ein fall von fremdkörper im ohr

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288 tIAMM. Ein Fall von Fremdk6rper im Ohr. lagen und auch der bazill~tre Nachweis im Liquor nicht geffihrt werden konnte.: Erst in dem angesetzten Tierversuch wurden sparer Tuberkel- bazillen nachgewiesen (15. Februar 1930). Leider konnte eine R6ntgenuntersuchung bzw. -aufnahme der Lungen, die am ehesten eine K1Arung der Diagnose hAtte herbeiffihren k6nnen, aus ~tuBeren Grfinden nicht erfolgen. Am 21.Januar 1930 erlag der Patient seinem Leiden. Die Obduktion ergab: Miliartuberkulose und exsudativ- fibrin6se, tuberkul6se Meningitis. Im allgemeinen wird ja die Diagnose einer otogenen Hirnkompli- kation bei bestehender Mittelohreiterung an Hand der meist eindeutigen Symptome unschwer zu erkennen sein. Schwierigkeiten werden erst dann entstehen, wenn gleichzeitig noch andere Erkrankungen- wie z. B. Lues oder Tuberkulose -- klinisch daftir in Frage kommen. In derartigen F~llen kann einer vorangehenden R6ntgenuntersuchung der Lungen unter Umstltnden insofern eine entscheidende Bedeutung zufallen, als sie den jeweiligen Anteil der einzelnen Komponenten aufdeeken hilft und so zur Kl~rung des Befundes beitr~gt. Ffir die Differentialdiagnose zwischen otogener und nicht otogener Meningitis dfirfte allerdings das Trias Cholesteatom-Lues-Miliartuber- kulose eine nicht allt~tgliche Verbindung von Komplikationen darstellen und eine Mitteilung dieses eigenartigen Falles um so gerechtfertigter erscheinen, als in dem mir zugiinglichen Sehrifftum bislang keine gleich- artigen Beobachtungen vorliegen. Ein Fall yon FremdkSrper im Ohr. Von Dr. Hamm in Braunschweig. Frau K., 62 Jahre alt, ktagt seit einer Woche fiber sehr heftige Ohr- und Kopfschmerzen. Bei ihrer letzten Entbindung vor 20 Jahren hat sie eine vollst~tndige linksseitige Fazialisl~hmung erlitten, auch hat ein Arzt damals ein Gew~ichs im linken Ohr festgestellt. Da sie aber weiter keine Beschwerden hatte, hat sie sich bis jetzt nicht behandeln lassen. Die Untersuchung der fieberfreien Patientin ergibt Fazialisl~thmung links, im linken iiuBeren Geh6rgang ein wie festgemauert sitzender schw~rzlicher runder steinharter K6rper, der den ~uBeren Geh6rgang so v611ig ausffillt, daB vom Trommelfell nichts zu sehen ist. Weder dutch Spritzen noch durch Abkratzen, beides sehr schmerzhaft, gelingt es, vonder schwarzen Farbe etwas abzubekommen. Diagnose: Altes Osteom des Geh6rgangs, wahrscheinlich mit cholesteatomat6sen Massen dahinter. Der Vor- schlag einer Operation wurde sofort angenommen. Da nach meiner Mei- nung der Tumor irgendwie mit der FazialislMlmung zusammenh~ngen muBte, beschloB ich, n6tigenfalls die Mittelohrritume v611ig frei zu legen. In Narkose Schnitt wie zu einer Radikaloperation; nach Abl6sung des

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Page 1: Ein Fall von Fremdkörper im Ohr

288 tIAMM. Ein Fall von Fremdk6rper im Ohr.

lagen und auch der bazill~tre Nachweis im Liquor nicht geffihrt werden konnte.: Erst in dem angesetzten Tierversuch wurden sparer Tuberkel- bazillen nachgewiesen (15. Februar 1930).

Leider konnte eine R6ntgenuntersuchung bzw. -aufnahme der Lungen, die am ehesten eine K1Arung der Diagnose hAtte herbeiffihren k6nnen, aus ~tuBeren Grfinden nicht erfolgen. Am 21.Januar 1930 erlag der Patient seinem Leiden. Die Obduktion ergab: Miliartuberkulose und exsudativ- fibrin6se, tuberkul6se Meningitis.

Im allgemeinen wird ja die Diagnose einer otogenen Hirnkompli- kation bei bestehender Mittelohreiterung an Hand der meist eindeutigen Symptome unschwer zu erkennen sein. Schwierigkeiten werden erst dann entstehen, wenn gleichzeitig noch andere E r k r a n k u n g e n - wie z. B. Lues oder Tuberkulose -- klinisch daftir in Frage kommen. In derartigen F~llen kann einer vorangehenden R6ntgenuntersuchung der Lungen unter Umstltnden insofern eine entscheidende Bedeutung zufallen, als sie den jeweiligen Anteil der einzelnen Komponenten aufdeeken hilft und so zur Kl~rung des Befundes beitr~gt.

Ffir die Differentialdiagnose zwischen otogener und nicht otogener Meningitis dfirfte allerdings das Trias Cholesteatom-Lues-Miliartuber- kulose eine nicht allt~tgliche Verbindung von Komplikationen darstellen und eine Mitteilung dieses eigenartigen Falles um so gerechtfertigter erscheinen, als in dem mir zugiinglichen Sehrifftum bislang keine gleich- artigen Beobachtungen vorliegen.

E in Fal l yon F r e m d k S r p e r im Ohr.

Von Dr. H a m m in Braunschweig.

Frau K., 62 Jahre alt, ktagt seit einer Woche fiber sehr heftige Ohr- und Kopfschmerzen. Bei ihrer letzten Entbindung vor 20 Jahren hat sie eine vollst~tndige linksseitige Fazialisl~hmung erlitten, auch hat ein Arzt damals ein Gew~ichs im linken Ohr festgestellt. Da sie aber weiter keine Beschwerden hatte, hat sie sich bis jetzt nicht behandeln lassen. Die Untersuchung der fieberfreien Patientin ergibt Fazialisl~thmung links, im linken iiuBeren Geh6rgang ein wie festgemauert sitzender schw~rzlicher runder steinharter K6rper, der den ~uBeren Geh6rgang so v611ig ausffillt, daB vom Trommelfell nichts zu sehen ist. Weder dutch Spritzen noch durch Abkratzen, beides sehr schmerzhaft, gelingt es, vonder schwarzen Farbe etwas abzubekommen. Diagnose: Altes Osteom des Geh6rgangs, wahrscheinlich mit cholesteatomat6sen Massen dahinter. Der Vor- schlag einer Operation wurde sofort angenommen. Da nach meiner Mei- nung der Tumor irgendwie mit der FazialislMlmung zusammenh~ngen muBte, beschloB ich, n6tigenfalls die Mittelohrritume v611ig frei zu legen. In Narkose Schnitt wie zu einer Radikaloperation; nach Abl6sung des

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DINOLT. Milben als Parasiten der Kieferh6hle beim Affen. 289

h/iutigen Geh6rganges, der wie gew6hnlich platzt, ffihlt sich der Tumor viel beweglieher an. Ich fasse mit der Pinzette zu und kann ihn ohne Mfihe herausziehen. Zugleich erscheint an der oberen Wand des Geh6rgangs eine kleine blutige Stelle, etwa yon der Gr6Be eines Stecknadelkopfes, an- scheinend ist bier der dfinne Stiel der Gesehwult abgebroehen. Hinter der Gesehwulst die vermuteten cholesteatomat6sen Massen, die ohne Schwierigkeit entfernt werden, yon Trommelfell und Geh6rkn6cheln keine Spur. Wegen der Lage des Geschwulststieles und seiner Kleinheit nehme ich Abstand yon der Annahme eines Zusammenhanges mit der Fazialisl/ihmung und beende, da jede Eiterung fehlt, die Operation. Nach Anlegen eines Verbandes untersuche ich den Tumor. Ich versuche, von dem schwarzen Belag etwas zu entfernen ; auf einmal babe ich einen Kirsehkern in der Hand. Die Diagnose wird durch Durchsehneiden des Kerns best/itigt. Vor etwa 20 Jahren entfernte ich bei einer damals jungen Frau mit Ohrenschmalz einige Birnenkerne aus dem ~uBeren Geh6rgang, die angeblieh 17 Jahre dort gelegen hatten. Dutch Kultur im Blumentopf konnte ich nachweisen, dab die Kerne ihre Keimf/ihigkeit behalten batten. Es w/ire interessant gewesen, in diesem Falle fest- zustellen, ob in dem Kirschkern noch Leben gewesen w/ire; nach sp/iterer Aussage der Patientin muB der Kern mindestens 27 Jahre im /iuBeren Geh6rgang gelegen haben.

Die falsche Diagnose ist zu entschuldigen, w/ire abet ebenso wie die kleine Operation zu vermeiden gewesen, wenn ich einmal in Narkose untersucht h/itte.

Aus der morphologisch-physiologischen Abteilung des phys. Institutes der Wiener Universit/it. (Vorstand: Prof. Dr. W. Kolmer . )

Milben als Parasiten der Kieferh6hle beim Affen. Von R o b e r t D ino l t .

Mit 4 Abbildungen.

ldber parasit/ire Erkrankungen der Kieferh6hle ist im allgemeinen nicht viel bekannt. Beschrieben wurde bisher ein Vorkommen von einigen pfianzlichen und tierischen Parasiten. Zu den pflanzlichen geh6ren ver- schiedene Pilzarten (1). Zu den tierischen Parasiten, die bis jetzt be- kannt sind, geh6rt die Am6ba buccalis (2), die Larven von Hausfliegen (3), andere Fliegenlarven (Oestrus) (8), dann der sog. Texas-screwworm. Diese Krankheit ruff die amerikanische Fliegenart Lucilia macellaria hervor (4). Auch Krustaceen (Artemia salina, 5) werden beschrieben. SchlieBlich sei noch das Vorkommen yon Tausendffil3ern, Blutegeln (6) und Spul- wfirmern (7) in der Kieferh6hle, als Parasiten des Menschen erw~ihnt.

Die heutige Mitteilung entspringt einem Zufallsbefund. Es wurde ein junger Macacus rhesus zwecks Konservierung des Gehirns von den

Archly f. Ohren-,Nasen-u..Kehlkopfheilkunde. Bd. 126. 19