Jeroch, Uta
Erziehungspartnerschaft in der Kindertagesstätte - Erzieherinnen im Gespräch mit Eltern
eingereicht als
Abschlussarbeit im Zertifikatsstudiengang„Training für Kommunikation und Lernen in Gruppen“
an der
HOCHSCHULE MITTWEIDA (FH)
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
Fakultät Soziale Arbeit
in Kooperation mit dem Psychologischen Zentrum GbR
Roßwein, 2014
Erstprüfer: Dr. habil Traudl Alberg
Zweitprüfer: Prof. Dr. Stefan Busse
vorgelegte Arbeit wurde verteidigt am
Bibliographische Beschreibung:
Jeroch, Uta: Erziehungspartnerschaft in der Kindertagesstätte - Erzieherinnen im
Gespräch mit Eltern. 20 S.
Roßwein, Hochschule Mittweida/Roßwein (FH), Fakultät Soziale Arbeit,
Abschlussarbeit, 2014
Referat:
Die Abschlussarbeit beleuchtet an Hand von alltäglichen typischen Situationen in der
Kindertagesstätte die Gesprächsführung zwischen Erzieherinnen und Eltern. Ausgehend von
der Bedeutung einer Erziehungspartnerschaft für die Rollen der einzelnen Akteure, werden
Schwierigkeiten, Potenziale und wichtige Grundhaltungen erörtert. Daneben wurden
Gespräche mit Erzieherinnen und Auszubildenden geführt, um zwei reale Fallbeispiele zu
schildern, wie sie Erzieherinnen bereits erlebt haben. Dabei wird der Hintergrund der
einzelnen Situationen analysiert und Ideen entwickelt, wie Erzieherinnen
Gesprächssituationen im Sinne einer integrativen Gesprächsführung professionell gestalten
können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung...........................................................................................................................4
2 Erziehungspartnerschaft - Begriff, Rollenverständnis, Besonderheiten......................5
2.1 Von der Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft - Der neue Blick auf Eltern..............5
2.2 Eltern und Erzieherinnen: Besonderheiten dieser Partnerschaft und deren Auswirkungen auf die Rollen...............................................................................................6
2.3 Partnerorientierung als wesentlicher Faktor für die Beziehungsqualität ....................10
3 Gespräche mit Eltern......................................................................................................12
3.1 Elterngespräche in der Kindertagesstätte: Formen, Merkmale, Erwartungen und Befürchtungen...................................................................................................................12
3.2 Grundhaltungen als Basis für eine integrative Gesprächsführung .............................14
3.3 Schwierigkeiten in der Anforderungssituation.............................................................15
4 Konkrete Gesprächsanlässe und deren Umsetzung....................................................17
4.1 Fallbeispiel 1: Wenn Eltern (über)fordern - „Das Kind muss funktionieren“................18
4.2 Fallbeispiel 2: Wenn die Erzieherin eine andere Sichtweise hat - „An der Stelle der Mutter würde ich das aber anders machen“......................................................................20
5 Schlussbetrachtung: Ausblick und Reflexion...............................................................22
Literaturverzeichnis............................................................................................................24
Anhang I.................................................................................................................................. I
Anhang II................................................................................................................................ II
1 Einleitung
In der Kinderbetreuung ist der Wunsch nach Harmonie und „Wohlfühl-Atmosphäre“
besonders stark ausgeprägt. Doch Auseinandersetzungen, Meinungsverschiedenheiten und
Konflikte gehören zum Berufsleben der Erzieherinnen1 dazu. Bei Aufnahme des Kindes in
eine Kindertagesstätte (Kita) erhoffen sich die meisten Eltern und Erzieherinnen eine
Zusammenarbeit, die von Wertschätzung, Respekt und Transparenz getragen ist. Dass
dieser Idealzustand in der Realität gestört werden kann oder manchmal nur mit viel
Beziehungsarbeit zu erreichen ist, wundert nicht, wenn man einen Blick darauf wirft, welche
Tatsachen ein harmonisches Miteinander behindern können: unterschiedliche Erwartungen
und Sichtweisen, Missverständnisse, Rollendurcheinander, Rechthabereien, Störungen in
der Kommunikation, aber auch mehr oder weniger große Sympathien zwischen den
Beteiligten.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Besonderheiten der Partnerschaft zwischen
Eltern und Erzieherinnen in der Kita, erörtert Chancen sowie Schwierigkeiten in der Erzie-
hungspartnerschaft und beleuchtet vor allem den Kompetenzbereich „Gesprächsführung mit
Eltern“. Im zweiten Teil der Arbeit soll der Begriff Erziehungspartnerschaft definiert und die
damit verbundenen Rollen der beteiligten Partner erläutert werden. Im dritten Teil stehen Ge-
spräche mit Eltern im Alltag einer Erzieherin im Vordergrund. Dabei werden Grundhaltungen
in der Gesprächsführung skizziert dargestellt sowie mögliche Herausforderungen in der An-
forderungssituation aufgezeigt. Im letzten Teil der Arbeit werden zwei Gesprächssituationen
in Form von realen Fallbeispielen beschrieben und analysiert. Es werden Hintergründe der
Situationen aufgedeckt und Handlungsmöglichkeiten im Sinne der integrativen
Gesprächsführung entwickelt. Alle Beispiele aus dem Alltag von Erzieherinnen, die in der
vorliegenden Arbeit genannt werden, stammen aus Gesprächen mit Fachkräften und
Auszubildenden (Praktikantinnen).
Persönlich und in Hinblick auf meine Tätigkeit als Trainerin dient die vorliegende Arbeit als
Ausgangspunkt und Grundlage für die Entwicklung von Trainings der integrativen
Gesprächsführung für Erzieherinnen.
1 Im Interesse der Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit die weibliche Form (z.B. Erzieherinnen, Kolleginnen, Teilnehme-rinnen) gewählt.
4
2 Erziehungspartnerschaft - Begriff, Rollenverständnis, Besonderheiten
2.1 Von der Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft - Der neue Blick auf Eltern
Erziehungspartnerschaft zwischen Erzieherinnen und Eltern ist in den Bildungsplänen der
Bundesländer, in der aktuellen Fachliteratur sowie in nahezu jeder Konzeption der Kinderta-
gesstätten fest verankert. Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff, der in den Neunziger
Jahren des 20. Jahrhunderts den Begriff der „Elternarbeit“ abgelöst hat?
Zunächst sollen gesetzliche Grundlagen, die eine aktive Rolle von Eltern in der
Kindertageseinrichtung definieren, betrachtet werden. Es wird deutlich, dass der
Gesetzgeber zur Sicherstellung des Kindeswohls den Kindertageseinrichtungen
Erziehungspartnerschaft aufträgt. Wie Tageseinrichtungen Familien fördern und unterstützen
sollen, ist in den Paragraphen 22-26 des SGB VIII gesetzlich verankert. In § 22a Abs. 2 SGB
VIII „Förderung in Kindertageseinrichtungen“ heißt es: „Die Erziehungsberechtigten sind an
den Entscheidungen in wesentlichen Angelegenheiten der Erziehung, Bildung und Betreuung
zu beteiligen.“2 In § 22a Abs. 3 SGB VIII wird auf die Pflicht hingewiesen, dass sich das
Angebot pädagogisch und organisatorisch an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer
Familien orientieren soll.3
Im Sächsischen Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen (Gesetz über Kin-
dertageseinrichtungen – § 6 Abs. 1, SächsKitaG) wird die Rolle der Elternschaft deutlich
erläutert:
„Die Erziehungsberechtigten wirken durch die Elternversammlung und den Elternbeirat bei der Erfüllung der Aufgaben der Kindertageseinrichtung, die ihre Kinder besuchen, mit. Sie sind bei allen wesentlichen Entscheidungen zu beteiligen. Dies gilt insbesondere für die Fort-schreibung oder Änderung der pädagogischen Konzepte und für die Kostengestaltung.“ 4
Diese Gesetzesauszüge beinhalten im Wesentlichen die Aussage, dass die gemeinsame
Verantwortung für das Kind im Mittelpunkt der Beziehung zwischen Eltern und Erzieherinnen
stehen soll. Erwachsene stehen hier gleichrangig auf Augenhöhe nebeneinander und sollen
sich, im Interesse des Kindes, aufeinander beziehen5. Um die Aufgaben zu erfüllen, Kindern
optimale Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten sowie Erziehung und Bildung in der Familie zu
unterstützen, rückt daher zunehmend die aktive partnerschaftliche Zusammenarbeit zwi-
schen Eltern und Erzieherinnen in den Fokus. Die Begleitung und Unterstützung des Kindes
in seiner Entwicklung soll als gemeinsamer Verantwortungsbereich verstanden werden. Bei-
2 Sozialgesetzbuch (SGB) Achtes Buch (VIII) Kinder- und Jugendhilfe, S.163 vgl. ebd.4 Sächsisches Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen (Gesetz über Kindertageseinrichtungen – SächsKi-
taG), Herv. d. Autors zur besseren Lesbarkeit5 vgl. Klein/Vogt (2008), S.6
5
de Erziehungssysteme sind aufeinander angewiesen. Der Begriff Partnerschaft impliziert,
dass Familie und Kindertageseinrichtung eine Art „Bündnis" geschlossen haben sowie
ähnliche Ziele verfolgen und kooperativ zusammenarbeiten. Die prinzipielle Gemeinsamkeit
im Handeln und/oder in den Zielen ist ein wichtiges Element von Partnerschaften.
Partnerschaft soll geprägt sein von einem Austausch, in dem kein Partner von vornherein
mehr Machtmittel zur Verfügung hat, das heißt auch, dass eine real stärkere Position nicht zu
Ungunsten des Partners missbraucht wird. Argumente und Meinungen von Partnern haben
einen gleich hohen Stellenwert. Vertrauen und Fairness sind dabei Voraussetzungen für eine
funktionierende Partnerschaft. Es wird deutlich, dass eine Partnerschaft das Ergebnis eines
Prozesses ist.
Der eindimensionale Begriff „Elternarbeit“ im Sinne von Arbeit an den Eltern mit dem Wissen
der kompetenten Erzieherin, was für die Familie gut ist, ist aus heutiger Sicht nicht mehr
tragfähig. Es geht nicht darum, Eltern zu erziehen, ihnen mit Ratschlägen zur Seite zu ste-
hen und zu erwarten, dass sie diese auch umsetzen.
Das fällt nicht immer leicht, wenn ich bedenke, dass es auch Eltern gibt, die Erzieherinnen
belehren, beschimpfen oder unrealistische Forderungen stellen. Dennoch kann ich behaup-
ten, dass in der pädagogischen Realität die Entwicklungen und Bemühungen in Richtung
Partnerschaft immer sichtbarer werden. Pädagogischen Fachkräften ist es in der Regel
bewusst, dass nur ein Miteinander für optimale Entwicklungsmöglichkeiten beim Kind führen
kann.
2.2 Eltern und Erzieherinnen: Besonderheiten dieser Partnerschaft und deren Auswirkungen auf die Rollen
In einer Partnerschaft gibt es immer etwas Verbindendes zwischen beiden Partnern, das
eine Partnerschaft erst möglich und notwendig erscheinen lässt. In der
Erziehungspartnerschaft bildet das Kind das Bindeglied. Das Wohl des Kindes, seine
Entwicklung und die gemeinsame Sorge stehen im Mittelpunkt. Dennoch hat jeder Partner
neben gemeinsamen erst einmal unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die
Zusammenarbeit für das Wohl des Kindes aussehen soll. Welche Vorstellungen und
Erwartungen bringen beide Erziehungspartner mit? Welche Rechte und Pflichten haben sie?
Inwiefern hat der neue Blick auf Eltern Auswirkungen auf die Rollen von Erzieherinnen und
Eltern?
Die Entwicklung hin zur Familienorientierung führt zu einem veränderten Rollenverständnis
der Erzieherinnen. Sie sind heute primär Kooperationspartnerinnen der Eltern und
orientieren sich an deren Lebenssituationen. Eltern haben das Recht und die Pflicht hinter
6
die Kulissen zu schauen und wünschen Transparenz, die ihnen auch zusteht: Wer erzieht
meine Kinder mit mir zusammen? Was bedeutet die Konzeption konkret im Kita-Alltag? Wie
werden die Kinder hier gefördert? Sie dürfen sich zu Wort melden, wenn sie den Eindruck
haben, die Bedürfnisse der Kinder werden nicht genügend geachtet. Eltern möchten
Informationen über den Lernfortschritt ihrer Kinder. Sie möchten wissen, was ihr Kind in der
Kita erlebt und wie es sich verhält. Eltern haben meistens ihr Kind im Fokus und nicht die
gesamte Gruppe. Auch Erzieherinnen wollen den Blick auf das einzelne Kind nicht verlieren,
haben aber eine Gruppe von Kindern, der sie gerecht werden möchten und müssen. Im
Vergleich zu Eltern sind Erzieherinnen nicht primär für den Einzelnen, sondern für die
Balance zwischen Gruppe und Individuum verantwortlich.6 Die Kindergartengruppe existiert
allerdings kaum noch im herkömmlichen Sinne. Gruppenstrukturen werden heute
zunehmend zu Gunsten der teiloffenen bzw. offenen Konzepte verändert.7 Diese neue
Herausforderung verlangt von Erzieherinnen Veränderungsbereitschaft und vor allem enge
Teamarbeit mit genauen Absprachen.
Hier wird deutlich, dass die Erzieherin nicht alle individuellen Bedürfnisse der Eltern und Kin-
der berücksichtigen kann. Diese Tatsache muss mit den Eltern besprochen werden. Die Fä-
higkeit, gemeinsam nach integrativen Lösungen zu suchen, die im jeweiligen Kontext mach-
bar und für alle akzeptabel sind, sollte die Erzieherin mitbringen.
Um die veränderten Rollen von Erzieherinnen und Eltern klarer zu veranschaulichen, möchte
ich einen Blick auf deren unterschiedliche Kompetenzen werfen: Erzieherinnen verfügen
über theoretische und praktische Fachkompetenzen, z.B. Wissen über die Entwicklung von
Kindern, Grundwissen über Kommunikation mit Erwachsenen, Berufserfahrung mit vielen
Kindern (können daher auch vergleichen) und haben oftmals mehr Distanz zum einzelnen
Kind. Trotz aller Professionalität haben sie aber auch Emotionen: Sie lieben die Arbeit mit
Kindern oder mögen bestimmte Kinder besonders gern. Eltern sind Experten für ihr Kind von
Anfang an (Bindung), sie sind kompetent in Bezug auf den Alltag zu Hause, leben Familienri-
tuale und Familientraditionen und haben Sorge um ihr Kind. Eltern verfügen heute aber auch
über mehr Möglichkeiten, ihr Wissen zu erweitern. Viele Eltern belesen sich, organisieren
Gesprächskreise oder holen sich Ratschläge in einer Familienberatung. Sie sind demnach
der Expertenmeinung der Erzieherin nicht ausgeliefert, sondern können in der Regel auch
mitreden. Erzieherinnen dürfen fachliche Kompetenz nicht mehr nur für sich beanspruchen
und sie Eltern aberkennen. Ein gleichberechtigtes Verhältnis soll zu Gunsten des Kindes ein
asymmetrisches Verhältnis ablösen. Der gemeinsame Dialog drückt sich im Austausch und
gemeinsamen Aushandeln aus.
6 vgl. Susanne Viernickel (2006), Artikel ohne Angabe von Seitenzahlen7 Im Bereich der Kinderkrippe sind stabile Gruppen noch klar erkennbar.
7
Dieses Umdenken in der Kompetenzverteilung bringt das Bild von der Erzieherin als der Ex-
pertin am Kind ins Wanken und lässt ihr keine Wahl, sich auf Eltern einzulassen, ohne ihre
eigenen Grundbedürfnisse und Interessen sowie die des Teams zu vernachlässigen. Dieser
Spagat ist nicht immer leicht zu meistern, gerade weil in sozialen Berufen das Streben nach
Harmonie sehr ausgeprägt ist. Erzieherinnen sollten sich bewusst sein, dass eine
Partnerschaft auf Augenhöhe nicht immer harmonisch sein kann und muss. Unterschiedliche
Sichtweisen treffen aufeinander. Auseinandersetzungen, die konstruktiv bearbeitet werden,
helfen jedoch, eine stabile Partnerschaft zu entwickeln. Die Bearbeitung von Konflikten kann
daher auch als Beziehungsarbeit betrachtet werden, die langfristig für Stabilität in der
Partnerschaft sorgt.
Wenn hier die Partnerschaft zwischen Erzieherinnen und Eltern näher beleuchtet werden
soll, wird deutlich, dass diese Partnerschaft auch immer Teil eines Systems ist. Die Erziehe-
rin vertritt ein bestimmtes Bild vom Kind, hat bestenfalls gemeinsam mit der Leiterin und dem
Team die Konzeption mit ausgearbeitet oder über die Jahre hinweg mit verändern dürfen. Sie
sollte hinter den Inhalten der Konzeption stehen und diese auch Eltern von Anfang an trans-
parent darstellen können. Idealerweise hat eine Erzieherin eine Leitung, die ihr Team fachlich
orientiert, berät und auch anleitet. Nicht jede Erzieherin arbeitet in einem Team, das die we-
sentlichen Aspekte der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien verinnerlicht und einen ge-
meinsamen Blick auf die Ausgestaltung einer Erziehungspartnerschaft hat. Ein gemeinsames
Verständnis von Erziehungspartnerschaft ist in einem Erzieherinnenteam jedoch wichtig. Es
ermöglicht der Erzieherin Transparenz und sicheres Auftreten vor den Eltern. So wird sie
eher in der Lage sein, die Eltern zu orientieren, d.h. z.B. bestimmte Regeln zu erläutern und
den Eltern verständlich zu machen. In einem gut funktionierenden Team werden Regeln für
den Alltag gemeinsam ausgearbeitet. Die einzelne Erzieherin kann diese nicht ignorieren,
wenn sie z.B auf Forderungen oder Sorgen der Eltern eingeht. Die Eltern unterschreiben den
Betreuungsvertrag, gehen einen Kontrakt ein und müssen bestimmte Rahmenbedingungen
akzeptieren. Beide Partner müssen sich über Rechte und Pflichten und die gemeinsamen
Ziele verständigen, um gleichberechtigt handeln zu können.
Des Weiteren gibt es den Träger, der den Handlungsspielraum von Erzieherinnen immer
auch einschränken kann. Träger wünschen häufig keine Konfrontation mit Eltern und erzeu-
gen damit auch Angst bei Erzieherinnen, die befürchten, dass Eltern sich beim Träger über
sie beschweren könnten.
Die Erzieherin bringt außerdem ihre eigenen Werte, ihre Biographie, ihre Bedürfnisse und
eigene Gesprächsmuster mit in die Partnerschaft. Durch ständige Reflexion kann sie sich
dessen bewusst werden und auch besser verstehen, warum z.B. bestimmte Forderungen
von Eltern sie persönlich sehr verletzen.
8
Wenn ich einen Blick auf die Eltern werfe, so kommen auch diese mit unterschiedlichen Wer-
ten und Vorstellungen in die Kita. Auch sie haben bestimmte Erziehungsvorstellungen, die
dann auch noch von Familie zu Familie variieren. Hier ist wieder Transparenz notwendig. Er-
zieherinnen müssen klar formulieren können, wie sie Erziehung definieren, welche Erzie-
hungsziele, -vorstellungen sie und ihr Team haben und wie diese Ideen konkret im Kita-Alltag
umgesetzt werden. Die Erzieherin hat demzufolge die wichtige Aufgabe, die Eltern zu orien-
tieren bzw. zu klären. Unter den Bedingungen der Einrichtung bekommt das Kind die Mög-
lichkeiten geboten, sich zu entwickeln. Wenn z.B. in der Konzeption verankert ist, dass
pädagogische Angebote am Vormittag immer freiwillig sind und das Kind grundsätzlich
wählen kann, ob es mitmacht, können Eltern nicht verlangen, dass ihr Kind immer alle
Angebote durchlaufen soll, weil zu Hause samstags auch immer gebastelt wird und alle
Kinder der Familie mitmachen sollen. Eltern, die andere Vorstellungen haben, müssen
bewusst die Kita wählen, die für sie und ihr Kind optimal erscheint. In der Realität sieht es
natürlich anders aus - die Wahl zwischen mehreren Kitas ist eher die Ausnahme. Eltern
müssen sich daher mit bestimmten Bedingungen arrangieren oder diese als kompetente
Partner hinterfragen und Erzieherinnen Feedback geben. Erzieherinnen können aber auch
vom anderen Blickwinkel der Eltern profitieren. Das beinhaltet auch, dass Erzieherinnen
gegenüber anderen Erziehungsvorstellungen, die zu Hause umgesetzt werden, Toleranz
üben sollten - solange sie dem Kindeswohl nicht entgegenstehen.
Um sich ein Bild von Rahmenbedingungen einzelner Kitas machen zu können, möchte ich
noch zwei weitere Beispiele angeben:
9.00 Uhr beginnt der Morgenkreis. Wer später kommt, muss warten. Die Kinder sollen
im Morgenkreis nicht gestört werden.
Das Personal bereitet das Vesper vor. Die Eltern werden gebetet, keine Brotdosen
mitzugeben.
Trotz solcher Regeln und Rituale, können Erzieherinnen immer auch mit Eltern verhandeln.
Wenn ein Kind z.B. allergisch auf zahlreiche Zutaten reagiert, ist es selbstverständlich, dass
es die eigene „Vesperdose“ mitbringen darf. Wenn Eltern erzählen, dass ihr Kind nur ein
herzhaftes Vesper mag, kann im Team diskutiert werden, ob nicht generell etwas Süßes und
etwas Herzhaftes auf dem „Vespertisch“ steht. Hier sollte hinterfragt werden, ob es wichtiger
ist, das Ritual durchzusetzen, dass montags eben schon immer „Müslitag“ war und dienstags
„Marmeladentag“ oder ob hier nicht mit einfachen Mitteln Elternwünschen
entgegengekommen werden kann.
Die Relevanz und Unumgänglichkeit der Zusammenarbeit mit Eltern ist vor allem jungen Be-
rufsanfängerinnen nicht immer bewusst. Viele Erzieherinnen wählen in der Regel diesen Be-
9
ruf, um mit Kindern zu arbeiten, sie ein Stück zu begleiten und bestmöglich zu fordern und zu
fördern. Möglicherweise wählen sie ja gerade einen Beruf mit Kindern, weil sie nicht mit
Erwachsenen arbeiten möchten. Die Zusammenarbeit mit Erwachsenen wird dann vermie-
den und als Last betrachtet, weil Eltern keine Bittsteller sind und Erzieherinnen ihnen gegen-
über keine Weisungsbefugnis haben. Eltern können und müssen, genau wie Erzieherinnen,
ihre eigenen Ansprüche sehr klar formulieren und auf die Einhaltung ihrer Interessen Wert
legen. Die Erziehungspartnerschaft beinhaltet außerdem noch den Widerspruch, dass Eltern
als Partner gleichzeitig auch Kunden sind und Erzieherinnen zu einem gewissen Teil auch
als Dienstleisterinnen handeln. Eltern nutzen und bezahlen demnach das Angebot bzw. den
Service von Kitas und haben als Kunden das Recht auf Einbeziehung. Das kann wiederum
zu Auseinandersetzungen führen, weil fragwürdige Forderungen nach Sonderbehandlungen
einzelner Kinder v.a. mit dem Kundenstatus verbunden werden. Erzieherinnen können durch
solche Forderungen verunsichert werden. Als Repräsentantinnen der Einrichtung müssen sie
die Rahmenbedingungen klar stellen ohne die Bedarfslagen von Eltern zu ignorieren.8
Interesse an den Bedürfnissen der Eltern und die damit verbundenen Überlegungen, wie
damit umgegangen wird, bedeutet nicht gleichzeitig die Erfüllung aller Wünsche. Dieser
Aspekt macht deutlich, wie herausfordernd und neu diese Veränderung ist und wie sehr sich
das Berufsbild der Erzieherin, die sich ursprünglich primär für die Arbeit mit Kindern und nicht
mit Erwachsenen entschieden hat, immer mehr verändert.
2.3 Partnerorientierung als wesentlicher Faktor für die Beziehungsqualität
Jede Erzieherin muss sich bewusst sein, dass eine Erziehungspartnerschaft ein gemeinsa-
mer Lernprozess ist, den die Erzieherin initiiert und gemeinsam mit den Eltern aktiv gestaltet.
Erzieherinnen haben demnach die anspruchsvolle Aufgabe, Beziehungen zu Eltern aufzu-
bauen und aufrechtzuerhalten. Das verlangt ihre Rolle, wohingegen ein partnerorientiertes
Verhalten nicht einfach von den Eltern erwartet werden kann. Die kompetente Moderation
des Kontakts gehört daher klar zu den Aufgaben der Fachkräfte, nicht zu denen der Eltern -
und das von Anfang an. Das heißt aber nicht, dass die Erzieherin allein für den Erfolg der Zu-
sammenarbeit mit Eltern verantwortlich ist; schließlich kann sie die Beziehungsgeschichte
mit den Eltern auch nicht allein steuern.9
Ich gebrauche hier den Begriff „Erziehungspartnerschaft“ vor allem als Beziehungsziel: Part-
nerschaft zwischen Eltern und Erzieherinnen kann nicht sofort als Zustand da sein, sondern
soll mittels partnerorientiertem Verhalten angestrebt werden. Eine effektive Kooperation zum
Wohle des Kindes basiert auf Toleranz, Geduld, Akzeptanz und Vertrauen. Außerdem spie-
8 vgl. Susanne Viernickel (2006), Artikel ohne Angabe von Seitenzahlen9 vgl. Klein (2010), S.10
10
geln sich Dialogbereitschaft und die Offenheit gegenüber neuen Ideen auch in einer koope-
rativen Einstellung wider10. Wechselseitige Anerkennung bedeutet daher auch eine Neube-
stimmung der Rolle der Erzieherin11. Sie ist nicht mehr allein die Expertin in Sachen Erzie-
hung, sondern muss in Dialog treten mit Eltern, die als Experten für ihr Kind betrachtet wer-
den wollen und müssen. Was für das Kind und die Familie gut ist, steht im Mittelpunkt und
weniger die Frage, wer Recht hat. Ziel ist es, eine Haltung zu entwickeln, die sich darin wi-
derspiegelt, die gemeinsame Zuständigkeit für das Kind zu gestalten. Es ist daher von
großer Bedeutung, dass Erzieherinnen Eltern mit Respekt und Wertschätzung begegnen und
deren elterliche Sorgen als wesentlichen Aspekt von Elternschaft anerkennen12 und nicht be-
lächeln oder missachten. Das bedeutet konkret, Eltern Ernst zu nehmen, sich nicht
vordergründig auf deren Forderungen zu konzentrieren, sondern ihre wahren Anliegen
herauszufinden:
„Sich für die Elternsicht zu interessieren, ihre Ansichten wertungsfrei anzuhören, sich das Zusammenleben mit dem Kind für einen kurzen Moment aus der elterlichen Perspektive an-zusehen – all das sind erste Schritte auf dem Weg zur echten Erziehungspartnerschaft.“13
Bei unverständlichem Verhalten von Eltern ist es wenig hilfreich, einfach nur das Verhalten
zu tadeln und auf Einsicht zu hoffen. Das wird der Erzieherin wohl kaum gelingen und scha-
det außerdem der Beziehung, da sich z.B. die Mutter unverstanden, im schlimmsten Fall als
Versagerin fühlt. Nur durch partnerorientiertes Verhalten, z.B. mit Hilfe des Aktiven Zuhörens
und echtem Interesse, kann die Erzieherin Motive hinter vermeintlich schlechten Verhaltens-
weisen auch ergründen und das Gespräch gemeinsam mit der Mutter lösungsorientiert füh-
ren. Wenn es der Erzieherin gelingt, das Gespräch offen zu führen und nicht gleich zu be-
werten, bekommt sie mitunter einen ganz anderen Blick auf die Situation. Sie kann die Eltern
achten und wertschätzen, ohne mit ihnen übereinzustimmen. Durch Einfühlung und Perspek-
tivwechsel versetzt sie sich in die Lage der Eltern hinein und und es gelingt ihr,
Wertschätzung nicht an Bedingungen knüpfen.14
Durch Partnerorientierung erfährt die Erzieherin die Sicht der Eltern. Aber auch die Sicht der
Erzieherin muss transparent gemacht werden. Nur so kann es gelingen, gemeinsam nach in-
tegrativen Lösungen im Rahmen des Kontrakts zu suchen.
Die Auswirkungen von Partnerorientierung als wesentlicher Bestandteil der Partnerschaft
kommen dem Kind zugute. Wenn ich einen Blick auf die Potenziale von Erziehungspartner-
schaft und damit zusammenhängenden Gesprächen werfe, so erscheint mir ein gelungener
Beziehungsaufbau auch als wertvolle Erfahrung für das Kind. Wenn zwischen Erwachsenen
10 vgl. Blank/Textor (2004), S.711 vgl. Klein/Vogt (2008), S.64 f.12 vgl. Westerholt (2012), S.110 f.13 Mienert/Vorholz (ohne Angabe des Erscheinungsjahres), S.4, Herv. d. Autors zur besseren Lesbarkeit14 vgl. Klein/Vogt (2008), S.65
11
Offenheit und Transparenz gelebt wird, so erlebt auch das Kind diesen wechselseitigen Re-
spekt. Offenheit spiegelt sich auch in Interesse wider, im Sinne von Neugier bezüglich der je-
weiligen Lebensgeschichte von Kind und Familie. Hier helfen vor allem die Tür-Angel-Ge-
spräche, die mehr als nur Small-Talk darstellen und von Erzieherinnen oft als weniger wichtig
empfunden werden. Sie sind jedoch beziehungsbildend bzw. -stiftend und bilden ein wesent-
liches Fundament, um der Partnerschaft nötige Stabilität zu verleihen.
Abschließend lässt sich feststellen, dass Erzieherinnen Erziehungspartnerschaft hilft, um
Verhaltensweisen der Kinder besser einzuschätzen und erklären zu können. Auftretende
Schwierigkeiten (z.B. in der Entwicklung des Kindes) können frühzeitig gemeinsam bearbei-
tet werden, bevor sie zum Problem werden. Für die Familien bedeutet Erziehungspartner-
schaft auch Entlastung. Sie erhöht die Bindungssicherheit des Kindes, das spürt, dass es der
Erzieherin vertrauen kann, denn die Eltern vertrauen der Erzieherin ebenfalls.15 Gleichzeitig
übernehmen die Erwachsenen mit ihrer zugewandten Haltung zueinander eine
Vorbildfunktion für das Kind.
Eine gefestigte Partnerschaft hält auch in Krisenzeiten Einiges aus bzw. ist es innerhalb
einer stabilen Partnerschaft wahrscheinlicher, dass aus Interessenwidersprüchen keine
Konflikte entstehen. Regelmäßige Informationen über die pädagogische Arbeit,
wiederkehrende Elterngespräche und der ehrliche Wunsch nach Elternmitarbeit sind
Voraussetzungen für eine gelingende Kommunikation, schaffen Vertrauen und helfen, den
Bildungsauftrag zu erfüllen.
3 Gespräche mit Eltern
3.1 Elterngespräche in der Kindertagesstätte: Formen, Merkmale, Erwartungen und Befürchtungen
Das vorliegende Kapitel zielt darauf ab, ausgehend von der Zielgruppe Erzieherinnen, den
Kompetenzbereich „Gesprächsführung mit Eltern“ näher zu beleuchten.
Erziehungspartnerschaft kann sich methodisch in verschiedenen Formen ausdrücken.16
Erzieherinnen führen z.B. Anmelde- und Aufnahmegespräche, Entwicklungsgespräche,
Beratungsgespräche, initiieren einen regelmäßigen Informationsaustausch im Alltag (sog.
Tür-Angel-Gespräche) oder ermöglichen Hospitationen von Eltern. Auch die Organisation
und Durchführung von Elternabenden gehören zu den Aufgaben der Erzieherinnen. Eine
zugewandte Haltung den Eltern gegenüber sowie eine wertschätzende Kommunikation ist 15 vgl. Vorholz/Mienert (ohne Angabe des Erscheinungsjahres), S.15 16 vgl. Anhang II: Formen der Eltern- und Familienarbeit
12
dabei in jedem Kontext zu beachten. Der Kontakt zu den Eltern sollte von Respekt, Offenheit
und Empathie begleitet sein, egal ob es sich um ein kurzes Tür-Angel-Gespräch oder ein
längeres Entwicklungsgespräch handelt.
Erzieherinnen müssen sich ständig mit ihren eigenen Vorstellungen, z.B. über Kindererzie-
hung, und damit verbundenen Mustern auseinandersetzen. Dazu gehört auch die kontinuier-
liche Reflexion ihrer eigenen Offenheit gegenüber Menschen, deren Kultur und Biographie
sich von der eigenen unterscheidet. Es gibt nicht die typische Mutter, den typischen Vater
bzw. die typische Familie. Erzieherinnen müssen sich im Gespräch immer der Individualität
ihres Gesprächspartners bewusst sein, nach dessen individuellen Ressourcen fragen und
ihn in seinem familiären, kulturellen bzw. sozialen Kontext wahrnehmen. Das erklärt auch,
warum vorgefertigte Lösungen aus Erzieherinnensicht nicht zum Erfolg führen können. Ein
wesentliches Merkmal pädagogischer Professionalität stellt daher die (erwartete)
Gesprächskompetenz dar.
Elterngespräche sind von Erwartungen und Befürchtungen beider Seiten geprägt. Eltern
kann die Besprechung bestimmter Themen unangenehm sein. Sie trauen sich vielleicht
nicht, etwas über sich und ihren Familienalltag preiszugeben. Diese möglichen Ängste soll-
ten von der pädagogischen Fachkraft erkannt werden. Die Erzieherin schafft die Möglichkei-
ten Ängste abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Erzieherinnen als Initiatorinnen und
Moderatorinnen von Elterngesprächen haben auch Ängste bezüglich der Kooperation mit
Eltern und damit einhergehender Gespräche. Sie fühlen sich in dieser Rolle oft unsicher,
müssen sich aber dieser Rolle immer wieder bewusst sein. Erwartungen von Erzieherinnen
und Eltern charakterisieren maßgeblich die Ziele eines Gesprächs. Eltern wünschen sich
häufig einen regen Austausch über ihr Kind, Beratung in Erziehungsfragen, Informationen
über die Konzeption und Einblick in den Alltag. Die Wünsche der Eltern unterscheiden sich
natürlich von Kita zu Kita und von Familie zu Familie. Außerdem scheint mir hier auch der
Sozialraum, in dem sich die Kita befindet, relevant zu sein. Dazu ein konkretes Beispiel: Eine
Erzieherin in einer Kita im Leipziger Osten mit vielen einkommensschwachen Familien erlebt
Eltern mit ganz anderen Bedürfnissen als eine Erzieherin in einer Kita in Lößnig mit Familien,
die eher der Mittelschicht zugehören. Die Eltern der Kita im Leipziger Osten sorgen sich z.B.
darum, ob sie den Museumsbesuch bezahlen können, wie sie Anträge für Wohngeld
ausfüllen, ob sie ihr Kind bis 18 Uhr abholen können. In der Kita in Lößnig sind andere
Themen für die Eltern wichtig: Wie oft gehen die Erzieher mit den Kindern raus? Warum gibt
es hier kein Frühenglisch? usw. Mit beiden Erzieherinnen kamen wir beim Erörtern der
Gesprächsanlässe immer wieder auf Grundhaltungen zurück (vgl. Kapitel 3.2), die Eltern
entgegengebracht werden müssen, um mit ihnen gemeinsam zu arbeiten, d.h., auch wenn
Erwartungen und Befürchtungen divergieren, geht es immer um Beziehungsarbeit und diese
13
ist nur durch intensiven Dialog möglich. Dabei ist es wichtig zu akzeptieren, dass in diesem
Prozess nicht alles Gewünschte umgesetzt werden kann - das Aushalten unerfüllter
Erwartungen gehört dazu.
3.2 Grundhaltungen als Basis für eine integrative Gesprächsführung
Grundhaltungen sind sozusagen Voraussetzungen, um Orientierungsgrundlagen echt und
kompetent umzusetzen, sonst wirken diese aufgesetzt und nur antrainiert. Mit einer bestimm-
ten bewusst und echt gelebten inneren Haltung, können Potenziale ausgeschöpft werden.
Erzieherinnen sollten Eltern als Experten für die Familie respektieren und ihnen Eigenverant-
wortlichkeit zugestehen. Eltern sind aktiv handelnde Menschen. Erzieherinnen sind nicht zu-
ständig für das Geschehen in der Familie und haben nicht die Aufgabe, in Gesprächen Eltern
von der Richtigkeit eines anderen Verhaltens zu überzeugen. Eltern ehrliches Verständnis
entgegenzubringen, bedeutet nicht, mit deren Verhaltensweisen einverstanden sein zu
müssen. Wirkliches Interesse am Anderen heißt nicht, dass ich nachgebe. Schlechte
Erfahrungen mit einzelnen Eltern prägen manchmal das gesamte Kommunikationsverhalten.
Um die genannten Grundideen konkreter auf die Gespräche zwischen Eltern und Er-
zieherinnen zu beziehen, möchte ich im Folgenden davon abgeleitete Grundhaltungen
aufzeigen. Sie dienen als Basis für jedes Elterngespräch, sei es geplant oder spontan, und
können dessen Bewältigung maßgeblich beeinflussen:17
Eltern sind die Experten für ihr Kind bzw. ihre gesamte Familie. Erzieherinnen
können daher keine Lösungen ohne Eltern entwickeln. Eltern müssen sich gleich-
wertig fühlen. Gespräche sollten so verlaufen, dass es gemeinsame Gespräche sind.
Eltern sind eigenverantwortlich handelte Akteure. Das bedeutet hier konkret, dass
Eltern für ihre Familie und sich selbst verantwortlich sind. Erzieherinnen sind daher
nicht in der Pflicht, dass jedes Gespräch gut laufen muss im Sinne von: „Es wurde
aus meiner Sicht (Erzieherinnensicht) eine gute Lösung für die Familie gefunden.“
Das Gespräch darf aus Erzieherinnensicht „erfolglos“ ausgehen, d.h. die Erzieherin
ermöglicht mit Achtsamkeit das Gespräch, ist aber nicht allein für dessen Erfolg und
Wirksamkeit verantwortlich. Mit dieser Haltung kann die Erzieherin freier in den Ge-
sprächsprozess hineingehen, sich besser auf die Motive und Beweggründe der Eltern
einlassen und hat nicht das Gefühl, ständig überzeugen zu müssen.
Eltern haben aus ihrer Perspektive heraus immer gute Beweggründe für ihr Ver-
halten. Sie kennen ihre Lebenssituation und versuchen darauf bezogen zu handeln,
ob Erzieherinnen das nun richtig finden oder nicht. Ein aggressiver Vater brüllt eine
17 vgl. Klein/Vogt (2008), S.92
14
Erzieherin an. Er hat Gründe so zu handeln, weil es funktional für ihn erscheint, z.B.:
„Wenn ich brülle, sind zu Hause alle ruhig und machen, was ich sage.“. Die
Erzieherin muss klar zeigen, dass es sich hier um eine Grenzüberschreitung handelt,
sollte sich aber auch bewusst machen, dass dieses Verhalten nichts mit ihr
persönlich zu tun hat.
Eltern tragen immer das ganze System Familie mit sich. Die Erzieherin kann z.B.
den Vater nicht nur als Vater von Henry betrachten. Sie kann zwar den Vater von ei-
ner Lösung überzeugen, wenn diese aber nicht in das Leben der Familie passt, er-
scheint sie wertlos. Erzieherinnen sollten daher kontinuierlich Vertrauen aufbauen,
um Hintergründe zu erfahren, die dabei helfen im gegebenen Fall gemeinsam realisti-
sche Lösungsoptionen zu entwickeln.
Eltern müssen sich nicht um den Verlauf des Gesprächs kümmern. Für die Ge-
staltung des Gesprächs ist die Erzieherin zuständig. Von Eltern kann nicht verlangt
werden, dass sie erst einmal ein Kommunikationsseminar belegen. Das bedeutet
aber nicht, dass Erzieherinnen sich Beschimpfungen und aggressivem Verhalten
aussetzen müssen. Ihre eigenen Grenzen dürfen und müssen sie natürlich wahren.
Auf dieser Basis kann die Erzieherin in einen ehrlichen und offenen Dialog auf Augenhöhe
treten. Die Grundhaltungen erleichtern die Zusammenarbeit mit Eltern und können zu mehr
Zufriedenheit im Beruf führen. Sie ermöglichen es, ohne Angst vor Zugeständnissen, Eltern
im Gespräch ausreichend Freiräume zu geben und sie zu Wort kommen zu lassen. Im Falle
von Schwierigkeiten ist die Erzieherin nicht allein verantwortlich für die richtige Lösung, sie
lässt die Eltern mitwirken bei der Lösungssuche. Diese Einstellung mindert nicht ihre
Kompetenzen, sondern kann ihr eine große Last abnehmen.
3.3 Schwierigkeiten in der Anforderungssituation
In der Regel wissen Erzieherinnen, dass geplante, längere Gespräche vorbereitet werden
müssen. Hier kommen viele Erzieherinnen an ihre Grenzen, weil im Einsatzplan solche wich-
tige Zeiten oft unbeachtet bleiben. Von Erzieherinnen zu verlangen, sie sollten noch abends
zu Hause ihre Elterngespräche vorbereiten, halte ich für unzumutbar, ist aber häufig die
Regel. Durch eine gezielte Gesprächsvorbereitung kann viel bewusster auf die Wahrung der
eigenen Interessen und der Interessen der Kindertagesstätte geachtet werden. Eine
Gesprächsvorbereitung hilft dabei, sich auf mögliche Anliegen seines Gesprächspartners
einzustellen und ermöglicht ein erstes Einfühlen in die Situation des anderen. Eine völlig
gestresste Erzieherin, der fünf Minuten nach Arbeitsschluss ein (konflikthaftes)
Elterngespräch bevorsteht, kann der Rolle der ausgeglichenen Moderatorin nicht gerecht
15
werden. Hier liegen die Tücken im System, die erst einmal bewusst gemacht werden müssen
und dann im Team angesprochen und gemeinsam mit der Leitung kreativ bearbeitet werden
sollten.
Ich bin der Ansicht, dass trotz systembedingter Zwänge Erzieherinnen freie Zeiten für Vor-
und Nachbereitung ihrer Gespräche eingeräumt werden müssen. Ansonsten stelle ich mir ein
Training auf Basis der integrativen Gesprächsführung mit den Fachkräften sehr schwierig vor
bzw. müssten diese Widersprüche im Training offen dargelegt und erörtert werden, um die
Fachkräfte nicht zu überfordern. Ich kann z.B. die Vorteile der Einhaltung von Gesprächspha-
sen mit den Teilnehmerinnen erarbeiten. Wenn jedoch in der Realität keine Zeit für Vorberei-
tung eingeräumt wird oder ein Elterngespräch nur 45 Minuten dauern darf, und daher die
Problemraumanalyse zu kurz kommt, müssen genau diese Tatsachen im Vorfeld mit den Teil-
nehmerinnen aufgedeckt und besprochen werden.
Die Anforderung „Gesprächsführung mit Eltern“ beinhaltet die Tatsache, dass wir es mit ver-
schiedenen Formen von Gesprächen zu tun haben. Erzieherinnen führen geplante Gesprä-
che wie z.B. das Entwicklungsgespräch oder das Anmeldegespräch. Außerdem führen sie
alltägliche kurzen Gespräche beim Bringen und Abholen des Kindes. Diese Tür-Angel-Ge-
spräche können natürlich auch unangenehm werden, wenn Eltern sich lauthals über das
schlechte Mittagessen beschweren oder die Erzieherin beschuldigen, den blauen Fleck ihres
Kindes nicht bemerkt zu haben (Verletzung der Aufsichtspflicht). Dann wird es für manche
Erzieherinnen schwierig, ihren Ärger nicht ungefiltert herauszulassen und das Verhalten der
Eltern nicht als persönlichen Angriff zu werten. In diesen überfallartigen Situationen ist meis-
tens keine Vorbereitung möglich. Eine ausgewogene Balance von zugewandter Haltung und
angemessener Abgrenzung hilft hier der Erzieherin beim Analysieren des Problems. Hier
liegt auch ein Dilemma von Erzieherinnen. Sie können die Eltern nicht zuerst zur Anmeldung
oder ins Wartezimmer schicken, um sich selbst zu sammeln und nachzudenken, wie sie das
Anliegen jetzt integrativ klären könnten. Das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, ist bei vie-
len Erzieherinnen in solchen Situationen stark ausgeprägt. Das Mitteilen vom eigenen Befin-
den zur Orientierung des Anderen ist hier angebracht und verschafft auch eigene Klarheit
über die Gefühle in der Situation. Abgrenzung ist notwendig, mit klaren Worten, die nicht ver-
letzen.
Auch längere, geplante Gespräche können inhaltlich schwierig sein oder plötzlich komplexer
werden, als vorher vermutet. So kann ein Entwicklungsgespräch zu einem Konfliktgespräch
werden, weil der Vater nichts von den sprachlichen Auffälligkeiten seines Kindes hören
möchte und die Erzieherin beschuldigt, sie rede zu wenig mit seinem Kind. Nicht umsonst
bestehen viele Erzieherinnen darauf, in Gesprächen mit Eltern die Leiterin oder eine Kollegin
als „Verstärkung“ bei sich zu haben. Das wiederum kann auf Eltern einschüchternd wirken.
16
Gerade bei längeren Elterngesprächen wie z.B. einem Entwicklungsgespräch ist eine intensi-
ve Problembearbeitung notwendig. Die Erzieherin hat die Aufgabe, Gemeinsamkeiten und
Interessenwidersprüche offen zu legen und unterschiedliche Sichtweisen wertfrei aufzuzei-
gen. Eigene Motive hinter ihren Sichtweisen sollte sie klar und verständlich für die Eltern her-
auszustellen. Entscheidungen bzw. Konsequenzen können erst formuliert werden, wenn legi-
time Beweggründe klar sind. Die Mitwirkung der Eltern am Entscheidungsprozess sorgt für
eine hohe Motivation der Umsetzung von gemeinsam entwickelten Zielen.
Als Ausbilderin von meist jungen Erzieherinnen, habe ich mich immer wieder mit den
Themen „Erziehungspartnerschaft“ und „Gesprächsführung“ auseinandergesetzt. Im
Rahmen der Ausbildung sollen angehende Erzieherinnen auf die anspruchsvolle Aufgabe,
mit Eltern eine Partnerschaft einzugehen, vorbereitet werden. In Praktika haben viele
Auszubildende Situationen mit so genannten „schwierigen Eltern“18 erlebt: Eltern, die sich
aufregen, wenn die Kindersachen schmutzig sind, Eltern, die die Erzieherinnen für das
Verschwinden des Nuckels verantwortlich machen, Eltern, die denken, sie wissen mehr über
Erziehung als Erzieherinnen oder Eltern, die der Erzieherin Vorwürfe machen, das Kind lerne
hier nichts Vernünftiges. Ich habe dann einmal alle Schüler meiner Klasse aufstehen lassen
und gesagt: „Wir alle, die hier stehen, sind ,schwierige Eltern‘. Pädagogen gehören laut
Fachliteratur zu den schwierigsten Eltern.“ Dieser kleine Denkanstoß brachte Reflexionen in
Gang und es wurde klar, dass viele dieser Gedanken und Haltungen der jungen
Praktikantinnen von Mentorinnen und gestandenen Erzieherinnen mit geprägt wurden. Mir
wurde der Wert der Weiterbildung auf diesem Gebiet immer bewusster. Innerhalb der
Ausbildung von Erzieherinnen können Grundhaltungen mit den Schülerinnen zum
achtungsvollen Umgang entwickelt werden. Wichtig ist es dann, Erzieherinnen im
Berufsleben Weiterbildungen zur Stärkung der Gesprächskompetenz anzubieten. In
Gesprächen mit (jungen) Erzieherinnen bestätigten mir diese, dass sie sich im Bereich der
Gesprächsführung ungenügend ausgebildet fühlen. Weiterbildungstage werden vorrangig für
Themen, die nur das Kind betreffen, verwendet.
4 Konkrete Gesprächsanlässe und deren Umsetzung
Das vierte Kapitel beschäftigt sich intensiver mit zwei realen Praxisbeispielen, die ich
gemeinsam mit vier Erzieherinnen19 im Interview erarbeitet habe. Ich habe bewusst
alltägliche Situationen ausgewählt. Sehr komplexe Probleme, die z.B. an
Kindeswohlgefährdung grenzen, können im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt
18 Es ist beachtenswert, dass diese Untergruppe von Eltern („Schwierige Eltern“) in der Fachliteratur vertreten ist. 19 Auf Wunsch der Erzieherinnen wurden die Namen von mir abgeändert. Interview- bzw. Gesprächsfragen: siehe Anhang I
17
werden, weil dann ebenfalls die rechtliche Seite näher beleuchtet werden müsste. Trotz
klarer Verfahrensregeln für die Erzieherinnen in Tageseinrichtungen, müssen in
Verdachtsfällen auch andere Stellen eingeschaltet werden. Ich möchte reale, alltägliche
Situationen aufzeigen, die Erzieherinnen erlebt haben und die sie beschäftigen. Es wurde
sehr schnell deutlich, dass die gesammelten Fallbeispiele viel mit Rollendefinition und
Abgrenzung zu tun haben. Im Training erscheint es mir daher sinnvoll, v.a. diese Themen
immer wieder anzusprechen, aufzudecken und als Trainerin den Teilnehmerinnen
Gelegenheit zur Selbstreflexion und zum kollegialen Austausch zu geben.
Beim Erläutern ihrer Fallbeispiele habe ich den Erzieherinnen häufig Fragen gestellt, wie:
Glaubst Du, dass das zu Deiner Rolle gehört? Fühlst Du Dich damit überfordert? Was genau
sind Deine Aufgaben? Warum wünschst Du Dir zufriedene Eltern? Warum sind für Dich man-
che Eltern so anstrengend? Hast Du Erwartungen an Eltern? Welche sind das?
Zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit habe ich mich bei der Auseinandersetzung mit
den zwei Fallbeispielen für die folgende Form entschieden20:
Das Fallbeispiel von Erzieherin wird kurz geschildert.
Was steckt dahinter? Warum hat sich die Situation so zugetragen? Mögliche
Hintergründe sollen aufgedeckt werden.
Hier sollen im Ansatz Ideen entwickelt werden, wie Erzieherinnen die Situation
gemäß der integrativen Gesprächsführung gestalten können. Es geht mir hier
nicht darum, konkrete Tipps zu geben, sondern die innere Haltung der
Erzieherinnen zu stärken.
4.1 Fallbeispiel 1: Wenn Eltern (über)fordern - „Das Kind muss funktionieren“
Erzieherin Martha Wagner empfängt heute Morgen die vierjährige Lena. Die allein erziehen-
de Mutter ist während der Bring-Situation sehr nervös und hektisch. Lena soll sich beeilen,
die Mutter hat keine Zeit. Frau Wagner bemerkt die Situation, bleibt aber in der Beobachter-
rolle. Als Lena ihre Hausschuhe an hat, wendet sich die Mutter an Frau Wagner und erklärt:
„Meine Mutter, also Lenas Oma ist verstorben. Ich muss jetzt ganz viel erledigen, habe kaum
Zeit für Lena. Erklären Sie ihr das mal mit dem Tod, Sie haben da ja Bücher hier. Sie sind ja
das Fachpersonal und werden dafür bezahlt. Und, ach ja, Lena muss jetzt funktionieren. Sor-
gen Sie bitte dafür.“ Frau Wagner ist sprachlos und irritiert. Fragen schwirren in ihrem Kopf
herum: Fordert die Mutter nicht zu viel? Entspricht das meiner Rolle als Lenas Erzieherin? Ist
das nicht schlimm für das Kind?
20 vgl. Klein (2010), S.15
18
Was steckt dahinter? Warum ist die Erzieherin sprachlos?
An diesem Beispiel lässt sich zeigen, dass sich Eltern gegenüber der Kindertagesstätte nicht
anders verhalten als gegenüber anderen Anbietern von Dienstleistungen. Die heutige
Elterngeneration ist es gewohnt, sich wie Kunden in nahezu allen Lebensbereichen zu
verhalten. Das kann ihnen nicht vorgeworfen werden, ist die Kommerzialisierung in vielen
Gesellschaftsbereichen typisch für unsere heutige Gesellschaft. Erzieherinnen müssen sich
damit auseinandersetzen, dass Eltern heute von den Fachkräften mehr fordern als vor zehn
oder zwanzig Jahren. Dennoch hat der Dienstleistungscharakter einer Kita auch Grenzen:
Erzieherinnen müssen ihre Grenzen wahren und lernen, dass Abgrenzung und
Wertschätzung gleichzeitig möglich sind. Gerade in Berufen, in denen das Helfen und
Unterstützen eine zentrale Rolle spielen, fällt es den Akteuren besonders schwer, die
notwendige Grenze zu setzen. Zur professionellen Ausübung des Erzieherberufs ist das
jedoch notwendig und beugt Überforderung vor. Die Angst vor Störungen oder Ärger hält
Erzieherinnen oftmals davon ab. Dass eine Klärung der Rolle und ein Setzen der eigenen
Grenzen eine Beziehung stärken kann, sollte allen Menschen in helfenden Berufen bewusst
sein.
Welche Möglichkeiten der Gesprächsgestaltung hat die Erzieherin?
Situationen mit Eltern, in denen Grenzsetzungen notwendig sind, treten häufig auf. Die
innere Bereitschaft, sich solchen, oft auch konfliktgeladenen Gesprächen, zu stellen, ist
daher unabdingbar. Dazu gehört selbstverständlich auch die Sicherheit, sich solchen
Gesprächen gewachsen zu fühlen. An dieser Stelle soll erneut die regelmäßige
Durchführung von Supervisionen und Weiterbildungen betont werden. Grenzsetzungen
erfordern Zugewandtheit, aber auch Bestimmtheit dem Partner gegenüber. Hilfreich sind
dabei Ich-Botschaften, die deutlich und klar formuliert werden. Die Knappheit (Was ist das
Wesentliche?) bewahrt vor Rechtfertigung oder Angriff. Außerdem hilft es der Beziehung,
wenn Sache und Person klar getrennt werden: Nicht die Person zurückweisen, sondern nur
das, was sie verlangt. Mein Gegenüber hat das Recht so zu fühlen und zu denken, aber er
darf nicht alles (mit mir) tun. Präzises Nachfragen und Aktives Zuhören helfen, den
Gesprächspartner zu verstehen und seine Motive (Ängste, Wünsche) nachzuvollziehen.
Wenn Eltern Forderungen stellen („... Lena muss jetzt funktionieren. Sorgen Sie bitte dafür.“),
neigen Erzieherinnen dazu, vor allem den Appellanteil der Nachricht zu hören. Der Versuch,
eher auf dem Selbstoffenbahrungs- und Sachohr zu hören hilft auch, dem
Rechtfertigungsdruck zu entgehen. Wenn Frau Wagner z.B. die Mutter auf ihrem Sachohr
hört, könnte sie daraus folgendes schließen: „Ja, ich verstehe, für eine Beerdigung braucht
man einen freien Kopf. Die Planung und Organisation ist bestimmt sehr anstrengend, vor
19
allem wenn es die eigene Mutter ist. Die Mutter weiß, dass ich hier in der Kita schon über
das Thema Tod mit den Kindern gesprochen habe. Sie sieht mich als Expertin.“ Mit dem
Selbstoffenbahrungsohr könnte sie wahrnehmen, dass die Mutter sich Sorgen um das gut
funktionierende Familiensystem und den sonst so reibungslosen harmonischen Tagesablauf
macht. Vielleicht sorgt sie sich auch um Lena und möchte, dass sie das alles versteht.
4.2 Fallbeispiel 2: Wenn die Erzieherin eine andere Sichtweise hat - „An der Stelle der Mutter würde ich das aber anders machen“
Erzieherin Martina Müller gefällt die morgendliche Bring-Situation der Familie Ritter nicht.
Sonja Ritter ist drei Jahre alt und kann sich mit Hilfestellungen gut allein an- und ausziehen.
Frau Müller beobachtet, dass Sonja das gern macht und stolz darauf ist. Morgens kommt
Frau Ritter in großer Hektik und unter Zeitdruck mit ihrer Tochter Sonja in der Kita an. Sie
zieht ihr schnell Jacke und Straßenschuhe aus, hängt alles an den Haken und räumt die
Straßenschuhe ordentlich weg und zieht Sonja die Hausschuhe an. Dann muss sie oft ganz
schnell weg und Sonja wirkt sehr unzufrieden; manchmal weint sie sogar. Frau Müller ist es
wichtig, die Selbständigkeit der Kinder zu fördern und hat auch das Gefühl, dass Sonja
morgens besser ankommen würde, wenn alles ruhiger verliefe. Die Erzieherin bittet die
Mutter (als Sonja bereits im Gruppenraum ist), morgens zehn Minuten früher zu kommen
und sagt ihr, dass es für Sonja gut wäre, sich selbständig an- und auszuziehen. Sie ärgert
sich auch ein wenig über die Mutter, weil sie kaum darauf reagiert. Schon zweimal hat Frau
Müller sie darauf hingewiesen.
Was steckt dahinter? Warum ärgert sich die Erzieherin? Was ist mit der Mutter los?
Hier wird deutlich, dass die Beziehung zwischen Eltern und Erzieherin immer auch eine Be-
ziehung zwischen den Eltern als primärer Erziehungsinstanz („Ersterzieher“) und der Zwei-
terzieherin ist. Die Familie ist der existenzielle Lebensraum, die Kita ist ein System, in dem
sich das Kind zeitweilig aufhält, der aber sekundär ist. Alles, was am Wochenende, im Urlaub
und am Abend in der Familie erlebt wird, kann die Erzieherin nicht ignorieren. Somit gibt es
Dilemmata, die der Erzieherin klar sein müssen und mit denen sie lernen muss, umzugehen.
Dilemmata haben nichts mit eigener Schuld zu tun, sie existieren einfach. Eltern haben z.B.
immer das letzte Wort bezüglich ihres Kindes. Auch wenn die Erzieherin als professionell
ausgebildete Fachkraft Expertin in Sachen Erziehung ist, braucht sie die nötige Toleranz das
anzuerkennen, was Eltern leisten. Jede Erzieherin hat trotz ihrer professionellen Distanz
auch eine Vorstellung davon, was „gute Eltern“ sind bzw. „gute Erziehung“ ist. Auch eigene
Kindheitserfahrungen spielen dabei natürlich eine Rolle und sollten reflektiert werden.
20
Unbewusst wird jede Familie mit dem Idealbild im Kopf der Erzieherin verglichen. Das
passiert Frau Müller auch, wenn sie Sonjas Mutter beobachtet. Sie (be)wertet: „Es kann doch
nicht gut sein, wenn die Mutter Sonja alles abnimmt. Für Sonja ist es traurig, dass ihre Mutter
sie früh eher „abfertigt“ als in Ruhe zu verabschieden.“
Wenn die Motive der Mutter hinterfragt werden, würde z.B. herauskommen, dass die Mutter
gerade wieder schwanger ist, jeden Morgen mit Übelkeit zu kämpfen hat und es ihr nicht ge-
lingt, eher in der Kita anzukommen. Sie muss dann ganz schnell zur Arbeit und gerät in Hek-
tik. Zufrieden ist sie mit dieser Situation auch nicht, sieht aber auch keine andere Lösung.
Ein Vier-Augen-Gespräch in ruhiger Atmosphäre, in dem v.a. der Problemraumanalyse viel
Zeit gegeben wird, kann hier zur Klärung beitragen. Gemeinsamkeiten werden herausgestellt
und betont. Es kann z.B. geklärt werden, ob beide Seiten noch die gleichen Ziele verfolgen.
Unterschiedliche Sichtweisen können dargestellt und Beweggründe hinterfragt werden.
Wünsche, Befürchtungen oder Ängste geben dem anderen einen Einblick und helfen,
Positionen erst einmal nachzuvollziehen. Wenn das Verständnis da ist, kann aus der Sicht
der Mutter heraus argumentiert werden. Mitunter ist es auch hilfreich zwei Sichtweisen
einmal stehen zu lassen und gemeinsam zu erkennen, dass man hier schwer eine Lösung
finden kann. Auch dieses Ergebnis als Quintessenz eines klärenden Gesprächs kann sich
positiv auf die Beziehung auswirken. Die Mutter fühlt sich respektiert und nicht getadelt.
Der Mutter ist vermutlich klar, dass Sonja schon vieles allein kann und ist vielleicht genervt,
dass Frau Müller ihr das unter die Nase reibt. Wenn Frau Müller Hintergründe weiß, ist sie
vielleicht immer noch nicht „einverstanden“ mit der morgendlichen Situation, kann das
Verhalten aber besser verstehen und eher akzeptieren. Sie fühlt sich nicht mehr ignoriert als
Fachkraft und wertet die Abwehr der Mutter nicht als persönlichen Angriff.
Was könnte Frau Wagner tun? Welchen Handlungsspielraum bzw. welche Möglichkei-
ten der Gesprächsgestaltung hat sie?
Frau Müllers Befinden ist nicht falsch. Sie fühlt sich von der Mutter nicht wahrgenommen. Sie
ist doch die Fachkraft und weiß auch, was gut für Sonja ist. Frau Müller darf sauer auf
Sonjas Mutter sein, in ihrer Beziehung mit der Mutter sollte sie sich aber mit diesem persönli-
chen Gefühl zurückhalten. Solche persönlichen Empfindungen finden eher ihren Platz in ei-
ner Supervision. Wenn die durchaus komplizierte und auch oftmals konkurrierende Bezie-
hung zwischen Eltern und Erzieherinnen erkannt wird, werden Schuldzuweisungen schnell
als beziehungsbelastend begriffen. Was die Begegnung mit der Mutter betrifft, hat Frau Wag-
ner z.B. die Möglichkeit, die unterschiedlichen Sichtweisen klar zu benennen und damit zum
Thema zu machen, ohne zu bewerten, wer nun im Recht ist. Wer Unterschiede klar benennt
und das Interesse der Eltern weckt, gemeinsam mit diesen Unterschieden umzugehen, weist
21
Elternverhalten nicht zurück (z.B. „Aus gutem Grund machen Sie das so. Ich möchte Ihnen
mal meine Sichtweise dazu erklären, damit wir beide Seiten kennen.“). Im Gegenteil, die Er-
zieherin gesteht dadurch Eltern eine aktive Rolle im Gesprächsprozess zu. Damit sorgt die
Erzieherin auch für Transparenz. Sie verdeutlicht, wie sie mit Sonja umgeht und wie die
Anzieh-Situation in der Kita abläuft. Dabei geht es primär um das Informieren und den
Austausch, um das „Ins-Gespräch-Kommen“ und um das Schaffen von Vertrauen. Es geht
nicht darum, zu beweisen, wer es besser macht und weiß. Beide Sichtweisen stehen
gleichrangig und gleich wichtig nebeneinander. Ziel ist es, die unterschiedlichen Sichtweisen
zu respektieren. In diesem realen Fallbeispiel spricht Frau Müller die Mutter an und fragt
nach den Gründen des Zuspätkommens. Als sie erfährt, dass die Mutter morgens solche
Schwierigkeiten hat (Übelkeit in der Frühschwangerschaft), zeigt sie Verständnis und
überlegt gemeinsam mit der Mutter, wie der Morgen harmonischer verlaufen könnte. Es
entwickelt sich die Idee, dass die Vorschulkinder morgens den kleineren Kindern beim an-
und ausziehen unterstützend zur Seite stehen und Frau Ritter in Ruhe mit Sonja ankommen
kann, sich Zeit zum Verabschieden und Kuscheln nimmt und die „Paten“ dann in Ruhe beim
Ausziehen helfen, wenn Frau Ritter zur Arbeit geht.
5 Schlussbetrachtung: Ausblick und Reflexion
„Die Erzieherin ist die Fachfrau für Begegnung, nicht für die „Erziehung“ der Eltern. Auch wenn andererseits Eltern manchmal eine pädagogisierende Rolle gegenüber der Erzieherin einnehmen: Beziehungsgestaltung beginnt immer bei einem selbst.“21
Oft scheint die Zusammenarbeit mit Eltern im Alltag einer Erzieherin eher eine Belastung als
eine Bereicherung darzustellen. Schließlich ist die Erziehungspartnerschaft vor allem durch
zahlreiche Gespräche, die nicht immer angenehm sind, geprägt. In der vorliegenden Arbeit
wurde die Zielgruppe „Erzieherinnen in der Kindertagesstätte“ näher untersucht. Dabei wur-
den unterschiedliche Facetten ihrer Rollen näher betrachtet, die wesentlich zum Verständnis
der Besonderheiten in der Partnerschaft mit Eltern beitragen. Schwierige Situationen, aber
auch Chancen einer gut funktionierenden Partnerschaft konnten auf Grundlage von Gesprä-
chen mit Auszubildenden und Erzieherinnen ansatzweise aufgezeigt werden. Interessant er-
scheint dabei die Erkenntnis, dass der Erfolg eines Gesprächs weniger von dessen Inhalt,
sei er konfliktreich oder alltäglich, abhängt, sondern wesentlich von der
Gesprächsbereitschaft und -haltung der Beteiligten geprägt wird. Das wurde in Gesprächen
mit Auszubildenden und Fachkräften sehr deutlich. Als ein wichtiger Aspekt dieser
Partnerschaft zeigt sich die Beziehungsgestaltung. Es ist daher als Chance zu betrachten,
dass bereits der Erstkontakt in Form eines gelungenen, auf Wertschätzung basierenden
21 vgl. Klein/Vogt (2008), S.190, Herv. fett im Orig., Herv. d. Autors kursiv zur besseren Lesbarkeit
22
Anmeldegesprächs für den Beziehungsaufbau eine wesentliche Grundlage darstellt.
Im Hinblick auf die Vorbereitung und Durchführung von Trainings mit Erzieherinnen erschien
es mir sinnvoll, das System Kindertagesstätte und seine Beteiligten näher zu analysieren.
Die Interviews mit vier Erzieherinnen und Gespräche mit meinen zahlreichen Auszubilden-
den haben diese Arbeit maßgeblich beeinflusst. In der Praxis sieht es tatsächlich oft anders
aus als in der Theorie: Keine freien Zeiten für Gesprächsvorbereitung, für Gespräche mit El-
tern werden nur 45 Minuten bezahlt, Mittagspausen werden genutzt, um Kinder in den Schlaf
zu streicheln, pädagogische Angebote werden zu Hause am eigenen Computer entwickelt
und Portfolios in der Weihnachtszeit fertig gestellt. Besonders überrascht hat mich die
Tatsache, dass in Einrichtungen aus Personalmangel sogar Weiterbildungstage gestrichen
werden. Die Idee, ein gesamtes Team an zwei Tagen zu trainieren, scheint nicht umsetzbar
zu sein, weil die meisten Kitas dann zusätzliche Schließzeiten hätten und das unzumutbar
gegenüber den Eltern wäre. Es wird daher für mich eine Herausforderung sein, mit Gruppen
zu arbeiten, die aus Erzieherinnen unterschiedlicher Einrichtungen zusammengesetzt sind.
Was bedeutet das konkret für mich als Trainerin in der Arbeit mit dieser Zielgruppe? Meine
Teilnehmerinnen, sind ...
• ... Erzieherinnen mit unterschiedlichen Vertragskonditionen,
• ... Erzieherinnen, die in Einrichtungen mit divergierenden Konzeptionen arbeiten,
• ... Erzieherinnen, die in unterschiedlichen Teams arbeiten und häufig ungleiche
Erfahrungen mit Führungsstilen machen,
• ... Erzieherinnen, die in sozialen Brennpunkten arbeiten vs. Erzieherinnen, die in
privilegierten Gegenden tätig sind.
Hier erscheint es mir besonders wichtig, Gemeinsamkeiten, die ich in der vorliegenden Arbeit
erörtert habe, zu betonen und daran mit den Teilnehmerinnen zu arbeiten sowie Rollenvor-
stellungen und eigene Rollenbilder zu hinterfragen. Der individuellen Situation der einzelnen
Teilnehmerinnen muss dennoch Beachtung geschenkt werden.
Während der Recherche zu dieser Arbeit, bin ich mit großem Interesse auf andere Themen
im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit gestoßen. Ich habe mich vorwiegend mit all-
täglichen Situationen von Erzieherinnen und Eltern befasst, erkenne aber einen großen
Bedarf bei der Bearbeitung von Konflikten und schwierigen Situationen. Dabei denke ich z.B.
an den Bereich des Beschwerdemanagements oder das brisante Feld der Kindeswohlge-
fährdung.
23
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Westerholt, Friederike (2012): Kommunikation im Kindergarten. Erzieher/innen im Gespräch mit Kindern und Eltern. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
25
Anhang I
Thema: „Erziehungspartnerschaft und Gesprächsführung mit Eltern“ A
Gesprächsleitfaden: Interview/Gespräch mit Erzieherinnen
1) Was bedeutet für Dich Erziehungspartnerschaft?
2) Wie gut geschult fühlst Du Dich im Umgang mit Eltern?
3) Wünschst Du Dir Weiterbildungen in diesem Kompetenzbereich? Wenn ja: Wie sollten diese gestaltet sein?
4) Wie gehst Du mit unterschiedlichen Sichtweisen um?
5) Wie gehst Du mit unkorrektem Gesprächsverhalten (z.B. schreien, beschimpfen) von Eltern um? Nimmst Du das persönlich?
6) Welche Haltung habt ihr als Team gegenüber Eltern? Wie charakterisierst Du euer Verständnis von Erziehungspartnerschaft?
7) Wenn Du an die Zusammenarbeit mit Eltern denkst: Fallen Dir Gesprächssituationen ein, die für Dich schwierig bzw. herausfordernd waren (Fallbeispiele)?
A Die vier von mir befragten Erzieherinnen wollten im Vorfeld des Gesprächs einen Fragenkatalog zur Orientierung und Vor-bereitung. Es gab im Vorfeld des Treffens ein Telefonkontakt. Es handelte sich eher um Gespräche als um Interviews (Vier-Augen-Gespräche, zeitlicher Rahmen: zwei Stunden), in dem diese Fragen den Schwerpunkt bildeten. Die Autorin hat dar-über hinaus noch weitere Gespräche mit angehenden Erzieherinnen in Bezug auf deren Praxiserfahrungen geführt.
I
Anhang II
Formen der Eltern- und Familienarbeit B
Kategorie Formen der Elternarbeit
Angebote vor Aufnahme des Kindes Erster Kontakt zu ElternAnmeldegesprächVorbesuche in der GruppeRegelmäßige BesuchsnachmittageEinführungselternabendElterncafé zu Beginn des Kindergartenjah-res
Angebote unter Beteiligung von Eltern und Erzieherinnen
ElternabendeElterngruppenThemenspezifische GesprächskreiseTreffpunkt für AlleinerziehendeVätergruppeTreffpunkt für Ausländer/AussiedlerSpielplatzgestaltung/GartenarbeitRenovieren/ReparierenElternbefragung
Angebote unter Beteiligung von Familien und Erzieherinnen
FesteMärkte, Verkauf von Second-Hand-KleidungFreizeitangebote für Familien (z.B. Ausflüge)BastelnachmittageKurse
Eltern als Miterzieher Mitwirkung von Eltern bei Gruppenaktivitä-ten, Spielen, …Begleitung der Gruppe bei AußenkontaktenEinbeziehung in die Entwicklung von Jah-res- und RahmenplänenPlanung von Veranstaltungen und besonde-ren AktivitätenGestaltung von SpieleckenKita-Projekte unter Einbeziehung der Eltern (z.B. Besuche am Arbeitsplatz)Kurse für Kinder und Teilgruppen (z.B. Sprachunterricht, Schwimmkurs, Töpferkurs)Einspringen von Eltern bei Abwesenheit von Fachkräften (z.B. wegen Erkrankung, Fortbildung)
Angebote nur für Eltern ElternstammtischElternsitzeckeElterncafé
B gekürzt nach Blank/Textor (2004), S.13 f.
II
Väter-/MüttergruppenAngebote von Eltern für Eltern
Einzelkontakte Tür- und AngelgesprächeTermingesprächeMitgabe/Übersendung von Notizen über be-sondere EreignisseTagebücher für jedes einzelne KindBeratungsgespräche (mit Mutter, Eltern, Fa-milie)
Informative Angebote Schriftliche Konzeption der Kindertagesein-richtungElternbriefe/-zeitschriftSchwarzes BrettRahmenplanaushangTagesberichteFotowandAusleihmöglichkeitBeratungsführer für ElternAuslegen von Informationsbroschüren
Elternvertretung Besprechung der Ziele und Methoden der pädagogischen ArbeitEinbindung in Organisation und Verwal-tungsaufgabenGemeinsames Erstellen der Jahes- und ProjektpläneEinbeziehung in d. Planung, Vorbereitung und Gestaltung von Veranstaltungen
Kommunalpolitisches Engagement Eltern als Interessenvertreter für KinderZusammenarbeit mit Elternvereinigungen, Initiativgruppen, Verbänden und Einrichtun-gen der Familienselbsthilfe
III
Erklärung
Ich erkläre, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur unter Verwendung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel angefertigt habe.
Bearbeitungsort, Datum Unterschrift