(ernte 1948/49). von diesen einzelpflanzen hatten...

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. war auch das neue Antigen nachweisbar, das die Tumor- zellen von Leberzellen unterscheidet. Die Ergebnisse mit den Anti-Lebersera konnten mit der quantitativen Präzipitationsmethode nach H e i d e l - b e r g e r bestätigt werden. Die Arbeit wurde ausgelöst durch eine Überlegung, die Herr G. M e l c h e r s Herrn H. F r i e d r i c h - F r e k s a mitteilte, unter dessen Leitung die Arbeit durchgeführt wurde. Beobachtungen über die Verbreitung azulenhaltiger Schaf garbenpflanzen Von A n n e l i s e Grahle Botanisches Institut der Universität Tübingen (Z.'Naturforschg. 7 b, 326—327 [1952]; eingeg. am 30. April 1952) In dem durch Wasserdampfdestillation gewonnenen ätherischen Öl der Schafgarbe (Achillea millefolium L.) kommt nidrt selten Azulen vor, das nach R u z i c k a und Rudolph 1 mit dem Kamillenazulen (Chamazulen) identisch ist. P e y e r 2 fand Pflanzen mit hohem Azulen- gehalt; K o c h 3 und R o s e n t h a l 4 konnten Azulen nur in Handelsdrogen, nicht aber in selbst gesammelten Ein- zelpflanzen feststellen. Es war daher zunächst die topo- graphische Verbreitung azulenhaltiger Schafgarbenpflan- zen zu untersuchen und dann festzustellen, ob die Vor- aussetzungen dieser Verbreitung genetisch oder umwelt- bedingt sind. Man nimmt an, daß Azulen aus einer in der Pflanze vorhandenen Vorstufe (oder deren Komponenten 5 ) wäh- rend der Wasserdampfdestillation gebildet wird. Neben dem wie üblich gemessenen Gesamtgehalt an ätherischem Öl 6 wurde der Azulengehalt der Schafgarbenblüten (das „Blauöl") nach der kolorimetrischen Methode von K a i - s e r und F r e y 7 bestimmt. Zur Destillation des ätheri- schen Öls diente der Apparat von M o r i t z 8 . Blüten mit azulenfreiem Öl wurden 45 Min. destilliert, azulenhaltige Blüten 9 Stdn.; in dieser Zeit werden etwa 88% des Ge- samtazulens gebildet (die Destillation des gesamten Azu- lens dauert 30 Stdn.). Die Azulenwerte — Gewichtspro- zente, bezogen auf lufttrockene Blüten — liegen also in Wirklichkeit etwa 12% höher als angegeben. — Der mitt- lere Fehler der Azulenbestimmungen beträgt ungefähr 1,5% des Mittelwerts. Von 26 in der Umgebung von Tübingen gesammelten Mischproben von Schafgarbenblüten (Ernte 1948) waren 4 azulenfrei, 22 enthielten Azulen. Der mittlere Azulen- gehalt dieser Proben betrug 31 mg%, die azulenreichste Probe hatte 64 mg% Azulen. In dem gleichen Gebiet, in welchem die Mischproben gesammelt worden waren (4-km-Umkreis um Tübingen), wurden die Blüten von 241 Einzelpflanzen untersucht iL. Ruzicka u. E. A. R u d o l p h , Helv. chim. Acta 9, 118 [1926], 2 W. P e y e r , Dtsch. Apotheker-Ztg. 55, 1, 631 [1940]. 3 K. K o c h , Dtsch. Apotheker-Ztg. 55, 758 [1940], 4 C. R o s e n t h a l , Arch. Pharmaz. 18, 344 [1941]. s G. K u n e r t , Pharmazie 6, 549 [1951], (Ernte 1948/49). Von diesen Einzelpflanzen hatten 52 ( = 21,6%) Azulen, 189 hatten kein Azulen. Alle azulenhaltigen Pflanzen entstammten dem Neckar- tal, wo sie unmittelbar neben azulenfreien wuchsen. Von 117 Pflanzen des Neckartals waren 65 azulenfrei, 52 ( = 44,5%) enthielten Azulen. Außerhalb des Neckartals wurden nur azulenfreie Pflanzen (124) gefunden. Der mittlere Azulengehalt der untersuchten Pflanzen betrug 131 mg%, der Höchstwert 377 mg%. Eine irgend- wie regelmäßige Beziehung zwischen Gesamtölmenge und Azulenmenge, zwischen dem Gehalt an farblosen Ölen und dem Gehalt an Azulen scheint nicht zu bestehen; die Verteilung der Ölgehalte auf die untersuchten Individuen ist in Abb. 1 wiedergegeben. Abb. 1. Variation des Ölgehalts. I: Pflanzen mit azulen- freiem Öl (M = 350 mg%, n = 168); II: Pflanzen mit azulenhaltigem Öl; azulenfreier Anteil (M = 340 mg%, n = 34); III: Pflanzen mit azulenhaltigem Öl; Azulen (M = 131 mg%, n = 53). Ordinate: Zahl der Individuen, Abszisse: Gehalt an äther. Öl. Ein Einzelstandort sei wie folgt beschrieben: In etwa 50 m Abstand vom Neckar fanden sich auf einer Flädie von 3-mal 5 m 11 Schafgarbenpflanzen. Es ist anzuneh- men, daß auf diesem kleinen Ausschnitt die Umwelt- faktoren annähernd gleichartig sind. Trotzdem war der Azulengehalt der Pflanzen sehr verschieden hoch: neben einer azulenfreien gab es azulenarme (20, 21, 60 mg%) und höchst azulenreiche (171, 185, 202, 280, 285, 305, 377 mg%) Formen. Dieser Umstand spricht gegen eine überwiegende Beeinflussung des Azulengehalts durch äußere Faktoren und für ein Zustandekommen durch Mu- tation. Die Entsdieidung hierüber konnte nur durch An- bauversuche erbracht werden. Im Herbst 1949 wurden mehrere bezeichnete Pflanzen mit bekanntem hohen Azulengehalt aus dem Neckartal in den Botanisdien Garten Tübingen verpflanzt. Sie wurden im Frühjahr 1950 nochmals umgepflanzt. Trotzdem änder- ten sich die Azulengehalte der Pflanzen nicht wesentlich; z. B.: "H.Kaiser u. W. L a n g ,' Dtsch. Apotheker-Zei- tung 91, 163 [1951]. 7 H . K a i s e r u. H . F r e y , Dtsch. Apotheker-Ztg. 53, 1385, 1402 [1938]; 54, 882 [1939], 8 O. M o r i t z , Arch. Pharmaz. 15, 368 [1938]; Dtsch. Apotheker-Ztg. 55, 517 [1940],

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

war auch das neue Antigen nachweisbar, das die Tumor-zellen von Leberzellen unterscheidet.

Die Ergebnisse mit den Anti-Lebersera konnten mit der quantitativen Präzipitationsmethode nach H e i d e l -b e r g e r bestätigt werden.

Die Arbeit wurde ausgelöst durch eine Überlegung, die Herr G. M e l c h e r s Herrn H. F r i e d r i c h - F r e k s a mitteilte, unter dessen Leitung die Arbeit durchgeführt wurde.

Beobachtungen über die Verbreitung azulenhaltiger Schaf garbenpflanzen

Von A n n e l i s e G r a h l e Botanisches Institut der Universität Tübingen

(Z.'Naturforschg. 7 b, 326—327 [1952]; eingeg. am 30. April 1952)

In dem durch Wasserdampfdestillation gewonnenen ätherischen Öl der Schafgarbe (Achillea millefolium L.) kommt nidrt selten Azulen vor, das nach R u z i c k a und R u d o l p h 1 mit dem Kamillenazulen (Chamazulen) identisch ist. P e y e r 2 fand Pflanzen mit hohem Azulen-gehalt; K o c h 3 und R o s e n t h a l 4 konnten Azulen nur in Handelsdrogen, nicht aber in selbst gesammelten Ein-zelpflanzen feststellen. Es war daher zunächst die topo-graphische Verbreitung azulenhaltiger Schafgarbenpflan-zen zu untersuchen und dann festzustellen, ob die Vor-aussetzungen dieser Verbreitung genetisch oder umwelt-bedingt sind.

Man nimmt an, daß Azulen aus einer in der Pflanze vorhandenen Vorstufe (oder deren Komponenten5) wäh-rend der Wasserdampfdestillation gebildet wird. Neben dem wie üblich gemessenen Gesamtgehalt an ätherischem Öl 6 wurde der Azulengehalt der Schafgarbenblüten (das „Blauöl") nach der kolorimetrischen Methode von K a i -s e r und F r e y 7 bestimmt. Zur Destillation des ätheri-schen Öls diente der Apparat von M o r i t z 8 . Blüten mit azulenfreiem Öl wurden 45 Min. destilliert, azulenhaltige Blüten 9 Stdn.; in dieser Zeit werden etwa 88% des Ge-samtazulens gebildet (die Destillation des gesamten Azu-lens dauert 30 Stdn.). Die Azulenwerte — Gewichtspro-zente, bezogen auf lufttrockene Blüten — liegen also in Wirklichkeit etwa 12% höher als angegeben. — Der mitt-lere Fehler der Azulenbestimmungen beträgt ungefähr 1,5% des Mittelwerts.

Von 26 in der Umgebung von Tübingen gesammelten Mischproben von Schafgarbenblüten (Ernte 1948) waren 4 azulenfrei, 22 enthielten Azulen. Der mittlere Azulen-gehalt dieser Proben betrug 31 mg%, die azulenreichste Probe hatte 64 mg% Azulen.

In dem gleichen Gebiet, in welchem die Mischproben gesammelt worden waren (4-km-Umkreis um Tübingen), wurden die Blüten von 241 Einzelpflanzen untersucht

i L . R u z i c k a u. E. A. R u d o l p h , Helv. chim. Acta 9, 118 [1926],

2 W. P e y e r , Dtsch. Apotheker-Ztg. 55, 1, 631 [1940]. 3 K. K o c h , Dtsch. Apotheker-Ztg. 55, 758 [1940], 4 C. R o s e n t h a l , Arch. Pharmaz. 18, 344 [1941]. s G. K u n e r t , Pharmazie 6, 549 [1951],

(Ernte 1948/49). Von diesen Einzelpflanzen hatten 52 ( = 21,6%) Azulen, 189 hatten kein Azulen.

Alle azulenhaltigen Pflanzen entstammten dem Neckar-tal, wo sie unmittelbar neben azulenfreien wuchsen. Von 117 Pflanzen des Neckartals waren 65 azulenfrei, 52 ( = 44,5%) enthielten Azulen. Außerhalb des Neckartals wurden nur azulenfreie Pflanzen (124) gefunden.

Der mittlere Azulengehalt der untersuchten Pflanzen betrug 131 mg%, der Höchstwert 377 mg%. Eine irgend-wie regelmäßige Beziehung zwischen Gesamtölmenge und Azulenmenge, zwischen dem Gehalt an farblosen Ölen und dem Gehalt an Azulen scheint nicht zu bestehen; die Verteilung der Ölgehalte auf die untersuchten Individuen ist in Abb. 1 wiedergegeben.

Abb. 1. Variation des Ölgehalts. I: Pflanzen mit azulen-freiem Öl (M = 350 mg%, n = 168); II: Pflanzen mit azulenhaltigem Öl; azulenfreier Anteil (M = 340 mg%, n = 34); III: Pflanzen mit azulenhaltigem Öl; Azulen (M = 131 mg%, n = 53). Ordinate: Zahl der Individuen,

Abszisse: Gehalt an äther. Öl.

Ein Einzelstandort sei wie folgt beschrieben: In etwa 50 m Abstand vom Neckar fanden sich auf einer Flädie von 3-mal 5 m 11 Schafgarbenpflanzen. Es ist anzuneh-men, daß auf diesem kleinen Ausschnitt die Umwelt-faktoren annähernd gleichartig sind. Trotzdem war der Azulengehalt der Pflanzen sehr verschieden hoch: neben einer azulenfreien gab es azulenarme (20, 21, 60 mg%) und höchst azulenreiche (171, 185, 202, 280, 285, 305, 377 mg%) Formen. Dieser Umstand spricht gegen eine überwiegende Beeinflussung des Azulengehalts durch äußere Faktoren und für ein Zustandekommen durch Mu-tation. Die Entsdieidung hierüber konnte nur durch An-bauversuche erbracht werden.

Im Herbst 1949 wurden mehrere bezeichnete Pflanzen mit bekanntem hohen Azulengehalt aus dem Neckartal in den Botanisdien Garten Tübingen verpflanzt. Sie wurden im Frühjahr 1950 nochmals umgepflanzt. Trotzdem änder-ten sich die Azulengehalte der Pflanzen nicht wesentlich; z. B.:

" H . K a i s e r u. W. L a n g ,' Dtsch. Apotheker-Zei-tung 91, 163 [1951].

7 H . K a i s e r u. H . F r e y , Dtsch. Apotheker-Ztg. 53, 1385, 1402 [1938]; 54, 882 [1939],

8 O. M o r i t z , Arch. Pharmaz. 15, 368 [1938]; Dtsch. Apotheker-Ztg. 55, 517 [1940],

Blüten der Pfl. 4903 hatten am 17. 7.49 253 mg % Azulen „ „ 4903 „ „ 15.6.50 256 „ „ „ 4903 „ „ 4.7.51 250 „ „ „ 4909 „ „ 20.7.49 377 „ „ „ 4909 „ „ 24.6.50 341 „

4909 28. 7. 51 343 „

Kreuzungen zwischen azulenhaltigen und azulenfreien Schafgarbenpflanzen waren bisher nicht möglich. Dagegen konnte Samen aus Selbstungen gewonnen werden. So wurde z. B. Pflanze 4909 selbstbestäubt und der Samen im Herbst 1950 ausgesät. Nur ein Teil der erhaltenen Jungpflanzen kam im Sommer 1951 zur Blüte. Zur Unter-suchung einzelner Individuen reichten die Blüten noch nicht aus; die mehrfache Bestimmung eines Gemisches dieser Blüten ergab 357 mg% Azulen, also den Azulen-wert der Ausgangspflanze.

Außer dem oben beschriebenen Standort azulenhaltiger Adiiüea wurde ein zweiter auf der Hochfläche eines Schwarzwaldberges und ein dritter etwa 20 km westlich von Tübingen gefunden. Für alle ist das gehäufte Vor-kommen azulenhaltiger Pflanzen an relativ eng umgrenz-ten Standorten, deren klimatische und edaphische Ver-hältnisse recht verschieden sein können, charakteristisch. Diese Umstände und die durch mehrere Jahre beobachtete Konstanz des Azulengehalts lassen vermuten, daß äußere Einflüsse für das Auftreten azulenhaltiger Pflanzen wohl kaum maßgebend sind. Die Übertragung der Azulenbil-dungsfähigkeit auf die durch Selbstung erhaltene erste Nadikommengeneration erhärtet die Annahme, daß das Auftreten azulenhaltiger Formen genetisch bedingt ist. — Weitere Versudre darüber sind im Gange.

Eine ausführlidie Mitteilung erscheint demnächst in der „Pharmazie".

B E S P R E C H U N G E N

Moderne Allgemeine Mineralogie (Kristallographie). Von W e r n e r Nowacki . Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1951. 72 S. mit 60 Abb.; Preis kart. DM 5.80.

Von der allmählichen Entwicklung der Kristallographie aus Erkenntnissen am Kristall, betrachtet als Kontinuum und Diskontinuum, führt die Schilderung zu den Hilfs-mitteln und Methoden, die zur Erkenntnis der Kristall-struktur führten. Die Struktur wiederum kann zur Er-klärung physikalischer Eigenschaften herangezogen wer-den. Sämtliche Kristallstrukturen erlauben die Eingliede-rung in eine systematische Ordnung, gleichgültig ob es sich um Minerale oder chemische Verbindungen handelt. Das Studium der Sonderverhältnisse bei Verbindungen mit großen Molekülen, z. B. Eiweißstoffen (Proteine) leitet hinüber zum Virus. Gerade hier finden die modernen Methoden der Kristallographie in Verbindung mit elek-̂ tronenmikroskopischen Beobachtungen ein dankbares An-wendungsgebiet, in welchem bereits schöne Ergebnisse erzielt worden und noch bedeutender zu erwarten sind.

Unter fast völligem Verzicht auf mathematische Ab-leitungen und Formeln wird dem Leser in leicht verständ-licher Form ein großer Bereich der Kristallographie nahe gebracht. Der Gleichsetzung „Kristallographie" mit „All-gemeine Mineralogie" (S. 1) ist jedoch entgegenzutreten, da diese wesentliche Arbeitsgebiete letzterer ausschließen würde.

R u d o l f M o s e b a c h , Tübingen.

Zeitmaße und Ablaufformen der Evolution (Tempo and Mode in Evolution). Von G e o r g e G a y l o r d S i m p s o n . Übersetzt und eingeleitet von G. Hebe-rer. „Musterschmidt" Verlag, Göttingen 1951. 331 S.

mit 36 Abb.; Preis DM 22.—.

Der Wirbeltierpaläontologe S i m p s o n bezeichnet sein Werk als einen Versuch, zwischen Paläontologie und Ge-

netik eine Synthese zu schaffen. Diese Synthese zielt auf die Herausarbeitung einer neuen allgemeinen Theorie der Evolution. Ihre Grundlegung wird hauptsächlich auf den Ergebnissen der Populationsgenetik vorgenommen, wie sie in den letzten zwei Jahrzehnten besonders durch die Namen W r i g h t , F i s h e r und H a 1 d a n e gekenn-zeichnet sind. Das ausgewählte paläontologische Beleg-material ist streng gerichtet auf das Thema des Buches: Analyse der Geschwindigkeiten und Mechanismen der morphogenetischen Differenzierung von Populationen. Die hierfür wichtigsten Determinanten werden auf ihren quantitativen und qualitativen Einfluß untersucht. Es sind das Variabilität, Mutationsrate, Mutationstyp, Genera-tionsdauer, Populationsgröße und Selektion. Das Problem der systematischen Diskontinuitäten in der Überlieferung mit der Gegenüberstellung von Mikroevolution und Makro- bzw. Megaevolution wird neu überprüft. Unter Bezugnahme auf die wahrscheinlich zugrunde liegenden besonderen populationsdynamischen Prozesse findet diese Erscheinung eine geistvolle Erklärung, und die bisher vielfach vertretene Saltationstheorie der Megaevolution verliert erheblich an Wahrscheinlichkeit. Bei der Deutung der evolutiven Trägheit (Orthogenesis) wird in erster Linie eine Orthoselektion in Betracht gezogen. Die Er-scheinungsformen der Adaptation werden im Rahmen der Beziehungen zwischen Organismus und Umwelt unter-sucht. In der Synthese des Schlußkapitels werden drei große Grundablaufformen der Evolution postuliert, die jedoch in der Natur meist miteinander verflochten sind: 1. Speziation, 2. phyletische Evolution, 3. Quanten-Evo-lution. Der Speziationsmodus betrifft die lokale Differen-zierung einer ausgedehnten Population in zwei oder mehr Gruppen und kann zur Rassen- oder Artbildung oder noch weiter führen; der phyletische Modus betrifft nicht die Aufspaltung, sondern die durchgehend gerichtete Um-wandlung einer Population, er ist besonders deutlich und typisch an die mittleren taxonomischen Stufen gebunden;