herrn professor dr. med. karl oberdisse zum 91. geburtstag
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Der Internist 5·99 | M 139
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W.Wildmeister
Herrn Professor Dr. med. Karl Oberdisse zum 91. Geburtstag
1971 wandte ich mich an meinen hoch-verehrten Chef und bat ihn, mich zu ei-ner Habilitation zu führen. Zwar fand erdas Thema „Thyrotropin ReleasingHormon“ sehr interessant und wegender damaligen Aktualität als Habilitati-onsarbeit geeignet, aber ihn beschäftig-te eine andere Sorge: „Herr Wildmei-ster, ich werde bald emeritiert, ich kannsie nicht bis zum Abschluß der Arbeitbegleiten.“ Die Fürsorge für seine Schü-ler stand an erster Stelle! Als letzterSchüler in der langen Reihe seiner vie-len Mitarbeiter bin ich Herrn ProfessorOberdisse sehr dankbar dafür, trotz desWechsels an der Klinikspitze mit seinerHilfe das große Ziel der Habilitation er-reicht zu haben. Er legte den Grund-stein zu der vertrauensvollen undfreundschaftlichen Zusammenarbeit mitProfessor Horster. Das Grundkonzeptvon Professor Oberdisse, hochent-wickelte Wissenschaft umzusetzen inpraktische Medizin, ist die Basis derStabilität des Gebietes „Innere Medi-zin“. Die Internisten in Deutschlandprofitieren heute noch von seiner Krea-tivität.
● Herr Professor Oberdisse wies frühauf die Volkskrankheit „Diabetesmellitus“ hin. Er gestaltete im Gebiet„Innere Medizin“ die Weiterbildungs-inhalte des Schwerpunktes „Endo-krinologie, Diabetologie, Metabolis-mus“. Die Internisten sind seit langenJahren in diesem Bereich qualitativauf hohem Level weitergebildet. An-dere Gebiete der Medizin haben ver-sucht, die Qualität der Internisten zu
● Nicht zu vergessen die physikalischeTherapie. Auch hier ist es der Ver-dienst von Herrn Professor Oberdis-se, dass die physikalische Therapieals Teil der internistischen Therapieangesehen wird.
Auch in der Heinrich-Heine-UniversitätDüsseldorf ist es nicht mehr selbstver-ständlich, daß die Ordinarien dieHauptvorlesungen als ihre Domäne be-trachten. Herr Professor Oberdisse hatkaum eine Hauptvorlesung „Innere Me-dizin“ delegiert. Dieses Verhalten solltegerade heute als vorbildlich gelten! Ausseiner gesamten Tätigkeit wird deut-lich, daß ihm Studenten und Mitarbei-ter am Herzen lagen. In seiner Funktionals Rektor und Dekan hat er politischEinfluß genommen auf Ausbildung,Fortbildung, die Förderung des wissen-schaftlichen Nachwuchses und die Ent-wicklung der Universität. Leider hat dieBundesärztekammer als Selbstverwal-tungsorgan der deutschen Ärzteschaftseine Leistungen und sein herausragen-des ärztliches Lebenswerk trotz mehrfa-cher Anregung nicht gebührend aner-kannt. Aber alle Menschen, die dasGlück hatten, in seinem Einflußbereichzu arbeiten, von ihm zu lernen, und un-ter seiner Leitung Erfahrungen zu sam-meln, haben große Leistungen in Kli-nik, Praxis, Behörde, Industrie und Poli-tik ermöglicht. So konnten durch HerrnProfessor Oberdisse viele Impulse in diemedizinische Welt hinausgetragen wer-den zum Nutzen unserer Patienten.
Prof. Dr. W. Wildmeister
erreichen. Dies ist bis heute nicht ge-lungen, zumal die neuen Entwicklun-gen im Bereich Diabetologie geradevon den Internisten aufgegriffen undfür unsere Patienten nutzbar ge-macht werden. Deshalb ist die Diabe-tologie außerhalb des Gebietes „Inne-re Medizin“ fachfremd.
● Gerade in der heutigen Zeit ent-wickelt sich der Bereich „Emäh-rungsmedizin“ zu grosser Bedeu-tung. Herr Professor Oberdisse hatdies frühzeitig erkannt. Ihm ist zuverdanken, dass durch wissenschaft-liche Begleitung dieser Bereich fest inder Inneren Medizin verankert ist.
● Auch die Laboratoriumsmedizin istfür ihn eine der Grundlagen der In-neren Medizin. Seinen Mitarbeiternhat er jede nur denkbar Hilfestellunggegeben, zu forschen und die Ent-wicklung moderner Labormethodenweiter voranzutreiben. Deshalb istdie Innere Medizin weiterhin Wäch-ter, Koordinator und Impulsgeber fürdie Labormedizin. Sie, und damit die nuklearmedizinische Labordia-gnostik beruht zum wesentlichen Teilauf der Initiative von Professor Ober-disse und seinen Mitarbeitern. Derfrühe Einsatz der Nuklearmedizin,auch als bildgebendes Verfahren, be-reicherte die Innere Medizin im all-gemeinen, die Endokrinologie im be-sonderen.
● Die Möglichkeiten der bildgebendenVerfahren wurden von Herrn Profes-sor Oberdisse an eine wichtige Stelleder Inneren Medizin positioniert. In-ternistische Radiologie war integra-ler Bestandteil der von ihm stets ge-forderten qualitativ hochstehendeninternistischen Diagnostik.