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Dürfen Schrauben „krumm“ sein?In unserer Anwendungstechnik-Serie gehen wir diesmal der Frage nach der „Geradheit“

von Verbindungselementen auf den Grund. Denn auch diese ist genau festgelegt

Die Schrauben sind krumm!“ Mit dieser meist subjektiven und sachlich nicht mit Messwerten belegten Beanstandung

werden ab und zu die Mitarbeiter der Qualitätssicherung kon-frontiert. Aber wie zu so vielen Merkmalen an Schrauben gibt es auch hier in den Normen detaillierte Vorschri� en und zu-lässige Toleranzen. Die „Durchbiegung“ tritt insbesondere an Kopfschrauben und Gewindebolzen mit großem Durchmesser-Längenverhältnis auf. Die Ursachen für dieses Phänomen sind im Fertigungsprozess begründet. Hauptsächlich durch Richt-vorgänge bei der Produktion vom Draht-Coil, speziell jedoch bei der Wärmebehandlung von Schrauben der Festigkeitsklasse ≥ 8.8 kann es zu einem Verzug kommen, der diese Schrauben optisch „krumm“ erscheinen lässt. Die Normung trägt diesen Gegebenheiten Rechnung, indem sie für das Merkmal „Geradheit“ nach folgenden Normen Grenzwerte de� niert: n In der jeweiligen Produktnorm ist die Produktklasse angegeben, nach der die Schraube gefertigt wird – A, B oder C.n In der übergeordneten internationalen Norm DIN EN ISO 4759-1: 2001-04 wiederum ist unter Abschnitt 3.2.2.2 die zulässige Geradheits toleranz „t“ festgelegt, die in Abhängigkeit von Pro-duktklasse, Gewindedurchmesser und -länge nach folgenden For-meln berechnet wird:

Für Teile nach Produktklasse A und B:

n Gewindenenndurchmesser ≤ M8: t = 0,002 l + 0,05n Gewindenenndurchmesser > M8 : t = 0,0025 l + 0,05Für Teile nach Produktklasse C:

n Gewindenenndurchmesser ≤ M8: t = 2 (0,002 l + 0,05)n Gewindenenndurchmesser > M8: t = 2 (0,0025 l + 0,05)

Gemessen wird die Geradheit bei Ferdinand Gross üblicherweise mit einem speziellen Messgerät (Foto unten), geeignet für Schrau-benlängen bis maximal 300 mm. Für längere Schrauben kommen Fühlerlehre (Spion) und auch Stecklehren zum Einsatz. Dabei zeigt sich, dass in den meisten Fällen die lapidare Beanstandung „Schrau-ben sind krumm“ sich nicht bestätigt. Obwohl rein optisch die Schrauben durchgebogen sind, liegt die Ab-weichung „t“ innerhalb der nach ISO 4759-1 zulässigen Toleranzen. Diese sind in ne- benstehender Tabelle bereits für die Produktklassen A und B für Längen bis „l “= 300 mm ausgerechnet. n

Geradheitstoleranzen an Schrauben nach ISO 4759-1, Stand 01-2000

„t“ für Produktklasse A und B

Formeln: „t“ = (0,002 x l) + 0,05 „t“ = (0,0025 x l) + 0,05

ausgerechnete Geradheitstoleranzen für Gewindedurchmesser Schraubenlänge „l“ bis einschließlich M8 M10 und größer

70 0,190 0,2250

75 0,200 0,238

80 0,210 0,250

85 0,220 0,263

90 0,230 0,275

95 0,240 0,288

100 0,250 0,300

105 0,260 0,313

110 0,270 0,325

115 0,280 0,338

120 0,290 0,350

125 0,300 0,363

130 0,310 0,375

135 0,320 0,388

140 0,330 0,400

145 0,340 0,413

150 0,350 0,425

155 0,360 0,438

160 0,370 0,450

165 0,380 0,463

170 0,390 0,475

180 0,410 0,500

190 0,430 0,525

200 0,450 0,550

210 0,470 0,575

220 0,490 0,600

230 0,510 0,625

240 0,530 0,650

250 0,550 0,675

260 0,570 0,700

270 0,590 0,725

280 0,610 0,750

290 0,630 0,775

300 0,650 0,800

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