Freie Software
Vorlesung in der Lehrveranstaltung „Partizipation im Internet“
am 2. Februar 2004
Marco Rademacher, Freie Universität Berlin
Freie Universität Berlin, Institut für InformatikArbeitsgruppe „Informatik in Bildung und Gesellschaft“Lehrveranstaltung „Partizipation im Internet“
Wesentliche Grundlage Buch „Freie Software zwischen
Privat- und Gemeineigentum“ von Volker Grassmuck Redaktionsschluss 30.11.2001 Herausgegeben von der
Bundeszentrale für politische Bildung
http://freie-software.bpb.de/ 440 Seiten mit Glossar,
Internet-Ressourcen, Literatur, kein Stichwortverzeichnis
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Software ist ein immaterielles Informationsprodukt
Informationen werden durch Medien transportiert
Informationen wirken sich auf das gesellschaftliche Leben aus
Einmal freie verfügbare Information ist prinzipiell ein Allgemeingut („Wissens-Allmende“)
Im Urheberrecht: Software ist ein Werk wie ein Text
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Aspekte Medientheorie:
Paradigma digitaler Medien ist Kopierbarkeit ohne Informationsverlust Alle Software müsste frei sein
Recht:Welche gesellschaftlichen Interessen legen die Regelung der Kopierbarkeit nahe?
Beispiele zur Wissens-Allmende: Wissenschaftskultur und Freie Software
Teil 1 des Buches
Teil 2 des Buches
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Teil 1: Die rechtliche Ordnung des Wissens
Das „besondere“ freier Software ist ihre Kopierbarkeit
Erst das Urheber- bzw. Kopierrecht ermöglichte eine Einschränkung der Kopiermöglichkeit, wie sie bei proprietärer Software genutzt wird
Welche Überlegungen oder Konflikte bestimmten die Schaffung der Rechtsnormen über die wirtschaftliche Verwendung immaterieller Güter?
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Interessen von Autor & Konsument Gute Werke entstehen erst mit der
Vergütungsmöglichkeit Je höher die Kosten, desto höher die Barriere
zur Teilhabe an Informationen Der Pool freier Informationen bildet aber die
Grundlage für die Schaffung weiterer Werke Folgerung:
Die fortschrittliche Entwicklung der Gesellschaft bedarf der Kreativität auf Grundlage eines breiten freien Angebots: beide Interessen müssen in Balance stehen ≠ freiem GNU-Ansatz ≠ Einzelabrechnungsmodell der Rechteindustrie nicht weiter
diskutiert
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Urheberrecht Immaterielle Güter sind neu,
genauso das Urheberrecht Bewusstsein über den Wert der Idee
erst seit dem Buchdruck Geschaffen, um den Autoren vor
Kopierbetrieben zu schützen Zwei Traditionen:
Angloamerikanisches Copyright Kontinentaleuropäisches Droit d‘auteur
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Britisches Copyright 1476 wird die Druckerpresse eingeführt Seit etwa 1500 das Recht für bestimmte
Betriebe, registrierte Werke zu Drucken... ...und auch ungesetzliche Kopien
aufspüren und vernichten zu dürfen! Act of Anne, 1710: Auch Urheber können
als Leistungsanreiz das Copyright erwerben
Dauer: 28 Jahre, danach „public domain“ Vorbild der amerikanischen Gesetzgebung
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Kontinentaleuropäisches droit d‘auteur Nach der Revolution fallen in Frankreich
alle vormaligen Copyright-Privilegien den Autoren wird ein natürliches Recht
an ihren Werken zugesprochen Das Werk ist vom Urheber nicht zu
trennen! Werke müssen eine Schöpfungshöhe
über dem durchschnittlichen Maß haben Der Urheber räumt dem Verlag
bestimmte Nutzungsrechte ein
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Abseits der Rechtsnormen:(Lizenz-) Verträge Verträge zwischen Autoren und
Verlagen: Autoren schwächer Daher ist jeglicher Abtritt der
Urheberrechte gesetzlich ausgeschlossen Verträge zwischen Rechteinhabern
und Endnutzern Rechtsunsichere Schutzhüllenverträge
End-User License Agreement (EULA) In den USA rechtlich durch den UCITA
abgesichert
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Neue Möglichkeiten durch technischen
Kopierschutz Rechtekontrollsysteme (RCS, DRM) Medien können programmiert werden,
dass sie bestimmtes Verhalten aufweisen Erstmals ist damit eine technische
Kontrolle über die Verbreitung von (digitaler) Information möglich
Absoluter Kopierschutz: Übertretung der Norm ist unmöglich
Zusätzlich Absicherung durch Strafbarkeit der Umgehung? (vgl. Julie Cohan)
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„Fair use“ nach Julie Cohen Julie Cohen ist amerik. Rechtsgelehrte Technik könnte für den Nutzer
restriktiver sein, als das Urheberrecht (copyright law)
Manipulation an RCS soll straffrei sein, da damit auch gewährte Rechte wiederhergestellt werden können
Rechtsprechung entscheidet im Zweifelsfall darüber, ob eine Manipulation rechts war
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Technische vs. rechtliche Regelung:Probleme Im Moment dominiert die rechtliche
Regelung der Informationsverbreitung: Kopieren ist technisch möglich Rechtlicher Schutz löcherig Kopieren kann im Privaten kaum verhindert
werden (Erlaubnis zur Privatkopie) Möglichkeit der technischen Regelung:
Funktioniert nur mit Kryptografie und zentralem Bestand personenbezogener Daten bei den Rechteinhabern
Zeitlich begrenzt durch techn. Standard und Existenz der Rechte kontrollierenden Institution
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Technische vs. rechtliche Regelung:Vorteile Rechtliche Regelung:
Gesellschaft als ganzes bestimmt die Norm Löcheriger Schutz (Privatkopie) ist gewollt
Technischen Regelung: Firmen bestimmen verschiedene Stärken der
Normen Die Normen stehen in Konkurrenz, der
Verbraucher bestimmt die Stärke über den Kauf
Problem: Viele Informationen sind an Vertriebsmonopole gebunden (Musik einer bestimmten Band an ein Plattenlabel)
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Vergütungsmöglichkeiten Pauschalabgaben für Medien und
Werkzeuge (z.B. GEMA) Einzelabrechnung über RCS
(Rights Control System, von der Industrie DRM genannt)
Pauschalbetrag über den Internetzugang
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Teil 2: Die Wissens-Allmende
Geschichte Wissenschaft Internet
Entwicklung freier Software
Projekte Lizenzen
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Freie Softwareprojekte BSD Debian GNU/Linux XFree86 KDE Apache GIMP
& die verschiedenen dazugehörigen Lizenzmodelle
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Analoge und digitale Welt Ordnungen werden nötig durch die
Konkurrenz über Ressourcen
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Analyse der GPL Rechtsdokumente sind klassisch gegliedert
und enthalten neben den Geboten auch Vorwort, Definitionen und Ausführungsbestimmungen. Wie ist die GPL gegliedert?
Unter welchen Voraussetzungen darf Software unter der GPL weitergegeben werden?
Welcher Unterschiede bestehen zu „public domain“ Software?
Können kommerzielle Produkte aus „GPLed“ Software bestehen?
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Abschließende Bewertung Anspruchsvoll, gut strukturiert Lesbar, sachlicher Stil Lohnenswert, nicht nur wegen der
geringen Kosten (€ 2,50) Kein Handbuch zum Lösen von
Rechtsfragen! sehr empfehlenswert!
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Interview mit Volker Grassmuck 6.10.2003, 2 Stunden
(daher nicht vollständig dokumentiert und wiedergegeben)
http://page.inf.fu-berlin.de/~mrademac/freie-software.html
Buchtipp: Peter Drakos: „Who Owns The Knowledge-Economy?“
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Gruppen rund um das Thema: http://www.privatkopie.net http://www.ifross.de http://www.attac.de/ge http://www.buug.de
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Ausblick zu Aktivitäten des Autors 17. Oktober 2003: Vortrag bei der
WIPO (World Intellectual Property Organization) über Vorschläge zu neuem Urheberrecht
Wizards of OS im Mai oder Juni 2004 in der Berliner Kongresshalle (am Alex)
Diskussion über Neuauflage oder Fortsetzung des Buches mit dem Verlag
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Ausblick fürs Studium zum Thema LV „Partizipation im Internet“ (2VL
+ 2PJ) Dienstags, 8:30 – 12:00, SR 055 Die Inhalte des Buches werden in
größerer Tiefe behandelt Weitere Inhalte:
Überblick Medientheorie, Recht, freiere Entwicklungsprozesse, u.a.
Erprobung praktischer Werkzeuge Geplantes Projekt:
Die Institutswebseiten als Wiki