Kinder und Multiple Sklerose
Die Geschichtevon Elijah
Märchen sehen
06 · 2016Schutzgebühr: 3,00€
Alles was Kinder bewegt
NenA im Interview
Unsere Strategie:MOMO e. V. setzt sich stark für Integration und Inklusion ein. Wir initiieren und fördern Maßnahmen, Früherkennung
und Projekte.
Unser Leitbild:Für die Rechte der
Kinder und deren Eltern.Überwindung von Bar-
rieren in den Köpfen nicht Betroffener.
Eingetragener Verein beim Amtsgericht Flensburg
Spendenkonto:
IBAN: DE15 2105 0170 1000 1145 10
BIC: NOLADE21KIE
Steuernr.: 15/293/79624
Momo - Alles was Kinder bewegt e.V.
Kontakt:
E-Mail: [email protected]
Tel.: 04352 - 95 66 076
Web: http://verein.momo-magazin.de
Unser Ziel:Kindern, die anders sind, eine Hilfe zur
Integration in unsere Gesellschaft zu bieten.
Für Momo e.V.
steht das Kind im
Mittelpunkt
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Liebe große und kleine
Leserinnen und Leser,
endlich Sommer! Denken Sie das
nicht auch? Es gibt viele kreative
Möglichkeiten, die Freizeit draußen in
der Natur zu verbringen, von denen ich
einige für Sie zusammengestellt habe.
Für zwei gärtnernde Kinder in unserem
Beitrag grenzt es an Zauberei, wie
schnell über Nacht Blumen und Pflanzen
wachsen und aus Samen Gemüse wird.
Verzaubert haben mich auch zwei
kleine starke Jungen. Ben wurde
gehörlos geboren und kann dank
der Gebärdensprache Märchen sehen
und verstehen. Elijah, einem Jungen
voller Kraft, Energie und Eifer, wurden
nach einer Meningokokken-Sepsis beide
Beine amputiert. Diese Geschichten
haben unsere Redaktion sehr berührt.
Außerdem begleitet uns Musik durch
dieses Magazin. Nena, eine der erfolg-
reichsten Künstler-/innen der deutschen
Musikgeschichte, erzählt im Interview
mit Momo von Ihrer gegründeten Schule
sowie von Inklusion und Offenheit.
Freuen Sie sich mit mir auf die
aktuelle Ausgabe von Momo.
Ihre Martina Lange
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10Die Geschichte
von Elijah
6Nena
im Interview
18RolliKids
30Sonne, Strand
und Wasserspiele
34Open Airfür Kids
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3 | Editorial
6 | Nena im Interview
8 | Florians Zwergenorchester
10 | Die Geschichte von Elijah
13 | „Tanz auf einem Bein“…?
16 | KinderGarten
18 | Rolli Kids
20 | Märchen sehen
26 | Geschichten vom gelben Sofa
28 | Kinder und MS
30 | Sonne, Strand und Wasserspiele
34 | Open Air für Kids
36 | Bastelspaß
37 | Rezept für Stockbrot
38 | Kinder mit Behinderung haben
Recht auf Regelschule
40 | Denk dir was
44 | Dein gutes Recht
46 | Fit für die Einschulung
48 | Hören und sehen für
Groß und Klein
50 | Sonnenschutz für die Kinderhaut
52 | Hier ist was los …
55 | Kindermund
57 | Vorschau September-Ausgabe
58 | Impressum
50Sonnenschutz
für die Kinderhaut
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NenA im Interview
Mit dem Hit 99 Luftballons der Band Nena erlangte
sie 1983 internationale Bekanntheit. Mit 25
Millionen verkauften Tonträgern weltweit
zählt sie zu den erfolgreichsten Künstlern der
deutschen Musikgeschichte.
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Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für Momo und die besonderen Kinder Zeit genommen
haben. Sie haben sich in der Vergangenheit viel mit Kindern auseinandergesetzt. Ich denke
hier unter anderem an die Schulform in Hamburg, in der Sie sich engagiert haben.
Gab es auch Berührungen mit Kindern,
die eine Behinderung haben?
Wir haben vor neun Jahren eine Schule
gegründet, die auch Kinder und Jugendliche
besuchen, bei denen ein „sonderpädagogischer
Förderbedarf“ diagnostiziert wurde. Die Neue
Schule Hamburg (NSH) ist eine nach dem
Sudbury-Modell arbeitende, demokratische
Schule, an der die Schüler ihr Leben und
Lernen selbstbestimmt gemeinsam gestalten.
Die Verschiedenheit der Menschen und die
Einbindung aller sehen wir als Chance, um
gegenseitig von den gemeinsamen Lern- und
Lebensprozessen zu profitieren. Die Schüle-
rinnen und Schüler entscheiden eigenständig,
welche Inhalte sie lernen wollen, sowie wann,
wo und mit wem. Freiheit in sämtlichen
persönlichen Entscheidungen und die damit
einhergehende Verantwortung für das eigene
Handeln sind aus unserer Sicht tragende
Säulen von Bildungsprozessen, die ALLEN
Menschen gleichermaßen zugänglich sein
sollten. Die NSH war und ist für Kinder und
Jugendliche ein Ort, an dem sie gerade wegen
ihrer Individualität wertgeschätzt werden.
Wenn Sie unsere gesellschaftlichen
Strukturen beeinflussen könnten,
was wäre Ihr erstes Anliegen?
Dass die Kinder in unserer Gesellschaft
eine viel stärkere Stimme haben und
man ihnen auf Augenhöhe begegnet.
Integration und Inklusion sind zurzeit
ein wichtiges Thema in aller Munde.
Wie sieht in Ihren Augen eine gelungene
Inklusion und Integration aus?
Die erste Voraussetzung für mich ist, dass
man seine eigene Vorstellung von Normalität
immer wieder in Frage stellt und Menschen
nicht im Fokus ihrer Diagnose oder in der
Position als „zu Integrierende“ betrachtet. Es
geht um Anerkennung und Wertschätzung
von Unterschiedlichkeit und Vielfalt, statt
um ein Gleichmachen oder Anpassen.
Wir kennen von Ihnen zahlreiche
Songs, z. B. „99 Luftballons“ etc.
Können Sie sich ein Projekt vorstellen,
das sich direkt auf Kinder ausrichtet?
Ich mache gerne und immer wieder Musik für
Kinder. Mein letztes Projekt war die 1x1-CD.
Songs, die Kindern dabei helfen, das kleine
Einmaleins ruckzuck auswendig zu lernen.
Ohne trockenes Pauken und Abfragen,
sondern mit Musik und ganz viel Spaß.
Das Magazin Momo ist für Eltern und Kinder,
die besonders sind. Es soll Mut machen
und eine Plattform bieten, auf der Eltern
und Betroffene die Möglichkeit haben, sich
auszutauschen. Haben Sie eine Lebensphilo-
sophie für unsere kleinen und großen Leser?
Egal ob groß oder klein ... wir sollten alle
gemeinsam daran arbeiten, uns mit Offen-
heit, Liebe und Respekt zu begegnen.
Wir wünschen Ihnen
alles Gute und bedanken
uns nochmal für
dieses Interview!
Interview:
Martina Lange
Mitten in Hamburg zwischen einem beliebten
Eisladen und Deutschlands berühmtestem
Imbiss* ist eine ganz besondere und neue Art
musikalischer Früherziehung entstanden.
Florian Voigt, einst Radiomoderator und
Medienmacher, hat dort vor 7 Jahren
das „Zwergenorchester“ gegründet. Mit
Kinderliedern, seiner tiefen sympathischen
Stimme und einem kleinen Orchestersaal
voller Instrumente sorgt er seither für
Furore unter den Hamburger Eltern. Schlan-
ge stehen sie nun nicht mehr nur beim
Eisladen, sondern vor Florians Tür, um für
den Nachwuchs einen begehrten Platz in
den Kursen zu ergattern. Bereits 2.000
Kinder haben seine Musikschule genossen.
Ab sofort gibt es mit „Florian Voigt und das
Zwergenorchester“ diesen Genuss auch zum
Mitmachen, Mitsingen und Mittanzen auf CD,
mit 16 fröhlichen Liedern. Wie wohltuend,
dass musikalische Früherziehung auch mal
männlich geprägt ist. Florian ist ein Typ, der
gut mit Kindern (und deren Eltern) kann. Gern
übernimmt er die Rolle des coolen und musik-
begeisterten Vorbildes und bietet „Musik zum
Florian Voigt und sein Zwergenorchester
*Kleine Anmerkung: Die Rede ist von der „Eppendorfer Grillstation“
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Anfassen.“ Bei ihm darf Gitarre, Klavier und
Trommel gespielt und mit Klanghölzern und
dem Glockenspiel experimentiert wer-
den. „Die Kinder sollen Musik erleben,
spüren und hören”, so der Hamburger
Musiker. „Deshalb sind die Musikkurse
ganz aktiv gestaltet – alle Instrumente
dürfen und sollen ausprobiert werden.”
Die Songs aus seinem Unterricht gibt es
außerdem auf seinem Youtube-Kanal in
der regelmäßigen „ZWERGENORCHESTER
SHOW“ zu sehen und hören. So können
nun alle Eltern mit ihren Kindern Florian
zuhause und unterwegs „live“ erleben.
„Jede ZWERGENORCHESTER-Stunde erfüllt
mich mit Glück – und genau das will ich
mit meinem Album erreichen: mich und
andere mit der Musik glücklich zu machen.”
Mit Erfolg, den ihm die vielen Eltern und
deren kleine neue Musikfans bestätigen.
Was es heißt, wenn Musik zum Alltagsstress
mutiert, konnte der Familienvater 15
Jahre lang als Moderator, On-air-Producer
und Musikchef bei diversen norddeut-
schen Radiostationen erfahren:
Reichweiten-Steigerung, Programm-
reform und Quotendruck führten zur
Sinnkrise. Die Geburt des zweiten Sohnes
Jesper bewegte den Medien-Manager
2008 schließlich zu einer Neuorientierung.
„Ich wollte raus aus der Radio- und
Medien-Landschaft. Raus aus dem Stress,
raus aus dem Druck, raus aus dem Beruf,
der mich zum Schluss nicht mehr ausgefüllt
hat. Ich hatte das Gefühl, dass ich was an-
ders im Leben machen möchte und muss.“
2009 war die Geburtsstunde des
Zwergenorchesters. Mittlerweile ist die
Musikschule erwachsen geworden, „aber
bis heute hat es nichts von dem Zauber
verloren, wenn man kleine Kinder mit
leuchtenden Augen zu Musik tanzen und
lachen sieht”, so Voigt. Seine Songs spielt
er mal rockig, mal poppig, mal mit Klavier,
Gitarre, Banjo oder Akkordeon, mal laut und
mal leise. Seine Texte orientieren sich an der
Erlebniswelt von und der Interaktion mit
Kindern von 0 bis 6 Jahren. Die bekanntesten
auf seiner neuen CD „Neue Kinderlieder
zum Mitsingen“ versammelten Hits heißen
„Spinne, Wurm und Affe”, „Wenn der Wind
weht” und „Schnipp Schnapp, Haare ab“.
Einige von ihnen hat Florian bereits für
seinen Youtube-Channel aufbereitet und
in eine witzige Kindermusik-Show zum
Spaßhaben und Mitmachen verpackt.
Einfach mal reinschauen und reinhören!
Auf ein guten Start in ein glückliches
musikalisches Leben - mit Florian Voigt
und dem Zwergenorchester! ●
Florian Voigt
„Wer Musik macht, ist glücklich fürs Leben.“
(Florian Voigt)
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Begegnet man Elijah, sieht man einen quicklebendigen Jungen mit unbändiger Energie,
Kraft und eisernem Willen. Große Augen lachen einen an und man überlegt, ob man
diesem Kind einen Wunsch abschlagen könnte. Wenn man dann die Geschichte von
Elijah und seiner Familie hört, ist man froh über dieses starke Kind – denn ohne Kraft und
Ausdauer wäre vielleicht alles ganz anders gekommen und Elijah ein trauriges Kind.
Elijahs Mama Miriam wurde in Eritrea
geboren, lebt aber seit vielen, vielen Jahren
in Deutschland. Als Elijah 19 Monate alt
war, geschah „das Schlimmste, was einer
Mutter passieren kann“, sagt Miriam.
Hier ihre Geschichte, die nichts
für schwache Nerven ist
Vormittagsschlaf war für den kleinen Elijah
eigentlich immer vollkommen ungewöhnlich.
Aber an diesem Tag im März wollte er einfach
nur schlafen. Als er erwachte, meinte seine
Mama, einen seltsamen Gesichtsausdruck zu
erkennen. Sie nahm ihn auf den Arm. Kuscheln
mochte Elijah immer gern – aber meist nur
kurz, dann flitzte er schon wieder weg – voller
Tatendrang – und auf zu neuen Abenteuern!
Am 11. März war es anders. Er hielt den Kopf
„irgendwie schief“ und wollte nicht mehr
weg von seiner Mama. Miriam kam das sehr
seltsam vor. Auch war Elijah sehr heiß. „Sehr
hohes Fieber“, vermutete sie. Der alarmierte
Kinderarzt meinte: „Kommen Sie einfach
rüber in meine Praxis, wenn Sie Zeit haben!“
Während Miriam sich umzog, legte sie Elijah
in sein Bettchen. 2 Minuten später, als die
beiden aufbrechen wollten, hatte er blaue Lip-
pen, zitterte und krampfte. „Rufen Sie einen
Krankenwagen!“, drängte der Kinderarzt.
Im Krankenhaus stieg das Fieber schnell auf
41° C. Die Ärzte führten eine gründliche
Anamnese durch und untersuchten Elijah.
Die Diagnose lautete: „Fieberkrampf – nicht
schlimm, das geht vorbei!“ Plötzlich fiel der
aufmerksamen Mutter ein blauer Fleck auf der
Brust ihres Sohnes auf. Die darauf angespro-
chene Kinderärztin erklärte: „Ach, da wird er
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sich gestoßen haben!“ Miriam zweifelte jedoch
die Aussage an: „Aber der war vor ein paar Mi-
nuten noch nicht da!“ Aber die Ärztin hörte sie
nicht mehr, weil sie bereits das Zimmer verlas-
sen hatte. Elijah bekam fiebersenkende Mittel
und blieb in der Notfallambulanz des Kranken-
hauses „zur Beobachtung!“ Miriam ermahnte
sich immer wieder zur Ruhe. Eigentlich kannte
sie das: Elijah hatte schon häufiger Atemwegs-
infektionen mit Fieber – aber so schlimm??
Aber Elijah reagierte nicht auf die Medikamen-
te – im Gegenteil: Sein Puls raste, das Fieber
schoss weiter in die Höhe. Als der Bruder Noah
mit Miriams Schwester kommen wollte, um
den kleinen Mann aufzumuntern, reagierte
er nur noch apathisch. Sein Essen erbrach er
sofort wieder. Schließlich wurde er von der
Notfallstation auf die Kinderstation verlegt,
damit er weiter beobachtet werden konnte.
Dort wurde seine Lunge abgehört. „Die Lunge
ist frei“, sagte die Ärztin. „Wahrscheinlich hat
er eine Mittelohrentzündung. Seine Blutwerte
sind in Ordnung.“ Miriam beruhigte das nicht
wirklich. Inzwischen machte Elijah „komische
Gurgelgeräusche“, rieb sich immer wieder
die Stirn. Um 22 Uhr versuchte die Ärztin, die
Mutter erneut zu beruhigen: „Machen Sie sich
keine Sorgen, die Blutwerte waren doch o. k.!“
Stunden vergingen, in denen Miriam rastlos
neben dem Bett saß und versuchte, ihre Panik
zu bezwingen. Elijah wälzte sich im Bett hin
und her, wimmerte, schmiss die Decke von
sich – und da stockte Miriam der Atem: Elijahs
kleiner Körper war vollkommen bedeckt
mit blau-schwarzen Flecken. Die alarmierte
Kinderärztin kam, betrachtete den Körper,
der inzwischen aussah, als sei er mit Tinte
bespritzt, und erklärte betroffen: „So etwas
habe ich noch nie gesehen!“ Man rief den
Oberarzt, bat die Mutter aus dem Zimmer,
während Elijah aus Leibeskräften schrie. Dann
war er ruhig.“ Jetzt ist alles gut!“, dachte
Miriam und wurde gerufen, um Elijahs Hand
zu halten. Er sollte eine Kanüle bekommen.
3.30 Uhr Intensivstation.
Elijah bekam starke
Antibiotika,
ihm wurde
Knochenmark
entnommen
und
schließlich
intubierten
die
Ärzte ihn.
Außerdem
setzte man
ihm einen
Herzkatheter
ein. „Ihr Sohn ist
schwerstkrank! Er
hat eine Meningokokken-
Sepsis!“, erklärte nun der Arzt.
„Wir wissen nicht, ob er überleben wird – aber
wir tun alles, was in unserer Macht steht!“
Miriam wartete … 24 Stunden … 48 Stunden
… 12 Tage. Wird Elijah überleben …?
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Inzwischen fühlte sie sich wie gelähmt,
wich nicht von der Seite ihres Sohnes.
Ihre Schwester nahm sich Urlaub, um auf
den größeren Bruder Noah aufzupassen
und an seiner Seite zu sein.
Vier Wochen lang wurden mindestens alle
zwei Tage Operationen durchgeführt, um die
immer wieder entstehenden, abgestorbenen
Hautareale abzutragen. Irgendwann erreichte
sie die Mitteilung: „Es kann sein, dass Ihr Sohn
einen Fuß verliert, vielleicht auch den Unter-
schenkel!“ „Egal“, dachte Miriam, „Hauptsache
Elijah wird leben!“ Allerdings konnte diese
Klinik keine Erfahrungen mit Amputationen bei
Kindern vorweisen. Also verlegte man Elijah
mit einem unvorstellbar großen Aufgebot von
Ärzten, medizinischem Personal und anderen
Helfern per Hubschrauber in die nächstge-
legene Universitätsklinik. Dort intubierte
man ihn erneut und versetzte ins Koma.
Nach zwei Monaten erfolgte die Aufwachpha-
se. Wegen des Entzuges mit Halluzinationen
und immer wieder Erbrechen entschieden
sich die Ärzte zur Gabe der Ersatzdroge
Methadon, um den massiven Medikamenten-
Entzug abzumildern. Während der Wochen
im künstlichen Koma hatte man Elijah bereits
beide Beine amputieren müssen: links im
Unterschenkel, rechts oberhalb des Knies.
Es folgten eine Reihe von Hauttransplan-
tationen, z. B. Kopfhaut an den Beinen.
Mittlerweile erlitt Miriam einen Nervenzu-
sammenbruch, saß weiterhin an der Seite
ihres kleinen Sohnes. Es folgten 5 Monate
Rehabilitation, in denen die beiden
vom Sohn und Bruder getrennt
waren. Dann die ersten
Prothesenanpassungen – und
endlich – nach 11 Monaten
waren Miriam und Elijah
wieder daheim. „Das war
für uns wie ein Neubeginn!“,
sagte Miriam. „Als alles begann, hatte ich
Elijah oft noch in der Kinderkarre gescho-
ben – nun schob ich ihn im Rollstuhl.“
Wer Elijah heute erlebt, kann kaum
glauben, was dieser kleine, starke
Mensch durchgemacht hat. Er ist wieder
voller Energie, Kraft und Eifer.
„Miriam, wie geht es DIR???“, frage ich. Sie
denkt einen Moment nach und sagt dann
nachdenklich: „Ich versuche, Elijah ganz
normal aufwachsen zu lassen. Aber ich mache
mir auch immer sehr viele Sorgen. Jede noch
so kleine Hautabschürfung muss absolut steril
behandelt werden. Aber ich möchte ihm eine
ganz normale Kindheit schenken. Ich kann
ja froh sein, dass er noch seine Arme hat.
Andere Kinder, die an Meningokokken-Sepsis
erkrankt sind, haben auch die verloren!“
Was für eine starke Mutter, denke ich, als
ich ihre Geschichte höre. Und obwohl ich
fast täglich mit amputationsbetroffenen
Kindern und ihren Familien arbeite, bewegt
sie mich besonders. Ich betrachte Elijah, der
gerade mit seinem Bruder balgt: lautstark
und eifrig. Eine ganz normale Situation,
wie sie in Tausenden von Familien
stündlich abläuft … Nein, Elijah
hat keine Angst vor anderen und
als er aufspringt und verkündet:
„Ich kann Karate!“, weiß ich,
dass er auch keine Angst
vor dem Leben hat! ●
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Das klingt nach Leichtigkeit, fröhlichem
Hüpfen und Lebensfreude, nicht? Ja, in
unserer Arbeit ist es erklärtes Ziel, unsere
AMPU KIDS und ihre Familien wieder in ein
Leben mit Leichtigkeit und Unbeschwertheit
zu führen – trotz Schwere der Behinderung.
Dazu gehört auch ausgelassene Lebens-
freude – eben einfach mal durchs Leben
tanzen zu können – auf einem Bein.
Leider gibt es aber auch Kinder, die nicht auf
einem Bein tanzen können, weil sie aufgrund
einer Infektionskrankheit beide Beine verloren
haben. Bereits in den ersten Monaten unserer
Arbeit haben wir feststellen müssen, dass
Mehrfachamputationen keine Seltenheit sind.
AMPU KIDS sind amputationsbetroffene
Kinder. Was man eher bei Kriegsveteranen
und älteren Menschen vermutet, kann auch
Kindern passieren. Die Gründe sind viel-
schichtig, in ihren Auswirkungen aber immer
dramatisch: Infektionskrankheiten (z. B.
Meningokokken-Sepsis, siehe „Die Geschichte
von Elijah“), angeborene Fehlbildungen,
bösartige Tumorerkrankungen oder Unfälle.
Rund 1.000 Kinder und Jugendli-
che sind jährlich betroffen.
Amputationen im Kindesalter sind immer
ein schwerer Einschnitt in das Leben einer
Familie. Das Leben kippt – im wahrsten
Sinne des Wortes – „von den Beinen“. Eltern
und ihre Kinder in dieser Situation stehen
vor einem undurchdringlichen Dschungel
an Möglichkeiten, Fragen und den unter-
schiedlichsten Antworten, aber auch vor
einschränkenden Gesetzen. Leider ist im
klinischen Alltag wenig Zeit, sich intensiv um
Familien in dieser Notsituation zu kümmern
oder gar drängende Fragen zu beantworten.
A MPU K IDS"Tanz auf einem Bein"…?
von Andrea Vogt-Bolm
Leiterin der Beratungseinrichtung Ampu Kids
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Welche Fragen können das sein?„Wie geht das Leben weiter?“
„Gibt es überhaupt ‚ein Leben danach‘?“
„Wie kann ein Leben lebenswert gestaltet werden?“
„Wie ist eine Integration im Kindergarten/in der Schule möglich?“
„Gibt es andere betroffene Kinder/Jugendliche?“
„Wie gehen meine Geschwister mit diesem Schicksalsschlag um?“
„Wie sollen wir Eltern uns verhalten?“
Durch gebündelte Erfahrungen in einem
Netzwerk von Betroffenen, Therapeuten,
Kliniken und Institutionen helfen wir als Verein
durch diese schwere Zeit, zeigen Wege auf
und sind beinahe rund um die Uhr „einfach
da“. Durch die enge Begleitung der Familien
stellen wir eine möglichst reibungslose
Wiedereingliederung in das „normale“ Leben
sicher. Diese Begleitung beginnt bereits VOR
dem Eingriff der Amputation und bezieht nicht
nur das betroffene Kind, sondern auch Eltern,
Geschwister, Freunde und das soziale Umfeld
mit ein. Nur so ist eine vollständige Integration
nach dem „Einschnitt in die körperliche Unver-
sehrtheit“ möglich. Außerdem organisieren wir
bundesweit gemeinsame Unternehmungen.
Ampukids mit Paralympic-Star David Behre
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Hier spielen die KIDS die STÄRKSTE Rolle – sie
stehen mit ihrer Individualität im Mittelpunkt,
erleben ihre eigenen Fähigkeiten und geben
ihre Erfahrungen an andere weiter. Gleiches
gilt für die Eltern, die auf diesen gemeinsamen
Treffen in lockerer Atmosphäre ungezwun-
gen Erfahrungen austauschen können.
Zu unseren wichtigsten Zielen gehören
Integration, Selbstständigkeit und
Selbstvertrauen der AMPU KIDS. Dazu
zählen nach unserem therapeuti-
schen, sozialpädagogischen und
familientherapeutischen Konzept
auch ganz besonders die Geschwis-
terkinder, die eine wichtige Rolle im
familiären Kontext einnehmen. ●
Weitere Informationen:
AMPU VITA e. V. mit AMPU KIDSGemeinnütziges Institut für Amputations-Vorsorge und
Integration
August-Krogmann-Straße 5222159 Hamburg
Telefon: 040 645811363www.ampu-kids.de
Große Ampukids
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Strom kommt aus der Steckdose, Wasser aus dem Wasserhahn und das Gemüse aus dem Supermarkt. So etwas nennt man Abhängigkeit. Zum Glück entdecken immer mehr Eltern und Kinder, wie viel Spaß es macht, miteinander zu gärtnern. Sogar auf der Fensterbank oder dem Balkon wächst knackiges Gemüse.
„Ich gebe nur den Schnecken ein wenig zu
trinken!“, erklärt meine mittlere Tochter
Franka, als sie mit der Gießkanne vor dem
Hochbeet steht und es mit Wasser flutet.
Dabei wehren ihre große Schwester Lilli
und ich seit Wochen die gefräßigen Nackt-
schnecken von unseren Kürbispflanzen ab.
Auch das gehört zum Gärtnern, dass die
Meinungen auseinander gehen. Über „Stadt
Land blüht“ haben wir uns eine grüne Box
mit Samen für das Gemüse besorgt. Bio
Saatgut. Für alle, die mit den Kindern zum
ersten Mal etwas anbauen wollen, gibt es
dort tolle Tipps in kurzen Videos. Hilfreich
sind auch spezielle Gartenbücher für Kinder.
Meine Töchter und ich sind da schon etwas
weiter. Vom letzten Jahr haben wir die Kerne
unserer Kürbisse aufbewahrt und ziehen
diese in Blumentöpfen vor. „Daraus soll
einmal ein Kürbis werden?“, meint Franka
ungläubig. Für die Kinder grenzt es an
Zauberei, aus etwas scheinbar leblosem wie
einem Kern eine Pflanze wachsen zu lassen.
Ich nutze die Gelegenheit und schnitze mit
den Kindern Pflanzschilder. So können wir
KinderGartenWenn kleine Gärtner Gemüse anbauen
von Uli Wittmann
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sehen, was in welchem Blumentopf wächst.
Jeden Tag sehen die Kinder nach, wie sich ihre
Gemüsepflanzen entwickelt haben. Sie starren
aber nur auf Blumentöpfe mit Erde. Geduld
ist für einen Gärtner auch wichtig. Als sie die
Gemüsesamen fast schon vergessen haben, da
zeigt sich ganz zart eine kleine grüne Spitze
aus der braunen Erde. Der Kürbis keimt. Mit
eigenen Gartenhandschuhen und Werkzeugen
sind die Kinder noch mehr motiviert.
Kresse: Gärtnern auf die SchnelleDamit ihr den Kindern schneller zeigen könnt,
wie eine Pflanze aus dem Samen entsteht,
besorgt euch ein Tütchen Brunnenkresse.
Sicher habt ihr im gelben Sack einen flachen
Plastikbehälter. Dort hinein legt ihr Watte,
wie es sie in jedem Drogeriemarkt zu kaufen
gibt. Nun streut ihr vorsichtig die Kressesamen
darauf. Lasst die Kinder zuvor daran riechen.
Gärtnern spricht schließlich alle Sinne an. Nun
kommt ein wenig Wasser auf die Samen und
ab damit auf einen sonnigen Platz. Schon am
nächsten Tag können die Kinder das sehen,
was sich in den Blumentöpfen mit den Samen
in der Erde abspielt: Die Kressesamen brechen
auf und es zeigen sich hauchdünne Blätter. In
den nächsten Tagen nimmt die Anzucht Fahrt
auf und plötzlich könnt ihr die gesunde Kresse
ernten. Wenn euch das zu wenig ist, aber euer
Platz zum Gärtnern so üppig ist wie Gärten
auf dem Mond oder ein Fernsehprogramm in
Nordkorea, dann pflanzt doch Gemüse auf
dem Fensterbrett. Hier gedeihen in größeren
Blumentöpfen Tomaten, Paprika, Gurken oder
Sellerie. Auch frische
Kräuter für die Küche
wie Schnittlauch oder
Petersilie wachsen
dort. Auf dem
Wochenmarkt, bei
Gärtnereien oder im
Baumarkt bekommt
ihr die Gemüsepflanzen.
Samen könnt ihr als Abo bei
„Stadt Land blüht“ bestellen.
Eine weitere Möglichkeit, mit wenig
Platz doch zu gärtnern, sind Gemüsekästen
am Fensterbrett oder am Balkongeländer.
Anstatt Geranien oder Tagetes pflanzt ihr
dort mit den Kindern spezielle Balkontomaten
und Paprika ein. Zuerst füllt ihr den Boden
des Kastens mit Tonscherben oder Flusssand
auf. Diese Schicht ist dafür zuständig, dass
das Wasser optimal ablaufen kann. „Mit dem
Gemüse ist es wie mit den Menschen: Keiner
steht gerne über längere Zeit dauernd im
Wasser!“, belehrt Lilli ihre beiden jüngeren
Schwestern. Nun kommt die Torfschicht und
dann die Balkonpflanzen. Wartet am besten
die Eisheiligen ab. Das ist keine Sekte, sondern
das uralte Wissen der Landwirte, dass um
diese Zeit eine besondere Frostgefahr für die
jungen Pflanzen besteht. Erst wenn die „kalte
Sophie“ (15. Mai) vorbei ist, kommen die
Pflanzen raus. Dass nach diesem Tag schädli-
cher Bodenfrost herrscht, ist eher selten. Mit
Dünger könnt ihr den Pflanzen zusätzliche
Nährstoffe zukommen lassen. Damit die
Tomaten und Paprika sich hochwinden kön-
nen, bietet es sich an, mit den Kindern einen
Pflanzstock zu schnitzen. Ebenfalls begeistert
sind die Kinder von den Bohnen. So sehen sie
das Gemüse heranwachsen und gießen es.
Dann kommt die Erntezeit und plötzlich hat
eine Tomate oder ein Kürbis für die Kinder
einen ganz anderen Wert. Denn dieses Ge-
müse haben sie selbst mühevoll angebaut. ●
www.kinderoutdoor.de
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Bewegung, Sport und Spiel begeistern und motivieren besonders Kinder und Ju-gendliche. Dies gilt auch für Kinder mit Bewegungseinschränkungen aufgrund
einer Behinderung. Es ist für sie mindestens genauso wichtig, dass ihr Bewegungs-drang und ihr Spieltrieb Erfüllung durch entsprechende Angebote findet.
Die Kinder und Jugendlichen, die
einen Rollstuhl nutzen, brauchen
Vorbilder und Gleichgesinnte, um sich
Bewegungen abzuschauen, um ihre eigenen
Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken
und auszuprobieren. Sie möchten bei
Bewegungsspielen mithalten können und
nicht immer hintendran hängen, sie möchten
sich als sportlich erleben und vielfältige
Bewegungsformen ausprobieren.
Der Fachbereich Kinder- und Jugendsport
möchte Kindern und Jugendlichen, die auf
einen Rollstuhl angewiesen sind, individuelle
sportliche Bewegungsangebote machen –
auch wenn sich viele Eltern nicht vorstellen
können, dass ihr Kind in irgendeiner Form
sportlich aktiv sein könnte. Ziel ist die
Förderung der Mobilität mit Rollstuhl,
der Aktivität durch Spiel, Sport und Be-
wegung und der Selbstbestimmung. „Wir
zeigen Möglichkeiten, Wege und positive
Perspektiven auf – und leben sie vor!“
Rolli KidsKInDeR WoLlEn dIe WElT BeGrEiFeN UnD ErFaHrEn
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MOBIAKI: Mobilität – Aktivität – Selbstbestimmung
Der geschickte Umgang mit dem
Rollstuhl, die Mobilität im Alltag und im
Sport sind die Grundlage für eine gute
Bewegungsentwicklung und die Freude an
vielen unterschiedlichen Sportmöglichkeiten,
die den Kindern in den Vereinen und weiteren
Angeboten der DRS rollikids eröffnet werden.
Die sportlichen Angebote, angefangen vom
Mobilitätstraining und über die kleinen
Spiele hinaus sind vielfältig: von beliebten
Ballsportarten wie Basketball, Rugby,
E-Rollstuhl-Hockey oder Wheelsoccer über
Schwimmen, Wasserski bis zum Handbiken,
Schnellfahren, Skifahren, Badminton oder
WCMX oder auch Rollstuhlskaten (das
Erobern der Rampen mit Rollstuhl).
Vieles können die rollikids ausprobieren, sich
an neue Bewegungsangebote heranwagen
und dabei die erwachsenen Rollstuhlsportler
als Vorbilder kennen lernen und für sich
positive und realistische Lebensperspektiven
entwickeln. Dabei versuchen wir allen die
Ausübung der Sportarten zu ermöglichen,
unabhängig vom Grad der Behinderung.
Ausgehend von einem Menschenbild, das
jeden Menschen grundsätzlich als in Ord-
nung, wertvoll und liebenswert erachtet,
nehmen die DRS-rollikids jedes Kind an, so
wie es ist, egal ob nicht-behindert oder mit
Handicap. Durch die Konzentrierung auf
die Fähigkeiten eines jeden Menschen wird
ermöglicht, Bewegung und Mobilität als
etwas durchweg Positives zu erleben und
zu erlernen. Zum Hilfsmittel der Wahl und
verbindendem Sportgerät wird der Rollstuhl,
egal ob mit manuellem oder elektrischem
Antrieb – Mobilität beginnt im Kopf!
Ziel ist ein möglichst selbstbestimmtes
Leben weit über die reine Selbstständigkeit
hinaus, die Integration in den Familien,
im schulischen und beruflichen Alltag und
damit in die Gesellschaft. ●
Vorsitzende Fb Kinder- und Jugendsport:Ute Herzog
Altenbödinger Str. 4053773 Hennef
Tel.: 02242 / 7266Mail: [email protected]
Geschäftsstelle DRS:Deutscher Rollstuhl-Sportverband
Friedrich-Alfred-Str. 1047055 Duisburg
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keMärchen sehen
Gebärdensprache für taube Kindervon M. Finke
Heute Morgen saß ich mit meinen lieben
Kindern Ben (4 ½ J.) und Marie (1 ½ J.) auf
dem Sofa und verfolgte mit ihnen gespannt
die Erzählung von Hänsel und Gretel. Mit
wohligem Schauer war Ben ganz dabei, wie
sich die Kinder im Wald verirrten. Erst war
die Hexe freundlich. Da teilte Ben mit: "Gleich
wird die Hexe böse!" Bens Gebärdensprach-
förderin gebärdete die Geschichte. Sie war
heute zum Hausgebärdensprachkurs bei uns
und anschließend im Kindergarten als Dol-
metscherin während der Angebotszeit dabei.
Nach der Geschichte geht‘s gleich in den
Kindergarten. Beim Anziehen spinnen die
Dolmetscherin und ich neue bilinguale
Projekte, die man anschieben könnte für
Familien mit gehörlosen Eltern oder Kindern.
Vielleicht mal eine Outdoor-Messe mit
Dolmetschern? Ben ruft dazwischen: "Was?
Waas? Mama, was?" Wir übersetzen die Idee
in Gebärdensprache. Mein Kind ist zufrieden
und zieht sich die Schuhe an. Mit den Kindern
fahre ich mit dem Rad, die Dolmetscherin
mit dem Auto. Mein Sohn besteht darauf,
dass sie nicht vor uns abfährt – Ben möchte
nämlich als erster im Kindergarten sein.
Wir sind die Ersten, die Gebärdensprach-
dolmetscherin kommt gleich nach. Im
Kindergarten morgendliches Gewusel.
Ausziehen, Hausschuhe suchen und meinem
Sohn schnell mitteilen, dass heute großer
Morgenkreis im Bewegungsraum ist. Ben
möchte nicht. Ich nehme ihn an die Hand und
er ist zufrieden mit einem Platz neben seinen
zwei besten Freunden. Die Dolmetscherin setzt
sich in die Runde – direkt gegenüber. Sie wird
Ben die Inhalte und Lieder sowie Beiträge der
Kinder in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
übersetzen. Wenn sich Ben auf eine Frage
meldet, wird er seine Idee in Lautsprache
einbringen. Nur bei Unklarheiten nutzt er
die Gebärdensprache und die Dolmetscherin
übersetzt ihn dann für die Gruppe.
Ben ist 2011 gehörlos geboren. Nach der
Geburt fiel er im Neugeborenen-Hörscreening
auf. Das nahmen wir zuerst nicht ernst,
wir hatten bislang keinen Verwandten
mit Hörschädigung. Zuerst machten wir
Witzchen. Im Gehörgang ist bestimmt nur
Fruchtwasser und das gibt sich bald. Doch
nach wenigen Tagen, in Hinblick auf den
Wiederholungstest beim HNO-Arzt, merkten
wir, dass an der ersten Vermutung doch
etwas dran sein könnte. Wir sprachen mit der
Hebamme: Wendet er sich Geräuschen zu?
Erschrickt er, wenn die Tür knallt? – Nein.
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Wir gingen zum Wiederholungstest, der
Screeningtest bestätigte sich. Der Arzt machte
gleich eine BEERA, das ist ein weiterführen-
der Test. Auch hier waren bis 90 dB keine
Hörreaktionen messbar. Ich weinte, hatte
Angst, dass wir nun ständig in die Klinik
müssten. Das erste Lebensjahr, darauf hatte
ich mich so gefreut – gemeinsame Zeit zum
Kuscheln und Weltentdecken – sah ich nun
auf Klinikfluren dahingehen, mein Kind von
mir entfremdet durch ein kinderunfreund-
liches System, in dem man funktionieren
soll. Der HNO-Arzt wollte mich beruhigen
und erklärte, dass Gehörlosigkeit ja nicht
mehr wie früher sei. Heute kann man, falls
notwendig, ein Cochlea-Implantat (CI)
einsetzen und die Kinder entwickeln sich
dann ganz normal. Mit einer Überweisung ins
örtliche CI-Zentrum wurden wir entlassen.
Sofort nahm ich Kontakt mit einer Bekannten
auf, die hörgeschädigte Kinder fördert.
Dieser Kontakt gab uns ein Geländer. Sie
erklärte uns die Wege, Ärzte und Tests und
wie das mit Hörgeräten und CIs gehandhabt
wird. So hatten wir eine Orientierung
im medizinischen Hör-Dschungel.
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Die Hörtests bestätigten sich, Bens Hörkurve
blieb weiter leer. Mit 3 Monaten begann Ben,
sein erstes Power-Hörgerät zu tragen und
bekam lautsprachorientierte Frühförderung.
Der Akustiker stellte jede Woche die Geräte
lauter. Ben zeigte keinerlei Reaktion auf
Geräusche. Das unangenehme laute Brummen
der Rückkopplung, wenn Ben auf einer
Seite lag oder wir ihn auf dem Arm hatten,
begleitete uns durch sein erstes Lebensjahr.
Eine Bekannte gab uns den Tipp, Babyzei-
chen zu nutzen. Als Ben 6 Monate alt war,
probierten wir das mit Hilfe eines Buches
aus. Unser Kind war sehr begeistert! Und wir
dann auch. Endlich hatten wir etwas, mit dem
wir uns ihm mitteilen konnten, z. B. wenn er
im Autositz brüllte. Frühförderer und Klinik
ermahnten uns streng, das Sprechen nicht
zu vergessen. Er brauche viel Lautsprache.
Gebärdensprache verzögere womöglich den
Lautsprachenerwerb. Wissenschaftlich war
diese These schon damals nicht zu halten.
Dennoch waren wir erheblich unter Druck.
Mit 11 und 13 Monaten erhielt Ben rechts
und links Cochlea-Implantate, die jeweils
einen Monat nach der OP und dem Abheilen
der Narbe das erste Mal angepasst wurden.
Das bedeutet, dass Ben ein Außengerät, den
Sprachprozessor bekam, der wie ein großes
Hörgerät mit Kabel und Spule daran aussieht.
Das Gerät gibt Signale an die implantierte
Spule, von der aus eine Elektrode in das
Innenohr (Cochlea) reicht. Der Prozess der
Anpassung muss regelmäßig fortgeführt
werden. Als das Gerät eingeschaltet
wurde, nickte Ben verschmitzt. Es war also
okay für ihn und das Hörenlernen konnte
beginnen. Wenn er das Gerät trug, erfuhr
er, dass es Geräusche und Stille gab. Nach
Monate langen Hörübungen differenzierte
er Stimmen heraus und irgendwann die
ersten einfachen Worte. Eine altersgemäße
Entwicklung war damit nicht schaffbar.
Zum zweiten Krankenhausaufenthalt las ich
den neuen Elternratgeber einer Sprachwissen-
schaftlerin. Sie hatte die Sprachentwicklung
von Kindern mit CI untersucht – mit z. T.
bestürzenden Ergebnissen. Zum einen ist eine
lebensaltersgerechte Kommunikation in den
ersten Jahren nicht möglich. Darüber hinaus
gelingt 50% der Kinder der Lautsprachener-
werb nur unzureichend. Doch was ist mit der
Kommunikation und Denkentwicklung? Die Au-
torin empfiehlt, Kindern mit CI auch Gebärden
anzubieten. Unser Kind zeigte gleich im Kran-
kenhaus seine erste eigene Gebärde: LICHT.
Ich fühlte mich vom professionellen Helfersys-
tem betrogen, das uns stetig von Gebärden
abriet. Also begann ich selbst zu suchen:
Wie könnten wir mehr Gebärden lernen,
vielleicht sogar Gebärdensprache? Es gab kein
passendes Angebot. Ich suchte Unterstützung
und gründete eine bilinguale Spielgruppe
mit Gebärdensprache und Lautsprache. Bis
heute sind wir eine bunte Gruppe aus gehör-
losen und hörenden Kindern mit und ohne
Hörtechnik sowie gehörlosen und hörenden
Eltern. Beim Sozialamt beantragten wir einen
Hausgebärdensprachkurs. Erst mit zwei Jahren
und nur auf gerichtliche Anordnung bekam
Ben seine erste Stunde eines Kindergebärden-
sprachkurses. Er war von Anfang an mit
großen Augen dabei. Zum Vergleich: Mit 1 ½ -
Jahren sprach Ben sein erstes lautsprachliches
Wort: Ball. Sein Gebärdenwortschatz belief
sich damals schon auf über 60 Worte.
Mit zwei Jahren kam Ben in den Kindergarten.
Dafür hatten wir eine gebärdensprachliche
Assistenz beantragt. Die Geräuschkulisse
schränkte das Hören hier zusätzlich ein.
Wieder dauerte es ein Jahr, bis schließlich auf
gerichtliche Anordnung die Assistenz begann.
So verbrachten wir Eltern die letzten 3 Jahre
mit dem Schreiben von Anträgen, Wider-
sprüchen und unzähligen Stellungnahmen
für Ämter und Gerichte. Unser Familienleben
stand ständig unter Druck. Kaum war das
nächste halbe Jahr genehmigt, musste schon
der nächste Antrag vorbereitet werden.
Ununterbrochen stellte man uns infrage.
Braucht Ben wirklich Gebärdensprache?
Er kann doch hören. Gebärdensprache
ist nicht eure Muttersprache. Das kann
nicht funktionieren. Gebärdensprach-
dolmetscher sind viel zu teuer, etc.
Aber hören ist nicht gleich verstehen. Und das
entscheidende Sprachfenster, in dem Kinder
ein flüssiges Sprachangebot aufnehmen
müssen, schließt sich nach dem fünften
Lebensjahr zunehmend. Danach ist kein
Mutterspracherwerb mehr möglich und damit
auch kein komplexer Zweitspracherwerb, z. B
der Schriftsprache. Vom CI dachte man, dass
es diese Probleme lösen könne. Heute, wo
fast jedem gehörlosen Kind bis zum zweiten
Lebensjahr ein CI implantiert wird, sehen
wir, dass auch das Cochlea-Implantat nur
ein Hilfsmittel ist und bei jedem Kind anders
wirkt. Eine sichere Sprache bietet es nicht.
Ben hört gerne. Seine Sprachentwicklung
geht voran, ist aber noch immer um ein Jahr
verzögert. Zudem hört er anders. Die meisten
Endungen fehlen ihm, viele Anlaute, viele
Artikel und Präpositionen. Komplexe Sätze
wie aus einem Vorlesebuch kann er noch nicht
verstehen. Ben mag auch Musik. Er hat eine
helle schöne Stimme, doch er kann bisher
kein einziges Lied richtig singen. Was er
singt, gefällt der kleinen hörenden Schwester
aber sehr, sie tanzt oder beruhigt sich.
Inzwischen nutzen wir Eltern einen Elternkurs
durch das Jugendamt – und jede Stunde
Unterricht bringt uns näher zu unserem Sohn.
Weitere Unterstützung erfahren wir durch den
Erfahrungsaustausch und die Kontakte des
Bundeselternverbandes Gehörloser Kinder e.V.
Vor Ort sind wir zu Gebärdensprachaktivisten
geworden und haben ein Netzwerk gegründet.
Mit SIGN MOB (Gebärdensprach-Flashmob)
und anderen Aktionen machen wir den
Bedarf an Gebärdensprachangeboten für
Kinder und Familien sichtbar. Dank Gebär-
densprache kann Ben Märchen sehen und
verstehen. Im Kindergarten sind stundenweise
Dolmetscher dabei und Ben versteht die
Kommunikation in der Gruppe. Zu Hause
ruft er bei Tisch dazwischen und will wissen,
was wir Eltern reden. Das übersetzen wir
und Ben fühlt sich ernstgenommen.
Wir haben erfahren, dass die Gewährung
notwendiger Hilfen sehr personalabhängig ist.
Im Sozialamt haben kürzlich zwei Personen
gewechselt. Nun haben wir es geschafft,
miteinander ins Gespräch zu kommen, endlich
ein persönliches Budget zu bekommen und
sogar bei einer gerichtlichen Mediation alle
Klagen und Widersprüche zu beenden.
Bens Spracherwerb ist nun abgesichert.
Er ist frei, sich seinen Interessen nach
zu entwickeln. Wissen kann er sicher
sammeln. Die Sprache wird gelingen
und Ben steht die Zukunft offen. ●
Bundesverband Gehörloser Kinder e.V.
Katja BelzAlbrechtstr.32
15831 Blankenfelde-Mahlow
Telefon: 03379/37 76 27Mail: [email protected]
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Liebe Kinder,
kennt ihr Klara?
Nein? Ich auch nicht. Eigentlich. Denn wenn
ich mir das so überlege, kenne ich viele Kla-
ras. Nur heißen die nicht wirklich alle Klara.
Es sind auch nicht nur Mädchen. Und Eier
legen können wollen sie sicherlich auch nicht.
Fragt ihr euch gerade, ob ich vielleicht
zuviel Süßes gegessen oder gar zu lang
vor dem Computer gesessen habe? – Oder
warum schreib ich hier so in Rätseln?
Des Rätsels Lösung ist viel einfacher: Die
Blauen Reiter und ich haben einen neuen
Buchschatz gefunden. „Klara Gluck“ von
Emma Levey. Darin geht es um die oben
schon erwähnte Klara. Und da Klara ein Huhn
ist, möchte sie ein Ei legen, um dieses dann
auszubrüten. Doch genau das klappt bei
Klara nicht. Warum das nicht klappt, wollt
ihr wissen? Tja, danach kräht kein Hahn in
diesem Buch. Das ist auch egal. Anfangs ist
sie sehr traurig und träumt schon sogar von
Eiern, weil sie sich nichts sehnlicher wünscht.
Hmm. Was macht ihr, wenn ihr euch
etwas von Herzen wünscht, aber es nicht
bekommen oder machen könnt? Klara
steckt jedenfalls nicht ihren Kopf in den
Sand – sie ist ja ein Huhn und kein Vogel
Strauß – sondern nimmt all ihren Mut
zusammen, packt ihren Koffer und wagt ein
Abenteuer. Sie möchte all die Eier, die keiner
mehr haben will, finden! Mutige Klara!
Manchmal gibt einem das Leben
Aufgaben, die man nicht verstehen,
sondern nur bestehen kann.
Und zwar nur allein. Da braucht es Mut. Und
Glauben. Glauben an sich selbst. An seine
Stärken. Diese lassen einen dann Dinge tun,
die man sich selbst (und andere erst recht)
nicht zugetraut hätte. Oder habt ihr schon
mal ein Huhn Fallschirm springen sehen?
In solchen Situationen passt das Motto
Geschichten vom
gelben Sofavon Sarah Wurl
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„Mut tut gut“, oder „Augen zu und durch“.
Wobei es sehr wichtig ist, dann sofort seine
Augen wieder zu öffnen, sonst verpasst man
wahrscheinlich das, wonach man sucht.
Klara hat sich zur besseren Sicht gleich mal
eine Tauchermaske aufgesetzt. Kluge Klara.
Manchmal braucht man solche kleinen
Hilfsmittel, um sich seine Träume zu erfüllen
zu können – und dabei ist alles erlaubt! Von
Tauchermasken über Taschenlampen bis
hin zu rot-weiß gestreiften Ruderbooten.
Bei uns, den Blauen Reitern, helfen Coch-
lea-Implantate, Walker, Stehständer und
GuK-Karten, um Abenteuer zu bestehen.
Und obwohl wir am liebsten alle gemeinsam
Neues erleben, gibt es eben Dinge, die
jeder nur allein für sich erreichen kann.
Das ist nicht immer leicht. Zum Beispiel
kann man nicht in jeder Stunde bei der
Logopädin alle Spiele gewinnen. Das Stehen
im Stehständer ist einerseits wunderbar,
weil die Sicht eine andere ist, doch ist es
auch anstrengend, dort drin zu stehen.
Habt ihr schon mal jemandem etwas
erzählen wollen und wurdet einfach nicht
richtig verstanden, weil ihr einige Worte
nicht richtig aussprechen konntet? Ja, da
braucht es Geduld, Ausdauer, Mut, einen
starken Willen und den festen Glauben,
an sich selbst und an seine Träume. Daher
bin ich mir sehr sicher, dass auch ihr eine
Klara kennt oder vielleicht sogar selbst
manchmal eine Klara in euch habt!
Fragt ihr euch, wie es Klara auf ihrer Suche
nach den verwaisten Eiern ergangen ist? Sie
musste viel Mut beweisen, sie hat Ängste
überwunden (wer geht schon gern allein in
eine dunkle Höhle?) und selbst, als der Wind
von vorne kam, hat Klara nicht aufgegeben.
Aber all diese Anstrengungen haben sich
am Ende für Klara gelohnt. Vielleicht
sogar mehr, als sie sich am Anfang ihres
Abenteuers überhaupt vorstellen konnte.
Und ich verrate euch noch etwas:
es hat sich nicht nur sehr für Klara
gelohnt ... aber schaut selbst! ●
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KinderWenn Kinder zeitweise stolpern, Gegenstände
fallen lassen oder einen Krampf, z. B. im Bein
bekommen, denkt kaum jemand daran, dass
es sich um die Symptome der Autoimmuner-
krankung MS, in der Fachsprache „Multiple
Sklerose“ genannt, handeln könnte. Doch all
diese und viele andere Symptome können
durch diese Krankheit verursacht werden.
Im Kindes- und Jugendalter kommt das
Krankheitsbild vergleichsweise selten
vor. Nur etwa drei bis sechs Prozent aller
Betroffenen erhält bereits zwischen dem
10. und 16. Lebensjahr diese Diagnose.
Da die MS bisher nicht heilbar ist, muss ein
Kind lernen, mit der Erkrankung zu leben.
Dafür ist es wichtig, dass das Kind versteht,
welche Beschwerden die Krankheit auslösen
kann, wie es damit umgehen kann und warum
die kontinuierliche Behandlung so wichtig ist.
Das Angebot „Entdecke MS" kann Kindern
und Jugendlichen dabei helfen, die Erkran-
kung und ihren Verlauf zu verstehen. Auf
einem interaktiven Rundgang erhalten
sie in kindgerechter Sprache Erklärungen
über die häufigsten MS-Symptome. Es wird
beschrieben, wie Koordinationsstörungen
Lähmungen, Sehstörungen und andere MS-
Symptome aussehen, wie sie entstehen und
wie die Betroffenen damit besser klar kommen
können. Das Angebot wurde vom Deutschen
Zentrum für MS im Kindes- und Jugendalter
in Zusammenarbeit mit Novartis realisiert.
Die Eltern sollten auch unbedingt die Schule in-
formieren – z. B. über mögliche gesundheitliche
Einschränkungen, Leistungsprobleme, unver-
Kinderund MS
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meidbare Fehlzeiten (Kliniken, Arzttermine,
Therapeuten etc.) sowie über den entspre-
chenden Hilfs- und Hilfsmittelbedarf. Die meist
unbekannten, begleitenden Symptome der
MS werden schnell fehlgedeutet, beispiels-
weise als Unvermögen, Interesselosigkeit oder
Faulheit. Das sorgt in vielen Situationen für
Unverständnis und Unsicherheit auf beiden
Seiten. Kinder haben normalerweise keine
Ahnung davon, was sich hinter der Krankheit
MS verbirgt. Mitschüler und Lehrer, die über
die Krankheit informiert sind, werden meistens
nicht nur mehr Verständnis zeigen, sondern
vielleicht sogar Unterstützung anbieten und
bei Problemen helfen. Das Ziel aller Beteiligten
sollte eine möglichst positiv verlaufende Schul-
laufbahn des Kindes oder Jugendlichen sein.
Insbesondere während längerer Krankheits-
phasen ist es für das Kind wichtig, den Kontakt
zu Mitschülern zu pflegen. Befreundete
Schulkameraden können den versäumten
Unterrichtsstoff und die Hausaufgaben ins
Krankenhaus bringen und von der Schule
erzählen. So bleibt das betroffene Kind
über den Schulalltag informiert und kann
Versäumtes nacharbeiten. Die Erledigung von
Hausarbeiten und der Besuch von Freunden in
der Klinik helfen gegen Langeweile und sorgen
zudem für positive Gedanken an die Zukunft. ●
Quelle: Novartis
MS ist die Abkürzung von Multiple Sklerose und ist eine chronisch-ent-zündliche Autoimmun-Erkrankung des Gehirns und des Rückenmarks.
Die Abwehrzellen im Körper sind falsch „programmiert“, statt fremde Zellen anzugreifen, zerstören sie die
Isolierschicht der Nervenbahnen.
Symptome: u. a. Sehstörungen, Lähmungen, Mis-
sempfindungen.Die Erkrankung verläuft schubweise.Eine frühe Diagnose verbessert die
Prognose.Das kindliche Gehirn ist rege-nerationsfähiger als das eines
Erwachsenen.Quelle: www.kinder-mszentrum-goettingen.de
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Die Erwachsenen liegen
meistens am Strand, gern
in der Sonne, und genießen die
Urlaubsbräune. Das lassen sich die
Kinder am Strand eine Weile gefallen,
aber irgendwann sind selbst Brandung
und Sandschaufel langweilig. Wenn es
dann heißt: „Lasst uns was spielen!“, seid
ihr gewappnet – mit tollen Ideen!
Für Strandspiele braucht ihr keine Aus-
rüstung, viele Ideen lassen sich nur
mit dem umsetzen, was ihr sowie-
so am Strand dabeihabt.
Sonne,
Strand
und
Sandburgen bauen geht
wunderbar allein oder gemein-
sam, bei älteren Kindern kann man
aber auch einen Wettbewerb daraus
machen: Zwei Teams bauen zwei Burgen
und wetteifern um den „Architektur-
preis“! Nicht nur Kinder buddeln und
matschen gerne im Sand herum,
auch Erwachsene können meistens
nicht widerstehen und greifen
zur Schaufel. Unterstützt eure
Kinder beim Sandburgen
bauen und schafft es
gemeinsam etwas.
Sandburgenbau
Mit den Fingern malt ihr Figuren auf den Sand. Wer kann erraten, um was es sich handelt?
Strandmaler
Wasserspiele
Im Sand lässt sich
herrlich Kunst schaffen:
Mit Stöcken kann man Bilder
malen, aus Muscheln und
Strandgut Mandalas oder Mus-
ter legen, aus feuchtem Sand
kann man Reliefs formen.
Und nicht vergessen,
die Kunstwerke zu
fotografieren!
Sandbilder
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Ist die Brandung im Meer nicht zu hoch, kann das Wasser ins
Spiel mit einbezogen werden – das
erfrischt! Bei diesem Spiel braucht jeder
einen kleinen Eimer (oder ihr bildet zwei
Teams mit je einem Eimer), der an eurer
Strandmuschel deponiert wird. Auf Kom-
mando müssen beide Spieler (oder einer aus
jedem Team) ans Meer laufen, dort Wasser
schöpfen und es in den Eimer bringen – mit
einer Schaufel, einem Sieb oder in den Händen. Es gewinnt der Eimer, der zuerst voll ist.
WasserholenHier sind kleine Geschwister
ganz groß! Ziel der Rallye ist
es, das auf der Luftmatratze
sitzende Kind heil von
der Start- zur Ziel-
linie zu schieben.
(Bitte nur paral-
lel zum Strand
schieben!)
Luftmatratzen-rallye
Hier kommen Badewannen-kapitäne und Technikfans gleichermaßen auf ihre Kos-ten, denn es wird alles unter die Lupe genommen, was sich auf Flüssen und Meeren durchs Wasser fortbewegt: von der kleinen Segeljolle bis hin zum Ozeanriesen. Außerdem bietet das Buch einen Grundkurs im Knotenknüpfen und allerlei Seemannsgarn rund um Klabautermänner, Seeungeheuer und Geisterschiffe.
Alles über Schiffe
Der Kuschelstern ist ver-
schwunden. Wie soll die kleine
Nixe nun abends einschlafen? Er
spielt ihr doch immer ein Schlaflied!
Zum Glück hat sie Freunde, die ihr bei
der Suche helfen. Und so machen
sich die alte Meeresschildkröte, der
Tintenfisch, das
Seepferdchen
und der Engel-
fisch auf den
Weg.
Die kleine Wassernixe
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Born to be child
Wenn es eine Hilfsmittelnummer für Coolness
gibt, dann ist es die von TRIX. Das sportliche
Trike lässt sich selbst mit erheblichen Handicaps
unglaublich lässig fahren – und dank innovativer
Features äußerst sicher. All das gilt auch für TRETS,
mit dem die kleineren Kids herumflitzen können.
Trike it out:
www.hasebikes.com
Born to be child
Wenn es eine Hilfsmittelnummer für Coolness
gibt, dann ist es die von TRIX. Das sportliche
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HASE_Anz_Momo2_2016_Satz_Layout 1 09.02.16 14:31 Seite 1
An
zeig
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Anzeige
Hochleistung mit Handicap? Neun Schüler der Kaywaldschule und fünf Begleitpersonen fuhren gemeinsam auf Fahrrädern über alle Berge.
Voraus die Berge, links und rechts noch mehr
davon. Knapp 20 Prozent Steigung! Anein-
ander gekoppelte Dreiräder und Tandems
kämpfen sich den Anstieg hoch. „Hey, richtig
reintreten!“, ruft Mohammed im vorderen
Dreirad. Zum Glück hat er einen zusätzlichen
Elektromotor, der ihn und seine beiden „An-
hänger“ unterstützt. Auch die anderen Radler
keuchen. So schlängelt sich ein Fahrrad-Zug
durch die Serpentinen der Alpen. Es sind
Mitglieder der Fahrrad-AG der Kaywaldschule
für geistig und körperlich Behinderte. Neun
Schüler und fünf Begleitpersonen radeln
im Sommer 2015 die Strecke vom öster-
reichischen Bichelbach bis ins italienische
Meran. 200 Kilometer, 2.500 Höhenmeter!
Radfahren macht selbstbewusst!Unter den Angehörigen der Schule glaubte
erst kaum jemand an den Plan. Aber
Thomas Rienth, einer ihrer Mitbegründer,
weiß, wie stark Fahrradfahren die Schüler
motiviert. „Sogar das Selbstwertgefühl
und das Gemeinschaftsverhalten konnten
wir durch gemeinsames Radeln steigern!“
Deshalb kam Biken in den Stundenplan.
Und jetzt eine Alpenüberquerung!
Einen Teil der Fahrräder stellte Spezialrad-
Anbieter Hase Bikes zur Verfügung. Er stellt
die Reha-Dreiräder Trix und Trets her. Sie
haben eine Hilfsmittelnummer, sodass die
Krankenkasse den Kauf unterstützt. Die
Waltroper Firma
veranstaltet auch schon
jahrelang die „Challenge
Weeks“: Schulen bekommen
für einige Wochen Räder geliehen und
können ausprobieren, ob manche Radtypen
als Therapiemittel für ihre Schüler sinnvoll
sind. Die Kids zeigen in einem Abschlussfest
begeistert ihren Eltern, wie gut sie mit
dem Fahrrad umgehen können. Oft kaufen
Schulen oder Eltern dann ein Trike oder ein
Tandem Pino, bei dem das Kind bequem
im vorderen Liegesitz sitzt und mittritt.
Über alle Berge – nur zusammen! Und nun fährt die Gruppe der Kaywaldschule
tatsächlich über die Alpen! Die Bewohner
der kleinen Bergdörfer sind völlig aus dem
Häuschen, spendieren den starken Radlern
leckeres Eis. Und die „Bergspezialisten“
bekommen durch den gemeinsamen Erfolg
ein unglaublich starkes Zusammengehörig-
keitsgefühl: Sie warten aufeinander, schieben
sich in Steilpassagen gegenseitig an oder
feuern sich an – Sie werden ein großes Team!
Das fördert auch das Selbstwertgefühl
der Schüler – „ein ganz wichtiger Effekt“,
so der begleitende Lehrer Rienth. „Direkt
nach dem Alpencross hat mich die Mutter
eines Schülers angerufen und gemeint: ‚Wie
haben Sie denn das gemacht? Mein Sohn
ist einen Kopf größer zurückgekehrt!“
Abenteu er
Alpenüberquerung Teamwork bis zum Gipfel von Jörg Schwartz
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Peter Pan lebt auf der kleinen Insel Nim-
merland, auf der auch alle guten Feen zu
Hause sind. Der Feenstaub seiner kleinen
Freundin Glöckchen ermöglicht es ihm, zu
fliegen. Peter möchte niemals erwachsen
werden. Er ist der Anführer der „Verlore-
nen Kinder“. Er hat sie dazu verführt, mit
ihm auf die Insel zu fliegen, damit sie dort
mithilfe des Feenzaubers für immer jung
bleiben und den ganzen Tag lang spielen
können. Er beschützt sie vor den India-
nern, die auf der Insel ein Dorf errichtet
haben, und vor dem bösen Kapitän Haken
und seinen Piraten, die mit ihrem Schiff
„Jolly Roger“ am Strand vor Anker liegen.
Der Piratenkapitän hat Angst vor nichts
und niemandem. Nur ein großes Krokodil,
in dem ein Wecker tickt, flößt ihm Furcht
ein. Er will Peter Pan besiegen und von der
Insel vertreiben.
www.waldbuehne-ahmsen.de
Freilichtbühne AhmsenPeter Pan
Michel, fünf Jahre alt und
stark wie ein kleiner
Ochse, lebte auf
dem Hof Katthult
in Lönneberga,
das ist ein Dorf
in Småland in
Südschweden.
Er lebte dort
mit seinem Papa,
der Anton Svens-
son hieß, mit seiner
Mama, die Alma Svensson
hieß und mit seiner kleinen Schwester
Ida.
Michel ist ein netter kleiner Junge,
sagte Michels Mama. Womit sie Recht
hatte. Michel war wirklich ein netter
kleiner Junge ... solange er keinen
Unsinn im Sinn hatte ...
www.freilichtbuehne-luebeck.de
Freilichtbühne LübeckOpen Air KindertheaterVon Michel aus Lönneberga
Open Air für KidsTausche Glotze gegen Gartenstühle und ab auf die
Bretter der Bühne, die Spaß und Abenteuer bedeuten.
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Der Räuber Hotzenplotz ist auf der Wald-
bühne Melle zurück und treibt dort erneut
sein Unwesen. Schreckliches ist gesche-
hen: Hotzenplotz ist aus dem Spritzenhaus
ausgebrochen und hat bei dieser Gelegen-
heit die Uniform vom Oberwachtmeister
Dimpfelmoser geraubt. Kasperl, Seppel
und der Oberwachtmeister Dimpfelmoser
sind bestürzt, denn der Räuber Hotzen-
plotz hat noch mehr angestellt: Er ist
aus dem Spritzenhaus entflohen, hat die
Großmutter entführt und verlangt auch
noch Lösegeld.
www.waldbuehne-melle.com
Freilichtbühne MelleNeues vom Räuber
HotzenplotzVon Otfried Preussler
„Wer ist die Schönste im ganzen Land“
ist die neu erzählte Geschichte des Mär-
chen-Klassikers „Schneewittchen und die
sieben Zwerge“. Entstanden ist ein Stück
mit vielen lustigen Charakteren, die Klein
und Groß viel Freude bereiten werden.
Ein besonderes Merkmal dieser Inszenie-
rung ist, dass die kleinen Zuschauer immer
wieder in das Geschehen mit eingebunden
werden. Ihnen wird das Gefühl vermit-
telt, dass durch ihr Mitwirken die
Handlung ihren weiteren Verlauf
nimmt und sich alles zum Guten
wendet. So kann sich jeder als
Held fühlen, nicht nur Martin,
der eigentliche Held der Geschichte.
www.waldbuehne-heessen.de
Freilichtbühne HeesenWer ist die schönste im
ganzen Land?
Findus will seinen zweiten Geburtstag
feiern, doch alles läuft schief. Erst rückt
Oberhuhn Prillan die Eier nicht heraus,
dann fehlt Pettersson das Mehl für die Ge-
burtstagstorte. Zu allem Unglück taucht
auch noch der eingebildete Hahn Caruso
auf. Als ein hungriger Fuchs das Leben al-
ler Hühner bedroht, verspricht Pettersson
eine Lösung … Mit viel Musik und witzigen
Liedern geht es auf nach Schweden.
www.berlin-buehnen.de
Berliner KindertheaterSommertheater mit Findus
Anleitung:Die grüne Seife im Wasser auflösen und Glyzerin dazugeben. Vorsichtig
umrühren. Den Pustering aus Blumendraht biegen und mit Wolle umwickeln
Blasen machen
Je größer der Pustering ist, desto schwieriger wird das Blasen. Die
schönsten und größten Blasen haben wir mit dem Stab-Faden-Gerüst
erzeugt. Nimm zwei Holzstäbe und binde einen saugfähigen Faden dazwi-
schen. Einen zweiten, etwas längeren Faden knotest du knapp neben den
Stäben links und rechts an den ersten Faden. Wenn du die Stäbe ausei-
nanderziehst, hängt der zweite Faden wie ein Bauch unter dem ersten.
Tauche die Fäden in die Seifenblasenlösung. Die Fäden müssen komplett
feucht werden. Rühre die Lösung dabei möglichst wenig um, sonst entsteht
Schaum. Ohne Schaum bekommst du eine bessere Seifenblasenqualität.
Und nun geht es los!
Wer macht die größte Seifenblase?
Material:4 Esslöffel grüne Seife 4 Esslöffel Glyzerin 1 Liter Wasser (warm) 1 Blumendraht Einige Wollfäden
Ein tolles Rezept zur Herstellung von Seifenblasen. Es geht recht
schnell und ist sehr ergiebig.
Alter: Ab 5 Jahre (Herstellung),
ab 2 Jahre (Pusten)
Seifenblasen
Zuberei�un�:1. Zuerst gibst du das Mehl in eine große Schüssel. In die Mitte drückst du dann mit
deiner Hand eine Mulde. Dort bröckelst du die frische Hefe oder die Trockenhefe rein.
Dann misst du in einem Messbecher 100 ml lauwarmes Wasser ab. Das füllst du auch in
die Mulde. Ohne die Zutaten zu verrühren, lässt du das Ganze etwa 15 Minuten "gehen".
Denn die Hefe braucht Zeit, um den Teig später schön groß und locker werden zu lassen.
2. Jetzt misst du nochmal 100 ml Wasser ab. Dieses Wasser, das Salz und das Olivenöl
kommen jetzt auch in die Schüssel. Du benutzt am besten die Knethaken des Mixers, um den
Teig gleichmäßig zu vermischen. Ist der Teig zu trocken? Dann kannst du noch ein kleines
bisschen Wasser hinzufügen. Und wenn er zu klebrig ist, fügst du mehr Mehl hinzu.
3. Den Teig lässt du jetzt mindestens eine Stunde gehen. Dazu stellst du
die Schüssel an einen ruhigen warmen Ort und deckst sie mit einem Ge-
schirrhandtuch ab. Der Teig wird unter dem Tuch immer größer.
4. Wenn der Teig aufgegangen ist, kann es endlich los-
gehen! Das Brot kann gebacken werden!
5. Nimm eine Hand voll Teig und forme sie zu einer Wurst. Wick-
le sie um den Stock. Jetzt wird der Stock übers Feuer
gehalten, bis der Teig knusprig gebacken ist.
Zuta�e�:500 Gramm Mehl
entweder 1/2 Würfel
frische Hefe oder 1
Päckchen Trockenhefe
200 ml Wasser
1 Teelöffel Salz
2 Esslöffel Olivenöl
Wir zeigen
dir das Rezept für
ein leckeres Stockbrot.
Den Teig dafür bereitest
du am besten schon ein paar
Stunden vorher vor. Jeder soll-
te einen langen, dünnen, aber
stabilen Ast haben, um den
das Stockbrot später
gewickelt wird.
StockbRºtFo
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Seit der Einführung der UN-Behindertenrechts-Konvention 2006 haben Kinder mit Behinderung das Recht auf eine inklusive Schulbildung. Doch die Realität in
Deutschland sieht anders aus: Gemeinsames Lernen ist noch immer die Ausnahme.
Kinder, die eine schwere körperliche
Erkrankung oder geistige Behin-
derung haben, werden auch
heute noch überwiegend in
Förderschulen unterrichtet,
die auf die besondere
Situation von Schülern mit
Handicap ausgerichtet sind.
Hier lernen sie in kleinen
Gruppen und erhalten eine
individuelle Förderung bis hin zur
notwendigen pflegerischen Versorgung.
So fürsorglich die Förderschule auch sein
mag, so wenig trägt sie zur Inklusion von
Kindern mit Behinderung in die Gesellschaft
bei. Statt Schüler mit Handicap gemeinsam
in einer Klasse mit nicht-behinderten Alters-
genossen zu unterrichten, bleiben behinderte
Kinder unter sich – unterstützt und doch
ausgegrenzt. Das soll sich mit der neuen
UN-Behindertenrechtskonvention ändern. Jetzt
haben Kinder mit Handicap einen Anspruch
darauf, eine Regelschule zu besuchen.
Kinder mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam lernenZiel ist es, Kinder mit Behinderung an Grund-
schulen und weiterführenden Schulen zu
unterrichten und sie in den Klassenverband
mit nicht-behinderten Schülern zu integrieren.
Diese Regelung ist seit dem Jahr 2009 in ganz
Deutschland verbindlich. In der Praxis sieht
es indes anders aus: „Nur 18 Prozent der
behinderten Kinder besuchen eine Regelschu-
le“, sagt Achim Backendorf, Abteilungsleiter
für Sozialpolitik beim Sozialverband VdK.
Statt die Inklusion voranzutreiben, dominiere
weiterhin der „exklusive Ansatz Förderschule“.
Durch die UN-Konvention sei die Position
von Eltern, die ihre Kinder gerne an einer
Regelschule anmelden wollten, zwar gestärkt
worden, häufig werde es ihnen in den Schulen
vor Ort jedoch nicht leicht gemacht, den
gemeinsamen Unterricht mit nicht-behinderten
Kindern tatsächlich in Anspruch zu nehmen.
Verbindliche Regelungen für inklusive Schule fehlenEin zentrales Problem ist die Umsetzung der
UN-Konvention, für die einheitliche Regelungen
ebenso fehlen wie ein konkreter Zeitplan. Da
jedes Bundesland über ein eigenes Schulgesetz
verfügt, ist die Rechtslage unübersichtlich.
Auch Gerichtsurteile, die besagen, wie die
Inklusion von Kindern mit Behinderung in der
Regelschule ausgestaltet werden muss, gibt
es nicht. Klar ist bislang nur, dass Schüler
mit Handicap nicht mehr ausschließlich in
Förderschulen unterrichtet werden sollen.
Wie das gemeinsame Lernen Alltag werden
kann, dafür sind die Konzepte allerdings rar.
Oft sind es schlicht die örtlichen Gegebenhei-
ten, die ein gemeinsames Lernen erschweren:
Die Klassenräume sind zu klein, die Gebäude
nicht barrierefrei, die Lehrer für den Umgang
mit behinderten Schülern nicht ausgebildet.
„Hier sind Bund und Länder gefordert, die
Voraussetzungen zu schaffen, dass Inklusion in
den Schulen praktisch möglich wird“, betont
Backendorf. Der Prozess, die Regelschule
Kinder mit Behinderunghaben
Recht auf Regelschule
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für behinderte Kinder zu öffnen, sei durch
die UN-Konvention und die Ratifizierung im
Bundesrecht auf alle Fälle in Gang gekommen.
Behinderte und nicht-behinderte Kinder profitierenDer gemeinsame Unterricht behinderter und
nicht-behinderter Kinder wird indes nicht
nur positiv bewertet. Häufig ist das Thema
auch mit Unsicherheit und Angst verbunden.
Eltern, deren Kinder keine Behinderung
haben, fürchten nicht selten ein Absinken des
Leistungsniveaus durch die inklusive Schule,
während Eltern von Kindern mit Behinderung
Angst vor Überforderung haben. Dabei zeigen
mehrere wissenschaftliche Untersuchungen,
dass diese Bedenken unbegründet sind.
Vielmehr gilt:Kinder mit Behinderung lernen in integrativen
Schulen mehr als in Sonderschulen.
Durch den gemeinsamen Unterricht werden
Leistung und Sozialverhalten von Kindern
mit und ohne Behinderung gestärkt.
Schüler mit Behinderung sind zufriedener,
wenn sie gemeinsam mit nicht-behinderten
Altersgenossen unterrichtet werden.
Die soziale Integration von behinderten
Kindern erfolgt ohne größere Probleme.
Lehrer engagieren sich auch ohne spezifische
Qualifikation erfolgreich für die Einbezie-
hung von Schülern mit Behinderung.
Die Akzeptanz der inklusiven Schule steigt
bei Eltern, je stärker sie sich mit dem
gemeinsamen Unterricht von Kindern mit
und ohne Behinderung beschäftigen.
Ob ein körperlich oder geistig behindertes
Kind eine Regelschule besuchen kann
oder besser in einer Förderschule mit
kleinen Klassen und intensiverer Betreuung
unterrichtet werden sollte, bleibt eine
Einzelfallentscheidung. Das Recht zum
gemeinsamen Lernen von behinderten und
nicht-behinderten Kindern gilt für alle. ●
Die Stiftung MyHandicap setzt sich dafür ein, die Lebenssituation von Men-schen mit Behinderung zu verbessern
und ihnen im privaten und beruflichen Alltag zum Erfolg zu verhelfen.
Infos auf: www.myhandicap.de
Stiftung MyHandicap gemeinnützige GmbH
M o M o
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Quelle: „Stefan Heine, www.ps-heine.de“
Den
k dir
was
! Die
Biene möchte
gern zu dem süßen
Kuchen, weißt du den
Weg?
Buchstabensalat
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Neue Studien belegen, was Kinder schon im-mer wussten.Über Schulbücher gebeugte Kinder: immer noch ein alltägliches Bild. Mit Kippeln gleichen Kinder die von festen Stühlen erzeugten Fehlbelastungen ihrer Wirbelsäule aus. Eigentlich ist Kippeln gesund, ha-ben neue Studien herausgefunden. Aber es ist auch gefährlich und stresst Eltern und Lehrer.
Sitzen darf Spaß machen.
Auf dem patentierten dreidimensionalen Be-wegungshocker BALIMO® dürfen Kinder nach Herzens- und Körperlust kippeln. Das in die Sitz-fl äche eingelassene Kugelgelenk fordert sie auf, sich auszubalancieren und trainiert zugleich die für die aufrechte Haltung verantwortliche tiefe Rückenmuskulatur. Das Sit-zen auf dem BALIMO® – Ba-
lance in Motion – bietet also alle Vorteile des Kippelns ohne dessen Gefahren.
+ Training des Gleichgewichtsinns
+ Kräftigung der Rückenmuskulatur
+ Ausgleich von Fehlhaltungen
+ Verbesserung der Konzentration
Mehr Energie beim Lernen.
Aus der Hirnforschung wissen wir, wie sehr un-ser Gehirn damit beschäftigt ist, beim Denken Störungen herauszufi ltern. Wenn der kindliche Bewegungsdrang von einer fi xierten Sitzfäche unterdrückt wird, ist das eine solche Störung, deren Bewältigung anderswo gebrauchte Ener-gie kostet. Versuche mit ergodynamischen Schulstühlen zeigen: Die Möglichkeit, sich
beim Sitzen zu bewegen, stärkt die Konzent-
rationsfähigkeit. Der BALIMO® hält die Kinder länger fi t.
Für ein Gefühl von Sicherheit.
Bei Kindern und Jugendlichen mit Handicap oder Krankheiten des zentralen Nervensystems er-möglichen spielerische Übungen auf dem klas-sischen oder auch auf dem neuen BALIMO®
mit Sitzgriff en deutliche Verbesserungen der Bewegungsfähigkeit und helfen dabei, Sicher-heit in der Körpermitte zurückzugewinnen. Fehl-haltungen können nach und nach ausgeglichen, gestörte Nerv-Muskelverbindungen aktiviert werden. Denn die tiefe Rückenmuskulatur er-innert sich an ihre Aufgabe – Stabilisierung der Wirbelsäule.
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An
zeig
e
Von den KindernDeine Kinder sind nicht deine Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch dich, aber nicht von dir,
und obwohl sie mit dir sind, ge-
hören sie dir doch nicht.
Du kannst ihnen deine Liebe geben,
aber nicht deine Gedanken,
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Du kannst ihrem Körper ein Heim geben,
aber nicht ihrer Seele,
denn ihre Seele wohnt im Haus von morgen,
das du nicht besuchen kannst,
nicht einmal in deinen Träumen.
Du kannst versuchen, ihnen gleich zu sein,
aber suche nicht, sie dir gleich zu machen.
Denn das Leben geht nicht rückwärts
und verweilt nicht beim Gestern.
Du bist der Bogen, von dem deine Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden!
Der Schütze sieht das Ziel
auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.Lasst euren Bogen von der Hand
des Schützen auf Freude gerichtet sein.
Denn so, wie er den Pfeil liebt, der fliegt,so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Khalil Gibran, arabischer Dichter
Das Behindertentauchen umfasst alle Aspekte des Tauchens. Denn
auch Menschen mit Handicap können, je nach Art der Behinderung,
tauchen lernen und weltweit anerkannte Qualifikationen erwerben.
In der Tat hat dieser Sport - wirklich so ganz nebenbei - auch einen
unschätzbaren therapeutischen Effekt, der kaum mit herkömmlichen
Bewegungstherapien zu erreichen ist - das Erleben einer ungeahnten
Bewegungsfreiheit in einer neuen Dimension!
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Sanitärbereich sowie ein barrierefreier Zugang zum Hallenbad zur
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Schüler können im Einzelunterricht mit ihren Angehörigen oder in
kleinen Gruppen das Tauchen erlernen.
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Telefon: 0162 - 430 58 56
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zeig
e
Kindergartenkind mit Erdnussallergie hat Anspruch auf Kostenübernahme für persönliche Assistenz
Eine schwere Nahrungsmittelallergie
ist insbesondere bei Kindern regelmä-
ßig als Behinderung anzusehen.
Das Landessozialgericht Niedersachsen-
Bremen hat im Rahmen eines Eilverfahrens
entschieden, dass ein Sozialhilfeträger die
Kosten für eine persönliche Assistenz zur
Betreuung eines Kleinkindes mit hochgradiger
Lebensmittelallergie (Erdnussallergie)
während des Besuchs einer Kindertagesstätte
vorläufig übernehmen muss.
Der im Landkreis Cuxhaven lebende vierjähri-
ge Antragsteller leidet an einer hochgradigen
Erdnussallergie mit einem hohen Risiko einer
systemischen allergischen Reaktion bis hin
zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen
Schock. In dem bis zur Diagnose im Dezember
2014 vom Antragsteller
besuchten Kindergarten
konnte nicht
gewährleistet
werden, dass
der Antragstel-
ler keine
Erdnüsse oder
erdnusshaltigen
Lebensmittel zu sich nimmt. Der Antragstel-
ler wurde deshalb seit diesem Zeitpunkt
von seinen berufstätigen Eltern, seiner
Großmutter und einer ebenfalls berufstätigen
Tante zu Hause betreut. Versuche seiner
Eltern, die Kita in Zusammenarbeit mit
den Erzieherinnen und Eltern der anderen
Kinder „erdnussfrei“ zu gestalten, also das
Risiko einer ungewollten Aufnahme von
Allergenen zu minimieren, scheiterten.
Der Antragsgegner – der zuständige
Sozialhilfeträger – lehnte den bereits
Ende 2014 bei ihm gestellten Antrag auf
Übernahme der Kosten für eine persönliche
Assistenz während des Kindergartenbesuchs
ab. Der bei dem Sozialgericht (SG) Stade
gestellte Antrag auf Gewährung einstwei-
ligen Rechtsschutzes blieb erfolglos.
Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bre-
men hat diese Entscheidung aufgehoben
und den Sozialhilfeträger im einstweiligen
Rechtsschutzverfahren vorläufig verpflichtet,
die Kosten für eine persönliche Assistenz
für den Besuch des Antragstellers in der
Kindertagesstätte in einem Wochenumfang
von 20 Stunden zu übernehmen. Mit Rücksicht
Dein gutesRECHT!
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auf die Bedeutung des Besuchs einer Kinder-
tagesstätte für die kindliche Entwicklung sei
es dem Antragsteller nicht zuzumuten, eine
Entscheidung in der Hauptsache abzuwarten.
Er habe einen Anspruch auf Eingliederungs-
hilfe glaubhaft gemacht, da eine schwere
Nahrungsmittelallergie – insbesondere bei
Kindern – regelmäßig als Behinderung im
Sinne des § 2 SGB IX anzusehen sei.
Das Kleinkind bedarf während des Be-
suches des Kindergartens durchgängig
der Beobachtung und Begleitung.
Es sei glaubhaft gemacht worden, dass erst
durch eine persönliche Assistenz für den
Besuch des Kindergartens die besondere
Aufgabe der Eingliederungshilfe, hier die
Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft,
ermöglicht werden kann. Nach den Fest-
stellungen des Gesundheitsamtes bedürfe
der Antragsteller während des Besuches
des Kindergartens durchgängig der Beob-
achtung und Begleitung durch eine sachlich
unterwiesene Person, um zu verhindern,
dass er mit Erdnüssen, Erdnussprodukten
oder auch nur Spuren von erdnusshaltigen
Lebensmitteln in Kontakt komme.
Landessozialgericht Niedersachsen-Bre-
men, Beschluss vom 27.08.2015
- L 8 SO 177/15 B ER -
Quelle: www.kostenlose-urteile.de
+++
MOBIKURS URTEILKrankenkasse muss Mobilitätstrainingskurs bezahlen
Gericht bestätigt: Rollstuhlfah-
ren muss gelernt sein!
Gesetzlich versicherte Rollstuhlfahrer haben
einen Anspruch auf Übernahme der Kosten für
einen Mobilitäts- und Rollstuhltrainingskurs.
Die gesetzlichen Krankenkassen haben die
Pflicht, neben dem Rollstuhl selbst auch
eine Ausbildung im Gebrauch, also das
Erlernen der Fahrtechniken, zu bezahlen.
Das Gericht hatte keine Zweifel, dass
der Umgang mit dem Rollstuhl erst
erlernt werden muss. Dies kann
nicht im Rahmen einer einfachen
Einweisung durch das Sanitätshaus
erfolgen. Das Gericht hat mit
seinem Urteil zudem bestätigt, dass
für einen solchen Kurs eine Dauer
von fünf Tagen erforderlich ist, um
die beabsichtigten Ziele zu erreichen. Im
Übrigen schließe die Kostenübernahmepflicht
der gesetzlichen Krankenkassen explizit
auch die Teilnahme eines Elternteils
am Kurs mit ein.
SG Oldenburg mit Urteil
vom 20.08.2014
(S 6 KR 412/12)
Quelle und
Infos unter:
www.rollikids.de
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Fit für
die
EinscHulung
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Bild
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Liebe Eltern und Kinder,das neue Schuljahr fängt bald an und es sind noch viele Sachen zu be-
sorgen. Wir geben euch hier ein paar Tipps für den:
● Kein überflüssiges Gewicht. Eure Lieblingsspielsachen bleiben besser zu Hause
● Keine zu großen oder zu schweren Trinkflaschen. Glasflaschen sind nicht geeignet
● Viele Reflektoren
● Rücken- und Tragepolster, um den Kinderücken zu schonen
● Wenig Eigengewicht (maximal 1300 Gramm)
● Erfüllung der DIN Norm*
*Die DIN Norm 58124 beschreibt die Anforderungen an Sicherheit
und Gebrauchstauglichkeit sowie die körperlichen Eigen-
schaften der Ranzen. Danach muss der Schulranzen mit
mindestens 20% fluoreszierendem Material ausgestattet
sein (mit den Farben Rot, Orange und Gelb). Zehn
Prozent der Vorder- und Seitenflächen müssen mit
retroflektierenden Materialien ausgestattet sein.
Schulranzen-check
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Du gehörst zu uns
oder Jeder ist ein
bisschen anders
Der Bär hat eine rote Knubbelnase und wird
deshalb von der Elster ausgelacht. Er hat
große Angst, dass ihn die anderen Tiere
ebenfalls auslachen werden und keiner mit
ihm spielen will. Als er sich versteckt,
trifft er das Eichhörnchen. Auch das
Eichhörnchen wurde von der Elster
ausgelacht, weil es zu dick ist.
Zusammen kommen sie auf eini-
ge verrückte Ideen, wie man die
rote Bärennase tarnen kann. Das
klappt jedoch nicht so gut, doch
die Spielkameraden stören sich
nicht an seiner roten Bärennase und
versichern ihm, dass er zu ihnen gehört. Denn
jeder darf so sein, wie er ist.
Julia Volmert:
Du gehörst zu uns oder Jeder ist ein bisschen anders Ab 4 JahrenISBN 9783865590893Albarello Verlag12.90 €
Sagenhafte Abenteuer
Etwas überrascht sind die Geschwister Lilli und
Luis schon, als beim Spielen am See plötzlich
ein Schiff mit knallbunten Segeln angeflogen
kommt. Als dann auch noch ein kleines Wild-
schwein sie auf den bunten Kahn
einlädt, sind Abenteuer und
Spannung garantiert. Was
werden sie mit der rothaari-
gen Kapitänin Huberta alles
erleben? Und was hat es mit
dem Sagenbuch auf sich?
Thomas Brezina:
Sagenhafte AbenteuerCD Sagenschiff, die erste Reise
Ab 6 JahrenServus Verlag
13,90 €
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Alles Freunde!
Der kleine Rabe Socke ist neu im Wald. Alles
prima, das Nest ist schön, der Wald toll –
doch etwas ganz Wichtiges fehlt: Freunde!
Also zieht Socke los, um Freunde zu finden.
Und wie geht das am besten? Sich drauf-
stürzen, sobald man einen entdeckt
hat? Freundesuch-Zettel malen
und warten, dass einer kommt?
Eine Bonbonspur auslegen und
beobachten? Nein, das alles
funktioniert nicht. Aber im rich-
tigen Moment fragen, ob man
mitspielen kann, das klappt.
Nele Moost und
Annet Rudolph:Alles Freunde!Hörspiel mit MusikAb 3 JahrenISBN 9783867427265Silberfisch-Verlag1 CD
9,99 €
Sturm-Stina
Im Sommer darf Stina immer bei Opa auf der
Insel wohnen. Die Tage sind einfach herrlich,
morgens wird vor der kleinen grauen Hütte ge-
frühstückt. Dann fährt Stina mit hinaus
aufs Meer, wo Opa seine Fischer-
netze kontrolliert. Abends wird
vor einem Sturm gewarnt ...
vor einem richtigen Sturm!
Lena Anderson:Sturm-StinaAb 4 JahreISBN 9783570040423cbj Verlag9,95 €
All die verdammt
perfekten Tage
Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich
Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf
einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt,
dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet,
die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er.
Von da an beginnt für die beiden eine Reise,
auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge
erleben und großartige sowie kleine Augen-
blicke – das Leben eben.
Jenniver Niven:All die verdammt perfekten TageISBN 9783809026570Limes Verlag Roman
14,99 €
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Die Haut von Kindern ist besonders emp-
findlich – auch und vor allem, wenn es um
UV-Strahlung geht. Denn sie ist noch sehr
dünn und der UV-Eigenschutz der Haut
muss sich in den ersten Lebensjahren erst
noch entwickeln. Im ersten Lebensjahr
sollte das Baby keine pralle Sonne abbe-
kommen und immer einen Schattenplatz
haben. Auch Sonnenschutzmittel sollte
man möglichst vermeiden, da sie die
empfindliche Babyhaut unnötig belasten.
Kinder brauchen viel Gelegenheit, sich
im Freien austoben und bewegen zu
können – und das mindestens eine Stunde
täglich. Bewegung im Freien unterstützt
nicht nur insgesamt die gesunde kindliche
Entwicklung; auch für die Eigenbildung
von Vitamin D ist das tägliche Spielen,
Toben und Klettern im Freien sehr
wichtig. Zwei- bis dreimal pro Woche
sollten hierbei Gesicht, Hände und Arme
für kurze Zeit – etwa die Hälfte der Zeit,
in der es einen Sonnenbrand gäbe – ohne
Sonnenschutz der Sonne ausgesetzt sein,
um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen.
Auch nach dem ersten Lebensjahr
sollten Kinder möglichst wenig direkte
Sonnenbestrahlung abbekommen und
ausreichend geschützt sein. Kinderhaut
kann noch nicht schnell und ausrei-
chend Pigmente produzieren, die als
natürlicher Eigenschutz gelten, und sie
kann UV-Schäden nur unzureichend
"reparieren". Dieser körpereigene
Schutz vor Sonnenstrahlen
entwickelt sich erst im
Sonnenschutzfür empfindliche Kinderhaut
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Verlauf von Jahren. Sonnenbrände und selbst
anfängliche Hautrötungen sollten bei Kindern
deshalb unbedingt vermieden werden.
Den einfachsten und gleichzeitig wirk-
samsten Sonnenschutz bieten schattige
Plätze und sonnengerechte Kleidung. Gerade
während der stärkeren Mittagssonne sollte
besser eine Pause eingelegt werden.
Sogar bei bedecktem Himmel ist Vorsicht
angesagt, denn bis zu 80 Prozent der
UV-Strahlung dringen selbst dann noch
bis auf die Haut durch. Deshalb ist der
Sonnenschutz im Schatten ebenfalls zu
empfehlen. Bevor Kinder ins Freie gehen,
sollten sie ordentlich eingecremt werden. Der
Sonnenschutz braucht ungefähr 30 Minuten,
bis er wirkt. Je nach Aktivität der Kleinen
– baden oder toben und schwitzen – muss
regelmäßig neu eingecremt werden.
Achtung: dabei nicht
Ohren, Hände, Füße, Stirn
und Nacken vergessen.
Den wirksamsten Schutz
bietet – neben schattigen Plätzen
– eine sonnengerechte Kleidung
"von Kopf bis Fuß": Der Kopf,
insbesondere auch Gesicht, Nacken
und Ohren, sind sehr empfindlich. Auf einen
Hut, eine Kappe oder ein Tuch mit Schirm und
Nackenschutz sollte nicht verzichtet werden.
Nicht alle Stoffe sind sonnendicht. Mitt-
lerweile gibt es T-Shirts, Hemden und
Hosen, deren Stoffe durch besondere
Webtechniken oder Imprägnierungen einen
besonderen UV-Schutz bieten. Diese sollten
dem "UV-Standard 801" entsprechen. Der
UV-Schutzfaktor (UPF) sollte mindestens 30
betragen. Beim Plantschen oder Schwimmen
werden Schultern und Rücken am besten
durch ein T-Shirt geschützt. Allerdings
bieten nicht fest gewebte Baumwoll-T-Shirts
keinen ausreichenden Schutz und lassen
vor allem im nassen Zustand UV-Strahlen
durch. Der Stoff sollte also entweder sehr
fest gewebt oder am besten mit einem
UV-Schutzfaktor ausgestattet sein. ●
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GANZJÄHRIGKlingender Samstag – „Piccolo“ und
„Classico“Bei den Piccolos vom „Klingenden Samstag“ sind Kinder von 4-6 Jahren angesprochen. Hier geht es zunächst um Märchen von Riesen und Zwergen. Zusammen mit den Erwachsenen wird dazu eine
Klanggeschichte entwickelt.Bei den Classicos können sich Kinder ab 7 Jah-ren mit Orchesterinstrumenten, z. B. diversen Streich-, Zupf-, Holz- und Blechblasinstrumen-ten wie auch Percussionsinstrumenten vertraut machen. Musikpädagogen erklären, helfen und
begleiten die Kinder beim Ausprobieren.
Wo?
Leisnig
Burg Mildenstein
www.burg-mildenstein.de
JuniEselswanderung
In Rösrath geht’s los: Die Esel warten schon auf ihre Abenteuer mit den Kindern. Dazu gibt es Informationen über die Tiere, ein Picknick und Spiele. Zum Schluss werden die Esel wieder in den Stall gebracht.
WAnn?
25. Juni 2016
Wo?
Kinderkulturwelt Troisdorf
Parkplatz Burg Wissem bei Troisdorf
www.kinderkulturwelt.de
JuliDornröschen
Zu dem bekannten Märchen werden einzelne Szenen mit Musik untermalt und dazu einfache und be-zaubernde Tänze vorgeführt. Anschließend dürfen sich die Kinder verkleiden, eine Rolle aus dem
Märchen aussuchen und nachspielen.
WAnn?
24. Juli 2016
Wo?
München-Pasing, Ebenböckhaus
www.fabi-muenchen.de
GANZJÄHRIGDeutsches Spielzeugmuseum
Im Deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg war-ten 5000 Spielzeuge darauf, von den Kindern und Erwachsenen entdeckt zu werden. Die „Kleinen Welten“ laden zu einer Reise durch die Geschichte des Spielzeugs ein. Zu se-hen gibt es unter anderem ein Kirchweihfest des 19. Jahrhunderts und die Weltausstel-lungsgruppe „Thüringer Kirmes“ mit zum Teil lebensgroßen Figuren.
Wo?
Sonneberg
ww.deutschesspielzeugmuseum.de
JuliKasperle-Theater im „Märchengarten
des Blühenden Barock“Immer zur angegebenen Zeit beginnt ein neues Abenteuer des allseits beliebten Kasperle-Thea-ters. Groß und Klein sind herzlich eingeladen,
zuzuschauen und mitzufiebern.
Wann?
23. - 24.Juli 2016
Wo?
Ludwigsburg, Aktionshaus des Märchengartens
www.ludwigsburg.de
PRO ACTIV Reha-Technik GmbH
Im Hofstätt 11 | 72359 Dotternhausen
[email protected] | www.proactiv-gmbh.de
LITTY 4all & LITTY 4you BUDDY» 4all: Optimale Verstellmöglichkeiten » 4you: Individuelle Rahmengeometrie» Ab 6,7 kg und Sitzbreite 16 cm
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An
zeig
e
Wenn die Kinder
weinen, weint
der ganze Himmel.
(Nik, 7 Jahre)
Ich weiß, ich
bin aus Mamas Bauch gekommen – ich weiß nur nicht, wieso sie
mich gegessen hat.(Anna, 4 Jahre)
Die Kölner wohnen in Köln und die
Hamburger bei McDonalds.(Benjamin, 5 Jahre)
Ich kann noch
keine Schleife, deshalb bindet Mama
meine Füße zu.(Nina, 3 Jahre)
Wenn Oma
Zahnschmerzen hat, legt sie ihre Zähne einfach
ins Glas.(Erik, 5 Jahre)
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Schutzräume für benachteiligte
Kinder und Jugendliche
„Kinder haben es nicht in der Hand, in welche Lebensumstände sie
hineingeboren werden. Wir helfen Kindern, die in Not
geraten sind. Bitte helfen auch Sie!“
Peter Maffay
Zu gunsten der
Tabalugahaus am Maisinger SeeJägersbrunn/Oberbayern
Tabalugahaus DuderstadtSchutzräume für Kinder/Niedersachsen
SternstundenhausPeissenberg/Oberbayern
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Der Sprung in die Pfütze
REHACARE – Vorschau Was Sie erwartet
Wasserski-CampAction für Kinder
mit Handicap
Wir basteln eine Lampe
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Ja, ich möchte regelmäßig lesen.
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erscheint zzt. 4 x im Jahr. Das Abonnement gilt zunächst für 1 Jahr und verlängert sich automa-tisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht 6 Wochen vor Bezugsende beim Magazin , Abo Service, Postfach 13 22, 24373 Kappeln, kündige.Dieses Angebot gilt nur in Deutschland und nur, solange der Vorrat reicht.
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Impressum - Alles was Kinder bewegt
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Vor rund 20 Jahren kam die Idee nach Deutschland, Clowns in Kran-
kenhäuser zu bringen. Gesunde können sich kranklachen – und
Kranke gesund. Professionelle Klinikclowns bringen Leichtigkeit,
muntern kleine und große Patienten auf und stärken Hoffnung und
Lebensmut. Dr. Eckart von Hirschhausen unterstützt diese Idee
seit 2008 mit der bundesweiten Stiftung HUMOR HILFT HEILEN.
Gefördert werden:
Clownsvisiten für Kinder, Erwachsene und Senioren
Workshops für Pfl egekräfte und Ärzte
Wissenschaftliche Begleitforschung
Und das alles, um die Stimmung in Krankenhäu-
sern froher zu gestalten. Denn es gibt noch viele
Kliniken und Ambulanzen, die ein Lächeln
mehr brauchen. Alle aktuellen Projekte
unter WWW.HUMORHILFTHEILEN.DE!
LACHEN IST DIE BESTE MEDIZIN!
SPENDENKONTO STIFTUNG HUMOR HILFT HEILEN
Postbank Hamburg · BLZ 200 100 20 · Kontonummer 999 222 200
IBAN: DE 24 2001 0020 0999 2222 00 · BIC: PBNKDEFF WWW.HUMORHILFTHEILEN.DE
Mitzuerleben, wie Kinder heranwachsen, ist eine große Freude. Man erkennt an ihnen seine eigenen Fehler und die Tugenden seiner
Frau, was eine ausgesprochene stabilisierende Wirkung auf
die Ehe haben kann.
- Sir Peter Ustinov -