Politik für eine nachhaltigere Ernährung
Britta RennerGesundheitspsychol.Uni Konstanz
Lieske Voget-KleschinUmweltethikerinUni Kiel
Ulrike Arens-AzevedoErnährungswiss.HAW Hamburg
Alfons BalmannAgrarökonom, UniHalle-WittenbergIAMO
Hans Konrad BiesalskiErnährungsmed.Uni Hohenheim
Achim SpillerAgrarökonomUni Göttingen
Regina BirnerAgrarökonominUni Hohenheim
Wolfgang BokelmannGartenbauwiss.HU Berlin
Olaf Christen †Pflanzenbauwiss.Uni Halle-Wittenberg
Matthias GaulyNutztierwiss.Uni Bozen
Harald GretheAgrarökonomHU Berlin
Uwe Latacz-LohmannAgrarökonomUni Kiel
José MartínezRechtswiss.Uni Göttingen
Hiltrud NiebergAgrarökonominThünen-Institut
Monika PischetsriederLebensmittelwiss.Uni Erlangen-Nürnberg
Friedhelm TaubePflanzenbauwiss.Uni Kiel
Peter WeingartenAgrarökonomThünen-Institut
Matin QaimAgrarökonomUni Göttingen
Eine interdisziplinäre Perspektive
Julia C. SchmidWiss. Mitarbeiterindes WBAE, HU Berlin
08. September 2020 Folie 2Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Wir stehen vor großen Herausforderungen: Die „big four“ einernachhaltigeren Ernährung
• Wir essen im Durchschnitt inD zu viel und zu wenigabwechslungsreich
• > 50% der Erwachsenenübergewichtig
• Ernährungsarmut auch in D
• Zentrale Umwelt- undKlimaschutzziele werdennicht erreicht• Nationale Ziele• Internationale Ziele
• Große Teile derNutztierhaltung in Dnicht konform mitgesellschaftlichen Ansprüchen
NACHHALTIGEREERNÄHRUNG
• Soziale Bedingungenentlang WSK häufigproblematisch
08. September 2020 Folie 3Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Um diesen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu begegnen, benötigenwir mehr konsumseitige Steuerungsimpulse, und zwar deutlicheingriffstiefer als bisher!• ergänzend zu bisher vorwiegend angebotsseitigen Maßnahmen
• Zentrale Grundlagen dieser Einschätzung, die wir heute mit Ihnendiskutieren wollen:• Ernährungsumgebungen sind wichtig und wir sollten sie „fair“ gestalten…
• als Gesellschaft gemeinsam
• Unter bestimmten Bedingungen darf der Staat das; es ist seine Aufgabe
Zentrale Botschaft des Gutachtens
08. September 2020 Folie 4Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Programm
Programmteil 1• Warum wir essen, was wir essen: Zur Notwendigkeit, faire
Ernährungsumgebungen zu gestalten I Britta Renner (5 Minuten)
• Darf der Staat das? I Achim Spiller & José Martínez (10 Minuten)
• Diskussion (15 Minuten)
Programmteil 2: Ausgewählte EmpfehlungenProgrammteil 3: Abschlussdiskussion
Technische Hinweise
Zur Multifunktionalität unseres Ernährungsverhaltens und derNotwendigkeit, faire Ernährungsumgebungen zu gestalten
Warum wir essen, was wir essen
Prof. Dr. Britta Renner
Universität Konstanz
08. September 2020 Folie 6Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Das Ernährungsverhalten ist nicht nurdas Ergebnis von bewussten undreflektierten Entscheidungen
• Interesse und Motivation „hoch“
• Aber: ca. 200 Entscheidungen pro Tag(was, wie viel, wann, wo, mit wem?)
• Entscheidungen werden auch im„Auto-Pilot“, d.h. habituell undunbewusst getroffen
• Ernährungsumgebung entscheidend
Ausgangspunkt
0
25
50
75
100
01.01.2004 01.01.2008 01.01.2012 01.01.2016
Belie
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%
Zeitlicher Verlauf der relativen Beliebtheit von Google-Anfragen zumThema „Gewichtsreduktion“, 2004 - 2019 in Deutschland
08. September 2020 Folie 7Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Alle Umweltfaktoren, die über den gesamten Verhaltensprozess unserErnährungsverhalten beeinflussen
Ernährungsumgebung
Was wirsehen
Was für unszugänglich
ist
Was wirwählen
Was wiressen
08. September 2020 Folie 8Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Die weitreichenden Einflüsse der Ernährungsumgebung sind Verbraucher*innen,aber auch politischen Entscheidungsträger*innen häufig nicht bewusst.
• Zumeist wird nur auf die Konsumphase und auf eine einzelneEssensentscheidung fokussiert.
• Gesamte Ernährungsumgebung muss in den Blick genommen werden – von derExposition bis zum Konsum.
Zentral: Faire Ernährungsumgebungen gestalten!1. Die auf uns abgestimmt sind &2. uns mehr und leichtere Wahlmöglichkeiten
für eine nachhaltigere Ernährung bieten.
Fazit: Ernährungsumgebung
Zur Legitimation einer aktiven politischen Gestaltung unsererErnährungsumgebungen
Darf der Staat das?
Prof. Dr. Achim Spiller und Prof. Dr. José Martínez
Beide Universität Göttingen
08. September 2020 Folie 10Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Sehr ausgeprägte Individualisierungder Ernährungs-Verantwortung inDeutschland• Hintergrund: “Bismarckian welfare state
regime“
• Aber: Ernährungspolitische Kultur inDeutschland verändert sich langsam
Ausgangspunkt
...
08. September 2020 Folie 11Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Argumentationslinie:• Politik darf in die Freiheit Einzelner eingreifen, um andere vor Schaden zu
bewahren• Die Perspektive der politischen Philosophie• Die Perspektive der Ökonomie• Die Perspektive des Rechts
Darf der Staat das?
08. September 2020 Folie 12Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Art. 2 Abs. 1 GG: Recht auf SelbstschädigungVoraussetzung: freie Willensentschließung aufgrundausreichender Informationsgrundlage
Art. 2 Abs. 2 GG: Schutzpflicht des Staates zugunstendes Lebens und GesundheitSchütz öffentlicher Interessen: Gesundheits-/Verbraucher-/Umwelt-/Tierschutz
§§§§ Darf der Staat das? – Rechtliche Perspektive §§§§
Im privaten Sektor (beiMarktversagen)• Regulierungspflicht des
Staates zur Gewährleistungeiner fairen Ernährungs-umgebung
Im öffentlichen Sektor (immer)• Pflicht zur Schaffung einer
fairen Ernährungsumgebung
Grenze: Verhältnismäßigkeit (Geeignetheit, Erforderlichkeit und Angemessenheit derMaßnahme zur Erreichung des Zwecks)
08. September 2020 Folie 13Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
§§§§ Darf der Staat das? – Rechtliche Perspektive §§§§
• Selbstregulierung• Verwaltungsvollzug• Gesetzgebungskompetenzen• Finanzierungsverantwortung
• KonkurrierendeGesetzgebungszuständigkeit
• begrenzteFinanzierungsmöglichkeiten
• Binnenmarkt• GAP Marktorganisation• Wettbewerb
EU Bund
PrivaterSektorLänder
08. September 2020 Folie 14Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Argumentationslinie:• Politik darf also in die Freiheit Einzelner eingreifen, um andere vor
Schaden zu bewahren• Außerdem….
• Zur Notwendigkeit nachfrageseitiger Instrumente• Grenzen der Konsumentensouveränität – oder: Warum wir uns als
Konsument*innen bisweilen vor uns selber schützen sollten• Konsumbeeinflussung durch andere Akteure: Zur Begrenzung des Marketingeinflusses• Steigende Akzeptanz ernährungspolitischer Eingriffe in der Bevölkerung
Darf der Staat das?
08. September 2020 Folie 15Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Referenzrahmen besteht nicht in einereingriffsfreien Situation, sondern inErnährungsumgebungen, die durcheine Vielzahl von prägenden Eingriffengekennzeichnet sind.
• „Freie” Ernährungsentscheidungen sindin diesem Sinne eine Illusion.
Fazit
08. September 2020 Folie 16Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
08. September 2020 Folie 17Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Programmteil 2: Empfehlungen (40 Minuten)
• Empfehlung: Systemwechsel in der Kita- undSchulverpflegung herbeiführen• Ulrike Arens-Azevedo + 8 Min. Diskussion
• Empfehlung: Landbausysteme weiterentwickeln– „Öko und mehr“• Friedhelm Taube + 8 Min. Diskussion
• Empfehlung: Verlässliche Informationenbereitstellen – Label und Digitale Ecosystems• Achim Spiller, Regina Birner, Britta Renner +
8 Min. Diskussion
Den Systemwechsel wagen! Beitragsfreie Kita- und SchulverpflegungKita- und Schulverpflegung als zentrales Handlungsfeld
Prof. Ulrike Arens-Azevedo
08. September 2020 Folie 19Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Ausgangslage – Große Reichweite, große Vielfalt
• In Kitas: 3,3 Mio. Kinder im Alter von 0 - 7Jahrenà 2,4 Mio. essen zu Mittag
• In allgemeinbildenden Schulen: 8,7 Mio. (davonin Ganztagsschulen*: 3,3 Mio.)
• Teilnahme am Mittagessen• in Grundschulen 50 %• ab der 5. Klasse 30 %
• Große Vielfalt hinsichtlich Zuständigkeiten,Organisation, Angebot und Preisen sowieQualitätssicherung
*Nur in Ganztagsschulen muss ein Mittagessen angeboten werden
08. September 2020 Folie 20Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung – Qualitativ hochwertig
Kitas und Schulen sind zentrale Orte des Lernens und der sozialenIntegration. Um eine qualitativ hochwertige Verpflegungsicherzustellen, sind klare Steuerungsimpulse notwendig!
1. Steuerung des „Was“§ Durch verbindliche und flächendeckende
Einführung der DGE-Qualitätsstandards
2. Steuerung des „Wie“§ Durch Schaffung fairer Ernährungsumgebungen
08. September 2020 Folie 21Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung – Warum?
§ Alle Kinder profitieren! Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit werdendauerhaft gestärkt, Ernährungsverhalten entsprechend geprägt
§ Der beitragsfreie Zugang für Alle gewährleistet Chancengleichheit(gesundheitlich und sozial), Ernährungsarmut kann abgefedert werden
§ Mit einer Beitragsfreiheit entfallen Diskriminierung und Stigmatisierung,dies fördert den sozialen Zusammenhalt
§ Beitragsfreiheit bringt einen Anstieg in der Nutzung, Kosten je Mahlzeitwürden fallen, Skaleneffekte bei der Beschaffung könnten genutzt werden
08. September 2020 Folie 22Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Fazit
§ Das pädagogische Gesamtkonzept von Kitaund Schule muss die Verpflegung integrieren– Voraussetzung für Ernährungsbildung undAkzeptanz
§ Kinderrestaurants und Schulmensen müssenOrte werden, zu denen Kinder undJugendliche gerne hingehen möchten
§ Kita- und Schulverpflegung sind ein Elementgesamtgesellschaftlicher Daseinsvorsorgeund eine Investition in die Zukunft
08. September 2020 Folie 23Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
Zur Notwendigkeit ökoeffizienter LandbausystemeÖko und mehr:
Prof. Dr. Friedhelm Taube
Universität Kiel
08. September 2020 Folie 25Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Zu hoher Anteil von Nahrungsmittelntierischer Herkunft in der Ernährungverursacht Umweltkosten in derFlächennutzungà 60 % für FutterÜberschreitung der ‚Planetaryboundaries‘
• Kein Umwelt-Nachhaltigkeitsziel derBundesregierung bisher erreicht
• Öko-effiziente Landbausystemenotwendig, Ökolandbau und mehr!
Ausgangspunkt
08. September 2020 Folie 26Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Warum Ökolandbau?
Argumentationslinie:• Ökolandbau ‚Benchmark‘ umweltfreundlicher
LandwirtschaftàÖkosystemdienstleistungenArtenvielfalt, Gewässerschutz,Biotopvernetzung
• daher…• Ökolandbau weiter fördern sowohl in der Fläche
bis das 20 % Ziel erreicht ist, als auch• lokal besonders dort, wo lokale Güter geschützt
werden (z.B. Gewässerà ‚rote Gebiete‘ DüV)• aber auch… ‚mehr‘
08. September 2020 Folie 27Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Warum ‚mehr‘
Ökolandbau häufig im Vgl. zu konventionellen Systemen mit zu geringerFlächennutzungseffizienz (~ minus 50 %à ‚leakage‘-Effekte); beim Klimaschutz nichtsystematisch überlegenDaher….• ‚Hybridsysteme‘ entwickeln, die über De-Intensivierung
konventioneller Systeme erhöhte Ökoeffizienz sichern und• Systeme über umfassende Nachhaltigkeitsbewertung zertifizieren
• z.B. ‚Gemeinwohlprämie‘ + Klimalabel einführen
Aber auch… ‚mehr‘• Potenziale für technische Lösungen ‚nicht verschenken‘
(Robotik, Sensorik, Genome Editing, …)
08. September 2020 Folie 28Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Ökolandbau ist ein Element des nachhaltigeren Konsums, aber nicht daseinzige
• Nachhaltiger Konsum bedingt nachhaltige Landnutzung• Nachhaltige Landnutzung ist durch eine komplementäre Agrar- und
Umweltpolitik in Deutschland und der EU zu gewährleisten• Die ‚Öko und mehr‘ - Empfehlungen des WBAE im Kontext der Ernährung
knüpfen nahtlos an die WBAE-Empfehlungen zum Tierwohl, zumKlimaschutz und zur GAP an
• Deutschland als reiches Land ist in der Verpflichtung, die Umsetzung vonEntwicklungen zu ‚Öko und mehr‘ voranzutreiben
Fazit
08. September 2020 Folie 29Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
Verlässliche Wahlmöglichkeiten schaffen und dabei das Potenzial derDigitalisierung nutzen
Labels und Digitale Ecosystems
Prof. Dr. Achim Spiller1, Prof. Dr. Regina Birner2 , Prof. Dr. Britta Renner3
1Universität Göttingen, 2 Universität Hohenheim, 3 Universität Konstanz
08. September 2020 Folie 31Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Kennzeichnung wichtig – Orientierung am Produkt• Valide Daten hinter dem Label notwendig• Staat sollte das Instrument nach Auffassung des WBAE ambitionierter nutzen:
• Staatliches Label in den Kernbereichen: Gesundheit, Umwelt- resp. Klimaschutz,Tierschutz
• Verbindlichkeitsgrad erhöhen (auch national mittels Inländerdiskriminierung)• Stärkere graphische Vereinheitlichung („Dachlabelcharakter“)• Stärkere Budgets zur Bekanntmachung
• Zentrale nächste Schritte: Tierwohllabel einführen, Klimalabel entwickeln,Nutri-Score verbindlich machen
Label
08. September 2020 Folie 32Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Nachhaltige Ernährung hat eine soziale Dimension!• Schutzperspektive
Soziale Mindeststandards (z.B. Arbeitsschutz, keineZwangsarbeit) entlang der gesamten Wertschöpfungskettesicherstellen• In Deutschland erzeugte Nahrungsmittel:
Sozialgesetzgebung und deren Umsetzungè Handlungsbedarf – Beispiel: geringe
Kontrollintensität in der Schlachtindustrie• Importierte Nahrungsmittel:
Sorgfaltspflicht der Unternehmen – Lieferkettengesetz
Mindeststandards im sozialen Bereich und Fairness-Label
08. September 2020 Folie 33Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Gerechtigkeitsperspektive:Handlungsoptionen für Verbraucher*innenschaffen, um soziale Ziele zu verwirklichen, dieüber Mindeststandards hinausgehen• Fairtrade-Label: einziges derzeit allgemein
bekanntes Sozial-Label; Fokus aufEntwicklungsländer und wenige Produkte; positiveEffekte für Kleinbäuer*innen erwiesen
• Weitere Fairness-Label (Bsp. „Faire Milch“) bislangwenig entwickelt (Notwendigkeit, Transparenzund Zuverlässigkeit sicherzustellen)
Mindeststandards im sozialen Bereich und Fairness-Label
https://www.fairtrade-deutschland.de/was-ist-fairtrade/fairtrade-siegel
08. September 2020 Folie 34Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Digitalisierung und Apps• Informationen bereitgestellt, wenn benötigt („Just-in-Time“)• Aber: spezifisch & nicht abgestimmt (z.B. „App Dschungel“)
• „Ecosystem“ für nachhaltigere Ernährung entwickeln• Digitales Ecosystem: Digitale Plattform, Vernetzung von Anwendungen & Anbietern
(z.B. Auswahl – Einkauf – Zubereitung)• Daten! Valide, integrierte Open-access-Datenbank schaffen• Bundeslebensmittelschlüssel zum „Bundesnachhaltigkeitsschlüssel“ ausbauen
Digitales Ecosystem nachhaltigere ErnährungKonsum
Zubereitung
Einkauf
Bestellung Lieferung
Auswahl
08. September 2020 Folie 35Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
• Staatliches Handeln notwendig, um Label ambitionierter nutzen zukönnen
• Tierwohllabel einführen, Klimalabel entwickeln, Nutri-Score verbindlichmachen
• Weiterentwicklung von Sozial-Labeln notwendig• Wahlmöglichkeiten für Verbraucher*innen schaffen, die soziale Ziele über die
Mindeststandards hinaus verwirklichen wollen• Auch bei den Mindeststandards besteht noch staatlicher Handlungsbedarf
• Label und digitale Ecosystems für nachhaltigere Ernährung entwickeln• Bestandteil einer fairen Ernährungsumgebung: Wahlmöglichkeiten schaffen
Fazit
08. September 2020 Folie 36Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
08. September 2020 Folie 37Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Abschlussdiskussion
08. September 2020 Folie 38Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
08. September 2020 Folie 39Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
08. September 2020 Folie 40Öffentliche Fachveranstaltung der Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz
Diskussion
● Nutri-Score, Klima- u. Tierwohllabel als staatliche, mögl. verpflichtende(Dach-) Label einführen
● Mindeststandards im Sozialbereich sicherstellen und Fairness-Labelweiterentwickeln
● An Kinder gerichtete Werbung und Social Influencing stärker regulieren● „Digitales Ecosystem” und „Bundesnachhaltigkeitschlüssel” schaffen
Politik für eine nachhaltigere ErnährungEine Integrierte Ernährungspolitik entwickeln und faireErnährungsumgebungen gestalten
Diskussion