Glücksspielmarkt DeutschlanD 2017Marktliche Effekte der Regulierung von Sportwetten in DeutschlandKey Facts zur Studie
Glücksspielmarkt Deutschland 2017
Marktliche Effekte der
Regulierung von Sportwetten in Deutschland
Key Facts zur Studie
Berlin, 30. Juni 2013
Von:
Goldmedia GmbH Strategy Consulting
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Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 1
Inhalt
1 Glücksspielmarkt Deutschland 2017 .................................... 2
1.1 Ziel der Untersuchung und Methodik ............................................ 2
1.2 Begriffe ...................................................................................... 3
2 Der Glücksspielmarkt 2012 .................................................. 4
3 Sportwetten und Regulierung ............................................ 7
3.1 Die regulatorische Entwicklung seit 2010 ...................................... 7
3.2 Marktliche Effekte regulatorischer Instrumente .............................. 8
4 Marktprognosen für den
Sportwettenmarkt 2014-2017 ............................................. 9
4.1 Szenario A (Marktszenario):
Begrenzte Öffnung des Sportwettenmarktes ................................. 9
4.2 Szenario B (Vergleichsszenario): Entwicklung
des Sportwettenmarktes bei regulierter Marktöffnung ..................13
5 Entwicklung der Steuereinnahmen 2012-2017 ................ 15
6 Fazit .................................................................................... 17
Abkürzungen
CAGR Compound Annual Growth Rate
DLTB Deutscher Lotto- und Totoblock
GlüÄndStV Glücksspieländerungsstaatsvertrag
RennwLottG Rennwett- und Lotteriegesetz
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Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 2
1 Glücksspielmarkt Deutschland 2017
Die Goldmedia Studie „Glücksspielmarkt Deutschland 2017“ untersucht die
marktlichen Effekte, die sich aus der Regulierung des am 1. Juli 2012 in Kraft ge-
tretenen Glücksspieländerungsstaatsvertrags (GlüÄndStV) ergeben und enthält
Prognosen zur Marktentwicklung von Sportwetten sowie Online-Casino- und On-
line-Pokerspielen in Deutschland bis 2017. Die Studie erscheint im Juli 2013 und
ist kostenpflichtig.
Die vorliegenden Key Facts sind ein kostenloses Exzerpt dieser Goldmedia-Studie.
In diesen Key Facts enthalten ist eine Prognose der mittelfristigen Marktentwick-
lung inkl. Prognose der Steuereinnahmen aus Sportwetten bis zum Jahr 2017.
Die vollständige Studie enthält darüber hinaus einen detaillierten Überblick über
die erzielten Umsätze auf dem Glücksspielmarkt des Jahres 2012 für sämtliche
Glücksspielarten. Die einzelnen Instrumente der geltenden Sportwetten-
regulierung des (GlüÄndStV) werden auf ihre jeweiligen marktlichen Auswirkun-
gen untersucht. Die vollständige Studie enthält außerdem, neben der Prognose
der künftigen Marktentwicklung, eine detaillierte Darstellung der bisherigen Ent-
wicklung des unregulierten Glücksspielmarktes (Sportwetten, Online-Casino-
Spiele, Online-Poker) seit 2009.
Vervollständigt wird die Studie durch einen internationalen Vergleich der Glücks-
spielregulierungen ausgewählter europäischer Länder.
1.1 Ziel der Untersuchung und Methodik
Die Studie enthält für die geltende deutsche Sportwettenregulierung (GlüÄndStV)
eine Prognose der mittelfristigen Marktentwicklung inkl. der Entwicklung der
Steuereinnahmen im Markt für Sportwetten bis zum Jahr 2017.
Um die marktlichen Effekte des GlüÄndStV bewerten zu können, wurde ein hy-
pothetisches Vergleichsszenario modelliert, das eine mögliche Marktentwicklung
bei nationaler Anwendung des im Jahr 2011 in Schleswig-Holstein verabschiede-
ten Regulierungsmodells darstellt.
Die Prognosen zur Marktentwicklung von Sportwetten sowie Online-Casino- und
Online-Pokerspielen in Deutschland bis 2017 – unter den gegebenen Regulie-
rungsbedingungen sowie unter denkbaren alternativen Regulierungsszenarien –
basieren auf den Annahmen der auf dem deutschen Markt tätigen Anbieter von
Sportwetten sowie Online-Poker- und Casino-Spielen.
Die Unternehmenskennziffern und Markteinschätzungen der Anbieter wurden im
Rahmen leitfragengestützter Experten-Interviews erhoben. Insgesamt wurden
14 Anbieter und Branchenexperten zwischen März und Mai 2013 befragt. Die di-
rekt erhobenen Daten wurden um öffentlich zugängliche Branchendaten zum
Glücksspielmarkt ergänzt und mit verfügbaren Unternehmensdaten sowie bereits
vorliegenden Branchenreports und Marktstudien gegengeprüft.
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 3
1.2 Begriffe
Im Rahmen dieser Studie werden diverse Begriffe grundsätzlich unterschieden:
Als Umsätze werden die Wett- und Spieleinsätze verstanden.
Der Brutto-Spielertrag bzw. Rohertrag ist der Betrag, der nach Abzug der
Gewinnauszahlungen von den Spieleinsätzen beim Anbieter verbleibt.
Die Rohertragsmarge bezeichnet das Verhältnis von Brutto-Spielertrag zu
Spieleinsatz.
Innerhalb der Goldmedia-Studie werden bei der Betrachtung des deutschen
Glücksspielmarktes zwei zentrale Marktsegmente unterschieden: der regulierte
Markt und der unregulierte Markt. Für den Regulierungserfolg ist weiterhin der
Schwarzmarkt von hoher Relevanz, auch wenn dieser streng genommen nicht als
Markt im klassischen Sinne verstanden werden kann.
Regulierter Markt: Als regulierter Markt werden alle Bereiche bezeichnet, die
nach deutschem Recht zulässig und rechtskräftig angeboten werden dürfen,
in denen deutsche Regelungen zum Spielerschutz gelten. Für Sportwetten
sind derzeit nur die Toto- und Oddset-Wetten des DLTB (Deutscher Lotto-
und Totoblock) sowie der Markt für Pferdewetten reguliert. Im Laufe des
Jahres 2013 wird eine begrenzte Öffnung des Marktes für Sportwetten er-
wartet.
Unregulierter Markt: Hierunter werden alle Produkte von privaten Glücks-
spielanbietern zusammengefasst, die nach deutscher Regulierung untersagt
sind bzw. für die der rechtliche Status nicht eindeutig geklärt ist. Hierunter
fallen alle privaten Wett- und Online-Glücksspielangebote (Sportwetten,
Online-Casino, Online-Poker). Unregulierte Angebote arbeiten auf Basis einer
gültigen Glücksspiellizenz anderer EU-Mitgliedsstaaten.
Der Schwarzmarkt umfasst alle Angebote von Unternehmen oder Personen,
die weder in Deutschland noch einem sonstigen EU-Land als Glücksspiel-
Anbieter lizenziert sind. Der Schwarzmarkt ist eine Form der organisierten
Kriminalität, die Spielmanipulationen ermöglicht. Über den Schwarzmarkt
können unter ungünstigen regulatorischen Bedingungen erhebliche Umsatz-
anteile generiert werden. Im Bereich Sportwetten gelingt dies, indem krimi-
nelle Banden Sportwett-Kunden im Umfeld vor (oder in) Wettshops anspre-
chen, um sie für illegales Wetten zu gewinnen. Ebenfalls möglich ist, dass im
„Hinterzimmer“ eines Barbetriebs oder Caféhauses ein illegales Sport-
wettenangebot offeriert wird.
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 4
2 Der Glücksspielmarkt 2012
Auf dem Glücksspielmarkt lassen sich vier grundsätzliche Spielarten unterschei-
den. Neben klassischen Casino-Spielen existieren Spielautomaten, Lotterien und
Wetten. Jede dieser Spielarten bietet verschiedene Spiel- und Angebotsformen.
Die nachfolgende Abbildung gewährt einen detaillierten Überblick über die ver-
schiedenen Spielarten und ihre Angebote. In Deutschland wurden im Jahr 2012
10,7 Mrd. Euro an Brutto-Spielertrag erwirtschaftet.
Die Gesamtansicht des Jahres 2012 erfolgt auf Basis des erwirtschafteten Brutto-
Spielertrages (Spieleinsatz abzüglich Auszahlungen). Die Rohertragsmarge ist zwi-
schen verschiedenen Glücksspielen sehr unterschiedlich, daher lässt sich der Ge-
samtmarkt nur auf Basis der von den Anbietern erwirtschafteten Brutto-
Spielerträge sinnvoll vergleichen.
Abb. 1: Brutto-Spielerträge im Glücksspielmarkt Deutschland 2012,
in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia-Analyse, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Deutscher Lotto- und Totoblock,
Verband der Deutschen Automatenindustrie e.V., German Racing.
*Datenbasis von 2011
10.731
4.400
1.856
831
651
532
413
228
153
59
22
15
588
357
325
301
0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000
Gesamtmarkt
Spielautomaten
Zahlenlotto (DLTB)
Super 6, Spiel 77 (DLTB)
Spielbanken*
Sportwetten in Wettshops
Sonstige DLTB-Produkte
TV-Lotterien
Online-Casino-Spiele
Online-Sportwetten
Online-Poker
PS-Sparen, Gewinnsparen
Klassenlotterien
Oddset (DLTB)
Fußballtoto (DLTB)
Pferdewetten*
Brutto-Spielerträge in Mio. €
Gesamtmarkt
Regulierter Markt
Unregulierter Markt
Gesamtmarktvolumen:
10,7 Mrd. Euro
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 5
Regulierter vs. unregulierter Glücksspielmarkt
Spielautomaten bilden das größte Segment im regulierten Glücksspielmarkt
mit einem Brutto-Spielertrag von 4,4 Mrd. Euro (41 Prozent Marktanteil).
Der regulierte Markt besteht desweiteren aus den Lotterie-Produkten des
Deutschen Lotto- und Totoblocks mit 30 Prozent Anteil der Brutto-
Spielerträge im Gesamtmarkt, den Spielbanken mit 6 Prozent, TV-Lotterien
(4 Prozent), PS-Sparen und Gewinnsparen (2 Prozent), sowie den Klassenlot-
terien (1 Prozent). Für Lotterieprodukte des DLTB ist der Online-Vertrieb seit
2012 wieder zulässig.
Der regulierte Wettmarkt setzt sich zusammen aus den beiden DLTB-
Produkten Oddset und Fußballtoto sowie Pferdewetten (insg. 1 Prozent).
Im unregulierten Markt stellen stationäre Wettshops mit einem Brutto-Spiel-
ertrag von 588 Mio. Euro (37 Prozent) das größte Marktsegment dar.
Das Online-Wettgeschäft erwirtschaftet 325 Mio. Euro Brutto-Spielertrag.
Dies entspricht 21 Prozent des unregulierten Marktes.
Sportwettenangebote (Online- und Wettshop-Geschäft) vereinen insgesamt
mehr als die Hälfte (58 Prozent) des unregulierten Glücksspielmarktes in
Deutschland auf sich.
Den verbleibenden unregulierten Markt teilen sich Online-Poker- und Online-
Casino-Angebote. Mit 23 Prozent Marktanteil und einem Brutto-Spielertrag
von 357 Mio. erzielt das Online-Casino-Segment mittlerweile mehr Ertrag als
das Online-Poker-Segment (19 Prozent Anteil mit 301 Mio. Euro).
Abb. 2: Anteil der Brutto-Spielerträge
im unregulierten Glücksspielmarkt 2012, in Prozent
Quelle: Goldmedia-Analyse, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Deutscher Lotto- und Totoblock,
Verband der Deutschen Automatenindustrie e.V., German Racing.
*Datenbasis von 2011.
Automaten 41%
Lotterieprodukte (DLTB) 30%
Sonstige Lotterien 7% Spielbanken*
6% Sportwetten
(reguliert) 1%
Sportwetten in Wettshops
37%
Online-Casino-Spiele 23%
Online-Sportwetten
21%
Online- Poker 19%
Unregulierter Markt 15%
Gesamtmarkt:
10,7 Mrd. Euro
Brutto-Spielertrag
Unregulierter Markt:
1,6 Mrd. Euro
Brutto-Spielertrag
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 6
Regulierter vs. unregulierter Sportwettenmarkt
Aufgrund der undurchsichtigen rechtlichen Lage müssen im Sportwetten-
Segment regulierte und unregulierte Angebote unterschieden werden.
Abb. 3: Umsätze und Brutto-Spielerträge auf dem Sportwettenmarkt
in Deutschland 2012, in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia-Analyse, 2013
Der regulierte Sportwettenmarkt besteht aus Pferdewetten und den beiden
staatlichen Angeboten Fußballtoto und Oddset des Deutschen Lotto- und
Totoblocks (DLTB). Der DLTB erzielte 2012 mit Sportwetten einen Umsatz
von 185 Mio. Euro und erwirtschaftete damit einen Brutto-Spielertrag von
ca. 81 Mio. Euro. Anbieter von Pferdewetten konnten einen Brutto-
Spielertrag von 15 Mio. Euro verbuchen.
Der Anteil des regulierten Sportwetten-Marktes (Pferdewetten, Oddset und
Fußballtoto) beträgt 3,6 Prozent am Gesamtumsatz mit Sportwetten.
Der unregulierte Sportwettenmarkt besteht aus privaten Wettshops1 und
Online-Sportwetten. Wettshops privater Anbieter und Online-Angebote er-
zielen zusammen einen Umsatz in Höhe von 6,6 Mrd. Euro. Dies entspricht
einem erwirtschafteten Brutto-Spielertrag von etwa 913 Mio. Euro.
Damit liegt der Marktanteil des unregulierten Sportwettenmarkts am Umsatz
des Gesamtmarktes bei 96,5 Prozent.
Private Wettshops generierten 2012 ca. 2,9 Mrd. Euro Umsatz und 588 Mio.
Euro Brutto-Spielertrag. Online-Sportwetten erwirtschafteten bei 3,7 Mrd.
Euro Umsatz einen Brutto-Spielertrag von ca. 325 Mio. Euro.
Neben dem regulierten und unregulierten Sportwettenmarkt existiert auch
ein Schwarzmarkt für Sportwetten. Im Jahr 2009 ergaben Goldmedia-
Recherchen ein Schwarzmarkt-Volumen von ca. 1 Mrd. Euro Umsatz und
etwa 230 Mio. Euro Brutto-Spielertrag pro Jahr. Seit Einführung der Sport-
wettensteuer berichten die Betreiber von Wettshops von einer gesteigerten
Aktivität durch illegale Buchmacher im Umfeld von Wettshops. Daher ist an-
zunehmen, dass der Sportwetten-Schwarzmarkt heute mindestens ebenso
hohe Umsätze generiert wie 2009.
1 Lotto-Annahmestellen zählen nicht zu den privaten Wettshops, da sie ein staatliches Angebot vertreiben.
185 60
2.939
3.650
81 15
588 325
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
DLTB(Fußballtoto& Oddset)
Pferdewetten Sportwettenin Wettshops
Online-Sportwetten
Regulierter Markt Unregulierter Markt
Mio
. Eu
ro
WetteinsatzBrutto-Spielertrag
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 7
3 Sportwetten und Regulierung
3.1 Die regulatorische Entwicklung seit 2010
Nach langjähriger Abstimmungsphase zwischen 15 Bundesländern trat der Erste
Glücksspieländerungsstaatsvertrag (GlüÄndStV) am 1. Juli 2012 in Kraft. Parallel
dazu wurde durch das Rennwett- und Lotteriegesetz (RennwLottG) zum 1. Juli
2012 eine 5-prozentige Einsatzbesteuerung für Sportwetten eingeführt.
Die schwarz-gelbe Regierung in Schleswig-Holstein beschloss bereits im Jahr
2011 ein eigenes „Gesetz zur Neuordnung des Glücksspiels“. Nach dem Regie-
rungswechsel trat die neue SPD-geführte Regierung jedoch im Januar 2013 dem
neuen Glücksspieländerungsstaatsvertrag der restlichen 15 Bundesländer bei. Die
bis dahin vergebenen 48 Schleswig-Holsteinischen Glücksspiellizenzen behalten
jedoch für sechs Jahre ihre Gültigkeit.
In Deutschland wird es somit für die nächsten sechs Jahre zwei parallel exis-
tierende Glücksspielregulierungen geben. Im Gegensatz zu der begrenzten
Marktöffnung für Sportwetten im GlüÄndStV sieht die Schleswig-Holsteinische
Regulierung eine Öffnung des Sportwettenmarktes ohne Einsatzlimits und ohne
Produkteinschränkungen vor. Auch gestattet die Schleswig-Holsteinische Regulie-
rung das Veranstalten von Online-Casino-Spielen und Online-Poker.
Tab. 1: Vergleich des GlüÄndStV (2012) mit der
landessrechtlichen Regulierung in Schleswig-Holstein (2011)
Regulatorisches
Instrument GlüÄndStV
Regulierung in
Schleswig-Holstein
Besteuerung 5 % Steuer
auf den Wetteinsatz
20 % Abgabe
auf den Brutto-Spielertrag***
Zulassungsverfahren Konzessionierung – Begrenzung
auf max. 20 Konzessionsnehmer
Lizensierung ohne Begrenzung
der Anbieterzahl
Einsatzlimit pro Spieler Online: 1.000 Euro/Monat*
Shop: Kein Limit
Individuell zu bestimmendes
Einsatzlimit
Produkteinschränkungen
bei Live-Wetten**
Ja,
Umfang noch offen Nein
Registrierungsprozess
Online: Sicherstellung von
geschlossenen Benutzergrup-
pen
Shop: Spieleridentifikation
Wirksame
Altersverifikation
Verbot von Online-
Casino-Spielen (inkl. Poker) Ja Nein
* Gilt bis auf Weiteres. Einsatzlimit kann jedoch von der Regulierungsbehörde angepasst werden.
** Umfang der Produkteinschränkungen ist derzeit noch nicht abschließend geklärt (Stand: Juni 2013).
*** Landesrechtliche Regulierung ist seit Juli 2012 durch ein Bundesgesetz (RennwLottG) bei Sportwetten
wieder aufgehoben. Für Online-Casino-Spiele gilt weiterhin eine 20-prozentige Abgabe.
Quelle: Goldmedia, 2013
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 8
Da zwar der GlüÄndStV im Juli 2012 in Kraft getreten ist, jedoch noch keine
Konzessionen vergeben wurden, befindet sich der Markt derzeit in einer re-
gulatorischen Zwischenphase, in der die Geschäftstätigkeit aller Anbieter
geduldet wird, die am laufenden nationalen Konzessionsvergabeverfahren
teilnehmen.
Sponsoring-Aktivitäten von Sportwettenanbietern werden geduldet. Infolge
dessen sind sowohl das staatliche Angebot Oddset (Borussia Dortmund, 1.
FC Kaiserslautern) wie auch private Anbieter (bspw. Bayern München, Ham-
burger SV, FC Schalke 04, etc.) als Sponsoren in die 1. und 2. Fußball Bun-
desliga zurückgekehrt.
Einzelne Anbieter schalten seit 2010 auch wieder klassische TV-Spots, was
aufgrund der Rechtslage in Deutschland nicht gestattet ist.
Obwohl kein privates Unternehmen derzeit reguliert ist und über eine Konzession
nach dem GlüÄndStV verfügt, agieren die privaten Sportwettenanbieter sichtbar
in der Öffentlichkeit und führten zwischen Juli 2012 und April 2013 Steuern in
Höhe von mind. 164,5 Mio. Euro2 ab. Die Ordnungsbehörden dulden die Ge-
schäftstätigkeit der Anbieter.
3.2 Marktliche Effekte
regulatorischer Instrumente
Die Sportwettensteuer von 5 Prozent des Wetteinsatzes (RennwLottG) wird seit
Juli 2012 erhoben und sowohl in den Wettshops als auch online auf die Kunden
umgelegt. Wettanbieter, welche die Sportwettensteuer abführen, berichten
übereinstimmend von einem Rückgang der Wetteinsätze.
Aufgrund der Steuer können Wetten mit niedrigen Quoten (unter 1,06)
nicht mehr angeboten werden, da die Spieler selbst bei gewonnenen Wetten
weniger als ihren Einsatz zurückbekommen würden.
Der Online-Markt ist von der Wetteinsatzbesteuerung in besonderer Weise
betroffen, da die Ertragsmarge, von der die Steuer letztlich bezahlt wird, nur
in etwa halb so groß ist wie im Wettshop-Geschäft. Zusätzlich sehen sich die
steuerzahlenden Anbieter im Online-Markt mit Konkurrenten aus dem Aus-
land konfrontiert, welche die deutsche Steuergesetzgebung missachten.
Seit Erhebung der Wettsteuer sind illegale Buchmacher verstärkt auf Kun-
denfang im Umfeld niedergelassener Wettshops. Bei der Kundenansprache
werden dieselben Quoten – jedoch ohne 5 Prozent Sportwettensteuer – of-
feriert. Wetteinsätze wandern somit in den Schwarzmarkt ab.
Der GlüÄndStV beinhaltet mehrere Elemente, die einen starken Eingriff in den
Sportwettenmarkt bedeuten. Für künftige regulierte Sportwettenanbieter führt
dies zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber unregulierten Angeboten sowie zu
drastischen Einbußen gegenüber dem heutigen Umsatzniveau.
2 Entrichtetes Sportwettensteueraufkommen in Deutschland, Juli 2012-Mai 2013.
Quelle: Bundesfinanzministerium, Finanzministerien der Länder, 2013.
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 9
Als wesentliche Einflussfaktoren sind hierbei folgende Punkte zu nennen:
Durch die begrenzte Regulierung des Sportwettenmarktes unter Ausgrenz-
ung des Online-Casino- und Online-Pokermarktes ignoriert der Gesetzgeber
den Stellenwert, welchen diese Märkte für den deutschen Online-
Glücksspielmarkt besitzen.
Das Einsatzlimit von 1.000 Euro pro Monat im Online-Bereich macht die re-
gulierten Angebote derart unattraktiv, dass Stammkunden nicht in den regu-
lierten Markt überführt werden können. Nach bspw. zehn Wetten mit einem
Einsatz von 100 Euro wird ein Spieler für den Rest des Monats automatisch
gesperrt, unabhängig ob der Spieler seine Wetten gewonnen oder verloren
hat, denn Gewinne werden nicht mit dem Einsatzlimit verrechnet. Mit Be-
ginn des konzessionierten Betriebes werden die Anbieter ihre Stammkunden
dadurch nahezu vollständig an den unregulierten Markt verlieren.
Produkteinschränkungen bei Live-Wetten: Live-Wetten sind die wichtigste
Produktgruppe des Wettmarktes und werden stark nachgefragt. Im Online-
Markt entfallen ca. 60 Prozent der Einsätze auf diese Produktgruppe. Der
GlüÄndStV sieht bei Live-Wetten Produkteinschränkungen vor. Wenn Live-
Wetten jedoch nicht auf dem regulierten Markt erhältlich sind, wird ein
Großteil der Nachfrage in den unregulierten Markt abwandern.
4 Marktprognosen für
den Sportwettenmarkt 2014-2017
4.1 Szenario A (Marktszenario): Begrenzte Öffnung des Sportwettenmarktes
Im Folgenden wird untersucht, welche marktlichen Effekte durch die bundeswei-
te Regulierung des GlüÄndStV ab 2014-2017 zu erwarten sind. Die Darstellung
erfolgt auf Ebene der Umsätze (Einsätze), da diese auch die Grundlage der Be-
steuerung sind. Hierbei wird sowohl der regulierte als auch der unregulierte
Markt berücksichtigt. Der unregulierte Markt besteht aus allen Teilnehmern, die
keine der max. 20 Sportwettenkonzessionen erhalten, die für einen Zeitraum von
etwa sechs Jahren (bis zum 30.06.2019) vergeben werden. In der Prognose wird
davon ausgegangen, dass die Konzessionsvergabe noch 2013 abgeschlossen
wird.
Bei der Betrachtung der begrenzten Regulierung des Sportwettenmarktes sollte
zudem bedacht werden, dass große Teile des Online-Marktes gar nicht reguliert
werden. Der Online-Casino- und Pokermarkt ist mit einem Ertrag von 658 Mio.
Euro größer als der Wettshopmarkt und etwa doppelt so groß wie der Online-
Markt für Sportwetten.
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 10
Die Berechnung der Prognose für das Marktszenario erfolgt auf Basis folgender
Annahmen:
Der regulierte Wettbetrieb startet mit 20 konzessionierten Anbietern einheit-
lich am 1. Januar 2014.
Regulierte Angebote befinden sich im Wettbewerb mit unregulierten Ange-
boten.
Die seit 2012 geltende Wetteinsatzsteuer fällt weiter an.
Im Online-Markt beträgt das Einsatzlimit pro Spieler und Monat 1.000 Euro.
Live-Wetten sind nur auf das Endergebnis eines Sportereignisses zugelassen.
In der Prognose ist der Schwarzmarkt (sogenannte Hinterzimmer- und Läu-
fergeschäfte) nicht abgebildet.
Abb. 4: Wetteinsätze im Sportwettenmarkt
unter dem Regime des GlüÄndStV 2012-2017, in Mio. Euro
* 2012: Umsätze nur von Oddset (DLTB), CAGR: Compound Annual Growth Rate: Kumulierte jährliche
Wachstumsrate. Quelle: Goldmedia-Prognose, 2013.
Rund 48 Prozent der Gesamteinnahmen von rund 6 Mrd. Euro Wetteinsatz wer-
den im ersten Jahr voraussichtlich durch die konzessionierten Anbieter einge-
nommen. Bis zum Jahr 2017 wird der durch konzessionierte Anbieter generierte
Wetteinsatz um rund 900 Mio. Euro ggü. 2014 zurückgehen. Dies entspricht ei-
nem Umsatzrückgang von rund 31 Prozent innerhalb von drei Jahren.
Durch die bereits genannten Einschränkungen werden die Anbieter versuchen,
sich durch deutlich reduzierte Marketingetats auf einem niedrigen Wetteinsatz-
niveau zu konsolidieren. Auch die Rückgabe von Konzessionen durch einzelne
Anbieter ist mittelfristig zu befürchten. Während sich die Umsätze im Online-
Segment von 2014 auf 2017 um rund 635 Mio. Euro direkt von regulierten zu
6.590
3.105
4.529
140
2.878
1.980
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
2012 2014 2017
Regulierung (GlüÄndStV)
in M
io. Eu
ro
Sportwetten (unreguliert)
Sportwetten (reguliert)*
Beginn des regulierten Betriebs ab Januar 2014
CAGR: 14-17
+13,4 %
CAGR: 14-17
-11,7 %
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 11
unregulierten Anbietern verschieben werden, wandern aus dem regulierten
Wettshop-Markt Umsätze in Höhe von rund 260 Mio. Euro sowohl in unregulier-
te Wettshops als auch in den illegalen Markt der Hinterzimmer- und Läuferge-
schäfte (Schwarzmarkt) ab. Dass dieses Wetteinsatzvolumen gar nicht mehr plat-
ziert wird, ist unwahrscheinlich.
Trotz der Rückgänge im regulierten Markt wächst der Gesamtmarkt von 2014 bis
2017 um mehr als 790 Mio. Euro. Das Gesamtwachstum wird hierbei durch Ein-
nahmenzuwächse der unregulierten Online-Sportwettenanbieter getrieben, de-
ren Wetteinsätze um rund 1,4 Mrd. Euro steigen werden.
Abb. 5: Wetteinsätze im Online-Sportwettenmarkt
unter dem Regime des GlüÄndStV 2012-2017, in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia-Prognose, 2013
Der regulierte Wettshop-Markt 2017 macht nur etwa die Hälfte des Wettshop-
Marktes des Jahres 2012 aus. Dieser Rückgang des Wetteinsatzvolumens im re-
gulierten Markt ist dramatisch, da der Rückgang nicht das Resultat einer rückläu-
figen Nachfrage ist. Das entgangene Wettvolumen wird sich stattdessen in den
Schwarzmarkt und unregulierte Wettshops verlagern.
Durch die Angebotsverschlechterung in den regulierten Wettshops eröffnet sich
unregulierten Anbietern und dem Schwarzmarkt künftig ein zusätzliches Wett-
einsatzpotenzial von über 1 Mrd. Euro jährlich. Über den Zeitraum 2014-2017
summiert sich das zusätzliche Umsatzpotenzial des Schwarzmarkts und unregu-
lierter Wettshops auf mindestens 4,9 Mrd. Euro.
3.650
3.105
4.529
0
1.035
400
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
4.500
5.000
2012 2014 2017
Regulierung (GlüÄndStV)
in M
io. Eu
ro
Online-Sportwetten(unreguliert)
Online-Sportwetten(reguliert)
Beginn des regulierten Betriebs ab Januar 2014
CAGR:
CAGR: 14-17
-27,1 %
CAGR: 14-17
+13,4 %
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 12
Abb. 6: Wetteinsätze im Wettshop-Markt
unter dem Regime des GlüÄndStV 2012-2017, in Mio. Euro
* 2012: Umsätze von Oddset (DLTB)
Quelle: Goldmedia-Prognose, 2013.
GlüÄndStV spart Großteil des Online-Marktes aus
Bei der Betrachtung der Marktprognose des Sportwettenmarktes muss berück-
sichtigt werden, dass durch die im GlüÄndStV formulierte begrenzte Regulierung
große Teile des Online-Glücksspielmarktes nicht erfasst werden.
Abb. 7: Brutto-Spielerträge
im Online-Glücksspielmarkt in Deutschland 2012
Quelle: Goldmedia, 2013
2.939
140
1.843 1.580
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
2012 2014 2017
Regulierung (GlüÄndStV)
in M
io. Eu
ro Wettshops
(unreguliert)
Wettshops(reguliert)*
Beginn des regulierten Betriebs ab Januar 2014
CAGR: 14-17 -5 %
Zusätzliches Umsatzpotenzial: Schwarzmarkt und unregulierte Wettshops
CAGR: 14-17 -5 %
CAGR: 14-17 -5 %
CAGR: 14-17 -5 %
Online-Sportwetten
324,9
Online- Casino-Spiele
356,5 Online- Poker 301,3
Online-Casino & Online-Poker
657,8
Online-Markt:
983 Mio. Euro
Brutto-Spielertrag
Nach GlüÄndStV
unreguliert:
658 Mio. Euro
Brutto-Spielertrag
in M
io. Eu
ro
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 13
Der Online-Casino- und Pokermarkt ist mit einem Ertrag von 658 Mio. Euro grö-
ßer als der Wettshop-Markt und etwa doppelt so groß wie der Online-Markt für
Sportwetten (vgl. Abb. 7). Der Online-Casino- und Pokermarkt steht nur unregu-
lierten Angeboten offen, da der GlüÄndStV diese Produkte weiterhin untersagt.
Der Markt bzw. die Nachfrage der deutschen Spieler bleibt allerdings bestehen.
Somit können diese Kunden ebenfalls nicht in den regulierten Markt überführt
werden.
4.2 Szenario B (Vergleichsszenario): Entwicklung des Sportwettenmarktes
bei regulierter Marktöffnung
Um die marktlichen Effekte des GlüÄndStV bewerten zu können, wurde ein Ver-
gleichsszenario modelliert, das von einer regulierten Öffnung des gesamten
Glücksspielmarktes (inkl. Online Poker- und Online-Casino-Spiele) für alle privaten
Anbieter ausgeht.3
Ein solches Modell wurde 2011 in Schleswig-Holstein eingeführt. Als alternative
Variante der Regulierung des Glücksspiels in Deutschland besteht dieses Modell
auf dem Gebiet von Schleswig-Holstein für bereits lizenzierte Anbieter fort.
Die Berechnung der Prognose für das hypothetische Vergleichsszenario erfolgt
auf Basis des Schleswig-Holsteinischen Modells und überträgt dieses auf das
Bundesgebiet. Für diese alternative Modellrechnung wurden folgende Parameter
angenommen:
Für Sportwetten gilt eine Wetteinsatzbesteuerung von 5 Prozent, wie es das
RennwLottG seit Juli 2012 vorsieht. Für Online-Casino und Online-
Pokerspiele gilt die Glücksspielabgabe des Schleswig-Holsteinischen Regulier-
ungsmodells (20 Prozent auf den Brutto-Spielertrag).
Die regulierten Anbieter nehmen ihren Betrieb unter Lizenzbedingungen
zum 1. Januar 2014 auf. Die Anzahl der Lizenzen ist nicht beschränkt.
Regulierte Angebote befinden sich im Wettbewerb mit unregulierten Ange-
boten.
Online-Anbieter können Online-Casino und -Pokerspiele gemeinsam mit
Sportwetten anbieten.
Das Einsatzlimit können Spieler individuell festlegen. In Einzelfällen kann
auch der Anbieter einen Spieler individuell limitieren. Ein pauschales Einsatz-
limit existiert nicht.
Live-Wetten sind allgemein zugelassen und unterliegen keiner gesonderten
Regulierung.
3 Die begrenzte Regulierung des GlüÄndStV lässt den Großteil des Online-Marktes unreguliert. Eine regulierte
Öffnung des gesamten Glücksspielmarktes bezieht hingegen die ertragreichen Marktsegmente Online-
Poker und Online-Casino in die Regulierung mit ein.
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 14
Abb. 8: Wetteinsätze im Sportwettenmarkt
bei regulierter Marktöffnung 2012-2017, in Mio. Euro
* 2012: Umsätze nur von Oddset (DLTB), CAGR: Compound Annual Growth Rate: Kumulierte jährliche
Wachstumsrate. Quelle: Goldmedia-Prognose, 2013.
Eine vollständige regulierte Marktöffnung für alle Glücksspielsegmente könnte
dazu führen, dass der Wetteinsatz der regulierten Sportwettenangebote bereits
2014 knapp 6,7 Mrd. Euro betragen könnte. Damit hätte allein der regulierte
Markt 2014 in etwa dieselbe Größe wie der Gesamtmarkt für Sportwetten des
Jahres 2012.
Das schnelle Anwachsen des regulierten Marktes ist dadurch zu erklären, dass al-
le marktlich relevanten Sportwettenanbieter unter den oben dargestellten Li-
zenzbedingungen eine Lizenz nutzen würden und aufgrund deutlich erhöhter
Marketing- und Vertriebsaktivitäten ein entsprechendes Umsatzplus ausweisen
könnten.
Unregulierte Anbieter würden unter einem solchen Regulierungsregime nur eine
marginale Rolle spielen. Durch die deutliche Rückführung des unregulierten Seg-
ments wird das Regulierungsregime insgesamt stabilisiert. Im Jahr 2017 beträgt
der Anteil des unregulierten Marktes lediglich 6,7 Prozent des Gesamtmarktes.
Es ist zudem unwahrscheinlich, dass sich Anbieter unter diesen Regulierungsbe-
dingungen im Zeitverlauf aus dem regulierten Markt zurückziehen. Die Möglich-
keiten, offiziell für seine Produkte werben zu können, wiegen die sich aus einer
Lizenz ergebenden Beschränkungen und steuerlichen Verpflichtungen mehr als
auf. Vor allem größere Anbieter könnten ohne Werbemöglichkeiten in einem so
wettbewerbsintensiven Umfeld ihr heutiges Umsatzniveau nicht halten. Durch ei-
ne ausgeprägte Konkurrenz lizenzierter Angebote auf wettbewerbstauglichem
Niveau bleiben die Spieler auch beim Anbieterwechsel innerhalb des regulierten
Marktes.
6.590
479 571 140
6.671
7.894
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
2012 2014 2017
Regulierte Marktöffnung
in M
io. Eu
ro Sportwetten
(unreguliert)
Sportwetten(reguliert)*
Regulierte Marktöffnung ab Jan. 2014
CAGR: 14-17 6,0 %
CAGR: 14-17 5,8 %
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 15
5 Entwicklung
der Steuereinnahmen 2012-2017
Seit Juli 2012 zahlen private Sportwettenanbieter in Deutschland 5 Prozent
Sportwettensteuer auf den in Deutschland erzielten Umsatz. Auch der staatliche
Anbieter Oddset führt seitdem nicht mehr 16,67 Prozent, sondern ebenfalls
5 Prozent Steuer ab.
Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 84,1 Mio. Euro Sportwettensteuer entrich-
tet, im Zeitraum Juli 2012 bis Mai 2013 waren es insgesamt 164,5 Mio. Euro.
Rechnet man die erzielten Steuerzahlungen auf einen 12-Monatszeitraum4 hoch,
ergeben sich zu erwartende Steuereinnahmen aus der Sportwettensteuer für
2013 von mindestens 177,1 Mio. Euro.
Dieser Wert gilt als Ausgangspunkt für die nachfolgende Prognose der Steuer-
einnahmen.
Steuerprognose für das Szenario A (Marktszenario)
Wendet man das derzeitige Besteuerungsmodell nach GlüÄndStV (5 Prozent auf
den Wetteinsatz) auf die Prognose für das oben dargestellte Marktszenario an,
zeigt sich, dass über die maximal 20 konzessionierten Anbieter schon 2014 ein
deutlich geringeres Steuervolumen als 2013 generiert wird.5
Unter den Bedingungen des GlüÄndStV werden die Umsätze der regulierten An-
bieter zwischen 2014 und 2017 fallen und damit auch die entrichteten Steuer-
einnahmen weiter zurückgehen. Die Sportwettensteuereinnahmen fallen vom
Ausgangsniveau des Jahres 2013 (ca. 177 Mio. Euro) auf ein Niveau von etwa
99 Mio. Euro im Jahr 2017. Dies entspricht einem Rückgang von 78,1 Mio. Euro
(bzw. 56 Prozent) gegenüber den Einnahmen aus dem ersten 12-Monatszeitraum
der Sportwettensteuer 2012/2013.6
Steuerprognose für das Szenario B (Vergleichsszenario)
Das Vergleichsszenario geht von der Besteuerung in Schleswig-Holstein seit dem
01.07.2012 aus: Sportwetten werden mit 5 Prozent auf den Wetteinsatz besteu-
ert (RennwLottG), restliche Glücksspiele werden mit der Schleswig-Holsteinischen
Glücksspielabgabe (20 Prozent auf den Brutto-Spielertrag) besteuert.
Die Gesamtsteuereinnahmen liegen aufgrund der größeren Zahl an regulierten
Wettangeboten deutlich höher (395 Mio. Euro ggü. 99 Mio. Euro im Jahr 2017).
Es zeigt sich darüber hinaus, dass das Steueraufkommen alleine aus Sportwetten
über den vergleichbaren Einnahmen des GlüÄndStV liegt. Hintergrund ist hier der
deutlich höhere Marktanteil (93 Prozent) des regulierten Marktes. Im GlüÄndStV-
Szenario sind dies hingegen nur 30 Prozent (vgl. Abb. 11).
4 Unter Berücksichtigung der Saisonalität des Wettmarktes.
5 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass das Steuerrecht unabhängig von der Glücksspielregulierung greift und
auch unregulierte Online-Sportwettenanbieter aus strafrechtlichen Überlegungen künftig Steuern entrichten
könnten. Daher werden in dieser Studie nur Steuereinnahmen aus dem regulierten Sportwettenbetrieb be-
rücksichtigt. 6 Hochrechnung auf 12-Monatszeitraum auf Basis des Steueraufkommens Juli 2012 bis Mai 2013.
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 16
Abb. 9: Steueraufkommen regulierter Anbieter (Szenarien A und B)
2012-2017, in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia-Prognose, 2013
Hinzu kommen zudem Steuereinnahmen aus Online-Casino- und Online-Poker-
Angeboten in Höhe von 164 Mio. Euro. Insgesamt werden die in diesem Ver-
gleichsszenario zu erwartenden Steuereinnahmen mittelfristig (2017) auf etwa
559 Mio. Euro steigen.
Abb. 10 Kumuliertes RennwLottG-Steueraufkommen regulierter
Anbieter (Szenarien A und B) ab 2014, in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia, 2013
Unter fiskalischen Gesichtspunkten ist der GlüÄndStV kein Erfolgsmodell. Das Po-
tenzial des Online-Glücksspielmarktes wird kaum ausgeschöpft. Die Bemessungs-
grundlage im Vergleichsszenario ist hingegen breiter.
Zwischen 2014 und 2017 könnten über eine regulierte Marktöffnung Steuer-
einnahmen in Höhe von 2,07 Mrd. Euro generiert werden, während über die
GlüÄndStV-regulierten Anbieter die kumulierten Steuereinnahmen nur rund 490
Mio. Euro betragen werden. Auf Basis des GlüÄndStV entgehen dem Staat so al-
lein von 2014 bis 2017 etwa 1,58 Mrd. Euro gegenüber dem Szenario der regu-
lierten Marktöffnung. Die erzielbaren Steuereinnahmen steigen gegenüber der
begrenzten Marktöffnung (GlüÄndStV) um mehr als das Fünffache.
84
475 501
531 559
84
177
334 351 374
395
144 131 116 99
0
100
200
300
400
500
600
2012 2013 2014 2015 2016 2017
in M
io. Eu
ro
Regulierte Öffnung fürSportwetten UNDOnline-Casino&Poker
Regulierte Öffnung(nur Sportwetten) mit5%-Wettsteuer
GlüÄndStVund 5%-Wettsteuer
Bis 2013:5%-Wettsteuer
Beginn Szenarien
475
976
1.507
2.066
144 275
391 490
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
2014 2015 2016 2017
in M
io. Eu
ro
Wettsteuer und Glücksspielabgabe bei regulierter Marktöffnung
Wettsteueraufkommen unter GlüÄndStV
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 17
6 Fazit
Das politische Ziel des Glücksspieländerungsstaatsvertrages ist es, die Nachfrage
nach Wettangeboten auf regulierte Anbieter zu lenken. Betrachtet man das
Marktszenario (Szenario A) ist absehbar, dass dieses Ziel mit der GlüÄndStV-
Regulierung nicht erreicht werden kann.
Die zentralen Zielstellungen Marktkanalisierung, Spielerschutz und Eindämmung
des Schwarzmarktes werden im Marktszenario des GlüÄndStV bei einer Regulie-
rungsquote von 30 Prozent verfehlt. 70 Prozent der deutschen Wetteinsätze ver-
bleiben im unregulierten Markt. Wetteinsätze, die in den Schwarzmarkt abwan-
dern, sind hierbei noch nicht berücksichtigt.
Abb. 11 Szenariovergleich (A und B) des
Anteils regulierter Angebote am Sportwettenmarkt 2017
Quelle: Goldmedia-Prognose, 2013
Bei einer regulierten Marktöffnung werden, wie das Vergleichsszenario (Szenario
B) zeigt, mittelfristig bis zu 93 Prozent der Sportwetteneinsätze auf regulierte
Plattformen kanalisiert. Das Vergleichsszenario orientiert sich am Regulierungs-
modell, welches 2011 in Schleswig-Holstein eingeführt wurde und für dort lizen-
zierte Angebote weiterhin gilt.7
Bereits im ersten Jahr des regulierten Wettbetriebs würde der Wetteinsatz un-
regulierter Anbieter bereits 52 Prozent des rund 6 Mrd. Euro umfassenden Ge-
samtmarktes ausmachen. Hierbei ist noch nicht berücksichtigt, dass das Wett-
shop-Geschäft durch die Regulierung im ersten Jahr um voraussichtlich mehr als
1,1 Mrd. Euro sinken wird.
7 Da mittlerweile eine bundeseinheitliche Besteuerung für Sportwetten gilt, wurde auch im Vergleichsszenario
diese bundeseinheitliche Steuer von 5 Prozent auf den Wetteinsatz (RennwLottG) zugrunde gelegt. Sonsti-
ge Glücksspielangebote entrichten eine Glücksspielabgabe nach Schleswig-Holsteinischem Modell.
30%
70%
reguliert unreguliert
GlüÄndStV
2017
93%
7%
reguliert unreguliert
Regulierte
Markt-
öffnung
2017
Glücksspielmarkt Deutschland 2017 Seite 18
Abb. 12: Wetteinsatz-Volumen im regulierten Markt 2014-2017,
Szenariovergleich (A und B) in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia, 2013
Diese Umsätze, die das Wettshop-Segment einbüßt, wandern aufgrund der Re-
gistrierungsbestimmungen und der Einschränkungen im Wettangebot entweder
in eine kaum quantifizierbare Zahl von unregulierten Wettshops oder den
Schwarzmarkt ab.
Das bedeutet, mit der Regulierung des GlüÄndStV werden mittelfristig (2017)
weniger als ein Drittel der Sportwetteneinsätze auf regulierte Plattformen kanali-
siert. Im Online-Bereich entfallen 2017 sogar weniger als 10 Prozent des Wett-
einsatzvolumens auf regulierte Plattformen. Hinzu kommt, dass die gesamten
Spieleinsätze für Online-Casino und Online-Poker (Rohertrag in Deutschland
2012 rund 660 Mio. Euro) weiterhin im unregulierten Markt getätigt werden.
Im Vergleichsszenario ist die Kanalisierung erfolgreicher. Bereits im Jahr 2014 lie-
gen die Umsätze unregulierter Sportwettenangebote unter der 500-Mio.-Euro-
Marke. Auch in den Jahren bis 2017 wachsen die Umsätze im unregulierten
Markt nicht maßgeblich. Der regulierte Markt kann hingegen ein Umsatzwachs-
tum von 6,7 Mrd. Euro (2014) auf 7,9 Mrd. Euro (2017) verzeichnen.
Abb. 13: Wetteinsatz-Volumen im unregulierten Markt 2014-2017,
Szenariovergleich (A und B) in Mio. Euro
Quelle: Goldmedia, 2013
2.878 2.617 2.327 1.980
6.671 7.026 7.486 7.894
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
2014 2015 2016 2017
in M
io. Eu
ro
Szenario A: GlüÄndStV Szenario B: Regulierte Marktöffnung
3.105 3.521
4.032 4.529
479 508 543 571
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
2014 2015 2016 2017
in M
io. Eu
ro
Szenario A: GlüÄndStV Szenario B: Regulierte Marktöffnung
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