ErasmusErfahrungsbericht – Ein Semester Budapest
Allgemeines:
Im Rahmen des Erasmusprogramms habe ich ein halbes Jahr in der ungarischen Hauptstadt gelebt und studiert.
Obwohl ich der erste Student unserer Juristischen Fakultät war, der nach Budapest gehen sollte, konnte mich dies
nicht abschrecken; ganz im Gegenteil hat mich diese Situation besonders gereizt. Es gab weder einen
Erfahrungsbericht, noch konnte mir jemand schildern, wie das juristische Studium in Budapest abläuft.
Die Partneruniversität in Budapest die Eötvös Loránd Tudományegyetem (ELTE) ist eine der ältesten, größten und
renommiertesten Universitäten des Landes.
Kurse für ausländische Studenten werden in englischer, deutscher, französischer und italienischer Sprache
angeboten. Es besteht die Möglichkeit nicht nur juristische Kurse zu belegen, sondern auch in andere
Fachbereiche hineinzusehen. Das Kursangebot ist hauptsächlich europarechtlich ausgerichtet, was diese
Universität besonders für Studenten des Begleitstudiums Europarecht interessant macht. Auch kann man an
einem Sprachkurs teilnehmen, der einem die doch sehr schwere ungarische Sprache näher bringt. Für Teilnehmer
Fischerbastei in Budapest
des Erasmusprogramms ist dieser umsonst.
Leider gab es kaum Kurse, die sich spezifisch mit dem ungarischen Recht beschäftigten.
Somit belegte ich unter anderem Vorlesungen zum europäischen Umweltrecht, europäischen Strafrecht und den
Veränderungen des Strafprozessrechts nach dem 11. September in den USA.
Während meines Aufenthaltes habe ich habe ich an einem Kurs teilgenommen, der die (strafrechtliche)
Bekämpfung der Geldwäsche in Ungarn, Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Thema hatte. Dieses
Seminar war außerordentlich lohnend, da nicht nur die Möglichkeit bestand ein im deutschen Studium eher wenig
behandeltes Thema näher zu beleuchten sondern auch an einer wissenschaftlichen Studentensitzung in Miskolc
teilzunehmen. Denn die ausländischen Studenten wurden von dem Dekan der juristischen Fakultät Miskolc für
zwei Tage eingeladen; Miskolc ist die drittgrößte Stadt Ungarns und liegt etwa 170 Km von Budapest entfernt, nicht
weit von der slowakischen Grenze. Auf dem Programm stand der wissenschaftliche Austausch zwischen den
ungarischen und ausländischen Studenten in Form von Vorträgen zu speziellen strafrechtlichen Themen wie zum
Beispiel der Behandlung der Sterbehilfe im deutschen und im ungarischen Recht, der ToebenEntscheidung, der
Financial Action Task Force on Money Laundering, den Tötungsdelikten im ungarischen Recht. Abgerundet wurde
die Veranstaltung von einem Besuch des berühmten Höhlenbades der Stadt sowie von einem Stadtrundgang.
Sehr angenehm war es, dass das sich die Anwesenheit der ungarischen Studenten nicht nur auf den
wissenschaftlichen Teil beschränkte, sondern diese uns auch die gesamten zwei Tage begleiteten. So kamen
immer sehr interessante Gespräche zustande. Wir lernten so zu späterer Stunde auch
das ungarische CampusStudentenleben kennen, welches sich doch von dem
Budapester unterscheidet.
Für die Erfahrungen, die ich in diesem Semester gesammelt habe, bin ich sehr
dankbar. Ungarn besteht nicht nur aus Paprika, Bor (Wein) und Gulasch(suppe),
sondern hat viel viel mehr zu bieten. Budapest kann ich aus studentischer Sicht sehr
für ein Auslandssemester empfehlen.
Szent István (Stephan I)
Tipps und Tricks:
Dieser Abschnitt soll eine kurze Beschreibung meiner Erfahrungen und Eindrücke sein, die ich in einem Semester
in Budapest erlebt und gesammelt haben. Er soll dir Lust auf Budapest machen und die ersten Schritte erleichtern.
Budapest ist die Hauptstadt Ungarns und zugleich mit 1,3 – 1,7 Mio Einwohner (je nach Statistik) auch die größte
Stadt des Landes. Sie ist wissenschaftliches, wirtschaftliches, politisches und kulturelles Zentrum Ungarns.
Die wichtigsten Infos in Kürze:
UniAlltag:
An der Universität werden einige Kurse auf Deutsch, Englisch und Französisch angeboten. Manchmal sind auch
Kurse auf Italienisch oder Spanisch im Programm. Die Ausrichtung ist eher europarechtlich. Am Ende steht meist
eine Klausur oder eine mündliche Prüfung; auch Seminararbeiten werden angeboten. Zur Anrechnung in
Deutschland sollte man vorher mit der Studienberatung in Würzburg sprechen. Des Weiteren gibt es begleitende
Blick auf Donau und Parlament
Ungarischkurse in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Man kann auch vorher an einem 4WochenCrashkurs im
Rahmen der Sommeruniversität in Pecs, Sziget oder Budapest teilnehmen. Die Kosten wurden in meinem
Semester von ERASMUS übernommen.
Generell sollte man Ruhe und Gelassenheit mitbringen, da nicht immer alles sofort klappt: Warten auf
Studentenausweise, Orientierung an der Uni, Schein und Prüfungsangelegenheiten. Aber nach einiger Zeit
funktioniert alles.
Die Uni hat ein Mentorensystem: Jedem ERASMUSStudenten wird ein Mentor zur Verfügung gestellt. Dieser hilft
bei Wohnungssuche, Studentenausweis, Handykarte und sonstigen Fragen.
Wohnung:
Die Wohnungen sind meist preiswert und nach mitteleuropäischen Standard. Eine Wohnung zu finden ist in
Budapest nicht schwer. Eher ungewöhnlich ist es für ungarische Studenten in einer WG zu wohnen. Jedoch ist
Uni: Juristische Fakultät
dies meist die bevorzugte Unterkunft von ausländischen Studenten. Es finden sich Angebote in einschlägigen
Internetportalen wie www.wg gesucht.de oder www.studentenwg.de . Jedoch sind diese Angebote meist teuer
und manchmal nicht seriös. Am besten findet man eine günstige Wohnung oder ein WGZimmer mit Hilfe des
MentorenProgramms (s.o.) oder über die Foreign List ([email protected] , emailliste für ausländische
Studenten an der ELTE). Auch werden Wohnungen von SRS (Student Rent Solutions) und Wohnheimplätze
angeboten. Die Wohnheimplätze sind obwohl 23 Bettzimmer, Gruppenduschen und küchen sehr begehrt da sie
sehr preiswert sind. Infos zu den Wohnheimplätzen kann das Erasmusbüro der ELTE geben. SRS (www.srs
budapest.hu) ist eine Makleragentur, die umsonst eine Wohnung vermittelt und wenn gewünscht sich um gegen
Aufpreis um weiter Leistungen kümmert (Flughafentransfer, Metroticket etc.)
Telefonieren:
Gleich nach Ankunft sollte man sich eine ungarische Handykarte kaufen. Es bietet sich eine prepaid Karte von
einem der drei großen Anbieter an: Pannon, Vodafone, TMobil. Diese kann man in den Geschäften der Anbieter
Burg Vajdahunyad
nach Vorlage des Personalausweises kaufen und dort oder an vielen Bankautomaten aufladen. Gespräche in
Ungarn auf Festnetz, Eigennetz oder Fremdnetz sind sehr günstig. Für Telefonate nach Deutschland sollte wenn
Internet vorhanden ist Skype oÄ benutzen oder eine prepaid Festnetzkarte kaufen.
Transport:
Das Nahverkehrssystem in Budapest ist sehr gut. Es gibt MetroLinien, Staßenbahnen, Busse, OBusse und auch
Nachtbusse. Alle diese Verkehrsmittel kann man mit einem Monatsticket nutzen; dieses gibt es an jeder
Metrostation zu kaufen (für Studenten nur die Hälfte). Einzeltickets (für den Fall, dass man noch keinen
Studentenausweis) berechtigen zur einfachen Fahrt auf einer Strecke ohne Umsteigen. Es fahren von 24.00 bis
5.00 Uhr Nachtbusse auf den Metro und Staßenbahnstrecken alle 1020 Minuten, sodass man egal, wo man sich
befindet, nachts immer schnell und gut nach Hause kommt.
Tickets für die Eisenbahn sind an den 3 großen Bahnhöfen zu bekommen. Studenten fahren für die Hälfte.
Nyugati pályaudvar (Westbahnhof)
Nach Budapest kommt man am Besten mit der Bahn oder mit dem Flugzeug. Es gibt Züge direkt über Würzburg
mit Umstieg in Wien nach Budapest ( Keleti) (Aktionsangebote „Surf and Rail International“ ab 29 EUR auf
www.bahn.de). Auch fliegen verschiedene Airlines von Deutschland nach Budapest u.A: Airberlin (von Nürnberg,
Berlin, Hannover), Ryanair (von Frankfurt/Hahn, Bremen), Lufthansa (von: Frankfurt/Int., Hamburg etc). Vom
Flughafen kommt man am günstigsten in die City mit dem öffentlichen Flughafenbus und der Metro: Bus Nr. 200
bis KöbányaKispest, von dort die blaue (Nr. 3) Metro bis in die Stadt zB. Deák Ferenc tér; Fahrt dauert ca. 45
Minuten. Auch gibt es den AirportMinibus (meist schneller, aber relativ teuer). Ihr könnt auch eure Mentoren
fragen, ob sie euch vom Flughafen abholen können.
Burg bei Nacht
Nachleben, Ausgehen:
Es gibt in Budapest auch eine sehr große Auswahl an Aktivitäten am Abend. Besonders empfehlenswert sind:
Szimpla (ehem. besetzte Fabrik, heute Biergarten, Freilichtkino, Bar, Livemusik), Morrisons I & II (hier treffen sich
Montags meist die Erasmusstudenten), Művészetek Palotája (großer Konzertsaal, Studentenkarten an der
Abendkasse nur 70 ct für international bekannte Künstler), Filter (Club & Disco), Dock (größte Disco Ungarns,
offen am Wochenende von 2017 Uhr), A38 (jede Woche live Konzerte, Rock, Ska, Reggae etc.). Aktuelle
Veranstaltungskalender (mit Adressen der Locations): http://www.funzine.hu/ (engl.), http://www.exit.hu/ ,
http://www.pestiest.hu/ .
Heldenplatz
Geld:
Budapest ist teuer als das übrige Ungarn, aber immer noch vergleichsweise billiger als Deutschland. Besonders
günstig sind Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Brot etc. Für einen Euro bekommt man 258 HUF (stand Feb. 2008);
Kaufkraft des Euros 1,26 EUR (stand Apr. 2006). Ein WGZimmer kostet 150 – 350 EUR, je nach Ausstattung und
Lage der Wohnung. Ein großes Bier (0,5) bekommt man zB. von 1 – 3 EUR, je nach Lokalität. Geld zieht man sich
am besten aus dem Bankautomaten; Wechselstuben sind meist verlangen meiste hohe Gebühren und haben
schlechte Kurse.
Fazit:
Die Zeit in Budapest möchte auf keinen Fall missen. Dort hatte ich die Gelegenheit eine neue Kultur und
Lebensweise kennen gelernt. Ich konnte miterleben, wie ein Land vom europäischen Aufschwung profitiert und vor
welchen Herausforderungen es steht. Ich habe die Chance gehabt in einer großen, fremden Stadt zu leben und
meine eigenen Erfahrungen zu machen. Viele interessante und offene Leute haben dieses ERASMUSSemester
unvergesslich gemacht. Ich kann nur jedem empfehlen selbst solche Erfahrungen zu machen und sich für einen
Platz in Budapest zu bewerben. Falls noch irgendwelche Fragen offen geblieben sind schreib mir am besten eine
mail ([email protected]) oder ruf mich an (01787100625)!
JanPhilipp Günther
St.StephansBasilika