KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
NACHHALTIGES BAUEN NUR MIT NACHHALTIGEN BAUPRODUKTEN
EIKE ROSWAG – KLINGE , AR CHITEK T, G ESCHÄF TSF ÜHRER VON R OSWA G AR CHI TE K-
TEN GVA MBH
Im Moment steht in Bezug auf die Fragen der Nachhaltigkeit von Gebäuden immer noch der
Energieverbrauch im Betrieb im Vordergrund. Zur Lösung dieser Frage sind modellhafte Lö-
sungen bis zum Plusenergiehaus gefunden nun muss hier über entschlossenes Handeln die
flächige Umsetzung folgen.
Das bedeutend größere Problem des ökologischen Fußabdruckes von Gebäuden in Bezug auf
die Wahl von Baumaterialien findet hingegen nur eine sehr untergeordnete Beachtung. Die
ökologische Wirklinien von Naturmaterialien, in unserer Klimazone und Kultur sind dies vor-
rangig Holz und Lehm aber auch andere Naturfasern, sind selbstredend.
Darüber hinaus können Lehm und Holz über ihr feuchtesteuernde und –leitende Wirkung
wesentlich zur Reduktion des massiv zunehmenden Trends zur mechanischen Belüftung und
Klimatisierung beitragen. Holz Lehm Häuser können bei höchster Energieeffizienz komplett
auf Lüftungsanlagen verzichten.
Der Vortrag spannt einen Bogen zwischen Ergebnissen aus dem EU-Forschungsvorhaben H-
House zum gesunden Raumklima und realisierten Projekten im Wohn- und Gewerbebau in
Deutschland.
Ziegert Roswag Seiler Architekten Ingenieure entwickeln und realisieren global Gebäudekon-
zepte aus Naturbaustoffen in Ihrem klimatisch kulturellen Kontext. Ihre Projekte spannen
einen Bogen zwischen Wohn- und Gewerbebauten in Deutschland und Schulen in Bangla-
desch, Mosambik und Pakistan. Die Sanierung von Denkmalen im arabischen Raum sowie
denkmalgerechte Sanierung und energetische Optimierung in Deutschland bilden ein weite-
res Standbein. Im bürointegrierten Baustofflabor werden Materialien und Konstruktionen
entwickelt und erforscht bzw. untersucht. So wurde und wird hier zum Beispiel an der Vorbe-
reitung der neuen Lehmbaunormen gearbeitet.
Die Projekte des Büros wurden unter anderem mit dem KAIROS Europäischer Kulturpreis
2015, dem Aga Khan Award 2007 und dem Holcim Award in Gold 2011 in Asia Pacific ausge-
zeichnet.
Eike Roswag-Klinge ist Mitinitiator des Büros Ziegert Roswag Seiler und Geschäftsführer von
Roswag Architekten. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Konzeption nachhaltiger Gebäude-
konzepte in unterschiedlichen Klimazonen und Kulturen. Hierbei unterstützten ihn die Ausbil-
dung als DGNB Auditor und Energieberater für Wohn- und Nichtwohngebäude. Aus seinen
Erfahrungen in der interkulturellen Zusammenarbeit vorrangig mit islamischen Kulturen in
Asien und Afrika hat er einen dialogisch- partizipativen Arbeitsansatz entwickelt der auch die
Tätigkeit des Büros im heimischen Kotext prägt. Seine internationale Lehr- Vortragstätigkeit
erstreckt sich von Workshops über Vorträge hin zur konkreten handwerklichen Ausbildung
z.B. im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit.
EIKE ROSWAG - KLINGE
Seit 2009 Geschäftsführer von
Roswag Architekten GvA mbH
2011-2012 Lehrtätigkeit Semi-
nar (WS) „Hand und Fuß“
Münster School of Architec-
ture
Seit 2010 DGNB Auditor
Seit 2010 Energieberater für
Nichtwohngebäude DIN18599
2006-2008 Roswag &
Jankowski Architekten PartnG
als Teil von ZRS Architekten
Ingenieure
2006-2007 Wiss. Mitarbeiter
TU Berlin, FG Gebäudetechnik
und Entwerfen
Seit 2005 Energieberater
2003 Gründung ZRS Architek-
ten Ingenieure Bürogemein-
schaft
1994-2006 Freie Mitarbeit in
der Bauüberwachung bei
„eins bis neun architekten in-
genieure“
2002 Moderation der „Fach-
tagung Moderner Lehmbau“
2002, Berlin
1998 TU Berlin, Praxisprojekt
„Studenten bauen in Mexiko“
1992-2000 Architekturstu-
dium an der TU Berlin
1989-1991 Berufsausbildung
zum Tischler, Tischlerei Schae-
fer und Hackel, Annerod
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
DIE STRATEGIE DER BUNDESREGIERUNG ZUM NACHHALTIGEN
BAUEN UND DIE ROLLE DER BAUSTOFFE IM BEWERTUNGSSYSTEM
BNB SOWIE IN WECOBIS UND ÖKO-BAUDAT, BEZUG ZUR EURO-
PÄISCHEN BAUPRODUKTEVERORDNUNG
DIPL.-ING. ANDREAS RIETZ, ARCHITEK T BDB BUNDES INSTI TUT FÜR BAU -, S TAD T-
UND RAUM FORS CHUNG (B BSR)
Auf Grund der in Anspruch genommenen Ressourcen und der entstehenden Umweltwirkun-
gen kommt der nachhaltigen Entwicklung bei der Umsetzung der Klima- und Umweltschutz-
ziele eine besondere Bedeutung zu. Damit wird das nachhaltige Bauen im politischen Raum
weiterhin eine hohe Priorität einnehmen und gesellschaftlich an Relevanz gewinnen. Die
Schwerpunkte ergeben sich im Wesentlichen aus der Weiterentwicklung der derzeitigen Auf-
gabenstellungen; sie liegen in der Aktualisierung und Umsetzung des Leitfadens Nachhaltiges
Bauen, in der Weiterentwicklung des Bewertungssystems des Bundes (BNB) einschließlich der
Evaluierung und Übertragung auf weitere Gebäudekategorien und Anwenderkreise sowie der
Gebäudedatenerfassung. Die vorhandenen Instrumente und Tools werden weiter ausgebaut
und laufend aktualisiert. Mit dem jetzt zur Verfügung stehenden Ökobilanztool „eLCA“ ist die
Erstellung von Ökobilanzen auf Basis der Baustoffdatenbank Ökobau.dat und abgestimmt auf
das Bewertungssystem BNB möglich. Das „eLCA“ wird als Internet basiertes Berechnungstool
kostenfrei bereitgestellt, so dass im Planungsprozess die umweltbezogenen Wirkungen des
Gebäudeentwurfs mit vertretbarem Aufwand berechnet und optimiert werden können. Mit
der ÖKOBAU.DAT 2013, der weltweit ersten Umwelt-Datenbank, die auf die europäische
Norm für Umweltproduktdeklarationen für Bauprodukte (DIN EN 15804) aufbaut, stehen dem
Nutzer nun rd. 1.300 Datensätze zur Verfügung. Damit wird einer wesentlichen Anforderung
der Europäischen Bauproduktenverordnung hinsichtlich der Nachweisführung über die ver-
wendeten Bauprodukte und -materialien entsprochen. Darüber hinaus bietet die Internet-
plattform www.wecobis.de weitere Basisinformationen zum gesunden und umweltgerechten
Bauen insbesondere für die Planungsphase. Den Nutzern werden umfassende Produktgrup-
peninformationen zu gesundheits- und umweltrelevanten Inhaltsstoffen, problematischen
Emissionen in den verschiedenen Lebenszyklusphasen, Wechselwirkungen einzelner Bau-
stoffe oder z.B. rechtlichen Anforderungen angeboten. WECOBIS unterstützt damit bei der
richtigen Baustoffauswahl. Mit den Ausschreibungshilfen bietet WECOBIS Hilfestellung bei
der Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitskriterien im Rahmen der Ausschreibung.
Der Nutzer findet vielfältige Informationen und Links, z.B. zu Den Ausschreibungsempfehlun-
gen des Umweltbundesamtes (UBA). Informationen zu technischen Qualitäten, z.B. relevante
DIN-Normen, Bauregelliste oder CE-Kennzeichnung ergänzen die Umwelt- und Gesundheits-
aspekte. Mit der für Anfang 2015 vorgesehenen Einführung des EDV-gestützten Bewertungs-
und Dokumentationsinstruments „eBNB“ soll den Anwendern die Möglichkeit eröffnet wer-
den, das Bewertungssystem BNB als ein Qualitätsmanagementsystem während der gesamten
Projektlaufzeit einsetzen zu können. Darüber hinaus wird es durch eine einheitliche Doku-
mentation und Archivierung der Bewertungsdaten den Aufbau einer Datenbank bewerteter
Projekte ermöglichen.
ANDREAS RIETZ
Geboren 1956 in Hamburg
1988 Abschluss des Architek-
turstudiums an der TU Braun-
schweig; Tätigkeit als Archi-
tekt
1992-2008 wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Er-
haltung und Modernisierung
von Bauwerken (IEMB).
Seit Januar 2009 Leiter des
Referats Nachhaltiges Bauen
am Bundesinstitut für Bau-,
Stadt- und Raumforschung
(BBSR) in Berlin.
Das Referat ist verantwortlich
für die Entwicklung des Leitfa-
dens Nachhaltiges Bauen so-
wie des Bewertungssystems
Nachhaltiges Bauen (BNB)
und deren Umsetzung in der
Bundesbauverwaltung. Das
BBSR ist eine Ressortfor-
schungseinrichtung des Bun-
desministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reak-
torsicherheit. Zu den Aufga-
ben gehört neben der For-
schung im Bauwesen die the-
menbezogene Unterstützung
und Politikberatung des Bun-
desbauministeriums.
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
ANFORDERUNG AN BAULICHE ANLAGEN BEZÜGLICH DES GESUND-
HEITSSCHUTZES IM ENTWURF DER NEUEN MUSTER-BAUORDNUNG
WOLFGANG MISCH, L EI TER DES R EF ERATES GESUNDH EITSS CHUTZ, I NNENRAU MHY GI-
ENE, BAU CH EMIE IM DEU TSCHEN INSTI TUT FÜR BAU TE CHNIK
Als Konsequenz des EuGH-Urteils C-100/13 vom 15.10.2014 können von der Bauaufsicht für
Bauprodukte mit CE-Kennzeichnung nach Bauproduktenverordnung (Verordnung (EU)
Nr. 305/2011) keine nationalen Verwendbarkeits- und Übereinstimmungsnachweise verlangt
werden. Demgemäß wird zukünftig bei allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen für Bau-
produkte mit CE-Kennzeichnung nach der Bauproduktenverordnung voraussichtlich die Funk-
tion als Verwendbarkeitsnachweis im Sinne der Landesbauordnungen entfallen und die Ver-
wendung des Ü-Zeichens nicht mehr zulässig sein. Dies gilt auch für Bauprodukte, die nach
harmonisierten europäischen Normen in Verkehr gebracht werden, in denen die Anforderung
BWR 3 (Hygiene, Gesundheit, Umweltschutz) gar nicht enthalten ist. Solche Produkte wurden
bislang diesbezüglich national nachgeregelt.
Die sich daraus ergebenden Änderungen werden voraussichtlich zeitgleich mit der vollständi-
gen Aufhebung der Bauregelliste B Teil 1 und sonstiger Zusatzanforderungen an harmoni-
sierte Bauprodukte in anderen Regelwerken zum 15.10.2016 erfolgen. Nach derzeitigem Be-
ratungsstand können die über diesen Zeitpunkt hinaus geltenden Zulassungen für ihre Rest-
laufzeit als technische Nachweise gegenüber der Bauaufsicht für nationale bauwerksbezo-
gene Anforderungen herangezogen werden, wenn die nach harmonisierten Spezifikationen
erklärten Leistungen diesen nationalen Anforderungen nicht entsprechen. Für eine Heranzie-
hung als technischer Nachweis empfiehlt sich die Einhaltung der Regelungen zur Eigen- bzw.
Fremdüberwachung, da nur so die Übereinstimmung des Bauproduktes mit den Regelungen
der Zulassung sichergestellt werden kann. Anerkannte Stellen werden auch weiterhin für die
in den Zulassungen vorgesehene Überwachung zur Verfügung stehen. Die Gremien der
Bauministerkonferenz bereiten derzeit eine Novellierung der Musterbauordnung vor, die eine
neue Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (VVTB) in Bezug nehmen wird,
welche infolge der Neuordnung des Bauordnungsrechtes zur Umsetzung des EuGH-Urteils C-
100/13 erarbeitet wurde. Der Arbeitsentwurf "Anforderungen an bauliche Anlagen bezüglich
des Gesundheitsschutzes" ist Teil der VVTB. Dort werden die bauaufsichtlichen Anforderun-
gen an Gebäude bezüglich des Gesundheitsschutzes beschrieben. Derzeit wird für den Ent-
wurf der VVTB eine öffentliche Anhörung durchgeführt. Parallel befassen sich auch die ARGE-
BAU-Gremien noch damit, eine Befassung der Bauministerkonferenz (BMK) ist vorgesehen.
Auch Gespräche mit der Europäischen Kommission hierzu dauern noch an. Die "Anforderun-
gen an bauliche Anlagen bezüglich des Gesundheitsschutzes" (ABG) basieren auf dem bisheri-
gen Schutzniveau, das durch die "Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Baupro-
dukten in Innenräumen" definiert war. Die Anforderungen legen Grenzwerte für flüchtige
organische Verbindungen in Innenräumen fest, die über Emissionswerte von Bauprodukten
abgleitet werden, und beinhalten die Bewertung kritischer Inhaltsstoffe in Bauprodukten und
ggf. deren Begrenzung oder Ausschluss. Zum Beispiel dürfen kanzerogene und mutagene
Stoffe der Kategorien 1A und 1B nicht gezielt in Bauprodukten eingesetzt werden. Insbeson-
dere im Bereich des Gesundheitsschutzes sind solche materiellen Anforderungen an Pro-
dukteigenschaften (z. B. VOC-Emissionen) unvermeidlich, um das bisher auf Bauwerksebene
vorhandene Schutzniveau in Deutschland aufrechtzuerhalten.
WOLFGANG MISCH
Jahrgang 1952
Studium der Chemie an der
TU Berlin, Schwerpunkt Tech-
nische Chemie, makromoleku-
lare Chemie, Polymertechnik
1980 – 1986 leitender Ange-
stellter mittelständischer Be-
trieb der bauchemischen In-
dustrie - Bereich Farben, La-
cke, Putze, Wärmedämmver-
bundsysteme, Betonsanie-
rung
Seit 1986 beschäftigt im Deut-
schen Institut für Bautechnik
(DIBt), zunächst im Bereich
anlagenbezogener Gewässer-
schutz
Seit 1993 Leiter des Referates
"Gesundheitsschutz, Innen-
raumhygiene, chemische Fra-
gen".
Mitglied in diversen nationa-
len und internationalen Gre-
mien auf dem Arbeitsgebiet,
z.B. der "Innenraumlufthygi-
ene-Kommission", der "Kom-
mission Nachhaltiges Bauen"
des Umweltbundesamtes, des
Ausschusses für Innenraum-
richtwerte (AIR), des Aus-
schusses zur gesundheitlichen
Bewertung von Bauprodukten
(AgBB), Geschäftsführung der
Projektgruppe „Schadstoffe“
der ARGEBAU, Obmann der
EOTA Working Group PT 9
„Dangerous Substances“ so-
wie des Grundsatzausschus-
ses 2 "Immissionsschutz, Ge-
sundheitsschutz, Arbeits-
schutz" des DIBt.
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BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
BEWERTUNG VON BAUMATERIALIEN UND INFORNATIONEN
DARÜBER FÜR PLANER/INNEN UND BAUHERR/INNEN
MAG. HILDEGUND MÖTZL , IBO – ÖSTERREI CHIS CH ES INS TITU T FÜR BAU EN - UND
ÖK OL OGIE G MBH
Im Vortrag werden aktuelle Entwicklungen im Bereich der ökologische Beschreibung und Be-
wertung von Baumaterialien und Bauprodukten vorgestellt. Der Schwerpunkt wird auf der
Vernetzung der unterschiedlichen Aspekte untereinander und auf der Aufbereitung für Pla-
ner/innen liegen. Aufgrund des Betätigungsfeldes der Autorin werden vorwiegend Beispiele
aus dem deutschsprachigen Raum gebracht, die grundsätzlichen Überlegungen sind aber in-
ternational anwendbar. Geplante Themenbereiche:
Umweltzeichen im Baubereich (Zukunft Bau Projekt von natureplus)
Planungs- und Ausschreibungshilfen für die ökologische Produktwahl (natureplus Ausschrei-
bungstexte, ÖkoBauKriterien, WECOBIS Planungs- und Ausschreibungshilfen
Ökobilanzen (LCA) und Umweltproduktdeklarationen (EPD)
Datenbanken für die ökologische Produktwahl (OEKOBAUDAT, www.baubook.info, InData –
Internationales Ökobilanzdaten-Netzwerk für Bauprodukte)
Die IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH ist das Dienstleistungsunterneh-
men des 1980 gegründeten Vereins IBO – Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie.
Das IBO erforscht die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Bauwerk und Umwelt. Die Dienstleis-
tungen umfassen Ökobilanzierungen von Baustoffen, Baukonstruktionen und Bauverfahren, Bau-
physik und Gebäudesimulationen (Wärme, Strömungen, Schall, Licht, Feuchte), Gebäudebewer-
tungen, Gebäudemonitoring und -optimierung, Schadstoffbewertungen und Behaglichkeitsfor-
schung.
Das IBO ist Mitglied der ACR Austrian Cooperative Research (Vorsitz SP „Nachhaltig Bauen“).
HILDEGUNG MÖTZL
Leiterin der IBO-Abteilung
„Forschung“, davor Leiterin
der IBO-Abteilung Produkt-
prüfung, IBO-Vorstandsmit-
glied
Geschäftsführerin der bau-
book GmbH
natureplus-Gründungsmit-
glied, Leitung der natureplus-
Kriterienkommission in den
ersten Jahren (2000-2005)
und jahrelange Mitarbeit im
natureplus-Vorstand (2000-
2010)
Leitung der „Österreichischen
EPD-Plattform für Baupro-
dukte“, welche zur Gründung
der Bau EPD GmbH geführt
hat
Mitglied im CEN TC 350
"Nachhaltigkeit von Bauwer-
ken"
Mitglied im CEN TC 350
"Nachhaltigkeit von Bauwer-
ken"
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BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
DER NACHHALTIGE BAUSTOFF HOLZ – WAS ER KANN UND WO
SEINE GRENZEN LIEGEN
PROF. DIPL.-ING (FH) ARCHITEKT LUDGER DEDERICH , H OCHSCHULE FÜR
FORSTWIRTS CHA FT R OTTENBURG
Je intensiver die Beschäftigung mit den Stichworten Klimaschutz, Wohngesundheit und Nach-
haltigkeit im Kontext des Bauwesen - und doch nicht nur dort - ist, umso deutlicher drängt
sich die Frage auf, was in der Vergangenheit in technologischer, gesellschaftlicher und letzt-
endlich politischer Hinsicht schief gelaufen ist. Holz und andere Naturprodukte stehen im
Verdacht, uns Menschen in unserer zivilisatorischen Entwicklung mindestens zu hemmen,
wenn nicht gar zu schädigen.
Wird der Bock zum Gärtner gemacht? Fehlt denjenigen, die sich für die Verwendung traditio-
neller, vermeintlich altmodischer, wenig modern scheinender (Bau-)Produkte an Professiona-
lität - bei gleichzeitigem Überschuss an mehr oder weniger objektiv begründetem Sendungs-
bewusstsein? Oder wird hier die Maßgabe des regionalen Bezugs von Rohstoffgewinnung und
Produkteinsatz angesichts einiger weniger globaler agierender Wettbewerber zum Fallstrick?
Es stellt sich die Frage, ob die Industrielle Revolution der Sündenfall der Menschheitsge-
schichte ist, wir uns seitdem in jedweder Hinsicht von unseren Wurzeln entfernen und dabei
zu Lösungen gedrängt werden, die zwar effizient, nicht aber maßstäblich sind. Gleichzeitig ist
es unmöglich, die „Dinge“ einfach nur rückgängig zu machen.
Daher bedarf es der Konzentration auf Maßnahmen und Lösungen, anhand derer deutlich
gemacht wird, dass mit traditionellen Produkten und tradierten Prozessen und durchaus
wertkonservativen Haltungen Klimaschutz, Wohngesundheit und Nachhaltigkeit Genüge ge-
tan wird, ohne die Risiken zu provozieren, die das (Bauprodukt-)Establishment mittels zwei-
felhafter Vernetzungs- und Kommunikationsstrategien zu negieren versucht.
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg ist eine an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit
ausgerichtete Hochschule mit klarem Alleinstellungsprofil in den Bereichen Wald- und Forst-
wirtschaft, Erneuerbare Energien, Wassermanagement, Holzwirtschaft, Naturraum- und Regi-
onalmanagement sowie Ressourceneffizientem Bauen.
LUDGER DEDERICH
Jahrgang 1964
Nach Abitur und Tätigkeit als
Zimmerer in Köln – 1991 –
1996 Architekturstudium in
Lübeck
1993 – 1997 Tätigkeit in ei-
nem Ingenieurbüro in Uppsala
/ Schweden
1997 – 2001 Mitarbeiter in
verschiedenen Architekturbü-
ros in Lübeck
2001 – 2003 freiberufliche Tä-
tigkeit in Lübeck sowie als
Fachberater für den Informa-
tionsdienst Holz in Nord-
deutschland
2003 – 2009 Leiter des Ar-
beitsbereich Holzbaufachbe-
ratung bei Holzabsatzfonds in
Bonn
2010 – 2011 im Immobilien-
management eines Sozialkon-
zern in Köln
2011 – 2013 Geschäftsführer
des Holzbau Deutschland-
Institut in Berlin
Seit Oktober 2012 Professor
für Holzbau in den Studien-
gängen Holzwirtschaft (B.Sc.)
und Ressourceneffizientes
Bauen (M.Sc.) an der Hoch-
schule für Forstwirtschaft Rot-
tenburg
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BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
NACHHALTIGKEIT IM GESCHLOSSENEN BETRIEBSKREISLAUF –
PRODUKTINNOVATION UND RESSOURCENSCHONUNG BEI DER best
wood SCHNEIDER GmbH®
MARTIN STRÖBELE , K AUFM ÄNNISCH ER LEI TER bes t w ood SCHNEID ER G mbH ®
Dass Holz nachhaltig ist, wissen wir alle. Dass es dennoch nur begrenzt verfügbar ist und wir
uns um die sinnvolle und nachhaltige Wertschöpfung des Rohstoffes Holz kümmern müssen,
ist inzwischen ebenfalls weitgehend bekannt.
Das Holzwerk Schneider sorgt in seinem geschlossenen Betriebskreislauf dafür, dass die Wert-
schöpfungskette vom Rundholz im Wald über seine Verarbeitung im Sägewerk bis zum Ende
des Lebenszyklus in all ihren möglichen Facetten genutzt wird. So werden die naturbelasse-
nen Nebenprodukte aus der Holzverarbeitung in Form von Hackschnitzeln für Holzfaser-
Dämmplatten verwendet und zur Energieerzeugung im Biomassekraftwerk genutzt. Holz- und
Holzfaserprodukte dienen jahrzehntelang als wertvolle, nachhaltige Baustoffe und dienen
danach wieder in Form von Altholz und Holzfaserresten der eigenen CO2-neutralen Energie-
gewinnung. Jedoch ist damit die Entwicklung zur ressourcenschonenden Produktion noch
nicht an ihrem Ende angelangt. Mit dem neuesten Vorhaben, einer Produktionslinie für Hohl-
kasten-Deckenelemente, wartet best wood SCHNEIDER mit neuen Ideen zur Nachhaltigkeit
für moderne Bau- und Dämmtechnologien auf.
Die best wood SCHNEIDER GmbH® mit Produktionsstandort in Süddeutschland hat sich von
einem kleinen Sägewerk in den 90er Jahren zu einem international agierenden Unternehmen
mit dem Grundsatz einer nachhaltigen Wertschöpfung des Rohstoffes Holz entwickelt. Unter
dem Einsatz neuester Technologien und mit über 300 Mitarbeitern werden im Holzwerk des
familiengeführten Betriebs alle statisch belasteten Holzprodukte sowie Holzfaser-Dämmplat-
ten in höchster Qualität für den modernen Holz- und Passivhausbau produziert.
MARTIN STRÖBELE
ist Dipl. Bankbetriebswirt ADG
und maßgebend an der Un-
ternehmensentwicklung bei
best wood SCHNEIDER® be-
teiligt
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
DÄMMSTOFFE FÜR VORDENKER AUS JUTE UND HANF
HEINZ AMOLSCH, REFERENT DER GESCHÄFTSLEITUNG BEI THERMO NATUR
GmbH & Co.KG
1. THERMO NATUR
Kompetenz- und Marktführer bei Dämmstoffen aus einjährig nachwachsenden Rohstoffen.
Ritter Sport Firmengruppe.
2. „Echte“ Nachhaltigkeitsaspekte von Jute- und Hanf-Dämmstoffen - Äußerst geringer Primärenergieeinsatz bei der Herstellung (graue Energie) - Beispielhafte Ressourcenschonung – Einsatz einjähriger NAWAROs -
Kaskadennutzung (Jute-Dämmstoffe)
- Volldeklaration aller Inhaltsstoffe, Schadstofffreiheit, Wohngesundheit - Rückbau – Wiederverwertung – Kompostierbarkeit
(Problemlose Entsorgung – Blick auf die Gesetzesnovellierung Polystyrol-Dämmstoffe mit
HBCD – gefährlicher Abfall)
3. Erreichung politisch formulierter Klimaschutzziele durch stoffliche Nutzung von NAWAROs.
4. Veränderung der förderpolitischen Rahmenbedingungen zugunsten von Dämmstoffen aus NAWAROs.
HEINZ AMOLSCH
Referent der Geschäftsleitung
bei THERMO NATUR GmbH &
Co. KG
Urgestein im Unternehmen,
verantwortlich für Marketing
und Öffentlichkeitsarbeit.
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06.06.2016 IN BERLIN
DER GRÜNE ANTRAG ZUR FÖRDERUNG NACHHALTIGER BAUSTOFFE
CHRIS KÜHN , SPRECHER FÜR BAU- UND WOHNUNGSPOLITIK DER BUNDES-
TAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Wir Grüne setzen auf umwelt- und gesundheitsverträgliche Baustoffe und ressourcenarmes
und klimafreundliches Bauen. Das bedeutet insbesondere auch die Nutzung wiederverwert-
barer und hochwertig recyclebarer Baustoffe. Naturstoffe und Farben auf Basis nachwachsen-
der Rohstoffe erhöhen die Wohnqualität, sind klimafreundlich und reduzieren den CO2 Fuß-
abdruck. Die Energiewende im Gebäudebereich ist für uns ein wesentlicher Schlüssel und
Transformationstreiber für die Branche. Wir brauchen einen Gebäudebestand, der klimaneut-
ral und für alle bezahlbar ist – dafür haben wir Grüne unser Konzept der Fairen Wärme entwi-
ckelt. Wenn wir ökologisch nachhaltiges Bauen voranbringen wollen, müssen wir verschie-
dene Maßnahmen ergreifen. Als mittelfristige Maßnahme sind die Subvention petrochemi-
scher Kunststoffe und CO2-intensiver Baustoffe abzubauen und die Umweltauswirkungen der
so genannten grauen Energie für die Herstellung von Bau- und Dämmstoffen einzubeziehen.
Außerdem fordern wir ein KfW-Programm „Natur Plus“ in Höhe von 5 Millionen Euro pro
Jahr, um ökologisches Bauen und ökologische Baustoffe gezielt zu fördern. Zusätzlich brau-
chen wir eine Förderung der Zertifizierung, Anwendung und Erforschung von ökologischen
Baustoffen sowie die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung zur Re-
duktion des Flächenverbrauchs durch besonders flächensparendes Planen und Bauen.
Schließlich muss an einer guten Klassifizierung der Baustoffe gearbeitet werden, beispiels-
weise mit einer Klassifizierung von Bau- und Dämmstoffen in Gruppen von A bis C. Aber eine
Änderung der Förderpolitik für Dämmstoffe kann nur greifen, wenn Informationsdefizite und
Hemmnisse abgebaut werden und ökologische Baustoffe leichter und flächendeckend ge-
kauft werden können – auch im Baumarkt.
CHRIS KÜHN Geboren 1979 in Tübingen
Studium der Politikwissen-
schaft und Soziologie in Tü-
bingen, 2009 Magister Artium
Während des Studiums Mitar-
beiter der Tübinger Bundes-
tagsabgeordneten Winne
Herrmann. Nach dem Stu-
dium Mitarbeiter in der Ver-
waltung der Fakultät für Wirt-
schaftswissenschaften der Uni
Tübingen.
Seit 1998 Mitglied bei Bünd-
nis 90/DIE GRÜNEN.
2002-2009 Mitglied im Kreis-
vorstand Bündnis 90/DIE
GRÜNEN Tübingen.
Seit 2007 Landesvorstand BW
Bündnis 90/DIE GRÜNEN.
2009-2013 Landesvorsitzen-
der der Südwest-Grünen zu-
sammen mit Winfried Kre-
tschmann und Silke Krebs An-
führung der Delegation Bünd-
nis 90/DIE GRÜNEN bei den
Koalitionsverhandlungen mit
der SPD. 2011 – 2013 Mitglied
im Koalitionsausschuss der
grün-roten Landesregierung
Baden-Württemberg. Spre-
cher für Bau- und Wohnungs-
politik der Bundestagsfrak-
tion Bündnis 90/DIE GRÜ-
NEN. Ordentliches Mitglied
im Ausschuss für Umwelt, Na-
turschutz, Bau- und Reaktorsi-
cherheit / Obmann im Unter-
ausschuss Kommunales. Mit-
glied in den Ausschüssen für
Recht und Verbraucherschutz,
Kultur und Medien sowie Ver-
kehr und digitale Infrastruk-
tur. Verheiratet und Vater ei-
nes kleinen Sohnes und einer
Tochter
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BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
WIR BRAUCHEN EINE STAATLICHE FÖRDERUNG FÜR ÖKOLOGISCHE
DÄMMSTOFFE
DR. PETER AHMELS, D EUTS CHE UMW EL THILF E DUH
Während konventionelle Dämmstoffe (Polystyrol und Mineralwolle) einen Marktanteil von
etwa 90 Prozent halten, ist die die Marktdurchdringung von Naturdämmstoffen noch gering.
Naturdämmstoffen weisen hervorragende bauphysikalische Eigenschaften auf, sie sind ökolo-
gisch voreilhaft und ihr Einsatz bietet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Gebäu-
debereich. Die meisten Naturdämmprodukte sind aufgrund von geringen Marktanteilen und
fehlenden Skaleneffekten verhältnismäßig teuer. Vor diesem Hintergrund fordert die Deut-
sche Umwelthilfe ein neues Förderprogramm „Nachhaltig Sanieren mit ökologischen Dämm-
stoffen“ um finanzielle Anreize für ihre Verwendung zu schaffen.
Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) ist eine gemeinnützige Umwelt- und Verbraucher-
schutzorganisation, mit umfangreicher Expertise in den Themen Energie, Energieeffizienz und
Klimaschutz. Sie wurde 1975 gegründet und bietet ein Forum für Verbände, Politiker, Bürger
und Unternehmen. In verschiedenen Themenbereichen setzt sich die DUH für den Klima-
schutz und einen schonenden Umgang der natürlichen Ressourcen ein und entwickelt Chan-
cen für nachhaltige Wirtschaftsweisen und umweltfreundliche Produkte.
DR. PETER AHMELS
Geboren 1956
Nach dem Studium der Land-
wirtschaft Übernahme des el-
terlichen Hofes (Ackerbau).
1988 Promotion
Bau der ersten Windenergie-
anlage 1991
Seit 1995 Vorsitz im Wind-
energieverband
Von 1997 – 2007 Präsident
des Bundesverbandes Wind-
energie
2008 Studie bei Windguard,
Varel über Windenergie - Po-
tentiale an Infrastrukturtras-
sen
Seit 2009 Leiter der Abteilung
Energie und Klimaschutz bei
der Deutschen Umwelthilfe
(DUH) in Berlin; Schwerpunkt-
thema der letzten Jahre: Der
Umbau des Stromnetzes im
Rahmen der Energiewende;
Effizienzsteigerungen im Ge-
bäudebereich
Verheiratet, 4 erwachsene
Kinder, lebt in Berlin und
Friesland
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06.06.2016 IN BERLIN
HARMONISIERUNG DER ÖkoBauKritrien IN ÖSTERREICH UND
UMSETZUNG IN VORARLBERGER GEMEINDEN SOWIE ERGEBNISSE
HANDWERKERBEFRAGUNG IM UMGANG MIT DEN ÖkoBauKritrien
DIPL.-ING. DIETMAR LENZ, LE ITER DES ÖKOBESCHAFFUNGSSERVICE BEIM
UMWELTVERBAND VORARLBERG
Servicepaket Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde/ Umsetzung ÖkoBauKriterien
Der Umweltverband Vorarlberg bietet allen Gemeinden des Österreichischen Bundeslandes
Vorarlbergs im Rahmen des Servicepakets „Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde“ eine Unter-
stützung bei der Realisierung von kommunalen Bauvorhaben an. Neben der energetischen
Optimierung der Gebäude spielt insbesondere auch die Bauökologie eine wichtige Rolle:
In der Planungsphase werden die Entwürfe gesichtet und von Bauökologieexperten umwelt-
verträgliche Alternativen vorgeschlagen. Die Ausschreibung der Gewerke erfolgt nach den
harmonisierten ÖkoBauKriterien, die auf der baubook ökologisch ausschreiben (www.bau-
book.info/oea ) abgebildet sind. Die beauftragten Handwerker haben in weiterer Folge alle
einzusetzenden Materialien zu deklarieren. Diese werden dann von Bauökologen bezüglich
Konformität mit den ÖkoBauKriterien überprüft. Auf der Baustelle prüft die ökologische Fach-
bauaufsicht, ob tatsächlich konforme Produkte verbaut werden.
Wesentliches Ziel ist es den ökologischen Rucksack der verbauten Materialien und die bau-
stoffbedingten Schadstoffemissionen zu reduzieren.
Die Realisierung eines bauökologisch optimierten kommunalen Gebäudes wird mit entspre-
chenden Punkte beim Kommunalgebäudeausweis (KGA) bewertet. Je mehr Punkte beim KGA
erzielt werden, desto höher ist die Förderung für die jeweilige Gemeinde.
Bislang wurden über 80 kommunale Bauvorhaben im Rahmen des Servicepakets „Nachhal-
tig:Bauen in der Gemeinde“ begleitet.
Handwerkerbefragung
Im September 2015 wurde eine Handwerkerbefragung durchgeführt, um herauszufinden wie
Handwerker im konkreten Umgang mit den ÖkoBauKriterien klar kommen und inwieweit die
Serviceleistungen im Rahmen des Servicepakets „Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde“ verbes-
sert werden können.
Die meisten Handwerker begrüßen grundsätzlich die Festlegung von ökologischen Kriterien.
Wünschenswert ist allerdings den bürokratischen Aufwand auf ein Mindestmaß zu reduzie-
ren.
DIETMAR LENZ
1994 – 2000 Studium Kultur-
technik und Wasserwirtschaft
an der Universität für Boden-
kultur Wien
Seit 2001 Leiter des ÖkoBe-
schaffungsService beim Um-
weltverband Vorarlberg
Seit 2006 Koordination des
Servicepakets Nachhal-
tig:Bauen in der Gemeinde
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
DIE FÖRDERUNG NACHHALTIGER DÄMMSTOFFE DURCH DAS
HAMBURGER FÖRDERRPOGRAMM FÜR ENERGETISCHE SANIERUNG
DR. PETER KRÄMER, BEHÖRDE FÜR UMWELT UND ENERGIE DER FREIE N UND
HANSESTADT HAMBURG
Für den Stadtstaat Hamburg mit jeweils über 60 Mio. Quadratmeter Nutzfläche in Wohn- und
Nichtwohngebäuden nimmt das Handlungsfeld der Gebäude bei der Zielerreichung zum Kli-
maschutz einen zentralen Stellenwert ein. Für eine möglichst große CO2-Reduktion in diesem
Sektor muss künftig auch die sog. ‚Graue Energie‘ stärker in die Betrachtungsweise einbezo-
gen werden. Die bis jetzt übliche Betrachtung des Energieverbrauchs in der Nutzungsphase
muss durch eine Betrachtung des gesamten Lebenszyklus ersetzt werden. Das Bauen mit
nachwachsenden Rohstoffen wird umso wichtiger, da die Umweltauswirkungen (Primärener-
gieverbrauch, CO2- und Schadstoffemissionen) der Baustoffherstellung und der Errichtung
eines Niedrigenergiehauses bei heutigen Energiestandards mittlerweile in den gleichen Grö-
ßenordnung liegen wie der Energieverbrauch über 50 Jahre Nutzungsphase.
Hamburg hat dazu bereits heute eine Zusatzförderung für nachwachsende Dämmstoffe sowie
Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden nach DGNB und NaWoh in die bestehenden Lan-
desprogramme zum energieeffizienten Bauen aufgenommen. Um den Einfluss der Ökobilanz
zu stärken, soll auch die Förderung nachhaltiger, CO2-armer bzw. -senkender Baumaterialien
für die Gebäudekonstruktion (insbes. Holzbau) in den kommenden Jahren weiterentwickelt
werden.
Gesteuert wird dies vom zuständigen Referat in der Behörde für Umwelt und Energie der
Freien und Hansestadt Hamburg. Das operative Kundengeschäft der Fördermittelabwicklung
obliegt dabei in Hamburg bei der Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB).
DR. PETER KRÄMER
seit 2010 als Referatsleiter für
Energieeffizientes und Nach-
haltiges Bauen in der Behörde
für Umwelt und Energie der
Freien und Hansestadt Ham-
burg
Diplom-Physiker mit einer
Weiterbildung zum Gebäu-
deenergieberater
Vorher 3 Jahre Technischer
Direktor an der TU Hamburg-
Harburg
davor über 10 Jahre Ge-
schäftsführer eines Ingenieur-
büros für Bau- und Raum-
akustik
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
NACHHALTIGE BAUPRODUKTE – ANFORDERUNGEN UND
INVESTITIONSFÖRDERUNG AM BEISPIEL VON BADEN-
WÜRTTEMBERG
DIPL.-ING. BERND LANDGRAF, LE ITER DES STEINBEIS-TRANSFER-INST ITUTS BAU-
UND IMMOBILIENWIRTSC HAFT AN DER STE INBEIS-HOCHSCHULE-BERLIN GmbH
Im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württembergs entwickelte unser Institut zusam-
men mit dem Umweltministerium 10 Kriterien für das nachhaltige Bauen im staatlich geförder-
ten kommunalen Hochbau. Diese Kriterien stellen die operative Umsetzung des Klimaschutz-
gesetzes dar und sind in die Förderrichtlinien des Landes eingegangen. Bauherren und Planer
müssen die Kriterien mit Hilfe einer Web-Anwendung nachweisen. Der verpflichtende Nach-
weis hat keinen Einfluss auf die Zahlung der Fördermittel. Mit der Nachweiserbringung im
NBBW sollen die Akteure zur intensiven Auseinandersetzung mit den Treibern des nachhaltigen
Bauens geführt werden.
Die Kriterien orientieren sich am BNB. Es gibt aber keine Erfüllungsgrade und kein Gütesiegel.
Das Nachhaltigkeitskriterium 4 „Gesundheits- und umweltverträgliche Baustoffe“ betrachtet
folgende Schadstoffe in Bauprodukten.
VOC-Emissionen von Anstrichen, Beschichtungen Korrosionsschutzmitteln, Dichtungs-
mitteln und Belägen
Schwermetalle in Lacken und Trocknungsbeschleunigern
Harze in Lacken, Imprägnierungen und Klebern
Lösemittel in Bodenbelagsklebern
Holzschutzmittel für bewitterte Holzbauteile
Halogene in Kältemitteln von Kälteanlagen und Wärmepumpen
Die Mindestanforderungen sind in Form einer Konzentrationsbeschränkung schädlicher Anteile
oder des Verbots bestimmter Inhaltsstoffe formuliert. Die Nichterfüllung muss nachvollziehbar
begründet werden. Höhere Kosten werden nicht als Ausnahmetatbestand akzeptiert.
Die Nachweisführung erfolgt unter Verwendung von Produktgruppen-Klassifizierungen der
BGBau sowie von Gütesiegeln und Umweltzeichen unabhängiger Verbände und von Hersteller-
verbänden. Diese sind:
GISCODE
natureplus
RAL-UZ
EMICODE
Aktuell wird das NBBW in ca. 20 Projekten (Büros, Kitas, Schulen, Sportstätten) angewendet.
BERND LANDGRAF
Jahrgang 1964
TU Dresden, Diplomingenieur
für Angewandte Mechanik
1990
Entwicklung und Schulung
von Bausoftware (5 Jahre)
Weiterbildung von Bau- und
Immobiliensachverständigen
(14 Jahre)
Forschung, Entwicklung, Bera-
tung und Weiterbildung in
nachhaltigen Bauen (7 Jahre)
Leiter der BNB-Konformitäts-
prüfungsstelle an der Stein-
beis-Hochschule (seit 2011)
Entwicklung und Betreuung
des „NBBW – Nachhaltiges
Bauen in Baden Württemberg
(seit 2013)
Fachkompetenzen: Ökobilanz,
Lebenszykluskosten, Schad-
stoffe, Behaglichkeit
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
NACHWACHSENDE ROHSTOFFE IN DER ÖFFENTLICHEN
BESCHAFFUNG
MONIKA MISSALLA-STEINMANN, LEITER IN DES PROJEKTS „NACHWACHSENDE
ROHSTOFFE IM EINKAUF“ BEI DER FACHAGENTUR NACHWACHSENDE ROHSTOFFE E.V.
(FNR)
Innovative Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen stellen einen wichtigen Baustein inner-
halb der angestrebten nachhaltigen öffentlichen Beschaffung dar. Sie bereichern nicht nur ein
nachhaltig aufgestelltes Einkaufssortiment, sondern schonen wertvolle begrenzte fossile Res-
sourcen und die Umwelt. Gerade in der abfallintensiven Bauwirtschaft können Naturbau-
stoffe eine maßgebliche Rolle übernehmen und einen großen Beitrag für die Umwelt leisten.
Im Vortrag werden die zentralen Hemmnisse und Problemfelder bei der Etablierung bioba-
sierter Produkte in der öffentlichen Beschaffungspraxis sowie mögliche Lösungen aufgezeigt.
Projekt „Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf“
Im Fokus steht dabei insbesondere die Beschaffungspraxis des Bundes, welche stärker nach-
haltig ausgerichtet werden soll. Grundlagen hierfür sind: die Nachhaltigkeitsstrategie der Bun-
desregierung, die Politikstrategie Bioökonomie, das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm
II und nicht zuletzt das aktuelle Vergaberecht.
Der öffentliche Sektor steht in besonderer Weise in der Pflicht, als Vorbild zu agieren und
seine Marktmacht für den Einkauf nachhaltiger Produkte zu nutzen.
Als Referentin Öffentlichkeitsarbeit setzt Missalla-Steinmann bei dem FNR-Projekt auf Infor-
mation und Wissensvermittlung über innovative biobasierte Produkte und ihre unterschiedli-
chen Verwendungsmöglichkeiten, die aktive Teilnahme oder Durchführung von Messen und
Veranstaltungen sowie auf eine umfangreiche Gremien- und Netzwerkarbeit.
Jüngstes „Baby“ ist „Das nachwachsende Büro“. Mit dem rundum begehbaren Messestand-
modell wird eine nachwachsende Produktwelt für den öffentlichen und privaten Konsum
nicht nur anschaulich, sondern auch haptisch erlebbar.
Monika
Missalla-Steinmann
Studium der Sozialwissen-
schaften an der Universität
Göttingen
seit 2010 Leiterin des Projekts
„Nachwachsende Rohstoffe
im Einkauf“ bei der Fachagen-
tur Nachwachsende Rohstoffe
e.V. (FNR) - dem Projektträger
des Bundesministeriums für
Ernährung und Landwirtschaft
(BMEL)
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
AUSGEWÄHLTE DGNB ZERTIFIZIERTE GEBÄUDE
PROF.ING. ALEXANDER RUDOLPHI , ARCHITEKT
Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, wodurch sich in der Zukunft ein nachhaltiger Bau-
stoff oder ein nachhaltiges Material auszeichnet. Gibt es „gute“ und „schlechte“ Materialien,
oder werden sie nur richtig oder falsch oder am falschen Ort produziert und eingesetzt? Das
Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen der DGNB fordert an dieser Stelle Angaben zu Um-
weltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus. Und es fordert Angaben zum Nutzwert und
zur Dauerhaftigkeit, zur Gesundheits- und Umweltverträglichkeit der mit den Materialien
konstruierten Bauteile.
Mit steigender Effizienz unserer Gebäude wird diese Gegenüberstellung und Bewertung von
Aufwand und Nutzen eines Materials immer wichtiger. Bisher zumeist nur ökonomisch mit
Hilfe von Betriebskosten- und Ertragsprognosen oder Amortisationszeiten betrachtet, muss
diese Gegenüberstellung zukünftig generell auch für die ökologischen, sozialen und kulturel-
len Wirkungen erfolgen – das folgt nicht nur aus den aktuellen Klimaschutzzielen, sondern
auch aus dem weltweit notwendigen Mehrbedarf an Wohn- und Arbeitsraum bei gleichzeiti-
ger Verknappung wichtiger Ressourcen.
Mit unserer heutigen Baustofftechnologie ist dieser Zielkonflikt nicht zu bewältigen. Innovati-
onen zur Reduktion von Ressourcen- und Energieverbrauch und Umweltwirkungen müssen
verstärkt zugelassen, erkennbar, gefordert und gefördert werden. Ohne Bewertung des ge-
samten Lebenszyklus ist dies zukünftig nicht mehr möglich. Ein Baustoff der Zukunft darf nicht
auf Kosten von ökologischen oder sozialen Problemen in den Erzeugerländern hergestellt
werden, nicht verwertbare und teilweise exportierte Abfälle nach der Nutzung können nicht
mehr zugelassen werden.
Im Rahmen der Diskussion zur Energieeinsparverordnung hat die DGNB daher erneut die For-
derung aufgestellt, zukünftig die Herstellung der Gebäude einschließlich aller Materialien und
die Nachnutzung mit Hilfe der lebenszyklusumfassenden Bilanzierung in die Bewertung mit
einzubeziehen. Die bisherige Zielsetzung des betrieblichen Primärenergiebedarfes reicht nicht
mehr aus und bleibt bei aller Effizienz am Gebäude unterm Strich nicht effektiv.
ALEXANDER RUDOLPHI
Studium Bauingenieurwesen
an der TH Darmstadt und an
der TU Berlin. Nach mehreren
Jahren im eigenen Ingenieur-
büro in Berlin folgte eine Tä-
tigkeit in Forschung und Lehre
im Zentrum für Bau- und Er-
haltungstechnik e.V. des Berli-
ner Senats. 1995 Mitbegrün-
der und Geschäftsführer der
Gesellschaft für ökologische
Bautechnik Berlin GFÖB mbH.
Berater zur ökologischen Bau-
teiloptimierung und Gütesi-
cherung bei zahlreichen Bun-
des- und Landesbauten, und
bei privaten Großbauvorha-
ben.
Forschungsprojekte mit Be-
wertungsverfahren zum nach-
haltigen Bauen und zur Quali-
tätserkennung von Konstruk-
tionen und Materialien sowie
zur Entwicklung von Zertifizie-
rungsverfahren. Verfasser des
Zertifizierungssystems Um-
weltpreis HafenCity Hamburg.
Professor an der Hochschule
für nachhaltige Entwicklung
HNE Eberswalde. Mitbegrün-
der, Gründungspräsident und
derzeitiger Präsident der
Deutschen Gesellschaft für
nachhaltiges Bauen DGNB.
Verschiedene Fachveröffentli-
chungen zum nachhaltigen
Bauen, zur Materialbewer-
tung und zur Innenraumhygi-
ene. Seit 2013 ist Prof. Ru-
dolphi Mitinhaber der Bera-
tungsgesellschaft Rudolphi &
Rudolphi GmbH.
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
DIE TEKTONIK DER NACHHALTIGKEIT
ANDREW KIEL, ARCHITEKT BEI sauerbruch hutton Architekten BERLIN
Mit zwei Projektentwürfen stellt Sauerbruch Hutton Erfahrungen mit modularem Bauen in
Holz vor.
Ein Hamburger Wohnungsbau in modularer Zellenbauweise und ein Forum zur Repräsenta-
tion und Schulung in Frankreich mit modularer Holzdachkonstruktion sind Beispiele, mit de-
nen Sauerbruch Hutton die Umsetzung von Holz als nachhaltiges Bauprodukt auf moderne,
offene und experimentelle Weise untersucht.
ANDREW KIEL
M.Arch., Architekt
2005 Associate bei sauer-
bruch hutton Architekten Ber-
lin
1999 Projektleiter bei sauer-
bruch hutton Architekten Ber-
lin
1994 – 98 Architekt in ver-
schiedenen Büros in Deutsch-
land
1993 Master of Architecture,
Princeton University
1987 – 93 Architekt in ver-
schiedenen Büros in Deutsch-
land und den USA
1987 B.S. Architecture, Uni-
versity of Virginia
1964 geboren in Flemington,
New Jersey
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
NACHHALTIGES BAUEN IN DER PRAXIS VON léonwohlhage
ARCHITEKTEN
PETER CZEKAY, ARCHITEKT UND ASSOCIATE PROJEKTLEITUNG BEI
léonwohlhage ARCHITEKTEN BERLIN
Welchen Einfluss hat der Faktor Nachhaltigkeit auf den Entwurfs- und Planungsprozess?
Anhand von zwei gebauten Beispielen werde ich erörtern, welche Faktoren die Materialwahl
im Entwurfs- und Planungsprozess beeinflussen und welche Rolle der Faktor Nachhaltigkeit
dabei spielt. CALEIDO ist ein Büro-, Apartment- und Geschäftshaus am Österreichischen Platz
in Stuttgart. Es wurde 2013 fertig gestellt und nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft
für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) mit dem Silberzertifikat ausgezeichnet. Als zweites Bei-
spiel stelle ich die Erweiterung des Bayerischen Landtags in München vor. Das markante Bü-
rogebäude ist als dritte Erweiterung nun der jüngste Baustein am historisch bedeutsamen
Maximilianeum und setzt als Passivhaus neue energetische Maßstäbe.
PETER CZEKAY
Jahrgang 1967
Ausbildung TU Berlin, Diplom
1994
1994 – 2001 Engel und Zillich
Architekten Berlin
Seit 2001 léonwohlhage
Architekten Berlin
Peter Czekay leitet seit 2001
Projektteams bei léonwohl-
hage. Nach einer Vielzahl von
Projekten übernimmt Peter
Czekay Verantwortung in der
Büroleitung und Koordination
der verschiedenen Projekt-
teams. Seit 2014 unterstützt
er Hilde Léon als Prokurist in
der Unternehmensführung.
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
NACHHALTIGE ARCHITEKTUR – ÄSTHETISCHE, SOZIALE UND
KULTURELLE WERTE
PROF. GERD JÄGER, BAUMSCHLAGER EBERLE BERLIN (BE BERLIN GMBH)
1. Warum Einfachheit und Nachhaltigkeit keine Gegensätze im Planungs- und Baupro-
zess bilden sondern sich wechselseitig unterstützen können
2. Warum Behaglichkeit und Komfort am wenigsten durch Gebäudetechnik determi-
niert werden
3. Wie intelligente Software die Hardware ersetzt
4. Über den Charme der Trägheit
5. Von der untergeordneten Bedeutung der Dämmung
GERD JÄGER
geboren 1961 1981 - 1986 Studium an der Universität Stuttgart, D und der ETH Zürich 1987 Diplom an der Universi-tät Stuttgart 1997 - 2005 Berufung in den Bund Deutscher Architekten 1997 - 2005 Vorsitz des Lan-deswettbewerbsausschusses Mecklenburg Vorpommern (MV) 1997 Berufung in den Bund Deutscher Architekten (BDA) 1999 - 2005 Vorstand der AK MV 2001 - 2006 Mitglied des AK-JAA-BDA 2006 - 2012 Vorsitz des Vor-standes des BDA MV 1989 - 1991 Assistent bei Prof. H.E. Kramel, ETH, Zürich, CH 1991 - 1994 Assistent bei Prof. Dietmar Eberle, ETH Zü-rich, CH 2000 - 2002 Lehrauftrag an der FH Wismar, D, FB Gebäu-detechnik 2002 - 2006 Professor für Ent-wurf - Baukonstruktion - Bau-betrieb, Fachhochschule Kiel, 2004 - 2006 Honorarprofessur für Baukonstruktion und Bau-betrieb Polytechnic of Namibia - Windhoek / Namibia 1993 Gründung des Architek-turbüros jäger jäger, Schwerin
2010 Gründung des Architek-
turbüros Baumschlager Eberle
Berlin (BE Berlin GmbH)
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
ENTWICKLUNG VON NACHHALTIGKEITSKRITERIEN VON ZEMENT –
ANFORDERUNGEN UND ZIELE
UWE WELTEKE – FABRICIUS, VORSTANDSVORSITZENDER natureplus e.V.
„Beton – es kommt drauf an was man draus macht“
heut neu: Es kommt auch drauf an, wie man ihn macht
Wie kaum ein anderer Rohstoff ist Zement Auslöser für große Stoffströme, der Abbau von Kalk zudem ein Thema für
den Naturschutz. Durch den hohen Energieeinsatz, die Beteiligung der Produktion am Emissionsrechtehandel und die
thermische Abfallbehandlung in den Zementöfen ist die Wertschöpfungskette von Zement an den kritischen Themen
der Zeit beteiligt.
Es heißt, dass es große Fortschritte bei der Energieeffizienz der Zementproduktion, Arbeits- und Gesundheitsschutz
gibt. Wie schnell? Wie weit? Nur in Europa? Global? Bei allen Herstellern, oder nur bei einigen Vorzeigeprojekten?
Downstream, beim Einsatz von Zement hauptsächlich als Beton, wird es noch vielfältiger. Technisch ist Beton ein
universeller und wirtschaftlich revolutionärer Baustoff. Durch die enorme Synergie von Stahl und Zement ist er viel-
fältig in der Anwendung, formbar, tragfähig, effizient, potenziell langlebig. Noch mehr Natureinsatz, noch größere
Stoffströme, enorm viele betroffene Bewohner, noch mehr Abfall nach der Nutzung.
Beton ist Symbol für Modernität und anthropogene Umweltgestaltung, Verdrängung traditioneller Bauweisen, Mega-
städte und urbaner Verwüstung – ein Thema für Entwicklungspolitik, Architektur und Städtebau. Beton steht symbo-
lisch oft im Zentrum gesellschaftlicher Konflikte um Verkehrswege und Urbanisierung.
Für natureplus ist Zement deshalb eine enorme Herausforderung.
Wann soll das Produkt eines bestimmten Herstellwerkes als auszeichnungswürdig gelten? Exemplarisch wird deut-
lich, dass dies nur mit klar definierten Systemgrenzen möglich ist: Was Auftraggeber, Planer, Bauindustrie und Nutzer
aus dem Beton machen, ist dem im Produktionsprozess nicht angelegt, wird bei natureplus ausgeblendet. Dafür gibt
es die Nachhaltigkeitsbeurteilung von Gebäudebewertungssystemen wie DGNB, BNB und LEED.
Bei natureplus werden die Produktphasen „cradle to gate“, Umwelt- und Gesundheitsfragen bei Verarbeitung und
Nutzung, schließlich die Wiederverwendbarkeit betrachtet. Damit stehen die Rohstoffe Kalk und Klinker und ihre
Gewinnung im Focus Es geht um Einsatz von Energie aus fossilen und den „Ersatzbrennstoffen“ Abfall, um die Prob-
lemstoffe in der Zementproduktion und die Emissionen aus den Fabriken. Auch der Arbeitsschutz z.B. Chrom-VI-
Gehalten im Zement ist Thema für natureplus. Probleme im Betonbau durch Flächenfraß bei der Gewinnung von
Sand und Kies zur Betonherstellung, oder Gifte aus Fugenfüllern bei Fertigbauteilen fallen bei der Beurteilung des
Zements heraus.
Eine schon herausfordernde Schnittstelle zur Nutzungsphase liegt in der Effizienz: Innovative Zementprodukte er-
möglichen filigranere, sparsamer Konstruktionen mit geringerem Faktoreinsatz. Andere Zementprodukte erleichtern
die Substitution von abiotischen natürlichen Ressourcen durch RC-Granulate, also die Einsparung von Kies durch
Abbruchmaterial. Das ist ein Nachhaltigkeitsplus.
Ein Labelling von bestimmten Produkten durch natureplus setzt Mindeststandards voraus, aber die Auszeichnungs-
würdigkeit wird nicht durch absolute Werte festgelegt – wer sollte diese Schwellen setzen? Wie lange sollen sie
gelten? Wie sollen die verschiedenen Aspekte Rohstoffe, Energie, Gesundheit, Gebrauchstauglichkeit abgewogen
werden? Können diese Gewichtungen in verschiedenen Regionen Europas immer gleich sein?
Am Zement, wie an kaum einem anderen Bau(roh)stoff, wird die Arbeitsweise von natureplus deutlich:
Im Mittelpunkt der Kriterienfindung steht, welches die kritischen Aspekte der Nachhaltigkeit in Bezug auf Umwelt,
Gesundheit und Gebrauch sind. Dann folgt die Diskussion der Abwägung mit allen Stakeholdern, die Bewertung und
Gewichtung im gesellschaftlichen Konsens – diese Konsensbildung ist eigentliche Aufgabe von natureplus. Schließlich
stellt sich die Frage, welches auszeichnungswürdige Fortschritte einzelner Produkte von bestimmten Herstellern
gegenüber anderen sind. Diese mit dem Label hervorzuheben, um Kaufpräferenzen und Bewertung für Beschaffungs-
vorgänge auf diese besseren Produkte zu lenken, ist der wirtschaftliche Hebel der Auszeichnung. Eine Auszeichnung
kann es also nur für die relativ nachhaltigsten Produkte geben. Schön, wenn wir dies auch für den Zement herausfin-
den!
UWE WELTEKE-FABRICIUS
Jg. 1960, Schreiner, Dipl.-Öko-
nom
Entrepreneur, Experte für
nachhaltiges Bauen, Energie-
effizienz, erneuerbare Ener-
gien, Strommarkt und Flexibi-
lisierung von KWK-und Bio-
gasanlagen.
1983: Gründer und langjähri-
ger Geschäftsführer der Firma
isofloc, (Wärmedämmung auf
der Basis von recyceltem Zei-
tungspapier)
2002 - 2011 unabhängiger
Consultant für nachhaltiges
Bauen. Fund raising und stra-
tegische Entwicklung bei „na-
tureplus“.
2004 Vorstand, seit 2006 Vor-
sitzender des Vorstandes bei
natureplus im Auftrag des
BUND e.V. (Bund für Umwelt
und Naturschutz Deutsch-
land). Mitarbeit in der Kriteri-
enkommission.
2007 – 2011 b_gas grünstrom
GmbH, Projektentwicklung
von Biogasanlagen.
2012 – 2016 CUBE Enginee-
ring: dezentrale Energiesys-
teme. Politikfolgeforschung
zur Direktvermarktung und
Flexibilisierung nach EEG
2012. Leitung der Arbeits-
gruppe „FlexPerten“ bei CUBE
Engineering.
Seit 2016: Fl<ex>perten, Kom-
petenzstelle Flexibilisierung
für KWK
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
WEGE ZUM NACHHALTIGEN BETON – EIN ÜBERBLICK
DR.-ING. MICHAEL HAIST, MASSACHUSETTS INSTITUTE OF TECHNOLOGY
(MIT), CAMBRIDGE, USA
PROF. DR.-ING. HARALD S. MÜLLER, KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECH-
NOLOGIE (KIT) KARLSRUHE, DEUTSCHLAND
Nachhaltiger Beton – Nachhaltigkeitsbewertung auf der Baustoffebene
Der Gewährleistung einer möglichst hohen Nachhaltigkeit kommt im Bauwesen aufgrund der
hohen Investitionskosten und des Energieverbrauchs bei der Errichtung beispielsweise von Inf-
rastrukturbauwerken und den hohen Anforderungen an die Lebensdauer derartiger Bauwerke
eine besonders große gesellschaftliche Bedeutung zu. Nachhaltiges Bauen ist dabei durch den
Grundsatz geprägt, dass die Energieaufwendungen und Umwelteinflüsse sowie der Ressour-
cenverbrauch infolge der Errichtung, Nutzung und der Entsorgung von Bauwerken minimiert
werden müssen. Insbesondere für Infrastrukturbauwerke ist dies nur möglich, wenn die einge-
setzten Werkstoffe eine möglichst hohe Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit aufweisen und
– und dies ist entscheidend – wenn diese Eigenschaften auch durch den Planer möglichst opti-
mal genutzt werden. Vor diesem Hintergrund werden im Vortrag Möglichkeiten und Wege er-
läutert, wie die Nachhaltigkeit des Werkstoffs Beton – dessen Herstellung für einen signifikan-
ten Anteil beispielsweise des weltweiten CO2-Ausstoßes und des Ressourcenverbrauchs ver-
antwortlich ist – signifikant gesteigert werden kann. Am Beispiel sogenannter Ökobetone – Be-
tone mit stark reduziertem Zementgehalt – wird aufgezeigt, wie die Nachhaltigkeit des Werk-
stoffes nicht nur durch dessen Umweltweinwirkungen sondern auch durch dessen Leistungs-
fähigkeit und Dauerhaftigkeit beeinflusst werden. Hierzu wird ein neuer Kennwert, das sog.
Baustoff-Nachhaltigkeitspotenzial vorgestellt, mit dem das Potenzial zur nachhaltigen Nutzung
von Beton quantifiziert werden kann. Weiterhin werden Techniken vorgestellt, mit denen die
Nachhaltigkeit der Betonbauweise durch neuartige Betone und Bauweisen signifikant gestei-
gert werden kann. Diese Techniken sind dabei insbesondere für eine Verbesserung der Nach-
haltigkeit von Infrastrukturbauwerken interessant.
Dr.-Ing. MICHAEL HAIST
Massachusetts Institute of
Technology (MIT), Cambridge,
USA
Prof. Dr.-Ing.
HARALD S. MÜLLER
Karlsruher Institut für Techno-
logie (KIT), Karlsruhe,
Deutschland
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
INITIATIVEN DER ZEMENTINDUSTRIE FÜR DAS NACHHALTIGE
BAUEN MIT BETON
DIPL.-ING. MARKUS BRUNNER , InformationsZentrumBeton BERLIN
Unsere moderne Gesellschaft Beton baut mit Beton. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten,
Dauerhaftigkeit und nicht zuletzt die im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit niedrigen Kosten
haben Beton zum weltweit meistgenutzten Baustoff werden lassen. Derzeitig beträgt der
weltweite Verbrauch jährlich ca. 12 × 109 m³. Für die anstehenden gesellschaftlichen Aufga-
ben z.B. im Zusammenhang zunehmender Urbanisierung ist Beton auch in Zukunft unver-
zichtbar; nachhaltige Verwendung ist daher ein Muss. Die Zementindustrie hat hierzu ver-
schiede Initiativen gestartet. „The Concrete Initiative” ist ein Projekt der europäischen Ze-
ment- und Betonindustrie mit dem Ziel, Hemmnisse nachhaltiger zu Bauen zu überwinden
sowie existierende Potentiale zu nutzen. Im Kern geht es um eine Lebenszyklusbetrachtung.
Bei diesem Konzept werden die Auswirkungen aller Phasen im Lebenszyklus eines Bauwerks,
von Rohstoffgewinnung, über Nutzung bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwertung, be-
rücksichtigt. Durch diese Betrachtungsweise werden die Vorteile von Beton deutlich und kön-
nen durch entsprechende Planung gezielt genutzt bzw. verstärkt werden, so z.B. Dauerhaf-
tigkeit, thermische Masse und die Möglichkeit Beton als Sekundärrohstoff einzusetzen.
Erfolgreiche Strategien der Zementindustrie die Umweltwirkungen bei der Herstellung von
Zement zur reduzieren sind vor allem die Nutzung alternativer Brennstoffe und die Substitu-
tion von Zementklinker durch Nebenprodukte anderer Industrien, beispielsweise Hüttensand
aus der Stahlproduktion oder Flugasche aus Kraftwerken.
Beton ist vollständig rezyklierbar, entweder als Betonzuschlag oder als Ersatz natürlicher Zu-
schläge in anderen Anwendungen. Das in Deutschland laufende Verbundforschungsvorhaben
„R-Beton“ beschäftig sich mit Hindernissen Beton besser zu verwerten. So beschränken bei-
spielsweise derzeitige Normen die Menge an rezykliertem Material das in Beton eingesetzt
werden darf. Schwierigkeiten anderer Art sind die geringe Marktakzeptanz sowie höheren
Produktionskosten von Beton mit Rezyklingzuschlägen.
Ökobilanzierung ist die gängigste Methode Umwelteinwirkungen von Produkten und Dienst-
leistungen zu bewerten. Sie ist integraler Bestandteil der in Deutschland etablierten Systeme
zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Bauwerken “Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges
Bauen” (DGNB) und “Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ (BNB). Die europäische Ze-
ment- und Betonindustrie hat für Ihre Produkte die für die Bauwerksökobilanz erforderlichen
Daten ermittelt und veröffentlicht.
Der “Concrete Sustainability Council” (CSC) ist eine internationale initiative zur Erhöhung der
Nachhaltigkeit in der Betonherstellung. In einem sektorspezifischen Zertifizierungssystem
können Betonhersteller für ihre Produkte verschiedene Stufen erreichen. Sie haben damit
die Möglichkeit Transparenz im Markt zu schaffen und sich fortwährend zu verbessern.
MARKUS BRUNNER
1993-1999 Studium Bauinge-nieurwesen und Baustoffe an der Bauhaus Universität Wei-mar und University of Washington, Seattle
2000 - 2013 verschiedene Po-sitionen bei HeidelbergCe-ment, zunächst in der Pro-duktentwicklung und techni-schen Beratung in Deutsch-land, später Koordination der Aktivitäten im nachhaltigen Bauen in Brüssel.
2013 – 2015 verantwortlich für Produktentwicklung und Anwendungstechnik bei edi-lon)(sedra group in den Nie-derlanden
Seit 2015 beim Informations-Zentrum Beton, Berlin in der Bauberatung
KLIMASCHUTZ, WOHNGESUNDHEIT, NACHHALTIGKEIT – MIT WELCHEN PRODUKTEN
BAUEN WIR UNSERE ZUKUNFT?
06.06.2016 IN BERLIN
INITIATIVEN DER ZEMENTINDUSTRIE FÜR DAS NACHHALTIGE
BAUEN MIT BETON
PETER LIEBLANG , ARCHITEKT BÜRO KL KONRAD & LIEBLANG, KÖLN
Weltweit wurden im Jahr 2014 4,3 Milliarden Tonnen Zement hergestellt [1], davon über die
Hälfte in China und nur 0,6 % in Deutschland. Der weltweite Pro Kopf Verbrauch liegt damit
bei durchschnittlich ca. 600 kg Zement pro Jahr, also etwa doppelt so hoch wie in Deutsch-
land [2, 3]. Diesen Daten zeigen sehr deutlich, dass der Beitrag eines hochentwickelten Lan-
des wie Deutschland nicht in der Verringerung – zutreffender: der Verlagerung – von Produk-
tionskapazitäten, sondern vor allem in einer Weiterentwicklung der Betonbauweise liegt.
Diese ist in vollem Gange und hat bereits unübersehbare praktische Auswirkungen. So hat
sich die Zahl der Zementarten für die Betonherstellung von ehemals drei auf heute 27 erhöht,
von denen ca. 10 im Markt verbreitet sind. Diese Zemente bestehen im Mittel nur noch zu
73 % aus Portlandzementklinker [4], demjenigen Hauptbestandteil von Zement, der für den
rohstoff- und energiebedingten CO2-Ausstoß relevant ist. Die bautechnischen Eigenschaften
von Zementen mit mehreren Hauptbestandteilen entsprechen im Großen und Ganzen denen
der reinen Portlandzemente. Im Detail sind aber auch Unterschiede vorhanden. Zur Gewähr-
leistung der Dauerhaftigkeit von Betonbauteilen wird Planern und ausführenden Unterneh-
men beispielsweise ein höheres Maß an Sorgfalt abverlangt. Auf den Beton einwirkende Um-
weltbedingungen müssen genauer erfasst und beschrieben werden, die Qualität der Beton-
randzone, quasi der Schutzmantel eines Betonbauteils, wird empfindlicher gegen unzu-
reichende Nachbehandlung und die Wechselwirkungen zwischen Bindemittel und Zusatzmit-
tel(n) werden komplexer.
Die gestiegene Bedeutung des nachhaltigen Bauens schlägt sich auch in der Kennzeichnung
von Bauprodukten nieder. Dabei können aus der Kennzeichnung von Beton gemäß den tech-
nischen Regelwerken – z. B. in Sortenverzeichnissen oder auf Lieferscheinen – nur wenige
Hinweise auf Umwelteigenschaften entnommen werden, während Umweltdeklarationen
normalerweise keine detaillierten Angaben zur technischen Leistungsfähigkeit eines Betons
nach Eigenschaften machen. Vielfach führt diese Situation dazu, dass die Anwendung von
Instrumenten zur Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken erschwert wird und an Stelle
einer Lebenszyklusanalyse unzulässige Variantenvergleiche auf Baustoff- oder Bauteilebene
stattfinden. Gleichwohl bleibt die weitere Verbesserung der Umwelteigenschaften von Ze-
ment und Beton eine wichtige Aufgabe. Allerdings kann der Klinkerfaktor von Zement nicht
beliebig reduziert werden, wenn die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Beton erhal-
ten bleiben sollen. Aus diesem Grund ist es wahrscheinlich, dass die in absehbarer Zeit erfor-
derliche weitere Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Zementherstellung zur Entwicklung
von Bindemitteln führt, deren chemisch-mineralogische Eigenschaften sich prinzipiell von den
Bindemitteln auf Basis von Portlandzementklinker unterscheiden. Die damit einhergehende
Veränderung bautechnischer Eigenschaften, wie Festigkeit, Dichtigkeit, Widerstand gegen
Frost, Carbonatisierung oder chemischen Angriff wird sich auch auf die Betonbauweise und
deren Bauverfahrenstechnik auswirken.
PETER LIEBLANG
Jahrgang 1969
1989 – 1994 Studium kon-
struktiver Ingenieurbau an
der RWTH Aachen
2000 Promotion an der RWTH
Aachen „Beitrag zum elasti-
schen Materialverhalten von
Holz mit Methoden der Mik-
romechanik“
Referent im Bundesverband
der deutschen Zementindust-
rie
Referent in der Leitung der
Bauberatung Zement für die
Gebiete Betontechnik, Bau-
physik und nachhaltiges
Bauen
2006 Professor für Bau-
stoffkunde und Baustofftech-
nologie Hochschule Bochum
2010 Professor für Bauphysik
und Baustoffe , Leiter des
Bauphysiklabors der Fakultät
für Architektur
Gründungsgesellschafter des
Instituts für Beton- und Fer-
tigteilbau – An-Institut der
Hochschule Bochum
Mitglied der Ing. Kammer
NRW, der Baukammer Berlin,
des Architekten- und Ingeni-
eurvereins zu Berlin und der
Deutschen Gesellschaft für
Akustik / Eingetragen in die
Liste der Energieberater für
Baudenkmale