eth z...farbstoffe aus aminoazobenzol und seinen substitutionsprodukten. qualitativ-spektroskopische...
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Research Collection
Doctoral Thesis
Farbstoffe aus Aminoazobenzol und seinenSubstitutionsproduktensowie anderer Substituenten auf die Farbe
Author(s): Wanner, Erich
Publication Date: 1924
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000099000
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Farbstoffe aus Aminoazobenzol und seinen Substitutionsprodukten.Qualitativ-spektroskopische Untersuchung
des Einflusses von Methyl- und Sulfogruppen, sowie anderer
Substituenten auf die Farbe.
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschule
in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften
genehmigte
Nr. 384. Promotionsarbeit
vorgelegt von
Erich Wanner, dipl. Ingenieur-Chemiker
aus Zürich.
Referent: Herr Prof. Dr. H. E. Fierz.
Korreferent: Herr Prof. Dr. H. Staudinger.
Weida i. Thür. 1924.
Druck von Thomas & Hubert.
Spezialdruckerei für Dissertationen.
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Meinen lieben Eltern.
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Meinem hochverehrten Lehrer,
Herrn Prof. Dr. H. E. Fierz,
möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aussprechen.
Vorliegende Arbeit, auf Veranlassung meines Chefs entstanden
und unter seiner Leitung ausgeführt, wurde durch sein großesInteresse und seine vielseitigen Anregungen aufs beste unterstützt.
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Inhaltsverzeichnis.Seite
Einleitung 9
Theoretisches 12
Über Konstitution und Farbe. Die spektroskopische Methode...
12
Die Methylgruppe. Ihr Einfluß auf Farbe und Echtheit 19
Einfluß der Sulfogruppe und anderer Substituenten auf Farbe und
Echtheit 30
Benzolichtrot 8 BL (By) 42
Experimentelles
Ausgangsmaterialien
Monoazofarbstoffe
Disazofarbstoffe
Spektroskopische Messungen
Zusammenfassung
Verzeichnis der Farbstoffe.
47
47
53
59
61
65
66
Diagramme 69
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Einleitung.Diese Untersuchung wurde begonnen mit der Ausarbeitung
des Verfahrens zur Darstellung eines guten Benzolichtrotes.
Das unter dem Namen ßenzolichtrot 8 BL der Farbenfabriken
vorm. Bayer & Cie. im Handel sich befindende Produkt ist ein
sekundärer Disazofarbstoff und entsteht durch Kombination von
Diazoazobenzolmonosulfosäure mit Benzoyl-J-Säure in soda¬
alkalischer Lösung. Es zeigte sich nun, daß synthetisch reine
p-Aminoazobenzolmonosulfosäure das leuchtendste Rot hervor¬
bringt, während ein Gemisch von isomeren Monosäuren, durch
Sulfuration gewonnen, trübere und blaustichigere Nuancen erzeugt.
Letztere Farbstoffe sind auch gegen Soda empfindlich. In bezugauf Lichtechtheit scheint der p-Farbstoff eher etwas wider¬
standsfähiger zu sein, was er jedenfalls seiner vorzüglichen Rein¬
heit zu verdanken hat. Spektroskopisch läßt sich kein Unter¬
schied wahrnehmen. Vergleichende Ausfärbungen mit dem
Handelsprodukt ergaben größere Reinheit und gelbere Nuance.
Daß aber auch bei der Farbstoffdarstellung richtige Benzoylierungder J-Säure von Wichtigkeit ist, möge hier schon erwähnt
werden. Obige Unterschiede zeigten sich noch deutlicher bei
den entsprechenden Acetyl-J-Säurederivaten. Bei der Dar¬
stellung der Farbstoffe aus Aminoazobenzoldisulfosäure wurde
die Beobachtung gemacht, daß die Kupplung nicht einheitlich
verläuft. Es entstehen zwei Körper, wahrscheinlich wird der
Eintritt des Diazorestes, infolge seines negativen Charakters,
hervorgerufen durch die zweite zur Azogruppe orthoständige
Sulfogruppe, in p-Stellung zum Hydroxylrest begünstigt. Diese
Annahme ist nach Untersuchungen von Gattermann und
— 10 —
Liebermanu1 sehr wahrscheinlich, verhält sich doch die eine
dieser entstandenen Verbindungen, namentlich infolge ihrer Alkali-
unechtheit, wie ein ausgesprochener p - Oxyazofarbstoff. Diese
Erscheinung trat sowohl bei der J-Säure wie auch ihren Acyl-derivaten auf. Durch verschiedene Einführung von Sulfogruppenin die Diazokomponente, d. h. in den Aminoazobenzolkern,
gelangten wir zu Farbstoffen mit verschiedenen Eigenschaften
bezüglich Farbe und Echtheit. Über den Einfluß der Sulfo-
gruppe auf die Farbe sind eingehende Untersuchungen von
W. Meuly2 ausgeführt worden. Meuly kommt zu dem Schluß:
Die Einführung einer neuen Sulfogruppe in das Molekül des
Azofarbstoffes bewirkt in allen Fällen eine positive Farbänderung,
gleichgültig ob die Sulfogruppe in die Diazokomponente, die
Mittelkomponente oder die Schlußkomponente eintritt. Daß diese
Regel auch Ausnahmen besitzt, d. h. daß die Sulfogruppe unter
Umständen die Farbe negativ verschieben kann, soll in nach¬
folgender Ausführung an zwei Beispielen gezeigt werden.
Das Hauptgewicht dieser Arbeit liegt in der Feststellungdes Einflusses der Methylgruppe im Benzolkern auf Farbe und
Echtheit. Als Basis meiner Versuche verwendete ich das schon
erwähnte Benzolichtrot 8 BL und gelangte durch systematische
Substituierung von Methylgruppen in die Anfangs- und Mittel¬
komponente zu interessanten Reihen von Farbstoffen. Zur
Kontrolle und auch zur Häufung des Tatsachenmaterials wurde
die Kupplungskomponente mehrfach geändert. Es gelangtenauf diese Weise fünf Reihen von Disazofarbstoffeu zur Dar¬
stellung. Als Schlußkomponenten verwendete ich: J-Säure (2.5.7),
Benzoyl- J- Säure, Acetyl - J - Säure. Die Harnstoffkonfigurationder J-Säure gab ebenfalls interessante Farbstoffe. Die genannten
Verbindungen gehören alle in die Gruppe der Baumwollfarb¬
stoffe. Sie ziehen gemäß ihrer Konstitution mehr oder wenigerauf die Faser, egalisieren gut, ihre Lichtechtheit läßt aber trotz
ihrer allgemeinen Bezeichnung „Benzolicht-, Benzoechtfarben"
im Vergleich zu anderen Farbstoffen oft recht zu wünschen übrig.
1 Grattermann und Liebermann, Ann. 393, S. 198.
2 W. Jleuly, Diss. E. T. H. Zürich 1923.
— 11 —
Durch Kombination der Diazokomponenteu mit y -Säure (2.8.6)in schwachsaurer Lösung entstehen rotviolett bis blaue, saure
Wollfarbstoffe von vorzüglicher Lichtechtheit. Infolge ihres
geringen Egalisierungsvermögens siud sie leider nicht konkurrenz¬
fähig. In einer geringen Anzahl von Verbindungen wurde auch
die Methoxylgruppe substituiert. Die ausnehmend schönen,violetten Nuancen, welche damit auf Baumwolle erzielt werden,würden diese Farbstoffe zu begehrten Produkten erheben, wenn
ihre Lichtechtheit etwas besser wäre. Endlich schien es interessant,durch Einführung von Substituenten in den Beuzoylrest der
J-Säure deren Einfluß auf die Farbe in dieser sogenannten
„externen" Gruppe kennen zu lernen. Als Substituenten sind zu
nennen: —N03, —NH2, —Cl. Auch im Acetylrest wurden die
Wasserstoffatome durch Chlor ersetzt.
Im ganzen gelangten über hundert Farbstoffe zur Dar¬
stellung und Untersuchung. Die Charakterisierung der Nuancen
erfolgte durch Aufnahme der Absorptionsspektra der einzelnen
Farbstoffe nach der qualitativen Methode von J. Formanek1.
Bei Betrachtung und Vergleichung der Spektra der verschiedeneu
Farbstoffreihen zeigten sich nun gewisse Regelmäßigkeiten mit
Änderung der Zahl und Stellung der betreffenden Substitueuten.
Es wurde u. a. gefunden, daß die nach Literatur immer positivverschiebende Methylgruppe in bestimmten Stellungen auch
negative Farbänderuugen, allerdings nur geringe, hervorrufen
kann. Die Ermittlung der Säure- und Alkaliempfindlichkeit
erfolgte ebenfalls auf spektroskopischem Wege. Zur Feststellungdes Einflusses der verschiedenen Substituenten auf die Licht¬
echtheit wurden vergleichsberechtigte Ausfärbungen sämtlicher
Farbstoffe miteinander dem Sonnen- bezw. Tageslicht ausgesetzt.
Es zeigten sich auch hier Regelmäßigkeiten bei den verschiedeneu
Substitutionen.
Im folgenden wird zuerst über Einfluß von Konstitution
auf Farbe berichtet werden. In einem speziellen Abschnitt folgendie Versuche über Benzolichtrot 8 BL.
1 J. Formanek, Untersuchung und Nachweis organischer Farbstoffe auf
spektroskopischem Wege, I. und II. Teil, Berlin 1908/11, Springer.
Theoretisches.
Über Konstitution und Farbe. Die spektro¬skopische Methode.
Die Beziehungen zwischen Farbe und Konstitution sind
schon vielfach Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen.
Aus reichem Tatsachenmaterial lernte man allmählich erkennen,welchen Einfluß Änderungen in der Zusammensetzung des
Moleküls, Einführung neuer Atomgruppen usw. auf die Farbe
des betreffenden Körpers ausüben. Dabei zeigte sich, daß ein
scharfer Unterschied zwischen farbigen und farblosen Stoffen
nicht besteht. Ein farbloser Körper, der nur Ultrastrahlen
absorbiert, welche von unserem Auge nicht wahrgenommen werden,kann durch allmähliche Änderung seiner Zusammensetzung in
einen solchen übergeführt werden, dessen Lichtabsorption in den
sichtbaren Teil des Spektrums zu liegen kommt. Der Körperwird farbig. Die Parbigkeit einer Verbindung ist demnach nur
ein Sonderfall einer allgemeinen Fähigkeit chemischer Individuen,nämlich der selektiven Absorption der Lichtstrahlen. Für Farb¬
stoffe jedoch, worüber hier die Rede sein soll, ist noch anzufügen,daß sich diese Absorption im sichtbaren Teil des Spektrumsbefinden soll.
Durch Einführung von Substituenten in das Molekül eines
farblosen Stoffes kann man sein Spektrum über violett, blau,
grün, gelb nach rot verschieben, der betreffende Stoff wird
zuerst gelb erscheinen, dann rot, violett, blau, grün, d. h. immer
in der Komplementär-Farbe der absorbierten Lichtstrahlen. Im
folgenden soll eine solche Farbänderung als positiv benannt
werden. Veränderung der Farbe eines Stoffes von grün gegen
— 13 —
gelb, sogar bis zarFarblosigkeit, sei als negativ bezeichnet. Nach
Schütze1 nennt man eine solche positive Farbänderung auch
bathochrom, eine negative hypsochrom.
Durch 0. N. Witt, welcher als erster in diese Verhältnisse
hineinleuchtete, wurde die sogen. „Chromophortheorie"2
aufgestellt. Darin wird dargelegt, daß die Farbe der Farbstoffe
von einzelnen Gruppen, die dieselben enthalten, in bestimmter
Weise bedingt wird. Solche chromophore Gruppen erzeugen in
Verbindung mit Benzolkernen zunächst Stammsubstanzen von
Farbstoffen, sogen. „Chromogene". Diese Chromogene werden
durch Einführung von „auxochromen" Gruppen (—NH3, —OH)in Farbstoffe umgewandelt. Farbigkeit von Stoffen wird durch
einen ungesättigten Zustand des Moleküls bedingt.
Wie schon erwähnt, soll vorliegende Arbeit den Einfluß unter¬
suchen, den verschiedene Substituenten, namentlich Methyl- und
Sulfogruppen auf die Farbe von Azofarbstoffen ausüben. Für
den praktischen Farbenchemiker ist es von besonderer Wichtig¬
keit, die Beziehungen zu erforschen, welche zwischen der Farbe
eines Farbstoffes und den einzelnen Gruppen, die er enthält,bestehen. Die Farbenchemie verfügt hierbei über ein reiches Tat¬
sachenmaterial. Dieses gestattet, in manchen Fällen die Wirkungeiner Gruppe im Molekül eines Farbstoffes auf dessen Farbe
und auch Färbeeigenschaften vorauszusagen. — Es ist aber, wie
später noch ausführlich berichtet wird, nicht nur die substituierende
Gruppe als solche maßgebend, es spielt deren Stellung im Molekül
in manchen Fällen eine ebenso wichtige Rolle.
Nach Georgievics8 gliedern sich die als Substituenten in
Betracht kommenden Gruppen und Elemente in drei Kategorien:
1. NH2-, OH-Gruppen (Auxochrome),2. Kohlenwasserstoffradikale (Alkyl, Phenyl und Naphtyl),3. die übrigen Substituenten.
1 M. Schütze, Ztsehr. f. phys. Oh. 9, S. 109 (1892).3 0. X. Witt, Ber. 9, S. 522 (1876).3 Georgievics, G., Beziehungen zwischen Farbe und Konstitution bei
Farbstoffen (1921), S. 10 ff
— 14 —
Die erste Klasse, die sogen. Auxochrome, erzeugen die größten
Farbäuderungen. „Die Substituenten der zweiten Gruppe haben,
wenn sie als Kernsubstituenten auftreten, die geringste "Wirkung,welche zum Unterschied von 1. und 3. bei Farbstoffen ausnahms¬
los als eine (meist geringe) positive Farbänderung in Erscheinungtritt. Die Gruppen der 3. Klasse stehen in der Mitte zwischen
1. und 2., denn ihre optische Wirkung kann (bei Farbstoffen)nie so groß werden, wie jene der auxochromen Gruppen und
anderseits können sie zum Unterschied von Klasse 2. sowohl
positive wie auch negative Farbänderungen hervorrufen." Diese
allgemeine Einteilung ruht aber, wie Georgievics selber beifügt,auf recht unsicherer Grundlage, denn ihr Entstehen erfolgte wohl
einzig aus dem Bedürfnis heraus, bessere Übersichtlichkeit über
bisher gewonnene Tatsachen zu erhalten. So sind, den Beob¬
achtungen von Pfeiffer1 zu entnehmen, in Chinhydronen Methyl¬
gruppen als Substituenten in der chinoiden Komponente befähigt,
negative Farbänderungen zu bewirken. Nachfolgende Unter¬
suchungen werden zeigen, daß auch in Azofarbstoffeu solche Aus¬
nahmen auftreten können. Somit trifft die Schützesche2 Regelbetreffend positiver Farbäuderung mit zunehmendem Molekular¬
gewicht in homologen Reihen nicht mehr ausnahmslos zu. Wie
schon oben erwähnt, ist die Stellung des Substituenten im Molekül
oft von besonderer Wichtigkeit. Über den Einfluß, den die
Stellungen bei Azofarbstoffen auf die Farbigkeit ausüben, sind
keine allgemeinen Regeln bekannt geworden. Meist gilt jedochder Satz, daß Farbänderungen bei Substitution in o- oder
p-Stellung zur Azogruppe größer sind als in m-Stellung. Es
heißt hier also systematisch aufbauen und untersuchen. Man
wird dabei häufig Regelmäßigkeiten konstatieren können, dann
aber in diesem oder jenem Fall Anomalien begegnen, für welche
oft nur sehr schwer plausible Erklärungen zu finden sind.
Die theoretische Farbenchemie bediente sich bis vor kurzer
Zeit zur Ergründung der Beziehungen zwischen Farbe und Kon-
1 Pfeiffer, Ann. 412, S. 260 (1916)2 Schütze, Ztschr. f. phys. Ch. 9, S. 109 (1892).
— 15 —
stitutiou faßt nur rein chemischer Methoden. Meist wurden
Farbänderungen nur durch bloßes Betrachten mit dem un¬
bewaffneten Auge beurteilt. Daß dieses einfache Verfahren aber
höchst unvollkommen ist, namentlich für die Erkennung geringer
Farbunterschiede, hat man schon längst eingesehen. Heute ist
wohl allgemein die Ansicht vorherrschend, daß sich hierzu am
besten die spektroskopische Methode eignet. — Die Farbe jeder
Verbindung ist mit der Absorption letzterer eng verknüpft.Solche Absorptionsspektren werden erhalten, wenn man weißes
Licht durch eine Schicht des Stoffes als solchen oder im gelöstenZustande hindurchfallen läßt und das passierte Licht spektral¬
analytisch zerlegt. In der Kegel unterscheidet man dann kon¬
tinuierliche und selektive Absorption. Zeigt ein solches Spektrumeines Körpers im sichtbaren Gebiet (770 bis 400 fifi) selektive
Absorption, dann empfinden wir ihn als farbig. Es gilt daher
nicht den Zusammenhang zwischen Farbe und Konstitution,sondern den Zusammenhang zwischen Absorption und Konstitution
zu erforschen.
In neuster Zeit wird auch wirklich bei wissenschaftlichen
Farbstoffuntersuchungen das Hauptgewicht auf das Studium der
Absorptionsspektra gelegt. Man kann hierbei auf zwei Arten
verfahren: Bestimmung der Absorptionsstreifen durch einfache
Betrachtung oder photographische Aufnahme. Letztere spektral-photometrische Methode ist natürlich die genaueste und voll¬
kommenste. Wenn es sich aber darum handelt, vergleichende
Untersuchungen von Farbstoffen anzustellen, die zu einer und
derselben Gruppe gehörig und nur durch kleinere konstitutive
Abweichungen voneinander verschieden sind, hat die erstere
qualitative Methode doch den großen Vorteil, rasch und leicht
durchführbar zu sein und übersichtliche Resultate zu liefern.
Man könnte einwenden, daß bei Berücksichtigung nur des sicht¬
baren Spektrums Vorgänge im ultravioletten Spektralgebiet nicht
wahrgenommen würden und auf diese Weise leicht Irrtümer ent¬
stehen. Nach Kehrmanu und Sandoz1 aber, welche Derivate
1 F. Kehrmann und M. Sandoz, ßer. 50, S. 1682 (1917).
— 16 —
der Oxazin- und Thiazinreihe der Untersuchung unterzogen, sollen
die Auslöschungeu im Ultraviolett identisch bleiben, gleich wie
substituiert die Verbindung ist. Die Substitutionsänderungen
seheinen nur im sichtbaren Teil des Spektrums wiedergegebenzu sein.
Ein anderer schwerer Einwand wird von F. Weigert1 gegen
die qualitative Methode ins Feld geführt. Es kommt sehr häufig
vor, daß, wenn man die Kurven qualitativer und quantitativer
Untersuchungen eines und desselben farbigen Körpers vergleicht,
recht wenig Ähnlichkeit vorhanden ist. — Qualitative Diagramme
zeigen oft recht deutlich sichtbare Nebenstreifen, wogegen die
photometrischen Kurven nur UnStetigkeiten in der Absorptions¬
intensität aufweisen. Definiert man im physikalischen Sinne eine
Bande als ein Maxiraum der Absorption, so ist nur der flaupt-streifen als eine reelle Bande anzusehen, der Nebenstreifen aber
als scheinbare Absorption, als Unstetigkeit in der sogen. Ex-
tinktiouskurve. Solche scheinbare Banden treten nun sehr häufigbei qualitativen Untersuchungen auf. Sie sind es gerade, die sich
beim Verdünnen der Lösung verschieben oder verschwinden.
Weigert bezeichnet diese Absorptionen als Kontrast- oder physio¬
logische Banden. „Denn bei Annahme des Gesetzes von der
Konstanz der Spektren würden sonst derartige Beobachtungen
damit im Widerspruch stehen."
Außer diesen Kontrasterseheinungen kommen noch andere
Faktoren hinzu, durch welche Banden vorgetäuscht werden. Das
Auge kann Lichtintensitäten nicht in ihren absoluten Werten
erkennen. Es reagiert nur auf bestimmte Intensitätsverhältnisse.
Der Helligkeitseindruck ist an verschiedenen Stellen des Spektrumsverschieden. So sind z. B. Absorptionen, welche in die Gegendvon 490 bis 510 /ifi fallen, sehr schwierig exakt zu bestimmen, da
das Auge deu Übergang von grün zu blau selbst schon als eine
Unstetigkeit im Helligkeitsempfinden wahrnimmt. Ferner nimmt
an beiden Enden des Spektrums, im Rot und Violett das Dunkelheits¬
empfinden rasch zu, so daß Absorptionen in diesen Gegenden des
1 F. Weigert, Ber. 49, S. 1496 (1916).
— 17 —
Spektralbezirkes qualitativ mit größter Vorsicht aufzunehmen sind.
Ferner sei noch angefügt, daß jedes Auge die Absorptionen wieder
etwas anderes beurteilt. Es sind daher möglichst nur solche
Diagramme zum Vergleich heranzuziehen, welche, um Subjektivitätzu vermeiden, von ein und demselben Beobachter stammen. In
diesem Falle wiederholt sich bei ähnlichen Farbstoffreihen derselbe
Fehler, so daß er bei vergleichenden Untersuchungen wegfällt.Alle diese Einwände gegen die qualitative Methode der Messungvon Absorptionspektren, welche nicht von der Hand zu weisen
sind, elliminieren sich, oder können zum größten Teil umgangen
werden, wenn man sich bewußt ist, was die qualitativen Kurven
aussagen, welche Schlüsse aus ihnen gezogen werden dürfen. Das
qualitative Diagramm veranschaulicht recht genau die Farbe,
die Nuance des Farbstoffes, namentlich da, wo das vorliegende
Spektrum einfachen Bau aufweist, d. h. Vorhandensein eines
deutlich wahrnehmbaren Streifens. Die zu vergleichenden Kurven
veranschaulichen die Verschiebungen auf der Abszisse. Die Höhe
der Ordiuate ist hier willkürlich. Durch die quantitative Methode
ist man in der Lage, auch die Stärke der Absorption, die
Stärke der Farbe, die zu jeder Wellenlänge gehörige Ordinate
messen zu können.
Die in vorliegender Arbeit verwandte qualitativ spektroskopische
Untersuchungsmethode organischer Farbstoffe ist von J. Forma nek
bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet worden. Der mir zur Ver¬
fügung stehende Spektralapparat war ein Gitterspektroskop
neuester Konstruktion und .stammt aus den optischen Werken
Carl Zeiß, Jena. Dieses Instrument, welches nach Angaben
von Prof. J. Formauek angefertigt worden ist, dient speziell zu
qualitativen Untersuchungen von Absorptionsspektren. Die Eigen¬
schaft des Gitterspektrums, die Proportionalität der Wellenlänge
einer Spektrallinie mit dem Sinus von deren Ablenkungswinkel,
erlaubt, den Apparat so zu konstruieren, daß an der Mikrometer¬
sehraube, welche das Fernrohr durch das Spektrum bewegt, direkt
die Wellenlängeu in Angström-Einheiten (d. h. 0,1 /u/j, = 1 AE)
abgelesen werden können. Dabei ist die Genauigkeit eine solche, daß die
Fraunhoferschen Linien des Sonnenspektrums bis auf + Ibis 2 AE
Wanner. 2
— 18 —
genau einstellbar sind. Außer der eben erwähnten direkten Ab¬
lesung der Wellenlängen hat das Gitterinstrument gegenüber einem
Prismenspektroskop noch den Vorteil, Normalspektren zu erzeugen,
im Gegensatz zu den von Prismen gelieferten Dispersionsspektren.
Der rote und gelbe Teil des Spektrums zeigt sich also bei ersterem
im Verhältnis zum blauen und violetten in größerer und der violette
Teil in geringerer Ausdehnung. Verschwommene Streifen im Blau
und Violett werden daher im Gitterspektroskop viel schärfer er¬
scheinen. Ein weiterer Vorzug der Gitterspektroskope ist in der
Regel ihre größere Dispersion Der Nachteil der geringeren
Lichtstärke kann leicht behoben werden durch Verwendung einer
entsprechend stärkeren Lichtquelle. Die Einrichtungen des
Apparates gestatten, die Lage der Absorptionsstreifen, d. h. deren
Maxima aufs genaueste zu bestimmen. Der Fehler der Ablesungen
beträgt je nach Schärfe der Banden ca. + 0,5 bis 5 /u/u. Für
Triphenylmethanfarben z. B., welche meistens sehr scharfe Spektren
liefern, gilt ungefähr die Fehlergrenze von + 0,5 [Xfi. Azofarbstoffe,
welche hier untersucht worden sind, geben weniger scharfe Streifen
und der Fehler schwankt zwischen + 1 bis 3 /i/i. Es können aber
hier nicht selten verschwommene Absorptionen auftreten, bei
welchen man sich mit der Erzielung einer Genauigkeit von
ca. +5 fxfi begnügen muß. Ein Vergleichsprisma erlaubt, zwei
Farbstofflösungen direkt miteinander vergleichen zu können. Diese
Methode der direkten Vergleichung von Farbstoffen im Spektroskopselbst ist vorzüglich zur Ermittlung geringer Verschiebungen und
Formänderungen ihrer Spektra. Man ist somit in der Lage.Differenzen Von ca. 1 jap, bei schärferen Streifen, von ca. 2 bis
3 fifi bei weniger scharfen Banden wahrzunehmen.
Wie oben erwähnt, geben Azofarben oft in wäßriger Lösung
weniger scharfe Spektren. Dies gilt auch für A lkohol als Lösungs¬mittel. Meist scharfe und charakteristische Absorptionsstreifeuliefert konz.Schwefelsäure. Auch sind in diesem Lösungsmitteldie Absorptionen auf Konstitutionsänderuugen unvergleichlich
empfindlicher als in anderen Medien. Es läßt sich aber eiuweuden,daß die Säure chemisch auf die Farbstoffe einwirken und dadurch
Anlaß zu Anomalien geben könnte (Anlagerungen an Azo- und
— 19 —
Amidogruppen). Bei der Annahme, daß diese Anlagerung bei
sämtlichen genannten Gruppen stattfindet, würde sich in der -ver¬
gleichenden Untersuchung der begangene Fehler elliminieren. Dies
ist der Fall, wenn der Einfluß indifferenter Gruppen, wie hier
z. B. der Methylgruppe, ermittelt werden soll. Dann wirkt die
Schwefelsäure meist gleichsinnig und auch annähernd parallel der
wäßrigen Lösung. Vergleicht man aber die Spektra von Farb¬
stoffen mit verschiedener Zahl und Stellung von Sulfogruppen,so wird man konstatieren, daß in bezug auf Zahl die Verschiebungender Banden in konz. Schwefelsäure denjenigen der wäßrigen Lösungmeist gerade entgegengesetzt ausfallen. In wäßriger Lösung wirken
Sulfogruppen meist bathochrom, in Schwefelsäure dagegen hypso-chrom Bei isomeren Körpern schafft die Schwefelsäure-Lösung
analoge Verhältnisse wie die wäßrige1. Es ist noch anzufügen,daß Ameisensäure (85°/0ige) als Lösungsmittel verwendet auch
charakteristische Farbenreaktionen erzeugt und gleichfalls scharfe
Streifen liefert. Für die qualitativ spektroskopische Untersuchung
von Farbstoffen sind wohl die Absorptionen der wäßrigen Lösung
von besonderer Wichtigkeit. Diese entsprechen der Farbe und
Nuance der mit dem betreffenden Farbstoff gefärbten Faser am
ehesten und geben auch meistens einfach gebaute Spektra. In
vorliegenden Untersuchungen wurde deshalb besonderer Wert auf
die möglichst exakte Ermittlung der Absorptiousverhältnisse in
wäßriger Lösung gelegt. Zur Kontrolle dienten die Absorptionenin konz. Schwefelsäure (96°/0ig), und nur in Ausnahmefällen ge¬
langten Äthylalkohol (96°/0ig) und Ameisensäure (85°/0ig) als
Lösungsmittel zur Anwendung.
Die Methylgruppe. Ihr Einfluß auf Farbe und
Echtheit bei Äzofarbstoffen.
Durchgeht man die Lehrbücher der Farbenchemie oder die
Patentsammlungen, so wird man außer allgemeinen Eegeln nur
sehr wenig Einzelheiten über den Einfluß der Methylgruppe auf-
1 Vergl. auch Meuly, Diss. E. T. H. Zürich 1923, S. 35 und Grebe,
Ztschr. f. phys. Ch. 10 (1893), S. 673.
2*
— 20 —
treiben können. Die ersten Angaben hierüber stammen wohl
von Schütze1. Er gibt an, daß Kohlenwasserstoffradikale stets
bathochrom wirken, also in homologen Reihen die Nuance mit
dem Molekulargewicht an Tiefe zuuimmt. Als Beispiele hierfür
liegen Monoazofarbstoffe mit Anilin, Toluidiu, Xylidiu, Kumidin
als Diazokomponenten vor. Ferner, da in den o-Derivaten die
Methylgruppe dem Chromophor näher steht als in den p-Ver¬
bindungen, sollen demnach die ersteren eine tiefere Nuance
besitzen, was in einem Beispiele: o- und p-Toluidin-azo-
a-NaphtoIsulfosäure-S gezeigt wird. Abweichend verhält sich die
Substitution in m-Stellung, welche die geringste Parbäuderunghervorruft. Bei all diesen Untersuchungen wurde von der
Beobachtung Gebrauch gemacht, daß die Farbstoffe, in
konz. Schwefelsäure gelöst, charakteristische Farbenreaktionen
geben. Obige Resultate beziehen sich also auf die Betrachtung der
Farbänderungen der Schwefelsäurelösungen mit dem unbewaffneten
Auge. Grebe2 untersuchte die Spektra einer größeren Reihe
von Azofarbstoffen. Als Lösungsmittel wandte Grebe ebenfalls
konz. Schwefelsäure an. Er fand, daß durch Eintritt einer
Methylgruppe in die Diazokomponente die Streifen positiv ver¬
schoben (nach rot) werden und zwar stärker beim Eintritt in die
p-Stellung als in ortho. Zur Untersuchung gelangten Anilin,,o- und p-ïoluidin als Diazokomponenten. Ferner wurde bei
Verwendung von Aminoazobenzol und Aminoazotoluol ebenfalls
eine positive Farbänderung mit wachsender Kohlenstoffzahl
konstatiert. Weitere Untersuchungen über die Wirkung der
Methylgruppe in anderen farbigen Körperklassen ergaben eben¬
falls bathochrome Eigenschaften. So z. B. die Einführung der
Methylgruppe in das Indigo-Molekül8, Substitution der Amino-
Wasserstoffatome durch Alkyl in Thioninen4 und in Triphenyl-methanfarbstoffen *. Analoge Resultate ergaben die Aufnahmen
1 Schütze, Ztschr. f. phys. Ch. 9, S. 109 (1892).2 Grebe, Ztschr. f. phys. Ch. 10, S. 673 (1893).» G. Krüß, Ber. 15, S. 1243 (1882).4 M. Althausse und ö. Krüß, Ber. 22, S. 2065 (1889).» P. Kehrmann und M. Sandoz, B. 51, S. 951 (1918).
— 21 —
der Ultraspektren farbloser Körper bei Einführung von Methyl¬
gruppen 1.
Allgemein gilt für die Substitution von Metbyl, daß bei
Eintritt in den Kern immer nur, meist geringe, positive Farb¬
änderung auftritt. Als Substituenten in Aminogruppen wirken
sie optisch stets in demselben Sinn wie die betreffende Amiuo-
gruppe. Eine Ausnahme obiger Regel bilden die schon früher
erwähnten Beobachtungen von P. Pfeiffer3 über den hypso-chromen Einfluß dieser Gruppe in der chinoiden Komponente von
Chinhydronen.
Beim Studium der Patentsammlungen stößt man hier und
da auf Notizen über Färbungen bestimmter Azokombinationen,welche innerhalb der betreffenden Patentschrift als vergleichs¬
berechtigt angesehen werden können. Es betrifft hier hauptsächlichdie Farbstoffe, deren Diazokomponenten aus Anilin oder Amino-
azobenzol und Homologen bestehen. So ist aus D. R. P. 164823,18027*, 219035, 62368«, zu entnehmen, daß die Farbstoffe,welche aus den Homologen des Aminoazobeuzols (und dessen
Sulfosäuren) also aus Aminoazotoluol und Aminoazoxylol dar¬
gestellt sind, durchwegs entsprechend blauere Nuancen aufweisen
(resp. rötere bei gelben Farbstoffen), als die einfach gebauten.Ebenso tritt positive Farbverschiebung ein, wenn in Anilin
Metbylgruppen substituiert werden7. Eine interessante Zusammen¬
stellung gibt D. R. P. 122 9048. Es handelt sich hier um Homologedes Benzoechtscharlach, also um Farbstoffe mit J-Säureharnstoff
als Kupplungskomponente, in welche je zweimal Diazokomponenten
symmetrisch eingeführt werden.
1 G. Krüß und J. L. Schönn, Ann. Phys. (2) 6, S. 267.
2 P. Pfeiffer, Ann. 412, S. 260 (1916).s Friedländer, 1, S. 443.
4 Friedländer, 1, S. 364.
5 Friedländer, 1, S. 442.
6 Friedländer, 3, S. 606.
7 Vergl. D.R.P. 127141, Friedländer, 6, S. 952
8 Friedländer, 6, S. 954.
— 22 —
Diazokomponente: Baumwollfärbung:
Anilin- orange
o-Toluidin- rot
p-Toluidin- gelbstichrot
m-Xylidin- gelbrot
p-Xylidin- rot.
Die Baumwollfärbungen, es sind substantive Farbstoffe,
zeigen deutlich, daß mitunter weniger die Zahl der eingeführtenKohlenwasserstoffradikale in Betracht fällt um deutlich positive
Wirkung auf die Farbe auszuüben, sondern, daß die Stellung
dieser Substituenten eine hervorragende Rolle spielt. Infolge
doppelter Einführung der Diazokomponenten erscheinen die
Farbdifferenzen besonders scharf. Den stärksten Einfluß bewirkt
o-Substitution zur Azogruppe, etwas geringer verhält sich die
p-Stellung. Sehr schwach die m-Stellung. Zwei Gruppen in
Meta-Stellung (m-Xylidiu) stehen sogar einer p-ständigen deut¬
lich zurück.
W. Meuly1 fand in seinen Untersuchungen, daß bei Disazo-
kombinationen, welche als Anfangskomponente Sulfanilsäure,
resp. o • Toluidin - p - sulfosäure enthielten und im übrigen
analog zusammengesetzt waren (in Mittelstellung Kresidiu), die
betreffende Methylgruppe die Farbe um einen geringen Betragin negativer Richtung verschiebt. Ich habe die Versuche mit
den Farbstoffen aus J-Säure und Benzoyl-J-Säure in End¬
stellung wiederholt und kann die von Meuly erhaltenen Resultate
bestätigen. In seinen Ausführungen wird weiter berichtet, daß
bei den Reihen von blauen Trisazofarbstoffen bei Verwendungvon Aminoazotoluoldisulfosäure durchwegs deutlich rötere Nuancen
erzielt wurden wie bei Anwendung von Aminoazobenzoldisulfo-
säure. Da nach seinen Arbeiten über die Sulfogruppe diese
nur positive Verschiebungen bewirkt, ist es logisch, die hypso-chrome Farbänderung den beiden o-ständigen Methylgruppen
1 W. Meuly, Diss. E. T. H. Zürich 1923, S 60.
— 23 —
zuzuschreiben. In meinen eigenen Untersuchungen liegt eine
Reihe von Disazokombinationen vor, mit y-Säure in Endstellung(saure Kupplung, also in o-Stellung zur Aminogruppe). Als
Anfangskompouenten verwendete ich Aminoazobenzol, dessen
Homologe und die entsprechenden Sulfosäuren, vergl. Farb¬
stoffe Nr. 77 bis 88 und Tabelle Seite 30. Dabei trat dieselbe
negative Verschiebung in Erscheinung bei Verwendung von Amiuo-
azotoluoldisulfosäure gegenüber Aminoazobenzoldisulfosäure, vergl.Nr. 84 und 80. Farbstoffe Nr. 78, 81 — 83 beweisen aber deutlich,daß mit zunehmendem Methylgehalt die zu erwartende batho-
chrome Nuancierung hervorgerufen wird. Dies scheint nun
zufälligerweise eine Ausnahme zu sein, denn Farbstoffe Nr. 78
und 80 setzen außer Zweifel, daß betreffende Sulfogruppe in
Abwesenheit der Methylgruppen eine kräftig positive Verschiebungzu erzeugen vermag. In diesem Fall wirkt also die Sulfogruppedeutlich negativ und nicht die Methylgruppe.
Es wurden nun Versuche angestellt, durch systematische
Darstellung und Untersuchung größerer Reihen von Farbstoffen
bestimmter Typen den Einfluß der Methylgruppe auf die Farbe
näher kennen zu lernen. Mittelst der spektroskopischen Methode
gelang es auch die Farbänderungen jeweils zahlenmäßig fest¬
zustellen. Die Untersuchungen gingen vom Benzolichtrot 8 BL
aus, d. i. die Kombination: Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-azo - Benzoyl - J - Säure :
Nfl-COC8HB
S03H< I
OH
worüber noch speziell in einem besonderen Abschnitt berichtet
werden soll. In diese Verbindung wurden nun Methylgruppen
eingeführt und zwar bei gleichbleibender Endkomponente III, nur
in die Diazokomponente, d. h. in die Kerne I und IL Zu diesem
Zweck wurden folgende Zwischenkombinationen hergestellt:
— 24 —
Sulfanilsäure - azo - Anilin
(Aminoazobenzolmonosulfosäure),Sulfanilsäure - azo - o - Toluidin,
Sulfanilsäure - azo - m - Toluidi n,
Sulfanilsäure - azo - p - Xylidin,o - Toluidinsulfosäure (1 - 2 - 5) - azo -o - Toluidin
(1-Methyl) (Aminoazotoluolsulfosäure),
Sulfanilsäure - azo - o - Anisidin,
Sulfanilsäure-azo-Kresidin,
o - Toluidinsulfosäure (1 - 2 - 5) - azo - Kresidin
(1-Methyl).
Zur Kontrolle änderte ich die Endkomponente und verwendete
Acetyl-J-Säure, teilweise auch J-Säure selbst. Ferner wieder¬
holte ich dieselbe Reihe in der Farbstoffgruppe des J-Säure¬
harnstoffs, in welcher Reihe die Diazokomponenteu jeweils zwei¬
mal in den flarnstoffrest eingeführt wurden. Endlich fand ich
in den Farbstoffen, welche als Endkomponeute y- Säure (Amido-
naphtolsulfosäure 2-8-6) enthalten, eine ebenso interessante Reihe
bezüglich Farbe, Konstitution und Echtheit. Die Kombinationen
der J-Säure und acylierten J-Säuren sind ihrer Entstehung nach
o-Oxyazofarbstoffe (sodaalkalische Kuppelung). Die Hydroxylgruppewird im allgemeinen bei diesen Verbindungen durch Alkali nicht
angegriffen im Gegensatz zu den p-Oxyazoverbindungen, welche
mit intensivem Farbeuumschlag gegen blau gelöst werden. Diese
Eigenschaft ist von technischer Bedeutung, infolgedessen o-Oxy-azofarbstoffe gegen Alkali unempfiudlicher und daher wertvoller
sind als die p-Derivate. Bezüglich Konstitution ist bei den
Acetylderivaten in obiger Formel die Benzoylgruppe — CO CaH5durch den Acetylrest —CO • OH8 zu ersetzen, in den J-Säure¬
verbindungen ist die freie Aminogruppe zu schreiben. Für die
J-Säureharnstoffe gilt folgendes Schema:
so.XL>N=N\^>N=N\/U Ix/IJn=n<_>n=n<_>so3h
— 25 —
In der Reihe der y -Säurefarbstoffe wirkt infolge saurer Kupplungdie Aminogruppe orientierend auf die eintretende Azogruppe. Es
entstehen o - Aminoazoverbindungen :
SQ3H
_ _
°<„>S03H^ );N = N<^ )n =N-^ )
Während diese Farbstoffe nur auf Wolle ziehen (Säarefarbstoffe),besitzen genannte J-Säureverbindungen und deren Acylderivatedie wertvolle Eigenschaft, auch Baumwolle direkt anzufärben
(sogen. Salzfarben). Die J-Säure-Harnstoffe können sogar als
sogen, substantive Baumwollfarbstoffe angesprochen werden, d. h.
sie ziehen vorzüglich auf Baumwolle, animalische Faser wird nur
schwach angefärbt.Die Verschiebung der Farbe wird im folgenden durch Zahlen
ausgedrückt. Dabei bedeuten diese Werte die Wellenlängen der
Absorptionsmaxima der Hauptstreifen. Vergleicht man die an¬
geführten Diagramme, so wird man wohl meistens keinen in
Betracht fallenden Fehler begehen, wenn die evtl. auftretenden
kleineren Nebeustreifen im großen und ganzen vernachlässigtwerden. Nur in jenen Fällen, in welchen Nebenstreifen außer¬
ordentlich ausgeprägt sind, wurde eine Korrektur für nötig be¬
funden. Wie obeu schon dargelegt, besitzen diese Diagrammekeinen absoluten Wert, sondern haben nur relative Gültigkeit.Sie veranschaulichen ziemlich genau die Nuance der Farbe, über
die Stärke der Absorption und Farbe geben sie keinen Aufschluß.
Als erste Gruppe von Farbstoffen möchte ich diejenigen der
Benzoyl-J-Säure anführen, vergl. Nr. 25, 30 bis 38, 101, 102.
Die Diagramme sehen sich im allgemeinen sehr ähnlich, eine
breitere Bande, gegen das rote Spektralgebiet mit einem schwachen
Nebenstreifen endigend. Dieser fehlt bei den VerbindungenNr. 30, 35 und 36, die Absorption verläuft hier als schwacher
Schatten. Durch Substitution entfernt sich der Nebenstreifen
von der Hauptabsorption, dies ist am ausgeprägtesten bei den
— 26 —
Kresidinfarben. Die Verschiebung, welche die Einführung der
Gruppen bewirkt, ist deutlich wahrnehmbar, es hat aber diese
Wirkung keinen additiven Charakter, sondern hängt, wie folgende
Beispiele vorzüglich veranschaulichen werden, in hervorragendemMaße von deren Stellung im Molekül ab. Die Resultate dieser
Untersuchungen finden sich in nachstehender Tabelle:
Lage des Hauptstreifens.
Benzoyl-J-Säurefarbstoffe Acetyl-J-Säurefarbstoffe
Mittelkomponente Snlfanil- Metanil- Sulfanil- Metanil-
säurereihe säurereihe säurereihe säurereihe
507 506 502 501
527 — —
511 508 504 504
p-Xylidin 530 528 522 521
537 — — —
544 542 538 535
J - Säureharnstoffe y - Säurefarbstoffe
525 517 536 530
o-Toluidin — • - 539 —
538 535 534 530
551 544 540 537
— — 548 —
571 560 547 547
Die stärkste positive Parbänderung bewirkt die Einführung des
Methyls in die Mittelkomponente (II) und zwar in o-Stellung zur
II. Azogruppe. Die Größenordnung der Verschiebung ist eine
beträchtliche. Befindet sich der Substituent in m-Stellung zur
genannten Azogruppe, welche zugleich o-ständig ist zur L, so be¬
trägt die Verschiebung nur uoch zirka ein Sechstel (bei den y -Säure¬
farbstoffen wurde sogar negative Parbänderung beobachtet). "Wird
nun in der Anfangskomponente (I) in o-Stellung zur I. Azogruppe
Verschiebung des Hauptstreifens,
a) Bei Substitution in der Mittelkomponente.
Benzoyl-J-Sänrefarbstoffe Acetyl-J -Säurefarbstoffe
Beim Übergang vonSulfanil- Metanil- Sulfanil- Metanil-
säurereihe säurereihe säucereihe säurereihe
Anilin zu o-Toluidin + 20 —
m-Toluidin + 4 + 2 + 2 +3
p - Xylidiu + 23 + 22 + 20 + 20
o-Anisidin + 30 — ——
Kresidin..
+ 37 + 36 + 36 + 34
J -Säureharnstoffe y- Säurefarbstoffe
Anilin zu o-Toluidin + 3
m-Toluidin + 13 + 18 -2 0
p-Xylidin + 26 + 27 + 4 + 7
o-Anisidin — — + 12 —
Kresidin. + 46 + 43 + 11 + 17
b) Bei Substitution in der Anfangskomponente.
Benzoyl - J - Säurefarbstoffe
MittelkomponenteAnfangskompenente Differenz
Sulfanilsäureo-Toluidinsulfo-
säure
527
544
524
542
-3
-2
Kresidin
J - Säurefarbstoffe :
536 535 -1
o-Toluidin
y- Säurefarbstoff (
539 539 0
— 28 —
substituiert, dann geht die Farbänderung in eine geringe negativeüber. Diese letztere Beobachtung wurde, wie schon erwähnt, auch
von Meuly1 gemacht. Seine Angaben über die Lage des Haupt¬streifens stimmen jedoch für die Benzoyl-J-Säurefarbstoffe mit
meinen Resultaten nicht überein. Ich habe die Spektra betreffender
Verbindungen genau und eingehend untersucht, gelangte aber immer
zu vorliegenden Werten, welche mit denjenigen der übrigen Beispielein Meuly's Arbeit gut harmonieren.
Die Farbstoffreihen mit J-Säure, Acetyl-J-Säure, J-Säure¬
harnstoff und j>-Säure bestätigen obige Ergebnisse, wie aus der
tabellarischen Übersicht leicht wahrgenommen werden kann. Aus
der Betrachtung der Diagramme geht hervor, daß die zur zweiten
Azogruppe o-ständige Methylgruppe bei den J-Säurefarbstoffen
die Entstehung oder Verstärkung des Nebenstreifens bewirkt. Den
gleichen Einfluß übt die Methoxylgruppe aus. Nach oben auf¬
gefundenen Regelmäßigkeiten über Methylsubstitution ist zu er¬
warten, daß die Absorptionsspektra von Kombinationen aus
Sulfanilsäure-azo-p-Xylidin mehr gegen das rote Gebiet hin
verschoben sind, wie diejenigen Farbstoffe aus der isomeren Ver¬
bindung Aminoazotoluolmonosulfosäure Folgende Resultate be¬
weisen die Richtigkeit dieser Regel (vergl. Farbstoffe Nr. 31, 32,
56, 57, 70, 71, 82, 83):
Diazokomponente
Kupplungskomponente Sulfanilsäure-
azo-p-Xylidin
Aminoazotoluol¬
monosulfosäure
Differenz
Benzoyl-J-Säure . .530 524 - 6
Acetyl-J-Säure. . .522 515 - 7
J-Säureharnstoff. .
551 540 -11
540 539 - 1
Treten Kohleuwasserstoffreste als Substitueuton in Amino-
gruppen, so wirken sie optisch stets in demselben Sinne wie die
1 W. Meuly, Zürich 1923, Diss., S. 60.
— 29 —
betreffende Aminogruppe. Nr. 47 und 48 stellen einen solchen Fall
dar. Ein Wasserstoffatom der Aminogruppe der J-Säure ist durch
Phenyl resp. p-Tolyl ersetzt:
Diazokomponente Verschiebungder
Phenylgruppe
VerschiebungKupplungskomponente Sulfanilsäure-azo-
Kresidin
der
Methylgruppe
536 — —
Pheny!-J-Säure . . .546 + 10 —
p-Tolyl-J-Säure . . .554 ~~ + 8
Es tritt in beiden Fällen kräftig positive Farbänderung ein.
Im Vergleich zum Phenyl ist die Wirkung der Methylgruppe eine
auffallend starke.
Der Einfluß der Methylgruppe auf die Säure- und Alkali¬
empfindlichkeit ist namentlich auf der Faser vorzüglich fest¬
zustellen. Es wurde gefunden, mit Zunahme von Methyl werden
die Farbstoffe alkaliecht. Völlige Unempfindlichkeit gegen verdünnte
Natronlauge entsteht, wenn zwei Gruppen in die Diazokomponenteeintreten. Diese Regel wurde bei sämtlichen Serien beobachtet.
Der Einfluß der Stellung spielt hier eine untergeordnete Rolle. Die
j'-Säurefarbstoffe zeichnen sich alle durch vorzügliche Echtheit aus.
Zur Feststellung der Wirkung der Methylgruppe auf die
Lichtechtheit gelangten ll,/oige Ausfärbung sämtlicher Farb¬
stoffe auf Baumwolle resp. Wolle unter Glas gleichzeitig zur Be¬
lichtung. Sie wurden schon während der Belichtungszeit öfters
verglichen. Die auftfetenden Unterschiede sind gering. Doch kann
allgemein gesagt werden, durch Einführung von Methyl werden
die Farbstoffe etwas echter. Farbstoffe aus Aminoazotoluolmono-
sulfosäure bleichen am wenigsten ab. Die y-Säurererbindungensind auch hier sämtlich sehr echt. Farbstoffe aus J-Säure sind
sehr unecht, durch Einführung des Benzoyl- oder Acetylrestes wird
die Lichtechtheit stark verbessert. Die J-Säureharnstoffe stehen
den beiden anderen acylierten Gruppen an Echtheit ziemlich nach
- 30 —
Einfluß der Sulîogruppc und anderer Sub-
stituenten auf Farbe und Echtheit.
Die Sulfogruppe.
Literaturangaben über die Wirkung der Sulfogruppe auf die
Farbe der Azofarbstoffe sind nicht sehr häufig. Ich verweise hier
auf die Arbeit von W. Meuly, in welcher dieses Thema an Hand
von über 80 Beispielen eingehend behandelt wird. Das Resultat
seiner Untersuchung gipfelt in dem Satz, daß durch Einführungeiner Sulfogruppe in einen Azofarbstoff immer eine positive Farb¬
änderung bewirkt werde. Im großen und ganzen bin ich zu dem¬
selben Resultate gelangt. Es sind mir jedoch bei meinen Unter¬
suchungen zwei Fälle begegnet, in welchen die Sulfogruppe negative
Farbverschiebuug bewirkt. Diese beiden Ausnahmen mögen zuerst
beschrieben werden. Wie schon an früherer Stelle berichtet, ergibtsich aus dem Vergleich der 7-Säurefarbstoffe Nr. 78, 80 bis 84, 103,daß in Nr. 84 die 0-ständige Sulfogruppe in Gegenwart einer
ebenfalls 0-ständigen Methylgruppe diese Anomalie zeigt. Der
Übersicht halber seien sämtliche diesbezügliche Resultate
tabellarisch zusammengestellt:
Lage des Hauptstreifens.
Diazokoniponente In Wasser In konz. H2S04
Aminoazobenzol 524
536
624
Aminoazobenzol-p-monosulfosäure 640
Aminoazobenzol-disulfosäure. . . 542 (korr. ca. 550) 615
Sulfanilsäure-azo-o-Toluidin.... 539 645
Sulfanilsäure-azo-m-Toluidiu. . . 534 643
Sulfanilsäure-azo-p-Xylidin ....540 652
Aminoazotoluolmonosulfosäure. . 539 651
Amiuoazotuluoldisulfosäure.... 533 630
— 31 —
Verschiebung des Hauptstreifens bei Zunahme von
Methylgruppen
zu
Beim Übergang von
Sulfanü-
säure-
o - Toluidin
Sulfanil-
säure-
m-Toluidin
Sulfanil-
säure-
p - Xylidin
Aniinoazo-
toluolmono-
sulfosäure
in
H,0
in
H2S04
in
H20
in
H2S04
in
H20
in in
H20
in
H2S04
Aminoazobenzolmouo-
Sulfanilsäure-o-Toluidin
„ -p-Xylidin
+ 3 + 5 -2 + 3 + 4
+ 1
+ 6
+ 12
+ 7
+ 9
+ 3
0
-1
+ 11
+ 6
-1
Verschiebung bei Zunahme von Sulfogruppen (in H20).
zu
Beim Übergang von Aminoazo-
benzolmono-
sulfosäure
Amiuoazo-
benzol-
disulfosäure
Aminoazo-
toluol-
disulfosäure
Aminoazobenzol-mono-
Aminoazobenzol-disulfo-
+ 12 + 18
(korr. ca + 26)
+ 6
(korr. ca. + 14)
— 9
Aminoazotoluol-mono- (korr. ca. —17)
-6
Ebenfalls wurde eine negative Farbänderung der Sulfo-
gruppe beobachtet bei den jß-Naphtolfarbstoffen (Biebricher-
scharlach), beim Übergang von Amiuoazobenzolmonosulfosäure
zu Aminoazobenzoldisulfosäure. Der Nuancenunterschied ist nur
spektroskopiscb deutlich wahrnehmbar. In Lösung und auf der
Faser ist dieser sehr schwer zu erkennen.
— 32 —
Lage des Hauptstreifens.
Farbstoffe aus jä-Naphtol in
H20
in
Äthyl¬alkohol
in
H2S04
Verschiebung durch
eine Sulfogruppe
Diazokomponeutem
H20in
C2H50Hin
H„SO,
Aminoazobenzolmono-
Aminoazobenzoldisulfo-
unlöslich
509
502
/501\537
/501\537
J498\535
646
688
682-7
(Si-3
+ 42
-6
1-2
Sowohl in wäßriger, wie auch in alkoholischer Lösung ist
genannte negative Verschiebung zu konstatiereu. Diese Er¬
scheinung ist ebenfalls als Ausnahme zu bezeichnen, da sonst
bei vielen analogen Zusammensetzungen die o-ständige Sulfo¬
gruppe deutlich farbyertiefende Änderungen hervorbringt (vergl.
Spektra Nr. 78 und 80 sowie die entsprechenden Beispiele in
der Arbeit von Meuly). Interessant sind die Diagramme der
Absorption in Ameisensäure: Mit Zunahme au Sulfogruppenverschwindet allmählich der Hauptstreifeu im Rot. Der anfangsschwache Nebenstreifen im Grün verstärkt sich zum Hauptstreifeu.Es scheint, als ob sich bei Zunahme von Sulfogruppen die Banden
wellenförmig gegen den blauen Teil des Spektrums hinbewegen.Die Untersuchungen über die Sulfogruppe beschränken sich
hier auf Farbstoffe, welche aus Aminoazobenzol und seineu
Sulfosäuren gewonnen werden. Bei Anwendung der Aminoazo-
benzoldisulfosäure als Diazokomponente zeigte sich bei den
J - Säurederivaten, daß die Kupplung nicht einheitlich verläuft.
Aus den Beobachtungen ist zu schließen, daß neben dem
o-Oxyazofarbstoff (I) sich ziemliche Mengen p-Oxyazofarbstoff (II)bilden: ,
Y
S03H NH-X S03H \
II
NH-X
OH OH
— 33 —
Durch geringe Mengen Alkali findet ein frappanter Farben¬
umschlag nach Blau statt. Eine Trenuung durch Umlöseu in
sodaalkalischer Lösung führte nicht zum Ziel. Durch Einhalten
gewisser Versuchsbedingungen kann die Bildung von p-Farbstoffetwas verhindert werden. Beim Studium der Literatur fand ich eine
Arbeit von Gattermann und Liebermann1, in welcher ähnliche
Fälle behandelt werden. Die Verfasser gelangen zu dem Schluß,
„daß negative Substituenten im diazotierten Amin die Kupplungin p-Stellung begünstigen". Dabei zeigen die Naphtolsulfosäuren1. 5. und 1. 3. stärkere Tendenz, Farbstoffe der p-Reihe zu
bilden, wie die entsprechenden Naphtylaminsulfosäuren. Während
o-Nitranilin fast ausschließlich p-Farbstoffe erzeugt, zeigt sich
p-Nitranilin weniger negativ. Es entstehen mit p-Nitranilin,kombiniert mit:
1. 3. Naphtylaminsulfosäure . . .Farbstoffe der o-Reihe,
1. 5. Naphtylaminsulfosäure . . .Farbstoffe der o- und p-Reihe,
1. 3. Naphtolsulfosäure Farbstoffe der o- und p-Reihe,
1. 5. Naphtolsulfosäure Farbstoffe der p-Reihe.
Da die J-Säure als eine amidierte 1. 3-Naphtolsulfosäure
aufgefaßt werden kann, werden die Erscheinungen bei meinen
Versuchen durch obige Analoga erklärt: Die negative Eigenschaft
der o-ständigen Sulfogruppe ist so stark, daß auch Kupplungin p-Stellung eintritt. Es wurden von den erhaltenen Farbstoff¬
gemischen der Vollständigkeit halber die Spektra ebenfalls auf¬
genommen, sie sind aber leider zu Vergleichszwecken hier nicht
zu gebrauchen.
Die Farbstoffe aus Aminoazobenzol sind durchwegs schwerer
löslich — namentlich diejenigen mit Benzoyl-J-Säure, J-Säure¬
harnstoff und /3-Naphtol als Endkomponente. Um Ausfärbungen
zu erhalten, wurden diese Farbstoffe auf der Faser erzeugt.
Die Verhältnisse beim Übergang von Aminoazobenzol zur p-Mono-
sulfosäure werden durch folgende Reihen beleuchtet:
1 Grattermann und Liebermann, Ann. 393, S. 198.
Wanner. 3
— 34 —
3 ^ > 3 ^ f> 3 "? B -3 > •Ö f>
mino-Ami-Am mino-Ami-Am ray- minoAmi -Am mino•Ami g.g. g Diazo
azobinoazinoa azobnoazinoas ;boui azobnoaz inoazobi azobnoaz azobnoaz kompN Ô I D N
o D o "D o L. o
ibenzolobenzo3 3
S
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CT-tr,
3 33
a-CD
3 DCD
p_ inzolBnzo i enzo mzol 1 enzoi mzol3_
mzolO B
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3 3
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ogruppeOS OS en H* en S=
Wto
SO
c+ + + + B
Cbi— F- OS CO
P
*
to 35
— 35 —
Bei den J-Säureharnstoffen wird die Sulfogruppe je zweimal
eingeführt. Die Spektra zeigen durchwegs positive Verschiebungund zwar verschiebt die Sulfogruppe in p-Stellung stärker als
in meta. In nebenstehender Tabelle sind neben den Absorptionenin wäßriger Lösung auch diejenigen in konz. Schwefelsäure
angegeben. In diesem Lösungsmittel tritt meistens ein auffallender
Farbenumschlag ein und die Absorption erscheint immer stark
nach dem roten Spektralgebiet verschoben. Die Resultate der
Untersuchungen von Grebe1 und W. Meuly bezüglich der
Brauchbarkeit der Schwefelsäure für die Beurteilung des Ein¬
flusses von Sulfogruppen auf Absorptionsverschiebungen ergeben,daß in diesem Lösungsmittel die Sulfogruppe hypsochrom wirkt,also gerade entgegengesetzt wie in wäßriger Lösung. Diese
meist eintretende Erscheinung darf aber nicht verallgemeinertwerden. Meine Ergebnisse hierüber, welche in eben angeführterTabelle zusammengestellt sind, beweisen, daß in gewissen Fällen
die Verschiebung der Absorption gleichsinnig und auch von
ähnlicher Größenordnung sein kann wie in Wasser. In allen
untersuchten Fällen, wo der Einfluß der Sulfogruppe beim Über¬
gang von Aminoazobenzol in seine Monosulfosäuren studiert
wurde, trat in Wasser wie in Schwefelsäure positive Farbver¬
schiebung ein. Dabei wirkt diese Gruppe in p-Stellung, wie
schon erwähnt, jeweils stärker farbvertiefend wie in meta.
Letztere Erscheinung wurde an einer größeren Reihe von Farb¬
stoffen untersucht. Zum Beispiel:
Mittel- Absorption in Wasser
und Kupplungskomponenten Sulfanil-
säurereihe
Metanil-
säurereihe
Differenz
536 534 — 2
m-Toluidin-Benzoyl-J- Säure 511 508 -3
p - Xylidin - Benzoyl - J - Säure 530 528 -2
Kresidin-Benzoyl-J-Säure . 544 542
us
-2
1 Grebe, Ztschr. f. phys. Ch. 10, S. 673 (1893).
3*
— 36
In der Reihe der y-Säurefarbstoffe nimmt mit Zunahme
des Moleküls die Differenz zwischen Sulfanilsäure und Metanil-
säure ab. Die Acetyl-J-Säure- und J-Säureharnstoffgruppeverhalten sich ähnlich, die Differenz wird mit zunehmendem
Molekulargewicht eher größer.
Über den Einfluß auf die Säure- und Alkaliempfind¬lichkeit ist wenig zu berichten, da die Verhältnisse der meisten
hier untersuchten Verbindungen nicht klar zutage treten. Teil¬
weise hat es den Anschein, als ob Anwesenheit von Sulfogruppenetwas größere Echtheit bedingt.
Besser gestaltet sich die Beurteilung der Lichtechtheit.
Die Farbstoffe aus Aminoazobenzol sind durchwegs unechter
wie diejenigen seiner Monosulfosäuren. Von diesen ist die
p-Verbindung echter wie der entsprechende Metakörper. Diese
Beobachtung wurde auch bei sämtlichen Kombinationen der
Sulfanil- und Metanilsäurereihe gemacht. Die Belichtungsprobendes Aminoazobenzols und seiner Sulfosäuren selbst ergaben, daß die
Monosulfosäuren an Echtheit der Disulfosäure (das sogen. Echt¬
gelb des Handels) nicht nachstehen. Diese färbt die Paser in
gelberen Tönen an und ist etwas schwächer.
Die Methoxylgruppe: —OCH3. Es ist bekannt1, daß bei
Eintritt dieser Gruppe in das Molekül eines Farbstoffes dieser
in den meisten Fällen erheblich blauer gemacht wird. Es tritt
zugleich Erhöhung der Schönheit und Farbkraft ein2. Durch
vorliegende Untersuchungen kann obiges vollauf bestätigt werden.
In folgenden Verbindungen (siehe nebenstehende Tabelle) wird
die Methoxylgruppe nur in o-Stellung zur zweiten Azogruppesubstituiert.
Befindet sich in p-Stelluug zur Methoxylgruppe eine Methyl¬
gruppe, so verstärken sich beide Substituenten etwas in ihrer
bathochromen "Wirkung. Die Absorption in Schwefelsäure ist
1 Georgievics, Beziehungen zwischen Farbe und Konstitation (1921),Seite 26.
a Vergl. auch die Farbstoffe in J. Schultz, Farbstofftabellen Nr. 37T
Azoblau und Nr. 410 Benzoazurin usw. und deren Färbungen.
— 37 —
Farbstoffe aas
Absorption
Verschiebungbei Einführung von
1 MethoxylDiazo- Kupplungs-
komponentekomponente in H20 in H2S04 in H20 in H2S04
Benzoyl-J-Säure:
p-Aminoazobenzolsulfosäure- 507
Sulfanilsäure-o-Anisidin-. .
537 + 30
Sulfanilsäure-m-Toluidin-..
511
Sulfanilsäure-Kresidin-. . .
544 + 33
Metanilsäure-m-Toluidin-. .
508
Metanilsäure-Kresidin-. . .
542 + 34
/-Säure:
p-Amiuoazobeuzolsulfosäure- 536 640
Sulfauilsäure-o-Anisidin-. .
548 671 + 12 + 31
Sulfanilsäure - m - Toluidin-..
534 643
Sulfanilsäure-Kresidin- . . .547 674 + 13 + 31
Metanilsäure-m-Toluidin-. .
530 638
Metanilsäure-Kresidin....
547
rner Farl
670 + 17 + 32
Vergleiche fei »Stoffe Ni\ 55, 58 69, 72
59, 61 74, 76
normal. Merkwürdigerweise verhält sich hier in der Harnstoff-
reihe, trotz jeweils doppelter Einführung der Gruppe, die Ver¬
schiebung der Absorption, wie wenn nur eine Substitution statt¬
gefunden hätte.
Die Säure- und Alkali-Empfindlichkeit, welche im
allgemeinen sowieso schon gering ist, wird durch die Methoxyl-
gruppe in den meisten Fällen praktisch auf Null reduziert
(vergl. spektroskopische Befunde). Die Lichtechtheit nimmt
bei Einführung dieser Gruppe auffallend stark ab. Dadurch
wird leider der Wert dieser Farbstoffe sehr herabgesetzt.Die im folgenden zu besprechenden Substituenteu befinden
sich ausnahmslos im Acylrest der J-Säure. Aus konstitutionellen
Gründen ist leicht ersichtlich, daß die Substitution sogar von
— 38 —
Auxochromen in der sogen, „externen" oder „exonuklearen"
Gruppe keine bedeutende, meist nur kaum merkbare Farb¬
änderung hervorzurufen vermag. Da mir jedoch einige Aus¬
gangsmaterialien zur Verfügung standen, interessierte es mich,
für verschiedene Substituenten diese Verhältnisse näher kennen
zu lernen Als Diazokomponeute fungiert die reine p-Mono-sulfosäure des Aminoazobenzols. Die hier untersuchten Ver¬
bindungen leiten sich also vom Benzolicbtrot 8 BL ab. Die
eingeführten Substituenten sind: —N02, —NH2, —Cl.
Die Nitrogruppe: Sie gilt bei den Nitrofarbstoffen als
chromophor. In anderen Farbstoffen tritt sie nicht häufig auf,
doch soll ihr Einfluß auch dann in optischer Beziehung bemerkens¬
wert sein1. In meinen Untersuchungen befindet sich die Nitro¬
gruppe in p- und m-Stellung zum Karbonyl (des Benzolrestes).Es tritt geringe positive Farbänderung ein, welche in m-Stellung
schwächer ist. Wie aus nachfolgender Tabelle ersichtlich, ver¬
schiebt die Nitrogruppe etwas stärker wie die Aminogruppe in
den entsprechenden Stellungen:
KupplungskomponenteAbsorption
in H20
Verschiebung durch
-N02 -NH2
507
p-Nitro-Benzoyl-J-Säure . .512 + 5
m -Nitro- Benzoyl -J- Säure. .511 + 4
p-Amino-Benzoyl-J-Säure . 511 + 4
m-Amino-Benzoyl-J-Säure .509 + 2
Die Echtheit (Licht-, Alkali-, Säureechtheit) dieser Farb¬
stoffe wird durch Einführung des Nitrorestes nicht oder nur
in sehr geringem Maße beeinflußt. Die Farbstoffe zeichnen sich
durch etwas größere Affinität zur Faser aus.
Die Aminogruppe: Als Auxochrom besitzt diese Gruppedie Eigenschaft, eine meist bedeutende Farbänderung zu bewirken.
1 Georgievics, Beziehungen zwischen Farbe und Konstitution, S. 40.
— 39 —
Wird sie aber in diesem „externen" Teil des Moleküls substituiert,so spielt sie in optischer Beziehung eine nur unwesentliche
Rolle, vergl. Nr. 39 und 40 und obige Tabelle.
Es ist eine kleine positive Farbverschiebung wahrnehmbar,welche ebenfalls in p-Stellung stärker ist als in meta. Was
die Echtheit anbelangt, so verhalten sich diese Farbstoffe analogden obenerwähnten entsprechenden Nitroverbindungen.
Chlor: Die Substitution von Chlor wurde sowohl im Benzoyl-wie im Acetylrest studiert und lieferte interessante optischeResultate. Nach Géorgie vies1 bewirken Halogene meist positive
Farbänderungen. Ferner soll diese Wirkung in gewissen Fällen
additiven Charakter besitzen:
AbsorptionVerschiebung bei Zunahme
von Chlor
Kupplungskomponente in
H20
in
H2S04
in H80 in H2S04
ICI 2 Cl 3 Cl ICI 2 Cl 3 Cl
o -Chlor- Benzoyl - J-Säure. .
2.4- Dichlor-Benzoyl-J-Säure
Monochlor-Acetyl-J-Säure .
Dichlor-Acetyl- J-Säure . . .
Trichlor-Acetyl-J-Säure . .
507
505
506
502
504
505
504
649
647
646
637
646
652
655
-2
+2
-1
+ 3
+ 2
-2
+9
-3
+15
+ 18
Wie zu erwarten, ist hier der Einfluß auf die Farbe ein
sehr geringer, doch treten bei Vergleich der Spektren interessante
Erscheinungen zutage. Wird Chlor in den aromatischen
ßenzolkern eingeführt, so zeigt sowohl die wäßrige Lösung wie
diejenige in konz. Schwefelsäure negative Farbverschiebung.
Substituiert man dagegen in der aliphatischen Methylgruppe,
so wird die Farbe in positivem Sinne geändert. Aus den Dia¬
grammen der wäßrigen Lösungen ist ersichtlich, daß weitere
Einführung von Chlor keinen Einfluß mehr ausübt. Die Spektra
1 Greorgievics, Beziehungen zwischen Farbe und Konstitution, S. 45.
— 40 —
der Schwefelsäurelösungen hingegen zeigen, namentlich bei den
Acetylderivaten, ein stetes Wachsen der Verschiebung. Diese
trägt aber keinen additiven Charakter, die Größe der Ver¬
schiebung wird um so geringer, je mehr Chlor schon im Acylrestvorhanden ist. Interessante Spektren liefern die Lösungen in
Ameisensäure. Die Lage der Absorption, welche aus zwei
Streifen besteht, bleibt im großen und ganzeu unverändert. Die
Diagramme unterscheiden sich jedoch durch verschiedene Intensität.
Bei den Benzoylverbinduugen nimmt die Stärke des Neben¬
streifens (bei 646 fi/j) gegenüber dem Hauptstreifen ab mit
Erhöhung des Chlorgehalts. Von den Absorptionsspektren der
Acetylfarbstoffe sind diejenigen der Acetyl- und Trichloracetyl-einerseits, der Mono- und Dichlorverbindung anderseits sehr
ähnlich gebaut. Während bei ersterer Gruppe der Streifen bei
641 fxfji schwach erscheint, steigert sich seine Intensität bis zum
Hauptstreifen beim Übergang zur anderen Gruppe. Diese
Erscheinung findet wohl ihre Erklärung darin, daß chemisch
ähnliche Verbindungen ähnliche Absorptionsspektren geben1.
I. ß-C0-CH3; IL ß-CO-CH3Cl;
IV. RC0CC18; III. R-C0-CHC12.
I. und IV. zeigen ihre Ähnlichkeit in der Sättigung der
drei Valenzen des Methankohlenstoffs mit dem gleichen Element:
Wasserstoff oder Chlor, während bei IL und JII. Heterosubsti-
tutionen vorliegen.
Einführung von Chlor hat hier keinen wesentlichen Einfluß
auf die Alkali- und Säureempfindlichkeit. Über die Lichtechtheit
kann nur berichtet werden, daß die Chlorprodukte eher etwas
unechter und auch farbschwächer sind.
Zum Schluß möchte ich noch die Wirkung einiger Substituenten
in der Aminogruppe der J- Säure beleuchten. Es kommen
in Frage: der Acetyl- und Benzoylrest, ferner die Harnstoff-
konflguration.
1 Ley, Farbe und Konstitution. 1911, S. 127.
— 41 —
Kupplungskomponente
Diazokomponente
Aminoazo-
benzol-p-monosulfosäure
Sulfanilsäure-
Kresidin
Metanilsäure-
Kresidin
Lage des Hauptstreifens (in H20):501
502
536
538
534
535
Benzoyl-J-Säure 507 544 542
J-Säureharnstoff 525 571 560
Verschiebung des HauptStreifens:
Beim Übergang von J- Säure
zu Acetyl-J-Säure + 1 + 2 + 1
zu Benzoyl-J-Säure + 6 + 8 + 8
zu J-Sänreharnstoff + 24 + 35 + 26
Während der Acetylrest nur geringe positive Wirkung
ausübt, zeigt die Benzoylgruppe einen kräftigen Einfluß, welcher
jedoch durch die Harnstoffverbinduug um zirka das drei- bis
vierfache übertroffen wird. Zum Vergleich folgen noch einige
y -Säurefarbstoffe, welche den entsprechenden J-Säure-Produkten
isomer sind.
DiazokomponenteKupplungskomponenten Aminoazobenzol-
p - monosulfosäure
Differenz
Acetyl-J-Säure ....
Acetyl-y-Säure ....
Benzoyl-J-Säure . . .
Benzoyl-y-Säure . . .
502
520
507
521
+ 18
+ 14
Die /-Säurefarbstoffe sind blauer wie die entsprechenden
J-Säureprodukte. Die Erklärung hierfür mag darin gefunden
werden, daß bei den y -Säureverbindungen die auxochrome Amino-
gruppo der chromophoren Azogruppe etwas näher steht.
Benzoliehtrot 8 BL
"Wie in der Einleitung schon berichtet, wurden diese Unter¬
suchungen begonnen mit der Ausarbeitung eines Verfahrens zur
Herstellung eines guten, leuchtenden Benzoliehtrot, d. h. der schon
oben angegebenen Verbindung: Aminoazobenzolmonosulfosäure-
azo - Benzoyl - J- Säure. Es lag hier hauptsächlich die Frage vor,
ob die verwendete Monosulfosäure des Aminoazobenzols reine,
synthetisch hergestellte p-Sulfosäure sein müsse, oder ob das
durch Sulfuration von Aminoazobenzol und Trennung von der
Disulfosäure erhaltene Gemisch von isomeren Monosäuren den
gestellten Anforderungen genüge. Um diese Aufgabe zu lösen,stellte ich mir eine Reihe von Monosulfosäuren her. Reine Amino-
azobenzol-p-sulfosäure kann nicht, oder nur in geringen Mengenerhalten werden durch einfaches Kuppeln von Diazosulfauilsäure
mit Anilin. Wie bekannt, verläuft diese Reaktion zum größtenTeil unter Bildung von Aminoazobenzol und Sulfanilsäure1. Läßt
man hingegen Diazosulfosäuren auf Arylsulfanilide einwirken, so
entsteht hierbei keine Diazoaminoverbindung, sondern es bildet
sich unmittelbar das Arylsulfoderivat des Aminoazokörpers, aus
welchem die Arylsulfogruppe leicht abgespalten werden kann2.
Als Arylsulfanilid verwendet man mit Vorteil p-Toluolsulfanilid,welches leicht aus p-Toluolsulfochlorid, dem billigen Abfall¬
produkt der Saccharinfabrikation, und Anilin zu gewinnen ist.
Bei Anwendung von Diazosulfanilsäure entsteht demnach reine
para-Aminoazobenzolmonosulfosäure. Diese Methode der Her¬
stellung von Sulfosäuren aromatischer Aminoazoverbindungen hat
1 Ber. 15 (1882), S. 2188 und Friedländer, 1, S. 440 und 441.
2 D.R.P. 217935, Friedländer, 9, S. 302.
— 43 —
den Vorzug, einheitlich konstituierte Sulfosäuren zu liefern. An
Stelle der Sulfanilsäure können auch andere Sulfosäuren der
aromatischen Reihe verwendet werden, z. B. Anilindisulfosäure,Metanilsäure usw. Man kann noch auf einem anderen Wege zu
einheitlichen Aminoazobenzolsulfosäuren gelangen. Körper der
allgemeinen Formel: R—NHCH2S03H erweisen sich als eine
Klasse von Verbindungen, welche der Diazogruppe gestatten, in
Para-oder Ortho - Stellung zur Sulfomethylamidogruppe einzugreifenund nach vollzogener Kombination den Rest —OH2 • SOgH mit
größter Leichtigkeit zu verseifen1. Diese sogen. Methylanilin -
co-Sulfosäuren entstehen z. B. durch Einwirkung von Formal¬
dehyd und Bisulfit auf primäre aromatische Amine (in diesem
Fall Anilin). Auf diese Weise wurde auch die Aminoazobenzol-
m-monosulfosäure rein hergestellt. Endlich gewann ich durch
Sulfuration aus Aminoazobenzol ein Gemisch von Mono- und
Disulfosäuren, trennte die praktisch unlösliche Monosäure von der
leichtlöslichen Disulfoverbindung und verwendete erstere in ver¬
schiedener Reinheit zur Farbstoffbereitung. Dabei wurde bei der
Reinigung auch auf völlige Abwesenheit unveränderter Base ge¬
achtet. Bei der Darstellung der Farbstoffe wurde der sehr schwer
lösliche Diazokörper der Aminoazobenzolmonosulfosäure jeweils
isoliert, iu wenig Eiswasser angeteigt und der eiskalten soda¬
alkalischen Lösung der Benzoyl-J-Säure laugsam, unter gutem
Rühren, zugegeben.
Die Versuche zeigten nun, daß die Ausfärbungen der Farb¬
stoffe mit reiner, synthetischer Aminoazobenzol-p-Sulfosäure ein
leuchtenderes und etwas gelberes Rot ergaben, vergl. Nr. 25. Die
durch Sulfuration erzeugten Monosulfosäuren, auch das völlig
gereinigte Produkt, lieferten Farbstoffe, welche in ihren Färbungen
blaustichiger und trüber erscheinen, vergl. Nr. 26 und 27. Was
die Lichtechtheit anbetrifft, so ist der Unterschied nur gering,doch scheint der reine p-Farbstoff am echtesten zu sein und
stimmt bezüglich Nuance und Eigenschaften mit dem Handels¬
produkt 8 BL (By) am besten überein, vergl. Nr. 98. Spektro-
1 D. R. P. 131860, Friedländer, 6, S. 872.
— 44 —
skopisch ist kein Unterschied zu verzeichnen, einzig, daß die Farb¬
lösungen von Nr. 26 und 27 bei Zusatz von Säuren durchsichtiger,heller werden, ohne daß Farbänderungen stattfinden, bei Zusatz
von Alkali (auch Soda) eine Verdunklung der Lösung eintritt
(ebenfalls ohne Nuancenänderung). Die Farbstoffe aus sulfierter
Base scheinen demnach etwas alkaliunechter zu sein. Sehr
deutlich werden diese Verhältnisse sichtbar bei den Farbstoffen,welche statt der Benzoylgruppe den Acetylrest enthalten, vergl.Nr. 50, 51 und 52. Dabei zeigt sich wieder die synthetische
Verbindung (Nr. 50) in Lösung und auf der Faser alkaliechter;mit Soda findet überhaupt keine Änderung statt, während Farb¬
stoffe 51, 52 auf Zusatz von Soda nach violett umschlagen.
Spektroskopisch gibt hier die Lösung in konz. Schwefelsäure
abweichende Resultate:
Diazokomponente
Absorption
Benzoyl-J-Säure-ßeihe
Acetyl-J-Säure-Reihe
Aminoazobenzol-p-SuJfosäure . . .
„-monosulfosäure
(sulfiert, rein)
„-monosulfosäure
(sulfiert, roh)
649
651
650
650
637
649
648
Es muß aus diesen Ergebnissen der Schluß gezogen werden,daß nur die reine p-Sulfosäure des Aminoazobenzols befähigt
scheint, ein reines Benzolichtrot zu erzeugen, während ihre
Isomeren minderwertigere Farbstoffe bilden. Eine gewisse Stütze
findet diese Behauptung auch in der Tatsache, daß mit der reinen
Amiuoazobenzol-m-Sulfosäure ebenfalls ein trüberer und blau-
stichigerer Farbstoff erzielt wurde. Ferner läge auch die Ver¬
mutung nahe, daß in dem Gemisch von Monosulfosäuren die
o-Sulfoverbinduug infolge ihrer Konstitution, analog der Disulfo-
säure, die Eigenschaft besitzt, geringe Mengen p-Oxyazofarbstoffzu bilden, welche aber genügen, das ganze Präparat zu verderben.
45 —
Aus meinen Untersuchungen hat sich ferner noch ergeben, daß
auch die Qualität der Benzoyl-J-Säure sehr von Bedeutung auf
die richtige Farbstoffbildung ist. Es empfiehlt sich daher, die
Benzoyl-J-Säure vor der Kupplung entweder zu isolieren, oder
wenn die Lösung weiter verarbeitet wird, die Benzoylierung in
der Weise durchzuführen, daß keine unerwünschten Nebenprodukteentstehen. Die Benzoyl-J-Säure resp. deren Natriumsalz ist,
analog der Benzoyl -y- Säure in reinem Zustande, ein weißes
kristallinisches Pulver, leicht löslich in Wasser.
Man kann aber auch auf anderem Wege zu einem Benzolichtrot
gelangen. Die Verbindung Aminoazobenzol-azo-Benzoyl-J-Säureist sogar in heißem Wasser sehr schwer löslich. Um Ausfärbungenzu erhalten, erzeugt man diesen Farbstoff am besten auf der Faser.
Dies gelingt um so leichter, als Benzoyl-J-Säure selbst schon eine
gewisse Affinität zur Baumwollfaser aufweist. Infolge der geringenWasch- und Lichtechtheit zeigt sich aber dieser Farbstoff als
wertlos. Durch vorsichtige Sulfuration mit Oleum bei tiefer
Temperatur werden in diesen Farbstoff ein oder mehrere Sulfo¬
gruppen eingeführt, wodurch die Löslichkeit sich wesentlich erhöht.
Man erhält Verbindungen, welche bezüglich Eigenschaften, Farbe,Echtheit usw. mit dem Benzolichtrot 8 BL starke Ähnlichkeit
aufweisen, vergl. Farbstoffe Nr. 45 und 46. Ob nun diese Sulfo-
gruppe wirklich nur in p-Stellung des Aminoazobenzolrestes
substituiert wird, möge dahingestellt bleiben, darüber kann nur
Aufspaltung und Analyse dieses Farbstoffes sicheren Aufschluß
geben. — Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch hier, wie bei den
meisten Sulfurationen, keine einheitlichen Verbindungen entstehen,sondern Gemische von Isomeren. Zur Sulfonierung wird der
scharf getrocknete, fein pulvrisierte Ausgangsfarbstoff unter gutem
Rühren und Eiskühlung in die sechs- und siebenfache Menge
Monohydrat eingetragen und darauf geachtet, daß die Temperaturwährend der ganzen Operation nicht über 10 Grad steigt. Nach¬
dem alles in Lösung gegangen, beginnt man mit dem Zusatz von
Oleum im Überschuß. Je nach der verwendeten Menge Oleum
werden ein oder mehrere Sulfogruppen substituiert, was an der
verschiedenen Löslichkeit der erhaltenen Farbstoffe zu erkennen
— 46 —
ist. Zur Kontrolle des Sulfurationsprozesses wurde die Löslich¬
keit von Proben in viel Wasser mit und ohne Zusatz von Soda
festgestellt. In Versuch Nr. 45 gelangte ein geringer Überschuß
von Oleum zur Anwendung, die Reaktion wurde abgebrochen als
eine Probe in verdünnter Sodalösung vollständig löslich war. In
Versuch Nr. 46 wurde solange mit einem großen Überschuß an
Oleum sulfuriert, bis eine Probe sich schon in Wasser ziemlich
klar löste. Die Aufarbeitung der Farbstoffe ist einfach. In Eis
gegossen, scheidet sich die Farbsäure aus, welche isoliert und in
ihr Natriumsalz übergeführt wird.
Experimentelles.Wie zu Beginn dieser Ausführungen schon betont worden ist,
legte ich bei der Darstellung der Farbstoffe den größten Wert auf
Reinheit. Die Bestimmung der Ausbeuten wurde daher ver¬
nachlässigt.
Ausgangsmaterialien.
Wo keine reinen Substanzen vorlagen, wurden meist Handels¬
produkte gereinigt, oder auch die betreffenden Präparate selbst
hergestellt. Ich werde hier nur solche Verbindungen erwähnen,welche einer Reinigung unterzogen, oder selbst hergestellt werden
mußten. Die Mittelkomponenten o- und m-Toluidin, p-Xylidin,
o-Anisidin, wurden vor ihrer Verwendung frisch destilliert. Von
Kresidin1 und den Anfangskomponenten : Sulfanilsäure und Metanil-
säure lagen reine, teils gut kristallisierte Produkte vor. o-Toluidiu-
sulfosäure-1.2 5. (1 Methyl) war ebenfalls als reines Präparatvorhanden.
Eine reine J-Säure erhielt ich durch mehrmaliges Umkristalli-
•sieren des Handelsproduktes aus heißer, verdünnter Natriumazetat¬
lösung. Die freie Säure konnte so als ziemlich weißes Kristallpulvererhalten werden und färbte sich beim Lösen in Wasser und Zusatz
von Soda nur noch ganz schwach bräunlich. Die Bestimmungdes Gehaltes ergab 96,0 °/0. Ein Teil wurde auch über das Barium-
und Natriumsalz mehrmals bis zu annährend demselben Reinheits¬
grad umkristallisiert und das Natriumsalz als helles, schwach
bräunlich gefärbtes Kristallmehl isoliert.
Analog läßt sich y-Säure des Handels reinigen durch Um¬
kristallisieren aus heißer Natriumazetatlösung. Es genügt hier, die
KHä1 d. i. m-Amido-p-Kresoläther: i 1UOH3
— 48 —
Säure zuerst zweimal aus der Lösung ihres Natriumsalzes um¬
zufallen und dann ein- bis zweimal nmzukristallisieren, um ein
schneeweißes Kristallpulver zu erhalten. Das Natriumsalz läßt
sich nur schwer aus der schwach sodaalkalischen Lösung abscheiden.
Analyse ergab 94,5 °/0 y -Säure, (100 "/0 ig.)
Die Benzoylierungeu erfolgten nach der üblichen Methode1:
9,6 g J-Säure (^ Mol) oder 10,4 g Na-Salz werden in 150 ccm
Wasser und 10 g Soda warm gelöst und bei ca. 40 — 50° 8— 9 g
Benzoylchlorid (50 °/o Überschuß) auf einmal zugegeben. Kräftiges
Schütteln, bis alles Chlorid verbraucht ist. Schütteln ist hier Rühren
vorzuziehen, da man bessere Durchmischung erzielt und weniger
Benzoylchloridverbraucht. Es ist darauf zu achten, daß das Reaktions-
gemischimmerlackmusalkalischeReaktionzeigt. Theoretisch genügen
5,6 g. Zur vollständigen Benzoylierung bedarf es jedoch eines Über¬
schusses von ca. 50°/0. Man benzoyliert, bis keine freie Aminogruppemehr nachweisbar ist. Nun wird die gebildete Benzoyl-J-Säure in
der üblichen Weise aus dem Reaktionsgemisch mit Kochsalz ab¬
geschieden. Die Benzoyl-J-Säure fällt als weißer kristalliner
Niederschlag aus, gut filtrierbar. Ausbeute 17 g des Na-Salzes.
Durch Kuppeln mit ^-Phenyldiazoniumlösung in sodaalkalischer
Lösung läßt sich der Gehalt an Benzoyl-J-Säure leicht feststellen.
Die Analyse ergab 78,0% freie Säure (M. G. 343), d. h. es wurde
eine Ausbeute von 96,8°/0 der Theorie erzielt. Die so gewonnene.
Säure ist von der J-Säure dadurch leicht zu unterscheiden, daß
sie in angesäuerter Lösung keine salpetrige Säure aufnimmt und
daher auch bei nachheriger Behandlung mit Soda keine Farben¬
reaktion zeigt. Diese benzoylierte Säure ist ferner im Gegen¬satz zur J-Säure in warmem Wasser löslieh und wird durch
Säuren oder Salze aus ihren Lösungen leicht abgeschieden.Verwendet man nach der Benzoylierung die Lösung direkt
zur Farbstoffherstellung, ohne den Körper zu isolieren, so
ist auf vollständige Reaktion zu achten. Entstehung von
Dibenzoylverbindungen ist möglichst zu vermeiden. Analog ver¬
hält sich y- Säure.
1 Vergl. auch D.R.P. 127141 ; Friedländer, 6, S. 952.
— 49 —
Substituierte Benzoylderivate. Die p- und m-Nitro-
resp. -Amido- und o-p-Chlorbenzoylverbindungen wurden aus den
entsprechend substituierten Benzoylchloriden gewonnen1. Die
Benzoylieruug geschah in der oben angegebenen Weise. DieNitro-
benzoylchloride können entweder fein pulverisiert oder in ätherischer
Lösung zugegeben werden. Statt des Sodaüberschusses zur Bindungder frei werdenden Säure gelangte hier auch Na-Azetat zur An¬
wendung. Der Verbrauch an Chlorid ist bei den Nitroderivaten
ca. 5 — 6 g (für 1/50Mol). Durch Reduktion der erhaltenen Lösungder Nitrobenzoyl-J-Säuren mit Eisen und Essigsäure wurden diese
in die entsprechenden Aminobenzoylderivate übergeführt. Zu diesem
Zweck werden die Lösungen der Nitrokörper uuter Rühren in ein
Gemisch von 100 ccm "Wasser, 20— 30 g Eisenpulver und 3 g
Eisessig langsam einlaufen gelassen. Die Reduktion, welche in
einem eisernen Gefäß ausgeführt wird, ist beendet, wenn eine mit
Soda neutralisierte Probe einen farblosen Auslauf zeigt. Dann
wird die kochende Lösung vom Eisenschlamm abfiltriert und die
Aminobenzoyl-J-Säure durch Zusatz von Salzsäure als weißer
Niederschlag gefällt und isoliert. Zur Farbstoffbereitung löst man
mit ca. 6 g Soda und Wasser und kühlt auf 0°.
Bei den Chlorbenzoyl-J-Säuren2 wurde gefunden, daß
deren Na-Salze mit Zunahme von Chlor an Löslichkeit verlieren
und sehr leicht schon in der Wärme aus ihren Lösungen ausfallen.
Sie können analog ebenfalls als weiße kristallinische Körper isoliert
werden. Die Säurechloride zeigen mit zunehmendem ChlorgehaltAbnahme des stechenden Geruches infolge geringerer Flüchtigkeit.Sie wurden hergestellt aus den entsprechenden Säuren durch
Erwärmen mit Phosphorpentachlorid auf 140°, und nachherige
fraktionierte Destillation.Schmelzpunkt : Siedepunkt :
Benzoylchlorid — 200°
o-Chlorbenzoylchlorid ? 220 — 221°
nach Literatur 235 — 238°
o-p-Dichlorbenzoylchlorid 24° 239-241°
1 Vergl. D. K.P. 170045; Friedländer, 8, S. 174.
2 Diese Versuche wurden von Herrn cand. ehem. H. Enßlin ausgeführt.
Wanner. 4
— 50 —
Es sind farblose, scharf lichtbrechende Flüssigkeiten, welche (das
o-Produkt erst nach längerem Stehen) bei gewöhnlicher Temperatur
kristallisieren. Die o - Chlorbenzoesäure wurde nach Grebe1 aus
Anthranilsäure mittelst der Sandmeyerschen Reaktion dargestellt:
C00HHNO,
-»-HCl
N.C1 Cl
COOH _ _.COOH
Durch Wasserdampfdostillation konnte diese Säure rein weiß
erhalten werden.Schmelzpunkt:
Benzoesäure 121°
o-Chlorbenzoesäure 137 — 138°
nach Literatur 140°
o-p-Dichlorbenzoesäure 161 —162°
nach Literatur 156— 158°
Die Herstellung der Acetylverbindungen geschah ebenfalls
in der für Azetylierungen üblichen Weise2:
4,8 g J-Säure ('/,,„ Mol.) werden in 100 ccm Wasser und
1,1 g Soda neutral gelöst (oder 5,2 g Na-Salz) und die auf ca. 50°
erwärmte Lösung des Natriumsalzes mit ca. 3 g Essigsäureanhydrid
geschüttelt, bis eine Probe kein Nitrit mehr aufnimmt. Die
Acetylierung erfolgt rasch und vollständig unter Temperatur¬
erhöhung. Zur Isolierung der gebildeten Acetyl-J-Säure versetzt
man die Lösung mit Kochsalz, wobei das Natronsalz ausfällt,
während in der Kälte mit konz. Salzsäure behandelt, die Säure in
freiem Zustande erhalten wird. Ausbeute: 5,5 g freie Säure. Man
kann jedoch auch die erhaltene Lösung direkt zur Parbstoff-
darstellung verwenden. Die acetylierte J-Säure ist in Wasser
leicht löslich. Die Lösungen der Salze fluoreszieren nicht im
Gegensatz zur nichtacetylierten J-Säure, deren Salze eine violette
1 Grebe, Ann. 276, S. 54.
2 Vergl. auch D.K.P. 119828; Friedländer, 6, S. 952.
— 51 —
Fluoreszenz zeigen. Das Na-Salz der gewonnenen Säure ist sehr
leicht löslich, läßt sich jedoch aussalzen. Die Barium- und Kalzium¬
salze lassen sich ans Wasser Umkristallisieren.
Die Darstellung der Chioracetylverbindungen1 erfolgtemit den entsprechenden Chloracetylchloriden. Durch EinführungTon Chlor wird die heftige Reaktionsfähigkeit der Säurechloride
gegenüber Wasser gedämpft. Während Acetylchlorid in Wasser
verpufft, brauchen die chlorierten Verbindungen einige Minuten
zu ihrer Zersetzung. Meine Versuche stützten sich auf diese Be¬
obachtung. Die Acetylierung wird unter Zusatz von Natriumazetat
oder auch Natriumbicarbonat zur Aufnahme der entstehenden
Salzsäure vorgenommen. Dadurch wird ein unnötiger Verbrauch
an Säurechlorid vermieden.
5,2 g J-saures Natrium (^ Mol.) werden mit 6 g Natrium¬
azetat in 80 —100 ccm Wasser bei ca. 40—50° gelöst und unter
starkem Turbnllieren das Säurechlorid zutropfen gelassen, bis keine
freie Aminogrnppe mehr nachweisbar ist. Es wurde ständig mit
Kougopapier auf Abwesenheit freier Mineralsäure geprüft und evtl.,wenn nötig, während der Reaktion noch Azetat resp. Bikarbonat
zugesetzt. Die so erhaltenen Lösungen wurden zur Farbstoff¬
bereitung verwendet2.
Siedepunkt:
Acetylchlorid 51°
Monochloracetylchlorid ca. 100°
nach Literatur ca. 105°
Dichloracetylchlorid 103— 104°
nach Literatur 107 — 108°
Trichloracetylchlorid 113 — 114°
nach Literatur 118 "
Die Darstellung der betreffenden Säurechloride erfolgte aus
den entsprechenden Cliloressigsäuren durch Erhitzen mit Thionyl-chlorid resp. Phosphortrichlorid.
1 Diese Versuche wurden von Herrn cand. ehem. H. Enßlin ausgeführt.2 Vergl. auch D. R. P. 126443; Friedländer, 6, S. 210.
4*
— 52 —
Die Monochloressigsäure wurde auf dem Wasserbad erwärmt
(ca. 60°), langsam Thionylchlorid in fünffachem Überschuß zu-
tropfen und das Gemisch während 17 Stunden am Rückfluß kochen
gelassen. Durch fraktionierte Destillation konnte bei ca. 100°
siedendes Chlorid gewonnen werden.
Die Dichloressigsäure mußte mangels Material selbst her¬
gestellt werden. Dabei gelangte die Methode von Wallach1 zur
Ausführung. Die Darstellung erfolgte durch Erhitzen von Ferro-
cyankalium, Chloralhydrat und Wasser am Rückfluß:
CCI,-CHO + KCN + H,0 > CHOL,-COOH +KCl+ HCN
Das abgeschiedene Perrocyankali wird entfernt und aus dem Filtrat
mit Alkohol das Kaliumsalz der Dichloressigsäure siedend extrahiert
und eingedampft. Beim Umkristallisieren aus Alkohol scheidet
sich das Kaliumsalz in glänzenden Blättchen aus. Dieses Kalium¬
salz wird nun in einer Verbrennungsröhre mittelst Salzsäuregas,welches in langsamem Strom durchgeleitet wird, bei einer Temperaturvon ca. 200° zersetzt. Dabei destilliert die freie Säure im schief¬
gestellten Verbrennungsofen ab. Sdp. 182 —184°, nach Literatur
189 —191°. Der Endpunkt der Reaktion wird durch Salzsäure¬
austritt am Rohrende angezeigt. Durch Kochen der freien Säure
mit Phosphortrichlorid 6 Stunden am Rückfluß und nachherigerfraktionierter Destillation erhält man das Säurechlorid.
Zur Gewinnung des Trichloracetylchlorides wurde Trichlor-
essigsäure 28 Stunden mit Phosphortrichlorid am Rückfluß erhitzt
und fraktioniert destilliert.
J-Säureh^rnstoff. Diese Verbindung erhält man durch
Einwirkung von Phosgen auf J-Säure bei Gegenwart einer salz-
säurebindendeu Substanz2. Zweckmäßig verwendet man eine wäßrige
Lösung des Natriumsalzes unter Zusatz überschüssiger Soda. Ein
Überschuß von Alkali ist zur quantitativen Durchführung der
Reaktion erforderlich, da sich sonst das Ausgangsmaterial leicht
1 Wallach, Ber. 9, S. 1212; 10, S. 1526.
2 Vergl. D.R.P. 116200; Friedländer, 6, S. 200.
— 53 —
unverändert wieder ausscheidet und sich so zum Teil der Ein¬
wirkung des Phosgens entzieht:
104 g J-saures Natrium (2/5 Mol.) werden unter Zugabe von
50 g kalz. Soda in ca. 800 ccm gelöst und durch diese Lösungein langsamer Strom Phosgen bei gewöhnlicher Temperatur durch¬
geleitet, bis eine mit verdünnter Salzsäure angesäuerte Probe keinen
Niederschlag von unveränderter 2. 5. 7-Amidonaphtolsulfosäuremehr gibt und keine Spur Nitrit aufnimmt. Ist dies der Fall, so
ist die Eeaktion beendigt. Die Aufarbeitung der gebildeten
Harnstoffverbindung geschieht durch Ansäuern des Reaktions¬
gemisches und Aussalzen der leicht löslichen Säure. Der erhaltene
Niederschlag wird isoliert. Ausbeute 130 g freie Säure.
Monoazofarbstoffe.
Die Darstellung dieser Zwischenprodukte geschah auf ver¬
schiedene Arten.
Sulfosäuren des Aminoazobenzols. Zur Sulfuration
gelangte als Ausgangsmaterial Handelsprodukt zur Verarbeitung.Die Base wurde zur Reinigung aus Alkohol (Smp. 121°) oder
deren salzsaures Salz aus heißem Wasser umkristallisiert. Für
die Herstellung beider Sulfosäuren aus Aminoazobenzol, Trennungund Reinigung derselben wurde folgende Arbeitsweise ausgearbeitet:Die Darstellung geschieht am besten aus dem Chlorhydrat unter
Anwendung von Oleum als Sulfierungsmittel. Dadurch kann einer¬
seits eine fast quantitative Ausbeute au beiden Sulfosäuren, Mono-
uud Di-, erzielt werden, welche leicht zu trennen und zu reinigen
sind. Anderseits wird zur Sulfierung eine viel niedere Temperatur
benötigt (bei Verwendung von Monohydrat zur Darstellung der
Monosulfosäure muß eine Temperatur von 100—105" innegehalten
werden, um die Reaktion einigermaßen quantitativ zu gestalten).Dadurch wird die sonst leicht eintretende, ziemlich starke Ver¬
kohlung praktisch vermieden. Ferner ist man durch Anwendungverschieden hoher Temperaturen innerhalb gewisser Grenzen (30bis 70°) in der Lage, die Reaktion je nach Wunsch zu gestalten,
— 54 —
unter Bildung von mehr Mono- oder Disulfosäure. Durch Zugabe
von wenig frischem Oleum gegen Ende der Reaktion kann diese
möglichst vollständig ausgeführt werden. Unveränderte Base ist
unvermeidlich, kann aber nachträglich aus den schwach soda¬
alkalischen Natriumsalzen der Sulfosäuren extrahiert werden.
Die Trennung der Sulfosäuren beruht in der verschiedenen
Löslichkeit der freien Säuren. Während die Monosulfosäure in
schwach angesäuertem Wasser sehr schwer löslich ist (selbst auch
heiß), löst sich die Disulfosäure leicht, wird aber durch starke
Salzsäure abgeschieden.Die Reinigung der Monosulfosäure geschieht durch Her¬
stellung des Kalzium- oder Bariumsalzes, welche sich aus der
heißeu Lösung beim Abkühlen in goldgelben Schuppen resp.
Nadeln ausscheiden. Aus diesen sind mit Natrium- oder Ammon-
karbonat die entsprechenden Salze leicht herzustellen. Die Disulfo¬
säure wird am besten mehrere Male in wenig Wasser heiß gelöstund durch kouz. Salzsäure gefällt (die Salze sind sehr leichtlöslich).
120 g getrocknetes, fein pulverisiertes, salzsaures Aminoazo-
benzol (*/2 Mol.) werden unter Kühlung bei 20 — 30° und gutem
Rühren langsam (innerhalb ca. 1 Stunde) in 350 g 25°/0iges Oleum
(durch Vermischen vou 215 g Monohydrat mit 135 g 66°/0igemOleum erhalten) eingetragen. Dann erhöht man die Temperaturauf ca. 50" und rührt solange, bis eine Probe, in Wasser gegossen,
sich in verdünntem Ammoniak klar löst, was nach drei bis vier
Stunden der Fall sein wird, wenn gegen Ende der Reaktion noch
ca. 50 g Oleum (25°/0ig) zugegeben werden. Das Reaktionsgemischläßt man nun in die sechsfache Menge Eis einfließen, verdünnt
auf zirka sechs bis sieben Liter, erwärmt, filtriert heiß und wäscht
mit heißem, schwach angesäuertem Wasser aus. Auf dem Filter
bleibt die Monosulfosäure als heller gelblichrötlicher Nieder¬
schlag zurück. Ausbeute 60 g. Filtrat und Waschwasser werden
eingeengt, daraus die Disulfosäure mit konz. Salzsäure ab¬
geschieden und isoliert. Durch mehrmaliges Lösen und Abscheiden
der freien Säure erzielt man völlige Reinigung von Monosulfo¬
säure. Durch Neutralisation der Lösung der Disulfosäure mit
Soda, Eindampfen und Trocknen erhält man das leuchtend orange-
— 55 —
farbige Dinatriumsalz. Ausbeute 120 g (Na-Salz). Unveränderte
Base wird durch erschöpfende Extraktion des schwach soda¬
alkalischen Dinatriumsalzes mit Äther oder Benzol entfernt. Bei
der Reinigung der Monosulfosäure kann von der Herstellung des
Kalziumsalzes abgesehen werden, wenn jene schon nach bloßem
Auswaschen eine blaßrosa Farbe besitzt. In diesem Falle genügtein ein- bis zweimaliges Umkristallisieren und Umfallen des Na-
oder des schwerer löslichen NH4-Salzes mit nachfolgender Extraktion
Will man bei der Sulfuration hauptsächlich Disulfosäure
erhalten, so muß die Temperatur auf 70— 75° gesteigert werden,bis eine Probe, in Wasser gegossen, sich klar auflöst. Dies ist
nach zirka sechs Stunden der Fall. Monosulfosäure bildet sich
vornehmlich bei tieferen Temperaturen, jedoch soll nicht unter
30 Grad gegangen werden, da sonst zu viel Base unverändert bleibt.
Bei Betrachtung der Substitutionsregelmäßigkeiten ist es leicht
verständlich, daß die durch Sulfonierung erhaltene Monosulfosäure
ein Gemisch von Isomeren darstellt. Vorherrschen wird jeden¬falls die p-Sulfosäure, jedoch ist auch die Bildung von Ver¬
bindungen mit o-ständiger Sulfogruppe sehr wahrscheinlich. Es
bestehen, wie schon erwähnt, zwei Verfahren, um zu einheitlichen
Aminoazosulfosäuren zu gelangen. Beide Methoden wurden aus¬
gearbeitet. Die eine beruht auf der Einwirkung von Diazosulfanil-
säure auf p-Toluolsulfanilid. Es bildet sich das p-Toluolsulfo-
derivat, des Aminoazokörpers, woraus die p-Toluolsulfogruppeleicht abgespalten werden kann1.
In einem Kolben werden 186 g Anilin (2 Mol.) mit 300 com
Wasser und 205 ccm Salzsäure (30°/0ig) gemischt, nach und nach
400 g p-Toluolsulfochlorid zugefügt und unter kräftigem Rühren
reagieren gelassen. Nach der Reaktion läßt man bei gutem
Rühren und Kühlung verdünnte Natronlauge zufließen bis
alkalische Reaktion eintritt und bleibt. Das Sulfanilid
CH3 • C6H4 • S02 • NH • C6H5 wird abgesaugt und mit Wasser gründ¬
lich gewaschen, evtl. aus Alkohol umkristallisiert, getrocknet und
fein pulverisiert. Schmelzpunkt des reinen Anilides: 102 —103°.
1 Vergl. D.R.P. 217935; Friedländer, 9, S. 302.
— 56 —
Zur Diazotierung der Sulfariilsäure löst man 173 g (1 Mol,
100°/0ig) freie Säure in 53 g Soda und einem Liter Wasser, fügt
205 ccm Salzsäure (30% ig) hinzu und diazotiert bei 10° mit
345 ccm 20°/oiger Nitritlösung.
Die mit Alkali abgestumpfte Suspension der Diazoverbindung
(auf 0° gestellt), läßt man in die eiskalte Lösung von 247 g
p-Toluolsulfanilid (1 Mol.) in zwei Liter Wasser und 42 g Atz¬
natron (100"/oig) langsam einlaufen. Dabei soll die Temperatur
nicht über 5 ° steigen. Gutes Rühren erforderlich, das Kombinations¬
gemisch soll stets deutlich mimosaalkalisch reagieren. Die Lösung
des Sulfanilids erhält man durch langsames Eintragen der feiu-
pulvrisierten Verbindung in die angewärmte Natronlauge unter
gutem Rühren. Man läßt die Kupplung über Nacht rühren,
erwärmt den ausgeschiedenen Farbstoff auf ca. 40 — 50°, salzt
evtl. noch vollständig aus, saugt ab, preßt und trocknet
(420 g). Der scharf getrocknete, feinpulverisierte Farbstoff:
CH3 • C6H4 • S02 NH C6H4 • N = N • C6H4S08Na wird in ca. 1,5 kg
konz. Schwefelsäure (66° Bé) gelöst, auf 40° erwärmt, längereZeit (zirka drei bis vier Stunden) bei dieser Temperatur gehalten,
in eine Schale gegossen und mit Eis auf zirka das dreifache
Volumen verdünnt. Die dabei abgeschiedene Aminoazobenzol-
p-monosulfosäure wird abgesaugt, mit Wasser gründlich ge¬
waschen und getrocknet. Ausbeute: 150 g, d. h. 54°/0 der Theorie.
Analog gestaltet sich das Verfahren bei Anwendung von Metanil-
säuie als Diazokompononte. Es ist besonders zu beachten, daß
die Diazolösung vor der Kupplung mit Soda abgestumpft wird,
um ein Ausscheiden des Sulfanilids auf jeden Fall zu vermeiden, da
sonst keine Kupplung eintritt. Die Aminoazobenzol-m-sulfosäure
wurde mit einer Ausbeute von ca. 50°/,, der Theorie erhalten.
Während dieses Verfahren darauf beruht, die Amidogruppodes Anilins durch Acidylierung vor dem Eingriff der Diazogruppe
zu schützen, gelaugt folgende Methode durch Anlagern eines
Formaldehyd - Bisulfitrestes zu demselben Ziel, ohne daß gleich¬
zeitig die Kombinationsfähigkeit des Amins überhaupt aufgehobenwird1. Dieses Formaldehyd-Bisulfitanlagerungsprodukt, das sogen.
1 D. ß.P. 131860; Friedländer, 6, S. 872.
— 57 —
Metbylanilin-co-suliosaure Natrium entsteht, durch Einwirkungdes Reaktionsproduktes aus Formaldehyd und Bisulfit auf Anilin
(oder das entsprechende Amin)1. Der isolierte Körper ist ein
gelblich-weißes, kristallines Pulver. Durch Kupplung mit Diazo-
benzolsulfosäuren z. B. entstehen die Formaldehyd - Bisulfit-
verbindungen der entsprechenden Aminoazosulfosäuren, aus welchen
durch Einwirkung von Alkalien oder Mineralsäuren die Sulfomethyl-
gruppe: —CH2 • S08fl leicht abgespalten wird. Auf diese Weise
wurde die Aminoazobenzol - m - monosulfosäure gewonnen:
HCHO + H-S03Na >- HO-CH2-S03Na
HOCH2-S03Na+C6H6NH2 > CaHB-NH-CH2S03Na+H20.
CeH4-S03-N2 + C6fl5-NH-CH2-S08Na >
>- S03H-C6H4-N = N-C6H4-NHCH2-S03Na-±^2^. S03Na-CeH4-N = N-C6H4-NH2 + OH-GH2-SOaNa.
Durch Vermischen von 75 g Foimaldehyd (40°/oig) mit
260 g Bisulfitlösung (40°/0ig) und ca. 15 Minuten Erhitzen auf
dem Wasserbad stellt man sich zu allererst eine Lösung von
Formaldehydbisulfit dar. Zu diesem Reaktionsgemisch fügt man
93 g Anilin und erhitzt kurze Zeit weiter auf etwa 90°, unter
stetem Rühren. Nach kurzer Zeit wird sämtliches Anilin ver¬
schwunden sein und die Bildung des Methylanilin -co-sulfosauren
Natriums beendet. Beim Abkühlen erstarrt die Lösung zu einem
dicken Kristallbrei. Die Verbindung wird isoliert und kann aus
heißem Alkohol umkristallisiert werden. Ausbeute 200 g, d. h.
96°/0 der Theorie.
173 g Metanilsäure (1 Mol.), werden diazotiert (Volumen ein
Liter) und in eine abgekühlte Lösung von 210 g Methylaniliu-co-sulfosaurem Natrium (1 Mol.) und 270 g Natriumazetat in einem
Liter langsam einlaufen gelassen. Nach zirka einer Stunde ist die
Kombination beendigt. Nun wird die klar gebliebene, saure
Lösung des Farbstoffes erwärmt, neutralisiert und nach Zusatz
von 350 g Natronlauge (30°/oig) zirka zwei bis drei Stunden
1 Vergl. D.ß.P. 157909; Friedländer, 7, S. 777.
— 58 —
erhitzt. Nach dem Erkalten wird mit Salzsäure angesäuert, wobei
viel schweflige Säure entweicht. Es scheidet sich die Aminoazo-
benzol-m-sulfosäure als orangebraunes Kristallpulver aus, wird
isoliert, gereinigt und in das Natrium- oder Ammoniumsalz über¬
geführt. Ausbeute 135 g freie Säure, d. b. 50% der Theorie.
Die in der Patentschrift angegebene Vorschrift führt die Ver¬
seifung der Kombination in salzsaurer Lösung aus. Nach meinen
Versuchen scheidet sich auf diese Art größtenteils ein schwarzes
Harz ab, welches beim Erkalten erstarrt, und nur ganz geringe
Mengen des Aminoazokörpers konnten so erhalten werden. Die
Spaltung mit Atznatron verläuft dagegen glatt.Die Darstellung der übrigen Zwischenkörper, Nr. 9 bis
16, ferner diejenigen aus den Farbstoffen Nr. 101 —104 erfolgtein der für diese Monoazofarbstoffe üblichen Weise1. Die
Kupplung wurde in allen Fällen sauer vorgenommen. Der
Diazokörper darf natürlich keinen Überschuß an salpetriger Säure
aufweisen. Es wird bei 5—10° der salzsauren Lösung des Amins
unter raschem Rühren zugegeben und innerhalb einer Stunde die
mineralsaure Reaktion durch Zugabe von Natriumazetat langsam
abgestumpft. Die Farbstoffe fallen als freie Säuren meist gut
kristallisiert aus und werden am folgenden Tage aufgearbeitet,d. h. isoliert, mit salzsäurehaltigem Wasser gründlich gewaschen,um noch vorhandene Reste des Amins zu entfernen, und in die
Natrium- resp. Ammoniumsalze übergeführt. Bei der Kupplungmit a-Naphtylamin wurde die heiße, schwach kongosaure Lösungdes Naphtylamins unter starkem Rühren in die mit viel Eis ver¬
setzte Diazolösung einfließen gelassen. Endtemperatur: 0— 5°.
Die Farbsäuren des Anisidius und des Kresidins kristallisieren in
violett-blauen Nädelchen mit Ausnahme der Kombination mit
Metanilsäure, welche, wie die Farbsäuren der übrigen hier ver¬
wendeten Amine, braun bis rotbraun ausfällt.
Es wurde gefunden, daß die Natriumsalze der Metanilsäure-
reihe leichter löslich sind, als diejenigen der Sulfanilsäurefarbstoffe.
Für die Kresidinverbindungen gilt gerade das Umgekehrte.
1 Vergl. auch D. R. P. 221620, Friedländer, 10, S. 838; D.R.P. 67991,Friedländer, 3, S. 638; D.R.P. 71198, Kriedländer, 3, S. 592.
— 59 —
Disazofarbstoffe.
Vorliegende Verbindungen gehören gemäß ihrer Entstehungin die Klasse der sekundären Disazofarbstoffe mit Aus¬
nahme der J-Säurebarnstoffderivate. Diese stellen Tetrazofarb¬
stoffe vor, oder wenn man die Art ihrer Bildung berücksichtigt,können sie auch „primäre Bidisazo-Körper" benannt werden.
Die Darstellung dieser Farbstoffe bot im allgemeinen keine
besonderen Schwierigkeiten. Die Weiterdiazotierung der Mono-
azofarbstoffe geschah auf indirektem Wege, da auf diese Weise
die Reaktion in kurzer Zeit zu Ende geführt werden konnte.
Es wurde jeweils die freie Säure in der nötigen Menge Soda
gelöst oder deren Natriumsalze verwendet und die berechnete
Menge Nitrit (+10u/n Überschuß) zugefügt. Es ist bei den
meisten Zwischenkörpern für ihre vollständige Diazotierung nötig,die Natriumsalze vor der Reaktion mehr oder weniger aus¬
zusalzen. Es scheint, daß bei der Umsetzung das Auftreten
freier Farbsäure unbedingt vermieden werden muß, weil sonst nur
äußerst schwer die vorhandene salpetrige Säure aufgenommenwird. Dies gilt hauptsächlich für die Kombination: Metanil-
säure-azo-p-Xylidin (Nr. 14), während die übrigen sich leichter
quantitativ in ihre Diazokörper überführen lasset). Keinen
Einfluß übt das Aussalzen auf die Diazotierung der Aminoazo-
benzolmonosulfosäure aus. Es wird nun die nötige Menge Salz¬
säure unter starkem Rühren auf einmal zugegeben oder die
Suspension der Natriumsalze läßt man, ebenfalls unter gutem
Rühren, langsam in die Salzsäure einlaufen. Die Diazotierung
geschah bei gewöhnlicher Temperatur, da die betreffenden Diazo¬
körper meistens sehr beständige Verbindungen sind und erst bei
stärkerem Erwärmen Stickstoff abspalten. Auf diese Weise
findet die Umsetzung fast momentan statt und nach ein bis
zwei Stunden Rübren konnte der abgeschiedene, meist schwer
lösliche, gut kristallisierte Diazokörper von orange bis brauner
Farbe isoliert, gewaschen und in Eiswasser angeteigt werden.
Der Endpunkt der Diazotierung ist leicht daran zu erkennen^daß eine Probe mit einigen Tropfen verdünnter Sodalösung ver-
— 60 —
setzt, sich nicht verändert, während unveränderter Farbstoff
durch intensive Gelbfärbung seines Na-Salzes angezeigt wird.
Daß diese Probe sehr empfindlich ist, hat schon Meuly1 bei
seinen Untersuchungen erkannt. Aminoazobenzoldisulfosäure und
Aminoazotoluoldisulfosäure liefern leicht lösliche Diazover-
bindungen. Man arbeitet hier mit Vorteil in ganz konz. Lösungbei 30°, um diese Diazokörper isolieren zu können (aussalzen!).Zur Diazotierung des Aminoazobenzols wurde dessen salzsaures
Salz in verdünnter Salzsäure kochend gelöst, filtriert und durch
konz. Salzsäure in fein verteiltem Zustande wieder ausgefällt,
abgesaugt, in wenig Wasser suspendiert und bei 10° mit der
berechneten Menge HCl und Nitrit diazotiert, was zirka zwei
Stunden dauert. Die rotbraune Lösung wird auf 0° gestellt und
weiter verwendet.
Die Kupplungen erfolgten je nach Art der betreffenden
Komponente in sodaalkalischer oder schwachsaurer Lösung.Bei Verwendung der Benzoyl- und Acetyl-J-Säure2 hält man
die Reaktion stets sodaalkalisch. Analog wurde J-Säure
kombiniert. Die Darstellung der symetrischen J-Säureharnstoffe
ist auf zwei Arten möglich. Die eine Methode beruht primärin der Herstellung des Harnstoffes der J-Säure (D.R.P. 116200).Diese Verbindung ist befähigt, sowohl mit ein als mit zwei Molen
von Diazoverbiudungen zu kuppeln8. Die Kombinierung mit
zwei Molen Diazoverbindung erfolgt am besten in sodaalkalischer
Lösung. Der andere Weg besteht darin, daß die durch Ein¬
wirkung von Diazoverbindungen in alkalischer Lösung auf
J-Säure erhaltenen sekundären Disazofarbstoffe in alkalischer
Lösung mit Phosgen behandelt werden. Dabei treten zwei Moleküle
der ursprünglichen Farbstoffe unter Verkettung derselben durch die
Karbonylgruppe zusammen und bilden dabei dieselben Farbstoffe wie
oben4. Es gelangte hier nur die erstere Methode zur Ausführung.
1 W. Meuly, Diss. Zürich 1923, S. 73.
2 Vergl. D.R.P. 137141, Friedländer, 6, S. 952; D. ß. P. 119828,Friedländer, 6, S. 952.
» Vergl. D. R. P. 122904, Friedländer, 6, S. 954.
4 Vergl. D.E. P. 132511, Friedländer, 6, S. 957.
— 61 -
In all diesen Fällen wurde die Suspension des Diazokörpersin die kalte, sodaalkalische Lösung der betreffenden Kupplungs¬
komponente langsam einfließen gelassen. Die Farbstoffbildung
erfolgte ziemlich rasch. Die Gewinnung der y- Säurefarbstoffe
geschah in schwachsaurer Lösung1. In diesem Fall reagieren
Diazoverbindungeu derart, daß die Azogruppe in o-Stellung zur
Amidogruppe eintritt. Es entstehen hydroxylierte ß-Naphtylamin-azofarbstoffe. Die gereinigte y -Säure wurde durch Umfallen in
feinverteilten Zustand gebracht und die Diazosuspension langsamzufließen gelassen. In salzsaurer Lösung trat in den meisten
Fällen nur äußerst langsam Farbstoffbildung ein. Die Mineral¬
säure wurde durch Zufügen von Natriumazetat allmählich abge¬stumpft. Am anderen Morgen ist die Farbstoffbildung beendet.
Durch Zufügen von Soda entstehen die Natriumsalze. Die
Bildung der /J-Naphtolfarbstoffe geht in alkalischer Lösung vor
sich. Das Naphtol wurde in der nötigen Menge Atznatron gelöst und
die Kupplung durch Zusatz von Soda alkalisch durchgeführt.Die gebildeten Farbstoffe wurden auf zirka 40—50° erwärmt,
wenn nötig ausgesalzeu und stets als Natriumsalze isoliert.
Durch Umlösen, vorsichtiges Auswaschen und Trocknen auf Ton
erzielte man möglichste Reinigung.
Spektroskopische Messungen.Zur optischen Untersuchung der Farbstoffe diente das große
Gitterspektroskop der Firma Carl Zeiß, Jena. Dieses, den An¬
forderungen der heutigen Wissenschaft und Technik möglichst
angepaßte Instrument ist nach Angaben von J. Formanek
speziell für die qualitative Betrachtung der Absorptionsverhältnisseim sichtbaren Teil des Spektrums konstruiert worden. Dem¬
selben verdankt diese Untersuchungsmethode vor allem ihre
systematische Durcharbeitung2. Das Gitterspektrum besitzt die
1 Vergl. D.ß. P. 55024, Friedländer, 2, S. 313.
3 J. Formanek, Untersuchung und Nachweis organischer Farbstoffe auf
spektroskopischem Wege, 1. c
— 62 —
Eigenschaft, daß die Wellenlänge einer Spektralliuie dem Sinus
von deren Ablenkungswinkel proportional ist. Auf dieser Tat¬
sache beruht die Konstruktion der Mikrometerschraube, so daß
die Wellenlängen direkt an der Trommel in Angström-Einheitenablesbar sind. Die Stellung der Meßtrommel der Mikrometer¬
einrichtung gegenüber der Stellung des Fadenkreuzes im Spektrumwurde öfters nachkontrolliert mittels der Na- (589,6 und 589,0 fjifi)Li- (670,8 fifi), Sr- (460,7^) Linien. Die Ablesungen stimmten
immer genau mit den theoretischen Werten überein. Dabei
wurde sowohl das Emmissions- wie auch das Absorptions-
Spektrum betrachtet. Das Instrument ist mit einem symetrischen
Präzisionsspalt ausgestattet, dessen Öffnung durch eine Fern¬
einstellung während des Beobachtens bequem variiert werden
kann. Durch Einschalten eines Vergleichsprismas erscheint das
Spektrum in der Horizontalen halbiert. Die beiden übereinander
liegenden Spektra werden von zwei Lichtquellen erzeugt. Es
können, dank dieser Einrichtung, zwei Lösungen spektroskopischmiteinander verglichen werden. Für besondere Zwecke, bei Ein¬
stellung auf die Mitte einer absolut dunklen Absorptionsbaude,oder bei Ermittlung der Lage einer schmalen Emissionslinie auf
absolut dunklem Grunde, kann das Fadenkreuz im Fernrohr
beleuchtet werden. Diese Einrichtung erzeugt mitten im Gesichts¬
feld des Okulars einen horizontalen, schmalen, weißen Streifen,auf dem der Schnittpunkt des Fadenkreuzes mit größter Leichtig¬keit zu erkennen ist.
Zur Beleuchtung des Spektroskopes eignet sich am besten
die in einen Tubus eingeschlossene elektrische Nernstlampe
(Nitrabirne) 8 V~; 50 K). Durch einen eingebauten Kondensor
wird das Licht der Lampe gesammelt und das Bild der glühenden
Spirale als kleiner schmaler Streifen auf dem Spalt projiziert-Dadurch wird eine intensive Beleuchtung des Apparates erzielt.
Bei Benützung des Vergleichsprismas tritt eine zweite Lampe,welche senkrecht zur Kollimatorachse aufgestellt ist, in Funktion.
Für die Untersuchung der Farbstoffe verwendet man am
besten planparallele Küvetten von 10— 20 mm Dicke oder auch
gewöhnliche Reagenzgläser von dünnem, gleichmäßigem und färb-
— 63 —
losem Glase, in welchen die Farblösungen unmittelbar vor den
Spalt gebracht werden.
Die Absorptionsspektra wurden möglichst bei ein und der¬
selben Spaltbreite gemessen. Sie betrug zirka 0,1 mm. Nur bei
Beobachtung der Spektra im äußersten Rot oder Violett ist man
gezwungen, den Spalt etwas mehr zu öffnen, um mehr Licht in
den Apparat zu bekommen und die Absorptionen besser sehen
zu können. Ferner ist es auch beim Messen der Lage von
mehreren, verschieden dunklen und im Spektrum gleichzeitigvorkommenden Streifen hie und da bequemer, wenn man die
gewünschte Verdünnung nicht gerade getroffen hat, den Spaltmehr oder weniger zu öffnen als die Lösung weiter zu verdünnen.
Zur Bestimmung der Lage der Absorptionsmaxima wird die
Farbstofflösung mit dem betreffenden Lösungsmittel so weit ver¬
dünnt, bis der zu messende Streifen möglichst schmal erscheint
nnd eben -noch im Spektrum sichtbar ist. Durch die starke
Verdünnung tritt die symetrische oder asymetrische Lage des
Dunkelheitsmaximums zutage. Sind mehrere Streifen im Spektrum
vorhanden, so wird zuerst der schwächste Streifen gemessen,
durch weitere passende Verdünnung bestimmt man der Reihe
nach die übrigen Absorptionen, zuletzt den Hauptstreifen. Es
wurden jeweils mehrere Einstellungen von beiden Seiten des
Maximums her ausgeführt und aus allen Beobachtungen das
Mittel genommen. Dabei wurden die Lage der Minima und auch
die Endpunkte der Absorption mitbestimmt, um nachher beim
Aufzeichnen des Diagrammes ein möglichst exaktes Bild der
Absorptionsverhältnisse geben zu können. Die Differenzen der
Ablesungen der Dunkelheitsmaxima wurden als Fehlergrenze an¬
gefügt. Diese beträgt je uach der Schärfe der Streifen +0,5 bis 3 fifx.
Ja, es können verschwommene Absorptionen auftreten, bei welchen
man sich mit einer Genauigkeit von + 5 juju begnügen muß. Die
Resultate der Spektralbeobachtung erhalten durch ihre graphische
Darstellung ein sprechenderes Bild. Durch höhere oder niedere
Kurven wird die Form und relative Intensität der Banden angedeutet.Um die schwächsten Streifen im Spektrum wahrnehmen zu
können, schwächt man die Intensität des Lichtes durch möglichstes
— 64 —
Schließen des Spaltes ab. Ferner werden schwache Streifen sicht¬
barer, wenn während des Beobachtens das Fernrohr hin und her
bewegt wird, wozu dieses Instrument speziell eingerichtet, da der
bewegte Streifen wahrnehmbarer ist als der ruhende. In manchen
Fällen hilft auch dieses Verfahren nicht und man bedieut sich daher
mit Vorteil ausklappbarer dünner Platten aus ganz schwach ge¬
färbtem Rauchglase, welche man in einer Hülse, die über das
Okular geschoben wird, vorschalten kann. Durch diese Gläser
wird das ganze Spektrum gedämpft und sonst kaum sichtbare
Streifen treten deutlicher hervor. Am zweckmäßigsten zeigte sich
die Kombination obererwähuter Methoden.
Als Lösungsmittel kommt vor allem Wasser in Betracht, da
das Spektrum der wäßrigen Farbstofflösung der Nuance auf der
Faser am besten entspricht1. Zur Untersuchung gelangten die
neutralen Natriumsalze der Farbstoffe. Um die Säure- und Alkali¬
echtheit der Farbstoffe festzustellen, wurden jeweils die betreffenden,
zur Untersuchung gelangten wäßrigen Lösungen nach Zugabe von
10 Tropfen Salzsäure (10°/oig) oder Natronlauge (10°/0ig) auf lOccm
Lösung spektroskopisch betrachtet und auftretende Veränderungen
festgestellt. Als weiteres Lösungsmittel gelangte konzentrierte,
reine Schwefelsäure (96 °/0 ig) zur Anwendung, ferner für einige
Spezialfälle auch Alkohol (96 °/o*o) und Ameisensäure (85 °/0^)-Die Lösungsmittel wie die Farbstofflösungen sollen vollkommen
klar sein. Trübe Lösungen stören die Beobachtung erheblieh,ebenso können kolloidale Lösungen ein völlig verändertes Spektrum
zeigen2.
1 Siehe auch W. Meuly, Diss. Zürich 1923, S. 34
8 Vergl. Farbstoff Nr. 17. Es ist bei 628 fj./x noch ein ziemlich starker
Streifen sichtbar, welcher nach längerem Stehenlassen der Lösung oder Er¬
wärmen verschwindet.
Zusammenfassung.Der Einfluß der Methylgruppe im Benzolkern bei Azo-
farbstoffen auf die Farbe ist stark von deren Stellung im
Molekül abhängig.Meistens wird positive Farbänderung bei Einführung dieser
Gruppe bewirkt, in gewissen Stellungen aber tritt auch
negative Verschiebung auf.
Durch Häufung von Methylgruppen wird die Alkali¬
echtheit verbessert, die Lichtechtheit nimmt ebenfalls um
weniges zu.
Die Einführung der Sulfogruppe bewirkt meistens positive
Farbänderung; wie an zwei Beispielen beobachtet, kann diese
Gruppe auch negativ verschieben.
Die Farbstoffe aus Aminoazobenzol und dessen Sulfosäuren
zeigen deutlich, daß die Sulfogruppe hier durch ihren Eintritt in
das Molekül die Löslichkeit und Lichtechtheit erhöht.
Sulfanilsäurefarbstoffe sind echter wie diejenigenaus Metanilsäure.
Bei der Kombination der J-Säurefarbstoffe und deren
acylierten Verbindungen mit Aminoazobenzoldisulfosäure
wurde beobachtet, daß in alkalischer Lösung neben o-Kupplungder Diazorest auch in p-Stellung zum Hydroxyl eintritt. Es
ntstehen Farbstoffgemische.Die Methoxylgruppe verschiebt die Farbe stark in
positivem Sinne. Durch ihre Einführung wird die Lichtecht¬
heit bedeutend vermindert.
Substitution im „externen" Acylrest der J-Säure bewirkt im
allgemeinen keine wesentliche Farbänderung. Sogar Amino-
und Nitrogruppen zeigen als Substituenten diese Erscheinung.Benzolichtrot 8 BL. Um ein gutes Produkt zu erhalten,
muß man von reiner p-Aminoazobenzolmonosulfosäure ausgehen,ferner ist richtige Benzoylierung erforderlich.
Wanner 5
Verzeichnis der Farbstoffe.
1. Aminoazobenzol.
2. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure (synthetisch, rein).3. Aminoazobenzolmonosulfosäure (sulfiert, rein).4. Aminoazobenzolmonosulfosäure (sulfiert, roh).5. Aminoazobenzol-m-monosulfosäure (synthetisch, rein).6. Aminoazobenzoldisulfosäure (rein).7. Aminoazotoluolmonosulfosäure (sulfiert, rein).8. Aminoazotoluoldisulfosäure (rein).9. Sulfanilsäure-m-Toluidin.
10. Sulfanilsäure-p-Xylidin.11. Sulfanilsäure-Kresidin.
12. Sulfanilsäure-a-Naphtylamin.13. Metanilsäure-m-Toluidin.
14. Metanilsäure-p-Xylidin.15. Metanilsäure-Kresidin.
16. o-Toluidinsulfosäure 1,2, 5 (1-Methyl)-Kresidin.17. Aminoazobenzol-J- Säure (alkalisch).18. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-J-Säure.19. Aminoazobenzoldisulfosäure-J-Säure.
20. Sulfanilsäure - Kresidin - J - Säure.
21. Metanilsäure - Kresidin - J - Säure.
22. Anilindisulfosäure - Kresidin -J-Säure.
23. o-Toluidinsulfosäure 1, 2, 5 (l-Methyl)-Kresidin-J-Säure.24. Aminoazobenzol- Benzoyl-J-Säure.25. Aminoazobenzol-p - monosulfosäure - Benzoyl- J - Säure.
26. Aminoazobenzolmonosulfosäure (3)-Benzoyl-J-Säure.27. Aminoazobenzolmonosulfosäure (4)-Benzoyl-J-Säure.28. Aminoazobenzol-m - monosulfosäure - Benzoyl - J - Säure.
29. Aminoazobenzoldisulfosäure - Benzoyl - J - Säure.
30. Sulfanilsäure - m - Toluidin - Benzoyl - J - Säure.
31. Sulfanilsäure-p-Xylidin-Benzoyl-J-Säure.32. Aminoazotoluolmonosulfosäure-Benzoyl-J-Säure.33. Sulfanilsäure-Kresidin-Benzoyl-J -Säure.
— 67 —
34. Anilindisulfosäure 2, 4-Kresidin-Benzoyl-J-Säure.35. o-Toluidinsulfosäure 1, 2, 5 (1-Methyl)-Kresidin-Benzoyl-J-
Säure.
36. Metanilsäure - m - Toluidin - Benzoyl - J - Säure.
37. Metanilsäure - p - Xylidin - Benzoyl - J - Säure.
38. Metanilsäure - Kresidin - Benzoyl - J - Säure.
39. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure - p - Aminobenzoyl - J -Säure.
40. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure - m - Aminobenzoyl-J-Säure.41. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-p-Nitrobeuzoyl-J-Säure.42. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-m-Nitrobenzoyl- J- Säure.
43. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure - o- Chlorbenzoyl-J -Säure.
44. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-2,4-Dichlorbenzoyl-J-Säure.45. Farbstoff 24 sulfiert (wasserlöslicher Teil).46. Farbstoff 24 stark sulfiert.
47. Sulfanilsäure - Kresidin - Phenyl - J - Säure.
48. Sulfanilsäure - Kresidin - p - Tolyl - J - Säure.
49. Aminoazobenzol - Acetyl - J - Säure.
50. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-Acetyl-J-Säure.51. Aminoazobenzolmonosulfosäure (3)-Acetyl-J-Säure.52. Aminoazobenzolmonosulfosäure (4)-Acetyl-J-Säure.53. Aminoazobenzol - m - monosulfosäure - Acetyl - J - Säure.
54. Aminoazobenzoldisulfosäure-Acetyl- J - Säure.
55. Sulfanilsäure - m - Toluidin - A cetyl - J - Säure.
56. Sulfanilsäure - p - Xylidin - Acetyl - J - Säure.
57. Aminoazotoluolmonosulfosäure-Acetyl-J-Säure.58. Sulfanilsäure - Kresidin - Acetyl - J - Säure.
5 9. Metanilsäure - m - Toluidin - Acetyl - J - Säure.
60. Metanilsäure -p - Xylidin - Acetyl - J - Säure.
61. Metanilsäure - Kresidin - Acetyl - J - Säure.
62. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure-Mouochlor-Acetyl-J-Säure.
63. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-Dichlor-Acetyl-J-Säure.64. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-Trichlor- Acetyl- J- Säure.
65. Aminoazobenzol -J-Säure - Harnstoff
66. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure - J - Säure- Harnstoff.
67. Aminoazobenzol - m - mouosulfosäure - J - Säure - Harnstoff.
68. Aminoazobenzoldisulfosäure-J -Säure - Harnstoff.
5*
— 68 —
69. Suifanilsäure - m - Toltiidin - J- Säure - Harnstoff.
70. Sulfanilsäure-p-Xylidin- J -Sau re-Harnstoff.
71. Amiuoazotoluolmonosulfosäure - J - Säure - Harnstoff.
72. Sulfanilsäure-Kresidin-J -Säure-Harnstoff.
73. Sulfanilsäure - a - Naphtylamin - J - Säure - Harnstoff.
74. Metanilsäure-m-Toluidin-J-Säure-Harnstoff.
75. Metanilsäure - p - Xylidin - J - Saure - Harnstoff.
7 6. Metanilsäure - Kresidin - J - Säure - Harnstoff.
77. Aminoazobenzol-y-Säure (sauer).78. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-y-Säure (sauer).79. Aminoazobenzol-m-monosulfosäure-y-Säure (sauer).80. Aminoazobenzoldisulfosäure-y-Säure (sauer).81. Sulfanilsäure-m-Toluidin-y-Säure (sauer).82. Sulfanilsäure-p-Xylidin-y-Säure (sauer).83. Aminoazotoluolmonosulfosäure-y-Säure (sauer).84. Aminoazotoluoldisulfosäure-y-Säure (sauer).85. Sulfanilsäure-Kresidin-y-Säure (sauer).86. Metanilsäure-m-Toluidin-y-Säure (sauer).87. Metanilsäure-p-Xylidin-y-Säure (sauer).88. Metanilsäure-Kresidiu-y-Säure (sauer).89. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure - Benzoyl -
y - Säure.
90. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-Acetyl-y-Säure.91. Aminoazobenzol-/î-ISIaphtol.92. Aminoazobenzol-p-monosulfosäure-/}-Napbtol.93. Aminoazobenzoldisulfosäure-jö-Naphtol.94. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure - a - Naphtol.95. Aminoazobenzol - p - monosulfosäure -1.4- ChlornaphtoL96. Echtgelb extra (By).97. Echtgelb S (Ca).98. Benzolichtrot 8 BL (By).99. Benzolichtrot 6 BL (By).
100. Benzolichtbordeaux 6 BL (By).101. Sulfanilsäure-o-Toluidin-Benzoyl-J-Säure.102. Sulfanilsäure - o - Anisidin - Benzoyl - J - Säure.
103. Sulfanilsäure-o-Toluidin-y-Säure (sauer).104. Sulfanilsäure-o-Anisidin-y-Säure (sauer).
Diagramme.
Nr.
1-11,
13-16,
96, 97
Lösungsmittel
HCOOH85%ig
700 650 600 550 500 450 ^u
_J I i i i i
12 Wasser
+ HC1
+ NaOH
HCOOH85%ig
17
18
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96»/0ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96»/0ig
'3**// W8t*
IS17i7 'Mît l¥95tr
"4tT*j 'St7.stf,5
'I3l±3
19
20
Wasser
+ HG1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
Wasser
+ H01
+ NaüH
H2S04 96 »/„ig
599t* S31t1 X+97,5tt
é¥StS
"5S5ÎT SS6tr,3
Sin
i i i j L
— 70 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 fifi
j I I I I I
21 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96<>/0ig
22 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96°/„ig
23 Wasser
+ HC1
+ NaOH
HaS04 96 »/„ig
24 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96°/0ig
25Wasser
+ HCI
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
C2H6OH 96«/„ig
HGOOH 85»/„ig«4ÏÏ ''SOffit
— 71 —
Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 tm
_j i i i i
Wasser
+ HOI
-f NaOH
H2S04 96»/0ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96»/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaüH
H2S04 96 »/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2SÜ4 96 »/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
HaS04 96 «/„ig16625ti5
I I
— 72 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 /ufi
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96«/cig
33
34
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H.SO, 96»/0ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
fi2S04 96 »/„ig
35 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 «/„ig
36 Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96»/0ig
37 Wasser
+ HCI
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
— 73 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 ^i i i i i i
38 Wasser
+ HC1
+ NaÜH
H2SÜ4 96°/0ig
39 Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96»/0ig
40 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96«/0ig
41 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96»/0ig
42 Wasser
+ H01
+ X»OH
H2S04 96°/0ig
— 74 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450^_l I ! ! ! !
43
44
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 9C»/0ig
C2H50H96»/„ig
HCOOH 85»/„ ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H3S04 96«/0ig
C2H50H 96»/0ig
HCOOH 85»/„ig
I54?."J \505tl
~\üs.5tl,s |5«5'2 \50S.
S\ |NI5Ï3TI >501.5±
45 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96»/0ig
46 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96«/0ig
47 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 «/„ig
— 75 —
Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450/^u1 1 1 ! 1 1
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H.SO, 96 »/„ig
SS1t 1.5
SS1.SH
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 «/„ig
mktz
M9;i
W0Î15
622Ï1.5 \SW1.S
— 76 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 fifi
54 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H,S04 96«/0ig
55 Wasser
+ HC1
+ NaOH
HsS04 96% ig
56 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96%ig
57
58
Wasser
+ HC1
+ NaOH
HäS04 96% ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96% ig
59 Wasser
+ H01
+ NaOH
H,S04 96%ig
— 77 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 W
60 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2SÜ, 96«/0ig
61 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96°/„ig
62
63
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2SÜ4 96°/0ig
C2H5OH96»/,ig
HCÜOH 85°/0ig
Wasser
4-HCl
+ NaOH
H,S04 96 »/„ig
C2H5OH 96«/„ig
HCÜOH 85°/0ig
\S03fit1
|jWtt7 5 \SO0tt5
I5«2?r,5 \sokt
64 Wasser
+ HCl
4-NaOH
H2S04 96»/0ig
C2H5OH 96»/„ig
HCÜOH 85»/„ig
fSOtt-f-f
\539?Z5 Wotl
— 78 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 ftuI I ! I I !
65 Wasser
+ HC1
f NaOH
H2H04 96»/0igHiitr \5Ïïtï
66 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96«/„ig
67
68
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
69 Wasser
+ HOI
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
70 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96°/„ig
— 79 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 ftu
!_ i l l i i
71 Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96 «/„igM9H
72 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96°/„ig
73
74
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S02 96 »/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
75
76
Wasser
-l-HOl
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig'raé7J
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
80
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450^i i i i i !
77 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
78 Wasser
+ HCI
+ NaUH
H2S04 96»/„ig
79 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96°/0ig
80 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96% ig
81 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96%ig1535fr
Wasser
+ HC1
+ NaOH
B2S04 96°/0ig
— 81 —
Nr. Lösungsmittel 700 650
_j i
600 550
!_
500
i
450 Htu
83
84
85
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2Süt 96«/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOH
fl2S04 96 »/„ig
86
87
Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
Wasser
+ HC1
+ NaOU
H2SÜ4 96»/„ig
88 Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
Wanner
— 82 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450^i i i . l i i
89 Wasser
+ HC1
+ NaOH
HaS04 96 »/„ig
90 Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96 «/„ig
91 H2S04 96»/„ig
C8H5OH96»/„ig
HCOOH 85»/„igl<J3£(T ^I543r;
92 Wasser
+ HC1
4-NaOH
H2S04 96»/„ig
C2HBOH 96%ig
HCOOH 85»/„ig
93 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
O.H.OH 96«/0ig
HCOOH 85»/„ig
— 83 —
Lösungsmittel 700 650 600 650 500 450
i i i i i i
W
Wasser
+ HC1
+ XaOH
H.SO« 96%ig' w*if
Wasser
+ B01
+ NaOH
H2S04 96°/0ig
Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96»/0ig'isotts<sfon
Wasser
+ HC1
+ NaOH
HaS04 96%ig
Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96°/0ig
84 —
Nr. Lösungsmittel 700 650 600 550 500 450 /iu
_J I i i I i
101 Wasser
+ HCI
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
102
+ HC1
+ NaOH
H2SOt 96«/0ig
'6St,5!f5
103 Wasser
+ HC1
+ NaOH
H2SOt 96»/0ig
104 Wasser
+ H01
+ NaOH
H2S04 96 »/„ig
%û5îï
Writ
Curriculum vitae.
Ich wurde am 5. November 1899 als Sohn des Eugen Wanner
von und in Zürich geboren. Nach bestandener Matura im Herbst
1918 an der Kantonsschule Zürich, Abteilung Realgymnasium,veranlaßten mich Neigung und Freude zu den Naturwissenschaften,die chemische Schule der Eidgenössischen Technischen Hochschule
zu besuchen. Im Juli 1922 erhielt ich das Diplom als Ingenieur-Chemiker. In der Absicht, mein späteres Arbeitsfeld in der
Technik zu suchen und durch gütige Vermittlung von Herrn
Prof. Dr. H. E. Fierz wurde mir ermöglicht, vorliegende Arbeit
in dessen Privatlaboratorium auszuführen. Ich war während drei
Semestern mit diesen Untersuchungen beschäftigt.
Basel, Juni 1924.
Erich Wanner.