n d der A t e m f r e q u e n z auf die Sauers toffs~i t t igung des Ar te r~enblu tes auszuf iben vermSgen , l iegen n u r ve re inze l t e B e o b a c h t u n g e n vor. HALDANE, MEA- KII~S u n d PRISTLEY (Journ . of physiol . , Bd. 52. 1919) s a h e n bei v o l l k o m m e n l u n g e n g e s u n d e n ,,Neurasthenikern" u n t e r d e m Einf luB f r e q u e n t e r u n d oberfl~ichlicher A t m u n g eine , ,Blauf~irbung" de r L i p p e n au f t r e t en , welche auch auf Saner - s t o f f i nha l a t i on h in noeh anhie l t . W e i t e r e U n t e r s u c h u n g e n a n G e s u n d e n ergaben, d a b de r Oxyh~imoglob ingeha l t des A r t e r i e n b l u t e s bei f r e q u e n t e r u n d oberfl~ichlieher R e s p i r a t i o n u n t e r die W e r t e de r N o r m absank , dab also ein Z u s t a n d ein- t r a t , we lcher als Hypo~iimie zu b e z e i c h n e n ist. I n Anbe - t r a c h t dessen, dab eine m a n g e l h a f t e S~tt t igung des a r t e r i e l l en I-i~imoglobins m i t Sauers to f f v o r n e h m l i c h au i eine u n z u - r e i chende S a u e r s t o f f s p a n n u n g der a lveo la ren L u f t zurt ick- zuf f ihren ist, m u B t e es w u n d e r n e h m e n , d a b HALDANE u n d seine M i t a r b e i t e r - - t r o t z d e m das Z u s t a n d e k o m m e n einer ungen i igenden Sauers toffs~i t t igung des a r te r ie l l en H~imo- globins (Hypox~imie) bei f r e q u e n t e r u n d oberfl~ichlicher A t m u n g s icherges te l l t we rden k o n n t e - - h i e rbe i ke ine Ande- r u n g des S a u e r s t o f f v e r h a l t e n s de r L u f t a u c h in d is ta l~ t ge- legenen L u n g e n p a r t i e n fanden . Zur Erkl~irung dieses i m m e r - h in b e f r e m d l i c h e n U m s t a n d e s muB die yon IZXlTIt (HALDANE : , ,Resp i r a t i on" 1923) e r b r a c h t e B e o b a c h t u n g he r angezogen werden , derzufolge s ieh die L u n g e wi ih rend de r I n s p i r a t i o n n i e h t ill a l len i h r en Tei len gleichzei t ig u n d gleichm~iBig en t - fa l te t , s o n d e r n d a b - - , ,wie b e i m A u s e i n a n d e r f a l t e n eines D a m e n f ~ e h e r s " - - ein N a c h e i n a n d e r i ra i n sp i r a to r i s chen Of fnen der e inze lnen L u n g e n p a r t i e n erfolgt . So k o m m t es, d a b bei e rheb l i che r S t e ige rnng der A t e m f r e q u e n z eine un- gleichm~Bige V e n t i l a t i o n de r v e r s c h i e d e n e n Lungen t e i l e auf- t r i t t , da die schnel le Aufe inande r fo lge de r Atemzt ige gegebe- nenfa l l s die aus re i chende D u r e h l i i f t u n g der jeweils spa re r s ich e n t f a l t e n d e n L u n g e n p a r t i e n ve rz6ge rn oder b e h i n d e r n k a n n . Dies h a t zur Folge, d a b das gerade d u t c h die s ch l ech t e r ven - t i l i e r t en L u n g e n p a r t i e n s t r 6 m e n d e V e n e n b l u t n i c h t aus- r e i chend m i t Sauers to f f ges~ t t ig t (ar ter ia l is ier t ) w e r d e n k a n n , w ~ h r e n d das d u r c h die gerade besser v e n t i l i e r t e n Lungen- p a r t i e n s t r 6 m e n d e V e n e n b l u t n i c h t a l le in ausre ichend, son- d e r n evt l . sogar i iberm~Big a r t e r i a l i s i e r t zu werden ve rmag . N u n is t abe r das ar ter ie l le B l u r no rma le rwe i se be re i t s zu 95

�9 bis 98~o m i t Saue r s to i f ges~t t igt , so d a b se lbs t eine l )be r - a r t e r i a l i s i e rung eines Teiles k a u m e inen sinnf~illigen Einf luB auI die pe rzen tue l l e Sane r s to f f s~ t t i gung des g e s a m t e n Ar te - r i enb lu t e s zu n e h m e n i m s t a n d e sein wird, wogegen der Urn- s t and , dab ein Tell des A r t e r i e n b l u t e s - - n~ml i ch jener , der d u r c h die sch lech t v e n t i l i e r t e n L n n g e n t e i l e s t r 6 m t e - - mar tge lha f t a r t e r i a l i s i e r t ist, ftir die pe rzen tue l l e Sauers tof f - s ~ t t i g u n g des a r te r ie l l en G e s a m t b l u t e s bedeutungsvoI1 sein muB u n d dieselbe auf e inen n i ed r ige ren W e r t he r abd r i i ck t .

Mi t de r we i t e r en B e o b a c h t u n g HALDANES, d a b u n t e r d e m Einf luB e iner Verg r6Berung des A t e m v o l u m e n s (bis auf e twa das F i in f fache des Normalen) d u r c h V e r a f m u n g koh len- s~iurehalt iger Lu f tgemi sehe ke ine wesen t l i ehe A n d e r u n g des H e r z m i n u t e n v o l u m e n s he rbe ige f i i h r t werde, u n d d a b e r s t an f eine sehr e rheb l iche A n r e i c h e r u n g der I n s p i r a t i o n s l u f t m i t Koh lens~ure - - wie HENDERSON e r m i t t e l t e - - eine n e n n e n s w e r t e Verg r6Berung des H e r z m i n n t e n v o l u m e n s be- w i r k t werden k6nne , i s t --- abgesehen yon den ve r sch i edenen S tud i en f iber den Einf luB des , , A t e m a n h a l t e n s " au f die ar ter ie l le Saue r s to f f s~ t t i gung - - das uns h ie r in t e re s s i e rende T a t s a e h e n m a t e r i a l so g u t wie e r sch6pf t . So g ingen wir da ran ,

T228 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R f F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 27 2. JULI z926

u n s f iber diese Verh~ l tn i s se im T i e r e x p e r i m e n t des g e n a u e r e n zu o r i en t i e ren .

Versuchsanordnung: U m die Atemgr6Be u n d die A t e m - f r equenz a n d e n V e r s u c h s t i e r e n (Hunde) n a c h W u n s c h va r i i e r en zu k6nnen , wurde n a c h A us f f i h r ung e iner T raeheo - t o m i e eine T-Kanf i l e in die T r a c h e a e i n g e b u n d e n u n d diese m i t t e l s k u r z e r G u m m i s c h l a u c h e m i t d e m Meyersehen Respi- rationsapparat in V e r b i n d u n g gesetz t , we lcher e ine genau dos i e rba re R e g u l a t i o n des A t e m v o l u m e n s g e s t a t t e t ; die exsp i r i e r t e L u f t w u r d e in e v a k u i e r t e n G um m i s Xcken (welche a n den R e s p i r a t i o n s a p p a r a t angesch lossen wurden) aufge- f a n g e n u n d mi t t e l s D u r c h l e i t u n g d u r c h e inen G a s o m e t e r gemessen ; L u f t p r o b e n aus d iesen S~cken w u r d e n in ein Gas- auffanggefAB g e b r a c h t u n d der A na l y s e (nach HALDANE) zugef f ihr t ; so leherweise k o n n t e de r S a u e r s t o f f v e r b r a u c h pe r M i n u t e u n d das A t e m v o l u m e n pe r M i n u t e fes tges te l l t w e r d e n (genauere A n g a b e n s iehe: IWAI u n d I t . SCt~WARZ, W i e m kl in. Wochensch r . , Nr. 24. i924). Die r e c h t e Carot i s des Ver suchs - t ie res w u r d e mi t t e l s e iner e i n g e b u n d e n e n Glaskanf i le zwecks R e g i s t r i e r u n g des a r t e r i e l l en B l u t d r u c k e s m i t e inem Queck- s i l b e r m a n o m e t e r v e r b u n d e n . Das de r G a s a n a l y s e zuzuffih- r e n d e A r t e r i e n b l u t w u r d e jeweils de r I re ige leg ten A r t e r i a femoral is , das V e n e n b l u t m i t t e l s eines in die f re igelegte r e c h t e J u g u l a r i s e ingef f ih r ten K a t h e t e r s d e m r e c h t e n Vorhof en t - n o m m e n (B lu tgasana lyse n a c h HALDANE), in e inem k le inen Glasgefitg u n t e r Para f f . l iquid, u n d Z u s a t z yon ein wenig Na t r . oxal. au fgefangen . Das H e r z m i n u t e n v o l u m e n w u r d e n a c h d e m F i c k s c h e n P r i nz i p ( H e r z m i n u t e i l v o l u m e n = Sauer - s t o f f v e r b r a u c h pe r Minute , d iv id i e r t d u r c h die Dif ferenz zwischen d e m Saue r s t o f f geha l t des Ar t e r i en - u n d des V e n e n - blutes) . (Genaue A n g a b e n s iehe: F. I42ISCH u n d H. SCHWARZ , ,Das H e r z s c h l a g v o l u m e n " usw. in , ,Ergebn isse d. i n n e r e n Med. u. K i n d e r h e i l k . " ]3d. 2 7. 1925).

Die E inze le rgebn i s se unse re r V e r s u c h s r e i h e n seien b ie r d u t c h B e i b r i n g u n g yon 3 in t abe l l a r i s che r f3bers ieh t ange- o r d n e t e n Beisp ie len i l lu s t r i e r t :

Aus de r Tabe l le I geh t he rvor , d a b bei e iner Steigerzvng der Atem#equenz auf das Dre i fache (yon 18 au I 56 pe r Minute ) , doch gleichzeitiger ErhShung des Atemvolumens (yon 1244 ccm auf 2 7 7 4 c c m per Minute) de r O x y h ~ m o g l o b i n g e h a l t des A r t e r i e n b l u t e s ke ine Ei i lbuBe erleidet , also keine Hypox~imie z u s t a n d e k o m m t (ca. 98% Oxyhf fmoglob ingeha l t ) . Die W e r t e ffir den Ausnf i t zu i lgskoef f iz ien ten des a r t e r i e l l en Sauers toffs , ffir den S a u e r s t o f f v e r b r a u e h pe r Minute , ffir das H e r z m i n u t e n - v o l u m e n u n d ffir den a r t e r i e l l en B l u t d r u c k ~tndern sich da a u c h in ke ine r n e n n e n s w e r t e u Weise.

Tabel le 2 r e p r ~ s e n t i e r t e inen Versuch , bei we lchem die Atemjrequenz in hochgradiger Weise gesteigert, ohne daft das Atemvolumen per Minute dabei erhSht wurde; so b e t r u g d a n n das Atemvolumen per Atemzug nur einen sehr kleinen Weft (ca. 3 ~ ccm). De r E f f e k t dieser R e s p i r a t i o n s ~ n d e r u i l g p r ~ g t s ich vo r a l l em in e iner auBe ro rden t l i ch intensiven Herab- setzung des arteriellen Oxyh~moglobingehaltes aus (Oxyhgb- G e h a l t des A r t e r i e n b h t e s 3 o , 5 - - 3 1 % ) . Des we i t e r en l~Lf3t s ich d a b e i eine Verminderung der funktionellen Ausni~tzung des arteriellen Oxyhdmoglobins fes t s te l len (Ausnf i tzungskoeff i - z i en t o, I2), d a m i t k o n f o r m eine Verringerung des Sauerstoff- verbrauehes per Minute; f e rne r sehen wir h ie r eine gewal t ige Steigerung des Blutdruckes u n d eine ErhShung des Herzminuten- volumens a u f t r e t e n . I m Ansch luB a n d iesen Ver such wurde bei d e m s e l b e n Ver suchs t i e r e d a s A t e m v o l u m e n m ~ c h t i g ge- s t e ige r t u n d die A t e m f r e q u e n z v e r m i n d e r t , worau f der Oxy- h g m o g l o b i n g e h a l t des A r t e r i e n b l u t e s p r o m p t wieder zu nor- m a l e n W e r t e n r t i ckkehr te , die A u s n f i t z u n g des a r te r ie l l en H ~ m o g l o b i n s ans t i eg (auf o,28), de r S a u e r s t o f f v e r b r a u c h pe r M i n u t e m~tchtig in die H 6 h e ging, de r B l u t d r u c k a b s a n k ul ld das H e r z m i n u t e n v o l u m e n n iedr ige re W e r t e aufwies.

Das Kreislaujverhalten unter dem Einflufl frequenter und ober]lf~chlicher Atmung, wie solche b ie r e x p e r i m e n t e l l b e w i r k t wurde , b e d a r f e iniger e rk l~ rende r W o r t e . W i t mfissen uns vo r AugeI1 ha l t en , d a b e inerse i t s die GrOfie der Ausni~tzung des arteriellen Hamoglobins dutch die StrSmungsgeschwindig-

Tabelle I. Hund (Gewicht 10,5 kg).

Normale Respirat ion Kflnstl. Respirat ion am kurarisierten Tier

desgl.

Normale Respiration Kflnstl. Respirat ion am kurarisierten Tier

desgl. desgl.

Kflnstl. Respirat ion am kurarisierten Tier

desgl. desgl.

(n. weiteren 3 ~ Min.) desgl. desgl. desgl.

(Veratmung einer Luf tmischung mi t 16% Kohlensdiure u.

17% Sauerstoff) desgl.

(Veratmung gew6hn- licher atmospha-

rischer Luft)

.o I Oxyh~moil Oxyh~tmo- I Atem- Atem- ~auerstoff- mauerstoli- . -. I . ,. Sauerstoff- Sauerstoff- Differenz �9 1 I glOOlnge- I glOolnge- AuS- I Herz- v o l u m e n Atem- v o l u m e n v e r b r a u c h l o t a m a p a - geha l t des geha l t des des a r t e r . m i n u t e n - . . . . ]hal td .Arte-]hal t des Ve- nt i tzungs- u. ven6s. Blutdruek

per Atem- p. Min. zltat aes . , , k 1. (ram Hg) per Min. frequenz zug ill in ccm ~mtes blutes blutes Sauerstoff- (ccm) ~, . I nenomtes I nenmutes koeifizient Arterien- Venen- volumen i . . . . ccm / % ] % gehaltes

1244

2824 2774

18

45 56

69,1

62,7 49,5

45,16

53,09 54,73

19,89 97,71 77,06

19,89 98,33 77,06 19,89 98,5o 75,38

o,21

0 , 2 1

0,23

19,o4 15,53

19,56 15,33 19,59 15,oo

1633

1783 1986 5459

24

60 66 48

68

29,7 3o,1

113,7

Tabelle

70,80 ]

53,3 ~ 57,19 98,77

2. Hund (Gewieht 10,5

23,85 96,75 67,28

23,85 30,48 18,28 23,85 31,oo 18,3o 23,85 93,57 65, ~

kg).

0 , 2 9

0 , 1 2

o,13 0,28

23,o4

7,27 7,39

22,31

16,o8

4,36 4,36

15,5I

Tabelle 3. Hund (Gewicht 15,2 kg).

2570 307 ~

307 ~ 5420 257 ~

5455

5455

37 72

72 37 23

37

37

64,1 42,6

42,6 146,5 111,7

147,3

147,3

96,80 67,54

67,54 lO2,9 99,0

9o,7

90,7

26,12 26,03

2 6 , 1 2

2 6 , 1 2

2 6 , 1 2

26,12

2 6 , 1 2

95,45 65,43

64,86 93,27 92,35

95,39

92,35

44,26 35,34

35,34 56,96 55,93

76,24

51,8o

o,51 0 , 3 0

0 , 2 9

0,36 0,36

o,19

1 o,41

24,93 17,Ol

16,94 24,36 24,I2

24,94

24,12

11,56 9,23

9,23 14,88 14,61

19,91

13,53

3,51

4,23 4,59

6,96

2,91 3,03 6,80

13,37 7,78

7,71 9,48 9,51

5,03

lO,59

1287 90

1253 9 ~ 1185 IOO

lOO 5 115

1831 220 1887 240 1469 12o

738 115 868 250

876 250 io6I 85 IO4I 85

i8o 4 i8o

857 I I5

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I I ? T . 5. J A H R G A N G . Nr. 27 2. J U L I I926

lceit des Blutes, durch das Ausmafl der sauersto]]abgebenden Ober]ldche (Weite des Capillarquerschnittes) und durch die Geschwindiglceit der Sauersto]/dissoziation bedingt wird, und dab andrerseits die StrSmungsgeschwindiglceit de$ Blutes - - wie aus dem Poiseuillesehen Gesetz hervorgeht - - sowohl dem arteriellen Blutdruel~ wie auch dem Herzmlnutenvotumen direlct proportional ist. Wenn nun - - wie z .B. in dem hier an- geffihrten Versuch - - die Sauersto]]s~ttigung des arteriellen H~moglobins in h5ehstem MaBe notteidend wird (3 o, 5 % gegen- fiber dem Normalwert yon ca. 95 ~o), wird auch die Ausnti~zung des arteriellen Sauerstoffs schwer in Mitleidenschaft gezogen sein (Ausnfitzungskoeffizient hier o, I2 gegenfiber o,25--o,3o der Norm), was wohl aui das Konto einer Anderung der Sauerstoffdissoziation gesetzt werden muB, da ja die dabei einsetzende Steigerung des arteriellen Blutdruckes (auf mehr als das Doppelte), welche in die Richtung einer hierbei statt- habenden Reizung des Vasomotorenzentrums infolge des Sauerstoffmangels weist, der Etablierung einer zweckent- sprechend gesteigerten Str6mungsgeschwindigkeit als kom- pensatorischen Vorgang Vorschub zu leisten trachtet, was de facto in der Vergrhl3erung des Minutenvolumens zum Ausdruck kommt. Diese kompensatorischen Hilfsvorg~nge erweisen sich abet zur Sauerstoffversorgung der Gewebe nicht ausreichend, was in der Verminderung des Sauerstoffver- brauches per Minute ersichtlich wird. Die Steigerung des arteriellen Blutdruclces und die Erh6hung des Herzminuten- volumens mug bier also als ein zweelcm~i]3iger, doch nicht voll- Icommen zweelcer]i~llender Vorgang ]i'er die unter den ungi~n- stigen respiratorischen Verhdltniesen leidende Sauersto]]ver- sorgung der Gewebe angesehen werden. - - DaB nach Wieder- herstellung einer genfigenden Atemtiefe bei nicht tiberm~il3ig gesteigerter Atemfrequenz (hier wird das Atemvolumen auf I i 3 ccm per Minute experimentell gesteigert) die Werte fiir den Oxyh~moglobingehalt des Arterienblutes ffir die Aus- nfitzung des arteriellen Sauerstoffs und ffir den Blutdruck ungefghr zur Norm zurfickkehren, ebenso auch das Minuten- volumen des Herzens absinkt, beweist, dab die Sauerstofi- versorgung der Gewebe in ein normales Geleis kommt, wobei der Umstand besonderer Erw~hnung wert ist, dab nun der Sauerstoffverbraueh per Minute ffir einige Zeit fiber das ur- sprtingliche Niveau hinaus ansteigt, was auf nachtr~igliches Wiedergutmachen der vordem darniederliegenden Sauerstoff- versorgung der Gewebe hindeuteL

In der Tabelle 3 wird ein Versuch veranschaulicht, bet welchem nebst der experimentellen Herstellung verschiedener Atemfreqnenzen bet verschieden grol3em Atemvolumen per Minute auch eine Zeitlang eine sehr kohlens~iurereiche, dabei aber auch geniigend sauerstoffhaltige Luft veratmet wurde. Auch hier zeigt es sich, dab bet ungenfigender Atemtiefe und hoher Atemfrequenz die Sauerstoffs~ittigung des arteriellen Blutes Schiffbruch leidet (der Oxyhiimoglobingehalt des Arterienblutes liegt hier bet ca. 65%), wenn auch nieht in dem AusmaBe wie in dem vorher angeffihrten Versuch; hier be- tr~igt das Atemvolumen per Atemzug ja auch mehr (42,6 ecru) Ms dort (3 ~ ccm). Dementsprechend st6Bt die arterielle Sauerstoffausntitzung auf keine derart groBen Hindernisse (Ausntitzungskoeffizient ca. o,3o), desgleichen die Sauerstoff- versorgung der Gewebe (der Sauerstofiverbrauch per Minute verminder t sich nur um weniges), da die bier stat thabende kompensatorische Blutdrucksteigerung ausreicht, um die Str6mungsgeschwindigkeit des Blutes in entsprechender Hhhe zu erhalten, wobei auch das Herzminutenvolumen keine besondere Vergr613erung zu erfahren braucht. Auch in diesem Versuche ist festzustellen, dab die w~ihrend der Hypox- ~mie etablierte Verminderung des Sauerstoffverbrauches in einer nachfolgenden Periode ausgiebigen Atemvolumens durch eine entsprechend fibersteigerte Gr6Ge des Sauerstoffver- brauehes wieder wettgemacht wird, was auch in der Zunahme des Ausnfitzungskoeffizienten (auf o,39 ) zum Ausdruck ge- langt. Der Oxyh~moglobingehalt des Arterienblutes und der Blutdruck kehren nach Beendigung der oberfl~chlichen und frequenten Atemperiode zu normalen Werten zurtick, das Herzminutenvolumen erf~hrt eine m~Bige Steigerung, die abet nur kurze Zeit anh~ilt. Die Veratmung ether I6% Kohlen-

I229

s-Sure (und I7~o Sauerstoff) enthaltenden Luft bewirkt bet ausreichend groBem Atemvolumen per Minute und bei nicht iiberm~iBiger Atemfrequenz keine Veriinderung des Oxyb~tmo- globingehaltes des Arterienblutes, wohl aber eine Verringe- rung der Sauerstoffausnfi.tzung (Ausnfitzungskoefiizient o, I9), welche sich auch in einer Herabsetzung des Sauerstoffver- brauches per Minute bekundet und auf eine 24nderung der Sauerstoffdissoziation hinweist; die dabei auftretende m~ich- tige Steigerung des arteriellen lBlutdruckes und die ausge- sprochen grol3e Erh6hung des Herzminutenvolumens zeigen die Notwendigkeit ether - - hier zwecks Erhal tung ether wenigstens notdiirftigen Sauerstoffversorgung der Gewebe - - einsetzenden Vermehrung der Str6mungsgeschwindigkeit an. Bet unter genau den gleichen Bedingungen beztiglich Atem- tiefe und Atemirequenz erfolgender Veratmung normaler Luft etablieren sich wieder VerhXltnisse, wie sie der Form entsprechen.

Fassen wir die Resultate unserer Versuche kurz zusammen, so l~gt sich sagen, dab im Tierexperiment bet genfigender Atemtiefe, jedoeh gesteigerter Atemfrequenz keine Ver- minderung des arteriellen Oxyh~imoglobingehaltes statthat, also keine Hypox~mie zustande kommt, daG aber bet bedeu- tender Steigerung der AtemJrequenz und gleichzeitiger Verminde- rung der Atemtie/e (ober]ldehliehe, ]requente Atmung) eine Hypoxgmie auftritt , die auch sehr hohe Grade erreichen kann. Im Geiolge dieser Hypox~imie leidet auch die Sauersto]]ver- 8orgung der Gewebe durch die Verminderung der Sauersto/]- ausnfetzung des arteriellen Oxyh4moglobins, welches Manko auf dem Wege einer die StrSmungsgeschwindigkeit des Blutes und somit auch die Sauerstoffausnfitzung soviel wie mSglich fSrdernden kompensatorischen Blutdruelcsteigerung bei m~iBiger Hypox~tmie zu einem Teile wenigstens, bei exzessiver Hypox- ~imie aber nicht wettgemacht werden kann. Die Steigerung des Blutdruelces and die ErhShung des Herzminutenvolumens wd~hrend einer bestehenden Hypoxgmie zur Zeit oberfl~ichlicher und frequenter Respiration ist als notwendiger, doch nicht volllcommen ausreiehender Hil]svorgang ']fir die hierbei not- leidende Sauersto]/versorgu'ng der Gewebe anzusehen. Die Veratmung Icohlens~urereicher, abet geniZgend sauersto//hd~l- tiger Lu/t verursacht bei genfigend groBem Atemvolumen k, eine Hypoxiimie, wohl abet eine Behinderung der Sauerstoff- ausnt'ttzung des arteriellen Blutes, dabei eine Steigerung des arteriellen Blutdruckes und des Herzminutenvolumens, was in der Richtung eines zweckm~tGigen kompensatorischen Vor- ganges zu deuten ist.

STUDIEN OBER DIE NITRATDIURESE*). Von

ERWlN BECHER und GERTRUD MAY. Aus der Medizirdschen Klinik in Halle a. S. (Prof. VOLHARD).

Die Nitratdiurese nimmt unter den Salzdiuresen insofern eine Sonderstellung ein, als sie mit einer starken Kochsalz- mehrausscheidung einhergeht. LoEwI stellte sich vor, dab das leicht diffusible Nitrat vom Blur aus rasch in die Gewebe eindringe und das Kochsalz daraus ins Blur verdr~inge**). Es handelte sich demnach um eine extrarenale Wirkung. In dieser Mitteilung soll unter anderem untersucht werden, wie die starke ]3eeinflussung der Kochsalzausscheidung durch das Nitrat zu erkl~iren tat.

Rs war durch die Arbeiten yon MAGNUS U. a. bekannt, dab bet Diuresen dutch intraven6s eingespritzte hypertonische Salzlhsungen eine Hydr~imie entsteht, die viel frtiher aufh6rt als die Diurese selbst. Die Hydr~imie kommt als alleinige Ursache ffir die Diurese nicht in Frage. Wir haben die Wirkung hypertonischer L6sungen yon Natr iumnitra t bet subcutaner Injektion untersucht***). Auch dabei entsteht eine Diurese. die allerdings nicht so stark ist sis bet intraven6ser Iniektion. Eine Hydr~mie kommt dabei gar nicht zustande; die osrdo-

*) Die Resultate sollen an anderer Stelle ausf/ihrlieher mitgeteilt werden. **) LOEWI, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 18, 419. 19o2.

***) Die Versu~he sind site an Kaninehen ausgefiihrt.