Institut für Beschäftigung und Employability IBE - Ernst-Boehe-Str. 4 - 67059 Ludwigshafen
Erfolgsformel: Arbeiten 4.0 und Führung 4.0 Jutta Rump / David Zapp / Silke Eilers Ludwigshafen, im Juni 2017
2
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................ 2
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ...................................................................................... 3
1 Einleitung ................................................................................................................................... 4
2 Megatrends in der Arbeitswelt ........................................................................................... 6
3 Digitalisierung und die Konsequenzen jenseits der Technik .................................. 8
4 Arbeiten 4.0 ............................................................................................................................ 11
4.1 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Mikroebene .................................................... 12
4.2 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Mesoebene ..................................................... 13
4.3 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Makroebene ................................................... 15
4.4 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Metaebene ...................................................... 18
5 Führung 4.0 ............................................................................................................................. 19
5.1 Unternehmensführung: Agieren in Spannungsfeldern ................................................ 19
5.1.1 Traditionelle „Geschäftsmodelle“ – Digitale „Geschäftsmodelle“ .................... 19
5.1.2 Bewahren – Verändern .................................................................................................... 21
5.1.3 Innovations- und Qualitätsdruck – Kostendruck ................................................... 27
5.1.4 Linienorganisation – Agile Organisation ................................................................... 29
5.1.5 Personalanpassung – Fachkräftemangel ................................................. 31
5.1.6 Stationäre Arbeit – Mobile Arbeit ............................................................................. 323
5.1.7 Erreichbarkeit – Verfügbarkeit ..................................................................................... 35
5.1.8 Berufliche Situation – Private Lebenssituation ...................................................... 37
5.1.9 Generation Baby Boomer und X (Digital Immigrants) – Generation Y und Z
(Digital Natives) .................................................................................................................. 40
5.1.10 Kern-Team/-Belegschaft – Satelliten-Team/-Belegschaft ................................. 40
5.1.11 Transaktionaler Führungsstil (Management) – Transformationaler
Führungsstil (Leadership) .............................................................................................. 43
5.2 Aufgaben- und Anforderungsprofil von Führungskräften .......................................... 44
5.3 Die Demokratisierung von Führung als Lösung? ........................................................... 45
Literatur ............................................................................................................................................ 47
3
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen
Abb. 1: Disruption Map nach Industrien, basierend auf den Analysen von Heads! und
Deloitte Digital .................................................................................................................................................. 4
Abb. 2: Ebenen der Digitalisierung .......................................................................................................... 8
Abb. 3: Die operative Dimension der Digitalisierung: Produkt- und Prozesskategorie ..... 9
Abb. 4: Die strategische Dimension der Digitalisierung: Geschäftsmodelle ........................ 10
Abb. 5: Mögliche Handlungsfelder des Systems Arbeit / Arbeiten 4.0 ................................... 12
Abb. 6: Smoothed changes in employment by skill percentile, 1980-2005.......................... 17
Abb. 7: Einstellung der Beschäftigten zu Veränderungen ........................................................... 23
Abb. 8: Change-Phasen .............................................................................................................................. 24
Abb. 9: Aufgaben von Führungskräften im Veränderungsprozess .......................................... 27
Abb. 10: Lebensphasenorientierte Personalpolitik ....................................................................... 38
Abb. 11: Einsatz variabler Arbeitsbeziehungen .............................................................................. 42
Tabellen
Tab. 1: Megatrends in der Arbeitswelt ................................................................................................... 7
Tab. 2: Unterschiede in den Geschäftsmodellen ............................................................................. 21
Tab. 3: Management und Leadership .................................................................................................. 44
4
1 Einleitung
Digitalisierung ist derzeit in aller Munde. Nach der Diskussion in den letzten Jahren um die
Demografie und deren Konsequenzen wird nun ein „neuer“ Megatrend in den Fokus genommen.
Dabei fällt auf, dass die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung auf unterschiedlichen
Konkretisierungsniveaus, verschiedenen logischen Ebenen und in vielen Disziplinen geführt
wird. Eines ist allen gemeinsam und es besteht große Einigkeit: Die Digitalisierung tangiert nicht
nur Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten, sondern verändert das gesamte
Unternehmen, die Volkswirtschaft sowie die Gesellschaft.1
Deloitte Digital versucht die digitale Herausforderung in der Studie „Überlebensstrategie Digital
Leadership“ nach Branchen zu clustern. Die Autoren verwenden als Differenzierungsmerkmale
1. die Einflussstärke = „Knall“ (Prozent des Wandels am bestehenden Geschäft) sowie 2. den
Zeitverlauf = „Lunte“.2
Abb. 1: Disruption Map nach Industrien, basierend auf den Analysen von Heads! und Deloitte Digital3
1 Vgl. Deloitte Digital / Heads! (2015), S. 2. 2 Vgl. Deloitte Digital / Heads! (2015), S. 4. 3 Vgl. Deloitte Digital / Heads! (2015), S. 5.
5
Branchen, die im Cluster „Kurze Lunte – großer Knall“ eingeordnet sind, stehen vor der
unmittelbaren dringenden Notwendigkeit zu handeln. Branchen, die durch lange „Lunte –
großer Knall“ gekennzeichnet sind, sehen sich der großen Herausforderung gegenüber, haben
jedoch mehr Zeit, sich vorzubereiten.4
Um die digitale Transformation bestmöglich zu steuern und zum Erfolg zu führen, sollten
folgende Kernfragen im Fokus stehen:
In welchem Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit wird die Digitalisierung die
Branche und die Unternehmen sowie die Arbeitswelt treffen?
Welche weiteren Megatrends beeinflussen Unternehmen und Arbeitswelten?
Welche Konsequenzen sind in Bezug auf Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten sowie
Prozesse und Strukturen zu erwarten?
Welche Konsequenzen lassen sich im Hinblick auf das System Arbeit ableiten?
Welche Rolle spielt Führung?
4 Vgl. Deloitte Digital / Heads! (2015), S. 4.
6
2 Megatrends in der Arbeitswelt
Die Arbeitswelt wird sich in Zukunft verändern. Neben der Digitalisierung nehmen die
demografische Entwicklung, ökonomische Trends sowie der gesellschaftliche Wandel Einfluss
auf die Art und Weise des Arbeitslebens und die Arbeitsbedingungen sowie auf den
Arbeitskontext. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Megatrends nicht nebeneinander
stehen, sondern sich gegenseitig beeinflussen.
So führt beispielsweise die demografische Entwicklung mit den Faktoren der Alterung sowie der
Verknappung von Nachwuchskräften zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Die Verknappung
des Nachwuchses trägt zudem erheblich zum gesellschaftlichen Wertewandel bei, der sich in der
Generation Y und Z widerspiegelt. Kombiniert man die Verlängerung der Lebensarbeitszeit mit
der Verknappung des Nachwuchses sowie der Zunahme an Geschwindigkeit und Komplexität,
lässt sich unter anderem die Work-Life-Balance als Lebensmuster ableiten sowie die Definition
von Nachhaltigkeit im System Arbeit nachvollziehen. Nachhaltigkeit im System Arbeit bedeutet
dann den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Mensch, also den
verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheit, Motivation und Kompetenzen.
Der häufig zitierte Fachkräftemangel resultiert in einer solchen ganzheitlichen Betrachtung der
Megatrends nicht nur aus der Demografie. Die Demografie nimmt nämlich nur Einfluss auf das
Angebot an Fachkräften. Die Nachfrage nach den Fachkräften ist eher den technologischen und
ökonomischen sowie Markt- und Wettbewerbs-Entwicklungen geschuldet. Hier spielt auch der
Trend zur Wissens- und Innovationsgesellschaft eine große Rolle. In bestimmten Branchen wie
der Gesundheitswirtschaft ist sicherlich die Nachfrage nach Fachkräften auch mit der
Demografie verbunden. Nicht zuletzt ist der zunehmende Fachkräftemangel auch Treiber von
Diversität und von Feminisierung.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Megatrends. Daraus wird auch ersichtlich,
dass die oben skizzierten Wechselwirkungen einen Ausschnitt aus einer ganzheitlichen
Interdependenzanalyse darstellen können.
7
Tab. 1: Megatrends in der Arbeitswelt5
5 Eigene Darstellung.
8
3 Digitalisierung und die Konsequenzen jenseits der Technik
Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft birgt ein großes Potenzial, die Arbeitswelt zu
verändern. Der Dialogprozess Arbeiten 4.0 der Bundesregierung und insbesondere des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales hat noch einmal deutlich gemacht, dass die digitale
Transformation von Wirtschaft und Arbeitswelt unterschiedlichste Facetten hat und von Betrieb
zu Betrieb nicht nur verschiedene Merkmale aufweist, sondern auch in unterschiedlichen
Geschwindigkeiten verläuft.
Zum einen wird in der derzeitigen Diskussion deutlich, dass vielfach vom Einsatz der digitalen
Technologien gesprochen wird, die strategische Dimension der Digitalisierung in Bezug auf
Geschäftsmodelle allerdings eher außer Acht gelassen wird bzw. beide Ebenen vermischt
werden. Um den Transformationsprozess in Unternehmen und für das System Arbeit adäquat zu
gestalten, ist eine solche Blickrichtung mit strategischer und operativer Dimension der
Digitalisierung essentiell.
Abb. 2: Ebenen der Digitalisierung6
Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, nimmt die operative Dimension der Digitalisierung vor allem
den Einsatz digitaler Technologien in den Fokus. Das Institut der deutschen Wirtschaft gliedert
einerseits in die Prozess- und Produktebene sowie andererseits in die physische und virtuelle
Ebene. Damit wird ein systematischer und strukturierter Möglichkeitsraum geschaffen.
6 Eigene Darstellung.
9
Abb. 3: Die operative Dimension der Digitalisierung: Produkt- und Prozesskategorie7
Dabei entsteht eine Clusterung in Smart Factory und Smart Operations sowie Smart Products
und Smart Services. Im Rahmen von Smart Factory und Smart Operations ist die Integration der
digitalen Technologien in die Leistungserstellung gemeint, im Kontext Smart Products und
Smart Services wird die Integration der digitalen Technologie in die Leistung selbst
beschrieben.8
Diese eher operative Sichtweise muss ergänzt werden um den strategischen Fokus: Dabei gilt es
den Einfluss der Digitalisierung auf die Geschäftsmodelle zu beleuchten. Um Möglichkeiten zu
systematisieren und überschaubarer zu machen, kann auf die Ebene der Business und Consumer
Modelle zurückgegriffen werden. Die Digitalisierung betrifft zum einen den Business-to-
Business-Bereich und den Business-to-Comsumer-Bereich (e-commerce). Zum zweiten
erweitert die Digitalisierung Geschäftsmöglichkeiten im Consumer-to-Business-Bereich, indem
Einzelpersonen Daten zur Verfügung stellen, die Unternehmen dann für ihr Geschäftsmodell
nutzen bzw. zu ihrem Geschäftsmodell machen (zum Beispiel Amazon, Medien-Institutionen,
Facebook, Instagram). Zum dritten entwickeln sich Optionen im Consumer-to-Consumer-
7 Hüther, M. (2016), S. 5. 8 Vgl. Hüther, M. (2016), S. 5-6.
10
Bereich, in dem Einzelpersonen über eine Plattform / ein Netzwerk etc. in Kontakt treten, um
eine geschäftliche Transaktion zu tätigen (zum Beispiel UBER, Airbnb, ebay).9
Abb. 4: Die strategische Dimension der Digitalisierung: Geschäftsmodelle10
Unabhängig davon, ob die strategische UND die operative Dimension der Digitalisierung
Berücksichtigung finden oder ob nur eine der beiden Dimensionen im Fokus steht, lässt sich
konstatieren: Technische Innovationen werden seit jeher von Geschäftsmodell- und Prozess-
Innovationen begleitet. Häufig wird jedoch unterschätzt: Technische Innovationen und
Prozessinnovationen bedürfen IMMER sozialer Innovationen und sozialer Transformation. Der
Einfluss der Digitalisierung im „System Arbeit“ muss also genauso mitgedacht werden wie der
Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Geschäftsmodellen, Wertschöpfungsketten,
Leistungserstellungsprozessen und Produktkonstellationen.
9 Vgl. IW Consult (2016), S. 9. 10 Hüther, M. (2016), S. 5.
11
4 Arbeiten 4.0
Es gibt bisher wenig Erkenntnisse darüber, welche Auswirkungen und Konsequenzen die
Veränderungen von Geschäftsmodellen im Sinne der Digitalisierung und der Einsatz von
digitalen Technologien (im Kontext der Geschäftsmodelle und im Rahmen des
Leistungserstellungsprozesses und der Produktleistung) auf das System Arbeit haben. Die
Diskussion um die sogenannte „soziale Transformation“, nicht zuletzt im Zusammenhang mit
Arbeiten 4.0, steht im Moment am Anfang.
Um eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen und gleichzeitig die Komplexität zu erfassen,
bedarf es einer Analyse der folgenden Themenstellungen:
Der Einfluss der Digitalisierung auf die Mikroebene im Betrieb (Arbeitsplatzbezogene
Faktoren)
Der Einfluss der Digitalisierung auf die Mesoebene im Betrieb (Führung, Organisation, ...)
Der Einfluss der Digitalisierung auf die Makroebene (Volkswirtschaftliche und
arbeitsmarktpolitische Faktoren und Bedingungen)
Der Einfluss der Digitalisierung auf die Metaebene (Gesellschaftliche, rechtliche und
politische Faktoren und Bedingungen)
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über mögliche Handlungsebenen und
Handlungsfelder.
12
Abb. 5: Mögliche Handlungsfelder des Systems Arbeit / Arbeiten 4.011
4.1 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Mikroebene
Es ist davon auszugehen, dass die Digitalisierung von Geschäftsmodellen und ein damit
verbundener Einsatz von digitalen Technologien auf der Mikroebene die Arbeitsprozesse,
-strukturen und -bedingungen verändern werden. Potenzielle Folgen könnten eine zunehmende
Arbeitsverdichtung, eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit und eine höhere Komplexität in einigen
Bereichen sein. Der Arbeitsplatz selbst erfährt nicht selten eine Veränderung der Interaktionen
von Menschen und Maschine. Haben die digitalen Technologien eine große Bedeutung und einen
großen Einfluss am Arbeitsplatz, stellt sich die Frage, wer „den Takt vorgibt“ – der Mensch oder
die Maschine – und bei welchen Tätigkeiten der Mensch im Mittelpunkt steht. Bei manuellen
und / oder kognitiven Tätigkeiten nicht nur in einfachen, sondern auch in komplexen
Arbeitsprozessen besteht mehr und mehr die Möglichkeit der (Teil-) Automatisierung. Dies wird
11 Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 81.
Vergütung
13
zwangsläufig mit einer Anpassung der Arbeitsstrukturen verbunden sein (müssen). Eine solche
Entwicklung hat qualitative und quantitative Beschäftigungseffekte (siehe Kapitel 4.3). In der
Diskussion darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass mit der Digitalisierung und dem
Einsatz von digitalen Technologien am Arbeitsplatz auch Entlastungseffekte verbunden sein
können. Assistenzsysteme erleichtern das Arbeitsleben. Es bestehen somit auch mehr
Möglichkeiten des Einsatzes von leistungsgewandelten Beschäftigten. Darüber hinaus befördert
die Digitalisierung die Entkoppelung von Ort und Zeit am Arbeitsplatz. Mobile Arbeitsmodelle
sind aus der technischen Sicht leichter umsetzbar als bisher. Mit den vielfältigen Möglichkeiten
der mobilen Arbeitsmodelle wird eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und privater
Lebenssituation verbunden. Dabei scheint im Moment außer Acht gelassen zu werden, dass es
von Seiten der Beschäftigten ein hohes Maß an Selbstmanagement und Selbstdisziplin bedarf
und es auf Seiten des Unternehmens verbindliche Regeln braucht.12
Von den Beschäftigten wird zudem erwartet, dass sie mit der ausgeweiteten Erreichbarkeit
umgehen können und ihre Verfügbarkeit unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange und
ihrer eigenen Möglichkeiten regeln. Diese Erwartungen an die Beschäftigten braucht ein
Pendant auf der Arbeitgeberseite. Welche Vorstellungen hat der Betrieb hinsichtlich der
Verfügbarkeit der Mitarbeitenden? Lässt sich ein solches Regelwerk, das sowohl den
betrieblichen als auch den Beschäftigten-Interessen gerecht wird, für das gesamte Unternehmen
finden? Oder ist es vielmehr eine Regelung im Team, in der Abteilung? Die Antwort wird
sicherlich nicht in der Lösung liegen, um 18 Uhr den Server abzustellen.
4.2 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Mesoebene
Auf der Mesoebene ist zu beachten, dass durch neue Geschäftsmodelle und veränderte
Wertschöpfungsketten mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Formen von Kooperation und
Austausch innerhalb eines Unternehmens und zwischen Unternehmen (entlang der
Wertschöpfungskette) entstehen. Strategische Allianzen werden zu wichtigen Instrumenten der
Unternehmenspolitik. Von unternehmenspolitischer Relevanz sind zudem Themen wie der
Umgang mit der Datenfülle (Big Data und die Kompetenz des Data Mining) sowie der
Datensicherheit. Auch die Frage des Daten-Ownerships gilt es zu klären. Wem gehören welche
Daten an welcher Station der Wertschöpfungskette, wenn der Kunde aktiv eigene Daten in den
Prozess gibt? Und wer trägt dann die Verantwortung für die Datensicherheit? Ein weiterer
Aspekt ist die Investition, die mit der Digitalisierung verbunden ist. Auf den ersten Blick nehmen
12 Vgl. Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 81.
14
wir die Investitionskosten im Kontext der technischen und Prozess-Innovationen wahr. Auf den
zweiten Blick ist es jedoch notwendig, die Investitions- und Veränderungskosten, die sich aus
der sozialen Transformation und den sozialen Innovationen ergeben, zu berücksichtigen.
Darüber hinaus sollten die Konsequenzen der Digitalisierung in Bezug auf die Aufbau- und
Ablauforganisation thematisiert werden. Es ist davon auszugehen, dass zunehmend Maschine-
zu-Maschine Kommunikation und -Kooperation implementiert werden, welche nicht nur die
einfach standardisierten Prozesse und Bereiche betreffen, sondern auch die komplizierteren
bzw. komplexen Prozesse und Bereiche tangieren. Des Weiteren kann es zu Verflachungen von
Hierarchien und zu der Implementierung von agilen Organisationsformen kommen, die wenig
Regeln und keine Hierarchie beinhalten. Entscheidungskompetenzen werden dann delegiert.
Damit verändern sich klassische Führungsstrukturen und -kulturen. Es wird im Moment von
einer Art von Demokratisierung von Führung gesprochen, womit in einem ersten Schritt hier
wohl eher eine weitere Partizipation gemeint ist. Wird dann die steigende Partizipation und der
Trend zur Demokratisierung von Führung mit der Möglichkeit von flexiblen, mobilen und agilen
Arbeitsmodellen verbunden, zeigt sich die Notwendigkeit eines Mitarbeitendenbildes im Sinne
des Unternehmers in eigener Sache sowie eines Kompetenzprofils, das neben fachlicher
Kompetenz und Medienkompetenz ein hohes Maß an Methoden- und Sozialkompetenzen
beinhaltet. Zudem braucht es ein hohes Maß an Lernbereitschaft und -fähigkeit sowie
Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit. Beschäftigte mit einem solchen Rollenverständnis und
Kompetenzprofil erwarten von Führungskräften ein Verhaltensmuster, das eher einem
„Impresario“ gleicht. Die Führungskraft gestaltet Rahmenbedingungen, koordiniert und
motiviert. Nicht zuletzt ist damit zu rechnen, dass sich die Belegschaftsstrukturen aus einer
Kernbelegschaft und Satelliten zusammensetzen, wobei die Satelliten eher hoch qualifizierte
Personen sind, die dem Unternehmen auf Zeit ihre Kompetenzen zur Verfügung stellen.13
Nicht zuletzt ist davon auszugehen, dass der Betrieb, traditionell definiert als geschlossenes
System der Leistungserbringung und als gesellschaftliche Instanz, an Bedeutung verliert.
Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette, strategische Allianzen, Zunahme von
Satelliten-Belegschaften etc. tragen zu dieser Entwicklung bei. Damit verändert sich auch die
Bindung der Mitarbeitenden an den Arbeitgeber. Um eine belastbare Mitarbeitendenbindung zu
realisieren, bedarf es dann mehr als nur einer vertraglichen Grundlage und eines angemessenen
Entgelts. Identifikation mit der Aufgabe, Identifikation mit dem Arbeitgeber, Identifikation mit
der Kultur, Identifikation mit der Strategie setzen Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit voraus.
Man kann nur das glaubhaft nach außen und innen kommunizieren, was man stimmig nach
innen lebt.
13 Vgl. Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 82.
15
4.3 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Makroebene
Arbeitsmarktpolitisch und volkswirtschaftlich (Makroebene) ist unter anderem die
Auswirkung der digitalen Transformation auf die duale Ausbildung von besonderem Interesse.
Es liegt auf der Hand, dass Ausbildungsinhalte und Ausbildungscurricula sowie Berufsbilder
angepasst werden müssen, wenn sich die Arbeitsinhalte, Arbeitsprozesse, Arbeitsumgebungen,
Arbeitsbedingungen, Arbeitsstrukturen sowie Arbeitsorganisationen nachhaltig und langfristig
verändern. Nur auf eine solche Weise lässt sich die duale Ausbildung zukunftsfest gestalten.14
Das Risiko, junge Menschen heute und in den nächsten Jahren in einem Beruf auszubilden, der
dann in einigen Jahren großen Anpassungen unterliegt, ist kaum zu verantworten, insbesondere,
da die Erkenntnisse eines Wandels aufgrund der Digitalisierung heute bereits vorhanden sind.
Ebenso große Herausforderungen stellen die Beschäftigungseffekte dar, die im Kontext der
Digitalisierung vermutet werden. Die Beschäftigungseffekte sind in qualitative und quantitative
zu gliedern. Auf der qualitativen Ebene, also den Anforderungen an Qualifikationen und
Kompetenzen, wird von einer steigenden Bedeutung von
• IT-Grundkompetenz und Medienkompetenz,
• Methoden- und Social-Skills,
• emotionaler und sozialer Kompetenz,
• kreativer Kompetenz,
• Lern- und Veränderungsbereitschaft sowie -fähigkeit,
• Fähigkeit im Umgang mit Geschwindigkeit und Komplexität,
• Selbst-Management und
• lebenslangem Lernen
ausgegangen. Auch die Fähigkeiten, mit und ohne direkten persönlichen Kontakt zu
kommunizieren und zu kooperieren sowie Wissen zu teilen, gehören zu den essentiellen
Anforderungen.15 Dabei werden alle Beschäftigten und Berufsgruppen in den Blick genommen.
Einige Experten gehen sogar soweit, die Forderung zu stellen, dass in der Schulbildung, der
Ausbildung und der betrieblichen Qualifizierungen die Entwicklung von IT- und
Medienkompetenzen nicht als Extra-Fach sondern als „Durchlaufender Posten“ implementiert
werden muss.16 Angesichts des Bedeutungszuwachses von überfachlichen Kompetenzen bedarf
es Aus- und Weiterbildungskonzepte, die das lebenslange Lernen und die Fähigkeiten zum
14 Vgl. Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 82f. 15 Vgl. FAZ, (2017), S. V4. 16 Vgl. Giersberg, G. (2017), S. 26.
16
Change Management kontinuierlich auf der Agenda haben. Zudem bedarf es der Integration von
IT-Kompetenzen und Medienkompetenzen in die Curricula aller Ausbildungsberufe und aller
Weiterbildungsaktivitäten.
Was die quantitative Ebene der Beschäftigung betrifft, so ist damit zu rechnen, dass es positive
Effekte geben wird. Im Rahmen der Gestaltung der Geschäftsmodelle und
Leistungserstellungsprozesse, der Innovationsentwicklung, der Schaffung von strategischen
Allianzen, der Maschine-Maschine-Schnittstellen und der Mensch-Mensch-Schnittstellen etc.
werden vielfältige Tätigkeiten zu bewältigen sein und neue Tätigkeits- und Jobprofile
entstehen. 17 Indikator für diese Entwicklung ist unter anderem das prognostizierte
Produktivitätswachstum.18 Darüber hinaus schaffen neue Unternehmen, deren Wertschöpfung
im Netz, in Netzwerken und auf Plattformen generiert wird, Arbeitsplätze.19
Demgegenüber ist auch mit negativen Beschäftigungswirkungen zu rechnen. So wird derzeit
diskutiert, dass sich wahrscheinlich die Chancen auf dauerhafte Beschäftigung für einige
„durchschnittlich“ Qualifizierte (mittlere Qualifikationsstufen) reduzieren könnten. Die bisher
als selbstverständlich betrachtete Annahme, dass mit der Entwicklung neuer Technologien die
Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften steigt und die Nachfrage nach Niedrig-
Qualifizierten sinkt, scheint nicht mehr zu gelten. Denn aktuelle Forschungsergebnisse zeigen
veränderte Zusammenhänge. So wird es danach bei vielen Tätigkeiten, die bisher durch
Beschäftigte mit mittlerem Qualifikationsniveau bearbeitet worden sind und die eine manuelle
und / oder kognitive, teilweise auch hoch komplexe Routineaufgabe darstellen, zu einer
Substitution durch die Technik kommen.20 Das Institut der Deutschen Wirtschaft schätzt das
Substituierungspotenzial auf ca. 19 Prozent in Expertenberufen.21
17 Vgl. Icks, A. et al (2017), S. 42. 18 Vgl. FAZ (2017), S. V4. 19 Vgl. FAZ (2017), S. V4. 20 Vgl. Brynjolfsson, E. / McAfee, A. (2012, 2014); Autor, D. H. / Dorn, D. (2013); Zuboff, S. (2014); Bonin, H. et al. (2015); Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 83. 21 Vgl. FAZ (2017), S. V4.
17
Abb. 6: Smoothed changes in employment by skill percentile, 1980-200522
Diese auf den ersten Blick negativen Beschäftigungseffekte können jedoch teilweise aufgelöst
werden.
Zum einen kann hier die demografische Lücke zum Tragen kommen. Wenn das Angebot
an Fachkräften angesichts der Demografie sinkt und gleichzeitig die Nachfrage nach
bestimmten Fachkräften aufgrund des Substitutionseffekts im Kontext von
Digitalisierung abnimmt, besteht die Möglichkeit der Kompensation des negativen
Beschäftigungseffektes. Darüber hinaus könnte auch dem Fachkräfteengpass in
bestimmten Berufen entgegengewirkt werden.
Zum anderen werden durch die Technologisierung in bestimmten Tätigkeiten
Ressourcen frei, die sinnvoll eingesetzt werden können. Es besteht durchaus die Option,
Zeitwohlstand zu generieren, also Zeitreserven zu heben, die wir dann sinnvoll einsetzen
könnten, was wiederum positive Beschäftigungseffekte nach sich ziehen kann.
Zum dritten können körperlich und geistig belastende und monotone Tätigkeiten
abgelöst werden. Es erfolgt eine Humanisierung der Arbeit.23
In einem sind sich die Experten einig: Trotz aller Digitalisierungsbemühungen werden
sensomotorisch anspruchsvolle Arbeiten angesichts der Feinmotorik schwieriger zu
22 Autor, D. H. / Dorn, D. (2013). 23 Vgl. FAZ (2017), S. V4.
18
automatisieren sein, ebenso wie kognitive Nicht-Routinetätigkeiten aufgrund des hohen Maßes
an sozialer und emotionaler Intelligenz sowie Kreativität. Beispiele sind Gesundheits- und
Sozialwesen, Forschung und Entwicklung, Unternehmensdienstleistungen und Management
sowie lokale Dienstleistungen mit hochspeziellen Tätigkeiten.
4.4 Der Einfluss der Digitalisierung auf die Metaebene
Die digitale Transformation führt zu Befürchtungen und Veränderungsängsten, mit denen die
Gesellschaft (Metaebene) umgehen muss. Es liegt in der Verantwortung der Akteure des
Systems Arbeit, wie Arbeitgebern, Sozialpartnern und Politik, Szenarien bezüglich der
Konsequenzen der Digitalisierung jenseits von Technik und Geschäftsmodellen zu erstellen und
somit mehr Informationen zu generieren, was auf die Menschen zukommt. Nur so lassen sich
Unsicherheit und Verunsicherung in der Gesellschaft reduzieren. Nicht zuletzt ist zu
konstatieren, dass rechtliche Strukturen und Regelungen an veränderte Arbeitsformen und
Beschäftigungsverhältnisse (zum Beispiel Arbeitszeitgesetz und Arbeitsstättenverordnung)
angepasst werden müssen. Zudem verändern sich die Anforderungen an Sozialpartnerschaft.
Tarifverträge mit kollektiv geprägten Regelungen werden vor dem Hintergrund der
Entwicklungen in der Arbeitswelt die Handlungsfähigkeit eher behindern als befördern. Es wird
vielmehr darauf ankommen, dass bestimmte Mindeststandards, die für alle gelten, durch
modular ausgerichtete Regelungen ergänzt werden.24
24 Vgl. Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 83.
19
5 Führung 4.0
5.1 Unternehmensführung: Agieren in Spannungsfeldern
Die Unternehmensführung wird zunehmend dadurch gekennzeichnet sein, „Spannungsfelder“
bzw. mehrere Pole auszubalancieren. Dies wird einerseits durch die Digitalisierung befördert,
andererseits spielen demografische, ökonomische und gesellschaftliche Megatrends eine
wichtige Rolle.
Folgende Spannungsfelder im Kontext Unternehmensführung werden derzeit diskutiert:
Traditionelle „Geschäftsmodelle“ – Digitale „Geschäftsmodelle“
Bewahren – Verändern
Innovations- und Qualitätsdruck – Kostendruck
Linienorganisation – Agile Organisation
Stationäre Arbeit – Mobile Arbeit
Erreichbarkeit – Verfügbarkeit
Berufliche Situation – Private Lebenssituation
Generation Baby Boomer (Digital Immigrants) – Generation X, Y und Z (Digital Natives)
Kern-Team/-Belegschaft – Satelliten-Team/-Belegschaft
Transaktionaler Führungsstil (Management) – Transformationaler Führungsstil
(Leadership)
5.1.1 Traditionelle „Geschäftsmodelle“ – Digitale „Geschäftsmodelle“
Die Megatrends in der Arbeitswelt und insbesondere die Digitalisierung werden nicht nur
Wertschöpfungsketten, Geschäftsprozesse, Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen,
sondern das gesamte Unternehmen verändern.25 In Kapitel 2 wurde das Spektrum an digitalen
Geschäftsmodellen vorgestellt und in Kapitel 4 wurde der Versuch unternommen, die
Komplexität und das Ausmaß der Veränderungen im System Arbeit und im Kontext der sozialen
Transformation sichtbar zu machen.
25 Vgl. Deloitte Digital / Heads! (2015), S. 2.
20
Es ist nicht davon auszugehen, dass digitale Geschäftsmodelle die traditionellen Modelle
komplett verdrängen. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass traditionelle und digitale
Geschäftsmodelle in Zukunft nebeneinander existieren (können) – auf den Märkten, in Branchen
und auch in Unternehmen. Darüber hinaus gibt es hybride Geschäftsmodelle, bei denen
physische und digitale Leistungsbestandteile miteinander verbunden sind und der
Leistungserstellungsprozess physisch und digital aufgebaut ist.
Grundsätzlich ist jedoch zu beachten, dass die Logik der Geschäftsmodelle unterschiedlich sein
kann. So zeichnen sich traditionelle Geschäftsmodelle durch die Dominanz des
Produktherstellers bzw. Dienstleistungsherstellers aus. Ihm zur Seite stehen Zulieferer, die im
wahrsten Sinne des Wortes zuliefern, was ihre Rolle nicht selten trefflich beschreibt. Digitale
Technologien werden eingesetzt, jedoch vor allem als Tools, die den
Leistungserstellungsprozess vereinfachen und produktiver machen (sollen). Traditionelle
Geschäftsmodelle werden nicht selten auch als Pipeline-Wirtschaft bezeichnet.26
Digitale Geschäftsmodelle hingegen stellen die gesamte Wertschöpfungskette in den Fokus. Alle,
die an dem Leistungserstellungsprozess beteiligt sind, haben die gleiche Relevanz. Sie bilden
eine strategische Allianz im Sinne einer gleichberechtigten Partnerschaft. Somit wird gegenüber
dem Kunden nicht nur Qualität versprochen, sondern auch ein Leistungsversprechen im Sinne
von erheblichen Innovations- und Produktivitätssteigerungen gegeben. Voraussetzung ist dann
ein perfektes Schnittstellenmanagement sowie eine optimale Verteilung von Know how sowie
die Nutzung der Vielfalt von Perspektiven und Ideen. Des Weiteren werden im Rahmen von
digitalen Geschäftsmodellen digitale Technologien als Tools und als Substitut für ganze
Prozessschritte eingesetzt. Nicht zuletzt zeichnen sich digitale Geschäftsmodelle dadurch aus,
dass sie einen Marktplatz schaffen, „auf dem Kunden und Anbieter zusammentreffen, um einen
Mehrwert für beide zu schaffen.“27 „Nur wer sich die Konkurrenz auf die eigene Plattform holt,
hat Chancen.“28 Digitale Geschäftsmodelle werden mit dem Begriff der Plattform-Ökonomie
umschrieben.29
26 Vgl. Meck, G. / Weiguny, B. (2017), S. 23 27 Meck, G. / Weiguny, B. (2017), S. 23. 28 Meck, G. / Weiguny, B. (2017), S. 23. 29 Meck, G. / Weiguny, B. (2017), S. 23.
21
Tabelle 2 gibt einen Überblick über zentrale Unterschiede.
Traditionelle Geschäftsmodelle Digitale Geschäftsmodelle
• Traditionelle Geschäftsmodelle eher innerhalb der klassischen Unternehmensgrenze
• Fokus auf Produktorientierung • Abgeben eines Leistungsversprechens in
Bezug auf Qualität des Produktes • Dominanz des Produktherstellers • Lieferanten etc. = „Zuarbeiter“
• Neue Geschäftsmodelle über die klassische Unternehmensgrenze hinaus (Wertschöpfungskette)
• Prozessansatz • Abgeben eines Leistungsversprechens, zum
Beispiel im Sinne einer Produktivitätssteigerung beim Kunden)
• Formen von Kooperation und Austausch, Notwendigkeit von strategischen Allianzen, Kooperationen auf Augenhöhe
• Notwendigkeit eines perfekten Schnittstellenmanagements
Tab. 2: Unterschiede in den Geschäftsmodellen30
Im Rahmen eines Geschäftsmodellvergleichs ist zudem zu konstatieren, dass die
Unternehmenskultur durch die Ausrichtung der Geschäftsmodelle beeinflusst wird. Digitale
Geschäftsmodelle mit dem Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette, kombiniert mit
strategischen Allianzen, sowie flache, agile Organisationsformen bringen andere Denk- und
Handlungsmuster hervor als traditionelle Geschäftsmodelle mit der Dominanz des Produkt-
/Dienstleistungsherstellers. Denn diese Dominanz führt zwangsläufig zur Hierarchie. Die
Kulturunterschiede sind vor allem dann von großer Bedeutung, wenn in einem Unternehmen
beide Arten von Geschäftsmodellen Anwendung finden.
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Durchdringung von digitaler Kompetenz und
Medienkompetenzen unterschiedlich ist. Beschäftigte, die digitale Geschäftsmodelle umsetzen,
benötigen ein hohes Maß an derartigen Kompetenzen.
5.1.2 Bewahren – Verändern
Veränderungen sind zum Normalzustand geworden. Diese Entwicklung wird sich angesichts der
Megatrends fortsetzen. Aus Veränderungsprozessen – mit einem Anfang und einem Ende –
werden Veränderungsströme. Die eine Veränderung geht in die andere über. Veränderungen
stoßen nicht bei allen Beteiligten immer auf sofortige Begeisterung. Insbesondere, wenn das
Tätigkeitsspektrum von Beschäftigten über längere Zeit durch Routineaufgaben geprägt ist, wird
die Veränderungsfähigkeit gelähmt. Je tiefer bestimmte Pfade eingetreten sind, als desto
30 Eigene Übersicht.
22
schmerzhafter wird es wahrgenommen, diese zu verlassen und andere Wege einzuschlagen. Die
Einstellung „Das haben wir schon immer so gemacht und warum sollen wir das jetzt anders
machen!“ stellt jedoch ein hohes unternehmerisches Risiko dar, dessen Führungskräfte und
Entscheidungsträger sich bewusst sein müssen.
Veränderungen sind immer mit Verunsicherung verbunden. Je umfangreicher und dynamischer
Veränderungen eintreten, umso größer ist die Verunsicherung. Beschäftigte benötigen somit
einen Orientierungsanker und Bezugsrahmen, etwas, auf das sie zählen und zurückgreifen
können und das ihnen einen besonderen Halt, Vertrauen und Orientierung gibt sowie sie auf
dem Weg zu neuen Ufern begleitet. Solche Orientierungsanker und Bezugsrahmen werden
immer weniger die Strukturen und Prozesse des Unternehmens sein, auch Geschäftsmodelle
werden nicht stabil und konstant bleiben. Zudem hält die einmal abgeschlossene
Berufsausbildung nicht mehr ein Leben lang. Was ist es also, das es zu bewahren gilt, wenn
Veränderungen zum Normalzustand werden? Dazu gehören die Grundwerte des Unternehmens,
Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit im Handeln der Führungskräfte, Nachvollziehbarkeit von
Veränderungen und deren Maßnahmen, Kalkulierbarkeit und Transparenz. Partizipation ist
ebenfalls zu nennen. Grundsätzlich sind diese Faktoren wichtig und gehören zu einer guten
Unternehmenspolitik und -kultur. Im Kontext von Veränderungen sind sie jedoch essentiell,
denn sie stellen unter anderem die DNA des Unternehmens dar.
Eine häufig zitierte und in der Praxis sehr beliebte Quelle teilt die Einstellung der Beschäftigten
zu Veränderungen in vier Gruppen, aufgeteilt auf ein Spektrum von Akzeptanz bis hin zur
Opposition.31
31 Vgl. Strasser, E. (2010), S. 6.
23
Abb. 7: Einstellung der Beschäftigten zu Veränderungen32
Es werden sogenannte Treiber (15 Prozent), Skeptiker (35 Prozent), Bremser (35 Prozent) und
Verweigerer (15 Prozent) identifiziert. Treiber halten die Veränderung für wichtig und den Weg
für richtig. Skeptiker sind sich der Notwendigkeit der Veränderung bewusst, haben jedoch
Vorbehalte, was den Umsetzungsweg betrifft. Bremser nehmen die Veränderung hin, weil sie
keine andere Möglichkeit sehen. Die Verweigerer sehen weder den Sinn der Veränderung noch
halten sie den Weg für machbar. Sie verweigern die Mitarbeit entweder verdeckt oder offen.33
Das Wissen um grundlegende emotionale Verhaltensmuster von Menschen in
Veränderungsprozessen ist in zweifacher Weise hilfreich. Zum einen können Führungskräfte auf
ihre eigenen Emotionen besser reagieren, denn auch sie sind ja von den Veränderungen
betroffen. Zum anderen versetzt es sie in die Lage, mit den Gefühlen und Reaktionen der
Beschäftigten angemessen umzugehen. Denn Veränderungen lösen bei jedem Einzelnen eine
Vielzahl mehr oder weniger starker, unterschiedlicher Gefühle aus, da Menschen vorwiegend auf
der Grundlage von Erlerntem und Beständigkeit handeln.34
Sobald sich ankündigt, dass eine bestimmte persönliche Komfortzone verlassen werden muss,
beginnen Menschen zuerst mit innerem Widerstand zu reagieren und durchlaufen dabei
32 Strasser, E. (2010), S. 6. 33 Vgl. Strasser, E. (2010), S. 6. 34 Vgl. Doppler, K. / Lauterburg, C. (2002).
24
festgelegte Phasen. Die Abfolge ist immer gleich und einzelne Phasen können nicht
übersprungen werden. Individuell unterschiedlich ist nur die Verweildauer in den Phasen
selbst.35 Abbildung 8 verdeutlicht diese verschiedenen Phasen eines Veränderungsprozesses
und welche typischen Reaktionen bei Beschäftigten und in Teams dabei anzutreffen sind.36
Abb. 8: Change-Phasen37
Die Kurve betrachtet neben dem Faktor Zeit auch die Dimension der subjektiv
wahrgenommenen Kompetenz der Change-Akteure. Letztere setzt sich zusammen aus der
Change-Fähigkeit (dem Können), der Change-Bereitschaft (dem Wollen) und der Change-
Möglichkeit (dem Dürfen), was schlussendlich ein verändertes Tun herbeiführt.38
Tritt ein Ereignis ein, auf das Beschäftigte (vermeintlich) keinen Einfluss haben, müssen sie sich
nicht selten von gewohnten Denk- und Handlungsmustern verabschieden. Zunächst wird eine
tiefere Auseinandersetzung mit der Veränderung vermieden und der Tatbestand wird erst
einmal von sich gewiesen. Dies äußert sich oft in Aussagen wie „Gut, dass mich das nicht
betrifft!“ oder „Der Kelch wird auch an mir vorbeigehen!“. Es folgt die Reaktion mit Unbehagen
und Frustration der Beschäftigten. Wenn die Veränderung wie ein Schock (Phase 1) auf die
Beschäftigten wirkt oder zurückgeht auf die Bedrohung in der Machtposition,
35 Vgl. Tschönhens, A. / Bissegger, E. (2012). 36 Vgl. Streich, R. K. (1997). 37 Streich, R. K. (2016), S. 24. 38 Vgl. Streich, R. K. (2016), S. 23 f.
25
Informationsmangel, festgefahrene Denkstrukturen oder auch Systemwiderstände, kann es
sogar Angst verursachen. Es entsteht für alle Beteiligten das Gefühl, den eigenen und fremden
Rollenerwartungen nicht gerecht werden zu können. Nach außen ist oft eine Abwehrhaltung
sichtbar. Entweder wird dabei die Verneinung (Phase 2) offen dargelegt durch entsprechende
Gegenargumentation, Polemik, Streit, Intrigen und Gerüchte oder verdeckt gezeigt in Form von
Schweigen, Bagatellisieren, ins Lächerliche ziehen, Unaufmerksamkeit, Fernbleiben und
Krankheit bzw. Fehlzeiten. Vor diesem Hintergrund überschätzen die Change-Akteure zudem
häufig ihre eigene Kompetenz und schreiben Probleme nicht selten dem veränderten Umfeld zu.
Widerstand bedeutet aber auch Energie und die Chance, Strategien und Entwicklungsrichtungen
zu überprüfen. Das heißt, Widerstand an sich ist ein natürliches Element jedes Lern- und
Veränderungsprozesses. Erst sein Ausmaß und seine Form entscheiden darüber, ob er sich
positiv oder negativ auswirkt.39
Nach der Abwehr folgt die Frustration. Viele Beschäftigte stellen fest, dass Altes nicht mehr
funktioniert, das Neue sich aber noch nicht etabliert hat. Die Beschäftigten wissen nicht recht,
was sie tun sollen und sind hin- und hergerissen. Betroffene sind niedergeschlagen und
deprimiert, fühlen sich ausgeliefert und probieren Ausweichstrategien aus. Beschäftigte erleben
eine emotionale Berg- und Talfahrt und erkennen zugleich, dass das Vergangene nicht
weiterhilft. Halbherzig lassen sie sich auf Veränderungen ein und es gibt zumindest eine Ahnung
vom Bild der Zukunft. Rational hat bereits eine Einsicht (Phase 3) stattgefunden, doch emotional
werden Beschäftigte häufig durch Gespräche mit Kollegen, Vorgesetzten und täglich neuen
Hintergrundinformationen immer wieder verunsichert und zurückgeworfen.40 Auch die eigene
Handlungskompetenz wird in dieser Zeit sehr kritisch hinterfragt.41 Besonders in dieser Phase
sind die Führungskräfte gefragt, denn hier herrscht die Gefahr, dass Beschäftigte „feststecken“
und den nächsten Schritt nicht mitgehen (können). Häufig nehmen Führungskräfte an, dass
Strategien und Ziele bei den Beschäftigten bekannt sind, wenn sie einmal im Intranet erschienen
sind oder an den Infotafeln hängen. Doch oft ist das nicht der Fall. Wenn Führungskräfte an
dieser Stelle nicht sicherstellen, dass ihre Beschäftigten die Marschroute kennen und
verinnerlichen, „verlieren“ sie ihre Beschäftigten in der Frustration. Es lohnt sich also, hier
sorgsam und sensibel alle Beschäftigten einzeln mitzunehmen.42
Über die innere Akzeptanz (Phase 4), emotional und sachlich, verbunden mit dem Wort „Ja!“,
durch die auch die eigene Kompetenz zur Change-Steuerung realistisch eingeschätzt wird,
39 Vgl. Streich, R. K. (1997); Streich, R. K. (2016), S. 25-27. 40 Vgl. Behr, T. / Tyll, T. (2003), S. 2. 41 Vgl. Streich, R. K. (2016), S. 26. 42 Vgl. Streich, R. K. (1997).
26
kommt es zur Phase des Ausprobierens (Phase 5). Hier wird getestet, Erfahrung gesammelt und
aus scheinbaren Rückschlägen gelernt, was wiederum zu einer Steigerung der selbst
wahrgenommenen Kompetenz unter den Akteuren führt. Ein Silberstreifen ist am Horizont zu
erkennen, und für die Beschäftigten kehrt das Gefühl der Selbstsicherheit, der Orientierung und
der Neugier langsam zurück.43 Gefolgt wird diese Phase von dem Zustand der Erkenntnis (Phase
6). Durch das Sammeln zahlreicher Informationen erfolgt zwangsläufig eine Erweiterung des
eigenen Bewusstseins. Der Kreis schließt sich und es wird klar, wann und warum die neuen
Verfahrens- und Verhaltensweisen erfolgversprechend sind. Auch die wahrgenommene eigene
Kompetenz liegt deutlich höher als noch zu Beginn des Change-Prozesses. Schlussendlich
werden in der Phase der Integration (Phase 7) die neuen Vorgehensweisen nachhaltig
verinnerlicht, sodass sie wie selbstverständlich angewandt werden. Dieser Zustand hält bis zum
nächsten Change-Prozess, der die Beteiligten wieder in Phase 1 versetzt, an. Überführt man die
neuen Verfahrens- und Verhaltensweisen jedoch in einen kontinuierlichen
Verbesserungsprozess, so fallen künftige Change-Prozesse allen Beteiligten deutlich leichter.44
Die emotionalen Phasen der Veränderungen lassen sich mit der Clusterung der Einstellungen
der Beschäftigten zu Veränderungen verknüpfen. Es ist festzustellen, dass Treiber sich schnell
durch die emotionalen Phasen der Veränderungen bewegen und die Ausschläge sich in Grenzen
halten. Skeptiker benötigen etwas mehr Zeit als die Bremser, die zudem mehr „Auf und Ab“
zeigen. Verweigerer schaffen es nicht, die kognitive und emotionale Frustration zu überwinden.
Sie bleiben im wahrsten Sinne des Wortes „stecken“.
Unbestritten fällt es schwer, alte Gewohnheiten aufzugeben und Neuland zu betreten. Im
Veränderungsprozess gilt es daher, neben der Reorganisation der Abläufe und Strukturen auch
gezielt persönliche, soziale und kommunikative Aspekte zu beachten. Denn Widerstand bei den
Beschäftigten lässt sich nicht durch Anordnung oder einen autoritären Führungsstill beseitigen.
Der Lösungsweg besteht allein darin, die Ursachen zu (er)kennen und damit in geeigneter Weise
umzugehen. Mit dem Wissen um die emotionalen Phasen eines Veränderungsprozesses und wie
Beschäftigte darin agieren, können Führungskräfte sie von Beginn an gezielt unterstützen und es
allen Beteiligten ermöglichen, schneller Selbstvertrauen nach der Veränderung zu erlangen.
Damit werden Führungskräfte für viele Beschäftigte zu einem Faktor, auf den sie in der
Veränderung zählen können. Sie werden zu der Konstanten in der Veränderung.
43 Vgl. Streich, R. K. (1997); Streich, R. K. (2016), S. 26 f. 44 Vgl. Streich, R. K. (2016), S. 27.
27
Abb. 9: Aufgaben von Führungskräften im Veränderungsprozess45
5.1.3 Innovations- und Qualitätsdruck – Kostendruck
Die Realität in vielen Unternehmen ist durch Innovations- und Qualitätsdruck auf der einen Seite
und Kostendruck auf der anderen Seite gekennzeichnet. Dies wird sich in Zukunft wohl nicht
ändern, ganz im Gegenteil: es ist davon auszugehen, dass sich dieses Spannungsfeld verschärfen
wird.
Dem Kostendruck wird häufig mit
Prozessoptimierung,
Rationalisierung,
Standardisierung,
Schnittstellenmanagement,
Verlagerung,
Produktivitätssteigerungen sowie
Null-Fehler-Politik
begegnet.
45 In Anlehnung an Streich, R. K. (1997).
28
Demgegenüber sind typische Ansätze zum Umgang mit Innovations- und Qualitätsdruck:
Handlungsspielräume,
Partizipation,
Vielfalt im Team,
Zeit und Raum für gemeinsames Denken und Querdenken,
Wissenstransfer,
Netzwerke,
Open Innovation oder
Fehlertoleranz.
Es fällt auf, dass die Reaktionsmuster auf Kosten- und Innovations-/Qualitätsdruck
unterschiedlich sind. Zudem lässt sich feststellen, dass sie sich an mehreren Stellen sogar
widersprechen, wobei dieser Widerspruch kaum aufzulösen ist, was nicht selten bei
Beschäftigten zu Irritationen führt.
Die Unterschiedlichkeit macht deutlich, dass man das betriebliche Handeln und die damit
verbundene Arbeitswelt als mehrdimensionales Gebilde betrachten muss. Im Kontext von
Kostendruck sind Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen – wie bereits dargestellt – durch
fortschreitende Rationalisierung und Standardisierung gekennzeichnet. Routinearbeiten und
Arbeitsverdichtung gehören zum Alltag. Durch Prozessoptimierung wird dem Druck, immer
noch schneller und billiger zu sein, Rechnung getragen. Im Kontext von Innovations- und
Qualitätsdruck spielen Wissen und Kompetenzen in Kombination mit hoher Flexibilität,
Schnelligkeit und Wendigkeit sowie Know-how-Transfer und Kollaborationen eine
entscheidende Rolle. Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen weisen hier eine hohe
Wissensintensität und Vernetzung untereinander auf und sind sehr komplex. Diese beiden
unterschiedlichen Dimensionen der Arbeitswelt erfordern auch differenzierte Ansätze im
Umgang mit den betroffenen Mitarbeitenden. So gilt es in einer Welt der Routine und
Standardisierung, Mitarbeitende dennoch „in Bewegung zu halten“, damit sie ihre
Qualifikationen und Kompetenzen auf dem neuesten Stand halten und somit die Flexibilität
beim Personaleinsatz gewahrt bleibt. In einer von hoher Veränderungsgeschwindigkeit und
Innovationen geprägten Arbeitswelt hingegen ist darauf zu achten, dass die Beschäftigten auch
„in Balance bleiben“ und nicht ausbrennen.
29
5.1.4 Linienorganisation – Agile Organisation
Auch wenn zahlreiche Experten bereits seit vielen Jahren propagieren, dass schon bald das
bisherige Verständnis der klassischen Aufbauorganisation in Anbetracht der zunehmenden
Veränderungsgeschwindigkeit der Märkte und Umfelder sich als eher ungeeignet erweisen wird,
so wirkt die Vorstellung von der agilen Organisation dennoch immer wieder wie etwas völlig
Neues und ausnahmslos Erstrebenswertes. 46 Was jedoch genau unter Agilität im
organisationalen Kontext zu verstehen ist, lässt sich nicht zweifelsfrei definieren. Die einen
verstehen Agilität als „die Fähigkeit einer Organisation, rasch auf Veränderungen zu
reagieren“.47 Andere Definitionen beschreiben Agilität hingegen als „die höchste Form der
Anpassungsfähigkeit“.48 Bei der Sichtung der einzelnen Definitionen wird schnell deutlich, dass
der Zustand der Agilität nicht durch das bloße Einführen einer vermeintlich agilen
Organisationsstruktur erreicht werden kann. Vielmehr muss Agilität als eine den einzelnen
Kompetenzen des Unternehmens übergeordnete Metakompetenz verstanden und entwickelt
werden, die dem ganzen Unternehmen dabei hilft, in unsicheren und dynamischen Zeiten
erfolgreich zu sein.49
Agile Organisationsformen müssen im Umkehrschluss dazu beitragen, dass die Unternehmen in
einer unvorhersehbaren Umwelt bessere und schnellere Entscheidungen als ihre Wettbewerber
treffen können. Hierzu sollen im Gegensatz zu Funktional-, Sparten- oder Matrixorganisationen
vor allem Aspekte wie Arbeitsteilung oder Differenzierung im Wertschöpfungsprozess
vermieden werden. Die agile Organisation muss vielmehr Wert darauf legen, welche
wertschöpfenden Tätigkeiten zur Befriedigung der Marktbedürfnisse überhaupt notwendig sind.
Auch das Thema autonome Teams und die Frage, wie diese die anfallenden Aufgaben nachhaltig
erledigen können, muss durch die agile Organisationsform geregelt sein.50 Ein weiteres
Merkmal, das agile Organisationen ausmacht, sind die modernen Formen der internen
Kommunikation, die vor allem starre Informations- und Abstimmungsstrukturen aufbrechen
sollen. Auf diese Weise soll trotz gesteigerter Entscheidungsspielräume und reduzierter
Prozessvorgaben ein nachhaltiger Informationsaustausch gewährleistet werden. Auch muss eine
von Agilität geprägte Organisationsform den Umstand berücksichtigen, dass agile Unternehmen
durchgehend aus eigenverantwortlich handelnden Teams bestehen, die in der Regel ohne
Führungskraft auskommen.51
46 Vgl. Weilbacher, J. C. (2017); StepStone / Kienbaum (2017), S. 4. 47 Kienbaum (2015b). 48 Fischer, S. (2016). 49 Vgl. Haufe (2015); Kienbaum (2015a), S. 7. 50 Vgl. Kasch, W. (2013), S. 48. 51 Vgl. Kasch, W. (2013), S. 48; Haufe (2015).
30
Die »eine« agile Organisationsform, die sich auf sämtliche Unternehmen übertragen ließe,
existiert also auch hier nicht. Warum sollte das auch im Vergleich zu anderen
Organisationsformen anders sein? Unternehmen, die mehr Agilität in ihre Abläufe und damit
auch in ihre Organisationsstrukturen bringen möchten, müssen sich demnach die Frage stellen,
inwiefern ihre bisherige Organisationsform sie auf diesem Weg fördert oder bremst.52 Während
beispielsweise in digitalen Start-ups die agile Organisationsform quasi von selbst heranwächst,
müssen in etablierten Organisationen dafür erst die notwendigen Strukturen geschaffen
werden. Es entsteht also zwangsläufig ein Nebeneinander von zwei verschiedenen
Arbeitsweisen und Kulturen. Es bietet sich daher an, solchen Parallelkulturen und -
organisationen – zumindest vorerst – ihren eigenen Raum zu geben und sie damit ein Stück weit
vom regulären Betrieb zu separieren. Hierzu eignen sich beispielsweise Innovationslabore oder
Corporate Start-ups.53
Nicht selten wird vor diesem Hintergrund empfohlen, schon lange Bewährtes mit Neuem zu
kombinieren, denn ein bloßes umkehren der Pyramide führe allein noch nicht zum Erfolg. Die
Idee ist vielmehr, dem etablierten hierarchischen System ein zweites „Betriebssystem“ mit einer
agilen, netzwerkartigen Struktur zur Seite zu stellen, welches ständig an Fragen der
Unternehmensstrategie arbeitet und diese umsetzt. Auf diese Weise kann das laufende Geschäft
ständig beobachtet und unterstützt werden, wodurch schnellere und kreativere Reaktionen
möglich werden. Das Unternehmen wird dadurch mit zwei „Betriebssystemen“ ausgestattet:
Eines für das Tagesgeschäft und eines um konstant nach neuen Lösungen und Ideen zu suchen.
Und das ist auch genauso gewollt. Denn auch wenn die Idee der agilen Organisation mit ihren
kreativen Netzwerken noch so verlockend klingt, so bleiben für zahlreiche
Unternehmensprozesse Einheit, Ordnung und klar definierte Aufgabenteilung noch immer
unabdingbar. Hinzu kommt, dass agile Organisationsstrukturen über kurz oder lang bis zu
einem bestimmten Grad auf die interne Unterstützung klassischer administrativer Bereiche
angewiesen sein werden.54 Können doch die täglichen Anforderungen bei der Steuerung eines
Unternehmens nicht einfach außer Acht gelassen werden. Vielfalt allein reicht eben nur in den
allerwenigsten Fällen aus.55
Wenn die Linienorganisation und agile Organisationsformen gleichermaßen im Unternehmen
implementiert sind, bedarf es eines Schnittstellenmanagements. Ist dieses nicht vorhanden,
ergibt sich eine Parallelwelt, was mit erheblichen ökonomischen Nachteilen, Fehlinvestitionen
52 Vgl. Kienbaum (2015), S. 7. 53 Vgl. Weinreich, U. (2016), S. 179. 54 Vgl. Kasch, W. (2013), S. 49. 55 Vgl. Kotter, J. P. (2015), S. 1-3, 17.
31
und Frustrationen verbunden ist. Das Ziel, mittels agiler Organisation die Innovationskraft und
Flexibilität zu erhöhen, wird nicht erreicht.
Viele Unternehmen reden im Moment von agilen Organisationsformen. Dennoch arbeiten
derzeit nur 2 Prozent der Beschäftigten in agilen Organisationen bzw. agilen
Organisationsformen.56 Dieser niedrige Prozentsatz lässt sich unter anderem damit begründen,
dass bis vor kurzem die Optimierung von Prozessen im Kontext von Effizienzsteigerungen im
Fokus stand. Die Organisation nun im Zusammenhang mit Innovationsfähigkeit zu betrachten,
ist vor allem für viele Traditions-Unternehmen unterschiedlicher Betriebsgröße neu und
ungewohnt.57 Es darf zudem nicht unerwähnt bleiben, dass laut einer Befragung von StepStone
und Kienbaum 85 Prozent der Fach- und Führungskräfte möglichst selbstbestimmt und
eigenverantwortlich arbeiten möchte und 77 Prozent in Unternehmen mit flachen Hierarchien
tätig sein wollen. 45 Prozent der befragten Beschäftigten haben sogar aufgrund der
Organisationsstruktur während ihre Werdegangs den Arbeitgeber gewechselt.58
Wenn auch die Frage, wie die ideale agile Organisation aussieht, nicht eindeutig beantwortet
werden kann, so kann man dennoch behaupten, dass sowohl hierarchische, als auch agile
Organisationsformen auch in Zukunft ihre Berechtigung haben werden. Aus diesem Grund
werden vorerst auch beide Varianten zu bestimmten Anteilen in Unternehmen anzutreffen sein.
Allein schon aus dem Grund, weil die agile Organisation nicht zwingend auch völlig
hierarchiefrei ist. Zwar richtet sie sich vielmehr nach den jeweiligen Marktkräften, als dass sie
sich stur von den Top-Down-Weisungen des Managements leiten lässt, jedoch führt eine
derartige Abflachung von Hierarchien immer auch dazu, dass Hierarchie von den
Mitarbeitenden noch viel intensiver wahrgenommen wird als es in einer stark gestaffelten
Linienorganisation der Fall ist. Das Hierarchieprinzip wird sich also nicht so einfach aus den
Organisationen verdrängen lassen und so werden auch in 20 bis 30 Jahren klassische
Linienstrukturen noch immer eine – wenn auch etwas differenziertere – Rolle einnehmen.59
5.1.5 Personalanpassung – Fachkräfteengpass
56 Vgl. StepStone / Kienbaum (2017), S. 5. 57 Vgl. StepStone / Kienbaum (2017), S. 9. 58 Vgl. StepStone / Kienbaum (2017), S. 13. 59 Vgl. Kasch, W. (2013), S. 48; Weilbacher, C. J. (2017).
32
Die oben beschriebenen Beschäftigungseffekte implizieren, dass es zu einer Polarisierung im
Kontext der Personalbedarfe im Unternehmen kommt. Einerseits ziehen die Möglichkeiten der
Substitution menschlicher Arbeit durch die digitalen Technologien Personalanpassungen in
bestimmten Tätigkeitsfeldern und Berufsbildern nach sich. Die Folge ist eine Verringerung der
Perspektiven für Arbeitnehmende mit Qualifikationen und Kompetenzen, die im Zuge der
Digitalisierung nicht mehr in dem Maße benötigt werden wie dies in der Vergangenheit der Fall
war. Andererseits entstehen neue Bedarfe im Bereich komplexer Tätigkeiten auf hohem
Spezialisierungsniveau. Diese Bedarfe können vielfach nicht aus der eigenen Belegschaft heraus
bzw. auch auf dem externen Arbeitsmarkt nicht kurz- bis mittelfristig gedeckt werden, da sie
Qualifikationen und Kompetenzen erforderlich machen, die erst allmählich Einzug in die
Bildungscurricula finden. Es kommt somit zu Fachkräfteengpässen bei gleichzeitiger Erfordernis
zum Personalabbau. Hier besteht auch ein enger Bezug zu dem bereits thematisierten
Spannungsfeld zwischen Kosten- und Innovationsdruck. Innerhalb einer Belegschaft ist diese
Entwicklung nicht selten schwer nachvollziehbar und mit Konfliktpotenzial verbunden. Es stellt
eine immense Herausforderung für das Betriebsklima und die Unternehmenskultur dar, ein
Verständnis für die Entwicklungen und die notwendigen Konsequenzen zu vermitteln. Eine Um-
bzw. Weiterqualifizierung der von den Personalanpassungen betroffenen Mitarbeitenden ist in
der Regel nicht bzw. nur in Ausnahmefällen kurzfristig möglich, manchmal auch gar nicht
machbar. Entscheidend ist es, die mittel- bis langfristigen Veränderungen hinsichtlich der
Unternehmensentwicklung und der damit zusammenhängenden Personalbedarfe frühzeitig zu
erkennen und entsprechend alle damit einhergehenden Personalrisiken, -chancen und -
strukturen zu steuern. Eine solche Vorgehensweise im Sinne einer strategischen
Personalplanung ermöglicht es, eine ausreichende Anzahl an Personalressourcen zur benötigten
Zeit in der erforderlichen Qualität und am richtigen Ort des Unternehmens bereitzustellen.
5.1.6 Stationäre Arbeit – Mobile Arbeit
In vielen Unternehmen wird mittlerweile mobile Arbeit angeboten. Einerseits resultiert das
Angebot aus der Diskussion um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie / Privatleben sowie aus
der Employer Branding Debatte. Andererseits befördern die technischen Möglichkeiten und die
Digitalisierung die Verbreitung der mobilen Arbeit.
Mobile Arbeit bietet zahlreiche Chancen für Beschäftigte und Unternehmen. So können
Mitarbeitende im besten Fall angepasst an ihren persönlichen Leistungsverlauf einen eigenen
33
Arbeitsrhythmus finden.60 Zudem ermöglicht (und erfordert) mobile Arbeit Flexibilität, was zum
Beispiel die Wahl des täglichen Arbeitsortes, der nächsten Arbeitsaufgabe, der jeweiligen
Arbeitszeit und des Arbeit- oder Auftraggebers angeht.61 Nicht zu unterschätzen ist auch ein
potenziell steigender „Wohlfühlfaktor“, beispielsweise durch die Gestaltung des Arbeitsplatzes
und der Arbeitsatmosphäre nach eigenen Vorlieben (zum Beispiel Helligkeit, Temperatur,
Musik, uvm.). Diese zunehmende Flexibilität bringt auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung
mit sich. Mitarbeitende wünschen sich insbesondere mehr eigene Zeitsouveränität, und mobile
Arbeit kann diese Autonomie ermöglichen.62 Zudem darf die Einsparung von Fahrt- und
Pendlerzeiten in der Diskussion um die Vorteile nicht außer Acht gelassen werden.63 Nicht
zuletzt kann der mit der mobilen Arbeit einhergehende Vertrauenszuwachs zu einem
Motivations- und Produktivitätsschub führen.64
Auf der anderen Seite kann mobile Arbeit für Beschäftigte auch einige Risiken mit sich bringen.
Ob zu Hause oder unterwegs – immer besteht die Chance oder das Risiko, auch private Dinge zu
erledigen bzw. nicht ungestört der Arbeit nachgehen zu können.65 Nach der Work-/Family-
Border-Theory hängt das Ausmaß der Interaktion zwischen den beiden Domänen von der
Stärke der Grenze zwischen den beiden Bereichen ab. Das zunehmende Verschwinden von
Grenzen zwischen beruflicher und privater Sphäre kann also problematisch werden.66 Ein
weiteres Problemfeld ist die soziale Isolation, die insbesondere negative psychische Folgen
haben kann.67 Um einer solchen vorzubeugen, ist es wichtig, dass es neben der Nutzung digitaler
Kommunikationskanäle auch zu regelmäßigen „Face-to-Face“-Treffen kommt. 68 Auch die
technisch bedingte permanente Erreichbarkeit von Beschäftigten sowie die Tendenz zu einem
höheren Arbeitsvolumen und einer höherer Arbeitsintensität, ohne ausreichend (selbst)
organisierte ungestörte Erholungsphasen, können negative psychische Beanspruchungsfolgen
nach sich ziehen. 69 Darüber hinaus birgt mobile Arbeit auch das Risiko physischer
Beeinträchtigungen. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Ergonomie der zum Einsatz
kommenden Arbeitsmittel nicht für eine berufliche Dauernutzung optimiert ist. Auch die
jeweiligen Arbeitsplätze, -räume und -umgebungen (wie Verkehrsmittel oder Wartebereiche in
60 Vgl. Pyöriä, P. (2011). 61 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 27. 62 Vgl. Dohna-Jaeger, V. / Wagner, H. (2014). 63 Vgl. Arnold, D. et al. (2015); Rump, J. / Eilers, S. (2017), S. 300. 64 Vgl. Maitland, A. / Thomson, P. (2011); Thomson, P. (2010). 65 Vgl. Brandt, C. (2010). 66 Vgl. Clark, S. C. (2000). 67 Vgl. Buser, M. / Poschet, L (2002); Pyöriä, P. (2011); Rupietta, K. /Beckmann, M. (2016), S. 14-15. 68 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 26. 69 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 27.
34
Bahn- und Flughäfen) entsprechen eher selten den Anforderungen des Arbeitsschutzes und
bergen damit auch die Gefahr negativer körperlicher Beanspruchungsfolgen.70
Der Erfolg einer Implementierung von mobiler Arbeit hängt von zahlreichen Faktoren ab. Zum
einen können Führungskräfte als wichtiger Schlüsselfaktor angesehen werden. Da mobile Arbeit
mit Vertrauen einhergeht, müssen Vorgesetzte in ihrem Verantwortungsbereich fortlaufend an
einem Vertrauensklima arbeiten.71 Insbesondere da Anwesenheit nicht mehr kontrolliert
werden kann, muss Führung über Motivation, Arbeitsinhalte und Arbeitsergebnisse erfolgen –
darauf müssen die Führungskräfte vorbereitet werden.72 Vorgesetzte müssten in diesem
Zusammenhang auch bereit sein, den mobil arbeitenden Teamkollegen Freiraum zu geben,
eigenständig zu entscheiden, wie sie ein bestimmtes Ergebnis erreichen, und entsprechendes
Vertrauen in die Mitarbeitenden setzen.73 Auch eine faire Bewertung mobiler Arbeitsleistung ist
enorm wichtig. So bedarf es im Rahmen einer nachvollziehbaren Bewertung gemeinsam
vereinbarter, nachprüfbarer Zielvereinbarungen.74
Zum anderen gewinnt Beziehungsmanagement in einer Kultur des Vertrauens eine neue
Dimension, da persönliche Bindungen zunehmend über digitale Medien aufgebaut werden.75 Im
Zusammenhang mit mobiler Arbeit bedarf es somit einer modernen Kommunikationspolitik –
auch um einer sozialen Isolation vorzubeugen. Es gilt, mediale Monologe in sozial-mediale
Dialoge zu verwandeln; gleichzeitig ersetzen digitale Lösungen nicht regelmäßige Face-to-Face-
Treffen. 76 Nichtsdestotrotz erfordert mobile Arbeit eine hohe mediale
Kommunikationskompetenz, denn der Aufwand für den Austausch von Informationen ist bei
mobiler Arbeit ungleich höher als in Abteilungen, die täglich ihre festen Besetzungen an einem
Ort zur gleichen Zeit haben.77
Zum dritten ist zu berücksichtigen, dass die Zusammenarbeit in einem Kontext von mobiler
Arbeit eine nicht unerhebliche Herausforderung darstellt. So ist die Sichtbarkeit von Gestik und
Mimik eingeschränkt und auch der Tonfall bzw. die Betonungen in Sätzen werden teilweise nur
bedingt wahrgenommen. Die Gefahr von Missverständnissen und Fehlinterpretation von Denk-
und Verhaltensmustern ist gegeben. Umso wichtiger wird wertschätzendes Kommunikations-
70 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 27. 71 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 28. 72 Vgl. Brandt, C. (2010). 73 Vgl. Ebrecht-Spahn, K. (o.D.). 74 Vgl. Greisle, A. (2003). 75 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 26. 76 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 26. 77 Vgl. Brandt, C. (2010).
35
und Kooperationsverhalten. Aus einem Soft Fact wird in diesem Zusammenhang ein Hard Fact
für das Funktionieren von mobiler Arbeit.
Generell ist zu beachten, dass mobile Arbeit nicht für jeden Beschäftigten ein Erfolgsmodell ist,
denn für den einen oder anderen ist der Arbeitsplatz eine Art Zuhause. Lässt sich das Problem
sozialer Isolation noch durch regelmäßige Anwesenheitszeiten im Betrieb entschärfen,
verbleiben andere Probleme, wie zum Beispiel notwendige Selbstorganisation sowie Gefahr der
Grenzverwischung zwischen Arbeit und Außerberuflichem.78 Mobile Arbeit stellt erhöhte
Anforderungen an zentrale Schüsselkompetenzen. Beschäftigte, die mobil arbeiten, sollten über
bestimmte Kompetenzen verfügen, wie zum Beispiel Selbstständigkeit, Flexibilität, Kreativität,
Initiative, geistige Offenheit, Verantwortungsbereitschaft, Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit,
Selbstorganisation, Problemlösungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit.79 Zudem sind sehr
gute Kenntnisse der Aufgabe, Kenntnisse der innerbetrieblichen Abläufe und Gepflogenheiten
sowie Loyalität zum Unternehmen und der Abteilung erforderlich.80 In diesem Zusammenhang
sind Qualifizierungsmaßnahmen notwendig, denn auch persönliche Fähigkeiten lassen sich
trainieren.81
Was in der Debatte um die mobile Arbeit wenig Beachtung findet, ist die Zusammenarbeit von
Stationary Workers und Mobile Workers sowie die Führung von derart gemischten Teams. Nicht
selten begegnen sich beide Gruppen im Alltag mit Vorurteilen und geraten in eine Stereotypen-
Falle. Der Stationary Worker sieht im Mobile Worker einen Vertreter der Fun-Gesellschaft und
der Work-Life-Balance Fraktion. Der Mobile Worker betrachtet den Stationary Worker als den
ewig Gestrigen. Darüber hinaus nehmen insbesondere nicht wenige Stationary Workers das
Angebot von mobiler Arbeit als den Einstieg in die Zwei-Klassen-Gesellschaft wahr. Um diese
Stereotypen zu reduzieren bzw. zu vermeiden, bedarf es einer Sensibilisierung aller
Beschäftigten. Zudem braucht es klare unmissverständliche Definitionen von Möglichkeiten,
Grenzen und Kommunikations- und Kooperations-Leitplanken. Es ist Aufgabe von
Führungskräften, mobile und stationäre Arbeit auszubalancieren und für eine konstruktive
Arbeitsatmosphäre und -kultur zu sorgen.
5.1.7 Erreichbarkeit – Verfügbarkeit
78 Vgl. Brandt, C. (2010). 79 Vgl. Prümper, J. et al. (2016), S. 27. 80 Vgl. Greisle, A. (2003). 81 Vgl. Greisle, A. (2003); Prümper, J. et al. (2016), S. 27.
36
In der Vergangenheit wurden Erreichbarkeit und Verfügbarkeit nicht selten gleichgesetzt – mit
dem Effekt, dass wir in einer vernetzten, schnelllebigen Arbeitswelt der Gefahr ausgesetzt sind,
uns als „Hamster im Rad“ zu fühlen.
In einer vernetzten Welt sind wir IMMER erreichbar. Wenn der Kollege der Kollegin eine
Nachricht per E-Mail, SMS oder WhatsApp schickt, hat er sein Anliegen von seinem
„Schreibtisch“ wegbewegt und ihr zugestellt. Die zentrale Frage lautet dann: Ist sie für ihn auch
direkt verfügbar? Es bedarf also weniger der Regelung der Erreichbarkeit, sondern vielmehr der
Regelung der Verfügbarkeit. Allerdings besteht auch eine Wechselwirkung: Ist die
Erreichbarkeit gegeben, erhöht dies die Erwartungshaltung – sowohl seitens des Unternehmens
als auch des Individuums an sich selbst – auch verfügbar zu sein.82 Klar ist: „Aus der Möglichkeit
des ‚Anytime – Anyplace‘ darf für Beschäftigte nicht das Diktat des ‚Always and Everywhere‘
werden“.83 Fachleute gehen in diesem Zusammenhang sowohl von negativen als auch von
positiven Effekten aus, und auch Beschäftigtenbefragungen zeigen, dass durchaus sowohl Vor-
als auch Nachteile wahrgenommen werden.84 Grundsätzlich gilt es bei den Fragestellungen der
Erreichbarkeit und Verfügbarkeit, das Bedürfnis nach Individualität zu beachten. Denn jeder
Mensch empfindet die Grenzziehung unterschiedlich. Während es für manche Beschäftigte eine
Belastung darstellt, jederzeit in der Freizeit oder im Urlaub mit arbeitsbezogenen
Fragestellungen konfrontiert werden zu können, weil ein „Abschalten“ dadurch nicht mehr
möglich ist, bevorzugen es andere, auch im Urlaub auf dem neuesten Stand zu bleiben, um nach
der Rückkehr nicht von den Ereignissen „überrollt“ zu werden oder auch im Notfall sofort
intervenieren zu können.85 Hinzu kommt, dass sich das persönliche Empfinden einer gelungenen
Grenzziehung im Lebensverlauf verändern kann, beispielsweise in unterschiedlichen
Lebensphasen, aber auch infolge bestimmter Erfahrungen. Es lässt sich also festhalten, dass
allgemein gültige Regelungen für diese Fragestellung zu kurz greifen – das heißt, das Abstellen
der Servers um 18 Uhr kann nicht die Lösung sein. Eichhorst et al. (2013) konstatieren zum E-
Mail-Stopp des Volkswagenkonzerns außerhalb der Arbeitszeiten: „Letztendlich handelt es sich
hierbei um die Behandlung eines Symptomes, dessen Ursache durch einen Mangel an
Verantwortungsbewusstsein des Führungspersonals hervorgerufen wird. Führungspersonen
sollten sich überlegen, welchen Erwartungsdruck sie durch die ständige Erreichbarkeit ihrer
Mitarbeitenden aufbauen.“.86 Es ist festzustellen, dass es sich nicht zuletzt um eine Frage der
Werte im Unternehmen handelt. Zudem braucht es dezentrale Lösungen in der Abteilung, im
Team und/oder zwischen Führungskraft und Mitarbeitendem, die zum einen die Abgrenzung
82 Vgl. Stock-Homburg, R. / Bauer, E.-M. (2007). 83 Vgl. BMAS (2015), S. 65. 84 Vgl. BITKOM (2011); DAK-Gesundheit (2013). 85 Vgl. Stock-Homburg, R. / Bauer, E.-M. (2007). 86 Vgl. Eichhorst, W. et al. 2013, S. 17.
37
zwischen Erreichbarkeit und Verfügbarkeit definiert und zum anderen eine Verbindlichkeit im
Handeln gewährleistet.
5.1.8 Berufliche Situation – Private Lebenssituation87
Heute und in Zukunft geht es nicht mehr darum, über ausreichend „Humankapital“ zu verfügen,
sondern als Arbeitgeber attraktiv für unterschiedliche Gruppen von Menschen zu sein, die bereit
sind, ihre Kompetenzen und ihr Engagement für das Unternehmen einzusetzen. Mehr und mehr
ist sichtbar, dass der eigentliche Vertrag zwischen Unternehmen und Beschäftigten um einen
ungeschriebenen, „psychologischer Vertrag“ ergänzt wird, der sich auf ein als fair empfundenes
Geben und Nehmen auf beiden Seiten bezieht und zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe über
den gesamten Erwerbslebenszyklus hinweg führt. Dabei spielt die Erfüllung persönlicher Ziele
und Wertvorstellungen eine große Rolle.
Hinzu kommt der Wunsch nach der Auflösung der sogenannten Rush Hour88 des Lebens und
damit der Entzerrung des Lebensstaus. Ein Lebensstau entsteht insbesondere in der
Lebensphase während der ersten 20 Jahre des Berufslebens. In dieser Zeit werden meist
besonders viele grundlegende Entscheidungen sowohl im Privat- als auch im Berufsleben
getroffen, wie Überlegungen zu beruflichen Umorientierungen, über Aufstiegschancen, zu einem
Wohnortswechsel oder zum Thema Familiengründung. Im Rahmen der Entzerrung dieses
Lebensstaus nimmt der Arbeitgeber Rücksicht auf die jeweiligen lebensphasenbedingten
Umstände der Mitarbeitenden und bietet Möglichkeiten an, nicht viele wichtige Entscheidungen
zu ein und demselben Zeitpunkt treffen zu müssen.89
Darüber hinaus ist die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu berücksichtigen. Damit vergrößert
sich die Vielfalt von privaten Lebenssituation, mit denen die Beschäftigten umgehen müssen,
und gleichzeitig nimmt das Spektrum von Berufssituationen und -phasen zu.90
Unternehmen und Führungskräfte stehen also vor der Herausforderungen, Mitarbeitende dabei
zu unterstützen, diese unterschiedlichen Lebens- und Berufsphasen in Einklang zu bringen.
Wird Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben konsequent zu Ende gedacht, entsteht eine
Konzeption, die ein hohes Maß an Individualisierung aufweist – „Mitarbeitende und
87 Vgl. Rump, J. et al. (2014), S. 4-5. 88 Die Rush Hour des Lebens beschreibt den Lebensstau. Vgl. Bittman, M. / Rice, J. M. (2000), S. 165 – 189. 89 Vgl. Robert Bosch Stiftung (2005), S. 17ff. 90 Vgl. Rump, J. et al. (2014), S. 4-5.
38
Führungskräfte werden dort abgeholt, wo sie stehen“. Damit wird aber auch deutlich, dass ein
solches Konzept schnell an die Grenzen der Praktikabilität stößt und letztlich Gefahr läuft, als
„theoretisch, aber nicht umsetzbar“ eingestuft zu werden. Es bedarf also eines
Systematisierungssystems, das in ausreichendem Maß die Lebens- und Berufssituation der
Beschäftigten abbildet und gleichzeitig für den Betrieb anwendbar ist.
Abbildung 10 zeigt das Konzept der Lebensphasenorientierten Personalpolitik, das die beiden
Dimensionen private Lebenssituationen und Berufsphasen beinhaltet und damit einen Überblick
über die Vielfalt von Privat- und Berufsleben gibt.
Abb. 10: Lebensphasenorientierte Personalpolitik91
Dabei sollte eines nicht außer Acht gelassen werden: es geht bei der Vereinbarkeit von Beruf
und Privatleben im Unternehmenskontext vor allem um die Steigerung der Motivation und
Produktivität, die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, die Bindung von Mitarbeitenden
sowie um die Attraktivität als Arbeitgeber. Eine Lebens- und Berufsphasenorientierung, die im
Unternehmen ausbalanciert wird, bedeutet einen erheblichen Wettbewerbs- und
91 Rump, J. et al. (2014), S. 21.
39
Standortvorteil. Denn eines sollte klar sein: Wettbewerb wird sich in Zukunft nicht nur auf
Absatzmärkte beschränken. Viele Unternehmen werden künftig auch auf den Arbeitsmärkten
gegeneinander im Wettbewerb stehen, denn dieser wandelt sich bei bestimmten Berufsgruppen,
in bestimmten Branchen und Regionen von einem sogenannten Arbeitgebermarkt zu einem
Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt.92
5.1.9 Generation Baby Boomer und X (Digital Immigrants) – Generation Y und Z (Digital
Natives)
Künftig ist noch stärker als heute von einer Wertesynthese auszugehen – dem Streben nach
einem ausbalancierten Lebenskonzept. Es ist also zu beobachten, dass die Gesellschaft
traditionelle und moderne Werte gleichermaßen schätzt und verkörpert, sodass sie
gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Zu dieser Wiederbelebung von Werten – oder auch
Rückbesinnung auf Kernwerte – zählen beispielsweise die gesellschaftliche Aufwertung von Ehe,
Familie und Kindern, die soziale Anerkennung ehrenamtlicher und freiwilliger Tätigkeiten, die
grundlegende Neubewertung von Arbeit und Leistung sowie die vorrangige Förderung von
Bildung und Kultur.93 Diese Rückbesinnung sowie der Bedeutungszuwachs von traditionellen
Werten steht in einem Kontext zur Beschleunigung, zur steigenden Vernetzung und
Verdichtung, zum Komplexitätsanstieg sowie zu kürzeren Veränderungszyklen mit erheblichen
Veränderungsausschlägen. Neben diesen technologie- und ökonomiebedingten Effekten tut die
demografiebedingte Verlängerung von Lebensarbeitszeit das Übrige.
Galt früher die primäre Orientierung zur Erwerbsarbeit, so lässt sich durch den Wertewandel
eine Verschiebung hin zu einer zunehmenden Sinnsuche in außerberuflichen Bereichen, wie
Familie, Freizeit oder Gesundheit, beobachten. Arbeit und Freizeit bzw. Familie stehen nicht
mehr im drastischen Gegensatz zueinander, sondern werden zunehmend als verbundene
Bereiche wahrgenommen und rangieren in der Wertigkeit für das persönliche Wohlergehen
gleichauf. Nicht zuletzt rührt diese Entwicklung von dem Umstand her, dass Menschen in
unruhigen Zeiten in der Regel eher zu beständigen Werten und Geborgenheit tendieren.94
In den Spannungsfeldern zwischen Lebensgenuss und Leistungsorientierung, Familie und Beruf
sowie Herausforderung und Entschleunigung bewegen sich insbesondere die Vertreter der
92 Vgl. Rump, J. et al. (2014), S. 19ff. 93 Vgl. Opaschowski, H. W. (2006b), S. 423–425; Opaschowski, H. W. (2008), S. 585–588, 594. 94 Vgl. Opaschowski, H. W. (2006a), S. 55–60; Trendbüro / Steinle, A. / Wippermann, P. (2003), S. 14–15; Opaschowski, H. W. (2008), S. 585–588.
40
heutigen jüngeren Generation, die sogenannten „Digital Natives“. Sie streben in Bezug auf die
Arbeitswelt nach Respekt, Spaß und Sinnhaftigkeit gleichermaßen. Diese Generation der heute
unter 35-Jährigen wird im Jahr 2030 mit ihren Werten und Erwartungen an die Arbeit, die
aufgrund der demografisch bedingten Knappheitssituation auch sehr offensiv eingefordert
werden können, die Arbeitswelt maßgeblich prägen. Sie zeichnet sich im betrieblichen
Miteinander durch ein hohes Interesse an persönlicher Weiterentwicklung sowie
partnerschaftlicher Führung und ausgeprägter Kollegialität – auch über das berufliche Maß
hinaus – aus. Ihre Loyalität für einen Arbeitgeber ist während der Dauer des
Beschäftigungsverhältnisses zwar gegeben, doch nicht bedingungslos und keinesfalls
„lebenslang“ ausgerichtet. Ihr durchaus vorhandenes Sicherheitsbedürfnis steht in engem
Zusammenhang zu diesen Grundwerten, das heißt „Sicherheit um jeden Preis“ kommt
zumindest für die gut Qualifizierten nicht mehr in Frage.95
Ihr zur Seite steht die heutige mittlere Generation der 35- bis 55-Jährigen, auch als Generation X
bzw. die jüngere Kohorte der Baby Boomer bezeichnet, die bis zum Jahr 2030 in die Reihen der
älteren Beschäftigten aufgerückt bzw. zum Teil auch bereits aus dem Erwerbsleben
ausgeschieden sein wird. Vertreter dieser Generation wurden noch überwiegend traditionell
sozialisiert und leben meist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Form des
Zuverdienermodells. Die verschwimmenden Grenzen zwischen privater und beruflicher Sphäre
akzeptieren sie, ohne sie jedoch vorbehaltlos zu befürworten. Vielmehr stehen sie einer
Überschneidung eher skeptisch gegenüber, da sie eine zu starke Beeinflussung ihres
Privatlebens durch den Arbeitgeber befürchten. Die Baby-Boomer und X-Generation setzt auf
einen kooperativen Führungsstil und sieht das Team im Zusammenhang mit der betrieblich
gewollten Struktur und kollegialen Zusammenarbeit. Ihre Leistungsorientierung verbindet sie
mit der Freude an der Arbeit, aber vor allem auch mit einem starken Pflichtgefühl und einem
hohen Maß an Disziplin. Sie hat ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis, allerdings in
Kombination mit dem so genannten „psychologischen Vertrag“, bei dem der Arbeitgeber im
Hinblick auf seine eigenen Ziele die passenden Mitarbeitenden für einen definierten Zeitraum an
sich bindet. Der Mitarbeitende geht nur mit demjenigen Unternehmen einen Vertrag ein, das
seine Kompetenzen aktuell nachfragt und vor allem wertschätzt.96
5.1.10 Kern-Team/-Belegschaft – Satelliten-Team/-Belegschaft
Unter dem Begriff „Kern-Belegschaft“ werden Beschäftigte mit unbefristeten Arbeitsverträgen
95 Vgl. Klös, H.-P. et al. (2016), S. 20-26. 96 Vgl. Blancke, S. / Roth, C. / Schmid, J. (2000), S. 11 – 12; Rump, J. / Eilers, S. (2015), S. 62-77.
41
verstanden. Demgegenüber gelten Satelliten-Belegschaften als diejenigen, die variable
Arbeitsbeziehungen haben. Darunter fallen befristete Arbeitsverträge, Zeitarbeit sowie der
Einsatz von Selbstständigen, Freelancern und Mitarbeitenden externer Partner.97
Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise haben variable Arbeitsbeziehungen zugenommen, obwohl
die demografische Entwicklung und der Nachwuchs- und Fachkräfteengpass gegenteilige Effekte
befördern. Wenn eine Gruppe von Personen als „knappes Gut“ gilt, hat sie eine stärkere
Verhandlungsmacht auf dem Arbeitsmarkt. Es ist also davon auszugehen, dass Menschen, die
einer solchen Gruppe angehören, unter anderem unbefristete Arbeitsverträge einfordern. Dass
es dennoch zu einem Anstieg der variablen Arbeitsbeziehungen kommt, zeigt der ökonomische
Druck, dem viele Betriebe unterliegen. Würde es keinen Nachwuchs- und Fachkräftemangel
geben, würde die Zunahme von befristeten Arbeitsverträgen, Zeitarbeit und der Einsatz von
Selbstständigen, Freelancern etc. wahrscheinlich noch ausgeprägter sein.
Die Studie „Arbeits- und Organisationsstrukturen in Bewegung“ (auch bekannt unter dem Titel
„Moving Workforce“) zeigt, dass sich befristete Arbeitsverträge am stärksten innerhalb der
Betriebe etabliert haben. 94 Prozent der befragten Unternehmen und Institutionen nutzen sie.
In fast ebenso vielen Betrieben – 86 Prozent – kommen Selbstständige und Freelancer zum
Einsatz. Auf Zeitarbeit und Mitarbeitende externer Partner wird in ähnlichem Umfang und mit
ähnlicher Intensität zurückgegriffen.98
97 Vgl. Rump, J. et al. (2011), S. 8. 98 Vgl. Rump, J. et al. (2011), S. 10.
42
Abb. 11: Einsatz variabler Arbeitsbeziehungen99
In der Produktion werden mit Abstand am häufigsten variable Arbeitsbeziehungen genutzt – 90
Prozent der befragten Betriebe setzen sie hier ein. Mit deutlichem Abstand folgen IT und
Logistik, wo der Einsatz variabler Arbeitsbeziehungen in 82 Prozent bzw. 78 Prozent der
Betriebe erfolgt.100
Warum variable Beschäftigungsbeziehungen so abteilungsspezifisch eingesetzt werden, wird bei
einer näheren Untersuchung ihrer Vorteile und Herausforderungen klar. Die Schaffung höherer
Flexibilität steht für viele Betriebe weit vor allen anderen Chancen an erster Stelle. Damit erklärt
sich unter anderem der Einsatzschwerpunkt in Produktion und Fertigung. Gerade hier müssen
Unternehmen schnell und flexibel auf Marktänderungen und Technologieveränderungen
reagieren. Gleiches gilt für die Logistik. Die IT-Abteilungen nehmen allerdings eine Sonderrolle
ein. Für viele Unternehmen besteht im IT-Segment nicht die Möglichkeit, qualifiziertes Personal
einzustellen, da auf dem Arbeitsmarkt das adäquate Personal nicht verfügbar ist. Häufig besteht
keine andere Option als auf Selbstständige und Freelancer zurückzugreifen. Als weitere Vorteile
variabler Beschäftigungsbeziehungen werden die bessere Einhaltung von Zeit- und
Budgetvorgaben und die Reduktion der Arbeitskosten gesehen.101 Weitere Studien belegen, dass
auf Freelancer und hochqualifizierte Teitarbeitende vor allem aufgrund ihres Know-hows und
99 Rump, J. et al. (2011), S. 11. 100 Vgl. Rump, J. et al. (2011), S. 14. 101 Vgl. Rump, J. et al. (2011), S. 15.
43
Innovationspotenzials zurückgegriffen wird.102
Wenn es um die Herausforderungen variabler Arbeitsbeziehungen geht, stehen ein deutlich
höherer Steuerungsaufwand und eine aufwändigere Einarbeitung im Vergleich zu
„traditionellen“ Beschäftigungsformen an erster Stelle. Außerdem stellen variable
Arbeitsbeziehungen – vor allem wenn externe Mitarbeitende eingesetzt werden – hohe
Anforderungen an die Integrationsfähigkeit der internen Belegschaft und des Betriebes als
Ganzes. Nicht zuletzt besteht die Gefahr eines Konkurrenzverhaltens zwischen internen und
externen Beschäftigten. Nur wenn Management-, Einarbeitungs- und Integrationsprozesse
ausreichend geregelt sind, werden die Vorteile variabler Beschäftigungsverhältnisse voll
ausgeschöpft und nachteilige Effekte vermieden.103
Die Studie macht deutlich: Mehr und mehr Unternehmen etablieren Kern-Belegschaften und
Satelliten-Belegschaften. Gleichzeitig nimmt die Herausforderung zu, keine Zwei-Klassen-
Belegschaft entstehen zu lassen.
5.1.11 Transaktionaler Führungsstil (Management) – Transformationaler Führungsstil
(Leadership)104
Der Umgang
mit Vielfalt in Teams und Organisationen,
mit Veränderungen als Normalzustand,
mit Komplexität resultierend aus den Megatrends,
mit Agilität und Beschleunigung,
mit Verdichtung und Vernetzung sowie
mit Spannungsfeldern, die es auszubalancieren gilt,
stellt Führungskräfte vor erhebliche Herausforderungen. Es reicht nicht mehr aus, einen
Führungsstil im Sinne der Management-Lehre zu praktizieren. Neben Management-Stil und
Management-Instrumenten braucht es eine Leadership-Philosophie mit den entsprechenden
Skills und Einstellungen.
102 Vgl. Stiehler, A. (2010). 103 Vgl. Rump, J. et al. (2011), S. 17. 104 Vgl. Bruch, H. et al. (2012).
44
Management-Stil / Transaktionale Führung
Leadership-Stil / Transformationale Führung
Es gelten folgende Prinzipien: Ziele setzen. Leistungskontrolle Systematisches Feedback Anreize gestalten
Es gelten folgende Prinzipien: Vorbildhandeln Inspirieren Fördern Entwickeln
Tab. 3: Management und Leadership105
Nicht selten sind Führungskräfte gemäß der Management-Schule ausgewählt und sozialisiert.
Zudem herrscht die Meinung, dass Management-Tools erlernt werden können und
dementsprechend der Management-Stil von jedem umsetzbar ist. Wird der Leadership-Stil mit
den damit verbundenen Prinzipien in den Fokus genommen, stellt sich die Frage, ob diese
Prinzipien schnell und leicht erworben werden können, vorzugsweise in einem Seminar. Ein
Blick auf den Leadership-Stil macht deutlich, dass es sich hierbei um Denkmuster und
Verhaltensweisen handelt, die eher einer inneren Haltung entsprechen und weniger als Tools zu
bezeichnen sind.
Aufgrund der Entwicklungen in der Arbeitswelt wird davon ausgegangen, dass die Bedeutung
des Leadership-Stils im Vergleich zum Management-Stil steigen wird. Nichtsdestotrotz müssen
Führungskräfte die situative Führung beherrschen, also sowohl Management- als auch
Leadership-Stil je nach Situation und Personen anwenden.
5.2 Aufgaben- und Anforderungsprofil von Führungskräften
Werden konsequent die Ergebnisse der Analyse der Megatrends, das Spektrum der
Konsequenzen der Digitalisierung jenseits der Technik, das Konzept von Arbeiten 4.0, der
Umgang mit den Spannungsfeldern in der Unternehmensführung sowie die Notwendigkeit von
Management und Leadership als wirksame Führungsstile zugrunde gelegt, ergibt sich folgendes
Aufgaben- und Rollenprofil, welches Führungskräfte umsetzen müssen:
• Führungskräfte als Gestalter des operativen Tagesgeschäfts.
• Führungskräfte als strategischer Partner.
• Führungskräfte als normativer Bewahrer.
105 Vgl. Bruch, H. et al. (2012).
45
• Führungskräfte als Change Agent.
• Führungskräfte als Personalentwickler.
• Führungskräfte als Coach.
• Führungskräfte als Manager von Diversität / Diversity (Generationen, unterschiedliche
Kulturen, ...).
• Führungskräfte als Protagonist zur Gestaltung von Work-Life-Balance.
• Führungskräfte als „Manager in eigener Sache“.
Aus dem Aufgaben- und Rollenprofil lässt sich dann das Anforderungsprofil von
Führungskräften ableiten:
• Managementkompetenzen
• Leadershipkompetenzen
• Ganzheitliches, systemisches Denken und Handeln
• Interkulturelle Kompetenzen
• Übergreifendes Denken und Handeln / Kompetenzen zum Schnittstellenmanagement
• Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit
• Lernbereitschaft und -fähigkeit
• Analytische Fähigkeiten (nicht zuletzt im Kontext von Daten- und Informationsvielfalt)
• Entscheidungsfähigkeit
• Revidierbarkeitskompetenz
• Selbstmanagement
• ...
Dieses doch sehr ambitionierte Anforderungsprofil stellt die Frage in den Raum, wer derartige
Kompetenzen mitbringt. Es entsteht der Eindruck einer „eierlegenden Wollmilchsau“.
5.3 Die Demokratisierung von Führung als Lösung?
Es ist damit zu rechnen, dass nur wenige Personen dem sehr umfangreichen Anforderungsprofil
an Führungskräfte entsprechen. Dennoch bleibt der Anspruch, dass diese Anforderungen
abgedeckt sein müssen. Bisher haben wir den Fokus darauf gelegt, dass eine Person (die
Führungskraft) den wachsenden Anforderungen genügen muss. Bezeichnen wir diese
Sichtweise als intrapersonelle Perspektive. Wenn wir nun 1. davon ausgehen, dass eine solche
Sichtweise zunehmend an Grenzen stößt, weil viele Führungskräfte an Grenzen stoßen und auch
46
überfordert sind, und wenn wir 2. gleichzeitig die Notwendigkeit des Aufgaben- und
Anforderungsprofils bekräftigen, bedarf es einer Änderung der Perspektive. Es braucht die
interpersonelle Sichtweise. Wenn eine Person es nicht schafft, dann sollten die Kompetenzen im
Führungsteam und / oder im Team vorhanden sein. Um die Führungsaufgaben zu bewältigen,
werden also mehrere Personen beteiligt. Das Leitprinzip ist somit die Partizipation.
Partizipation kann horizontal erfolgen, also unter den Führungskräften, und / oder vertikal, was
mit der Übertragung von Handlungsspielräumen und der Delegation von Befugnissen und
Aufgaben an Mitarbeitende verbunden sein kann.
Partizipation stellt eine Form der Demokratisierung dar. Bereits in den traditionellen
Führungstheorien werden partizipative Führungsstile als demokratische Führungsstile
bezeichnet. Demokratisierung in der Führung geht einher mit Streben nach hierarchiefreier
Kommunikation und Kooperation sowie der Beteiligung an Entscheidungs(findungs)prozessen.
Sie ist auch mit einem bestimmten Menschenbild verbunden. Zudem steht sie in einer engen
Verknüpfung mit der Verflachung von Organisationsstrukturen und der agilen
Organisationsform. Nicht zuletzt entspricht Partizipation den Sozialisationsmustern in unserer
Gesellschaft. Kinder werden bei der Urlaubsplanung und Freizeitgestaltung beteiligt, in der
Schule werden interaktive Designs angewendet, in der Politik finden Bürgerdialoge statt, das
Internet lässt alle an allem teilhaben.
Die Demokratisierung von Führung darf jedoch eines nicht außer Acht lassen: Beschäftigte
müssen in der Lage und willens sein, die Teilung von Führung nach Stärken und Kompetenzen,
die Partizipation an Entscheidungsprozessen, die Übertragung von Handlungsspielräumen und
die Delegation von Befugnissen anzunehmen. Häufig wird dies in der derzeitigen Diskussion als
selbstverständlich angesehen. In einer Arbeitswelt, die als schnelllebig gilt, Komplexität
aufweist, verdichtet und vernetzt ist, in der Veränderung zum Normalzustand wird und
Qualifikationen ständig erneuert werden müssen, fühlen sich einige Mitarbeitende überfordert,
wenn sie dann ein derartiges Job Enrichment erfahren. Damit die Demokratisierung von
Führung die Lösung für die Dilemma-Situation bei den Führungskräften darstellt, braucht es die
Stärkung der Mitarbeitenden im Sinne von Empowerment. Es bedarf einer professionellen
Personalentwicklung, einer Anerkennung der Bedeutung von Personal in der
Unternehmenspolitik sowie einer Anpassung von Compensation and Benefits.
47
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