56. Basler Decubitus- und Wundseminar
Decubituspathogeneseund Klassifikation
Prof. Dr. med. Dirk J. SchaeferPlastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie
Basel, 28.01.2014 56. Basler Decubitusseminar: Pathogenese und Klassifikation
DecubitusPathogenese
ist ein Symptom dem sehr unterschiedliche Ursachen und Krankheiten zugrunde liegen
der Erfolg einer Behandlung beruht wesentlich auf der Erkennung und Behebung der Ursachen, der Grundkrankheit und der Beseitigung von Risikofaktoren
Interdisziplinäres Vorgehen ist entscheidend wichtig
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DecubitusEpidemiologie
ca. 9% aller hospitalisierten Patienten entwickeln Druckulcus
Decubitus sind assoziiert mit anderen medizinischen Problemen:
• kardiovaskulären Krankheiten (41%)
• akuten neurologischen Erkrankungen (27%) und
• orthopädischen Verletzungen (15%).
Alter ist ein wichtiger Faktor• Im „National Pressure Ulcer Prevalence Survey“ von 1994
waren 62% der Patienten mit Decubitus älter als 70 Jahre
Meehan, M. National pressure ulcer prevalence survey (NPUPS). Adv. Wound Care 7:27, 1994.
Stall, S., Serer, A., and Donovan, W., et al. The perioperative management of the patient with pressure sores. Ann. Plast. Surg. 11:347, 1983.
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DecubitusEpidemiologie
In Pflegeheimen Inzidenzen bis zu 50%
in der Akutsituation: akutes Krankheitsgeschehen lenkt von Entwicklung von Druckulcera ab � (zu) spätes Entdecken des sich entwickelnden Druckulcus
Abnahme der Inzidenz bei Rückenmarksverletzten seit Einführung von Rehabilitationszentren und Wissen um das Problem
Nach II. Weltkrieg Inzidenz in amerikanischen VAKrankenhäusern bei bis zu 85%
Heute: Stall et al.: Inzidenz bei Paraplegikern bei ca. 20%, bei Tetraplegikern bei ca. 26%
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DecubitusRisikogruppen
BetagteGelähmte
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20202020
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DecubitusÄtiologie
Multifaktoriell, innere und äussere Faktoren
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Extrinsische Faktoren
Druckbelastung
Scherkräfte
Reibung
Hautschädigung
Medikamente
Intrinsische Faktoren
Skelettdeformitäten
Immobilität
Fehlende Sensibiltät
Malnutrition
Durchblutungsstörung
Infektion
Schwere Allgemeinerkrankung
DecubitusÄtiologie
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Scherkräfte Druck x Zeit Reibung
DekubitusDruck
+Immobilität
DecubitusPathogenese
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Primäre Ursache - DRUCK
Druck
Ischämie - Blutleere
DecubitusPathogenese
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DecubitusPathogenese
32 mm Hg bei Jungen> 25 mm Hg bei Betagten
Druck+
Dauer
Arteriolenkompression
O2-Abfall
Gewebeanoxie
Ischämische Nekrose
Verweildauer > 2 Stunden +
Seiler 1979
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Druck - Lagerung
Test auf Glasplatte
90 ° SeitenlagerungIschämie Malleolus, Trochanter
DecubitusPathogenese: Visualisierung
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Druck - Lagerung
90 ° Seitenlagerung Ischämie über Trochanter
DecubitusPathogenese
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Druck bei Lagerung
Rückenlagerung:Ischämie sacral, Fersen
DecubitusPathogenese
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Sitzposition auf GlasplatteSitzbeinischämie
Druck - Lagerung
DecubitusPathogenese
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DecubitusPathogenese
Meehan, M. National pressure ulcer prevalence survey. Adv. Wound Care 7:27, 1994.
Abb. Aus Grabb & Smith´s Plastic Surgery, 5th Ed., 1997, Lippincott- Raven, p. 1084
Kegelförmiges Verletzungsmuster bei Druckschädigung
Höchster Druck und größter Schaden in der Tiefe, nahe am Knochen
Die oberflächliche Wunde ist nur die „Spitze des Eisbergs“
Daniel, R. K., Wheatley, D. C., and Priest, D. L. Pressure sores and paraplegia: An experimental model. Ann. Plast. Surg. 15:15, 1985.
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
InfiltrationstiefeGrad 1 Rötung
Grad 2 Rötung, Blasenbildung, Dermaler Defekt
Grad 3 Hautdefekt bis zum Periost, Infiltration von Subcutis, Muskel, Sehne, Ligamente
Grad 4 mit Osteomyelitis
WundkonditionStadium A saubere Wunde, Granulationsgewebe, keine Nekrose
Stadium B nekrotische Wunde, keine Infiltration der Umgebung
Stadium C wie B aber Infiltration perifokal, Sepsis
Klinik
Stadium CStadium A Stadium B
Dekubitusstadien nach Seiler:
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Einteilungen neu (EPUAP / APUAP)
nach EPUAP / APUAP
1
2
3
4
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Einteilungen neu (EPUAP / APUAP)
Dekubitusklassifikation(angelehnt an die internationale Definition nach EPUAP/APUAP)
Grad/Kategorie 1Nicht wegdrückbare (fixierte), umschriebene Rötung bei intakter Haut, gewöhnlich über einem knöchernen Vorsprung.
Grad/Kategorie 2Läsion der Haut mit Schädigung von Epidermis, Dermis oder beiden Hautschichten, nicht bis in die Subcutis reichend. Kann sich als Hautabschürfung oder Blase manifestieren.
Grad/Kategorie 3Läsion aller Hautschichten bis in die Subcutis reichend, jedoch ohne Muskel, Sehnen oder Knochenbeteiligung.
Grad/Kategorie 4Läsion tiefer als Subcutis mit möglicher Beteiligung von Muskulatur und Sehnen, Fascien, Periost und Knochen. Mögliche Mitbeteiligung von anderen Organen. Kategorie IV Wunden können sich in Muskeln oder unterstützende Strukturen ausbreiten (Fascien, Sehnen oder Gelenkkapseln) und können dabei leicht eine Osteomyelitis oder Ostitis verursachen.
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Einteilungen neu (EPUAP / APUAP)
Dekubitusklassifikation(angelehnt an die internationale Definition nach EPUAP/APUAP)
Uneinstufbar / nicht klassifizierbar:vollständiger Haut und Gewebeverlust - unbekannte Ti efeEin vollständiger Haut- und Gewebeverlust, bei der die tatsächliche Tiefe der Wunde von Belag (gelb, dunkelgelb, grau, grün oder braun) und Wundkruste/ Schorf im Wundbett verdeckt ist. Es handelt sich dann aller Voraussicht nach um Kategorie/ Grad III oder IV.
Vermutete tiefe Gewebeschädigung - unbekannte TiefeVioletter oder rötlichbrauner, umschriebener Bereich verfärbter, intakter Haut oder blutgefüllte Blase aufgrund einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes durch Druck und/oder Scherkräfte.
Basel, 28.01.2014
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Nur Hautrötung, Haut intakt.
Decubitus Grad 1
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Grad 1:Persistierende, umschriebene Hautrötung bei intakter Haut. Evtl. Ödembildung, Verhärtung, lokale Überwärmung
Initiative Chronische Wunden (ICW). Leitlinie Dekubitus 2000. 3. Auflage. Uslar-Solingen. 2000.Bienstein, C., et al., Dekubitus. Die Hereusvorderung für Pflegende. Vol. 1. 1997, Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag. 310.Martin, M., Gretzinger B., Kohlschreiber A., Entstehung, Prophylaxe und Therapie von Druckliegegeschwüren. Dt. Ärzteblatt, 2000. 97 (23): p. A1605-1610.
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Hautdefekt auf Dermis beschränkt
DecubitusDiagnose und Klassifikation
Decubitus Grad 2
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Grad 2:Teilverlust der HautEpidermis bis hin zu Anteilen der Dermis (Korium) sind geschädigt. Der Druckschaden ist oberflächlich und kann sich klinisch als Blase, Hautabschürfung oder flaches Geschwür darstellen.
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Decubitus Grad 2
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Hautdefekt bis Periost: Muskeln, Sehnen, Bänder sichtbar
Decubitus Grad 3
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Grad 3:
Verlust aller Hautschichten und Schädigung oder Nekrose des subkutanen Gewebes, die bis auf die darunterliegende Faszie reichen kann. Der Dekubitus zeigt sich klinisch als tiefes offenes Geschwür.
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Decubitus Grad 3
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Wie Grad III, jedoch mit Osteomyelitis
Decubitus Grad 4
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Grad 4:
Verlust aller Hautschichten mit ausgedehnter Zerstörung, Gewebsnekrose oder Schädigung von Muskeln, Knochen oder unterstützenden Strukturen (Sehnen, Gelenkkapsel),Osteomyelitis
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
Decubitus Grad 4
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DecubitusDiagnose und Klassifikation
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Gesunde Probanden, Bewegungen während des Schlafs pro Stunde
Decubituspatentien, Bewegungen
während des Schlafs pro Nacht
DecubitusRisikofaktor Immobilität
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Verteilung im Akutspital bei bettlägrigen Patienten (6047 Druckulcera)
36% sacral30% an den Fersen6% ischial, trochanterisch, malleolar
Prädilektionsstellen bei Paraplegikern (1604 Druckulcera)
1. Tuber ossis ischii2. Trochanterregion3. Sakralregion Meehan, M. National pressure ulcer prevalence
survey (NPUPS). Adv. Wound Care 7:27, 1994.
DecubitusDiagnose und Klassifikation
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normale Matratze
Air SoftOkklusionsdruck bei alten Patienten< 25 mm Hg
DruckMessung
DecubitusDruckentlastung
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TO PREVENT IS BETTER THAN TO CURE
NO PRESSURE, NO ULCER
I. DruckentlastungII. Nekrose entfernen, Infekt behandelnIII. WundkonditionierungIV. RisikofaktorenV. Chirurgie, DefektverschlussVI. Prophylaxe
6 Prinzipien
Das Basler Decubituskonzept
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