Einführung in die Handlungsfelder SP/SM:
9 Jugendhilfe
Prof. Dr. Gunther Graßhoff
Carl-Zeiss-Str. 3 – HS 3
10.04.2012 – 12.07.2014, 12:00 – 14:00 Uhr
Themen und Gliederung
1. Struktur der Jugendhilfe
2. Aufgaben und Ziele der Jugendhilfe
3. Hilfeplanung
4. Jugendhilfeplanung
Jugendhilfe stellt einen Ausschnitt der Sozialpädagogik dar. Sie richtet
sich an Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Für die Jugendhilfe gilt
es, junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung
zu fordern, durch soziale Arbeit Benachteiligungen zu vermeiden und
abzubauen, sowie Sorge zu tragen für positive Lebensbedingungen
und eine kinder- und familienfreundliche Umwelt. Jugendhilfe
umfasst demnach allgemein fördernde, direkt helfende und
politische Aufgabenbereiche. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen
steht der Erziehungsgedanke (Jordan/Sengling 2000, S. 12).
Jordan, E. /Sengling, D. (2000): Kinder- und Jugendhilfe. Einführung in Geschichte und Handlungsfelder, Organisationsformen und
gesellschaftliche Problemlagen Weinheim: Juventa Verlag.
Leitlinien der modernen Jugendhilfe
PräventionDezentralisierung/ Regionalisierung
AlltagsorientierungIntegration/ Normalisierung
PartizipationLebensweltorientierung
KommunalisierungSubsidiarität
-Kommunaler Wohlfahrtsmix-
Eigentätigkeit
KommuneStaat
VerbändeSelbstorganisation„Kleine Netze“
Steuerung
MotivationRessourcenSoziale KontrolleAusfallbürger
Soziale RechteMindestversorgungFinanzierung
PlanungKoordinationSubvention
WettbewerbKooperationWelche Leistungen?
Ambulante und Teilstationäre Erziehungshilfen• SPFH (§31 SGB VIII)• Tagesgruppen (32 SGB VIII)• Erziehungsbeistand/Beitreuungshelfer (§30 SGB VIII)• Soziale Gruppenarbeit (§29 SGB VIII)• Individuelle Sozialpädagogische Einzelbetreuung
(ISE)(§35 SGB VIII)• Eingliederungshilfe (§35a SGB VIII), seit 1995
Handlungsfelder der Jugendhilfe
Ansteigen der Inanspruchnahme von ambulanten Hilfen
Weiterentwicklung: flexible, integrierte und
sozialraumorientierte Hilfen
Entwicklungen in den Handlungsfeldern der Jugendhilfe
Kooperative Planung von Leistungsberechtigten,
Leistungsgewährer und Leistungserbringer
Phasen des Hilfeplanverfahrens
1. Erstkontakt mit den Betroffenen (Erzieherischer
Bedarf?)
2. Fachberatung im Zusammenwirken der Fachkräfte:
Diagnose
3. Hilfeplangespräch mit den Betroffenen
4. Evaluation und Fortschreibung des Hilfeplans
Mitwirkung in individuellen Entscheidungsprozessen
Inhalte des Hilfeplangesprächs• Aktuelle Situationsbeschreibung• Beschreibung des erzieherischen Bedarfs• Realistische Formulierung von Zielen• Leistungen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten der
Beteiligten• Vereinbarungen über Art, Umfang und Zeitraum der
Hilfeerbringung• Vereinbarungen über die zukünftige Zusammenarbeit• Termine
Mitwirkung in individuellen Entscheidungsprozessen
Junge, ca. 11 Jahre alt, Interview vor dem Hilfeplangespräch,
Tagesgruppe
(ganz reduzierter Text)
Was geht dir jetzt vor dem Gespräch durch den Kopf?
Gar nix.
Was wirst du machen bei dem Gespräch?
Rumsitzen, bis es fertig ist.
Warten, bis es vorbei ist?
Ja.
(Zur Tagesgruppe)
Wirst Du dazu etwas sagen?
Vielleicht, wenn ich Lust habe.
„Ich glaube, ein Hilfeplangespräch ist dann da, wenn man Hilfe kriegt oder
daheim Schwierigkeiten hat. Eigentlich kommt man ja in die Tagesgruppe,
weil es daheim irgendwie nicht gut läuft, wegen der Hausaufgaben oder
schulisch. Es wird gleich darum gebeten, wann ich raus komme und ob ich
überhaupt raus kann und ich bereit bin. Und das ich ein paar Fragen gestellt
kriege. Er (Mitarbeiter des Jugendamtes) könnte mich zum Beispiel fragen,
wie es jetzt in der Tagesgruppe war und ob ich meine Ziele erreicht hab, die
er immer aufgeschrieben hat. Ich glaub schon, dass ich die erreicht habe, es
läuft eigentlich ganz gut. Mit den Hausaufgaben komme ich auch zurecht.
Der Martin (Bezugserzieher, Name geändert), der wird das alles bestätigen
und auch wirklich sagen, dass ich die Hausaufgaben immer gemacht habe.“
Diese Einschätzung im Vorfeld eines Hilfeplangesprächs stammt von einem
12jährigen Jungen, der seit eineinhalb Jahren eine Tagesgruppe besucht.