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Rudi Reitinger
Apto. Postal 162
San Salvador
El Salvador
E-Mail: [email protected]
Skype: rudielsalvador
Segundo Montes, 01. 04. 2012
Liebe Freundinnen und Freunde,
Unterzeichnung des Abkommens in Mexico
am 16. Januar dieses Jahres jährte sich zum 20. Mal die
Unterzeichung des Friedensabkommens, welches in El
Salvador den Bürgerkrieg zwischen der linken Guerrilla
FMLN und der extrem rechten salvadorianischen
Regierung beendete. Zu den Feierlichkeiten hatte Präsident
Funes alle Regierungsmitglieder, Abgeordnete sowie das
diplomatische Corps nach El Mozote im Department
Morazán, einem Dorf in unmittelbarer Nachbarschaft zur
Gemeinde Segundo Montes, eingeladen. Der Ort war vom
Präsidenten mit Bedacht ausgewählt worden, denn im
Dezember 1981 veranstalteten hier die salvadorianischen
Streitkräfte das bisher größte Massaker an unschuldigen
Zivilisten in der lateinamerikanischen Geschichte. Die
meisten Opfer waren Frauen, alte Leute und Kinder, die auf
barbarische Weise umgebracht wurden. Die einzige
Überlebende, Ruffina Amaya, berichtete immer wieder
über dieses unmenschliche Geschehen und legte im In- und
Ausland öffentlich Zeugnis darüber ab. Die schreckliche
Tat is bis heute noch nicht gesühnt, da die salvadorianische
Regierung, kurz nach Friedenschluss, eine generelle
Amnestie erließ, die alle Gräueltaten beider Kriegsparteien
einschloss. Es muss jedoch angemerkt werden, dass etwa
90 % aller Kriegsverbrechen von den Militärs und den
Todesschwadronen verübt wurden wie beispielsweise die
Ermordung von Erzbischof Romero und der sechs
Jesuitenpater. Alle bisherigen Versuche, dieses
Amnestiegesetz zu Fall zu bringen, wurden vom korrupten,
einheimischen Justizsystem zunichte gemacht. Benjamín
Cuellar, der Leiter des Instituts für Menschenrechte an der
Jesuiten-Universität UCA in San Salvador (Instituto de
Derechos Humanos de la Universidad Centroamericana
„José Simeón Cañas“, IDHUCA) schreibt dazu:
Im Bericht der Wahrheitskommission wurden diese Formen
der Gewalt verurteilt, aber fünf Tage nach seiner
Veröffentlichung im Jahr 1992 wurde dem angestrebten
Befriedungsprozess sein größtes Hindernis in den Weg
gelegt: die bedingungslose Amnestie, welche die
internationalen Menschenrechtsstandards verletzt.
Damit wurde ein klares Signal gegeben, das man so
formulieren könnte: „Ihr Kriminellen seid verantwortlich
für die schlimmsten Verbrechen, aber ihr könnt sie weiter
begehen, ihr oder andere, denn in El Salvador gibt es keine
Bestrafung.“ Dieselbe Botschaft haben Regierung und
Justiz neulich erneut an die Öffentlichkeit gesandt, als sie
diejenigen Militärs, die als geistige und materielle Autoren
des Massakers, das vor über 22 Jahren an dieser Universität
begangen wurde und die im Ausland angeklagt sind,
schützten. Der Oberste Gerichtshof wird diese
Straflosigkeit bestätigen, wenn er die Auslieferung dieser
Militärs verweigert, die vom Obersten Gerichtshof in
Spanien beantragt wurde.“ Von den Befürwortern der
Amnestie wird vor allem ein Argument immer wieder aus
dem Hut gezogen: Der bestehende Frieden müsste gewahrt
werden, um alte Wunden nicht wieder aufzureißen. Dabei
waren diese Wunden der Angehörigen überhaupt nie
verheilt. Im Gegenteil, mit obigem Argument wurden alle
Versuche der Hinterlassenen zur Aufarbeitung und
Wiedergutmachung dieses schrecklichen Ereignisses
einfach ignoriert. Die umfassende juristische Aufarbeitung
ist jedoch Grundvoraussetzung für eine funktionierende
Vergangenheitsbewältigung. Im Zusammenhang mit der
aktuellen Aufarbeitung der Kriegsverbrechen im Balkan
brachte es Nicolas Beger, der Leiter des Europa-Büros von
Amnesty International in Brüssel auf den Punkt: „Die
Wahrheit lässt sich nicht
dauerhaft unterdrücken“, sagte
er. „Wenn eine demokratische
Gesellschaft nicht fähig ist, für
Gerechtigkeit zu sorgen,
verbleibt das Land in Unruhe.“
Präsident Funes ist ebenfalls dieser Meinung.
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Er nutzte bei den Feierlichkeiten die angereiste
internationale Medienpräsenz aus, um sich offiziell und im
Namen des salvadorianischen Staates bei den
Hinterbliebenen zu entschuldigen. Bewegt und mit Tränen
in den Augen, sagte er wörtlich: „Für dieses Massaker, für
die abwegigen Menschenrechtsverletzungen und den
verübten Missbrauch, bitte ich die Angehörigen der Opfer,
im Namen des salvadorianischen Staates, in meiner
Eigenschaft als Präsident und oberster Befehlshaber des
Militärs, um Vergebung. Ich bitte die Mütter, Väter, Jungen,
Mädchen und Geschwister um Vergebung, die bis zum
heutigen Tag nicht wissen, wo ihre Lieben verblieben sind.
Ich bitte das salvadorianische Volk um Verzeihung, das
Opfer von solch einer grauenhaften und unannehmbaren
Gewalt wurde.“ Des Weiteren befahl er dem Militär, deren
Geschichtsbild neu zu überprüfen und dabei die Rolle der
an den Massakern beteiligten Militärs genauer unter die
Lupe zu nehmen. Dabei spielte er auf die Tatsache an, dass
die Verantwortlichen des Massakers immer noch als
„Helden“ verehrt werden und dass eine Kaserne den
Namen des Hauptverantwortlichen trägt.
Mozote nach dem Massaker
Die öffentliche Reaktion auf diese zutiefst menschliche
Geste des Präsidenten hätte unterschiedlicher nicht
ausfallen können. Die Angehörigen der Opfer waren
dankbar, dass 20 Jahre nach Kriegsende ihre Bitten endlich
Gehör fanden und ein Präsident sich um ihre Belange
kümmert. Sie hegten keine Rachegedanken, betonte Frau
Dorila Marquez als Vertreterin der betroffenen Familien in
Mozote und sie wären durchaus bereit zu vergeben, aber sie
wüssten überhaupt nicht wem, denn die für die Massaker
verantwortlichen Militärs hatten ja nie bereut oder gar um
Verzeihung gebeten. Ganz anders war die Reaktion am
rechten Rand des politischen Spektrums. Deren Vertreter
waren von vornherein nicht mit dem Ort der Veranstaltung
einverstanden und hätten diese lieber an einen neutralen Ort
in die Hauptstadt verlegt. Die emotionelle Betroffenheit des
Präsidenten wurde von ihnen als Schmierenkomödie
verurteilt. Und laut ihnen, hätte er die Opfer der Guerrilla
ebenfalls um Verzeihung bitten müssen. Dabei wurde von
ihnen bewusst übersehen, dass es Präsident Funes um die
staatlich verordneten Menschenrechtsverletzungen ging, für
die seine Vorgänger bzw. der salvadorianische Staat
verantwortlich waren.
Präsident Funes in Mozote
Eine Horrorvorstellung für die Rechten ist, dass die
sogenannten „Kriegshelden“, die für diese Kriegsmassaker
verantwortlich waren, von ihren Sockeln gestürzt werden
sollen. Zu den schlimmsten Attacken gegen den
Präsidenten gehörten die von Ex-General Sigifredo Ochoa
Perez: „Was will (Präsident) Funes? Wieder Krieg? Ich bin
als Soldat bereit, unser Vaterland zu verteidigen.“ (Zitat aus
einem Interview der Prensa Gráfica mit Ex-General
Sigifredo Ochoa Pérez, in dem er sich überzeugt davon
gibt, dass „das Heldentum von Oberst Monterrosa nicht
weggewischt werden kann“. Monterrosa war der
Verantwortliche für die Massaker in El Mozote vom 10. bis
13. Dezember 1981. Sigifredo Ocho Perez kandierte für die
rechte Partei Arena und am 11. März gewählt.
Parlamentswahlen
Bei den diesjährigen Wahlen der Abgeordneten und aller
Bürgermeister am 11. März, sollte alles besser und
transparenter werden. Dies versprachen zumindest die
Initiatoren, die das neue Gesetz „Voto Residencial“
(Zuhause wählen) durchgesetzt hatten. Bisher gab es nur in
den Dorfzentren ein Wahllokal, in dem abgestimmt werden
konnte. Die Wähler, die nicht im Zentrum wohnten,
mussten lange Fußmärsche in Kauf nehmen oder sich eine
Fahrgelegenheit besorgen, um zum Wahllokal zu gelangen.
Dort hieß es erst einmal in der prallen Sonne anstehen, da
das Wahllokal nicht gleichzeitig Platz für alle Wähler bot.
Der nächste Schritt war die Aushändigung der
Wahlunterlagen, falls man den richtigen Tisch erwischte.
Erst danach konnte man wählen. Sozusagen als
„Dreingabe“ und um einen Wahlbetrug zu vermeiden,
wurde der Zeigefinger jedes Wählers in eine blaue Tinte
eingetaucht. So war es bisher auch immer in Jocoaitique
gewesen, der politischen Gemeinde, auf deren Gemarkung
Los Quebrachos liegt. In diesem Jahr war alles anders. Den
Wählern standen dieses Mal drei verschiedene Wahllokale
zur Stimmabgabe zur Verfügung. Alle politischen Parteien
versprachen sich dadurch eine höhere Wahlbeteiligung und
damit einen höheren Stimmenanteil ihrer Kandidaten. In
Jocoaitique verlor jedoch der regierende FMLN
Bürgermeister und der höhere Stimmenanteil kam vor
allem der oppositionellen Arena Partei zugute.
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Anstehen beim Wählen
Sie stellt nun für die nächsten drei Jahre den Bürgermeister.
Da es für die Unterlegenen keinerlei Mitsprache im
Gemeinderat gibt sind diese nun außen vor. Der Verlust des
Bürgermeisteramts in Jocoaitique war nicht unbedingt eine
große Überraschung. Auch in der Vergangenheit fiel das
Resultat immer sehr knapp aus und es gab immer wieder
Bürgermeister unterschiedlicher politischer Couleur.
Zudem konnte der bisherige Bürgermeister, der erneut
Kandidat war, nicht mit seinen durchgeführten Projekten
punkten. Die Leute wussten nicht so recht, was er
überhaupt gemacht hatte und was er in den kommenden
drei Jahren vor hatte. Mit seinem ehrgeizigen Projekt, dem
Sportzentrum mit großem Schwimmbad im Dorf, stieß er
vor allem bei den Jugendlichen auf Beifall. Diese konnten
ihn jedoch wegen ihres Alters nicht wählen. Bei denjenigen
jedoch, die das ganze Jahr über unter Wassermangel leiden
müssen, stieß er auf offene Ablehnung. Er konnte auch
nicht beim Hausbau punkten, wie sein Parteikollege in
Meanguera, der über 50 neue Häuser für die Bevölkerung
errichten ließ. Daneben gab es weitere Probleme wie
beispielsweise fehlende Führungsqualitäten, mangelnde
Berücksichtigung kundiger Leute in seinem Beraterkreis,
persönliche Diffamierung des politischen Gegners usw.
Viele lehnten zudem seine aggressive Rhetorik bei
offiziellen Äußerungen ab, die eher an vergangene
Kriegszeiten erinnerte. Ihm wurde zudem vorgeworfen,
dass er die Wahl um einen Parlamentssitz von Lencha, der
allseits beliebten Kandidatin aus Jocoaitique, in keinster
Weise unterstützte, sondern eher boykottierte, obwohl beide
zur selben Partei gehörten. Die Verluste der regierenden
FMLN in den Großstädten, die zum Einzugsbereich der
Hauptstadt gehören, waren weitaus tragischer. Dazu
gehörten beispielsweise große Städte wie Soyapango,
Ilopango, Apopa, Mejicanos und andere. Bisher galten
diese als treue Bastionen der Linken, doch bei dieser Wahl
wurden ihre Bürgermeister abgewählt. Die FMLN konnte
ihre Wähler nicht mehr so mobilisieren, wie sie es noch bei
den letzten Wahlen vor drei Jahren geschafft hatte.
Vielleicht spielte auch die undurchsichtige Auswahl der
Kandidaten für das Bürgermeisteramt bzw. um einen
Parlamentssitz eine Rolle. In einigen Städten gab es im
Vorfeld heftige Proteste bei der Aufstellung von
Kandidaten, mit denen die Wähler nicht einverstanden
waren. Es war daher nicht weiter verwunderlich, wenn
diese von den Wählern abgelehnt wurden. Auf
Landesebene verlor die Regierungspartei FMLN 4
Mandate, so dass sich das Abstimmungsverhältnis in den
nächsten drei Jahren sehr schwierig gestalten dürfte. Schon
bisher war sie auf die Unterstützung einer weiteren Partei
angewiesen. In den meisten Fällen wurde sie von der
rechten GANA unterstützt. Ab 1. Mai sind außerdem noch
weitere Stimmen von kleineren Splitterparteien notwenig,
um ihre Gesetzesvorlagen zu verabschieden, für welche
eine einfache Mehrheit ausreicht. Bei
Verfassungsänderungen jedoch, für die eine zwei Drittel
Mehrheit erforderlich ist, muss sie sich künftig mit der
größten Oppositionspartei, der rechten Arena, zusammen
raufen. Die Ursachen für die herbe Niederlage sind nicht
ganz klar. Die Regierungspartei schiebt die Schuld ihrem
Präsidenten in die Schuhe, und tut so, als ob sie nicht
gleichfalls für die Gesetzesvorlagen verantwortliche wäre.
Dieser wiederum gibt den schwarzen Peter an die FMLN
zurück, und bescheinigt dieser Fehler bei der Auswahl ihrer
Kandidatenaufstellung. In der Tat, manche Verluste dürften
auf das Verhalten von enttäuschten Parteimitgliedern
zurück zu führen sein, die nicht mit dem ihnen von der
Partei vorgesetzten Kandidaten einverstanden waren.
Bei diesem Wahlgang hatten die Wähler zum ersten Mal
überhaupt die Möglichkeit, für einen ganz bestimmten
Kandidaten zu stimmen. Früher konnten sie nur das Logo
einer Partei ankreuzen und nicht bestimmte Kandidaten
auswählen. Obwohl die FMLN ihren Leuten empfahl, wie
bisher wieder nur das Parteilogo anzukreuzen, hielt sich die
Mehrheit ihrer Wähler nicht daran. Dies führte dazu, dass
Kandidaten, die weit vorne einen Listenplatz hatten, nicht
zum Zuge kamen, während andere auf den hinteren Plätzen
mit einem Parlamentssitz bedacht wurden. Geschadet hatte
der FMLN auf alle Fälle die stark gesunkene
Wahlbeteiligung in den Städten.
Aushändigung der Unterlagen und Wahlurne
Vor allem die Mittelschicht wandte sich von ihr ab, da
beispielsweise die Steuerreform und weggefallene
Subventionen, vor allem beim Gas, ihnen eine höhere
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finanzielle Belastung bescherte. Dazu kamen hohe
Steigerungen bei den Strom- und Benzinpreisen. Letztere
hängen zwar in erster Linie von den Weltmarktpreisen ab,
doch ihre negativen Auswirkungen sind in den allen
Bereichen zu spüren und werden der Regierung angelastet.
Wie bereits zuvor erwähnt, werden mit Beginn der neuen
Legislaturperiode parlamentarische Entscheidungen um
einiges schwieriger.
Nach diesen aktuellen Nachrichten zur salvadorianischen
Tagespolitik möchte ich nun über unsere Arbeit und über
den Stand der verschiedenen Projekte in Segundo Montes
berichten. Davor möchte ich all jenen danken, die mir seit
der Ausgabe meines letzten Rundbriefes geschrieben
haben. Insbesondere im Dezember kam wieder einiges an
Post von Euch. Leider war es mir immer noch nicht
möglich, allen zu antworten, die mir geschrieben haben und
ich bitte dies zu entschuldigen. Habt bitte Verständnis
dafür, aber in den letzten Monaten war wieder etliches los,
wie Ihr auf den nächsten Seiten lesen könnt. Bedanken
möchte ich mich ebenfalls für Eure Spenden, die vor allem
in der Weihnachtszeit auf dem Spendenkonto eintrafen. Mit
diesen konnten erneut die verschiedenen Projekte finanziert
werden, über welche ich im Anschluss berichten werde.
Ich habe den heutigen Rundbrief etwas umgestaltet und
beispielsweise die einzelnen Abschnitte beschriftet. Somit
wird er hoffentlich übersichtlicher und Ihr findet die
Themenbereiche, die Euch interessieren, etwas schneller.
Natürlich werden meine Mitarbeiter erneut zu Worte
kommen. Des Weiteren berichtet eine deutsche Freiwilligen
über ihre Arbeit mit den Gymnasiasten und beim Kochen
für die Schülermensa sowie über ihre Erfahrungen in
Segundo Montes. Helena, eine Besucherin aus dem
Badischen steuert ebenfalls einen Artikel bei. Ich hoffe,
dass solche Beiträge mehr Farbe in den Rundbrief bringen
und ihn etwas kurzweiliger machen. Nehmt Euch doch ein
bisschen Zeit dafür, ihn zu lesen, die Pfingstferien stehen ja
vor der Tür.
Festgottesdienst
10 Jahre Jugendzentrum
Vor einem Monat konnten wir in Segundo Montes das 10-
jährige Bestehen unseres Jugendzentrums feiern. Zur
Erinnerung: Das Jugendzentrum Los Quebrachos, wurde
innerhalb von 2 Jahren von den Jugendlichen selbst
Ei-im-Löffel-Lauf
errichtet und Ende 2001 fertig gestellt. „Niemals hätten wir
es uns träumen lassen, dass eines Tages den Jugendlichen
und Kindern im Norden von Morazán ein eigenes Zentrum
zur Verfügung stehen würde!“ Mit diesen Worten eröffnete
Padre Rogelio die Festpredigt bei der Einweihung am 8.
März 2002. Heute ist es aus dem Gemeindeleben nicht
mehr wegzudenken. Das Angebot betrifft vor allem die
Bereiche Kultur, Freizeit, Schule und Aus- und
Weiterbildung. Das Freizeitprogramm kann sich sehen
lassen. Bereits in den Vormittagsstunden stehen die ersten
Kinder, die Lust zum Spielen haben, vor der Tür. Um sie
kümmert sich ein Animateur, der auf dem Spielplatz vor
dem Zentrum an drei Vormittagen mit ihnen Volleyball
spielt, Fußballspiele veranstaltet, Federball bzw. Badminton
Turniere durchführt und sogar Ballhockey. An den
restlichen Vormittagen können sich die Kinder und
Jugendliche die Bälle und notwendigen Utensilien
ausleihen, um Spiele und Turniere selbst zu organisieren
und durchzuführen. Ab dem späten Nachmittag werden die
Spielsäle im Jugendzentrum geöffnet und stehen allen
Interessierten zur Verfügung. An manchen Abenden, wenn
es bereits dunkel ist, geht das Training zudem unter
Fluchtlicht weiter. An einem Abend ist die Inliner-Gruppe
dran, die mit ihrem Trainer jedes Mal noch riskantere
Sprünge und Figuren einüben. Es ist fast ein Wunder, dass
es bisher nicht zu schlimmen Stürzen und Brüchen
gekommen ist. Ebenfalls bei Flutlicht üben die Volleyball-
und die Basketballspieler, die tagsüber Unterricht und daher
keine Zeit zum Training haben.
Bei unserem kulturellen Angebot für Kinder und
Jugendliche möchte ich das breite Musikangebot erwähnen.
Verschiedene Musikgruppen, die in der ganzen Region
bekannt sind, haben ihren Ursprung im Jugendzentrum.
Dazu gehört beispielsweise die Gruppe „Sangre de
Guerra“, die sich auf Pop und Rock spezialisiert hat. Die
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meisten ihrer Lieder stammen von bekannten Gruppen und
Sängern. Zusätzlich komponieren sie eigene Songs mit
kritischen Texten. Die andere Musikgruppe „Yactasuyo“
spezialisierte sich auf Andenmusik mit ihren typischen
Musikinstrumenten Charango, Flöte und Trommeln.
Anfänger, die ein Musikinstrument erlernen möchten,
können den Musikunterricht im Jugendzentrum besuchen.
Das Kursangebot reicht von Gitarreunterricht über Bass,
Piano bis hin zu Perkussion und Schlagzeug. Und für alle,
die gerne singen, besteht auch die Möglichkeit
Gesangsunterricht zu nehmen. Zu unserem kulturellen
Angebot gehört außerdem Volkstanz und Theater. Über
diese Aktivitäten berichtete ich immer wieder. Die
Theatergruppe Jaq mit ihrem vielfältigen Programm ist
über die Grenzen von Segundo Montes hinaus bekannt.
Das sonntägliche Radioprogramm, welches sich in erster
Linie an Jugendliche richtet, kann ebenfalls außerhalb der
Gemeindegrenzen empfangen werden. Es sind vor allem
unsere Universitätsstipendiaten, die dieses Programm
gestalten. Die Themen, über die sie berichten, werden von
ihnen gemeinsam ausgesucht und haben zumeist aktuelle
Bezüge.
Modern Dance Gruppe
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Jugendzentrums
ist die organisierte Kinder- und Jugendarbeit. Seit einigen
Jahren haben wir in den einzelnen Ortsteilen verschiedene
Kinder- und Jugendgruppen aufgebaut. Das Programm für
die Treffen und Gruppenstunden wird gemeinsam von den
Teamern, in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum,
ausgearbeitet. Für die Auswahl und Ausbildung der
Gruppenleiter ist ebenfalls das Jugendzentrum zuständig.
Ein Highlight für Kinder und Jugendliche sind sicherlich
die großen Zeltlager. Sie werden in den Schulferien Anfang
des Jahres ausgerichtet. Bis zu 150 Kinder bzw. mehr als 80
Jugendliche nehmen immer daran teil. Betreut werden sie
dabei von Jugendgruppenleitern, Studenten sowie von
Köchinnen aus der Gemeinde.
Weitere Höhepunkte sind die Fahrten ins Kindermuseum
Tin Marin in die Hauptstadt. Die Zeit im Museum, das
speziell für Kinder gebaut und ausgestattet ist, vergeht
jedes Mal viel zu schnell. Die einzelnen Abteilungen mit
den Bereichen Feuerwehr, Flugzeug, Supermarkt, Mensch
usw. sind sehr interessant und niemals langweilig.
Natürlich kommt auch ein Besuch im zoologischen Garten
mit seiner Artenvielfalt gut an. Es sind vor allem die Affen,
welche die jungen Zuschauer anlocken.
Über das Weiterbildungsprogramm mit seinen
verschiedenen Kursen habe ich immer wieder berichtet. Für
den Großteil dieser Kurse ist inzwischen das neu gebaute
Ausbildungszentrum verantwortlich, das vor etwas mehr
als einem Jahr fertig gestellt wurde. Über die verschiedenen
Stipendienprogramme des Jugendzentrums berichtete ich
des Öfteren ausführlich und dieser Rundbrief macht keine
Ausnahme. Hinten findet Ihr erneut Beiträge hierzu. Des
Weiteren findet ihr Berichte über die damit verwandten
Bereiche Schulspeisung und Schülerwohnheim.
Über die Gestaltung die 10-Jahres-Feier hat sich Geovany
Sanchez, der Verantwortliche für unser
Stipendienprogramm für Gymnasiasten und ehemaliger
Universitätsstipendiat ein paar Gedanken gemacht.
„Schon ein paar Monate lang hatten wir uns immer wieder
den Kopf darüber zerbrochen, wie wir diesen Tag am
Besten gestalten könnten. Von vornherein war klar, dass
das Programm allen Altersgruppen etwas bieten sollte.
Eine große Helferschar von Jugendlichen und Stipendiaten
war dafür verantwortlich, dass alles reibungslos verläuft
Schon in aller Frühe ging es los. Um 4 Uhr morgens
weckte eine Jugendkapelle, die sich aus früheren Schülern
des Stipendienprogramms zusammen setzte, mit ihren Blas-
und Rhythmusinstrumenten die Leute. Diese Art geweckt zu
werden ist in unseren Gemeinden bei großen Festen
Tradition und wird Albarado genannt. Vor allem den
Älteren gefällt dieser alte Brauch und sie sind es ebenfalls
gewohnt, früh aufzustehen. So nach und nach trafen immer
mehr Leute im Jugendzentrum ein, wo wir ihnen einen
Kaffee servierten und sie hörten eine Weile zu. Gegen 8
Uhr hielt Padre Rogelio dann traditionsgemäß den
Dankesgottesdienst. In seinen Worten an die Kinder und
Jugendlichen erinnerte er daran, die Werte Dankbarkeit
und Solidarität hoch zu halten. Danach war bis zum
Mittagsessen Zeit für das Kinderprogramm. Ein
Gruppenleiter spielte den Animateur und spornte die
Kinder bei den verschiedenen Wettbewerben an wie
beispielsweise beim Ei-im-Löffel-Lauf, beim Sackhüpfen,
bei der Reise nach Jerusalem usw. Wer Lust hatte konnte in
die Höhe fliegen, denn im großen Saal war ein Trampolin
aufgestellt. Etwas später stiegen viele bunte Luftballons
noch viel höher, wobei jedes der Kinder hoffte, dass sein
Luftballon die weiteste Reise schaffen würde. An jedem
Ballon hing die Adresse des Absenders. Sehr heiß ging es
danach noch bei der Piñata zu. Damit die Kleineren und
die Mädchen nicht zu kurz kamen hatten wir vier
unterschiedliche Gruppen gebildet, die nach Alter und
Geschlecht ihre Piñata durchführen konnten. Auf diese
Weise kamen die meisten von ihnen zu Bonbons. Nachdem
alle erschöpft und hungrig waren bekamen alle ein
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Sandwich und ein Fruchtsaftgetränk ausgehändigt um
Hunger und Durst zu stillen.
Das Programm am Nachmittag und Abend war eher auf
Jugendliche zugeschnitten. Etliche von ihnen hatten sich in
vielen Probestunden darauf vorbereitet, einen
Programmpunkt zu gestalten. Man konnte zwar wieder die
Tanzkünste der Volkstanzgruppen bewundern, doch es
nahm erstmals eine heimische Modern Dance Gruppe teil.
Die Theatergruppe Jaq machte ebenfalls mit und hatte ein
Märchen für die Zuhörer dramatisiert. Märchen gefallen
nicht nur den Kindern, auch Erwachsenen hören gerne zu.
Im Anschluss daran ging es im großen Saal des
Jugendzentrums weiter, wo ein großer Karaoke Wettbewerb
stattfand. Es herrschte eine tolle Stimmung. Die Zuhörer
feuerten ihre jeweiligen Kandidaten mit lautem Applaus
und Zurufen an und forderten Zugaben. Das Ganze wollte
kein Ende nehmen. Dabei warteten draußen bereits die
Leute, die das Feuerwerk zum zehnjährigen Bestehen
zünden sollten. Obgleich viel Pulverstaub auf die
Zuschauer rieselte gefiel
es ihnen sehr gut. Da das
Jugendzentrum auf dem
höchsten Hügel in Quebrachos
liegt konnte man es ebenfalls
gut von weitem sehen.
Der nächste und letzte Programmpunkt war die auf dem
Basketballplatz aufgebaute Disco für die Jugendlichen. Bis
Mitternacht schüttelten sich die Tänzer zu den heißen
Rhythmen von Salsa, Merengue, Cumbia, Bachata, Reggea
und Rockmusik.
Vier neue Klassenräume beim Technischen Gymnasium
Im letzten Rundbrief berichtete ich über die Vereinbarung
mit dem Erziehungsministerium, zu Beginn dieses
Schuljahres einen neuen technischen Schulzweig am
hiesigen Gymnasium einzurichten. Unser Beitrag dafür
sollte der Bau von vier Klassenräumen sein, wobei zwei
von ihnen als Werkstätten für den praktischen Unterricht
vorgesehen waren. Des Weiteren informierte ich Euch über
die mühsame und nervenaufreibende Suche nach Mäzenen
für dieses Projekt, welches nicht nur für die Gemeinde
Segundo Montes von großer Bedeutung ist, sondern für den
gesamten Norden von Morazán. Und ich berichtete, wie ich
schließlich bei den Sternsingern, bei der Erzdiözese
Freiburg und bei der Stiftung Genialsozial fündig wurde.
Obwohl die Bauarbeiten dieses Mal mit einer Unmenge an
Problemen verbunden waren, konnte das Projekt
fristgemäß zum Jahresende abgeschlossen werden. Es war
das erste Mal, dass bei einem Neubau so viele Hindernisse
auftauchten. Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass
wir mitten in der Regenzeit mit den Bauarbeiten anfangen
mussten. Außergewöhnlich niederschlagsreiche Regenfälle
führten bereits im ersten Baumonat, im August, zum
Einsturz einer benachbarten Stützmauer, die einen Grossteil
der Baustelle unter sich begrub. Wir konnten von Glück
sagen, dass dies nachts passierte und sich niemand auf dem
Baugelände befand. Mit Hilfe von freiwilligen Schülern
konnten die Aufräumarbeiten bald erledigt werden.
Die vier neuen zweigeschossigen Klassenzimmer
Gleichzeitig wurde mit der Errichtung einer neuen
Stützmauer begonnen. Dies war notwendig, da sich das
Baugelände in Hanglage befindet. Die Arbeiten wurden
außerdem durch die Regenfälle in den frühen
Nachmittagsstunden beeinträchtigt. Häufig blieb uns nichts
anderes übrig, als die Bautätigkeit in diesen Stunden
einzustellen. Der einzige große Vorteil war, dass es uns nie
an Wasser fehlte. Etwas zügiger verliefen dagegen die
Arbeiten für das Obergeschoss, da diese mit dem Beginn
der Trockenzeit zusammenfielen. Die Mauern des Neubaus
konnten zügig hochgezogen werden und die Arbeiten am
Dach wurden in Rekordzeit fertig gestellt. Ende Dezember
war das zweigeschossige neue Schulgebäude endlich fertig.
Insgesamt kam uns der Neubau teurer als geplant, doch
seine Mehrkosten konnten erfreulicherweise durch
Spenden verschiedener Gruppen aufgefangen werden.
Für die Ausstattung der beiden Klassenräume und der zwei
Werkstätten mit Möbeln sowie für die technische
Ausstattung der Werkstätten waren wir glücklicherweise
nicht mehr verantwortlich. Diese Verpflichtung hatte das
Erziehungsministerium übernommen. An ein Aufatmen
war aber noch nicht zu denken.
Noch mehr Klassenräume und neue Schulzweige
Die lokale Schulbehörde hatte uns außerdem gebeten,
zusätzlich drei weitere Klassenräume zu bauen. Diese
wurden dringend benötigt, da mit Beginn des Schuljahres
2012 einige neue Abteilungen im Gymnasium eröffnet
werden sollten. Erst einmal musste jedoch die Bodenfrage
geklärt werden. Da die räumlichen Verhältnisse auf dem
Grundstück des Gymnasiums sind sehr beengt sind, war
eine Ausweitung dringend notwendig. Die Besitzerin eines
Nachbargrundstücks erklärte sich bereit, den dafür
notwendigen Platz unentgeltlich zu Verfügung zu stellen.
Gott sei Dank war damit der Platzbedarf geregelt. Eine der
neuen Abteilungen ist eine landwirtschaftliche Abteilung.
Warum ausgerechnet eine landwirtschaftliche Abteilung?
Der Norden des Departments Morazán wird zwar seit jeher
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für den Anbau von landwirtschaftlichen Produkten genutzt,
im Grunde genommen jedoch nur zum Anbau von Mais
und Bohnen für den eigenen Bedarf. Wie das geht wissen
die meisten. Die Ausbildung im neuen Schulzweig ist
jedoch viel umfassender. Sie schließt den Anbau von Obst
und Gemüse ein, den Anbau von Pflanzen, Blumen und
Sträuchern, die Wiederaufforstung, Viehzucht, Fischerei,
die Produktverarbeitung usw. Ökologische Standpunkte
und Anbauformen sind selbstverständlich im Lehrplan
enthalten. Außerdem lernen die Schüler die Verarbeitung
und was genauso wichtig ist, die Vermarktung der
landwirtschaftlichen Produkte. Beim Bau eines weiteren
Klassenzimmers half uns dieses Mal glücklicherweise der
Verein Partnerschaft El Salvador, der im Bildungshaus
Kloster St. Ulrich beheimatet ist. Er finanzierte den Bau
eines Klassenzimmers für die neue Sektion. Seit Januar
besuchen etwa 30 Schülerinnen und Schüler diesen neuen
Schulzweig. Der Norden des Departments Morazán ist
jedoch nicht nur eine landwirtschaftliche Region, sondern
alljährlich ebenfalls das Ziel vieler Touristen. In
Gesprächen mit Behörden, Touristikunternehmen und
Betrieben des Hotel- und Gaststättengewerbes wurden wir
immer auf den Mangel an Fachkräften und auf das Fehlen
von gut ausgebildetem Personal hingewiesen.
Neues Klassenzimmer für den landwirtschaftlichen Zweig
Wir beantragten daher beim Erziehungsministerium die
Errichtung des neuen Schulzweigs „Touristik“ am hiesigen
Gymnasium. Dem Antrag wurde stattgegeben und beide
Seiten unterschrieben erneut eine offizielle Vereinbarung
mit Verbindlichkeiten für beide Seiten. Unsere
Verpflichtung dabei ist, wie bereits bei der Vereinbarung
mit dem Ministerium im vergangenen Jahr, der Bau von
drei neuen Klassenzimmern. Einen Teil unserer
Verpflichtung konnten wir glücklicherweise bereits
erfüllen, nämlich den Bau eines der drei notwendigen
Klassenzimmer für diesen neuen Schulzweig. Dies war
möglich dank der finanziellen Unterstützung der
Kabarettgruppe von der Integrierten Gesamtschule Paffrath
in Bergisch Gladbach. Nun müssen wir nur noch zwei
weitere Klassenräume bis zum Beginn des neuen
Schuljahres 2013 bauen. Wir sind sehr froh darüber, dass
uns das Erziehungsministerium mit der Genehmigung für
die neue Schulabteilung entgegen kam. Früher wurden wir
nicht einmal im Ministerium vorgelassen und in diesem
Jahr bekamen wir gleich drei neue Sektionen genehmigt!
Es sitzt sich gut auf den neuen Schulmöbeln
Schulmöbel
Nachdem die Finanzierung der zusätzlichen Klassenräume
gesichert war musste außerdem noch die Finanzierung des
Schulmobiliars für diese neuen Räumlichkeiten geklärt
werden. In jedem Klassenzimmer sollten mindestens 30
Tische und Stühle sowie die notwendigen Tafeln aufgestellt
werden. Dabei gingen wir von einer Zahl von etwa 30
Schülerinnen und Schülern aus. Ein höherer Bedarf musste
vom Gymnasium gedeckt werden. Auch dabei hatten wir
großes Glück. Auf der Suche nach Unterstützung für die
Ausstattung der neuen Klassenzimmer schrieb uns die Stadt
Konstanz, dass sie bereit wäre, eine Spende für den Kauf
der Hälfte der Schulmöbel eines Klassenzimmers, sprich 15
Tische und Stühle, zur Verfügung zu stellen. Unsere Freude
und Dankbarkeit war groß. Nun fehlten uns nur noch die
anderen drei Viertel des Schulmobiliars. Guter Rat war
teuer; woher sollten wir das restliche Geld bekommen? Da
erreichte uns kurz vor Heilig Abend das folgende Mail von
Frank Tuschy, dem Verantwortlichen des Kinder-Kirchen-
Ladens der ev. Kirchengemeinde Sankt Blasii, Nordhausen.
Nordhausen, 21. 12. 2011
Lieber Rudi in El Salvador,
auch in diesem Advent haben wir vom Nordhausener
Kinder-Kirchen-Laden an allen vier Wochenenden wieder
unser „Cafe-KILA“ für die Besucher des Nordhäuser
Weihnachtsmarktes geöffnet. Es waren schätzungsweise
1000 verschiedene Menschen bei uns zu Gast und etwa 100
Kinder, Eltern und Jugendliche haben im Laufe der vier
Wochen mitgeholfen. Die Bedienung der Gäste und auch
das Kassieren der sehr günstigen Preise (alles kostet 0,50€)
war allein Aufgabe der Kinder.
Auf dem Bild siehst du unsere Kellner, mit ihren weißen
Schürzen, die an einem einzigen Tag zum Bedienen
angetreten waren. So viele waren es allerdings nicht an
allen Tagen. Vom Gewinn, den wir erwirtschaften konnten,
möchten wir Euch auch dieses Mal einen guten Teil
abgeben. Die genaue Höhe ergibt sich noch durch die
Festlegungen in den einzelnen Kindergruppen.
Frohe Weihnachten Euch und herzliche Grüße,
Frank Tuschy aus Nordhausen
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Kleine Kellnerinnen aus Nordhausen
Es war ein wahres Weihnachtsgeschenk. Die Spende
reichte allerdings nicht ganz aus, um die restlichen 15
Tische und Stühle einzukaufen. Wieder waren es rührige
Kinder, die uns weiterhalfen. Dieses Mal kamen sie aus
dem Schwäbischen von der Kinderkirche der
Evangelischen Dietrich Bonhoeffer Kirchengemeinde in
Ostfildern. Mit ihrem Kinderopfer trugen sie ihr Scherflein
zum Kauf der Schulmöbel bei. Beiden Gruppen ein
herzliches Dankeschön für ihr großartiges Engagement für
Kinder in einer Gemeinde der sogenannten Dritten Welt.
Um die Ausstattung des zweiten Klassenzimmers mit
weiteren 30 Tischen und Bänken kümmerte sich unsere
Freiwillige Steffi Ruetz, die mit Erfolg ihre frühere
Schulstätte, das Spohn-Gymnasium in Ravensburg
anschrieb. Hier die positive Rückmeldung ihrer Schule:
Hallo Steffi,
sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber wie du richtig
bemerkt hast habe ich im Moment so einiges um die Ohren.
Natürlich haben wir Segundo Montes nicht vergessen und
wie jedes Jahr rühre ich am Schulfest die Werbetrommel,
um Geld für "Euch" zu bekommen. Dafür wäre es toll, wenn
du tatsächlich aus erster Hand berichten könntest.
Ehemalige Schülerin, die sieht, an was es fehlt und dass
das Geld gut angelegt ist kommt natürlich super an.
Die Stadt hat wie immer aufgerundet, die Mittel werden
aber meines Wissens auch immer knapper, aber was
möglich ist wird gemacht. Die Spenden gehen ganz zu
euch.
Wie geht¹s dir? Falls du mal wieder da bist musst du
erzählen, vielleicht auch einen Vortrag an der Schule
halten für die Eltern und natürlich die Lehrer. Wie lange
bleibst du noch??
Bei mir ist schon spät, ich mach dann mal Schluss, bis bald Stephan
Schulmöbel
Das dritte zusätzlich errichtete Klassenzimmer ist für den
Informatikunterricht bestimmt. Dieser Neubau war
dringend notwendig geworden, da die Ausweitung des
Bildungsangebots zu einem starken Anstieg der Schüler
führte. Von seinen Ausmaßen her ist der Raum größer als
die anderen Klassenzimmer, da der Platzbedarf pro
Computer höher ist. Der Bau ging reibungslos voran und
die Bauzeit von zwei Monaten konnten wir dank der
Mithilfe von freiwilligen Schülern einhalten. Das
notwendige Mobiliar wurde vom Gymnasium selbst
angeschafft. Um die Ausstattung mit Computern brauchten
wir uns nicht zu kümmern, da dies Aufgabe des
Erziehungsministeriums war. An dieser Stelle möchten wir
der Diözese Limburg danken, denn nur dank ihrer
Unterstützung konnte dieses Bauvorhaben durchgeführt
werden.
Offizielle Einweihung der neuen Klasseräume
Wir sind davon überzeugt, dass das erweiterte
Schulangebot mit den neuen drei interessanten und
zukunftsträchtigen Schulzweigen allen Schülerinnen und
Schülern große Chancen bietet. Hinzu kommt, dass sie
nach ihrem Abitur dort arbeiten können, wo sie
aufgewachsen sind, sprich, im Norden von Morazán. Damit
entfällt für sie (hoffentlich) die Notwendigkeit, in
Großstädte oder sogar in die USA auswandern, um dort
Arbeit zu finden.
Für interessierte Abiturienten besteht außerdem die
Möglichkeit, nach dem Besuch des Gymnasiums an der
neuen Fachhochschule in Segundo Montes ein Studium
aufzunehmen. Die Einweihung dieser neuen Bildungsstätte
erfolgte ebenfalls am 16. März, parallel zur Einweihung
unserer neu gebauten Klassenräume. Das neue
Bildungsinstitut bietet im ersten Jahr die beiden
Studienfächer „Technischer Ingenieur“ und „Techniker für
das Hotel- und Gaststättengewerbe und Touristik“ an. Ab
kommendem Jahr kann außerdem noch das Fach
„Agraringenieur“ beleget werden. Für lernwillige junge
Leute sind das wirklich gute Aussichten.
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Einweihung der sieben neuen Klassenräume
Nach mehrmaligem Verlegen wurde die Einweihung der
neuen Klassenräume auf den 16. März festgelegt. Zu
diesem Zweck kam die Vize-Ministerin aus dem
Erziehungsministerium, Ermelinda Handal Vega, mit
großem Tross aus San Salvador angereist. In
Zusammenarbeit mit dem Gymnasium hatten wir ein
Programm zusammen gestellt. Der Gottesdienst wurde von
Padre Rogelio Ponseele gehalten, der seine Ansprache mit
vielen, teilweise sehr witzigen Kommentaren zum Thema
Schule anreicherte. Sehr wichtig war es ihm, über die
Bedeutung der sozialen Verpflichtungen der Schüler zu
sprechen. Alle Schülerstipendiaten verpflichten sich ja, 50
Sozialstunden in ihrer Gemeinde abzuleisten. „Wer sagt,
dass er heute keine Zeit dafür hat und dies später tun
würde, wird es niemals tun“, betonte er. Dem Gottesdienst
schloss sich der offizielle Festakt an. Am Ehrentisch saßen
eingeladene Vertreter des Erziehungsministeriums,
politische Vertreter der Gemeinde, Vertreter von
Nichtregierungsorganisationen, welche die Grundstücke
zur Verfügung gestellt hatten, sowie meine Person. In
meinem Redebeitrag drückte ich unsere große Freude
darüber aus, dass wir am heutigen Tag am hiesigen
Gymnasium insgesamt sieben neue Klassenräume
einweihen können, die den Schülern neue
Ausbildungsmöglichkeiten erschließen. Des Weiteren
dankte ich allen Institutionen und Gruppen, welche die
neue Infrastruktur finanziert und ermöglicht hatten (mehr
darüber im letzten Rundbrief). Schließlich bat ich die
Schülerinnen und Schüler, das neue Bildungsangebot
auszunutzen.
Gäste bei der Einweihungsfeier
Das Erziehungsministerium veröffentlichte auf seiner
offiziellen Webseite den folgenden Beitrag hierzu:
Mit dem Ziel zur Entwicklung und zum Lernen der
Schülerinnen und Schüler aus der Gemeinde Segundo
Montes beizutragen, wurde die Einweihung der neuen
schulischen Einrichtungen vorgenommen; zwei
Klassenzimmer für den Technischen Zweig und zwei
Werkstätten, sowie eine Klasse für den landwirtschaftlichen
Zweig am Gymnasium.
Der Neubau war möglich dank der Solidarität eines
Europäers, dem Deutschen Rudolf Reitinger, dem es ein
wichtiges Anliegen ist, dass Schülerinnen und Schüler in
geeigneten Räumlichkeiten unterrichtet werden können.
Die Vize-Erziehungsministerin für die Bereiche
Wissenschaft und Technologie, Doktor Erlinda Handal war
auserwählt, in einem feierlichen Akt das Eröffnungsband zu
durchschneiden, was zugleich die Einweihung der neuen
Klassenräume symbolisierte. Die begünstigten
Schülerinnen und Schüler äußerten ihre Freude über die
abgeschlossenen Baumaßnahmen.
„Dies ist eine große Chance für uns Schülerinnen und
Schüler. Nun besteht tatsächlich die Möglichkeit, zwischen
verschiedenen Schulzweigen auszuwählen. Nun gibt es
nicht mehr, wie bisher, nur eine einzige
Bildungsmöglichkeit am Gymnasium, sondern nun können
wir zwischen verschieden Zweigen auswählen. Dies öffnet
uns Türen zu neuen Kenntnissen“ sagte Jose David, ein
Schüler im ersten Schuljahr des Technischen Gymnasiums.
„Für das Gymnasium Segundo Montes ist es eine große
Auszeichnung, dass es nun mehr Klassenräume gibt. Auf
diese Weise können wir in geeigneten Räumlichkeiten und
mit der für den Unterricht notwendigen technischen
Ausstattung unterrichtet werden“, ist die Meinung der
Schülerin Zulma Rosinda.
Ähnlich äußerten sich ebenfalls die Eltern der Schüler, die
sich dankbar für Bau der neuen Klassenräume zeigten.
Dank ihnen wäre es den Gymnasiasten nun möglich, das
neue Bildungsangebot am hiesigen Gymnasium
wahrzunehmen und man müsste dazu nicht mehr in die
großen Städte umziehen. „Dank der Organisierung unserer
Gemeinde, der internationalen Solidarität und dem Beitrag
des Erziehungsministeriums glauben wir, dass den
Abiturienten nun neue Optionen offen stehen, die nicht nur
Schülern, sondern auch ihren Familien zugute kommen.
Für die Gemeinde bedeutet dies die Verwirklichung eines
Traumes“ sagte Lorenza Claros, die Mutter eines Schülers.
Mit dem Neubau erfüllte sich der Wunsch der Schülerinnen
und Schüler nach mehr Klassenräumen. Diese Tatsache
ermöglicht die Entfaltung des Lehr- und Lernprozesses.
Außerdem bietet sie den Schülern größere Möglichkeiten,
nach dem Abitur eigenständig zu arbeiten.
INSTITUTO NACIONAL SEGUNDO MONTES
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Stipendienprogramm für Gymnasiasten
Nicht nur die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums
waren froh über die neuen Klassenräume, auch wir vom
Jugendzentrum sind erleichtert, dass der Neubau der sieben
neuen Räumlichkeiten endlich abgeschlossen wurde. Diese
werden dringend benötigt, auch im Hinblick auf das
nächste Schuljahr. Die neuen Modalitäten steigern die
Attraktivität des hiesigen Gymnasiums, sicherlich auch für
auswärtige Schüler. Schon jetzt kommt die Hälfte der
Gymnasiasten aus verschiedenen Ortschaften. Ich bat
Geovany Sanchez, dem Verantwortlichen für das
Stipendienprogramm für Gymnasiasten, um einen kurzen
Beitrag zu seiner Arbeit und speziell zu diesem Thema.
„Meine Arbeit mit den Stipendiaten ist
sehr vielseitig. Ich habe zwar eine Menge
Büroarbeit zu erledigen, bin aber
daneben auch viel unterwegs. Die
Schulmensa gehört beispielsweise zu
meinem Aufgabenbereich. Ich bin immer
wieder dort, vor allem dann, wenn das Essen ausgegeben
wird und kontrolliere, ob der Essensplan eingehalten wird,
ob die Essensportionen ausreichend sind, ob es lange
Wartezeiten bei der Essensausgabe gibt usw.
Immer wieder stehen ebenfalls Arbeitstreffen mit dem
Direktor des Gymnasiums oder mit einem Teil der Lehrer
oder Schüler an. Mit Hilfe der Schüler verteilen wir
ebenfalls die Einladungen an die Stipendienkommission
oder an die Eltern für spezielle Versammlungen.
Meine Arbeit erfordert außerdem, die Nachbargemeinden
zu besuchen, da viele unserer Stipendiaten aus 17
unterschiedlichen Ortschaften kommen (siehe Karte).
Dabei wohnen sie zumeist nicht im Dorf selbst. Manchmal
sind diese kleinen und abseits gelegenen Ortsteile nur sehr
schwer und nur mit einem Fahrzeug mit Allradantrieb zu
erreichen. Häufig hat ein Ort mehrere dieser Weiler, in
denen jeweils 500 bis 1000 Personen leben. In den dortigen
Schulen werden in etlichen Fällen mehrere Klassen
gleichzeitig vom selben Lehrer unterrichtet. Alle haben
jedoch den Wunsch, in ihrem Leben voran zu kommen.
Unser Stipendienprogramm ist die große Möglichkeit für
sie, dass ihr Traum, voran zu kommen, in Erfüllung geht.
Sie nehmen daher mit Freuden unser Angebot an, die
Woche über in den Schülerwohnheimen zu leben.
Für bestimmte Regionen haben wir mit den
Busgesellschaften eine Vereinbarung ausgehandelt und für
drei Routen, an denen viele Dörfer liegen haben wir Busse
angemietet, die morgens die Schüler abholen und am
Nachmittag wieder nach Hause bringen. Aber in viele
kleine Ansiedlungen gibt es überhaupt keine
Busverbindung. Ihre Bewohner müssen erst einmal einen
Fußmarsch in Kauf nehmen, manchmal sogar 1 bis 2
Stunden, bis sie an eine Haltestelle kommen. In der
Trockenzeit ist dies nicht so mühsam, aber wenn es regnet
und die Wege voller Lehm sind und rutschig, wird es sehr
beschwerlich. Da wohnen die Gymnasiasten die Woche
über doch lieber im Schülerwohnheim.
Zu meinen Aufgaben gehört ebenfalls die Kontrolle der
sozialen Tätigkeit der Stipendiaten. Jeder und jede ist ja zu
jährlich 50 Stunden sozialer Arbeit in seiner
Heimatgemeinde verpflichtet. Wenn ich dorthin unterwegs
bin merke ich selbst, wie mühsam der Weg ist und welche
Strapazen die Stipendiaten auf sich nehmen. Manchmal
habe ich in diesen Ortschaften auch Gesprächstermine mit
den jeweiligen Mitgliedern der Stipendienkommission. In
der Regenzeit muss ich schauen, dass diese Termine
möglichst in den Vormittagsstunden liegen, da es
nachmittags zumeist regnet und die Strassen unpassierbar
werden. Mit viel Glück kam ich bisher immer trocken nach
Hause.“
Nivelación
Vor Beginn des neuen Schuljahres müssen alle neuen
Studenten vier Wochen lang jeden Tag die Schulbank
drücken, um ihre Kenntnisse aufzubessern. Vor allem für
Schüler aus sehr entlegenen Schulen ist diese „Nachhilfe“
sehr wichtig, da sie in der Vergangenheit kaum
Englischunterricht oder noch nie mit einem Computer zu
tun hatten. Unsere beiden Voluntarias, Tina und Steffi
waren daher vier Wochen lang als Lehrerinnen tätig. Steffi
hat uns einen kurzen Bericht über ihre Erfahrungen in
dieser Zeit geschrieben.
Hier nun ein kleiner Bericht über die „Nivelación“ für die
Bachilleres. Es handelt sich dabei um einen der beiden
Bereiche auf die sich meine Tätigkeit als Voluntaria
vorwiegend bezogen hat.
Nivelación
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Für alle Gymnasiasten, die ein Stipendium bekommen, wird
vor Beginn der zwei- bzw. dreijährigen Zeit am Gymnasium
ein Wiederholungskurs in den wichtigsten Fächern
(Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften, Informatik
und Lernstrategien) angeboten. Dieser Kurs ist für alle
verpflichtend und wird vor allem deshalb angeboten, da
das Bildungsniveau an den unterschiedlichen Volksschulen,
von denen die Schüler kommen, sehr stark variiert. So
hatten manche Schüler noch nie oder nur sehr schlechten
Englischunterricht, andere haben noch nie mit einem
Computer gearbeitet und wieder andere haben außer
Addieren keine andere Rechenart kennengelernt. Für diese
Schüler ist die „Nivelación“ sehr wichtig, da sich
ansonsten ihre anfängliche Motivation sehr schnell in
Frustration wandeln würde. Mit dem vierwöchigen Kurs
wird versucht dies zu vermeiden und die Vorkenntnisse der
Schüler auf ein Niveau zu bringen. Übrigens war ich von
der Motivation der Schüler wirklich positiv überrascht:
Der allergrößte Teil der Schüler geht den Kurs mit einer
Menge an Enthusiasmus und Interesse an.
Sozialstunden der Gymnasiasten beim Schulbau
Probleme gab es hinsichtlich der Motivation also eher
selten. Ich, als angehende Referendarin, hatte hingegen
eher Probleme meinen Idealismus an die Realität in El
Salvador anzupassen. Genauer gesagt habe ich hier meine
erste Lektion in Sachen Realität in der Schule gelernt und
bin darüber auch wirklich froh. Das soll heißen, dass ich
meine tollen Unterrichtsmethoden den materiellen und
medialen Bedingungen anpassen musste. Vor allem aber
musste ich meine Erwartungen, was die methodischen
Kenntnisse der Schüler anbelangt, sehr drastisch
verändern. Tina, die andere Volontärin, und ich haben in
der „Nivelación“ Englisch unterrichtet. Eines der größten
Probleme der Schüler ist, dass sehr große Angst davor
haben Englisch zu sprechen. Trotzdem konnten wir am
Ende mit einigen Spielen und Liedern auf Englisch
erreichen, dass die Schüler wenigstens etwas sprechen.
Alles in allem denke ich, dass die „Nivelación“ den Anfang
am Gymnasium für den größten Teil der Schüler stark
erleichtert, da am Gymnasium deutlich höhere
Anforderungen gestellt werden als an der Volksschule . Die
„Nivelación“ fungiert somit als Gewöhnungsphase an die
Zeit am Gymnasium.
Schülerwohnheim
Der Anstieg der auswärtigen Stipendiaten im neuen
Schuljahr hatte unmittelbare Auswirkungen auf das damit
verbundene Projekt Schülerwohnheim. Im von uns selbst
gebauten Wohnheim sind 16 Schülerinnen und Schüler
untergebracht, die aus weit entfernten Gemeinden bzw.
Weilern stammen. Häufig gibt es dorthin täglich nur eine
einzige Busverbindung, doch Fahrtdauer und Fahrpreis
stehen einfach in keinem Verhältnis. Daher bleiben sie die
Woche über im Schülerwohnheim und fahren nur an den
Wochenenden nach Hause. In diesem Jahr ist die Zahl
dieser auswärtigen Schüler auf über 30 angestiegen und wir
mussten uns nach neuen Wohnmöglichkeiten für sie
umsehen. Da die in der Gemeinde Segundo Montes
gebauten Häuser normalerweise nicht sehr groß sind, waren
wir gezwungen, zwei weitere Häuser anzumieten.
Außerdem war es notwendig noch weitere Faktoren in
Betracht ziehen, damit es acht Schüler, die sich vorher
überhaupt nicht kannten, im gleichen Hause aushalten.
Damit man sich auf dem eingeschränkten Raum tagsüber
nicht auf die Füße tritt, stellten wir vier Stockbetten in jedes
Haus. Jeder bekam die Möglichkeit, seine wenigen Sachen
in einem halben Schrankteil unterzubringen. Dann stellten
noch Tische und Bänke in die Wohnung, besorgten noch
eine Kochplatte für Gasbetrieb und die beiden neuen
„Schülerwohnheime“ waren bezugsbereit.
Morgens richten sich die Gymnasiasten ihr Frühstück
selbst, mittags können sie an der Schulspeisung teilnehmen
und für den späten Nachmittag bestellen die meisten von
ihnen in der Mensa das Abendessen, welches sie in das
Schülerwohnheim mitnehmen. Damit es dort in etwa
manierlich zugeht haben sich die drei Häuser eine eigene
Hausordnung gegeben. Jedes von ihnen hat außerdem einen
Verantwortlichen, der für die Einhaltung dieser Regeln
verantwortlich ist. Nach 21 Uhr muss es beispielsweise in
der Wohnung ruhig sein und wer noch Musik hören will
muss seine Kopfhörer aufsetzen. Ein wöchentlicher
Putzplan sorgt dafür, dass die Wohnung nicht im Chaos und
Dreck versinkt. Ein großes Problem in der Trockenzeit ist
der Wassermangel. In den drei Häusern ist seit Februar kein
einziger Tropfen Wasser mehr aus dem Wasserhahn
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gekommen. Dies wird sich erst wieder in der Regenzeit
ändern, d.h. wir müssen noch drei weitere Monate warten.
In der Zwischenzeit sind wir gezwungen, mindestens
zweimal in der Woche Wasser aus einem Bach oder einer
Quelle herbei zu karren.
Da alle drei Häuser in unmittelbarer Nachbarschaft des
Jugendzentrums liegen, kann Geovany, der Verantwortliche
für das Stipendienprogramm der Schüler, auf die Schnelle
vorbeischauen. Er ist der Ansprechpartner für alle, falls es
in den Häusern Probleme gibt, welche die Bewohner der
Wohngemeinschaften selbst nicht lösen können.
Steffi und die Köchinnen der Schulspeisung
Mensa und Schulspeisung
Der Anstieg der Schülerzahlen hatten ebenfalls
Auswirkungen auf die Schulspeisung. Während im
vergangenen Schuljahr durchschnittlich etwas weniger als
200 Schülerinnen und Schüler dieses Angebot täglich
wahrnahmen, so waren es in den ersten drei Monaten
dieses Schuljahres bereits 250. Der Preis dafür, 0,20 US $
pro Mahlzeit ist absolut günstig, auch für sehr arme
Schüler. Wo sonst gibt es fünf Mahlzeiten in der Woche für
nur 1 US $? Das Geschirr zum Essen müssen sie allerdings
selbst mitbringen. Auch hier waren wir aktiv und
interessierte Schüler konnten es preisgünstig über uns
erwerben.
Der große Ansturm der hungrigen Gymnasiasten, die
natürlich alle zur selben Zeit essen wollen, bescherte uns
jedoch einige Problem. Die drei bisherigen Köchinnen
waren dem Andrang nicht mehr gewachsen und wurden mit
dem Zubereiten der Mahlzeiten nicht fertig. Hier sorgten
wir mit der Einstellung einer weiteren Köchin rasch für
Abhilfe. Das nächste Problem, das Fehlen ausreichender
Sitzgelegenheiten, war nicht so schnell zu lösen. Wir hatten
ja bereits im vergangenen Jahr die Anzahl der Bänke und
Tische erweitert, um möglichst allen Schülern die
Möglichkeit zu geben, ihre Mahlzeiten in Ruhe
einzunehmen. Nun tauchte dieses Problem erneut auf.
Außerdem baten uns die Köchinnen, weitere und bessere
Kochstellen für die Zubereitung der Essen herzurichten.
Es handelte sich dabei um drei offene Feuerstellen, die zum
Kochen mit Brennholz zwar geeignet waren, die aber dem
Ansturm nicht mehr gewachsen waren. Die neu
angeschafften Töpfe waren höher als die bisherigen und die
kleinen Köchinnen konnten sie nicht mehr handhaben.
Außerdem bröckelte es an den Feuerstellen und das
Baumaterial wies Probleme auf. Zudem wurde beim Bau
vor 8 Jahren der Rauchabzug nicht ausreichend
berücksichtigt. Er zieht nämlich genau in Richtung
Bäckerei ab und belästigt die Frauen beim Backen. Eine
Lösung war gefordert. Seit zwei Monaten sind wir daher
dabei, unsere Schulmensa erneut umzugestalten. Es werden
dabei ausreichende Kochstellen für alle Köchinnen gebaut.
Der Rauchabzug wird berücksichtigt, so dass künftig
niemand mehr damit belästigt wird. Die neuen
Arbeitsplätze sind nach einer Seite hin offen, luftig und
relativ kühl und vor allem sie werden von
Witterungsauswirkungen kaum beeinflusst.
Für den Essensbereich ist vorgesehen, die alten und
wuchtigen Betonbänke und -tische zu ersetzen, damit mehr
Schüler Platz finden. Die Essensausgabe wird ebenfalls
geregelt, damit das Vordrängen zumindest erschwert wird.
Zudem wird für die Schüler ein weiter Abwaschplatz für
das dreckige Geschirr geschaffen. Die Arbeiten für den
Essenbereich werden jedoch noch etwas Zeit in Anspruch
nehmen, da während der Essenszeiten nicht gearbeitet
werden kann. Wir können auch nicht alle alten Bänke und
Tische gleichzeitig abreißen, sondern müssen schrittweise
vorgehen. Ich berichte das nächste Mal mehr darüber.
Eine unserer Freiwilligen, Steffi, ist eine sehr gute Köchin,
was sie wahrscheinlich von ihrer Mutter geerbt hat. Zudem
konnte sie während ihres Studiums in einem Restaurant
einschlägige Erfahrungen sammeln. Es war daher
naheliegend, dass sie die Köchinnen mit neuen Ideen, aber
ebenso beim Kochen unterstützte. Hier ihr kurzer
Erfahrungsbericht.
Ein weiterer Tätigkeitsbereich, über den ich gerne
berichten möchte, war der „Comedor de Bachilleres“ bzw.
die Kantine für die Stipendiaten. Dort habe ich versucht die
Arbeit meiner Vorgängerin Thea fortzusetzen, die bereits
ein gutes Stück Vorarbeit geleistet hatte. Die
Zusammenarbeit mit den Köchinnen hat sehr viel Spaß
gemacht und bestand vorwiegend daraus den Menü-Plan
an die Lebensmittelbestellungen anzupassen.
Essensausgabe
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Außerdem fand im November ein kleiner Kochkurs mit
einem Koch aus der Region statt, bei dem wir alle sehr viel
gelernt haben. Als Ergebnis hatten wir dann ein kleines
Rezeptbuch, und nach und nach haben wir einige der
Rezepte im „Comedor“ ausprobiert. Manche davon haben
danach einen festen Platz im Menü-Plan gefunden und
insgesamt muss ich sagen, dass sich das Essen dort
inzwischen wirklich sehen lassen kann. Von Spaghetti mit
Tomatensoße über Frikadellen mit Kartoffelpüree und
Gemüseküchlein (Danke Thea!) gibt es nun eine Variation
von verschiedenen Gerichten und die Anzahl der Schüler
(inzwischen kommen durchschnittlich 250 Schüler täglich!)
spricht für sich. Auch ich habe einiges gelernt, z.B. Tortillas
machen, auch wenn ich im Vergleich zu den Frauen dort
noch immer nicht die beste „Tortillera“ bin. Alles in allem
möchte ich die Zeit in Segundo Montes nicht missen. Ich
habe viele Leute kennengelernt, die inzwischen gute
Freunde geworden sind und die Zeit, die ich hier verbracht
habe, war für mich eine große Bereicherung. Nun müssen
meine Spanischschüler in Deutschland auf jeden Fall auch
ein bisschen „Slang“ aus Morazán lernen. Und eines ist
jedenfalls sicher: Eines Tages, und hoffentlich wird nicht
allzu viel Zeit vergehen, werde ich Segundo Montes wieder
besuchen. Vielen Dank an alle, im Jugendzentrum, im
Comedor, im Altenzentrum, der Bibliothek und natürlich
auch an Rudi für die tolle Zusammenarbeit. Bis bald!
Seminar für die Universitätsstipendiaten
Universitätsstipendien
Die letzten Tage vor der Vergabesitzung der neuen
Universitätsstipendien im Dezember sind immer ein
Nervenkitzel und sind noch spannender als ein Krimi. Das
vergangene Jahr war keine Ausnahme. Die bange Frage,
die sich alle stellen, ist immer die gleiche: Gibt es wieder
ein paar Stipendien für das kommende Jahr?
Für Stipendien im Norden des Departments Morazán ist
unser Jugendzentrum die zentrale Anlaufstelle. Wir werden
daher bereits Monate vorher regelrecht mit Neuanträgen
bombardiert. Die ersten Nachfragen von Interessierten
werden bereits Mitte des Jahres abgegeben. Die Bewerber
stammen nicht nur aus unserer Gemeinde, sondern ein
großer Teil von ihnen kommt aus Nachbargemeinden.
Ebenfalls einige Monate vor der Sitzung schreibe ich an
Verwandte, Freunde und Bekannte sowie an
Organisationen mit der Bitte um Unterstützung. Es wird
jedoch jedes Jahr noch schwieriger, jemanden dafür zu
begeistern. Dabei ist dieses Projekt für die gesamte Region
überaus wichtig. Auch auf die Gefahr hin, Euch auf die
Nerven zu fallen, möchte ich es erneut vorstellen.
Zur Gewährung eines Universitätsstipendiums müssen
verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Ein
Antragsteller muss nicht nur einen guten Notendurchschnitt
vorweisen, sondern er hat außerdem noch nachzuweisen,
dass seine Familie einkommensschwach und daher nicht in
der Lage ist, sein Universitätsstudium zu finanzieren. Bei
der Auswahl wird zudem das soziale Engagement eines
Antragstellers berücksichtigt. Außerdem wird noch auf die
Auswahl des Studienfachs geachtet, damit die künftigen
Stipendiaten nicht solche Fächer studieren, bei denen die
Arbeitslosigkeit bereits vorprogrammiert ist. Nach einer
Zusage von Seiten der Vergabekommission müssen sich die
neuen Stipendiaten verpflichten, in ihrer Gemeinde eine
soziale Arbeit von mindestens 150 Stunden jährlich zu
verrichten. Eine weitere Verbindlichkeit ist, sich nach
Studienabschluss an der Finanzierung eines neuen
Studenten zu beteiligen.
Für unsere jungen Leute ist ein Universitätsstudium
unerschwinglich, da es jährlich mit einem hohen
finanziellen Aufwand verbunden ist. Dies liegt daran, dass
die meisten Universitäten in El Salvador privat sind und ihr
Besuch mit hohen Studiengebühren verbunden ist. Für die
Höhe der Unkosten spielen noch weitere Faktoren eine
Rolle wie beispielsweise Standort der Universität,
Fahrtkosten, Miete etc. Wir gewähren unseren Stipendiaten
normalerweise monatlich etwa 170 US Dollar als
Stipendium. Beim derzeitigen Kurs von etwa 1,30 US $ pro
Euro sind dies etwa 1.600 € jährlich. Dieser Betrag allein
kann natürlich nicht alle notwendigen Aufwendungen
abdecken. Der Rest muss vom Studenten selbst bzw. von
seiner Familie aufgebracht werden. Die Studiendauer
beträgt insgesamt 6 Jahre, wobei das Jahr für die
akademische Abschlussarbeit mit berücksichtigt ist.
Die Förderer eines Stipendiums müssen den gesamten
Jahresbetrag nicht auf einmal bezahlen, sondern es sind
Ratenzahlungen möglich. Mit der Universität Gerardo
Barrios in San Miguel haben wir bereits vor einiger Zeit ein
Abkommen ausgehandelt, das jährlich bei drei neuen
Studenten den Erlass der hohen Studiengebühren vorsieht.
Dies entspricht in etwa dem Wert eines halben
Stipendiums. Für diese Studenten müssen wir danach nur
noch die Finanzierung der anderen Hälfte ihres
Stipendiums auftreiben. Wir freuen uns daher ebenfalls
über die Finanzierung von Teilstipendien.
Im vergangenen Jahr hatten wir bei unserer Suche nach
Unterstützung sehr viel Glück. Vor allem unsere beiden
Voluntarias Tina und Steffi, die ihre gesamte
Verwandtschaft und Bekanntschaft mobil machten, halfen
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uns dabei tatkräftig. In der Vergabesitzung vom 22.
Dezember konnten wir daher wieder einige volle und halbe
Stipendien vergeben.
Universitätsstipendiaten im Zeltlager
Die erste Zusage kam von der Familiengemeinschaft Ruetz.
Steffi schrieb an ihre vielköpfige Verwandtschaft. Ihr Onkel
Franz Ruetz aus Emmendingen war bereit, die Hilfe für
zwei halbe Stipendien innerhalb der Verwandtschaft zu
organisieren. Unsere zweite Voluntarin, Tina wurde bei
ihrer Verwandtschaft ebenfalls fündig. Ihre Eltern,
Katharina und Christof Jakob aus Bern finanzieren das
Studium eines künftigen Lehrers. Ebenfalls Tina haben wir
es zu verdanken, dass Rosemarie Okle, eine Freundin der
Eltern in Bern, das Stipendium eines jungen Mannes
übernommen hat. Ulf Baumgärtner aus Köln, der selbst
jahrelang als Entwicklungshelfer in El Salvador gearbeitet
hatte, kennt die hiesigen Nöte und er unterstützt eine junge
Frau bei ihrer akademischen Ausbildung. Neu im
Stipendienprogramm ist eine weitere Studentin, die ihre
finanzielle Hilfe von Ulla Merkle aus Waiblingen erhält.
Josef Glatz aus Ehrenkirchen, der bereits in den letzten 6
Jahren großzügigerweise einen Studenten finanzierte, ist
erneut dabei. Er bezahlt das Studium eines
Elektronikstudenten, der später im Gymnasium Segundo
Montes unterrichten soll. Auch Helga Hoestermann
unterstützt uns erneut und zwar dieses Mal mit zwei halben
Stipendien. Und ein Teil der Spenden eines alten Freundes,
Christian Haufe aus Magdeburg, der inzwischen mit seiner
Familie an der dänischen Grenze wohnt, werden wir
künftig für das Lehreramtsstudium einer jungen Frau
verwenden. Ein weiteres Teilstipendium wird von einer
jungen Frau aus Spanien finanziert, die über eine spanische
Organisation ein halbes Jahr in der Gemeinde arbeitete. Auf
diese Weise kam es, dass wir in diesem Jahr erneut einigen
Abiturienten ein Universitätsstudium ermöglichen können.
Mein Dank an dieser Stelle gilt allen Spendern, die zum
Erfolg des Programms, welches so außerordentlich wichtig
für die Region ist, beigetragen haben und immer noch
beitragen. Es gibt keine weiteren einheimischen
Organisationen, die Universitätsstipendien vergeben. Der
Staat unterstützt in jedem Department nur drei Schüler mit
den jeweils höchsten Abitursnoten. Auch wenn der Monat
Dezember noch weit entfernt ist so möchte ich schon leise
anfragen: Gibt es in Eurem Bekanntenkreis hilfsbereite
Menschen, die sich für dieses Projekt interessieren?
Personalwechsel im Jugendzentrum
Donatila Argueta de Aranda, die Verantwortliche für das
Universitätsstipendienprogramm, kündigte leider zum 1.
März. Sie nahm ein für sie attraktiveres Arbeitsangebot bei
einer staatlichen Institution in der Departments-Hauptstadt
an, die eine knappe Stunde Fahrzeit mit dem Bus entfernt
liegt. Ihr Weggang überraschte uns, da sie ja erst etwas
mehr als zwei Jahre im Jugendzentrum mitgearbeitet hatte.
Die neue Arbeitsstelle ist jedoch finanziell attraktiver, da
staatliche Stellen besser dotiert sind. Da wir die Löhne der
Angestellten nur mit Hilfe von Spenden finanzieren,
können wir nicht mithalten. Nun suchen wir wieder, aber es
wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir eine neue
Mitarbeiterin haben, denn unsere künftigen Akademiker
werden erst zum Jahresende mit dem Studium fertig. Die
Personalpolitik des Jugendzentrums ist schließlich darauf
ausgerichtet, eigene Leute zu fördern.
Milagro, unsere neue Reinmachefrau
Einen weiteren Personalwechsel gab es beim Reinemachen.
Aquilina Vigil, die von Anfang an dabei war, d.h. also 10
Jahre, kündigte zum Jahresende. Ihre Tochter war in die
USA ausgewandert und Aquilina bekommt von ihr
monatliche Geldüberweisungen, die ihr ein Rentnerdasein
ermöglichen, obwohl sie erst 42 Jahre alt ist. Ihre Stelle
wird die 25 jährige Milagro Romero einnehmen, die gleich
in der Nachbarschaft des Jugendzentrums wohnt. Milagro
ist eine alleinstehende junge Frau und muss für ihren 8-
jährigen Sohn sorgen, der in die zweite Klasse geht.
¡Bienvenida Milagro!
Patricia Isabel (1989 - 2011)
Zu unserem jährlichen Studienseminar, das wie alle Jahre
zuvor in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr in
den Bergen von Perquin stattfinden sollte, luden wir alle
Studenten ein, einschließlich der Neuen, damit deren
Integration in die bestehende Gruppe besser klappt. Drei
Tage waren dafür vorgesehen. Einige Studenten hatten sich
für den ersten Tag entschuldigt, da sie an ihrer Universität
noch einen Termin wahrzunehmen hatten. Zu ihnen gehörte
Patricia Isabel, eine 22jährige Studentin aus dem Ortsteil
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Hatos 2 in der Gemeinde Segundo Montes. Sie studierte
das Fach „Diplomierte Krankenschwester“ an der
Universität Andrés Bello in San Miguel. Im vergangenen
Dezember hatte sie gerade eben ihr 4. Semester erfolgreich
abgeschlossen.
Am nächsten Morgen stand sie pünktlich an der
Bushaltestelle, wo sie auf den 6.30 Uhr Bus wartete, der sie
in die Nähe unseres Zeltlagers bringen sollte. Die restliche
Strecke wollte sie zu Fuß gehen. Aber dazu sollte es nicht
mehr kommen. Einem LKW mit einem schweren
Wasserfass auf der Ladefläche versagten die Bremsen und
er überrollte Patricia Isabel. Sie starb sofort an der
Unfallstelle. In der gleichen Kurve waren im Laufe der
letzten Jahre bereits weitere 5 Personen tödlich verunglückt
und jedes Mal war Bremsversagen die Ursache dafür
gewesen.
Patricia Isabel
Patricia Isabel war die jüngste von 3 Geschwistern und die
einzige, die noch im Hause bei ihren Eltern wohnte. Zwei
Nichten wohnten außerdem noch bei ihnen. Ihre Eltern sind
sehr arm: der Vater verdiente gelegentlich als Nachtwächter
in einer Fabrik für Trockenfutter nur 3 US $ pro Nacht.
Allein für die Fahrt zur Arbeitsstelle gingen jedoch bereits
1,10 US $ drauf. Ihre Mutter versuchte mit Hilfe des
Verkaufs von Brötchen, selbst hergestellten Getränken usw.
die Haushaltskasse aufzubessern.
Es war klar, dass sie nicht in der Lage waren, ihr ein
Universitätsstudium zu finanzieren. Daher gewährte ihr das
Jugendzentrum vor etwas mehr als zwei Jahren ein
Stipendium, das von Ulla Merkle aus Waiblingen finanziert
wurde. Fortan war sie die große Hoffnung ihrer Familie.
Man könnte noch viel mehr über sie und ihre Familie
schreiben, ich möchte mich jedoch auf einen Satz von ihr
selbst beschränken, der meiner Meinung nach ihr Wesen
am besten umschreibt. Die Frage, warum sie das Fach
Krankenschwester gewählt hatte, beantwortete sie
folgendermaßen: „Ich habe dieses Fach gewählt, weil es
mir gefällt, Kranken etwas Freundlichkeit zu schenken und
sie höflich zu behandeln, aber vor allem aus Liebe zum
Nächsten.“ Ruhe in Frieden, Patricia Isabel.
Volksbibliothek Los Quebrachos
Elia Argueta, die Verantwortliche der
Bibliothek Los Quebrachos, berichtet
im Folgenden über Aktivitäten,
Einkäufe und sonstige Neuigkeiten in
der Bücherei.
„Zusammen mit dem Jugendzentrum
feierten wir Anfang März ebenfalls
ein Jubiläum, nämlich das einjährige
Bestehen unserer neuen Volksbibliothek in Los
Quebrachos. Im Vorfeld dazu hatten wir die Kinder zu
einem Gedichtwettbewerb aufgerufen, an dem viele
teilnahmen. Die drei besten Arbeiten wurden von uns
prämiert.
Nun zum Bücherbestand; wir haben einige neue Bücher
eingekauft, und zwar vor allem solche, welche die
Schülerinnen und Schüler für den Unterricht brauchen. Im
Bereich Belletristik legen wir großen Wert darauf, dass
heimische Dichter ebenfalls bekannt werden und kaufen
daher für unsere Leserschaft deren Bücher ein. Meist
handelt es sich um Romane oder Gedichtbände.
Wir haben seit neuestem einen Schaukasten, in dem wir zu
Beginn jeden Monats über die neusten Aktivitäten unserer
Bibliothek berichten. Des Weiteren informieren wir über
bestimmte Tage, die im jeweiligen Monat anfallen. Im April
sind dies beispielsweise der 7. April (Internationaler Tag
der Gesundheit) und der 19. April (Tag der amerikanischen
Ureinwohner). Die Information darüber finden wir in
unseren Büchern oder im Internet. Im Schaukasten stellen
wir zudem Neuerscheinungen vor und informieren über
Bestseller. Desgleichen gibt es eine Literaturecke, in
welcher jeden Monat ein anderer Schriftsteller und sein
literarischer Werdegang den Lesern vorgestellt wird.
Außerdem wird jeden Monat ein Grundwert des
menschlichen Handelns behandelt; in diesem Monat ist es
das Selbstwertgefühl.
Mit den verschiedenen Kinderkrippen in der Gemeinde
haben wir inzwischen Kontakt aufgenommen und das
Besuchsprogramm für die Kinder zusammen gestellt. Im
Mai geht es los. Auf diese Weise sollen sie sich schon von
klein auf daran gewöhnen, Bücher anzuschauen und
(später) zu lesen.
Empfangsbereich der neuen Bibliothek Los Quebrachos
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Mit Universitätsstudenten haben wir ein Theaterstück
einstudiert, welches wir den Kleinen vorspielen werden.
Das gleiche gilt dem Eltern-Kind Besuchen. Das
Buchangebot für die Kleinsten ist inzwischen beachtlich
und sicherlich findet jede und jeder einen ansprechenden
Titel.
Unser Fotokopierer, der für die Einnahmen der Bücherei
sehr wichtig ist, macht uns ziemliche Sorgen. In letzter Zeit
haben wir mit ihm mehr Ausgaben als Einnahmen. Er ist
schon etwas älter und in den früheren Jahren war seine
Unterbringung nicht sehr optimal. Vor allem der Staub und
die Feuchtigkeit wirken sich negativ auf den Betrieb aus. In
diesem Jahr musste schon mehrmals ein Techniker
kommen, um Verschleißteile zu ersetzen. Beim letzten
Besuch des Technikers mussten wir alle erwirtschafteten
Ersparnisse der letzten Monate für die Reparatur
herausrücken.
Seit Anfang des Jahres haben wir eine weitere Person, die
uns, allerdings nur in diesem Jahr, bei unserer Arbeit
unterstützt. Es handelt sich dabei um Amadeo, einem
Literaturstudenten, der sein Studium im Oktober
vergangenen Jahres abgeschlossen hat und nun auf seine
Graduierungsfeier wartet. Ohne seine Papiere bekommt er
kaum eine Arbeit. Für uns ist er eine große Hilfe, denn er
kann den Studenten helfen, wenn sie Fragen zu bestimmten
Themen haben. Außerdem bietet er Workshops an,
beispielsweise zum Thema Poesie oder veranstaltet
Lesezirkel mit Kindern und Jugendlichen.
Im März hatten wir bei uns hohen Besuch; die
Vizeministerin für Erziehung, Dr. Erlinda Handal kam mit
weiteren Leuten aus dem Erziehungsministerium vorbei.
Außerdem besuchte uns eine vielköpfige Delegation aus
Deutschland. Beide Besuchergruppen waren von unserer
neuen Bibliothek sehr beeindruckt.“
Wo ist mein Zelt?
Kinder- und Jugendgruppen
Das wohl wichtigste Ereignis für die Kindergruppen in der
letzten Zeit war das große Zeltlager in den
Weihnachtsferien im Januar. Joel Santiago, der
Verantwortliche für die Kinder- und Jugendarbeit unseres
Jugendzentrums berichtet darüber.
„Der Monat Januar ist für mich, dem
Verantwortlichen für die Kinder- und
Jugendgruppen, einer meiner
arbeitsintensivsten Monate und an Ferien
ist nicht zu denken. Der Grund dafür ist
das Kinderzeltlager. Diejenigen unter
Euch, die selbst einmal ein Zeltlager vorbereitet haben,
wissen wovon ich spreche. Die Vorbereitungen beginnen
bereits im November, wenn ich mich mit den verschiedenen
Gruppenleitern und weiteren Helfern treffe und mit ihnen
die Durchführung und das Programm für das Lager
bespreche. Zumeist findet das Zeltlager unter einem
bestimmten Motto statt. In diesem Jahr war es das Thema
„Wald der Freundschaft und Fantasie“, ein Brückenschlag
zwischen Ökologie und zwei Grundwerten, die für Kinder
sehr bedeutend sind.
Zeltlager der Kindergruppen
Wichtig ist es ebenfalls, die Referenten rechtzeitig
einzuladen, die für ein bestimmtes Thema vorgesehen sind.
Wir bildeten verschiedene Kommissionen, in der jeder für
einen bestimmten Teil der Vorbereitung verantwortlich ist.
Man muss die Erlaubnis der Eltern einholen und den
Abgabetermin dafür festsetzen. Wenn die genaue Anzahl
der Teilnehmer feststeht kann man den genauen
Einkaufsplan dafür aufstellen, was man an Lebensmitteln,
Fleisch, Gemüse und Getränken braucht. Das
Transportproblem musste ebenfalls rechtzeitig gelöst
werden. Die Tage im Zeltlager selbst vergehen immer wie
im Flug. Am besten gefiel den Kindern der „Bunte Abend“,
auf den sich jede Gruppe mit einem eigenen Beitrag schon
wochenlang vorher vorbereitet hatte. Eine Gruppe hatte
dafür die Geschichte der Entdeckung des amerikanischen
Kontinents bearbeitet und das Leben unserer Vorfahren
beschrieben. Für dieses Theaterstück gab es viel Beifall.
Eine andere Gruppe war sehr innovativ bei ihrem Beitrag
über die „Drei kleinen Schweinchen“. Sie spielte nicht nur
Theater, sondern sangen und tanzten dazu. An einem
weiteren Abend wurde ein Lagerfeuer angezündet; wir
sangen wilde Lieder und es wurden schaurige Geschichten
erzählt, so dass man Gänsehaut bekam. Tagsüber ging es
nicht so gruselig zu.
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Bunter Abend
Zu dem Thema „Wie können wir die Umwelt schützen?“
hatten wir einen Umweltspezialisten eingeladen. Zuerst
wurde geklärt was der Begriff Umwelt überhaupt bedeutet
und dann wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen von den
Kindern Strategien erarbeitet, wie sie zu Hause am besten
die Natur schützen konnten. An einem anderen Tag
unternahmen wir mit den Gruppen eine Art Hindernis-
Wanderung. An jedem Hindernis musste die jeweilige
Gruppe Fragen beantworten oder sonstige Aufgaben lösen.
Die Gruppe mit den meisten Punkten erhielt am Ende einen
Preis. Viel zu schnell war alles vorbei und die Kinder
freuen sich schon auf das nächste Zeltlager.
Für die Jugendgruppen haben wir im April eine lange
Wanderung zum Rio Negro geplant. Wanderungen sind bei
uns nicht so verbreitet, wie in Europa, vor allem wegen des
heißen Wetters in diesen Tagen. Mal sehen, ob es alle gut
überstehen und ob es ihnen Spass macht. Beim nächsten
Mal berichte ich mehr darüber.“
Altenarbeit und Altenspeisung
Alle drei Monate schreibt mir Adela Hernández, die
Seniorenbeauftragte für unsere drei Altenzentren, einen
mehrseitigen Arbeitsbericht über die durchgeführten
Aktivitäten. Die vielen Seiten sind zuviel, um sie alle im
Rundbrief unterzubringen. Deswegen beschränke ich mich
im Folgenden auf Auszüge aus ihrem Bericht.
„Anfang Dezember bastelten wir
wieder, wie alle Jahre, einen eigenen
Adventskalender. Es handelte sich dabei
um kleine Nikoläuse. In jedem Sack
verstauen wir etwas Süßes, Bonbons
oder Brötchen. Allerdings hat unser
Adventskalender mehr als 24 Säcke,
damit möglichst jeder Senior den Inhalt
eines Sackes bekommt.
Am 24. Dezember feierten wir alle
zusammen Heilig Abend. Wir schauen, dass möglichst alle
dabei sind. Für diejenigen, die normalerweise nicht
kommen können, da sie nicht gut auf den Beinen oder
bettlägerig sind, organisierten wir eine
Transportmöglichkeit. Diejenigen, die in der Nähe des
Zentrums wohnen konnten wir mit einem Rollstuhl
heranschaffen. Die anderen wurden mit einem Fahrzeug
gebracht. Am Anfang stand, wie immer, ein kurzes Gebet
und danach sangen wir einige Lieder. Dem schloss sich ein
besinnlicher Text über die Bedeutung des Weihnachtsfestes
an. Und danach kam die Bescherung. Für alle Seniorinnen
und Senioren hatten wir ein ganz besonderes Geschenk.
Jeder und jede erhielt eine schöne, warme Fleece-Decke,
damit sie nachts in ihren Hütten nicht mehr frieren müssen.
Die Frauen erhielten zusätzlich noch ein hübsches, buntes
Kleid, während die Männer ein Hemd und eine Hose
bekamen. Die Kleidung hatten wir maßgerecht in einer
hiesigen Schneiderwerkstatt anfertigen lassen. Alle
erhielten außerdem noch eine Tüte voll mit Süßigkeiten. Mit
so vielen Geschenken hatten unsere Senioren nicht
gerechnet. Die Freude war riesengroß, aber auch die
Rührung, da ansonsten niemand an sie gedacht hatte. Sie
dankten Gott und den solidarischen Gruppen, denen sie
diese Geschenke zu verdanken hatten. Zuletzt gab es das
typische Festessen für arme Leute in El Salvador: Leckere
Tamales (Gefüllte Maistaschen), Brötchen und Kaffee.
Beim Auspacken der Geschenke
Der Monat Januar ist in El Salvador den Senioren
gewidmet. Wir sagen dazu, für die Leute im Dritten
Lebensabschnitt. Zu diesem Zweck organisieren wir in
jedem Ortsteil verschiedene Aktivitäten und laden alle alten
Leute dazu ein, egal ob sie von uns in den Altenzentren
verköstigt werden oder nicht. Allein in Los Quebrachos
nahmen beispielsweise über 150 alte Männer und Frauen
daran teil. Der Verlauf der Veranstaltungen verlief in allen
Zentren gleich: am Anfang wurde eine Botschaft an die
Senioren verlesen. Danach tanzten drei Frauen einen
traditionellen Volkstanz mit dem Namen „Die Maus in der
Enge“. Einige Kinder führten danach ein von ihnen
dramatisiertes Gesangsstück auf. Dem schlossen sich
Gedichte, weitere Theaterstücke sowie Volkslieder an. Die
Stimmung war gut und den Senioren gefiel es, man konnte
es an ihren Gesichtern ablesen.
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Das nächste Ereignis für unsere Alten fand am Valentinstag
im Februar in jedem der drei Altenzentren statt. Zu diesem
Zweck hatten wir ein kleines Programm für sie vorbereitet.
Am Anfang lasen wir ein Text, in welchem die Bedeutung
von Liebe und Freundschaft erläutert wurde. Danach kam
die Geschichte vom Hlg. Valentin an die Reihe und wie es
dazu kam, dass der Valentinstag, der 14. Februar, der Tag
der Verliebten wurde. Danach folgten verschiedene Spiele
beispielsweise eines, welches unseren alten Menschen
besonders gut gefällt „Der geheime Freund“ (Wichteln).
Zum Abschluss gab es noch einen besonderen Imbiss, den
wir extra für diesen Tag zubereitet hatten; das sehr
nahrhafte Getränk Atol bestand u. a. aus Milch und Kokos.
Dazu gab es leckere Krapfen. Auf diese Weise feierten wir
in jedem Zentrum den Valentinstag.
Der 23. März wird den meisten unserer Senioren sicherlich
noch lange in Erinnerung bleiben: Wir unternahmen einen
kleinen Ausflug ans Meer. Ein gutherziges Busunternehmen
berechnete uns einen sehr günstigen Preis, so dass wir
guten Gewissens den Ausflug antreten konnten. Alle waren
schon sehr früh da, lange vor der Abfahrtszeit, um ja nicht
zu spät zu kommen. Etliche von ihnen kannten das Meer
nur vom Erzählen oder von den Bildern. Die meisten von
ihnen hatten eine Menge leerer Plastikflaschen im Gepäck,
um Meerwasser mit nach Hause zu bringen. Unsere Alten
glauben sehr stark an die Heilkraft des Meerwassers.
Damit der Ausflug billiger wird hatten wir das Essen samt
Köchinnen mitgebracht. Ziel war der kleine Ort Cuco,
direkt am Meer gelegen. Damit die Leute sich umziehen
konnten mieteten wir eine kleine Hütte aus Palmblättern.
Ist das Meerwasser auch warm genug?
Danach aßen wir das mitgebrachte Essen, ruhten uns
etwas von der Reise aus und schauten den Wellen zu. Erst
hinterher gingen wir ins Wasser bzw. viele von den Alten
blieben erst einmal am Ufer liegen und schöpften mit einer
Kelle Wasser, welches sie über sich bzw. über ihren
Nachbarn ausleerten. Einige, die sehr schwach waren,
wurden von uns drei Verantwortlichen oder von den
anwesenden drei Besucherinnen aus Deutschland (Karin,
Helena und Miriam) ins Wasser begleitet. Es macht viel
Freude, die alten Leute wie kleine Kinder plantschen zu
sehen, sie zu beobachten, wie sie rundum zufrieden sind
und ihre Sorgen etwas in den Hintergrund treten. Am
frühen Nachmittag gab es wieder etwas zu essen und
danach brachen wir auf zur Heimreise. Helena schoss
wieder eine Menge Fotos, doch dieses Mal rutschte ihr
dabei das Handtuch nicht herunter, wie beim letzten Mal,
wo sie nur noch im Bikini da stand. Für unsere Alten war
dies ein Grund zu Lachen; sie denken noch heute daran.“
Zum Schluss möchte ich mich erneut bedanken für Eure
Post, Rückmeldungen, Nachfragen sowie für Eure
Solidarität mit den Menschen in El Salvador. Danken
möchte ich vor allem denjenigen, die mir/uns schon lange
die Treue halten und unsere Projekte immer wieder
finanziell unterstützen, sei es durch periodische
Aktivitäten wie beispielsweise das Ausrichten von Festen
oder eines Kulturfestivals, Kabarett, Ausstellung,
Nikolausbesuche, Abhalten von Christbaum- bzw.
Weihnachtsmärkten, Fastenessen, Verkaufsständen bei
Pfarrfesten, einen Sponsorenlauf, Verkauf von
Kunsthandwerk, Stricken für alte Menschen, durch die
Theater und Kabarettveranstaltungen von Schulen
zugunsten unserer Schulen, Eröffnung eines
Kleidermarktes oder sei es durch einmalige Aktionen wie
beispielsweise an Weihnachten, bei runden Geburtstagen,
bei (Goldenen) Hochzeiten, Taufen und Jubiläen oder bei
sonstigen freudigen Ereignissen und nicht zuletzt den
Einsatz der Sternsinger für unser Projekt 54 N in Eurer
Gemeinde. Eure Spenden kommen in voller Höhe den von
Euch unterstützten Projekten zugute; es gibt weder Abzüge
für Verwaltungsgebühren, noch sonstige Unkosten.
Für Interessierte, die unsere Projekte unterstützen wollen,
gebe ich die Spenden Kontonummer an:
(bitte Projekt Stichwort und unbedingt Segundo Montes
angeben):
Flüchtlingshilfe Mittelamerika e.V. Kleve
Konto Nr. 8 204 300
BLZ 370 205 00
Bank für Sozialwirtschaft, Essen
Wer Kunsthandwerk braucht, kann dies über meine
hiesige Adresse bestellen. Ich gebe es unseren Besuchern
mit und bin daher auf frühzeitige Bestellungen
(Weihnachtsmärkte!) angewiesen. Auf Anforderung schicke
ich die neueste Warenangebotsliste zu. Wer mich schnell
und billig erreichen will, kann an meine E-Mail Adresse
schreiben (um Bestätigung der Bestellung bitten):
Ihr könnt mich ebenfalls anrufen oder faxen unter der
Telefonnummer: 00503 2680-1414.
Die Bezahlung des Kunsthandwerks erfolgt auf folgendes
Warenkonto: Rudi Reitinger
Konto Nr. 51192010
BLZ 680 615 05
Volksbank Breisgau Süd,
Waltershofen
Ich möchte ermeut darauf hinweisen,
dass Frau Hildegard Blessing von der
Aktion Eine Welt Rottweil in ihrem
Sortiment Kunsthandwerk aus El
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Salvador führt:
Eine Welt Rottweil, Hauptstrasse 69/1, 78628 Rottweil.
Wer den Rundbrief in Farbe oder ältere Ausgaben von ihm
im Internet lesen oder runterladen möchte, kann dies über
die Web Seite der Partnerschaft mit El Salvador in St.
Ulrich tun. Dort findet Ihr ebenfalls frühere Rundbriefe.
Die genaue Adresse lautet:
www.partnerschaft-elsalvador.de
Wer Interesse an einem Arbeitsaufenthalt bei uns in der
Gemeinde hat, kann sich mit Gesa Behnke in Verbindung
setzen. Sie ist die Ansprechpartnerin für interessierte
Jugendliche. Ihre E-Mail Adresse ist:
Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass zwei
Freunde von mir, Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner, auf
professionelle Weise eine Multivisionsshow über das Reich
der Maya zusammen gestellt haben. Sie möchten ihre
Zuschauer dabei auf eine stimmungsvolle Reise
mitnehmen. Unter anderem haben sie auch die Gemeinde
Segundo Montes besucht. Für Interessierte haben sie die
folgende Adresse angegeben:
www.lobOlmo.de
Mein Dank gilt noch einmal den beiden Voluntarias, die
uns inzwischen verlassen haben: Stefanie Ruetz und Tina
Jakob. Ich möchte mich bei beiden für ihre Bereitschaft und
ihren Einsatz für unsere Leute hier bedanken. Besonders
danke ich ihnen für ihren großartige Einsatz für das
Stipendienprojekt für unsere Universitätsstudenten.
Im März kam die erste Besuchergruppe dieses Jahres, eine
Delegation der Flüchtlingshilfe Mittelamerika in Kleve
unter der bewährten Leitung von Jürgen Tönnesen. Ihr
Besuch galt eigentlich den Partnergemeinden verschiedener
deutscher Gruppen mit einigen Ortschaften des Bajo
Lempa. Die Gruppe engagierte sich außerdem noch als
internationale Wahlbeobachter bei den salvadorianischen
Wahlen. Ihr Aufenthalt in Morazán war dieses Mal daher
nur sehr kurz. Es freut uns daher umso mehr, dass sie trotz
des großen Zeitdrucks in Segundo Montes vorbei kamen
und sich für unser Projekt und die Arbeit in der Gemeinde
Segundo Montes interessierten.
Ebenfalls im März kamen drei gute Freundinnen aus dem
Badischen: Karin, ihre Tochter Miriam aus Kappelrodeck
sowie eine Freundin von ihnen, Helena. Karin war ja schon
viele Male bei uns und hatte daher auch keine
Eingewöhnungsprobleme. Für ihre Tochter und für Helena
war es ebenfalls nicht mehr das erste Mal. Sie kannten sich
aus, waren selbstständig, halfen in der Bäckerei und bei den
Alten mit und waren ein sehr pflegeleichter Besuch. Helena
hatte eine Überraschung in ihrem Gepäck mitgebracht. Hier
ihr kurzer Bericht darüber. „Als wir im Herbst 2011 unseren Flug zu Rudi nach El
Salvador buchten, ahnte ich noch nicht, dass ich dieses Mal ein Akkordeon in meinem Gepäck haben würde. Es begann
damit, dass Rudi uns fragte, ob wir für Felipe ein kleineres
Akkordeon besorgen könnten. Felipes derzeitiges Akkordeon
war sehr verstimmt und teilweise nicht mehr funktionstüchtig.
Ersatzteile gibt es in El Salvador keine; außerdem wären eine Reparatur und Stimmung sehr teuer und aufwändig. Auch ist
das große Instrument inzwischen zu schwer für ihn geworden.
Also machte ich mich auf die Suche. Ich durchforstete das Internet, schrieb direkt an die Firma Hohner, befragte
sämtliche Bekannte und Verwandte, Musikvereine und
Musikgeschäfte. Dabei halfen mir viele Freunde, denen ich für ihre Hilfe sehr dankbar war. Schließlich fand ich im
Musikhaus Kimmig in Achern ein gebrauchtes Akkordeon, das in sehr gutem Zustand war und genau unseren Vorstellungen
entsprach. Dank der Spenden von Freunden und Verwandten
konnte ich das Akkordeon für günstige 500 € bekommen.
So flogen wir mit einem Akkordeon im Gepäck am 19. März
2012 nach El Salvador. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes besuchten wir alle Felipe in seinem Haus, um ihm das
Akkordeon zu übergeben. Nach einer kleinen Ansprache nahm
Felipe sichtlich gerührt das Instrument entgegen. Sogleich packte er es aus und spielte für uns ein kleines Konzert mit
typischer „Ranchero-Musik“. Er bedankte sich sehr herzlich
und verabschiedete uns mit vielen Umarmungen. Was mich am meisten berührt hat, war sein letzter Satz bevor wir gingen:
„Das wird mein letztes Instrument sein.“
Felipe und Helena
Andres Barrera, alias Felipe Torogoz ist 73 Jahre alt und
lebt in Los Quebrachos, Morazán, El Salvador. Seit seiner
Jugendzeit macht er Musik und spielt mehrere Instrumente.
Seit vielen Jahren spielt er in der bekannten, hiesigen
Musikgruppe Torogoz. Auch heute noch spielt er bei
festlichen Anlässen und Geburtstagen.
Helena Antoni Ostern 2012 Helena Antoni
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle
Spender: Paul u. Theresia Kögel, Marianne Glaser und
ihre Mama, Gerdi und Dieter Gutruf, Senta + Markus Falk,
Elisabeth Glaser, Wolfgang Joho und Barbara Feger.“
Allen Daheimgebliebenen möchte ich ebenfalls für das
Interesse und Eure jahrelange Treue danken. Hoffentlich
kommt es beim Druck und Versand zu keinen größeren
Verzögerungen, damit Ihr ihn bald in Händen habt. Ich
wünsche Euch allen einen schönen Mai und erholsame
Pfingsttage,
Euer
Rudi
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