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Untersuchungen zur Uberwachung des Eichenwicklers, Tortrix viridana L. (Lepid., Tortricidae), mit seinem Pheromon Von ISOLDE SCHNEIDER Abstract Monitoring the Green Oak Tortrix (Tortrix viridana L.) with its pheromone The green Oak tortrix, T. viridana L., can be trapped by the sexpheromone (Z) 11-14: Ac. Investi ations in an outbreak area in Lower Saxony (forest district Lappwald near Helmstedt) showei trap collection being dependent on light ex osure, leaf mass and age of oak stand at the trapping site. No difference was found in three offour trap forms, the fourth form might be visually attractive. The number of males caught is related to the bait loading, not to the size of the stick surface. l%e males swarmed during the whole day; female attraction and subsequent mating started in the afternoon, trap catches however occurred only during the dark hours. It is concluded that the natural sex attractant plus visual marks are preferred by the mdes during daylight. Experiments towards attractiveness of dfferent colours had no positive results, those towards the recognition of shapes have to be repeated. 1 Einleitung Der Eichenwickler lebt zumeist in den oberen Kronen erwachsener naturnaher Eichenbestande; bei starkem Befall kann er auch jungere Bestande besiedeln. Sein Schaden besteht in Zuwachsverlusten, Verringerung der Holzqualitat und Vernichtung der Eichelernte. Obwohl Abtoten von einzelnen Baumen oder ganzen Bestanden selten vorkommt, kann der Schaden betrachtlich sein (SCHWERDTFEGER 1961, 1981). Das Vorkommen von T. viridana ist stellen- weise endemisch, an anderen Orten ist es durch k lang andauernde Gradatio- nen charakterisiert (SCH~~TTE 1957). Don ist eine jihrliche Oberwachung und Befallsprognose von Interesse. Seit 1979 wird das aus der weiblichen Duft- driise isolierte und als hauptsachlicher Sexuallockstoff erkannte 2 1 1-Tetrade- cenylacetat (2 11-14: Ac) auch in Niedersachsen versuchsweise zur Oberwa- chung eingesetzt (ARN et al. 1979; BOGENSCH~Z 1979). Dabei wurde festge- stellt, dai3 der Eichenwickler trotz seines bevorzugten Aufenthaltes in der Krone auch Fallen in Augenhohe anfliegt. Eigene Untersuchungen aus dem FoA Hannover 1980 (SCHNEIDER 1983) ergaben eine Obereinstimmung der Anzahl gefangener Wicklermhnchen mit der bekannten unterschiedlichen Populationsdichte in Altholz, Stangenholz und Kultur. Lokale Massenvermehrungen an verschiedenen Stellen in Nordwest- deutschland im Sommer 1983 boten Gelegenheit, die Aussagekraft der einge- setzten Fangmethoden zu uberpriifen, vor allem das Verhalten der Wickler- mannchen gegenuber dem Pheromon zu beobachten. In einem Altholz mit tiefem Trauf und davorliegendem Jungwuchs konnten U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-2240/84/9805-0474 $ 02.50/0 Z. ang. Ent. 98 (1984), 474483 0 1984 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2240 I Intercode: ZANEAE

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Page 1: Untersuchungen zur überwachung des Eichenwicklers, Tortrix viridana L. (Lepid., Tortricidae), mit seinem Pheromon

Untersuchungen zur Uberwachung des Eichenwicklers, Tortrix viridana L. (Lepid., Tortricidae),

mit seinem Pheromon

Von ISOLDE SCHNEIDER

Abstract Monitoring the Green Oak Tortrix (Tortrix viridana L.) with its pheromone

The green Oak tortrix, T. viridana L., can be trapped by the sexpheromone (Z) 11-14: Ac. Investi ations in an outbreak area in Lower Saxony (forest district Lappwald near Helmstedt) showei trap collection being dependent on light ex osure, leaf mass and age of oak stand at the trapping site. No difference was found in three offour trap forms, the fourth form might be visually attractive. The number of males caught is related to the bait loading, not to the size of the stick surface.

l%e males swarmed during the whole day; female attraction and subsequent mating started in the afternoon, trap catches however occurred only during the dark hours. It is concluded that the natural sex attractant plus visual marks are preferred by the mdes during daylight.

Experiments towards attractiveness of dfferent colours had no positive results, those towards the recognition of shapes have to be repeated.

1 Einleitung

Der Eichenwickler lebt zumeist in den oberen Kronen erwachsener naturnaher Eichenbestande; bei starkem Befall kann er auch jungere Bestande besiedeln. Sein Schaden besteht in Zuwachsverlusten, Verringerung der Holzqualitat und Vernichtung der Eichelernte. Obwohl Abtoten von einzelnen Baumen oder ganzen Bestanden selten vorkommt, kann der Schaden betrachtlich sein (SCHWERDTFEGER 1961, 1981). Das Vorkommen von T. viridana ist stellen- weise endemisch, an anderen Orten ist es durch k lang andauernde Gradatio- nen charakterisiert (SCH~~TTE 1957). Don ist eine jihrliche Oberwachung und Befallsprognose von Interesse. Seit 1979 wird das aus der weiblichen Duft- driise isolierte und als hauptsachlicher Sexuallockstoff erkannte 2 1 1-Tetrade- cenylacetat (2 11-14: Ac) auch in Niedersachsen versuchsweise zur Oberwa- chung eingesetzt (ARN et al. 1979; B O G E N S C H ~ Z 1979). Dabei wurde festge- stellt, dai3 der Eichenwickler trotz seines bevorzugten Aufenthaltes in der Krone auch Fallen in Augenhohe anfliegt. Eigene Untersuchungen aus dem FoA Hannover 1980 (SCHNEIDER 1983) ergaben eine Obereinstimmung der Anzahl gefangener Wicklermhnchen mit der bekannten unterschiedlichen Populationsdichte in Altholz, Stangenholz und Kultur.

Lokale Massenvermehrungen an verschiedenen Stellen in Nordwest- deutschland im Sommer 1983 boten Gelegenheit, die Aussagekraft der einge- setzten Fangmethoden zu uberpriifen, vor allem das Verhalten der Wickler- mannchen gegenuber dem Pheromon zu beobachten.

In einem Altholz mit tiefem Trauf und davorliegendem Jungwuchs konnten

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-2240/84/9805-0474 $ 02.50/0 Z. ang. Ent. 98 (1984), 474483 0 1984 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2240 I Intercode: ZANEAE

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Vbenvachung von Tortrix viridunu mit seinem Pheromon 475

Direktbeobachtungen durchgefuhrt werden, die sonst wegen des Aufenthalts der Wickler in der Krone sehr schwierig sind.

2 Versuchsanlage und Methodik

Als Versuchsflachen dienten ein ubenviegend mit Stieleichen bestandenes Altholz und eine davQn n u durch e k e Schneise getrennte, 1973 angelegte Kultur im Forstamt Lappwald bei Helmstedt'. Beide waren durch den Raupenfd im Mai 1983 stark verlichtet. Die erste Hdfte des Juni war hier kuhl und feucht, ab dem 19. 6. folgte eine Hitzewelle. So konzentrierte sich die Flugzeit der Wickler vom - verspateten - Schlu fbeginn am 19. 6. an auf wenige Tage. Die Untersuchungen wurden vom 21. bis 24.6. durchgeLhrt. Zu den Fallenfangversuchen wurden 14 standardisierte einkammerige Deltafallen (Biotrap@) (L) (BURGHARD et al. 1982) und fiinf doppelkammerige Duplofallen (D) benutzt, die mit einem bzw. zwei beleimten austauschbaren Kartons ( F k h e 26 x 9 cm) beschickt waren. Als Koder wurde die Standardformulierung 0,1 mg Z 11-14: Ac, in Gummischlauch infiltriert verwendet. Fallen und Kiider waren von der Firma HOECHST AG entwickelt und kostenlos zur Verfugung gesteut'.

Im Altholz wurden 6 L- und 2 D-Fallen, in der Kultur 8 L- und 3 D-Fallen in Augenhohe angebracht (Lageplan Abb. 1). Der Abstand zwischen den einzelnen Fallen betrug etwa 30 m. Nach Vorversuchen wurden die Fallen tiglich zweimal, um 7.00 Uhr und um 19.00 Uhr, kontrolliert und die Leimbratter erneuert (alle Zeitangaben in MEZ). . Direktbeobachtungen wurden sowohl in der Kultur als auch an den in Augenhohe befindlichen Asten der erwachsenen Baume durchgefiihrt. Vier L-Fallen (L [109]), je 2 im Altholz und in der Kultur, mugten rnit Kodern beschickt werden, die ein Jahr lang in Aluminiumfolie eingeschweiat kuhl gelagert hatten.

Unterschiede im Anflug an alte und frische Koder konnten nicht nachgewiesen werden

Tubelle 1 . Anzahl gefangener '7: viridunu 88 in 24 Std. (Kontr. 7.00 Uhr MEZ), Lappwald 21.-24.6.1983

Datum 22. 6. 23. 6. 24. 6. Summe F d e Falter Falter Faker Falter

Fallen Pro P'O Pro n n Falle pro n Falle n Falle n Falle

L 10 730 73 315 31,5 152 15,2 1197 119,7 L (109) 4 402 100,5 141 35,3 163 40,s 706 176,5

5 221 44,2 231 46,2 90 18 542 108,4 I

1353 Summe aller 19 Fallen 687 405 2445 129,O

3 Ergebnisse

3.1 Fallenfange

Whrend der Versuchszeit vom 21.-24.6. 1983 wurden in den 19 Fallen insgesamt 2445 Eichenwicklermannchen gefangen (Tab. 1). Eine Kontrolle am Vormittag des 21.6. ergab in erreichbarer Hohe nur leere Puppenhiillen oder parasitierte bzw. abgestorbene Pup en, so da13 wohl zu diesem Zeitpunkt alle Falter geschlupft waren. Die Zahl c? er gefangenen Mannchen nahm von 1353 am Morgen des 22.6. bis auf 405 am 24.6. ab. Das Flugmaximum konnte nicht ermittelt werden, da es zur Zeit der ersten Fange bereits erreicht oder uberschritten war.

' Dem Leiter des Forstamtes Lappwald, Herrn FOR STEINHOFF, sei fur die Unterstutzung wahrend der Versuche gedankt, ebenso der Firma Hoechst AG fiir die kostenlose Uberlassung von Fallen- und Kodermaterial.

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~

Datum Kontrollzeit

21. 6. 77 22. 6. 1276 186 23. 6. 501 6 24. 6. 399

19.00 Uhr 7.00 Uhr

Summe 2176 269 -

Falle Konrrollzcir Summe Tagcdang 7.00 Uhr 19.00 Uhr %

L 197 8.6 205.6 4

D 104 33.5 137.5 24.4

(n = 5)

(n = 2)

auch an den folgenden Tagen eine ahn- liche Dishepanz auf (Tab. 2.).

Dabei zeigte sich, dai3 unter den vergleichbaren Bedingungen im Alt- holz die Duplofalle tagsuber mehr Fal- ter fing als die Deltafalle (Tab. 3). Eine Gegeniiberstellung der beiden Kam- mern der Duplofalle ergibt, dai3 nachts die Koderkammer viermal so viele

TubelIe 4. Anzahl gefangener T. wiridanu dd in Kijderkammer (KK) und Nebenkammer (NK) der Duplofalle bei Tage (Kontr. 19.00 Uhr) und nachts (Kontr. 7.00 Uhr), Lappwald 21.-24.6.1983

Fdlenkammer Kontrollzeit Summe Tagcsfang 7.00 Uhr 19.00 Uhr %

KK 82.5 13 95.5 13.6 NK 21.5 20.5 42 48.8

Summe 104 33.5 137.5

NK in % 26.7 61.2

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Uberwachung won Tor& viridana mit seinem Pheromon 477

Tabelle 5. Anzahl gefangener 1. viridana 66 in Altholz und Kultur, Lappwald 21.-24.6. 1983

Fa 11 en t y p Bestandesforrn Altholz Kultur

Fallen 6 6 Fallen 68 n Summe pro Falle n SUmmC pro Fdle

~

L 4 827 207 6 370 61,7 - L (109) 2 445 222,5 2 261 130,5 D 2 275 137,5 3 267 89

Summe 8 1547 193,4 11 898 81,6

gefangener Falter in Altholz und Kultur besteht ein Unterschied, der auf dem 1 % Niveau gesichert ist (TUKEY-Test; Tab. 5). Uberdies waren die Fangzahlen in den vom Altholzrand entfernten Fallen weit geringer als in dessen Nahe (vgl. Abb. 1). Eine Zusammenstellung der Fallenvarianten fur das Altholz ergibt geringe, nicht signifikante Unterschiede (FRIEDMANN-Test) sowohl zwischen den beiden verschiedenen alten Kodern bei gleicher Fallenform als auch zwischen den beiden Fallentypen bei gleichaltem Koder.

Unterschiede zwischen den einzelnen Fallen diirften auf Lichtexposition beruhen. So fingen die beiden Fallen am Rand der Westschneise (Abb. 1: L [lo91 1, D. 2) und an einer freistehenden Eiche (L 9) weit mehr Falter als im Bestandesinneren. Falle L 10, die an einem Stamm ohne bodennahe Belaubung hing, hatte nur etwa halb so viele Falter gefangen wie die iibrigen Fallen des Bestandesinneren. Unter gleichen Belichtungsverhaltnissen spielt also auch das Vorhandensein oder Fehlen von Belaubung eine Rolle. Der Einzugsbereich der einzelnen Falle scheint demnach nur klein zu sein.

3.2 Flugbeobachtungen Der Schwkmflug der Eichenwickler wurde sowohl in der Kultur als auch an den niedrigen Xsten des Altholzes beobachtet. Das Schwirmen ist ein stationa- rer Vorgang: Die Falter schwirren vor und zwischen dem Blattwerk mehr oder weniger senkrecht auf und nieder mit einem Hohenunterschied von etwa 10 cm. Ein Abfliegen zu anderen Baumen oder an die Bodenve etation ist

deren Blattmasse nicht wie bei den erwachsenen Baumen horizontal gegliedert war, ist dieses ,,auf der Stelle fliegen" nicht so deutlich; aber auch hier war zu beobachten, dai3 die eingenommene Hohe selten verlassen wird.

selten, ebenso ein Wechseln zwischen Kultur und Altholz. In 6: er Kultur,

Um ein MaS fiir die F1ugaktivit;it zu erhalten, wurden mehrmals t;iglich an einer definierten uberschaubaren Astgruppe alle fliegenden Falter geziihlt. Da die Falter dauernd aufflogen und sich wieder niederliegen, wurde innerhalb von ca. 2min mehrmals gezahlt und Maximum und Minimum aufgezeichnet (Abb. 2).

Die ersten Fliige wurden morgens um 5.00 Uhr bei Temperaturen um 13°C festgestellt und betrafen Minnchen, die aus dem Bodengras an die Eichen flogen. Das eigentliche Schwkmen begann gegen 7.00 Uhr ; die Flug- dichte nahm dann bis gegen 11 .OO Uhr zu und ging wahrend der Mittagszeit auf Null zuriick. Zu dieser Zeit herrschten in der Kultur Temperaturen bis zu 42 "C, im Schatten des Altholzes wurde 32 "C gemessen. Die Falter sai3en auf der Unterseite der Blatter.

Der Flug begann erneut um 14.30 Uhr, obwohl die Temperatur in der

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Tortr ix viridana. Lappwald 1983

2 2 8 L 9 .

6 4 L10.

1 0 0 D 1 .

3 4 6 L 1 .

263 LI109)1,

Lageskizze und Fallenonordnung

L 2 189

.L(109)2 182

0 0 2 175

Altholz

Kultur

0 0 3 1 5 4

.L3 141

0 L 4 41

OL(109) 3 118

Masten 0 D 4 9 4

0 L 6 1 1 2

0 LI10914 143

.L5 2 6

D 5 19

O L 7 3 9

11 Z aun

Erlen

Altholz 4

Abb. 1. Versuchsflache und Fallenanordnung. Beschreibung im Text. Zahlen neben den Fallennummern: Anzahl der in der Versuchszeit (21.-24.6. 1983) in der jeweiligen Falle gefange-

nen Tortrix viridana-Mannchen

Kultur nur unwesentlich auf 37°C und im Altholz uberhaupt nicht zuriickge- gangen war. Es kann daher neben den extrem hohen Temperaturen auch die Lichtstarke als Ursache fur die mittagliche Schwirmpause in Frage kommen. Die Beobachtungszeit war zu kurz und die Witterung so atypisch, da8 die Daten dieses Sommers nicht verallgemeinert werden durfen.

Die Beobachtung, dai3 feuchte Unterlagen an eflogen und dai3 Tau- und vereinzelte Regentropfen aktiv aufgesucht und au f genommen wurden, 1 s t auf

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Uberwachrng won Tort& viridana mit seinem Pheromon 479

60..

50.-

40

30

20

1 0

..

_.

_.

..

L

10 -.

Temperatur-

IS” 2a25 I I

1 s’ 20*15 1% 20-25

I

I I

Abb. 2. Anzahl schwiirmender Tortrix wiridana-Mbchen im Tagesverlauf. (Lappwald 1983)

Feuchtigkeitsbedarf schlieQen, der ebenfalls EinfluQ auf die Flugaktivitat haben kann.

Die groQte Zahl schwirmender Wicklermannchen konnte am Abend des 21. 6. gezihlt werden (Abb. 2). Eine leichte Bewolkung am Abend des 22. 6. hatte keinen EinfluQ auf die Dauer, moglicherweise aber auf die St5rke des Fluges. Nach Sonnenuntergang nahm der Schwarmflug ab, bis bei Eintritt der Dunkelheit alle Falter zur Ruhe gekommen waren. Des Nachts zeichneten sich die ruhenden Falter als helle Dreiecke auf der Oberseite der Blatter ab.

Am Nachmitag des 22.6. wurden erstmals lockende Weibchen mit nachfol- genden Mknchen zwischen den Blattschichten beobachtet. Die erste Kopula- tion fand gegen 16.20 Uhr statt. Lockstoffabgabe und Reaktion der Mknchen fanden demnach bereits zu einer Tageszeit statt, zu der das synthetische Pheromon der Fallen noch keine Wirkung zeigte. Es mui3 dahr vermutet werden, dai3 zu dieser Zeit andere, wahrscheinlich optische Reize vor- herrschten.

!i a 9- b

K w C

Abb. 3. Flachen- und V-Falle. - a: liegender Farbkarton, b: hangender Farbkarton, c: V-Falle; K = Koder

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F v b c Anflug an

hellblau 4 3 beige 0 0 gelb 1 1 rot 0 0 gelbgriin 3 1 orange 0 0 graugriin 0 0 purpur 0 0

alle Farben 8 5

' wei5 farbig

Kartons mit heller Umrandung als Leimflachen angeboten (Abb. 3a, b). Zunachst wurden Leimflachen, halb- seitig mit einem farbigen Quadrat ver- sehen (Abb. 3a), im Mehrfachwahlver- such auf der Erde liegend angeboten. Der Versuch brachte kein Ergebnis (Tab. 6). Dann wurden Leimflachen mit je zwei farbigen Quadraten (Abb. 3b) paarweise - Rucken an Ruk- ken - in belaubte Zweige gehangt, und zwar jeweils in Dreiergruppen

Tabelle 7. Anzahl gefangener 7: viridana 6 8 an hkgenden Farbtafeln ohne Pheromon oder mit Zugabe von 1 Koder pro Gruppe, Lappwald 2 2 . 4 4 . 6. 1983

22. 6. 10.00 Uhr bis 23. 6 . 10.00 Uhr bis 23. 6. 10.00 Uhr 24. 6. 10.00 Uhr

Falter Falter Farbgruppe ohne Pheromon mit Pheromon

pro Fang pro Gruppe pro Fang pro GNppe

a. orange gelbgriin gelb

b. elbgriin Lige graugriin

E 3 x I J

c. rot

d. Pheromonfalle L (109) 1

I

9 38

0 3

5 15 6 20 23 41 9 3

3 1 3 11 33 78 5 44

10 19 34 75

98 60

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Uberwachung von Tor& viridana mit seinem Pheromon 481

Tubelle 8. Anzahl gefangener T. viridana 66 an V-Fallen, Lappwald 22.44.6.1983 ~

n n I Datum Fallen Falter Falter/ Kontr. Falle Falle L, I

22. 6. 10.00 Uhr bi's 23. 6. 10.00 Uhr

23. 6. 10.00 Uhr bis 24. 6. 10.00 Uhr

1

5

146

269

146

53,8

142 I

4 Diskussion

Das auffdligste Merkmal der adulten Eichenwickler ist der Schw%-dug der Mannchen in den Eichenkronen whrend der Tagesstunden. Dieses SchwG- men steht nicht unmittelbar in Zusammenhang mit der Fortpflanzung, denn erst wenn die im Laub verbor enen Weibchen am Nachmittag ihren Lockstoff

Ahnlich zeigte sich auch bei einem anderen Wickler, dem Kiefernknospen- triebwickler Rhyacionia bHoliana, zu Anfang der Schwirmzeit ein Unterschied zwischen der Zahl der schwiirmenden und der in den Fallen gefangenen Falter (SCHNEIDER 1979). Die in der Nahe angebrachten Fallen mit ihrem syntheti- schen Lockstoff sind w h e n d des Tages gegenuber dem kombinierten Reiz: gegliedertes Laub plus arteigenem Lockstoffbukett bei gleichzeitiger hoher Weibchendichte im Nachteil, ein Anflug erfol t selten und, wie das Ergebnis

Eintritt der Dunkelheit wird das synthetische Pheromon in den Fallen auch uber eine groi3ere Entfernung wirksam. Hier kann man an den Ergebnissen der D-Fallen wie auch der kleinen V-Fallen (s. Abb. 3c) einen wesentlich genaue- ren Anflug registrieren. Da die Falter zu dieser Zeit scheinbar unverandert auf den Blattern sitzend beobachtet wurden, mui3 der nachtliche Anflug einzeln und gezielt erfolgen, sich also von dem Schwarmflug wesentlich unterscheiden. Die bisherigen Ergebnisse weisen dahin, dai3 sich der Falter dabei rein olfakto- risch lenken l i t . Soweit das Fassungsvermogen der Klebeflachen nicht erreicht war, hatten bei 3 der 4 angebotenen Fallentypen (Delta-, Du lofalle,

keinen Einflud auf die Zahl gefangener Mknchen. Der entscheidende Parame- ter der Fallen durfte die Koderbeladung sein. Weiterhin ist das Umfeld der Fallen von groder Wichtigkeit. O b die Uberlegenheit der V-Falle auf ihrer Form beruht oder ob eine egenseitige Beeinflussung der Fallen vorlag, mud

Laub nahe den Fallen hatten einen Einflud auf das Fangergebnis. Da jedoch die dem Abendlicht ausgesetzten Fallen an der Schneise wie die

Fallen im Bestandesinneren nur bei Dunkelheit fingen, kann die Lichtexposi- tion nur indirekt uber eine hohere Falterdichte an den hellen Randbaumen auf das Ergebnis eingewirkt haben.

Die Fallen sprechen demnach sehr scharf auf kleinraumige Dichteunter- schiede an. Friihere Fangergebnise hatten den erwarteten Unterschieden in der Populationsdichte in Kultur, Altholz und Stangenholz entsprochen (SCHNEI- DER 1983); auch bei den Versuchen des Sommers 1983 lagen die Fangzahlen in

aussenden, werden sie von c f en Mannchen beachtet (vgl. SCHWENKE 1978).

der D-Fallen zeigte, nur ungenau - nicht au f den Korper gezielt. Erst rnit

offene Leimflache) - mit im Verhiltnis 1 : 2 : 6 stehende Klebeflachen B ie Form

uberpriift werden. Sowohl dp ie Lichtexposition als auch das Vorhandensein von

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der dem Licht weit stirker ausgesetzten Kultur nur halb so hoch wie im Altholz.

Bei einem Einsatz von Pheromonfallen zur Propose oder zum Vergleich verschiedener Bestinde ist demnach neben Bestandesform und -alter vor allem auf gleichartige Lichtverhaltnisse unmittelbar am Anbringungsplatz zu achten.

Die Versuche des Sommers 1983 fanden in einem Gebiet mit starkem Befall, also auch mit hoher Weibchendichte statt. Die Ergebnisse sind zum Teil s ichr durch die starke Weibchenkonkurrenz beeinflufit. Vor allem mussen die maximalen Entfernungen, aus denen die Fallen angeflogen werden, bei schwa- cherem Wicklerbefall uberpruft werden. Immerhin hatten bei Versuchen im Sommer 1980 im FoA Hannover die Fallen in Augenhohe im Altholz trotz der groi3eren Entfernung zur Krone mehr Mannchen gefangen als die beiden anderen Bestandesformen mit geringerer vertikaler Entfernung vom Aufent- haltsort der Imagines (SCHNEIDER 1983). Die Dichte war 1980 deutlich niedri- ger als im Lappwald 1983. Auch BOGENSCH~~TZ (1979) gibt an, dai3 sich bei den Solitiireichen der ehemaligen Auewalder der Rheinufer bei Freiburg der Ein- zugsbereich einer Falle bei schwachem bis mittlerem Befall auf den gesamten Kronenbereich zu erstrecken scheint.

Bei der Uberwachun eines Schadschmetterlings kommt es weniger auf die grofitmogliche Zahl ge B angener Individuen an als vielmehr darauf, dai3 die Ergebnisse zeitlich und raumlich vergleichbar sind (ALTENKIRCH 1983). Nach dem Gesagten sollten also bei Routineuberwachungen nur Fallen eingesetzt werden, die aufgrund ihrer Konstruktion ausschliei3lich olfaktorisch fangen. Zusatzliche optische Komponenten konnen zwar zu grofieren Fangsummen, dann aber auch zu einer starkeren Streuung fiihren.

Zusammenfassung Untersuchungen zum Fallenfang von Torrrix viridunu-Mannchen in einem Schad ebiet im FoA Lappwald (Krs. Helmstedt) mit dem Pheromon (2) 11-14: Ac ergaben eine Abaangigkeit des Anflugs an die Fallen von Lichtexposition und Belaubung. Der Anflug an die Fallen war im Altbestand signifikant hoher als in der Kultur. Unter vergleichbaren Voraussetzungen ergab sich keine Bevonugung von 3 Fallentypen; die Fangergebnisse lassen sich auf die Kderbeladung, nicht auf die Leimflache beziehen.

Wihrend die Wicklerminnchen wihrend des ganzen Tages schwbnten und Anlockung durch die Weibchen mit anschlieknder Paarung vom Nachmittag an erfolgte, gingen die Falter fast ausschliellich wihrend der Dunkelheit in die Pheromonfallen. Es wird daraus geschlossen, da l das Duftbukett der Weibchen in Verbindung mit optischen Reizen dem synthetischen Pheromon tagsiiber iiberlegen ist.

Versuche ZLU Farbwahrnehmung der Wickler verliefen ne ativ; ein Erkennen von Formmerk- malen ist wahrscheinlich, mu13 aber in weiteren Versuchen iiierpriift werden.

Literatur ALTENKIRCH, W., 1982: Uberwachung von Kiefernschadlingen in der Latenz (Forleule, Punolis

flummeu und Kiefernspinner, Dendrolimus pinil. Forst- u. Holzwirt 24, 618-622. ARN, H.; PRIESNER, E.; BOGENSCH~Z, H.; BUSER, H. R.; STRUBLE, D. L.; RAUSCHER, S.;

VOERMAN, S., 1979: Sex Pheromone of Tortrix viriduna: (2)-11-Tetradecenyl Acetate as the Main Component. Z. Naturforsch. 34c, 1281-1284.

BOGENSCH~Z, H., 1979: Eichenwickler-Uberwachung mit Sexuallockstoff-Fallen. AFZ 34,583. BURGHARDT, G.; KNAUF, W.; SCHMUTZLER, K., 1982: BIOTRAPB - a pheromone system for

monitoring deciduous fruits and other crops. 21. Intern. Horticultural Congress, Hamburg, 29. 08.44. 09. 1982.

SACHS, R., 1978: Angewandte Statistik. Sprin er Verl., Berl. Heidelb. New York. SCHNEIDER, I., 1979: Beobachtungen iiber cfen EinfluB von synthetischem Pheromon auf das

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Uberwachung von Tortrix viridana mit seinem Pheromon 483

- 1983: Untersuchungen uber das Ima inalverhalten einiger forstschadlicher Schmetterlinge gegeniiber ihrem Pheromon. Vortr. Tiird International Symposium of Invertebrate Repro- duction (ISIR), Tubingen, Aug. 22-27.

SCHUTTE, F., 1957: Untersuchungen uber die Populationsdynamik des Eichenwicklers (Tortrix viridana L.). Z. ang. Ent. 40, 1-36,285-331.

SCHWENKE, W. (ed.), 1978:. Die Forstschadlinge Europas III., Paul Parey, Hamb. u. Berlin. SCHWERDTFEGER F., 1961: Das Eichenwickler-Problem. Forschung und Beratung Reihe C, H. 1.

Landw. Verl. Hiluu - 1981: Die WaldkranLeiten, 4. Aufl. Hamburg u. Berlin: Paul Parey.

Anschrift der Verfasserin: Dr. ISOLDE SCHNEIDER, Niedersachsiche Forstliche Versuchsanstalt, Abt. Waldschutz, Gratzelstrak 2, D-3400 Gottingen

Lehrstuhl fur Phytopathologie und Pflanzenschutz. Sektion Pflanzenproduktion der Martin- Luther- Universitat Halle- Witten berg

Abundanzdynamik von Schadinsekten im Winterweizen

Von B. FREIER und TH. WETZEL

Abstract Abundance dynamic of insect pests in winter wheat

In wheat fields of the district Halle (GDR) quantitative investigations of abundance of insect pests were carried out. In present paper the results are demonstrated regard to grain aphid, Mamosi- phum avenue (Fabr.), cereal leaf beetles, Oulema melanopus (L.), 0. lichenis Voet, and hawthorn- flies, Dolerus spp. etc. For these insect pests the trends of abundance dynamic could be marked and measures of dispersion were calculated. The standard deviation (s) of the year specific data of important corner-points of abundance dynamic amounted uniform about s = -+ 10 d. The density peak varied between one and ten powers. As the most important driving forces t i e and density variation temperature, trophic factors and antagonists were indicated, although the influence was different by the single pests.

1 Einleitung

Die Dichte (Abundanz) stellt die durchschnittliche Anzahl der Populations- mitglieder, bezogen auf eine Mafieinheit des besiedelten Raumes, dar. Da die Abundanz von Schadinsekten in einem direkten Zusammenhang mit dem SchadausmaS steht, verdient sie besonders im Rahmen der Oberwachung und Bekimpfungsentscheidung Beachtung. Die Dichte bildet die Basis fur Befall- Schadens-Relationen sowie Bekampfungsrichtwerte und ist Ausgangspunkt fur Befalls- und Schadensprognosen. Dabei verkorpern Abundanzmaxima besonders wichtige BezugsgroSen (WETZEL, FREIER und HEYER 1980).

Die Abundanz unterliegt stetigen Anderungen. Betrachtet man einen Kul- turpflanzenbestand als das definierte Areal einer Schadinsektenpopulation, so ist die Abundanz das Resultat von Zugang und Abgang, also Reproduktion und Einwanderung auf der einen sowie Sterben und Auswanderung auf der

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-2240/84/9805-0483 $ 02.50/0 2. ang. Ent. 98 (1984), 483-494 0 1984 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0044-2240 / Intercode: ZANEAE