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Ü ber die Akzeptanz von Unterheb- lern bei deutschen Grünröcken hat sich VISIER schon häufiger ausge- lassen. Daher dazu nur so viel: Mittler- weile setzt mit den nachrückenden Jungjäger-Generationen offenbar ein Umdenken ein. Und selbst manch ge- standener Waidmann fragt beim Träger solcher Waffen nach, was man denn da für eine führige Büchse dabei habe und wie das mit dem Repetieren so funktioniere. In den USA strecken etliche Jäger starke Sauen mit Unterheblern in .45-70 Government. VISIER wollte wissen, ob sich unter den robusten Marlin-Modellen in diesem Kaliber auch eine Option in Sachen Schwarzwild für die hiesigen Reviere findet. Drückjagd-Unterhebler von Marlin: Saustark TEST & TECHNIK | Marlin 1895 GBL + SBL in .45/70 Gov't Dezember 2014 28 | VISIER. de

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Über die Akzeptanz von Unterheb-lern bei deutschen Grünröcken hat sich VISIER schon häufi ger ausge-

lassen. Daher dazu nur so viel: Mittler-weile setzt mit den nachrückenden Jungjäger-Generationen offenbar ein Umdenken ein. Und selbst manch ge-standener Waidmann fragt beim Träger solcher Waffen nach, was man denn da für eine führige Büchse dabei habe und wie das mit dem Repetieren so funktioniere.

In den USA strecken etliche Jäger starke Sauen mit Unterheblern in .45-70 Government. VISIER wollte wissen, ob sich unter den robusten Marlin-Modellen in diesem Kaliber auch eine Option in Sachen Schwarzwild für die hiesigen Reviere findet.

Drückjagd-Unterhebler von Marlin:

SaustarkTEST & TECHNIK | Marlin 1895 GBL + SBL in .45/70 Gov't

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Bleibt also zu klären, was man damit bei der Wildschweinjagd anfangen kann. Dazu schickte Marlin-Importeur Helmut Hofmann aus dem unterfränkischen Mell-richstadt gleich zwei Unterhebelrepetie-rer-Modelle im alten US-Ordonnanzkali-ber .45-70 Government an das VISIER-Team. Im ersten der zwei eingetroffenen Waffenkoffer lag eine Marlin 1895 GBL, im zweiten eine Marlin 1895 SBL. Das Besondere daran: Diese Modelle sollen sich speziell für die Drückjagd eignen. Diese Jagdart hat von Oktober bis Janu-ar aufgrund der hierzulande immer häu-fi ger anzutreffenden großen Schwarz-wildrotten Hochkonjunktur. Dazu sei kurz angemerkt, dass sich mit Repro-duktionsraten von bis zu 300 Prozent und bedingt durch die wenigen Verluste in den vergangenen milden Wintern die Wildschweinproblematik in deutschen Jagdrevieren seit einigen Jahren stark verschärft hat. Landwirte forderten in-folge vermehrt auftretender Wildschä-den auf ihren Nutzfl ächen mancherorts sogar den Einsatz von „Maschinenge-wehren“ gegen die Sauen. Vollautoma-tische MGs bei der Jagd erlaubt der Ge-setzgeber natürlich nicht, und für

halbautomatische Jagdgewehre be-grenzt er die Magazinkapazität auf le-diglich zwei Patronen. Der Waidmann darf seine Repetierbüchse dagegen – falls technisch möglich – mit soviel Pa-tronen bestücken, wie er möchte. Auch deutsche Hersteller bieten inzwischen Repetierer mit Magazinkapazitäten jen-seits der ansonsten verbreiteten vier bis fünf Patronen in Standardkalibern an. Das belegt etwa die Sauer 202 Schwarz-wild mit ihrem acht Schuss fassenden Patronenbehälter.

Ganz so viel Munition können die knapp hinter den Laufmündungen endenden Röhrenmagazine der Marlins 1895 GBl und 1895 SBL zwar nicht aufnehmen, aber es passen hier satte sechs Patronen hinein. Das sind immerhin zwei mehr als bei den anderen in .45-70 Gov‘t verfügbaren Mar-lin-Modellen mit 18 ½"-Läufen: 1895 GS, 1895 G und 1895 M. Bei diesen Büchsen endet das Magazin deutlich vor der Mün-dung. Neben der erhöhten Kapazität bringen GBL und SBL jeweils noch einen vergrößerten Lever, sprich: Unterhebel, mit. Dabei fällt die am Abzugsbügel an-setzende ovale Durchladeverlängerung

deutlich weiter und runder aus und bie-tet den Fingern mehr Platz. So lässt sich die Waffe selbst mit dicken Winterhand-schuhen bequem abfeuern und repetie-ren.

Mehr zur Ausstattung:Die grundlegenden Unterschiede zwi-schen dem Modell SBL und GBL erkennt man eigentlich schon von weitem: Die SBL kommt mit schwarz brünierten Me-tallteilen und einem braungebeizten Schichtholzschaft daher, während die Metallkomponenten der SBL in Stainless Steel und der Schaft in blau-grauem Schichtholz gehalten sind. Schaut man näher hin respektive rein, lässt sich er-kennen, dass die obere Hälfte des SBL-Verschlusses im Gegensatz zur Kammer der GBL Längsnuten aufweist. Überdies thront auf der SBL eine eigens vom texa-nischen Visierungs- und Montage-Spe-zialisten XS Sights Systems Inc. für die 1895er Modelle entwickelte „Lever Scout Mount“. Die 285 mm lange XS-Schiene ist im Picatinny Style gehalten und erlaubt sowohl die naturgemäß wei-ter hinten liegende Zielfernrohrmonta-ge als auch das Aufsetzen der weiter in

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Richtung Mündung anzubringenden Rotpunkt-Visiere. Zusätzlich bringt die XS Mount an ihrem hinteren Ende einen Ghost Ring zum fl üchtigen Zielen mit.

Dieser wird durch ein ebenfalls von XS stammendes Balkenkorn mit weißem Kontraststrich ergänzt. Der Ghost Ring sitzt in einer Schwalbenschwanzfüh-

rung und kann bei Bedarf demontiert wer-den. Für die Befestigung der Scout Mount auf dem Systemkasten greift XS auf die be-reits vorhandenen Montagebohrungen der M 1895 sowie auf eine Gewindehülse mit Schalbenschwanzsockel zurück, die an-stelle der Kimme in die entsprechende Aussparung im Lauf geschoben wird. Bei der GBL bleibt die aus klappbarer, höhen-verstellbarer Buckhorn-Kimme und Mes-singperlkorn bestehende Originalvisie-rung zwar erhalten, aber dank einer serienmäßig angebrachten, knapp 14 cm langen Weaver-Schiene können auch hier problemlos Zieloptiken montiert werden. Für diese Rail lassen sich ebenfalls die Montagebohrungen im Systemkasten verwenden. Das war‘s dann auch schon mit den Unterschieden zwischen den bei-den Modellen SBL und GBL – technisch ist ansonsten alles identisch und wie beim bekannten Modell 1895 gehabt (siehe auch VISIER-Special 36).

Nach Sichtkontrolle, Vermaßen und Funk-tions-Check beider Waffen legten die Tes-

Technische DatenModell: Marlin: 1895 GBL Marlin 1895 SBL

Preis: € 959,- € 1399,-

Kaliber: .45-70 Government .45-70 Government

Kapazität: 6 + 1 Patronen 6 + 1 Patronen

Laufl änge: 465 mm 465 mm

Schaftlänge: 343 mm 343 mm

Abzugsgewicht: 4050 g ca. 4000 g

Gewicht: 3411 g 3366 g

Ausführung: Brüniert, vergößerter Unter-hebel, klappbare Buckhorn-kimme, Perlkorn mit Schutz-tunnel, Weaver-Schiene, brauner Schichtholzschaft mit Fischhaut an Handschutz und Pistolen-griff, Gummikappe und Riemen-bügelösen.

Stainless, vergrößerter Unter-hebel, Balkenkorn mit weißem Kontraststrich, lange Pica-tinny-Schiene, grauer Schicht-holzschaft mit Fischhaut an Handschutz und Pistolengriff, Gummikappe und Riemen-bügelösen.

Die Marlin 1895 GBL kommt serienmäßig mit einer Weaver-Schiene zur Optikmontage und besitzt zudem eine offene Visierung. Auffällig für 1895er Modelle mit 18½"-Lauf sind das fast bis zur Mündung reichende Magazinrohr und der vergrößerte Lever.

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ter dann nach dem Motto „nicht immer gleich die Teuerste nehmen“ die mit 1399 Euro zu Buche schlagende 1895 SBL zu-rück in den – nicht zum Lieferumfang ge-hörenden – Koffer und beschränkten sich für den weiteren Test auf die mit 959 Euro deutlich preiswertere GBL.

In der Praxis: Bevor es auf den Schießstand ging, musste das auf der GBL montierte Aim-point H30S noch dem Leupold VX 6 1-6x24 mit beleuchtetem FireDot-Abse-hen weichen. Der feine Leuchtpunkt des Leupolds bot sich einfach besser für das

präzisie Schießen auf 100 Meter an als der etwas grobe – wenn auch drück-jagdtaugliche – Rotpunkt im Aimpoint. Leider steht mit der 325 Grains Hornady LeverEvolution FTX im deutschen Han-del derzeit nur eine Fabriklaborierung in .45-70 Gov‘t zur Verfügung, welche

Die 1985 SBL stattet Marlin mit einer 285 mm langen Picatinny-Schiene samt Ghost-Ring-Kimme von XS sowie einem XS-Balkenkorn aus. Der Ghost Ring musste hier aber zur Montage des Leupold-VX 6 1-6x24 ZFs weichen.

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die jagdrechtlichen Anforderungen in puncto Mindestenergiewerte für das Hochwild unter dem Schalenwild erfüllt. Um dennoch konkrete Aussagen zur Prä-zision treffen zu können, mussten daher die zwar deutlich schlapperen, aber alle-mal für Rehwild, Fuchs und Co. ausrei-chenden 250 Grains Hornady LeverEvo-lution Monofl ex, 300 Grains Winchester SuperX JHP sowie 405 Grains Remington SP mit ran. Letztgenannte lieferte dabei zwar mit 40 mm Durchmesser den kleins-ten Streukreis auf der 100-Meter-Bahn, hatte aber auch den größten Geschoss-abfall auf 100 m Distanz zu verzeichnen. Der mittlere Treffpunkt der Remington-Geschosse rutschte ganze 28 Zentimeter unter den Haltepunkt des zuvor auf Drückjagd-gerechte 60 Meter Fleck an-geschossenen ZFs. Das sollte man bei der Jagd mit dieser Patrone stets im Hinter-kopf haben und lieber den Finger gerade lassen, wenn man sich der genauen Ent-fernung zum Ziel oder seiner Schieß-künste nicht hundertprozentig sicher ist. Schnell ruscht sonst der vermeintlich

sicher geglaubte Schuss auf den Rehbock oder den Fuchs „aus dem Leben“.

In Sachen Präzision auf 100 m schlugen sich die anderen Munitionssorten im Test übrigens auch nicht viel schlechter als die Remington-Patrone. Mit nur un-wesentlichen vier Millimetern größerem Streukreis teilten sich die 250 grs Mono-fl ex und die 300 grs Winchester JHP den hinteren Rang. Auch in Sachen Funktion gab es beim Zusammenspiel zwischen der Marlin 1895 GBL und den Testlabo-rierungen nichts zu bemängeln. Der Ver-schluss lief einwandfrei, die Hülsen wurden auch beim schnellen Repetieren sicher ausgezogen und -geworfen. Die dicke Gummikappe absorbierte einen guten Teil des Rückstoßes, so dass sich die .45-70 in diesem Sinne vom subjekti-ven Empfi nden her etwa zwischen einer .30-06 und einer 8 x 57 einordnen lässt.

Wenn es hier etwas zu bemängeln gibt, sind das der auf den letzten Zehntel-millimetern etwas ruckelige Abzug und

die teilweise nicht hinreichend gebro-chenen Kanten an Lever, Hahn, Abzugs-züngel und Ladefenster. Beim Verwen-den eines Zielfernrohres empfi ehlt sich aber sowieso das Anbringen eines im Zubehör erhältlichen Hahnsporns und in allen anderen Fällen können sich Viel-schießer mit Handschuhen behelfen, um ihre Finger zu schonen.

Im Revier: Ungefähr zeitgleich mit den beiden Waf-fen fl atterte dem Verfasser eine Einla-dung zur Drückjagd in einem Hochwild- Revier ins Haus. Was lag also näher, als die inzwischen mit der Hornady 325 grs FTX auf 60 Meter eingeschossene GBL auch im jagdlichen Einsatz zu testen? Ordnungsgemäß wurde die Büchse da-bei bis zum Beziehen des zugewiesenen Drückjagdbocks mit geöffnetem Ver-schluss neben dem Rucksack auf dem Rücken geführt. Der vergrößerte Lever wirkte dabei nie störend, im Gegenteil: Er gab der Waffe sogar zusätzlichen Halt, so dass das lästige Zurechtrücken

Bis auf die Farbe des Schichtholzschaftes sowie die Montagen und Visierkomponenten unterscheiden sich die GBL (l.) und die SBL im Wesentlichen nur in Metallteilen. Klassisch brüniertem Stahl steht hier moderner rostträger „Edelstahl“ gegenüber.

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Eingebaut und geschlossen verriegelt der Lever den Verschluss und stützt ihn nach hinten ab, seine Schraube dient auch als Drehlager. Schraubt man sie heraus, kann man den Lever bei halb geöffnetem Verschluss herausziehen und die Kammer aus dem Systemkasten entnehmen.

Am Kammerkopf sitzt die weit vorstehende Auszieherkralle. Oben auf dem Verschluss liegt der Auswerfer samt seiner Blattfeder. Im System sitzt er, vom Verschluss gehalten, in einer von dessen Führungsnuten.

Die Druckknopfsicherung wirkt nur auf den Schlag-hahn. Ragt der Knopf rechts aus dem Kasten,

blockiert sie den Weg des Hammers. Schaut sie wie hier auf der linken Seite heraus, ist die Waffe

feuerbereit. Das signalisiert auch der rote Ring.

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der Büchse auf der Schulter entfiel. Den Drückjagdbock erklommen, musste der Riemen dann gänzlich weichen. Auch kein Problem, dafür sorgten zusätzlich beschaffte Schnellwechsel-Ösenbügel. Kurz noch zwei/drei flinke Probeanschlä-ge mit entladener Waffe, dann noch fer-tig laden und auf das Treiben warten.

Die Treiber kämpfen sich noch rund 200 m entfernt durch dichten Brom-beerbewuchs und sind schon zu verneh-men, als sich ein Schwarzkittel auf rund 60 Meter Distanz flüchtend aus der Affä-re ziehen will. Wie von selbst springt die Marlin-Repetierbüchse in die Schulter, das Auge erfasst den Überläufer durch den bei einfacher Vergrößerung zuge-schalteten Leuchtpunkt und bringt den Dot auf Höhe des Tellers (Jägersprache für Ohr) ins Ziel. Der Abzugsfinger krümmt sich, der Schuss bricht und die Sau bricht zusammen, rappelt sich aber innerhalb weniger Sekunden wieder auf und springt hochflüchtig in die entge-gengesetzte Richtung ab. Die kurze Zeitspanne reichte allemal zum Durchla-den. Und bevor das kranke Stück ver-schwindet, ist ihm rasch noch ein zwei-ter Schuss angetragen. Wenige Minuten später kommt aus Richtung der Treiber der erlösende Ruf: „Hier liegt ein totes Schwein.“ Wie sich beim Bergen heraus-stellte, saß der erste Schuss zwar noch im Leben und hatte einen Teil der Leber

Die 1895 SBL kommt mit einer 285 mm langen Lever Scout Mount samt Ghost Ring von XS. Der Ring wich hier aber zur Montage des Leupold- VX 6 1-6x24 ZFs.

Das ursprüngliche Perlkorn ersetzt Marlin beim Modell 1895 SBL durch ein starr mit dem Sockel verbundenes Balkenkorn mit weißem Strich zur schnellen Zielauffassung.

Im Schwalbenschwanz der GBL sitzt eine Blattfeder mit nach vorn klappbarer Buckhorn-Kimme. Dank des Treppenschiebers darunter lässt sich die Höhe justieren.

Ein Korntunnel schützt das seitlich driftbare Perlkorn der Marlin 1895 GBL.

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zerstört, lag aber wohl ein paar Zentimeter zu tief, um sofort tödlich zu wirken. Der zweite Schuss saß dann auf der Keule, hatte aber re-lativ wenig Gewebe zerstört, so dass man da-von ausgehen kann, dass dieser die Flucht-strecke von rund 40 Metern nur unwesentlich verkürzte. Zumal die Sau auf dem Weg ins Wundbett durch den rund sechs Zentimeter durchmessenden Ausschuss des ersten Tref-fers bereits ordentlich Schweiß (Blut) verlo-ren hatte.

Das Fazit: Die Marlin 1895 GBL bietet einen fairen Preis von 959 Euro und konnte sowohl auf dem Schießstand als auch im jagdlichen Einsatz überzeugen. Da mit der Hornady LeverEvolu-tion 325 grs FTX zur Zeit nur eine hochwild-taugliche Fabrikpatrone zur Verfügung steht, sind bei diesen .45-70ern insbesondere Wie-derlader gefragt. Mit den reichlich verfügba-ren Flachkopf- und HP-Geschossen in der

300-Grains-Klasse lassen sich aus Standard-läufen Mündungsenergien von an die 4000 Joule erreichen. Das reicht sicher, um die ge-setzlichen Vorgaben für den Schuss auf Hoch-wild zu erfüllen. Die nahezu baugleiche Mar-lin 1895 SBL dürfte der GBL wohl kaum nachstehen, schlägt aber auch mit 440 Euro mehr zu Buche. Dafür kommt sie jedoch mit Lauf und Systemteilen aus dem unempfi ndli-cheren und weniger pfl egeaufwändigen rost-trägen Stainless Steel. Zudem drängt sich ihre lange XS-Schiene insbesondere für Lieb-haber von weit vorne montierten RedDots oder Holosights geradezu auf.

Text: Andreas WilhelmusFotos: Michael Schippers und A. Wilhelmus

Die beiden Marlin-Modelle 1895 GBL und SBL wurden von der Firma Helmut Hofmann GmbH (www.helmuthofmann.de) zur Verfügung gestellt – vielen Dank!

Schießtabelle Marlin 1895 GBL in .45-70 GovernmentNr. Fabrikpatronen SK 100 (mm)

1 250 grs Hornady LeverEvolution Monofl ex 44 mm

2 300 grs Winchester Super X JHP 44 (38) mm

3 325 grs Hornady Lever Evolution FTX 42 mm

4 405 grs Remington SP 40 mm

Anmerkungen/Abkürzungen: SK 100 (mm) = Streukreis auf 100 Meter Distanz, 5-Schuss-Gruppen, gemessen von Einschussmitte zu -mitte, geschossen sitzend aufgelegt von der Benchrest-Aufl age, angegeben in Millimetern. Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers. grs = Grains. FTX = FlexTip (fl exible Spitze, das “X” deutet auf einen Deformator hin). JHP = Jacketed Hollow Point (Teilmantel-Hohlspitz). SP = Soft Point (Teilmantel).

Wie dieser starke Überläuferkeiler mit 66 Kilo Aufbruchgewicht belegt, lassen sich auf einer Drückjagd auch Sauen mit einem Unterhebelrepetierer in .45-70 Gov‘t zur Strecke bringen.

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