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Page 1: In Olten die Wurzeln wieder gefunden€¦ · sich mit ihrer Beratungsfirma «Meavi-ta Coaching» selbstständig machte. Im selben Jahr rief sie mit Robert We-der und Jonas Lüscher

ie Musik wurde Vera Tabe-ling quasi in die Wiegegelegt. Beide Elternteilewaren 30 Jahre als Musik-

lehrer in Olten tätig. Aufgewachsenmit klassischem Repertoire bekamVera Tabeling durch ihren «verlorenenOnkel», den verstorbenen Oltner Jazz-trompeter Umberto Arlati, und einemOnkel ihres Vaters bereits als Jugend-liche erste Impulse hin zur Jazzmusik.«Es war für mich eine Qual, mich hin-zusetzen, um Theorie und Tonlagenzu üben. Viel lieber sass ich frei amKlavier und sang nach meinem musi-kalischen Gehör. Elton John undWhitney Houston liessen mich abtau-chen», so Tabeling.

Über Umwege an die Jazzschule«Ich hatte viele Träume, aber mir

fehlten die Orientierung und dasSelbstvertrauen.» Schliesslich ent-schied sich Tabeling für die Ausbil-dung zur Kindergärtnerin. «Nach ein-einhalb Jahren bestätigte sich mir,dass ich zwar gut mit Kindern umge-hen konnte, der Beruf aber nichts fürmich ist.» Eine abgeschlossene Aus-bildung musste es sein und der musi-kalische Weg schien nicht möglich. Soliess sich Tabeling im ehemaligenGauer Hotel Schweizerhof in Bern zurHotelfachangestellten ausbilden. Dorthörte sie erstmals die Pianoklängevon Neville Thomas. «Sein Spiel riefmir meine Kindheit und die Liebe

D

zum Jazz ins Gedächtnis», erinnertsich die 41-Jährige zurück. Thomaswar es auch, der die junge Musikerinbestärkte, sich ihren Wunsch der Jazz-schule Bern zu erfüllen und coachtesie erfolgreich für die Aufnahme-prüfung. «Die Ausbildung mit ihrenvielen Improvisationselementen warfür mich als Kind der Klassik mitklaren musikalischen Vorgaben amAnfang schwierig», erzählt Tabeling.«Es war ein harter Weg, bei dem micheinerseits Neville Thomas und ande-rerseits die von mir bewunderte Jazz-sängerin Sandy Patton, welche an derJazzschule unterrichtete, sehr unter-stützten», erzählt Tabeling dankbarund fügt an: «Es war immer mein Zielgewesen, Musikerin zu werden. Meinenormes Lampenfieber und die Ab-neigung davor, mich in den Mittel-punkt zu stellen, machten den Wegdahin jedoch steinig. Gerade deshalbwar diese Zeit ein wichtiges StückLebensschule für mich.»

Jahre in KanadaNachdem sie sich ihren ersten

Wunsch erkämpft hatte, erfüllte sichdie Sängerin einen weiteren Traumund reiste nach Kanada. «Angekom-men in Vancouver wusste ich, hierwill ich leben», so Tabeling. 2005 wan-derte sie gemeinsam mit ihrem einsti-gen Mentor und damaligen EhemannNeville Thomas nach Kanada aus. Siejobbte in einer Bank, absolvierteeinen Synchronsprecher-Kurs undwirkte bei diversen Konzerten sowiemusikalischen Projekten mit.Schliesslich besann sie sich auf ihreAffinität, Menschen in ihrer Entwick-lung zu unterstützen, und ihr offenesElternhaus, das als Anlaufstelle fürjegliche Lebensprobleme diente, undbewarb sich bei einer Rehaklinik fürMenschen mit Suchtproblemen. «Die-se administrativen Tätigkeiten in derReha brachten mich schliesslich dazu,mich zum zertifizierten Coach ausbil-den zu lassen», erzählt Vera Tabeling.

Der Liebe wegen zurück nach OltenDer Tod ihrer Mutter führte die

34-Jährige vor sieben Jahren zurück indie Heimat, wo sie Marc Tabeling ken-nenlernte. «Wir sind beide im Schön-grundquartier aufgewachsen, habenuns aber nur vom Sehen gekannt.»Zurück in Kanada merkte die mittler-weile geschiedene Sängerin, dass esan der Zeit war, auch der Liebe wegennach Olten zurückzukehren. Der kul-turell engagierte Marc Tabeling führteseine heutige Ehefrau in die OltnerKultur-Szene ein. Gemeinsam grün-deten sie die Reihe «Tick vor 12» (heu-te Bluelane Events) und waren Mit-glieder bei der Nachtfieber-Show.«Wir teilen die Liebe zur Kultur», sodie 41-Jährige. Vor drei Jahren wurdedas gemeinsame Glück durch SohnColin komplett: «Er redet fleissig undsingt», erzählt Tabeling lachend, diesich mit ihrer Beratungsfirma «Meavi-ta Coaching» selbstständig machte.Im selben Jahr rief sie mit Robert We-der und Jonas Lüscher das Jazz-Trio«Blackcoffee» ins Leben. Durch zahl-reiche Konzerte in verschiedenen For-mationen wurde die Nachfrage nacheiner CD laut. «Einer meiner Mento-ren, der Oltner Musiker Roman Wyss,sagte einst zu mir, dass ich mit mei-nem breiten Repertoire aus Jazz, Soul,Latin, R&B, Pop und Chansons zuerstwissen müsse, wer ich für eine CD-Aufnahme sein möchte. Heute lebeich meine zwei Leidenschaften, denJazz und Chanson. Deshalb ist es ander Zeit, mit einer Wemakeit-Sam-melaktion eine CD entstehen zu las-sen», erzählt Tabeling, die im vergan-genen Jahr mit Rahel Thierstein undFabienne Hoerni «Lady be good» undmit Roland Köppel und Roland Phi-lipp das «Vera Tabeling Trio» - manch-mal wirkt auch Loris Peloso mit -gründete. «Ich möchte die Menschenmit meiner Musik berühren. Zudemist sie meine Therapie», so Tabeling.

In Olten die Wurzelnwieder gefundenVERA TABELING Die Sänge-rin präsentiert am Freitag,20. Oktober anlässlich desBuchfestivals und am Sonn-tag, 26. November im CaféRing ihr Jazz- und Chanson-Programm. Nächstes Jahrsoll die erste CD erscheinen.

MIRJAM MEIER

«Musik ist meine Therapie», so Vera Tabeling, die sich leidenschaftlich dem Jazz und Chanson verschrieben hat. (Bild: A. Albrecht)

www.veratabeling.ch

anchmal fällt es

mir nicht leicht,

zu entscheiden,

worüber ich hier

schreiben soll. Diese Kolumne

soll sich um Olten drehen. Was in

unserer Stadt passiert, worüber

diskutiert wird, wie es sich lebt.

Dafür Themen zu finden ist auch

derzeit nicht schwierig. Ein neuer

Masterplan stimmt optimistisch,

was die Zukunft von Olten Süd-

West angeht, Schwimmer müssen

noch etwas länger auf die Eröff-

nung des Hallenbads warten,

währenddessen jene, die sich

fragen, wie sinnvoll es ist, einem

verstorbenen Kater ein 15’000

Franken teures Denkmal zu er-

richten, von anderen als Katzen-

hasser beschimpft werden.

Manchmal erscheinen andere

Themen aber einfach wichtiger.

Dass unser Land nicht in der

Lage ist, eine von der Mehrheit

getragene Zukunftsstrategie für

unsere Altersvorsorge zu konzi-

pieren zum Beispiel. Oder dass in

unserem nördlichen Nachbar-

land 12.6 % der Wählenden einer

Partei, in der Rassismus, Homo-

phobie und Nationalismus Pro-

gramm sind, ihre Stimme geben.

Wie soll man da ernsthaft über

Bronze-Statuen und Hallenbäder

schreiben?

Trotzdem bleibt Lokales natürlich

wichtig. Was in unserer Klein-

stadt passiert, mag zwar nicht

direkt die Welt verändern, doch

kann es Vorbild sein. Wenn Spit-

zenköche auf der Kirchgasse mit

vermeintlich «abgelaufenen»

Waren einen Dreigänger kochen,

um auf Verschwendung hinzu-

weisen oder wenn ein umwelt-

schonendes und trotzdem prakti-

sches Cargo-Bike über die

Kirchgasse flitzt, dann sind das

lokale Initiativen, über die eine

Stadt nicht nur diskutieren kann,

sondern sollte.

«Erlebnis: Olten», so lautet der

Titel des frisch gedruckten Regie-

rungsprogramms. «Vorbild: Ol-

ten» müsste das Ziel sein, wenn

ihr mich fragt. 15’000 Franken

wären dafür ein guter Anfang.

M

Daniel KisslingVorbild: Olten

DANIEL KISSLING, Kulturschaffenderund Barkeeper. (Bild: M. Isler)

Olten, 28. September 2017 | Nr. 39 | 85. Jahrgang | Auflage 39 774 | Post CH AG

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