Parasitenbekämpfung in derPferdehaltung und Pferdezucht
Dr. Jürgen BartzProduktmanager Pferde
Virbac Tierarzneimittel GmbHD-23843 Bad Oldesloe
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Parasiten bei Pferden ...
... sind für die meisten Pferdehalter ein 3U-Thema:• unbeliebt• unangenehm• unübersichtlich
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Wichtige Pferdeparasiten
Rundwürmer(Nematoden)
bspw. Spulwürmer, Zwergfadenwürmer, Palisadenwürmer ...(„normale“ Würmer)
Magendasseln(Gasterophilus-Larven)
(Insekten!)
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Bandwürmer(Cestoden)
beim Pferd 3 Arten
Rundwürmer: drei Stichworte
1.) erwachsene Würmer im Darm - Eier - Kot - Weide
2.) Eier - Larven - Aufnahme ins Pferd
3.) Larven - (Körperwanderung) - Würmer - Zyklus beendet
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Bandwürmer: drei Stichworte
1.) erwachsene Würmer im Darm - Eier - Kot - Weide
2.) Eier - Zwischenwirt: Moosmilbe - Aufnahme ins Pferd
3.) Würmer - Zyklus beendet
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Dassellarven: drei Stichworte
1.) Juli - September: Dasselfliege legt Eier auf Fell
2.) Larven - vom Pferd aufgeleckt - überwintern im Magen
3.) Ausscheidung im Frühjahr - Verpuppung - neue Generation
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Rundwürmer: kurz vorgestellt
Große Palisadenwürmer
(Große Strongyliden):
• Larven-Wanderung in der Wand der Blutgefäße, Bildung von Thromben (Blutgerinnseln) mit tödlicher Kolikgefahr
• langsamer Infektions-Zyklus
• gute Resistenzlage
• seltenes Vorkommen
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Rundwürmer: kurz vorgestellt
Kleine Palisadenwürmer
(Kleine Strongyliden):
• schneller Infektions-Zyklus
• weit verbreitet
• Resistenzprobleme
• bildet schwer behandelbare enzystierte Darmwand-Stadien
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Rundwürmer: bedeutsam für Fohlen
Zwergfadenwürmer
(Strongyloides westeri):
• im Dünndarm vor allem von Fohlen
• in großen Mengen Durchfall auslösend
• bedeutsam vor allem in den ersten Lebenswochen / -monaten
• Infektion schon über die Muttermilch
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Rundwürmer: bedeutsam für junge Pferde
Spulwürmer
(Parascaris equorum):
• vor allem bei Fohlen bis Jährlingen
• Wachstums-Störungen, Durchfall, tödliche Koliken durch Darmverschluß
• Larvenstadien wandern im Körper: Lunge, Leber etc.
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Rundwürmer
Es gibt noch viele weitere, zum Beispiel:
• Pfriemenschwänze (Oxyuris equi)
• Rollschwanz (Habronema muscae)
• Magenfadenwürmer (Trichostrongylus axei)
• Filarien (Onchozerkose)
• etc.
• Lungenwürmer (Dictyocaulus arnfieldi)
• sehr selten : Leberegel
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Bandwürmer: wissenswerte Tatsachen
• Vorkommen bei 35 - 50 % der Pferdebestände
• oft lange Zeit symptomlos
• 60 % der Kot-Untersuchungen sind falsch-negativ
• plötzliche tödlicheKoliken durch Darmverlegung
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Bandwürmer: schwer nachweisbar
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• Eier werden nicht direkt in den Verdauungskanal ausgeschieden,
• sondern bleiben in den hinteren Quergliedern.
• Zerfall der Querglieder überwiegend in der Außenwelt, daher Eier im Kot schwer nachweisbar.
Bandwurmbekämpfung
Die Bekämpfung des Bandwurms sollte ein- bis zweimal jährlich in die reguläre Entwurmung integriert werden.
Mehrkosten pro Jahr:
20 - 30 €
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Magendasseln
• Behandlungszeitpunkt: Ende Oktober / Anfang November (Ende der Schwärmzeit plus Sicherheitszone)
• nicht zu lange warten (nicht bis Dezember / keine „Nikolausentwurmung“!)
• mechanische Entfernung der Eier
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Praktische Parasitenbekämpfung: Grundsätze
1.) Schaufel schlägt Spritze: Kotabsammeln ist die effektivste Parasitenbekämpfung (alle 1 - 3 Tage).
(Leider ist es auch die unbeliebteste!)
2.) Schleppe tötet Pferde: Kot auf der Weide verschleppen ist die „beste Infektionsgrundlage“ - daher vermeiden.
3.) „Matratzenstreu“ darf kein überdachter Misthaufen sein.
4.) Entwurmungsmittel: immer so wenig wie möglich, aber jedes Mal so viel wie nötig.
5.) Behandelt wird, wenn Parasiten vorhanden bzw. zu erwarten sind (nicht nach einem starren Schema).
6.) Kotuntersuchung: sinnvolle Sicherheit für 12 Euro
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Wirkstoffe gegen Parasiten: kurzgefaßt!
Verfügbare Wirkstoffe:
1.) Pyrantel: gegen Rundwürmer.
2.) Ivermectin / Moxidectin: (breiter als Pyrantel) gegen Rundwürmer sowie Magendasseln
3.) Praziquantel: selektiv nur gegen Bandwürmer
4.) Benzimidazole (Fenbendazol, Mebendazol): nur noch stark eingeschränkt gegen Rundwürmer (Kleine Palisadenwürmer) (Resistenzen)
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Parasitenbekämpfung: erwachsene Pferde
Januar:
evt. Zwischen- behandlung Rundwürmer und nach Bedarf auch Magen-dasseln
Juni / Juli:
Rund-würmer
Band-würmer
April / Mai:
Rund-würmer
Aug / Sept:
Rund-würmer
Okt / Nov:
Rund-würmer
Band-würmer
Magen-dasseln
Ivermectin oder Pyrantel
Pyrantel oder Ivermectin / Moxidectin
Ivermectin / Moxidectin (plus Prazi-quantel)
Pyrantel oder Ivermectin / Moxidectin
Ivermectin / Moxidectin plus Prazi-quantel
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Gibt es eine „Sparversion?“
Keine Pauschal-Empfehlung möglich - bitte den Haus-Tierarzt befragen.
• Januarbehandlung: evt. entbehrlich • Bei guter Weide- und Stallhygiene können die ersten drei Behandlungen auf zwei reduziert werden.• Risiko-Hauptzeitraum: Hochsommer (knappe Weide, feucht-warmes Wetter)• Jahres-Endbehandlung gegen alle Parasiten: unverzichtbar
WICHTIG:
Kontrolle durch Kotuntersuchung vor der Behandlung!
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Parasitenbekämpfung: „Sparversion“
Mai/ Juni:
Rund-würmer
Band-würmer
August:
Rund-würmer
Okt / Nov:
Rund-würmer
Band-würmer
Magen-dasseln
Ivermectin / Moxidectin (plus Prazi-quantel)
Pyrantel oder Ivermectin / Moxidectin
Ivermectin / Moxidectin plus Prazi-quantel
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Entwurmungs-Praxis: 4 häufige Fehler
• Fehler Nr. 1: kein Pferdeprodukt• In‘s Pferd darf nur, wo „Pferd“ draufsteht!
• Fehler Nr. 2: keine deutsche Ware• Geprüfte Sicherheit - strafbare Handlung!
• Fehler Nr. 3: Sparsamkeit• Geiz ist gefährlich - das Beste gerade gut genug!
• Fehler Nr. 4: Gewicht unterschätzt• Volle Ladung - volle Wirkung!
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Schwerer als gedacht
• 60 % der deutschen Warmblutpferde: 600 - 700 kg• 6 % über 700 kg• Daher: ausreichend hoch dosieren - im Zweifel eher zuviel geben (700 kg-Injektoren).• Bei den meisten Wirkstoffen besteht bis zur 5fachen Dosis kein Risiko.• Unterdosierung: keine Wirkung und Resistenzförderung
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Parasitenbehandlung tragender Stuten
Befürchtung vieler Züchter:• Entwurmung tragender Stuten = Mißbildungen, Abort
Resultat:• Behandlungen unterbleiben• Verwurmungsgrad ist hoch• Fohlen müssen unnötig intensiv entwurmt werden
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Parasitenbehandlung tragender Stuten:die Fakten
1.) Wirkstoff Pyrantel: keine Einsatzbeschränkung
2.) Wirkstoff Ivermectin: (fast) keine Einsatzbeschränkung (außer bei Ivomec bis zum 46. Tag der Trächtigkeit)
3.) Wirkstoff Moxidectin: keine Einsatzbeschränkung
4.) Wirkstoff Praziquantel (als Einzelpräparat):
keine Einsatzbeschränkung
5.) Wirkstoffgruppe Benzimidazole: keine Einsatzbeschränkung 6.) Kombination Ivermectin / Moxidectin plus Praziquantel:
- je nach Produkt möglich / nicht möglich
- entscheidend ist der Beipackzettel
- z. B. Equimax: bis zu 5fach überdosierbar
auch bei tragenden Stuten!11
Fazit
• Tragende Stuten können mit geprüfter Sicherheit behandelt werden.• Für jeden Wirkstoff stehen mehrere sichere Präparate zur Verfügung.• Angaben im Beipackzettel sind verbindlich.• Kein Grund, tragende Stuten unbehandelt zu lassen.
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Behandlungsempfehlung
• Tragende Stuten grundsätzlich wie andere Pferde im Bestand (gleichzeitig mit diesen) behandeln.• Optimal: Ivermectin / Moxidectin möglichst kurz vor der Geburt, um Zwergfadenwurm-Infektionen des Fohlens unmittelbar nach der Geburt durch die Stutenmilch und aus der Einstreu gering zu halten.• Ziel: parasitenarmes Fohlen - nicht völlig parasitenfrei
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Fohlen: Behandlungsempfehlung
Stute unmittelbar vor der Geburt mit Ivermectin / Moxidectin behandeln.
parasitenarme Umgebung
Erstbehandlung Ende der zweiten bis Anfang der dritten Lebenswoche
weniger Medikamente in den ersten Lebenstagen
längerer Zeitraum für dosierte geringgradige Infektion
Immunitätsausbildung
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Fohlen: Behandlungsempfehlung
Für Fohlen / Jungpferde besonders
bedeutsame Parasiten:
• Zwergfadenwurm (Strongyloides westeri)• Spulwurm (Parascaris equorum)• Kleine Palisadenwürmer (Kleine Strongyliden)
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Fohlen: Behandlungsempfehlung
Prophylaxe-Ziel:
• dosierter Kontakt zwischen Parasiten und Immunsystem• aber kein Massenbefall• ungestörte Entwicklung des Fohlens
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Fohlen: Behandlungsempfehlung
• Erste Behandlung: 1 - 3 Wochen nach der Geburt
• Bis Ende erster Weidesommer: alle 3 - 8 Wochen
• Bis Ende zweites Lebensjahr: alle 6 - 8 Wochen
• Bis Ende drittes Lebensjahr: alle 8 Wochen
• Danach: wie erwachsene Pferde
Die Hygiene im Betrieb ist die entscheidende Grundlage für die Häufigkeit der Behandlungen!
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Fohlen: geeignete Wirkstoffe
(Fast) alles ist möglich!
Einschränkungen nach Beipackzettel beachten!
Beispiele:
• Moxidectin (Equest): nicht bei Fohlen unter vier Monaten
• verschiedene Kombinations-Entwurmer: erst ab 5. / 7. Lebensmonat (Ausnahme: Equimax bereits ab 3. Lebenswoche)
• Eraquell: Überdosierung bis 9fach
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Fohlen: unbedingt beachten
• 1. Lebenshalbjahr: Pyrantel und Ivermectin im Wechsel verwenden (Zwergfadenwurm- und Spulwurmwirkung)
• Moxidectin (als Einzelsubstanz und in Kombination) hat nur eine schmale Dosierungsbreite und muß daher ganz exakt auf das Gewicht bemessen werden.
• Alle anderen Wirkstoffe können mehrfach überdosiert werden.
• erste Bandwurmbehandlung Mitte / Ende des ersten Weidesommers
• Kotuntersuchung: quantitativ (geringe Menge von Parasiten-Eiern ist normal, vor allem bei Spul- und Palisadenwürmern)
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Zum Nachlesen
• Broschüre „Pferde richtig entwurmen“
• Vortrag herunterladen: als PDF unter www.virbac.de auf der Startseite unten rechts
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Vielen Dank ...
... für Ihre Aufmerksamkeit.
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