zur kenntniss der gefärbten rosanilinbase. (erwiderung.)

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filittheilungen. 614. Hugo Weil: Zur Kenntniss der geftlrbten Rosanilinbase. (Erwiderung.) (Eingegangen am 1. November.) Vor einiger Zeit I) habc ich nachgewiesen, dass die *rotbe Ros- anilinbasec, welche Hr. v. Georgievics durch Fallung von kalter, verdiinnter Fuchsinliisung mit der berechneten Menge Natronlaiige er- halten zu haben glaubt *), nichts weiter ist, als ein Gernenge von ge- wiihnlicher Rosanilinbase mit etwas Fuchsin, als fiirbendem Bestand- theil, welch’ Letzteres unzersetzt rnit ausfiillt. Dass die Fiillung: aus Fuchsin Bbesteben solla, wie Hr. v. G. mir in seiner neucn Abhandlring 3, unterstellt, ist Ton rnir nie ausge- sprochen worden. In dieser Abhandlung kommt Hr. v. G. auf seine friihere] Be- hauptung zuriick; und da die Letztere Aufnahme in die Literatur ge- funden bat ‘), sehe ich mich veranlasst, nochmals auf den Gegenstand einzugeben. Ich gebe nachfolgende Zahlen: 1. 3.5 g syntbetisches, wasserbad- trocknes Parafuchsin (von 10.5 pCt. Salzsliuregehalt) 5)r entsprechend 1/100 g- Mol. Salzsaure, wurden in 1.8 L Wasser heiss gcl6st; die Lo- sung wurde auf 18O abkiihlen gelassen, bei dieser Temperatrir filtrirt (kein Rcckstand), mit 10.5 ccm Norrnalnatron (d. i. 5 pCt. mehr, als zur Bindung der Salzsaure erforderlich) versetzt und 48 Stunden bei einer Tetnperatur von 18 - 24O stehen gelassen. Die Bedingungen waren also fir Vollendung der doppelten Umsetzung gewissj nicht ongiinstig gewahlt. Nach 48 Stunden wurde die Ftillring abgesaugt, mit etwas Wasser gewaschen, erst auf Thon und dann auf dem Wasserbade getrocknet. Rothes Pulver wiegt ca. 2.7 g; frei von Aschc. Dasselbe enthielt nicht weniger als 0.55 pCt. Salzsaure, was einem Fuchsiiigehnlt von 5.3 pCt. gleicbkommt. 2. 3.2 g gewiihnliche Rosanilinbase wurden rnit 10 ccrn Norrnal- salzsaure in 1.8 L Wasser in Losung gebracbt und wie bei 1. ‘1 Diese Berichte 2!1, 1541 ond 2677. 2, Monatsh. f i r Chem. 17, 4. 3) Monatsh. f8r Chem. 21, 407. 4) Chew-Zeitung 29, d83. 5, Die Cblorbestimmungen wurden durch Schmelzen der Substrnz mit und Titration In jedem einzelnen Falle wurde dic hbwesenheit von Cyanverbindungen __ . - einem grossen Ucberschusj von Katriumsuperoxyd und P mit Silber- und Rhodan-Lbsung ausgefiihrt nach dem Schmelzen constatirt. “o?*

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Page 1: Zur Kenntniss der gefärbten Rosanilinbase. (Erwiderung.)

filittheilungen.

614. Hugo Weil: Zur Kenntniss der geftlrbten Rosanilinbase. (Erwiderung.)

(Eingegangen am 1. November.) Vor einiger Zeit I) habc ich nachgewiesen, dass die *rotbe Ros-

anilinbasec, welche Hr. v. G e o r g i e v i c s durch Fallung von kalter, verdiinnter Fuchsinliisung mit der berechneten Menge Natronlaiige er- halten zu haben glaubt *), nichts weiter ist, als ein Gernenge von ge- wiihnlicher Rosanilinbase mit etwas Fuchsin, als fiirbendem Bestand- theil, welch’ Letzteres unzersetzt rnit ausfiillt.

Dass die Fiillung: aus Fuchsin Bbesteben solla, wie Hr. v. G. mir in seiner neucn Abhandlring 3, unterstellt, ist Ton rnir nie ausge- sprochen worden.

In dieser Abhandlung kommt Hr. v. G. auf seine friihere] Be- hauptung zuriick; und da die Letztere Aufnahme in die Literatur ge- funden bat ‘), sehe ich mich veranlasst, nochmals auf den Gegenstand einzugeben.

Ich gebe nachfolgende Zahlen: 1. 3.5 g syntbetisches, wasserbad- trocknes Parafuchsin (von 10.5 pCt. Salzsliuregehalt) 5)r entsprechend 1/100 g- Mol. Salzsaure, wurden in 1.8 L Wasser heiss gcl6st; die Lo- sung wurde auf 1 8 O abkiihlen gelassen, bei dieser Temperatrir filtrirt (kein Rcckstand), mit 10.5 ccm Norrnalnatron (d. i. 5 pCt. mehr, als zur Bindung der Salzsaure erforderlich) versetzt und 48 Stunden bei einer Tetnperatur von 18 - 24O stehen gelassen. Die Bedingungen waren also f i r Vollendung der doppelten Umsetzung gewissj nicht ongiinstig gewahlt. Nach 48 Stunden wurde die Ftillring abgesaugt, mit etwas Wasser gewaschen, erst auf Thon und dann auf dem Wasserbade getrocknet. Rothes Pulver wiegt ca. 2.7 g; frei von Aschc. Dasselbe enthielt nicht weniger als 0.55 pCt. Salzsaure, was einem Fuchsiiigehnlt von 5.3 pCt. gleicbkommt.

2. 3.2 g gewiihnliche Rosanilinbase wurden rnit 10 ccrn Norrnal- salzsaure i n 1.8 L Wasser in Losung gebracbt und wie bei 1 .

‘1 Diese Berichte 2!1, 1541 ond 2677. 2, Monatsh. f i r Chem. 17, 4. 3) Monatsh. f8r Chem. 21, 407. 4) Chew-Zeitung 29, d83. 5, Die Cblorbestimmungen wurden durch Schmelzen der Substrnz mit

und Titration

In jedem einzelnen Falle wurde dic hbwesenheit von Cyanverbindungen

_ _ . -

einem grossen Ucberschusj von Katriumsuperoxyd und P mit Silber- und Rhodan-Lbsung ausgefiihrt

nach dem Schmelzen constatirt. “o?*

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behandelt. Gewicht des Niederschlages ca. 2.7 g. Salzeauregehalt der awhefreien Fi l lung 0.91 pCt., was bei Annahme von 1 Mol. Salzsaure auf 1 Mol. Rosanilin, 8.4 pCt. Fuchsin entspricht.

Beim Auskochen dieeer rrothen Basen(< mit Wasser geht natiir- lich das Fuchsin in Losung; es hinterbleiht gewohnliche Rase, und man kann durch l'riifung des fuchsinrothen Filttats mit Salpetersaure und Silhernitrat qualitativ den Nacliweia fiihren, dass nicht eiue rothe B a s e , sonderu deren Cblorhydrat - Fuchsin - in Losung ge- gangen ist.

Mag man nun die Menge der Natronlauge, die Temperatur, die Verdiinnung etc. variiren, wie man will, man wird in a l l ' d e n FUlen, in denen der Niederschlag r o t h ausfallt, SalzsHure, d. h. Fuchsin, quali- tativ nachweisen kiiunen.

D i e r o t h e F a r b e d e r S B a s e a s t e h t u n d f a l l t m i t d e r e n F u c h s i n g e ha1 t.

(Der Nachweis der Salzsiiure gelingt leichter in der eben be- schriebenen Weise, ale nach meiner friiheren Angabe '), weil dort die Erscheinung durch die grosse Menge mitgeliisteo Farbstoffes getriibt wird.)

Gegeniiber diesen, mit gerbger Muhe festzustellenden und nun auch durch Zahlen unterlegten T h a t s a c h e n , die fur den Farbenche- miker nichts Ijeberraschendes habeo und rnit den physikalischen Con- stanten harmoniren, erscheint es nicht begreiflich, wie Hr. v. G. seine Behauptung aufrecht erhalten kann, nachdem er es unterlassen hat, den einzigen unanfecblbaren Beweis gegen nieine Einwendungen durch Isolirung einer f u c h s i n f r e i e n rothen Base zii fiihren.

Fiir Hrn. v. (3. war der Nachweis der Rosaniliniumbase durch H a n t z s c h und O a s w a l d 2, der )Anlass, einige weitere Erfahrungen iiber d i e s e S u b s t a n z . . . . . mitzutheilena3).

Die Ausfiihrungen des Hrn. v. G. beziehen sich aber garnicht auf d i e s e S u b s t a n z , d. h. auf die n u r i n w a s s r i g e r L o s u n g vor- iibergehend existirende Rosaniliniumbase, sondern auf seine vermeint- liche, f e s t e , r o t h e Base, deren Existenz a u c h a u f G r u u d j e n e r A b h a n d l u n g e h e r z u v e r n e i n e n ist.

Hr. Prof. H a n t z s c h ') selbst glaubt mit der Existenz der Ros- aiiiliniumbase ip wassriger LGsung und in dissociirtern Zustande, auch deren Nichtexistenz im festen Zustande und in indifferenten LBsungs- ni t te ln nachgewiesen zu haben.

Indern ich hiermit die Discussion iiber die Existenz einer festen rothen Rosanilinbase wohl a ls geschlossen erachten kann, muss ich brzweifeln, c ' 'us den Versuchen, die Hr. v. G. nenerdings anfiihrt,

1) Diwe Brrichte 29. 154Y. 3) loc. cit. S. 40i.

a) Diese Berichte 33, 385. 4) Privatmittheilung.

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iiberhaupt auch nur eine constitutionelle Verschiedenheit frisch ge- fallter und gewijhnlicher Rosanilinbase zu folgern ist.

Dass eine Base erst flockig ausgefallt und spater krystallinisch wird, und dass die flockige Form in organischen Losungsmitteln 16s- licher ist als die krystallinische, das sind, wie der Cheriiiker weiss, so gewobnliche Erscheinungen, dass man hieraus keine weitgehenden Schliisse ziehen karin.

Als besouders charakteristisch fiihrt Hr. v. G. mehrfach an, dass sich frisch gefallre Rosanilinbase in organischen Liisungsmitteln mit orangegelber Farbe lost, gewohnliche Base farbloe. (S. 407-408.)

Ich bernerke d a m , dass ich unter den mir zuganglicben Proben gewohnlicber Rosanilinbase keine farblos liidiche gefunden habe. Die Lijsung in organischen Solventien war immer orangegelb. Sollte Hrn. v. G. die Losung der friscb gefallten Base intensirer gefarbt er- scheinen, so e rk l l r t sich dies naturgemass, wenn er sich der an gleicher Stelle von ibm angefiihrten Thatsache erinnrrt, dass j a die Losung der frisch gefallten Base, nach seinen eigenen Bestimmungen, 10-ma1 so vie1 Substanz entbalt, und dass die Intensitat einer Farbung doch auch von der angewandten Substanzm e n g e ablillngt.

Im nachsten Satze (S. 408) bespricht Hr. v. G. ohne bestimmte Zahlenangaben die Eiitstehung von Triamidotriphenylcarbinol, welches die alkalische Reaction der Natronlauge n e u t r a l i s i r e n SOH. Eine ersraunliche Leistung fiir ein solches Carbinol, wenn man bedenkt, dass die Natriumsalze der Phenole, der Kohlensliure etc. noch alka- liscb reagiren. (Die Mijglichkeit der theilweiseu B i l d u n g eines Natriunisalzes I ) bleibt hierdurch unberiihrt).

Ware das Carbinol wirklich eine so starke Saure, so ware die Existenz einer farblosen Rosanilinbase unbegreiflich, d a sie sich i i b e r w i e g e n d in arosanilinsaiires Rosanilina*) umlagern rniisste.

Im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung bezeichnet Hr. v. G. die von mir beschriebene doppelte Umsetzung 3) zwischen kohlen- saurem Rosanilin und Kochsalz zu salzsaurem Rosanilin und Soda als auf einem Irrthum beruhend, da es ihm nicht gelungen ist. sich von der alkalischen Reaction der entstandenen verdunnten Sodalosung zu iiberzengen.

Dem gegeniiber constatire ich Folgendes: Eine Liisung von Ros- milincarbonat entfarbt sich durch Aussalzen mit chemisch-reinem Koch- salz fast vollig. Die Fliissigkeit giebt dann, wenn sie conceotrirt, d. h. durch langeres Einleiten von Kohlensaure nicht iiber 500 hergestellt war, auf rothem Lakmuspapier eine b l a n e Reaction. In aoderen

I) Diese Berichte 29, 205. 3, Diese Berichte 29, 2678.

'j Monatsh. fiir Chem. 21, 411.

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Fallen erscheint erst eine echwach violette Zone (in Folge einer ge- riiigeri Menge in Losung verbliebenen Farbstoffs), deren Auslauf nach kurzer Zeit r e i n b l a u e Farbe zeigt.

Nach Hrii. v. G.’s Angabeii giebt diiune F u c b s i n - L o s u n g fur sich allein auf r o t h e m Lakrniispapier einen v i o l e t t e n Fleck ’). Man kann sich aber leicht iiberzeugen, dass der durch dunne Fuchsin- Liisung herrorgerufene, r e i n ru t h e Fleck sich auf’s Deutlichste von der angefiihrten alkalischen Blauung oiitwscheidet.

Wem die - iibrigens unverkennbare - alkalische Reaction noch nicht geniigend deutlich erscheint, der miige die beim Versuch er- baltene diinne Sodalosuiig durch Eiudampfen concentriren. Es wird denn auch der Uneingewcihteste erkennen, dass der Irrthum nicht auf meiner Seite liegt.

Auf die weitereri Versuche des IHrn. v. G. eirizugrhen, liegt fiir mich keine Vernnlnsauiig vor; ich iberlasse es den HHrn. Fachgenossen, sich ein Urtheil dariiber zu bildrn.

B a s e l , im November 1900.

516. M. G o m b e r g : Ueber die Darstellung des Triphengl- chlor-metb ans.

(Eingegangen am 1. October: mitgethcilt in der Sitzung am 8. October von Hm. R. Stelzner . )

In gr6sserena) sowohl wie in kleineren Lehrbiichein der org:i- nischeii Chemie findet sich irn Allgemeinen die Arigabe, dass, Henn K o h I e n s t o f f t e t r a c h 1 o r i d mit Ben z n I und A 1 u m i n i u m c h l o r i d beliaiideli wird, T r i p h e u y l r n e t h a n das Hauptproduct der Reaction ist. Diese Aiigabe ist vollig irrthiinilich.

F r i e d e l und C r a f t s , welche als Erste diese Reaction studirtens), berichteten, dass sie auf diesem Wege T e t r a p h e n y l m e t h a n er- hielten. E. und 0. F i s c h e r ‘ ) konnten dieses Resultat iiicht bestatigen, dn sie aus dem Renctionsproduct lediglicli Tripheriylmetban isoliren koan- teu. Man muss annehrneii, dass sie die Rext ioi i analog wie bei der Darstelluiig des Tripheiiylmethaiis IIUS Chloroform durchfiihrten, d. h. dass sic das von Alurniniurnchlorid und iiberscliiissigem Benzol befreite Product bei der hoheii Temperatur 1-02 200- 3600 der fractionirten (Destillation unterwarfen. Spater fanderi F r i e d e l und C r a f t s 5), dase die Rcsiiltate j e nacb der A i t dea Veifahreiis verschiedeii siud; als

I ) loc. cit. S. 409. 2, Vergl. auch Bei l s te in’s Handbuch, 11, 287 (3. Aufl.). 3, Compt. rend. 1857, 1453. 4, Ann. d. Chem. 194, 254.

Ann. de chim. phys. 1884, I, 497.